zurück zur Homepage

In der Erkenntnis Gottes und Jesu Christi (2. Petrus 1:1-11)

Achtet auf das prophetische Wort! (2. Petrus 1:12-21)

Sklaven des Verderbens, dem Strafgericht entgegengehend (2. Petrus 2)

Tausend Jahre wie ein Tag (2. Petrus 3)

 

Ausführungen zum zweiten Petrusbrief

 

In der Erkenntnis Gottes und Jesu Christi

(2. Petrus 1:1-11)

 

Einführung

 

  Zunächst darf auf die Einführung in die beiden Petrusbriefe zu Beginn der Ausführungen zum ersten Petrusbrief hingewiesen werden.

  Der zweite Brief des Apostels Petrus hat besonders die Endzeit im Auge, in der fleischlichen Begierde, Lästerung und Verhöhnung überhand nehmen, und stellt eine nachdrückliche Warnung dar, sich nicht in die Zügellosigkeit der Welt hinein- oder zurückziehen zu lassen. Wer in das Königreich Israels eintreten will, muss sein Verhalten auch nach diesem Brief richten.

  Wenn Petrus seinen ersten Brief im Jahr 62 n. Chr. schrieb und den zweiten vor seiner baldigen Hinrichtung (Kap.1:14), die vermutlich im Jahr 67 n. Chr. stattfand, ist der Brief wohl in die zweite Hälfte dieser Zeitspanne einzuordnen.

  Die Adressaten sind dieselben wie die des ersten Briefs, nämlich die auserwählten jüdischen Auswanderer in der Zerstreuung in Pontus, Galatien, Kappadozien, der Provinz Asien und Bithynien (1.Pet.1:1; 2.Pet.3:1).

 

Durch die Gerechtigkeit Gottes

 

  Vers 1 gibt den Absender und die Adressaten an: »Simeon Petrus, Sklave und Apostel Jesu Christi, an die, denen ein ebenso wertvoller Glaube zufiel wie uns durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und des Retters Jesus Christus.« Mit seinem hebräischen Namen stellt Petrus sich vor. Simeon ist eine andere Form von Simon und bedeutet »Erhörung«. Sein ihm vom Herrn gegebener Beiname ist Petrus, der Fels. Auf diesen Felsen will der Herr Jesus Christus Seine herausgerufene Gemeinde Israel, die heilige Nation (1.Pet.2:9), bauen (Mat.16:18).

  Wohl ist Petrus Apostel, er schreibt den Brief aber in erster Linie als Sklave, Sklave Jesu Christi, damit aber auch Sklave der geliebten Gläubigen, die er festigen will. Dass er sich zuerst Sklave und dann Apostel nennt, zeigt uns auch, dass es ihm hier um den Lebenswandel geht und nicht vorrangig um die Lehre.

  Den Briefempfängern wurde ebenso wie Petrus - da ist kein Unterschied - der überaus wertvolle Glaube geschenkt. Kein Mensch kann sich ja etwas nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben wird, wie er denn auch nur von oben her, vom Geist Gottes, gezeugt werden kann (Joh.3:3,27; vgl. Eph.2:8; Phil.1:29).

  In Gerechtigkeit oder aufgrund Ihrer Gerechtigkeit haben Gott und der Retter aus Sünde und Tod, Jesus Christus, den Juden den Glauben zugeteilt. Die gerechte Grundlage dafür und der Erweis der liebenden Gerechtigkeit ist das Sühnopfer Jesu Christi, das Er für die Sünden Israels und der ganzen Welt erbrachte (1.Joh.2:2). Die aufgrund dieser gerechten Tat, dieses gerechten Opfers für die Sünden Gerechtfertigten sollen nun aber auch der Gerechtigkeit leben (1.Pet.2:24).

 

Gnade und Friede

 

  Schon im Eingangsgruß kommt Petrus zur Sache: »Gnade und Friede mögen euch vermehrt zuteil werden in der Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, unseres Herrn« (Vers 2). In der Erkenntnis Gottes und Seines Sohnes, durch oder infolge der Erkenntnis, wird der Friede Gottes in den Heiligen zur Fülle anwachsen. - Wie erkennt man Gott? Durch gläubiges Lesen des Wortes Gottes unter dem Gebet um geistliche Weisheit und Enthüllung. Erkenntnis ist nicht Theorie, sondern ein Wissen, mit dem man wesensmäßig eins ist und das sich daher im Leben auswirkt.

  Rechte und volle Erkenntnis sind unabdingbar notwendig, um einen Gott wohlgefälligen Wandel führen zu können. Wer es dagegen nicht für sinnvoll erachtet, Gotteserkenntnis zu haben, wird im Denken unbewährt bleiben und in allerlei Ungerechtigkeit und üblem Wesen versinken (vgl. Röm.1:28).

 

Durch die Erkenntnis

 

  Petrus beginnt in Vers 3 mit der Grundaussage: »Seine göttliche Kraft hat uns nun alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, durch die Erkenntnis dessen geschenkt, der uns zu Seiner eigenen Herrlichkeit und Tugend berufen hat.«

  »Seine göttliche Kraft ...« - diese ist Gottes Geist (Luk.1:35); da Gott Geist ist (Joh.4:24), ist Er es Selbst, der alles in Kraft schenkt, und »Kraft« ist eine Redefigur auf Gott.

  »... hat uns alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, geschenkt ...« Alles, was die Gläubigen jetzt zu einem gerechten und weisen Leben und zur Frömmigkeit, das heißt zu einem Gott wohlgefälligen Wandel, brauchen und ihnen auch zum Leben in den zukünftigen Äonen dient, ist ihnen geschenkt worden.

  »... durch die Erkenntnis dessen, der uns zu Seiner eigenen Herrlichkeit und Tugend berufen hat.« Die Heiligen Israels sind zu derselben äonischen Herrlichkeit (1.Pet.5:10) und aus der Finsternis (1.Pet.2:9) zu derselben Tugend berufen worden wie ihr Herr Jesus Christus sie besitzt. In den kommenden Äonen werden sie Ihn sehen und Ihm gleich sein (1.Joh.3:2). Die Voraussetzung dafür ist die Erkenntnis Jesu Christi. Diese wiederum ist von Gott, denn »Jewe«, so heißt es in Psalm 94:10, »lehrt den Menschen Erkenntnis«, und zwar durch alles, was geschieht - Er bewirkt es ja (Eph.1:11; Jes.14:24; 46:10; Dan.4:32; Ps.33:9; 135:6) -, insbesondere aber durch Sein Wort, hier auch des Petrus. - Christus erkennen ist Leben!

 

Werdet Teilnehmer der göttlichen Natur!

 

  In Vers 4 gibt der oberste Apostel der Beschneidung (Gal.2:7) ein hohes Ziel an: »Durch sie [die göttliche Kraft] wurden uns die kostbaren und größten Verheißungen geschenkt, damit ihr durch diese [Verheißungen] Teilnehmer der göttlichen Natur werdet und dem Verderben entflieht, das infolge der Begierde in der Welt ist.« Die den gläubigen Juden durch die Kraft Gottes dargereichten Verheißungen - die größten auf der Erde - sind das äonische Leben im Königreich der Himmel und ihre hohe Stellung als königliche Priester (1.Pet.2:9; 2.Mose 19:6), in der sie über alle Nationen herrschen (Off.20:6) und sie zu Jüngern machen werden (Mat.28:19). Zudem werden sie den Himmel offen sehen und die Boten Gottes über dem Sohn des Menschen hinauf- und herabsteigen (Joh.1:51).

  Diese herrlichen Verheißungen sollen die Gläubigen so ergreifen und bewegen, dass sie Teilnehmer (oder: Gemeinschafter) der göttlichen Natur werden, eins mit Seiner Natur. Die Gesinnung Christi soll allen Raum in ihren Herzen einnehmen, rechte Kinder Gottes sollen sie werden, den Charakter des Vaters tragend. Dies geschieht durch Gottes Geist.

  Galater 5:22 macht die Natur Gottes an der geistlichen Frucht der Gläubigen sichtbar: »Die Frucht aber des Geistes [Gottes] ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Gutheit, Treue, Sanftmut, Selbstzucht.« Der Apostel Jakobus zeigt die göttliche Natur im Zusammenhang mit der Weisheit auf: »Die Weisheit aber von oben ist vor allem lauter, darauf friedsam, gelinde, fügsam, angefüllt mit Erbarmen und guten Früchten« (Jak.3:17). Bringen wir es auf den Punkt: »Gott ist Liebe« (1.Joh.4:8,16).

  Die Begierde nach Geld, Macht, Ansehen und Genuss, die in der Welt ist, bringt Verderben über die Menschheit. Die Verheißungen nun sollen die gläubigen aus dem Verderben Entflohenen oder Entfliehenden zur Ausrichtung auf Gott und zum Ablegen aber auch aller Begierden und Untugenden veranlassen. Ein heiliges Verhalten in aller Frömmigkeit nur kann die Folge sein (2.Pet.3:11). Johannes drückt dies so aus: »Jeder, der diese [herrliche] Erwartung auf Ihn [Jesus Christus] hat, der läutert sich selbst, so wie jener lauter ist« (1.Joh.3:3).

  »Denn welche Gemeinschaft besteht zwischen Licht und Finsternis oder welche Eintracht zwischen Christus und Beliar (5.Mose 13:14)? Oder welches Teil hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen? Oder wie verträgt sich der Tempel Gottes mit den Götzen? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, so wie Gott gesagt hat: Ich werde ihnen innewohnen und unter ihnen wandeln, Ich werde ihr Gott sein, und sie werden Mein Volk sein (3.Mose 26:12). Darum kommt aus ihrer Mitte heraus und sondert euch ab, sagt der Herr. Rührt nichts Unreines an (Jes.52:11), und Ich werde euch Einlass gewähren. Ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet Mir zu Söhnen und Töchtern sein, sagt der Herr, der Allgewaltige (Jer.31:9). - Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, wollen wir uns von jeder Besudelung des Fleisches und auch des Geistes reinigen und unsere Heiligkeit in der Furcht Gottes vollenden« (2.Kor.6:14-7:1).

  Vollends wird Israel der göttlichen Natur teilhaftig werden, wenn Jewe ihnen zu Beginn des Millenniums ein neues Herz und Seinen Geist in ihr Innerstes gibt, sodass sie Seine Ordnungen bewahren und Seine Satzungen halten (Hes.36:26,27). Er wird Seine Gesetze in ihre Herzen geben und sie in ihre Denkart schreiben (Heb.10:16). Dann werden sie Gottes Willen gemäß und zu Seiner Verherrlichung handeln.

 

Reifender Glaube

 

  Um in die göttliche Natur hineinzuwachsen, muss der Glaube reifen. Deshalb schreibt Petrus in den Versen 5 bis 7: »Aus diesem Grund aber, indem ihr allen Fleiß daranwendet, reicht in eurem Glauben die Tugend dar, in der Tugend die Erkenntnis, in der Erkenntnis die Enthaltsamkeit, in der Enthaltsamkeit die Beharrlichkeit, in der Beharrlichkeit die Frömmigkeit, in der Frömmigkeit die brüderliche Freundschaft, in der brüderlichen Freundschaft die Liebe.«

  Eben damit die Gläubigen Teilhaber der göttlichen Natur werden, sollen sie alle diese in sieben Beispielen dargestellten geistlichen Verhaltensweisen einüben, allen Fleiß aufwendend. Im Glauben sollen diese geistlichen Eigenschaften dargereicht werden. Dies ist in dem Sinne zu verstehen, dass sie erkennbar und im Lebenswandel dargeboten werden sollen, dass sie Realität werden und zum Ausdruck kommen sollen. Sie sind Schritt für Schritt auf den Glauben daraufzuleiten, damit der Glaube zur Fülle anwächst.

  Im Glauben ist die Tugend darzureichen. Tugendhaft ist ein moralisch erhabenes und kraftvolles Verhalten.

  In der Tugend soll die Erkenntnis dargereicht werden. Eines fördert das andere. Wer sich tugendhaft verhält, ist auf Gottes Wort ausgerichtet und wird weitere Gotteserkenntnis geschenkt bekommen (vgl. Kol.1:10). Wer aber in einem Punkt untreu ist, der blockiert sich selbst auch in weiteren. - Ein anderer Gedankengang ist, dass am tugendhaften Verhalten die Gotteserkenntnis offenbar wird.

  In der Erkenntnis reicht die Enthaltsamkeit dar! Man kann auch Selbstbeherrschung oder Selbstzucht dafür sagen. Ein Mensch mit klarer Erkenntnis wird sich allem Unwichtigen enthalten. »Prüfet, was wesentlich ist!« (Phil.1:10). Er wird auch nicht in Ausgelassenheit, verschwenderisch oder ruhmsuchend leben. »Jeder Wettkämpfer aber ist in allem enthaltsam; jene nun, damit sie einen vergänglichen [Sieges-] Kranz erhalten mögen, wir dagegen laufen für einen unvergänglichen« (1.Kor.9:25).

  In der Erkenntnis die Beharrlichkeit. Die Ausdauer muss hinzukommen, die konsequente Beständigkeit. Es gilt nicht nur, in der Drangsal oder, wie Jakobus schreibt, in »der Erprobung eures Glaubens«, das Ausharren einzuüben (Röm.5:4; Jak.1:3), sondern auch fest in der Wahrheit des Wortes Gottes zu beharren und sich nicht davon wegdrängen zu lassen (vgl. Kol.1:23).

  Ein Glaube, auf den alle die genannten Dinge daraufgeleitet wurden, gebiert die Frömmigkeit, das Gott wohlverehrende Verhalten auf allen Gebieten des Lebens in aller Treue, allem Gehorsam und aller Liebe.

  Und wer fromm ist, wird auch die brüderliche Freundschaft pflegen. Wer Gott ehrt, ehrt auch die Glaubensgeschwister. Paulus hatte geschrieben: »In der geschwisterlichen Freundschaft seid einander herzlich zugetan, in der Ehrerbietung einander höher achtend« (Röm.12:10).

  In der brüderlichen Freundschaft reicht die Liebe dar! Die Liebe vollendet den Glauben. Die Liebe ist das Erkennungszeichen der Jünger, wie der Herr Jesus Christus sagt: »Ein neues Gebot gebe Ich euch, dass ihr einander liebt; so wie Ich euch geliebt habe, sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr Meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt (Joh.13:34,35). In 1.Petrus 1:22 hatte der Apostel die brüderliche Freundschaft schon einmal mit der Liebe verknüpft: »Nachdem ihr eure Seelen im Gehorsam der Wahrheit geläutert habt zu ungeheuchelter brüderlicher Freundschaft, liebt einander inbrünstig aus wahrhaftigem Herzen.« - Unsere Liebe wird nicht bei den Glaubensgeschwistern halt machen, sondern alle Menschen einschließen, wirken wir doch, wie wir Gelegenheit haben, für das Gute an allen, wenn auch am meisten an den Gliedern der Familie des Glaubens (Gal.6:10).

 

Weder müßig noch unfruchtbar

 

  Mit den Versen 8 und 9 stellt Petrus fest: »Denn diese Eigenschaften, wenn sie bei euch vorkommen und zunehmen, stellen euch nicht als müßig noch als unfruchtbar zu Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus hin. Denn bei wem diese nicht vorhanden sind, der ist wie blind in seiner Kurzsichtigkeit und hat die Reinigung von seinen früheren Versündigungen längst vergessen.« Die zuvor genannten Eigenschaften müssen bei den Gläubigen vorhanden sein und zunehmen, und dann werden sie weder müßig noch unfruchtbar sein, sondern sich als Fleißige und Fruchtbringende erweisen, was hineinführt in die volle Erkenntnis des Herrn Jesus Christus. In Kapitel 3:18 betont Petrus, dass sie in der Erkenntnis des Herrn und Retters Jesus Christus wachsen sollen. Dies ist aber ohne Fleiß und edle Werke nicht möglich.

  Frucht bringen sollen sie, der eine dreißig-, der andere sechzig- und der andere hundertfältig (Mark.4:20). Der Herr sagt: »Darin wird Mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und euch als Meine Jünger erweist« (Joh.15:8). Jede Rebe aber an Jesus, die keine Frucht bringt, wird abgehauen (Joh.15:2). Wer jedoch Jesu Gebote hält, wird in Seiner Liebe bleiben (Joh.15:10) und Ihn auf diese Weise völlig erkennen.

  Das Gegenteil davon ist Blindheit und Kurzsichtigkeit. Das untreue Israel ist mit Blindheit geschlagen (5.Mose 28:28). Blind ist, wer in der Finsternis wandelt (1.Joh.2:11). Diejenigen, die nicht zu Teilnehmern der göttlichen Natur heranwachsen, sind blind und haben die Reinigung von ihren früheren Versündigungen vergessen. Wer allerdings die Reinigung in Jesu Christi Blut (1.Joh.1:7) vergessen hat, der legt auch keinen Wert darauf und wird somit von dem Verderben, das infolge der Begierde in der Welt ist, wieder eingeholt, gar vom Glauben abfallen und seine Rettung verlieren. Wer seine Reinigung in Jesu Christi Blut nicht schätzt, wird auch nicht in Reinheit wandeln und folglich das äonische Leben nicht erlangen.

  Es sei an dieser Stelle eingeflochten, dass wir, die Glieder der Körpergemeinde (Eph.1:22,23), die wir in der dem Paulus gegebenen Heilshaushaltung leben (Eph.3:2; Kol.1:25), unsere Rettung nicht verlieren können, denn wir sind mit dem Geist Gottes versiegelt (Eph.1:13; 4:30; Röm.8:30; 1.Kor.3:15). Da wir allein in der Gnade Gerettete sind (Eph.2:8), hängt nichts von unseren Werken ab.

 

Bestätigt eure Berufung und Auserwählung!

 

  Wer in das äonische Königreich Israels eintreten will, der beachte die Verse 10 und 11: »Darum befleißigt euch vielmehr, Brüder, dass durch edle Werke eure Berufung und Auserwählung bestätigt werde. Denn wenn ihr dieses tut, werdet ihr keinesfalls jemals straucheln. Denn so wird euch der Eintritt in das äonische Königreich unseres Herrn und Retters Jesus Christus reichlich dargeboten werden.«

  Es geht um Leben oder Tod für die zwei zukünftigen Äonen. Keineswegs dürfen die Gläubigen unfruchtbar sein, sondern müssen allen Fleiß aufbringen, in aller Tugendhaftigkeit und Frömmigkeit edle Werke zu tun. Nur so können die gläubigen Juden das Ziel erreichen. Glaube allein genügt bei ihnen nicht. Dies lehrt Petrus hier. Die Berufung und Auserwählung durch Gott muss von ihnen bestätigt, wörtlich: beschritten werden; sie müssen diesen Weg auch gehen, denn: »Nicht jeder, der zu Mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Königreich der Himmel eingehen, sondern nur, wer den Willen Meines Vaters in den Himmeln tut« (Mat.7:21). Der Apostel Jakobus legt dar: »Worin besteht der Nutzen, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, Werke aber hat er nicht? Dieser Glaube kann ihn nicht retten!« (Jak.2:14). Dann erklärt er am Beispiel Abrahams, dass dessen »Glaube mit seinen Werken zusammenwirkte und erst aus den Werken vollkommen gemacht wurde« (Jak.2:22) und kommt zu dem Ergebnis, dass »der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein« (Jak.2:24). Es ist unumgänglich, umzusinnen, zu wachen und zu überwinden, wie der Herr Jesus Christus sagt: »Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern umhüllt werden, und keinesfalls werde Ich seinen Namen aus der Rolle des Lebens auslöschen, und Ich werde seinen Namen vor Meinem Vater und vor den Augen Seiner Boten bekennen« (Off.3:5). Und Johannes warnt: »Gebt Obacht auf euch selbst, damit ihr nicht das verliert, was ihr bereits erwirkt habt, sondern den vollen Lohn erhaltet« (2.Joh.8).

  Wir dagegen sind allein durch Glauben gerechtfertigt (Röm.3:28), was uns zeigt, wie herrlich die Gnade ist, in der wir gerettet wurden (Eph.2:8).

  Was die Berufung und Auserwählung der Juden anbelangt, so sind »viele berufen, wenige aber auserwählt« (Mat.22:14). Ganz Israel wurde am Berg Sinai berufen (2.Mose 19:4-6), aber nur die Gläubigen unter ihnen sind die Auserwählten, und sie bilden dann das auserwählte Volk, das Jewe Sich formt (Jes.43:20,21). Die Auserwählten können im Falle der Untreue ihre Rettung wieder verlieren, indem sie aus der Rolle des Lebens gelöscht werden. Ananias und Sapphira verloren wegen einer Lüge ihre Rettung (Ap.5:1-11).

  Bei uns, den Gliedern der Körpergemeinde, verhält es sich völlig anders. Alle, die Gott vor dem Niederwurf der Welt, als die Erde ein Tohuwabohu wurde (1.Mose 1:2), auserwählte (Eph.1:4), diese beruft Er auch und diese verherrlicht Er auch (Röm.8:30). Wir sind mit dem Geist Gottes unverbrüchlich versiegelt (Eph.1:13; 4:30).

  Zurück zu Vers 10. Dort heißt es im zweiten Teil: »Denn wenn ihr diese [die edlen Werke] tut, werdet ihr keinesfalls jemals straucheln.« Sie werden deshalb nicht straucheln, weil sie völlig anders gesinnt sind als die Untreuen und weil der Segen Gottes auf den Tätern edler Werke ruht, sodass Judas sagen kann: »Dem aber, der euch ohne Straucheln bewahren kann und euch makellos vor dem Angesicht Seiner Herrlichkeit mit Frohlocken hinzustellen vermag, dem alleinigen Gott, unserem Retter, sei durch Jesus Christus, unseren Herrn, Verherrlichung, Majestät, Gewalt und Vollmacht vor dem gesamten Äon und nun und für alle Äonen!« (Jud.24,25). Da die edle Werke Tuenden damit aber auch in Christus bleiben, kann Johannes schreiben: »Jeder, der in Ihm bleibt, sündigt nicht« (1.Joh.3:6).

 

Der Eintritt in das Königreich

 

  »Denn so wird euch der Eintritt in das äonische Königreich unseres Herrn und Retters Jesus Christus reichlich dargeboten werden« (Vers 11). So und nicht anders wird den gläubigen Juden das Eingehen in das Königreich Israels, das für die Äonen währt, reichlich gewährt, reichlich auf ihren Glauben und ihre Werke daraufgeleitet werden. Es wird nicht zu knapp werden für sie zum Eintritt in das Königreich, in welchem Christus für die Äonen der Äonen herrschen wird (Off.11:15).

  Der Lobpreis und die Verherrlichung sei Ihm, dem Herrn Jesus Christus, der Seinem Volk alle Verheißungen erfüllt!

 

Achtet auf das prophetische Wort!

(2. Petrus 1:12-21)

 

  

  In den Versen 1 bis 11 des ersten Kapitels hat der Apostel Petrus die nachdrückliche Ermahnung ausgesprochen, auf der Grundlage der Erkenntnis Jesu Christi allen Fleiß daran zu wenden, Teilnehmer der göttlichen Natur zu werden, um einerseits dem Verderben zu entfliehen, das infolge der Begierde in der Welt ist, und andererseits die Berufung und Auserwählung durch edle Werke zu bestätigen, damit der Eintritt in das äonische Königreich Israels nicht in Frage gestellt ist.

 

Erinnert euch immer wieder daran!

 

  »Darum«, so schreibt Petrus in Vers 12 weiter, »werde ich euch auch zukünftig stets an diese Dinge erinnern, obgleich ihr sie wisst und in der vorhandenen Wahrheit gefestigt seid.« Immer wieder will Petrus die Gläubigen an die sie betreffende Wahrheit erinnern, denn wenngleich sie auch darüber Bescheid wissen, muss sie ihnen doch wiederholt zu Ohren gebracht werden, damit sie fest in ihr stehen. Auch dem Apostel Paulus ist es nicht verdrießlich, den Philippern dasselbe zu schreiben, denn es macht sie gewiss (Phil.3:1).

  Petrus legt auch deshalb Wert auf die Ermahnung der Heiligen zu geistlichem Wachstum, weil er nicht mehr lange leben wird, wie aus den Versen 13 und 14 hervorgeht: »Ich erachte es aber für gerecht, solange ich in diesem Zelt bin, euch mit der Erinnerung daran völlig aufzuwecken, da ich weiß, dass das Ablegen meines Zeltes schnell geschehen wird, so wie es mir auch unser Herr Jesus Christus offenkundig gemacht hat.« Aufwecken will Petrus die Gläubigen, solange er dazu noch Gelegenheit hat. Völlig wach sollen sie werden.

  Der Herr Jesus Christus hatte zu Petrus gesagt: »Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest. Wenn du aber ein Greis geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich dahin bringen, wohin du nicht willst. - Das sagte Er aber, um anzudeuten, mit welchem Tod er Gott verherrlichen werde« (Joh.21:18,19). Das heißt, dass Petrus hingerichtet werden würde. Und nun hatte er seinen baldigen Tod vor Augen, den er mit den Worten »Ablegen meines Zeltes« treffend beschreibt, denn wir können ebenso schnell sterben, wie man ein Zelt abbricht.

  In Vers 15 fügt Petrus noch hinzu: »Ich werde mich aber befleißigen, euch zu veranlassen, auch nach meinem Auszug immer wieder diese Dinge in Erinnerung zu bringen.« Hiermit ermahnt der Apostel seine Geschwister im Glauben, auch nach seinem Auszug aus der Zeltwohnung seines Körpers sich der von ihm verkündigten Wahrheiten stets zu erinnern. Was er hier in seinem letzten Brief niederschreibt, ist somit gewissermaßen sein Vermächtnis.

 

Wir sind nicht Fabeln gefolgt

 

  Der Apostel Petrus bekräftigt die Glaubwürdigkeit seiner Verkündigung mit geschichtlichen Ereignissen, die er selbst bezeugen kann, und schreibt in Vers 16: »Denn wir sind nicht weise ersonnenen Sagen gefolgt, als wir euch die Kraft und die Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus bekannt machten, sondern wir sind Augenzeugen der Erhabenheit desselben geworden.« Was Petrus sagt, ist Wahrheit, lebendige, kraftvolle, auferbauende Wahrheit. Er erzählt keine klug ausgedachten Fabeln, wenn er von der Kraft und Anwesenheit Jesu Christi schreibt, die er erlebt hat und welche zugleich Zeichen und Unterpfand des Kommens des äonischen Königreichs ist. Die Worte »Kraft und Anwesenheit« sind als die in der Antike beliebte Redefigur Hendiadyoin (seltener: Hendiadys) anzusehen, bei der man ein Attribut durch eine reihende Verbindung ersetzte, sodass hier die »kraftvolle Anwesenheit« Jesu Christi oder Seine »Anwesenheit in Kraft« zum Ausdruck gebracht wurde.

  Der Apostel Petrus hat seinen Zuhörern in all den Jahren seines Dienstes von dem Pfingsttag an, der in Apostelgeschichte zwei beschrieben wird, bis zur Niederschrift seines zweiten Briefes, den wir gerade betrachten, immer wieder die Anwesenheit des Herrn Jesus Christus in Kraft und damit dessen Erhabenheit, dessen Größe und Herrlichkeit bekannt gemacht. Er schilderte Ihn als den durch Machttaten, Wunder und Zeichen erwiesenen von Gott gesandten Mann, als den aus den Toten auferweckten, zur Rechten Gottes erhöhten und von Gott zum Herrn und zum Christus gemachten Retter (Ap.2:22,24,33,36). »In keinem anderen [als in Jesus] ist die Rettung; denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der unter Menschen gegeben worden ist, in welchem wir gerettet werden müssen« (Ap.4:12). In seinem ersten Brief weist Petrus auf die für Christus bestimmten Leiden und Seine Verherrlichung danach hin (1:11) sowie auf die Herrlichkeit, die Gott Ihm nach der Auferweckung gegeben hat (1:21).

  Was Petrus schreibt, hat er selbst gesehen und gehört. Er ist Augenzeuge der Erhabenheit des Herrn Jesus Christus geworden, und zwar in einer so eindrücklichen Weise, dass er vor dem Synedrium sagte: »Es ist für uns unmöglich, nicht von dem zu sprechen, was wir gewahrt und gehört haben!« (Ap.4:20). Dementsprechend lesen wir auch in 1.Johannes 1:1-3: »Was von Anfang an war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und mit unseren Händen betastet haben, betrifft das Wort des Lebens: Denn das Leben ist offenbar geworden, und wir haben gesehen, bezeugen und verkünden euch das äonische Leben, das zum Vater hingewandt war und uns offenbar geworden ist. Was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir auch euch ...« Der Apostel Petrus hat den Auferstandenen während vierzig Tagen gesehen und war auch unter den Augenzeugen der Himmelfahrt unseres Herrn Jesus Christus (Ap.1:3-13).

  Petrus ist aber über dies alles hinaus auch Zeuge der zukünftigen Erhabenheit Jesu Christi geworden. Er durfte nämlich einen Blick in das Königreich tun, das er den Empfängern dieses seines Briefes in Aussicht stellte, sofern sie ihre Berufung und Auserwählung durch edle Werke bestätigten. Und dieses Zeugnis ist ihm das wichtigste und herrlichste und der rechte Zuspruch für die Gläubigen, sie anzuspornen, alles daran zu setzen, um Teilnehmer der göttlichen Natur und damit auch des Königreichs zu werden, das Petrus bereits gesehen hat.

 

»Dies ist Mein geliebter Sohn!«

 

  Und nun berichtet der Apostel in den Versen 17 und 18 über die Verklärung Jesu: »Denn Er erhielt von Gott dem Vater die Ehre und die Herrlichkeit durch die Stimme, die Ihm (in was für einer Weise) von der erhabenen Herrlichkeit dargebracht wurde: Dies ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich Mein Wohlgefallen habe! Diese Stimme haben wir gehört, als sie aus dem Himmel dargebracht wurde und wir mit Ihm auf dem heiligen Berg waren.«

  Wir lesen hierzu zunächst den Bericht des Markus in Kapitel 9:1-8: »Dann sprach Er zu ihnen: Wahrlich, Ich sage euch: Unter denen, die hier stehen, sind einige, die keinesfalls den Tod schmecken werden, bis sie das Königreich Gottes gewahren, wenn es mit Macht gekommen ist. - Und nach sechs Tagen nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und brachte sie auf einen hohen Berg, wo sie für sich allein waren. Da wurde Er vor ihnen umgestaltet, und Seine Kleidung wurde glitzernd, ganz weiß wie Schnee, derart wie kein Walker auf der Erde sie so weiß machen kann. Und es erschienen ihnen Elia mit Mose, und sie besprachen sich mit Jesus. - Da nahm Petrus das Wort und sagte zu Jesus: Rabbi, schön ist es für uns, hier zu sein! Wir sollten hier drei Zelte bauen, Dir eins, Mose eins und Elia eins. - Er wusste nämlich nicht, was er antworten sollte; denn sie waren in große Furcht geraten. Da kam eine Wolke, die sie beschattete, und eine Stimme ertönte aus der Wolke: Dies ist Mein geliebter Sohn; hört auf Ihn! - Und auf einmal, als sie umherblickten, gewahrten sie niemand mehr bei sich als nur Jesus allein« (vgl. Math.16:28-17:9; Luk.9:26-36).

  Dies war ein Gesicht (Mat.17:9). Den Jüngern war eine Vorschau auf den Sohn des Menschen in Seinem Königreich gewährt worden. Diese Vision besagt nicht, dass der entschlafene Mose im Todeszustand lebe oder dass er auferweckt worden sei, was beides völlig schriftwidrig wäre. Eine Vision berührt den gegenwärtigen Sachverhalt nicht, sondern ist ein Blick darüber hinaus.

  Petrus, Jakobus und Johannes waren die drei Auserwählten, die den Tod nicht schmeckten, bevor sie den verherrlichten Herrn und das mit Macht gekommene Königreich in dieser Vision sahen. Sie gewahrten das Königreich Israels vor ihrem Tode.

 

Die erhabene Stimme

 

  Der Sohn erhielt von der »erhabenen Herrlichkeit«, wie Petrus schreibt, also vom Vater, »die Ehre und Herrlichkeit«, das heißt die Wertschätzung ausgesprochen und die licht- und kraftvolle Ausstrahlung gewährt. »Wir schauten Seine Herrlichkeit«, berichtet Johannes, »wie die Herrlichkeit des Einziggezeugten vom Vater - voller Gnade und Wahrheit« (Joh.1:14).

  Die Worte: »Dies ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich Mein Wohlgefallen habe!« sind in Psalm 2:7 vorgezeichnet, wo es heißt: »Jewe sagt zu Mir. Mein Sohn bist Du, heute habe Ich Dich gezeugt«, und wie sie auch in Apostelgeschichte 13:33 sowie Hebräer 1:5 und 5:5 angeführt sind. Das Wohlgefallen des Vaters an Seinem Sohn wird bereits in Jesaia 42:1 mit den Worten ausgedrückt: »Siehe! Mein Knecht! Aufrecht halte Ich Ihn! Mein Erwählter, den Meine Seele [mit Wohlgefallen] angenommen hat.« Das Wohlgefallen Gottes ruht auf dem Herrn Jesus Christus, weil jener stets den Willen Seines Vaters tut und dessen Verherrlichung sucht.

  Auf dem heiligen Berg hörten die Jünger die Stimme Gottes. Der Berg war nur damals heilig, als er der Ort der göttlichen Offenbarung war.

  Mit diesem Zeugnis des Apostels Petrus über die Vision und die Stimme auf dem heiligen Berg ist das Kommen des Königreichs Israels und die Anwesenheit des Herrn Jesus Christus in Kraft in unwiderlegbarer Weise begründet. Die damit verbundene Rettung in der Gnade wird den Gläubigen, die ihre Berufung und Auserwählung durch edle Werke bestätigen, in der letzten Frist - bei der Enthüllung Jesu Christi - dargebracht werden (1.Pet.1:5,13; 4:13; 2.Pet.1:10,11). Wie Petrus auch in der sogenannten Halle Salomos in der Weihestätte einst gesagt hatte: Sinnet um und wendet euch um, damit eure Sünden ausgelöscht werden, sodass Fristen der Erfrischung vom Angesicht des Herrn kommen mögen und Er den euch zum Christus vorbestimmten Jesus sende. Ihn jedoch muss der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung alles dessen, was Gott durch den Mund Seiner heiligen Propheten vom Äon an gesprochen hat« (Ap.3:20,21).

 

Das prophetische Wort gibt Licht

 

  Was Petrus im folgenden Vers 19 schreibt, ist nur folgerichtig und konsequent: »Umso stetiger halten wir uns an das prophetische Wort, und ihr tut trefflich, darauf achtzugeben (wie auf eine Leuchte, die an einem trüben Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht) in euren Herzen.« Die Stimme auf dem heiligen Berg ist eine Bestätigung aller prophetischen Worte, die damit als absolut gesichert anzusehen sind und auf die allesamt mit ganzer Aufmerksamkeit und Beharrlichkeit und ohne sich von Widerstrebenden beirren zu lassen, zu achten ist.

  Das prophetische Wort ist die Leuchte in der Finsternis dieser Welt. Niemand findet seinen Weg ohne dieses Licht. Der Mittelpunkt der Prophetie ist natürlich unser Herr Jesus Christus, der von Sich sagt: »Ich bin das Licht der Welt: Wer Mir folgt, wird keinesfalls in der Finsternis wandeln, sondern er wird das Licht des Lebens haben« (Joh.8:12). Jesaia sprach von Ihm: »Das Volk, das da wandelt in Finsternis, sieht ein großes Licht; die da wohnen im Lande des Todesschattens - Licht hellt auf über ihnen« (Jes.9:1; vgl. Mat.4:16). In unserem bösen Äon (Gal.1:4) herrschen die Fürstlichkeiten und Obrigkeiten, die Weltbeherrscher dieser Finsternis, die geistlichen Mächte der Bosheit inmitten der Überhimmlischen (Eph.6:12) und ihre menschlichen Handlanger. Uns aber durfte in Gottes Gnade das Licht aufgehen: Er, Jesus Christus, ist das wahrhafte Licht, das, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet (Joh.1:9), und Sein Wort - der Psalmist singt davon: »Dein Wort ist eine Leuchte für meine Füße und ein Licht für meinen Weg« (Ps.119:105).

  Der Morgenstern wird aufgehen und der Tag des Herrn anbrechen. Der Tag des Herrn umfasst die siebenjährige Endzeit des Zornes Gottes und Seines gerechten Gerichts und das darauf folgende tausendjährige Königreich des Messias.

  Der Morgenstern ist Jesus Christus Selbst, wie Er in Offenbarung 22:16 sagt: »Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der glänzende Morgenstern.« So hatte Bileam es in 4.Mose 24:17 geweissagt: »Es tritt hervor ein Stern aus Jakob, und ein Zepter erhebt sich aus Israel«, worauf Zacharias, der Vater Johannes des Täufers, sich bezog, als er sagte: »... um der innigsten Barmherzigkeit unseres Gottes willen, mit der uns der Aufgang aus der Höhe aufsucht« (Luk.1:78).

  Die Wahrhaftigkeit und Gewissheit des prophetischen Wortes bestätigte unser Herr Jesus Christus, als Er zu den Jüngern sagte: »Dies sind Meine Worte, die Ich zu euch sprach, als Ich noch bei euch war: Alles muss erfüllt werden, was im Gesetz des Mose, in den Propheten und Psalmen von Mir geschrieben ist« (Luk.24:44).

 

Von heiligem Geist getragen

 

  Dass man sich auf das prophetische Wort völlig verlassen kann, es stetig studieren und sich immer beständiger daran halten soll, begründet Petrus auch mit den Versen 20 und 21: »Erkennet dies zuerst, dass keinerlei Prophetenwort der Schrift aus eigener Erläuterung geschieht. Denn nicht durch den Willen eines Menschen wurde jemals ein Prophetenwort hervorgebracht, sondern von heiligem Geist getragen, haben heilige Menschen Gottes gesprochen.« Prophetie ist nicht ein Erklärungsversuch eines Menschen, nicht das Ergebnis seiner Beobachtung oder Erfahrung, auch nicht seine Interpretation der Wege Gottes. Nicht der menschliche Wille, sondern Gottes Geist und damit Gott Selbst, der Geist ist (Joh.4:24) und durch Seinen Geist wirkt, rief die Worte der Propheten hervor.

  Der Apostel Paulus bestätigt dies in 2.Timotheus 3:16: »Alle Schrift ist gottgehaucht« und in 1.Thessalonicher 2:13: »Wir danken Gott unablässig, dass, als ihr von uns das Wort der Kunde Gottes erhieltet, ihr es nicht als Menschenwort aufnahmt, sondern (so wie es wahrhaft ist) als das Wort Gottes, das sich auch in euch, die ihr gläubig seid, als wirksam erweist.«

  Es ist der Geist Gottes, der durch Menschen spricht, wie einst durch König David, was unser Herr Jesus Christus in Matthäus 22:41-45 aufgriff: »Als die Pharisäer versammelt waren, fragte Jesus sie: Was meint ihr von Christus? Wessen Sohn ist Er? Sie antworteten Ihm: Davids. Weiter fragte Er sie: Wie konnte nun David Ihn im Geist [also von Gottes Geist getragen] seinen Herrn nennen, wenn er sagte: Es sprach der Herr [Jewe, Gott der Vater] zu meinem Herrn [Jesus Christus]: Setze Dich zu Meiner Rechten, bis Ich Deine Feinde unter Deine Füße lege (Ps.110:1). - Wenn nun David Ihn seinen Herrn nennt, wieso kann Er dann sein Sohn sein?«

  Gott sprach durch Jesaia, wie Paulus den Juden in Rom vorhielt: »Trefflich spricht der Geist, der heilige, durch den Propheten Jesaia zu euren Vätern ...« (Ap.28:25). Lukas schreibt, dass Zacharias mit heiligem Geist erfüllt wurde und folglich prophetisch redete (Luk.1:67). Dabei wusste jener, dass der Gott Israels durch den Mund Seiner heiligen Propheten, die vom Äon an waren, gesprochen hat (Luk.1:70).

  Petrus geht in seinem ersten Brief ebenfalls auf diese Thematik ein und schreibt, dass der Geist Christi (Er hat ihn vom Vater) den Propheten bestimmte Dinge offenkundig gemacht hatte (1.Pet.1:11); außerdem führt Petrus an, dass diejenigen, die den Briefempfängern das Evangelium verkündigen, dies durch den heiligen Geist tun (1.Pet.1:12).

  Nach Epheser 2:20 haben die Apostel und Propheten den Grund gelegt; auf dieser Grundlage werden die Gläubigen heute aufgebaut. Heute, in der dem Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Haushaltung (Eph.3:2), gibt es keine Apostel und Propheten mehr, da der Apostel Paulus das Wort Gottes vervollständigt hat (Kol.1:25) und es somit nichts Weiteres mehr zu offenbaren gibt. Gäbe es noch Apostel und Propheten, würde ja heute immer noch Grund gelegt und wäre der Bibel immer noch etwas hinzuzufügen.

 

Der Weg der Prophetie

 

  Zu den Propheten ist generell noch zu sagen, dass das prophetische Gesamtbild des Heilsplans Gottes mit Israel und der Welt erst nach und nach erstellt wurde. Die vorexilischen Propheten, Jesaia, Jeremia, Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk und Zephanja, sehen nur ein Kommen des Messias. Erst die nachexilischen Propheten unterschieden zwei Ankünfte und erkannten auch die Zwischenzeit der Verwerfung Israels. Hesekiel sieht noch weiter und kündigt ein Ende für das messianische Königreich an, indem er es auf die Äonen bezieht und damit begrenzt (Hes.37:25-28). Weiter sehen auch Petrus in seinem zweiten Brief und Johannes in seinem Buch der Enthüllung Jesu Christi, gewöhnlich Offenbarung des Johannes genannt, nicht. Erst Paulus geht darüber hinaus, indem er in 1.Korinther 15:24 offenbaren darf, dass der Sohn Gottes beim Abschluss der Äonen, bei der Vollendung, Seine Königsherrschaft Seinem Gott und Vater übergeben und jede Oberherrschaft, Obrigkeit und Macht aufheben wird. Dann wird auch der Tod, der letzte Feind, abgetan und dem Sohn alles untergeordnet werden, der Selbst dem Vater untergeordnet ist, damit Gott alles in allen sei (1.Kor.15:25-28). Das ist der Höhepunkt der Prophetie, durch den wir die volle Erkenntnis des Zweckes und Zieles der gesamten Heilsgeschichte Gottes mit der Menschheit und dem All erlangen, das volle Verständnis des in Christus gefassten Vorsatzes Gottes für die Äonen (Eph.3:11). In der Erkenntnis der Vollendung lösen sich alle Probleme von Sünde, Leid und Tod und alles übrige Rätselhafte. Die Vollendungsziele Gottes sind

-         die Vervollständigung des Alls in allem durch Christus (Eph.1:23),

-         die Aufhauptung des Alls in Christus in der heilsgeschichtlichen Verwaltung der Vervollständigung der Fristen (Eph.1:10),

-         das Abtun des Todes und die Lebendigmachung aller (1.Kor.15:22,26),

-         die Unterordnung des Alls unter den Sohn und damit unter den Vater (1.Kor.15:28),

-         die Aussöhnung des Alls mit Gott durch das Blut des Kreuzes (Kol.1:20),

-         die Erkenntnis der alle Erkenntnis übersteigenden Liebe des Christus und damit unsere Vervollständigung nicht nur im Gnadenstand vor Gott (Kol.2:10), sondern auch in der Praxis, was zur gesamten Vervollständigung Gottes beiträgt (Eph.3:19),

-         die Auferbauung aller zu einer Wohnstätte Gottes im Geist (Eph.2:22).

 

  »Umso stetiger halten wir uns an das prophetische Wort!«

 

Sklaven des Verderbens, dem Strafgericht entgegengehend

(2. Petrus 2)

 

  Der Apostel Petrus hat in Kapitel eins die Heiligen ermahnt, ihre Berufung und Auserwählung durch edle Werke zu bestätigen, damit ihr Eintritt in das äonische Königreich Israels sichergestellt ist, und dabei die Bedeutung des prophetischen Wortes hervorgehoben, auf welches sie sich völlig verlassen sollen.

 

Falsche Propheten

 

  Leider gibt es aber auch Irreführer, die die Gläubigen durch falsche Lehren und einen extrem unsittlichen Wandel von einem Gott wohlgefälligen Verhalten abbringen wollen, sodass jene ihre Rettung verlieren und nicht am Königreich des Herrn Jesus Christus teilhaben. - An dieser Stelle sei angemerkt, dass wir, die Glieder der Körpergemeinde (Eph.1:22,23; Leibesgemeinde), die wir in der dem Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Haushaltung der überströmenden Gnade leben (Eph.3:2; Kol.1:25; Röm.5:20), unsere Rettung nach dessen Lehre nicht wieder verlieren können, denn wir sind mit dem Geist Gottes versiegelt (Eph.1:13). Die Gott vorherbestimmt hat, dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, die beruft und rechtfertigt und diese verherrlicht Er auch (Röm.8:30).

  Petrus schreibt: »Es traten aber auch falsche Propheten unter dem Volk auf, so wie es auch falsche Lehrer unter euch geben wird, die Irrlehren des Untergangs einschmuggeln werden, indem sie sogar den Eigner verleugnen, der sie erkauft hat, wodurch sie einen schnellen Untergang über sich selbst bringen« (Vers 1). Falsche Propheten und falsche Lehrer sind nicht von Gott beauftragt (Jer.14:14). Sie können Gläubige sein, die allerdings lügen; die meisten von ihnen werden aber ungläubig sein. Wenn sie sogar den Eigner Israels, den Herrn Jesus Christus, verleugnen, der alle Israeliten erkauft hat, dann sind sie Ungläubige und werden im Strafgericht vor dem großen, weißen Thron ihren Untergang finden.

  Unser Herr Jesus Christus hat mit Seinem Blut nicht nur die ganze Welt erkauft, wie das Gleichnis vom Schatz im Feld bezeugt (Mat.13:44) - das Feld ist die Welt (Mat.13:38) -, sondern auch die wertvolle Perle - Israel nämlich (Mat.13:46). Israel hätte Ihn erkennen sollen, der in Sein Eigentum kam, aber die Seinen nahmen Ihn nicht an; die Ihn aber annahmen, haben Vollmacht, Kinder Gottes zu werden (Joh.1:11,12), sofern sie in Christus bleiben und sich durch edles Verhalten und Treue zu Gott des Königreichs würdig erweisen (1.Joh.2:28; Mat.3:8; Joh.15:1-8).

  Falsche Propheten werden insbesondere in der siebenjährigen Endzeit des Zornes Gottes und Seines gerechten Gerichts auftreten; sie werden Zeichen und Wunder tun, um wenn möglich auch die Auserwählten aus Israel irrezuführen (Mat.24:24).

  Des Weiteren hören wir über die Irreführer: »Viele werden auch ihren Ausschweifungen folgen; um derer willen wird die Herrlichkeit der Wahrheit gelästert werden« (Vers 2). (Die Kodizes Vaticanus und Sinaiticus (unredigiert) haben »Weg der Wahrheit«; Weg als Bezeichnung für das Evangelium; vgl. Ap.9:2; die Kodizes Alexandrinus und Sinaiticus (redigiert; S 2) haben »Herrlichkeit der Wahrheit«.) Falsche Lehren haben immer Fehlverhalten zur Folge. Ungefestigte Gläubige werden den gerade auch hinsichtlich der Sexualität schrankenlosen Lebensstil der Betrüger nachahmen. Damit bringen sie Schande über das Evangelium. Und die Menschen meinen dann, zu Recht über das Wort Gottes zu lästern, das ja wohl unwahr oder kraftlos sein müsse. In Römer 2:23,24 ist hierzu zu lesen: »Der du dich im Gesetz rühmst, durch Übertretung des Gesetzes verunehrst du Gott! Denn der Name Gottes wird um euretwillen unter den Nationen gelästert, so wie geschrieben steht« (Hes.36:20).

  Petrus fährt fort: »Und von Habgier getrieben, werden sie euch mit geglätteten Worten zur Handelsware machen; doch für sie ist das Urteil von alters her nicht müßig, und ihr Untergang nickt nicht schlummernd ein« (Vers 3). Sie werden reden, was fleischlich Gesinnte hören wollen. Ähnlich schrieb Paulus: »Es wird eine Frist kommen, wenn Menschen die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern sich selbst nach eigenen Begierden Lehrer aufhäufen, weil ihr Gehör gekitzelt wird« (2.Tim.4:3). Sie werden euch nur als Einnahmequelle betrachten. Der Tag des Gerichts aber kommt, und das Urteil wird sie ereilen.

 

Sündigende Boten

 

  In den Versen 4 bis 8 führt Petrus Beispiele für das Gericht Gottes an. Zunächst Vers 4: »Denn wenn Gott sündigende Boten nicht verschont hat, sondern sie in dunkle Verliese des Tartarus tat und sie so dahingab, um sie als zu Bestrafende zum Gericht zu verwahren ...«

Über diese Boten Gottes erfahren wir durch Judas 6: »... die Boten, die ihre Oberherrschaft nicht bewahrt, sondern die eigene Behausung verlassen haben, hat Er zum Gericht des großen Tages in unwahrnehmbaren Fesseln in Dunkelheit verwahrt.« Sie haben also an ihrem Platz und Aufgabenbereich nicht in Treue festgehalten. In  1.Petrus 3:19,20 werden sie uns als die Geister im Gefängnis beschrieben, die einstmals widerspenstig waren, als Noah die Arche errichtete. Jetzt werden sie in Dunkelheit festgehalten wie mit Fesseln, sicherlich weil sie des Energie spendenden Lichts entbehren. Sie werden am Tag des Gerichts bestraft werden. Die Aufgabe des Richtens fällt den Gerechten unter uns, den Erduldern aus unseren Reihen, den an der Königsherrschaft Gottes und Christi Teilhabenden zu (1.Kor.6:3,7-11; Eph.5:5; 2.Tim.2:12; Röm.8:17).

 

Die ehemalige Welt

 

  Das zweite Beispiel steht in Vers 5: »[Denn wenn Gott] ... auch die ehemalige Welt nicht verschont hat, sondern nur Noah, einen Herold der Gerechtigkeit, als achten bewahrte, als Er die Überflutung über die Welt der Ruchlosen brachte ...« Zur Zeit Noahs, um das Jahr 3.200 v. Chr., vernichtete Elohim die gesamte Menschheit wegen ihrer Bosheit und Verderbtheit bis auf die acht Menschen in der Arche, nämlich Noah und seine Frau, ihre drei Söhne Sem, Ham und Japheth sowie deren Frauen (1.Mose 6:5-9:28; 1.Pet.3:20). Die ganze ehemalige Welt kam um. Unter der Welt (griech. kosmos) ist in der Bibel die Erdoberfläche mit ihrem Pflanzenschmuck und den Bewohnern zu verstehen (nicht das All).

  Die ehemalige Welt währte von der Wiederherstellung von Himmel und Erde in sechs Tagen an (1.Mose 1:3-2:2) bis zur Flut. Davor hatte es bereits eine andere Welt gegeben, nämlich die von der Urschöpfung an (1.Mose 1:1) bis zum Niederwurf jener Welt, als die Erde ein Tohuwabohu wurde (1.Mose 1:2; Luk.11:50; Joh.17:24; Eph.1:4; Heb.4:3; Off.13:8), in 2.Petrus 3:6 die »damalige Welt« genannt.

  Noah war ein Herold der Gerechtigkeit, die darin bestand, Gott zu glauben und Ihm in Treue zu gehorchen (was das Gerechteste ist, was man tun kann), wie Hebräer 11:7 sagt: »Durch Glauben hat Noah, als er betreffs des noch nicht Erblickbaren Weisung erhielt und Ehrfurcht hatte, eine Arche zur Rettung seines Hauses errichtet, durch den er die Welt verurteilte und so ein Losteilinhaber der dem Glauben gemäßen Gerechtigkeit wurde.«

  Noah als achter - dies mag andeuten, dass er als Letzter in die Arche ging. Die Symbolik der Zahl acht weist auf einen Neuanfang hin, auf etwas Neues nach dem Tod des Alten.

 

Sodom und Gomorra

 

  Das dritte Beispiel für das zukünftige Gericht Gottes über die habgierigen Irreführer ist in den Versen 6 bis 8 angeführt: »[Denn wenn Gott] ... die Städte Sodom und Gomorra verurteilte, sie durch einen Umsturz einäscherte und so als Beispiel für die gesetzt hat, die künftig ruchlos sind, während er den gerechten Lot barg, der von dem Verhalten der Unsittlichen in ihrer Ausschweifung gepeinigt wurde (denn durch das Erblicken- und Hörenmüssen quälte der als Gerechter unter ihnen Wohnende seine gerechte Seele mit ihren gesetzlosen Werken) ...« Sodom und Gomorra - der sprichwörtliche Inbegriff extremer Unzucht. Judas erwähnt in Vers 7 seines Briefs, dass diese Städte außerordentlich hurten und sogar hinter andersartigem Fleisch hergingen. Nach der Rettung Lots, seiner Frau und seiner zwei Töchter aus Sodom ließ Jewe Schwefel und Feuer aus dem Himmel auf die Städte regnen und kehrte die ganze Talebene um (1.Mose 19:24,25).

 

Dies zeigt ...

 

  Der in Vers 4 begonnene Satz: »Denn wenn Gott ...« [die genannten Gerichte vollzogen hat], findet in den Versen 9 und 10 folgende abschließende Aussage: »... so zeigt dies: der Herr weiß die Frommen aus der Anfechtung zu bergen, die Ungerechten aber für den Tag des Gerichts als zu Strafende zu verwahren, vor allem aber solche, die dem Fleisch in unflätiger Begierde nachgehen und jede Herrschaft verachten.« Die Frommen, das heißt die Gott wirklich verehren, werden von ihrem Herrn Jesus Christus aus der Anfechtung geborgen, sei es, dass Er ihre Lebenssituation ändert, sie innerlich stärkt, sodass ihnen nichts mehr zur Versuchung werden kann, oder dass Er ihnen bei alledem, was sie erblicken oder hören müssen, durch Sein Wort kraftvoll zuspricht.

  Wir heute sind, wie wir durch Galater 1:4 wissen, aus dem gegenwärtigen bösen Äon bereits herausgenommen, insofern wir einen ganz anderen Sinn haben; wir gehören dieser Welt nicht mehr an, denn wir haben den Sinn des Christus (1.Kor.2:16).

  Die da jede Herrschaft verachten, staatliche und religiöse Ordnungen unterminieren und auch keine sexuellen Grenzen mehr kennen, werden als bindungsloses Treibgut der Geschichte dem letzten Despoten dieser Welt, dem Antichristus, anheimfallen.

 

Wie vernunftlose Tiere

 

  Petrus beschreibt die falschen Propheten und Irrlehrer weiter: »Als Verwegene, eigenen Genuss suchend, zittern sie nicht, wenn sie Herrlichkeiten lästern, wo doch Boten, die eine größere Stärke und Kraft besitzen, kein lästerndes Urteil gegen sie bei dem Herrn vorbringen. Diese aber, wie vernunftlose Tiere, von Natur aus zum Fang und Verderben geboren, lästern über das, was sie nicht kennen, und werden entsprechend ihrem Verderben auch verderbt werden und den Lohn ihrer Ungerechtigkeit davontragen« (Verse 10bh-13a). So charakterisiert auch Judas diese Ruchlosen in den Versen 8 bis 10 seines Briefes. Am Ende dieses bösen Äons, wenn die Gesetzlosigkeit zunimmt und die Liebe bei den meisten erkaltet (Mat.24:12), werden die Menschen ihre Lästerungen und Verhöhnungen, ihre Unzucht und andere Schandtaten in aller Öffentlichkeit, in den Medien und auf der Straße, präsentieren. Entsprechend dem Verderben, das sie über andere bringen, werden sie allerdings auch ihr eigenes Verderben ernten. Schon hier auf der Erde und erst recht vor dem großen, weißen Thron werden sie den Lohn ihrer Ungerechtigkeit davontragen. Die Menschheit wird in eine ungeahnte Tiefe des Verderbens durch das Fleisch und seine Begierde stürzen. Und die Religionen werden die fleischlichen Verirrungen sogar gutheißen und fördern.

  Wir nehmen im Übrigen zur Kenntnis, dass sogar Boten nicht gegen die Übeltäter beim Herrn vorstellig werden. Selbst Michael, der Botenfürst, hat, als er den Widerwirker wegen des Körpers des Mose anzweifelte und mit ihm Worte wechselte, es nicht gewagt, ein lästerndes Urteil über ihn aufzubringen, sondern nur gesagt: Der Herr schelte dich! (Judas 9). Herrlichkeiten, insbesondere Gott, den Herrn Jesus Christus und himmlische Boten, lästernde Menschen handeln in arrogantem Kontrast zu den Boten.

 

Kinder des Fluchs

 

  Wir lesen weiter: »Sie erachten Schwelgerei am lichten Tag für Genuss, sind Flecken und Makel, schwelgen in ihren Liebesmahlen und zechen mit euch zusammen, haben die geweiteten Augen einer Ehebrecherin und hören nicht mit Sündigen auf, locken die unbefestigten Seelen an, haben ein in Habgier geübtes Herz: sie sind Kinder des Fluchs« (Verse 13b-14). Verflucht sind sie. Jeder Jude, der seinen Eigner, den Herrn Jesus Christus, ablehnt, ist auf der schiefen Bahn und wird immer schneller in die Tiefe schliddern.

 

Der Weg Bileams

 

  In den Versen 15 und 16 warnt Petrus unter Hinweis auf den Weg Bileams: »Sie haben den geraden Weg verlassen, wurden irregeführt und sind dem Weg des Bileam, des Sohnes Beors, gefolgt, der den Lohn der Ungerechtigkeit geliebt, dann aber die Entlarvung der eigenen Gesetzwidrigkeit erlebt hatte: Ein stummes Jochtier, das mit menschlicher Stimme Worte verlauten ließ, wehrte der Unsinnigkeit des Propheten«. Die Begebenheiten um Bileam sind in 4.Mose 22 bis 24 verzeichnet. Vom Lohn der Ungerechtigkeit, dem Wahrsagerlohn, wird in Kapitel 22:7 berichtet und von der sprechenden Eselin in Kapitel 22:28.

  Bileam war mehrmals bereit - sofern Gott es ihm ermögliche -, gegen Israel zu weissagen, um die von dem Moabiterkönig Balak ausgesetzte Belohnung zu bekommen. Er ist ein Beispiel für solche, die um des persönlichen Vorteils willen andere in die Irre führen. Wer den Lohn der Ungerechtigkeit liebt, hat den geraden Weg verlassen und wird zugleich auch zu einem abgöttischen Lebenswandel verführen, ebenso wie die Moabiter auf Bileams Rat hin Israeliten zu ihren Opferfesten einluden mit der Folge, dass Söhne Israels Unzucht mit den Töchtern Moabs trieben (4.Mose 25:1-3; 31:16).

 

Wasserlose Quellen

 

  Der Apostel Petrus entlarvt die Kinder des Fluchs weiter. »Diese Menschen sind wasserlose Quellen und vom Wirbelwind getriebene Dünste, denen die tiefste Dunkelheit der Finsternis aufbewahrt ist« (Vers 17). Diese hohlen und leeren und unsteten Menschen, die das wahrhafte Licht, Jesus, ablehnen und die Finsternis lieben (Joh.1:9; 3:19), werden in die dunkelste Finsternis kommen, ein Bild für das Ungewahrte oder Ungewahrbare, frei umschrieben: das Totenreich; sie werden kein äonisches Leben haben, sondern während der kommenden Äonen tot sein.

  In den Versen 18 und 19 heißt es dann: »Denn indem sie eitle Großsprecherei verlauten lassen, locken sie mit fleischlichen Begierden durch Ausschweifung die an, die mit knapper Not denen entflohen sind, die in Verirrung einhergehen; sie verheißen ihnen Freiheit, doch gehören selbst zu den Sklaven des Verderbens; denn wem jemand unterliegt, dem ist er auch versklavt.« Sie reden großspurig von Freiheit, sind aber an mancherlei Laster gebunden. Nahezu zwanghaft sind sie ihren Ausschweifungen verhaftet. Wer Sünde tut, ist ein Sklave der Sünde. Frei von der Herrschaft der Sünde macht nur der Sohn Gottes, frei zu einem Gott wohlgefälligen Verhalten (Joh.8:34-36).

  Es ist beachtenswert, dass Gläubige hier als mit knapper Not der Verirrung Entflohene bezeichnet werden. Dies lässt an neu zum glauben Gekommene denken - aber nicht nur an diese -, die zwar umgesinnt und sich auch umgewendet haben, die aber im Wort der Wahrheit noch nicht gefestigt sind. Sie können wieder zurückfallen oder auch üble Gedanken und Verhaltensweisen in die herausgerufene Gemeinde hineintragen.

 

Die Rückfälligen

 

  In den Versen 20 bis 22 erfahren wir von einem furchtbaren Schaden, den die falschen Lehrer und irrlichtigen Vorbilder anrichten: »Denn wenn sie [die Gläubigen] durch die Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus dem Unflat der Welt entflohen sind, dann aber doch wieder in diese Dinge verflochten werden und unterliegen, so ergeht es ihnen zuletzt ärger als zuvor. Denn es wäre besser für sie, den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt zu haben, als ihn zu erkennen, um danach zu dem hinter ihnen Liegenden zurückzukehren, weg von dem heiligen Gebot, das ihnen übergeben wurde. Ihnen aber ist der Sinn des wahren Sprichworts widerfahren: Ein Köter wendet sich zum eigenen Gespei um; und: Eine gebadete Sau zum Wälzen im Schlamm.«

  Mit dramatischen Worten warnt der Apostel hier die Gläubigen: Es werde ihnen zuletzt ärger gehen als zuvor, als sie noch Sklaven der Sünde gewesen waren und den Glaubensweg, der ein gerechter ist, noch nicht erkannt hatten. Nun aber durften sie den Herrn Jesus Christus, den Weg, die Wahrheit und das Leben, erkennen. Sollten sie nach dieser kostbaren Erkenntnis wieder rückfällig werden, so wären sie wie Hunde, die zu ihrem eigenen Erbrochenen umkehren - in Sprüche 26:11 wird ein Tor, der seine Narrheit wiederholt, damit verglichen -, und wie gebadete Schweine, die sich wieder im Dreck wälzen. Es ist schlimm, mit Hunden und Schweinen verglichen zu werden, denn diese Tiere gehören in Israel zu den verachtetsten.

  Die Erkenntnis des Herrn Jesus Christus - Ihn zu erkennen, ist das Entscheidende, denn dann hat man Licht im Herzen und kann zur Verherrlichung Gottes wandeln. Petrus hatte die Erkenntnis zu Eingang seines Briefes in Kapitel 1:2-4 betont: »Gnade und Friede mögen euch vermehrt zuteil werden in der Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, unseres Herrn! Seine göttliche Kraft hat uns nun alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, durch die Erkenntnis dessen geschenkt, der uns zu Seiner eigenen Herrlichkeit und Tugend berufen hat. Durch sie [die göttliche Kraft] wurden uns die kostbaren und größten Verheißungen geschenkt, damit ihr durch diese [Verheißungen] Teilnehmer der göttlichen Natur werdet und dem Verderben entflieht, das infolge der Begierde in der Welt ist.« Die dem Verderben entflohen und im Begriff sind, Teilnehmer der göttlichen Natur zu werden, sind aber aufs höchste gefährdet, wenn sie auf die Irreführer hören.

  Nach dem Evangelium der Beschneidung, mit dem Petrus betraut ist (Gal.2:7), konnte man seine Rettung wieder verlieren. So erging es dem Sklaven, dem eine Schuld von 10.000 Talenten erlassen wurde, der dann aber einem Mitsklaven, der ihm nur 100 Denare schuldete, die Schuld nicht erließ. Der Herr der beiden Sklaven machte daraufhin den Schuldenerlass für den erstgenannten Sklaven rückgängig (Mat.18:23-35). So erging es Ananias und Sapphira, die vom Erlös ihres Freiackers gegenüber den Aposteln etwas unterschlagen hatten. Sie hatten damit nicht Menschen, sondern Gott belogen und fielen vor den Füßen des Petrus tot hin (Ap.5:1-11).

  So sagt es auch der Hebräerbrief, wenn auch die gläubigen Empfänger dieses Briefes nicht zu denen gehören, die zurückfallen (Heb.6:9; 10:39), sondern Losteilinhaber der Verheißung sind (Heb.6:17). Die Hebräer werden an die Wahrheit für Israel erinnert, und zwar in den Kapiteln sechs und zehn.

  Hebräer 6:4-8 lautet: »Es ist unmöglich, die, die einmal erleuchtet waren und das überhimmlische Geschenk geschmeckt haben und so Mitteilhaber des heiligen Geistes wurden, die sowohl das köstliche Wort Gottes wie auch die Kräfte des zukünftigen Äons schmeckten, dann aber abfallen, wieder zur Umsinnung zu erneuern, kreuzigen sie doch den Sohn Gottes für sich selbst aufs neue und prangern Ihn an. Denn das Land, das den Regen trinkt, der oftmals auf dieses kommt, und Kraut sprießen lässt, verwertbar von jenen, für die es beackert wird, bekommt von Gott seinen Anteil am Segen. Bringt es aber Dornen und Sterndisteln hervor, ist es unbewährt und dem Fluch nahe, um zum Abschluss in Brand zu geraten.«

  Und in Hebräer 10:26-31 steht geschrieben: »Wenn wir freiwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit erhielten, bleibt für Sünden kein Opfer mehr übrig, sondern ein furchtbares Abwarten des Gerichts und der Eifer des Feuers, das sich anschickt, die Gegner zu fressen. Wenn jemand das Gesetz des Mose verwirft, muss er ohne Mitleid auf zwei oder drei Zeugen hin sterben (5.Mose 17:2-6). Eine wie viel ärgere Ahndung, meint ihr, wird jener verdienen, der den Sohn Gottes niedertritt und das Blut des Bundes für gemein erachtet, in dem er geheiligt wurde, und damit an dem Geist der Gnade frevelt? Denn wir sind mit dem vertraut, der sagt: Mein ist die Rache! Ich werde vergelten! (5.Mose 32:35), sagt der Herr, und wieder: Richten wird der Herr Sein Volk! (Ps.135:14). Furchtbar ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!«

  Doch ebendeshalb schreibt Petrus diesen seinen zweiten Brief,

»... damit ihr nicht«, so Kapitel 3:17,18, »von der Verirrung der Unsittlichen mit weggeführt, aus eurer eigenen Glaubensfestigkeit fallt. Wachset aber in der Gnade und der Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus.«

 

Tausend Jahre wie ein Tag

(2. Petrus 3)

 

  Die falschen Propheten und Lehrer, die Petrus in Kapitel zwei ausführlich charakterisiert hat, die die Gläubigen davon abhalten wollen, Teilnehmer der göttlichen Natur zu werden und dem Verderben zu entfliehen, das infolge der Begierde in der Welt ist (2.Pet.1:4), argumentieren auch damit, dass alles so geblieben sei, wie es schon immer gewesen ist, und es keine Gerichte gebe. Deshalb führt Petrus nun in Kapitel drei zwei Gerichte an, das erste und das letzte, gewaltige Gerichte, denen jeweils andere Himmel und eine andere Erde folgen. Der Apostel ermahnt die Heiligen, sich angesichts der bevorstehenden Gerichte und der frohen Erwartung des Tages des Herrn und des Tages Gottes eines heiligen Verhaltens und der Frömmigkeit zu befleißigen.

 

Wieder erinnert Petrus die Gläubigen

 

  Petrus schreibt: »Dies ist schon, Geliebte, der zweite Brief, den ich euch schreibe, in denen ich eure aufrichtige Denkart durch Erinnerung aufzuwecken suche, damit ihr an die Aussprüche, die von den heiligen Propheten zuvor geredet wurden, und an das von euren Aposteln verkündigte Gebot des Herrn und Retters erinnert werdet« (Verse 1+2). Mit eindringlichen Worten erinnert Petrus an das von den Propheten Israels, dem Herrn Jesus Christus und den Aposteln Israels verkündigte Wort (vgl. Kap.1:12,13). Es ist das Evangelium der Beschneidung, mit dem er betraut ist (Gal.2:7), das Evangelium vom Königreich Israels auf der Erde. Zwar darf Petrus auch Neues offenbaren, im Grunde aber ist das, was er schreibt, den Juden bekannt, auch wenn er die Offenbarung auf eine neue Höhe führt. Achtet auf das euch vorliegende prophetische Wort, hatte er in Kapitel 1:19 gesagt. Es bedarf eben immer wieder der Erinnerung daran und der Festigung darin. Ständig sollen die Gläubigen die Worte Gottes aufrichtig durchdenken und ihren Sinn danach ausrichten.

  Es sei angemerkt, dass das Evangelium des Apostels Paulus nicht von den Propheten und unserem Herrn angekündigt, sondern ein Geheimnis war, das erst dem Paulus enthüllt wurde (Gal.1:12; Eph.3:9; Kol.1:26; Tit.1:3).

 

Verhöhner

 

  Petrus fährt fort (Verse 3 und 4): »... und damit ihr dies zuerst erkennt, dass in den letzten Tagen Verhöhner mit ihrem Hohn auftreten werden, die nach ihren eigenen Begierden einhergehen und sagen: „Wo ist die Verheißung Seiner Anwesenheit? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, besteht alles so fort, wie vom Anfang der Schöpfung an.“« Die Irrlehrer sind zugleich Verhöhner und Spötter. Sie sagen: Die Gottesworte, dass Er Gericht üben werde und der Messias komme und das Königreich aufrichte, haben sich nicht erfüllt; und sie folgern daraus, dass auf Gott kein Verlass sei und man Ihn verächtlich machen sowie huren und tun und lassen könne, was man wolle.

  In den letzten Tagen werden diese Lästerer auftreten. Der Begriff »die letzten Tage« bezieht sich in der Prophetie allgemein auf die Zeit des Kommens des Messias, hier auf die Zeit zwischen der ersten und der zweiten Anwesenheit des Herrn unter Israel auf der Erde. Wir leben heilsgeschichtlich gesehen in den letzten Tagen (2.Tim.3:1), die nach unserer Entrückung in der Zeit des Zorns und des gerechten Gerichts Gottes und der Ankunft Jesu Christi ihren Abschluss finden. Besonders in eben dieser Endzeit, im letzten Jahrsiebener, können die Verhöhner den Gläubigen aus Israel zum Fallstrick werden.

 

»Doch es entgeht ihnen ...«

 

  Aber so wie Gott in der Vergangenheit Gericht übte, so wird Er es auch in der Zukunft tun. Dies bringt der Apostel Petrus in den Versen 5 bis 7 detailliert zum Ausdruck: »Doch es entgeht ihnen, weil sie dies so wollen, dass es von alters her Himmel gab und eine Erde, die aus Wasser und durch Wasser bestand, gemäß dem Wort Gottes, durch welche die damalige Welt, vom Wasser überflutet, umkam. Die jetzigen Himmel aber und die Erde sind durch dasselbe Wort mit Feuer gespeichert und werden für den Tag des Gerichts und des Untergangs der ruchlosen Menschen aufbewahrt.«

  Den Höhnenden entgeht es, weil - man merke auf! - sie dies so wollen. Sie befassen sich nicht mit dem prophetischen Wort, wollen es gar nicht wissen, und es würde ihnen auch nicht in den Kram passen. Das hat die in Römer 1:28 beschriebene Folge, dass Gott die, die kein Interesse daran haben, Gotteserkenntnis zu gewinnen, in ihren unbewährten Denksinn dahingibt, das zu tun, was sich nicht gebührt. Auf diese Weise formt unser Gott Sich die zum Untergang bestimmten Gefäße des Zorns (Röm.9:22).

  Die Himmel und die Erde von alters her bestanden im ersten Äon; sie stellen die Urschöpfung dar, von der uns in 1.Mose 1:1 berichtet wird: »Zu Anfang schuf Elohim die Himmel und die Erde.« Diese nach dem hebräischen Text sieben Worte können wir nur Gott verherrlichend aussprechen. Jewe hatte eine herrliche Erde gegründet; alle Söhne Gottes jauchzten darüber (Hiob 38:4,7). Nicht als Chaos hatte Er sie erschaffen, sondern um bewohnt zu werden (Jes.45:18).

  Die Erde von alters her bestand aus Wasser und durch Wasser. Näheres weiß ich nicht darüber. Der Begriff »Erde« besagt aber, dass trockenes Land da war, zumal die damalige Welt vom Wasser überflutet umkam. Mit »Welt« wird in der Bibel der Lebensraum der Menschen bezeichnet, die Erdoberfläche mit ihrer Flora und Fauna. Die damalige Welt ist nicht zu verwechseln mit der ehemaligen Welt, die der gegenwärtigen vorausging und in der großen Flut zur Zeit Noahs unterging. - Die erste Welt kam um. Der erste Äon endete mit der in 1.Mose 1:2 beschriebenen Gerichtskatastrophe, dem Niederwurf der Welt (katabolê; Joh.17:24; Eph.1:4; 1.Pet.1:20; Heb.9:26; Off.13:8): »Und die Erde wurde ein Chaos und inhaltslos, und Finsternis war auf der Fläche des überfluteten Chaos, und der Geist Elohims vibrierte über der Fläche des Wassers.«

  Der zweite Äon begann mit der Wiederherstellung der Erde in sechs Tagen und endete mit dem zweiten Gericht während der bereits erwähnten Sintflut. Heute leben wir im dritten Äon, der mit dem Tag des Zorns endet, der im Buch der Enthüllung Jesu Christi, gewöhnlich Offenbarung des Johannes genannt, ausführlich geschildert wird. Darauf kommt unser Herr Jesus Christus zu Israel wieder und richtet Sein tausendjähriges Königreich auf, das den vierten Äon über währt.

  Die jetzigen Himmel und die jetzige Erde bestehen von der Wiederherstellung der Erde in sechs Tagen an bis zum Abschluss des tausendjährigen Königreichs Israels. Sie werden vergehen, wie unser Herr sagt: »Der Himmel und die Erde werden vergehen, aber Meine Worte werden keinesfalls vergehen« (Mat.24:35). Dann aber werden sie nicht im Wasser umkommen, das keine durchgreifende Reinigungskraft hat, sondern in Feuer, wie Petrus in unserem Vers 7 schreibt und in den Versen 10 und 12 vertieft.

  Über den fünften und letzten Äon erfahren wir durch Offenbarung 21:1: »Dann gewahrte ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der vorige Himmel und die vorige Erde waren vergangen, und das Meer war nicht mehr.«

  Zurück zum Gedankengang des Petrus: Die ruchlosen Menschen werden am Tag des Feuergerichts, das Himmel und Erde umfasst, untergehen; mit den Worten von Offenbarung 20:13,15 gesagt: Sie werden verurteilt und in den See des Feuers geworfen werden, was den zweiten Tod für sie bewirkt.

 

Tausend Jahre wie ein Tag

 

  Damit die Spötter mit ihrem in die Frage: »Wo ist die Verheißung Seiner Anwesenheit?« gekleideten Hohn die Gläubigen nicht mit wegziehen können, stellt Petrus in den Versen 8 und 9 klar: »Dies eine aber entgehe euch nicht, Geliebte, dass ein Tag bei dem Herrn wie tausend Jahre ist, und tausend Jahre wie ein Tag. Der Herr ist nicht säumig mit der Verheißung, wie es etliche für Säumigkeit erachten, sondern Er hat Geduld um euretwillen, da Er nicht beabsichtigt, dass einige umkommen, sondern dass alle für die Umsinnung Raum machen.«

  Petrus erinnert an Psalm 90:4, wo es heißt: »Tausend Jahre sind in Deinen Augen wie der gestrige Tag, wenn er vergangen ist, und wie eine Wache in der Nacht.« Tausend Jahre sind für Gott wie ein Tag für uns. Was uns, die wir achtzig Jahre lang leben, lange vorkommt, ist bei dem unvergänglichen Gott eine kurze Zeitspanne. Und ein Tag ist für Ihn wie tausend Jahre für uns. Ein Tag unsres Lebens mag uns kurz vorkommen, Gott aber sieht ihn in fast unendlichen Einzelheiten.

  Keinesfalls verzieht die Verheißung. Es wird alles genau nach Gottes Vorsatz und erhabenen Gedanken geschehen. Viele Menschen noch sollen zur Umsinnung kommen. Da Petrus schreibt, dass es »um euretwillen« so ist, ist vorrangig daran zu denken, dass den Briefempfängern, den gläubigen Juden, Raum zur Umsinnung gegeben werden soll, damit sie des Königreichs Israels für würdig erachtet werden und ihr Eintritt in dasselbe wirklich gesichert ist (2.Pet.1:10,11; Off.2:26; 3:5).

  In diesem Zusammenhang ist auch Hosea 6:1-3 zu beachten. Dort lesen wir: »Kommt und lasst uns zu Jewe umkehren! Denn Er hat zerrissen, Er wird uns auch heilen; Er hat geschlagen, Er wird uns auch verbinden. Er wird uns nach zwei Tagen neu beleben, am dritten Tag uns aufrichten, dass wir vor Seinem Angesicht leben. So lasst uns Ihn erkennen, ja lasst uns nachjagen der Erkenntnis Jewes.« Nach zwei Jahrtausenden wird Israel umsinnen und Jewe erkennen, der Sein Volk als Gesamtheit retten wird, das Israel der Verheißung und Auserwählung (Röm.2:29; 9:8,11; 11:26).

 

Der Tag des Herrn

 

  Die Verhöhner haben keinen Grund für ihren Hohn: Der Herr wird eintreffen und damit auch sein Tag, der allerdings mit dem Tag des Gerichts über die Ruchlosen anhebt. Der Tag des Herrn umfasst den letzten Jahrsiebener in unserem bösen Äon - dies ist die Zeit des Zorns und des gerechten Gerichts Gottes (Röm.2:5) - und das tausendjährige Königreich Jesu Christi; er endet mit dem Untergang der jetzigen Himmel und der jetzigen Erde in Feuer.

  Petrus schreibt in Vers 10: »Der Tag des Herrn aber wird eintreffen wie ein Dieb; an dem werden die Himmel mit Getöse vergehen; die Elemente aber werden aufgelöst und in Glut vergehen samt der Erde und den Werken, die auf ihr gefunden werden.« Petrus erwähnt Anfang und Ende des Tages des Herrn in einem Atemzug. Vom Anfang sagte Jesaia schon: »Siehe! Der Tag Jewes kommt, grausam mit Ingrimm und Zorneshitze, um die gesamte Erde zur Öde zu machen; und ihre Sünder vertilgt Er von ihrer Oberfläche« (Jes.13:9; vgl. Vers 13). Von jenem Tag des Grimms Jewes spricht auch der Prophet Zephania in Kapitel 1:14-18. Vom Ende lesen wir in Offenbarung 20:11: »Dann gewahrte ich einen großen, weißen Thron und den, der darauf saß; vor dessen Angesicht flohen die Erde und der Himmel, und es fand sich keine Stätte mehr für sie.«

  Der Apostel Paulus schreibt in Bezug auf uns, die Glieder der Körpergemeinde (Eph.1:22,23), die wir nicht zum Zorn gesetzt sind (Röm.5:9; 1.Thess.5:9), sondern entrückt werden, während der Zorn im Kommen begriffen ist (1.Thess.1:10): »Der Tag des Herrn kommt so wie ein Dieb in der Nacht. ... Ihr aber, Brüder, seid nicht mehr in der Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreifen könnte; denn ihr seid alle Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören weder der Nacht noch der Finsternis an« (1.Thess.5:2-5).

 

Heiliges Verhalten

 

  Mögen sich die auserwählten Juden eingedenk des Untergangs der alten Erde und der alten Himmel den folgenden konsequenten wie auch zuversichtlichen Aufruf ihres Apostels zu Herzen nehmen: »Da nun dies alles sich auflösen wird, in was für einer Weise müsst ihr da in heiligem Verhalten und in Frömmigkeit sein!« (Vers 11). Ihr Sinn sei mithin nun also von Grund auf darauf ausgerichtet, Gott wohlzugefallen und Ihn im gesamten Alltagsleben zu verherrlichen, wie Petrus es ihnen schon in seinem ersten Brief deutlich gemacht hat: »Werdet, dem Heiligen gemäß, der euch berufen hat, selbst Heilige in allem Verhalten, weil geschrieben ist: Heilige sollt ihr sein; denn Ich bin heilig« (1.Pet.1:15,16; 3.Mose 19:2).

 

Der Tag Gottes

 

  Petrus fährt fort: »... um die Anwesenheit des Tages Gottes zu erwarten, ihm mit Fleiß entgegensehend, um dessentwillen die Himmel mit Glühen aufgelöst werden und die Elemente, in dieser Glut vergehend, zerschmelzen« (Vers 12). Man kann auch übersetzen: »... als die Anwesenheit des Tages Gottes Erwartende und ihm mit Fleiß Entgegensehende ...« Wer diese Erwartung hat, und zwar des Kommens des Tages Gottes, dem ist sie ein großer Ansporn zu einem entschieden heiligen und Gott wohlverehrenden Verhalten.

  Um des Tages Gottes willen wird alles Alte glühend zerschmelzen. Der Tag Gottes währt den letzten Äon lang, den Äon der neuen Himmel und der neuen Erde. Vers 13 beschreibt diese herrliche Erwartung Israels: »Wir warten aber auf neue Himmel und eine neue Erde gemäß Seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.« Petrus richtet die Gedanken der Gläubigen somit auf die Zeit über das tausendjährige Königreich hinaus, in welchem ja gleichfalls Gerechtigkeit wohnt (Jes.45:23-25; Ps.85:10-14; 89:15; Mat.5:6). Welch eine Ermutigung aber darf den Heiligen der Blick auf diese herrliche Verheißung des krönenden Äons aller Äonen sein!

  Wir, die wir eine überhimmlische Berufung haben (Heb.3:1), warten übrigens nicht auf neue Himmel, eine neue Erde und das neue Jerusalem auf der Erde mit seinen Edelsteinen, Perlentoren, der goldenen Mauer und dem goldenen Hauptplatz (Oiff.21:10-21), denn wir sind in den beiden kommenden Äonen inmitten der überhimmlischen Regionen und Geschöpfe niedergesetzt (Eph.2:6,7); wir haben einen geistlichen und überhimmlischen Körper (1.Kor.15:44,49) - was sollen wir mit Materie? Wir verherrlichen aber Gott für Israel dafür.

  Dem Volk Israel besonders und darüber hinaus auch den übrigen Bewohnern der Erde gilt die Verheißung des Propheten Jesaia: »Denn siehe! Ich schaffe Jerusalem zum Frohlocken und sein Volk zur Wonne« (Jes.65:17,18). Der Apostel Johannes sah die Erfüllung der Verheißung bereits und berichtet darüber: »Dann gewahrte ich einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der vorige Himmel und die vorige Erde waren vergangen, und das Meer war nicht mehr« (Off.21:1).

 

Befleißigt euch in dieser Erwartung!

 

  Nochmals betont Petrus in diesem Zusammenhang: »Darum, Geliebte, befleißigt euch in dieser Erwartung, fleckenlos und makellos vor Ihm im Frieden erfunden zu werden« (Vers 14). Mögen die Gläubigen in den Tagen der Entscheidung, wer in das Königreich Israel eingehe, vor Ihm, dem Herrn Jesus Christus, in einem von der göttlichen Natur (2.Pet.1:4) geprägten Charakter erfunden werden und damit im Frieden der Übereinstimmung mit Gott.

 

Erachtet die Geduld unseres Herrn für Rettung!

 

  Nun zieht Petrus das Wort des Apostels Paulus heran: »... und erachtet die Geduld unseres Herrn für Rettung, so wie auch unser geliebter Bruder Paulus nach der ihm gegebenen Weisheit euch geschrieben hat, wie auch in all den Briefen, wenn er in ihnen auf diese Dinge zu sprechen kommt, in welchen etliches schwer zu begreifen ist, was die Ungelehrten und Unbefestigen zu ihrem eigenen Untergang entstellen, wie auch die übrigen Schriften« (Verse 15+16). Auch Paulus schrieb von der Geduld Gottes (Röm.2:4; 9:22), und seine Briefe sind von der absoluten Gewissheit der Erfüllung aller Verheißungen zum von Gott festgesetzten Zeitpunkt durchzogen (zum Beispiel Röm.11:26,32).

  Die Weisheit, die Paulus gegeben war, war Christus, und dieser als gekreuzigt, und diesen verkündigte er gemäß dem ihm enthüllten Evangelium (Gal.1:12,16). Im Rahmen dieses seines Evangeliums schrieb der Apostel der Nationen in vielen seiner gottgehauchten Briefe (2.Tim.3:16) von der Rettung und vom Gericht, ebenso wie Petrus es gerade getan hat. Petrus spricht von den Paulusbriefen in einer selbstverständlichen Weise, die uns erkennen lässt, dass sie durchweg allen bekannt waren.

  Leider wissen wir nicht, welchen oder welche Briefe des Paulus Petrus in Vers 15 speziell meint; vielleicht denkt er an den Hebräerbrief. (Hinsichtlich der Verfasserschaft des Hebräerbriefs siehe den Aufsatz: »Der Sohn, die Ausstrahlung der Herrlichkeit Gottes« (Heb.1:1-4) in den Ausführungen zum Hebräerbrief auf der homepage www.people.freenet.de/biblische_lehre.) Paulus hatte auch denen geschrieben, an die Petrus sich in seinen zwei Briefen wendet. Schließlich war Paulus beauftragt, den Namen Jesu vor die Augen der Nationen wie auch der Söhne Israels zu tragen (Ap.9:15) und, wie er in Epheser 3:9 sagt, »alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft, das von den Äonen an in Gott verborgen gewesen war.« Mithin sollten auch die am Evangelium der Beschneidung Festhaltenden wissen, dass das Israel verheißene Königreich auf der Erde nicht in dieser Zeit kommt, sondern zunächst die bislang geheim gewesene, dem Paulus gegebene heilsgeschichtliche Verwaltung (Eph.3:2; Kol.1:25) Platz greift. Das hebt die Verheißung für Israel aber nicht auf. Nach unserer Entrückung wird der Herr Jesus Christus Sich Seines Volkes zunächst im Gericht wieder annehmen und ihm sodann alle Verheißungen erfüllen.

  Der Apostel Petrus hält etliches in den Paulusbriefen für schwer zu begreifen, sicherlich weil es vom Evangelium der Beschneidung, das den gläubigen Juden in Fleisch und Blut übergegangen ist, so stark abweicht. Das Wort unseres Herrn Jesus Christus gegenüber Nikodemus: »Wenn Ich vom Irdischen zu euch sprach und ihr nicht glaubt, wie werdet ihr glauben, wenn Ich vom Überhimmlischen zu euch spreche?« (Joh.3:12) fand durch den Hebräerbrief seine Erfüllung, der vom Überhimmlischen spricht. Dies ist ja unsere Erwartung, die Erwartung der die Körpergemeinde (Eph.1:22,23) bildenden Juden und Nichtjuden, nämlich in den zwei zukünftigen Äonen inmitten der Überhimmlischen niedergesetzt zu sein, damit Gott den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade den Geschöpfen dort oben an uns in Christus Jesus zur Schau stelle (Eph.2:6,7).

  Die Ungelehrten und Unbefestigten entstellen aber alle heiligen Schriften, nicht nur die des Paulus, zu ihrem eigenen Schaden. Behaupten da doch einige, Paulus habe gesagt: Mögen wir Übles tun, damit Gutes dabei herauskomme. Nein, Paulus hatte gesagt, dass unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit hervorhebt (Röm.3:5-8). Und aus der Tatsache, dass die Gnade überströmt, wo die Sünde zunimmt, folgern manche, dass wir in der Sünde beharren sollten, damit die Gnade zunehme (Röm.5:20-6:1).

 

Lasst euch bewahren!

 

  Petrus schließt seinen Brief mit dem herzlichen Zuspruch: »Ihr nun, Geliebte, weil ihr dies zuvor erkennt, lasst euch bewahren, damit ihr nicht, von der Verirrung der Unsittlichen mit weggeführt, aus eurer eigenen Glaubensfestigkeit fallt. Wachset aber in der Gnade und der Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus. Ihm sei die Verherrlichung sowohl nun als auch für den Tag des Äons! Amen! « (Verse 17+18).

  Petrus warnt nicht nur vor den Schriftverdrehern, die die Glaubensfestigkeit untergraben können, sondern wirkt auferbauend, indem er zum Wachstum auffordert. Wachstum aber beruht auf den festen Bausteinen der Erkenntnis der Gnade - bedenke, was dir zuteil geworden ist - und der Erkenntnis des Herrn und Retters Jesus Christus in Seiner Größe und Herrlichkeit, in Seiner Dahingabe und Liebe. Wie Petrus bereits in Kapitel 1:3,4 zum Ausdruck gebracht hat, ist es unmöglich, ohne die Erkenntnis dessen, der die Heiligen zu Seiner Herrlichkeit und Tugend berufen hat, Teilnehmer der göttlichen Natur zu werden und dem Verderben zu entfliehen, das infolge der Begierde in der Welt ist. Wer aber die Güte des Herrn Jesus Christus geschmeckt hat, wächst zur Rettung heran (1.Pet.2:2,3).

  Ihm sei die Verherrlichung sowohl nun als auch für den Tag des Anbruchs des kommenden Äons! Amen!

 

Dieter Landersheim

Höhenstraße 11

65824 Schwalbach a. Ts.

www.people.freenet.de/biblische_lehre