Leide Übles mit mir für das Evangelium (2. Timotheus 1)
Kräftige dich in der Gnade! (2. Timotheus 2:1-14a)
Vom Umgang mit dem Wort der Wahrheit (2. Timotheus 2:14b-26)
Unser Verhalten in der gegenwärtigen gefährlichen Frist (2. Timotheus 3)
Herolde das Wort! (2. Timotheus 4)
Ausführungen zum 2. Timotheusbrief
Leide Übles mit mir für das Evangelium
(2. Timotheus 1)
Der 2. Timotheusbrief ist der letzte Brief des Apostels Paulus und gleichsam sein Vermächtnis an Timotheus, dem er damit die Fortführung seines Dienstes auf die Schultern legt. Paulus verfasste diese Zeilen wohl im Jahr 64 während seiner zweiten, schweren Haft in Rom, den Tod vor Augen. Das Leitthema des Briefes ist dementsprechend: »Leide Übles für mein (des Paulus) Evangelium wie ein trefflicher Krieger Christi Jesu!« In den Bedrängnissen unserer Zeit dürfen wir mithin erwarten, dass sich die Darlegungen des Apostels als besonders hilfreich für uns erweisen. Der Brief ist des weiteren durch dringende Ermahnungen gekennzeichnet, treu mit dem Wort Gottes umzugehen, indem wir es nämlich richtig schneiden (2:15), ein Muster gesunder Worte haben (1:13) und die gesunde Lehre des Apostels Paulus bewahren (3:10), damit unser Glaube und in der Folge davon unser Denken und Handeln nicht zerrüttet werden.
Gemäß der Verheißung des Lebens
Der Apostel schreibt: »Paulus, Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes gemäß der Verheißung des Lebens, das in Christus Jesus ist, an Timotheus, mein geliebtes Glaubenskind. Gnade, Erbarmen und Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Herrn« (Verse 1+2). Paulus ist der einzige, der sich Apostel Christi Jesu nennt. Diese Wortfolge - zuerst der Titel, dann der Name - betont die überhimmlische Stellung Jesu als der Christus, dessen Amt auch die Vervollständigung des Alls umfasst (Eph.1:23). Der Ausdruck »Jesus Christus« dagegen betont die Person Jesu als der Retter. Durch den Willen Gottes ist Paulus Apostel. Es war wahrlich nicht sein Wille, sondern allein Gottes souveräne Auserwählung und Berufung in der Gnade. - Es ist zwar ein ganz anderer Fall, wenn wir den bislang unerfüllten Willen haben, etwa Ältester zu werden - damit begehren wir eine ideale Arbeit (1.Tim.3:1) -, aber auch dann sollte der Wille Gottes für uns maßgebend sein und uns Frieden geben. Paulus schreibt angesichts des Todes gemäß der Verheißung des Lebens, das in Christus Jesus ist. Nur so verliert der Tod seinen Schrecken. Er, der das Leben ist, ist unsere Erwartung, der Herr Jesus Christus Selbst. Und wenn wir dazu noch wissen, dass selbst unser Tod Gott dient (Röm.14:8), werden wir völligen Frieden haben. Frieden wünscht Paulus seinem treuen Mitarbeiter auch in allen anderen Anfechtungen, des weiteren das Erbarmen Gottes in all seinem Leiden um des Evangeliums willen und vor allem Kräftigung in der Gnade Gottes, unseres fürsorglichen Vaters, und Christi Jesu, dem Mittler der Gnade, des Erbarmens und des Friedens, den wir nicht nur »Herr« nennen, sondern dem wir auch gehorchen sollen.
Des Paulus Sehnsucht
In herzlicher Verbundenheit und als rechter Hirte (nicht von ungefähr wird auch der 2.Timotheusbrief Pastoralbrief genannt) wendet sich Paulus an Timotheus. Er eröffnet seinen Zuspruch mit den ganz persönlichen Worten in den Versen 3 bis 5: »Dankbarkeit habe ich gegenüber Gott, dem ich von meinen Vorfahren her mit reinem Gewissen Gottesdienst darbringe, wie unablässig ich die Erinnerung an dich habe in meinem Flehen nachts und tags, mich danach sehnend, wenn ich mich deiner Tränen erinnere, dich zu Gesicht zu bekommen, damit ich mit Freude erfüllt werde und neue Erinnerung erhalte an den ungeheuchelten Glauben in dir, der schon deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike vorher innegewohnt hat; ich bin aber überzeugt, auch in dir.« Der Apostel der Nationen dankt Gott, dass er sich ständig an sein Glaubenskind rechter Art erinnern darf. Er sieht diesen Dank als Teil seines Gottesdienstes an, und nicht nur seines, sondern auch des Gottesdienstes, den seine Eltern und Großeltern in Erwartung des Messias einst darbrachten, denn Paulus war ja ein Pharisäer und Sohn von Pharisäern (Ap.23:6). Er steht damit in der Reihe aller Glaubenden, und wenn er sich auch in Bezug auf Jesus geirrt hatte und dessen größter Feind gewesen war, so hatte er doch mit Inbrunst nach seiner Erkenntnis gehandelt, stets mit reinem Gewissen den einen, wahren Gott im Sinn. Im Gefängnis zu Rom fleht Paulus nun nachts und tags für Timotheus, dass dieser sich angesichts all der Widerstände gegen das Evangelium, das Paulus enthüllt worden war (Gal.1:12), nicht entmutigen lasse und sich in der Gnade kräftige, die in Christus Jesus ist (2:1). Und er sehnt sich danach, sich der Tränen des Timotheus beim letzten Abschied erinnernd, ihn bald wiederzusehen, was er in Kapitel vier mit den Worten unterstreicht: »Befleißige dich, schnell zu mir zu kommen« und »... vor dem Winter zu kommen« (Verse 9+21). Dann würde Paulus mit neuer Freude erfüllt werden, und der ungeheuchelte Glaube in Timotheus würde ihm zum Zuspruch sein. Auch Timotheus steht in der Tradition der Glaubenden, wie denn in Apostelgeschichte 16:1 verzeichnet ist, dass er ein Sohn einer gläubigen jüdischen Frau war. Jetzt, nachdem sich alle Heiligen der Provinz Asien vom Evangelium des Apostels Paulus abgewandt hatten (1:15), dürfen die Vorfahren des Paulus wie auch des Timotheus und damit gewissermaßen die Wolke aller Glaubenszeugen den beiden zur Kräftigung gereichen. Paulus drückt zudem Timotheus sein ganzes Vertrauen aus, indem er von dessen ungeheucheltem Glauben überzeugt ist und mithin davon, dass dieser sich der Vollendung der Anweisung gemäß verhält, nämlich in Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben (1.Tim.1:5).
Fache deine Gnadengabe wieder an!
»Das ist auch die Ursache«, schreibt Paulus in Vers 6, und zwar der ungeheuchelte Glaube in Timotheus, »dass ich dich erinnere, die Gnadengabe Gottes, die durch Auflegen meiner Hände in dir ist, wieder anzufachen«. Zu der Zeit, als Paulus Timotheus in den Dienst nahm, in der heilsgeschichtlichen Verwaltung des Übergangs von der pfingstlichen zur gegenwärtigen (Eph.3:2; Kol.1:25), war es noch so, dass die Ältesten jemandem aufgrund eines prophetischen Wortes die Hände auflegten und in einen Dienst einsetzten, wobei die Handauflegung nicht etwas Selbständiges war, sondern den durch das prophetische Wort ausgedrückten Willen Gottes nur begleitete (vgl. 1.Tim.1:18; 4:14). Weder damals noch heute befähigte eine Gnadengabe automatisch zum Dienst, sondern es bedurfte und bedarf der Bereitschaft zu einem hingebungsvollen Einsatz und der Belebung der Gnadengabe durch das ständige Aufnehmen des Geist und Leben tragenden Wortes Gottes. Die Gnadengabe ist das eine, ihre volle Entfaltung das andere. Und wenn Gott keine Tür für einen Dienst auftäte, geschähe gar nichts. Welche Gabe hat Timotheus? Die der Lehre, wie eine Vielzahl von Bibelstellen erkennen lässt (1.Tim.4:11,13-16; 6:3; 2.Tim.2:2; 3:10; 4:2,3). Außerdem war er Evangelist (2.Tim.4:5).
Der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft
Die Gnadengabe wieder zur vollen Glut zu bringen, ist im Grunde kein Problem, »denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft gegeben« (Vers 7). Zu jener Zeit - wir denken an die Verfolgung der Gläubigen nach dem Brand von Rom im Jahr 64 - war es sehr gefährlich, als Evangelist in der Öffentlichkeit und Lehrer vor größeren Kreisen aufzutreten. Ob Timotheus schüchtern war oder Furcht vor Leiden hatte (vermutlich nicht) - jedenfalls hatte er allen Grund, verzagt zu sein, denn Paulus ist im Gefängnis und muss mit seinem Tod rechnen, und bestimmt waren nicht nur die Heiligen der Provinz Asien vom Glaubensgut des Apostels Paulus abgefallen (1:15), sondern viele andere dürften ebenfalls falschen Aposteln und betrügerischen Arbeitern zum Opfer gefallen sein (2.Kor.11:13-15) und sich von dem Evangelium, das sie in Christi Gnade berufen hat, abgewandt haben (Gal.1:6). Der Geist Gottes aber, der uns Gläubigen innewohnt, ist der Geist der Kraft und vermittelt uns Gottes Kraft (Luk.24:49; Ap.1:8). Die Kraft Gottes wirkt sich heute am inneren Menschen aus, denn die Zeiten der Zeichen und Wunder sind vorbei (1.Kor.13:8-12; Röm.15:19; Heb.2:4). Der Geist Gottes ist ein Geist der Liebe. Liebe ist das kennzeichnende Merkmal, denn Gott ist Liebe, voll Liebe. Und die Liebe Gottes drängt uns zu den Menschen, die Gott allesamt liebt. Gottes Geist hat den Charakter der gesunden Vernunft. Wiederholt betont Paulus die Wichtigkeit der gesunden Vernunft für die Gläubigen (1.Tim.2:9,15; 3:2; Tit.1:8; 2:2,4,5,6,12). Wir sollen in der Lage sein, eine Sache vernünftig zu beurteilen. Die gesunde Vernunft sinnt auf Rettung und Auferbauung, eben auf das, was Christi ist, und lässt uns das heilige Maß bewahren.
Schäme dich des Zeugnisses nicht!
Paulus schreibt weiter: »Schäme dich nun nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch meiner, Seines Gebunden, sondern leide Übles mit mir nach der Kraft Gottes « (Vers 8). Des Wortes der Wahrheit, des Wortes des lebendigen, einzigen und glückseligen Gottes, des Gottes und Vaters unseres Herrn Jesus Christus, sollten wir uns wirklich nicht schämen. Es ist das Kostbarste, was wir Menschen haben. Paulus schämte sich des Evangeliums nicht, denn es ist die Kraft Gottes zur Rettung für jeden Glaubenden (Röm.1:16). Zeugnis davon zu geben, es also weiterzutragen, darf unsere größte Freude sein. Weder unseres Herrn sollen wir uns schämen, der Seine Liebe in Seiner Dahingabe bis zum Kreuzestod erwiesen hat, noch des Paulus, dieses Mannes, der gar nicht wert ist, Apostel genannt zu werden, dem aber die gegenwärtige Heilsverwaltung der überströmenden Gnade Gottes gegeben ist, während der die Herrlichkeit Christi unter den Nationen ist (Eph.3:2,8,9; Kol.1:25-27). »... sondern leide Übles mit mir für das Evangelium.« Dies klingt wie eine Selbstverständlichkeit. Das Evangelium ruft in diesem bösen Äon grundsätzlich Feindschaft hervor, gewiss in unterschiedlicher und oft verdeckter Weise, aber man frage nur einmal, wo in der Bibel irgendeine als rechtgläubig ausgegebene These stehe, und man wird höfliche Ausgrenzung erfahren. Und sollten wir es wagen, bestimmte Sünden konkret anzusprechen, wird uns Empörung entgegenschlagen. Nun wird man heute in vielen Ländern nicht mehr gefoltert, es tut uns aber doch im Innersten weh. Verlieren wir deshalb die Realität nicht aus den Augen: »Die Gesinnung des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott« (Röm.8:7) - ob von Seiten der Ungläubigen oder Gläubigen - und: »Aber auch alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden« (2.Tim.3:12). Übles zu erleiden, gehört aber zu unseres Gottes und Vaters weisen Wegen mit uns, damit der alte Mensch zum völligen Zerbruch komme und wir Gottes Kraft kennen lernen, denn Seine Kraft wird erst in unserer Schwachheit vollkommen erfahren (2.Kor.12:9,10). Paulus fügt an: »... nach der Kraft Gottes.« Ja, aus uns heraus vermögen wir gar nichts, zur Verherrlichung Gottes aber sei gesagt; Er kräftigt uns; Er steht treu zu uns!
Nach der vor äonischen Zeiten gegebenen Gnade
Paulus fährt fort, sich auf Gott beziehend, »... der uns gerettet und berufen hat mit heiliger Berufung, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor äonischen Zeiten gegeben ist« (Vers 9). Der Apostel vertieft seinen Zuspruch, indem er Timotheus daran erinnert - sich und uns alle einschließend -, dass wir Gerettete und Berufene sind und Gott längst, und zwar vor äonischen Zeiten, bevor die Zeit und ihre Abschnitte, die Äonen, erschaffen wurden (Heb.1:2), in herrlicher Weise an uns gehandelt hat, nämlich nach Seinem Vorsatz und der Gnade, die in Christus Jesus ist. Dementsprechend dürfen wir uns auch heute als solche ansehen, die nach Gottes Vorsatz und dem Reichtum Seiner Gnade in eine heilige Berufung hineingestellt sind, nämlich an den Vollendungszielen Gottes mitzuwirken, indem wir das Evangelium verkündigen, dabei durchaus Übles erduldend. Doch was ist dies angesichts unserer Berufung in die Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes, Jesus Christus, unserem Herrn? Und sollte die Gemeinschaft mit dem Sohn nicht auch die Gemeinschaft Seiner Leiden für die Treuen und Gehorsamen einschließen? Musste der Sohn nicht durch Leiden vollkommen gemacht werden (Heb.2:10; 5:9)? Sollten wir uns nicht ebenfalls bewähren dürfen? Ist es nicht eine Gnadengabe, für Christus und Seine Ziele zu leiden (Phil.1:29)?
Die Gnade ist offenbar geworden
Die Verse 10 und 11 knüpfen an die Gnade an, die uns in Christus Jesus vor äonischen Zeiten gegeben ist; »... nun aber durch das Erscheinen unseres Retters Christus Jesus offenbart wird, der den Tod aufhebt und dafür Leben und Unvergänglichkeit ans Licht bringt durch das Evangelium, für das ich als Herold, Apostel und Lehrer der Nationen eingesetzt wurde.« Jetzt wird die Gnade offenbart, ja jetzt ist sie offenbart, da nämlich unser Retter Christus Jesus erschienen ist. Er starb auf Golgatha für unsere Sünden, Er wurde am dritten Tag auferweckt, Er erschien den Zwölf und zuletzt auch Paulus. Und Er erscheint auch vor den Herzensaugen aller Glaubenden, deren Retter Er geworden ist und denen dadurch die Herrlichkeit der Gnade offenbart wurde. Darüber hinaus wissen wir, dass die Gnade Gottes nicht nur uns, sondern allen Menschen zur Rettung erschienen ist (Tit.2:11). Christus Jesus wird den Tod aufheben und dafür Leben und Unvergänglichkeit ans Licht bringen. Diese Aussage steht in der Zeitform des 1. Aorists, mit der eine bleibende Tatsache ausgedrückt wird und dabei eher das Geschehen als der Abschluss. (Der 2. Aorist zeigt das Abgeschlossensein einer Handlung an.) Christus Jesus ist also dabei, den Tod aufzuheben; Gläubige sehen sich schon als lebendig gemacht und mit Unvergänglichkeit überkleidet. Gewiss ist dies noch nicht geschehen, im Geist aber erfreuen wir uns dieser unumstößlichen Ereignisse. Leben und Unvergänglichkeit sind ja doch längst ans Licht gebracht, und zwar durch das Evangelium des Apostels Paulus. Und wenn auch bereits Jesaia sagt, dass Jewe den Tod für dauernd verschlingen wird (25:8; wohl auf Israel bezogen zu verstehen), so durfte doch erst Paulus dies in ausführlicher und das All umfassender Weise verkündigen. Durch das Evangelium des Apostels Paulus ist die Aufhebung des Todes und die Herbeiführungen des Lebens allseits bekannt geworden, den Gläubigen zur Gewissheit und den für das Evangelium Übles Leidenden unter uns zum Zuspruch. Wir leben bereits aus dieser noch zukünftigen Tatsache. Der Tod hat somit seine furchterregende Macht verloren. Das Evangelium hat seine Kraft entfaltet, die Kraft Gottes, die uns befähigt, Verzagtheit abzulegen und zuversichtlich zu sein, uns des Zeugnisses nicht zu schämen und Übles zu erleiden bis hin zum Tode. Für dieses kraftvolle Evangelium ist Paulus als Herold, Apostel und Lehrer der Nationen eingesetzt. Auf ihn ist in unserer heilsgeschichtlichen Haushaltung zu hören; er bringt uns die Worte unseres Herrn Christus Jesus an uns, die Glieder Seiner Körpergemeinde. Wer dies ignoriert, kann nicht zur Reife gelangen. Wer aber dazu steht, wird Übles erfahren.
Das Paulus anvertraute Evangelium
... Übles ebenso wie Paulus, der sehr wohl weiß: »Das ist auch die Ursache, dass ich dies jetzt leide, jedoch schäme ich mich dessen nicht, denn ich weiß, wem ich geglaubt habe, und bin überzeugt, dass Er mächtig ist, das mir Anvertraute auf jenen Tag zu bewahren« (Vers 12). Nein, Paulus schämt sich seines Evangeliums nicht. Er weiß, dass er dem glaubt, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist (Joh.14:6), und damit dem, aus dem und durch den und zu dem hin das All ist (Röm.11:36). Dieser, der Allmächtige und alles Bewirkende (Eph.1:11), wird - obwohl die Wahrheit auf allen Ebenen in Ungerechtigkeit niedergehalten wird (Röm.1:18) - das Paulus anvertraute Evangelium bis zum Tag Christi, dem Tag unserer Verwandlung und Entrückung, bewahren. Diese Gewissheit stellt Paulus dem sinkenden Mut des Timotheus gegenüber. Und so ist es auch gekommen: Noch heute wird das Paulus enthüllte Evangelium der Unbeschnittenheit (Gal.2:7), das Evangelium der überfließenden Gnade Gottes, verkündigt!
Nun bewahre du dieses Evangelium!
Nun ist es an Timotheus, dieses Evangelium zu bewahren. So wendet sich Paulus an ihn: »Habe ein Muster gesunder Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus sind. Das köstliche dir Anvertraute bewahre durch heiligen Geist, der uns innewohnt. - Dieses weißt du, dass sich alle in der Provinz Asien von mir abgewandt haben, unter welchen auch Phygellus und Hermogenes sind« (Verse 13-15). Schwere Wölfe sind in die Gemeinden eingedrungen. Männer aus ihrer Mitte haben verdrehte Dinge gesprochen und die Gläubigen an sich gerissen (Ap.20:29,30). Paulus scheint seinen geistlichen Kampf um die Reinerhaltung seines Evangeliums gegenüber Irrlehrern aller Art, den er immer wieder zu führen hatte, wie wir aus vielen seiner Briefe wissen, verloren zu haben. Und nun haben sich gerade die Gemeinden in der Provinz Asien, denen Paulus mit dem Epheserbrief genannten Rundbrief und dem Kolosserbrief die herrlichsten Wahrheiten verkündigen durfte, von ihm und damit von seinem Glaubensgut abgewandt. Sie bauen nicht mehr auf den von Paulus gelegten Grund (1.Kor.3:10). Folglich wird das von ihnen Gewirkte wie in Feuer vergehen (1.Kor.3:15). Sie haben sich nicht von Christus überhaupt abgewandt, sondern haben kein Verständnis für die rein geistlichen und überhimmlischen Dimensionen des Evangeliums des Apostels der Nationen; sie wollen nicht mehr allein im Glauben leben und allein aus der Gnade, die in Christus Jesus ist. Ist jetzt alles verloren? Nein, unser Gott und Vater lässt Sich immer welche übrig, die ernstlich in der Schrift forschen und das Wort der Wahrheit lieben, die das köstliche Timotheus und auch uns anvertraute Evangelium bewahren und ein Muster gesunder Worte gebrauchen, die wir von Paulus gelernt haben, seiner gesunden Lehre gemäß (1.Tim.6:3; 2.Tim.4:3). Wir bewahren das uns Anvertraute nicht aus eigener Einsicht - wenngleich auch sie ein Geschenk Gottes ist -, sondern nur durch den uns innewohnenden Geist Gottes. Das Ergebnis ist ein gesunder Glaube (Tit.1:13); 2:2). Zum Bewahren des Evangeliums, das uns, der Körpergemeinde Christi, gegeben ist, gehört es, ein Muster gesunder Worte zu haben, einen Grundwortschatz klarer, logischer biblischer Begriffe. Ohne schriftgetreue Ausdrücke kein schriftgetreues Denken. In diesem Zusammenhang sind wir sehr dankbar, in der Konkordanten Übersetzung eine sich nach diesem Anspruch richtende, getreue Wiedergabe des Grundtextes zu haben. Das Muster gesunder, sauber definierter Worte kann man nur im Glauben, in treuer Unterordnung unter das heilige Gotteswort, und in der Liebe anstreben und bewahren, die in Christus Jesus sind. Nur die Lebensgemeinschaft mit Christus Jesus, dem Wort Gottes, lässt uns das Wort bis in die Einzelheiten lieben. Der unausforschliche Reichtum des Christus wird sich den Treuen sodann erschließen. Diese sind dann imstande, nicht mit Worten, wie menschliche Weisheit sie lehrt, sondern mit solchen, wie der Geist Gottes sie uns lehrt, auszusprechen, was uns von Gott in Gnaden gewährt ist, indem sie geistliche Dinge mit angemessenen geistlichen Worten erklären (1.Kor.2:12). Hören wir noch Zeugen aus alter Zeit: »Überaus durchläutert ist Dein Wort [Jewe], und Dein Diener liebt es« (Ps.119:140); »Die Worte Jewes sind reine Worte, Silber, geschmolzen im irdenen Tiegel, siebenfach gefiltert« (Ps.12:7). Mögen wir dem durchläuterten Wort ehrfurchtsvoll nachspüren, denn so sprach Jewe: »Auf den will Ich blicken, der da erzittert vor Meinem Wort« (Jes.66:2).
Onesiphorus
So betrüblich die Situation in
der Provinz Asien auch ist - es gibt noch Männer, die zu Paulus stehen. Ein leuchtendes
Beispiel ist Onesiphorus, auf den Paulus in den Versen 16 bis 18 zu sprechen
kommt: »Der Herr erzeige dem Haus des Onesiphorus Erbarmen, weil er mich
oftmals erfrischt hat und sich meiner Kette nicht schämte, sondern, als er sich
in Rom befand, suchte er mich fleißig und fand mich auch. Der Herr gebe ihm,
von dem Herrn an jenem Tag Erbarmen zu finden! Und wie viel er in Ephesus
diente, ist dir am besten bekannt.« Onesiphorus hatte sich nach Rom begeben,
unter mühevollen Nachforschungen den Ort der Gefangenhaltung des Paulus
ausfindig gemacht, sich dessen Kette nicht geschämt - es ist ein Risiko, sich
zu einem wie ein Verbrecher Gefesselten (2:9) zu bekennen - und Paulus oft
erquickt, zweifellos nicht nur mit Speisen und Getränken, sondern auch und
wesentlich durch seine Besuche als solche und seinen Zuspruch mit den Worten
des Glaubens. Zweimal erbittet Paulus des Herrn Erbarmen, einmal auf die
Gegenwart bezogen für das Haus des Onesiphorus - dazu gehören seine Familie und
ggf. die Hausgenossen und Haussklaven sowie eine Hausgemeinde - und einmal auf
die Zukunft bezogen, auf den Tag Christi, für Onesiphorus selbst. Das Erbarmen
für die Gegenwart dürfte die weitere Reifung im Glauben und manche gütige
Führung und Erleichterung für das Haus meinen. Es fällt auf, dass Paulus nicht
für Onesiphorus selbst bittet; vielleicht ist er um seines Glaubens willen
inzwischen umgekommen; umso nötiger hätte die Familie jetzt das Erbarmen
Gottes. Für Onesiphorus selbst erbittet Paulus Erbarmen für sein Offenbargemachtwerden
vor der Bühne des Herrn, vor der alle Gläubigen nach ihrer Entrückung stehen
werden. »Denn wir alle müssen vorne vor der Preisrichterbühne des Christus
offenbar gemacht werden, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den
Körper verübte, es sei gut oder schlecht« (2.Kor.5:10). Das Erbarmen des Herrn
Jesus Christus über Onesiphorus wird dort in der besonderen Würdigung und
Belobigung seines Verhaltens seinen Ausdruck finden. Dieser Mann, der sich zu
Paulus hielt, suchte nicht das Seine, sondern das, was Christi Jesu ist
(Phil.2:21). Sein Vorbild diene nicht nur Timotheus, sondern auch uns zur
Ermutigung, uns des Evangeliums des Apostels Paulus nicht zu schämen.
(2. Timotheus 2:1-14a)
Der Apostel Paulus gibt seinem Mitarbeiter Timotheus weitere Anweisungen.
Er schreibt in Vers 1: »Du nun, mein Kind, kräftige dich in der Gnade, die in Christus Jesus ist.« »Du nun« - diese Anrede ist auf dem Hintergrund der Abwendung aller Gläubigen in der Provinz Asien von Paulus zu verstehen (1:15). Jene haben sich nicht vom Glauben im allgemeinen abgewandt, sondern vom Glaubensgut des Apostels Paulus, von dem ihm enthüllten Evangelium für die aus den Nationen (Gal.1:12), das sie in Christi Gnade berufen hat (Gal.1:6) und das von überfließender Gnadenherrlichkeit ist. Du nun, Timotheus - in dieser Gnade gerade sollst du noch mehr leben!
Timotheus ist
das geliebte Glaubenskind des Apostels Paulus, das ihm vollends folgt, seiner
Lehre, seinem Beweggrund, Vorsatz und Glauben, seiner Geduld und Liebe, seinem
Ausharren sowie seinen Verfolgungen und Leiden (3:10). Wie ein Kind seinem
Vater dient, so sklavt Timotheus zusammen mit Paulus
am Evangelium (Phil.2:22). Er ist ein bewährter junger Mann, den Paulus zu verschiedenen
Gemeinden senden konnte, damit er sie an die Wege des Paulus in Christus Jesus
erinnerte (1.Kor.4:17). Timotheus wird das ihm anvertraute Evangelium bewahren
(1:14) und darauf achten, dass die Gnade nicht geschmälert wird, weder durch
Stücke des Israel angehenden Evangeliums der Beschneidung, mit dem Petrus
betraut ist (Gal.2:7), noch durch Elemente der griechischen Philosophie, noch
durch die Neigung des Fleisches, die Rettung durch eigenes Wirken, etwa in
Ritualen, im Halten auf Feiertage und in guten Werken, befestigen zu wollen.
Auf die Gnade
weist Paulus Timotheus hin. Die Gnade ist der Kern des Evangeliums des Apostels
Paulus. Denn alles ist Gnade: unsere Auserwählung und Berufung, unsere
Freilösung, Rechtfertigung und Versöhnung, unser Sohnesstand und das äonische
Leben; und zwar reine Gnade, völlig ohne unser Mitwirken und ohne Bedingungen
und Auflagen. Die Gnade ist in Christus Jesus, denn Gott hat Seinen eigenen
Sohn nicht verschont, sondern Ihn für uns alle dahingegeben - wie sollte Er uns
nicht auch mit Ihm all diesen Segen in Gnaden gewähren (Röm.8:32)? Die Gnade
ist nicht nur die Christi Jesu, sondern die, die in Ihm ist, in Ihm verankert,
in Seinem Kreuz begründet, nur erfahrbar in der Gemeinschaft mit Ihm. In
Christus Jesus nur sind wir, Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte, die
Glieder der Körpergemeinde, mit dem gesamten Reichtum der Gnade gesegnet.
Dem Apostel
Paulus ist es gegeben, uns Heiligen bekannt zu machen, was der Reichtum des
Christus unter den Nationen ist (Kol.1:27). Allein in Christus und durch
Glauben und damit allein in der Gnade sind wir mit jedem geistlichen Segen
inmitten der überhimmlischen Geschöpfe gesegnet (Eph.1:13). Nichts ist uns zur
Verurteilung, die wir in Christus Jesus sind (Röm..8:1). Und sollte die Sünde
bei einem Gläubigen zunehmen, so strömt die Gnade dennoch wie stets über
(Röm.5:20). Wir sind und bleiben Heilige und Makellose vor Gottes Angesicht
(Eph.1:4). In Christus haben wir die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung
der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt
(Eph.1:7,8).
Nicht von ungefähr ist der Lobpreis der Herrlichkeit
der Gnade, die uns in dem geliebten Sohn begnadet (Eph.1:6), gewissermaßen
unser Lebenszweck.
In dieser
Gnade soll Timotheus nicht nur feststehen und nicht nur alle Tage wandeln,
sondern sich auch kräftigen. Dies geschieht, indem er sich täglich mit den
Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre des Apostels Paulus ernährt
(1.Tim.4:6), denn dieses Evangelium ist Gottes Kraft für uns (Röm.1:16). Die
Gnade hat nicht nur die Kraft, uns zu erziehen, sodass wir die Unfrömmigkeit
und die weltlichen Begierden abtun und vernünftig, gerecht und fromm in dem
jetzigen bösen Äon leben (Tit.2:12), sondern kräftigt uns auch zum Dienst im Herrn,
wie Paulus in 1.Korinther 15:10 bezeugt: »In der Gnade Gottes bin ich, was ich
bin; und Seine Gnade, die in mir wirkt, ist nicht vergeblich gewesen; sondern
weit mehr als sie alle mühe ich mich, jedoch nicht
ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist.«
Paulus schreibt weiter: »... und was du durch viele Zeugen von mir gehört hast, dies vertraue treuen Menschen an, die tauglich sein werden, auch andere zu lehren« (Vers 2). Was Timotheus von Paulus gehört hat, ist das Evangelium, für das dieser als Herold, Apostel und Lehrer der Nationen eingesetzt wurde (1:10), die frohe Botschaft von der Rettung in der Gnade. Was er »durch viele Zeugen«, das heißt, da mit »durch« auch die Art und Weise bezeichnet wird, was er »in der Gegenwart vieler Zeugen« von Paulus vernommen hat, dies soll er treuen Menschen anvertrauen, im persönlichen Zuspruch darlegen und nahe bringen.
Treu sollen
jene sein. Hier liegt das griechische Wort zugrunde, das man auch mit »gläubig«
übersetzen kann, denn Glaube und Treue sind im Griechischen ein und dasselbe
Wort. Sie sollen also solche sein, die sich dem Wort Gottes gläubig und
gehorsam unterordnen, es treu bewahren und zudem tauglich sind, auch andere zu
lehren.
Dies schließt
nicht aus, dass wir das Evangelium des Apostels Paulus auch den Flatterhaften
darzulegen und zu erklären suchen, doch zum einen werden diese kein großes
Interesse daran haben und zum anderen geht es dem Apostel hier schwerpunktmäßig
darum, dass geeignete Lehrer herangebildet werden.
Die
Menschenkette, die in unserem Vers 2 angesprochen ist, besteht übrigens aus
vier Gliedern: aus Paulus und Timotheus, aus den Treuen, die zugleich tauglich sind,
und aus den anderen, die da lernen. So ist die Lehre des Apostels Paulus, an
die wir übergeben wurden (Röm.6:17) und die wir erlernen sollen (Röm.16:17),
bis auf uns gekommen.
Paulus wendet sich weiterhin an Timotheus: »Leide Übles mit mir wie ein trefflicher Krieger Christi Jesu« (Vers 3). Leide Übles, sei dazu bereit, stelle dich gedanklich darauf ein, denn in diesem bösen Äon ist die Haltung der alten Menschheit Feindschaft wider Gott (Röm.8:7) und die Gesinnung mancher Heiligen gegen die bedingungslose Gnade und die das All umfassende Liebe Gottes gerichtet.
Ein
trefflicher Krieger rechnet damit und weicht den Konflikten nicht feige aus. Er
besteht auf seiner Position und kauft die Gelegenheiten aus, das Wort Christi
zu verfechten. Dabei handelt er nicht eigenwillig, sondern auf Befehl Christi
Jesu, den Willen seines Herrn suchend und Obacht gebend, genau zu wandeln. Den
Krieg führt er nicht dem Fleisch nach mit menschlichen Argumenten und
Werbemethoden, sondern mit dem lebendigen und darum wirksamen Wort Gottes, denn
nur so kann er alle Bollwerke, jede Höhe und die Vernunftschlüsse einreißen,
die sich gegen die Erkenntnis Gottes erheben (2.Kor.10:3-5).
Noch etwas hat
ein Krieger Christi Jesu zu beachten: »Um dem zu gefallen, der ihn angeworben
hat, lässt sich kein Kriegsknecht in die Geschäfte des Lebensunterhalts
verflechten« (Vers 4). Hier besteht eine schleichende Gefahr. Da ist dies und
jenes zu tun - alles, was recht ist -, aber dann kommt noch das eine und das
andere hinzu und schließlich konzentriert man sich nicht mehr auf das
Wesentliche, sondern ist vielfach abgelenkt oder vielleicht sogar in allerlei
Nebensächliches verstrickt. Und sollte ein Krieger nebenher auch noch reich
werden wollen, wird er in unvernünftige und schädliche Begierden und in
Versuchungen fallen und auf jeden Fall den Blick von dem Wort Christi abwenden
und vom Wandel im Glauben abirren (1.Tim.6:9,10).
Niemand kann
zwei Herren dienen - ein trefflicher Krieger will nur seinem Kriegsherrn gefallen.
Ferner ist zu bedenken: »Und wenn jemand auch wettkämpft, wird er doch nicht bekränzt, wenn er nicht gesetzmäßig wettkämpft (Vers 5). Wir Wettkämpfer - wir sind solche, denn wir führen den Wettkampf der Verbreitung des Evangeliums des Apostels Paulus (Phil.1:27; 4:3) - werden keinesfalls den Siegeskranz erringen, wenn wir nicht vorschriftsmäßig kämpfen. Denn jeder Athlet, der Regelwidriges tut, wird disqualifiziert. Möge unser Herr uns den Siegeskranz vor Seiner Preisrichterbühne verleihen können (4:8)! Wer aber ein anderes Evangelium als das des Paulus verkündigt, wird bereits hier auf Erden in den Bann getan (Gal.1:6-9). Und wer nicht auf den Grund baut, den Paulus für unsere heilsgeschichtliche Haushaltung gelegt hat, und mithin Holz, Gras und Stroh aufbaut, wird keinen Lohn vor Christi Bühne erhalten (1.Kor.3:10-15).
Weiter schreibt Paulus: »Der sich mühende Landmann soll zuerst von den Früchten seinen Anteil bekommen« (Vers 6) und fügt an: »Denke an das, was ich dir sage; denn der Herr wird dir in allem Verständnis geben« (Vers 7). Paulus hat drei Kriterien unseres Dienstes genannt, und zwar in einer gewissen Steigerung. Als Krieger sollen wir Übles erdulden, als Wettkämpfer alle unsere Kräfte anstrengen und als Landwirte alle Mühe aufwenden bis zur Ermüdung (das griechische Wort bedeutet sowohl »mühen« als auch »ermüden«).
Ein zweiter
Gedanke ist, dass der sich am Wort Mühende zuerst den Gewinn davon hat. Und
nachdem man selbst von den köstlichen Früchten geschmeckt hat, ist es uns eine
weitere Freude, sie an andere zu ihrer Auferbauung und Freude weiterzureichen.
Der Herr wird
Timotheus in all diesen Dingen das rechte geistliche Verständnis gegeben haben.
Im Grunde begreift nur derjenigen diese drei Gleichnisse auf unseren Dienst,
dessen Denken durch das Sinnen auf das, was Christi Jesu ist, erneuert ist und
der selbst im Erdulden, im Wettkampf und im Mühen steht.
Gemäß meinem Evangelium
Gewiss sollen wir allezeit an unseren Herrn Jesus Christus denken, doch was meint der Apostel Paulus mit dieser Akzentuierung in Vers 8: »Sei eingedenk Jesu Christi, der aus den Toten erwacht ist, der aus dem Samen Davids stammt, meinem Evangelium gemäß.«? Alle Gläubigen sind ihres Herrn und Retters allezeit dankbar eingedenk, doch ist zu fragen, ob sie dies dem Evangelium des Paulus gemäß tun. Und darauf kommt es an. Bin ich Seiner eingedenk entsprechend Seinen Erscheinungen und Segnungen, mit denen Er als Jewe Elohim dem Volk Israel über anderthalb Jahrtausende begegnete? Ist für mich entscheidend, in welcher Gestalt und mit welchem Segen Er dreieinhalb Jahre unter Israel wandelte? Oder habe ich den Herrn Jesus Christus so im Herzen, wie Er in der gegenwärtigen Heilsverwaltung zu verkündigen ist, von überhimmlischer Herrlichkeit, die Nationen zur Zeit der Verwerfung Israels mit einem unerwarteten Reichtum an Gnade segnend? Ist mein Christusbild von Paulus geprägt? Gewinnt Christus so in uns Gestalt, wie Paulus Ihn uns in Seiner ganzen Größe und Herrlichkeit vor Augen gezeichnet hat?
Der Grund, den
Paulus für unsere Zeit gelegt hat, ist Jesus Christus, so wie er Ihn uns
schildert (1.Kor.3:10,11).
Paulus setzt den begonnenen Satz fort: »... meinem Evangelium gemäß, für das ich Übles leide bis zu diesen Fesseln wie ein Verbrecher, jedoch das Wort Gottes ist nicht gebunden« (Vers 9). Paulus liegt in Ketten, sehr wohl aber für das Höchste, nämlich sein Evangelium. Er ist ein Gebundener Roms, wesensmäßig aber ein Gebundener im Herrn (Eph.4:1). Und wenn er auch in Ketten liegt, so ist er gleichwohl ein Gesandter für das Evangelium (Eph.6:20). Und dieses Wort ist nicht aufzuhalten. Paulus setzt hier das Wort Gottes mit seinem Evangelium gleich. Das Wort, so wie Gott es heute durch die Heroldsbotschaft des Paulus offenbart (Tit.1:3), ist nicht gebunden. Es war ja schon immer so, dass das Wort Gottes ausrichtete, was Gott gefiel, gelingen ließ, wozu Er es sandte, und es nicht leer zu Ihm zurückkehrte (Jes.55:11). Alle uns bekannten vielfältigen Beispiele der Behinderung und Unterdrückung des Evangeliums stehen nicht der Tatsache entgegen, dass das Wort Gottes seinen Lauf nimmt und zum Ziel gelangt, zu den Auserwählten nämlich.
In Bezug auf sie schreibt Paulus in Vers 10: »Deshalb erdulde ich alles um der Auserwählten willen, damit auch sie die Rettung erlangen, die in Christus Jesus ist, samt äonischer Herrlichkeit.« Weshalb erduldet Paulus alles? Weil er in den Siegeslauf des Wortes Gottes eingebunden ist und weiß, dass sein Evangelium gerade auch durch seine Leiden und Drangsale das Ziel erreichen wird, zumal die Kraft Christi nur in unserer Schwachheit vollkommen gemacht wird (2.Kor.12:9).
Zugleich
erduldet Paulus alles um der Auserwählten willen, auf die das Wort Gottes ja
abzielt. Sie sollen gerettet werden. Mithin geschieht alles in der Weise, dass
alle Auserwählten gerettet werden. Und auch alle Anstrengungen und Leiden des
Paulus führen - ebenso wie unsere - dazu, dass sie die Rettung erlangen.
Diejenigen, die Gott vorherbestimmt hat, dem Bilde Seines Sohnes
gleichgestaltet zu werden, diese beruft Er auch, ihnen den Glauben in Gnaden
gewährend (Röm.8:30; Phil.1:29).
Heute ist
nicht die Zeit der Rettung aller, sondern der Herausrufung
der Auserwählten aus der Welt und ihrer Berufung in die Gemeinschaft mit dem
Sohn Gottes, Jesus Christus, unserem Herrn (1.Kor.1:9). Unsere Auserwählung
geschah vor dem Niederwurf der Welt, bevor die Erde ein Tohuwabohu wurde
(1.Mose 1:2); Eph.1:4). Die Auserwählten sind stets zum Segen für andere in den
kommenden Äonen gesetzt, so das auserwählte Volk Israel für die Nationen auf
der Erde und wir, die Körpergemeinde Christi, für die Überhimmlischen
(Eph.2:6,7). Selbstverständlich dürfen wir heute schon ein Segen sein, und zwar
ganz allgemein für alle, die Gott uns in den Weg stellt, am meisten aber für
die Glieder der Familie des Glaubens (Gal.6:10) und - um zu unserem Vers
zurückzukommen - für die noch nicht berufenen Auserwählten, eben damit sie das
Evangelium zu hören oder zu lesen bekommen und Gott sie, die zu äonischem Leben
verordnet sind (Ap.13:48), berufe.
Elementarer
Inhalt unserer Rettung ist, dass wir in den beiden kommenden Äonen nicht tot
sind, sondern leben. »Die Gnadengabe Gottes ist äonisches Leben in Christus
Jesus, unserem Herrn« (Röm.6:23). Dies ist mit einer unvorstellbaren
Verherrlichung verbunden. Die Gott beruft, diese verherrlicht Er auch
(Röm.8:30). Wir werden an Christi Herrlichkeit teilhaben (2.Thess.2:14). Unsere
Körper werden dem Christi gleichen (Phil.3:21).
Wenn wir uns
vorstellen, dass unser Gott und Vater uns als Seine Mitarbeiter gebraucht,
damit alle Auserwählten diese Herrlichkeit in Christus Jesus erlangen, dürfte
es uns leicht fallen, für das Evangelium des Apostels Paulus Übles zu erleiden
wie ein trefflicher Krieger Christi Jesu.
In den Versen 11 bis 13 geht es weiterhin um das Erdulden oder genau gesagt, um den Lohn dafür und die Konsequenzen für den Fall, dass wir das Erdulden verleugnen, uns dem Erdulden entziehen:
»Glaubwürdig ist das Wort:
Denn wenn wir mitstarben,
werden wir auch mitleben.
Wenn wir erdulden,
werden wir auch mitherrschen,
wenn wir verleugnen,
wird derselbe auch uns verleugnen.
Wenn wir ungläubig sind,
bleibt derselbe auch glaubwürdig;
denn Er kann Sich Selbst nicht verleugnen.«
Diese Verse
haben eine lehrreiche innere Struktur; sie sind symmetrisch aufgebaut und
stellen die jeweiligen Aussagen in einen engen Zusammenhang.
Zunächst ist
ganz allgemein zu sagen, dass wir dann, wenn wir zu unserem Herrn Jesus
Christus hin entrückt worden und von da an allezeit bei Ihm sind, Lob und Lohn
von Ihm vor Seiner Bühne - dies ist somit eine Preisauszeichnungs- oder
Preisrichterbühne - erhalten werden. Die grundlegenden Bibelstellen dafür sind
Römer 14:10-12: »Wir werden alle vor der Preisrichterbühne Gottes dargestellt
werden; denn es steht geschrieben: So wahr Ich lebe, spricht der Herr: Vor Mir
wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird Gott huldigen. Demnach nun
wird jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben.« Und 2.Korinther
5:10: »Wir alle müssen vorne vor der Preisrichterbühne des Christus offenbar
gemacht werden, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper
verübte, sei es gut oder schlecht.« Sowie 1.Korinther 3:13,14: »Welcher Art
eines jeden Werk ist, das wird das Feuer prüfen. Wenn jemandes Werk bleiben
wird ..., so wird er Lohn erhalten« (vgl. Verse 10-15). Und 1.Korinther 4:5:
»Richtet ... nichts vor der gebührenden Zeit, bis der Herr kommt, der auch das
Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Ratschläge der Herzen
offenbaren wird. Dann wird jedem der Lobpreis von Gott zuteil
werden.«
Nun schauen
wir uns unseren Textabschnitt im einzelnen an. Paulus stellt fest: »Glaubwürdig
ist das Wort.« Nicht dass jemand daran zweifele - lieben wir doch wohl alle das
Wort der Wahrheit -, sondern dem Apostel geht es darum, das Nachstehende ausdrücklich
zu bekräftigen. Das folgende Wort ist unabdingbar.
»Denn wenn wir
mitstarben, werden wir auch mitleben.«
Hier greift Paulus auf die Grundlage unserer Rettung, die er im Römerbrief dargelegt
hat, zurück: Unsere alte Menschheit wurde zusammen mit Christus gekreuzigt und
zu Tode gebracht (Röm.6:6). Und wenn wir mit Ihm zur Gleichgestaltung mit
Seinem Tod zusammengepflanzt wurden, werden wir es doch auch hinsichtlich der
Auferstehung sein (Röm.6:5). Wir werden vom Tag Christi an zusammen mit Ihm
leben, unvergängliches Leben haben, und zwar alle. Alle Glieder der
herausgerufenen Gemeinde, die Christi Körper ist, sind auf diese Weise in der
Gnade Gerettete - heute schon - und werden zusammen mit Christus in den beiden
künftigen Äonen leben.
Nun hören wir
von einer Scheidung zwischen den geistlich Gesinnten und den fleischlich
Gesinnten unter uns: »Wenn wir erdulden, werden wir auch mitherrschen,
wenn wir verleugnen, wird derselbe auch uns verleugnen.« Dieser Vers spricht
nicht davon, dass jemand etwa Christus und den Glauben verleugnet, sondern es
geht hier nur um das Verleugnen des Erduldens. Ebenso wird unser Herr Jesus
Christus niemanden von uns in Bezug auf das äonische Leben verleugnen - wird
dieses doch allen Auserwählten und Berufenen allein in der Gnade gewährt -,
sondern Er wird die dem Leiden Ausweichenden bezüglich des Mitherrschens
verleugnen. Nur in diesem Zusammenhang steht dieses Wort.
Ob jemand
zusammen mit Christus in den beiden kommenden Äonen regiert oder nicht, das
wird Er vor Seiner Bühne aussprechen. Von diesem Sachverhalt wissen wir auch
durch Römer 8:16,17: »Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir
Kinder Gottes sind; wenn aber Kinder, dann auch Losteilinhaber, und zwar
Losteilinhaber Gottes; Losteilinhaber aber zusammen mit Christus, wenn wir
nämlich mit Ihm leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden.« In
Christus verherrlicht werden wir alle, wie wir aus Römer 8:30 wissen, das
Mit-Ihm-verherrlicht-werden aber bezieht sich auf Seine Herrlichkeit als Herr
und König. Mit dem Regenten verherrlicht werden, heißt an Seiner Regierung
teilnehmen. Dies ist eine besondere Auszeichnung, ebenso wie das Leiden für
Christus eine besondere Gnadengabe Gottes ist (Phil.1:29), gibt es doch in
jedem Volk nur eine gewisse Anzahl von Regierenden.
Die
Ungerechten unter den Gläubigen, die Hurer und Habgierigen, die Ehebrecher,
Diebe, Trinker und Schimpfer werden ebenfalls keinen
Losanteil an der Königsherrschaft Christi haben (1.Kor.6:9,10; Gal.5:19-21;
Eph.5:5). Deren Sünden stellen nun zwar einen anderen Aspekt dar, dennoch haben
wir den Zusammenhang mit unserem Thema, da nämlich jene bestimmt nicht zu denen
gehören, die zu erdulden bereit sind. Es sei angemerkt, dass das griechische
Wort basileia eine weite Bedeutung hat und daher je
nach Zusammenhang mit Königreich, Königswürde, Königtum oder auch - wie an den
zuletzt genannten Bibelstellen - mit Königsherrschaft übersetzt werden muss.
Der Abschnitt
schließt mit den Worten: »Wenn wir ungläubig sind, bleibt derselbe glaubwürdig;
denn Er kann Sich Selbst nicht verleugnen« (Vers 13).
Auch wenn wir nicht glauben würden, was die Verse 11 und 12 besagen - Er bleibt
glaubwürdig und wird so handeln, wie Er es gesagt hat. Da das griechische Wort
für Glaube und Treue ein und dasselbe ist, könnte man auch schreiben: »Wenn wir
untreu sind.« Aber eben auch dann, wenn wir untreu sind, bleibt unser Herr
Christus Jesus glaubwürdig und wird uns, die wir alle mit Ihm starben, auch das
Leben mit Ihm in Gnaden gewähren.
Er kann Sich Selbst nicht verleugnen; Er wird nicht die Person ansehen
oder sonst wie eine Ausnahme machen; Er und Sein Wort und Sein gerechtes Wirken
und Urteilen stimmen überein.
Es folgt der
Auftrag des Apostels an Timotheus: »Erinnere sie an dieses« (Vers 14a). Und
dies tat sodann nicht nur Timotheus damals, sondern ist auch heute geschehen;
ich durfte euch daran erinnern, was in den Versen 1 bis 13 des zweiten Timotheusbriefkapitels geschrieben steht.
Vom Umgang mit dem Wort der Wahrheit
(2. Timotheus 2:14b-26)
Das Ziel der Feinde des Wortes der Wahrheit ist der Umsturz der Gläubigen durch Zank um Worte, die Zerrüttung des Glaubens durch unheiliges, leeres Geschwätz und Gezänk durch törichtes und unerzogenes Fragenaufbringen, was im Zusammenhang mit der Abschweifung von der Wahrheit dazu führt, dass sich die Heiligen in der Schlinge des Satans verfangen, mit schlimmen Folgen sowohl für die Erkenntnis als auch das Verhalten.
Wir werden aber
dann fest und unverrückbar im Glauben stehen und im Werk des Herrn überfließen,
wenn wir nicht auf allerlei Wissenschaften, sondern auf das Wort der Wahrheit
sinnen und es richtig schneiden, die Zänker und Schwätzer und Ungerechten
meiden, die Gemeinschaft mit denen suchen, die den Herrn aus reinem Herzen
anrufen, und als rechte Sklaven des Herrn bereit sind, den Widerstrebenden die
Wahrheit nahezubringen und sie in Sanftmut zu erziehen.
Dies ist die
Thematik unseres Schriftabschnitts.
Zankt nicht um Worte!
Wir beginnen mit Vers 14b. Der Apostel Paulus weist Timotheus an: »Bezeuge vor den Augen des Herrn, nicht um Worte zu zanken, was zu nichts Brauchbarem führt, außer zum Umsturz der Zuhörer.« Wir würden zu kurz blicken, wenn wir nur uns und die Glaubensgeschwister sehen würden, die wir ermahnen sollen, denn wir sind allezeit vor dem Angesicht Gottes in Christus. Unser Handeln ist nur deshalb rechtens, weil wir im Namen des Herrn sprechen. Bezeugen sollen wir ihnen, nicht um Worte zu zanken; ein Zeugnis muss mit unserem Wesen übereinstimmen und von unserem Lebenswandel gedeckt sein.
Hinter den
Wortgefechten steckt oftmals Rechthaberei, was von einem verderbten Denksinn
spricht (1.Tim.6:5), und die Absicht, den Zuhörer durch eine ganz neue These
umzukrempeln und für sich zu gewinnen. Mögen wir also Streitereien unterlassen;
sie führen zu nichts Brauchbarem.
Der Zank um Worte, der Zank darum, was denn nun Wahrheit ist, lässt sich nur dann vermeiden, wenn man mit dem Wort der Wahrheit richtig umgeht. Dazu gehört gewiss die rechte Herzenshaltung der Unterordnung unter das Wort, der Glaube und nicht das Folgern und Spekulieren, Bibelkenntnis und die Fähigkeit des logischen Denkens, die Anweisung in Vers 15 ist aber ebenso unabdingbar: »Befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen, als unbeschämten Arbeiter, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet.« Befleißige dich, bemühe dich intensiv darum, wende allen Fleiß daran, dich selbst Gott bewährt, erprobt, geübt, zuverlässig und als gestandenen Mann bereitzustellen, als unbeschämten Arbeiter, als einen Mitarbeiter Gottes, der nicht kläglich, sondern trefflich gehandelt hat, der sich keine Schande zugezogen hat und sich nicht zu schämen braucht, wenn er auf sein Tagewerk zurückblickt. - Wer das Wort der Wahrheit richtig schneidet, ist ein solcher bewährter und unbeschämter Arbeiter.
Was heißt
richtig schneiden und wie macht man das? - Da es um das Wort Gottes geht, kann
das Schneiden nur bildlich verstanden werden. Es ist ein geistliches Handeln.
Das Wort der Wahrheit richtig schneiden heißt, es richtig abzuteilen, die
richtigen Unterscheidungen zu treffen, auseinanderzuhalten, was auseinander
gehört, denn jede Wahrheit muss doch der richtigen Zeit, sei es dem richtigen
Äon oder der richtigen heilsgeschichtlichen Haushaltung, zugeordnet werden, des
weiteren der richtigen Personengruppe, sei es Israel oder die Nationen, sei es
die herausgerufene Gemeinde, die Christi Körper ist (Eph.1:22,23), oder die
Königreichsgemeinde des künftig wiedergeborenen und gläubigen Israel. Jede
Wahrheit muss außerdem - wie überall im Leben - selbstverständlich im richtigen
Zusammenhang und an der richtigen Stelle angewendet werden. Ich muss auch
erfassen, ob ein Schriftwort meine Stellung vor Gott, meinen Gnadenstand,
meint, zu dem ich nichts beigetragen habe, oder meinen Wandel, in welchem ich
mich mühen soll. Hinzu kommt, dass eine bildliche Rede etwas anderes ist als
eine buchstäbliche Aussage. Redefiguren, wie der Vergleich, das Gleichnis, die Verpersönlichung, die Herablassung u. v. a., sind in ihrem
jeweiligen Sinn zu werten.
Darum:
Schneide das Wort der Wahrheit richtig!
Einem
unbeschämten Arbeiter ist natürlich auch zu eigen, dass er den Bruder in
Christus in Demut sich selbst für überlegen erachtet (Phil.2:3) und bereit ist,
Übles für das Evangelium des Apostels Paulus zu erleiden (2.Tim.1:8; 2:3). Um
aber eben zu dieser Größe heranzureifen, ist das Wort der Wahrheit richtig zu
schneiden, denn nur dann, wenn ich mich an das uns angehende Evangelium, das
dem Apostel Paulus enthüllt wurde (Gal.1:12), in Abgrenzung vom Evangelium der
Beschneidung, das die Zwölf verkündigten (Gal.2:7), halte und mithin aus dem
Wort vom Kreuz lebe, das jegliches Verdienst des Menschen ausschließt, des
weiteren allein aus der überströmenden Gnade lebe, in der wir stehen, nur dann
kann ich überhaupt zu der Reife gelangen, zu der wir alle als rechte Nachahmer
des Apostels Paulus (1.Kor.4:16; 11:1; Phil.3:17; 2.Thess.3:7; 2.Tim.3:10) in
der gegenwärtigen Heilsverwaltung heranwachsen sollen.
In den folgenden Versen 16 bis 18 spricht Paulus eine dringende Ermahnung aus und gibt uns eine eindrückliche Illustration darüber, was das falsche Schneiden der Wahrheit für Folgen hat: »Von den unheiligen, leeren Geschwätzen aber stehe abseits; denn sie werden zu weiterer Unfrömmigkeit fortschreiten, und ihr Wort wird wie kalter Brand um sich fressen, zu welchen Hymenäus und Philetus gehören, die von der Wahrheit abgeschweift sind und behaupten, die Auferstehung sei schon geschehen, und so den Glauben etlicher zerrütten.«
Paulus warnt
vor der Teilnahme an leerem Gerede. Ein unbeschämter
Arbeiter wird solches meiden und sich davon abkehren. Man muss auch nicht jedes
christliche Blättchen lesen, das uns mit ungesunden Worten nicht nur die Zeit
stiehlt, sondern auch die klaren biblischen Gedanken rauben will. Ein unbeschämter Mitarbeiter Gottes sieht nach Vers 25 unseres
Kapitels zugleich aber auch eine Aufgabe darin, ein gesundes, unrügbares Wort zur Auferbauung einzubringen, und wird dies
auch je nach der gegebenen Situation versuchen.
Traurig stimmt
es uns, dass die Schwätzer zu weiterer Unfrömmigkeit fortschreiten werden. Ihr
unheiliges Reden wird weitere Unfrömmigkeit, und zwar in ihrem Verhalten nach
sich ziehen. Frömmigkeit ist ein Gott wohlverehrender Wandel. Daran wird es
ihnen fehlen. Mehr noch: Das Wort der Zänker oder auch Großsprecher oder
Schönredner wird wie Gangrän, ein brandiger Gewebeverfall, um sich greifen, wie
zum Beispiel das des Hymenäus und das des Philetus,
die behaupten, die Auferstehung sei schon geschehen. Erschütternd ist dies! Wo
bliebe da unsere herrliche Erwartung?
Diese Männer
haben zwar einen besseren Glaubensstand als diejenigen unter den Korinthern,
die da sagten, es gäbe keine Auferstehung (1.Kor.15:12), denn sie bezweifeln
die Auferstehung nicht, sie richten aber dennoch großen Schaden an, denn sie
verlegen die Auferstehung in die Vergangenheit und schneiden das Wort der
Wahrheit somit nicht richtig.
Die moderne
Version dieser Abschweifung von der Wahrheit ist: zu behaupten, dass einige
unserer in Christus Entschlafenen, vielleicht besonders fromme, bereits
auferstanden seien. Wiederum andere sagen, dass unsere Entschlafenen keiner
Auferstehung bedürften, da sie seit dem Eintritt ihres Todes beim Herrn seien.
Dies alles widerspricht dem Wort der Wahrheit, das uns sagt, dass alle Glieder
des Körpers Christi zugleich und zusammen zum Herrn hin entrückt werden
(1.Thess.4:17). Das schreckliche Ergebnis ist die Zerrüttung des Glaubens
vieler unserer Geschwister. Wohl stehen sie im Glauben, doch von Festigkeit und
Gewissheit kann keine Rede sein, denn sie meinen, dass die eine Bibelstelle
dies sage und die andere etwas Gegenteiliges und man es daher nicht so genau
wissen könne. Diese Unsicherheit aufgrund des mangelhaften Schneidens des
Wortes greift dann auf weitere biblische Aussagen über und führt nicht nur zu
einem verschwommenen geistlichen Verständnis, sondern auch zu Nachlässigkeit im
Wandel.
»Allerdings, der feste Grund Gottes besteht und hat dies Siegel: Der Herr kennt, die Sein sind, und: Es stehe ab von der Ungerechtigkeit jeder, der den Namen des Herrn nennt« (Vers 19). Trotz allem - dies ist unverrückbar und das besondere Kennzeichen des Evangeliums des Apostels Paulus: Die Auserwählten und Berufenen sind und bleiben in der Gnade Gerettete. Dazu haben wir Gläubigen weder etwas beigetragen noch können wir etwas davon abtun - zum Lobpreis der Herrlichkeit der Gnade Gottes. Nach dem Evangelium der Zwölf dagegen konnte man die Rettung wieder verlieren (Ap.5:1-11; Heb.6:6; 10:26-31; 2.Pet.2:20; 1.Joh.5:16).
Wer im
Einzelfall ein Gläubiger ist, können wir oftmals nicht erkennen, insbesondere
dann nicht, wenn er sich an den jetzigen Äon angepasst hat und sich
fleischgemäß verhält - dies aber ist das Entscheidende: Der Herr kennt ihn, Er
kennt alle, die Sein sind, sind sie doch Gottes Werk, erschaffen in Christus
Jesus.
Diese klare
Tatsache hat ebenso klare Konsequenzen: Wer dem heiligen Gottessohn angehört,
ist gehalten, sich heilig zu verhalten. Wer den Namen des Herrn im Munde führt,
der benehme sich auch der Gesinnung Christi Jesu gemäß. Wer die Wahrheit
erkannt hat, stehe ab von jeder Ungerechtigkeit. In Psalm 97:10 steht
geschrieben: »Hasst das Böse, die ihr Jewe liebt«, in 1.Thessalonicher 5:22:
»Haltet euch fern von allem, was böse aussieht«, und in Römer 6:13 lesen wir
ebenso unmissverständlich: »Stellt eure Glieder nicht als Werkzeuge der
Ungerechtigkeit für die Sünde bereit, sondern stellt euch selbst für Gott
bereit, als Lebende aus den Toten, und eure Glieder für Gott als Werkzeuge der
Gerechtigkeit.« Ungerechtigkeit, Unfrömmigkeit, alles, was unserem Gott und
Vater Unehre bereitet, sei fern von uns! Solche Dinge können auch von den
Ältesten sowie jedem unbeschämten Arbeiter nicht hingenommen werden, als käme
es nicht so genau darauf an. Wir wissen doch: Ein klein wenig Sauerteig
durchsäuert den ganzen Teig.
Die Folge der Erkenntnis der Wahrheit aufgrund des richtigen Schneidens des Wortes ist das Abstehen von der Ungerechtigkeit. Dies veranschaulicht Paulus jetzt in den Versen 20 und 21: »In einem großen Haus aber befinden sich nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, und zwar die einen zur Ehre, die anderen zur Unehre. Wenn sich nun jemand gründlich reinigt, hinweg von diesen, wird er ein Gerät zur Ehre sein, geheiligt und dem Eigner wohl brauchbar, für jedes gute Werk zubereitet.« Das griechische Wort für »Gefäß« ist dasselbe wie das für »Gerät«, denn was uns füllt, bestimmt unsere Brauchbarkeit.
Das große Haus
ist die zu jener Zeit bereits groß gewordene örtliche Gemeinde. Die goldenen und
silbernen Gefäß stehen für Gläubige, die zu Gottes Ehre wandeln, und die
hölzernen und irdenen für Gläubige, die Gott in ihrem Verhalten verunehren.
Welchen Dienst tun wir in der Gemeinde? Ist er Gold und Silber, das heißt ein
feuerbeständiger, vor der Preisrichterbühne des Christus bleibender und des
Lobes und Lohnes werter Dienst, oder Holz und Ton, das heißt ein der Prüfung
vor dem Angesicht unseres Herrn nicht standhaltender (vgl. 1.Kor.3:10-15)?
Gold, im Feuer geläutert, symbolisiert Bewährung im Dienst und damit die
Verherrlichung Gottes. Silber ist ein Symbol für die Freilösung und Reinigung
und für ein aufrichtiges Leben in der Heiligung. - So weit der Sachverhalt in
seiner Gegenüberstellung.
Nun aber gilt
es zu handeln. Wir sollen nicht nur selbst von der Ungerechtigkeit abstehen,
sondern auch von solchen Glaubensgeschwistern, die dem Herrn Unehre bereiten.
Wie geschieht dies praktisch? Indem man sich von ihnen zurückzieht; indem man
den Kontakt mit ihnen meidet; indem man sie nicht zu Diensten in der Gemeinde
auffordert. Paulus sagt hier nicht, dass man sich von der Gemeinde zurückziehen
soll, sondern nur von bestimmten Gläubigen. In manchen Fällen wird man sich
aber auch von einer Gemeinde trennen müssen. Wenn wir uns selbst reinigen und
heiligen und, wie es im folgenden Vers 22 heißt, die Gemeinschaft mit denen
suchen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen, dann hat dies die Heiligung
fördernde Auswirkungen in der gesamten Gemeinde.
Solchermaßen
geheiligt, werden wir wohl brauchbar sein für unseren Herrn Jesus Christus,
unseren Dienstherrn, und für jedes gute Werk zubereitet.
Dienen die
Gefäße der Unehre auch zu etwas? Ja, nach 1.Korinther 11:19 dazu, damit die
Bewährten unter uns offenbar werden.
Der Apostel fährt fort: »Die jugendlichen Begierden aber fliehe. Jage vielmehr der Gerechtigkeit nach, dem Glauben, der Liebe und dem Frieden mit allen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen« (Vers 22). Nach was allem wir als Jugendliche Verlangen hatten! Nach Reichtum und Macht und Ansehen strebten wir. Und das gottgegebene, natürliche Begehren auf das andere Geschlecht hin konnte an den Rand der Begierde geraten. Was den bewährten Mitt- oder Enddreißiger Timotheus angefochten haben könnte, weiß ich nicht. Ungeduld? Mit neuen Ideen Reformen einführen zu wollen?
Wie dem auch
sei, entscheidend ist die positive Ausrichtung. Der guten Gemeinschaft der
Gläubigen und der Heiligung aller im Hause Gottes dient das Jagen, das entschiedene,
hingebungsvolle Ausstrecken
-
nach der Gerechtigkeit, mithin dem gerechten und wahrhaftigen Verhalten
gegenüber allen Glaubensgeschwistern;
-
nach dem Glauben, das heißt zusammen mit allen reinen Herzens aus sich dem Wort
unterordnenden Glauben tun, was geschrieben steht, und damit Gott in aller
Glaubenstreue allen Gehorsam erzeigen;
-
nach der Liebe; die Liebe soll alle erfassen, denn sie verbindet die Heiligen
miteinander, sie ist das Band der Vollkommenheit (Kol.3:14) und die Vollendung
der Anweisung für den Wandel in der Gemeinde (1.Tim.1:5);
-
nach dem Frieden, das heißt niemandem einen Anstoß zu geben und nicht zu
streiten, sondern allen im Geist der Versöhnung Gnade zu erweisen.
Timotheus soll dies alles nicht alleine tun,
sondern mit all den anderen zusammen, die den Herrn ebenfalls aus reinem Herzen
anrufen.
Im Umgang mit dem Wort der Wahrheit ergeben sich
für den geistliches Verständnis suchenden Menschen Fragen, die gehört und
beantwortet werden sollen, aber - so schreibt Paulus in den Versen 23 und 24:
»Das törichte und unerzogene Fragen-Aufbringen aber verbitte dir; du weißt,
dass sie Zank erzeugen. Ein Sklave aber des Herrn soll nicht zanken, sondern
gegen alle sanft sein, lehrtüchtig, Übles nachsichtig ertragend.« Unerzogene
Fragen zeugen von mangelnder Selbstzucht. Fragen um des Fragens willen, Haarspaltereien und dergleichen sind also abzuweisen. Denn
wer nicht mit den gesunden Worten unseres Herrn Jesus Christus herzukommt und
der Lehre des Apostels Paulus, die heute die rechte Frömmigkeit hervorruft, der
ist dünkelhaft und meistert nichts, sondern krankt am Aufbringen von Fragen und
Wortgezänk, aus welchen Neid, Hader, Lästerung, böse Verdächtigungen, Reden und
Gegenreden von Menschen entstehen, die einen durch und durch verderbten
Denksinn haben und um die Wahrheit geprellt worden sind (1.Tim.6:3-5).
Wie aber soll ein rechter Sklave des Herrn
sich angesichts von Wortklaubereien und zu befürchtendem Streit verhalten oder
besser: was muss seine Gesinnung prägen?
1. Die Sanftmut. Nur wer gegen alle
Heiligen sanft ist und sachte mit ihnen umgeht, gelinde, ist ein Nachahmer des
Apostels Paulus, der in 1.Thessalonicher 2:7 sagt: Obwohl wir als Christi
Apostel mit Gewichtigkeit auftreten könnten, waren wir sanft in eurer Mitte, so
wie eine Nährende, die ihre Kinder hegt.
2. Des weiteren ist es bei
gegensätzlichen Auffassungen erforderlich, lehrtüchtig zu sein. Man muss dazu
nicht ein Lehrer im ausgesprochenen Sinne sein, aber es sollte doch viele unter
uns geben, die imstande sind, eine klare Antwort zu geben. Wenn wir uns das
Wort Christi reichlich innewohnen lassen, uns täglich mit den Worten des
Glaubens und der köstlichen Lehre des Apostels Paulus ernährend (1.Tim.4:6),
dann wird jeder von uns in der Lage sein, in aller Weisheit zu belehren und zu
ermahnen (Kol.3:16).
3. Und schließlich muss man so
gereift sein, dass man Übles nachsichtig erträgt. Wenn verschiedene Meinungen
geäußert werden oder sogar aufeinander prallen, kann es passieren, dass man uns
verletzt, uns der Ungeduld, der Irrlehre oder der Parteinahme bezichtigt. Und
dann werden wir das Üble ohne Groll ertragen und keinesfalls aus dem Eindruck
des Üblen heraus handeln, denn es steht geschrieben: »Vergeltet niemandem Übles
mit Üblem« und »Werde nicht vom Üblen überwunden, sondern überwinde das Üble
mit Gutem!« (Röm.12:17,21).
Und nochmals nennt Paulus die Sanftmut, diese Gesinnung, die wir nur von Christus haben können, als eine Voraussetzung für einen wichtigen Dienst. Ein Sklave des Herrn aber soll nach den Versen 25 und 26 »die Widerstrebenden in Sanftmut erziehen, ob ihnen Gott nicht Umsinnung gebe, um zur Erkenntnis der Wahrheit zu kommen, damit sie wieder ernüchtert werden und aus der Falle des Widerwirkers gelangen, zu desselben Willen sie von ihm lebendig gefangen sind.«
Die Widerstrebenden
sind zunächst einmal der Wahrheit, wie Paulus sie lehrt, gegenüber ablehnend,
doch hat dies Folgen für ihr Verhalten in der Gemeinde und für die Gemeinde
selbst, haben wir doch in unserem Schriftabschnitt genug von Zank gehört und
auch, dass da welche von der Wahrheit abgeschweift sind und behaupten, die
Auferstehung sei schon geschehen und so den Glauben etlicher zerrütten.
Erziehen
sollen wir die Widerstrebenden. Das ist eine umfangreiche Anforderung. Gebet
und Flehen, Trauer über die Verfehlungen, Liebe, Erkenntnis, Feingefühl, Geduld
und vieles mehr sind aufzubringen. Eine kostbare und schöne Aufgabe ist es
gleichwohl, zur Auferbauung
der Gläubigen und zu ihrem Wachstum zu Christus hin
beitragen zu dürfen. Im Geist der Sanftmut dürfen wir ihnen zurechthelfen.
Und nun stoßen
wir auf das Entscheidende oder besser auf den Entscheidenden: auf unseren Gott
und Vater. Er allein ist es, der die Ohren öffnet, der Erkenntnis gewährt, der
Umsinnung gibt, der Wachstum bewirkt. Ihm, dem souveränen und allgewaltigen
Verfüger, Ihm, dem Allesbewirkenden, sei Ehre und Verherrlichung für die Äonen
der Äonen!
Die
Widerstrebenden sollen wieder ernüchtert werden, das heißt sie sind bis dahin
berauscht oder dünkelhaft. Ihr Berauschtsein ist mit
der Falle des Satans gleichgesetzt. Sie sind von ihm überlistet worden. Sie
werden erst wieder ernüchtert werden, wenn sie aus dessen Schlinge herausgelöst
sind - durch das in Sanftmut dargelegte, richtig geschnittene Wort der Wahrheit.
Lebendig
gefangen vom Widerwirker, taten sie dessen Willen. Dies ist die Wirklichkeit!
Ein Sklave des Herrn weiß mithin, wem gegenüber er standzuhalten hat, den
Weltbeherrschern dieser Finsternis nämlich, den geistlichen Mächten der Bosheit
inmitten der Überhimmlischen (Eph.6:12). Dem widerstrebenden, unnüchternen Bruder aber gilt unsere ganze Liebe und unser
ganzes Bemühen - in der Gesinnung Christi Jesu, unseres Herrn.
Das dem Apostel Paulus aufgetragene
Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes lässt gelingen, wozu Gott
es gegeben hat.
Unser Verhalten in der gegenwärtigen gefährlichen Frist
(2. Timotheus 3)
Der Apostel Paulus schreibt ihm: »Dies aber sei dir
bekannt, dass in den letzten Tagen eine gefährliche Frist gegenwärtig sein
wird; denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldgierig, hoffärtig,
stolz, Lästerer, gegen die Eltern widerspenstig, undankbar, huldlos,
lieblos, unversöhnlich, Widerwirker, haltlos, zügellos, dem Guten feind,
Verräter, voreilig, dünkelhaft, mehr Freunde des Genusses als Freunde Gottes,
die eine Form der Frömmigkeit haben, die Kraft derselben aber verleugnen«
(Verse 1-5a). Mögen wir über diesen Katalog fleischlicher Verhaltensweisen
nicht nur erschrecken, sondern uns auch selbst prüfen, ob und inwieweit wir uns
etwa selbst so betragen.
Paulus
gebraucht zwar in Vers 2 den Begriff »die Menschen«, sodass man geneigt ist, an
die Menschen im allgemeinen zu denken, doch in Vers 8 bezeichnet er diese als
unbewährt im Glaubensleben. Diese Menschen sind also Gläubige.
Wann sind die
letzten Tage? Wann sind die gefährlichen Fristen? Da Paulus Timotheus in Vers
10 zuspricht: »Du aber bist meiner Lehre vollends gefolgt, auch meinem
Beweggrund, Vorsatz und Glauben, meiner Geduld und Liebe ...« und in Vers 14:
»Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und womit du betraut wurdest«, sind
diese schlimmen Zeiten zu des Timotheus Lebzeiten eingetreten. Und dass wir
heute ebenfalls darin leben, wird niemand bestreiten.
Schon in
1.Timotheus 4:1 hatte Paulus gesagt, dass in den nachmaligen Fristen etliche
vom Glauben abstehen werden, indem sie auf irreführende Geister und Lehren der
Dämonen achten, heucheln, lügen und ihr Gewissen wie mit einem Brenneisen
verschorfen, sodass es unempfindlich wird für Gottes Wort. Sie sind zwar an
sich gläubig, leben aber nicht mehr aus dem schlichten Glauben des Wortes,
achten nicht mehr auf das Wort, leben nicht mehr in der Treue gegenüber dem
Wort Christi.
Noch ein Wort
zum Glauben derer, die eine Form der Frömmigkeit haben, deren Kraft aber
verleugnen. Ihr Glaube erschöpft sich in der äußeren Form allgemein anerkannter
religiösen Handlungen. Sie kräftigen sich nicht in der Gnade, sondern stützen
sich Gott gegenüber auf ihr eigenes Tun.
Paulus schließt
Vers 5 mit den Worten: »Von diesen kehre dich ab.« Wir wissen bereits aus Römer
16:17, dass wir solche Brüder, die anderes lehren als der Apostel Paulus und
dadurch Zwistigkeiten und Fallstricke verursachen, meiden sollen. In
2.Thessalonicher 3:6 ist zu lesen: »Wir weisen euch aber im Namen unseres Herrn
Jesus Christus an, Brüder, euch von jedem Bruder abseits
zu stellen, der unordentlich wandelt und nicht der Überlieferung gemäß, die ihr
von uns erhalten habt.« Und durch 2.Timotheus 2:21 sind wir angewiesen, uns
gründlich zu reinigen, hinweg von den Geräten der Unehre im Hause Gottes.
Selbstverständlich werden wir versuchen, die Widerstrebenden zu ermahnen und in
Sanftmut erziehen, ob Gott ihnen nicht Umsinnung gebe (2.Tim.2:25).
Paulus schreibt weiter: »Denn zu diesen gehören die, die in die Häuser schlüpfen und mit Sünden überhäufte lose Weiblein einfangen und von mancherlei Begierden und Genüssen getrieben werden, die allezeit lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können« (Verse 6+7). Ja, solche Auswirkungen hat das selbstsüchtige Verhalten der Freunde Gottes, die aber mehr Freunde des Genusses sind, bis hin zum Ehebruch. Außerdem lernen sie allezeit eifrig und diskutieren gern alle möglichen Thesen, wollen aber gar nicht zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, sondern ihre Intelligenz und Unabhängigkeit beweisen und ihren Stolz befriedigen.
Es folgt Vers
8: »In derselben Weise wie Jannes und Jambres dem
Mose widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit, Menschen mit
verkommenem Denksinn, unbewährt im Glaubensleben.« Die ägyptischen Zauberer
Jannes und Jambres - sie werden in 2.Mose 7:11,22;
8:7 nicht mit Namen genannt - widerstanden Mose und Aaron, indem sie ebenfalls
ihre Stäbe hinwarfen, die sodann zu Schlangen würden, Wasser in Blut
verwandelten und Frösche hervorbrachten. Doch der Stab Aarons verschlang ihre
Stäbe, und ihre Geheimwissenschaften vermochten letztendlich nichts. So blind
wie diese Ägypter sind die Gläubigen, die lesen, was in Gottes Wort geschrieben
steht, es aber aufgrund ihrer eigenen Vorstellungen einfach nicht glauben. Sie
haben einen verkommenen Denksinn, denn ihr Denken ist nicht auf Christus
ausgerichtet und erst recht nicht auf den Gekreuzigten. Sie sind unbewährt im Glaubensleben.
Sie schweifen vom Glauben ab, weil sie zum Beispiel auf die Gegenaufstellungen
der fälschlich so benannten »Erkenntnis« achten, der Gnosis, einer Lehre, die
höhere Erkenntnis als das Wort Gottes zu haben vorgibt (1.Tim.6:20,21). So
widerstehen sie der Wahrheit.
Paulus fügt
mit Vers 9 an: »Sie werden jedoch nicht weiter fortschreiten; denn ihre
Unvernunft wird allen offensichtlich werden, wie sie es auch bei jenen
[Ägyptern] war.« Es darf uns ein Trost sein, dass der von solchen Menschen
verbreitete Unsinn sich von einem bestimmten Punkt an selbst ad absurdum führt.
Nun aber dürfen wir ein vorzügliches Zeugnis über einen Gläubigen hören; es wird uns anspornen, ihn nachzuahmen. Der Apostel Paulus bestätigt Timotheus: »Du aber bist meiner Lehre vollends gefolgt, auch meinem Beweggrund, Vorsatz und Glauben, meiner Geduld und Liebe, meinem Ausharren, meinen Verfolgungen und Leiden, derart wie sie mir in Antiochien, in Ikonium, in Lystra widerfahren sind; doch ich überstand derartige Verfolgungen, und aus ihnen allen barg mich der Herr« (Verse 10+11).
Möchten wir
doch alle ebenfalls diese Worte vernehmen wollen, und zwar als Ausspruch
unseres Herrn Jesus Christus vor Seiner Preisrichterbühne an uns ganz
persönlich, etwa so: »Du bist meinem Apostel der Nationen in allem gefolgt, in
der Lehre, im Wandel, im Dienst!« Die Liebe Gottes und Sein Erbarmen, das wir
erfahren haben, und die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die uns zuteil wurde und in der wir stehen, die uns aber auch jeden
geistlichen Segen in Christus inmitten
der Überhimmlischen eingebracht hat, mögen uns bewegen, allen Fleiß darein zu
setzen, Paulus in allem nachzueifern.
Seiner Lehre
sollen wir vollends folgen. Ihr und keiner anderen wurden wir übergeben
(Röm.6:17); sie sollen wir erlernen (Röm.16:17). Das Evangelium, das Paulus
enthüllt wurde (Gal.1:12), das Evangelium der Unbeschnittenheit (Gal.2:7), ist
von größter Herrlichkeit. Gott ist glückselig darüber (1.Tim.1:11). Dieses
Evangelium ist in der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung der
überströmenden Gnade Gottes, die dem Paulus gegeben wurde, zu verkündigen
(Eph.3:1; Kol.1:25). Genau darum mühen wir uns. Um dieses Evangelium bekannt
machen zu können, müssen wir uns natürlich täglich mit den Worten des Glaubens
und der köstlichen Lehre des Apostels Paulus ernähren (1.Tim.4:6) und uns eben
dieses Wort Christi an uns, die Glieder Seines Körpers, reichlich und nicht
spärlich innewohnen lassen (Kol.3:16). Auf keinen Fall wollen wir von dieser
Lehre etwas weglassen oder etwas Fremdes hineinmischen. Und allen Anweisungen
im Zusammenhang mit dieser Botschaft wollen wir treu gehorchen.
Dem Beweggrund
des Paulus sollen wir vollends folgen. Das Motiv für unseren hingebungsvollen
Dienst im Werk des Herrn kann nur die Verherrlichung unseres Gottes und Vaters
im Namen Jesu Christi aus großer Dankbarkeit sein.
Dem Vorsatz
des Apostels sollen wir folgen. Ist es auch unser Vorsatz, alles zu tun, was
wir können, damit die von Gott vor dem Niederwurf der Welt Auserwählten nun
ihre Berufung erfahren, ihre Rettung erlangen, die in Christus Jesus ist, und
ihre äonische Herrlichkeit (2.Tim.2:10)? Haben auch wir uns vorgenommen, jeden
Menschen, zu dem Gott uns den Zugang eröffnet, in aller Weisheit zu lehren und
in Christus Jesus gereift darzustellen? Mühen wir uns darum und ringen wir dem
kraftvollen Einwirken Gottes entsprechend darum (Kol.1:28,29)?
Diese ersten
drei Merkmale unserer Nachfolge sind grundlegend. Die Lehre gründet uns in dem
uns angehenden Glaubens- und Erwartungsgut und der diesem angemessenen
Frömmigkeit, der Wohlverehrung Gottes. Die Freude über die Herrlichkeit der
Lehre ist unser Beweggrund, uns ganz einzusetzen. Die Lehre beschreibt auch
unseren Vorsatz, den wir haben sollen, sodass wir zielgerichtet handeln.
Es folgen vier
Merkmale der Art und Weise unserer Nachfolge, das »Wie«, nämlich im Glauben, in
der Geduld, in der Liebe, im Ausharren.
Dem Glauben
des Paulus sollen wir vollends folgen. Er glaubte Gott, er glaubte Ihm alles
ohne Wenn und Aber, er war völlig überzeugt von der Wahrheit des Wortes Gottes.
Indem wir Gott glauben, dass wir in der Gnade stehen, die in Christus Jesus
ist, stehen wir fest. Wenn wir Ihm glauben, dass Er uns in Christus in Vollkommenheit
gesegnet hat, dann haben wir Freude und Frieden und Zuversicht in der Kraft heiligen Geistes. Wenn wir nicht in diesem Glauben leben,
werden wir Eigenes hinzufügen wollen, die Gnade mithin gering schätzen. In der
Folge davon werden wir schwach im Glauben bleiben. Keine Briefe Christi wären
wir dann, sondern Botschafter religiöser Bemühungen.
Da wir
denselben Geist des Glaubens haben wie Paulus und geschrieben steht: Ich
glaube, darum spreche ich auch (Ps.116:10), so glauben auch wir, und darum sprechen
wir auch (2.Kor.4:13).
Da das
griechische Wort für Glaube auch Treue bedeutet, sollen wir ebenso treu sein
wie Paulus und genau nach seinen Anweisungen handeln, wie uns geheißen ist
(1.Kor.4:16; 11:1; Phil.3:17; 2.Thess.3:7).
Der Geduld des
Paulus sollen wir folgen. An ihm hatte Gott sämtliche Geduld zur Schau
gestellt, bevor Er ihn vor Damaskus berief (1.Tim.1:16). Demgemäß war er in
allem geduldig in dem Wissen, dass der treue Gott zur rechten Zeit Frucht aus
all seiner Mühe werden lassen wird.
Der Liebe des
Apostels Paulus ist Timotheus vollends gefolgt. Wir werden da wohl immer etwas
schuldig bleiben, doch soll uns dies nicht hindern, uns danach auszustrecken.
Als von Gott Geliebte und in der in unseren Herzen ausgegossenen Liebe Gottes
(Röm.5:5) wird es uns möglich werden zu lieben, auch diejenigen, die uns
gedemütigt haben, wie auch Paulus in 2.Korinther 12:15 bezeugt: »Ich will aber
sehr gern alles für eure Seelen verbrauchen und mich dabei aufbrauchen lassen,
auch wenn ich, der ich euch besonders liebe, minder geliebt werde.«
Wie sollen wir
uns in der gegenwärtigen gefährlichen Frist verhalten? Dem Apostel Paulus
sollen wir vollends folgen! Seinem Ausharren sollen wir folgen. Es ist ein Untenbleiben unter dem von Gott Auferlegten. Auszuharren
gilt es in den Belastungen, Bedrängnissen und Drangsalen des Wettkampfes der
Verbreitung des Evangeliums des Apostels Paulus. Ausharren bewirkt im Verbund
mit dem Zuspruch der heiligen Schriften Zuversicht (Röm.15:4) und Bewährung
(Röm.5:4).
Den Verfolgungen und Leiden des Apostels
folgte Timotheus vollends. Diese beiden letzten Merkmale der treuen Nachfolge
zeigen die Konsequenzen auf. Wer denselben Ringkampf wie Paulus führt, nämlich
sein Evangelium verkündigt und keine Vermischung mit Israel betreffenden
Schriftaussagen zulässt, wird in Konflikte geraten, insbesondere mit der
herrschenden religiösen Klasse, die einen solchen Gnadenreichtum nicht dulden
kann. Was wir heute im Kleinen erleben, kann sich unter anderen
gesellschaftlichen Umständen zu handfesten Verfolgungen und Leiden auswachsen.
Es ist so, wie Paulus in Vers 12 nüchtern feststellt: »Aber auch alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden.« Wer fromm, das heißt Gott wohlgefällig, wandelt, lässt erkennen, dass er einen anderen Geist als die Welt hat. Welche Gemeinschaft sollte denn auch zwischen Licht und Finsternis bestehen? Haben sie unseren Herrn Jesus Christus ohne Grund gehasst, so werden sie auch uns hassen. Bei alledem aber wissen wir, dass unser uns liebender Vater uns alles weisheitsvoll zumisst und es uns nach Seinem Ratschluss in Gnaden für Christus gewähren wird, auch für Ihn zu leiden (Phil.1:29). Wenn wir aber mit Christus leiden, werden wir auch mit Ihm im Zusammenhang mit Seiner Königsherrschaft verherrlicht werden (Röm.8:17). Wenn wir erdulden, werden wir auch mitherrschen (2.Tim.2:12).
»Böse Menschen
aber und Gaukler werden zu Ärgerem fortschreiten, irreführend und selbst
irregeführt« (Vers 13). Alles hat seine Folgen. Wer das Wort der Wahrheit nicht
liebt, ist irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen schutzlos ausgesetzt
(1.Tim.4:1).
Uns den Versen 14 und 15 zuwendend, hören wir nochmals ein »Du aber«. Wieder vernehmen wir dabei, wie wir uns in der gegenwärtigen gefährlichen Frist verhalten sollen. Paulus spricht Timotheus zu: »Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und womit du betraut wurdest, da du weißt, von wem du es lerntest, und weil du von Kind an mit den geweihten Schriften vertraut bist, die dich weise machen können zur Rettung durch Glauben, der in Christus Jesus ist.« Wir sollen uns nicht herausdrängen lassen aus dem Evangelium, das wir von Paulus erhielten, sondern unverrückbar fest darin stehen. Es gilt, in diesem Evangelium zu leben und zu bleiben. In 1.Timotheus 4:13 hatte Paulus Timotheus angewiesen: »Gib Acht auf das Lesen, den Zuspruch, die Lehre!« Darum werden wir die Paulusbriefe immer wieder lesen, sodass wir jedes Wort unseres Herrn an uns, die Glieder Seines Körpers, im Gedächtnis und im Herzen haben und Thesen betrügerischer Arbeiter sofort als falsch erkennen.
Das
Evangelium, das uns in Christi Gnade berufen hat, ist Timotheus und ebenso auch
uns anvertraut. Das Anvertraute ist zu bewahren, wie wir in Kapitel 1:14 lesen:
»Das köstliche dir Anvertraute bewahre durch heiligen Geist, der uns
innewohnt.« Mit dem uns Anvertrauten sind wir zugleich aber auch betraut -
betraut, es weiterzusagen, beauftragt, es zu verkündigen. Da Gott das Wort der
Versöhnung in uns niedergelegt hat, dass Er nämlich in Christus war, die
Menschen mit Sich Selbst versöhnend, und ihnen
folglich ihre Kränkungen nicht anrechnet, hat Er uns auch den Dienst der
Versöhnung gegeben (2.Kor.5:18,19).
Bleibe in
diesem Evangelium, da du weißt, von wem du es lerntest und du vom
Kleinkindalter an mit den geweihten Schriften vertraut bist! Von welchen lernte
Timotheus es? Von Paulus, dem Herold, Apostel und Lehrer der Nationen, dem auserwählten
Gerät Jesu Christi, Seinen Namen vor die Augen der Nationen wie auch der Könige
und Söhne Israels zu tragen (Ap.9:15). Außerdem hatte Timotheus durch viele
Zeugen gehört, was Paulus lehrte (Kap.2:2). Und im Übrigen kennt er die
Schriften von Mutterleib an, denn schon seine Großmutter Lois und seine Mutter Eunike waren gläubig (Kap.1:5).
Die heiligen
Schriften können Timotheus weise machen zur Rettung, und zwar in dem Sinne,
dass sie erkennen lassen, dass es nur den einen Weg der Rettung gibt, nämlich
durch Glauben, der in Christus Jesus ist. Die Schriften des alten Bundes Gottes
mit Israel bringen an sich nicht die Rettung, sondern zeigen ganz allgemein die
Unfähigkeit des Menschen auf, Gott wohlgefällig zu wandeln, und vor allem, dass
durch das Gesetz des Mose niemand gerechtfertigt und gerettet werden kann, sie
vermitteln zugleich aber die Weisheit, den kommenden Messias, den Retter, zu
erwarten, wie in Galater 3:22 geschrieben steht: »Die Schrift schließt jedoch
alle zusammen unter die Sünde ein, damit die Verheißung aus dem Glauben Jesu
Christi denen gegeben werde, die glauben.« Die Verheißung, aus Glauben
gerechtfertigt zu werden wie Abraham und dabei den lebendig machenden Geist zu
empfangen, wird aufgrund des Glaubens Jesu Christi, aufgrund Seines
Glaubensgehorsams und Seiner Glaubenstreue bis zum Kreuzestod, an denen
erfüllt, die glauben.
Die Schriften
haben also eine Richtung, ein Ziel, und dies ist in Christus Jesus erreicht.
Nun wird jeder, der glaubt, umsonst gerechtfertigt in Gottes Gnade durch die
Freilösung, die in Christus Jesus ist, zum Erweis der Gerechtigkeit Gottes zur
jetzigen Frist, damit Er gerecht sei und den rechtfertige, der aus dem Glauben
Jesu ist (Röm.3:24,26).
Die Rettung
geschieht durch Glauben, der in Christus Jesus ist, heißt es am Ende von Vers
15. Stets des Glaubens Christi eingedenk, in welchem unser Glaube gründet, darf
hier aber auch unser Glaube in Betracht gezogen werden, der in Christus Jesus
ist und nirgendwo anders verankert sein kann.
In den Versen 16 und 17 unterstreicht Paulus die Bedeutung der geweihten Schriften, die uns weise machen können: »Alle Schrift ist gottgehaucht und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes zubereitet sei, ausgerüstet zu jedem guten Werk.«
Die gesamte
Heilige Schrift ist von Gottes Geist gesetztes Offenbarungswort. Alle Schrift
ist Gottes Wort, Sein wahres, lebendiges und wirksames Wort, ja Geist und Leben
(Joh.6:63). Petrus schreibt: »Nicht durch den Willen eines Menschen wurde
jemals ein Prophetenwort hervorgebracht, sondern von heiligem Geist getragen,
haben heilige Menschen Gottes gesprochen« (2.Pet.1:21).
Die Schrift
ist in umfassender Weise wirksam, ja sogar Gottes Kraft zur Rettung für jeden
Glaubenden (Röm.1:16), in unserem Vers 16 aber hebt Paulus den Wert der Schrift
im Hinblick auf die Zurüstung des Menschen Gottes hervor. Der Ausdruck »Mensch
Gottes« lässt anklingen, dass es sich um einen Mitarbeiter Gottes handelt. Ein
Mitarbeiter sollte jeder Gläubige sein. Timotheus war ein »Mensch Gottes«, wie
Paulus ihn in 1.Timotheus 6:11 im Gegensatz zu fleischlich wandelnden Gläubigen
nennt.
Der Mensch
Gottes wird zubereitet und ausgerüstet zu jedem guten Werk durch die Schrift,
die ihm nützlich ist, damit er andere in rechter, geistlicher Weise belehren,
überführen, zurechtweisen und erziehen kann. Selbstverständlich war die Schrift
zuerst ihm selbst nützlich. Nun aber darf ihm die Schrift zum Dienst an anderen
nützlich sein.
Die Schrift
ist dem Menschen Gottes zur Belehrung nützlich. Sie zieht er heran und nichts
anderes. Die Bedeutung der Lehre des Apostels Paulus ist bereits hervorgehoben
worden. Aber auch »all das, was vorher geschrieben wurde, ist gerade uns zur
Belehrung geschrieben worden, damit wir durch Ausharren und durch den Zuspruch
der Schriften Zuversicht haben mögen« (Röm.15:4).
Alle Schrift
ist dem Mitarbeiter Gottes zur Überführung nützlich. Das Wort der Wahrheit,
Gerechtigkeit, Reinheit und Heiligkeit überführt den Widerspenstigen und den
Sünder. Wer mit anderen Worten herzukommt, meistert nichts (1.Tim.6:4).
Alle Schrift
ist dienlich zur Zurechtweisung. Sie weist den richtigen Weg. Was wollen wir
denn anderes, als den Brüdern und Schwestern in Christus Jesus helfen, einen
des Herrn würdigen Wandel in aller Frömmigkeit zu führen? Wir wollen sie klar
auf die Verherrlichung Gottes und Christi ausrichten.
Die Schrift
ist dem Menschen Gottes nützlich zur
Erziehung in Gerechtigkeit, das heißt für die Unterweisung in einer gerechten
Lebensführung. Und dazu dient besonders die Herrlichkeit der Gnade Gottes, die
uns in dem geliebten Sohn begnadet. Denn die Gnade ist es, »die uns erzieht,
die Unfrömmigkeit und die weltlichen Begierden zu verleugnen, damit wir
vernünftig, gerecht und fromm in dem jetzigen Äon leben mögen, ausschauend nach
der glückseligen Erwartung und dem Erscheinen der Herrlichkeit des großen
Gottes und unseres Retters, Jesus Christus, der Sich Selbst
für uns dahingegeben hat, um uns von jeder Gesetzlosigkeit zu erlösen und für
Sich ein Volk zu reinigen, das um Ihn her sei, einen Eiferer für edle Werke.
Dieses rede, sprich zu und überführe mit allem Anordnen« (Tit.2:11-15).
So also werden
uns die gefährlichen Fristen der letzten Tage nichts anhaben können.
(2. Timotheus 4)
Der Apostel Paulus hat Timotheus in Kapitel drei die gefährlichen Fristen der letzten Tage aufgezeigt, ihm bestätigt, dass er aber der Lehre, dem Beweggrund, Vorsatz und Glauben, dem Ausharren, den Verfolgungen und Leiden des Apostels vollends gefolgt ist, und ihm zugesprochen, in dem zu bleiben, was er von Paulus gelernt hat und womit er betraut wurde, nämlich mit dem Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes (1.Tim.1:11).
Ein Weiteres
ist unbedingt nötig. Es ist überhaupt die größte Notwendigkeit heute wie
ehedem: Herolde das Wort! Das Wort Gottes ruft aus der Welt heraus, das Wort
Gottes weckt den Glauben, es ist Gottes Kraft zur Rettung, es spricht zu und
bringt uns Frieden und Freude.
Wird es aber
in unserem Land denn nicht schon genügend verkündigt? Schauen wir genau hin: Es
nimmt oftmals nur wenig Raum in den Verkündigungen ein, ist überfrachtet mit
menschlichen und religiösen Thesen, und vom Evangelium des Apostels der
Nationen, dem Wort Gottes für die gegenwärtige heilsgeschichtliche Verwaltung,
hört man noch weniger. Mögen wir uns aber nicht entmutigen lassen, sondern jede
Gelegenheit auskaufen, das Evangelium der überströmenden Gnade verkündigen, das
Paulus enthüllt wurde (Gal.1:12).
Mit Nachdruck wendet sich Paulus an Timotheus: »Ich bezeuge vor den Augen Gottes und Christi Jesu, der im Begriff ist, Lebendige und Tote zu richten, bei Seinem Erscheinen und Seiner Königsherrschaft: Herolde das Wort, stehe dazu, sei es gelegen oder ungelegen, überführe, verwarne, sprich zu, in aller Geduld und Belehrung«
(Verse 1+2). Als Zeuge Gottes hat Paulus zu Timotheus
gesprochen. Eine Zeugenaussage ist ein Beweismittel in Gerichtsverfahren. Vor
den Augen Gottes und Christi Jesu bleibt nichts verborgen. Es handelt sich also
um eine ernste Sache, der Paulus mit dem Hinweis auf Christi Richteramt, Sein
Erscheinen und Seine Königsherrschaft noch mehr Gewicht beilegt.
Christus Jesus
wird für uns, die Gemeinde, die Sein Körper ist, erscheinen und mindestens
sieben Jahre später für Israel, Er wird König Israels auf der Erde sein und in
Seinem uns verheißenen überhimmlischen Königreich, und Er wird Herr vieler
Gerichte sein, so über die Nationen zu Beginn des tausendjährigen Königreichs
Israels (Mat.25:31-46) und des vor dem großen, weißen Thron. Beschränken wir
uns auf das uns angehende Gericht: Wir werden nach unserer Entrückung zu
unserem Herrn hin vor Seinem Preisgericht Rechenschaft darüber abzulegen haben,
ob wir der Anweisung gehorsam waren, das Wort zu herolden. Dieses Gericht ist
kein verurteilendes, zumal wir als Gerettete und Christus Gleichgestaltete vor
Ihm stehen, sondern ein Preisauszeichnungsgericht, eine Bühne, eine Preisrichterbühne,
wo jeder das wiederbekommt, was er durch den Körper verübte, sei es gut oder
schlecht (Röm.14:10-12; 2.Kor.5:10). Im Zusammenhang mit Christi
Königsherrschaft wird Er über denen, die erduldeten und um Christi willen
litten, aussprechen, dass sie mit Ihm herrschen dürfen (Röm.8:17; 2.Tim.2:12).
All dessen
eingedenk, sind wir aufgefordert: Herolde das Wort! Rufe es aus, verbreite es
wie ein Herold! Beten wir darum, dass unser Gott und Vater jedem von uns an
seinem Platz Türen öffne, das Wort Gottes weiterzutragen, auf welche Weise auch
immer.
Auf diesem
Wort als dem untrüglichen Fundament sollen wir stehen und jederzeit dazu
stehen, selbst wenn es uns ungelegen ist oder anderen als nicht passend
vorkommen könnte. Dabei ist nicht nur an Situationen mit Außenstehenden zu
denken, sondern auch an solche mit Gläubigen, zumal - wie es weiter heißt - in
geduldiger Belehrung zu überführen, zu verwarnen und zuzusprechen eine länger
währende Aufgabe ist, die innerhalb der Gemeinde oder zwischen den zum Teil
weltweit miteinander in Verbindung stehenden Gläubigen zu erfüllen ist.
Timotheus soll sich in der dringlichen Notwendigkeit der Verkündigung des Wortes nicht beirren lassen, »denn«, so schreibt Paulus in den Versen 3 und 4, »es wird eine Frist kommen, wenn Menschen die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern sich selbst nach eigenen Begierden Lehrer aufhäufen, weil ihr Gehör gekitzelt wird; und zwar werden sie das Gehör von der Wahrheit abwenden und sich den Sagen zukehren.« Angesichts der Heiligen, die das Wort der Wahrheit gar nicht hören wollen, sondern interessante Geschichten, erscheint es uns ebenfalls ungelegen, das Wort zu herolden, denn dies dürfte ja keinen Sinn haben, meinen wir, und sie werden uns sogar bekämpfen. Unser Herr und Haupt Christus Jesus aber sagt uns: »Herolde das Wort, stehe dazu, sei es gelegen oder ungelegen!«
Nur die
gesunde Lehre, das reine unvermischte Evangelium der Nationen, bringt ein
gesundes Glaubensleben in rechter Frömmigkeit und zur Verherrlichung unseres
Gottes und Vaters hervor. Jene Gläubigen aber können die Wohlbotschaft der
überfließenden Gnade noch nicht einmal ertragen, sicherlich auch deswegen, weil
sie dem Menschen jeden Eigenruhm verwehrt.
Was wohl die letzten Ermahnungen des Apostels Paulus vor seinem Tod für sein geliebtes Glaubenskind Timotheus sind? Diese: »Du aber sei nüchtern in allem, leide Übles wie ein trefflicher Krieger Christi Jesu. Tue das Werk eines Evangelisten, richte deinen Dienst völlig aus« (Vers 5). Ein drittes Mal finden wir in diesem Brief das scharf kontrastierende »Du aber!« »Wir aber« sind jetzt ebenso aufgerufen.
Nüchtern ist,
wer das Wort und damit den Sprechenden liebt, Christus Jesus, unseren Herrn.
Wer auf anderes hört, ist berauscht, verführt und von bösen Geistern betrogen.
Der betrügerischen Arbeiter, die als Boten des Lichts angesehen werden, gibt es
ja genug (2.Kor.11:13-15).
Wer sich nun
aber für die Wahrheit des Wortes Gottes einsetzt, der setzt sich den
Anfeindungen der Weltbeherrscher dieser Finsternis,
der geistlichen Mächte der Bosheit inmitten der Überhimmlischen (Eph.6:12), und
ihren menschlichen Handlangern aus. Mithin kann für Timotheus wie auch für uns
nur gelten: »Leide Übles wie ein trefflicher Krieger Christi Jesu!« Davon
schrieb Paulus bereits in Kapitel 1:8 und 2:3; dies ist geradezu das Thema des
2.Timotheusbriefs. Ein Krieger Christi verursacht kein Leid, sondern nimmt
Leiden auf sich. Er kämpft auch nicht gegen jemanden, sondern führt den
Wettkampf der Bekanntmachung des Evangeliums der Unbeschnittenheit, mit dem
Paulus beauftragt wurde (Gal.2:7), und verteidigt es auch. Da das Wort der
Versöhnung in uns niedergelegt ist, tun wir den Dienst der Versöhnung und herolden:
»Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst
versöhnend: Er rechnet den Menschen ihre Kränkungen nicht an.« Wir sind
Gesandte für Christus und rufen: »Lasst euch mit Gott versöhnen!«
(2.Kor.5:18-21).
Das Werk eines
Evangelisten soll Timotheus tun. Ein Evangelist ist ein von Christus mit der
Gnadengabe der Verkündigung des Evangeliums des Apostels Paulus betrauter
Mensch (Eph.4:7,11).
Völlig soll
Timotheus seinen Dienst ausrichten, nicht nur den des Evangelisten, sondern
auch des Hirten und Lehrers, die er ebenfalls tat. Möge er darin nicht verzagen
oder sich entmutigen lassen und ermatten.
Für die Aufforderung an Timotheus, seinen Dienst vollends zu vollbringen, gibt Paulus mit Vers 6 quasi eine Begründung: »... denn ich werde schon als Trankopfer ausgegossen, und der Zeitpunkt meiner Auflösung steht bevor.« Da des Paulus Tod nahe ist, ist Timotheus von nun an voll gefordert.
Mit der
Auflösung des Paulus ist sein Tod gemeint, denn mit dem Eintritt des Todes löst
sich der Mensch auf, da Gott Seinen Lebensgeist zurückzieht, der Körper wieder
zu Erde wird und die Seele - sie ist das Bewusstsein - nicht mehr ist.
Paulus gleicht
einem gottwohlgefälligen Trankopfer. Ein Trankopfer bestand aus Wein und war
eine Beigabe zu dem freiwilligen, Gott huldigenden Brandopfer; es war ein
duftender Wohlgeruch für Gott (4.Mose 15:1-12). Bis hin zu seinem Tod als
Krönung seines Dienstes hat Paulus sich im Werk des Herrn aufgeopfert, zur
Auferbauung der Körpergemeinde Christi und zur Verherrlichung Gottes, des
Vaters.
Im Rückblick auf seinen Dienst stellt der Apostel in Vers 7 fest: »Den edlen Ringkampf habe ich gerungen, den Lauf habe ich vollendet, den Glauben habe ich bewahrt.« Die drei Glieder dieses Satzes sind allesamt Ausdruck des Glaubens und der Treue dieses Mannes, denn er kämpfte und lief im Glauben. Zugleich erkennen wir eine gewisse Steigerung: Zuerst spricht Paulus vom Ringen, dann vom Vollenden und schließlich vom Bewahren. Die Vollendung besteht darin, den Glauben bewahrt zu haben. Was ist das für ein Glaube, der ihn zum Ringen und Laufen anspornte?
Paulus sagt
nicht, dass er den Glauben als solchen bewahrt habe, denn diesen können die mit
heiligem Geist Versiegelten auf keinen Fall verlieren (Eph.1:13; Röm.8:30). Die
Gläubigen können aber vom Satan irregeleitet werden und vom Glauben abfallen
(1.Tim.4:1), indem sie vom Glaubensgut Abstand nehmen, das dem Apostel Paulus enthüllt
wurde, das die uns allein durch Glauben und allein in der Gnade zuteil
gewordene Gerechtigkeit Gottes zum Kernstück hat. Diese Gläubigen wollen nicht
mehr allein aus der Gnade leben, schlicht glaubend, dass Christus Jesus am
Kreuz alles für sie getan hat, sondern bauen ihr Verhältnis zu Gott auf ihre
Werke oder Rituale, ihr Wohlverhalten oder anderes menschliche Tun.
In Galater
2:16 steht geschrieben: »Wir glauben an Christus Jesus, damit wir aus dem
Glauben Christi und nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt werden.« Dies war
der Glaubensinhalt, den Paulus bewahrt hatte. In Philipper 3:8-10 lesen wir
ebenfalls davon: »Ich erachte das alles als verwirkt und für Abraum, damit ich
Christus gewinne und als in Ihm befunden werde, indem ich nicht meine eigene
Gerechtigkeit habe, nämlich die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben
Christi, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens: Um Ihn zu erkennen
und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden.«
Einige Heilige
waren sogar Feinde des Kreuzes geworden (Phil.3:18). Sie wollen nicht
wahrhaben, dass das Fleisch eines Mitgekreuzigten und
mit Christus Gestorbenen schmachvoll und ganz und gar abgetan ist und weder zur
Rettung noch zu einem Gott verherrlichenden Glaubenswandel etwas beitragen
kann. Sie wollen nicht von ihren eigenen Vorzügen lassen und allein durch
Glauben in der Gnade leben.
Paulus
bezeugt: »Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt; ich lebe aber, doch nicht
mehr ich, sondern in mir lebt Christus. Was ich aber von nun an im Fleisch
lebe, das lebe ich im Glauben, dem des Sohnes Gottes, der mich liebt und Sich Selbst für mich dahingegeben hat. Ich lehne die Gnade
Gottes nicht ab« (Gal.2:20,21). Diesen Glauben hatte Paulus bewahrt. Diesen
Glauben zu verbreiten und ihn nicht vermischen zu lassen mit Zusätzen aus dem
Evangelium der Beschneidung oder verwässern zu lassen durch mancherlei
menschliche Lehren - dies war der Ringkampf des Apostels der Nationen.
Und nun hatte
er seinen Lebenslauf in der Konzentration auf diesen Ringkampf vollendet und
die Rechtfertigung aus Glauben bis zum Ziel bewahrt. Mögen auch wir das uns
anvertraute Evangelium treu bewahren (2.Tim.1:14)!
In völliger Gewissheit und mit aller Freude darf Paulus nun ausrufen: »Hinfort ist mir der Siegeskranz der Gerechtigkeit aufbewahrt, mit dem der Herr, der gerechte Richter, es mir an jenem Tag vergelten wird; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die Sein Erscheinen geliebt haben« (Vers 8). Der Herr Jesus Christus, der gerecht beurteilende und entlohnende Richter, wird nach unserer Entrückung das Werk des Paulus vor Seiner Preisrichterbühne offenbar machen (1.Kor.3:10-15) und ihm den Siegeskranz der Gerechtigkeit zusprechen. Diese Siegerehrung erhält Paulus dafür, dass er aus der Gerechtigkeit aus Glauben gelebt und gewirkt, den Ringkampf der Verkündigung der Glaubensgerechtigkeit gerungen und den Wettlauf ohne zu ermatten (Gal.6:9) vollendet hat. (Von diesem Gericht und von dieser Bühne haben wir bereits zu Vers 1 gehört.)
Dasselbe wird
uns geschehen, wenn wir uns dem Vorbild des Paulus folgend ebenfalls
hingebungsvoll im Werk des Herrn einsetzen, bewegt allein von der Tatsache,
dass wir in der Gnade Gerechtfertigte sind. Nach Philipper 1:11 sollen wir ja
am Tag Christi erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit vor Ihm stehen, mit der
Frucht aus unserer Rechtfertigung allein durch Glauben, die in diesen uns hier
auf der Erde geschenkten Tagen wachsen soll.
Des weiteren
bekommen auch die, die das Erscheinen des Herrn geliebt haben, die
Siegesauszeichnung der Gerechtigkeit. Mir scheint, dass die Gläubigen, die im
Wettkampf des Glaubens stehen, zugleich auch diejenigen sind, die den Herrn
lieben und Sein Erscheinen ersehnen. Denn wer aus der uns geschenkten
Glaubensgerechtigkeit lebt und von dieser Gnade überwältigt ist, der hat auch
die Liebe des Christus erkannt und wird Ihn wieder lieben. Und wer auf den
Herrn harrt, der streckt sich auch danach aus, die Heroldsbotschaft
weiterzutragen. Die aber ihre eigene Gerechtigkeit aufzustellen suchen - wie
sollten sie den Herrn lieben? Sie lieben sich selbst. Und wie sollten sie den
Kranz der Gerechtigkeit, die aus Glauben ist und eben nicht aus eigenem Tun,
bekommen können?
Den Schluss des Briefes bilden verschiedene Anordnungen und Mitteilungen, sodann Grüße und der Segenszuspruch.
Paulus
schreibt: »Befleißige dich, schnell zu mir zu kommen; denn Demas verließ mich
aus Liebe zum jetzigen Äon und ist nach Thessalonich gegangen, Creszenz ging nach Galatien,
Titus nach Dalmatien. Lukas allein ist bei mir« (Verse 9+10). Paulus sehnt sich
danach, Timotheus, sein geliebtes Glaubenskind, zu Gesicht zu bekommen (1:4),
umso mehr, als mehrere Brüder nun woanders Dienst zu tun haben. Besonders
schmerzlich ist, dass Demas nun den jetzigen Äon liebt und nicht mehr den
Herrn. Demas war ein Gefährte und Mitarbeiter des Paulus gewesen (Kol.4:14;
Phmn.24). Er hat das ungefährliche und bequeme selbstbezogene Leben dem anstrengenden
Wettkampf der Verkündigung und Verteidigung des Evangeliums vorgezogen. Es sei
angemerkt, dass Demas dadurch seine Rettung nicht verliert, denn diese ist ihm
in der Gnade zuteil geworden. Und er ist und bleibt mit dem heiligen Geist
versiegelt (Eph.1:13). Wen Gott vorherbestimmt hat, dem Bilde Seines Sohnes
gleichgestaltet zu werden, den beruft und rechtfertigt Er auch, und wen Er
gerechtfertigt hat, den wird Er auch in Christus verherrlichen (Röm.8:30). Für
seinen fleischlichen Wandel erhält Demas selbstverständlich keinen Lohn vor der
Preisrichterbühne Christi.
Von Creszenz wissen wir nichts weiter. Titus dagegen ist uns
als langjähriger Mitarbeiter des Paulus wohlbekannt. Er war 14 Jahre nach der
Berufung des Paulus mit ihn in Jerusalem gewesen (Gal.2:1). Er hatte in Korinth
nach dem Rechten geschaut und Paulus berichtet (2.Kor.2:13; 7:13; 8:16). Der Titusbrief ist an ihn gerichtet. Lukas, der geliebte Arzt
(Kol.4:14), ist der Verfasser des nach ihm benannten Berichts über den Dienst
Jesu auf Erden und der Apostelgeschichte. Er begleitete Paulus auf vielen
seiner Reisen, auch auf der Seereise nach Rom.
Paulus teilt
weiter mit: »Markus nimm auf und lass ihn mit dir gehen; denn er ist mir wohl
brauchbar zum Dienst. Tychikus aber schickte ich nach Ephesus. Den Reisemantel,
den ich in Troas bei Karpus zurückließ, bringe mit,
wenn du kommst, auch die Schriftrollen, vor allem die Pergamente« (Verse
11-13). Auch ein Apostel ist ein Mensch und braucht einen Mantel für den Winter
(Vers 21). Und die Schriftrollen muss Paulus auch studieren. Wohl erhielt er
unmittelbare Offenbarungen über Dinge, die bis dahin Geheimnisse waren und
somit nicht in der Schrift standen. Das andere aber musste sich Paulus
erarbeiten. So müssen auch wir uns das Wort Gottes durch ständiges Lesen mit
viel Fleiß aneignen.
Markus, der
Vetter des Barnabas (Kol.4:10), war einst unbrauchbar für Paulus gewesen, der
ihn nicht auf die zweite Missionsreise mitnahm, weil er sich auf der ersten
Reise in Pamphylien von Paulus und Barnabas entfernt hatte und nicht mit in die
weitere Arbeit gekommen war (Ap.13:13; 15:38). Und nun dürfen wir uns mit
Paulus freuen, dass Markus inzwischen doch ein Mitarbeiter des Paulus geworden
ist (Phmn.24).
Tychikus aus
der Provinz Asien begleitete Paulus auf dem Rückweg der dritten Missionsreise
von Griechenland bis Jerusalem (Ap.20:4). Später überbrachte er den Epheser-
und den Kolosserbrief von Rom aus an jene Orte (Eph.6:21; Kol.4:7) sowie den
Brief an Philemon samt dessen entlaufenen Sklaven Onesimus (Kol.4:9).
Dies noch soll Timotheus wissen: »Alexander, der Kupferschmied, hat mir viel Übles erzeigt. Der Herr wird ihm seinen Werken gemäß vergelten. Vor dem bewahre auch du dich; denn er hat unseren Worten sehr widerstanden« (Verse 14+15). Den Namen Alexander gab es sehr häufig. Man darf gleichwohl annehmen, dass dieser Alexander derselbe wie der in 1.Timotheus 1:19,20 erwähnte ist, der das gute Gewissen von sich gestoßen und folglich am Glauben Schiffbruch erlitten hat und den Paulus deshalb dem Satan übergeben hatte, damit er erzogen würde, nicht zu lästern. Dieser Gläubige aber sinnte nicht um, sodass er weiterhin ein Feind des Evangeliums des Apostels Paulus war und widersprach. Was unser persönliches Verhältnis zu solchen Brüdern angeht, halten wir, die wir den Dienst der Versöhnung haben, Frieden mit ihnen, doch werden wir uns vor ihnen hüten. Die gerechte Vergeltung ist nicht unsere Sache, sondern allein die unseres Herrn vor Seiner Bühne (Röm.12:19).
Nun berichtet Paulus von seiner Gerichtsverhandlung: »Bei meiner ersten Verteidigung stand mir niemand zur Seite, sondern es verließen mich alle. Es werde ihnen nicht angerechnet! Der Herr aber stand mir bei und kräftigte mich, damit durch mich die Heroldsbotschaft völlig ausgerichtet werde und alle Nationen sie hören; so wurde ich aus dem Rachen des Löwen geborgen« (Verse 16+17). Niemand von den römischen Gläubigen war bereit, eine entlastende Aussage zu machen. Nach dem Brand von Rom am 19. Juli 64 und der danach einsetzenden Verfolgung wagte dies keiner. Dies musste aber wohl so sein, damit Paulus ohne auf Brüder schauen zu dürfen allein von dem Herrn Christus Jesus gekräftigt wurde, dem alle Verherrlichung gebührt. Des Paulus Bitte zu Gott: »Es werde ihnen nicht angerechnet!« entspricht der unseres Herrn am Kreuz: »Vater, vergib ihnen!« (Luk.23:34).
Das Gericht
vertagte den Fall. Dort im Gerichtssaal hat Paulus seine Verkündigung auf das
Vollmaß und zu einem gesegneten Abschluss bringen dürfen. Und diese zieht bis
heute Kreise unter allen Nationen. Bei der Verhandlung muss Paulus klar
geworden sein - wenn er auch für diesmal den Löwen entging -, dass sein Tod
unausweichlich ist (Vers 6).
Paulus fährt fort: »Bergen wird mich der Herr vor jedem bösen Werk und mich retten für Sein überhimmlisches Königreich. Ihm sei die Verherrlichung für die Äonen der Äonen! Amen!« (Vers 18). Die Bergung des Paulus vor jedem bösen Werk dürfte nicht vordergründig zu verstehen sein, als ob er etwa nicht zum Tode verurteilt werden würde, sondern im größeren Zusammenhang, dass Gott nämlich alles, was auch immer geschehen mag, Paulus zum Guten zusammenwirkt (Röm.8:28). Das heißt, kein böses Werk wird dazu führen, dass Paulus zuschanden wird, sondern wie allezeit bisher wird er auch in der letzten Krise Christus durch sein Verhalten hoch erheben (Phil.1:20).
Und
schließlich wird der Herr Paulus am Tag Christi in Sein überhimmlisches
Königreich hineinversetzen. Gott wird Paulus ebenso wie uns lebendig machen,
inmitten der überhimmlischen Geschöpfe und Regionen in Christus niedersetzen
und in den beiden kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner
Gnade in Güte gegen uns in Christus an uns zur Schau stellen (Eph.2:5-7). Ihm
sei die Verherrlichung bis hinein in die krönenden Äonen in der Reihe aller
Äonen!
Die Verse 19 bis 21 zeugen von herzlicher geschwisterlicher Verbundenheit: »Grüße Priska und Aquila und das Haus des Onesiphorus. Erastus blieb in Korinth. Trophimus aber ließ ich durch Krankheit geschwächt in Milet zurück. Befleißige dich, vor dem Winter zu kommen. Es grüßen dich Eubulus, Pudens, Linus, Klaudia und alle Brüder.« Über die zuletzt Genannten wissen wir nichts Näheres. Wenn ihm auch keiner beigestanden hatte, so blieb die geistliche Gemeinschaft doch bestehen, sodass Paulus Timotheus Grüße von allen Geschwistern übermitteln kann.
Eine zweite Gerichtsverhandlung
wurde meistens nicht allzu schnell anberaumt. Dennoch sollte sich Timotheus
beeilen, zu Paulus zu kommen, und zwar vor dem Winter, nicht nur wegen des
Reisemantels und der im Winter auf der Adria zu Erliegen kommenden Schifffahrt
(Verse 9+13), sondern damit er Timotheus zu Gesicht bekomme und mit neuer
Freude und Zuspruch erfüllt werde (Kap.1:4).
Bei Aquila und
seiner Frau Priszilla hatte Paulus in Korinth anderthalb Jahre gewohnt, zumal
beide das gleiche Handwerk hatten; sie waren Zeltmacher (Ap.18:2,18,26). Später
wohnten Aquila und Priska in Ephesus und dann wieder in Rom und hatten eine
herausgerufene Gemeinde in ihrem Haus (Röm.16:3; 1.Kor.16:19).
Onesiphorus
hatte Paulus während seiner gegenwärtigen Gefangenschaft oftmals erfrischt
(Kap.1:16). Erastus war ein Verwaltungsmann der Stadt Korinth und zeitweise für
Paulus unterwegs gewesen (Röm.16:23; Ap.19:22).
Trophimus, der Epheser, war unter den Begleitern des Paulus auf der Reise von Griechenland nach Jerusalem (Ap.20:4). Er war der Mann, den die Juden zusammen mit Paulus in der Stadt gesehen hatten und von dem sie meinten, Paulus habe ihn mit in die Weihestätte hineingenommen, was zu dem Volksauflauf führte, bei dem sie Paulus zu töten versuchten (Ap.21:27-31).
Trophimus ist
von Paulus krank in Milet zurückgelassen worden. Er hat ihn nicht geheilt, denn
die Zeit der Gnadengaben des Heilens ist vorüber. Krankenheilungen waren
Zeichen und Bezeugungen der Wahrheit des Evangeliums. Vom Beginn der jetzigen
Heilsverwaltung an haben wir das beglaubigte Wort Christi (2.Kor.12:12;
Heb.2:4; vgl. 1.Kor.13:8-12; Phil.2:25-30; 1.Tim.5:23). Es bedarf keiner
weiteren Bestätigungen mehr. Unsere Verwaltung besteht im Glauben (1.Tim.1:4).
Wir wandeln hier durch Glauben und nicht durch Wahrnehmen (2.Kor.5:7).
Der Apostel schließt mit den Worten: »Der Herr Jesus Christus sei mit deinem Geist. Die Gnade sei mit euch! Amen!« (Vers 22). Unser Herr Jesus Christus ist durch Seinen Geist mit unserem Geist verbunden (Röm.8:9,10,16) und bringt uns auf diese Weise Sein geschriebenes Wort kraftvoll nahe. - Die Gnade nur möge alle unsere Wege bestimmen. Amen.
Dieter Landersheim
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