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Unter Drangsalen wachsender Glaube (2. Thess. 1)

Dann wird der Gesetzlose enthüllt werden (2. Thess. 2:1-12)

Haltet die Überlieferungen! (2.Thess.2:13-3:18)

 

Ausführungen zum zweiten Thessalonicherbrief

  Unter Drangsalen wachsender Glaube

(2. Thessalonicher 1)

 

  Den zweiten Brief des Apostels Paulus erhielten die Thessalonicher wohl wenige Monate nach dem ersten noch im Jahre 50 oder 51. Paulus wohnte damals während der zweiten Missionsreise in Korinth (Ap.18:1-11), dürfte den Brief nach einer Anmerkung im Kodex Alexandrinus aber während eines Zwischenaufenthalts in Athen geschrieben haben. Mit dem zweiten Thessalonicherbrief stärken der Apostel und seine Mitarbeiter die Gläubigen in ihren Drangsalen durch die Darlegung weiterer Einzelheiten ihrer herrlichen Erwartung. Aus dem ersten Brief wissen sie schon, dass der Tag des Herrn sie nicht wie ein Dieb in der Nacht ergreifen kann, sondern sie vor jener Zeit des Zorns gerettet und zum Herrn hin entrückt werden.

 

Der Briefeingang

 

  Die Eingangsworte lauten: »Paulus, Silvanus und Timotheus an die herausgerufene Gemeinde der Thessalonicher in Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Gnade sei euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!« (Verse 1+2). Ja, dies ist herrliche Wahrheit: Die Thessalonicher sind Herausgerufene, nach dem Willen Gottes aufgrund der Dahingabe Jesu Christi aus der Welt Herausgerufene, aus dem gegenwärtigen bösen Äon Herausgenommene und somit Heilige (Gal.1:4). Nun sind sie in Gott, unserem Vater, von väterlicher Liebe und Obhut umgeben, in die Gemeinschaft mit Ihm und Seinem Sohn berufen, eingeschlossen in das segnende Wirken Gottes, zudem gegründet in der Gnade und getragen vom Frieden der Versöhnung mit Gott. Mögen sie immer tiefer in und aus der Gnade leben, die in Christus Jesus ist, und sich allein in ihr kräftigen. Und möge der Friede Gottes ihre Herzen und Sinne auch in ihren Nöten bewahren.

 

Schuldiger Dank

 

  Paulus, Silvanus und Timotheus schreiben in Vers 3: »Zu danken sind wir Gott allezeit schuldig - eurethalben, Brüder, so wie es angemessen ist, weil euer Glaube überaus wächst und die Liebe jedes Einzelnen von euch allen gegeneinander zunimmt ...« Bereits in ihrem ersten Brief hatten sie der Arbeit der Thessalonicher im Glauben, ihres Mühens in der Liebe und ihrer Beharrlichkeit in der Erwartung Gott gegenüber dankend gedacht (1.Thess.1:2,3). Und jetzt nehmen sie mit unaufhörlichem Danken wahr, dass ihr Glaube wächst, im Umfang und in der tiefen Verwurzelung, und die Liebe sogar jedes Einzelnen zunimmt. Dies zeigt, dass das Evangelium Gottes nicht allein im Wort, sondern auch in Kraft und heiligem Geist und vieler Vollgewissheit zu ihnen gekommen ist (1.Thess.1:5) und dass Gott Selbst sie gelehrt hat, einander zu lieben (1.Thess.4:9), da Er Seine Liebe durch den heiligen Geist in ihren Herzen ausgegossen hat (Röm.5:5). Darum auch gebührt der Dank Gott allein, ja können sie den Dank Ihm gegenüber nie abstatten - so herrlich ist das Wachstum der Thessalonicher in Christus Jesus, ihr Haupt, hinein.

  Das griechische Wort für danken ist übrigens mit Freude verwandt. Danken heißt demnach so viel wie Freude bereiten und ist ein Erstatten der erfahrenen Freude.

 

Eine vorbildliche Gemeinde

 

  Die Briefschreiber teilen weiterhin mit, »... sodass wir selbst uns eurer in den herausgerufenen Gemeinden Gottes rühmen wegen eures Ausharrens und eures Glaubens in all euren Verfolgungen und Drangsalen, die ihr ertragt« (Vers 4). Eine vorbildliche Gemeinde! Ihrer darf man sich rühmen in Christus Jesus, der dies alles auch durch Seine drei Mitarbeiter unter ihnen gewirkt hat. In all den Bedrohungen und Bedrückungen weichen sie nicht vom Glauben ab, sondern halten Gott die Treue. Sie harren aus, bleiben also unter dem von Gott Auferlegten.

  Vergessen wir nicht, dass eine herausgerufene Gemeinde Gottes ein Fremdkörper in der Welt ist. Haben sie den Herrn Jesus gehasst, so hassen sie auch uns (Joh.15:18,19). Schließlich sind wir eines anderen Geistes Kind. Doch wenn Gott für uns ist, wer kann wider uns sein? Drangsale fördern den Glauben, denn sie werfen uns auf Gott, indem wir intensiver beten und Zuspruch in vermehrtem Lesen in der Schrift suchen. Unser Vater hat alles wohl geordnet, denn Drangsale bewirken Ausharren sowie Bewährung und verstärken das Leben in der Erwartung der Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus für uns im Luftraum. Außerdem verhält es sich so, dass der Zusammenhalt der Gläubigen immer besser wird, je mehr wir der Welt entfremdet sind.

  Im übrigen dienen die Drangsale der Gläubigen als Hintergrund »für die Zurschaustellung des gerechten Gerichts Gottes«, wie wir in Vers 5a lesen. Wie wir wissen, hat Gott einen Tag angesetzt, einen siebenjährigen Tag, die Endzeit dieses bösen Äons, in welchem Er die Wohnerde in Gerechtigkeit richten wird durch den Herrn Jesus Christus. Näheres darüber erfahren wir aus den Versen 6 bis 9.

 

Des Königreichs würdig geachtet

 

  Zunächst aber wollen wir uns mit Vers 5b befassen, der den Zweck der Drangsale angibt, denn es heißt da: »...damit ihr des Königreichs Gottes für würdig geachtet werdet, für welches ihr auch leidet.« Allein aus Gnaden werden wir in den beiden zukünftigen Äonen im überhimmlischen Königreich Gottes niedergesetzt (Eph.2:6). Dies ist die unverrückbare grundlegende Wahrheit. Hier haben wir es allerdings mit einem zusätzlichen Gnadenerweis zu tun, dass nämlich Gott uns darüber hinaus dessen würdig macht.

  Fest steht, dass wir zum Königreich und zur Herrlichkeit berufen sind, ja zu einem gotteswürdigen Wandel und damit zu Seiner Königsherrschaft (1.Thess.2:12) Fest steht aber auch, dass wir nur dann mit Christus herrschen werden, wenn wir erduldeten (2.Tim.2:12). Nur wenn wir mit Christus litten, um Seines Wortes willen, dann werden wir auch mit Ihm verherrlicht werden, und zwar in der Weise, dass wir mit Ihm inmitten der Überhimmlischen regieren werden (Röm.8:17), wozu auch das Richten der Welt vor dem großen weißen Thron und der sündigenden Boten gehört (1.Kor.6:2,3).

  Heute ist es nicht unsere Aufgabe zu richten, sondern zu erdulden. Heute haben wir den Dienst der Versöhnung zu tun und unseren Gegnern Sanftmut in unserem Leiden entgegenzubringen (1.Tim.6:11). Gott würdigt uns der Leiden für Ihn und macht uns auf diese Weise Seines Königreichs und Seiner Königsherrschaft würdig. Leiden für Christus ist eine Gnadengabe (Phil.1:29).

 

Gottes gerechte Vergeltung

 

  Im Zusammenhang mit der Zurschaustellung des gerechten Gerichts Gottes hören wir in den Versen 6 und 7 weiter: »... weil es nämlich vor Gott gerecht ist, Drangsal denen zu vergelten, die euch bedrängen, euch aber, die ihr bedrängt werdet, Entspannung gemeinsam mit uns, bei der Enthüllung des Herrn Jesus vom Himmel her ...« Das ist schlicht und einfach der gerechte Ausgleich, und dieser erfolgt bei der Enthüllung unseres Herrn Jesus vom Himmel her. Denken wir dabei an das letzte Buch der Bibel, das mit den Worten »Enthüllung Jesu Christi« beginnt und auch so bezeichnet werden sollte. Dann, wenn jene sieben Jahre ablaufen, wird es so sein, dass wir Gläubigen Entspannung haben, weil wir zu unserem geliebten Herrn hin entrückt und mithin bei Ihm sind. Der Tag des Herrn, jene Finsternis, kann uns nicht ergreifen, da wir Söhne des Lichts und des Tages sind (1.Thess.5:4,5). Während der Zorn Gottes noch im Kommen begriffen ist (1.Thess.1:10), werden wir entrückt und so allezeit mit dem Herrn zusammen sein (1.Thess.4:17). Unsere Niedersetzung in den kommenden Äonen inmitten der Überhimmlischen (Eph.2:6) ist hier nicht das Thema. Thema ist der letzte Jahrsiebener.

  Die Thessalonicher dürfen ebenso wie wir Gläubigen alle, die wir der Körpergemeinde Christi angehören und nicht die Erwartung Israels haben, das durch die Zorneszeit hindurch muss, mithin auf die Enthüllung Jesu Christi warten (vgl. 1.Kor.1:7), zumal wir wollen, dass alle Menschen Christus als den Herrn kennen lernen, wenn auch zunächst in Seinen gerechten Gerichten. Doch die Enthüllung Jesu Christi ist nicht der höchste Begriff für uns, denn wir warten aus tiefstem Herzensgrunde auf Ihn, unseren Herrn und Retter; Er Selbst ist unsere Erwartung (1.Tim.1:1). Für uns erscheint Er nicht erst in Seiner Enthüllung Israel und der Welt gegenüber, sondern in Seiner Anwesenheit am Tag Christi, wenn Er uns zu Sich ruft. Was unsere Entschlafenen anbelangt, wurden sie nicht durch den Tod zu Ihm gerufen, sondern sie werden durch die Auferweckung zu Ihm gerufen, zugleich und zusammen mit uns Lebenden am Tag Christi. Mögen wir Sein Erscheinen lieb haben (2.Tim.4:8)!

  Der Begriff »Erscheinen« ist eng verwandt mit dem Wort »Offenbarung«. Offenbaren bedeutet Scheinenmachen, ins Licht stellen. Ohne das Licht der Offenbarung nützt eine Enthüllung wenig. Eine Enthüllung ist nur das Wegnehmen einer Hülle, aber offenbart wird nur geistlichen Menschen dadurch etwas. Trotz aller Enthüllungen der künftigen Endzeit wird die Menschheit ohne Licht bleiben und nicht umsinnen (Off.9:20,21; 16:9,11).

 

In einer Feuerflamme

 

  Die Enthüllung des Herrn Jesus Christus geschieht »... mit den Boten Seiner Kraft in einer Feuerflamme, um denen Rache zu erzeigen, die nicht mit Gott vertraut sind und nicht dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus gehorchen« (Vers 8). Sagte doch unser Herr zu Seinen Jüngern: »Der Sohn des Menschen ist im Begriff, in der Herrlichkeit Seines Vaters mit Seinen Boten zu kommen, und dann wird Er jedem nach seinem Handeln vergelten« (Mat.16:27). Was die Boten anbelangt: Das Buch der Enthüllung Jesu Christi ist voll von Schilderungen mannigfaltiger Dienste vieler Boten.

  In einer Feuerflamme wird der Herr enthüllt, das heißt unter Drangsalen und Gerichten für die Menschheit. Der Prophet Jesaia sagt: »Siehe! Jewe wird im Feuer kommen! Und wie der Wirbelwind sind Seine Streitwagen, Seinen Zorn wirken zu lassen in Glut und Sein Schelten im lodernden Feuer« (66:15). »Feuer geht vor Ihm her«, steht in Psalm 97:3 geschrieben, »und setzt in Flammen Seine Gegner ringsum.« Schließlich ist Gott ein verzehrendes Feuer (Heb.12:29); Er reinigt die Erde von allem Bösen, haben doch alle Seine Gerichte Sinn und Zweck.

  Rache - nach dem griechischen Wort und dem biblischen Verständnis mit dem Unterton des Recht Schaffens und des Zurechtbringens zu verstehen - wird Er allen erzeigen, die nicht mit Ihm vertraut sind. Vertraut sein ist eine Wortvariante von wahrnehmen und drückt mithin mindestens nicht ausreichendes Wahrnehmen Gottes aus. Rache übt Er auch an solchen, die dem Evangelium nicht gehorchen. Zur Aufrichtung des Glaubensgehorsams unter allen Nationen hatte ja Paulus Gnade und Aposteltum erhalten (Röm.1:5; 16:26). Gewiss können die Nichtauserwählten weder mit Gott vertraut sein noch Ihm gehorchen - sie können dies gar nicht. Die Tatsache aber, dass sie die Wahrheit verdrängen, dass sie sie in Ungerechtigkeit niederhalten, insofern sie Gottes Kraft und Herrlichkeit an Seinen Schöpfungswerken ersehen und Ihn dennoch nicht als Gott verherrlichen oder Ihm danken, macht sie unentschuldbar (Röm.1:18-23). »Mein ist die Rache, Ich werde vergelten«, so spricht der Herr (Röm.12:19; 5.Mose 32:35).

 

Äonischer Ruin

 

  Von den Ungläubigen schreibt Paulus in Vers 9: »... die sich als gerechte Vergeltung äonischen Ruin zuziehen werden vor dem Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit Seiner Stärke.« Die gerechte Vergeltung besteht im Umkommen für die beiden zukünftigen Äonen. Weg von dem Angesicht des Herrn werden sie sein und weg von der Herrlichkeit Seiner Stärke. Dies drückt das griechische Wort apo (von, weg von) ebenfalls aus. Sie werden im Tode bleiben, bis sie beim Abschluss der Äonen, in der Vollendung, lebendig gemacht werden und unauflösliches Leben erhalten durch den, der das Leben ist und für sie starb und auferweckt wurde, Christus (1.Kor.15:20-28).

 

Christus wird in allen Gläubigen angestaunt werden

 

  Die Frage, wann sie sich den äonischen Ruin zuziehen werden, wird in Vers 10 beantwortet: »... wenn Er kommt, um in Seinen Heiligen verherrlicht und in allen angestaunt zu werden, die glauben (denn unser Zeugnis an euch ist geglaubt worden) - an jenem Tage.« Wann kommt Er? Zum Abschluss der siebenjährigen Endzeit. An jenem Tag werden Seine Füße auf dem Ölberg stehen (Sach.14:4). Er wird das Königreich für Israel aufrichten, und sie - die Israeliten der Auswahl -werden Priester Gottes und Christi sein und mit Ihm die tausend Jahre als Könige herrschen (Off.1:6; 20:6).

  Wenden wir uns nun uns zu - Seinen Heiligen, denen, die glauben. Dies ist unser Charakteristikum: Wir glauben Gott. Das Zeugnis des Apostels Paulus an die Thessalonicher wurde von ihnen und wird von uns geglaubt. In Gnaden hat Gott es uns für Christus gewährt, an Ihn zu glauben (Phil.1:29).

  Es ist im übrigen überhaupt unser Anliegen, für Christus zu leben, zu Seiner Verherrlichung. So erfreut es uns auch überaus, in unserem Vers 10 zu hören, dass Er, unser Herr Jesus Christus, am Tage Seines Kommens verherrlicht und angestaunt werden wird - in Seinen Heiligen, in denen, die glauben. Nicht um uns geht es dabei, sondern nur um Christus. Allein Ihn, dem alle Ehre gebührt, werden die an jenem Tag lebenden Menschen verherrlichen und anstaunen, zudem auch in den Gläubigen, wohnt Er doch in uns und hat Er uns doch völlig geprägt, sind wir doch das Werk Seiner Gnade und in Ihm verherrlicht.

  Lesen wir dazu Kolosser 3:3,4: »Ihr starbet, und euer Leben ist zusammen mit Christus in Gott verborgen. Wenn aber Christus, unser Leben, geoffenbart wird, dann werdet auch ihr zusammen mit Ihm in Herrlichkeit geoffenbart werden.« Dies wird geschehen, wenn unser Herr Jesus Christus Seine Königsherrschaft auf der Erde antritt. Was unsere Herrlichkeit betrifft, so haben wir sie seit dem Tag Christi; seit dem Tag unserer Verwandlung und Entrückung sind wir dem Bilde des Sohnes Gottes gleichgestaltet (Röm.8:29; Phil.3:21); in dieser Herrlichkeit offenbart aber werden wir dann, zu Beginn des Millenniums. Einen Anlass, anzunehmen, dass wir dabei die Erde betreten werden, haben wir nicht, denn sie ist der Dienstbereich Israels; sondern wir werden uns im Luftraum um unseren Herrn herum befinden. Schließlich sind wir seit unserer Entrückung zu Ihm hin allezeit mit Ihm zusammen (1.Thess.4:17).

  Nebenbei sei angemerkt, dass unser Dienstbereich inmitten der Überhimmlischen ist; in den kommenden Äonen werden wir dort niedergesetzt sein, und Gott wird jenen Geschöpfen dort oben an uns den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Christus Jesus zur Schau stellen (Eph.2:6,7), sodass auch sie zur vollen Erkenntnis Gottes gelangen.

  Nun könnte noch die Frage gestellt werden, ob bereits in Sacharja 14:5 von uns geschrieben stehe. Dort heißt es: »Dann wird Jewe, mein Elohim, kommen und alle Heiligen mit Ihm.« Welche Heiligen sind hiermit gemeint? Die heiligen Boten. Das geht aus Matthäus 25:31, Lukas 9:26, Judas 14 und der Enthüllung 19:14 hervor. Außerdem haben wir gerade in unserem Schriftabschnitt vernommen, dass der Herr Jesus mit den Boten Seiner Kraft vom Himmel her enthüllt werden wird (Vers 7). Sacharja spricht nur von den Boten; Paulus darf uns darüber hinaus sagen, dass wir Heiligen, die Glieder der Körpergemeinde Christi, ebenfalls dabei sein werden. Im übrigen war die herausgerufene Gemeinde der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Haushaltung Gottes bis zu dem Paulus Zeiten ein Geheimnis (Eph.3:9; Kol.1:25-27). Dieses Geheimnis konnte Sacharja nicht erblicken.

 

Zum Zweck der Verherrlichung Jesu Christi

 

 Der Apostel Paulus schließt den Abschnitt mit den Worten: »Zu welchem Zweck wir auch allezeit eurethalben beten, dass unser Gott euch der Berufung für würdig erachte und bei euch alles Wohlgefallen an Gutheit und jedes Werk des Glaubens in Kraft vervollständige, damit der Name unseres Herrn Jesus unter euch verherrlicht werde und ihr in Ihm, gemäß der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus« (Verse 11+12). Dem Zweck der Verherrlichung Jesu Christi diene alles! Da nur Gott dies schenken kann, betet Paulus. Damit drückt er auch seine Liebe zu ihnen aus.  Möge Gott sie Seiner Berufung für würdig erachten. Nicht nur, dass sie sich wie bisher weiterhin in den Drangsalen bewähren mögen, sondern dass sie überhaupt der Tatsache entsprechend wandeln, dass sie in Christi Gnade berufen wurden. Würdig der Berufung wandeln heißt nach Epheser 4:2, sich in aller Demut und Sanftmut bewegen und mit Geduld einander in Liebe ertragen. Nach dem Vorbild des Apostels Paulus, das er uns in Kolosser 1:9-11 gibt, sollen wir nicht aufhören, darum zu beten und zu bitten, dass die Heiligen mit der Erkenntnis des Willens Gottes in aller geistlichen Weisheit und allem geistlichen Verständnis erfüllt werden, damit sie des Herrn würdig wandeln, Ihm in jeder Weise gefallen, in allem guten Werk Frucht bringen sowie in der Erkenntnis Gottes wachsen und mit aller Kraft nach der Gewalt Seiner Herrlichkeit gekräftigt werden zu aller Ausdauer und Geduld, und dies mit Freuden.  In unserem Vers 11 liegt der Schwerpunkt des Gebets darauf, dass Gott die Thessalonicher in der Weise für würdig erachte, dass Er all ihr Wollen und Wirken in Kraft vervollständige. Alles Wohlgefallen an Gutheit möge Gott bei ihnen in Kraft entfalten. Unter Gutheit ist die Gesamtheit alles Guten zu verstehen, alles was wahr ist, alles was ehrbar, alles was gerecht, alles was lauter, alles was freundlich, wohllautend und tugendhaft ist oder Lobpreis hervorruft (Phil.4:8). Und jedes Werk des Glaubens, alles was sie von Paulus gelernt und erhalten, gehört und an ihm gewahrt haben (Phil.4:9), möge Gott in Kraft fruchtbar machen und zum Ziel führen.

  In Vers 3 hatten Paulus und seine Mitarbeiter für den wachsenden Glauben und die zunehmende Liebe der Thessalonicher gedankt, und nun bitten sie darum, dass Gott alles zur Fülle bringen möchte. Und Gott ist getreu: Er wird ihre Arbeit im Glauben, ihr Mühen in der Liebe und ihre Beharrlichkeit in der Erwartung unseres Herrn Jesus Christus (1.Thess.1:3) sowie ihr Ausharren in den Drangsalen zur Vollkommenheit führen.

 

Gemäß der Gnade

 

  Alles soll bei allen auf das Vollmaß gebracht werden, damit die gesamte Gemeinde Christi allerorten zugerüstet sei für ihre Mitwirkung am Heilsplan Gottes, vor allem aber, damit der Name unseres Herrn Jesus unter uns allen verherrlicht werde und wir in Ihm.

  Gewiss wird Sein Name und damit Christus Jesus Selbst verherrlicht, wenn Seine Größe und Herrlichkeit sowie Seine Liebe und der Reichtum Seiner Gnade verkündigt werden, zudem auch die herrlichen göttlichen Vollendungsziele der Unterordnung des Alls unter Christus (1.Kor.15:28), der Aufhauptung des Alls in Ihm (Eph.1:10), der Aussöhnung des Alls durch Sein Blut (Kol.1:20) und der Vervollständigung des Alls in allem durch Ihn (Eph.1:23) - dies aber bleibt: Die Werke der Treue und des Glaubensgehorsams stellen für Gott eine kostbare Verherrlichung Seines Sohnes dar.

  Zugleich werden wir in Ihm verherrlicht; in unserem hingebungsvollen Dienst für Ihn werden wir in Sein Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit (2.Kor.3:18).

  Dies alles ist gemäß der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus. Die Thessalonicher hatten nicht nur die rettende Gnade erfahren, sondern auch die kräftigende, da sie ganz aus ihr im Glauben lebten (2.Tim.2:1), und nicht nur die erziehende Gnade, die sie alle Unfrömmigkeit ablegen und vernünftig, gerecht und fromm wandeln ließ, sondern auch die Leiden gewährende Gnade, die sie in den Verfolgungen auszuharren befähigte (Phil.1:29), und sie kannten die dienstfähig machende Gnade, die sie zu vielen Mühen und einem hingebungsvollen Dienst bewegte (1.Kor.15:10).

  Die von dieser umfassenden Gnade erfassten Menschen verherrlichen den Namen unseres Herrn Jesus Christus. Unter diesen sind auch wir, die wir unseren Gott und Vater für die Herrlichkeit Seiner Gnade, die uns in Seinem geliebten Sohn begnadet, loben und preisen.

 

Dann wird der Gesetzlose enthüllt werden

(2. Thessalonicher 2:1-12)

 

  Der Apostel Paulus hatte den Thessalonichern in seinem ersten Brief in ihren Drangsalen, die sie um Christi willen erlitten, mit der herrlichen Erwartung ihrer Entrückung zum Herrn hin bei Seiner Anwesenheit für sie im Luftraum zugesprochen. Er hatte sie auch zur Heiligung ermahnt, damit sie in der Anwesenheit Jesu Christi vor unserem Gott und Vater untadelig in völliger Heiligkeit seien. Unsere Erwartung ist Christus Jesus Selbst, der vom Himmel herabsteigen und die entschlafenen Gläubigen auferwecken wird. »Darauf werden wir Lebenden, die wir übrigbleiben, zugleich mit ihnen zusammen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein« (1.Thess.4:17). Paulus hatte auch die Frage beantwortet, wann dies geschehen wird, und zwar vor dem Tag des Herrn, dem Tag des Zorns Gottes und der Finsternis, der da kommt wie ein Dieb in der Nacht. Denn die Heiligen sind Söhne des Lichts und Söhne des Tages und gehören weder der Nacht noch der Finsternis an, sodass sie der Tag des Herrn nicht wie ein Dieb ergreifen kann (1.Thess.5:4,5). Aus des Zornes Kommen werden sie geborgen werden (1.Thess.1:10), denn Gott hat sie nicht zum Zorn gesetzt, der über Gerechtfertigte und mit Gott Ausgesöhnte ohnehin nicht kommen kann, sondern zur Aneignung der Rettung durch unseren Herrn Jesus Christus (1.Thess.5:9). - Damit war alles klar.

  Doch nun hatten welche Unruhe und Verwirrung in die Gemeinde hineingetragen. Die Drangsale und Verfolgungen, die sie erduldeten, wurden nämlich als der Zorn Gottes gedeutet. Dann hätten sie ihre Entrückung verpasst; dann wäre ihre froh erwartete Zukunft dahin. - So waren sie irritiert und fassungslos.

  Deshalb schreibt Paulus den zweiten Brief. In Kapitel eins hat er ihnen dargelegt, dass sie Entspannung haben werden, und zwar gerade in der Zeit, wenn Gott Gericht übt. In der Zorneszeit werden sie mit dem Herrn zusammen sein. Demnach können ihre jetzigen Bedrängnisse nicht die Drangsale des Tages des Herrn sein. Dies erläutert er ihnen nun näher.

 

Wir ersuchen euch

 

  Er schreibt in Kapitel zwei, Vers 1: »Wir ersuchen euch aber, Brüder, betreffs der Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus und unserer Versammlung zu Ihm hin ...« Damit gibt er nicht nur das Thema der folgenden Ausführungen an - dieses ist die Anwesenheit des Herrn als solche und unsere Versammlung zu Ihm hin, unsere Zusammenführung mit Ihm, unsere Entrückung zu Ihm hin -, sondern wendet sich ersuchend, nachdrücklich ihr Verständnis erfragend und hervorrufen wollend, an die Brüder.

Seid nicht bestürzt

Um dieses ersucht Paulus sie: »... lasst euch nicht so schnell in eurem Sinn erschüttern, noch seid darüber bestürzt, weder durch einen Geist noch durch ein Wort, noch durch einen Brief, als angeblich von uns, als ob der Tag des Herrn gegenwärtig sei« (Vers 2). Nicht erschüttern lassen sollen sie sich von anderen, nämlich betrügerischen Lehrern und Lehren, sondern in den von Paulus mündlich und brieflich übermittelten Worten feststehen und die Überlieferungen halten, die er sie gelehrt hat (2:15). Einen festen Stand hat in der gegenwärtigen, Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Haushaltung (Eph.3:2; Kol.1:25) ohnehin nur, wer das ihm enthüllte Evangelium kennt und beachtet (Gal.1:12).

  Welcher Geist auch immer aufgetreten ist oder auftreten sollte, sei es ein böser, irreführender Geist, der sich zu einem Boten des Lichts verstellt, oder der fehlgeleitete Geist der Weissagung in einem Bruder (damals gab es noch die Gnadengabe der Prophetie) oder welcher Ausspruch oder Brief als angeblich von Paulus stammend auch immer verbreitet wurde oder werden sollte - die Thessalonicher sollen nicht auf die Behauptung hören, dass der Tag des Herrn schon angebrochen sei. Nicht umsonst übrigens schreibt Paulus den Gruß in seinen Briefen mit eigener Hand. So lesen wir in Kapitel drei, Vers 17: »Der Gruß mit meiner, des Paulus Hand, das ist das Zeichen in jedem meiner Briefe: so schreibe ich.«

  Der Apostel stellt fest, dass der Tag des Zorns noch nicht da ist. Im Folgenden begründet er dies damit, dass bestimmte Ereignisse noch nicht eingetreten sind, nämlich der Abfall und die damit verbundene Enthüllung des Menschen der Gesetzlosigkeit zu seiner Frist, zum letzten Jahrsiebener (nach den Versen 3 und 6). Auf die Verse 7 und 8 vorgreifend, sei hier schon gesagt, dass die Enthüllung des Gesetzlosen erst dann erfolgt, wenn der Christuskörper geworden und weggenommen worden ist. Mit anderen Worten: Das Werden und Weggenommenwerden des Christuskörpers ist das nächste heilsgeschichtliche Ereignis. Darauf folgen der Abfall und die Enthüllung des Gesetzlosen. Und dies ruft zwingend den Zorn Gottes über Israel und die gesamte Menschheit hervor.

 

Der Abfall

 

  Nehmen wir nun Vers 3 zur Kenntnis: »Niemand täusche euch auf irgendeine Weise; denn sollte nicht zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Gesetzlosigkeit enthüllt werden, der Sohn des

Untergangs ...?« Wenn damals schon die Warnung vor Täuschungen nötig war, wie viel mehr heute in der gefährlichen Frist der letzten Tage der Heilsverwaltung der Gnade Gottes, wo die im Glaubensleben Unbewährten sich von der Wahrheit abwenden (2.Tim.3:1,8; 4:4). Den Kriegslisten des Durcheinanderwerfers halten wir nur dann Stand, wenn wir die gesamte Waffenrüstung Gottes angelegt haben, wobei wir zuerst die Lenden mit Wahrheit umgürten, das heißt uns an das geoffenbarte Wort der Wahrheit halten sollen. Wer seinen Sinn darüber hinausgehenden Gedanken öffnet, ist betrogen.

  Was ist der Abfall? Man kann das griechische Wort apostasia auch mit Abstehen, Trennung und Abstandnehmen übersetzen. Der Begriff besagt, dass man vorher zusammengestanden hat oder eine Position innehatte, aus der man herausgefallen ist.

  Wer kann von Gott abfallen? Die Gläubigen in Christus Jesus können es nicht, denn sie sind mit dem heiligen Geist versiegelt (Eph.1:13; 4:30). Nach unseres Gottes und Vaters Gnadenreichtum verhält es sich so, wie uns mit Römer 8:30 gesagt ist: »Die Er ... vorherbestimmt [dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden], diese beruft Er auch; und die Er beruft, die rechtfertigt Er auch; die Er aber rechtfertigt, diese verherrlicht Er auch.« Im übrigen ist in Vers 7 vom Werden der Körpergemeinde die Rede, was einem Abfall entgegengesetzt ist.

  Die Christenheit oder die sogenannten christlichen Nationen können ebenfalls nicht von Gott abfallen, denn sie waren nie mit Gott verbunden, sondern nur mit ihren religiösen Vorstellungen, wenngleich sie auch die Gläubigen unter sich duldeten und die Verbreitung des Wortes Gottes förderten.

  Es gibt aber ein Volk, das von Gott abfallen kann, weil es immer mit Gott verbunden ist, sogar dann, wenn es Gott nur mit den Lippen ehrt und mit dem Herzen weit entfernt von Ihm ist: Israel! Auch als zur Zeit Verworfene sind sie nach der Auserwählung Geliebte um der Väter willen (Röm.11:28). »Denn unbereubar sind die Gnadengaben und die Berufung Gottes« (Röm.11:29).

  Paulus spricht in bestimmter Weise von »dem Abfall«, und wir sind geneigt, darunter ein abruptes Ereignis zu verstehen, das mit der Enthüllung des Menschen der Gesetzlosigkeit Hand in Hand geht. Nach Vers 7 ist die Gesetzlosigkeit zwar schon wirksam, mit der Enthüllung des Gesetzlosen aber nimmt die Gesetzlosigkeit plötzlich allen Raum ein.

  »Dann wird er [der Gesetzlose] Herr eines Bundes mit den Vielen sein für einen Siebener«, lesen wir in Daniel 9:27, »zur Hälfte des Siebeners wird er das Opfer und das Nahungsgeschenk aufhören lassen, und auf einem Flügel des Heiligtums werden Greuel der Verödung aufgestellt sein.« Es mag ja sein, dass vielen Menschen erst in der Mitte des Jahrsiebeners klar wird, dass jener Herrscher der Gesetzlose ist, und noch viel mehr Menschen ihn noch nicht einmal bis zum Ende des Jahrsiebeners erkennen werden - der Abschluss des siebenjährigen Vertrags mit Israel ist unübersehbar und enthüllt diesen Menschen als den Gesetzlosen. Der Vertrag ist nicht geheim, sondern augenfällig, schließlich wird er mit »vielen« geschlossen. Israel wird sich sogar damit brüsten, wie in Jesaia 28:14,15 geschrieben steht: »Darum hört das Wort Jewes, ihr spottenden Sterblichen, Sprichwortredner dieses Volkes, das in Jerusalem ist! Denn ihr sagt: Geschlossen haben wir einen Bund mit dem Tode, mit dem Ungewahrten [dem Scheol] haben wir einen augenfälligen Vertrag gemacht: Die überflutende Geißel, die da einherfährt, über uns wird sie nicht kommen! Denn wir haben die Lüge zu unserer Zuflucht gemacht und durch Falschheit uns geborgen.« Mit diesem Bund wird Israel in unvorstellbarer, eklatanter Weise abfallen. Statt auf Christus zu warten, haben sie sich mit dem Antichristus, dem wilden Tier, verbündet. Was gibt es Schlimmeres? Dieser Dammbruch reißt die ganze Welt mit in den Strudel.

  Im weiteren Verlauf des Jahrsiebeners wird Israel zum beherrschenden Faktor der Weltregierung. Wissen wir doch aus Sacharja 5:1-11, dass der Prophet in seinem siebenten Nachtgesicht eine Frau in einem Efa, einem Trockenhohlmaß, also einer Tonne, sieht, die nach Babylon verbracht wird. Die Frau ist die Gottlosigkeit, der Frevel, das abtrünnige Israel, das von der Welthauptstadt Babylon aus sein Unwesen treiben wird. In Offenbarung 17 wird diese Frau als die große Hure Babylon bezeichnet, die Stadt, die die Herrschaft über alle Könige der Erde hat. Die Frau sitzt auf dem wilden Tier; Israel beherrscht also den Gesetzlosen. Von dem Wein ihrer Hurerei und ihren Greueln werden alle auf der Erde Wohnenden berauscht.

  »Niemand täusche euch auf irgendeine Weise; denn sollte nicht zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Gesetzlosigkeit enthüllt werden, der Sohn des Untergangs ...?« Untergehen wird er, wenn er gefangengenommen und lebendig in den See des Feuers geworfen wird, am Ende des Jahrsiebeners (Off.19:20). Und dann wird Jesus Christus, der Herr, Seine Herrschaft auf der Erde antreten, und die Treuen aus Israel werden mit Ihm tausend Jahre lang als Könige herrschen.

 

Der sich über alles Überhebende

 

  In Vers 4 beschreibt Paulus den Menschen der Gesetzlosigkeit näher: »... der allem widerstrebt und sich über alles überhebt, was Gott genannt wird oder Gegenstand der Verehrung ist, sodass er sich selbst in den Tempel Gottes setzt und zu erweisen sucht, er sei ein Gott.« Dasselbe sagt auch Daniel von ihm: Er führt vermessene Reden mit Erklärungen gegen den Allerhöchsten (7:8,25) und wächst bis zum Heer der Himmel empor, ja erhebt sich bis zum Fürsten des Heeres (8:10,11). »Armeen von ihm werden dastehen und das Heiligtum, die Hochburg, entweihen, das beständige Ritual abschaffen und den Greuel der Verödung aufstellen« (11:31). Johannes auf Patmos schreibt: »Und es (das wilde Tier) öffnete sein Maul zu Lästerungen gegen Gott« (Off.13:6). Der Greuel ist die Aufstellung des Bildes des wilden Tieres im verödeten, das heißt entweihten und des Rituals entbehrenden Tempel in der Mitte des Jahrsiebeners (Off.13:15). Unser Herr Jesus wies die Juden an: »Wenn ihr nun den vom Propheten Daniel angesagten Greuel der Verödung in der heiligen Stätte stehen seht ..., dann sollen die in Judäa in die Berge fliehen« (Mat.24:15),16). Dann beginnt die große Drangsal für die Auserwählten (Mat.24:21), denn alle, die das Bild nicht anbeten, werden getötet werden, es sei denn, Gott bewahrt sie in der Wildnis (Off.12:6,15).

  Damit kein Missverständnis aufkommt: Die Zeit des Zorns Gottes dauert sieben Jahre, die Drangsal der Gläubigen unter dem wilden Tier dreieinhalb Jahre, nämlich von da an, wenn der Gesetzlose angebetet werden will.

  »Erinnert ihr euch nicht«, fügt Paulus mit Vers 5 an, »dass ich euch dies sagte, als ich noch bei euch war?« Der Apostel hat die junge Gemeinde während der wenigen Wochen in Thessalonich also sogar über solche Einzelheiten gründlich belehrt.

 

Der Aufhaltende

 

  Es folgen die Vers 6 und 7: »Nun wisst ihr um das Festhaltende, damit er zu seiner Frist enthüllt werde, denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon wirksam. Nur muss der aus der Mitte (genommen) werden, der sie bis jetzt noch aufhält.« Zuerst ist der Begriff »festhalten« oder »aufhalten« zu klären. Er ist in der Stichwortkonkordanz zum Konkordanten Neuen Testament,

Seite 435, unter »festhalten« zu finden. Wörtlich heißt das griechische Wort katechoo »herabhaben«; die Grundbedeutung ist haben, festhaben und festhalten, fest im Griff haben, sodass man etwas behalten, aufhalten oder niederhalten, auf etwas zuhalten oder Kurs halten kann.

  Nun hat das Herabhabende oder Festhaltende von Vers 6 ein festes Ziel, denn dort steht das griechische Wort »eis«, hinein in, hier mit »damit« übersetzt; und zwar soll nicht etwas aufgehalten, sondern erreicht werden. Das Festhaltende zielt auf etwas, nämlich die Enthüllung des Gesetzlosen.

  Somit sind die Verse 6 und 7a wie folgt zu verstehen: Nun wisst ihr um das Festhaltende, das das Ziel, dass nämlich der Gesetzlose zu seiner Zeit enthüllt werde, fest im Griff Haltende; ihr wisst, dass es die Gesetzlosigkeit ist, denn sie ist bereits für alle sichtbar wirksam. Die Gesetzlosigkeit hat den Lauf der Dinge so fest im Griff, dass sie schließlich den Gesetzlosen hervorbringt.

  Nun zu Vers 7b. Dieser lautet: Monon ,nur, ho katechoon, der alles Haltende und mithin auch Aufhaltende; dies ist der Christuskörper, der Christus in Haupt und Gliedern, arti, (ist) jetzt (vorhanden), heoos ek mesou, bis aus der Mitte, genêtai, er werde. (Genêtai steht im 2. Aorist, der eine abgeschlossene, komplexe Handlung ausdrückt.)  

Er, der Christuskörper, ist der Aufhaltende, und zwar so lange, bis er aus der Mitte der verkehrten und verdrehten Menschheit völlig werde und dann auch weggenommen werde. »Und dann wird der Gesetzlose enthüllt werden«; so lesen wir im nächsten Satz (Vers 8a). Wieder wird uns deutlich gesagt, dass wir vor seiner Enthüllung entrückt werden.

  Damit haben wir folgenden Ablauf der Ereignisse: 1. das völlige Werden des Christuskörpers, 2. unsere Entrückung aus dem Kommen des Zorns (1.Thess.1:10), 3. der Abfall und die Enthüllung des Gesetzlosen zu Beginn des letzten Jahrsiebeners, 4. der Tag des Herrn, die Zeit des Zorns.

 

Gemäß der Wirksamkeit Satans

 

  Der Apostel Paulus schreibt des weiteren: »Dann wird der Gesetzlose enthüllt werden, den der Herr Jesus mit dem Geist Seines Mundes erledigen und durch das Erscheinen Seiner Anwesenheit abtun wird, ihn, dessen Anwesenheit gemäß der Wirksamkeit Satans ist, mit aller Kraft, Zeichen und Wundern der Lüge und durch jede Verführung der Ungerechtigkeit unter denen, die untergehen ...« (Verse 8-10a). Wenn der Herr Jesus Christus im Verlauf Seiner Anwesenheit am Ende des Jahrsiebeners öffentlich erscheint, wird Er den Gesetzlosen durch die Kraft Seines Wortes gefangen nehmen und unwirksam machen (Off.19:20).

  Hinter dem Gesetzlosen steht der Satan. Mögen wir die unsichtbare Wirklichkeit nicht vergessen. Nach Epheser 2:2 ist der Luftraum, in dessen unterster Schicht wir leben, das Vollmachtsgebiet Satans, und nach Epheser 6:12 sind die Fürstlichkeiten, die Obrigkeiten, die Weltbeherrscher dieser Finsternis, die geistlichen Mächte der Bosheit inmitten der Überhimmlischen unsere wahren Feinde. Daniel schreibt vom Gesetzlosen: »Seine Kraft ist überaus stark, aber nicht durch seine eigene Kraft« (8:24).

  Von den Zeichen und Wundern der Lüge hören wir auch in Offenbarung 13:13-15: »Es (das andere wilde Tier) tat große Zeichen, sodass es vor den Augen der Menschen sogar Feuer aus dem Himmel auf die Erde herabfallen ließ. So führte es die auf Erden Wohnenden durch die Zeichen irre ... und gebot ..., dem wilden Tier, das den Schwertstreich erhalten hatte und wieder lebte, ein Bild zu machen. Dann wurde es ihm gegeben, dem Bild des wilden Tieres Geist zu verleihen, sodass das Bild ... sogar sprach. Und es bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Bild des wilden Tieres nicht anbeteten.«

  Die sich verführen lassen, werden untergehen, das heißt für die Äonen umkommen (vgl. Off.13:8), und zwar »darum«, so schreibt Paulus weiter, »weil sie die Liebe der Wahrheit nicht angenommen haben, um gerettet zu werden. Deshalb wird Gott ihnen eine Wirksamkeit des Irrtums senden, damit sie der Lüge glauben, auf dass alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht glauben, sondern an der Ungerechtigkeit ihre Lust haben« (Verse 10b-12).

  Nicht nur in der Endzeit wird es an der Liebe zur Wahrheit des Wortes Gottes mangeln, an der Liebe zum Wort der Wahrheit, sondern allezeit verhält es sich so, wie in Römer 1:18-20 geschrieben steht: »Enthüllt wird der Zorn Gottes vom Himmel her über alle Unfrömmigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit niederhalten, weil das über Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist; denn Gott hat es ihnen offenbart: Denn Seine unsichtbaren Wesenszüge sind seit der Schöpfung der Welt an den Tatwerken begreiflich und ersichtlich geworden (nämlich Seine unwahrnehmbare Kraft und Göttlichkeit), damit sie unentschuldbar seien.« Nach Römer 2:8,9 werden - sei es in der Endzeit, auf jedem Fall aber vor dem großen weißen Thron- Zorn und Grimm, Drangsal und Druck über jedes Menschen Seele kommen, der gegen die Wahrheit widerspenstig ist, aber willfährig der Ungerechtigkeit folgt. Wir wissen, dass Fleisch nicht anders kann (Röm.8:7) und dass es nach Gottes Ratschluss so sein muss. Er schließt alle in Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich aller erbarme (Röm.11:32). Wie wir ja auch von uns persönlich wissen, dass alles Gnade ist, unsere Auserwählung, unsere Berufung, unsere Rechtfertigung, unsere Versöhnung, unser äonisches Leben - und dies alles zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade, die uns in dem geliebten Sohn begnadet (Eph.1:6). Nur danken können wir Gott dafür, dass Er uns zur Rettung vorgezogen hat (2.Thess.2:13).

  Den Nichtauserwählten aber sendet Gott noch mehr Irrtümer, Er verstrickt sie noch mehr in Lüge. Ihr Gericht wird eine deutliche Belehrung für alle sein. Ihre Ungerechtigkeit wird die Gerechtigkeit Gottes umso mehr hervorheben (Röm.3:5). Aber auch für sie starb unser Herr Jesus Christus und wurde Er auferweckt. Bei der Vollendung, beim Abschluss der Äonen, werden auch die zum zweiten Tode Verurteilten lebendig gemacht werden, damit Gott alles in allen sei (1.Kor.15:20-28). Denn Gott ist der Retter zwar vor allem der Gläubigen, aber auch aller Menschen (1.Tim.4:10). Das All gar wird Gott mit Sich aussöhnen, indem Er Frieden macht durch das Blut des Kreuzes Jesu Christi (Kol.1:20). Der Lobpreis und die Verherrlichung sei Ihm dafür im Namen unseres Herrn Jesus Christus!

 

 

Haltet die Überlieferungen!

(2.Thess.2:13-3:18)

 

  Der Apostel Paulus schreibt in 2.Thessalonicher 2:13,14: »Wir aber sind Gott allezeit zu danken schuldig eurethalben, vom Herrn geliebte Brüder, da euch Gott von Anfang an vorgezogen hat zur Rettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit, zu der Er auch uns durch unser Evangelium berufen hat, zur Aneignung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus.« Welch ein herrliches Wort! Abgesehen von der Versöhnung sind die Hauptstücke des Paulus enthüllten Evangeliums darin enthalten, nämlich die Liebe des Herrn, unsere Auserwählung, unsere Rettung, und zwar durch Glauben, unsere Heiligung, Berufung und zukünftige Herrlichkeit. In alledem ist Gott der Handelnde, der uns in Christus Jesus in solcher Weise begnadet und gesegnet hat.

 

Dank über Dank

 

  Paulus knüpft an seine Ausführungen über die Anwesenheit des Herrn Jesus Christus und unsere Zusammenführung mit Ihm an sowie über den Untergang derer, die die Wahrheit nicht lieben und deshalb nicht gerettet werden. Wir aber sind nicht zum Zorn bestimmt, sondern zur Rettung durch unseren Herrn Jesus Christus (1.Thess.5:9), und können dafür nur von ganzem Herzen und mit einem hingebungsvollen Wandel und Dienst danken.

  Auch Paulus und seine Mitarbeiter Silvanus und Timotheus danken, und zwar fortwährend für Gottes Rettungswerk in Christus an den Thessalonichern. Diese neu gewonnenen Brüder und Schwestern sind vom Herrn Geliebte. Gott ist voller Liebe. Aus Liebe gab Er Seinen Sohn für diese ehemaligen Sünder und Gottesfeinde dahin. Ebenso liebt der Herr Jesus Christus sie und hatte Sich auch Selbst für sie als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben, zu einem duftenden Wohlgeruch für Gott (Eph.5:2).

 

Zur Rettung vorgezogen

 

  Gott hat die Thessalonicher von Anfang an zur Rettung vorgezogen. Der Anfang liegt vor den äonischen Zeiten, bevor Gott die Äonen durch Christus machte (Heb.1:2), wie wir denn aus 2.Timotheus 1:9 wissen: »Gott hat uns gerettet und berufen mit heiliger Berufung, nicht nach unseren Werken, sondern nach Seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor äonischen Zeiten gegeben ist.«

  Vorgezogen wurden wir. Dies kommt der Auserwählung gleich. Bevorzugte sind wir. Wir, die Glieder der Körpergemeinde Christi, werden früher als die anderen Menschen gerettet, früher als Israel und früher als die Nichtauserwählten. Wir, die wir unserem Gnadenstand nach bereits gerettet sind, erwarten ständig für jeden nächsten Augenblick unsere Rettung aus der Vergänglichkeit in der Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus, dessen Erscheinen wir lieb haben und der den Körper unserer Erniedrigung umwandeln und dem Körper Seiner Herrlichkeit gleichgestalten und uns zu Sich hin entrücken wird, und zwar vor den sieben Jahren des Zorns und des gerechten Gerichts Gottes. Nach jenem Jahrsiebener wird Israel gerettet. Und die Nichtauserwählten werden erst beim Abschluss der Äonen, bei der Vollendung, gerettet (1.Kor.15:24).

  Unsere Auserwählung erfolgte vor dem Niederwurf der Welt (Eph.1:4), bevor die Erde ein Tohuwabohu wurde (1.Mose 1:2) und die damalige Welt umkam (2.Pet.3:6). Zum Lobpreis der Herrlichkeit der Gnade geschah dies, denn wir unterschieden uns in nichts von den anderen Menschen, sind wir doch alle Fleisch und sündigten (Röm.3:24).

  Unsere Rettung geschah in Heiligung unseres Geistes. Gott gab uns Seinen heiligen Geist, als Er uns in die Gemeinschaft mit Seinem Sohn berief, und heiligte uns so. Heilige sind wir nun, für Gott Abgesonderte, zumal Er uns aus der Welt und ihrem Verhaltensschema herausrief. Durch das Innewohnen des Geistes Gottes wird unser Geist nun immer mehr von der Gesinnung Christi Jesu geprägt. Ein Geist sind wir jetzt mit dem Herrn (1.Kor.6:17), sodass Er zunehmend Gestalt in uns gewinnt (Gal.4:19).

  Unsere Rettung vollzog sich des weiteren im Glauben an die Wahrheit. Indem wir der Wahrheit glaubten, dem Wort Gottes, wurden wir gerechtfertigt. Allein durch Glauben von allen Sünden gerechtfertigt zu sein, ist Ausdruck der herrlichen Gnade, die in Christus Jesus ist und in der wir stehen dürfen. Diese Gnade darf uns noch mehr erstrahlen, wenn wir daran denken, dass unser Glaube Gottes Gabe ist, die Er uns in Gnaden für Christus gewährt hat (Phil.1:29).

 

Unser Evangelium

 

  Zur Rettung hat Gott uns durch das Evangelium berufen, das Paulus aufgetragen war, dem Herold, Apostel und Lehrer der Nationen in der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Haushaltung (Eph.3:2; Kol.1:25). Es ist das Evangelium der Unbeschnittenheit und unterscheidet sich in der Bezeichnung und inhaltlich von dem der Beschneidung, mit dem Petrus betraut war (Gal.2:7). Paulus sagt hier in Vers 14 »unser Evangelium« und bezieht damit Silvanus und Timotheus ein. Damit sind aber auch wir heute einbezogen. Nicht das Evangelium der Beschneidung verkündigen wir, nicht die Botschaft der Zwölf an Israel, sondern das dem Paulus enthüllte (Gal.1:12) ist das unsrige, durch das wir berufen wurden und für das wir uns mühen und den Wettkampf der Bekanntmachung und Verbreitung führen.

  In Gnaden gewährte der Vater der Herrlichkeit uns dies alles, und zwar, wie wir lesen, »zur Aneignung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus.« Er will uns mit der Herrlichkeit Christi bekleiden. Dessen Bild will Er uns gleichgestalten, damit wir allesamt verherrlichte Brüder und Schwestern des Erstgeborenen seien (Röm.8:29,30).

 

Stehet daher fest!

 

  Nach diesem kräftigenden Zuspruch kann Paulus in Vers 15 schreiben: »Demnach, Brüder, stehet nun fest und haltet die Überlieferungen, die ihr durch uns gelehrt wurdet, sei es durch unser Wort oder durch unseren Brief.«

  Die Thessalonicher werden feststehen im Glauben, in der Liebe und in der Erwartung, wenn sie das, was Paulus ihnen mündlich oder schriftlich übermittelt hat, halten. Mögen auch wir glauben, was geschrieben steht und nicht etwa andere Lehren. Wir sollen uns auch keinesfalls wegdrängen lassen von der Botschaft der Thessalonicherbriefe, wonach die entschlafenen und die noch lebenden Gläubigen in Christus Jesus zugleich und zusammen entrückt werden (1.Thess.4:17) und die Zeit des Zorns, die wie ein Dieb in der Nacht kommt, uns, die Söhne des Lichts, nicht ergreifen kann (1.Thess.5:4,5).

 

Er Selbst aber festige euch!

 

  Wie alles, so ist auch unser fester Stand Gottes Geschenk, wie Paulus in den Versen 16 und 17 zum Ausdruck bringt: »Er Selbst aber, unser Herr Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns liebt und uns äonischen Zuspruch und gute Zuversicht in Gnaden gibt, spreche euren Herzen zu und festige euch in jedem guten Werk und Wort.« Um Seiner vielen Liebe willen hat unser Gott und Vater uns durch die Thessalonicherbriefe äonischen Zuspruch und gute Zuversicht gegeben. Sein Zuspruch hat uns ein Angeld der Kraft und der Freude der zukünftigen Äonen vermittelt. Und unsere gute Zuversicht beruht auf der herrlichen Erwartung, die Paulus in den Briefen dargestellt hat und uns gegeben ist. Da dies aus Gnaden geschehen ist, ist es unverbrüchlich, sodass wir in der Gewissheit und der Zuversicht überfließen dürfen. Nun spreche unser Herr Jesus Christus aber auch jedem einzelnen zu und festige uns allesamt zu jedem guten Werk und Wort. Da wir im Dienst des Herrn stehen, kann unsere Festigung niemals nur uns meinen, sondern wird auch immer dem Werk des Herrn dienen und damit der Auferbauung unserer Geschwister in Christus Jesus. Ebenso verhält es sich mit dem empfangenen Zuspruch; 2.Korinther 1:3,4 sagt es uns deutlich: »Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater des Mitleids und Gott allen Zuspruchs, der uns in all unserer Drangsal zuspricht, damit wir auch anderen in all ihrer Drangsal zusprechen können durch den Zuspruch, mit dem uns selbst von Gott zugesprochen wird.«

 

Das Wort des Herrn renne

 

  Nach diesem Gebetswunsch für die Thessalonicher bittet Paulus in Kapitel drei, Verse 1 und 2, um Fürbitte für sich und seine Mitarbeiter: »Im übrigen, Brüder, betet für uns, damit das Wort des Herrn so renne und verherrlicht werde wie auch bei euch, und dass wir vor ungehörigen und bösen Menschen geborgen werden; denn der Glaube ist nicht allen eigen.« Ebenso wie es in Thessalonich war, dass das Wort des Herrn mit der Freude heiligen Geistes angenommen wurde und es von dort aus an viele andere Orte ausging (1.Thess.1:6,8), so möge Gott auch anderswo Türen auftun. Wie es auch im pisidischen Antiochien geschehen war, wo erstmals die Rechtfertigung allein aus Glauben (Ap..13:39) verkündigt wurde: »Als die aus den Nationen das hörten, freuten sie sich und verherrlichten das Wort des Herrn; und alle, die zu äonischem Leben verordnet waren, kamen zum Glauben« (Ap.13:48). Damit haben wir auch die Antwort auf die Frage, warum der Glaube nicht allen eigen ist. Heute ist nicht die Zeit der Rettung aller, sondern der Berufung der Auserwählten. - Verherrlicht wird das Wort in der gläubigen Aufnahme, im Danken und in einem gehorsamen Wandel und Dienst.

  Vor ungehörigen und bösen Menschen, insbesondere widerspenstigen Juden, wurde Paulus viele Male bewahrt.

  Und daran durften die Gläubigen durch ihre Fürbitte hilfreich mitwirken, wie in 2.Korinther 1:11 ausdrücklich vermerkt (vgl. auch Röm.15:30,31; Phil.1:19; Phm.22; Heb.13:19).

 

Unsere Bewahrung vor dem Bösen

 

  Paulus schreibt weiter: »Glaubwürdig ist der Herr, der euch festigen und vor dem Bösen bewahren wird« (Vers 3). Wir haben den Satan nicht zu fürchten, dass er uns etwa die Rettung nehmen könne, denn wir sind aus seiner obrigkeitlichen Gewalt geborgen und in das Königreich des Sohnes Gottes versetzt (Kol.1:13). Seinen Kriegslisten aber werden wir erliegen, wenn wir die Waffenrüstung Gottes nicht angelegt haben (Eph.6:10-17). Er kann uns vom Leben im Glauben wegführen durch Philosophie und leere Verführungen gemäß der Überlieferung der Menschen (Kol.2:8). Da haben wir auf der Hut zu sein, aber die Tatsache, dass wir in Christus Jesus sind, kann er nicht antasten.

 

Die Ausrichtung unserer Herzen

 

  Wir lesen weiter: »Doch wir haben das Vertrauen zu euch in dem Herrn, dass ihr das, was wir euch anweisen, auch tut und tun werdet. Der Herr aber richte eure Herzen auf die Liebe Gottes und auf das Erdulden des Christus hin« (Verse 4 und 5). Dieses Vertrauen des Paulus in die Thessalonicher baut nicht auf die Menschen, sondern ist im Herrn begründet. Der Herr nur kann ihren Herzen die richtige Richtung geben. Wer aber in seinem Denksinn geraden Herzens auf die Liebe Gottes ausgerichtet ist, dessen Herz selbst wird von der Liebe Gottes erfüllt. Und wer des Erduldens des Christus eingedenk ist, der wird auch selbst bereit, unter dem von Gott Auferlegten zu bleiben und gehorsam alles um Christi willen zu erdulden. Paulus ist uns darin ein Vorbild, der alles um der Auserwählten willen erduldete, damit auch sie die Rettung erlangten, die in Christus Jesus ist, samt äonischer Herrlichkeit (2.Tim.2:10).

 

Anweisung zur Trennung von unordentlich Wandelnden

 

  Die Überlieferungen sollen wir halten, das, was Paulus uns gelehrt, und das, was er uns für unseren Wandel angewiesen hat.

  Dazu gehört auch das Folgende: »Wir weisen euch aber im Namen unseres Herrn Jesus Christus an, Brüder, euch von jedem Bruder abseits zu stellen, der unordentlich wandelt und nicht der Überlieferung gemäß, die ihr von uns erhalten habt« (Vers 6). Selbstverständlich ist ein solcher Bruder zuerst zu ermahnen. »Ermahnt die Unordentlichen«, heißt es in 1.Thessalonicher 5:14. Sollte er aber nicht umsinnen, so kann er in der Gemeinde der Heiligen nicht geduldet werden, denn ein klein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig (1.Kor.5:6; Gal.5:9). Sein Ausschluss dürfte ihn allerdings zur Umsinnung bewegen, sodass er in Gnaden wieder angenommen werden kann (2.Kor.2:7).

  An anderer Stelle wird uns bezeugt, dass wir keinen Umgang mit den Brüdern und Schwestern haben sollen, die Hurer, Habgierige, Götzendiener, Schimpfer, Trinker oder Räuber sind, ja mit einem solchen nicht einmal essen sollen (1.Kor.5:11). In 2.Timotheus 2:20,21 steht geschrieben: »In einem großen Haus [ein Bild auf die Gemeinde] aber befinden sich nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, und zwar die einen zur Ehre, die anderen zur Unehre. Wenn sich nun jemand gründlich reinigt, hinweg von diesen, wird er ein Gerät zur Ehre sein, geheiligt und dem Eigner wohl brauchbar, für jedes gute Werk zubereitet.«

 

Das Vorbild des Paulus

 

  Mit den Versen 7 bis 9 bringt sich Paulus selbst als Vorbild für einen ordentlichen Wandel in Erinnerung: »Denn ihr wisst selbst, wie ihr uns nachahmen sollt, da wir nicht unordentlich unter euch waren, auch haben wir nicht jemandes Brot umsonst gegessen, sondern unter Mühe und Anstrengung bei Nacht und bei Tag gearbeitet, um keinem von euch beschwerlich zu sein. Nicht, dass wir nicht die Vollmacht dazu haben, sondern auf dass wir euch uns selbst zum Vorbild gäben, damit ihr uns nachahmen sollt.« Mehrmals werden wir aufgefordert, Paulus nachzuahmen, nicht nur in diesem Punkt. In 1.Korinther 11:1 schreibt er im Zusammenhang mit seinem Trachten, allen in allem zu gefallen, und seiner Ausrichtung auf das, nicht was ihm selbst, sondern den vielen förderlich ist: »Werdet meine Nachahmer, so wie auch ich Christi Vorbild folge!« Wer Paulus gehorcht, gehorcht dem Herrn. In 1.Korinther 4:16,17 steht geschrieben: »Ich spreche euch zu: Werdet meine Nachahmer! Deshalb sende ich Timotheus zu euch ...; er wird euch an meine Wege in Christus Jesus erinnern, so wie ich sie überall in jeder herausgerufenen Gemeinde lehre.« Des weiteren ist in Philipper 3:17 zu lesen: »Werdet meine Mitnachahmer, Brüder, und achtet auf die, die so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt.« Mögen wir Philipper 4:9 beherzigen und die damit verbundene Verheißung erfahren: »Was ihr auch von mir [Paulus] gelernt und erhalten, gehört und an mir gewahrt habt, das setzt in die Tat um; dann wird der Gott des Friedens mit euch sein.«

  Dass Paulus Tag und Nacht in seinem Beruf als Zeltmacher arbeitete, um keinem beschwerlich zu sein, ist vielfach bezeugt (Ap.18:3; 20:34; 1.Kor.4:12; 1.Thess.2:9,10). Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass Paulus sehr wohl die Vollmacht auf den Lebensunterhalt durch die Geschwister hatte, wie uns durch 1.Korinther 9 deutlich werden darf: »Wer bepflanzt einen Weinberg und isst nicht von dessen Frucht? ... Wenn wir nun auf Erwartung hin in euch das Geistliche säen, ist es da etwas Großes, falls wir von euren fleischlichen Gütern ernten? Wenn schon andere an der Vollmacht über eure Güter teilhaben, hätten wir nicht eher das Recht dazu? Wir machen jedoch von dieser Vollmacht keinen Gebrauch, sondern wir geben alles auf, damit wir dem Evangelium des Christus kein Hindernis gäben« (Verse 7,11,12). Ja, die Liebe gibt alles auf (1.Kor.13:7).

 

Die Anweisung

 

  Paulus fährt fort: »Denn schon als wir bei euch waren, wiesen wir euch dies an: »Wenn jemand nicht arbeiten will, dann soll er auch nichts essen!« Denn wir hören, dass einige unter euch unordentlich wandeln, nichts arbeiten, sondern vorwitzig sind. Solche aber weisen wir an und sprechen ihnen in dem Herrn Jesus Christus zu, dass sie in aller Stille arbeiten und ihr eigenes Brot essen« (Verse 10-12). Vorwitzig sind da einige. Man kann den griechischen Begriff auch mit »unnützem Herumarbeiten« oder »neben der Sache liegender Geschäftigkeit« beschreiben. Jedenfalls essen sie das Brot anderer. So kann es nicht bleiben. Es ist absolut gerecht, dass die nichts essen sollen, die nicht arbeiten wollen. Paulus spricht ihnen nun nochmals zu, von nun an in aller Stille zu arbeiten. Nicht dass sie nicht reden dürften; mit »stille sein« ist die innere Haltung der gläubigen und treuen Unterordnung unter die von Gott verfügten Notwendigkeiten gemeint. Schluss mit dem Sich-da-Herausreden!

 

Ermahnt ihn als Bruder!

 

  Wir hören auf die Verse 13 bis 15: »Ihr aber, Brüder, werdet nicht entmutigt, Edles zu tun. Doch wenn jemand unserem Wort in diesem Brief nicht gehorcht, so lasst es euch ein Zeichen sein, was diesen betrifft, keinen Umgang mit ihm zu haben, damit er beschämt werde; aber erachtet ihn nicht als Feind, sondern ermahnt ihn als Bruder.« Nochmals wird uns gesagt, dass ein solcher in heilige Zucht zu nehmen ist; er ist und bleibt aber ein Bruder. Der Umgang mit ihm ist aber abzubrechen, damit er in sich gehe und umsinne. Und ihr, die ihr richtig handelt, lasst euch durch das schlechte Beispiel nicht entmutigen. Gerade ihr seid das Vorbild, auch in eurer Geschlossenheit, mit der ihr euch an die Anweisungen des Apostels haltet.

  Heutzutage mangelt es allerdings an der Geschlossenheit. Selbst Älteste bleiben - wie man so sagt - »um des lieben Friedens willen« untätig. Doch dies entspricht nicht der Liebe und dient nicht der Auferbauung. Wenn wir auch nicht unter dem Gesetz stehen, so ist 3.Mose 19:17 dennoch auch um unsertwillen geschrieben (vgl. 2.Tim.3:16): »Du sollst deinen Nächsten ernstlich zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld trägst.« Wir haben unser Teil beizutragen, damit in der Gemeinde keine Unsitten einreißen. - Um überhaupt ermahnen zu können, darf uns nicht der Hochmut oder der Richtgeist leiten. Rechte geistliche Gesinnung ist zuerst traurig über die Sünde (2.Kor.12:21) und will sodann im Geist der Liebe und der Sanftmut zurechthelfen (Gal.6:1). Und die aus dieser Haltung heraus folgende Ermahnung kann nur unter dem Gebet geschehen, dass unser Gott und Vater, der Allesbewirkende, Umsinnung gebe, damit der Betreffende zur Erkenntnis der Wahrheit komme, wieder ernüchtert werde und aus der Falle des Satans herausgelange (2.Tim.2:25,26).

  Und wenn wir selbst ermahnt werden - wie reagieren wir dann? Empört? David sagt in Psalm 141:5: »Sollte der Gerechte mich ermahnen, wäre es Öl auf meinem Haupt.« Und Salomo schreibt in diesem Zusammenhang in Sprüche 9:8: »Rüge den Weisen, und er wird dich lieben.«

 

Der Friedenswunsch

 

  Die Anweisungen münden in den Gebetswunsch ein: »Er Selbst aber, der Herr des Friedens, gebe euch Frieden, allezeit und in jeder Weise. Der Herr sei mit euch allen« (Vers 16). Der Friede Gottes ist zwar allen Gläubigen nahe, wird aber ihre Herzen nur dann wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren, wenn sie in allem ihre Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundtun, und wird ihre Gedanken nur dann wohltuend entspannen, wenn sie die Botschaft der Thessalonicherbriefe im Glauben annehmen, dass nämlich ihre Drangsale nach Gottes Ratschluss sein müssen und sie keine Sorge zu haben brauchen, in den Tag des Zorns hineinzugeraten. Friede wird die Gemeinde auch nur dann haben - Friede bedeutet einen wohlgeordneten Zustand -, wenn sie die gerade zuvor beschriebene Gemeindezucht übt und sich mithin Unordnung und Unfriede nicht weiter ausbreiten. Es ist der Friede des Herrn Jesus Christus; wer Ihn als den Herrn anerkennt, ist Ihm gehorsam und erfährt Seinen

Frieden. - Frieden hat, wer im Einklang mit dem Willen und den Wegen Gottes steht. Und dies ist das Anliegen des Paulus, Silvanus und Timotheus.

  Mit allen sei der Herr, so lautet der weitere Gebetswunsch, mit allen, nicht nur mit denen, die sich durch die Irrlehren über das zukünftige Geschehen nicht aus dem Gleis werfen ließen, sondern auch mit denen, die ins Wanken gebracht worden waren; und nicht nur mit denen, die Paulus nachahmen und somit in Treue das Edle und Gott Wohlgefällige tun, sondern auch alsbald nach dem Empfang dieses Briefes mit den unordentlich Wandelnden, indem
Er ihnen Umsinnung gebe.

 

Der persönliche Gruß

 

  Bis hierhin hat Paulus den Brief diktiert; jetzt greift er selbst zur Feder: »Der Gruß mit meiner, des Paulus Hand, das ist das Zeichen in jedem meiner Briefe: so schreibe ich« (Vers 17). Mit dem Gruß von eigener Hand verbürgt sich Paulus für den Inhalt des Briefes mit seiner ganzen apostolischen Autorität. Zugleich beugt er Fälschungen vor, mit denen immer gerechnet werden musste. In Kapitel 2, Vers 2, hatte er vor einem angeblich von ihm stammenden Brief warnen müssen, der mit der Behauptung, der Tag des Herrn sei schon gegenwärtig, Bestürzung hervorgerufen hatte.

  Der Apostel schließt den Brief mit den herrlichen Worten: »Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen. Amen!« In Christus Jesus ist die Gnade Gottes erschienen. Vergessen wir niemals, dass Gott uns mit der Dahingabe Seines Sohnes aber auch alle geistlichen Segnungen in Gnaden gewährt hat (Röm.8:32). In der Gnade sind wir, was wir sind, und sie erzieht uns, nicht mehr uns selbst, sondern dem Herrn zu leben und Ihm von ganzem Herzen zu dienen. Die Gnade des Herrn Jesus Christus schließe uns alle entsprechend dem Thema der Thessalonicherbriefe fest in die Erwartung Seiner Anwesenheit ein, in das freudige Harren auf den aus den Himmeln kommenden Sohn Gottes, der uns vor dem Zorn zu sich hin entrücken wird, von wann an wir allezeit mit Ihm zusammen sein werden.

 

 

Dieter Landersheim

Höhenstraße 11

65824 Schwalbach a. Ts.

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