Das Evangelium der Herrlichkeit (1.Tim.1:1-17)
Für alle beten wir (1.Tim.1:18-2:15)
Im Hause Gottes (1.Timotheus 3)
Werde den Gläubigen ein Vorbild! (1.Timotheus 4)
Vom Umgang mit Witwen und Ältesten (1.Timotheus 5:1-6:2)
Ringe den edlen Ringkampf des Glaubens (1.Timotheus 6:3-21)
Ausführungen zum 1. Timotheusbrief
Das Evangelium der Herrlichkeit (1.Tim.1:1-17)
Es ist üblich, den ersten Timotheusbrief ebenso wie den zweiten und den
Titusbrief als Pastoral- oder Hirtenbriefe zu bezeichnen, weil sie Timotheus und
Titus Anweisungen geben, wie sie für ein geordnetes Gemeindeleben sorgen und,
sich selbst zum Vorbild gebend, als rechte Hirten wirken sollen.
Der Verfasser des 1.Timotheusbriefs ist Paulus, der Apostel Christi Jesu,
der einzige Apostel, der den Titel des Herrn vor dem Namen nennt und damit
dessen Ämter und überhimmlisches Dasein betont, zumal Paulus von dem erhöhten
und verherrlichten Herrn berufen wurde und wir eine Berufung nach droben haben.
Bereits der Briefeingang ist gewichtigen Inhalts: »Paulus, Apostel Christi Jesu gemäß der Anordnung Gottes, unseres Retters, und des Herrn Jesus Christus, unserer Erwartung, an Timotheus, mein Glaubenskind rechter Art.« Gemäß der Anordnung Gottes ist Paulus Apostel und nicht, weil er etwa dem Herrn bereits als Jünger nachgefolgt wäre. Es war allein der souveräne Wille Gottes. Damit hat Paulus aber auch alle Vollmacht, selbst Anordnungen zu treffen, denen unbedingt Folge zu leisten ist.
Unser Retter ist Gott, oder mit den Worten von Kapitel 4, Vers 10,
gesagt, der Retter vor allem der Gläubigen. Da Er will, dass alle gerettet
werden und Christus Sich für alle dahingab, ist Er auch der Retter aller übrigen
Menschen (1.Tim.2:4,5; 4:10; Kol.1:20).
Unsere Erwartung ist der Herr Jesus Christus, Er Selbst. Wenn wir auch
unsere Rettung vor dem Zorn Gottes erwarten, die Freilösung unseres Körpers
aus der Vergänglichkeit, unsere Verwandlung in das Bild Christi und unsere Entrückung
zu Ihm hin, so bleibt dies alles doch hinter dem zurück, dass wir Christi
Erscheinen lieb haben und Ihn Selbst erwarten, der uns liebt und Sich Selbst für
uns dahingegeben hat. Mit Ihm werden wir dann allezeit zusammen sein
(1.Thess.4:17).
Ein Glaubenskind rechter Art ist Timotheus geworden. Er lebt im Glauben
und in der Treue gegenüber dem Paulus enthüllten Evangelium (Gal.1:12).
Deshalb kann Paulus ihn zu seinem Reisebegleiter wählen und ihm besondere Aufträge
erteilen, zum Beispiel in verschiedenen Gemeinden nach dem Rechten zu sehen.
Paulus stellt ihm höchstes Lob aus. So lesen wir in 1.Korinther 4:16,17: »Ich
spreche euch zu: Werdet meine Nachahmer! Deshalb sende ich Timotheus zu euch,
der mein im Herrn geliebtes und treues Kind ist; er wird euch an meine Wege in
Christus Jesus erinnern, so wie ich sie überall in jeder herausgerufenen
Gemeinde lehre.« Und in Philipper 2:20-23: »Ich habe niemand, der ebenso [wie
ich] empfindet, der in so rechter Art um euer Ergehen besorgt sein wird [wie
Timotheus]; denn alle anderen suchen das Ihre und nicht das, was Christi Jesu
ist. Seine Bewährtheit aber kennt ihr, dass er, wie ein Kind seinem Vater,
zusammen mit mir am Evangelium sklavt. Diesen erwarte ich nun unverzüglich
senden zu können.« Nicht nur Paulus, sondern auch er sei unser Vorbild.
Timotheus hatte übrigens einen griechischen Vater und eine gläubige jüdische
Mutter und Großmutter. Paulus hatte ihn auf seiner zweiten Missionsreise in
Lystra kennengelernt (Ap.16:1; 2.Tim.1:5).
Paulus schickt seinen Anweisungen den Segensgruß voraus: »Gnade, Erbarmen und Friede von Gott, unserem Vater, und Christus Jesus, unserem Herrn« (Vers 2). Die absolute und bedingungslose, überströmende Gnade in der Rettung und Rechtfertigung sowie der Friede am Vaterherzen Gottes aufgrund der Versöhnung mit Ihm kennzeichnen das Evangelium des Apostels Paulus. Nun flicht Paulus hier (wie auch im zweiten Brief an Timotheus) noch das Erbarmen ein. Das Erbarmen Gottes kommt nach Galater 6:16 auf solche Gläubige, die die geistlichen Grundregeln befolgen, nämlich aus Glauben zu leben, das Fleisch zu kreuzigen und im Geist zu wandeln (Gal.3:14; 5:16,24). Da Timotheus als junger Mann, der zudem unter häufigen Schwächeanfällen litt (1.Tim.4:12; 5:23), die schwere Aufgabe hat, Missstände und Irrlehren abzuwehren sowie fleischlich Wandelnde und um Worte Zankende zu ermahnen, bedarf er in besonderer Weise des Erbarmens Gottes, nicht nur dergestalt, dass er unverrückbar und unverzagt in Christus ruhe, sondern auch manche Erleichterung im Alltag erfahre.
Timotheus - sein Name bedeutet »wert dem Gott« - er ist für Gott
wertvoll.
In den Versen 3 und 4 bekräftigt Paulus den Auftrag, den er Timotheus gegeben hat: »Wie ich dir beim Abgang nach Mazedonien zusprach, so verharre in Ephesus, damit du gewisse Leute anweisest, nicht anderes zu lehren noch auf Sagen und endlose Geschlechtsregister achtzugeben, die vielmehr Streitfragen verursachen als die Verwaltung Gottes fördern, die im Glauben besteht.«
Dies schreibt Paulus auf seiner dritten Missionsreise (52 bis 56) in
Mazedonien. Er war nach dem Tumult der Silberschmiede nach zweijährigem
Aufenthalt in den Jahren 53 und 54 von Ephesus abgereist (Ap.19:21-41; 20:1).
Noch hat er vor, nochmals nach Ephesus zu kommen (1.Tim.3:14). Etwas später
aber erklärt er den Ältesten von Ephesus in Milet im Jahre 56, dass er nicht
mehr nach Ephesus kommen werde (Ap.20:25, 38). Da der zweijährige Aufenthalt in
Ephesus also sein letzter dort gewesen war, ist der 1.Timotheusbrief auf das
Jahr 55 zu datieren.
Timotheus hat den Gläubigen in Ephesus den Inhalt des Briefes zu
vermitteln.
Dort gibt es Brüder, die etwas anderes lehren, etwas anderes als die köstliche
Lehre, die Paulus verkündigt. Sie wird in Galater 2:7 das Evangelium der
Unbeschnittenheit genannt und ist von der Rettung allein in der Gnade, von der
Rechtfertigung allein durch Glauben, von der Versöhnung, vom Sohnesstand und
von der überhimmlischen Erwartung geprägt. Selbst wenn diese gewissen Brüder
dieses Evangelium nicht leugnen wollen, so tun sie es praktisch teilweise doch,
denn sie mischen ihr Lieblingsthema darunter, damals religiöse Mythen und
stolze jüdische Stammbäume, heute alle möglichen theologischen,
philosophischen, sozialwissenschaftlichen und schwärmerischen Thesen. Da dies
alles vom Wort Gottes abweicht, können Zank und Streit nicht ausbleiben. Sie
veranlassen, dass die Gläubigen sich mit vielem anderen befassen, nur nicht mit
dem, worauf wir wirklich achten sollen, nämlich auf das Wort Gottes,
insbesondere auf das fleißige Lesen der Briefe des Apostels Paulus und damit
der Worte unseres Herrn Jesus Christus an uns, die Glieder Seines Körpers. Jene
Brüder aber lenken uns ab vom Leben im Glauben; die Folge davon ist, dass wir für
den Herrn unbrauchbar werden, zumindest punktuell.
Timotheus soll die Heiligen in der Erkenntnis der Verwaltung Gottes
festigen, die im Glauben besteht. Diese Haushaltung oder Verfahrensordnung
Gottes war geheim gewesen (Eph.3:9; Kol.1:25,26), denn sie war weder im Gesetz
noch bei den Propheten und weder von unserem Herrn auf Erden noch von den zwölf
Aposteln erwähnt worden. Sie wurde angesichts der Verwerfung Israels dem
Apostel Paulus gegeben und wird in Epheser 3:2 als die Verwaltung der Gnade
Gottes bezeichnet. Diese Verwaltung, in der wir heute leben, wird mithin vom
Glauben und von der Gnade bestimmt. Glauben und Gnade entsprechen einander;
beides ist nicht unser Verdienst, sondern Gottes Gabe. Alles, was wir in
Christus Jesus sind und haben, ist uns durch Glauben zuteil geworden, ohne
Werke, ohne Rituale, ohne Umsinnung, eben damit es der Gnade gemäß sei (Röm.4:16).
Dementsprechend wandeln wir auch im Glauben; das heißt zugleich, dass
wir weder durch Wahrnehmungen wandeln (2.Kor.5:7) - wir nehmen weder himmlische
Boten noch Wunder noch sonst etwas Übernatürliches wahr - noch durch
Schlussfolgern. Wir glauben, was geschrieben steht, und nicht, was jemand
aufgrund einer Folgerung behauptet (Phil.2:14).
»Die Vollendung aber der Anweisung ist Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben, von welchem einige abgeschweift sind und sich zu eitlem Geschwätz abgekehrt haben, die Gesetzeslehrer sein wollen, doch nicht begriffen haben, weder, was sie sagen, noch worauf sie bestehen« (Verse 5-7).
Die Liebe ist Vollendung, das Höchste, die Vollkommenheit. Bereits im
Gesetz ist die Liebe das größte Gebot: »Lieben sollst du den Herrn, deinen
Gott, mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen
Denkart. Dieses ist das große und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich:
Lieben sollst du deinen Nächsten wie dich selbst! An diesen zwei Geboten hängt
das ganze Gesetz und die Propheten« (Mat.22:37-40; 5.Mose 6:5; 3.Mose 19:18).
»Die Liebe ist die Vervollständigung des Gesetzes« (Röm.13:10). »Wer den
anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt« (Röm.13:8). Der Glaube ist nur durch
die Liebe wirksam (Gal.5:6). Nur die Liebe baut auf. Alles, was wir ohne Liebe
tun, ist nicht wirksam zur Auferbauung der Gläubigen, sondern verschwendete
Energie. Möge die Liebe Gottes, die durch den heiligen Geist in unseren Herzen
ausgegossen ist (Röm.5:5), in uns allen wachsen. Voller Liebe dürfen wir
werden, ihr allezeit nachjagend.
Die Liebe kann nur aus einem reinen Herzen kommen; jede Unreinheit wäre
ihr entgegen. Wir sollen sogar solche Gläubige, die den Herrn nicht aus reinem
Herzen anrufen, meiden, damit wir für den Herrn brauchbar bleiben
(2.Tim.2:21,22).
Die Liebe kann nur aus einem guten Gewissen kommen. Handlungen mit
schlechtem Gewissen bewirken nicht nur dem Nächsten nichts Gutes, sondern
bringen zudem den Handelnden selbst in die Gefahr, dass sein Gewissen abstumpft
und er Schiffbruch am Glauben erleidet (1.Tim.1:19).
Und schließlich kann die Liebe nur aus ungeheucheltem Glauben kommen.
Dem Kontext nach sind damit nicht Ungläubige angesprochen, sondern Gläubige,
die zu einzelnen Glaubensthemen so tun, als ob sie dahinterstünden, in
Wirklichkeit aber andere Thesen verfechten. Ein Mangel an Liebe zum Wort der
Wahrheit führt aber immer auch zu einem Abwenden von der Liebe in der Praxis.
Wer von all diesem abschweift, wendet sich unausbleiblich eitlem Geschwätz
zu. Einige davon sind Gesetzeslehrer, die nicht begriffen haben, was sie sagen.
Sie bedenken nicht, dass nicht das Gesetz die Vollendung ist, sondern Christus
und damit die Liebe. Sie bedenken auch nicht, dass das Gesetz nur Israel gegeben
ist und nicht den Nationen und dass es nur Erkenntnis der Sünde bewirkt, aber
keine Rettung (Röm.3:20). Das Gesetz verurteilt den, der es nicht in allen
Punkten hält. Der Gerechte wird aus Glauben leben. Das Gesetz aber ist nicht
aus Glauben (Gal.3:10-12).
Wozu das Gesetz dient
Der Apostel Paulus schreibt weiter: »Wir wissen aber, dass das Gesetz ausgezeichnet ist, wenn es jemand gesetzmäßig gebraucht; auch wissen wir dies, dass das Gesetz nicht für Gerechte bestimmt ist, sondern für Gesetzlose und Aufsässige, Ruchlose und Sünder, Huldlose und Unheilige, Vatermisshandler und Muttermisshandler, Männermörder, Hurer, Männerschänder, Männerräuber, Lügner, Meineidige und für anderes, was der gesunden Lehre widerstrebt« (Vers 8-10). Ja, dazu dient das Gesetz, dass es jenen die außerordentliche Sündhaftigkeit der Sünde deutlich mache (Röm.7:13). Das Gesetz in seiner Heiligkeit enthüllt den Gesetzlosen ihre Ungerechtigkeit, es zeigt ihnen ihre Sünde auf, es überführt sie von der Sünde (2.Tim.3:16).
Da das Gesetz heilig, gerecht und gut ist, bekundet es, was der gesunden Lehre widerstrebt. Die gesunde Lehre aber ist - wie in Vers 11 zu lesen - »gemäß dem Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes, mit dem ich betraut bin.« Paulus stellt nicht nur die gesunde Lehre dem krankhaften Geschwätz gegenüber, sondern auch das herrliche Evangelium dem Gesetz. Im Verhältnis zur Herrlichkeit des heute zu verkündigenden Evangeliums ist das Gestz gleichsam unverherrlicht (2.Kor.3:10). Dem Apostel Paulus wurde diese Heroldsbotschaft anvertraut, die die gesamte Liebe und Gnade Gottes im Angesicht Jesu Christi in größter Herrlichkeit aufleuchten lässt. Paulus ist der Herold, Apostel und Lehrer der Nationen (1.Tim.2:7), ihm wurde die gegenwärtige heilsgeschichtliche Verwaltung der Gnade Gottes gegeben (Eph.3:2) und sein Evangelium, in Galater 2:7 das der Unbeschnittenheit genannt, lässt uns, die aus den Nationen, ohne die Vermittlung Israels teilhaben an allen Schätzen des Reichtums Christi und an jedem geistlichen Segen in Christus inmitten der Überhimmlischen (Eph.1:3). Das Evangelium der Herrlichkeit offenbart uns den gesamten Heilsplan Gottes, mündend in die Unterordnung des Alls unter Christus (Eph.1:10), die Aussöhnung des Alls durch das Blut des Kreuzes (Kol.1:20) und die Vervollständigung des Alls in allem durch Christus (Eph.1:23). Nicht nur wir, sondern Gott Selbst ist glücklich darüber. Er wird alle retten (1.Tim.4:10) und alle und alles durch Christus in Herrlichkeit und in Liebe vollenden. Lobpreis, Dank und Verherrlichung, die wir Ihm dafür darbringen, werden niemals enden!
Der Apostel des Evangeliums der Herrlichkeit des glückseligen Gottes zu sein, kann Paulus nur mit Dankbarkeit erfüllen. So schreibt er in den Versen 12 und 13: »Dankbarkeit habe ich gegenüber dem, der mich mächtig macht, Christus Jesus, unserem Herrn, weil Er mich für treu erachtet und in den Dienst eingesetzt hat, der ich zuvor ein Lästerer, Verfolger und Frevler war. Ich habe jedoch Erbarmen erlangt, weil ich es unwissend tat, im Unglauben.« Saulus hatte die Jünger des Herrn Drohen und Mord schnaubend verfolgt; er war der Reihe nach in die Häuser gegangen und hatte Männer und Frauen fortgeschleppt und ins Gefängnis geworfen (Ap.8:3; 9:1; Gal.1:13). Da er jedoch in Unkenntnis gehandelt hatte, erbarmte Sich der Herr vor Damaskus seiner, entsprechend den Worten am Kreuz: »Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun« (Luk.23:34; vgl. Ap.3:17). Dies entsprach auch dem Gesetz des Mose, wonach es für nicht absichtliche Sünden Vergebung gab (4.Mose 15:29-31).
Und nun ist Paulus mächtig gemacht, gekräftigt, befähigt zu einem
hingebungsvollen Dienst für Christus Jesus, den Herrn.
Welch eine Gnade! Paulus bezeichnet sie in Vers 14 als überaus reich und damit als überwältigend, denn sie hat ihn ergriffen, er ist erfüllt von ihr, sie lässt sein Herz schneller schlagen, sie veranlasst ihn zu Dank und Lobpreis, sie bewegt ihn zum Wirken: »Überwältigend aber ist die Gnade unseres Herrn, mit Glauben und Liebe, die in Christus Jesus ist.« Die Gnade, die Paulus erfuhr, steht nicht für sich allein, sondern ist mit Glauben und der Liebe des Christus verbunden. Allein durch Glauben nämlich haben wir Zugang in diese Gnade erhalten, in der wir stehen (Röm.5:2). Alles aber, das Erbarmen, der uns geschenkte Glaube, die Gnade, ist Ausdruck der Liebe des Christus, die daran erkennbar ist, dass Er Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden Wohlgeruch (Eph.5:2).
Des weiteren betont Paulus: »Glaubwürdig ist das Wort und jeden Willkommens wert, dass Christus Jesus in die Welt kam, um Sünder zu retten, von denen ich der erste bin« (Vers 15). Das Wort ist wahr, und jeder Mensch sollte es von Herzen willkommen heißen, dass Christus Jesus in die Welt kam, um Sünder zu retten, und zwar alle, nicht nur eine Gruppe von ihnen. Und der erste Sünder von allen, der größte, ist Paulus, denn er hatte den von Mose angekündigten Propheten, Jesus Christus, verfolgt (5.Mose 18:15; Ap.3:27; 7:37), indem er Seine Gemeinde verfolgte. Und dieser, der schlimmste der Sünder, darf nun das Evangelium der Rettung aller Menschen verkündigen (2:4; 4:10), das Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes.
Überdies bezeugt Paulus: »Jedoch, ebendeshalb erlangte ich Erbarmen,
auf dass Jesus Christus an mir als erstem sämtliche Geduld zur Schau stelle,
denen als Muster, die künftig an Ihn glauben, zu äonischem Leben« (Vers 16).
Paulus ist auch der Reihe nach der erste, und zwar der erste, an dem Christus sämtliche
Langmut erzeigte. Gott hat im Falle des Saulus wohl am längsten gewartet,
gemessen an dessen Hass, um ihm Raum zur Umsinnung zu geben (2.Pet.3:9), bevor
Er ihn vor Damaskus eigentlich hätte vernichten müssen. Aber Saulus erlangte
Erbarmen, sogar ohne umzusinnen. Ohne Umsinnung war bislang keine Rettung möglich,
wie unser Herr zu Israel gesagt hatte und Petrus zu Pfingsten ebenfalls
(Ap.2:38). So ist Paulus das grundlegende Muster, das Urbild, der Prototyp
geworden für alle, die in der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Haushaltung Sünder
sind und zum Glauben gerufen werden. So böse sie auch sein mögen - wurde
Paulus gerettet, dann auch sie. - Nach Philipper 1:7 sind wir alle, die wir
glauben, Mitteilnehmer an der Paulus erwiesenen Gnade.
Gott macht an den Gefäßen des Erbarmens nach Römer 9:23 übrigens auch
den Reichtum Seiner Herrlichkeit bekannt - an uns, die Er zur Herrlichkeit
vorherbereitet hat.
Wer an den Herrn Jesus Christus glaubt, wer glaubt, dass Jesus um unserer
Kränkungen willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt
wurde (Röm.4:25), bekommt äonisches Leben, Leben in den beiden zukünftigen Äonen,
ein Leben in Unvergänglichkeit und Herrlichkeit. Als dem Bild des Sohnes Gottes
Gleichgestaltete (Röm.8:29) werden wir an den herrlichen Diensten unseres Herrn
und Hauptes als Seine Glieder mitwirken (Eph.1:23), wird Gott doch den alles übersteigenden
Reichtum Seiner Gnade den überhimmlischen Geschöpfen an uns in Christus Jesus
zur Schau stellen (Eph.2:7) und werden die, die mit Christus litten, sogar mit
Ihm regieren (Röm.8:17; 2.Tim.2:12).
Was bleibt Paulus noch zu sagen? Nur der Lobpreis: »Dem König aber der Äonen, dem unvergänglichen, unsichtbaren, alleinigen, weisen Gott sei Ehre und Verherrlichung für die Äonen der Äonen! Amen!« (Vers 17). Angesichts der Herrlichkeit der Gnade des glückseligen Gottes können wir zusammen mit Paulus nur in Dank überfließen und dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus in tiefer Beugung alle Wertschätzung entgegenbringen und Ihn verherrlichen.
Gott ist der König der Äonen, der Herrscher über alle Äonen. Für den
Ablauf der Äonen hat Er einen Vorsatz in Christus Jesus gefasst (Eph.3:11), den
Er durch Seinen Sohn auch ausführt. War der Anfang schon herrlich, so ist es
die Vollendung noch viel mehr.
Gott ist unvergänglich. Wir selbst kennen bisher nur das Gegenteil; es
kommt aber der Tag, wenn Er uns Unvergänglichkeit zueignen wird (1.Kor.15:53).
Er ist unsichtbar, denn Er ist Geist (Joh.4:24). Gott wird nur in Seinem
Abbild, Christus Jesus, dem Erstgeborenen vor einer jeden Schöpfung, sichtbar
(Kol.1:15).
Der alleinige Gott ist Er. Das heißt nicht nur, dass Er der einzige ist,
sondern auch, dass Er allein alles bestimmt. Durch Jesaia vernehmen wir: »Ich
bin Jewe! Und da ist sonst keiner!« (45:18); »Ich bin Jewe Elohim, und da ist
sonst keiner! Der Ich bilde das Licht und erschaffe das Finstere, bewirke das
Gute und erschaffe das Böse; Ich, Jewe Elohim, mache all dieses!« (45:6,7); »Ich
bin El! Und da ist sonst kein Elohim! Und da ist niemand gleichwie Ich!«
(46:9).
Und schließlich nennt Paulus Gott noch weise, in Römer 16:27 darüber
hinaus »allein weise«. Wenn nun jemand unter uns gleichwohl weise zu sein
meint, der vergesse nicht, woher seine Weisheit stammt: nur aus dem Wort Gottes.
Und dieses sagt uns, was der Anfang der Weisheit ist: die Furcht Gottes
(Ps.111:10; Spr.1:7), und worin die Weisheit im Kern besteht: in Christus, und
diesem als gekreuzigt. Christus allein ist uns zur Weisheit gemacht
(1.Kor.1:24,30; 2:2,7). Wer das Wort vom Kreuz verstanden hat, der ist weise.
Leider mangelt es vielen Heiligen bereits an der Furcht Gottes, sodass sie noch
nicht einmal in der Heiligung fortschreiten (2.Kor.7:1).
Den betrachteten Schriftabschnitt abschließend, sei gesagt: Gott, der
gebot: Aus der Finsternis leuchte das Licht!, lasse es in unseren Herzen
aufleuchten zur Erkenntnis des herrlichen, dem Paulus anvertrauten Evangeliums,
zur Erkenntnis des Evangeliums der Herrlichkeit des glückseligen Gottes!
Für alle beten wir (1.Tim.1:18-2:15)
Der Apostel Paulus gibt Timotheus in seinem ersten Brief an ihn Anweisungen für den Gott wohlgefälligen Glaubenswandel der herausgerufenen Gemeinde.
Nach der ausführlichen Einleitung schreibt er in Vers 18: »Diese Anweisung vertraue ich dir an, mein Kind Timotheus, den vorher an dich ergangenen Prophetenworten gemäß, damit du in denselben den edlen Krieg ausfechten mögest.« Was Paulus Timotheus persönlich kundtut, ist nicht nur ihm nahegelegt, sondern uns allen, zumal Timotheus nach 2.Timotheus 2:2 dies treuen Menschen anvertrauen soll, die tauglich sein werden, auch andere zu lehren. Mithin sollen auch wir dies tun und andere entsprechend belehren.
Timotheus wurde aufgrund eines prophetischen Ausspruchs unter Auflegen
der Hände des Paulus und der Ältesten von Lystra und Ikonium in seinen Dienst
eingesetzt. Diese geistgewirkte Absonderung als Mitarbeiter erinnert an jene des
Saulus und Barnabas im syrischen Antiochien (Ap.13:2,3).
Prophetenworte haben wir heute nicht mehr - sie sind seit der Abfassung
der Reifebriefe, des Epheser-, Philipper- und Kolosserbriefs - abgetan
(1.Kor.13:8-12; Eph.4:13). Dafür haben wir aber das vervollständigte
prophetische Wort des Apostels Paulus (Röm.16:26), wonach wir uns zu richten
haben. Infolge der auf Timotheus bezogenen Prophetenworte tat er seinen Dienst,
und in dem an uns ergangenen prophetischen Wort sollen wir unseren Dienst tun,
der in Anbetracht der geistlichen Feindschaft, die uns entgegenschlägt, als
Krieg bezeichnet wird, denn wir haben das Evangelium der überströmenden Gnade
zu verteidigen, wir haben das Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen
Gottes unter vielen Widerständen zu verkündigen. Zweimal nennt Paulus uns »Krieger
Christi« (2.Tim.2:3; 4:2). Wir stehen im Ringkampf der Verbreitung des
Evangeliums des Apostels Paulus (Phil.1:27,30).
Den edlen Krieg soll Timotheus ausfechten, »indem du Glauben und ein gutes Gewissen hast« (Vers 19a). Dies sind die Waffen unseres Krieges: Glauben und ein gutes Gewissen. Mehr nicht? Warten wir ab; sie sind grundlegend. Prüfen wir uns: Glaube ich Gott alles? Denn nur dann sind wir kraftvoll und werden den Mund zur rechten Zeit auftun. »Ich glaube, darum spreche ich auch« (1.Kor.4:13; Ps.116:10). Wenn wir Gott alles glauben, dann werden wir auch die gesamte Waffenrüstung Gottes angezogen haben, sodass wir das Schwert des Geistes, das ein Ausspruch Gottes ist, recht führen können (Eph.6:17). Da das griechische Wort für Glaube auch Treue bedeutet, fragen wir weiter: Bin ich jedem Wort Gottes gegenüber treu? Gehorche ich ihm in allen mich angehenden Punkten?
Außerdem muss man ein gutes Gewissen haben, wovon es in den Versen 19b
und 20 heißt: »... welches einige von sich gestoßen und am Glauben
Schiffbruch erlitten haben, unter welchen Hymenäus und Alexander sind, die ich
dem Satan übergeben habe, damit sie erzogen würden, nicht zu lästern.« Wer
gegen die erkannte Wahrheit handelt, der irrt von der Glaubenstreue ab
(1.Tim.6:10), der korrumpiert sich selbst und wird vom Strudel hinabgezogen, der
betrübt nicht nur den heiligen Geist, sondern erkennt auch bald nicht mehr, ob
Christus in ihm ist (2.Kor.13:5). Wer nicht aufrichtig ist, ist unbrauchbar und
kampfunfähig.
Vermutlich sind Hymenäus und Alexander dieselben, die auch in
Apostelgeschichte 19:33, 2.Timotheus 2:17 und 4:14 genannt sind. Paulus übergab
sie dem Satan. Diese apostolische Vollmacht haben unsere Ältesten nicht, die
sehr wohl Gemeindezucht zu üben haben. Die Tat des Paulus, sicherlich ebenso
wie in der Sache des Hurers in Korinth »zum Ruin des Fleisches« (1.Kor.5:5),
wie auch die Zuchtmaßnahmen unserer Ältesten dienen stets zur Erziehung, auf
dass die Sündigenden umsinnen (1.Kor.5:5; 2.Kor.2:7; 2.Tim.2:24-26), im Falle
von Hymenäus und Alexander, dass sie aufhören zu lästern; sie redeten wohl Übles
gegen das Evangelium des Apostels Paulus.
Fürbitte und Danksagung für alle Menschen
Wir kommen zu Kapitel zwei und einer vorrangigen Anweisung: »Ich spreche
dir nun vor allem anderen zu, dass Flehen, Gebete, Fürbitten und Danksagung
getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in übergeordneter
Stellung sind« (Vers 1+2a). Vor allem - vor allen anderen Gemeindediensten -
sollen wir im Rahmen des alle Menschen umfassenden Rettungswillen Gottes (Vers
4) und aufgrund der Tatsache, dass Christus zugunsten von allen starb (Vers 6),
für alle Menschen nicht nur bitten, sondern auch bereits danken, denn Gott ist
der Retter aller (4:10) und wird alle zur Erkenntnis der Wahrheit führen, dass
Er einer ist und es nur einen Mittler zwischen Gott und Menschen
gibt, den Menschen Christus Jesus (Vers 5). In den Zusammenhang gehört auch
Vers 7, wo Paulus von sich als dem Apostel der Nationen schreibt, als der er
einen weltumspannenden Dienst hat und sich um jeden Menschen müht, um jeden in
Christus gereift darzustellen (Kol.1:28).
Flehen ist inständiges Bitten, Fürbitte das sich Verwenden, das
Eintreten für andere. Da Dank (eucharistia) im Griechischen mit Gnade (charis)
und mit Freude (chara) eng verwandt ist, lässt sich sagen, dass Gnade Freude
bereitet und Danken das Erstatten der Freude ist. Die Danksagung für alle
Mensche gründet sich mithin auf das Wissen, dass die Gnade Gottes erschienen
ist, allen Menschen zur Rettung (Tit.2:11), und auf unsere Freude darüber.
Für Könige und alle Höhergestellten, angefangen beim Schullehrer über
den Abteilungsleiter und Direktor bis hin zu den Regierungen, sollen wir bitten
und danken. Unser Einfluss auf den Lauf der Dinge ist damit sichergestellt, denn
die Schrift bezeugt uns mehrfach, dass wir durch unser Gebet und Flehen
hilfreich am Handeln Gottes mitwirken (2.Kor.1:11; Phil.1:19; 2.Thess.3:1,2;
Phmn.22; Heb.13:19), dessen Ratschluss sodann geschieht (Ps.115:3; 135:6;
Dan.4:32; Jes.14:24; 46:10; Eph.1:11). Am öffentlichen Lärm haben wir uns
nicht zu beteiligen. Nur aus dem Gebet heraus kann es sich im Einzelfall
ergeben, dass wir eine Eingabe machen (vgl. Phil.4:8). Im Gebet vor dem
Angesicht Gottes nehmen wir unsere Pflichten als Bürger recht wahr. Derjenige
tut am meisten für seinen Nächsten, sein Volk und alle Menschen, der für sie
um die Erkenntnis der Wahrheit fleht.
Flehen, Gebete, Fürbitten und Danksagung - dies ist das Geheimnis eines
Gott wohlgefälligen und zuversichtlichen Lebens in dieser Welt des Aufruhrs und
des Niedergangs; dies ist zugleich eine Verheißung für uns, wie wir aus Vers
2b erfahren: »... damit wir eine ruhige und stille Lebensweise vollführen mögen,
in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit.« Eine ruhige Lebensweise folgt nicht nur
aus dem Frieden über Gottes Wegen, nachdem wir Ihm unsere Anliegen vorgetragen
haben, sondern auch aus der Sanftmut im Leiden (1.Tim.6:11) unseren Bedrängern
gegenüber, denen wir damit Gottes Versöhnung mit ihnen bezeugen. Still führen
wir unser Leben, denn wir gehören nicht zu den Großsprechern. In der Frömmigkeit,
der Wohlverehrung, wandeln wir Gott gegenüber; in Ehrbarkeit benehmen wir uns
der Welt gegenüber. Nicht durch das Einmischen in Parteikämpfe, was sie zu
einer Partei degradieren würde, wirkt die herausgerufene Gemeinde in die Welt
hinein, sondern durch den beschriebenen Glaubenswandel.
Paulus bekräftigt: »... denn dies ist schön und willkommen vor den Augen Gottes, unseres Retters, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen« (Verse 3+4). Ja, dies, der Gebetsdienst für alle Menschen und die daraus folgende Lebensweise, ist ideal und von Gott gern gesehen. Gott, unser Retter aus der Sünde zu einem Leben als Geheiligte, Gerechtfertigte und Ausgesöhnte, unser Retter vor dem Tod für die Äonen und damit zum äonischen Leben, will, dass alle Menschen gerettet werden, auch die Nichtauserwählten und Nichtberufenen bei der Vollendung zum Abschluss der Äonen (Joh.3:17; Röm.5:18; 1.Kor.15:20-28; Kol.1:20; 1.Tim.4:10). Alle sollen sie Leben erhalten durch den, der das Leben ist, unvergängliches, herrliches Leben vor Gottes Angesicht. Und alle sollen die Wahrheit über Gott und Sein Rettungswerk in Christus erkennen.
Was Gott will, das tut Er auch, denn Er bewirkt alles nach dem Ratschluss
Seines Willens (Eph.1:11). Was Er will, das geschieht (Ps.33:9). Jesaia sagt: »Ich
bin El! Und da ist sonst kein Elohim! Und da ist niemand gleichwie Ich! Der Ich
kundtue von Anfang an den Ausgang und vor alters, was noch nicht getan; der Ich
sage: Mein gesamter Ratschluss soll bestätigt werden; und alles, was Mir
wohlgefällt, will Ich tun« (46:9,10). Wofür Christus bezahlt hat, das bekommt
Er auch. Es ist ja kein Unterschied zwischen uns und den anderen Menschen, denn
alle sündigten (Röm.3:23); aus Gnaden allein wurden wir auserwählt (Eph.1:4;
Röm.3:24; 2.Tim.1:9).
Die Gewissheit der Rettung aller Menschen erst gibt unserem Gebet die
Herzenswärme des Dankens für alle.
Im Zusammenhang unseres Textes ist der nächste Vers eine Begründung dafür,
dass Gott Seinen Willen vollendet, weil es nämlich nur einen Gott und
nur einen Mittler gibt und deshalb sonst niemand etwas zu bestimmen hat
oder etwas anderes erreichen kann, als Gott will. Paulus schreibt: »Denn Gott
ist einer, ebenso ist einer auch Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch
Christus Jesus, der Sich Selbst für alle anstatt eines Lösegeldes gegeben hat«
(Verse 5+6a). Gott ist einer. Dies wusste bereits Israel: »Höre, Israel, Jewe,
unser Elohim, Jewe ist einzig (oder: ist einer)« (5.Mose 6:4). Und wir wissen
es auch: Es ist nur »ein Gott und Vater aller, der über allen ist und durch
alle und in allen wirkt« (Eph.4:6). Einer ist Er, nicht nur der Zahl nach,
sondern auch im Sinne der einzigen und alles in Sich vereinigenden Souveränität.
Und nur einer ist Mittler Gottes und der Menschen, der Mensch Christus
Jesus. In keinem anderen ist die Rettung. Es gibt auch keinen anderen Namen
unter dem Himmel, in welchem man gerettet wird. Alles ist aus Gott und durch
Christus Jesus, die Schöpfung, die Rettung und die Vollendung (Röm.11:36;
1.Kor.8:6). Es gibt nur einen Heilsweg: Jesus Christus, der Sich der Gestalt und
Herrlichkeit Gottes entäußerte und Sich erniedrigte bis zum Tode, ja bis zum
Kreuzestod. Anstatt eines Lösegeldes gab Er Sich Selbst dahin, und zwar für
alle, zugunsten aller, zur Rettung aller nach dem Willen Gottes. Er Selbst ist
der Erlöser, der Sich nicht verschonte. Welch eine Liebe!
Wir lesen weiter: »... als Zeugnis für dessen eigene Fristen, für welches ich als Herold und Apostel eingesetzt wurde (ich sage die Wahrheit, ich lüge nicht), zum Lehrer der Nationen in Erkenntnis und Wahrheit« (Verse 6b+7). Die Selbstdahingabe Jesu Christi ist Sein Zeugnis für die jeweiligen Fristen, die da folgen. In unserer Frist macht Paulus uns das Kreuz und unseren Gewinn daraus bekannt, und alle, die zu äonischem Leben verordnet sind, kommen zum Glauben (Ap.13:48). Paulus ist heute, in der ihm gegebenen, gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung der überströmenden Gnade Gottes (Eph.3:2; Kol.1:25), der Herold, Apostel und Lehrer. Auf ihn haben wir zu hören. Bei ihm ist die Erkenntnis und die Wahrheit für heute. Ihm wurde das Wort Christi für uns, die Glieder des Körpers Christi, offenbart. Wer auf Paulus nicht hört, hört auf Christus nicht.
Vers 8 greift den Faden des Gebets wieder auf: »Ich beschließe nun, dass die Männer an jedem Versammlungsort beten, huldreiche Hände aufheben, ohne Zorn oder Schlussfolgern.« Im Grundtext steht: »an jedem Ort«. Selbstverständlich können wir überall beten, doch hier dürfte an die Orte der Zusammenkunft von Gläubigen gedacht sein. Huldreiche Hände sind solche, die nicht nur äußerlich eine Darbringung Gott gegenüber ausdrücken (vgl. Ps.134:2; 141:2), sondern aus der Herzenshaltung der Anbetung und Verherrlichung Gottes kommen. Keiner aber huldigt Gott, der Zorn oder Folgerungen im Herzen hat, der ungehalten über die Verfehlungen der anderen ist oder Bedenken oder schwankende Erwägungen in sich trägt. Statt des Zorns soll uns Geduld und Erbarmen beherrschen (wie sie Paulus vor Damaskus erfuhr; 1.Tim.1:16) und statt der Erwägungen der Glaube (Jak.1:6). Möge Christus allen Raum in uns einnehmen! Möge der Geist des Evangeliums uns beherrschen! Nur wenn wir alles ohne Murren und Schlussfolgern tun, werden wir als makellose Kinder Gottes wie Lichter in der Welt scheinen (Phil.2:14,15).
Von den Frauen lesen wir: »In derselben Weise auch die Frauen, doch dass sie sich in schicklichem, langen Gewand mit Schamhaftigkeit und gesunder Vernunft schmücken, nicht mit Flechten, Gold, Perlen oder teurer Kleidung, sondern mit guten Werken, wie es Frauen geziemt, die Gottesverehrung verheißen wollen« (Verse 9+10). Ebenso wie die Männer sollen auch die Frauen an jedem Versammlungsort huldreich beten und sich überhaupt stets mit Schamhaftigkeit, gesunder Vernunft und guten Werken schmücken. Diesem allen entspricht ein schmuckes (wie man »schicklich« auch übersetzen kann) Äußeres. Aufwändiger und eitler Schmuck aber sei ferne. Die Frauen, die Gottesverehrung verheißen wollen oder, etwas einfacher gesagt, die kundtun, dass sie Gott verehren wollen, mögen in Übereinstimmung damit gute Werke tun.
In gleicher Weise schreibt auch Petrus: »Der Frauen Schmuck sei nicht äußerlich
..., sondern vielmehr der verborgene Mensch des Herzens mit seinem unvergänglichen
Wesen eines sanftmütigen und stillen Geistes, der vor den Augen Gottes teuer
ist. Denn so haben sich auch einst die heiligen Frauen geschmückt, die sich auf
Gott verließen und sich den eigenen Männern unterordneten, so wie Sara dem
Abraham gehorchte, indem sie ihn »Herr« nannte. Deren Kinder seid ihr
geworden, wenn ihr Gutes tut« (1.Pet.3:3-6).
Lemuel, der König von Massa, sagte: »Eine Frau, die Jewe fürchtet, die
soll man rühmen« (Spr.31:30).
Des weiteren geziemt der Frau, was Paulus in den Versen 11 und 12 schreibt: »Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung. Dagegen gestatte ich einer Frau nicht, zu lehren, noch den Mann selbstherrisch zu behandeln, sondern sich in Stille zurückzuhalten.« Die Betonung liegt auf der Stille, womit nicht Schweigen gemeint ist, sondern Bescheidenheit und Zurückhaltung, wie es der Schöpfungsordnung entspricht, die wir in 1.Korinther 11:3 vorfinden: »Eines jeden Mannes Haupt ist der Christus, das Haupt der Frau aber ist der Mann, und das Haupt des Christus ist Gott.« Eine Frau lerne also nicht in sich vordrängender, besserwisserischer Weise.
Zu lehren ist einer Frau nicht gestattet. Wohl sollen bejahrte Frauen »Lehrerinnen
des Trefflichen« sein und »die jungen Frauen zur gesunden Vernunft anleiten, nämlich
ihre Männer lieb zu haben, kinderlieb, vernünftig, lauter, häuslich und gütig
zu sein sowie sich den eigenen Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes
nicht gelästert werde« (Tit.2:3-5), desgleichen auch Kinder-, Jugend- und
andere Gruppen der Gemeinde leiten und lehren, aber für die Gesamtgemeinde
verbindliche Lehrvorträge sind ihr nicht erlaubt. In der Gesamtgemeinde soll
sie schweigen (1.Kor.14:34), das heißt praktisch: keine großen Reden führen.
Und auf keinen Fall soll sie den Mann, insbesondere den Ehemann und
gewiss auch die Männer im allgemeinen, selbstherrisch behandeln.
»Wie die herausgerufene Gemeinde sich Christus unterordnet, so seien
auch die Frauen in allem ihren Männern untertan« (Eph.5:24).
Der Apostel begründet dies wie folgt: »Denn Adam wurde zuerst gebildet, und danach Eva. Auch wurde nicht Adam getäuscht, sondern die Frau geriet, völlig getäuscht, in Übertretung« (Verse 13+14). Das erste ist klar: Die Frau ist aus dem Mann (1.Mose 2:23; 1.Kor.11:12). Adam ist nicht nur der Reihe nach der erste, sondern damit zugleich auch der Vorrangige. Das zweite ist die Thematik der Täuschung. Das Gebot, von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen nicht zu essen, haben beide übertreten, Adam und Eva (1.Mose 2:17).
Was Adam betrifft, lesen wir in 1.Mose 3:6, nachdem Eva gegessen hatte:
»Dann gab sie auch ihrem Mann davon, der bei ihr war, und er aß.« Was Adam
dachte, wird uns nicht gesagt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass er aus Liebe
zu ihr das zu erwartende Urteil mit ihr teilen wollte. Aus 1.Mose 3:17 erfahren
wir noch, dass Jewe Elohim zu Adam sagte: »Weil du auf die Stimme deiner Frau
gehört hast ... - verflucht sei der Boden um deinetwillen.« Und durch unseren
Vers 14 wird uns nun geoffenbart, dass Adam nicht getäuscht wurde. Folglich hat
er das Gebot wissentlich und willentlich übertreten. Deshalb heißt es, dass
die Sünde durch Adam in die Welt eingedrungen ist und die vielen Menschen durch
den Ungehorsam des einen Menschen, Adam, als Sünder eingesetzt wurden (Röm.5:12,19).
Was Eva anbelangt - bei ihr war es anders. Sie sah, dass der Baum gut zur
Nahrung war, dass er Gelüste machte und dass er als klug machender
begehrenswert war (3.Msoe 3:6). Eva ließ sich von dem leiten, was sie sah und
ihr begehrenswert erschien. Wenn aber Begehren vorliegt, ist es mit der Treue
gegenüber Gottes Wort meist nicht weit her. Jakobus schreibt zwar nicht direkt
dazu, aber doch aufklärend: »Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner
eigenen Begierde hinweggezogen und gelockt wird« (1:14). Dann ist es leicht,
jemanden zu täuschen. Die Rettung davor ist die Furcht Gottes und die
Ausrichtung der Gedanken auf Sein Wort, ähnlich wie Paulus in 2.Korinther 11:3
schreibt: »Ich fürchte aber, ob nicht etwa, so wie die Schlange in ihrer List
einst Eva täuschte, auch eure Gedanken verderbt würden, hinweg von der
Herzenseinfalt und Lauterkeit, die auf den Christus gerichtet ist.«
Der Hergang bei Eva legt nicht zwingend nahe, dass Frauen leichter getäuscht
werden können als Männer - und deshalb die Gemeinde nicht lehren sollen -,
schließlich sagt Paulus ja nur, dass es bei Eva so war. Dies aber erlegt allen
ihren weiblichen Nachkommen auf, sich in Stille zurückzuhalten. Dazu gehört
natürlich geistliches Verständnis für den Heilsweg Gottes, und dieser zeigt
sich in den Worten Jewe Elohims an die Schlange an: »Ich werde Feindschaft
setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Er
wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse zermalmen« (1.Mose
3:15). Es ist also die Aufgabe der Frau, den Retter zu gebären, konkret: der
Mirjam (Maria), (Josef ist nicht beteiligt). Dies adelt alle Frauen.
Der Apostel schließt den Abschnitt mit den Worten: »Sie [Eva] wird aber durch das Kindgebären gerettet werden, [so auch alle Frauen], wenn sie im Glauben, in der Liebe und der Heiligung mit gesunder Vernunft bleiben» (Vers 15). (Der Gebrauch des Gattungsbegriffs »Frau« in Vers 14 erlaubt den Wechsel vom Singular zum Plural.) Sowohl Eva wie auch alle Frauen werden durch das Gebären des einen Kindes Jesus in Bethlehem gerettet werden (natürlich nicht nur die Frauen, doch um diese geht es hier). Der Blickpunkt unseres Verses ist nicht die das All umfassende Rettung durch unseren Herrn Jesus Christus, sondern entsprechend dem Thema des 1.Timotheusbriefes der Gott wohlgefällige Wandel im Hause Gottes und damit die Rettung der Frauen vor einem Gott nicht wohlverehrenden Verhalten. Und diese Rettung vor Verfehlungen im Alltag erfahren sie, wenn sie im Glauben (oder: in der Treue), in der Liebe und der Heiligung mit gesunder Vernunft bleiben. Wenn die Frau ihre Aufgabe der Unterordnung unter ihren Mann und ihre Bestimmung als Eva, das heißt als Lebensspenderin, in Glaubenstreue wahrnimmt, wird sie vor dem Sündigen gerettet werden.
In Demut wandelt man würdig der überhimmlischen Berufung (Eph.4:1,2).
Den Stolzen widersetzt Sich Gott, den Demütigen aber gibt Er Gnade und erhöht
sie zur rechten Frist (Spr.3:34; Jak.4:6,10; 1.Pet.5:6).
Im Hause Gottes (1. Timotheus 3)
Der Apostel Paulus gibt Timotheus weitere Anweisungen für die Ordnung
und das Verhalten in der Gemeinde, dem Hause Gottes.
Voraussetzungen für den Aufseher
Paulus schreibt: »Glaubwürdig ist das Wort: Wenn jemand nach einem
Aufseheramt strebt, der begehrt eine ideale Arbeit« (Vers 1). Dies ist ein der
treuen Beachtung wertes Wort: Das Aufseheramt ist ein vorzügliches Arbeitsfeld.
Die Aufseher - sie werden auch Älteste genannt (Ap..20:17,28; 1.Tim.5:17,19) -
leiten die Gemeinde, stehen ihr vor (1.Thess.5:12) und haben in jeder Weise Acht
auf sie, damit sie in allem Wollen und Wirken Gott wohlgefällig wandle. Sie mühen
sich im Wort und in der Lehre (1.Tim.5:17) und ermahnen die Gemeinde Gottes,
wenn nötig (1.Thess.5:12).
»Es
muss nun der Aufseher unangreifbar sein, der Mann nur einer Frau, nüchtern,
gesunde Vernunft zeigend, ordentlich, gastfreundlich, lehrtüchtig, kein
Trunkenbold, kein Raufbold, sondern gelinde, nicht zänkisch, nicht geldgierig«
(Verse 2+3). Erste Voraussetzung für einen Aufseher ist die Unangreifbarkeit.
Da er immer im Blickfeld vieler steht, darf man ihm nichts nachsagen können.
Nur eine Frau soll er haben, nicht zwei zugleich. Er kann nach
1.Korinther 7:39 auch ein wiederverheirateter Witwer sein. (Eine Scheidung
hingegen ist grundsätzlich keine Empfehlung.) Nüchtern soll er sein, also
nicht emotional beeinflussbar. Zur gesunden Vernunft dürfte auch gehören,
stets auf Förderliches zu sinnen. Ordentlich - dies lässt sich auch mit anständig
in Verbindung bringen. Der Gastfreundschaft sollen nach Römer 12:13 alle sogar
nachjagen. Lehrtüchtig sein heißt, dass der Aufseher das Wort der Wahrheit
vermitteln und auch verteidigen kann. - Mit einem Wort: Vorbildlich soll der
Mann sein. Es fällt auf, dass Paulus nicht von der inneren, geistlichen Reife
als Voraussetzung spricht, sondern nur von offenkundigen Eigenschaften; doch
diese lassen Rückschlüsse auf die geistliche Tiefe zu.
Paulus fährt fort: »... dem
eigenen Hause trefflich vorstehend, der seine Kinder zur Unterordnung anhält
mit aller Ehrbarkeit - wenn aber jemand dem eigenen Hause nicht vorzustehen weiß,
wie wird er dann die herausgerufene Gemeinde Gottes versorgen?« (Verse 4+5).
Unter dem eigenen Haus ist nicht nur die Familie zu verstehen, sondern ggf. auch
das Hauspersonal, die Mitarbeiter in einem halbfamiliären Kleinbetrieb und die
Hausgemeinde. Es ist klar, dass keiner über einen größeren Bereich gesetzt
werden darf, wenn er sich nicht im kleinen Kreis bewährt hat. Hierbei geht es
um die Fähigkeit der Führung, bei den Kindern dagegen um die der Erziehung.
Mit aller Ehrbarkeit sollen die Väter handeln, das heißt die Kinder nicht erzürnen,
sodass sie nicht verdrossen werden (Kol.3:21). Zur Unterordnung sollen die
Kinder angehalten werden, mit den Worten von Epheser 6:4: »Ihr Väter, ...
ziehet eure Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn auf!« - Versorgen soll
der Aufseher die Gemeinde Gottes, ihr mithin alle Fürsorge zuteil werden
lassen.
Weiterhin lesen wir: »Kein Neuling, damit er nicht dünkelhaft werde und
in das Urteil des Widerwirkers falle« (Vers 6). Ein allzu rascher Aufstieg
steigt leicht zu Kopf. Überheblichkeit, verbunden mit Unerfahrenheit, wird zu
Fehlern führen. Und dann gerät man in vom Satan veranlasste richtende Worte
hinein.
Nicht unwichtig ist auch der Aspekt des Verses 7: »Er muss aber auch ein
ausgezeichnetes Zeugnis von denen draußen haben, damit er nicht in einen
Vorwurf oder eine Falle des Widerwirkers hineinfalle.«
Die
draußen, das sind die außerhalb der Gemeinde, die Nichtberufenen, denen
besonders die Aufseher als makellose Kinder Gottes inmitten einer verkehrten und
verdrehten Generation wie Lichter in der Welt scheinen und ein Brief Christi
sein sollen (Phil.2:15; 2.Kor.3:3). Wandeln sie aber dem Fleisch gemäß, wird
der Name Gottes um ihretwillen gelästert werden.
In einer Gemeinde sind nicht nur Leitung und Aufsicht nötig, sondern
auch vielerlei Dienste zu tun (Phil.1:1). Das griechische Wort für Dienst,
diakonia, ist keinesfalls auf die Alten- und Krankenpflege zu beschränken
(entsprechend dem, was man heute unter Diakonie versteht), sondern umfasst alle
Dienste. Um einige zu nennen: Da ist der Versammlungsraum herzurichten, der Büchertisch
zu betreuen, das Geld zu verwalten, der Chor einzuüben, durchreisenden
Geschwistern Quartier zu geben.
So wendet sich Paulus den Dienern zu: »In derselben Weise seien Diener
ehrbar, nicht doppelzüngig, nicht vielem Wein ergeben, nicht schandgewinnsüchtig,
das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen haltend. Aber auch diese lasst
sich zuerst bewähren; danach sollen sie dienen, wenn sie unbeschuldbar sind«
(Verse 8-10).
Was ist das Geheimnis des Glaubens? Das ist der Glaube selbst, wie er in
seiner Kostbarkeit in unseren Herzen wohnt. Diesen kann man nur haben, wenn man
ein reines Gewissen hat; andernfalls erleidet man am Glauben Schiffbruch (1:19).
Es handelt sich hier also nicht um ein Geheimnis, das durch eine Lehraussage zu
offenbaren wäre, sondern entsprechend der Thematik des 1.Timotheusbriefs um den
Wandel in Glaubenstreue. Ein potenzieller Diener wird seinen Glauben in der
Liebe und im Gehorsam auswirken (Gal.5:6).
Es folgt Vers 11: »In derselben Weise seien auch ihre Frauen ehrbar,
keine Widerwirkerinnen, nüchtern, treu in allem.«
Wenn die Frau eines möglichen Dieners diese Eigenschaften nicht hat,
kann ihr Mann diese Aufgabe in der Gemeinde nicht ausüben, denn seine Frau würde
ihn hinabziehen. Eine Widerwirkerin ist eine Frau dann, wenn sie vom Geist des
Widerwirkers (griech. diabolos, also des Satans) beeinflusst ist, was sich zum
Beispiel in Ohrenbläserei oder verleumderischen Reden kundtun könnte. Eine
glaubenstreue Frau dagegen fördert ihren Mann in jeder Weise.
Da es im griechischen Grundtext nicht »ihre Frauen«, sondern »Frauen«
heißt, ist auch an Dienerinnen der Gemeinde zu denken, wie zum Beispiel Phöbe,
von der in Römer 16:1,2 geschrieben steht: »Ich empfehle euch Phöbe, unsere
Schwester, die auch Dienerin der herausgerufenen Gemeinde in Kenchreä ist, dass
ihr sie aufnehmt im Herrn, würdig der Heiligen, und ihr beisteht, in welcher
Sache sie euer bedürfen sollte; denn sie hat gleichfalls vielen Beistand
geleistet, auch mir selbst.«
Der Apostel schließt den Abschnitt mit den Worten: »Diener sollen Männer
nur einer Frau sein, die ihren Kindern und den eigenen Häusern trefflich
vorstehen; denn solche, die trefflich gedient haben, eignen sich einen
ausgezeichneten Rang an und viel Freimut im Glauben, der in Christus Jesus ist«
(Verse 12+13). Trefflich gedient haben werden die, die - auch dieser Aspekt ist
einzubeziehen - die Gnadengabe des Dienstes haben (Röm.12:7); wissen wir doch,
dass alles aus Gott ist. Ihren selbstlosen, an der Gesinnung Christi
orientierten Dienst in Niedrigkeit wird die Gemeinde zu schätzen wissen, sodass
dann welche von ihnen in der Gemeinde aufsteigen und zu Ältesten berufen
werden. Trefflich Dienende eignen sich auch viel Freimut im Glauben an. Freimut
- sie öffnen ihr Herz und ihren Mund ungehindert von Befürchtungen und ohne
Beklemmungen und tun ihren Dienst in Freudigkeit. Sollten sie aber durch
fleischliche Älteste eingeschüchtert sein, wird ihr Freimut darunter leiden.
Die Rettung aus dieser Situation ist der Blick des Glaubens auf Christus Jesus.
Wenn sie sich dessen bewusst werden, dass sie dem Herrn Jesus Christus dienen,
werden sie ihren Freimut wieder zurückgewinnen.
Zusammenfassend sei gesagt, dass die Aufseher und Diener nur so - wenn
sie die Voraussetzungen erfüllen und selbstverständlich überhaupt auf das
Wort der Wahrheit Acht haben - den edlen Krieg ausfechten, den Wettkampf der
Verbreitung des dem Apostel Paulus enthüllten Evangeliums führen können
(1:18; 6:12).
Nach Kapitel eins, Vers 18, hat Paulus den Brief an Timotheus
geschrieben, um uns anzuweisen, den edlen Krieg des Glaubens in rechter Weise
auszufechten, beginnend mit der Fürbitte und der Danksagung für alle Menschen,
dass sie alle gerettet werden und zur Erkenntnis insbesondere der Wahrheim
kommen, dass Gott einer ist und ebenso nur einer Mittler zwischen Gott und
Menschen, der Mensch Christus Jesus, der zur Rettung aller starb (2:1-7).
Nun erfahren wir einen weiteren Grund für die Abfassung des Briefs: »Dies
schreibe ich dir, obwohl ich erwarte, bald zu dir zu kommen, damit du weißt,
wenn ich säumig bin, wie man sich in dem Hause Gottes verhalten soll, welches
die herausgerufene Gemeinde des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und
Untergrund der Wahrheit« (Verse 14+15).
Auf dem Rückweg von der dritten Missionsreise im Jahre 56 sagt Paulus
den Ältesten von Ephesus in Milet unter anderem, dass er nicht mehr nach
Ephesus kommen werde (Ap.20:25,38). Noch aber hatte er vor - wir schreiben das
Jahr 55; Paulus hatte Ephesus nach dem Tumult der Silberschmiede verlassen -
nochmals in diese Stadt zurückzukehren. Nachdem er aber Titus in Mazedonien
gefunden hatte, änderte er seinen Plan und ging, Illyrien streifend (Röm.15:19),
nach Achaia und Korinth (Ap.20:1,2; 2.Kor.2:13; 7:5,6).
Nicht nur Timotheus soll wissen, wie man sich im Hause Gottes verhalten
soll, sondern alle Bewohner des Hauses soll er dazu anleiten, alle Menschen, die
zu der aus der Welt herausgerufenen Schar der Auserwählten Gottes gehören,
alle in die Gnade Christi Berufenen. Gott wohnt heute nicht im Tempel oder in
anderen Häusern, sondern in den Körpern Seiner Heiligen. Sein Geist wohnt in
uns (1.Kor.3:16; 6:19). Heute, in der heilsgeschichtlichen Verwaltung der Gnade
Gottes (Eph.3:2; Kol.1:25), ist die Gemeinde, die Christi Körper ist
(Eph.1:22,23), die Wohnstätte Gottes im Geist. Hier, im Haus des lebendigen
Gottes, ist Leben, Heil und Segen.
Die Herausgerufene ist die Säule, der stützende Pfeiler der Wahrheit in
dieser Welt der Unkenntnis und Finsternis. Die Gemeinde ist der Untergrund, die
Grundfeste der Wahrheit in dieser Welt, in der die Wahrheit in Ungerechtigkeit
niedergehalten wird (Röm.1:18) und großes Durcheinander herrscht. Durch nichts
anderes kann ein Ungläubiger zur Erkenntnis der Wahrheit über Gott und
Christus, über Sünde und Rettung, über Zweck und Ziel des Handelns Gottes
kommen als durch die Gemeinde. Durch niemanden sonst als durch Gläubige erfährt
ein Ungläubiger, dass Christus Jesus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.
Diese Tatsache legt uns eine hohe Aufgabe aufs Herz. Dieser Sachverhalt
verpflichtet uns mit Freuden, uns als treue Diener Gottes hingebungsvoll für
die Verkündigung und Verteidigung des Wortes der Wahrheit einzusetzen.
Mitarbeiter Gottes dürfen wir sein! Mit Furcht und Zittern werden wir dem
Apostel Paulus gehorchen - und damit dem Herrn Jesus Christus - und unsere
Rettung in einem heiligen Wandel und Dienst auswirken (Phil.2:12), sodass die
Welt Gewinn davon hat.
Wenn es nun aber auch in einem großen Haus nicht nur goldene und
silberne Gefäße gibt, sondern auch hölzerne und irdene, die einen zur Ehre,
die anderen zur Unehre, so lassen wir uns dennoch durch jene fleischlich
wandelnden Geschwister nicht hemmen, sondern reinigen uns gründlich, hinweg von
diesen, sodass wir Geräte zur Ehre sind, geheiligt und dem Eigner wohl
brauchbar, für jedes gute Werk zubereitet (2.Tim.2:20,21).
Dann ist das Geheimnis der Frömmigkeit nicht nur groß und erhaben,
sondern auch anerkannt. Dann wird die Welt die Gemeinde, in der Frömmigkeit
herrscht, nicht nur als beachtlich einschätzen, sondern ihr auch Anerkennung
zollen.
»Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Frömmigkeit« (Vers 16a).
Das griechische Wort für Frömmigkeit, eusebia, kann auch mit Wohlverehrung übersetzt
werden. Frömmigkeit ist mithin der Gott wohlverehrende Wandel. Das Geheimnis
der Frömmigkeit nun ist die herausgerufene Gemeinde des lebendigen Gottes, denn
in ihr wird die Frömmigkeit gepflegt, die der Welt ein Geheimnis ist, ihr
zugleich aber durch den geheiligten Wandel der Gemeinde anschaulich gemacht
wird. Es war ein in Gott verborgenes Geheimnis, in der derzeitigen
Heilsverwaltung den gottesfürchtigen Wandel durch die Gemeinde Christi, die Körpergemeinde,
die aus allein durch Glauben Gerechtfertigten aus allen Nationen besteht,
darzustellen.
Anerkannt groß ist das Geheimnis, weil Gottes Kraft in der Umgestaltung
der Menschen von selbstbezogenen zu liebenden darin zum Ausdruck kommt und weil
die Welt eben dies bemerkt und bewundert, auch wenn sie die Ursache dafür nicht
fassen kann.
Sechs Merkmale des Geheimnisses der Frömmigkeit, also des Hauses Gottes,
beschreibt der Apostel Paulus nun in Vers 16b. Da das Wort für »Haus« im
Griechischen »oikos« lautet und männlich ist, ist im Zusammenhang mit Vers 15
zu lesen: »... damit du weißt, wie man sich im Hause Gottes, im oikoo Gottes,
verhalten soll, (und nun Vers 16b:) der geoffenbart wurde im Fleisch,
gerechtfertigt im Geist, gesehen von Boten, geheroldet unter den Nationen,
geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.«
Das Wörtlein, das einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Aussage
leistet, lautet »der«, auf griechisch »hos«, geschrieben in den Buchstaben o
und s.
Schon vor mehr als tausend Jahren rang man um die richtig angewandte
Bedeutung dieses Wortes. Da mit diesen zwei Buchstaben in den alten
Handschriften das Wort »theos« (Gott) abgekürzt wurde, behaupten manche, es
sei wie folgt zu übersetzen: »Gott, geoffenbart im Fleisch usw.« Schon hier
zeigt sich, dass dies falsch ist, denn nicht Gott, sondern Sein Sohn Jesus
Christus wurde im Fleisch geoffenbart. »Gesehen von Boten«, trifft auch nicht
zu, denn Gott ist Geist und unsichtbar und kann von niemandem gesehen werden
(Joh.1:18; 5:37: 6:46: Kol.1:15; 1.Tim.1:17).
Wiederum andere sagen, das Wort »der« bezeichne den Herrn Jesus
Christus. Dies kann aber auch nicht sein. Selbstverständlich ist Er der
Urheber, Mittelpunkt und Vollender der Frömmigkeit des Hauses Gottes.
Zweifellos wäre die herausgerufene Gemeinde des lebendigen Gottes ohne Ihn
nichts. Doch gehen wir die sechs Merkmale im einzelnen durch: »... der
geoffenbart wurde im Fleisch.« Ja, das Wort wurde Fleisch und zeltete unter
Israel (Joh.1:14). »Gerechtfertigt im Geist.« Nein, einer Rechtfertigung
bedurfte Er nicht. Von welcher Sünde sollte Er gerechtfertigt worden sein? »Gesehen
von Boten.« Ja, das ist keine Frage. »Geheroldet unter den Nationen.« Ja, und
zwar durch Paulus. Hierzu schreibt Bruder Adolf E. Knoch im »Concordant
Commentary« sinngemäß jedoch, dass unser Herr Jesus Christus erst nach Seiner
Hinaufnahme in die Herrlichkeit unter den Nationen geheroldet wurde und die
logische und zeitliche Ordnung der sechs Kennzeichen mithin dagegen spreche,
dass Christus hier gemeint sei. »Geglaubt in der Welt.« Dies trifft
selbstverständlich auf unseren Herrn zu (Ap.13:48; 14:27). »Aufgenommen in
Herrlichkeit.« Ja, Christus Jesus fuhr in den Himmel auf und sitzt zur Rechten
Gottes in der Herrlichkeit. - Zusammenfassend muss gesagt werden, dass unser
Herr Jesus Christus mit dem Wort »hos«, »der«, nicht gemeint sein kann, da
nicht alle Punkte auf Ihn zutreffen.
Es ist darauf aufmerksam zu machen, dass die sechs Merkmale in der
Zeitform des 1. Aorist Passiv stehen. Durch den 1. Aorist wird eine bleibende
Tatsache ausgedrückt und dabei eher die Handlung als der Abschluss. Durch den
2. Aorist dagegen wird das Abgeschlossensein eines Vorgangs angezeigt. Da unsere
sechs Punkte aber nicht im 2. Aorist stehen, ist es nicht zwingend, die
Vergangenheitsform anzuwenden, im Gegenteil, der 1. Aorist lässt uns die
Gegenwartsform bevorzugen. Hiernach lauten die Merkmale wie folgt: »... der
geoffenbart wird im Fleisch, gerechtfertigt wird im Geist, gesehen wird von
Boten, geheroldet wird unter den Nationen, geglaubt wird in der Welt,
aufgenommen wird in Herrlichkeit.« Und jetzt kann man klar erkennen, dass das
Haus Gottes, der oikos Gottes, das Geheimnis der Frömmigkeit darstellt.
Im einzelnen: »... der geoffenbart wird im Fleisch.« Das Haus Gottes,
die herausgerufene Gemeinde des lebendigen Gottes, wird gegenwärtig im Fleisch
geoffenbart, denn sie, der Tempel Gottes, und ihre Glieder, in denen der Geist
Gottes wohnt (1.Kor.3:16; 6:19), sind in Niedrigkeit hier auf der Erde, schwache
Körper tragend. Die Gemeinde Christi ist geoffenbart; die Welt weiß von ihr.
»... (der) gerechtfertigt wird im Geist.« Laufend werden dieser
Gemeinde Menschen hinzugefügt, die noch im Fleisch sind, in welchem die Sünde
wohnt (Röm.7:17,20), in Gottes Gnade aber allein durch Glauben von allen Sünden
gerechtfertigt sind durch die Freilösung, die in Christus Jesus ist (Röm.3:24,28).
Dies ist ein geistlicher Segen in Christus (Eph.1:3). In 1.Korinther 6:11
schreibt Paulus: »Und das (solche Sünder) sind einige von euch gewesen; doch
ihr habt euch abwaschen lassen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt im
Namen unseres Herrn Jesus Christus und in dem (oder: durch den) Geist unseres
Gottes.«
»... (der) gesehen wird von Boten.« Sie sehen uns, den wir lesen in
1.Korinther 4:9, dass die letzten Apostel (Paulus und die im weiteren Sinne, wie
Apollos, Silvanus und Timotheus; 1.Thess.2:6) der Welt, den himmlischen Boten
und den Menschen ein Schauspiel geworden sind. Und in 1.Timotheus 5:21 bezeugt
Paulus Timotheus vor den Augen Gottes, Christi Jesu und der auserwählten Boten,
seine Anweisungen ohne Vorurteil zu bewahren und nichts aus Zuneigung zu tun.
Sie sehen uns nicht nur, sondern den Fürstlichkeiten und Obrigkeiten inmitten
der Überhimmlischen wird durch die herausgerufene Gemeinde die mannigfaltige
Weisheit Gottes bekannt gemacht entsprechend dem Vorsatz der Äonen, den Er in
Christus Jesus, unserem Herrn, gefasst hat (Eph.3:10,11).
»... (der) geheroldet wird unter den Nationen.« Der Pfeiler und
Untergrund der Wahrheit wird unter den Nationen wie durch Herolde von den Gläubigen
ausgerufen. Dem Apostel Paulus, dem geringsten aller Heiligen, und uns, seinen
Nachahmern, wurde diese Gnade gegeben, den Nationen den unausspürbaren Reichtum
des Christus als Evangelium zu verkündigen und alle darüber zu erleuchten, was
die Verwaltung des Geheimnisses betrifft, das von den Äonen an in Gott
verborgen gewesen war (Eph.3:8,9). Mögen wir uns nicht fortbewegen lassen von
dem Erwartungsgut des Evangeliums (dies ist die Allaussöhnung; Kol.1:20), das
in der gesamten Schöpfung unter dem Himmel geheroldet wird und dessen Diener
Paulus wurde (Kol.1:23).
»... (der) geglaubt wird in der Welt.« Viele Menschen glauben der
Gemeinde, dass sie die Herausgerufene des lebendigen Gottes ist. Das Wort der
Wahrheit des Evangeliums, das in dem Hause Gottes vorhanden ist, wird in der
gesamten Welt geglaubt und bringt Frucht und wächst (Kol.1:6).
»... (der) aufgenommen wird in Herrlichkeit.« Die Gemeinde, die Christi
Körper ist, wird in die Herrlichkeit Gottes hinaufgenommen werden (Röm.9:23;
1.Kor.2:7; 15:43). Der Tag des Zorns und gerechten Gerichts Gottes, der da kommt
wie ein Dieb in der Nacht, kann uns nicht ergreifen, denn wir sind Söhne des
Lichts und des Tages. Wir werden aus dem Kommen des Zorns geborgen und zugleich
und zusammen mit den auferweckten in Christus Entschlafenen zum Herrn hin entrückt
werden und von da an allezeit mit Ihm zusammen sein (1.Thess.1:10; 4:13-18;
5:1-11). Unser Körper der Erniedrigung wird Christi Körper der Herrlichkeit
gleichgestaltet werden (Phil.3:21). Gott, unser Vater, wird uns inmitten der Überhimmlischen
in Christus Jesus, Ihm gleichgestaltet (Röm.8:29), niedersetzen, um in den
kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen
uns in Christus Jesus an uns zur Schau zu stellen (Eph.2:6,7). - Lobpreis sei
Seiner Herrlichkeit, an der wir in Christus Jesus teilhaben dürfen!
Hören wir zum Schluss die Verse 14 bis 16 nochmals, und zwar in der Form
der vorstehenden Auslegung: »Dies schreibe ich dir, obwohl ich erwarte, bald zu
dir zu kommen, damit du weißt, wenn ich säumig bin, wie man sich in dem Hause
Gottes, in dem oikoo Gottes, verhalten soll, welcher die herausgerufene Gemeinde
des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und Untergrund der Wahrheit - und
anerkannt groß ist das Geheimnis der Frömmigkeit! -, der geoffenbart wird im
Fleisch, gerechtfertigt wird im Geist, gesehen wird von Boten, geheroldet wird
unter den Nationen, geglaubt wird in der Welt, aufgenommen wird in Herrlichkeit.«
Werde den Gläubigen ein Vorbild! (1. Timotheus 4)
Der Apostel Paulus hat am Ende von Kapitel drei das Geheimnis der Frömmigkeit angeschnitten. Das Haus Gottes, die herausgerufene Gemeinde des lebendigen Gottes, der Pfeiler und Untergrund der Wahrheit, ist das Geheimnis der Frömmigkeit, denn nur hier wird die Frömmigkeit, dies ist der Gott wohlverehrende Wandel, gepflegt.
Er schreibt: »Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in den nachmaligen Fristen etliche vom Glauben abfallen werden, weil sie auf irreführende Geister und Lehren der Dämonen Acht geben«
(Vers
1). Die nachmaligen Fristen dürften alsbald nach dem Tod des Apostels begonnen
haben. Er sagte zwar bereits den Ältesten von Ephesus in Milet: »Ich weiß
aber, dass, wenn ich unerreichbar bin, schwere Wölfe unter euch eindringen
werden, die das Herdlein nicht verschonen. Auch werden aus eurer Mitte Männer
aufstehen und verdrehte Dinge sprechen, um die Jünger an sich zu reißen«
(Ap..20:29,30): auch hatten sich schon alle Gläubigen der Provinz Asien von ihm
und damit seinem Evangelium abgewandt, als er den zweiten Timotheusbrief
verfasste (2.Tim.1:15), er schreibt aber darin von einer zukünftigen Frist, in
der man die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich nach eigenen Begierden
Lehrer aufhäufen werde (2.Tim.4:3). Jedenfalls werfen die nachmaligen Fristen
ihre Schatten voraus, sodass Paulus Timotheus darauf vorbereiten muss.
Dann werden welche von dem Glauben abfallen - es steht der bestimmte
Artikel davor -; sie stehen also nicht vom Glauben an sich ab, sondern nehmen
von dem Glaubensgut des Apostels Paulus Abstand. Ihre Rettung allein in der
Gnade steht nicht in Frage, denn sie sind ja mit dem heiligen Geist versiegelt
(Eph.1:13), und alle Auserwählten werden auch verherrlicht werden (Röm.8:30).
Sie wenden aber ihre Aufmerksamkeit irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen
zu. Die Folgen sind chaotisch. Die bösen Geister bringen ihre falschen Lehren
durch solche Gläubigen in die Gemeinde hinein, denen das geschriebene Wort
nicht genügt oder die mit besonderen Thesen oder Methoden größere Erfolge in
der Gemeindearbeit erzielen wollen oder für sich persönlich besondere
Offenbarungen erflehen, nicht wissend, dass Paulus das Wort Gottes vervollständigt
hat und allein das Wort lebendig und wirksam ist (Kol.1:25; Heb.4:12).
Von den durch die Geister Irregeführten und von dem Glauben Abgefallenen
schreibt Paulus weiter: »Solche haben durch Heuchelei in Lügenworten das
eigene Gewissen wie mit einem Brenneisen verschorft« (Vers 2). Sie übernehmen
die Lügen, heucheln aber Wahrheit und machen so ihr Gewissen unempfindlich. »Solche
sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die sich zu Aposteln Christi
verstellen. Und dies ist nichts Erstaunliches, denn Satan selbst verstellt sich
zu einem Boten des Lichts. Daher ist es nichts Großes, wenn sich auch seine
Diener als Diener der Gerechtigkeit verstellen« (2.Kor.11:13-15).
Nun führt Paulus konkrete Beispiele falscher Frömmigkeit an: »... sie verbieten zu heiraten und gebieten, Speisen zu entsagen« (Vers 3a). Wenn der Wandel im Glauben, der Wandel aus dem Lesen und Hören des Evangeliums des Apostels Paulus, in einen Wandel nach moralisch oder religiös verbrämten Geboten und Verboten umgewandelt wird, dann sind diese Forderungen auf einmal wichtiger als das Wort Gottes. Vom Wandel im Gehorsam dem Herrn gegenüber bleibt da nicht viel übrig. Die Galater hielten auf Tage und Monate, Fristen und Jahre; Paulus bezeichnet sie als unter die Grundregeln der Welt versklavt und befürchtet, sich vergeblich um sie gemüht zu haben (Gal.4:3,8-11).
Heiraten dürfe man nicht? Die eheliche körperliche Gemeinschaft sei
nicht heilig? Wohl kann eine Heirat vom Dienst für den Herrn ablenken
(1.Kor.7:29-35), und dieser oder jener wird sich zu prüfen haben, aber ein
Eheverbot ist völlig wider Gottes Wort und die Natur. Leider können Irrlehrer
gerade mit übertriebenen Forderungen, die den Anschein besonderer Frömmigkeit
haben, Anhänger gewinnen. Unser Körper ist nicht zu verneinen; es ist nichts
Übles an ihm; er ist sogar ein Tempel des heiligen Geistes, sodass wir Gott
durch unseren Körper verherrlichen können (1.Kor.6:19,20).
Bestimmte Speisen dürfe man nicht essen oder man müsse soundso viele
Tage in der Woche fasten? Wir antworten mit den Versen 3b bis 5: »... Speisen,
die Gott erschaffen hat, um von den Gläubigen mit Dank eingenommen zu werden,
die die Wahrheit erkannt haben, dass jedes Geschöpf Gottes ausgezeichnet ist,
und nichts ist verwerflich, wenn es mit Dank genommen wird; denn es wird durch
das Wort Gottes und die Fürbitte geheiligt.« Elohim hat die gesamte Schöpfung
für sehr gut erklärt (1.Mose 1:31). Wir dürfen alle Nahrungsmittel zu uns
nehmen (1.Kor.10:25; Kol.2:16-23). Wir haben dennoch keinen Bruder zu verschmähen
oder zu richten, der von sich aus meint, Gott zu verherrlichen, indem er etwas
nicht isst, haben ihn aber darauf hinzuweisen, dass das Königreich Gottes nicht
Speise und Trank, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen Geist ist
(Röm.14:6,17).
Für jede Speise danken wir, denn sie ist eine Gabe Gottes. Durch das
Danken werden an sich gewöhnliche Dinge geheiligt. Dies ist nicht rituell oder
sakramental zu verstehen (was unserem Glauben völlig fremd wäre), sondern in
der Weise, dass wir im Dank zum Ausdruck bringen, dass nichts aus dem Menschen
ist und nur Gott allein alle Ehre gebührt und wir die Speise und nicht zuletzt
uns damit in die rechte Position gegenüber dem Geber aller Gaben bringen. Wenn
es nun heißt, dass die Speise durch das Wort Gottes und die Fürbitte geheiligt
wird, so werden uns damit zwei Elemente des Dankens nahegebracht, denn zum einen
danken wir gemäß dem Wort Gottes, das uns unter anderem sagt, dass jede Speise
rein ist (Ap.10:15), und zum anderen schließt unser Dank die Fürbitte ein - in
diesem Fall für uns selbst -, dass die Nahrung uns zum Besten dienen möge.
Jetzt wendet sich Paulus an Timotheus persönlich: »Wenn du dieses den Brüdern vorhältst, wirst du ein trefflicher Diener Christi Jesu sein, der sich mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre ernährt, denen du vollends gefolgt bist« (Vers 6). So leicht ist es, ein trefflicher Diener zu sein, indem man nämlich eine Sache gemäß dem Wort Gottes darlegt oder noch besser: das zutreffende Gotteswort sagt. Ein solcher idealer Diener ist aber auch ein Mensch, der sich richtig ernährt, sodass keine Mangelerscheinungen auftreten. Allein das lebendige und wirksame Wort Gottes kräftigt und befähigt uns und ruft unser Wachstum in der Erkenntnis und der Glaubenstreue hervor.
Ernähren sollen wir mit den Worten des Glaubens, den Worten der gesamten
Heiligen Schrift, insbesondere aber mit der köstlichen Lehre des Apostels
Paulus. Sie ist die Speise für uns heute, für uns, die Glieder der Gemeinde,
die Christi Körper ist (Eph.1:22,23), für uns, die wir in der
heilsgeschichtlichen Verwaltung leben, die im Glauben besteht und Paulus gegeben
wurde (Eph.3:2; Kol.1:25; 1.Tim.1:4). Diese Speise, täglich und reichlich
eingenommen (Kol.3:16), führt zu der Frömmigkeit, zu dem gottesfürchtigen
Wandel, den wir in unseren Tagen führen sollen.
Timotheus ist Paulus vollends gefolgt, wie 2.Timotheus 3:10 bestätigt,
sowohl in seiner Lehre als auch in seinem Beweggrund, Vorsatz und Glauben, in
seiner Geduld und Liebe, seinem Ausharren und seinen Verfolgungen und Leiden.
Nehmen wir uns Timotheus zum Vorbild!
Paulus schreibt weiter: »Die unheiligen und altweibischen Sagen aber verbitte dir, doch übe dich selbst in der Frömmigkeit; denn die körperliche Übung ist zu wenigem nützlich, die Frömmigkeit aber ist zu allem nützlich, da sie die Verheißung des nunmehrigen und des zukünftigen Lebens hat« (Verse 7+8). Auf der Frömmigkeit liegen Verheißungen, und zwar für die Zukunft, dass wir vor der Preisrichterbühne des Christus Lob und Lohn dafür erhalten werden: gemäß der eigenen Mühe (1.Kor.3:8), gemäß unserem Bauen mit Gold, Silber und kostbaren Steinen auf den von Paulus gelegten Grund (1.Kor.3:10-15), gemäß den guten Taten (2.Kor.5:10), gemäß dem edlen Ringkampf, den wir führten (2.Tim.4), und danach, ob wir das Erscheinen unseres Herrn Jesus Christus geliebt haben (2.Tim.4:8). Wenn wir um Christi willen erduldeten und litten, werden wir sogar in den kommenden Äonen mit Ihm regieren (Röm.8:17; 2.Tim.2:12).
Für die Gegenwart ist dem frommen Wandel verheißen: Friede und Freude
im heiligen Geist (Röm.14:17), Zuspruch und Zuversicht, Kräftigung in der
Gnade und Auferbauung in der Liebe Gottes, Freiheit von der Herrschaft der Sünde
(Röm.6:12-14) und Heiligung (Röm.6:22), Wohlergehen und langes Leben auf der
Erde für den, der seinen Vater und seine Mutter ehrt (Eph.6:2), Bewahrung der
Herzen und Gedanken im Frieden Gottes (Phil.4:7), das Zusammenwirken aller
Ereignisse durch Gott zu unserem Besten (Röm.8:28), im Falle der Nachahmung des
Apostels Paulus das Mit-uns-sein unseres Gottes und Vaters (Phil.4:9) und überhaupt
die Frucht des heiligen Geistes: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Gutheit,
Treue, Sanftmut, Selbstzucht (Gal.5:22); dazu noch vieles andere mehr.
Der Retter aller Menschen
Die Verheißung, die auf der Frömmigkeit liegt, ist uns deshalb ein kraftvoller Zuspruch, weil wir einen lebendigen Gott haben, auf den wir uns verlassen können, wie wir in den Versen 9 bis 11 lesen:
»Glaubwürdig
ist das Wort und jeden Willkommens wert (denn dazu mühen wir uns und werden
geschmäht), dass wir uns auf den lebendigen Gott verlassen, welcher der Retter
aller Menschen ist, vor allem der Gläubigen. Dieses weise an und lehre.« Ja,
dieses Wort ist glaubwürdig, und wir nehmen es freudig an: Unsere Erwartung ist
Gott, der uns nicht enttäuschen wird, weil Er lebendig ist und mithin allen
Leben verheißt; und Leben setzt die Rettung aus Sünde und Tod voraus.
Gott ist der Retter aller Menschen, nicht nur der Gläubigen. Dies sind
schlichte Worte, aber welch herrlichen Inhalts! Er wird alle retten, denn in
1.Timotheus 2:4 steht geschrieben, dass Er alle retten will. Bei Ihm besteht
zwischen Wille und Ausführung keine Diskrepanz. Er rettet alle, denn der Mensch
Christus Jesus gab Sich für alle, das heißt zugunsten von allen, dahin. Er hat
für alle bezahlt; somit werden Ihm auch alle zugeordnet werden (1.Tim.2:6).
Gott ist der Retter aller Menschen, denn Er ist Liebe.
Doch heißen viele Gläubige dieses Evangelium nicht willkommen und schmähen
uns deshalb sogar. Manche Gläubige glauben Gott eben nicht alles. Andere haben
eine nur lückenhafte Schriftkenntnis. Wiederum andere benutzen eine mangelhafte
Bibelübersetzung, die zum Beispiel Ewigkeit und ewig statt Äon und äonisch
schreibt und Hölle statt a)Gehenna (das Tal Hinnom bei Jerusalem, in das während
des tausendjährigen Königreichs Israels die Leichen der Übertreter
hineingeworfen werden), b) Tartarus (Aufenthaltsort für sündigende Boten;
2.Pet.2:4) und c) Ungewahrtes (griech. hades, von a-ides, unwahrnehmbar, frei:
Totenreich). Im Falle solcher irreführenden Übersetzungen ist es mit der Logik
des Wortes Gottes vorbei und können Gläubige es natürlich nicht auf die Reihe
bringen. Im übrigen will der Satan nicht, dass diese Gott verherrlichende
Botschaft bekannt wird, und versucht deshalb, Zweifel an der Allmacht Gottes zu
säen, als ob Er und Sein Christus nicht zum Ziel kämen, und den Gläubigen
einzureden, dass sie ihre Rettung wenigstens teilweise selbst bewirkt haben. So
verdunkelt Satan die Gnade. Ein Mensch aber, der weiß, dass er allein in der
Gnade auserwählt und berufen (Eph.1:4; 2:8; 2.Tim.1:9), gerechtfertigt und mit
Gott ausgesöhnt, mit heiligem Geist versiegelt und gerettet wurde, er also
nichts vorzuweisen hat, der weiß auch, dass alle die anderen, die ebenfalls
nichts vorzuweisen haben, ebenso allein durch das Opfer Jesu Christi gerettet
werden. Ihm allein gebührt doch alle Verherrlichung!
Dieses alles soll Timotheus den Gläubigen anweisen und lehren (Vers 11).
Dies ist dementsprechend auch unser Auftrag. Möge unser treuer Gott und Vater
uns Türen dafür auftun!
Weitere Einzelheiten der Rettung aller, insbesondere der Ablauf der Äonen,
die Gerichte und die Auferstehungen, sind in dem Aufsatz »Gott
ist der Retter aller Menschen« näher erläutert.
Timotheus war noch jung, vermutlich zwischen 30 und 35 Jahren und sicherlich jünger als die gesamte Ältestenschaft von Ephesus, wo Paulus ihn zurückgelassen hatte, um Anweisungen für das Gemeindeleben zu geben (1:3). Wird man Timotheus ernst nehmen? Ja, wenn er ein Vorbild ist. Deshalb spricht Paulus ihm zu: »Niemand verachte deine Jugend; sondern werde den Gläubigen ein Vorbild im Wort, im Verhalten, in der Liebe, im Glauben, in der Lauterkeit« (Vers 12). Nicht auf das Alter kommt es an (mit Einschränkungen zu verstehen), sondern auf die Reife. Ob jung oder alt: einem Vorbild wird man Wertschätzung entgegenbringen. Timotheus soll also nicht nur deshalb eine Autorität sein, weil der Apostel Christi Jesu ihn beauftragt hat, sondern auch aufgrund seiner eigenen Persönlichkeit.
Was uns anbelangt: Nur diejenigen sollen Vorbilder für uns sein, in
denen Christus Gestalt angenommen hat (Gal.4:19). Und mögen wir selbst aber
ebenfalls Vorbilder werden, die andere im Wachstum in Christus hinein fördern.
Timotheus soll ein Vorbild im Wort werden. Dazu gehört, dass er es
kennt, versteht und befolgt. Zu diesem Zweck ernährt er sich, wie wir schon hörten
(Vers 6), regelmäßig mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre des
Apostels Paulus. Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam, Geist und Leben, es
baut auf und schenkt Wachstum in der Erkenntnis und im Wandel.
Ein Vorbild im Verhalten soll Timotheus werden. Wer würdig der überhimmlischen
Berufung wandelt, Versöhnung lebend, Gnade gewährend, Demut, Sanftmut und
Geduld übend, ist ein Vorbild. Ein solcher wird zudem niemandem irgendeinen
Anstoß geben, damit kein Makel an seinem Dienst gefunden werde (2.Kor.6:3).
In der Liebe soll Timotheus ein Vorbild werden. Dies ist nur möglich,
wenn sein Herz auf die Liebe Gottes und auf das Erdulden des Christus gerichtet
ist (2.Thess.3:5). Weil wir Geliebte Gottes sind (Kol..3:12) und Er Seine Liebe
in unseren Herzen ausgegossen hat durch den uns gegebenen heiligen Geist (Röm.5:5),
deshalb können wir Liebe üben - in Demut wissend, dass wir dabei immer
irgendein Stück schuldig bleiben (Röm.13:8).
Timotheus soll ein Vorbild im Glauben werden. Wir wissen ja von ihm, dass
er Gott alles glaubt und treu danach handelt, dem Glaubensgut des Apostels
Paulus vollends folgend (1.Tim.4:6; 2.Tim.3:10).
In der Lauterkeit soll Timotheus ebenfalls ein Vorbild werden. Die
Reinheit seines Charakters zeige sich auf allen Gebieten, auf dem der Lehre in
gesunden, unrügbaren Worten, auf dem der Erziehung Widerstrebender in der
Sanftmut ohne Neigung zum Zanken, bei Personalentscheidungen in einem Handeln
ohne Vorurteile und nicht aus Zuneigung (1.Tim.5:21).
Paulus gibt Timotheus eine weiter Anweisung: »Bis ich komme, gib Acht auf das Lesen, den Zuspruch, die Lehre« (Vers 13). Diese drei Dinge sind für jede Herausgerufene sehr wichtig: das Lesen, der Zuspruch und die Lehre. Timotheus damals und die Ältesten heute haben darauf zu achten.
Das Lesen, sei es das eifrige private Lesen, das gemeinsame Lesen oder
das Vorlesen, ist grundlegend dafür, etwas wissen zu können. Dies führt dann
dazu, dass wir wissen, was uns aus Gnaden gewährt ist. Gefestigtes Wissen
sodann lässt uns in der Erkenntnis des Wortes und damit Gottes Selbst wachsen
und in Freude und Dankbarkeit überfließen.
Das Gelesene, das Wort Gottes also, anwendend, sprechen die Ältesten der
Gemeinde und die Gläubigen einander zu. Mögen doch Worte menschlicher Weisheit
vermieden werden (1.Kor.2:4,13). Dies setzt natürlich eine Unterordnung aller
Gedanken unter das Wort und Gehorsam dem Herrn gegenüber voraus (2.Kor.10:5).
Und schließlich ist auf die Lehre zu achten. Der Zuspruch kann übrigens
auch in Form der Belehrung erfolgen (2.Tim.4:2). Auf die Lehre des Apostels
Paulus ist das Augenmerk zu richten, auf die Lehre, an die wir übergeben wurden
(Röm.6:17) und die wir erlernen sollen (Röm.16:17), auf »das uns angehende
Glaubensgut« (Eph.1:15). Diese Lehre allein entspricht der Frömmigkeit
(1.Tim.6:3), führt also zu dem Gott wohlgefälligen Wandel, wie er in der
gegenwärtigen Heilsverwaltung (Eph.3:2; Kol.1:25) zu führen
ist.
- Alle Mängel der Gläubigen und Missstände in den Gemeinden kommen von der
Nichtbeachtung des Evangeliums des Apostels Paulus, dem Herold, Apostel und
Lehrer der Nationen (1.Tim.2:7).
Vernachlässige deine Gnadengabe nicht!
Des weiteren spricht Paulus Timotheus zu: »Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, die dir durch Prophetenwort unter Auflegen der Hände der Ältestenschaft gegeben wurde« (Vers 14). In Kapitel 1, Vers 18, war bereits von den an Timotheus ergangenen Prophetenworten zu lesen. Damals, als Paulus den jungen Mann in den Dienst nahm (Ap.16:3), geschahen solche Worte noch. Heute aber, da das Wort Gottes durch Paulus vervollständigt ist (Kol.1:25), gibt es keine Propheten mehr (1.Kor.13:8-12). Das prophetische Wort war die Kundgabe des Willens Gottes und die Befähigung zum Dienst, das Auflegen der Hände der Ältestenschaft und des Paulus (2.Tim.1:6) war nur die begleitende, den Willen Gottes vollziehende Handlung.
Timotheus wird sehr viele Gaben gehabt haben, denn er war Evangelist
(2.Tim.4:5), Hirte (Phil.2:20) und Lehrer (1.Tim.4:13,16) und im umfassenden
Sinn ein trefflicher Diener Christi Jesu (1.Tim.4:6). Beachten wir, dass die
Gnadengabe keineswegs ein Selbstläufer war, denn sie konnte vernachlässigt und
nach 2.Timotheus 1:6 auch wieder angefacht werden. Eine Gnadengabe macht also
unseren hingebungsvollen Einsatz nicht überflüssig.
Paulus schreibt weiter: »Kümmere dich um diese Dinge, lebe darin, damit dein Fortschritt allen offenbar sei« (Vers 15). Wenn wir uns um all die betrachteten geistlichen Dinge kümmern und darin leben, wenn die Heilige Schrift im Mittelpunkt unseres Interesses steht, wenn wir allezeit auf die Auferbauung der Heiligen und die Verherrlichung Gottes sinnen, dann werden auch wir Fortschritte machen und Vorbilder werden.
Paulus kommt zum Schluss und fasst zusammen: »Habe Acht auf dich selbst
und auf die Lehre. Beharre in ihnen; denn wenn du dies tust, wirst du sowohl
dich selbst als auch die retten, die dich hören« (Vers 16). Als Beispiel dafür,
was es heißt, auf sich selbst Acht zu haben, waren in unserem Schriftabschnitt
genannt, sich selbst in der Frömmigkeit zu üben und sich danach auszustrecken,
ein Vorbild zu werden (Verse 7+11). Was die Lehre anbelangt, geht es hier
weniger darum, dass sie nicht verwässert oder verdreht wird, sondern darum,
dass die Belehrung gründlich und reichlich geschehe.
In all diesen Dingen soll Timotheus nicht nur leben, sondern auch
beharren, das heißt trotz der Widerstrebenden fest darin stehen und sich nicht
abdrängen lassen, damit er sich selbst und andere rette, in diesem Zusammenhang
rette vor Irrwegen, Nachlässigkeit, Stillstand, fleischlichem Verhalten, Sünden.
Wenn ein junger Mensch ein solches Leben in aller Glaubenstreue zur
Verherrlichung Gottes führt, wird ihn niemand geringschätzen. Nicht nur den
Jungen aber möge unser treuer Gott und Vater es schenken, sondern auch den
Alten.
Vom Umgang mit Witwen und Ältesten
(1.Timotheus 5:1-6:2)
Der Apostel Paulus gibt Timotheus weitere Anweisungen für den Umgang miteinander im Gemeindealltag.
Das Verhalten gegenüber Älteren und Jüngeren
Er schreibt: »Einem Älteren gegenüber brause nicht auf, sondern sprich
ihm wie einem Vater zu, Jüngeren wie Brüdern, bejahrten Frauen wie Müttern, jüngeren
wie Schwestern in aller Lauterkeit« (Verse 1+2). Als Geheiligter nur kann man
in Gott wohlgefälliger Weise für andere dasein, ihnen in geheiligter
taktvoller Weise begegnen und mit ihnen fühlen. Die Lauterkeit dürfen wir
nicht auf die Selbstzucht gegenüber jüngeren Frauen einengen. Lauter sei unser
Umgang mit allen Geschwistern, frei von Geltungs- und Herrschsucht,
Unsachlichkeit und Eigennutz, Besserwisserei und Ungeduld.
Von den älteren Witwen lesen wir: »Witwen, die wirkliche Witwen sind, ehre. Wenn aber eine Witwe Kinder oder Nachkommen hat, so sollen sie zuerst lernen, gegen das eigene Haus ehrerbietig zu sein und den Vorfahren Gutes als Erwiderung zu vergelten; denn dies ist willkommen vor den Augen Gottes« (Verse 3+4). Eine Witwe soll von ihrer eigenen Familie versorgt werden; die Gemeinde soll nicht beschwert werden. Die Nachkommen haben jahrzehntelang so viel Gutes von der Mutter oder Großmutter erfahren; nun ist es an ihnen, dieses zu erstatten. Den wirklichen Witwen aber, den vereinsamten nämlich, ist besonders Entgegenkommen zu erzeigen, denn die Gemeinde ist für sie der Ersatz für die Familie.
Wie verhält sich eine wirkliche Witwe? »Eine wirkliche Witwe aber, die
vereinsamt ist, verlässt sich auf Gott und verharrt im Flehen und in Gebeten
nachts und tags. Die verschwenderische Witwe aber ist lebend verstorben. Auch
dieses weise an, damit sie unangreifbar seien« (Verse 5-7). Die Einsamkeit im
Alter ist eine besondere Glaubensschule. Der Blick auf Gott schützt die Witwe
vor Resignation und Verbitterung. Ihre Hilfe kommt von dem Herrn; von Gott
erwartet sie alles - übrigens nicht von der Gemeinde, wenngleich Gott ihr durch
die Gemeinde hilft. Mit dem Blick auf die Gemeinde aber würde sie ihr Vertrauen
auf Menschen setzen.
Ihr Hauptdienst ist das Gebet, ein wichtiger Dienst, herrlich und
segensreich. Dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus allezeit Lobpreis,
Dank und Verherrlichung entgegenzubringen, gestaltet sie um in Sein Bild. Außerdem
wirkt sie durch ihr Flehen hilfreich am Ergehen und Wirken der Gemeinde mit
(2.Kor.1:11; Phil.1:19; Phmn.22; Heb.13:19).
Die Witwe aber, die meint, jetzt das weltliche Leben in vollen Zügen
genießen zu sollen, und mithin dem Fleisch gemäß lebt, ist im Begriff, dem
Tod Frucht zu bringen. Damit ist sie aber angreifbar, ja kann nicht nur ihr,
sondern der gesamten Gemeinde etwas nachgesagt werden. Der Satan hat daran
Interesse.
Vers 8 ist eine Grundsatzaussage: »Wenn aber jemand für die eigenen
Angehörigen und vor allem die Glieder seiner Familie keine Vorkehrung trifft,
so hat er den Glauben verleugnet und ist ärger als ein Ungläubiger.« Der
Glaube ist durch die Liebe tätig und sorgt deshalb für die Angehörigen. Es
ist besonders tragisch, wenn jemand bekennt, mit Gott vertraut zu sein, Ihn aber
mit seinen Werken verleugnet (vgl. Tit.1:16).
»Eine Witwe unter sechzig Jahren werde nicht eingetragen. Die
Eingetragenen sollen nur eines Mannes Frau gewesen sein, in edlen Werken
wohlbezeugt: wenn sie Kinder aufgezogen hat, wenn sie gastfrei war, wenn sie die
Füße der Heiligen wusch, wenn sie Bedrängten zur Genüge gab, wenn sie jedem
guten Werk nachfolgte« (Verse 9+10). Die Frauen, die auf die Liste der bedürftigen
Witwen gesetzt werden, müssen einen Gott wohlgefälligen Lebenswandel geführt
haben.
»Jüngere Witwen aber weise ab; denn wenn sie Christi überdrüssig werden, wollen sie heiraten und haben dann das Urteil, dass sie den ersten Glaubenseifer ablehnen. Da sie zugleich auch müßig sind, erfahren sie vieles beim Umherziehen in den Häusern, sodass sie nicht nur müßig sind, sondern auch klatschsüchtig und vorwitzig, und sie reden, was nicht sein muss« (Verse 11-13). Jüngere Witwen sollen nicht eingetragen werden, denn dies würde sie zu einem aufopferungsvollen Dienst für die Gemeinde verpflichten und, sollten sie dieses Joch Christi leid werden, dann dazu führen, dass sie sich dem Wunsch nach Wiederverheiratung öffnen und damit den vorherigen Glaubenseifer des treuen Dienstes für die Gemeinde ablegen. Und dann kann es zum Müßiggang kommen mit so manchen negativen Folgen.
Um dies zu vermeiden, kann die Entscheidung des Apostels nur lauten: »Ich
beschließe nun, dass die jüngeren heiraten, Kinder gebären, Hausfrauen seien
und dem Widerstrebenden keine Handhabe zugunsten schimpflicher Nachrede geben.
Denn schon haben sich etliche abgekehrt und sind dem Satan nachgefolgt« (Verse
14+15). Es ist nicht einfach nur besser zu heiraten, als in einen Zwiespalt und
Versuchung hineinzugeraten, sondern es ist immer gut zu heiraten - von
besonderen Berufungen abgesehen -, denn die Ehe ist eine heilige Ordnung Gottes
und für eine jüngere Witwe der Wiederantritt eines heiligen Berufs. In der
Mutterschaft und der Führung des Haushalts erfüllt die Frau die ihr von Gott
zugewiesene Aufgabe. Dann wird ein dem Evangelium widerstrebender Verwandter
oder Nachbar nichts Abfälliges sagen können. Leider gibt es aber in der
Gemeinde zu Ephesus schon einige Fälle von jüngeren Witwen, die dem Satan
nachfolgen, das heißt sich zu einem selbstbezogenen Wandel verführen ließen,
vielleicht sogar zur Hurerei. Hurerei ist jede intime Beziehung zweier nicht
miteinander Verheirateten. Darum »soll jeder seine eigene Frau haben, und jede
Frau soll ihren eigenen Mann haben« (1.Kor.7:2).
Mit Vers 16 kommt Paulus nochmals auf den Grundsatz der Versorgung der
Witwen zurück: »Wenn eine Gläubige Witwen in ihrer Verwandtschaft hat, dann
gebe sie ihnen zur Genüge und lasse nicht die herausgerufene Gemeinde beschwert
werden, damit letztere den wirklichen Witwen zu deren Genüge geben kann.«
Diesen Themenkreis abschließend, betont Paulus die Pflicht eines jeden Gläubigen
(in der Zusammenschau mit Vers 8 ob Mann oder Frau), alles zu tun, was ihm möglich
ist, um die Gemeindekasse zu entlasten, denn die finanzielle Überbürdung der
Gemeindeglieder ist ein schweres Hindernis für das Gemeindeleben.
Da die Leitung der Gemeinde in den Händen der Ältesten liegt und damit zu einem nicht unbedeutenden Teil auch ihr geistliches Wachstum und ihr Dienst der Evangeliumsverbreitung, widmet Paulus die folgenden Verse 17 bis 25 dem Verhalten ihnen gegenüber sowie der Gewissenhaftigkeit bei ihrer Berufung.
Zunächst hören wir die Verse 17 und 18: »Die Ältesten, die trefflich
vorgestanden haben, sollen doppelter Ehre würdig geachtet werden, vor allem
die, welche sich im Wort und in der Lehre mühen; denn es sagt die Schrift: Du
sollst einem dreschenden Rind keinen Maulkorb anlegen, und: Der Arbeiter ist
seines Lohnes wert.« Auch die Ältesten haben sich zu bewähren. Unter Umständen
haben sie sich auch zurückzuziehen. Doch meistens wird es so sein, dass sie
trefflich vorstehen. Sie leiten, sprechen zu, ermahnen die Unordentlichen, trösten
die Kleinmütigen, stehen für die Schwachen ein, sind mit allen geduldig, sehen
darauf, dass niemand einem anderen Übles mit Üblem vergilt, und mühen sich in
vielerlei anderer Weise um die Auferbauung der Heiligen. Solche sind doppelter
Ehre würdig zu achten, wie Paulus es auch den Thessalonichern schrieb: »Wir
ersuchen euch aber, Brüder, auf die zu merken, die sich unter euch mühen, euch
vorstehen im Herrn und euch ermahnen, und sie über alle Maßen in Liebe zu
achten, um ihres Werkes willen« (1.Thess.5:12,13). Die Ehre erweist man ihnen,
indem man auf sie merkt, ihres vorbildlichen Verhaltens eingedenk ist (Heb.13:7)
und tut, was Hebräer 13:17 sagt: »Vertrauet denen, die euch führen, und seid
ihnen folgsam; wachen sie doch über eure Seelen (als solche, die Rechenschaft
erstatten sollen), damit sie dies mit Freuden tun und nicht unter Seufzen; denn
dies wäre unvorteilhaft für euch.«
Da Paulus das dreschende Rind und den seines Lohnes werten Arbeiter anführt,
ist den Ältesten eine finanzielle Entschädigung zu geben, sofern sie dieser
bedürfen, denn unser Herr Jesus Christus hat angeordnet, dass die, die das
Evangelium verkündigen, auch davon leben sollen (1.Kor.9:9). »Wer bepflanzt
einen Weinberg und isst nicht von dessen Frucht? Oder wer hirtet eine Herde und
isst nicht von der Milch der Herde?« (1.Kor.9:7). Der Apostel selbst machte von
dieser Vollmacht allerdings keinen Gebrauch, sondern gab alles auf, um dem
Evangelium des Christus kein Hindernis zu geben (1.Kor.9:12). Auch darin sollen
die Ältesten Paulus nachahmen, die Gemeinde aber soll bereit sein, den Ältesten
zu helfen, die durch ihren Dienst in ihrem Lebensunterhalt beeinträchtigt
werden.
Doppelter Ehre sollen vor allem die Ältesten würdig geachtet werden,
die sich im Wort, das heißt in der Verkündigung, und in der Lehre, das heißt
in der systematischen Darlegung des Wortes, mühen.
Anklagen gegen Älteste
Des weiteren weist Paulus Timotheus an: »Gegen einen Ältesten nimm keine Anklage an, ausgenommen auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin. Die sündigen, überführe vor aller Augen, damit auch die übrigen Frucht haben« (Verse 19+20). Älteste werden nicht nur wert geachtet, sondern auch kritisch beobachtet. Nicht jedes Gemeindeglied wird mit ihren Entscheidungen einverstanden sein, und sollte am Lebenswandel eines Ältesten etwas mangeln, kann es zur Opposition oder gar zur Anklage kommen. Nicht umsonst hatte Paulus in Kapitel 3:2,7 betont, dass ein Aufseher unangreifbar sein sowie auch von denen draußen, außerhalb der Gemeinde, ein ausgezeichnetes Zeugnis haben muss, damit er nicht in einen Vorwurf oder eine Falle des Widerwirkers hineingerate. Um die Ältesten vor unberechtigten Anklagen zu schützen, greift Paulus auf eine ausgezeichnete und bewährte Bestimmung des Gesetzes des Mose zurück, wonach jeder Rechtsfall durch zweier oder dreier Zeugen Mund festgestellt werden soll (5.Mose 19:15). Dass zwei Zeugen sich irren oder aus persönlichem Verdruss eine unberechtigte Anklage erheben, ist weniger wahrscheinlich.
Ist die Schuld eines Ältesten aber nachgewiesen, so ist er vor aller
Augen, vor der gesamten Gemeinde, zu überführen und zurechtzuweisen. So tat
auch Paulus dem Petrus im syrischen Antiochien, als jener sich entgegen der
Wahrheit des Evangeliums verhielt, dass für Gott jeder Gläubige gleich welcher
Nationalität annehmbar ist (Ap.10:15), und sich so ins Unrecht setzte
(Gal.2:11-14). Diese Maßnahme ist notwendig, damit sich alle fürchten und
nicht ebenfalls eine solche Sache tun. Wer aber die Gemeindezucht vernachlässigt,
wird erfahren, dass ein klein wenig Sauerteig den ganzen Teig verdirbt.
Paulus bekräftigt: »Ich bezeuge vor den Augen Gottes, Christi Jesu und
der auserwählten Boten, dass du diese Weisungen ohne Vorurteil bewahrst und
nichts aus Zuneigung tust« (Vers 21). Wenn zu urteilen ist, dann gerecht, ohne
Vorurteil, nicht die Person ansehend (5.Mose 1:17), nicht Unterschiede machend
(Jak.3:17), wie es bereits in 3.Mose 19:15 heißt: »Das Angesicht des Geringen
sollst du nicht erheben (im Sinne von bevorzugen), und das Angesicht des Großen
sollst du nicht auszeichnen.« Und sollte eine herzliche Zuneigung, eine gute
Beziehung, zu einem sündigenden Ältesten bestehen, so muss diese hintanstehen,
denn es ist nicht im eigenen Namen, sondern in dem Gottes zu handeln. Die
urteilenden Ältesten haben Gott Rechenschaft zu geben, denn nicht ihre Gemeinde
ist es, sondern die Gemeinde Christi, in der sie Recht zu sprechen haben.
Paulus ist Zeuge gegenüber Timotheus, dass er ihm diese Anweisung gab.
Er hat sie ihm vor den Augen Gottes und Christi Jesu gegeben, vor deren
Angesicht wir allezeit sind und in deren herrlichem Licht wir uns ständig
befinden. Der Begriff »vor den Augen« besagt, dass ein Durchschauen und
Durchrichten zum Zweck der Zurechtbringung stattfindet. Es gibt ja keine Schöpfung,
die vor Gottes Augen nicht offenbar ist. »Alles aber ist nackt und entblößt
vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft geben müssen« (Heb.4:13).
Die auserwählten Boten nehmen uns ebenfalls wahr. Dies sind die Boten,
die Gott Sich auserwählt hat, Ihm treu zu dienen, an anderer Stelle »die
heiligen Boten« genannt (Mat.25:31). Den Fürstlichkeiten und Obrigkeiten
inmitten der Überhimmlischen wird durch die herausgerufene Gemeinde bekannt
gemacht, was die mannigfaltige Weisheit Gottes in der gegenwärtigen
heilsgeschichtlichen Haushaltung (Eph.3:2; Kol.1:25) aus Sündern und
Gottesfeinden gemacht hat, nämlich gerechtfertigte und mit Gott ausgesöhnte
Glieder der Gemeinde, die Christi Körper ist (Eph.1:22,23; 3:10). Den
auserwählten Boten liegt nach unserer Schriftstelle aber auch die Reinigung und
Heiligung der Herausgerufenen am Herzen.
Möge die Tatsache, dass wir allezeit vor dem Angesicht Gottes in
Christus sind, uns zu einem heiligen Wandel und makellosen Dienst anspornen und
uns auch darauf achten lassen, dass die herausgerufene Gemeinde herrlich
dastehe, ohne Flecken und Runzel (Eph.5:27).
Um gar nicht erst in die peinliche Lage zu kommen, einen Ältesten zur Ordnung rufen zu müssen, ist es wichtig, nur geeignete Männer zu Ältesten zu berufen. Deshalb ermahnt Paulus Timotheus: »Niemandem lege zu schnell die Hände auf, noch nimm dadurch an fremden Sünden teil« (Vers 22a). Durch vorschnelle Beauftragung mit einer Aufgabe unter Handauflegung macht man sich mitschuldig an den Verfehlungen eines Bruders, der sich nach einiger Zeit als unwürdig erweist. Schon in Kapitel drei hatte Paulus in Bezug auf die Aufseher und Diener geschrieben, dass kein Neuling berufen werden soll, damit er nicht dünkelhaft werde, und sie sich zuerst bewähren und dann erst dienen sollen (Verse 6+10).
Im übrigen nimmt man auch dann an fremden Sünden teil, wenn man sie
stillschweigend billigt, indem man zum Beispiel entgegen der Anweisung von
1.Korinther 5:11 mit Geschwistern Umgang hat, die Hurer, Habgierige, Götzendiener,
Schimpfer, Trinker oder Räuber sind, oder sich von einem unordentlich
Wandelnden nicht abseits stellt (2.Thess.3:6,14) - nach vorausgehender Ermahnung
selbstverständlich.
Paulus fährt fort: »Bewahre dich selbst lauter. Trinke nicht länger
nur Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein um deines Magens und deiner häufigen
Schwächeanfälle willen« (Verse 22b+23). Bei alledem muss man sich selbst im
Denken und Handeln rein erhalten. Man darf sich nicht mit hineinziehen lassen.
Und wie sollte man sich mit den Vergehungen anderer auseinandersetzen können,
wenn man selbst nicht einwandfrei dasteht? Hüte dich selbst!
An den Zuspruch, sich selbst lauter zu bewahren, knüpft Paulus - die
Gelegenheit wahrnehmend -, den weiteren an, auch den eigenen Körper gesund zu
bewahren. Ein wenig Wein wird dem Magen des Timotheus gut tun. Dies ist ein ganz
persönlicher Rat, aus dem für uns nichts abzuleiten ist.
Dies aber mögen wir erkennen, dass Timotheus seinen Dienst in körperlicher
Schwachheit tat. Die Krankenheilungen waren zu jener Zeit im Begriff aufzuhören.
Paulus schreibt im selben Jahr, dem Jahr 55, im 2.Korintherbrief, dass die Gnade
genügt, um zum Dienst gekräftigt zu sein, und unsere Schwachheit gerade dazu
dient, damit die inwendig in uns wirkende Kraft Gottes deutlich tritt (4:7,16;
12;9). Wir leben heute in der Heilsverwaltung, die im Glauben besteht, nicht im
Wahrnehmen von Wundern (1.Tim.1:4; 2.Kor.5:7), und die von der überströmenden
Gnade und allem geistlichen Segen geprägt ist, nicht aber von materiellem.
Im Zusammenhang mit der zu vermeidenden Teilhabe an fremden Sünden durch vorschnelle Betrauung von Gläubigen mit Aufgaben hören wir des weiteren: »Bei einigen Menschen sind die Sünden vorher offenkundig und gehen ihnen zum Gericht voran, einigen aber folgen sie auch nach« (Vers 24). Dies ist gewiss auch eine allgemeine Wahrheit, denn die Nichtauserwählten gehen dem Gericht vor dem großen weißen Thron entgegen, und manche ihrer Sünden sind bekannt, manche noch verborgen. Ebenso gewiss ist es eine unumstößliche und allumfassende Wahrheit, was unser Herr Jesus Christus zu Seinen Jüngeren sagte: »Nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt werden wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt werden wird« (Luk.12:2). Doch hier im 1.Timotheusbrief geht es um Anweisungen für das Gott wohlgefällige und die Heiligen auferbauende Zusammenwirken in der Gemeinde und um die Sünden von Gläubigen. Bei manchen Gläubigen sind die Verfehlungen bekannt, sodass man sie nicht beauftragen, sondern richten wird.
Sollte jetzt jemand entgegnen, dass wir Auserwählte gar nicht in ein
Gericht kommen, da das Gericht an uns längst vollstreckt wurde, als unser alter
Mensch zusammen mit Christus gekreuzigt wurde und starb, und ein anderer sagen,
dass uns Gerechtfertigen und mit Gott Ausgesöhnten, die wir in Christus Jesus
sind, nichts zur Verurteilung ist (Röm.8:1), ja Gott uns noch nicht einmal
bezichtigt (Röm.8:33), so ist dem zuzustimmen und hinzuzufügen, dass es sich
mithin bei dem in unserem Vers 24 angesprochenen Gericht nur um ein Gericht der
Gemeinde handeln kann. Auch an anderer Stelle spricht Paulus vom Richten
innerhalb der Gemeinde (1.Kor.5:3,13).
Werden also Sünden von Gläubigen offenkundig, so sind diese Geschwister
in Gemeindezucht zu nehmen. Bei einigen aber folgen die Sünden nach, das heißt
sie treten erst zutage, nachdem man sie zu Ältesten berufen hat, und dann ist
das schmerzliche Gericht ihrer Überführung vor aller Augen (Vers 20) unumgänglich.
- Hätte man doch mit ihrer Einsetzung in den Dienst abgewartet!
Es schließt sich Vers 25 an: »In derselben Weise werden auch die edlen
Werke vorher offenbar; auch die, bei denen es sich anderswie verhält, können
nicht verborgen bleiben.« Einen Mann edler Werke, in der Gemeinde als vernünftig,
ordentlich, gastfreundlich, lehrtüchtig, gelinde und dem eigenen Haus trefflich
vorstehend bekannt (vgl. 3:2-4), wird man mit dem Amt eines Ältesten betrauen.
Dies aber gilt es auch zu bedenken, dass nämlich manche edlen Werke eines
anderen Mannes zunächst nicht bekannt sind, sondern der Gemeinde erst nach
einiger Zeit deutlich wird, dass da jemand in aller Stille zu einem gereiften
Mann heranwächst und sich kontinuierlich bewährt. Dieser Mann wird bei der nächsten
anstehenden Berufung eines Ältesten in Betracht zu ziehen sein.
Noch etwas ist zu regeln. Timotheus soll auch den Sklaven zusprechen: »Alle, die unter dem Sklavenjoch stehen, sollen ihre eigenen Eigner jeder Ehre wert achten, damit der Name Gottes und die Lehre nicht gelästert werden. Die aber gläubige Eigner haben, sollen diese nicht verachten [weil sie Brüder sind], sondern ihnen viel mehr sklaven, da sie Gläubige und Geliebte und Unterstützer jeder Wohltat sind« (1.Tim.6:1,2). Auch ein Sklave ist, wenn er gläubig ist, ein Brief Christi, der das Evangelium der rettenden Gnade verbreitet. In der Kraft eines Geliebten Gottes kann auch er in seiner Situation seinem irdischen Herrn gehorchen und damit seinen Gehorsam dem Herrn Jesus Christus gegenüber bezeugen. Wenn der gläubige Sklave gute Arbeit leistet, ehrt er den Namen Gottes in der Welt und die Lehre des Apostels Paulus, das Evangelium, das eine solche Kraft in ihm entfaltet, dass er sich unterordnen und der Gnade gemäß, in der er steht, Gnade gewähren kann.
Wenn ein gläubiger Sklave nun aber einen gläubigen Herrn hat, liegt der
Gedanke nahe, dass man ihm nicht so sehr zu gehorchen brauche, da man mit ihm
auf einer Stufe stehe, was hinsichtlich des Gnadenstandes ja auch zutrifft. Doch
die Gleichrangigkeit vor Gott hebt die weltlichen Unterordnungsverhältnisse,
zum Beispiel zwischen Regierung und Bürger, Mann und Frau, Eltern und Kindern,
Arbeitgeber und Arbeitnehmer, nicht auf. - Von dem folgenden Gedanken soll der
gläubige Sklave geleitet werden: Er darf einem geliebten Bruder in Christus
sklaven, der sich zudem des Wohltuns befleißigt. Deshalb wird er seine Arbeit
viel eifriger und fleißiger versehen und viel mehr als gefordert tun. - Dies
ist geistliches Verhalten - zur Verherrlichung Jesu Christi und zum Vorbild für
uns!
Ringe den edlen Ringkampf des Glaubens
(1.Timotheus 6:3-21)
Der Apostel Paulus kommt gegen Ende seines Briefes an Timotheus zu den abschließenden Anweisungen für einen Wandel in Frömmigkeit, die Timotheus an die herausgerufene Gemeinde zu Ephesus weitergeben soll.
Er schreibt in den Versen 3 und 4a: »Dieses lehre und sprich zu: Wenn jemand etwas anderes lehrt und nicht mit den gesunden Worten unseres Herrn Jesus Christus herzukommt und der Lehre, die der Frömmigkeit entspricht, der ist dünkelhaft und meistert nichts.« Viele gibt es, die etwas anderes, ja andersartiges lehren als Paulus, der Herold, Apostel und Lehrer der Nationen, der uns die Worte Christi an uns, die Glieder Seines Körpers (Eph.1:22,23), übermittelt. Hüten wir uns, die Lehre des Apostels Paulus, das Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes (1.Tim.1:11), mit Gedanken der Philosophie und anderen leeren Verführungen der Menschen zu vermischen! Geben wir auch darauf acht, dass wir das Evangelium der Unbeschnittenheit, mit dem Paulus betraut wurde, nicht mit dem der Beschneidung, mit dem Petrus beauftragt wurde (Gal.2:7), vermengen (wenngleich es ein und derselbe Herr ist, der in beiden gewirkt hat), ist doch die Körpergemeinde etwas anderes als die Gemeinde des künftig wiedergezeugten Volkes Israel und sind die Dimensionen der Gnade sowie der Segnungen doch unterschiedlich.
Mit den gesunden Worten unseres Herrn Jesus Christus ist herzukommen.
Selbstverständlich sind alle Worte unseres Herrn gesund, die, die Er als Jewe
Elohim im Alten Testament sprach, als Jesus von Nazareth auf der Erde und als
zur Rechten Gottes Sitzender. Ja, alle Worte der Heiligen Schrift sind gesund
und - so darf ich hinzufügen - machen gesund; sie heilen unser Sinnen und
Trachten. Mit welchen Seiner Worte aber ist heute, in der Paulus gegebenen
heilsgeschichtlichen Haushaltung der überströmenden Gnade Gottes (Eph.1:3;
Kol.1:25), herzuzukommen? Mit den Worten, die Er zu uns heute spricht. Dies sind
die Worte, die Timotheus und ebenso auch wir von Paulus gehört haben, wie er in
2.Timotheus 1:13 schreibt: »Habe ein Muster gesunder Worte, die du von mir gehört
hast, im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus sind.« Auch Titus 1:3
sagt deutlich, dass Gott Sein Wort zu den Ihm eigenen, das heißt von Ihm dafür
bestimmten Fristen durch die Heroldsbotschaft offenbart, mit der Paulus betraut
wurde.
Paulus der Apostel Christi Jesu. Nicht
seine eigenen Worte sagt er, sondern die Christi Jesu, die, die das Haupt an
Seine Glieder richtet. Auf diese Worte sollen wir merken!
Mit dieser Lehre sollen wir herzukommen, nach 1.Timotheus 1:10 mit der
gesunden Lehre gemäß dem Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes,
mit dem Paulus betraut wurde. An diese Lehre wurden wir übergeben (Röm.6:17).
Diese haben wir zu erlernen (Röm.16:17). - Wie ist die Formulierung »die
Lehre, die der Frömmigkeit entspricht« zu verstehen? Frömmigkeit bedeutet
Gott-Wohlverehrung.
Paulus gibt im 1.Timotheusbrief Anweisungen für einen Gott wohlverehrenden
Wandel. Um aber einen solchen Wandel führen zu können, muss man die diesem
zugrunde liegende Lehre kennen. Rechte Frömmigkeit heute ist die Frucht der
Gnade, in der wir stehen und über die wir unterrichtet sein müssen. Die uns
gewährte überströmende Gnade ist es, die uns zu einem Gott verherrlichenden
Verhalten erzieht (Tit.2:12).
Wer aber nicht nach den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre des
Apostels Paulus fragt (1.Tim.4:4), der ist dünkelhaft, der meint, sich über
die Schrift erheben zu können, und meistert nichts, denn er hat keinen festen
Stand.
»... sondern krankt am Aufbringen von Fragen und Wortgezänk, aus
welchem Neid, Hader, Lästerung, böse Verdächtigungen, Reden und Gegenreden
von Menschen entstehen, die einen durch und durch verderbten Denksinn haben und
um die Wahrheit geprellt worden sind und meinen, die Frömmigkeit sei ein
Kapital« (Verse 4b+5). Gewiss ist es gut, Fragen zu stellen, damit Klarheit
gewonnen wird; das törichte und unerzogene Fragenaufbringen aber soll Timotheus
sich verbitten (2.Tim.2:23). Wortgezänk entspricht nicht unserer geistlichen
Gesinnung. Ein Sklave des Herrn soll nicht zanken, sondern gegen alle sanft
sein, lehrtüchtig, Übles nachsichtig ertragen und die Widerstrebenden in
Sanftmut erziehen, ob Gott ihnen nicht Umsinnung gebe (2.Tim.2:24,25). Wer aber
eben nicht mit der gesunden Lehre herzukommt, ist für krankhaftes
Fragenaufbringen und Wortgezänk disponiert. Daraus folgt so manches üble
Verhalten. Manche Gläubige können gar nicht zu einem geistgemäßen Denksinn
gelangen, weil sie um die gesunde Lehre geprellt worden sind, um die Wahrheit
des heute zu verkündigenden Wortes Gottes, um die Paulus enthüllten
Geheimnisse. Um nicht missverstanden zu werden: Wir können auch verkündigen,
was ein Prophet des Alten Testaments gesagt hat, jedoch recht eingeordnet an
seinem Platz. Wenn wir das Wort der Wahrheit richtig schneiden, also jede
Wahrheit auf die richtige Zeit und Personengruppe beziehen, dann sind uns auch
die alttestamentlichen Worte von Nutzen (2.Tim.2:15; 3:16).
Die um die Wahrheit Geprellten können sogar den fleischlichen Gedanken
hegen, die Frömmigkeit sei ein Kapital, ein Erwerbsmittel, ein Weg, zu Geld zu
kommen. Beispiele dafür gibt es auch in unseren Tagen genug.
Paulus präzisiert: »Wohl ist die Frömmigkeit ein großes Kapital, wenn sie mit Genügsamkeit verbunden ist; denn nichts haben wir in die Welt hineingebracht, daher ist es offenkundig, dass wir auch nichts hinausbringen können. Haben wir aber genug Nahrung und Wetterschutz, so sollen uns diese genügen« (Verse 6-8). Sehr wohl ist die Frömmigkeit von Nutzen, denn sie hat die Verheißung des nunmehrigen und des zukünftigen Lebens (1.Tim.4:8). Heute schenkt sie uns eine ruhige und stille Lebensweise, Frieden und Freude im Herzen, Zuversicht und Tatkraft und künftig das Lob unseres Herrn Jesus Christus vor Seiner Preisrichterbühne. Wie belebend ist es doch, sich mit den geisterfüllten Worten zu ernähren und diese sodann weitergegeben zu haben in Wort und Wandel und Dienst.
Den Gewinn der Frömmigkeit aber erfährt nur der, der sich in allem genügen
lässt, was unser treuer Gott und Vater uns gibt, auch an dem Lebensweg,
den Er uns führt. Unsere Dankbarkeit ist ein Zeichen dafür. Nur dann kann man
frei sein von jeglicher Begierde.
Paulus fährt fort: »Die aber beabsichtigen, reich zu werden, fallen in Versuchung und eine Falle und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, welche die Menschen in Ruin und Untergang versumpfen. Denn eine Wurzel aller Übel ist die Geldgier, nach der etliche streben, dadurch vom Glauben abgeirrt sind und sich unter vielen Schmerzen von allen Seiten versuchen lassen« (Verse 9+10). Die aber reich werden wollen, sinnen darauf, wie sie dies erreichen können, geraten dabei oft an den Rand der Legalität und in Versuchungen und leben zudem vielleicht in der Angst vor der Entdeckung. Nicht der Glaube, nicht die Treue gegenüber ihrem Herrn und Retter Jesus Christus ist das Wesentliche für sie; sie suchen nicht das, was Christi ist, sondern das Geld. Aus der Geldgier wiederum erwachsen viele üble Taten. Sie irren von einem treuen und gehorsamen Wandel im Glauben ab, sodass sie unbewährt im Glaubensleben sind und dann noch nicht einmal mehr erkennen, dass Christus in ihnen ist (2.Kor.13:5). Von Frömmigkeit keine Spur mehr; folglich sind Frieden und Freude und Heilsgewissheit auch dahin. Ihr Stand vor Gottes Angesicht als Auserwählte, Heilige und Geliebte, als in der Gnade von allen Sünden Gerechtfertigte bleibt unberührt - zum Lobpreis der Herrlichkeit der Gnade! Möge dieser Reichtum der Gnade sie zur Umsinnung führen!
In der freudigen Überzeugung, dass das geistgetragene und lebendige Wort bewirkt, wozu Gott es gesandt hat, spricht Paulus nun Timotheus, seinem Glaubenskind rechter Art, zu: »Du aber, o Mensch Gottes, entfliehe diesem allen, jage vielmehr der Gerechtigkeit nach, der Frömmigkeit, dem Glauben, der Liebe, der Beharrlichkeit, der Sanftmut im Leiden« (Vers 11). »Du aber«, das Vorbild - sollte nicht jeder ein Vorbild sein? -, »du aber, o Mensch Gottes«, der du Gott angehörst, mithin heilig bist, der du ein Mensch nach dem Willen Gottes bist, ein Brief Christi, von allen Menschen erkannt und gelesen (2.Kor.3:2), lass dich nicht in die Gefahren ein, auch nicht nur halbwegs, sondern entfliehe diesem allen, wende dich entschieden davon ab.
Dies ist eine ernste Warnung. Und fliehen allein, Abkehr vom Negativen
allein, genügt noch nicht einmal, sondern es muss positiv verankert sein. Nur
indem wir den Gott wohlgefälligen Dingen nachjagen, haben wir uns wirklich und
nachhaltig von allem Negativen abgewandt.
Nachjagen, das heißt sich ganz danach ausstrecken und dem Apostel Paulus
in allem folgen, so wie Timotheus es tat. Sich mit den Worten des Glaubens und
der köstlichen Lehre des Paulus ernährend, folgte er ihnen vollends
(1.Tim.4:6). Er folgte der Lehre, dem Beweggrund, dem Vorsatz und Glauben, der
Geduld und Liebe, dem Ausharren, den Verfolgungen und Leiden seines Vaters im
Glauben vollends (2.Tim.3:10). Dies ist die Vollendung der dreimaligen
Aufforderung unseres Herrn an uns, Paulus nachzuahmen (1.Kor.4:16; 11:1;
Phil.3:17; vgl. 1.Thess.1:6; 2.Thess.3:7).
Die folgenden sechs Verhaltensweisen kennzeichnen den Menschen Gottes, so
wie er Gott wohlgefällt.
Der Gerechtigkeit sollen wir nachjagen. Als solche, die die heilbringende
Gerechtigkeit Gottes erfahren haben, ist es für uns bindend, uns allewege
gerecht zu verhalten. Dazu gehört auch die Wahrhaftigkeit, denn in der Bibel
ist Ungerechtigkeit das Gegenteil von Wahrheit. Wer die Wahrheit nicht liebt,
wird ungerecht handeln (1.Kor.13:6; 2.Thess.2:10,12).
Die Frömmigkeit soll unser Anliegen sein, der Gott wohlverehrende
Wandel. Zu Seiner Verherrlichung leben wir, zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit in
Worten und Werken. Ohne die Grundlage der Gerechtigkeit kann die Frömmigkeit
nicht gedeihen. Frömmigkeit ist das Thema des 1.Timotheusbriefs; er ist voll
von Anweisungen dafür.
Dem Glauben ist nachzujagen. Gott alles glaubend, stehen wir fest. Und
mit den Worten des Glaubens herzukommend, können wir anderen in den Mängeln
ihres Glaubens zurechthelfen (1.Thess.3:10). Da das griechische Wort für
Glauben auch Treue bedeutet, werden wir hiermit auch aufgefordert, die
Anweisungen des Apostels Paulus in Treue und Gehorsam zu befolgen. Mit allem
Fleiß soll dies geschehen, Obacht gebend, wie wir genau wandeln (Eph.5:15).
Sodann nennt Paulus die Liebe. Dem Nachjagen entspricht wohl das, was er
in Römer 13:8 schreibt: »Seid niemandem irgend etwas schuldig, außer einander
zu lieben.« Nie werden wir also sagen können: es ist genug. Im Gegenteil: Je
mehr wir in der Liebe wachsen, desto mehr weitere Dimensionen der Liebe werden
sich auftun. Und schließlich kommt Gott mit uns zum Ziel: Wenn wir die alles übersteigende
Liebe des Christus erkannt haben - erkennen heißt wesensmäßig mit ihr eins
werden -, dann werden wir vervollständigt sein (Eph.3:19).
Beharrlich soll Timotheus sein. Das griechische Wort kann auch mit
Ausharren, Ausdauer und Erdulden wiedergegeben werden und meint ein
Untenbleiben, in der Heiligen Schrift unter dem von Gott Auferlegten. Trotz
aller Erschwernisse dieser bösen Tage und aller Widerstände gegen das dem
Apostel Paulus enthüllte Evangelium (Gal.1:12) soll Timotheus beharrlich seinen
Dienst tun - es ist dies der Wettkampf der Verbreitung des Evangeliums - und
sich durch die Widerstrebenden nicht hemmen lassen (Phil.1:28; 4:3). Mit
Ausdauer ist zu rennen (Heb.12:1). Lasst uns nicht entmutigt werden und nicht
ermatten (Gal.6:9).
Und
schließlich soll Timotheus der Sanftmut im Leiden nachjagen. »Aber auch alle,
die fromm leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden« (2.Tim.3:12).
Alle, die Gott verherrlichen, werden von den geistlichen Mächten der Finsternis
als Feinde betrachtet. Die bösen Geister wirken in den Söhnen der
Widerspenstigkeit darauf hin, dass jene uns Schwierigkeiten machen. Für
Christus zu leiden ist aber - Gottes Gedanken sind ja stets viel erhabener -
eine besondere Gnade Gottes (Phil.1:29). Deshalb können wir auch im Leiden
sanftmütig bleiben. Wir werden unseren Feinden im Geist der Versöhnung
begegnen und uns somit nicht von unserer Hauptaufgabe, dem Dienst der Versöhnung,
abbringen lassen. Andernfalls würden wir uns in ein Handgemenge mit Fleisch und
Blut einlassen und wären damit der Kriegslist des Satans erlegen. Ein Mensch
Gottes aber, der die Waffenrüstung Gottes angelegt hat, den Gürtel der
Wahrheit, den Panzer der Gerechtigkeit, die Sandalen des Friedens und den
Langschild des Glaubens (Eph.6:10-17) - diese Rüstungsstücke sind zum Teil
deckungsgleich mit den Punkten unseres Verses 11 -, hat einen festen Stand und
kann auf dieser Grundlage den edlen Ringkampf des Glaubens führen.
So kann der Apostel Paulus nun aufrufen: »Ringe den edlen Ringkampf des Glaubens; ergreife das äonische Leben, zu dem du berufen wurdest und für das du das treffliche Bekenntnis vor den Augen vieler Zeugen bekannt hast« (Vers 12). Der den in Vers 11 genannten Dingen Nachjagende ringt den edlen Ringkampf und derjenige ergreift damit zugleich auch das äonische Leben, das Angeld des äonischen Lebens in diesen unseren Tagen im Geist.
Der Ringkampf umfasst sowohl unseren Wandel als auch unseren Dienst, die
praktisch nicht zu trennen sind. Wenn wir zum Beispiel jemandem Gnade erweisen,
dann haben wir einen Kampf gewonnen, und der Satan hat kein Mittel dagegen.
Damit haben wir aber auch bereits Dienst getan, den Dienst der Bekanntmachung
des Evangeliums der überfließenden Gnade Gottes. Mit anderen Worten: Unser
Glaubenskampf, unser Wettkampf am Evangelium (Phil.1:27; 4:3), die edelste Betätigung,
deren wir fähig sind, beginnt in unserem Herzen mit der Bereitstellung unseres
Körpers als Opfer für Gott (Röm.6:13; 12:1) und umschließt unseren ganzen
Wirkungskreis der Verbreitung und Verteidigung des Evangeliums des Apostels
Paulus sowie der Festigung der Gläubigen mit den Worten des Glaubens. Der
Ringkampf des Glaubens besteht im täglichen Ausgerichtetsein, den Willen Gottes
in jeder Hinsicht zu tun - zu Seiner Verherrlichung.
Wie kann man das äonische Leben ergreifen? Ist uns doch das Leben in den
künftigen Äonen verbürgt, bekommen es doch alle Auserwählten allein aus
Gnaden ohne jegliches eigene Zutun. - Indem man in den Worten Christi Jesu an
uns, die Glieder Seines Körpers, lebt, in der Lehre des Apostels Paulus, an die
wir übergeben wurden (Röm.6:17), zu Hause ist, voll Dankbarkeit für die
Gnade, in der wir stehen, alle Gedanken Christus unterordnet, die Rettung
auswirkt (Phil.2:12) und den edlen Ringkampf des Glaubens führt. Tun wir dies,
erfahren wir in unserem Geist das Leben, das in Christus Jesus ist, das uns trägt
und hebt; innere Kraft fließt uns zu.
Zu einem solchen Leben hier in unseren Tagen in der Kraft des Geistes
Gottes ist Timotheus berufen und wir nicht minder. Für diesen Wandel im Geist
hat Timotheus - so heißt es in Vers 12 des
weiteren
- das treffliche Bekenntnis vor den Augen vieler Zeugen bekannt. Das treffliche
Bekenntnis ist sein Zeugnis für die Wahrheit, sein Glaubensleben, so wie er es
zum Ausdruck brachte, und zwar nicht nur vor den Augen der Menschen, sondern
auch der überhimmlischen Geschöpfe (1.Kor.4:9; Epoh.3:10; 1.Tim.5:21).
Halte das Gebot!
Nochmals (vgl. Kap.5:21) wendet sich Paulus unter Berufung auf Gott und Jesus Christus und damit mit allem Nachdruck an Timotheus: »Ich weise dich an vor den Augen Gottes, der alles lebendig macht, und vor Jesus Christus, der das treffliche Bekenntnis vor Pontius Pilatus bezeugte, dass du das Gebot haltest, fleckenlos und unangreifbar ...« (Verse 13+14a). Nicht nur Timotheus bekommt das Leben, hier bereits den Vorgeschmack und dann im vollen Sinne, sondern darüber hinaus wird Gott bei der Vollendung zum Abschluss der Äonen allen Leben geben. Dabei ist es köstlich zu wissen, dass Gott Timotheus als Seinen Mitarbeiter mit hineinnimmt in dieses Sein Werk und ihn zu diesem Dienst auch durch die Anweisungen des 1.Timotheusbriefs tauglich macht. Die Gemeinde, die Christi Körper ist, ist ja Sein Dienstorgan, Seine Vervollständigung, in der Er das All in allem vervollständigt (Eph.1:22,23).
Und nicht nur Timotheus hat ein treffliches Bekenntnis abgelegt, sondern
auch und zuvörderst unser Herr Jesus Christus, als Er vor Pilatus für die
Wahrheit eintrat und den Glauben an den allesbewirkenden Gott bezeugte
(Joh.18:36,37; 19:11). Das gesamte Verhalten unseres Herrn vor Pilatus war ein
überaus treffliches Bekenntnis.
Das Gebot, das Timotheus fleckenlos, also ohne ihn befleckende Nachlässigkeit,
halten soll, damit seine Feinde ihn nicht angreifen können, meint hier all das
im 1.Timotheusbrief Gebotene. Vollständig soll Timotheus alle Anweisungen
dieses Briefs halten.
...
bis zu Christi Erscheinen
Wie Paulus weiter schreibt, soll Timotheus das Gebot halten »... bis zum Erscheinen unseres Herrn Christus Jesus (welches der glückselige und alleinige Machthaber den eigenen Fristen zeigen wird), der König der Könige und Herr der Herren, der allein Unsterblichkeit hat, der in einem unzugänglichen Licht wohnt, den keiner der Menschen gewahrte noch gewahren kann - dem sei Ehre und äonische Gewalt! Amen!« (Verse 14b - 16).
Alles, was der Apostel Paulus uns geboten hat, sollen wir halten bis zum Tag Christi, bis zu Seinem Erscheinen für uns im Luftraum, bis zu unserer Entrückung zu Ihm hin (1.Thess.4:17). Unser Gott und Vater ist glückselig darüber, Seinem Sohn zu jenen dafür bestimmten Fristen die herausgerufene Gemeinde, die Sein Körper ist, beizugeben. - Es gibt nicht nur diese eine, sondern verschiedene Erscheinungen unseres Herrn, zum Beispiel eine am Ende des letzten Jahrsiebeners in unserem bösen Äon, wenn Er den Gesetzlosen durch das Erscheinen Seiner Anwesenheit abtun wird (2.Thess.2:8); was aber an dieser Stelle nicht vertieft werden soll. - Mögen wir Sein Erscheinen für uns vor der Zeit des Zorns und des gerechten Gerichts Gottes von ganzem Herzen lieb haben (2.Tim.4:8).
Unser Herr Christus Jesus ist zur Zeit der einzige, der Unsterblichkeit hat. Mögen wir doch nicht auf betrügerische Arbeiter hören, die da sagen, irgendwelche Gottesmänner früherer Zeiten, und sei es Elia, oder heutiger Zeiten hätten Unsterblichkeit, etwa als bereits Auferweckte. Nein, alle Glieder der Körpergemeinde werden gemeinsam und gleichzeitig lebendig gemacht werden (1.Kor.15:23; 1.Thess.4:17). Am Tage Christi werden wir Unsterblichkeit anziehen (1.Kor.15:53; 2.Tim.1:19).
Unser Herr wohnt in einem unzugänglichen Licht. »Gott ist Licht« (1.Joh.1:5). Jewe Elohim hüllt Sich in Licht wie in ein Gewand (Ps.104:2). Als der Herr Paulus vor Damaskus erschien, umstrahlte jenen ein Licht heller als der Glanz der Mittagssonne. Noch würden auch wir jetzt erblinden, dann aber, wenn Er uns in Sein überhimmlisches Königreich versetzt (2.Tim.4:18), werden auch wir im Licht sein (Kol.1:12).
Niemand gewahrte den Herrn, niemand kann Ihn gewahren, und zwar jetzt und dort, dort in dem für uns noch unzugänglichen Licht und jetzt in der Haushaltung des Glaubens (1-.Tim.1:4), eben bis zu Seinem Erscheinen. Wenn jemand erzählt, er habe letzte Nacht den Herrn Jesus Christus gesehen, dann ist ein solcher Mensch aufgrund mangelnder Schriftkenntnis betrogen worden. Ohne mit der Wahrheit umgürtet zu sein (Eph.6:14), mit dem Wort Gottes, fällt man auf böse Geister herein, die sich zu Boten des Lichts verstellen (2.Kor.11:14).
Unserem Herrn Christus Jesus sei Ehre und äonische Gewalt! Ja, Ihm gebührt die Herrschaft in den beiden zukünftigen Äonen, bis Er sie bei der Vollendung nach Ablauf der Äonen dem Vater übergibt (1.Kor.15:24).
Die Anweisung für die Reichen
Das Wort des Apostels für die Reichen finden wir in den Versen 17 bis 19: »Die Reichen in dem jetzigen Äon weise an, nicht auf Hohes zu sinnen, noch sich auf die Ungewissheit des Reichtums zu verlassen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich zur Annehmlichkeit darbietet, um Gutes zu wirken, reich zu sein in edlen Werken, freigebig zu sein, gemeinschaftlich gesonnen, und sich damit selbst einen trefflichen Grund für das Zukünftige hinterlegend, damit sie das wirkliche Leben ergreifen mögen.« Mögen die Reichen reich an edlen Werken sein, an Werken nach dem Willen Gottes, die Er für sie vorherbereitet hat (Eph.2:10). Dies wird ihnen hier auf der Erde die Freude des wirklichen Lebens - es ist dies das in der Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes - vermitteln, und schließlich wird der Herr es ihnen vor Seiner Bühne vergelten (Kol.3:24).
Bewahre das Anvertraute
Zum Schluss ermahnt Paulus sein Glaubenskind rechter Art nochmals eindringlich: »O Timotheus, bewahre das Anvertraute, kehre dich ab von unheiligen, leeren Geschwätzen und Gegenaufstellungen der fälschlich so benannten »Erkenntnis«, die einige als ihr besonderes Fach angeben, doch betreffs des Glaubens schweifen sie ab« (Verse 20+21a). O Timotheus, bewahre das dir anvertraute Evangelium der überströmenden Gnade, das dem Apostel Paulus für die gegenwärtige heilsgeschichtliche Verwaltung enthüllte Wort Gottes, das Evangelium, das Gott glückselig macht. Betrübe Ihn nicht durch die Beschäftigung mit allerlei wirren Dingen, insbesondere der so benannten »Gnosis«. Dieses Wort bedeutet allgemein Kenntnis, Erkenntnis und Wissen, meint hier aber eine religiöse Irrlehre, die behauptet, eine bessere Erkenntnis zu besitzen als die Heilige Schrift. Sie wurde erst im 2. Jahrhundert n. Chr. voll ausgebildet; ihre Anfänge sorgten aber schon zu des Paulus Zeiten für Verwirrung. - Befasse dich nicht damit; denn damit würdest du nur Zeit verschwenden und Gefahr laufen, vom Glauben abzuschweifen. Wir wandeln hier durch Glauben, indem wir schlicht und einfach glauben, was geschrieben steht, und treu danach wandeln und dienen.
»Die
Gnade sei mit euch! Amen!« (Vers
21b).