Die
Ankündigungen der Geburt des Johannes und Jesu (Lukas 1:1-38)
Die
Lobpreisungen Mirjams und des Zacharias (Lukas 1:39-80)
Das
Wirken Johannes des Täufers (Lukas 3)
Voll
heiligen Geistes (Lukas 4)
Jesus hat
alle Vollmacht (Lukas 5)
»Liebet
eure Feinde!« (Lukas 6)
Jesus
heilte viele (Lukas 7:1-8:3)
Jesu
weiteres vollmächtiges Wirken (Lukas 8:4-56)
Jesu
Weisungen an Seine Jünger (Lukas 9:1-50)
Die
Ernte ist groß (Lukas 9:51-10:24)
Vom
barmherzigen Samariter und vom Beten (Lukas 10:25-11:13)
»Wehe
euch, ihr Pharisäer!« (Lukas 11:14-54)
Sorgt
euch nicht! (Lukas 12:1-48)
Mancherlei
Mahnungen (Lukas 12:49-13:30)
»Ihr
habt nicht gewollt!« (Lukas 13:31-14:35)
Das
fünfteilige Gleichnis von den Pharisäern und den Sündern, I (Lukas 15)
Das
fünfteilige Gleichnis von den Pharisäern und den Sündern, II (Lukas 16)
»Wann
kommt das Königreich Gottes?« (Lukas 17:1-18:17)
Vom
Reichtum und dem Oberzöllner Zachäus (Lukas 18:18-19:27)
In
Jerusalem angekommen Lukas 19:28-20:19)
Streitfragen
um die Steuer und die Auferstehung Lukas 20:20-21:4)
Jesu
große Rede über die Zukunft Lukas 21:5-38)
Das
Passahmahl Jesu (Lukas 22:1-53)
Die
Verhöre Jesu (Lukas 22:54-23:31)
Die
Kreuzigung und Auferstehung Jesu (Lukas 23:32-24:12)
Die
Emmausjünger (Lukas 24:13-53)
Ausführungen zum Bericht
des Lukas
(Evangelium nach Lukas)
Die Ankündigungen der
Geburt des Johannes und Jesu
(Lukas 1:1-38)
Lukas, der Arzt und Reisebegleiter des
Paulus, ein Mann aus den Nationen, beginnt seinen zweiten Bericht, den über die
Taten der Apostel, mit den Worten: »Den ersten Bericht, o Theophilus, habe ich
verfasst von allem, was Jesus anfing zu tun und auch zu lehren bis zu dem Tag,
als Er den Aposteln, die Er auserwählt hatte, durch heiligen Geist Anweisungen
gab und dann hinaufgenommen wurde« (Ap.1:1,2). Damit ist der Inhalt des
sogenannten Evangeliums nach Lukas aufs kürzeste wiedergegeben.
Seinen ersten Bericht, den über das Wirken
Jesu unter Israel, verfasste Lukas etwa um 55 n. Chr. Darin schildert er Jesus
unter einem besonderen Gesichtspunkt, nämlich als den Sohn des Menschen.
Hingegen beschreibt Matthäus Jesus als den König Israels, Markus Ihn als den
Knecht Gottes und Johannes Ihn als den Sohn Gottes.
Lukas schreibt für alle Menschen, in erster
Linie für Nichtjuden. Dem entspricht, dass er Jesu Stammbaum bis auf Adam
zurückverfolgt.
Das Vorwort
Unter der Leitung des Geistes Gottes
(2.Pet.1:21) schreibt Lukas:
»Weil nun einmal viele es schon in die Hand
genommen haben, über die bei uns voll beglaubigten Tatsachen einen Bericht zu
verfassen, so wie es uns die überliefert haben, die von Anfang an Augenzeugen
und Gehilfen des Wortes wurden, und nachdem ich alles von Anbeginn genau
verfolgt habe, meine auch ich, hochgeehrter Theophilus, ich sollte es für dich
der Reihe nach niederschreiben, damit du die Gewissheit der Worte erkennst, in
denen du unterrichtet wurdest« (Verse 1-4).
Diese wohlgesetzte Einführung lässt uns einen
geordneten und genauen Bericht erwarten. Lukas hat gründlich und sorgfältig
recherchiert. Das Ergebnis ist eine solide Basis unseres Wissens. Die
Augenzeugen und Gehilfen des Wortes, der am Wort Dienenden, sind insbesondere
die Apostel, die Lukas hörte, aber auch andere, wie zum Beispiel die Mutter
Jesu, die er befragte. Er schreibt die Wahrheit, so wie sie bei den Gläubigen
damals voll beglaubigt war, sodass auch wir uns der Tatsachen völlig sicher
sein dürfen.
Theophilus muss ein angesehener Bürger und
Gläubiger gewesen sein; es gibt eine Überlieferung, wonach er im syrischen
Antiochien gewohnt und in seinem großen Haus Versammlungen abgehalten haben
soll.
Zacharias und Elisabeth
»In den Tagen des Herodes, des Königs von
Judäa, gehörte ein Priester mit Namen Zacharias zum Wochendienst des Abia.
Seine Frau stammte aus den Töchtern Aarons, und ihr Name war Elisabeth. Beide
waren gerecht vor Gott und gingen ihren Weg untadelig in allen Geboten und
Rechtssatzungen des Herrn. Es war ihnen jedoch kein Kind beschert, weil
Elisabeth unfruchtbar war, und beide waren an Tagen vorgeschritten« (Verse
5-7).
Die Tage, von denen hier die Rede ist, sind
in das Jahr 4 v. Chr. einzuordnen. Herodes der Große regierte von 39 bis 1 v.
Chr.
Die Priester, die im Tempel jeweils eine
Woche lang von der zweiten Sabbathälfte (Tagesfrist) bis zur ersten
Sabbathälfte (Nachtfrist) des folgenden Sabbats (2.Chron.23:8) Dienst taten,
waren in 24 Abteilungen gegliedert. Abia gehörte zur achten Abteilung
(1.Chron.24:10). Der Dienst der ersten Abteilung begann im Monat Nisan
(März/April) (2.Mose 40:2).
Elisabeth war eine Tochter Aarons; die
Eheleute entstammen somit rein priesterlichen Familien. Sie waren gerecht, und
zwar nach den Maßstäben des Gesetzes, in welchem sie beständig wandelten. Wir
erinnern uns, dass auch Sara, die Frau Abrahams, an Tagen vorgeschritten war
und mithin nicht mehr gebären konnte (1.Mose 18:11).
Zur Stunde des
Räucheropfers
»Als er einst den Priesterdienst vor Gott in
der Ordnung seines Wochendienstes versah, fiel ihm nach der Gewohnheit des
Priesteramtes das Los zu, in den Tempel des Herrn zu gehen, um zu räuchern.
Währenddessen betete draußen zur Stunde des Räucheropfers die gesamte Menge des
Volkes. Da erschien ihm ein Bote des Herrn, zur Rechten des Räucheropferaltars
stehend. Als Zacharias ihn gewahrte, wurde er beunruhigt, und Furcht befiel
ihn« (Verse 8-12).
Tag für Tag morgens und zwischen den Abenden,
mit dem er eine Tag sich neigte und der andere Tag gegen 18 Uhr begann (2.Mose
29:39; 30:7,8), wurde auf dem goldenen Rauchaltar im Heiligen des Tempels das
Räucheropfer dargebracht. Der aufsteigende Rauch ist ein Bild des zu Gott aufsteigenden
und damit Ihm wohlgefälligen Gebets.
Die Ankündigung der
Geburt des Johannes
»Der Bote sagte zu ihm: Fürchte dich nicht,
Zacharias, dein Flehen ist erhört worden; deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn
gebären, und du sollst ihm den Namen Johannes geben. Er wird dir zur Freude und
Wonne sein, und viele werden sich über seine Geburt freuen. Denn er wird vor
den Augen des Herrn groß sein und keinesfalls Wein und Rauschtrank trinken; mit
heiligem Geist wird er noch in seiner Mutter Leib erfüllt werden« (Verse
13-15).
Welch ein gnadenreiches Handeln Gottes, dem
Johannes schon im Mutterleib den heiligen Geist zu geben! Dem entspricht sein
Name Jochanan (hebr.), welcher bedeutet: Jewe ist gnädig oder: Jewes Gnade.
Auch seinen Dienst an Israel wird er mithin in der Gnade und im Segen tun.
An der Vorhersage, dass er nichts
Alkoholisches trinken werde, dürfte Zacharias sogleich erkannt haben, dass er
ein Jewe Geweihter werden wird (4.Mose 6:2-4).
Im Geist und in der
Kraft Elias
Der Bote sprach weiter:
»Viele der Söhne Israels wird er zu dem
Herrn, ihrem Gott, zurückführen; und er wird vor Seinen Augen in dem Geist und
der Kraft des Elia vorausgehen, um die Herzen der Väter umzuwenden zu den
Kindern und die Widerspenstigen zur Besonnenheit der Gerechten, um dem Herrn
ein Volk zuzurichten und bereit zu machen« (Verse 16+17).
Aufgrund der Verkündigung der Taufe der
Umsinnung zur Erlassung der Sünden (Luk.3:3) durch diesen Sohn des Zacharias
sinnten viele im Volk um und ließen sich taufen (Mat.3:6; Luk.3:21).
Johannes der Täufer und Elia sind zwei
verschiedene Menschen. Johannes war nicht Elia (Joh.1:21), sondern handelte im
selben Geist und in derselben Kraft wie Elia. Johannes ist die Erfüllung von Maleachi
3:1, wo es heißt, dass ein Beauftragter den Weg des Herrn bereiten wird, und
wie es Zacharias prophetisch in Lukas 1:76 ausdrückte. Elia selbst wird vor dem
großen und furchtbaren Tag Jewes kommen (Mal.3:23), dem Tag des Zorns.
Der Unglaube des Zacharias
»Da sagte Zacharias zu dem Boten: Woran soll
ich dies erkennen? Denn ich bin bejahrt, und meine Frau ist an Tagen
vorgeschritten. - Der Bote antwortete ihm: Ich bin Gabriel, der vor den Augen
Gottes steht, und wurde ausgesandt, zu dir zu sprechen und dir dieses als frohe
Botschaft zu verkündigen. Siehe, du wirst stillschweigen und bis zu dem Tag, da
sich dieses erfüllt, darum nicht sprechen können, weil du meinen Worten nicht
geglaubt hast, die sich zu ihrem Zeitpunkt erfüllen werden« (Verse 18-20).
Die Boten, »sind sie nicht alle ein Amt
versehende Geister, zum Dienst ausgeschickt um derer willen, denen künftig die
Rettung zugelost werden soll?« (Heb.1:14). Der Bote Gabriel hatte einst mit dem
Propheten Daniel gesprochen (Dan.8:16; 9:21). Sein Name (hebr. Gabriel)
bedeutet »Mächtig ist El« oder »Mächtiger Els«. Er ist neben dem Botenfürsten
Michael (hebr. Mikael, das heißt »Wer ist wie El?«) der einzige in der Bibel
mit Namen genannte Bote.
Zwar hatten manche Gläubige in früheren
Zeiten wie nun auch Zacharias um ein Zeichen gebeten (1.Mose 15:8), er aber
hätte aufgrund der Erfahrung Abrahams und Saras und der eindeutig himmlischen
Erscheinung an einem ausgesprochen heiligen Ort keinen Zweifel haben dürfen.
Deshalb wurde er mit Stummheit geschlagen; damit hatte er zugleich aber auch
das Zeichen.
Heute werden uns übrigens solche
Erscheinungen nicht zuteil, weil wir in der heilsgeschichtlichen Verwaltung
(oikonomia, Eph.3:2) leben, die im Glauben und nicht im Wahrnehmen besteht
(1.Tim.1:4; 2.Kor.5:7), und uns an das Haupt halten (Kol.2:18,19). Außerdem ist
das Wort Gottes vervollständigt (Kol.1:25); da ist nichts weiter mitzuteilen.
Zacharias wurde stumm
»Währenddessen wartete das Volk auf Zacharias
und war über sein langes Ausbleiben im Tempel erstaunt. Als er dann herauskam,
konnte er nicht zu ihnen sprechen; da erkannten sie, dass er im Tempel eine
Erscheinung gesehen hatte; denn er winkte ihnen zu, blieb aber stumm. Als seine
Amtstage erfüllt waren, ging er dann nach Hause« (Verse 21-23).
Das Volk wartete im Vorhof auf den Segen, den
der stumme Zacharias nun aber nicht erteilen konnte.
Jewe nahm die Schmach
von Elisabeth
»Nach diesen Tagen aber empfing seine Frau Elisabeth;
sie hielt sich fünf Monate verborgen und sagte: So hat der Herr an mir getan in
den Tagen, die Er dazu ersah, die Schmach unter den Menschen von mir zu nehmen«
(Verse 24+25).
Unfruchtbarkeit war eine Schmach in Israel
(1.Mose 30:23). Erst nach fünf Monaten, als die Schwangerschaft sichtbar war,
ging Elisabeth wieder aus dem Haus. Vorher hätte ihr es niemand geglaubt.
Elisabeth wusste, wer da an ihr gehandelt hatte: Jewe, der Elohim Israels!
Gabriel kommt zu Mirjam
»Im sechsten Monat wurde der Bote Gabriel von
Gott in eine Stadt Galiläas namens Nazareth zu einer Jungfrau geschickt, die
mit einem Mann namens Joseph aus dem Haus und der Familie Davids verlobt war.
Der Name der Jungfrau war Mirjam. Als der Bote bei ihr eintrat, sagte er: Freue
dich, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! - Sie aber wurde über das Wort sehr
beunruhigt und erwog bei sich, was für eine Bedeutung dieser Gruß wohl habe«
(Verse 26-29).
Eine Verlobte war durch den Ehevertrag
rechtlich eine Ehefrau. Die Hochzeit hatte aber noch nicht stattgefunden,
sodass sie nicht mit ihrem Mann zusammenwohnte.
Mirjam (hebr. MiRJaM) bedeutet »erbittert«;
die griechischen Formen des Namens sind Marjam und Maria.
Mirjam war eine von Gott Begnadete. Das
besagt nicht, dass sie Gnade spendete, sondern ihr eine besondere Begnadung
gewährt wurde.
Die Ankündigung der
Geburt Jesu
»Da sagte der Bote zu ihr: Fürchte dich
nicht, Mirjam; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Und siehe, du wirst
empfangen, schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst Ihm den Namen
Jesus geben. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten heißen; Gott der Herr
wird Ihm den Thron Seines Vaters David geben. Über das Haus Jakobs wird Er für
die Äonen König sein; und Seine Königsherrschaft wird keinen Abschluss haben«
(Verse 30-33).
Mit der Ankündigung der Geburt Jesu bekam
Mirjam überwältigende Worte und Verheißungen zu hören. Nur eine Gläubige, die
im Wort lebte, konnte dies alles fassen!
Bei Gott Gnade gefunden zu haben, wird ihr
eine Bestätigung ihres Wandels und ein gewaltiger Zuspruch gewesen sein.
Freudig wird sie vernommen haben, dass sie
schwanger werden wird - wann und wie und von wem, dies konnte sie im Moment
nicht wissen.
Ihr Sohn soll den Namen Jesus bekommen, einen
herrlichen Namen, denn Jehoschua (hebr.) bedeutet »Jewe, der Retter«, auch »Je,
der Retter«, das heißt »Wird Retter sein«. Er trägt diesen Namen, weil Er Sein
Volk von den Sünden retten wird (Mat.1:21). Damit wird sich erfüllen, was
Jesaia angesagt hatte: »Siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn
gebären; und man wir Ihm den Namen Immanuel geben - das ist verdolmetscht: Mit
uns ist Gott« (Mat.1:123; Jes.7:14).
Groß wird Er sein. Der Prophet Micha
verbindet Seine Größe mit Seiner Herrschaft bis an die Enden der Erde (Micha
5:3). Und wir fügen hinzu, dass Er das Haupt des Alls geworden ist (Eph.1:22;
Kol.1:17).
Sohn des Höchsten (hebr. Eljon) wird Er
heißen. Der Höchste ist Gott, der Vater. Mirjam kannte Psalm 2:7: »Jewe sagt zu
Mir: Mein Sohn bist Du, heute habe Ich dich gezeugt.« Der Sohn ist die
Ausstrahlung der Herrlichkeit des Vaters und das Gepräge Seines Wesens
(Heb.1:3).
Gott wird Ihm den Thron Seines Vaters David
geben. Ja, so hatte es der Prophet Samuel dem David gesagt: »Ich werde einen
Nachkommen, der aus deinem Leib kommt, erstehen lassen und Sein Königtum
bereiten. Er, Er wird Meinem Namen ein Haus bauen, und Ich werde den Thron
Seines Königtums bereiten bis zum Äon. Ich, Ich werde Ihm zum Vater, und Er, Er
wird Mir zum Sohn« (2.Sam.7:12-14). Der Psalmist gibt dies wie folgt wieder:
»Ich schloss einen Bund mit Meinem Erwählten, Ich schwor David, Meinem Diener:
Ich werde deinen Samen fest gründen für den Äon und deinen Thron aufbauen von
Generation zu Generation. ... Auch will Ich ihm zum Erstgeborenen machen, zum
Obersten der Könige der Erde. Für den Äon will Ich ihm Meine Huld bewahren, und
Mein Bund mit ihm ist unverbrüchlich« (Ps.89:4,5,28,29).
Der der Mirjam angekündigte Jesus wird für
die Äonen König über das Haus Jakob sein. Dies lesen wir auch in den Psalmen:
»Jewe hat dem David die Wahrheit geschworen; Er wird Sich nicht abwenden von
ihr: Aus der Frucht deines Leibes werde Ich Einen auf deinen Thron setzen«
(Ps.132:11); »Dein Thron, o Elohim, besteht für den Äon und weiterhin. Ein
Zepter der Geradheit ist das Zepter Deines Königreichs« (Ps.45:7). Hebräer 1:8
nimmt in folgender Weise darauf Bezug: »Zu dem Sohn sagt [Gott]: Dein Thron, o
Gott, besteht für den Äon des Äons, und das Zepter der Geradheit ist das Zepter
Deiner Königsherrschaft.« (Siehe auch Jer.23:5 und 33:17).
Jesu Königsherrschaft wird keinen Abschluss
haben, wie Gabriel sagte, und zwar dem Zusammenhang nach während der Äonen,
weil Er ja bei der Vollendung, beim Abschluss der Äonen, Seine Königsherrschaft
Seinem Gott und Vater übergibt und sie aufhebt (1.Kor.15:24). Der Prophet
Daniel schreibt: »In den Tagen jener Könige wird der Elah der Himmel ein
Königreich aufrichten, das für die Äonen unversehrt bleiben soll« (Dan.2:44);
»Dann wurde Ihm Vollmacht, Würde und ein Königreich gewährt, und alle Völker,
Stämme und Zungen sollen Ihm dienen; Seine Vollmacht, eine äonische Vollmacht,
wird nicht vergehen, und Sein Königreich wird unbegrenzt sein« (Dan.7:14);
»Danach wird das Königreich, die Gewalt und die Majestät des Königreichs unter
allen Himmeln dem Volk der Heiligen des Allerhöchsten gewährt. Sein Königreich
ist ein äonisches Königreich, und alle anderen Gewalten werden Ihm dienen und
hörig sein« (Dan.7:27).
Durch heiligen Geist
»Da sagte Mirjam zu dem Boten: Wie soll dies
möglich sein, weil ich doch keinen Mann kenne? - Darauf antwortete ihr der
Bote: Heiliger Geist wird auf dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich
beschatten; darum wird auch das Heilig-Gezeugte Sohn Gottes heißen« (Verse
34+35).
Selbstverständlich kannte Mirjam ihren
Verlobten, sie kannte ihn aber nicht leiblich. Mirjam zweifelte nicht,
schließlich erwartete sie den Messias, sie wollte nur wissen, wie es geschehen
solle.
Betrachten wir die Antwort des Boten näher:
»Heiliger Geist wird auf dich kommen.« Gott Selbst ist Geist (Joh.4:24). Sein
Geist ist nichts Zweites neben Ihm. Er wirkt durch Seinen Geist. Sein Geist ist
Seine Präsenz auf der Erde. Wenn Er durch Seinen Geist an uns handelt, ist Er
es Selbst, der da wirkt. Gott Selbst also, der Vater, der Geist, wird auf Maria
kommen.
»... und die Kraft des Höchsten wird dich
beschatten.« Damit wird derselbe Vorgang mit anderen Worten beschrieben. Gottes
Geist ist voller Kraft. Seine Kraft oder Gott in Seiner Kraft wird auf Maria kommen.
Der Begriff »beschatten« erinnert uns an die Wolke über dem Zelt der Begegnung
(der Stiftshütte) und lässt uns an eine Überschattung durch eine Wolke der
Gegenwart Gottes denken.
»Darum wird auch das Heilig-Gezeugte [oder:
das Heilige, das werden wird] Sohn Gottes heißen.« So ist es, denn schließlich
ist Gott Jesu Vater.
Es geschehe so!
Gabriel sprach weiter: »Und siehe, Elisabeth,
deine Verwandte, auch sie hat einen Sohn in ihrem Greisenalter empfangen, und
dies ist der sechste Monat für sie, die man unfruchtbar nennt; denn bei Gott
ist kein Ding unmöglich. - Darauf sagte Mirjam: Siehe, ich bin die Sklavin des
Herrn; mir geschehe nach deinem Ausspruch. - Dann schied der Bote von ihr«
(Verse 36-38).
Mirjam - ein leuchtendes Vorbild! Ihre Haltung,
ihre Antwort - dies ist Glaube, dies ist Treue, dies ist Gehorsam! Lobpreis und
Verherrlichung sei Gott, dass Er Sich diese ergebene Sklavin in Seinem
widerspenstigen Volk zubereitet hatte!
Die Schwangerschaft der Elisabeth durfte für
Mirjam zusätzlich zu ihrem Glauben ein Zeichen sein.
Gott ist imstande, alles zu tun, was Er
verheißen hat (Röm.4:21), mehr noch: bei Ihm ist kein Ding unmöglich. »Ist Jewe
etwa eine Sache zu wunderbar?« (1.Mose 18:14). Trägt Christus denn nicht das
All durch Sein machtvolles Wort (Heb.1:3)?
Die
Lobpreisungen Mirjams und des Zacharias
(Lukas 1:39-80)
Wir haben bisher die Ankündigungen der
Geburt Johannes des Täufers und Jesu betrachtet. Der Bote Gabriel hatte der
Mirjam, die mit Joseph verlobt war, den Hinweis gegeben, dass ihre Verwandte
Elisabeth, die Frau des Priesters Zacharias, in ihrem Greisenalter einen Sohn
empfangen habe, was für Mirjam ein Zeichen sein durfte.
Mirjam bei Elisabeth
»In jenen Tagen machte sich Mirjam auf und
ging in Eile in das Bergland nach einer Stadt Judas. Dort trat sie in das Haus
des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Als Elisabeth den Gruß der Maria hörte,
hüpfte das Kind in ihrem Leib. Elisabeth wurde mit heiligem Geist erfüllt und
rief mit lauter Stimme aus: Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist
die Frucht deines Leibes! Doch woher wird mir dieses zuteil, dass die Mutter
meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, als die Stimme deines Grußes in meine
Ohren drang, hüpfte das Kind vor Wonne in meinem Leib. Glückselig ist sie, die
geglaubt hat; denn das vom Herrn Angesagte wird ihr vollends zuteilwerden«
(Verse 39-45).
Wenn das Kind im Leib der Elisabeth auch noch
sehr klein war, so war es dennoch bereits mit heiligem Geist erfüllt (Luk.1:15)
und konnte auf wichtige geistliche Ereignisse reagieren. Das Hüpfen des Kindes
war ein Ausdruck seiner Freude über den Gruß »Friede sei mit dir«, was im
Grunde ein Segnen ist, und über die Mutter des Herrn.
Was Elisabeth dann sagte, konnte sie nicht
von sich selbst aus wissen; sie wurde mit heiligem Geist erfüllt und vermochte
daher prophetisch zu reden. Ihr wurde offenbart, dass Maria die Mutter des
Herrn und Messias werden würde. Folglich pries sie Maria glückselig.
»Glückselig ist sie, die geglaubt hat« - dies
ist die erste Seligpreisung, die wir im Bericht des Lukas vernehmen, auch uns
zum Vorbild. Nur wer Gott alles glaubt, nur wer sein völliges Vertrauen auf Ihn
setzt, nur der erfährt Glückseligkeit.
Der Lobpreis der Maria
Auf das geisterfüllte Wort der Elisabeth hin
kann Mirjam Gott nur preisen.
»Darauf sprach Mirjam: Hoch erhebt meine
Seele den Herrn, und mein Geist frohlockt über Gott, meinen Retter, weil Er auf
die Niedrigkeit Seiner Sklavin geblickt hat! Denn siehe, von nun an werden mich
alle Generationen glückselig preisen, weil der Mächtige Großes an mir getan
hat« (Verse 46-49).
Zwar ist die Anbetung und Verherrlichung
Gottes der alltägliche und höchste Dienst aller Gläubigen, gleichwohl verstehen
wir völlig, dass Marias Herz sich in dieser Stunde weitete und ihr Mund
überging, zumal Gott Außerordentliches an ihr getan hatte und mit dem Kommen
des Sohnes Gottes die Rettung Israels von nun an in greifbare Nähe gerückt war.
Mit biblischen Worten pries sie Gott. Es ist willkommen
bei Ihm, Ihn mit Seinen eigenen, geistlichen und siebenfach geläuterten Worten
zu preisen; außerbiblische Begriffe und Thesen treffen selten die Wahrheit.
Der Anfang des Lobpreises der Mirjam erinnert
an den der Hanna, der Frau Elkanas und Mutter Samuels, die etwa um 1140 v. Chr.
sprach: »Mein Herz frohlockt in Jewe, und mein Horn ist erhöht in Jewe. ... Ich
freue mich über Seine Rettung. Keiner ist heilig wie Jewe, denn außer Dir ist
keiner; und kein Fels ist wie unser Elohim« (1.Sam.2:1-10).
Mirjams Seele, ihr ganzes Bewusstsein also,
erhob den Herrn, verherrlichte Ihn. Ihr Geist frohlockte, der ihr persönlich
gegebene, das Leben tragende Geist von Gott in ihr freute sich über alle Maßen.
Sie nannte Gott ihren Retter, hatte also eine
enge persönliche Glaubensbeziehung zu Ihm und Heilsgewissheit.
Mirjam wusste um ihre Niedrigkeit angesichts
Jewes, ihres Elohims, der in der Erhabenheit thront, Sich aber herabgeneigt
hatte (Ps.113:5,6). Sie bekannte, was in Psalm 138:6 geschrieben steht: »Wiewohl
Jewe hoch erhaben ist, sieht Er doch auf den Niedrigen.« »Den Demütigen gibt Er
Gnade« (1.Pet.5:5).
Ja, glücklich durfte Maria gepriesen werden.
Dies geschah zum Beispiel, als eine Frau zu Jesus sagte: »Glückselig ist der
Leib, der Dich getragen hat, und die Brüste, die Du gesogen hast« (Luk.11:27).
»Heilig ist Sein Name!«
Mirjam fuhr fort zu sprechen: »Heilig ist
Sein Name, und Seine Barmherzigkeit wird von Generation zu Generation denen
zuteil, die Ihn fürchten« (Vers 50).
Heilig, hehr und makellos, herrlich und
vollkommen ist Sein Name, ist Gott Selbst. Er ist der alles nach Seinem weisen
Liebesratschluss Bewirkende und alles in Herrlichkeit in Christus Vollendende!
Und dann pries Mirjam die Barmherzigkeit
Gottes im Anklang an Psalm 103:17: »Die Huld Jewes währt von Äon zu Äon über
die, die Ihn fürchten.« Auch in Psalm 147:11 heißt es: »Jewe sind die
annehmbar, die Ihn fürchten.« Gottesfurcht ist also vonnöten. Mirjam erfüllte
diese Bedingung ebenso wie alle, die den Bund hielten (Ps.103:18). In der
gegenwärtigen, dem Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Verwaltung (griech.
oikonomia; Eph.3:2), ist die Rettung bedingungslos und stehen die Gläubigen
stets in überströmender Gnade. Er erbarmte Sich über uns Auserwählte, weil Er
es so wollte (Eph.2:4,8; 2.Tim.1:9).
Gewaltiges wirkt Er!
Mirjam sprach weiter: »Gewaltiges wirkt Er
mit Seinem Arm; Er zerstreut Stolze in der Denkart ihres Herzens. Er stürzt
Machthaber von ihren Thronen und erhöht Niedrige. Hungernde befriedigt Er mit
Gutem, und Reiche schickt Er leer fort« (Verse 51-53).
Einst pries König David Gott mit sehr
ähnlichen Worten: »Das gedemütigte Volk rettest Du, aber Deine Augen sind gegen
die Hohen; Du erniedrigst sie« (2.Sam.22:28).
Der Prophet Daniel betete: »Er ändert Zeiten und Fristen, lässt Könige
vergehen und lässt Könige aufstehen« (Dan.2:21). Sogar Nebukadnezar erhöhte
Gott, indem er sagte: »Alle, die in Hoffart einhergehen, vermag Er zu
erniedrigen« (Dan.4:34).
Die drei Aussagenpaare der Mirjam preisen
allesamt die Macht und Größe Gottes, der auch die Stolzen, Mächtigen und
Reichen belehren will, dass sie sich nicht länger hoch dünken; deshalb
erniedrigt Er sie, damit sie Ihn, den einzig wahren Hohen, erkennen.
Entsprechend den
Verheißungen
Mirjam schloss ihren Lobpreis mit den Worten:
»Er hat Sich Israels, Seines Knechtes, angenommen, um der Barmherzigkeit zu
gedenken, so wie Er zu unseren Vätern gesprochen hat, zu Abraham und seinem
Samen für den Äon« (Verse 54+55).
Israel ist der Knecht Gottes (Jes.41:8), der
gewiss allerdings noch zubereitet werden muss, damit Gott Seine Werke durch ihn
tun kann (Jes.26:12). Israel kann Knecht Gottes natürlich nur in Jesus sein,
dem Knecht Gottes.
Bald wird Israel singen: »Er hat Seiner Huld
und Seiner Treue für das Haus Israel gedacht. Alle Enden der Erde haben die
Rettung unseres Elohim gesehen« (Ps.98:3). Jesaia sagte: »Für einen kleinen
Augenblick verließ Ich dich, aber mit großem Erbarmen sammle Ich dich. In
aufschäumendem Grimm verbarg Ich Mein Angesicht einen Augenblick vor dir, aber
mit äonischer Huld erbarme Ich Mich deiner, spricht Jewe, dein Erlöser«
(Jes.54:7,8).
Die Grundlage dafür ist der mit Abraham
geschlossene Bund: »Ich habe Meinen Bund zwischen Mir und dir und deinem Samen
nach dir aufgerichtet, durch ihre Generation hindurch, als einen äonischen
Bund, um zum Elohim für dich und deinen Samen nach dir zu sein« (1.Mose 17:7).
Der Prophet Micha bestätigte dies: »Du wirst dem Jakob Deine Wahrheit erweisen
und dem Abraham Deine Huld, wie Du unseren Vätern geschworen hast von den Tagen
der Vorzeit an« (Micha 7:20).
Von Mirjam und Elisabeth lesen wir im Übrigen
im Vers 56: »Mirjam blieb etwa drei Monate bei ihr; danach kehrte sie in ihr
Haus zurück.«
Die Geburt Johannes des
Täufers
»Für Elisabeth erfüllte sich dann die Zeit
ihrer Entbindung, und sie gebar einen Sohn. Sobald die Nachbarn und ihre
Verwandten hörten, dass der Herr Seine Barmherzigkeit an ihr groß gemacht
hatte, freuten sie sich mit ihr« (Verse 57+58).
Wir können die große Freude nachvollziehen
und freuen uns heute noch darüber, als wären wir dabei, wie es denn heißt: »Es
gilt, sich zu freuen mit den Freudevollen« (Röm.12:15).
Wie sich aufgrund von Lukas 1:5 errechnen
lässt, wurde das Kind in der ersten Hälfte des März im Jahr 3 v. Chr. geboren.
Die Namensgebung
»Als sie dann am achten Tag kamen, um das
Knäblein zu beschneiden, wollten sie es nach dem Namen seines Vaters Zacharias
nennen. Doch seine Mutter antwortete: Nein, er soll Johannes heißen! - Da
sagten sie zu ihr: Es ist niemand in deiner Verwandtschaft, der mit diesem
Namen genannt wird. - Und sie winkten seinem Vater zu, wie er ihn nennen wolle.
Der forderte ein Täfelchen und schrieb darauf: Johannes ist sein Name! - Da
erstaunten sie alle. Und auf der Stelle wurde sein Mund aufgetan und seine
Zunge gelöst; er sprach und segnete Gott« (Verse 59-64).
Die Knäblein waren gemäß 3.Mose 12:3 am
achten Tag ihrer Geburt am Fleisch ihrer Vorhaut zu beschneiden.
Den Namen hatte Gott durch den Boten Gabriel
bestimmt (Luk.1:13). Johannes (hebr. Jochanan) bedeutet: Jewe ist gnädig oder:
Jewes Gnade.
Nachdem Zacharias sich zu dem Namen bekannt
hatte, wurde seine Zunge gelöst, wie Gabriel es angesagt hatte (Luk.1:20). Der
Name passte gar nicht zur Familientradition; etwas Neues sollte beginnen.
Johannes hat nicht nur einen besonderen Namen, sondern auch einen besonderen
Auftrag, den Gabriel bereits deutlich beschrieben hatte (Luk.1:16,17).
Und Zacharias segnete Gott, wie der Psalmist
David es vorgezeichnet hatte: »Jubeln soll meine Zunge ob Deiner Gerechtigkeit.
Jewe, meine Lippen wollest Du öffnen, damit mein Mund Deinen Ruhm kundtue. Denn
nicht begehrst Du ein Opfer, dass ich es darbringen sollte; eine Aufsteignahung
würdest Du nicht annehmen. Die Opfer für Elohim sind ein zerbrochener Geist;
ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz, Elohim, wirst Du nicht verachten«
(Ps.512:16-19). - Durch die lange Zeit der Stummheit gedemütigt, brachte
Zacharias jetzt sein neues Herz Gott dar.
Furcht ergriff alle
»Da ergriff Furcht alle um sie her Wohnenden,
und im gesamten Bergland Judäas besprach man alle diese Dinge. Alle, die davon
hörten, nahmen es sich zu Herzen und sagten: Was wird wohl aus diesem Knäblein
werden? - Denn die Hand des Herrn war mit ihm« (Verse 65+66).
Diese
Begebenheiten fachten die Erwartung des Messias mächtig an!
Der Lobpreis des
Zacharias
»Und Zacharias, sein Vater, wurde mit
heiligem Geist erfüllt und redete prophetisch: Gesegnet sei der Herr, der Gott
Israels, weil Er Sein Volk aufsucht, ihm Erlösung verschafft und uns ein Horn
der Rettung im Hause Davids, Seines Knechtes, aufrichtet, so wie Er durch den
Mund Seiner heiligen Propheten gesprochen hat, die vom Äon an waren« (Verse
67-70).
Heiliger Geist war vor Pfingsten des Jahres
32 n. Chr. noch nicht gegeben, sondern nur auf einzelne Propheten, Priester und
Könige gekommen. Hier geschah dieses Wunder wieder.
Zacharias erkannte, dass die Geburt des
Johannes eine besondere Zuwendung Gottes zu Israel war und den Weg
vorbereitete, dass dem Volk Erlösung und Rettung zuteil wird. Der Bote Gabriel
hatte bei der Ankündigung der Geburt ja gesagt: »Viele der Söhne Israels wird
er zu dem Herrn, ihrem Gott, zurückführen; und er wird vor Seinen Augen in dem
Geist und der Kraft des Elia vorausgehen, um die Herzen der Väter umzuwenden zu
den Kindern und die Widerspenstigen zur Besonnenheit der Gerechten, um dem
Herrn ein Volk zuzurichten und bereit zu machen« (Luk.1:16,17). Außerdem wusste
Zacharias von Maria, dass sie den Sohn Gottes gebären werde.
Vom Horn der Rettung sprach Zacharias. »Horn«
steht für Stärke, so wie die Hörner eines Stiers seine Kraft darstellen. Das
Horn der Rettung, das im Hause Davids aufgerichtet wird, ist mithin eine
kraftvolle, absolut sichere Rettung, die durch einen Nachkommen Davids - Maria
stammte von David ab (Luk.3:32) - kommt.
Die Propheten, die vom Äon an waren, hatten
dies so ausgesprochen, zum Beispiel Jeremia. »Siehe: Tage kommen - Treuewort
Jewes -, da lasse Ich dem David einen gerechten Spross erstehen; Er wird als König
regieren und klug handeln und Recht und Rechtfertigung im Lande üben. In Seinen
Tagen wird Juda gerettet werden und Israel in Sicherheit wohnen. Und dies ist
Sein Name [der des Sprosses], mit dem man Ihn nennen wird: Jewe, unsere
Gerechtigkeit!« (Jer.23:5,6).
»Rettung von unseren
Feinden«
Zacharias sprach weiter:
»Rettung von unseren Feinden und Bergung aus
der Hand aller, die uns hassen; um Barmherzigkeit an unseren Vätern zu erweisen
und Seines heiligen Bundes zu gedenken und des Eides, den Er Abraham, unserem
Vater, geschworen hat; uns zu geben, dass wir aus der Hand unserer Feinde
geborgen werden und Ihm furchtlos Gottesdienst darbringen in huldvoller
Heiligkeit und Gerechtigkeit vor Seinen Augen alle unsere Tage« (Verse 71-75).
Immer wieder musste Israel Furcht vor Hassern
und Feinden haben und unter ihrer Bedrückung Gottesdienst darbringen. Im
Königreich werden sie es furchtlos tun können. Mit der Erwartung des Messias
war auch die ihrer politischen Freiheit verbunden.
Israel hat viele Feinde, weil der Geist der
Welt keine Heiligen vertragen kann. Der Satan, der Feind, will Israel vernichten, weil selbst ein widerspenstiges
und abtrünniges Israel immer noch an den wahren Gott erinnert.
Zacharias war überzeugt, dass Gott Seines
Bundes mit Abraham gedenken wird. Jewe hatte dem Abraham gesagt: »Ich habe
Meinen Bund zwischen Mir und dir und deinem Samen nach dir aufgerichtet, durch
ihre Generationen hindurch, als einen äonischen Bund, um zum Elohim für dich
und deinem Samen nach dir zu sein« (1.Mose 17:7). Und: »Ich habe bei Mir Selbst
geschworen, erklärt Jewe, dass, weil du diese Sache getan und deinen Sohn,
deinen einzigen, Mir nicht vorenthalten hast, Ich dich segnen, ja segnen und
deinen Samen mehren, ja mehren werde wie die Sterne der Himmel und wie den
Sand, der am Gestade des Meeres ist. Und dein Same soll das Tor seiner Feinde
einnehmen, und alle Nationen der Erde werden sich in deinem Samen segnen
insofern, weil du auf meine Stimme gehört hast« (1.Mose 22:16-18).
Auch der Psalmist ist sich dessen gewiss: »Er
gedenkt Seines Bundes für den Äon - des Wortes, das Er geboten hat für tausend
Generationen -, den Er geschlossen hat mit Abraham« (Ps.105:8,9).
Ja, Gott erfüllt den Bund, den Er dem Abraham
geschworen hat, auch wenn das Volk sich wiederholt von Ihm abgewandt hatte und
Götzen nachgelaufen war.
Und wenn der Messias gekommen ist, dann wird
das gesamte auserwählte, geheiligte und priesterliche Volk furchtlos
Gottesdienst in huldvoller Heiligkeit und Gerechtigkeit darbringen.
Das zukünftige Wirken
des Johannes
Zacharias beendete seine Lobpreisungen mit
Worten über Johannes und dessen Wirken:
»Du aber, Knäblein, wirst Prophet des
Höchsten heißen; denn du wirst vor den Augen des Herrn hergehen, um Seine Wege
zu bereiten und Seinem Volk Erkenntnis der Rettung durch die Erlassung ihrer
Sünden zu geben, um der innigsten Barmherzigkeit unseres Gottes willen, mit der
uns der Aufgang aus der Höhe aufsucht, um denen zu erscheinen, die in
Finsternis und Todesschatten sitzen, und unsere Füße auf den Weg des Friedens
zu richten« (Verse 76-79).
Johannes wird ein Prophet sein - seine Worte
werden die Worte Gottes sein. Seit Maleachi, der um 440 v. Chr. wirkte, war
kein Prophet mehr in Israel aufgetreten. Johannes wird der Prophet des Höchsten
sein, Jesus dagegen ist der Sohn des Höchsten (Luk.1:32).
Er wird vor den Augen des Herrn Jesus
hergehen, um Seine Wege zu bereiten, wie es in Maleachi 3:1 heißt: »Siehe, Ich
sende Meinen Beauftragten, und er bereitet Mir angesichts den Weg.« Johannes
wird, wie durch Jesaia angesagt, die Stimme eines Rufers sein: »In der Wildnis
bereitet den Weg des Herrn! Macht Seine Straßen gerade!« (Mat.3:3; Mark.1:3;
Luk.3:4).
Johannes bringt nicht die Rettung, sondern -
wie Zacharias sagte - die Erkenntnis der Rettung durch die Erlassung der
Sünden. So heroldete der Täufer sodann »die Taufe der Umsinnung zur Erlassung
der Sünden« (Mark.1:4; Luk.3:3) und vermittelte Israel die Erkenntnis der
Rettung, indem er auf den Retter Jesus zeigte und sprach: »Siehe, das Lamm
Gottes, das die Sünde der Welt auf Sich nimmt« (Joh.1:29).
Dies geschieht um der innigsten
Barmherzigkeit Gottes willen, dessen Erbarmungen, Huld und Güte bereits Jesaia
pries (Jes.63:7).
Um dieser Barmherzigkeit willen wird der
Aufgang aus der Höhe Israel aufsuchen, der vom Himmel kommende, aufgehende
Morgenstern, Jesus, der Messias (2.Pet.1:19), der Stern aus Jakob (4.Mose
24:17).
Und denen, die in Finsternis und
Todesschatten sitzen, in der Nacht der Unwissenheit und unter der Herrschaft
des Todes, wird das Licht aufgehen (Jes.9:1; Mat.4:16), Jesus, das Licht der
Welt (Joh.8:12). Jesus wird über Jerusalem aufstrahlen und Seine Herrlichkeit
wird über der Stadt erscheinen (Jes.60:2).
Jesus, das Licht aus dem Himmel, wird die
Füße der Juden auf den Weg des Friedens richten; Er wird ihnen Frieden bringen
und sie mit Seinem Geist und einem neuen Herzen ausstatten (Hes.36:26), sodass
sie Frieden halten und Frieden stiften können.
Johannes wuchs heran
Unser Schriftabschnitt schließt mit Vers 80:
»Das Knäblein aber wuchs heran und wurde
standhaft im Geist. Bis zum Tag seines Auftretens vor Israel war Johannes in
der Wildnis.«
In der Einöde festigte der dem Johannes
innewohnende Geist Gottes ihn durch die heiligen Schriften und seine Gebete. In
der Stille vor dem Angesicht Gottes übte er sich in seine zukünftige Aufgabe
ein.
Die Geburt Jesu
(Lukas 2)
»In jenen Tagen geschah es, dass vom Kaiser
Augustus ein Erlass ausging, die gesamte Wohnerde einzutragen. Diese erste Eintragung
wurde vorgenommen, als Quirinius als kaiserlicher Legat in Syrien regierte. Da
zogen alle in ihre Heimat, um sich dort eintragen zu lassen, ein jeder in
seiner Stadt« (Verse 1-3).
Im Spätsommer und Herbst des Jahres 3 v. Chr.
fand eine der regelmäßigen Einschreibungen statt, um alle Rechte und Pflichten
auf der gesamten Erde (gemeint ist das römische Imperium) festzustellen. Es war
die erste der beiden Einschreibungen, die unter der Leitung des
Sonderbeauftragten Quirinius vorgenommen wurde; die zweite leitete er sodann in
den Jahren 6/7 n. Chr.
Da Rom im Jahr 2 v. Chr. sein 750-jähriges
Bestehen feierte und dem Kaiser Augustus bei dieser Gelegenheit der Titel
»Pater Patriae« verliehen werden sollte, erging im Jahr zuvor der Erlass
(wörtlich Dogma, grundsätzliche Festsetzung), der jedermann zur Erklärung der
Loyalität gegenüber dem Kaiser vorgelegt wurde. Der Titel wurde ihm am 5.2.2 v.
Chr. verliehen.
Jesu Geburt
»So zog auch Joseph von Galiläa aus der Stadt
Nazareth nach Judäa hinauf in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt (weil er
aus dem Haus und der Familie Davids war), um sich mit Mirjam, der ihm verlobten
Frau, eintragen zu lassen; sie war guter Hoffnung. Während sie dort waren,
erfüllten sich dann die Tage ihrer Entbindung, und sie gebar einen Sohn, den
erstgeborenen, wickelte Ihn in Windeln und legte Ihn in eine Krippe, weil in
der Ausspannung sonst kein Platz für sie war« (Verse 4-7).
Jesus sollte in Bethlehem, das auch Ephrata
genannt wird (1.Mose 35:19), geboren werden. Und so geschah es von dem, der
alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt (Eph.1:11). Der Prophet Micha
hatte es gesagt: »Und du, Bethlehem Ephrata, zu gering, um unter den
Tausendschaften Judas befunden zu werden, aus dir wird Mir der herausgehen, der
Herrscher über Israel werden soll, und Seine Herausgehungen sind von der
Vorzeit an, von den Tagen des Äons an« (Micha 5:1). Gott hatte zu einem
bestimmten Anfang Sein Wort, Jesus, erschaffen (Joh.1:1). Jesus ist der
Ursprung der Schöpfung Gottes (Off.3:14). Er ist vom Niederwurf der Welt an
geschlachtet (Off.13:8; 1.Pet.1:20), von jenem Äon an getrankopfert (Spr.8:23).
Als Er in die Welt kam, sagte Er: »Siehe, Ich treffe ein, um Deinen Willen, o
Gott, zu tun« (Heb.10:9).
Bethlehem ist die Stadt Davids, weil er von
dort stammt (1.Sam.16:1). Mit »Ausspannung« wurde eine Herberge bezeichnet,
weil man dort alles Gepäck ablegen konnte.
Jesus ist der erstgeborene Sohn Marias; sie
bekam noch weitere Kinder (Mat.12:46; 13:55,56; Joh.2:12; 7:3).
Jesus ist geboren, der Sohn Gottes, der,
wiewohl Er reich ist, um unsertwillen arm wurde, damit wir durch dessen Armut
reich würden (2.Kor.8:9). Jesus hatte Sich der Herrlichkeit Gottes (Joh.17:5)
und der Gestalt Gottes entäußert, Sich Selbst erniedrigt und die Gestalt eines
Sklaven angenommen, Er wurde den Menschen gleichgestaltet und in der Art und
Weise wie ein Mensch erfunden (Phil.2:6-8).
Irenäus, Origenes und Tertullian schreiben,
dass Jesus im 41. Jahr der Regierung des Augustus, mithin im Jahr 3 v. Chr.
geboren wurde. Die konsularische Gewalt wurde ihm im Jahr 43 zuerkannt. Dieses
zählt als erstes Regierungsjahr.
Johannes der Täufer war in der ersten Hälfte
des März 3 v. Chr. geboren worden, unser Herr somit gegen Mitte September 3 v.
Chr., genau gesagt am 1. Etanim (1.Tischri), das war der 11. September, der Tag
des Trompetenjauchzens oder Posaunenblasens (3.Mose 23:24; 4.Mose 10:2,3;
29:1), von dem an die Könige ihre Regierungszeit rechneten, der Tag, der Jesus
zukommt. Dies ergibt sich auch aus Offenbarung 12:1,2: Die Stellung des Mondes
unter dem Sternbild Virgo (Jungfrau) war nur am 11.9. gegeben.
Die Verkündigung an die
Hirten
»In derselben Gegend waren Hirten bei den
Feldhürden und bewachten in Nachtwachen ihre Herde. Und siehe, ein Bote des
Herrn trat zu ihnen, und die Herrlichkeit Gottes umstrahlte sie; da fürchteten
sie sich, und ihre Furcht war groß. Der Bote sagte zu ihnen: Fürchtet euch
nicht, denn siehe, ich verkündige euch eine große Freudenbotschaft, die für das
gesamte Volk sein wird: Euch ist heute der Retter geboren, welcher Christus der
Herr ist, in der Stadt Davids. Und dieses sei für euch das Zeichen: Ihr werdet
ein Kind finden, das in Windeln gewickelt ist und in einer Krippe liegt« (Verse
8-12).
Welch ein Zeichen! In einer Krippe liegend hatte
wohl noch niemand ein Neugeborenes gesehen.
Die Freudenbotschaft ist für das gesamte
Volk, und zwar das Volk Israel: Ihnen ist heute der geboren, der ihnen
verheißen war und den sie erwarteten: der Retter von inneren und äußeren
Bedrängnissen, aus Sünde und Tod, zum äonischen Leben. Dieser ist der Christus,
der Messias, der Gesalbte Gottes, der Segensträger Gottes und Segensbringer.
Dieser ist der Herr, der das Königreich aufrichten wird und dem Gott alle
Gewalt und Herrschaft im Himmel und auf der Erde geben wird.
Mit den Worten des Propheten Jesaia stimmen
wir in die Freude der Hirten ein: »Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns
gegeben! Und die Fürstenmacht wird auf Seiner Schulter ruhen. Und Er nennt
Seinen Namen Wunderbar, Ratgeber, El, Mächtiger, Vater der Zukunft, Fürst des
Friedens. Der Mehrung der Fürstenmacht und des Friedens ist kein Ende auf dem
Thron Davids und über Seinem Königreich, es zu festigen und es zu stützen mit
Zurechtbringung und Rechtfertigung von nun an bis zum Äon. Der Eifer Jewes der
Heerscharen wird dies tun« (Jes.9:5,6).
Der Lobpreis der
himmlischen Scharen
»Unversehens befand sich bei dem Boten eine
Menge der himmlischen Heerschar, die lobten Gott und sagten: Verherrlichung sei
Gott inmitten der Höchsten und auf Erden Friede in den Menschen des
Wohlgefallens!« (Verse 13+14).
Verherrlichung sei Gott, Seine Herrlichkeit
werde gepriesen, denn sie ist für die Augen des Glaubens an dem Kindlein in der
Krippe sichtbar, sie ist an der Sendung und Dahingabe Seines Sohnes erkennbar.
Auch die himmlischen Heerscharen lobpreisen
Gott, denn auch sie sind an der Rettung der Menschen und der Bewohner der
Himmel interessiert oder, mit Petrus gesagt: am Evangelium, »in welches auch
die Boten zu spähen begehren« (1.Pet.1:20). Ihr Lobpreis ist in Psalm 148:1,2
vorgezeichnet: »Lobet Je! Lobet Jewe von den Himmeln, lobet Ihn in den Höhen!
Lobet Ihn, all Seine Boten, lobet Ihn, all Sein Heer!«
Friede sei in den Menschen des Wohlgefallens,
wörtlich: des Wohlmeinens, in denen also, die das Gute beabsichtigen, an denen
Gott somit sein Wohlgefallen hat. Der Friede Gottes erfülle jene Menschen, »die
Ihm dienen, die tun, was Ihm wohlannehmbar ist« (Ps.103:21). - Uns heute, die
wir in der dem Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Verwaltung leben
(Eph.3:2), wird der Friede Gottes allein durch Glauben und allein in der Gnade
zuteil (Röm.3:24; 5:1).
Die Hirten gingen hin
»Als die Boten von ihnen fort und in den
Himmel gegangen waren, sprachen die Hirten zueinander: Auf jeden Fall sollten
wir nach Bethlehem hinübergehen und sehen, was dort geschehen ist - diese
Dinge, die der Herr uns bekannt gemacht hat. - So gingen sie eilends hin und
fanden Mirjam wie auch Joseph mit dem Kind, das in der Krippe lag. Als sie es
gesehen hatten, machten sie den Ausspruch bekannt, den man zu ihnen über dieses
Knäblein gesagt hatte. Alle, die es hörten, waren erstaunt über das, was die
Hirten zu ihnen sprachen. Mirjam aber bewahrte alle diese Reden und durchdachte
sie in ihrem Herzen. Dann kehrten die Hirten wieder zurück und verherrlichten
und lobten Gott für alles, was sie gehört und gewahrt hatten, wie es zu ihnen
gesprochen war« (Verse 15-20).
Nun priesen auch die Hirten Gott. Sie
glaubten, darum sprachen sie auch (Ps.116:10; 2.Kor.4:13) und verbreiteten die
Kunde.
Maria durchdachte alles, was sie gehört
hatte, um den Heilsvorsatz Gottes völlig zu erkennen. Viele Jahre später wird
sie Lukas berichtet haben.
Die Beschneidung Jesu
»Als die acht Tage zu Seiner Beschneidung
erfüllt waren, gab man Ihm auch den Namen »Jesus«, wie Er schon von dem Boten
genannt worden war, bevor Er im Mutterleib empfangen wurde« (Vers 21).
Die Beschneidung war das Bundeszeichen
zwischen Jewe, dem Elohim Israels, und Seinem Volk und wies auf die
Nichtsnutzigkeit des Fleisches hin. Jeder Neugeborene war am achten Tag nach
der Geburt an der Vorhaut zu beschneiden (1.Mose 17:10,12; 3.Mose 12:3).
Der Name »Jesus« war von dem Boten Gabriel
bei der Ankündigung der Geburt angeordnet worden (Luk.1:31). »Jesus« bedeutet:
Jewe, der Retter. Jewe ist der unvergängliche Gott, der durch Jesus, die
Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit (Heb.1:3), erkennbar ist.
Die Darstellung Jesu in
der Weihestätte und das
Reinigungsopfer der
Eltern
»Als dann die vierzig Tage ihrer Reinigung
nach dem Gesetz des Mose erfüllt waren, brachten sie Ihn nach Jerusalem hinauf,
um Ihn dem Herrn darzustellen, so wie im Gesetz des Herrn geschrieben steht:
Jeder Männliche, der den Mutterleib auftut, soll dem Herrn geheiligt heißen.
Auch wollten sie das im Gesetz des Herrn vorgeschriebene Opfer bringen: ein
Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben« (Verse 22-24).
Von zwei Dingen ist hier die Rede: von der
Darstellung Jesu in der Weihestätte und dem Reinigungsopfer der Eltern. Die
Darstellung ist in 2.Mose 13:2 verfügt: »Jewe sprach zu Mose: Heilige Mir jeden
männlichen Erstgeborenen, jede Erstgeburt des Mutterleibs unter den Söhnen
Israels, vom Menschen wie vom Haustier: Es gehört Mir!« Zur Erinnerung an die
Auslösung der Erstgeborenen Israels vom Tode durch das Blut eines Lammes
(2.Mose 12:3-13) in der Nacht, als Jewe alles Erstgeborene in Ägypten tötete
(2.Mose 12:29), war ein Neugeborener für fünf Schekel Silber vom Tode
loszukaufen (2.Mose 13:11-15; 4.Mose 18:16).
Eine Wöchnerin war nach 3.Mose 12 im Falle
eines männlichen Kindes vierzig Tage lang unrein. Nach der Darbringung der
Opfergabe, eines einjährigen Lammes als Aufsteignahung (Brandopfer, ein
Huldigungsopfer) und einer Taube als Sündopfer - arme Leute wie Joseph und
Maria brauchten nur zwei Tauben darzubringen - erklärte der Priester die Frau
für rein.
Simeon
»Und siehe, es war ein Mann namens Simeon in
Jerusalem; dieser Mann war gerecht und ehrfürchtig, er schaute nach dem
Zuspruch Israels aus, und heiliger Geist war auf ihm. Nun war ihm vom Geist, dem
heiligen, Weisung gegeben worden, er solle den Tod nicht gewahren, ehe er den
Christus des Herrn gewahrt habe. Durch den Geist kam er in die Weihestätte; und
als die Eltern ihr Knäblein Jesus hereinbrachten, um für Ihn nach der gewohnten
Vorschrift des Gesetzes zu verfahren, nahm auch er es in seine Arme« (Verse
25-28
a).
Simeon war auf Anregung des durch Seinen
Geist handelnden Gottes zum richtigen Zeitpunkt in die Weihestätte gekommen. Er
war ein wahrer Israelit, der in den Worten von 1.Mose 49:18 lebte: »Auf Deine
Rettung, Jewe, bin ich in Erwartung« und in denen von Psalm 119:166: »Ich
schaue nach Deiner Rettung aus, Jewe.« Er schaute nach dem Zuspruch Israels
aus, war ständig bereit, ihn zu empfangen. Der verheißene Messias ist der
Zuspruch in Person, der Freiheit und Frieden bringen, Sich der Elenden erbarmen
und die geistliche Erneuerung des Volkes bewirken würde.
Simeons prophetisches
Wort
»(Simeon) segnete Gott und sprach: Nun, mein Eigner,
entlässt Du Deinen Sklaven Deinem Ausspruch gemäß in Frieden; denn meine Augen
gewahren Deine Rettung, die Du vor dem Angesicht aller Völker bereitet hast,
ein Licht zur Enthüllung für die Nationen und zur Herrlichkeit für Dein Volk
Israel. - Sein Vater und Seine Mutter waren voller Staunen über das, was da von
Ihm (Jesus) gesagt wurde« (Verse 28 b-33).
Wohl wussten Joseph und Maria, dass Jesus,
der Sohn Gottes, die Rettung ist, wie der Psalmist sagt: »Ja, nahe ist Seine
Rettung denen, die Ihn fürchten, damit Herrlichkeit zelte in unserem Land«
(Ps.85:10), sie kannten den Ausspruch Jesaias: »Siehe, Ich gebe Dich zum Licht
der Nationen, zu werden Meine Rettung bis zu den Enden der Erde« (Jes.49:6;
42:6; 52:10; Ps.98:2) und selbstverständlich wussten sie, dass Er Israel die
Herrlichkeit bringen wird (Jes.40:5; 60:1; Röm.9:4), und gleichwohl konnten sie
nur immer wieder darüber staunen. Mögen auch wir aus dem Staunen über unsere
Rettung, über das Heilswerk Gottes in Christus Jesus, nie herauskommen!
Simeons Wort an Mirjam
»Simeon aber segnete sie (die Eltern) und
sagte zu Mirjam, Seiner Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum
Aufstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird. (Aber
auch durch deine Seele wird eine Klinge dringen.) Damit sollen aus vielen
Herzen die Erwägungen enthüllt werden« (Verse 34+35).
An Jesus scheiden sich die Geister. Für die
Juden ist Er etwas Anstoßerregendes, für die Nationen eine Torheit, für uns
aber Gottes Kraft und Gottes Weisheit (1.Kor.1:23,24). An Jesus kommt man zum
Leben oder zum Fall. Jesaia sagt es bereits: »Und Er wird zum Heiligtum und zum
Stein des Anstoßes und zum Felsen des Strauchelns für beide Häuser Israels, zum
Klappnetz und zur Schlinge für die Einwohner Jerusalems. Und viele unter ihnen
werden straucheln, werden fallen und zerbrechen, werden in der Schlinge
gefangen und sich verfangen« (Jes.8:14,15). Paulus schreibt: »Da es nicht aus
Glauben, sondern aus Gesetzeswerken geschieht, stoßen sie sich an dem Stein des
Anstoßes, so wie geschrieben steht: Siehe, Ich lege in Zion einen Stein des
Anstoßes und einen Felsen des Strauchelns; und wer an Ihn glaubt, wird nicht
zuschanden werden« (Röm.9:32,33).
Und widersprochen wird dem Herrn Jesus
Christus werden. In Hebräer 12:3 wird dies zu einem Zuspruch für uns: »So
betrachtet denn den, der solch einen Widerspruch von den Sündern erduldet hat,
als Er unter ihnen war, damit ihr nicht wankt und in euren Seelen ermattet«.
Zwar wird alles offenbar werden (Spr.26:26;
Luk.8:17; Röm.2:16; 1.Kor.4:5; Eph.5:13), nach Gottes Weisheit aber sollen die
Erwägungen der Herzen gerade an der Stellung zu Jesus enthüllt werden.
Und Maria wird den Schmerz der Kreuzigung
ihres Sohnes ertragen müssen (Joh.19:25). Simeon sprach von einer sie durchdringenden
Klinge, wusste also um den leidenden Gottesknecht (Jes.50:6; 52:13-53:12).
Die Prophetin Hanna
»Auch die Prophetin Hanna war da, eine
Tochter Phanuels aus dem Stamm Asser. Diese, an Tagen weit vorgeschritten,
hatte seit ihrer Jungfrauschaft nur sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt. Sie war
jetzt eine Witwe von etwa vierundachtzig Jahren, die sich nicht von der
Weihestätte entfernte, Nacht und Tag unter Fasten und Flehen Gottesdienst
darbringend. Zur selben Stunde trat auch sie herzu, huldigte Gott und sprach
von Ihm zu allen, die in Jerusalem nach der Erlösung ausschauten« (Verse
36-38).
Es sei am Rande betont, dass in Israel immer
alle zwölf Stämme vertreten waren und sind, nicht nur von den Nordstämmen der
Stamm Asser (siehe Artikel »Israel, das Zwölf-Stämme-Volk« auf meiner Website
www.people.freenet.de/biblische_lehre).
Auf Hanna traf zu, was in den Klageliedern
3:25,26 geschrieben steht: »Gut ist Jewe zu denen, die auf Ihn harren, der
Seele, die nach Ihm forscht. Es ist gut, sowohl erwartend als auch still zu
sein auf die Rettung Jewes hin.« Hanna war eine der Gerechten, die in Psalm
92:14-16 erwähnt werden: »Gepflanzt im Haus Jewes, werden sie knospen in den
Vorhöfen unseres Elohim. Sie erzeugen noch Frucht, wenn sie schon grauhaarig
sind; sie sind kraftvoll und frisch genug, um zu verkündigen, dass Jewe
aufrichtig ist.«
Hanna sprach von Ihm, Jesus, dem gekommenen
Messias, zu allen, die nach der Erlösung ausschauten, von der Jesaia geredet
hatte: »Brecht in Jubel aus! Jauchzet vereint, ihr verwüsteten Stätten
Jerusalems! Denn Jewe tröstete Sein Volk, Er erlöste Jerusalem!« (Jes.52:9).
Rückkehr nach Nazareth
»Als sie alles nach dem Gesetz des Herrn
vollendet hatten, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazareth zurück« (Vers
39).
Nach der Geburt Jesu am 11. 9. (1.Etanim) des
Jahres 3 v. Chr., der Beschneidung am 18. 9. und nun Seiner Darstellung in der
Weihestätte am 21. 10. (10. Bul) kehrte die Familie nach Nazareth zurück.
Das Knäblein wuchs
»Das Knäblein aber wuchs heran und wurde
standhaft [im Geist], mit Weisheit erfüllt, und die Gnade Gottes war auf Ihm«
(Vers 40).
Jesus wuchs heran wie jedes andere
Menschenkind, da aber Gottes Gnade auf Ihm war und Er Sich mit dem
geistgewirkten Wort befasste, wurde Er innerlich außergewöhnlich gefestigt, ja
mit Weisheit erfüllt, wofür Lukas in den Versen 42 bis 49 ein Beispiel
schildert.
Die Anbetung der Magier
»Seine Eltern gingen nun jährlich zum
Passahfest nach Jerusalem« (Vers 41).
Dreimal im Jahr, nämlich zum Passahfest, zum Pfingstfest
und zum Laubhüttenfest, hatte jeder männliche Israelit vom vollendeten 13.
Lebensjahr an in der Weihestätte vor Jewe zu erscheinen (2.Mose 23:14-19;
34:23; 3.Mose 23; 5.Mose 16:16).
Anlässlich des Passahs des Jahres 2 v. Chr.
im März/April (Nisan) wohnten Joseph und Maria in einem Haus in Bethlehem, als
die Magier aus dem Morgenland kamen, um den König der Juden anzubeten. Dies und
die Flucht der Familie nach Ägypten sowie der Kindermord des Herodes in
Bethlehem sind in Matthäus zwei nachzulesen. Nach dem Tod des Königs Herodes I
am 28.1.1 v. Chr. kehrte die Familie aus Ägypten nach Nazareth zurück
(Mat.2:19-21).
Der zwölfjährige Jesus
in der Weihestätte
»Als Er zwölf Jahre alt war, zogen sie wieder
nach Jerusalem zum Fest hinauf, wie es ihre Gewohnheit war. Doch als sie sich
nach Abschluss der Tage auf den Rückweg machten, blieb der Knabe Jesus in
Jerusalem zurück. Seinen Eltern war das aber nicht bekannt. Da sie meinten, Er
sei bei der Karawane, zogen sie eine Tagesreise weit mit und suchten unter den
Verwandten und Bekannten nach Ihm. Als sie Ihn nicht fanden, kehrten sie nach
Jerusalem zurück und suchten dort nach Ihm. Nach drei Tagen fanden sie Ihn in
der Weihestätte; Er saß inmitten der Lehrer, hörte ihnen zu und stellte Fragen
an sie. Alle aber, die Ihn hörten, waren über Sein Verständnis und Seine
Antworten außer sich vor Staunen« (Verse 42-47).
Jesu geistliches Verständnis wird sich dem
des Psalmisten angenähert haben, der einst bezeugte: »Ich habe mehr Einsicht
erlangt als all meine Lehrer, denn Deine Zeugnisse sind mein Nachsinnen. Ich
verstehe mehr als die Ältesten, denn ich bewahre Deine Vorschriften«
(Ps.119:99,100).
»In den Dingen Meines
Vaters«
»Als seine Eltern Ihn gewahrten, verwunderten
sie sich darüber, und Seine Mutter sagte zu Ihm: Kind, warum hast Du uns so
etwas angetan? Siehe, Dein Vater und ich haben Dich mit Schmerzen gesucht! - Da
sagte Er zu ihnen: Warum habt ihr Mich denn gesucht? Wusstet ihr nicht, dass
Ich in den Dingen Meines Vaters sein muss? - Aber sie verstanden diese Rede
nicht, die Er zu ihnen sprach« (Verse 48-50).
Es war das zentrale Anliegen des
Zwölfjährigen, in den Dingen Seines Vaters zu sein, Sich mithin im Hause Seines
Vaters - das ist die Weihestätte (Ps.27:4; Joh.2:16) - aufzuhalten, vor allem
aber, Bescheid zu wissen über das Wort und den Heilsvorsatz Seines Vaters, um
darin erfahren zu werden. Schließlich sollte Er zukünftig nicht eine eigene,
sondern die Lehre Seines Vaters, der Ihn gesandt hatte, verkündigen (Joh.7:16).
Jesus sprach von Gott als Seinem Vater. Er
war Sich also dessen bewusst, dass Er Gottes Sohn ist. Völlig in Gott, Seinem
Vater, wollte Er leben. Der Wille Seines Vaters sollte Seine Speise werden
(Joh.4:34).
Jesus ordnete Sich unter
»Dann zog Er mit ihnen hinab, kam nach
Nazareth und ordnete Sich ihnen unter. Seine Mutter aber bewahrte alle diese
Reden sorgfältig und durchdachte sie in ihrem Herzen. Und Jesus machte
Fortschritte in der Weisheit, bis Er voll erwachsen war, auch in der Gnade bei
Gott und den Menschen« (Verse 51+52).
Voll erwachsen war man in Israel mit dreißig
Jahren (Luk.3:23).
Im Gehorsam vor Seinem Gott und Vater ordnete
Jesus Sich Seinen irdischen Eltern unter (2.Mose 20:12). So lernte Er den
Gehorsam - bis hin zum Kreuzestode (Phil.2:8; Heb.5:8).
Das Wirken Johannes des
Täufers
(Lukas 3)
»Im fünfzehnten Jahr der Regierung des
Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus als Prokurator in Judäa regierte und
Herodes Vierfürst von Galiläa war (sein Bruder Philippus Vierfürst der
Landschaft Ituräa und Trachonitis, und Lysanias Vierfürst von Abilene, unter
den Hohenpriestern Hannas und Kaiphas), da erging der Ausspruch Gottes an
Johannes, den Sohn des Zacharias, in der Wildnis« (Verse 1+2).
Kaiser Augustus starb am 19.8.14 n. Chr. An
diesem Tag begann die Regentschaft des Tiberius. Sein 15. Regierungsjahr währte
vom 19.8.28 bis 18.8.29. Da Jesus »etwa dreißig Jahre alt« war (Luk.3:23) - Er
war am 11.9.28 (1. Etanim 28) dreißig Jahre alt geworden - und dreieinhalb Jahr
lang wirkte, war es im Herbst 28 alsbald nach dem Laubhüttenfest (15.-22.
Etanim), dass Johannes der Täufer auftrat und Jesus von Jerusalem zum Jordan
hinabging.
Der Vierfürst Herodes Antipas regierte von 1
v. Chr. bis 39 n. Chr. Hoherpriester war Kaiphas. Hannas war von den Römern im Jahr
15 n. Chr. abgesetzt worden, wurde aber vom Volk weiterhin als der rechtmäßige
Hohepriester angesehen.
Deshalb nennt Lukas beide.
Der Rufer
»Darauf zog er durch die gesamte Gegend um
den Jordan und heroldete die Taufe der Umsinnung zur Erlassung der Sünden, wie
in der Rolle der Worte des Propheten Jesaia geschrieben steht: Stimme eines
Rufers: In der Wildnis bereitet den Weg des Herrn! Machet Seine Straßen gerade!
Jede Schlucht soll ausgefüllt und jeder Berg und Hügel soll erniedrigt werden,
die krummen Wege sollen zu geraden und die rauen zu glatten Wegen werden. Und
alles Fleisch wird die Rettung Gottes sehen!« (Verse 3-6).
Hier bekommen wir einen klaren Begriff von
der Wassertaufe: Das Untertauchen drückt die Umsinnung aus, die Umkehr vom alten
Verhalten und die Hinkehr zum Gott wohlgefälligen Wandel. Dies führte zur
Erlassung der Sünden. (Wir heute sind allein durch Glauben [weit weg] von allen
Sünden gerechtfertigt. An Schuld ist nicht mehr zu denken.) Johannes lehrte:
Ohne Umsinnung keine Vergebung, selbst wenn man nach dem Gesetz des Mose die
rituelle Reinigung von den Sünden erlangt haben sollte. Auf das Herz, auf die
Gesinnung kommt es an.
Der König kommt zu Israel! Machet Seine
Straßen vor Ihm gerade, damit Er ungehindert fahre! Bahnt Ihm den Weg in euren
Herzen!
Das Zitat stammt aus Jesaia 40:3-5.
Die Taufe des Johannes war etwas völlig
Neues, wurde aber als Botschaft Gottes verstanden und angenommen. Denn »das
Gesetz und die Propheten reichen bis auf Johannes. Von da an wird das Königreich
Gottes als Evangelium verkündigt« (Luk.16:16). Ohne Umsinnung kein Zugang zum
Königreich.
Bringt der Umsinnung
würdige Frucht!
»Er sagte daher zu den Scharen, die
hinauszogen, um sich von ihm taufen zu lassen: Otternbrut! Wer hat euch zu verstehen
gegeben, vor dem zukünftigen Zorn fliehen zu können? Bringt daher Frucht,
würdig der Umsinnung! Auch fangt nicht an, bei euch selbst zu sagen: Wir haben
Abraham zum Vater. - Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen
Steinen Kinder erwecken« (Verse 7+8).
Welch eine Verkündigung! Welch eine in Gott
gefestigte Persönlichkeit musste Johannes sein, um sagen zu können: Otternbrut!
(Bereits Jesaia hatte die Bösen mit Ottern verglichen; Jes.59:5; siehe auch
Mat.12:34.) Schlangen seid ihr, listig und giftig! Ihr seid Kinder des Satans
(Joh.8:44)! Ihr werdet dem Zorn Gottes nicht entrinnen, es sei denn, ihr sinnt
um und bringt der Sinnesänderung würdige Frucht. Ohne Heiligung und ohne edle
Werke wird niemand den Herrn sehen (Heb.12:14; 2.Pet.1:10).
Die Berufung auf Abraham - in dem Sinne, dass
ihm und seinen Nachkommen doch Rettung und Segen garantiert sei - reicht nicht.
Man muss auch Kind Abrahams sein, indem man Glauben und edle Werke hat. Jesus
wird ihnen alsbald vorhalten: »Wenn ihr Kinder Abrahams wäret, tätet ihr auch
die Werke Abrahams« (Joh.8:39). Wenn die Juden nicht wollen - Gott kann Sich
aus jedermann Kinder Abrahams erwecken.
Die Axt
Johannes fuhr fort: »Die Axt aber liegt schon
an der Wurzel der Bäume. Daher wird jeder Baum, der nicht edle Frucht trägt,
umgehauen und ins Feuer geworfen« (Vers 9).
Das Gericht, das über Leben und Tod für die
Äonen entscheidet, ist unausweichlich. Nur edle Früchte des Lebens zeigen an,
dass die Umsinnung echt war. Andernfalls wird man in die Gehenna des Feuers
geworfen (Mat.7:19; Joh.15:6).
Fragen aus der Menge
»Da fragte ihn die Volksmenge: Was sollen wir
nun tun? Er antwortete ihnen: Wer zwei Untergewänder hat, teile mit dem, der
keines hat; und wer Speisen hat, tue gleicherweise! - Dann kamen Zöllner, um
sich taufen zu lassen; auch sie sagten zu ihm: Lehrer, was sollen wir tun? Er
antwortete ihnen: Fordert nicht mehr ein, als euch verordnet ist! - Es fragten
ihn aber auch einige Kriegsknechte: Und was sollen wir tun? Da antwortete er
ihnen: Ihr sollt niemand ängstigen noch erpressen, und lasst euch an euren Kostrationen genügen!« (Verse
10-14).
Dies waren handfeste Beispiele für gute Werke
aufgrund der Änderung der Gesinnung. Die Zöllner und Soldaten sollten ihre
typischen Berufssünden aufgeben (und übrigens nicht ihren Beruf).
Taufe in Geist und Feuer
»Als das Volk sich über Johannes Hoffnungen
machte und alle in ihren Herzen erwogen, ob nicht er der Christus sei, nahm Johannes
das Wort und sagte ihnen allen: Ich zwar taufe euch in Wasser; es kommt aber
einer, der ist stärker als ich; und ich bin nicht würdig genug, Ihm die Riemen
Seiner Sandalen zu lösen; Er wird euch in heiligem Geist und Feuer taufen«
(Verse 15+16).
Eine
nachhaltige Umsinnung und überzeugende Früchte sind nur in der Kraft des
heiligen Geistes auf Dauer möglich. Darum weist Johannes nun auf Jesus hin,
dessen Vorläufer er ist. Jesus wird die Gläubigen in heiligem Geist und Feuer
taufen. Der heilige Geist ist der Geist Gottes, Geist von Gott, der Geist ist
(Joh.4:24). Wahre Kräftigung findet nur durch den Geist Gottes statt. Er wurde
zum Pfingstfest des Jahres 32 n. Chr. auf die Gläubigen ausgegossen
(Ap.
2). Und in Feuer wird Jesus sie taufen, mithin in Drangsalen von allem
Fleischlichen scheiden und sie zu Bewährten machen (Mal.3:3).
Er wird Seine Tenne
säubern
Des Weiteren sagte Johannes von Jesus: »Er
hat die Worfschaufel in Seiner Hand und wird Seine Tenne säubern und das
Getreide in Seine Scheune sammeln; die Spreu aber wird Er mit unauslöschlichem
Feuer verbrennen« (Vers 17).
Nichts Unreines wird in das Königreich
Christi hineinkommen; deshalb wird Er die Spreu vom Getreide trennen. Es
erfolgt eine klare Scheidung. Die Leichen der Untreuen werden in die Gehenna
des Feuers unterhalb von Jerusalem geworfen, wo ihr Wurm nicht stirbt und ihr
Feuer nicht erlischt, solange der Äon währt (Mat.5:30; Jes.66:24).
Johannes kam ins
Gefängnis
»Auch in anderer Weise sprach er nun dem Volk
vielfach zu und verkündigte das Evangelium. Der Vierfürst Herodes aber, der von
ihm wegen Herodias, der Frau seines Bruders Philippus, und wegen alles Bösen,
das Herodes verübt hatte, überführt worden war, fügte zu allem noch dies hinzu:
er ließ Johannes ins Gefängnis einschließen« (Verse 18-20).
Johannes warnte nicht nur vor dem Gericht,
sondern verkündigte auch die frohmachende Botschaft, die Umsinnung voraussetzt
und Jesus, das Lamm Gottes, das der Welt Sünde auf Sich nimmt, zum Mittelpunkt
hat, der allen an Ihn, den Sohn Gottes Glaubenden, das äonische Leben
vermittelt (Joh.1:29; 3:31-36).
Johannes überführte übrigens auch Herodes
Antipas von der Sünde, die Frau seines Bruders Philippus genommen zu haben
(Mat.14:3). Deshalb kam der Täufer in den Kerker. Dies geschah aber erst im
Jahr 30 n. Chr. Lukas greift hier weit vor.
Die Taufe Jesu
»Als das Volk sämtlich getauft war und auch
Jesus getauft wurde und betete, geschah es, dass sich der Himmel auftat und der
Geist, der heilige, körperlich wie eine Taube aussehend, auf Ihn herabstieg. Da
ertönte eine Stimme aus dem Himmel: Du bist Mein geliebter Sohn, an Dir habe
Ich Mein Wohlgefallen!« (Verse 21+22).
Jesus hatte eine Taufe der Umsinnung zur
Erlassung der Sünden nicht nötig. Mithin ließ Er Sich, ebenso wie Er für das
Volk starb, auch zugunsten des Volkes taufen. Deren Taufe hatte also in der
Taufe Jesu eine feste Basis.
Der vom Himmel herabkommende Geist Gottes
hatte ein körperliches Aussehen, war also sichtbar. Er kam auf Jesus, wie eine
Taube auf Ihn kommen würde. Der Geist erfüllte Ihn völlig, und zwar ohne Maß
(Joh.3:34), und verlieh Ihm die Kraft für alle Seine Aufgaben (Luk.4:18). Es
erfüllte sich Jesaia 11:2, wonach der Geist Jewes auf Ihm ruhen werde.
Gott der Vater, bestätigte vor allem Volk,
dass Jesus Sein Sohn ist. Auf diesen, den Verheißenen, sollen sie hören. Die
Stimme verband das Wort aus Psalm 2:7: »Jewe sagt zu Mir: Mein Sohn bist Du,
heute habe Ich Dich gezeugt« mit dem Wort aus Jesaia 42:1: »Siehe! Mein Knecht!
Aufrecht halte Ich Ihn! Mein Auserwählter, dem Meine Seele mit Wohlgefallen
zugewandt ist. Ich gebe Meinen Geist auf Ihn.«
Ein weiteres Mal wird Jesus sodann im Jahr 31
n. Chr. auf dem Berg der Verklärung vom Vater als der geliebte Sohn bestätigt
werden (Mat.17:5; Luk.9:35).
Der Stammbaum Jesu auf
der Linie der Maria
Mit den folgenden Versen 23 bis 28 gibt Lukas
uns den Stammbaum Jesu auf der Linie der Maria an, weil Jesus der Adam und Eva
im Garten Eden verheißene Same nicht des Mannes, sondern der Frau ist (1.Mose
3:15). In Matthäus 1:1-16 findet man den Stammbaum Jesu auf der Linie des
Joseph.
»Als Jesus Sein Wirken begann, war Er Selbst
etwa dreißig Jahre alt und war nach dem Gesetz der Sohn des Joseph, des Heli
...« (Vers 23).
Mit dreißig Jahren war ein Israelit mündig (1.Mose
41:46; 4.Mose 4:3). So trat Jesus nun Seinen Dienst an.
Er war nach dem Gesetz ein Sohn des Joseph,
denn Letzterer war der Ehemann der Maria.
Joseph wiederum war der Schwiegersohn des
Heli; er hatte Maria, die Tochter Helis, geheiratet. Der leibliche Vater
Josephs war Jakob, denn es heißt von ihm: »Jakob zeugte Joseph« (Mat.1:16).
Maria war eine Erbtochter, von denen in 4.Mose 27:8 geschrieben steht: »Wenn
ein Mann stirbt und keinen Sohn hat, dann sollt ihr sein Erbteil auf seine
Tochter übergehen lassen.« Marias Erbe lag in Bethlehem, weshalb sie sich
»zusammen mit« (Luk.2:5) Joseph dort einschreiben lassen und die beschwerliche
Reise auf sich nehmen musste. Maria durfte übrigens auch nicht außerhalb ihres
Stammes Juda heiraten, damit dem Stamm kein Erbteil verloren gehen (4.Mose
36:8,9).
»... des Matthat, des Levi, des Melchi, des
Janna, des Joseph, des Matthathias, des Amos, des Nahum, des Esli, des Naggai,
des Maath, des Matthathias, des Semei, des Josech, des Joda, des Johannas, des
Resa, des Serubabel, des Salathiel, des Neri ...« (Verse 24-27).
Serubabel war der Sohn Pedajas und der Enkel
Salathiels (1.Chron.3:18,19). Dem steht Matthäus 1:12 mit der Aussage:
»Salathiel zeugte Serubabel« nicht entgegen, da man »zeugen« auch mit »erwerden
lassen« übersetzen kann, woran ein Großvater ja Anteil hat.
Serubabel war von dem Perserkönig Kyros II,
dem Großen, 536 v. Chr. als Statthalter von Judäa eingesetzt worden, hatte den
ersten Heimkehrzug angeführt (Esra 2:2) und den Bau des zweiten Tempels im Jahr
535 v. Chr. begonnen (Esra 3:8-11).
Salathiel wiederum war »des Neri« (Luk.3:27),
nach Matthäus 1:12 aber von Jechonia gezeugt (was 1.Chron.3:17 entspricht).
Daraus ist zu schließen, dass Salathiel der Schwiegersohn des Neri war und Neri
keinen leiblichen Sohn hatte, der den Stammbaum normalerweise fortgeführt
hätte.
»... des Melchi, des Addi, des Kosam, des
Elmadam, des Er, des Jesus, des Eliezer, des Jorim, des Matthat, des Levi, des
Simeon, des Juda, des Joseph, des Jonam, des Eliakim, des Melea, des Menna, des
Matthatha, des Nathan, des David ...« (Verse 28-31).
Nathan war einer der David von Bathseba
geborenen Söhne (1.Chron.3:5). David, der zweite König Israels, lebte von 1055
bis 985 v. Chr. (2.Sam.5:4).
Jesus ist ein Sohn Davids, und zwar sowohl
über die Linie Josephs (Mat.1:6) als auch Marias, ja Er ist der Sohn Davids, der verheißene. Einer
aus den Lenden Davids sollte der König Israels für die Äonen werden, wie der
Prophet Nathan im Namen Jewes gesprochen hatte: »Ich werde einen Nachkommen,
der aus deinem Leib kommt, nach dir erstehen lassen und werde sein Königtum
bereiten. Er, er wird Meinem Namen ein Haus bauen, und Ich werde den Thron
seines Königtums für den Äon festigen. Ich, Ich werde ihm zum Vater, und er, er
wird Mir zum Sohn« (2.Sam.7:12-14).
Es folgen die Vorfahren Davids: »... des
Isai, des Obed, des Boas, des Salmon ...« (Vers 32). Hierzu aus Matthäus 1:5,6:
»Salmon zeugte Boas mit der Rahab, Boas zeugte Obed mit der Ruth, Obed zeugte
Isai. Isai zeugte David, den König« (vgl. Ruth 4:21).
Wir lesen bei Lukas weiter: »... des
Nahasson, des Aminadab, [des Admein; vermutlich anderer oder Zusatzname
Aminadabs], des Arni (auch Aram und Ram genannt; Ruth 4:19; Mat.1:4), des
Esrom, des Phares (auch Perez genannt; 1.Mose 46:12; Ruth 4:18), des Juda, des
Jakob, des Isaak, des Abraham (1.Mose 12:25) ...« (Verse 32-34).
Abraham, der Vorvater Israels, lebte von 1965
bis 1790 v. Chr. Über ihn liest man in 1.Mose 22:17,18: »Ich werde dich segnen,
ja segnen und deinen Samen mehren, ja mehren wie die Sterne der Himmel und wie
den Sand, der am Gestade des Meeres ist. Und dein Same soll das Tor seiner
Feinde einnehmen, und alle Nationen der Erde werden sich in deinem Samen segnen
insofern, weil du auf Meine Stimme gehört hast.« Dieser Same, dieser Segen
bringende Nachkomme, ist Jesus, wie der Apostel Paulus erklärt: »Nun sind die
Verheißungen aber dem Abraham und seinem Samen angesagt worden. Es heißt nicht:
und den Samen (als von vielen), sondern: und deinem Samen (als von dem Einen),
welcher Christus ist« (Gal.3:16).
»... des Thara, des Nachor, des Seruch, des
Regu, des Peleg, des Eber ...« (Verse 34+35).
In den Tagen Pelegs (ca. 2566 - 2227 v. Chr.)
wurde die Erde abgeteilt, das heißt sei teilte sich in Kontinente (1.Chr.1:19;
1.Mose 10:25; 11:16; 5.Mose 32:8).
Von Eber (das heißt »Hinübergehen«, und zwar
über den Euphrat nach Westen, aber auch vom Irdischen zum Geistlichen) (1.Mose
10:21,24, 11:14) leitet sich der Begriff »Hebräer« ab.
Abraham wurde als Hebräer bezeichnet (1.Mose
14:13). Und zum Beispiel auch Jona und Paulus nannten sich Hebräer (Jona 1:9;
Phil.3:5). Mose nannte Elohim den Elohim der Hebräer (2.Mose 3:18; 5:3). Joseph
in Ägypten bezeichnete seine Heimat als das Land der Hebräer (1.Mose 40:15).
»... des Sala, des Kainan, des Arphaxad, des
Sem, des Noah ...« (Verse 35+36).
Noah war der Mann, der Gnade in den Augen
Jewes gefunden hatte (1.Mose 6:8) und zusammen mit seiner Frau, seinen Söhnen
Sem, Ham und Japhet und seinen drei Schwiegertöchtern durch die große Flut
hindurchgerettet wurde. Er wurde 950 Jahre alt und lebte etwa von 3697 bis 2747
v. Chr. (1.Mose 5:28-9:28). Die Flut fand um das Jahr 3097 v. Chr. statt
(1.Mose 7:10).
Kainan wird nur im Text der Septuaginta von
1.Mose 10:24 und 11:12 und nun hier in Lukas 3:36 erwähnt, nicht aber im
masoretischen Text, auch nicht in dem von 1.Chronik 1:18+24. Vermutlich war
Kainan der erste, aber kinderlose Sohn des Arphaxad, sodass die Linie durch
Sala, einen anderen Sohn des Arphaxad, fortgesetzt wurde (1.Mose 11:13).
»... des Lamech, des Methusala, des Henoch,
des Jared, des Maleleel, des Kainan, des Enos, des Seth ...« (Verse 36-38).
Diese Linie ist auch in 1.Chronik 1:1-3
nachzulesen und wird in 1.Mose fünf näher beschrieben.
Henoch wird in Judas 14 als der siebente von
Adam an und als Prophet bezeichnet. In Hebräer 11:5 heißt es von ihm: »Durch
Glauben wurde Henoch hinweggerafft, um den Tod nicht wahrzunehmen; und er wurde
nicht gefunden, weil Gott ihn hinwegraffte. Denn vor seiner Hinwegraffung wurde
ihm bezeugt, dass er Gott wohlgefallen habe. Ohne Glauben aber ist es
unmöglich, Ihm wohlzugefallen.« Im Glauben starb Henoch (Heb.11:13). Er hatte
unter Ruchlosen gelebt (Jud.14) und sollte ihre Bosheit und ihr Dahinsiechen,
ihr Gericht, aber auch seinen eigenen Sterbensprozess nicht wahrnehmen, nicht
länger ansehen müssen, wie Jesaia 57:1 sagt: »Der Gerechte wird angesichts des
Bösen (oder: vor dem Bösen) weggerafft.«
»... des Adam, Gottes« (Vers 38).
Adam ist Gottes, stammt von Gott her. Hierzu
lesen wir im ersten Buch Mose: »Dann sagte Elohim: Lasst Uns den Menschen
machen in Unserem Bild und uns gleichgestaltet« (1:26); »Dann formte Jewe
Elohim den Menschen aus Erdreich vom Boden und hauchte Lebensodem in seine
Nase; und der Mensch wurde eine lebende Seele« (2:7); »An dem Tag, als Elohim
den Adam erschuf, machte Er ihn in der Gleichheit Elohims« (5:1).
(Lukas 4)
»Voll heiligen Geistes kehrte Jesus vom
Jordan zurück und wurde vom Geist vierzig Tage in die Wildnis geführt und vom Widerwirker
versucht. In jenen Tagen aß Er gar nichts, und bei deren Abschluss hungerte Ihn
zuletzt« (Verse 1+2).
Im Jordan von Johannes in Wasser und vom
Vater in heiligem Geist getauft (Luk.3:21,22), begab Sich Jesus von dort weg.
Der Vater führte Ihn durch Seinen Geist in die Ödnis. Wie denn Gott durch
Seinen Geist alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt (Eph.1:11). Wohl
war es der Satan, der Jesus versuchte, doch auch dessen Willensbildung bewirkt
Gott.
Wir werden an Mose erinnert, von dem es
heißt: »Er weilte dort (auf dem Berg) bei Jewe vierzig Tage und vierzig Nächte;
er aß währenddessen kein Brot und trank
kein Wasser. Dann schrieb er die Worte des Bundes auf die Tafeln - die zehn
Worte« (2.Mose 34:28; 5.Mose 9:9).
Der Diabolos wollte Jesus zum Bösen versuchen
(verleiten). Gott aber stellte Seinen Sohn auf die Probe, damit Er Gelegenheit
habe, Sich zu bewähren. König David betete sogar: »Prüfe mich, Jewe, und
erprobe mich« (Ps.26:2). Nicht den bösen Menschen, sondern den Gerechten prüft
Jewe der Heerscharen (Jer.20:12). So auch gerade Seinen Sohn.
Nicht vom Brot allein
»Da sagte der Widerwirker zu Ihm: Wenn Du
Gottes Sohn bist, sage diesem Stein, dass er Brot werde. - Jesus aber
antwortete ihm: Es steht geschrieben: Nicht vom Brot allein wird der Mensch
leben, sondern von jedem Wort Gottes« (Verse 3+4).
Jesus hatte brennenden Hunger. Satan setzte
also an der entscheidenden Stelle an. Zugleich vertrat er den gefährlichen
Gedanken, dass der Gottessohn doch nicht solche Entbehrungen ertragen müsse. -
Der Satan wusste, dass Jesus Gottes Sohn ist. Er kannte Ihn von den Äonen an,
zumal er ja Zugang in den Himmel hat (Hiob 1:6; Off.12:8), und im Übrigen auch
vom Garten Eden her (1.Mose 3).
Unser Herr Jesus Christus aber ließ Sich
nicht vom Wort Gottes abbringen, sondern gebrauchte das Schwert des Geistes,
das ein Ausspruch Gottes ist, indem Er sagte, was in 5.Mose 8:3 geschrieben
steht, dass nämlich der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern aufgrund
eines jeden Wortes, das aus dem Mund Jewes herausgeht. Die Beachtung des Wortes
ist wichtiger als essen. Wenn die von Gott verordneten vierzig Tage um sind,
wird Jesus wieder essen. Er vertraute auf Gott, der Ihn mit Brot versorgen
wird, wenn es sein soll.
Wer anzubeten ist
»Danach führte der Widerwirker Ihn auf einen
hohen Berg hinauf, zeigte Ihm in der Zeit von einer Sekunde alle Königreiche
der Wohnerde und sagte zu Ihm: Die Vollmacht über dies alles und ihre
Herrlichkeit werde ich Dir geben; denn mir ist sie übergeben, und ich gebe sie,
wem ich will. Wenn Du nun vor meinen Augen anbetest, wird alles Dein sein. - Da
antwortete Jesus ihm: Geh fort, hinter Mich, Satan; denn es steht geschrieben:
Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und Ihm allein Gottesdienst
darbringen« (Verse 5-8).
Dies war die dritte Versuchung. Matthäus
führt die Versuchungen der Reihe nach auf (Mat.4:1-11), Lukas beginnt Vers 5
mit einem »und«, was höchstens besagt, dass es nach der ersten Versuchung war.
Aus Vers 8 erfahren wir, dass Jesus den Satan fortschickte, womit alle
Versuchungen abgeschlossen waren. Außerdem heißt es in Vers 9 zu Beginn der
zweiten Versuchung sinngemäß: Aber der Satan führte Jesus auch nach Jerusalem;
dies steht im 2. Aorist und darf mithin als »... hatte Ihn aber auch nach
Jerusalem geführt« verstanden werden.
Das Vollmachtsgebiet des Satans ist der
Luftraum (Eph.2:2). Er ist der Gott dieses Äons (2.Kor.4:4) und der Fürst
dieser Welt (Joh.12:31; 14:30; 16:11). Gott hat ihm die Vollmacht über alle
Regierungen der Welt übergeben, und Satan gibt sie, wem er will, zum Beispiel
demnächst dem wilden Tier (Off.13:2). Die Herrschaft über die ganze Welt ist
aber dem Messias verheißen (Jes.2:2-4; 11:10; 66:18; Ps.2:8; 67; 82:8).
Jetzt hätte Jesus die Gelegenheit, die
Königsherrschaft über die ganze Welt zu übernehmen, ohne das Kreuz auf Sich
nehmen zu müssen, ohne die Sünden der Menschen zu sühnen. Die Nöte der
Menschen, vor allem die Sünde und der Tod, wären dann allerdings nicht behoben
worden. Und Jesus wäre vom Satan abhängig.
Satan will Anbetung; darum gibt er dem wilden
Tier, dem Antichristus, seine Vollmacht über die Erde, und jener tut in der
Kraft Satans Zeichen und Wunder (2.Thess.2:9). So kommt es zur Anbetung des
wilden Tieres und des Satans durch die ganze Erde (Off.13:4,8,15).
Jesus aber hielt dem Satan das Wort aus
5.Mose 6:13 nach der Septuaginta entgegen, das nach dem masoretischen Text wie
folgt lautet: »Jewe, deinen Elohim, sollst du fürchten und Ihm dienen« (vgl.
5.Mose 10:20). Im Übrigen sagt 2.Mose 34:14: »Du sollst dich vor keinem anderen
El niederwerfen; denn Jewe, Eiferer ist Sein Name, Er ist ein eifernder El.«
Wirf Dich hinab!
»Auch führte der Widerwirker Ihn nach
Jerusalem, stellte Ihn auf den Flügel der Weihestätte und sagte zu Ihm: Wenn Du
Gottes Sohn bist, so wirf Dich von hier hinab! Denn es steht geschrieben:
Seinen Boten wird Er Deinethalben gebieten, Dich zu behüten, und: Auf ihren
Händen werden sie Dich aufheben, damit Du Deinen Fuß nicht an einen Stein
stoßest. - Jesus antwortete ihm: Es ist ausdrücklich gesagt: Du sollst den
Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen!« (Verse 9-12).
Wenn es auch seltsam klingt: Die Gläubigen
kann man am besten mit Bibelworten verführen - mit falsch angewandten
Bibelworten! Deshalb sind wir gehalten, das Wort der Wahrheit richtig zu
schneiden (2.Tim.2:15), zu unterscheiden, zuzuordnen, den zeitlichen,
personellen und sachlichen Bezug zu beachten und insbesondere zwischen den an
Israel und den an uns, die Körpergemeinde (Eph.1:22,23), gerichteten Worten zu
unterscheiden.
Satan kannte und zitierte Psalm 91, Verse 11
und 12. Jesus aber wusste, dass es noch nicht an der Zeit war, von oben herab
zu kommen. Eines Tages wird Er sogar vom Himmel herabkommen. Durch das
Schauwunder eines Sprunges von der Weihestätte wären die Juden Ihm zwar
zugefallen, aber mit nicht wiedergeborenem Herzen. Und wie lange hätte ihre
Begeisterung über den Messias angedauert? Und wie sollte sich der von Gott in
Christus, und diesem als gekreuzigt, gefasste Vorsatz der Äonen erfüllen
(1.Kor.2:2,7,8; Eph.3:11)?
Der Herr wies den Satan mit dem in diesem
Falle zutreffenden Wort aus 5.Mose 6:16 ab. Selbstverständlich kann Gott Ihn
bewahren - das muss doch nicht bewiesen werden! Man erprobt Gott, wenn man an
Ihm oder Seinen Wegen zweifelt. Wer Gott auf die Probe stellt, fordert Ihn
heraus und will Ihn zu etwas zwingen - undenkbar für den Sohn Gottes! Das wäre
das Gegenteil von Vertrauen. - Siehe auch 1.Korinther 10:9.
Der Satan entfernte sich
»Nach Abschluss all dieser Versuchungen entfernte
sich der Widerwirker von Ihm bis zu gelegener Zeit« (Vers 13).
Der Satan gab nur für den Moment auf. Jede
sich ihm bietende Gelegenheit wird er wahrnehmen, um Jesus zu Fall zu bringen,
nicht erst durch Judas Iskariot (Luk.22:3), sondern durch viele heuchlerische
Anfragen der Juden (Mat.16:1; 19:3; 22:18,35; Luk.11:16; 20:23).
Die Betrachtung dieses Schriftabschnitts
schließend, nehmen wir uns die folgenden Gottesworte zu Herzen: »Wir haben
nicht einen Hohenpriester, der nicht mit unserer Schwachheit Mitgefühl haben
könnte, sondern einen, der in allem auf die Probe gestellt wurde, in unserer
Gleichheit, nur ohne Sünde« (Heb.4:15). »Ordnet euch nun Gott unter, widersteht
aber dem Widerwirker, und er wird von euch fliehen« (Jak.4:7).
In der Kraft des Geistes
»Jesus kehrte dann in der Kraft des Geistes
nach Galiläa zurück, und die Kunde von Ihm ging in die ganze Umgegend aus; Er
Selbst lehrte in ihren Synagogen und wurde von allen verherrlicht« (Verse
14+15).
Lukas übergeht das ganze Jahr 29 n. Chr. Was
unser Herr in dieser Zeit tat, ist insbesondere in Johannes 2:1 bis 4:4
nachzulesen.
Einige Zeit nach dem Passahfest des Jahres 30
n. Chr. (Joh.2:13) kam Jesus wieder nach Galiläa (vgl. Joh.2:1¸4:3) - voll
heiligen Geistes.
Jesus in Nazareth
»Er kam auch nach Nazareth, wo Er
aufgewachsen war, und ging nach Seiner Gewohnheit am Tag der Sabbate in die
Synagoge. Dort stand Er auf, um vorzulesen, und man reichte Ihm die Rolle des
Propheten Jesaia. Er öffnete die Rolle und fand die Stelle, wo geschrieben war:
Der Geist Meines Herrn ist auf Mir, weswegen Er Mich gesalbt hat, um den Armen
Evangelium zu verkündigen; Er hat Mich ausgesandt, um zu heilen, die
zerbrochenen Herzens sind, um Gefangenen Erlassung zu herolden und Blinden das
Augenlicht zu geben, um Niedergebeugte mit Erlassung fortzuschicken und ein
wohlannehmbares Jahr des Herrn zu herolden ...
Als Er die Rolle zusammengerollt und dem
untergebenen Diener wiedergegeben hatte, setzte Er Sich, und aller Augen in der
Synagoge sahen unverwandt auf Ihn. Dann begann Er, ihnen zu sagen: Dieses
Schriftwort ist heute in euren Ohren erfüllt!« (Verse 16-21).
Dies geschah an einem Tag der Sabbate, das
heißt dass entweder ein Festsabbat und ein gewöhnlicher Sabbat auf denselben
Tag fielen oder die beiden Sabbathälften gemeint sind, da die
Priesterabteilungen sich jeweils in der Mitte des Sabbats, zum Sonnenaufgang,
in ihrem Wochendienst ablösten (1.Chron.24:7-18; 2.Chron.23:8; Luk.1:8).
Unser Herr Jesus Christus hatte Jesaia 61,
Verse 1 und 2 vorgelesen. Die Worte »den Blinden das Augenlicht« finden sich
nur in der Septuaginta, im Übrigen in Jesaia 29:18 und 35:5.
Als Jesus vorlas: »Der Geist ... ist auf Mir«, werden einige aufgrund Seiner
Aussprache gefühlt haben, dass Er von Sich Selbst sprach. Bei den Worten: »Er
hat Mich gesalbt«, werden weitere
verstanden haben, dass Er nicht nur gesalbt wurde, sondern der Gesalbte, der Messias, ist. »Der Gesalbte« heißt nach dem
Hebräischen »Messias«, nach dem Griechischen »Christus«.
Was
Er dann sagte, nämlich wozu Er im Einzelnen ausgesandt wurde, was Er ja auch
tatsächlich in der Kraft des Geistes tat, waren genau die Merkmale, an denen
man den Messias erkennen sollte und an denen auch Johannes der Täufer Ihn
erkannte (Mat.11:4; Jes.29:18,19; 35:5).
Und als Jesus dann zum Ausdruck brachte, dass
dieses Schriftwort heute erfüllt sei, werden fast alle erkannt haben, dass es
in Ihm erfüllt war.
Das wohlannehmbare Jahr, das der Herr
ankündigte, hat einen engen Bezug zum Jobeljahr, dem fünfzigsten Jahr, in welchem
jeder wieder zu seinem Eigentum kam und zu seiner Sippe zurückkehrte (3.Mose
25:8-12). Jesus wird Seinem Volk die Befreiung, Heilung und allen weiteren
verheißenen Segen vermitteln.
Der Herr hatte übrigens Seine Lesung mitten
im Satz mit dem Wort vom wohlannehmbaren Jahr beendet und das sich
anschließende Wort vom Tag der Rache Elohims weggelassen. Dies ist
verständlich, weil jener Tag zu dieser Zeit nicht Sein Auftrag war.
»Arzt, kuriere dich
selbst!«
Da sagte Er zu ihnen: Zweifellos werdet ihr Mir
dieses Gleichnis vorhalten: Arzt, kuriere dich selbst! Alles, was in Kapernaum
geschah, wie wir hörten, das vollbringe auch hier in Deiner Vaterstadt!« (Vers
23).
Arzt, kuriere dich selbst!, das heißt: Andere
hast Du geheilt, heile Dich nun auch Selbst, Jesus, wenn Du kannst, und
bedeutet im gegebenen Zusammenhang: Kapernaum hast du durch Deine Wunder
berühmt gemacht, so mache auch Dich berühmt, und zwar hier in Deiner
Vaterstadt, damit wir an Dich glauben und auch unsere Stadt berühmt werde! Das
in Israel gering geschätzte Nazareth (Joh.1:46) verlangte nach Ehre. Und
stellte Bedingungen an den Messias.
Die Wertschätzung eines
Propheten in seiner Vaterstadt
»Weiter sagte Er: Wahrlich, Ich sage euch:
Kein Prophet ist wohlannehmbar in seiner Vaterstadt« (Vers 24).
Warum ist ein Prophet in seiner Vaterstadt
ungeehrt? Weil sie meint, dass er ihre Interessen verfechten müsse, was dem
Auftrag eines Propheten aber nicht entspricht.
Vom Anspruch auf
Segnungen
Nun wurde Jesus ganz deutlich. Die Juden
haben allein deshalb, weil sie Gottes Bundesvolk sind, keinen Anspruch auf
Segnungen - abgesehen davon, dass sie den Bund gebrochen haben (Jer.31:32). Den
Segen empfangen nur die Gläubigen unter ihnen. Ja, eher erhält ein Ausländer
Segen als das ungläubige Israel.
»In Wahrheit aber sage Ich euch: In den Tagen
des Elia, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und
als eine große Hungersnot über das gesamte Land hereinbrach, gab es viele
Witwen in Israel; und doch wurde Elia zu keiner von ihnen gesandt außer zu
einer Frau in Sarepta in Sidonien, die Witwe war. Und zur Zeit des Propheten
Elisa gab es viele Aussätzige in Israel, und doch wurde keiner von ihnen
gereinigt außer dem Syrer Naeman« (Verse 25-27).
Die Witwe von Sarepta, hebr. Zarpath, einer
Stadt bei Sidon, war eine Phönizierin. Der Prophet Elia rettete sie und ihren
Sohn vor dem Hungertod und erweckte ihren Sohn aus dem Tode (1.Kön.17:8-16).
Naeman, der Oberste des syrischen Heeres, wurde durch den Propheten Elisa vom
Aussatz (oder: von der Lepra) geheilt (2.Kön.5:1-19).
Kein Israelit wurde geheilt. Daraus ergab
sich, dass Jesus jetzt auch in Nazareth kein Wunder tun würde.
Sie wollten Ihn
umbringen
»Als sie dies hörten, wurden alle in der
Synagoge mit Grimm erfüllt; sie standen auf, trieben Ihn aus der Stadt hinaus
und führten Ihn bis zum Rand des Berges, auf dem ihre Stadt gebaut war, um Ihn
den Abhang hinabzustürzen. Er aber schritt mitten durch sie hindurch und zog
weiter« (Verse 28-30).
In der Festigkeit des heiligen Geistes
schritt Jesus mitten durch sie hindurch (vgl. Joh.8:20,59). So hatten die
Nazarener nun ihr Wunder bekommen, wenn auch anders als gedacht. Jesus war
gekommen, um Sünder zu retten; jene aber wollten große Taten als Beweis dafür
sehen, dass Er imstande sei, die Weltherrschaft für Israel aufzurichten.
Jesus in Kapernaum
»Dann kam Er nach Kapernaum hinab, einer
Stadt Galiläas, und lehrte sie an den Sabbaten. Dort verwunderten sie sich über
Seine Lehre, da Sein Wort in Vollmacht war« (Verse 31+32).
Jesus nahm Wohnung in Kapernaum (Mat.4:13).
Seine Lehre, erfüllt von göttlicher Autorität, bewegte die Menschen dort sehr.
Ein Besessener
»In der Synagoge war ein Mann, der den Geist
eines unreinen Dämons hatte; der schrie mit lauter Stimme auf und sagte: Ha!
Was ist zwischen uns und Dir, Jesus, Nazarener! Bist Du gekommen, uns
umzubringen? Ich weiß von Dir, wer Du bist: der Heilige Gottes! - Jesus schalt
ihn: Verstumme und fahre von ihm aus! - Da schleuderte der Dämon ihn mitten
unter sie und fuhr von ihm aus, ohne ihm irgend etwas zu schaden. Heilige Scheu
fiel auf alle, sodass sie sich miteinander besprachen und fragten: Was ist dies
für ein Wort? Denn mit Vollmacht und Kraft gebietet Er den unreinen Geistern,
und sie fahren aus. - Und die Kunde von Ihm ging in jeden Ort der Umgegend
hinaus« (Verse 33-37).
Dieser Mann war von einem bösen Geist
besessen, der seinen Geist unmittelbar beeinflusste und durch ihn sprach. Der
Dämon wusste, wer Jesus war: Der heilige Sohn Gottes, der alle bösen Geister
eines Tages richten wird (2.Pet.2:4; Jud.6; 1.Kor.6:3).
Jesus schalt ihn (oder: verwarnte ihn); das
ist vom griechischen Begriff her (epitimaõ, aufbewerten) ein Zurechtweisen unter Hinweis auf den
Wert einer Sache. Der Herr will keine Werbung für Sich durch die Dämonen.
Dementsprechend gebot auch Paulus dem Pythongeist der Magd von Philippi,
auszufahren (Ap.16:17,18):
Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus
Jesus stand dann auf, verließ die Synagoge
und ging in das Haus des Simon. Die Schwiegermutter des Simon aber war von
hohem Fieber befallen, und man ersuchte Ihn, nach ihr zu sehen. Herzutretend
beugte Er Sich über sie und schalt das Fieber. Da verließ das Fieber sie. Auf
der Stelle stand sie auf und bediente sie« (Verse 38+39).
Jetzt erfüllte sich das Wort aus Psalm 103:3
auch an dieser Frau: »Der vergibt all deine Verwerflichkeit, der da heilt all
deine Krankheiten.«
Jesus hatte inzwischen sechs Jünger,
wörtlich: Lernende, berufen: Simon, der auch Kephas (Petrus) genannt wurde,
Andreas, Philippus, Nathanael, Jakobus und Johannes (Mat.4:18-22;
Mark.1:16-20,29; Joh.1:35-51).
Jesus heilte viele
»Als die Sonne unterging, führten alle, die
Hinfällige mit mancherlei Krankheit hatten, dieselben zu Ihm. Er aber, jedem
Einzelnen von ihnen die Hände auflegend, heilte sie. Und auch Dämonen fuhren
von vielen aus; die schrien und riefen: Du bist [der Christus], der Sohn
Gottes! - Doch Er schalt sie und ließ sie nicht sprechen, weil sie wussten, dass
Er der Christus war« (Verse 40+41).
Die Geister kennen den Sohn Gottes von ihrer
Erschaffung an (Kol.1:16). Die Dämonen glauben, dass Gott Einer ist, und
schaudern dabei (Jak.2:19). Der Herr wird die Huldigung der Dämonen, der
»Unterirdischen«, erst nach den Äonen, bei der Vollendung (1.Kor.15:24),
annehmen (Phil.2:9-11). Zuvor müssen sie durch Gericht zurechtgebracht werden.
Weitere Dienste Jesu
»Als es Tag wurde, trat Er hinaus und ging an
eine einsame Stätte. Die Scharen jedoch suchten Ihn, kamen bis zu Ihm und
hielten Ihn auf, damit Er nicht von ihnen gehe. Er aber sagte zu ihnen: Ich
muss auch den anderen Städten das Königreich Gottes als Evangelium verkündigen;
denn dazu wurde Ich ausgesandt. - Und so heroldete Er in den Synagogen Judäas«
(Verse 42-44).
An der einsamen, öden Stätte betete Jesus
(Mark.1:35). Denn der Sohn kann nichts von Sich Selbst aus tun (Joh.5:19). Er
sucht den Willen und die Verherrlichung des Vaters.
Das Evangelium des Israel verheißenen
Königreichs Gottes heroldete Jesus mit den Worten: »Erfüllt ist die Frist, und genaht hat sich
das Königreich Gottes. Sinnet um und glaubt an das Evangelium!« (Mark.1:15).
(Lukas 5)
»Als Er Selbst dann am See Genezareth stand
und die Volksmenge Ihn umdrängte, um das Wort Gottes zu hören, sah Er zwei
Schiffe am Ufer des Sees liegen. Die Fischer waren aus ihnen gestiegen und
spülten die Netze ab. Da stieg Er in eines der Schiffe, es war das des Simon,
und ersuchte Ihn, ein wenig vom Land weg hinauszufahren; dann setzte Er Sich
und lehrte die Volksmenge vom Schiff aus« (Verse 1-3).
Von vielen Menschen dicht umdrängt, lässt
sich nicht gut lehren. Daher ließ der Herr Jesus Christus Sich ein wenig auf
den See hinausfahren.
Simon war einer Seiner Jünger, so auch
Andreas, Jakobus und Johannes, Philippus und Nathanael
(Mat.4:18-22;Mark.1:16-20; Joh.1:35-51). Die vier erstgenannten »Lernenden«
(griech. mathêtês) waren Fischer;
sie hatten ihren Beruf noch nicht aufgegeben.
Der wunderbare Fischzug
»Als Er aufgehört hatte zu sprechen, sagte Er
zu Simon: Fahre hinaus bis auf die Tiefe und senkt eure Netze zum Fang hinab. -
Da antwortete Ihm Simon: Meister, die ganze Nacht hindurch haben wir uns gemüht
und doch nichts bekommen; doch auf Dein Wort hin will ich die Netze
hinabsenken. - Als sie dies getan hatten, schlossen ihre Netze eine große Menge
Fische ein und zerrissen. Da winkten sie ihren Gefährten in dem anderen Schiff
zu, herüberzukommen und bei ihnen mit zuzugreifen. Die kamen auch, und sie füllten
beide Schiffe, sodass sie überspült wurden« (Verse 4-7).
Wenn sie schon nachts, zur besten Fangzeit,
nichts gefangen hatten, wie viel weniger Aussicht bestand dann am Tag! Petrus
aber war überzeugt, dass Jesus der verheißene Messias war (Joh.1:41). Hier
sprach er Ihn ehrerbietig mit »Meister« an und gehorchte Ihm in vorbildlicher
Weise: »Auf Dein Wort hin ...! - Mögen auch wir auf das Wort Gottes bauen und
es tun!
Der Meister ist Herr auch über die Fische
(vgl. Ps. 8:7-9). »Er (Jewe) spricht, und es geschieht; Er gebietet, und es
steht da« (Ps. 33:9).
Heilige Scheu umfing sie
»Als Simon Petrus das gewahrte, fiel er vor
den Knien Jesu nieder und sagte: Geh von mir hinaus, da ich ein sündiger Mensch
bin, o Herr! - Denn heilige Scheu hatte ihn und alle, die bei ihm waren,
umfangen über den Fang der Fische, bei dem sie mit zugegriffen hatten,
gleicherweise aber auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die
Teilhaber des Simon waren« (Verse 8-10 a).
Das Wunder hatte dem Petrus die Erkenntnis
seiner Schwachheit und Sündhaftigkeit vermittelt, zugleich aber auch der
Vollmacht Jesu. So betete er den Sohn Gottes an, wie es diesem gebührt.
Nebenbei bemerkt: Petrus war sicherlich mit
Andreas auf seinem Boot zusammen, und Jakobus und Johannes waren auf dem
anderen.
Menschenfischer
»Doch Jesus sagte zu Simon: Fürchte dich
nicht! Von nun an wirst du Menschen lebendig fangen. - Dann zogen sie die
Schiffe ans Land, verließen alles und folgten Ihm« (Verse 10 b+11).
Mit diesen Worten bekräftigte Jesus die
Berufung des Simon und dessen Dienstauftrag (Mark.1:17). Jesu Jünger hatten
Menschen für Jesus, den Messias Israels, und damit für das Königreich zu
gewinnen. Petrus soll Menschen lebendig fangen. Fische kommen zu Tode, Menschen
aber kommen zum wahren Leben und werden für Gott leben in Christus.
Die vier Fischer verließen alles und folgten
Ihm. Mit Paulus gesprochen: »Was mir einst Gewinn war, das habe ich um Christi
willen als verwirkt erachtet« (Phil.3:7).
Die Heilung eines
Aussätzigen
»Während Er in einer der Städte war, siehe,
da war dort ein Mann voller Aussatz. Als er Jesus gewahrte, fiel er auf sein
Angesicht und flehte Ihn an: Herr, wenn Du willst, kannst Du mich reinigen. -
Da streckte Er die Hand aus, rührte ihn an und sagte: Ich will, sei gereinigt!
- Und sofort ging der Aussatz von ihm. Dann wies Er ihn an, niemandem etwas zu
sagen; sondern gehe hin, zeige dich dem Priester und bringe für deine Reinigung
dar, so wie Mose es anordnet, ihnen zum Zeugnis« ( Verse 12-14).
Der Aussätzige (Leprakranke) glaubte, dass
Jesus ihn reinigen könne. Alles aber hing vom Willen Jesu ab. Der Herr will. Er
war ja gekommen, um den Armen Evangelium zu verkündigen, zu heilen, die
zerbrochenen Herzens sind, und Niedergebeugte mit Sündenerlassung fortzuschicken
(Jes.61:1,2; Luk.4:18).
Unter dem Gesetz stehend und es achtend, wies
Jesus den Geheilten an, zu den Priestern zu gehen, damit sie ihn für rein
erklärten, und das Reinigungsopfer darzubringen (3.Mose 13+14) - »ihnen zum
Zeugnis«. Den Priestern würde damit Zeugnis über Jesu Vollmacht gegeben, und
sie würden - wenn auch unbeabsichtigt - bestätigen, dass Jesus größer als sie
ist.
Der Mann sollte sonst niemandem von seiner
Heilung durch Jesus etwas mitteilen. Markus aber berichtet: »Als jener aber herauskam,
begann er das Wort zu herolden und es mithin wohlbekannt zu machen, sodass
Jesus nicht länger öffentlich in eine Stadt gehen konnte, sondern draußen an
einsamen Stätten war. Doch kamen sie zu Ihm von überallher« (Mark.1:45). Der
Zweck des Redeverbots war mithin, dass Jesus nicht fortwährend von
Menschenmengen umdrängt würde.
Jesus betete
Lukas schreibt: »Doch der Bericht über Ihn
verbreitete sich umso mehr, und eine große Volksmenge kam zusammen, um Ihn zu
hören und von ihren Gebrechen geheilt zu werden. Er aber entwich in die Wildnis
und betete dort« (Verse 15+16).
Jesus betete; der Sohn breitete Sein Herz vor
Seinem Vater aus. Allezeit eins mit dem Vater, zog Er Sich gleichwohl aus dem
Getriebe des Alltags an eine einsame Stätte zurück, um Ruhe und Raum zum Gebet
zu haben und den, der Ihn gesandt hat, für all die Zeichen und Wunder zu
verherrlichen.
Die Heilung eines
Gelähmten
Es war wohl anfangs des Jahres 31 n. Chr., dass
die Auseinandersetzungen Jesu mit den Pharisäern und Schriftgelehrten begannen.
Lukas zeichnet dies wie folgt nach:
»An einem der Tage, als Er lehrte, saßen dort
auch Pharisäer und Gesetzeslehrer, die aus jedem Dorf Galiläas, aus Judäa und
Jerusalem gekommen waren; und die Kraft des Herrn war da, um sie zu heilen. Und
siehe, da brachten Männer auf einem Tragbett einen Mann, der gelähmt war, und
versuchten ihn hineinzubringen und vor Seinen Augen niederzulegen. Als sie
wegen der Volksmenge keine Möglichkeit fanden, auf welche Art sie ihn
hineinbringen könnten, stiegen sie auf das Flachdach und ließen ihn samt dem
Tragbett durch die Ziegel hinab in die Mitte vor Jesus. Ihren Glauben
gewahrend, sagte Er zu ihnen: Menschenkind, deine Sünden sind dir erlassen! -
Nun begannen die Schriftgelehrten und Pharisäer zu folgern: Wer ist dieser? Der
redet ja Lästerungen! Wer kann Sünden erlassen außer Gott allein?« (Verse
17-21).
Dass Jesus Vollmacht hat zu heilen, war allem
Volk klar geworden. Was Er aber jetzt ausgesprochen hatte, war neu. Den Juden
war bisher nur bekannt, dass die Priester Sühnung erwirkten und Jewe, Israels
Elohim, ihnen vergab (3.Mose 4:20).
Der Ausspruch: »Deine Verfehlungen sind dir
erlassen!« - welch ein Evangelium ist dies, welch eine befreiende, frohmachende
Botschaft für den Sünder!
Wenn aber ein Mensch sich anmaßt,
Sündenerlassung auszusprechen, dann ist dies eindeutig Gotteslästerung. Durfte
Jesus dies tun? Wer war Er? Er war der Sohn Gottes. Als solcher war Er mit
göttlicher Vollmacht ausgestattet und hatte Er das Recht, Sünden zu erlassen,
dem Willen Seines Vaters gemäß. »Wer Mich gesehen hat, hat den Vater gesehen«
(Joh.14:9). »Ich und der Vater - Wir sind eins« (Joh.10:30). Als das Wort
Gottes sprach Er die Worte des Vaters. »Ich spreche nicht aus Mir Selbst,
sondern der Vater, der Mich gesandt hat, Er hat Mir Anweisung gegeben, was Ich
sagen und was Ich sprechen soll« (Joh.12:49; 8:26,28; 15:15).
Es sei an dieser Stelle eingeflochten, dass
Krankheit eine Folge des zum Sterben Sterbendseins (1.Mose 2:17) und dies eine
Folge der Sünde Adams ist. Abgesehen von bestimmten Exempeln, die Gott
statuierte, von Strafwundern sozusagen, darf man ganz und gar nicht einem
Menschen unterstellen, dass seine Krankheit die Strafe für ein Vergehen sei
(Luk.13:1-5; Joh.9:1-3).
»Was ist leichter?«
Der Herr ging auf die Gedanken der
Schriftgelehrten und Pharisäer ein. »Jewe erforscht alle Herzen, und alles
Gebilde der Planungen kennt Er« (1.Chron.28:9).
»Da Jesus ihre Erwägungen erkannte, antwortete
Er ihnen: Was folgert ihr in euren Herzen? Was ist leichter zu sagen: Deine
Sünden sind dir erlassen, oder: Erhebe dich und wandle? - Damit ihr aber wisst,
dass der Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu erlassen (sagte
Er zu dem Gelähmten): Dir sage Ich: Erhebe dich, nimm dein Tragbett auf und geh
in dein Haus. - Auf der Stelle stand er vor ihren Augen auf, nahm das Bett, auf
dem er gelegen hatte, und ging in sein Haus, Gott verherrlichend. Da ergriff
sie allesamt Verwunderung; sie verherrlichten Gott und sagten mit Furcht
erfüllt: Wir haben heute Seltsames gewahrt« (Verse 22-26).
»Deine Sünden sind dir erlassen«, ist leicht
zu sagen, weil es niemand nachprüfen kann. Zum Zeichen und Beweis dafür aber,
dass Er von Gott bevollmächtigt ist, Verfehlungen zu vergeben, heilte Jesus den
Gelähmten zudem. Sein göttliches Recht steht nun außer Zweifel. Ja, unserem
Herrn Jesus Christus ist alle Vollmacht im Himmel und auf Erden gegeben
(Mat.28:18); dazu gehört übrigens auch die, Gericht zu halten (Joh.5:22,27).
Der Herr nannte Sich den »Sohn des Menschen«.
Dies war ein aus der Schriftrolle des Propheten bekannter und feststehender
Begriff für den Messias und Sohn Gottes. Daniel schrieb: »Während ich noch die
Nachtgesichte gewahrte, siehe, da kam mit den Wolken der Himmel einer wie eines
Sterblichen Sohn; Er kam zu dem Verfüger über Tage und wurde nahe zu Ihm
gebracht. Dann wurde Ihm Vollmacht, Würde und ein Königreich gewährt, und alle
Völker, Stämme und Zungen sollen Ihm dienen; Seine Vollmacht, eine äonische
Vollmacht, wird nicht vergehen, und Sein Königreich wird unbegrenzt sein«
(Dan.7:13,14).
Zur Erlassung der Sünden des Gelähmten trat
die Heilung seines Körpers hinzu, so wie es im Königreich Israels sein wird.
Uns, den Gliedern Seiner Körpergemeinde (Eph.1:22,23), sagt unser Herr und
Haupt heute, in der dem Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Verwaltung der
Gnade (Eph.3:2): »Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in (deiner)
Schwachheit vollkommen gemacht« (2.Kor.12:9). Noch warten wir auf die
Freilösung unseres Körpers aus der Vergänglichkeit am Tag Christi (Röm.8:23).
Die Berufung des
Matthäus
»Danach ging Er hinaus und schaute einen
Zöllner mit Namen Levi am Zollamt sitzen. Er sagte zu ihm: Folge Mir nach! - Da
verließ er alles, stand auf und folgte Ihm nach. Dann bereitete Levi Ihm einen
großen Empfang in seinem Haus. Auch war dort eine große Schar von Zöllnern und
anderen, die sich mit ihnen zu Tisch niederlegten« (Verse 27-29).
Levi, der auch Matthäus hieß (Mat.9:9; 10:3),
sollte später der Verfasser des nach ihm benannten Berichts
(Matthäus-Evangelium) werden.
Zöllner hatten einen schlechten Ruf, weil sie
für die Besatzungsmacht arbeiteten und häufig mehr forderten als recht war.
Jesus aß mit Zöllnern
und Sündern
Die Pharisäer aber und ihre Schriftgelehrten
murrten gegen Seine Jünger und sagten: Weshalb esst und trinkt ihr mit den
Zöllnern und Sündern? - Da antwortete Jesus und sagte zu ihnen: Nicht die
Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die mit Krankheit übel daran sind! Ich
bin nicht gekommen, um Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Umsinnung«
(Verse 30-32).
Da die Schrift sagt: Es gibt keinen
Gerechten, auch nicht einen (Hiob 15:14; Ps.14:3; 53:2,4; Pred.7:20; Röm.3:10),
können mit den Gerechten nur die Selbstgerechten gemeint sein; denen ist nicht
zu helfen. Eigentlich sollten die Lehrer Israels sich wie Hirten um die
Schwachen und Kranken und Verlorenen kümmern, aber sie pflegten als treulose
Hirten nur sich selbst (Hes.34:2-4; Sach.11:5).
Jesus aber war, Seinem Namen entsprechend,
der »Jewe-Retter« bedeutet, gekommen, um Sein Volk von ihren Sünden zu retten
(Mat.1:21). Er ist der Arzt.
Vom Fasten
»Dann sagten sie zu Ihm: Die Jünger des
Johannes fasten häufig mit vielem Flehen, gleicherweise auch die der Pharisäer,
die Deinen aber essen und trinken! - Jesus antwortete ihnen: Ihr könnt doch
nicht die Söhne des Brautgemachs zum Fasten anhalten, während der Bräutigam bei
ihnen ist. Es werden aber Tage kommen, wenn der Bräutigam von ihnen genommen
wird; in jenen Tagen werden sie dann fasten« (Verse 33-35).
Dem Gesetz nach hatte man nur am Tag der
Beschirmungen, dem Versühnungstag, seine Seele zu demütigen, was zugleich
besagt, was Fasten bedeutet (3.Mose 23:27). Daneben konnte man sich in besonderen
Fällen des Lebens persönlich zum Fasten entschließen. Alles darüber
Hinausgehende war von den Pharisäern eingeführt worden, insbesondere das
rituelle Fasten zweimal am Sabbat, das heißt je einmal in den beiden
Sabbathälften (Luk.18:12).
Das Fasten der Jünger Johannes' des Täufers
entsprach seinem Ruf zur Umsinnung zur Vorbereitung auf den Messias und war
durchaus angebracht.
Nun aber war der Messias da. Dies ist der
Anwesenheit des Bräutigams und der Hochzeitsfreude vergleichbar. Dann aber fastet
man nicht mehr, wie schon bei dem Propheten Sacharja (8:19) geschrieben steht.
In den Tagen der Gefangennahme, Kreuzigung
und des Todes des Herrn Jesus Christus allerdings werden die Jünger fasten.
Für uns heute ist das Fasten im Allgemeinen
nicht angesagt, freuen wir uns doch allezeit über unser Begnadet- und
Gesegnetsein in Christus Jesus (Eph.1:33,6) und über die Gemeinschaft mit Ihm
(1.Kor.1:9), in besonderen Situationen mögen aber auch wir es tun (2.Kor.6:5;
11:27).
Das Alte und das Neue
»Er sagte aber auch ein Gleichnis zu ihnen:
Niemand reißt von einem neuen Kleid ein Stück als Flicken ab und flickt ihn auf
ein altes Kleid. Wenn aber doch, würde er das neue nur zerreißen, und der
Flicklappen vom neuen würde mit dem alten Kleid doch nicht übereinstimmen.
Niemand tut jungen Wein in alte Schläuche. Wenn aber doch, wird der junge Wein
die Schläuche bersten lassen, sodass er vergossen wird und die Schläuche
umkommen. Sondern jungen Wein soll man in neue Schläuche tun, und beide werden
erhalten bleiben. Niemand, der alten Wein getrunken hat, will sofort den
jungen; denn er sagt: Der alte ist milder« (Verse 36-39).
Es ist zwar so, dass der alte Wein milder und
das alte Kleid vertrauter ist, dass die bisherigen Gewohnheiten eingeübt sind
und daher leichter zu sein scheinen; es ist aber gleichwohl so, dass man sich
immer wieder auf Neues einstellen muss, und siehe, hier ist etwas Neues, hier
ist einer, der mehr ist als die Pharisäer und auch Johannes. Der Weg des
Täufers wie auch der der Pharisäer sind alte, der Weg Jesu ist der neue. Mögen
die geistlich Verständigen erkennen: »Das Gesetz wurde durch Mose gegeben,
Gnade und Wahrheit sind jedoch durch Jesus Christus geworden« (Joh.1:17).
»Jener muss wachsen (sagte Johannes der Täufer), ich aber geringer werden«
(Joh.3:30). »Das Gesetz und die Propheten reichen bis auf Johannes. Von da an
wird das Königreich Gottes als Evangelium verkündigt« (Luk.16:16).
Mögen auch wir Altes und Neues nicht
verwechseln oder vermischen, sondern sehr wohl darauf achten, was uns im
Unterschied zu Israel betrifft, in welcher heilsgeschichtlichen Verwaltung wir
leben, dass Paulus heute der Lehrer ist (1.Tim.2:7) und dass Gott zur
derzeitigen Frist Sein Wort durch die Heroldsbotschaft offenbart, mit der
Paulus betraut ist (Tit.1:3).
»Liebet eure Feinde!«
(Lukas 6)
Nach dem Passahfest des Jahres 31 n. Chr.
begaben sich weitere Auseinandersetzungen mit den Pharisäern und
Schriftgelehrten.
Ährenabrupfen am Sabbat
»Als Er an dem zweiten Erstsabbat (nach Kodex
Alexandrinus; die Kodizes Sinaiticus und Vaticanus haben: »im Sabbat«) durch
die Saaten ging, geschah es, dass Seine Jünger Ähren abrupften, sie mit den
Händen zerrieben und davon aßen. Da sagten einige Pharisäer zu ihnen: Warum tut
ihr etwas, das an Sabbaten nicht zu tun erlaubt ist? - Da antwortete ihnen
Jesus: Habt ihr denn das nicht gelesen, was David damals tat, als er hungrig
war, er selbst und die bei ihm waren, wie er in das Haus Gottes einging und die
Schaubrote nahm, aß und auch denen gab, die bei ihm waren, die zu essen nicht
erlaubt ist außer den Priestern allein? - Weiter sagte Er zu ihnen: Der Sohn
des Menschen ist auch Herr über den Sabbat« (Verse 1-5).
Das Gesetz verbot, am Sabbat eine Arbeit zu
verrichten (2.Mose 20:10). Ähren im Vorübergehen zum sofortigen Verzehr
abzurupfen, war ausdrücklich erlaubt (5.Mose 23:25). Die Pharisäer werteten
dies nach ihren strengen, selbstverfassten Überlieferungen als Arbeit und
mithin als am Sabbat verboten.
Jesus wies Seine Kritiker mit einem Beispiel
aus dem Leben König Davids zurecht (1.Sam.21:7). David durfte seinen Hunger mit
Broten stillen, die nur die Priester essen durften (3.Mose 24:9). Dies war
Ausdruck der Barmherzigkeit Gottes. Der Sabbat ist dies ebenso, wie unser Herr
nach Markus 2:27 deutlich machte: »Der Sabbat wurde um des Menschen willen
eingesetzt und nicht der Mensch um des Sabbats willen.«
Bei anderer Gelegenheit hatte Jesus den
Schriftgelehrten vorgehalten: »Damit macht ihr das Wort Gottes um eurer
Überlieferungen willen ungültig! Ihr Heuchler! Trefflich hat Jesaia von euch
prophezeit: Dieses Volk ehrt Mich mit den Lippen, ihr Herz aber ist weit von
Mir entfernt; in eitler Weise verehren sie Mich und lehren die Vorschriften der
Menschen als Lehren« (Mat.15:6-9).
Mögen sich die Oberen des Volkes doch an das
Wort halten und es in geistlicher Weise der Liebe gemäß anwenden und nicht, um
den Menschen Lasten aufzuerlegen (Luk.11:46).
»Der Sohn des Menschen ist auch Herr über den
Sabbat« (Vers 5). Jesus verfügt über den Sabbat, so wie von Seinem Vater
gedacht, zum Segen für die Menschen.
Die verdorrte Hand
»An einem anderen Sabbat ging Er in die
Synagoge und lehrte. Dort war ein Mann, dessen rechte Hand verdorrt war. Die
Schriftgelehrten und Pharisäer beobachteten Ihn nun scharf, ob Er am Sabbat
heilen würde, damit sie eine Anklage gegen Ihn fänden. Er aber wusste um ihre
Erwägungen und sagte zu dem Mann, der die verdorrte Hand hatte: Erhebe dich und
stelle dich in die Mitte! - Da stand er auf und stellte sich hin. Und zu ihnen
sagte Jesus: Ich will euch etwas fragen: Ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun
oder Übles zu tun, eine Seele zu retten oder sie umzubringen? - Dann blickte Er
sie alle ringsumher an und sagte zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! - Da
tat er es, und seine Hand war wiederhergestellt, gesund wie die andere. Sie
aber waren mit Unvernunft erfüllt und besprachen sich miteinander, was sie
Jesus antun könnten« (Verse 6-11).
Wir verstehen den Herrn wohl nicht falsch,
dass das Versäumnis, am Sabbat Gutes zu tun, das gleiche ist, wie am Sabbat
Böses zu tun. »Denn wer trefflich zu handeln weiß und es nicht tut, für den ist
es Sünde« (Jak.4:17).
Die Unvernunft der einen Anklagepunkt
Suchenden ist unfassbar! Vergessen wir aber nicht, dass wir alle ebenfalls
unvernünftig waren (Tit.3:3) und erst anders wurden, als Gott uns den Geist der
Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft gab (2.Tim.1:7).
Die Erwählung der zwölf
Apostel
»In diesen Tagen geschah es, dass Er auf
einen Berg ging, um zu beten; und Er wachte die Nacht hindurch im Gebet zu
Gott. Als es Tag wurde, rief Er Seine Jünger herbei und erwählte aus ihnen
zwölf, die Er auch Apostel nannte: Simon, den Er Petrus nannte, und Andreas,
seinen Bruder, Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus, Matthäus und
Thomas, Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Simon, der auch Eiferer heißt,
Judas, den Sohn des Jakobus, und Judas Iskariot, der dann zum Verräter wurde«
(Verse 12-16).
Jesus betete. In engster Gemeinschaft mit
Seinem Gott und Vater erbat Er Sich, welche aus Seinem großen Jüngerkreis
(Luk.10:1) Er Sich zu Aposteln erwählen sollte. Für Jünger ist wörtlich
»Lernender« zu sagen, für Apostel »Abgestellter«, für einen besonderen Auftrag
Bereitgestellter.
Jakobus und Johannes waren Söhne des Zebedäus
(Mat.10:2). Bartholomäus trug auch den Namen Nathanael (Joh.1:47). Judas, der
Sohn des Jakobus, hieß auch Thaddäus (Mat.10:3). Iskariot bedeutet entweder
»Mann der Landstädte« oder »Mann aus Kerijot«, einer Stadt in Judäa.
Auf der neuen Erde werden die Namen der zwölf
Apostel (statt Judas Iskariot allerdings Matthias; Ap.1:15-26) auf den zwölf
Grundfesten der Mauer des neuen Jerusalem stehen (Off.21:14).
Er heilte alle
»Als Er mit ihnen wieder herabgestiegen war,
stellte Er Sich auf einen ebenen Platz und mit Ihm eine große Schar Seiner
Jünger sowie eine zahlreiche Volksmenge aus dem gesamten Judäa, aus Jerusalem,
aus Tyrus und Sidon am Salzmeer. Die waren gekommen, um Ihn zu hören und von
ihren Krankheiten geheilt zu werden. Auch die von unreinen Geistern sehr
Belästigten wurden geheilt. Und jeder in der Volksmenge suchte Ihn anzurühren,
da eine Kraft von Ihm ausging und Er alle heilte« (Verse 17-19).
Der König war da, die Kräfte des Königreichs
wirkten, uneingeschränkt alle, die Ihn auch nur anrührten, umfassend. Es
scheint so, dass der Glaube, dass Jesus der Messias ist, und die Umsinnung
keine Bedingungen waren, um geheilt zu werden, sondern dieses Ereignis eine
herrliche Verkündigung war, die alle Herzen für den Messias bereit machen und
Glauben und Umsinnung wecken sollte. Wieder erfüllte sich Psalm 107:20,21: »Er
sandte Sein Wort und heilte sie, und Er errettete sie aus ihren Gruben. Sie
sollen Jewe huldigen für Seine große Huld und Seine wunderbaren Taten an den
Menschensöhnen.«
Die sogenannte
Bergpredigt
Und dann begab Jesus Sich auf einen Berg
(Mat.5:1). Mit den folgenden Versen 20 bis 49 gibt Lukas die sogenannte
Bergpredigt wieder. Beim Vergleich des Berichts des Matthäus (Mat.5-7) mit dem
des Lukas über dieselbe Rede Jesu wird deutlich, dass Lukas eine Auswahl
getroffen und insbesondere die Gesetzesauslegungen, also die ausgesprochen
jüdischen Teile, weggelassen hat, zumal er für Theophilus, einen Gläubigen aus
den Nationen, schrieb.
Wer glückselig ist
»Da hob Er Seine Augen auf zu Seinen Jüngern
hin und sagte: Glückselig seid ihr Armen, denn euer ist das Königreich Gottes.
Glückselig, die ihr nun hungrig seid, denn ihr sollt gesättigt werden.
Glückselig, die ihr nun jammert, denn ihr werdet lachen. Glückselig seid ihr,
wenn die Menschen euch hassen, wenn sie euch absondern, schmähen und euren
Namen wegen des Sohnes des Menschen als böse verwerfen sollten. Freut euch an jenem Tag und hüpft vor Wonne,
denn siehe, euer Lohn im Himmel ist groß; denn in derselben Weise handelten
ihre Väter an den Propheten« (Verse 20-23).
Alle sich zu dem Sohn des Menschen Haltenden
- diese sind die jetzt noch Armen, die jetzt noch Hungernden, die
Schluchzenden, Gehassten und Geschmähten - werden im tausendjährigen Königreich
Israels für den Äon leben und glückselig sein, sie werden satt sein und lachen,
sie werden vor Freude hüpfen, da ihnen der im Himmel für sie bereitliegende
große Lohn zuteil wurde.
Die Jünger waren insofern arm, als sie alles
verlassen hatten (Luk.5:11,28). Der Zuspruch für die Armen schließt die
Reichen, die gläubig sind, nicht vom Königreich aus. Wer aber seinen Reichtum
lieber hat als den Herrn Jesus, wird Ihm schwerlich treu sein und mithin nicht
in das Königreich gelangen.
»Jewe der Heerscharen, glückselig ist der
Mensch, der auf Dich vertraut« (Ps.84:13). »Glückselig ist der Mann, der Jewe
fürchtet, der an Seinen Geboten überaus Gefallen findet« (Ps.112:1).Sie werden
in »Öl der Wonne« wandeln anstatt in Trauer (Jes.61:3). »Die mit Tränen säen,
werden mit Jubel ernten« (Ps.126:5).
Vier Weherufe
Die im Kontrast zu den Seligpreisungen
stehenden, nun folgenden vier Weherufe Jesu machen die Unterscheidung zwischen
den zukünftig Glücklichen und Unglücklichen leicht.
»Indessen, wehe euch Reichen, denn ihr habt
euren Zuspruch vorweggenommen! Wehe euch, die ihr nun befriedigt seid, denn ihr
werdet hungern! Wehe euch, die ihr nun lacht, denn ihr werdet trauern und
jammern! Wehe, wenn alle Menschen schön von euch reden; denn in derselben Weise
handelten ihre Väter an den falschen Propheten« (Verse 24-26).
Die Reichen - vielfach handeln sie zudem
ungerecht und beuten die Armen aus - haben ihren Zuspruch in ihrem Wohlergehen
bereits gefunden. Weherufe über sie wie auch all die anderen, die in Eitelkeit
wandeln, finden sich in sehr anschaulicher Weise auch in Jesaia 5:8-12 und
65:13 sowie in Jakobus 4:9 und 5:1-6.
Es geht für die Menschen darum, an Jesus, den
Einen, zu glauben und das Leben auf Ihn auszurichten. Jede andere
Herzenshaltung führt ins Verderben.
Selbstverständlich sollen wir uns
wohlanständig verhalten und edle Werke tun, aber nicht den Menschen nach dem
Mund reden, sondern ihnen das Wort der Wahrheit sagen, das Wort Gottes, und
dann werden sie - wie jeder erfahren kann - nicht schön von uns reden. Leider
sind die falschen Propheten - sie reden lügnerisch - recht beliebt, wie schon
Jeremia sagte: »Die Propheten prophezeien in Falschheit, und die Priester
unterstützen sie, und Mein Volk liebt es so« (Jer.5:31).
Von der Feindesliebe
In den Versen 27 bis 36 befasst Sich der Herr
mit der Feindesliebe.
Zunächst die Verse 27 bis 31:
»Euch jedoch, die Mich hören, sage Ich:
Liebet eure Feinde, handelt edel an denen, die euch hassen! Segnet, die euch
verfluchen, betet für die, die euch verunglimpfen! Wer dich auf die eine Wange
schlägt, dem biete auch die andere dar; und dem, der dein Obergewand nimmt,
verwehre auch dein Untergewand nicht! Jedem, der dich bittet, gib; und von dem,
der dir das Deine nimmt, fordere es nicht zurück! Und so wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen,
gleicherweise tut auch ihr ihnen!«
Das Gebot: »Du sollst deinen Nächsten lieben
wie dich selbst« (3.Mose 19:18; Mat.22:39; Gal.5:14) schließt also auch den
Feind ein.
Die Feindesliebe ist ein wesentliches Merkmal
des christlichen Glaubens. Nur Gläubige in Christus Jesus sind dazu in der
Lage, weil sie Kinder des Vaters im Himmel sind, der alle Menschen liebt. Sie
sind Seines Geistes Kind, werden von Seinem Geist geleitet (Röm.8:14). Gott
hasst die Sünde, aber Er liebt die Sünder. Dies ist erwiesen, da Jesus Christus
für Sünder und Gottesfeinde starb (Röm.5:8,10; 1.Kor.15:3; Eph.5:2). Auch wir
waren Gottesfeinde gewesen (Röm.5:10).
Die Feindesliebe orientiert sich an der
sogenannten »Goldenen Regel«: »So wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun
sollen, gleicherweise tut auch ihr ihnen!« (Verse 31). Dies drückt sich in
Taten aus, nämlich in von der Liebe getragenen edlen Handlungen, im Segnen, in
der Fürbitte, darin, sich Unrecht tun zu lassen (vgl. 1.Kor.6:7), im Geben und
im Verzicht auf Rückforderungen. Nicht die Bosheit des Gegners sei der Maßstab
unseres Tuns, sondern die Liebe Gottes, der Seine Sonne über Böse und Gute
aufgehen und es auf Gerechte und Ungerechte regnen lässt (Mat.5:45).
Mögen wir auf folgende praktischen Beispiele
achten:
-
»Wenn du auf das Rind deines Feindes triffst oder auf seinen Esel, der
irregeht, so sollst du ihn zu ihm zurückbringen, ja zurückbringen« (2.Mose
23:4);
-
»Wenn deinen Feind hungert, gib ihm den Bissen! Wenn ihn dürstet, gib ihm zu
trinken! Denn wenn du dies tust, wirst du feurig glühende Kohlen auf sein Haupt
sammeln« (Röm.12:20; Spr.25:21);
-
»Werde nicht vom Üblen überwunden, sondern überwinde das Üble mit Gutem!«
(Röm.12:21);
-
»Beschimpft man uns, so segnen wir; verfolgt man uns, so ertragen wir es;
lästert man uns, so sprechen wir zu« (1.Kor.4:12);
-
»Gibt es einen Armen bei dir, einen aus deinen Brüdern, dann verhärte dein Herz
und verschließe deine Hand nicht vor deinem Bruder, dem Armen, sondern öffne
ihm deine Hand weit und leihe ihm willig, genug für seinen Mangel« (5.Mose
15:7,8).
Dem Mangel entsprechend soll man geben, ein
Schnorrer aber soll in seinem Tun nicht bestärkt werden. »Wenn jemand nicht
arbeiten will, dann soll er auch nicht essen!« (2.Thess.3:10).
Sünder und Söhne des
Höchsten unterscheiden sich
Jesus sprach weiter:
»Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben,
welchen Dank habt ihr zu erwarten? Denn auch die Sünder lieben die, welche ihnen
Liebe erweisen. Wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank
habt ihr zu erwarten? Denn das Gleiche tun auch die Sünder. Wenn ihr denen
leiht, von denen ihr erwartet, es wiederzuerhalten, welchen Dank habt ihr zu
erwarten? Denn auch Sünder leihen den Sündern, damit sie ebenso viel
wiedererhalten. Indessen, liebet eure Feinde, tut Gutes und leiht aus, ohne
irgendetwas davon zurückzuerwarten! Euer Lohn in den Himmeln wird groß sein,
und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn Er ist gütig auch gegen die
Undankbaren und Bösen. Werdet daher mitleidig, so wie auch euer Vater mitleidig
ist!« (Verse 32-36).
Ein Sohn des Höchsten war man nicht allein
durch Glauben, sondern indem man in der Gesinnung des Vaters handelte.
Gott ist mitleidsvoll, Er ist »der Vater des
Mitleids und der Gott allen Zuspruchs« (2.Kor.1:3). Schon vor dem Angesicht des
Mose zog Er mit den Worten vorüber: »Jewe, Jewe, El, mitleidsvoll (oder:
erbarmungsvoll) und gnädig, langsam zum Zorn, groß an Huld und Treue, der Seine
Huld bewahrt an Tausenden [und] Vergehen, Übertretung und Verfehltheit trägt«
(2.Mose 34:6,7). Mögen die Heiligen ebenso mitleidsvoll werden! Der Apostel
Paulus schreibt: »Ziehet an als Auserwählte Gottes, Heilige und Geliebte:
innigstes Mitleid, Güte, Demut, Sanftmut, Geduld; einander ertragend und euch
gegenseitig Gnade erweisend, wenn jemand gegen jemand anders einen Tadel hat.
Wie der Herr euch Gnade erweist, so tut auch ihr es« (Kol.3:12,13).
Vom Richten
»Richtet nicht, und auch ihr werdet keinesfalls
gerichtet werden! Sprecht nicht schuldig, und auch ihr werdet keinesfalls
schuldig gesprochen werden! Lasst frei, und auch ihr werdet freigelassen
werden!« (Vers 37).
Das Gericht über die Menschen ist Gottes
Sache. Er hat es Seinem Sohn übergeben (Joh.5:22; Off.20:11-15). Wer jedoch an
Jesus glaubt, wird nicht gerichtet (Joh.3:18). Dementsprechend sollen die
Gläubigen andere nicht richten und schuldig sprechen, sonst könnte ihre
Hartherzigkeit dazu führen, dass die Liebe Gottes nicht in ihnen bleibt und sie
ihre Rettung verlieren. (Dass wir Gläubigen heute, die wir Christi Körper sind
(Eph.1:22,23) und in der dem Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Verwaltung
der Gnade leben (Eph.3:2), unsere Rettung nicht verlieren können, weil wir
versiegelt sind (Eph.1:13), ist ein besonderer Gnadenerweis. Siehe auch Römer
8:30. )
Jakobus verdeutlicht: »Einer allein ist der
Gesetzgeber und Richter, Er, der retten und umbringen kann. Wer aber bist du,
der du den Nächsten richtest?« (Jak.4:12).
Das Maß
»Gebt, und auch euch wird gegeben werden! Ein
trefflich vollgedrücktes, ja ein gerütteltes und überlaufendes Maß wird man
euch in den Schoß geben; denn mit demselben Maß, mit dem ihr messt, wird man
euch wieder messen« (Vers 38).
Dem entspricht, dass Gott jedem nach seinen
Werken vergelten wird (1.Pet.1:17; Off.20:12). »Wer kärglich sät, wird auch
kärglich ernten; doch wer im Segen sät, wird auch im Segen ernten« (2.Kor.9:6).
Jakobus mahnt: »Das Gericht ist unbarmherzig gegen den, der keine
Barmherzigkeit geübt hat. Barmherzigkeit rühmt sich gegenüber dem Gericht«
(Jak.2:13).
Die Parabeln vom Blinden
und vom Spänlein im Auge
»Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis: Kann
etwa ein Blinder einen Blinden leiten? Werden sie nicht beide in die Grube
fallen? Ein Jünger steht nicht über seinem Lehrer; recht zubereitet, wird jeder
nur wie sein Lehrer sein. Wieso erblickst du denn das Spänlein in deines
Bruders Auge, bedenkst aber nicht den Balken im eigenen Auge? Wie kannst du zu
deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich das Spänlein in deinem Auge herausholen
- während du selbst den Balken in deinem Auge nicht erblickst? Du Heuchler!
Hole zuerst den Balken aus deinem Auge heraus, dann wirst du scharf genug
blicken, um das Spänlein in deines Bruders Auge herauszuholen« (Verse 39-42).
Was mögen diese Parabeln bedeuten? Dies: dass
ein jeder nur so viel tun kann, wie ihm gegeben ist. Möge niemand sich über
seinen Bruder erheben und meinen, ihn leiten, ihn belehren und ihm helfen zu
können, bevor man nicht seinen Stolz über sein Wissen und Können abgelegt,
seinen eigenen Mangel erkannt hat und demütig geworden ist.
Ein Gläubiger wird anderen erst dann die
Augen für das Evangelium öffnen können, wenn er selbst vom Sündigen Abstand
genommen hat, seine eigene Gesinnung gereift ist und er viel vom Herrn gelernt
hat, wobei er niemals größer als sein Lehrmeister, Jesus, sein kann. Mögen wir
überhaupt wachsen, und zwar hinein in den, der unser Haupt ist, Christus
(Eph.4:15).
Woran man einen Menschen
erkennt
Der Herr fuhr fort zu sprechen:
»Denn es ist kein edler Baum, der faule
Frucht trägt; wiederum trägt auch ein fauler Baum keine edle Frucht. Denn jeden
Baum erkennt man an seiner eigenen Frucht; denn man liest keine Feigen von
Dornen, noch pflückt man Weinbeeren vom Dornbusch. Der gute Mensch bringt aus
dem guten Schatz seines Herzens Gutes hervor, während der böse Mensch aus dem
bösen Schatz seines Herzens Böses hervorbringt; denn aus der Überfülle des
Herzens spricht sein Mund« (Verse 43-45).
Man erkennt das Innere eines Menschen an dem,
was er spricht und was er wirkt und an Frucht hervorbringt. Spricht er zu, baut
er auf, ermutigt er, sagt er die Wahrheit, hilft er?
»Das Herz des Gerechten überlegt, um zu
antworten, aber der Mund der Frevler sprudelt Bosheiten« (Spr.15:28). Wes
Geistes Kind soll ein Jünger sein? Um edle Frucht zu bringen, ist ein
erneuertes Herz nötig; nur ein Mensch mit einem Gott wohlgefälligen Herzen kann
ein Jünger Jesu sein.
Vom Hören und Tun oder
Nichttun
Abschließend ermahnt Jesus Christus:
»Was nennt ihr Mich »Herr, Herr« und tut
nicht, was Ich euch sage? Jeder, der zu Mir kommt und Meine Worte hört und sie
tut - Ich will euch ein Beispiel geben, mit wem
er zu vergleichen ist: Er gleicht einem Mann, der ein Haus bauen will
und ausschachtet, vertieft und die Grundmauer auf den Felsen legt. Wenn
Hochwasser kommt, stößt zwar der Strom gegen jenes Haus, vermag es jedoch nicht
zu erschüttern, weil es trefflich gebaut worden ist. Wer aber Meine Worte hört
und nicht danach tut, gleicht einem Mann, der ein Haus ohne Grundmauer auf
ebener Erde baut. Wenn der Strom dagegen stößt, fällt es sogleich zusammen, und
groß wird der Einsturz jenes Hauses sein« (Verse 46-49).
Hören und glauben, glauben und gehorchen -
alles andere wäre töricht. Einem Herrn gehorcht man, erst recht dem Herrn der
Herren, der allein die richtigen Anweisungen gibt und uns in aller Liebe zum
Ziel bringt.
Immer wieder ermahnt Gott zum treuen Tun:
-
»Werdet aber Täter des Wortes und nicht solche, die nur darauf lauschen, sonst
hintergeht ihr euch selbst« (Jak.1:22);
-
»Denn nicht die Hörer des Gesetzes sind bei Gott gerecht, sondern die Täter des
Gesetzes werdend gerechtfertigt werden« (Röm.2:13);
-
»Wer sagt: Ich habe Ihn erkannt -, und hält nicht Seine Gebote, der ist ein
Lügner und in dem ist nicht Gottes Wahrheit« (1.Joh.2:4);
-
»Wer Meine Gebote hat und sie hält« (sagte unser Herr Jesus Christus), »der ist
es, der Mich liebt« (Jogh.14:21). Lieben wir unseren Herrn und Retter?
(Lukas 7:1-8:3)
»Als Er nun alle Seine Reden vor den Ohren
des Volkes beendet hatte, kam Er nach Kapernaum hinein« (Vers 1).
Der Hauptmann von
Kapernaum
»Dort war der schwerkranke Sklave eines
gewissen Hauptmanns (der von ihm wertgeachtet war) im Begriff zu verscheiden.
Da der Hauptmann von Jesus gehört hatte, schickte er Älteste der Juden zu Ihm,
um Ihn zu ersuchen, damit Er komme, seinen Sklaven zu retten. Als sie zu Jesus
kamen, sprachen sie Ihm eindringlich zu und sagten zu Ihm: Er ist es wert, dass
Du ihm dies gewährst, denn er liebt unsere Nation, und er hat uns die Synagoge
gebaut. - Da ging Jesus mit ihnen. Bereits als Er nicht mehr weit von dem Haus
entfernt war, sandte der Hauptmann Freunde zu Ihm und ließ Ihm sagen: Herr,
bemühe dich nicht, denn ich bin nicht würdig genug, dass Du hereinkommst -
unter mein Dach. Darum habe ich mich auch nicht für würdig erachtet, selbst zu
Dir zu kommen, sondern sprich nur ein Wort, und mein Knabe wird geheilt sein.
Denn ich bin ein meiner Obrigkeit untergeordneter Mensch, ich habe selbst
Krieger unter mir, und wenn ich zu diesem sage: Geh!, so geht er, und zu dem
anderen: Komm!, so kommt er, und zu meinem Sklaven: Tu dies!, so tut er es. -
Als Jesus dies hörte, erstaunte Er über ihn. Und Sich zu der Volksmenge
wendend, die Ihm nachfolgte, sagte Er: Ich sage euch: Nicht einmal in Israel
fand Ich so viel Glauben. - Als die Abgesandten in das Haus zurückkehrten,
fanden sie den hinfälligen Sklaven gesund« (Verse 2-10).
Der römische Hauptmann war zweifellos ein Gottesfürchtiger,
ein Proselyt des Tores, der sich zum jüdischen Glauben hielt, ohne durch
Beschneidung Jude geworden zu sein. Insofern war er kein Ausländer wie die
Kanaanäerin, die Jesus, bevor sie sich Israel unterordnete, wie es zukünftig
die Nationen tun werden, mit den Worten abgewiesen hatte: »Ich wurde lediglich
zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel gesandt!« (Mat.15:24).
Zuerst bat der Hauptmann Jesus zu kommen,
dann aber muss ihm seine Unwürdigkeit sehr deutlich geworden sein. In dieser
Erkenntnis der eigenen Niedrigkeit darf er allen Gläubigen ein Vorbild sein.
Ist doch nichts aus uns, ist doch alles Gnade! Und wiederum ist dieser Mann ein
Vorbild, nämlich im Glauben, dass Jesus imstande ist, durch ein einfaches Wort
zu heilen. Vielleicht kannte er Psalm 33:9: »Jewe spricht, und es geschieht, Er
gebietet, und es steht da.«
Es fällt auf, dass die Juden ihre Kranken
nahe an Jesus heranbrachten, sodass Er sie anrühren oder sie Ihn zumindest
sehen und hören konnten. Der Sklave aber war in der Ferne, als er geheilt
wurde. Er repräsentiert die Israel im Königreich untergeordneten Nationen, die
fern von der Residenz des Königs durch das priesterliche Volk gesegnet werden.
Der Jüngling zu Nain
»Am nächsten Tag ging Er in eine Stadt, die Nain
heißt, und mit Ihm zog eine beträchtliche Zahl Seiner Jünger und eine große
Volksmenge. Und siehe, als Er Sich dem Stadttor näherte, wurde ein
Verstorbener, der einzige Sohn seiner Mutter, herausgetragen. Sie war Witwe,
und eine beträchtliche Volksmenge aus der Stadt war bei ihr. Als der Herr sie
gewahrte, jammerte sie Ihn, und Er sagte zu ihr: Schluchze nicht! - Dann trat
Er hinzu und rührte die Bahre an; die Träger standen still, und Er sprach:
Jüngling, Ich sage dir: Erhebe dich! - Da setzte sich der Tote auf und fing an
zu sprechen; und Er gab ihn seiner Mutter wieder.
Furcht ergriff sie alle, und sie
verherrlichten Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns erweckt
worden! und: Gott hat Sein Volk aufgesucht! - Dieser Bericht über Ihn ging in
ganz Judäa und in der gesamten Umgegend aus« (Verse 11-17).
Der Tod des Jünglings war besonders
schmerzlich, weil seine Mutter nun ihre einzige Stütze verloren hatte. Dies
ging dem Herrn innerlich sehr nahe. Sie jammerte Ihn. Dass der Jüngling wahrscheinlich
vor Gott nicht bewährt war und deshalb in oder vor der Hälfte seiner Tage starb
(Ps.55:24; 102:25), war nicht ausschlaggebend.
Die Auferweckung des Toten war ein gewaltiges
Zeichen dafür, dass Jesus der Messias ist (Jes.26:19; 35:5,6; 61:1,2). Nur wer
Tote auferwecken kann, kann auch die entschlafenen Heiligen in das Königreich
hineinbringen, was ja anders als durch Auferweckung nicht möglich ist.
Die Gott verherrlichenden Worte der
Volksmenge waren wahr: Jesus war ein Prophet, ja der Prophet, von dem Mose
gesprochen hatte: »Einen Propheten wie mich wird Jewe, dein Elohim, dir aus
deiner Mitte, aus deinen Brüdern, erstehen lassen; auf ihn sollt ihr hören«
(5.Mose 18:15). Die Leute hatten auch erkannt, dass Gott Sein Volk aufgesucht
hatte, und zwar dadurch, dass Jesus unter ihnen war.
Die Frage Johannes des
Täufers
»Auch dem Johannes berichteten dessen Jünger
über dies alles. Und gewisse zwei seiner Jünger herzurufend, sandte Johannes
sie zu Jesus und ließ Ihn fragen: Bist Du der Kommende, oder sollen wir auf
einen anderen hoffen? - Als die Männer zu Ihm kamen, sagten sie: Johannes der
Täufer schickt uns zu Dir und lässt fragen: Bist Du der Kommende, oder sollen
wir auf einen anderen hoffen? - In jener Stunde heilte Er viele von
Krankheiten, Geißeln und bösen Geistern, und vielen Blinden gewährte Er in
Gnaden das Sehvermögen. Daher antwortete Jesus ihnen: Geht hin und berichtet
Johannes, was ihr gewahrt und hört: Blinde werden sehend, Lahme wandeln,
Aussätzige werden gereinigt, Taube hören, Tote erwachen, und Armen wird
Evangelium verkündigt. Glückselig ist, wer keinen Anstoß an Mir nimmt« (Verse
18-23).
Johannes der Täufer lag im Gefängnis
(Mat.4:12; 11:2; 14:2; Luk.3:20). Er muss unruhig geworden sein, hatte er doch
verkündigt, dass Jesus das Getreide in die Scheune sammeln und die Spreu
verbrennen werde (Luk.3:17). Beides war noch nicht geschehen; die
Königsherrschaft des Messias war immer noch nicht aufgerichtet, die Johannes
übrigens aus dem Gefängnis befreit hätte.
Den Beweis, dass Er der Messias ist, führte
Jesus nur mit dem Hinweis auf all die Heilungswunder, die der Prophet Jesaia
von Ihm angesagt hatte (Jes.26:19; 29:18; 35:5,6; 61:1,2).
Jesus war also »der Kommende«, von dem die
Schrift mehrfach sprach (Ps.118:26; Sach.9:9; Heb.10:37). Da aber die
Entscheidung Israels für oder gegen Ihn noch nicht ausgereift war, war es nicht
der rechte Zeitpunkt, Seine Verwerfung und Sein späteres Kommen zum Gericht und
zur Aufrichtung des Königreichs bekannt zu machen.
»Glückselig ist, wer keinen Anstoß an Mir
nimmt« (Vers 23). Dieses Wort wird dem Johannes ein weiterer Zuspruch gewesen
sein, denn es bedeutet schließlich, dass Jesus die Glückseligkeit aller, die
Ihm glauben, und mithin das Königreich herbeiführen wird.
Über Johannes den Täufer
»Als
die Boten des Johannes gegangen waren, begann Er, zu der Volksmenge über
Johannes zu sprechen: Wozu zogt ihr damals in die Wildnis hinaus? Um ein vom
Wind gerütteltes Rohr anzuschauen? Nein! - Wozu zogt ihr hinaus? Um einen
Menschen, angetan mit weichen Kleidern, zu gewahren? Siehe, die in herrlicher
Kleidung Schwelgereien nachgehen, sind in den Königspalästen. Sondern wozu zogt
ihr hinaus? Um einen Propheten zu gewahren? Ja, Ich sage euch: Er war weit mehr
als ein Prophet! Dieser ist es, von dem geschrieben steht: Siehe, Ich schicke
Meinen Boten vor Deinem Angesicht her, der Deinen Weg vor Dir herrichten wird«
(Verse 24-27).
Dieses Wort über Johannes den Täufer steht in
Maleachi 3:1 geschrieben (vgl. Jes.40:3).
Johannes war wahrlich kein Schilfrohr im
Wind, kein wankelmütiger Mensch, sonst läge er jetzt nicht gefangen. Er stand
zu seinem Ruf zur Umsinnung, auch gegenüber Herodes Antipas, dem er dessen üble
Taten vorgehalten hatte, darunter dass er sich die Frau seines Bruders genommen
habe (Mark.6:18; Luk.3:19).
Johannes war also ein Prophet. Seine Worte
sind als Worte Gottes zu werten. Und er war mehr als ein Prophet, weil er nicht
lange Zeit vorher, sondern jetzt, als der Messias da war, auf Ihn hinweisen
durfte, ja Ihn dem Volk vorstellte. Johannes hatte ihnen den Messias gezeigt
und Seiner angesichts gesagt: »Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt
auf Sich nimmt! Dieser ist es, von dem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der
vor mir geworden ist; denn Er war eher als ich« (Joh.1:29,30).
Indem Jesus den Johannes mit dem Zitat aus
Maleachi bestätigte, bekannte Er Sich zugleich als der Messias.
Der größte Prophet
»Denn wahrlich, Ich sage euch: Unter den von
Frauen Geborenen ist kein größerer Prophet als Johannes der Täufer. Wer aber kleiner
ist - im Königreich Gottes ist er größer als er« (Vers 28).
Weil er den Messias am deutlichsten
bezeichnete, ist Johannes der größte Prophet. Im Königreich aber wird jeder
Gläubige größer als Johannes jetzt sein, dort ist jeder Heilige mehr gesegnet
als Johannes jetzt, und sie alle werden prophetisch reden (Jes.59:21; Joel
3:1). Und die Erde wird voll der Erkenntnis Jewes sein, wie Wasser den
Meeresgrund bedeckt (Jes.11:9).
Welchen diese Generation
gleicht
Jesus fuhr fort zu sprechen:
»Das gesamte Volk und die Zöllner, die ihn
(Johannes) hörten, rechtfertigten Gott, indem sie sich mit der Taufe des
Johannes taufen ließen. Die Pharisäer und die Gesetzeskundigen aber lehnten den
Ratschluss Gottes für sich selbst ab, indem sie sich nicht von ihm taufen
ließen. Mit wem soll Ich nun die Menschen dieser Generation vergleichen? Wem
sind sie gleich? Sie sind gleich kleinen Kindern, die am Markt sitzen und
einander zurufen: Wir flöten euch, doch ihr tanzt nicht! Wir singen euch
Totenlieder, doch ihr jammert nicht! - Denn als Johannes der Täufer kam und
weder Brot aß noch Wein trank, da sagtet ihr: Er hat einen Dämon! - Nun ist der Sohn des Menschen gekommen; Er isst
und trinkt, da sagt ihr: Siehe, dieser Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer,
ein Freund der Zöllner und Sünder! - Und doch ist die Weisheit durch all ihre
Kinder gerechtfertigt worden« (Verse 29-35).
Ja, spielt man den Oberen Israels wie zu
einer Hochzeitsfeier auf, dann passt es ihnen nicht und sie tanzen nicht. Singt
man ihnen Klagelieder, dann passt es ihnen auch nicht. Johannes der Täufer
gefiel den Oberen in seiner asketischen Art nicht, und Jesus konnte es ihnen in
Seiner die Freude des Königreichs bringenden Art auch nicht recht machen.
Und doch ist diese Weisheit Gottes, nämlich
des Johannes Ruf zur Umsinnung und Jesu heilbringendes Erbarmen, von ihren
Kindern, von den dies Glaubenden, für wahr erkannt und für richtig erklärt
worden. Die Weisen verstehen die Wege Gottes (Hos.14:10). Die Vielen, die
Johannes und Jesus folgten, bestätigten damit die Wahrheit dessen, was sie
lehrten.
Jesus und eine Sünderin
im Haus des Pharisäers Simon
»Aber einer der Pharisäer ersuchte Ihn, mit
ihm zu essen; da ging Er in das Haus des Pharisäers und legte Sich zu Tisch.
Und siehe, da war eine Frau in der Stadt, die eine Sünderin war. Als sie
erfuhr, dass Er Sich im Haus des Pharisäers niedergelegt hatte, holte sie ein
Alabasterfläschchen mit Würzöl und trat schluchzend von hinten an Jesu Füße
heran. Dann fing sie an, Seine Füße mit Tränen zu benetzen, wischte sie mit
ihrem Haupthaar wieder ab, küsste Seine Füße zärtlich und rieb sie mit dem
Würzöl ein. Als der Pharisäer, der Ihn eingeladen hatte, dies gewahrte, sagte
er bei sich: Wenn dieser ein Prophet wäre, hätte Er erkannt, wer und was für
eine Frau sie ist, die Ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin« (Verse 36-39).
Wenn ein Rabbi irgendwo zu Gast war, durften
auch Nichteingeladene kommen, damit sie seine Reden (vom Hof oder Säulengang
aus) hörten.
Die Szene ist ergreifend. Die Sünderin, eine
käufliche Frau, naht sich ihrem Retter voller Reue und gibt Ihm alle Ehre.
Jesus entzieht Sich ihr nicht. Alle Ehre aber hatte der Pharisäer seinem Gast
Jesus nicht angetan. In seiner Selbstgerechtigkeit und seinem Stolz erkennt er
nicht, dass auch er ein Sünder ist und dass Jesus aus Liebe zu den Sündern
gekommen ist, ihnen das Heil zu bringen. Er hatte das Wort Jewes vergessen:
»Wenn eure Sünden wären wie Scharlach, wie Schnee sollen sie weiß werden. Wenn
sie rot wären wie Karmesin, wie Wolle sollen sie werden« (Jes.1:18).
Die Frau war übrigens in Anlehnung an das
Gesetz nicht mit leeren Händen vor Jewe erschienen (2.Mose 23:15; 34:20; 5.Mose
16:16), sondern gab ihr Bestes. Das Salböl war wertvoll.
Die Lösung ihres Haupthaars zum Abwischen
ihrer Tränen war sicherlich vertretbar, wenn auch im allgemeinen unschicklich;
da des Ehebruchs verdächtigte Frauen nach 4.Mose 5:18 das Haupthaar zu lösen
hatten, könnte die Frau damit sogar ihre Schuld eingestanden haben.
Jesus belehrt den
Pharisäer
»Da nahm Jesus das Wort und sagte zu ihm:
Simon, Ich habe dir etwas zu sagen! - Der entgegnete Ihm: Lehrer, sprich! - Ein
Geldausleiher hatte zwei Schuldner. Der eine schuldete fünfhundert Denare, der
andere fünfzig. Weil sie aber nichts hatten, um zu bezahlen, begnadigte er
beide. Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben? - Simon antwortete: Ich nehme
an, derjenige, dem er mehr Gnade erwies. - Da sagte Er zu ihm: Du hast richtig
geurteilt. - Und zu der Frau gewandt, erklärte Er dem Simon: Siehst du diese
Frau hier? Ich kam in dein Haus, und du gabst Mir kein Wasser für Meine Füße;
sie dagegen hat Meine Füße mit Tränen benetzt und sie mit ihrem Haar wieder
abgewischt. Du gabst Mir keinen Kuss, sie aber hat, seitdem Ich hier hereinkam,
nicht abgelassen, Mir zärtlich die Füße zu küssen. Du riebst Mein Haupt nicht
mit Öl ein, sie dagegen hat Mir die Füße mit Würzöl eingerieben. Mithin sage
Ich dir: Ihre vielen Sünden sind ihr erlassen; denn sie hat Mir viel Liebe
erwiesen. Wem aber wenig erlassen wird, der hat nur wenig Liebe erwiesen«
(Verse 40-47).
Weil die Frau wusste oder zumindest hoffte,
dass Jesus ihr die vielen Sünden vergeben wird, hat sie dem Herrn viel Liebe
erwiesen. Der Pharisäer Simon aber, dem nur wenige Sünden erlassen werden
brauchen, hat seinem Gast Jesus nur wenig Liebe erwiesen.
Jetzt wissen wir, wozu die Sünde sein muss:
damit alle Geschöpfe Gott von ganzem Herzen lieben. »Gott schließt alle
zusammen in Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich aller erbarme« (Röm.11:32).
Jesus erlässt Sünden
»Dann sagte Er zu ihr: Deine Sünden sind dir
erlassen! - Da fingen die mit zu Tisch Liegenden an, bei sich zu sagen: Wer ist
dieser, der auch Sünden erlässt? - Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube hat
dich gerettet; gehe hin in Frieden!« (Verse 48-50).
Die Frau hatte also geglaubt, dass Jesus der
Messias ist; sie hatte zudem gemäß dem Ruf Johannes des Täufers Umsinnung
gezeigt; so empfing sie die Erlassung ihrer Verfehlungen (Luk.3:3). Ihr Glaube,
der Werke der Liebe, würdig der Umsinnung, hervorbrachte, hatte sie gerettet
(Mat.3:8; Jak.2:24).
Nebenbei gesagt: Nach dem Evangelium des
Apostels Paulus (Gal.1:12) sind wir allein durch Glauben gerechtfertigt,
gerecht gesprochen; an Sünden ist nicht mehr zu denken (Röm.3:24,28).
Den mit zu Tisch Liegenden muss klar geworden
sein, dass ihnen nun eine Glaubensentscheidung abverlangt wird: Entweder ist
Jesus der Sohn Gottes, der das Recht hat, Sünden zu erlassen, oder Er ist es
nicht. Dank sei Gott für diesen oder jenen, in dessen Herzen Er
Sündenerkenntnis und Gotteserkenntnis bewirkte!
»Gehe hin in Frieden!« - dieser herrliche
Zuspruch lässt sich auch wie folgt übersetzen: Gehe hinein in den Frieden, und
zwar des Königreichs! - Welch eine Freude!
Jesus begleitende Frauen
»In der Folge durchwanderte Er Stadt um Stadt
und Dorf um Dorf, heroldete das Königreich und verkündigte es als Evangelium.
Mit Ihm waren die Zwölf sowie einige Frauen, die von bösen Geistern und
Gebrechen geheilt worden waren: Maria, die Magdalenerin genannt wird, aus der
sieben Dämonen ausgefahren waren, Johanna, die Frau des Chusa, eines Verwalters
des Herodes, sowie Susanna und viele andere, die Ihm mit ihrem Besitz dienten«
(Luk.8:1-3).
Das Jahr 31 n. Chr. war von einem
umfangreichen Wirken Jesu gekennzeichnet. Ganz Israel sollte die frohmachende
Botschaft hören.
Maria Magdalena stammte aus Magdala am
Westufer des Sees Genezareth. Von ihr und Johanna sowie den vielen anderen
Frauen, die Jesus begleiteten, lesen wir später, dass sie der Kreuzigung Jesu
von ferne zuschauten und am Tag der Auferstehung frühmorgens am Grab waren
(Mat.27:55,56; Luk.23:49; 24:10; Joh.20:1,18).
Diese Frauen dienten dem Herrn Jesus Christus
und Seinen zwölf Jüngern, die ja alles verlassen hatten (Mat.19:27), auf den
Wanderungen mit ihrem Vermögen (Mat.27:55; Mark.15:41).
Jesu weiteres
vollmächtiges Wirken
(Lukas 8:4-56)
»Als eine große Volksmenge beisammen war
(samt denen, die zu Ihm aus jeder Stadt herbeigekommen waren), sprach Er in
einem Gleichnis« (Vers 4).
Das Gleichnis von der
Saat
»Der Sämann ging aus, um sein Saatkorn zu
säen. Und beim Säen fiel etwas an den Weg und wurde niedergetreten, und die
Flügler des Himmels fraßen es. Anderes fiel auf den Felsen nieder; als es
sprosste, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Wieder anderes fiel
mitten unter die Dornen, und mit emporsprossend, erstickten es die Dornen.
Anderes aber fiel auf gutes Land, sprosste und trug hundertfältig Frucht. -
Nachdem Er dieses gesagt hatte, rief Er aus: Wer Ohren hat zu hören, der höre!«
(Verse 5-8).
Wem Gott die Ohren auftut - und nur Er ist
es, der Ohren öffnet (Jes.50:4,5) -, der wird auf die Worte Jesu merken und sie
zu verstehen suchen. Die große Volksmenge, die das Gleichnis hörte - ob sie
wohl verstand, dass man nicht einfach durch Glauben in das Königreich eingehen
kann, sondern sich bewähren muss, sogar in Drangsalen, und dass man Frucht
bringen muss, edle Werke (Luk.3:3; 6:47; Joh.15:2; Jak.2:24; 2.Pet.1:10)?
Die Geheimnisse des
Königreichs
»Da fragen Ihn Seine Jünger, was die
Bedeutung dieses Gleichnisses sei. Er antwortete: Euch ist es gegeben, die
Geheimnisse des Königreichs Gottes zu erkennen, den übrigen aber wird es in
Gleichnissen gesagt, damit sie sehend nicht sehen und hörend nicht verstehen«
(Verse 9+10).
Der Herr sprach also zu einem bestimmten
Zweck in Gleichnissen: damit sie nicht glauben und nicht in das Königreich
gelangen. Und genau dies auch besagen alle Geheimnisse des Königreichs (vgl.
Mat.13:10-15), eben dass nicht alle Juden, weil sie Abrahams Same sind,
gerettet werden (und darüber hinaus, dass das Königreich verzieht und
zwischenzeitlich in einer verfälschten Form erscheint; Mat.13:31-33,47-50).
Heute, in der dem Paulus gegebenen
heilsgeschichtlichen Verwaltung (Eph.3:2), ist es ganz anders: heute wird das
Wort Gottes verkündigt, damit die Menschen glauben und für das überhimmlische
Königreich Christi gerettet werden (Eph.2:6; Phil.3:20; 2.Tim.4:18).
Die Jünger, mithin die geistlich Gesinnten,
wandten sich an Jesus mit der Bitte, dass Er ihnen das Gleichnis aufschließe.
»Der seelische Mensch aber nimmt nichts von den Tiefen des Geistes Gottes an;
denn sie sind ihm Torheit. Und er kann sie nicht erkennen, da sie nur geistlich
erforscht werden können« (1.Kor.2:14).
Obwohl mit dem Kommen des Messias das
»wohlannehmbare Jahr des Herrn«, das Gnadenjahr, angebrochen war (Luk.4:19) und
dem Volk Gnade und Wahrheit zuteil wurden (Joh.1:17), vollzog sich an dem
ungläubigen Teil des Volkes wieder die Verstockung, die Jesaia ausgesprochen
hatte, dass sie nämlich Augen haben und doch nicht sehen sowie Ohren und doch
nicht verstehen (Jes.6:10; Mat.13:13-15; Joh.12:40).
Die Bedeutung des
Gleichnisses
»Dies nun ist das Gleichnis: Das Saatkorn ist
das Wort Gottes. Die am Weg sind, hören es; aber danach kommt der Widerwirker
und nimmt das Wort aus ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und gerettet
werden. Die nun auf dem Felsen sind solche, die das Wort sogleich mit Freuden
annehmen, wenn sie es hören. Doch haben sie keine Wurzel; für kurze Frist
glauben sie, und zum Zeitpunkt der Versuchung fallen sie ab. Was aber in die
Dornen fällt, sind diese: sie hören es, gehen hin und werden von Sorgen,
Reichtum und Genüssen des Lebens erstickt und bringen nichts zur Reife. Das auf
dem ausgezeichneten Land aber sind die, welche das Wort mit einem edlen und
guten Herzen hören, es festhalten und mit Beharrlichkeit Frucht bringen« (Verse
11-15).
Diese drei Kräfte: der Satan, das schwache
Fleisch und die verlockende Welt verhindern, dass das Herz fest wird im
Glauben. Allen Auserwählten aber wird Gott den standhaften und fruchtbaren
Glauben gewähren (Mat.22:14; 24:31; 1.Pet.2:9).
So wie die Vögel (Symbol für böse Geister)
den auf dem Weg liegenden Samen wegpicken, raubt der Satan manchen Menschen das
gehörte Wort aus dem Herzen, sodass sie einfach nicht mehr daran denken.
Dem auf den Felsen gefallenen Samen, der nur
wenig Wurzel entwickeln kann, entsprechen solche Gläubige, die bei der ersten
Versuchung durch den Satan, beim ersten Gegenwind abfallen, bei einer
Anfeindung, die sie um des Glaubens willen erleiden (Jak.1:2). Wie wird es erst
sein, wenn die Stunde der Versuchung über die ganze Erde kommt (Off.3:10) und
es gilt, trotz der Todesdrohung des Antichristus dem Herrn Jesus treu zu
bleiben (Off.13:8,15)? »Glückselig der Mann, der in Versuchung ausharrt: Wird
er als bewährt erfunden, so wird er den Kranz des Lebens erhalten, welchen Er
denen verheißen hat, die Ihn lieben« (Jak.1:12).
Es sei darauf hingewiesen, dass wir, die
Glieder der Gemeinde, die Christi Körper ist (Eph.1:22,23), nicht abfallen
können, weil wir mit Gottes Geist versiegelt sind (Eph.1:13). Uns gilt: »Die Er
aber vorherbestimmte (dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden), diese
beruft Er auch; und die Er beruft, diese rechtfertigt Er auch; die Er aber
rechtfertigt, diese verherrlicht Er auch« (Röm.8:30).
Zur dritten Gruppe sei angemerkt, dass die
Welt so viele Genüsse bietet und zu so vielen Aktivitäten auffordert, sodass
für das Lesen des Wortes Gottes kaum noch Zeit bleibt.
Die vierte Gruppe nur ist treu, ernährt sich
täglich mit dem Wort Gottes, bewahrt es in einem durch die Umsinnung
gereinigten Herzen, hält daran auch bei Widerständen fest und bringt viel
Frucht. »Und jede (Rebe an Mir), welche Frucht bringt, die reinigt Er, damit
sie mehr Frucht bringe« (Joh.15:2).
Vom rechten Hören
Der Herr vertiefte die Ermahnung mit den drei
folgenden Versen. Es geht darum, das Wort Gottes recht zu hören, dieses Licht
recht aufzunehmen und leuchten zu lassen, damit man es nicht verliere.
»Niemand zündet seine Leuchte an und bedeckt
sie mit einem Gefäß oder setzt sie unter eine Liege, sondern setzt sie auf
einen Leuchter, damit die Hereinkommenden das Licht erblicken. Denn nichts ist
verborgen, was nicht offenbar werden wird, noch ist etwas verhohlen, was nicht
doch bekannt werden und an die Öffentlichkeit kommen wird. Daher gebt Obacht,
wie ihr hört! Denn wer hat, dem wird gegeben werden, und wer nicht hat, von ihm
wird auch das, was er zu haben meint, genommen werden« (Verse 16-18).
Das ausgesäte Wort Gottes hat ein Licht in
den Herzen angezündet. Das Licht ist auf einen Leuchter zu stellen, damit allen
hell werde; das Evangelium ist mithin weithin bekannt zu machen.
Die ohne Wurzel und die unter den Dornen
lassen ihr Licht nicht scheinen, sondern bedecken es. Dies wird aber nicht
verborgen bleiben, weil alles irgendwann zu Tage tritt.
»Daher gebt Obacht, wie ihr hört!« Haltet an
dem Gehörten fest, steht dazu, dann könnt ihr die Wahrheit verbreiten, und dann
wird euch noch mehr Erkenntnis Gottes gegeben.
Die aber nicht treu sind, die
Wetterwendischen und die weltlich Gesinnten, denen wird auch das wenige Licht,
das sie besitzen und auf Dauer, bis ins Königreich hinein, zu besitzen meinen,
spätestens am Tage des Gerichts genommen werden.
Darum: Hört richtig! Bleibt dem Gehörten
treu! Lasst euer Licht zur Verherrlichung Jesu Christi weit hinaus leuchten!
Jesu wahre Verwandte
»Als Seine Mutter und Seine Geschwister zu
Ihm kommen wollten, konnten sie wegen der Volksmenge nicht mit Ihm
zusammentreffen. Da berichtete man Ihm: Deine Mutter und Deine Geschwister
stehen draußen und wollen Dich sehen. - Darauf antwortete Er ihnen: Meine
Mutter und Meine Geschwister sind die, die das Wort Gottes hören und tun!«
(Verse 19-21).
Der Glaube erweist sich im Tun. Für Israel
ist das Wirken eine Bedingung der Rettung (Mat.7:24; Jak.2:24; 2.Pet.1:10).
Jakobus mahnt: »Werdet aber Täter des Wortes und nicht solche, die nur darauf
lauschen, sonst hintergeht ihr euch selbst« (Jak.1:22). Unser Glaube heute ist
in Auswirkung unserer Rettung wirksam (Gal.5:6); so verhält es sich nach dem
dem Apostel Paulus enthüllten Evangelium der Unbeschnittenheit (Gal.1:12; 2:7).
Werke haben keinen Einfluss auf unsere Rettung, die reine Gnade ist (Röm.3:24;
1.Kor.3:15; Gal.2:16,; Eph.2:8). Wir sind allein durch Glauben und Hören
gerechtfertigt und gerettet (Röm.3:28; Eph.1:13).
Jesus hatte mindestens zwei Halbschwestern.
Seine Halbbrüder hießen Jakobus, Joseph, Simon und Judas (Mat.13:55,56). Die
verwandtschaftlichen Beziehungen in Ehren, tiefer miteinander verbunden aber
sind die, die desselben Geistes Kind sind.
Die Stillung des Sturms
»Eines Tages geschah es, dass Er mit Seinen
Jüngern in ein Schiff stieg und zu ihnen sagte: Lasst uns zum jenseitigen Ufer
des Sees hinüberfahren! - Und sie fuhren hinaus. Während sie segelten, schlief
Er ein. Da fuhr ein Wirbelwind auf den See hernieder, das Schiff füllte sich
mit Wasser, und sie waren in Gefahr. Da traten sie herzu, weckten Ihn und
sagten: Meister, Meister, wir kommen um! - Und aufgewacht, schalt Er den Wind
und die Brandung des Wassers. Da hörte beides auf, und es trat große Stille
ein. Doch zu ihnen sagte Er: Wo ist euer Glaube? - Sie aber fürchteten sich und
sagten erstaunt zueinander: Wer ist wohl dieser, weil Er auch den Winden und
dem Wasser gebietet, und sie gehorchen Ihm« (Verse 22-25).
Wessen Vollmachtsgebiet ist die Luft
(Eph.2:2), wer vermag Wasserhosen gegen die Heiligen zu wirbeln (Off.12:15)? Der
Satan. Christus aber ist hoch erhaben über ihn und über die vom Wind
repräsentierten bösen Geister (Eph.1:21), Jesus Christus gebietet nicht nur der
Materie, sondern auch über den die Materie gebrauchenden Satan hat Er
Vollmacht.
Psalmenworte erfüllten sich: »Du herrschst
über das anschwellende Meer; wenn seine Wogen sich erheben, Du bringst sie zur
Ruhe« (Ps.89:10); »Er ließ aus dem Sturm Stille entstehen, und die Wogen wurden
ruhig« (Ps.107:29).
Vergessen wir nie, dass über allem Geschehen
unser herrlicher und treuer Gott und Vater steht, der alles nach dem Ratschluss
Seines Willens bewirkt (Eph.1:11) und auch die Willensbildung des Satans
hervorruft. »Denn Ich bin El! Und da ist sonst kein Elohim! Und da ist niemand
gleichwie Ich! ... Der Ich sage: Mein gesamter Ratschluss soll bestätigt
werden; und alles, was Mir wohlgefällt, will Ich tun« (Jes.46:9,10). Es war
Gottes Vorsatz, wie auch Psalm 107:25 sagt: »Er sprach und ließ einen Sturmwind
entstehen.«
Ein Besessener wird frei
»Dann fuhren sie weiter bis in die Gegend von
Gergesa, die Galiläa gegenüber ist. Dort stieg Er an Land; da kam Ihm ein Mann
aus der Stadt entgegen, der Dämonen hatte; seit geraumer Zeit hatte er keine
Kleidung angezogen und war in keinem Haus geblieben, sondern hatte sich in den
Gräbern aufgehalten. Als er Jesus gewahrte, fiel er aufschreiend vor Ihm nieder
und rief mit lauter Stimme: Was ist zwischen mir und Dir, Jesus, Du Sohn
Gottes, des Höchsten? Ich flehe Dich an: quäle mich nicht! - Denn Er hatte dem
unreinen Geist geboten, aus dem Mann auszufahren; denn seit längerer Zeit hatte
jener ihn gepackt. Mit Ketten und Fußschellen war er gebunden und verwahrt
worden; doch die Fesseln zerreißend, wurde er von dem Dämon in die Wildnis
getrieben. Jesus fragte ihn: Was ist dein Name? - Da antwortete er: Legion;
denn es waren viele Dämonen in ihn gefahren. Die flehten Ihn an, damit Er ihnen
nicht gebiete, in den Abgrund zu gehen« (Verse 26-31).
Die Dämonen hatten in einer solchen Weise von
dem Mann, der dem Herrn entgegenkam (und vor dem zweiten Mann, der kurz darauf
auf Ihn zukam; Mat.8:28), Besitz ergriffen, dass sie ihm ihre Gedanken und
Worte aufzwingen konnten. Mithin fand das Gespräch zwischen dem Herrn und dem
unreinen Geist statt.
Die Dämonen kannten Jesus und wussten, dass
Er der Sohn Gottes, des Höchsten, war; denn in Christus ist das All erschaffen,
das in den Himmeln und das auf der Erde, das Sichtbare und das Unsichtbare
(Kol.1:16), und in der unsichtbaren Welt kennt man einander (Hiob 1:6).
Eine römische Legion umfasste etwa
fünftausend Mann. Das heißt nun nicht, dass genauso viele Dämonen in dem
Besessenen waren, sondern umschreibt eine große Menge.
Die unreinen Geister wollten nicht in den
Abgrund geschickt werden. Der Abgrund ist der Raum unter der Erd- und Wasseroberfläche
(vgl. Off.20:3) und sicherlich die rechtmäßige Behausung dieser Unterirdischen
(Phil.2:10). Die Dämonen schweifen nicht gern in wasserlosen Stätten umher
(Mat.12:43; Luk.11:24), sondern wollen lieber in Menschenleibern wohnen. Dies
steht ihnen aber nicht zu; sie wussten somit, dass Jesus sie aus dem Mann
austreiben würde.
So flehten sie Ihn an, in die Schweine fahren
zu dürfen, wie im Folgenden berichtet:
»Nun war dort an dem Berg ein beträchtlicher
Auftrieb weidender Schweine. Und die Dämonen flehten Ihn an, dass Er ihnen
gestatten möge, in dieselben zu fahren. Er gestattete es ihnen sofort. Da
fuhren die Dämonen aus dem Menschen, fuhren in die Schweine, und der gesamte
Auftrieb stürmte den Abhang hinab in den See und ertrank« (Verse 32+33).
Gerade auf diese Weise aber kamen die Dämonen
nun doch in den Abgrund, wohin sie gehören. Dort werden jene, die ihre
Behausung verlassen hatten, in unwahrnehmbaren Fesseln für das Gericht verwahrt
(2.Pet.2:4; Jud.6).
Schweine wurden von gesetzestreuen Juden
nicht gehalten, weil es unreine Tiere waren (3.Mose 11:7). Die Gergesener
werden vermutlich auch in anderen Dingen gesetzlos gehandelt haben.
»Als jene, die sie geweidet hatten, das
Geschehene gewahrten, flohen sie und berichteten es in der Stadt und auf den
Gehöften. Da gingen die Leute hinaus, um zu sehen, was geschehen war. Als sie
zu Jesus kamen, fanden sie den Menschen, von dem die Dämonen ausgefahren waren,
bekleidet und ganz vernünftig zu Jesu Füßen sitzen, und sie fürchteten sich. Die
es gesehen hatten, berichteten ihnen, wie der dämonisch Besessene gerettet
worden war. Da ersuchte Ihn die gesamte Volksmenge der Umgegend von Gergesa,
von ihnen fortzugehen, weil sie von großer Furcht bedrängt wurden. - Als Er in
das Schiff stieg, um umzukehren, flehte der Mann, von dem die Dämonen
ausgefahren waren, Ihn an, bei Ihm sein zu dürfen; Jesus entließ ihn jedoch und
sagte: Kehre in dein Haus zurück und erzähle alles, was Gott an dir getan hat!
- Da ging er hin und heroldete in der ganzen Stadt alles, was Jesus an ihm
getan hatte« (Verse 34-39).
Die Heiligkeit Gottes war so gewaltig in
Erscheinung getreten, dass die Gergesener sie nicht ertragen konnten. Da nicht
zu lesen ist, dass sie zu glauben
begannen, wollten sie vermutlich mit ihren üblen Taten weiterhin im Dunkeln
bleiben. Wie die Gottlosen einst zu El sprachen: »Kehre Dich ab von uns! Und:
An der Erkenntnis Deiner Wege haben wir kein Gefallen!« (Hiob 21:14).
Der gerettete Mann bezeugte ihnen dann alles
nochmals (etwa wie in Psalm 66:16 geschrieben steht: »Lauft herzu, hört und
lasst mich all denen, die Elohim
fürchten, verkündigen, was Er an meiner Seele getan hat!«); vielleicht sinnten
daraufhin einige um.
Die Bitte des Jairus
»Als Jesus zurückkehrte, hieß die Volksmenge
Ihn willkommen; denn alle warteten auf Ihn. Und siehe, da kam ein Mann namens
Jairus, der war Synagogenvorsteher; dieser fiel Jesus zu Füßen und sprach Ihm
zu, in sein Haus zu kommen; denn er hatte eine einzige Tochter von etwa zwölf
Jahren, die im Sterben lag« (Verse 40-42 a).
Die folgenden Ereignisse um das Mädchen und
die blutflüssige Frau sind eine einzige Parabel auf Israel.
Jairus hatte einen schwachen Glauben. Er
konnte sich nicht vorstellen, dass ein Wort Jesu genüge, um seine Tochter zu
heilen. Der römische Hauptmann konnte dies (Luk.7:7). Es musste aber so sein.
Und Jesus wollte in das Haus des Jairus kommen, ja Er sollte zu Israel kommen.
Nun trat aber eine Verzögerung ein: Die
Volksmenge umdrängte den Herrn so sehr, dass Er nicht vorankam. Inzwischen
starb die Tochter des Jairus. Ebenso ist es heilsgeschichtliche Tatsache, dass
Jesus als der Messias und König immer noch nicht bei Israel eingetroffen ist.
Israel ist zur Zeit verworfen (Röm.11:15) und mithin tot wie das Mädchen.
Die blutflüssige Frau
»Während Er nun hinging, erstickte Ihn die
Volksmenge fast. Dort war auch eine Frau, die seit zwölf Jahren an Blutfluss
gelitten hatte. Derer ganzer Lebensunterhalt war an Ärzte verausgabt worden, doch
keiner hatte sie zu heilen vermocht. Von hinten herzukommend, rührte sie die
Quaste Seines Obergewandes an, und auf der Stelle kam ihr Blutfluss zum Stehen.
Da fragte Jesus: Wer hat Mich angerührt? - Als alle es leugneten, sagte Petrus
und die bei Ihm waren: Meister, die Volksmenge umdrängt und drückt Dich, und Du
fragst: Wer hat Mich angerührt? - Jesus antwortete: Jemand hat Mich angerührt;
denn Ich spürte die von Mir ausgegangene Kraft. - Als die Frau gewahrte, dass
sie nicht unbemerkt geblieben war, trat sie zitternd hervor. Vor Ihm
niederfallend, berichtete sie angesichts des gesamten Volkes, aus welchem Grund
sie Ihn angerührt hatte und wie sie auf der Stelle geheilt worden war. Da sagte
Er zu ihr: Fasse Mut, Tochter, dein Glaube hat dich gerettet; gehe hin in
Frieden« (Verse 42 b-48).
Die Frau hatte den Glauben, dass Jesus von
Gott war und Er sie heilen könne. Da sie aufgrund ihres Blutflusses unrein war
und jeder, der sie anrührte, unrein wurde (3.Mose 15:19,25) und sie auch nicht
wagte, Ihn anzusprechen, fiel ihr nichts anderes ein, als eine der vier Quasten
am unteren Rand des Obergewandes Jesu anzurühren. Diese Tat der Frau blieb
nicht unbemerkt, zumal es in Psalm 38:10 heißt: »Jewe, vor Dir ist all mein
Sehnen, und mein Seufzen ist nicht vor Dir verborgen.« Jesus wusste, dass Ihn
jemand bewusst angerührt hatte.
Die Quasten sollten die Juden stets daran
erinnern, an die Gebote Jewes zu denken und sie zu tun. Eine Schnur davon
bestand aus Violettpurpur (4.Mose 15:38; 5.Mose 22:12). Das hebräische Wort für
»Violettpurpur« ist mit denen für »Vervollständigen«, »Vollendung«, »Äußerstes«
verwandt. Steht das Obergewand für Gerechtigkeit, dann die Quaste für
Vollendung. Unser Herr Jesus Christus vollendete Seinen Dienst durch Seinen
Gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod (Phil.2:8; Heb.2:10; 5:9). So ist
die Frau das Bild für den Überrest des Volkes Israel, der während der Zeit der
Verwerfung, vergleichbar der Zeit des Todes des Mädchens, an das vollkommen
vollbrachte Werk Jesu am Kreuz glaubt und gerettet wird.
»Fürchte dich nicht,
glaube nur!«
»Während Er noch sprach, kam jemand aus dem
Haus des Synagogenvorstehers und berichtete ihm: Deine Tochter ist gestorben;
bemühe den Lehrer nicht mehr! - Als Jesus das hörte, antwortete Er ihm: Fürchte
dich nicht, glaube nur, und sie wird gerettet werden« (Verse 49+50).
Der die Meldung machte, hatte keinen großen
Glauben, und auch dem Jairus mag die Hoffnung geschwunden sein. Jesus aber
weckte mit Seinem Zuspruch den Glauben des Mannes.
Jesus wollte die Tochter nicht heilen,
sondern auferwecken. Ebenso wollte Jesus auch nicht, dass Israel mit den Augen
wahrnimmt, mit den Ohren hört, mit dem Herzen versteht »und sie sich umwenden
und Ich sie heilen könnte« (Jes.6:10; Mat.13:15). Israel muss erst völlig am
Nullpunkt angekommen sein, damit es lerne, dass es das Leben nur aus Gottes
Hand haben und nicht aus eigener Kraft erringen kann. Nichts ist aus uns -
alles ist Gnade!
Die Auferweckung der
Tochter des Jairus
»Als Er in das Haus kam, ließ Er niemand mit
Sich eintreten außer Petrus, Jakobus und Johannes sowie den Vater des Mädchens
und die Mutter. Alle aber jammerten und wehklagten um sie. Er jedoch sagte:
Jammert nicht, denn sie ist nicht gestorben, sondern schlummert. - Da
verlachten sie Ihn, weil sie wussten, dass sie gestorben war. Er aber trieb
alle hinaus, fasste ihre Hand und rief: Mädchen, erwache! - Und ihr Geist
kehrte zurück, und sie stand auf der Stelle auf. Er ordnete nun an, man möge
ihr zu essen geben. Ihre Eltern aber waren vor Verwunderung außer sich. Er wies
sie jedoch an, niemandem zu sagen, was geschehen war« (Verse 51-59).
Es dient zur größeren Verherrlichung Gottes,
einen Menschen aufzuerwecken als zu heilen, desgleichen eine tote Nation
wiederzuzeugen als eine kranke Nation zu heilen.
Das Mädchen war tot gewesen. Der Tod ist die
Umkehrung des Schöpfungsprozesses, von dem wir in 1.Mose 2:7 lesen: »Dann
formte Jewe Elohim den Menschen aus Erdreich vom Boden und hauchte Lebensodem
in seine Nase; und der Mensch wurde eine lebende Seele.« Der Tod ist Rückkehr. Der Körper kehrt zum
Erdreich zurück. Der Geist, der Odem des Lebens, kehrt zu Gott zurück, der ihn
gegeben hatte (Pred.12:7; Ps.104:29; Hiob 34:15). Dann ist da keine Seele, kein
Bewusstsein, kein Mensch mehr (Pred.9:5,6,19; Ps.6:6; 115:17; 146:4; Jes.38:18;
63:16).
Der Schlaf mit seiner relativen
Bewusstlosigkeit ist das gute biblische Bild für den Todeszustand, sagte unser
Herr doch, dass das Mädchen schlafe (Hiob 3:13; Dan12:13).
Als der Geist in den Körper des Mädchens
zurückkehrte, lebte sie wieder.
Lobpreis und Verherrlichung sei dem Gott und
Vater unseres Herrn Jesus Christus für all Sein rettendes Wirken durch Seinen
geliebten Sohn!
Jesu Weisungen an Seine
Jünger
(Lukas 9:1-50)
Es wird im Sommer des Jahres 31 n. Chr.
gewesen sein, im Jahr vor Jesu Kreuzigung und Auferstehung. Die zwölf Apostel
hatten inzwischen viel von Ihm gelernt, sodass Er sie nun in Seinen Dienst der
Verkündigung des Evangeliums vom Königreich Israels mit einsetzen konnte. Die
Botschaft Jesu wurde damit noch weiter verbreitet. Außerdem bestätigte das
Wirken der Apostel im Namen Jesu, also ohne dass Er anwesend war, die Wahrheit
Seiner Worte. Für die Apostel war diese ihre Aussendung zugleich eine Schulung
für ihre zukünftigen Aufgaben.
Die Aussendung der zwölf
Apostel
»Dann rief Er die zwölf Apostel zusammen und
gab ihnen Kraft und Vollmacht über alle Dämonen, sowie Krankheiten zu heilen.
Dann beauftragte Er sie, das Königreich Gottes zu herolden und Hinfällige zu
heilen. Er sagte zu ihnen: Nehm nichts auf den Weg mit, weder Stab und
Bettelsack, weder Brot noch Silber, auch sollt ihr nicht zwei Untergewänder
haben. Und in welches Haus ihr auch einkehrt, bleibt dort, bis ihr von dort
wieder hinauszieht. Wo immer man euch nicht aufnimmt, da geht aus jener Stadt
hinaus und schüttelt auch den Staub von euren Füßen ab zum Zeugnis gegen sie.
So zogen sie aus und gingen von Dorf zu Dorf, verkündeten das Evangelium und
heilten überall« (Verse 1-6).
Der Herr sandte Seine Apostel je zu zweien aus
(Mark.6:7).
In Israel bedurfte es keiner besonderen
Reiseausrüstung, weil es Sitte war, einen Reisenden zum Essen und zur
Übernachtung einzuladen (in Anlehnung an 4.Mose 18:31). In der
Apostelgeschichte und den Paulusbriefen ist, was die Ausrüstung für eine Reise
anbelangt, ganz anderes zu lesen (Ap.21:5,15; 27:3; 28:10; Tit.3:13). Mit
»Silber« ist Münzgeld gemeint. Dass nach Markus 6:8 ein Stab mitgenommen werden
durfte, erklärt sich vermutlich dadurch, dass sie gehen sollten, wie sie gerade waren und sich nicht extra
einen Stab (oder Sandalen; Mat.10:10; Mark.6:9) holen sollten.
Die Apostel sollten allerdings nicht jede
Nacht woanders schlafen, was die Gastgeber natürlich belastete. Aber auch daran
würde sich zeigen, wer für und wer gegen Jesus ist. Schließlich sollten die
Apostel auch Unglauben und Ablehnung kennenlernen. Wo sie nicht aufgenommen
würden, sollten sie den Staub von ihren Füßen schütteln zum Zeichen dafür, dass
man jene dem Gericht Gottes überlasse. Ein Dorf, das Christi Boten abweist,
wird aus Israel herausgeschüttelt werden (Neh.5:13). Die Entscheidung Israels
in Bezug auf Jesus bahnte sich an.
Die Betroffenheit des
Herodes
Herodes Antipas (1 v. Chr. bis 39 n. Chr.),
Tetrarch von Galiläa und Peräa, hatte gerade Johannes den Täufer hinrichten
lassen. Dessen Tod wird in Matthäus 14:3-12 und Markus 6:17-29 ausführlich
geschildert.
Und nun berichtet Lukas:
»Alles, was durch Ihn (Jesus) geschah, hörte
auch der Vierfürst Herodes und war betroffen darüber, weil von etlichen
behauptet wurde: Johannes ist von den Toten erwacht, von einigen aber: Elia ist
erschienen, und von anderen: Irgendein Prophet der Altvordern ist auferstanden.
Herodes aber sagte: Johannes ließ ich doch enthaupten; wer ist nun der, von dem
ich solches höre? - Und er suchte Ihn (Jesus) zu Gesicht zu bekommen« (Verse
7-9).
Herodes hatte allen Grund zur Furcht, weil er
ein sehr schlechtes Gewissen bezüglich Johannes hatte und ein auferstandener
Täufer vielleicht Rache an ihm nehmen würde. Und sollte Jesus der Prophet Elia
sein, der vor dem großen und gefürchteten Tag Jewes wiederkommt (Mal.3:23),
wäre des Herodes Schicksal ebenfalls besiegelt. Deshalb wollte er Jesus sehen,
um sich Klarheit zu verschaffen, wer Er wirklich ist. Er sollte Ihn aber erst
nach dessen Gefangennahme zu Gesicht bekommen, wenn Pilatus Ihn zu ihm schickt
(Luk.23:6-12).
Die Speisung der
Fünftausend
»Als die Apostel zurückkehrten, erzählten sie
Ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da nahm Er sie beiseite und
entwich in eine Stadt, die Bethsaida heißt, um für Sich allein zu sein. Als die
Volksmenge das erfuhr, folgte sie Ihm. Er hieß sie willkommen, sprach zu ihnen
vom Königreich Gottes und heilte, die der Heilung bedurften« (Verse 10+11).
Bethsaida lag am Nordufer des Sees Genezareth
etwa 1 km östlich der Jordanmündung. Das Weitere ereignete sich dann in der
Nähe dieser Stadt.
»Als der Tag sich zu neigen begann, traten
die Zwölf herzu und sagten zu Ihm: Entlasse die Volksmenge, damit sie in die
Dörfer und Gehöfte ringsumher gehen, dort übernachten und Verpflegung finden;
denn wir sind hier an einer öden Stätte. - Er aber sagte zu ihnen: Gebt ihr
ihnen zu essen! - Darauf berichteten sie Ihm: Wir haben nicht mehr als fünf
Brote und zwei Fische, außer wir gehen und kaufen Speise für dieses gesamte
Volk. - Denn es waren etwa fünftausend Männer. Dann sagte Er zu Seinen Jüngern:
Lasst sie sich in Gruppen von etwa je fünfzig lagern. - So ordneten sie es an,
und alle lagerten sich. Dann nahm Er die fünf Brote und die zwei Fische,
blickte zum Himmel auf, segnete und brach sie in Stücke und gab sie den
Jüngern, damit diese sie der Volksmenge vorsetzten. Da aßen sie alle und wurden
satt; was ihnen an Brocken übrig blieb, hob man aber auf: zwölf Tragkörbe voll«
(Verse 12-17).
Jesu Gebet brachte den Segen des Himmels auf
die fünf Brote und zwei Fische herab. Dieses Wunder war ein weiteres Zeichen
dafür, dass Jesus der Sohn Gottes und der Messias ist. In jeder Weise nimmt Er
Sich der Menschen an: Er sorgt für ihre Speise, Er heilt sie, Er erlässt ihnen
ihre Sünden, Er bringt sie in das Königreich hinein! Zwölf Tragkörbe voll
Brocken blieben übrig - mehr als genug für jeden der zwölf Jünger und genug des
Beweises, dass Er auch für die zwölf Stämme den Überfluss bringen wird.
Mögen die Menschen vor allem aber erkennen,
dass Jesus nicht nur der Geber dieses Brotes war, sondern auch der wahren
Speise für den Geist des Menschen und das Leben in den zukünftigen Äonen. Er
ist das Brot des Lebens; alles, was die Menschen brauchen, ist Er in Person. Es
gilt, an Ihm Anteil zu haben. Jesus sprach: »Ich bin das lebendige Brot, das
aus dem Himmel herabgestiegen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er
leben für den Äon. Das Brot aber, das Ich für das Leben der Welt geben werde,
ist Mein Fleisch. ... Wer Mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt, hat äonisches
Leben, und Ich werde ihn am letzten Tag auferstehen lassen; denn Mein Fleisch
ist wahre Speise, und Mein Blut ist wahrer Trank« (Joh.6:51,54,55).
Wer Jesus sei und die
erste Leidensankündigung
»Als Er allein war und betete, waren nur die
Jünger bei Ihm. Da fragte Jesus sie: Was sagt die Volksmenge, wer Ich sei? -
Sie antworteten: Die einen meinen, Johannes der Täufer, andere Elia, wieder
andere ein Prophet der Altvordern sei auferstanden. - Weiter fragte Er sie: Ihr
aber, was sagt ihr, wer Ich sei? - Petrus antwortete: Der Christus Gottes! - Da
warnte Er sie, wies sie an, mit niemandem darüber zu sprechen, und sagte: Der
Sohn des Menschen müsse viel leiden und von den Ältesten, Hohenpriestern und
Schriftgelehrten verworfen werden, und Er müsse getötet und am dritten Tag
auferweckt werden« (Verse 18-22).
Jesus ist der Gesalbte Gottes! Gott hatte dem
Petrus dies offenbart (Mat.16:17), der gewiss in Übereinstimmung mit den
anderen Aposteln geantwortet hatte.
Die Apostel sollten dies aber niemandem
sagen. Warum? Weil eine vorzeitige Proklamation Jesu als der Christus Seinem
Leidensweg hätte hinderlich werden können. Als der Christus bekannte Er Sich
erst auf die Frage des Hohenpriesters: »Ich beschwöre Dich bei dem lebendigen
Gott, dass Du uns sagst, ob Du der Christus, der Sohn Gottes bist«, als Er
antwortete: »Du hast es gesagt!« (Mat.26:64). Und alsbald danach wird Petrus
vor der Volksmenge ausrufen: »... den hat Gott auferstehen lassen ... den
Christus ... diesen Jesus« (Ap.2:24,31,32). »Mit Sicherheit erkenne daher das
ganze Haus Israel, dass Gott Ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht
hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt« (Ap.2:36).
Bislang hatte die Volksmenge Jesus nicht als
den Christus erkannt. Er schien ihnen nur ein wundertätiger Prophet zu sein.
Mit dieser Bekräftigung im Kreise Seiner
Apostel, wer Er sei, war Jesu weiterer Weg bestätigt, zugleich aber auch der
Seiner Jünger besiegelt, wie die sich anschließenden Worte Jesu über die
Nachfolge klarstellen (Verse 23-26). Der Christus muss leiden; dies steht
geschrieben, und zwar in Psalm 22 und Jesaia 53. Dies ist der Weg Jesu. Er, der
Hauptstein der Ecke, musste von den Bauleuten, den Oberen des Volkes, verworfen
werden, wie Psalm 118:22 sagt.
Zusammen mit dieser ersten Leidensankündigung
sprach unser Herr auch zum ersten Mal von Seiner Auferweckung, was ebenfalls
vorgezeichnet
war: »Du wirst Meine Seele nicht im Ungewahrten lassen noch Deinen Huldreichen
dahingeben, Verwesung zu sehen« (Ps.16:10).
Der Preis der Nachfolge
»Zu allen aber sagte Er: Wenn jemand Mir
nachfolgen will, so verleugne er sich selbst und nehme täglich sein Kreuz auf
und folge Mir. Denn wer seine Seele retten will, wird sie verlieren; wer aber seine
Seele Meinetwegen verliert, der wird sie retten. Denn was nützt es dem
Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, wenn er sich selbst dabei umbringt oder
seine Seele verwirkt? Denn wer sich Meiner und Meiner Worte schämt, dessen wird
Sich auch der Sohn des Menschen schämen, wenn Er in Seiner Herrlichkeit und der
des Vaters und der heiligen Boten kommt« (Verse 23-26).
Die Nachfolge Jesu hat ihren Preis. Nachfolge
Jesu bedeutet, in der Welt so viel zu gelten wie Er, mithin wie ein
Schlachtschaf geachtet zu werden (Ps.44:23; Röm.8:36). Nachfolge Jesu kann nur
in Seiner Gesinnung und Ihm gehorchend geschehen.
Auch wir haben uns selbst zu verleugnen, das
heißt wir leben nicht mehr uns selbst, sondern dem, der für uns starb und
auferweckt wurde (2.Kor.5:15). Wir haben täglich unser Kreuz, die eigenen
Bedrängnisse um des Evangeliums willen, auf uns zu nehmen, täglich die Schmach
Christi zu tragen und, wie Gott es einem jeden zumisst, Beschimpfungen und
Verachtung zu ertragen.
Wer seine Seele bei den Verfolgungen -
heutzutage wird man in Deutschland nur stillschweigend kaltgestellt - etwa
durch die Verleugnung Jesu oder Anpassung an die Meinung der Welt retten will,
der wird sie nach dem uns angehenden Glaubensgut, das der Apostel Paulus
verkündigte, zwar nicht verlieren, aber schwer schädigen. Nach dem Evangelium
der Beschneidung aber wird ein solcher seine Seele, sein Bewusstsein,
verlieren, das äonische Leben im herrlichen Königreich Israels also nicht
genießen (siehe auch Joh.12:25).
Wer sich aber zu Jesus bekennt und zu Ihm
steht und deshalb umgebracht wird, dessen Seele und mithin der ganze Mensch
wird für das Königreich gerettet sein.
Möge sich niemand des Herrn schämen, des
Sohnes Gottes, des Herrn der Herrlichkeit. Wer sich vor den Menschen zu Ihm bekennt,
zu dem wird Er Sich auch vor Seinem Vater bekennen (Mat.10:23; Luk.12:8). Wer
Ihn vor den Menschen verleugnet, den wird Er vor Seinem Vater auch verleugnen
und nicht am Königreich teilhaben lassen. - so ist es nach dem Evangelium der
Beschneidung, das unser Herr und die Zwölf dem Volk Israel verkündigten
(Gal.2:7).
Wie herrlich, dass wir heute in der
heilsgeschichtlichen Verwaltung der überströmenden Gnade Gottes leben (Eph.3:2;
Röm.5:20) und unser Gnadenstand und unsere Rettung durch ein Versagen unsererseits
nicht angetastet werden (Röm.8:30) - zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade
(Eph.1:6; 2:8)! Diese überwältigende Gnade möge uns nun allerdings kräftigen
(2.Tim.2:1), dem Herrn hingebungsvoll zu dienen und uns Seiner nicht zu schämen
(Röm.1:16; 2.Tim.1:8).
Die Verklärung Jesu
Jesus fuhr fort zu sprechen: »Ich sage euch
wahrhaftig: Unter denen, die hier stehen, sind einige, die keinesfalls den Tod
schmecken werden, bis sie das Königreich Gottes gewahren« (Vers 27).
Selbstverständlich würden einige der
Anwesenden nicht sterben, sondern in das Königreich gelangen, weil es ja nahe
war. Jesus hatte verkündigt: »Erfüllt ist die Frist, und genaht hat sich das
Königreich Gottes« (Mark.1:15). Sollten sie Ihn aber, wie Er gerade eben gesagt
hatte (Verse 22), verwerfen, Ihn, den König, dann kann auch das Königreich
nicht kommen, wenigstens zunächst nicht. Einige aber sollten das Königreich
noch vor ihrem Tode schauen, und zwar in einer Vision, und genau diese kündigte
der Herr hier an. Acht Tage später geschah es dann, dass Petrus, Johannes und
Jakobus ein Einblick in die zukünftige Herrlichkeit gewährt wurde. Dies war
zugleich eine Bestätigung, dass Jesus der Christus Gottes ist (Vers 20), und
ein kraftvoller Zuspruch angesichts der Leidensankündigung Jesu (Vers 22).
»Etwa acht Tage nach diesen Worten geschah
es, dass Er Petrus, Johannes und Jakobus beiseite nahm und auf einen Berg
stieg, um zu
beten.
Während Er betete, wurde das Aussehen Seines Angesichts ganz anders und Seine
Kleidung blitzend weiß. Und siehe, zwei Männer besprachen sich mit Ihm; das
waren Mose und Elia. Die erschienen in Herrlichkeit und sprachen mit Ihm über
den Ausgang Seines Lebens, wie es sich demnächst in Jerusalem erfüllen
sollte. Petrus aber und die mit ihm
waren vom Schlaf beschwert. Als sie voll wach wurden, gewahrten sie Seine
Herrlichkeit und die zwei Männer, die bei Ihm standen« (Verse 28-32).
»Nach etwa acht Tagen«, schreibt Lukas.
Matthäus und Markus sind genau und schreiben »nach sechs Tagen« (Mat.17:1;
Mark.9:2), damit allerdings nur den Zeitpunkt benennend, an welchem Sich der
Herr mit Seinen drei Aposteln auf den Weg machte. Lukas schließt wohl das
Geschehen auf dem Berg in seine Zeitangabe ein. Es war ein hoher Berg
(Mat.17:1; Mark.9:2), sehr wahrscheinlich der Hermon (2814 m ü. M.), zumal
Jesus Sich dort in der Nähe aufgehalten hatte, nämlich bei Cäsarea Philippi
(Mat.16:13; Mark.8:27).
Jesus wurde umgestaltet. Die Apostel nahmen
Ihn in Seiner zukünftigen Herrlichkeit wahr. Auch Mose und Elia erschienen in der
Herrlichkeit, die sie im Königreich haben werden. Johannes berichtet später:
»Wir schauten Seine Herrlichkeit - wie die Herrlichkeit des Einziggezeugten vom
Vater - voller Gnade und Wahrheit« (Joh.1:14).
Diese Vision sagt nichts über den Zustand der
Toten. Mose starb (5.Mose 34:5). Elia fuhr »gen die Himmel« (2.Kön.2:11), stieg
aber nicht in den Himmel hinauf (Joh.3:13). Eine Vision - und dies war eine
(Mat.17:9) - berührt die Befindlichkeit der in Erscheinung Tretenden nicht,
erfordert auch nicht, dass sie zuvor auferweckt werden. Jesus Selbst allerdings
war verwandelt worden.
Mose und Elia - diese herausragenden Zeugen
des Königreichs - wussten um die Erfüllung aller Prophetie, wie Jesus sie
demnächst in Jerusalem bewirken sollte.
Jesus allein
»Als dieselben (Mose und Elia) von Ihm
schieden, sagte Petrus zu Jesus: Meister, schön ist es für uns, hier zu sein!
Wir sollten hier drei Zelte bauen, eins Dir, eins Mose und eins Elia. - Er
wusste aber nicht, was er redete. Während er dies sagte, kam eine Wolke und
beschattete
sie.
Sie fürchteten sich aber, als sie in die Wolke hineinkamen. Und eine Stimme
ertönte aus der Wolke: Dies ist Mein auserwählter Sohn, hörtet auf Ihn! -
Während die Stimme erscholl, fand es sich, dass Jesus allein war. Sie aber schwiegen
und berichteten in jenen Tagen niemandem irgendetwas von dem, was sie gesehen
hatten« (Verse 33-36).
Petrus wollte das herrliche Ereignis
dauerhaft haben. Er vergaß, dass der Messias zuerst leiden müsse und dann erst
in Seine Herrlichkeit eingehen werde (Luk.9:22; 24:26).
Außerdem sind Mose und Elia nicht mit Jesus
gleichzusetzen, wie der Gedanke des Zeltbaus nahelegt. So sahen sie dann auch
nur Jesus allein. Er ist der eine und einzige Sohn Gottes, der eine und einzige
Mittler der Rettung aus Sünde und Tod. Er allein ist auserwählt, das Werk
Gottes zu vollbringen! Auf Ihn ist deshalb zu hören! Dies sagte übrigens einst
schon Mose (5.Mose 18:15). Über Jesu Dahingabe als Sündopfer zum äonischen
Leben für viele werden Mose und Elia im Königreich immer wieder reden.
Erst nach der Auferstehung Jesu sollten die
drei Apostel von dieser Vision erzählen (Mat.17:9).
Für Petrus war sie die überwältigende
Offenbarung, von der er in seinem zweiten Brief 1:16-18 schreibt: »Wir sind nicht
weise ersonnenen Sagen gefolgt, als wir euch die Kraft und die Anwesenheit
unseres Herrn Jesus Christus bekannt machten, sondern wir sind Augenzeugen der
Erhabenheit desselben geworden. Denn Er erhielt von Gott dem Vater die Ehre und
die Herrlichkeit durch die Stimme, die Ihm (in was für einer Weise) von der
erhabenen Herrlichkeit dargebracht wurde: Dies ist Mein geliebter Sohn, an dem
Ich Mein Wohlgefallen habe! - Diese Stimme haben wir gehört, als sie aus dem
Himmel dargebracht wurde und wir mit Ihm auf dem heiligen Berg waren.«
Die Austreibung eines
Dämons aus einem Knaben
»Als sie am nächsten Tag vom Berg
hinabstiegen, geschah es, dass Ihm eine große Volksmenge entgegenkam. Und
siehe, ein Mann aus der Volksmenge schrie auf und sagte: Lehrer, ich flehe Dich
an: blicke auf meinen Sohn, denn er ist mein einziges Kind! Und siehe, ein
Geist
ergreift
ihm, sodass er unversehens schreit; dann reißt er ihn nieder, schüttelt ihn in
Krämpfen unter Schäumen und weicht nur schwerlich von ihm; dabei reibt er ihn
ganz auf. Da flehte ich Deine Jünger an, dass sie ihn austreiben möchten, doch
sie konnten es nicht. - Jesus antwortete: O du ungläubige und verdrehte
Generation! Wie lange soll Ich noch bei euch sein und euch ertragen? Führe
deinen Sohn her zu Mir! - Aber noch während er herzukam, riss der Dämon ihn
nieder und schüttelte ihn heftig in Krämpfen. Jesus aber schalt den unreinen
Geist, heilte den Knaben und gab ihn seinem Vater wieder. Da verwunderten sich
alle über Gottes Erhabenheit« (Verse 37-43).
Leider musste Jesus die zurückgelassenen neun
Apostel als ungläubig und verdreht rügen. Er stellte sie damit ihrer Generation
gleich (Luk.7:31-35). Es mangelte ihnen an Glaubenskraft. Von Matthäus erfahren
wir des Weiteren: »Dann traten die Jünger zu Jesus, als sie für sich allein
waren, und fragten: Weshalb konnten wir ihn nicht austreiben? - Er antwortete
ihnen: Wegen eures Kleinglaubens! Denn wahrlich, Ich sage euch: Wenn ihr
Glauben wie ein Senfkorn habt, werdet ihr diesem Berg gebieten: Geh von hier
dorthin weiter! Und er wird weitergehen, und nichts wird euch unmöglich sein«
(Mat.17:19-21). Ja, in den Kräften des zukünftigen Äons (Heb.6:5) und dann im
Königreich ist dem, der glaubt, alles möglich (Mark.9:23), was Gottes Willen
entspricht (1.Joh.5:14).
Es war noch nicht lange her, dass Jesus den
zwölf Aposteln Vollmacht über alle Dämonen gegeben und sie ausgesandt hatte
(Luk.9:1). Eine solche Gabe war aber nicht automatisch wirksam, sondern musste
stets neu mit Glauben verbunden sein.
Jesu zweite Leidensankündigung
»Während nun alle erstaunt waren über alles,
was Jesus tat, sagte Er zu Seinen Jüngern: Ihr nun, lasst euch diese Worte in
eure Ohren tun: denn demnächst wird der Sohn des Menschen in der Menschen Hände
überantwortet werden. - Doch sie begriffen diesen Ausspruch nicht; denn er war
vor ihnen verhüllt, damit sie sich dessen nicht innewürden; sie fürchteten sich
aber, Ihn wegen dieses Ausspruchs zu fragen« (Verse 43 b-45).
Obwohl dies die zweite Leidensankündigung
Jesu war
(vgl.
Luk.9:22), fehlte es den Jüngern an Verständnis dafür. Die Weissagungen der
hebräischen heiligen Schriften, dass der Messias leiden müsse (Ps.22; Jes.53),
waren ihnen angesichts Seiner Wundertaten und Herrlichkeit nicht gegenwärtig.
Die Erhabenheit Jesu Christi schien doch auf den sofortigen Anbruch des
Königreichs hinzudeuten. Wohin die auch den Jüngern bewusst gewordene
Feindschaft der Pharisäer und Schriftgelehrten führen würde, vermochten sie
sich nicht vorzustellen.
Die Jünger waren betrübt (Mat.17:23). Sie
wagten aber nicht, Jesus um nähere Auskunft zu bitten, weil sie sich damit
vielleicht ihre Hoffnungen zerstört hätten und noch betrübter geworden wären.
Wer ist der Größte?
»Unter sich stellten sie (die Jünger)
Erwägungen darüber an, wer von ihnen wohl der Größte sei. Als Jesus die
Erwägungen ihres Herzens gewahrte, fasste Er ein kleines Kind an, stellte es
neben Sich und sagte zu ihnen: Wer dieses kleine Kind in Meinem Namen aufnimmt,
der nimmt Mich auf, und wer Mich aufnimmt, der nimmt den auf, der Mich ausgesandt
hat; denn wer der Kleinste von euch allen ist, der ist der Größte« (Verse
46-48).
Es ist unfassbar (und doch für den seelischen
Menschen ganz »normal«): Jesus stellte Sich auf Seine Leiden und Seine
Erniedrigung bis zum Kreuzestode ein - Sich darin mit Mose und Elia eins
wissend (Luk.9:31) -, und die Apostel überlegen, wer von ihnen der Größte sei
und folglich wer wohl welche hohe Stellung im Königreich einnehmen werde. Da
kann man nur mit Jakobus und Petrus sagen: »Gott widersetzt Sich den Stolzen,
den Demütigen aber gibt Er Gnade« (Jak.4:6; 1.Pet.5:5; Spr.3:34).
Werdet demütig! Nehmt die Gesinnung Jesu an!
»Gesellt euch zu den Niedrigen«, ermahnt Paulus (Röm.12:16). Wer sich der
Geringsten, wie etwa eines Kindes, annimmt, macht sich damit selbst zu einem
Geringen und nimmt dabei sogar den Herrn Jesus auf, der auch die Geringsten
liebt.
Auch andere dienen dem
Herrn
»Dann nahm Johannes das Wort und sagte:
Meister, wir gewahrten jemand in Deinem Namen Dämonen austreiben, und wir
verboten es ihm, weil er uns nicht nachfolgt. - Jesus aber sagte zu ihm:
Verbietet es nicht; denn wer nicht gegen euch ist, ist für euch« (Verse 49+50).
Stolz und Eifersucht dürften die Jünger zu
diesem Verbot veranlasst haben. Demut aber ist auch insofern zu lernen, dass
man anerkennt, dass auch andere dem Herrn dienen und nicht nur man selbst.
Alsbald darauf verließ Jesus Galiläa.
(Lukas 9:51-10:24)
»Als sich die Tage Seiner Hinaufnahme erfüllten,
geschah es, dass Er Sein Angesicht fest darauf richtete, nach Jerusalem zu
ziehen« (Vers 51).
Nachdem der Zeitraum der Hinaufnahme Jesu in
das Berggebiet, in welchem Er verklärt worden war (Luk.9:29), um war, strebte
Er gemäß dem Gesetz an (5.Mose 16:16), zum Laubhüttenfest vom 15.-22. Etanim
(Sept./Okt.) des Jahres 31 n. Chr. in Jerusalem zu sein (Mat.19:1; Joh.7:14).
Feuer auf ein
samaritisches Dorf?
Wie viele andere Juden zog Jesus von Galiläa
aus durch Samaria hindurch nach Jerusalem hinauf.
»Und Er schickte Boten vor Seinem Angesicht
her. Die gingen hin und kamen in ein Dorf der Samariter, um Unterkunft für Ihn
bereit zu machen. Doch man nahm Ihn nicht auf, weil Sein Angesicht darauf
gerichtet war, nach Jerusalem zu ziehen. Als Seine Jünger Jakobus und Johannes
das gewahrten, fragten sie: Herr, willst Du, wir sollten gebieten, dass Feuer
vom Himmel herabfalle, [wie es auch Elia tat], um sie zu verzehren? - Er aber
wandte Sich um und schalt sie. Dann gingen sie in ein anderes Dorf« (Verse
52-56).
Die Samariter waren ein Mischvolk aus Juden
und von den Assyrern nach der Wegführung der zehn Nordstämme Israels
angesiedelten Völkern (2.Kön.17:24-41). Juden und Samariter waren einander gar
nicht gewogen (Esra 4:2-5).
Da die Samariter dafür eiferten, dass man auf
ihrem Berg Garizim anbete (Joh.4:20; 5.Mose 29:11), Jesus aber ausdrücklich
nach Jerusalem wollte, gaben sie Ihm kein Quartier. Jakobus und Johannes, denen
der Herr den Namen »Donnersöhne« beigelegt hatte (Mark.3:17), meinten, diese
Abweisung verdiene das unverzügliche Gericht Gottes, indem sie Feuer vom Himmel
auf das Dorf fallen ließen. Jene einstige Handlungsweise des Propheten Elia
(2.Kön.1:10-12) war aber in dem »wohlannehmbaren Jahr« (Luk.4:19), welches
Jesus angekündigt hatte, keineswegs angebracht. Strafwunder waren fehl am
Platze. Jesus war nicht gekommen, um Gericht zu üben, sondern war freundlich zu
den Samaritern und hatte sogar Jünger unter ihnen (Joh.4:39-42).
In den Handschriften K, G und Th aus dem 9.
Jhd. n. Chr. findet sich folgende nicht inspirierte Einfügung der Verse 55 b
und 56 a, die aber durchaus passend erscheint: »... und sprach: Wisst ihr
nicht, wes Geistes ihr seid? Der Sohn des Menschen ist nicht gekommen,
Menschenseelen zu verderben, sondern zu retten.«, zumal unser Herr an anderer
Stelle sagte, dass Er gekommen sei, nicht um zu richten, sondern zu suchen und
zu retten, was verloren ist (Luk.19:10; Joh.3:17).
Vom Ernst der Nachfolge
»Auf dem Weg, den sie gingen, sagte jemand zu
Ihm: Ich werde Dir folgen, wohin Du auch gehst, Herr! - Jesus antwortete ihm:
Die Schakale haben Baue, und die Flügler des Himmels haben Unterschlupf; aber
der Sohn des Menschen hat keine Stätte, wo Er das Haupt hinlege. - Zu einem
anderen sprach Er: Folge Mir! - Der jedoch sagte: Herr, gestatte mir, zuerst
hinzugehen, um meinen Vater zu begraben. - Darauf erwiderte Er ihm: Lass die
Toten ihre Toten begraben. Du aber gehe hin und verkündige das Königreich
Gottes! - Noch ein anderer sagte: Ich werde Dir folgen, Herr! Aber gestatte mir
zuerst, mich von denen in meinem Haus zu verabschieden. - Da sagte Jesus zu
ihm: Niemand, der seine Hand an den Pflug legt und dabei nach hinten blickt,
ist für das Königreich Gottes geeignet« (Verse 57-62).
Wer von uns heute würde dann gerettet? Welch
eine Gnade, allein durch Glauben gerettet zu sein und zu bleiben (Eph.1:13)! In
das Königreich Israels aber gelangt man nicht allein durch Glauben, sondern da
gehören Umsinnung, Wassertaufe (Ap.2:38) und edle Werke (Jak.2:24) dazu, des
Weiteren - wie an diesen Versen deutlich wird - ganzer Ernst, volle
Entschiedenheit und völlige Abkehr von eigenen Wünschen.
Nachfolge Jesu - damals hieß dies, alles
stehen und liegen zu lassen und sich Ihm auf Seinen Wanderungen anzuschließen -
die Verwerfung Jesu durch die Oberen des Volkes vor Augen.
Da wollte jemand dem Herrn folgen. Als der
Sohn des Menschen war Jesus der Besitzer des ganzen Alls, dem alles
untergeordnet werden wird (Ps.8:5-9; Heb.2:5-8), jetzt aber hatte Er noch nicht
einmal eine feste Wohnung. Ob jener Mann bereit war, auf alle Sicherheiten
dieses Leben zu verzichten und ebenfalls nicht zu wissen, wo er am Abend sein
Haupt hinlege?
Wenn man sein Haus während der Zeit der
Apostelgeschichte auch nicht unbedingt aufgeben musste, so musste man dennoch
dazu bereit sein, alles zu verlassen wie einst die Apostel (Mat.19:27;
Luk.5:11;28) und allen über das vom Gesetz garantierte Losteil hinausgehenden
Besitz zu veräußern (Ap.4:34).
Ein anderer Mann wollte zuerst seinen Vater
beerdigen. Wenn jener bereits gestorben gewesen wäre, wären die
Begräbnisfeierlichkeiten gerade im Gange gewesen, weil man die Verstorbenen
noch am selben Tag bestattete. So ist es wahrscheinlich, dass der Vater im
Sterben lag. Wie dem auch sei, Familienbande, Sitten und Gebräuche müssen
zurücktreten. Mögen diejenigen, die sich dem Wort Gottes gegenüber wie Tote
verhalten, also nicht darauf hören, ihre Toten begraben. Die Verkündigung des
Königreichs Israels hatte absoluten Vorrang.
Wiederum ein anderer wollte sich zuerst von
seiner Familie verabschieden. Wohl hatte er schriftgemäß gedacht, wie denn auch
Elia dem Elisa dies gestattet hatte (1.Kön.19:20), jetzt aber war der Messias
da und man hatte seinen Blick geradeaus auf das Königreich zu richten. Wer
anderswohin blickte, war nicht ganz bei der Sache, ja unbewährt und sollte das
Königreich keinesfalls sehen. »Wenn er zurückweicht«, sagt Gott in Hebräer
10:38:, »hat Meine Seele kein Wohlgefallen an ihm.«
Unser herrlicher Gott und Vater gibt den
Gläubigen alles, dem wiedergezeugten und gläubigen Israel die ganze Erde, und
uns, den Gliedern des Körpers Christi (Eph.1:23), jeden geistlichen Segen
inmitten der überhimmlischen Regionen (Eph.1:3). Angesichts dessen geben wir
Ihm freudig alles, leben wir Ihm, nicht mehr uns selbst und dienen wir Ihm
hingebungsvoll, entschieden und konsequent.
Die Aussendung der
zweiundsiebzig Jünger
»Danach ernannte der Herr noch zweiundsiebzig
andere Jünger und schickte sie zu je zwei und zwei vor Seinem Angesicht her in jede
Stadt und jeden Ort, wohin Er im Begriff war zu gehen. Dann sagte Er zu ihnen:
Die Ernte ist zwar groß, doch Arbeiter sind es wenige. Fleht daher zum Herrn
der Ernte, damit Er Arbeiter in Seine Ernte hinaustreibe« (Luk.10, Verse 1+2).
Der König kommt! Das Königreich hat sich
genaht! Dies war jetzt zu verkündigen. Nun sollte auch deutlich werden, welche
Stadt an Jesus als den Messias glaubt und welche nicht. Eine Scheidung wird
eintreten; sie bringt die einen zum äonischen Leben, die anderen ins Gericht.
Aus seinem großen, weit über die zwölf
Apostel hinausgehenden Jüngerkreis erwählte der Herr zweiundsiebzig Männer, die
die frohe Botschaft vor Jesus her in alle Orte bringen sollten.
Die Zahl 72 (griech. hebdomêkonta duo) findet sich im Kodex Vaticanus (IV. Jhd.) und
im Papyrus P 75 (III. Jhd.), die Kodizes Sinaiticus (IV. Jhd.) und Alexandrinus
(V. Jhd.) haben: 70 (griech. hebdomêkonta).
Letztere Zahl würde den siebzig Palmen von Elim (2.Mose 15:27) und den siebzig
Ältesten entsprechen, die zusammen mit Mose und Aaron sowie Aarons Söhnen Nadab
und Abihu auf den Berg Sinai stiegen (2.Mose 24:9). Auch die Zahlensymbolik
spräche für siebzig, die Zahl des Übergangs, die den Übergang zum Königreich
markieren würde. Andererseits ist zu berücksichtigen, dass man beim Abschreiben
der Texte eher versehentlich ein Wort auslässt (hier: duo) als hinzufügt und
der P 75 als ein ausgesprochen guter Text bewertet wird.
Des Weiteren ist vorab generell zu sagen,
dass unser Herr Jesus Christus diese Jüngerschar mit ähnlichen Anweisungen wie
bei der Aussendung der zwölf Apostel ausschickte (Mat.10:5-31; Mark.6:7-13;
Luk.9:1-6).
»Die Ernte ist zwar groß, doch Arbeiter sind
es wenige.« Wohl ist das Wort Jesu an sich lebendig und wirksam und richtet
aus, wozu Er es sandte (Jes.55:11), Er will aber, dass es durch Seine Jünger
verbreitet wird, die nicht ohne Frucht dastehen sollen, Er will, dass alle
Juden es in vielen Bezeugungen hören und überall davon gesprochen werde.
Zweiundsiebzig sind da wenige. Die Arbeiter selbst wie auch alle anderen
Gläubigen sollen daher den Herrn der Ernte, den Vater im Himmel, anflehen, dass
Er weitere Arbeiter in Seine Ernte, die zugleich Jesu Ernte ist, hinaustreibe.
Dem Begriff »treiben« wohnt eine Gewaltausübung inne. Möge Gott mithin Arbeiter
durch Sein gewaltiges Wirken hinaustreiben.
Mitten unter die Wölfe
»Geht hin! Siehe, Ich schicke euch wie Lämmer
mitten unter die Wölfe. Tragt keinen Beutel, keinen Bettelsack und keine
Sandalen! Grüßt niemand auf dem Weg!« (Verse 3+4).
Das ist die Realität: Die Gläubigen sind wie
Lämmer unter Wölfen. Die Welt hat einen anderen Geist (siehe Eph.2:2) und ist
uns feindlich gesonnen, wenn auch hier in Deutschland unter dem Deckmantel der
Toleranz. So wie geschrieben steht: »Deinetwegen werden wir den ganzen Tag zu
Tode gebracht, wie zu den Schlachtschafen werden wir gerechnet« (Röm.8:36;
Ps.44:23). Satan ist der Gott dieses Äons (2.Kor.4:4), der Fürst dieser Welt.
Keinerlei Reiseausrüstung sollten die Jünger
mit sich führen, sondern sich allein auf Gott verlassen, der ihnen Haustüren
öffnen wird, zumal sich damals jeder Jude befleißigte, gastfreundlich zu sein.
Unterwegs sollten sie niemand grüßen. Grüßte
man einen Fremden auf dem Weg, konnte jener dies als Furcht auslegen und zum
Anlass nehmen, die Jünger zu überfallen und auszurauben. Und wenn Bekannte
einander begrüßten, ging dies nicht mit einem einfachen Gruß ab, sondern war
mit langen Begrüßungsförmlichkeiten, endlosen Erkundigungen und ausführlichen
Gesprächen verbunden. Die Jünger sollten sich aber nicht aufhalten lassen. Ein
kurzer Gruß »Friede sei mit dir« war damit nicht untersagt.
Der Arbeiter ist seines Lohnes wert
Jesus sprach weiter: »In welches Haus ihr
auch einkehrt, da sagt zuerst: Friede sei diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn
des Friedens ist, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls aber wird er auf
euch zurückkehren. Bleibt in demselben Haus, esst und trinkt, was es bei ihnen
gibt; denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Geht nicht von einem Haus
weiter in ein anderes Haus!« (Verse 5-7).
Der Gruß »Friede sei diesem Haus!« war ein
Segenswunsch, gerichtet an Gott, der sodann den Empfänger des Grußes segnete,
wenn jener dessen würdig war. Sollte der Hausherr die Jünger abweisen, würde
der Segen auf sie zurückkehren.
Die Jünger sollten in demselben Haus bleiben,
solange sie sich im selben Dort aufhielten. Jeder Wechsel würde ein
Konkurrenzdenken der Hausväter hervorrufen. Das wäre dem Auftrag nicht
dienlich. Jeder würde sie festlich bewirten. Dies wäre kein gutes Zeugnis, weil
dadurch der Anschein entstehen könnte, dass die Jünger darauf aus seien.
Sie durften annehmen, was man ihnen zu essen
gab, denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert (vgl. 1.Tim.5:18). Gott wird in
jeder Hinsicht für den Ausgleich sorgen, sowohl was die Jünger betrifft wie
auch den Gastgeber, denn wer im Segen sät, wird auch im Segen ernten (vgl.
2.Kor.8:13-15; 9:6-9).
»Das Königreich Gottes
hat sich genaht!«
»In welche Stadt ihr auch kommt und man nimmt
euch auf, da esst, was euch vorgesetzt wird. Heilt die Kranken und Schwachen
darin und sagt ihnen: Das Königreich Gottes hat sich genaht! - In welche Stadt
ihr auch kommt und man nimmt euch nicht auf, da geht auf ihre Plätze und sagt:
Sogar den Staub aus eurer Stadt, der uns an den Füßen haftet, wischen wir vor
euch ab. Indessen, erkennet dies, dass sich das Königreich Gottes genaht hat. -
Ich sage euch aber: An jenem Tage wird es Sodom erträglicher ergehen als dieser
Stadt« (Verse 8-12).
Die Verkündigung des nahen Königreichs wurde
durch die Krankenheilungen zeichenhaft unterstützt.
Das Königreich war nahe. Hätte Israel Jesus
als den Messias und Gottes Sohn glaubend anerkannt, hätte Er das Königreich
aufrichten können. Diese Aussage ist aber viel zu kurz gegriffen, denn Gottes
Vorsatz für den Ablauf der Äonen, den Er in Christus Jesus, unserem Herrn,
gefasst hat (Eph.3:11), lautet anders. Schon vor langer Zeit hatten die
Propheten (Jes.53; Ps.22) und nun auch vor kurzem Jesus Selbst (Lukj.9:22,44)
von Seiner Verwerfung gesprochen. Israel musste aber vor die Entscheidung
gestellt werden.
Alle, die Jesus ablehnen, kommen in das
Gericht vor dem großen, weißen Thron. Dabei wird es den üblen Sodomitern
erträglicher ergehen als den Einwohnern jener Städte Israels, die Jesu
Botschafter abwiesen. Sodom sündigte in Verfinsterung, Israels Städte sündigten
gegen das Licht. Folglich ist ihre Sünde größer, wie schon zu Jeremias Zeiten,
der sprach: »Die Sünde der Tochter Meines Volkes wurde groß, mehr als die
Verfehlung Sodoms« (Klgl.4:6).
»Wehe dir, Chorazin!«
Dann nannte unser Herr einige Beispiele
solcher Städte.
»Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida!
Wenn in Tyrus und Sidon die Machttaten geschehen wären, die bei euch geschehen
sind, so hätten sie, in Sacktuch und Asche sitzend, längst umgesinnt. Indessen
wird es Tyrus und Sidon im Gericht erträglicher ergehen als euch. Und du,
Kapernaum! Du wirst nicht bis zum Himmel erhöht werden! Nein, bis ins
Ungewahrte wirst du hinabgestoßen werden« (Verse 13-15).
Tyrus und Sidon waren phönizische Städte am
Mittelmeer nördlich von Israel. Alle vom Herrn angeführten Städte Israels lagen
in Galiläa am See Genezareth. In Bethsaida hatte Er einen Blinden geheilt
(Mark.8:22). In Kapernaum wohnte (Mat.4:13) und lehrte Jesus (Joh.6:59). Sie
war »Seine eigene Stadt« (Mat.9:1).
Kapernaum ist gewissermaßen bereits ins Ungewahrte hinabgestoßen,
insofern heute so gut wie nichts mehr von dieser Stadt gewahrbar ist. Das
Ungewahrte, griech. Hades, hebr. Sheol, bezeichnet umschreibend den Totenraum
und konkret das Nichtsein der Toten, die ja nicht wahrnehmbar sind. Die
Einwohner von Kapernaum werden also in den kommenden beiden Äonen tot sein und
das Königreich Israels nicht erleben.
»Wer euch hört, hört
Mich«
Jesus beendete Seine Aussendungsrede mit den
Worten: »Wer euch hört, hört Mich; und wer euch ablehnt, lehnt Mich ab. Wer
aber Mich ablehnt, lehnt den ab, der Mich gesandt hat« (Vers 16).
Nochmals machte der Herr Seine Jünger darauf
aufmerksam, dass sie auch mit Ablehnung rechnen müssen.
»Wer euch hört, hört Mich!« Dieses Wort Jesu
war ein wahrhafter Zuspruch für die Jünger, eine Kräftigung für ihren Dienst.
Welch eine Würde Jesus ihnen damit beimaß! Die Jünger sprachen nicht im eigenen
Namen. Sie sprachen auch nicht ihre eigenen Worte, sondern die Jesu. Mithin ist
es Jesus, der da spricht. Wie denn auch einst die Worte der Propheten Gottes
Ansprache an das Volk waren und das Murren gegen Mose und Aaron in der Wildnis
ein Murren gegen Jewe, den Elohim Israels, war (2.Mose 16:7). Der Apostel Paulus
schreibt: »Wir sind Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns zuspräche«
(2.Kor.5:20); wenn wir also zusprechen, ist es so, als ob Gott persönlich
zuspräche; wenn wir Gottes Worte sprechen, spricht Gott. Christus wirkt durch
die Glieder Seines Körpers (Röm.15:18). Siehe auch: Luk.9:48; Joh.5:23; 13:20;
1.Thess.4:8.
Die Rückkehr der
zweiundsiebzig Jünger
»Als die Zweiundsiebzig zurückkehrten,
berichteten sie voller Freude: Herr, kraft Deines Namens ordnen sich uns auch
die Dämonen unter! - Da sagte Er zu ihnen: Ich schaute den Satan wie einen
Blitz aus dem Himmel fallen. Siehe, Ich habe euch Vollmacht gegeben, auf
Schlangen und Skorpione zu treten, und Vollmacht über die gesamte Macht des
Feindes, und keinesfalls wird euch irgendetwas schaden. Indessen, freut euch
nicht darüber, dass die Geister sich euch unterordnen. Freut euch aber, dass
eure Namen in den Himmeln eingeschrieben sind« (Verse 17-20).
Jesus Christus, der Sohn Gottes, des
Allmächtigen, ist »hocherhaben über jede Fürstlichkeit und Obrigkeit, Macht und
Herrschaft, auch über jeden Namen, der nicht allein in diesem Äon, sondern auch
in dem zukünftigen genannt wird« (Eph.1:21). Der Vater hat Ihm alle Vollmacht
im Himmel und auf der Erde gegeben (Mat.28:18). Und Er wiederum hatte Seinen
Jüngern die Gewalt sowohl über die gefährlichen Tiere gegeben wie auch über
alle satanischen und dämonischen Geister. Was die Jünger erlebt hatten, war ein
Zeichen auf das kommende Königreich und auch ein Vorgeschmack darauf, wenn alle
Finsternismächte im Abgrund gebunden sind (Off.20:2) und Frieden zwischen den
Tieren sowie Mensch und Tier herrscht (Jes.11:6-9). Die Jünger erfuhren Psalm
91:13: »Auf den schwarzen Löwen und die Kobra wirst du treten, den Junglöwen
und die Schlange zertreten.«
Die Vollmacht der Zweiundsiebzig war so
gewaltig, dass der Satan seinen schwer bedrängten Untergebenen eilends
beizustehen suchte. Der Satan kann aber gar nichts ausrichten, wenn Christus
ihm nicht Raum und Zeit dafür gibt. Noch aber hat »der Gott dieses Äons«
(2.Kor.4:4) nach Gottes Vorsatz seine Funktion als Widerwirker Gottes, damit
die Menschen lernen, was gut und böse ist und die Größe und Herrlichkeit
Christi auf dem dunklen Hintergrund umso eindrücklicher kennenlernen.
Weil Seine Jünger von den Finsternismächten
noch viel zu leiden haben werden, stellte der Herr ihre Freude, die sie über
ihre Vollmacht empfanden, auf ein bedeutenderes Fundament, nämlich dass ihre
Namen im Himmel eingeschrieben sind und sie mithin allezeit in der Gnade Gottes
stehen. Dies ist das Wichtigste.
Von der Buchrolle des Lebens, in der alle
treuen Israeliten eingetragen sind, lesen wir viele Male in der Heiligen
Schrift: 2.Mose 32:32; Ps.69:29; Jes.4:3; Dan.12:1; Phil.4:3; Heb.12:23;
Off.3:5; 13:8; 20:12,15; 21:27.
Jesus frohlockte
»In dieser Stunde frohlockte Er im heiligen
Geist und sagte: Ich huldige Dir, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass Du
dieses vor Weisen und Verständigen verbirgst, aber es Unmündigen enthüllst. Ja,
Vater, denn so war es Dein Wohlgefallen vor Dir« (Vers 21).
Merken wir uns sehr wohl: »Meine planenden
Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht Meine Wege -
Treuewort Jewes -, denn wie die Himmel erhabener sind als die Erde, so sind
Meine Wege erhabener als eure Wege und Meine planenden Gedanken als eure
Gedanken« (Jes.55:8,9).
Die Zweiundsiebzig, ja Seine Jünger überhaupt
- sie stammten meist aus den einfachen Bevölkerungsschichten, die von den
Oberen und Mächtigen »verwünschte Pöbel« genannt wurden (Joh.7:49) -, diese
gebrauchte Christus als Seine Mitarbeiter, und diesen wurde die Herrlichkeit
des Königreichs und damit auch Gottes offenbart. Die Oberen dagegen waren blind
und Jesu Gegner; an ihnen erfüllte sich Jesaias Wort: »Die Weisheit [dieses
Volkes] soll sich verlieren, und das Verstehen seiner Verständigen soll sich
verbergen« (Jes.29:14). Dies war Gottes Wille. Dies vermehrt Seine Herrlichkeit
und Seinen Ruhm, dass Er mittels der Schwachen zum Ziele kommt.
»Seht doch nur eure Berufung an, Brüder; da
sind nicht viele Weise dem Fleische nach, nicht viele Mächtige, nicht viele
Vornehme; sondern das Törichte der Welt erwählt Gott, damit Er die Weisen
zuschanden mache; und das Schwache der Welt erwählt Gott, damit Er das Starke
zuschanden mache. Das Niedriggeborene der Welt und das von ihr Verschmähte
erwählt Gott, ja das, was bei ihr nichts gilt, um das abzutun, was bei ihr
etwas gilt, damit sich überhaupt kein Fleisch vor den Augen Gottes rühmen
könne. Aus Ihm aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott her zur
Weisheit gemacht worden ist, wie auch zur Gerechtigkeit, Heiligung und
Freilösung, damit es so sei, wie geschrieben steht: Wer sich rühmt, der rühme
sich im Herrn!« (1.Kor.1:26-31).
»... wem der Sohn es zu
enthüllen beschließt«
Ergänzend sagte Jesus: »Alles ist Mir von
Meinem Vater übergeben worden; und niemand erkennt, wer der Sohn ist, als nur
der Vater - und wer der Vater ist, als nur der Sohn und wem der Sohn
beschließt, es zu enthüllen« (Vers 22).
Nehmen wir auch dies zur Kenntnis: Der Mensch
kann von sich selbst aus den Vater und den Sohn nicht erkennen (vgl.
Mat.11:27).
»Der seelische Mensch ... nimmt nichts von
den Tiefen des Geistes Gottes an; denn sie sind ihm Torheit. Und er kann sie
nicht erkennen, da sie nur geistlich erforscht werden können« (1.Kor.2:14; vgl.
Röm.8:7). Gott allein ist es, der die Augen und die Ohren öffnet (Jes.50:5). »Er (der Elah der Himmel)
gewährt den Weisen Weisheit und Erkenntnis den im Verständnis Erfahrenen. Er
enthüllt die tiefen und verborgenen Dinge, Er weiß, was in der Finsternis ist,
und der Strom des Lichts wohnt bei Ihm« (Dan.2:21,22). Johannes der Täufer
sagte: »Kein Mensch kann sich etwas nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel
gegeben wird« (Joh.3:27).
Mithin beruht unsere Rettung nicht auf
unserer Entscheidung, sondern Gott war es, der uns vor dem Niederwurf der Welt
(1.Mose 1:2) auserwählte und uns in unseren Tagen berief, uns den Glauben in
Gnaden gewährend (Röm.8:30; Eph.2:8; Phil.1:29). Wer sich rühmt, der rühme sich
im Herrn! Nichts ist aus uns - alles ist Gnade!
Jesus ist der alleinige Mittler zwischen Gott
und den Menschen (1.Tim.2:5), auch der Erkenntnis Gottes!
Glückselig sind die
Jünger!
»Und zu den Jüngern gewandt, sagte Er, als
sie für sich allein waren: Glückselig sind die Augen, die erblicken, was ihr
erblickt! Denn Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten gewahren, was
ihr erblickt, und haben es nicht gewahrt, und von Mir hören, was ihr hört, und
haben es nicht gehört« (Verse 23+24; vgl. Mat.13:16+17).
Die Jünger Jesu sind außerordentlich
bevorzugt: Sie dürfen Jesus sehen und hören, Ihn sogar mit ihren Händen
betasten (1.Joh.1:1).
Die Gläubigen früherer Zeiten hatten sich
danach gesehnt, es aber nicht erlangt. »Sie haben die Verheißungen nicht davongetragen,
sondern haben sie lediglich von Weitem gewahrt und freudig begrüßt (Heb.11:13).
Der sterbende Jakob rief aus: »Auf Deine Rettung, Jewe, bin ich in Erwartung!«
(1.Mose 49:18). Der Psalmist betete: »Ich schaue nach Deiner Rettung aus, Jewe«
(Ps.119:166). Jesus sagte: »Abraham, euer Vater, frohlockte, dass er Meinen Tag
gewahren sollte, und er gewahrte ihn (1.Mose 22:8) und freute sich« (Joh.8:56).
Der greise Simeon starb nicht, ehe er den Messias bei dessen Darstellung in der
Weihestätte gesehen hatte (Luk.2:22-32). Auch die Prophetin Hanna vom Stamm
Asser, die nach der Erlösung Israels ausschaute, durfte das Kind Jesus gewahren
(Luk.2:36-38).
Der Apostel Petrus erklärt: »Nach dieser
Rettung haben schon die Propheten ernstlich gesucht und geforscht, die von der
euch erwiesenen Gnade prophetisch geredet haben, indem sie forschten, was für
eine oder welche Frist es sei, die der Geist Christi in ihnen offenkundig
machte, wenn er vorher bezeugte die für Christus bestimmten Leiden und Seine
Verherrlichung danach. Ihnen wurde enthüllt, dass sie dies nicht sich selbst,
sondern euch durch ihren Dienst vermittelten, was euch nun durch die kundgetan
wurde, die euch durch den vom Himmel gesandten heiligen Geist Evangelium
verkündigen, in welches auch die Boten zu spähen begehren« (1.Pet.1:10:12).
Möge die Glückseligkeit der Jünger, deren
Augen den Messias sahen, in Dank und Lobpreis überfließen!
Vom
barmherzigen Samariter und vom Beten
(Lukas 10:25-11:13)
»Und siehe, ein Gesetzeskundiger stand auf,
um Ihn auf die Probe zu stellen, und fragte: Lehrer, was muss ich tun, damit
mir äonisches Leben zugelost werde? - Er aber sagte zu ihm: Was steht im Gesetz
geschrieben? Wie liest du da?« (Verse 25+26).
Für »... um Ihn auf die Probe zu stellen«
könnte man auch schreiben: »... um Ihn zu versuchen«, die herrschende religiöse
Klasse suchte nämlich in Jesu Antworten einen Anklagepunkt gegen Ihn zu finden
(Luk.11:54).
Wie erlangt man äonisches Leben, Leben in den
beiden kommenden Äonen, im Königreich Israels auf dieser und dann auf der neuen
Erde? Eigentlich musste der Gesetzeskundige dies wissen; und er wusste es auch,
wie seine Antwort an Jesus zeigte. Er wusste es, aber er handelte nicht
entsprechend. Keiner nämlich konnte das Gesetz in allem halten. Würde er das
Gesetz tun, würde er für die Äonen leben (3.Mose 18:5; 5.Mose 30:16; Röm.2:7).
Aber dazu war das Gesetz gar nicht gegeben, denn durch das Gesetz kommt ja nur
Erkenntnis der Sünde (Röm.3:20; 7:13), was zum Ruf nach dem Retter und der
Gnade führt.
Die Antwort des
Gesetzeskundigen
»Da antwortete er: Lieben sollst du den
Herrn, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele, aus
deinem ganzen Vermögen und mit deiner ganzen Denkart sowie deinen Nächsten wie
dich selbst. - Darauf entgegnete Er ihm: Du hast richtig geantwortet; tue dies,
so wirst du leben. - Der aber wollte sich rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und
wer ist mein Nächster?« (Verse 27-29).
Der Gesetzeskundige hatte mit der Summe des
Gesetzes, der Zusammenfassung von 5.Mose 6:5 und 3.Mose 19:18, völlig richtig
geantwortet. Ja, der Mensch soll Gott mit ganzem Herzen lieben. Das Herz ist
der Kern seines geistlichen Wesens und der Sitz des Verständnisses (Mat.13:15).
Mit ganzer Seele, also ganzem Bewusstsein, soll er Gott lieben. Und mit ganzem
Vermögen, das heißt der ganzen Stärke, mit der er etwas zu tun vermag. Und mit
seinem ganzen Denken (griech. dianoia) soll er Gott lieben, mit ganzer
Denkkraft, ganzem Durchdenkungsvermögen, mithin der Fähigkeit, etwas bis in die
Tiefen und bis zu den Konsequenzen zu durchdenken.
Seinen Nächsten kann übrigens nur derjenige
wie sich selbst lieben, der Gott liebt, welcher die Kraft dazu gibt.
Jesus bestätigte die Antwort des Gesetzeskundigen
und fügte hinzu: »Tue dies!« Da muss jenem deutlich geworden sein, dass er eine
solche Liebe nicht ausübt, ja es gar nicht kann. So versuchte er sich zu
rechtfertigen und sich mit der spitzfindigen Gegenfrage: »Und wer ist mein
Nächster?« herauszureden. Unter einem Nächsten verstanden die Juden ohnehin nur
ihresgleichen, wie der Herr dies mit den Worten aufgegriffen hatte: » Ihr habt
gehört, dass geboten worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen
Feind hassen (3.Mose 19:18; Ps.139:21,22). Ich aber sage euch: Liebet eure
Feinde und betet für die, die euch verfolgen« (Mat.5:43,44).
Mit dem folgenden Gleichnis korrigierte Jesus
die Fragestellung des Gesetzeskundigen, die hätte lauten müssen: »Wem bin ich
der Nächste?«
Das Gleichnis vom
barmherzigen Samariter
»Jesus nahm es mit ihm auf und erwiderte: Ein
Mann zog von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter Wegelagerer; die zogen
ihn aus, versetzten ihm Schläge, gingen davon und ließen ihn halbtot liegen. Es
traf sich aber von ungefähr, dass ein Priester auf jenem Weg hinabzog. Als er
ihn gewahrte, ging er auf der anderen Seite vorüber. Gleicherweise kam auch ein
Levit an die Stelle. Als er ihn gewahrte, ging auch er auf der anderen Seite
vorüber. Dann kam ein Samariter, der unterwegs war, in seine Nähe. Als er ihn
gewahrte, jammerte er ihn. Da trat er herzu, verband seine Wunden und goss Öl
und Wein darauf. Dann ließ er ihn auf sein eigenes Reittier steigen, führte ihn
in eine Herberge und versorgte ihn. Bevor er am Morgen weiterzog, holte er zwei
Denare hervor, gab sie dem Herbergswirt und sagte zu ihm: Versorge ihn, und was
du mehr ausgeben solltest, werde ich dir bezahlen, wenn ich wiederkomme. - Wer
von diesen Dreien scheint dir nun der Nächste dessen geworden zu sein, der
unter die Wegelagerer gefallen war? - Darauf antwortete jener: Der ihm
Barmherzigkeit erwiesen hat. - Da sagte Jesus zu ihm: Geh und handle du in
gleicher Weise!« (Verse 30-37).
Priester hatten im Tempel Dienst zu tun,
Leviten assistierten ihnen. Samariter waren ein Mischvolk aus Juden und von den
Assyrern angesiedelten Ausländern. Öl und Wein waren Heilmittel; Öl weichte die
Wunden auf, Wein desinfizierte sie.
Der Gesetzeskundige brauchte keine Belehrung,
sondern Liebe und Barmherzigkeit. All sein Wissen war nutzlos, wenn er keine
Liebe hatte (vgl. 1.Kor.13:1-3). Er brauchte ein neues Herz, was nur durch den
Glauben an Jesus zu erlangen war, der ihn aus dem Geist Gottes von oben her neu
zeugen würde (Joh.3:1-8). Dann würde er dem Notleidenden der Nächste sein. Und
er würde selbst Erbarmen empfangen, »denn das Gericht ist unbarmherzig gegen
den, der keine Barmherzigkeit geübt hat« (Jak.2:13). »Glückselig (aber) sind
die sich Erbarmenden; denn sie sollen Erbarmen erlangen« (Mat.5:7).
Legen wir das Gleichnis nun allegorisch
(sinnbildlich) aus:
Der halbtot geschlagene Mann ist der
Gesetzeskundige, insofern das Gesetz sagt: »Verflucht ist jeder, der nicht bei
allen in der Rolle des Gesetzes geschriebenen Geboten bleibt, um sie zu
erfüllen« (Gal.3:10; 5.Mose 27:26). Er hoffte, dass der Priester und der Levit,
also die religiösen Riten, ihm helfen würden. Aber das Gesetz erlaubte dem
Priester und dem Leviten gar nicht, sich an Toten - vielleicht unter ihrer Hand
Sterbenden - zu verunreinigen. Das Gesetz half dem Sünder nicht, sondern
verurteilte ihn zum Tode.
Dann kam der Samariter; dies ist der Herr
Jesus, der Verachtete (Jes.53:3). Jesus wird durch die Sünde und den Tod nicht
verunreinigt und unfähig, Sein Amt auszuüben. Der Priester und der Levit können
bei all ihre kultischen Heiligkeit die Liebe, die das Gesetz fordert, nicht
geben. Jesus aber erwies dem Halbtoten Liebe und Barmherzigkeit. »Denn das
Gesetz wurde durch Mose gegeben, Gnade und Wahrheit sind jedoch durch Jesus
Christus geworden« (Joh.1:17). Jesus gab Sich für alle dahin und starb für
alle. Seine Liebe rettet.
Maria und Martha
Als sie weiterzogen, kam Er in ein Dorf, wo
Ihn eine Frau mit Namen Martha in ihren Haus beherbergte. Auch ihre Schwester,
die Maria hieß, war dort; die setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte Seinen
Worten zu« (Verse 38+39).
Das Dorf hieß Bethanien und lag am Osthang
des Ölbergs. Auch Lazarus, der Bruder der beiden Schwestern, wohnte dort
(Joh.11:1; 12:2). Es war nach dem Laubhüttenfest des Jahres 31 n. Chr. (Joh.7:14).
»Martha aber wurde durch vieles Bedienen
abgelenkt; und herzutretend sagte sie: Herr, kümmert es Dich nicht, dass meine
Schwester mich allein bedienen lässt? Sage ihr nun, dass sie mit mir zugreifen
möge! - Der Herr aber antwortete ihr: Martha, Martha, du sorgst dich und bist
um vieles in Unruhe; doch weniges braucht man - oder nur eins. Maria hat
nämlich das gute Teil erwählt, das ihr nicht weggenommen werden soll« (Verse
40-42).
Jede der beiden Frauen ehrte den Herrn, die
eine durch Bedienen (vgl. Joh.12:2), die andere durch Zuhören. Dienen und
lernen - der Herr schätzte beides. Der Dienst für den Herrn darf aber das Hören
auf Sein Wort, das Studium des Wortes Gottes, nicht an den Rand drängen. Dienst
ohne rechtes geistliches Verständnis richtet manchen Schaden an. Eins ist
wirklich not: das Hören auf das Wort. Rechte Erkenntnis ist die nötige
Voraussetzung für einen Dienst, der Jesu Herz erfreut.
Das Vaterunser
»Einst war Er an einem Ort im Gebet. Als Er
aufgehört hatte, sagte einer Seiner Jünger zu Ihm: Herr, lehre uns beten, so
wie auch Johannes seine Jünger lehrte! - Da sagte Er zu ihnen: Wenn ihr betet,
so sprecht: Unser Vater in den Himmeln ...« (Luk.11:1+2 a).
In den Kodizes Sinaiticus und Vaticanus steht
nur: »Vater!«
Durch Jesus Christus, den Sohn, den Mittler,
ist Gott nun nicht mehr nur ganz allgemein der Vater des Volkes Israel (5.Mose
32:6; Jes.64:7,8) und auch allgemein der Gläubigen Israels (Jes.63:16), sondern
jetzt ganz persönlich der Vater eines jeden Einzelnen in der Gemeinschaft der
Gläubigen. Sie dürfen den Allgewaltigen, Allesbewirkenden und unnahbar Heiligen
jetzt mit dem vertrauten Begriff, nämlich mit »Vater!«, anreden. Jesus hat sie
an das Vaterherz gebracht.
»Geheiligt werde Dein
Name!« (Vers 2 a).
Der Name des Elohims Israels ist Jewe (2.Mose
3:15; 20:2,7). Dies ist die erste Bitte und das vorrangige Anliegen der
Betenden, dass der Name Gottes und damit Gott Selbst von den Gläubigen und noch
von möglichst vielen anderen Menschen geheiligt werde, dass Seiner mit
Ehrfurcht gedacht und Er verherrlicht werde in Wort und Tat. Möge Sein Name
durch keine Sünde entheiligt werden (3.Mose 22:32).
»Dein Königreich komme!«
(Vers 2 b).
Das von Mose und allen Propheten verheißene
Königreich für Israel, in welchem Frieden, Gerechtigkeit und Wohlstand
herrschen und von dem aus Israel alle Nationen regieren wird, möge bald kommen.
Dies war die sehnliche Bitte. Es hatte sich ja schon genaht (Mat.4:17;
Mark.1:15; Luk.10:9). Leider verwarf Israel den König, Jesus, sodass das
Königreich in weite Ferne rückte (Ap.1:6,7).
Wir Gläubigen heute, die wir Christi Körper
sind (Eph.1:23), werden übrigens nicht in jenem Königreich auf der Erde leben,
sondern sind für Jesu überhimmlisches Königreich gerettet (Eph.2:6; 2.Tim.4:18).
Die Tatsache, dass die Regentschaft Gottes
schon damals im Inneren der Gläubigen aufgerichtet war (Luk.17:21), wird von
dieser Bitte nicht berührt.
»Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auch auf der Erde!«
(Vers 2 b).
Da im ganzen All tatsächlich nur der Wille
Gottes geschieht (Eph.1:11; Jes.14:24; 45:6,7,12; 46:9-11; Dan.4:32; Ps.115:3;
135:6; Spr.16:9; 19:21), drückt diese Bitte zunächst einmal aus, dass nicht
mein Wille geschehe, sondern ausdrücklich Sein Wille, der nur der beste sein
kann, weil Gott Liebe ist und allein weise. Sein Wille geschehe auch mir und
werde von mir dankbar angenommen. Mir geschehe, wie Du willst. Wer diese Bitte
ausspricht, gibt aber auch kund, dass man will, dass der Wille Gottes bis hin
zur Rettung aller Menschen (1.Tim.4:10), zur Aussöhnung des Alls (Kol.1:20) und
zur Vervollständigung des Alls in allem (Eph.1:23) vollzogen werde.
»Unser auskömmliches
Brot gib uns täglich« (Vers 3).
Andere übersetzen: unser nötiges Brot ... Das
griechische Wort epiousion (wörtl. daraufseiend) meint aber etwas mehr als das
unbedingt Nötige. Für die Jünger, die Jesus nachfolgten, war diese Bitte
existenziell, weil sie nie wussten, ob und was sie etwa am Abend desselben
Tages zu essen bekamen. In Psalm 30:8 steht geschrieben: »Lass mich das Brot
brechen, das mir gesetzmäßig gebührt.«
»Erlass uns unsere
Sünden; denn auch wir selbst
erlassen jedem, der uns
etwas schuldet« (Vers 4 a).
Nach dem Evangelium der Beschneidung
(Gal.2:7) bekam man seine Sünden nur dann erlassen, wenn man zuvor anderen
vergeben hatte (Mat.5:12,14,15) und im Übrigen unter den Bedingungen der
Umsinnung (Luk.3:3; 24:27; Ap.5:31) sowie des offenen Bekenntnisses der Sünden
von Fall zu Fall (1.Joh.1:9). Bei Nichtbewährung wurde die Vergebung rückgängig
gemacht (Mat.18:23-35; 2.Pet.2:20-22).
Nach dem Evangelium, das dem Apostel Paulus
enthüllt wurde (Gal.1:12), und entsprechend der heilsgeschichtlichen Verwaltung
(oikonomia; Eph.3:2), in der wir leben, haben wir nicht Erlassung der Sünden,
sondern Rechtfertigung weit weg von allen Sünden ein für alle Mal vom
Glaubensanfang an. Wir sind für gerecht erklärt. An Sünden ist nicht mehr zu
denken. Uns bleibt nur noch übrig, zu danken und Gott für die überströmende,
bedingungslose Gnade zu preisen.
Der König Israels erlässt Seinem Volk die
Sünden; uns aber hat der Richter - ein Richter kann keine Vergebung aussprechen
-, da wir unser Urteil, nämlich unsere Mitkreuzigung (Röm.6), bereits empfangen
haben, gerechtfertigt, zu Gerechten erklärt.
»Bring uns nicht in
Versuchung hinein, sondern
birg uns vor dem Bösen!«
(Vers 4 b).
Der zweite Satzteil findet sich nur in den
Kodizes Sinaiticus 2 (redig.) und Alexandrinus.
Die Jünger sollen den Vater in den Himmeln darum
bitten, dass Er sie nicht in Situationen hineinführe, in der der Böse, der
Satan, sie versuchen, das heißt zur Sünde verleiten kann.
Im Allgemeinen werden die Jünger der
Verführung widerstehen und als Erprobte und Bewährte daraus hervorgehen (Jak.1:2,3;
4:7; 1.Joh.5:18), zumal der Herr gebetet hatte, dass sie vor dem Bösen bewahrt
werden mögen (Joh.17:15).
Nun wird aber in der zweiten Hälfte der
Endzeit, in der Zeit der großen Drangsal (Mat.24:21), eine besondere,
übermächtige »Stunde der Versuchung« (Off.3:10) über Israel und die ganze Welt
hereinbrechen. Alle, die das Bild des wilden Tieres, des Antichristus, des
Menschen der Gesetzlosigkeit, nicht anbeten, werden getötet werden (Off.13:15).
Mögen die Jünger in diese Versuchung, das wilde Tier anzubeten und damit von
Jesus abzufallen, nicht hineinkommen! In jener Zeit wird Gott viele bergen
(Off.7:2-4; 12:6,13-17) und wiederum viele so kräftigen und bewahren, dass sie
widerstehen - bis zum Tode. Jenen gilt dann: »Glückselig sind die Toten, die von
jetzt an in dem Herrn sterben« (Off.14:13); »Glückselig der Mann, der in
Versuchung ausharrt: Wird er als bewährt erfunden, so wird er den Kranz des
Lebens erhalten, welchen Er denen verheißen hat, die Ihn lieben« (Jak.1:12).
Diese Treuen werden am äonischen Leben im Königreich Israels teilhaben.
Was uns anbelangt, die Glieder der
Körpergemeinde, sind wir aus der Obrigkeit der Finsternis geborgen und in den
geistlichen Herrschaftsbereich des Sohnes Gottes versetzt (Kol.1:13). Er
bewahrt uns vor den Kriegslisten des Satans, wenn wir die gesamte Waffenrüstung
Gottes anziehen (Eph.6:10-17). Unsere Rettung zum äonischen Leben im
überhimmlischen Königreich Christi (2.Tim.4:18) kann der Satan nicht antasten
(Röm.8:30; 1.Thess.5:4,9,10; 2.Thess.3:3), zumal wir bereits Gerettete sind
(Eph.2:8) und zudem versiegelt (Eph.1:13).
»Bittet!«
»Weiter sagte Er zu ihnen: Wer von euch würde
einen Freund haben und nicht um Mitternacht zu ihm gehen und ihn bitten:
Freund, borge mir drei Brote, weil nun ein Freund von mir von der Reise bei mir
angekommen ist und ich nichts habe, was ich ihm vorsetzen sollte. - Jener aber
würde von innen antworten: Verursache mir keine Mühe, die Tür ist schon
verschlossen, und meine Kinder sind mit mir zu Bett gegangen; ich kann nicht
aufstehen, um dir Brot zu geben! - Ich sage euch: Wenn er auch nicht aufstehen
und es ihm geben wird, weil er sein Freund ist, so wird er sich doch um seiner
Unverschämtheit willen erheben und ihm geben, soviel er bedarf« (Verse 5-8).
Unverschämt, unbescheiden, aufdringlich zu
bitten, geziemt Gläubigen keinesfalls und haben sie auch gar nicht nötig
angesichts Gottes, der ihr fürsorgender Vater ist und ihnen gern und großmütig
gibt (Jak.1:5).
Es folgt die Nutzanwendung des Gleichnisses:
»Darum sage Ich euch: Bittet, und euch wird
gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und euch wird geöffnet
werden. Denn jeder, der bittet, erhält; und wer sucht, der findet; und dem, der
anklopft, wird geöffnet werden« (Verse 9+10).
Es galt, entschieden zu bitten, ernstlich zu
suchen und von ganzem Herzen anzuklopfen. Und selbstverständlich empfingen die
Gläubigen und fanden und wurde ihnen aufgetan, sollte es denn im Königreich
jemandem an irgendetwas mangeln? Oder jetzt denen um Jesus, das nahe Königreich
vor Augen und die Kräfte des zukünftigen Äons schmeckend (Heb.6:5)?
Es waren allerdings Bedingungen zu erfüllen:
-
dass man den Vater überhaupt ersuchte (Luk.11:9+10);
-
dass man im Glauben bat (Jak.1:6);
-
dass man Gottes Gebote hielt und das vor Seinen Augen Wohlgefällige tat
(1.Joh.3:22);
-
dass man nach dem Willen Gottes bat (1.Joh.5:14).
Gewiss dürfen auch wir uns vertrauensvoll mit
jeder Bitte an unseren treuen Gott und Vater wenden; allerdings wissen wir
nicht, was wir beten sollten gemäß dem, was sein muss (Röm.8:26). Wir wissen
aber, dass Er denen, die Ihn lieben, alles zum Guten zusammenwirkt - denen, die
nach Seinem Vorsatz berufen sind (Röm.8:28).
Wir wissen außerdem, dass Gott Liebe ist und allein weise (Röm.16:27)
und Er alles nach Seinem für den Ablauf der Äonen gefassten Vorsatz durchführt
(Eph.3:11) - mithin haben wir völligen Frieden über Seinen Wegen mit uns und
der gesamten Menschheit.
Töricht wäre es, Seinen Willen - den besten,
den es gibt - ändern zu wollen, oder nicht gemäß dem uns angehenden, dem Paulus
enthüllten Glaubensgut und den uns für die gegenwärtige heilsgeschichtliche
Verwaltung durch Paulus gegebenen Anweisungen für unseren Wandel und Dienst zu
bitten (Phil.3:17; 4:9).
Abschließend unterstrich Jesus Seine Worte
mit dem Hinweis auf das Handeln eines Familienvaters:
»Welcher Vater ist unter euch, den sein Sohn
um Brot bitten sollte - er wird ihm doch keinen Stein reichen! Oder auch um
einen Fisch, er wird ihm anstatt des Fisches keine Schlange reichen! Und sollte
er um ein Ei bitten, so wird er ihm doch keinen Skorpion reichen! Wenn ihr nun,
die ihr doch böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr
wird euer Vater im Himmel denen heiligen Geist geben, die Ihn bitten!« (Verse
11-13).
Gott bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines
Willens (Eph.1:11; Jes.46:10) und schafft auch das Finstere und das Böse
(Jes.45:7) - alles ist aus Ihm (Röm.11:36). In diese Seine Allgewalt ist
eingeschlossen, dass Er Sich den Ihn bittenden Gläubigen herrlicher als ein
Familienvater erweist. Trotz der Tatsache, dass »das Streben des menschlichen
Herzens böse ist von seiner Jugend an« (1.Mose 8:21), gibt ein irdischer Vater
seinen Kindern nur Gutes. Wie viel mehr gibt der Vater im Himmel den Seinen
gute Gaben (Jak.1:17).
Seine beste Gabe ist der heilige Geist, Sein
Geist - da Gott Geist ist (Joh.4:24), gibt Er Sich praktisch Selbst. So
verleiht Er Seinen Kindern die Kraft zu einem Ihm wohlgefälligen Tun. Sein
Geist ist grundlegend für den Wandel und Dienst der Heiligen.
Den Gläubigen Israels wurde der Geist an
jenem denkwürdigen Pfingsttag des Jahres 32 n. Chr. zugeteilt (Ap.2). Uns wohnt
der Geist Gottes seit unserem Glaubensanfang inne (Eph.1:13; Röm.8:9).
Mit einem Lobpreis Gottes durch König David
schließen wir den Abschnitt über das Beten: »Du, Jewe, bist gut und erbarmend
und erzeigst große Huld all denen, die zu Dir rufen« (Ps.86:5).
(Lukas 11:14-54)
»Einst trieb Er einen Dämon aus, der stumm war.
Als der Dämon ausgefahren war, geschah es, dass der Stumme sprach; und die
Volksmenge staunte. Einige von ihnen aber sagten: Durch Beezeboul, den obersten
der Dämonen, treibt Er die Dämonen aus. - Da antwortete Er: Wie kann Satan den
Satan austreiben?« (Verse 14+15).
Wo war der Glaube in Israel, dass Jesus der
Messias ist und in der Vollmacht Seines himmlischen Vaters handelt? Da viele
nicht anerkennen wollten, dass Jesus von Gott war, mussten sie die Wunder
konsequenterweise dem Satan und seinen Boten oder dem Beezeboul und seinen
Dämonen zuschreiben, mag es auch noch so unlogisch sein, dass der oberste der
Dämonen seine Mitarbeiter austreibe. Zudem unterstellten sie dem Herrn, mit dem
Satan im Bunde oder sogar Selbst besessen zu sein.
Beezeboul bedeutet »Herr (Eigner) der
Fliegen« (vgl. 2.Kön.1:2).
Jede Dämonenaustreibung war ein Zeichen
dafür, dass der Satan samt allen bösen Geistern während der Zeit des
Königreichs hinausgeworfen sein wird. Sie werden im Abgrund gebunden sein
(Off.20:2,3).
Andere wollten ein
Zeichen
»Andere wieder stellten Ihn auf die Probe und
suchten durch Ihn ein Zeichen vom Himmel zu erhalten. Da Er aber ihre Gedanken
gewahrte, sagte Er zu ihnen: Jedes Königreich, das mit sich selbst uneins ist,
wird veröden, und Haus fällt auf Haus. Wenn auch Satan mit sich selbst uneins
ist, wie wird sein Königreich bestehen können - weil ihr behauptet, dass Ich
die Dämonen durch Beezeboul austreibe« (Verse 16-18).
Sie wollten Jesus versuchen, ihnen ein
Zeichen vom Himmel zu geben; dann würden sie ihren Vorwurf, Er treibe Dämonen
durch Beezeboul aus, zurücknehmen. Die Austreibung des Dämons aus dem Stummen
war aber doch ein Zeichen vom Himmel! Warum erkennen sie es nicht an? Was
wollen sie noch mehr?
Jesus sprach weiter:
»Wenn ich die Dämonen durch Beezeboul
austriebe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Deshalb werden sie eure
Richter sein. Wenn Ich aber durch den Finger Gottes die Dämonen austreibe, so
kommt demnach das Königreich Gottes schon im Voraus auf euch« (Verse 19+20).
Die mosaisch gläubigen Juden, die Dämonen
austrieben, ohne dass ihnen vorgeworfen wurde, dies in der Kraft Beezebouls zu
tun, werden die heuchlerischen Kritiker Jesu richten; schon der Hinweis vor dem
großen, weißen Thron auf dieses Beispiel verurteilt die Gegner Jesu.
Nun aber, da Jesus die Dämonen austreibt, und
zwar durch den Finger Gottes, den einst Ägypten unter den zehn Plagen spürte
(2.Mose 8:19) - Gott braucht nur einen Finger zu rühren -, erfährt Israel jetzt
schon die Gottesherrschaft in einzelnen, zeichenhaften Fällen. Die Befreiung
von bösen Geistern, die die Menschheit drangsalieren, ist eine elementare
Voraussetzung für den Frieden und die Gerechtigkeit im tausendjährigen
Königreich Israels.
Jesus ist stärker
Sehen die Juden denn nicht, dass Jesus
stärker als der Satan ist? Wie denn der Herr es ihnen verdeutlichte: »Wenn der
Starke bewaffnet seinen Hof bewacht, lässt man seinen Besitz in Frieden. Falls
aber ein Stärkerer als er ihn überfällt und überwindet, nimmt er seine gesamte
Waffenrüstung mit, auf die er vertraute, und verteilt seinen Raub. Wer nicht
mit Mir ist, der ist gegen Mich, und wer nicht mit Mir sammelt, der zerstreut«
(Verse 21-23).
Nur ein Stärkerer kann Dämonen austreiben und
den Satan binden und in den Abgrund werfen. Und wer der Stärkere ist, das hat
Jesus durch die Dämonenaustreibung gerade bewiesen. Der Apostel Johannes
schreibt in diesem Sinne: »Ihr seid aus Gott, Kindlein, und ihr habt sie (die
Welt) überwunden, weil der in euch Wirkende größer ist als der in der Welt«
(1.Joh.4:4).
Wer jetzt nicht mit Jesus ist - Neutralität
oder weiteres Abwarten sind nicht mehr hinzunehmen; zwischen Gott und dem Satan
gibt es kein Niemandsland -, der ist gegen Jesus. Und wer von nun an nicht mit
dem Herrn zusammenarbeitet, der betreibt den Untergang des Volkes.
Wer erfüllt das Herz?
Sollte ein Mensch, der durch Jesus von
Dämonen befreit wurde, dennoch nicht glauben, dass Jesus der Messias und der
Sohn Gottes ist, würde dies schlimme Folgen für ihn haben. Davon lesen wir in
den Versen 24 bis 26:
»Wenn der unreine Geist von einem Menschen
ausgefahren ist, durchzieht er wasserlose Stätten, sucht dort Ruhe und findet
sie nicht. Dann sagt er: Ich werde in mein Haus zurückkehren, von wo ich
ausfuhr! Und wenn er kommt, findet er es unbesetzt, gefegt und geputzt. Dann
geht er hin und nimmt sieben andere Geister mit sich, ärger als er selbst; sie
ziehen ein und hausen dort, sodass es jenem Menschen zuletzt ärger ergehen wird
als zuvor« (Verse 24-26).
Dämonen suchen wasserlose, trockene Stätten.
Und ins Wasser wollen sie keinesfalls, da sie zukünftig zusammen mit dem Satan
im Abgrund - dazu gehört alles unter der Wasser- und Erdoberfläche - gebunden
sein werden (Off.20:3). Deshalb wollten die in Gergesa lieber in die Schweine
geschickt werden (Luk.8:30-33).
Dämonen haben kein Recht, in Menschen zu
wohnen. Hausten sie aber einst in einem Menschen, streben sie danach, dorthin
zurückzukehren. Wenn der Mensch nun einem leerstehenden Haus gleicht, wird es
ihm ärger ergehen als zuvor. Wohnt aber Jesus durch den Glauben in seinem
Herzen, dann und nur dann ist er vor einem erneuten Übergriff des Dämons
geschützt.
Dies ist übrigens ein Gleichnis auf Israel:
Ihr Götzendienst, die Übertretung des ersten Gebotes, brachte sie in die babylonische
Gefangenschaft. Hierdurch wandten sie sich von den Götzen ab. Es folgte aber
kein wahrer Gottesdienst. Dieser Platz ist leer. In der Endzeit wird der
Antichristus, das wilde Tier, den Platz einnehmen. Dann ergeht es Israel ärger
als in der babylonischen Gefangenschaft.
Nach Matthäus 12:45 sind Jesu Worte auch auf
seine Generation, die böse, zu beziehen. Nach der Ablehnung Jesu erging es
Israel im Jüdischen Krieg (66-70 n. Chr.), der mit der Zerstörung Jerusalems
und der Zerstreuung der Juden in alle Welt endete, aufs ärgste.
Hören wir noch die Warnung Jesu an den
Geheilten vom Teich Bethesda: »Siehe, du bist gesund geworden; sündige nicht
mehr, damit dir nicht etwas Ärgeres widerfahre« (Joh.5:14; vgl. 2.Pet.2:20,21).
- In welch einer Gnade wir dagegen doch heute in der dem Paulus gegebenen
heilsgeschichtlichen Verwaltung stehen! »Wo die Sünde zunimmt, da strömt die
Gnade über« (Röm.5:20), damit nur sie uns erziehe, die Unfrömmigkeit und die
weltlichen Begierden abzulegen (Tit.2:12).
Glückselig sind die das
Wort Bewahrenden
»Indem Er das sagte, geschah es, dass eine
Frau aus der Volksmenge ihre Stimme erhob und Ihm zurief: Glückselig ist der
Leib, der Dich getragen hat, und die Brüste, die Du gesogen hast. - Er aber
erwiderte: Glückselig sind vielmehr die, welche das Wort Gottes hören und
bewahren!« (Verse 27+28).
Gewiss ist Jesu Mutter glückselig. Das liegt
aber nicht an natürlichen Gegebenheiten. Es ist schon ein Vorzug, das Wort
Gottes überhaupt zu Gehör zu bekommen. Glückselig ist aber nur, wer es glaubt
und glaubend bewahrt, und dies heißt, es in Treue zu tun. Die Pharisäer, völlig
verkennend, dass Jesus nur die Worte Seines Vaters sagt (Joh.8:26; 12:49;
15:15), ja mithin das Wort Gottes ist (Joh.1:1,14), waren weit davon entfernt,
diese geistliche Haltung einzunehmen.
Das Zeichen des Jona
»Da sich nun weitere Scharen ansammelten,
begann Er, zu ihnen zu sprechen: Diese Generation ist eine böse Generation; sie
sucht ein Zeichen; doch man wird ihr kein Zeichen geben außer dem Zeichen des
Propheten Jona. Denn so wie Jona den Ninivitern zum Zeichen wurde, ebenso wird
es auch der Sohn des Menschen für diese Generation sein. Die Königin des Südens
wird mit den Männern dieser Generation zum Gericht auferweckt werden und wird
sie verurteilen; denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomos
zu hören; und siehe, hier ist mehr als Salomo! Männer, Niniviter, werden mit
dieser Generation zum Gericht auferstehen und sie verurteilen; denn auf den
Heroldsruf des Jona hin sinnten sie um; und siehe, hier ist mehr als Jona!«
(Verse 29-32).
Diese Generation hat viele Zeichen und Wunder
Jesu erlebt, und dennoch glaubten sie nicht, dass Er der verheißene Sohn Davids
ist (2.Sam.7:12-14). Sie erkannten Seine Zeichen nicht an, schrieben sie sogar
dem Beezeboul zu (Luk.11:15). Böser kann man nicht sein! Ihr tiefer Unglaube
würde auch kein weiteres Zeichen, ja überhaupt keines anerkennen.
Die Königin des Südens, von Saba im Bereich
des Schilfmeeres (1.Kön.10; 2.Chron.9:1-8), hatte sich auf eine lange,
beschwerliche Reise begeben, um die Weisheit Salomos, der keine Zeichen tat, zu
hören; umso mehr sollten die Juden Jesus zu hören begehren! Die Niniviter
glaubten den Worten Jonas, der vor ihnen ebenfalls keine Zeichen tat; die Juden
aber glaubten Jesus, dem viel Größeren, dem Sohn Gottes, nicht, obwohl Er Seine
Botschaft vom Königreich durch viele Zeichen bestätigt hatte. Jene Ausländer
hatten mehr Glauben als Israel!
Nein, ihnen wird kein Zeichen mehr gegeben!
Und doch: Ein Zeichen, ein ganz besonderes,
wird ihnen gegeben werden: das des Jona! Für die Niniviter war Jona zum Zeichen
dafür geworden, dass der Gott Israels der wahre ist (Jona 3:5-10), weil Er Jona
aus dem Bauch des großen Fisches vor dem Tode gerettet hatte (Jona 2:11).
Ebenso wird Jesus das große Zeichen Gottes für Israel sein, als Er aus dem Tode
gerettet werden wird.
Die Leuchte des Körpers
Des Weiteren sprach der Herr Jesus Christus:
»Niemand zündet eine Leuchte an und setzt sie
weder ins Verborgene noch unter einen Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit
die Hereinkommenden das Licht erblicken. Dein Auge ist die Leuchte des Körpers.
Folglich, wenn dein Auge klar ist, ist auch dein ganzer Körper licht. Falls es
aber böse ist, wird auch dein Körper finster sein. Daher achte darauf, dass
nicht das Licht in dir Finsternis ist. Wenn nun dein ganzer Körper licht und
kein Teil davon finster ist, wird er ganz licht sein, wie wenn die Leuchte dir
durch ihre Strahlen Licht spendet« (Verse 33-36).
Ein Scheffel ist ein Hohlmaß für trockene
Güter, ein Gefäß.
Durch das Auge fällt Licht in den Körper. Nun
kommt es darauf an, ob das Aufnahmeorgan für das Licht des Wortes Gottes der
Glaube oder der Unglaube ist; beides hat große Auswirkungen auf den ganzen
Körper, auf das gesamte Verhalten des Menschen. Wer mit den Augen des Glaubens
blickt, dessen ganzer Wandel im Körper wird lichtvoll sein, voll guter Werke.
Wer dagegen das Wort Jesu mit Unglauben aufnimmt, dessen Denken und Handeln
wird sich immer mehr verfinstern.
Der Psalmist betete: »Enthülle meine Augen,
damit ich erblicke die Wunder an Deinem Gesetz« (Ps.119:18).
Der Wandel eines Menschen mit glaubenden
Augen wird sich in edlen Werken vollziehen und mithin ein Zeugnis für die
draußen sein. Mögen die Gläubigen ihr Tun nicht unter den Scheffel stellen,
sondern zur Verherrlichung Gottes weit hinaus leuchten lassen!
Äußere und innere
Reinheit
»Während Er noch sprach, ersuchte Ihn ein
Pharisäer, das Frühmahl bei ihm einzunehmen. Da ging Er in dessen Haus und ließ
Sich zu Tisch nieder. Als der Pharisäer das gewahrte, staunte er, dass Er Sich
vor der Mahlzeit nicht zuerst gewaschen hatte. Da sagte der Herr zu ihm: Nun,
ihr Pharisäer, ihr reinigt den Becher und die Essplatte von außen, euer Inneres
ist jedoch angefüllt mit Raub und Bosheit! Ihr Unbesonnenen! Der das Äußere
geschaffen hat, hat Er nicht auch das Innere geschaffen? Indessen gebt das, was
darin ist, als Almosen, und siehe, dann ist euch alles rein« (Verse 37-41).
Vom Gesetz war es nicht geboten, die Hände vor
dem Essen zu taufen (so wörtlich), das heißt in Wasser zu tauchen. Die
Pharisäer und alle, die etwas auf sich hielten, taten es aber, und zwar kaum
aus hygienischen, sondern aus zeremoniellen Gründen, insofern man bei der
Arbeit oder auf dem Markt mit Sündern oder deren Sachen in Berührung gekommen
sein konnte.
Nun, gegen die Reinigung des Äußeren ist an
sich nichts einzuwenden. Doch wie steht es um das Innere? Von innen, aus dem
Herzen, gehen die üblen Erwägungen, die Habgier und die Hurerei, der Betrug,
die Lästerung und der Stolz hervor. Das Böse geht von innen aus und macht den
Menschen unrein (Mark.7:22,23).
Wer jedoch gibt, und zwar das, was er in
seinen Gefäßen hat, dem ist alles rein, der handelt in Reinheit, was bereits
Ausdruck der Umsinnung sein kann oder zur Umsinnung und zu einem reinen Herzen
führen kann.
Nicht das Äußere, sondern das demütige Herz
ist das wahre Opfer für Elohim (Ps.51:19; Hos.6:6).
Wehe den Pharisäern!
»Doch wehe euch, ihr Pharisäer! Ihr
verzehntet die Minze, die Raute und jedes Gemüse; doch am gerechten Richten und
der Liebe Gottes geht ihr vorüber. Dies muss man beachten und jenes nicht
unterlassen. Wehe euch, ihr Pharisäer! Ihr liebt es, den Vordersitz in den
Synagogen zu haben und euch auf den Märkten begrüßen zu lassen. Wehe euch,
Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr seid wie unkenntlich gewordene
Gräber, und die Menschen, die darauf wandeln, wissen es nicht« (Verse 42-44).
Die Pharisäer befolgten zwar die Bestimmungen
des Gesetzes, den Zehnten zum Unterhalt des Priestertums Levi zu geben (3.Mose
27:30; 4.Mose 18:21; 5.Mose 14:22), und gaben sogar peinlich genau auch den
Zehnten von kleinsten Gartengewächsen, aber gerechte Rechtsprechung und Liebe
zu üben vergaßen sie. Jewe hat aber doch mehr Wohlgefallen am Hören Seiner
Stimme als an Darbringungen und Opfern (1.Sam.15:22; Micha 6:6,7). »Er teilte
dir mit, o Mensch, und so sage nun, was gut ist und was Jewe von dir fordert,
als nur gerechtes Gericht und huldvolle Liebe zu üben und bescheiden mit deinem
Elohim zu gehen« (Micha 6:8).
Die Pharisäer fürchteten die rituelle
Unreinheit und merkten gar nicht, dass ihr Bestreben, stets die Ersten zu sein
und in ihrem Stolz von den Menschen geehrt zu werden, Sünde ist.
Wer einen Leichnam oder ein Grab berührte,
war nach 4.Mose 19:16 sieben Tage lang rituell unrein. Den unkenntlichen
Gräbern glichen die Pharisäer insofern, als sie mit ihrer Selbstsucht und
Heuchelei das gesamte Volk verunreinigten, ohne dass es dies recht bemerkte.
Wehe den Gesetzeskundigen!
»Da antwortete Ihm einer der
Gesetzeskundigen: Lehrer, wenn Du das sagst, beschimpfst Du auch uns! - Er aber
entgegnete: Wehe auch euch, ihr Gesetzeskundigen! Ihr beladet die Menschen mit
unerträglichen Lasten, ihr selbst aber wollt die Lasten nicht mit einem eurer
Finger anrühren« (Verse 45+46).
Die religiösen Führer des Volkes hatten im
Laufe der Jahrhunderte in Auslegung des Gesetzes eine übermäßige Vielzahl von
zusätzlichen Bestimmungen verfasst, deren Einhaltung sie forderten (Mat.23:4).
Dazu hatte Jesus gesagt: »Damit macht ihr das Wort Gottes um eurer
Überlieferungen willen ungültig! Ihr Heuchler! Trefflich hat Jesaia von euch
prophezeit (29:13): Dieses Volk ehrt Mich mit den Lippen, ihr Herz aber ist
weit von Mir entfernt; in eitler Weise verehren sie Mich und lehren die
Vorschriften der Menschen als Lehren« (Mat.15:6-8).
Dann hielt der Herr Jesus den
Gesetzeskundigen vor:
»Wehe euch! Ihr baut die Grabmäler der
Propheten auf, wiewohl eure Väter sie getötet haben. Demnach seid ihr Zeugen und
pflichtet den Werken eurer Väter bei; denn sie haben jene getötet, ihr aber
baut ihnen Grabmäler auf. Deshalb sagt auch die Weisheit Gottes: Ich werde
Propheten und Apostel zu ihnen schicken, und von ihnen werden sie einige töten
und verjagen, damit das Blut aller Propheten, das vom Niederwurf der Welt an
vergossen worden ist, von dieser Generation gefordert werde, vom Blut Abels bis
auf das Blut des Zacharias, der zwischen Altar und Haus umkam. Ja, Ich sage
euch: Es wird von dieser Generation gefordert werden« (Verse 47-51).
Zeugen der Ermordung der Propheten, der im
Namen Gottes Redenden, waren die Oberen des Volkes in der Weise, dass sie diese
Wahrheit durch ihre Bautätigkeit bezeugten. Statt aber auf die Propheten zu
hören, befriedigten sie mit ihrer ehrenvollen Tat der Grabmalerbauung nur ihre
fleischliche Gesinnung. Darin unterschieden sie sich in nichts von ihren
Vätern.
Unser Herr Jesus wusste, was im Menschen ist
(Joh.2:25) und jene den Werken ihrer Väter beipflichteten. Sie verweigerten
sich nämlich dem Ruf der Propheten zur Umsinnung und zum Glauben und werden,
ebenso wie ihre Väter handelten, alsbald den Herrn Jesus ermorden und Seine
Apostel verfolgen.
Fleisch, besonders das religiöse, das die
eigene Gerechtigkeit aufzustellen sucht (Röm.10:3), war schon immer gegen Gott
eingestellt. »Die Gesinnung des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott, weil sie
sich dem Gesetz Gottes nicht unterordnet; denn sie kann es auch nicht«
(Röm.8:7).
Das Blut all der ermordeten Männer Gottes
einer bestimmten Zeitspanne wird von Jesu Generation gefordert werden; das
Strafgericht Gottes wird genau an dieser Generation vollzogen, die die
Anwesenheit Jesu und Seine herrliche, durch viele Zeichen und Wunder
beglaubigte Botschaft sowie die Erfüllung vieler Prophetenworte in Ihm erleben
durfte und Ihn dennoch verwarf.
Der erste Märtyrer des Glaubens war Abel
(1.Mose 4:8; Heb.11:4), der von seinem opfernden und mithin religiösen Bruder
Kain erschlagen wurde. Der letzte Blutzeuge (nach der Ordnung der hebräischen
heiligen Schriften, die mit dem zweiten Buch der Chronik abschließen) war
Zacharias, der Sohn Barachias (Mat.23:35), nicht zu verwechseln mit dem 521 v.
Chr. berufenen Propheten Sacharja, dem Sohn Berechjas (Sach.1:1). Zacharias
(auch Sacharja geschrieben) war der Sohn oder Enkel des Priesters Jojada, der
zur Zeit des Königs Joasch von Juda (851-812 v. Chr.) wegen seiner mahnenden
Worte im Vorhof des Hauses Jewes gesteinigt worden war (2.Chron.24:20-22).
Mit dem Jüdischen Krieg und der Zerstörung
Jerusalems samt des Tempels im Jahr 70 n. Chr. wurde das Blut aller Märtyrer
von jener Generation gefordert, wie Zacharias sterbend gebetet hatte: »Jewe
sieht es und wird es abfordern.« - Dieses Gebet entsprach dem Gesetz. Bereits
Stephanus betete ganz anders: »Herr, stelle diese Sünde nicht gegen sie!«
(Ap.l7:60). Und wir heute entgegnen allen im Geist der Versöhnung und der
Gnade.
Abschließend rief unser Herr aus:
»Wehe euch, ihr Gesetzeskundigen! Ihr habt
den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst geht nicht hinein, und den
Hineingehenden verwehrt ihr es« (Vers 52).
Die Heilige Schrift hätten sie lehrmäßig
aufschließen sollen, um Umsinnung und Glauben zu wirken, damit die Menschen in
das Königreich Israels hineingelangen mochten. Stattdessen unterdrückten sie
das Wort Gottes, den wahren Schlüssel der Erkenntnis, lehrten die
Überlieferungen der Menschen und führten das Volk auf diese Weise in die Irre.
Zugleich schlossen sie sich und die anderen von Jesu Lehre aus.
Die Feindschaft der
Schriftgelehrten
Von der Reaktion auf Jesu Weherufe erfahren
wir durch die Verse 53 und 54.
»Als Er von dort herauskam, begannen die
Schriftgelehrten und Pharisäer, Ihm unsagbar zuzusetzen und Ihn über mehr Dinge
auszufragen, um Ihm aufzulauern und etwas aus Seinem Mund zu erjagen, damit sie
Ihn anklagen könnten.«
Wer andere ermahnt, zieht sich deren
Feindschaft zu. (Deshalb unterbleibt auch heutzutage manche dringend nötige
Gemeindezucht.) Es macht allerdings einen Unterschied, ob der Ermahnte weise
ist oder ein Tor. Auf Zucht zu achten, ist ein Pfad zum Leben (Spr.10:17). Ein
Spötter wird den ihn Tadelnden hassen, der Weise aber wird ihn lieben
(Spr.9:8). Denn wer Zucht liebt, liebt Erkenntnis, wer aber Ermahnung hasst,
ist dumm (Spr.12:1).
Nach diesem Zusammenstoß mit den Pharisäern
und Gesetzeskundigen war der Weg Jesu an das Kreuz vorgezeichnet - nach
Menschenweise gesprochen, denn in Gottes Vorsatz war das Lämmlein bereits vom
Niederwurf der Welt an geschlachtet (Off.13:8; 1.Pet.1:20).
(Lukas 12:1-48)
»Unterdessen hatte sich eine Volksmenge von
Zehntausend versammelt, sodass sie einander traten. Da begann Er zuerst zu
Seinen Jüngern zu sagen: Nehmt euch in Acht vor dem Sauerteig der Pharisäer,
und das ist die Heuchelei!« (Vers 1).
Ab Kapitel zwölf finden wir mancherlei
Weisungen unseres Herrn Jesus an Seine Jünger, die sie auf die Feindschaft der
Welt vorbereiten soll. Jesus sprach vor den Ohren der Volksmenge zu ihnen.
Die Pharisäer taten so, als seien sie fromm,
das heißt als verehrten sie Gott in rechter Weise, obwohl sie die
Überlieferungen der Menschen beachteten und nicht das Wort Gottes. Die Jünger
sollen sich von ihrer Heuchelei nicht täuschen und erst recht nicht anstecken
lassen sowie auf keinen Fall selbst heucheln, sondern allezeit wahrhaftig,
aufrichtig und geradlinig sein.
Der zersetzend wirkende Sauerteig wird in der
Heiligen Schrift bildlich stets negativ gebraucht.
Heuchelei wäre auch völlig sinnlos, weil
alles offenbar werden wird, wie Vers zwei sagt:
»Nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt
werden wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt werden wird« (Vers 2).
Schon zu Lebzeiten eines Menschen wird
manches offenbar werden, alles aber dann vor dem großen, weißen Thron
(Off.20:12). Der Herr bezog Seine Worte auf den bevorstehenden Dienst der
Jünger und sagte:
»Darum wird man alles, was ihr im Finstern
redet, im Licht hören, und was ihr in den Kammern flüsternd ins Ohr sprecht,
wird man auf den Flachdächern herolden« (Vers 3).
Die Jünger müssen wissen, dass alle ihre
Worte, und seien sie in der innersten und dunkelsten Kammer (gewöhnlich der
fensterlosen Vorratskammer) eines Hauses geflüstert worden, von den Menschen
weitergetragen werden. Möge das Wort der Jünger darum niemals das Licht zu
scheuen brauchen. Von den Flachdächern aus konnte man zu vielen Menschen in der
ganzen Gasse reden. Das Wort Jesu ist es wert, weit hinaus verkündigt zu
werden.
Wer zu fürchten ist
»Ich sage euch, Meinen Freunden: Fürchtet
euch nicht vor denen, die den Körper töten, danach aber nichts mehr darüber
hinaus zu tun vermögen. Ich werde euch nun anzeigen, wen ihr fürchten sollt:
Fürchtet den, der Vollmacht hat, nach dem Töten auch in die Gehenna zu werfen.
Ja, Ich sage euch: Diesen fürchtet!« (Verse 4+5).
Die Menschen können nur töten und sonst
weiter nichts tun. Vor ihnen sollen sich die Jünger somit nicht fürchten. Zu
fürchten ist der, der die wahre Autorität hat, Gott! Gott ist zu fürchten!
»Einer allein ist der Gesetzgeber und Richter, Er, der retten und umbringen kann«
(Jak.5:12). Bei Seiner Ankunft wird der Herr die Spreu vom Weizen trennen und
sie in die Gehenna werfen (Mat.3:12; Luk.3:17).
Die Gehenna (Mat.5:22,29,30), die Schlucht
des Sohnes Hinnoms (Jos.15:8; 2.Kön.23:10), das Tal Hinnom südlich von
Jerusalem, in der der Abraum der Stadt verbrannt wurde, ist der Ort des
äonischen Feuers (Mat.18:8,9; Mark.9:45; Off.20:14,15). Während des
tausendjährigen Königreichs werden die Leichen der Übertreter des Gesetzes dort
hineingeworfen (Jes.66:24; Ps.101:8).
Alle unsere Haare sind
gezählt
Dann ergänzte unser Herr Seinen Ausspruch
durch einen kraftvollen Zuspruch:
»Verkauft man nicht fünf Spätzlein für zwei
Groschen? Doch nicht eines von ihnen ist vor den Augen Gottes vergessen. Bei
euch jedoch sind sogar die Haare auf dem Haupt alle gezählt! Daher fürchtet
euch nicht! Ihr überragt die vielen Spätzlein!« (Verse 6+7).
Unser treuer Gott und Vater, Er, der
Allesbewirkende (Eph.1:11), sorgt für uns in der allerbesten Weise! Allezeit
sind wir vor Seinem liebenden Angesicht! Nichts ist zu gering für Ihn, und
keines unserer Probleme ist Ihm zu groß. Wir wissen, »dass Gott denen, die Gott
lieben, alles zum Guten zusammenwirkt - denen, die nach Seinem Vorsatz berufen
sind« (Röm.8:28).
Das Bekenntnis zu Jesus
»Weiter sage Ich euch: Jeder, der sich vor
den Menschen zu Mir bekennen wird, zu dem wird sich auch der Sohn des Menschen
vor den Boten Gottes bekennen. Wer Mich aber vor den Augen der Menschen
verleugnen wird, der wird auch vor den Augen der Boten Gottes verleugnet
werden« (Verse 8+9).
Das Bekenntnis zu dem Herrn Jesus Christus
war heilsnotwendig. Dies trifft nicht für uns zu, die wir in der dem Paulus
gegebenen heilsgeschichtlichen Verwaltung (oikonomia, Verfahrensordnung;
Eph.3:2) leben. Wir sind und bleiben allein durch Glauben und allein in der
Gnade gerettet (Eph.2:8), selbst wenn wir uns des Herrn schämen sollten
(2.Tim.1:8).
Die Sünde wider den
heiligen Geist
»Jedem, der ein Wort gegen den Sohn des
Menschen reden wird, dem wird es erlassen werden; wer aber gegen den heiligen
Geist lästert, dem wird es nicht erlassen werden« (Vers 10).
Alle Feindschaft, alle Sünden, aller Unglaube
wird denen, die umsinnen und Jesus glauben, vergeben werden, weil sie bislang
in Unkenntnis gehandelt hatten (Ap.3:17). Nach dem Gesetz des Mose konnte man
nicht gerechtfertigt werden von Sünden, die
»mit erhobener Hand« getan wurden, das heißt absichtlich und wissentlich
(4.Mose 15:30; Ap.13:39). Diejenigen werden alsbald die Sünde wider den
heiligen Geist begehen, die das Zeugnis des heiligen Geistes, dass Jesus der
Messias ist, ablehnen, das durch die Zeichen und Wunder der zwölf Apostel
erbracht wird, die jene im Namen Jesu in Erweisung Seiner Auferstehung tun.
Seit der Auferstehung Jesu ist Israel nicht mehr unwissend. Jeder, der nun noch
gegen Ihn ist, lästert Gott und bekommt keine Vergebung, weder in diesem noch
in dem zukünftigen Äon des tausendjährigen Königreichs Israels (Mat.12:32),
sondern bleibt im Tode. Deshalb auch ist Israel als Volk in diesem Äon für
zweitausend Jahre verworfen (Hos.6:2; 2.Pet.3:8; Röm.11:15).
Wohl können wir, die Glieder des Körpers
Christi (Eph.1:22,23), den heiligen Geist betrüben (Eph.4:30), doch jene
besondere Sünde können wir gar nicht tun.
Der heilige Geist wird
euch lehren
Ferner sagte Jesus:
»Wenn man euch in die Synagogen und vor
Fürstlichkeiten und Obrigkeiten bringt, so sorgt euch nicht, wie oder womit ihr
euch verteidigen oder was ihr sagen sollt; denn zur selben Stunde wird euch der
heilige Geist lehren, was ihr sagen müsst« (Verse 11+12).
Heute, in der gegenwärtigen Heilsverwaltung,
bekommen wir nicht unmittelbar vom Geist Gottes eingegeben, was wir sagen
sollen (Ap.4:8; 7:2,55) - dies geschah damals, als die Kräfte des zukünftigen
Äons noch wirksam waren (Heb.6:5) -, sondern wir schöpfen in aller Schwachheit
aus dem von Paulus vervollständigten Wort (Kol.1:25), das wir erlernt
(Röm.16:17) und mit dem wir uns reichlich ernährt haben (1.Tim.4:6). Wovon das
Herz voll ist, davon geht der Mund über (vgl. Mat.12:34).
Das Leben besteht nicht
aus dem Besitz
»Da sagte jemand aus der Volksmenge zu Ihm:
Lehrer, gebiete meinem Bruder, das Losland mit mir zu teilen! - Er aber
antwortete ihm: O Mensch, wer hat Mich als Richter oder Schiedsmann über euch
eingesetzt? - Weiter sagte Er zu ihnen: Seht zu und bewahrt euch vor jeder
Habgier; denn wenn jemand auch Überfluss hat, so besteht sein Leben doch nicht
aus seinem Besitz« (Verse 13-15).
Für solche Rechtsstreitigkeiten gab es in
Israel Richter und Schiedsmänner; diese Rechtssache war deren Amt, das der Herr
zu achten hatte. Mit der Warnung vor der Habgier löste Jesus das Problem des
Ihn ersuchenden Mannes im Grunde völlig.
Was uns betrifft, sollen wir zwar für das
Gute an allen wirken (Gal.6:10), können mithin jemandem Rechtsbeistand leisten,
sollten aber sehr wohl überlegen, was unsere eigentliche Aufgabe ist und uns
nicht verzetteln und ablenken lassen.
Dass das Leben nicht aus dem Besitz besteht,
schilderte unser Herr sodann sehr anschaulich mit der folgenden Erzählung.
Der unbesonnene Reiche
»Dann redete Er in einem Gleichnis zu ihnen:
Der Acker eines reichen Mannes hat gut getragen; so erwog er bei sich: Was soll
ich tun, da ich keinen Platz habe, wohin ich meine Früchte sammeln soll? Dann sagte
er sich: Dies will ich tun: Ich werde meine Scheunen einreißen, größere bauen
und dort all mein Getreide und meine Güter sammeln. Und zu meiner Seele werde
ich sagen: Seele, du hast für viele Jahre zahlreiche Güter daliegen; ruhe dich
aus, iss, trink und sei fröhlich! - Gott aber sagte zu ihm: Du Unbesonnener, in
dieser Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und was du dir bereitet
hast, wem wird es zufallen? - So ergeht es jedem, der für sich selbst Schätze
aufspeichert und nicht für Gott reich ist« (Verse 16-21).
Mögen wir uns nicht von unserer Seele leiten
lassen, dem Bewusstsein, das durch die Sinne des Sehens, Hörens, Schmeckens,
Riechens, Tastens und Denkens befriedigt wird, sondern von dem geistgetragenen
Wort Gottes. König David dichtete einst: »Ja, als ein Schattenbild geht ein
Mann einher; ja, nur um Eitelkeit lärmen sie; so häuft er Güter auf und weiß
doch nicht, wer sie einsammeln wird. Und nun, was ist meine Erwartung? Es ist
Jewe. All mein Warten - es gilt Dir!« (Ps.39:7,8). Reich für Gott sollen wir
sein, Ihm mit allem, was wir sind und haben, hingebungsvoll dienen, als in
Christus reich Gemachte (2.Kor.8:9).
Wer zu Jesu Zeiten zuerst das Königreich
Gottes und seine Gerechtigkeit suchte, dem fügte Gott alles Nötige für den
Bedarf hinzu (Mat.6:33). Und uns schreibt Paulus: »Mein Gott aber wird all
euren Bedarf ausfüllen nach Seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus«
(Phil.4:19; s. a. 1.Tim.6:6-10+17-19).
Seid nicht besorgt!
»Zu Seinen Jüngern aber sagte Er: Deshalb
sage Ich euch: Seid nicht besorgt für eure Seele (also was ihr essen möget)
noch für euren Körper (was ihr anziehen sollt). Denn die Seele ist mehr als die
Nahrung und der Körper mehr als die Kleidung. Betrachtet die Raben: sie säen
nicht, noch ernten sie, sie haben keine Kammer und keine Scheune, und Gott
nährt sie doch. Um wie viel mehr überragt ihr nun die Flügler!« (Verse 22-24).
Wenn Gott schon den Jungen der Raben -
unreine Tiere sind sie (3.Mose 11:15) - Nahrung gibt, wenn sie rufen
(Ps.147:9), wie viel mehr den Seinen!
Unser Herr bringt die Kleidung mit dem Körper
in Verbindung. Das können wir nachvollziehen. Und die Nahrung mit der Seele.
Das ist uns fremd. Doch ergeht es uns unserem Empfinden nach - die Seele ist
das Bewusstsein, die Empfindung, die Wahrnehmung - nur dann wohl, wenn wir
recht ernährt sind.
Betrachtet die Anemonen!
Jesus fuhr fort: »Wer von euch kann mit
Sorgen seinem Vollwuchs eine Elle hinzufügen? Folglich, wenn ihr doch nicht das
Geringste könnt, was sorgt ihr euch um das Übrige? Betrachtet die Anemonen, wie
sie wachsen! Sie mühen sich nicht, noch spinnen sie. Ich sage euch: Nicht
einmal Salomo in all seiner Herrlichkeit war so umhüllt wie eine von diesen.
Wenn aber Gott das Gras auf dem Feld, das heute da ist und morgen in den Ofen
geworfen wird, so kleidet, wie viel eher wird Er euch kleiden, ihr
Kleingläubigen?« (Verse 25-28).
Über König Salomo kann man in 1.Könige 10:4-9
nachlesen.
Kleingläubige sorgen sich. Sich Sorgen machen
steht also in einem Verhältnis zum Glauben. Wer Gott wenig zutraut, macht sich
heftige Sorgen. Wer Gott völlig vertraut, hat keine Sorgen, vor allem wer die
Heilige Schrift kennt, die ihm die Liebe und Weisheit Gottes vor Augen führt
ebenso wie Sein Allesbewirken (Eph.1:11).
Petrus schreibt: »Eure gesamte Sorge werft
auf Ihn, weil Er Sich um euch kümmert« (1.Pet.5:7). Paulus legt uns nahe:
»Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allem eure Bitten im Gebet und Flehen
mit Danksagung vor Gott bekannt werden (Phil.4:6). Und im Übrigen wissen wir:
»Wenn Gott für uns ist, wer kann wider uns sein?« (Röm.8:31).
Wonach die Gläubigen
trachten sollen
»Daher sucht auch ihr nicht, was ihr essen
und was ihr trinken sollt, und seid nicht ängstlich besorgt; denn nach all
diesem trachtet man bei den Nationen der Welt. Euer Vater weiß doch, dass ihr
dieser Dinge bedürft. Suchet indessen das Königreich Gottes, und man wird euch
dies alles hinzufügen« (Verse 29-31).
Kai mê meteõrizesthe ist
schwer zu übersetzen; etwa: Seid nicht wie die Luft, aufgeregt, unruhig, in der
Schwebe; wir schreiben: Seid nicht ängstlich besorgt.
Die
Gläubigen Israels sollen sich keinesfalls nach den Nationen richten. Israel
zählt ja ohnehin nicht zu den Nationen (4.Mose 23:9). Wer in das Königreich
Israels einzugehen sucht, wird ganz auf die Worte Gottes und Jesu ausgerichtet
sein in Treue und Gehorsam, in einem Gott wohlgefälligen Wandel und Dienst. Ihr
Vater in den Himmeln wird ihnen geben, was sie brauchen, seien es gute Ernten,
die Vermehrung des Viehs oder gute Erträgnisse ihres Handwerks. Steht doch
geschrieben: »Die Augen Jewes durchstreifen die ganze Erde, um denen
beizustehen, deren Herz vollkommen auf Ihn gerichtet ist« (2.Chron.16:9).
Der
Schatz in den Himmeln
»Fürchte
dich nicht, du kleines Herdlein, da es eurem Vater wohlerscheint, euch das
Königreich zu geben. Verkauft euren Besitz und gebt davon Almosen! Macht euch
selbst Beutel, die nicht alt werden, einen unerschöpflichen Schatz in den
Himmeln, wo sich kein Dieb naht und keine Motte etwas verdirbt; denn wo euer
Schatz ist, dort wird auch euer Herz sein« (Verse 32-34).
Wenn die
Herde der Gläubigen und Treuen auch noch so klein und wehrlos ist, besteht
dennoch kein Grund zum Fürchten - angesichts des sie liebenden Vaters und des äonischen
Lebens im Königreich. »Fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob, ihr Sterblichen
Israels! Ich, Ich helfe dir - Treuewort Jewes -, und dein Erlöser ist der
Heilige Israels« (Jes.41:14). Der Heilige Israels ist Jesus, der Messias.
Jakobus schreibt: »Hört, meine geliebten Brüder, hat nicht Gott die Armen in
dieser Welt zu Reichen im Glauben und Losteilinhabern des Königreichs erwählt,
das Er denen verheißen hat, die Ihn lieben?« (Jak.2:5).
Wie der
Herr geboten, so veräußerten zum Beispiel die Jünger der Gemeinde zu Jerusalem
im folgenden Jahr all ihr über das vom Gesetz verbürgte Losteil hinausgehendes
Erworbene und brachten den Erlös den Aposteln. Davon wurde jedem zugeteilt, je
nachdem einer Bedarf hatte (Ap.2:45; 4;34).
Die
Gedanken der Reichen kreisen um ihren Reichtum. Die Gläubigen mühen sich, bei
Gott reich zu sein. Im Königreich wird ihnen viel mehr gegeben werden.
Welche
Sklaven glückselig sind
Und nun
sprach der Herr Jesus Christus:
»Lasst
eure Lenden umgürtet sein und eure Leuchten brennen, sodass ihr den Menschen
gleich seid, die nach ihrem Herrn ausschauen, wann er wohl von der
Hochzeitsfeier aufbrechen würde, damit sie ihm, wenn er kommt und anklopft,
sofort öffnen können. Glückselig sind jene Sklaven, die der Herr bei seinem
Kommen wachend finden wird! Wahrlich, Ich sage euch: Er wird sich umgürten, sie
zu Tisch lagern lassen und herzutreten, um sie zu bedienen. Wenn er in der
zweiten Nachtwache oder auch erst in der dritten Nachtwache kommen sollte und
sie so bereit findet - glückselig sind jene Skaven! Dies aber erkennt ihr: Wenn
der Hausherr wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, würde er wachen und
nicht die Wand seines Hauses durchgraben lassen. Daher seid auch ihr bereit,
weil der Sohn des Menschen zu einer Stunde kommt, da ihr es nicht meint« (Verse
35-40).
Jesu
Botschaft ist eindeutig und eindringlich: Wachet, löscht das Licht nicht, seid
jederzeit bereit, den wiederkommenden Herrn Jesus zu empfangen! Schaut allezeit
nach dem Herrn aus, weil ihr nicht wisst, zu welcher Stunde Er kommt! Wer
schläft, verpasst Seine Ankunft und wird das Königreich Israels nicht betreten.
Das uns,
die Glieder der Körpergemeinde (Eph.1:22,23), angehende Evangelium sagt uns,
dass wir auch dann gerettet werden, wenn wir schlummern (1.Thess.5;9,10). Mögen
wir nie diese Gnade vergessen, in der wir stehen, die überfließend ist
(Röm.5:20; Eph.1:8).
Der Sohn
des Menschen ist Jesus Selbst, von dem in Daniel 7:13,14 geschrieben steht,
dass einer wie eines Menschen Sohn zu dem allgewaltigen Verfüger gebracht und
ihm ein räumlich unbegrenztes Königreich für die Äonen gewährt wurde.
Der Sohn
des Menschen kommt wie ein Dieb in der Nacht, ebenso wie der Tag des Herrn, der
siebenjährigen Zornesgerichte Gottes, wie ein Dieb in der Nacht kommt
(1.Thess.5:2). Dies betrifft uns nicht (1.Thess.5:4). Wir haben eine andere und
frühere Erwartung als Israel.
»Siehe ,
Ich komme wie ein Dieb. Glückselig ist, wer wacht« (Off.16:15).
Die vier
Nachtwachen sind nach Markus 13:35
- die des Abends von 18 - 21 Uhr,
- die der Mitternacht von 21 - 24 Uhr,
- die des Hahnenschreis von 24 - 3 Uhr
- und die des Morgens von 3 - 6 Uhr.
»Siehe, Ich stehe
vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand Meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu
dem werde Ich auch hineingehen und das Mahl mit ihm halten und er mit Mir«
(Off.3:20).
Der
besonnene Verwalter
»Da fragte Ihn
Petrus: Herr, sagst Du dieses Gleichnis zu uns oder auch zu allen anderen?«
(Vers 41).
Des Petrus Frage
war wohl durch die Aussage Jesu, dass die wachenden Sklaven sogar von ihrem
Herrn bedient werden (Vers 37), veranlasst.
»Der Herr
antwortete: Wer ist wohl der treue und besonnene Verwalter, den der Herr über
sein Gesinde einsetzen wird, um ihnen zur rechten Zeit das Maß an Getreide zu
geben? Glückselig ist jener Sklave, den sein Herr, wenn er kommt, so tätig
finden wird. Wahrhaftig, Ich sage euch: Er wird ihn über all seinen Besitz
einsetzen. Wenn aber jener Sklave in seinem Herzen sagt: Mein Herr bleibt mit
seinem Kommen aus - und fängt an, Knechte und Mägde zu schlagen und beginnt zu
essen, zu trinken und sich zu berauschen, dann wird der Herr jenes Sklaven an
einem Tag eintreffen,da er es nicht vermutet, und zu einer Stunde, die er nicht
kennt, und wird ihn zweiteilen lassen und ihm sein Teil bei den Ungetreuen geben«
(Verse 42-46).
Aus Jesu Antwort
geht hervor, dass das Gleichnis im Grunde allen gilt, die im Königreich Israels
leben wollen, in das allerdings nur die wachenden, tätigen und treuen Gläubigen
hineinkommen, solche, die vom Üblen abstehen (2.Pet.2:20), solche, die ihre
Berufung und Auserwählung durch edle Werke bestätigen (2.Pet.1:10,11), und
solche, die den Herrn erwarten. Diese Treuen werden über die anderen Sklaven
und den Besitz des Herrn eingesetzt werden.
Jesu Antwort
spricht zugleich aber die zwölf Apostel ganz besonders an, weil Er von einem
Verwalter redete. Ein Verwalter, meist selbst ein Sklave, war über die anderen
Sklaven eingesetzt, auch um jenen die Speise zur rechten Zeit zu geben. Darin
durften sich die Apostel erkennen, die das Wort Gottes an ihre Mitsklaven
austeilen sollen. So wie Petrus später schreibt, wenn auch auf alle bezogen:
»Dient einander als treffliche Verwalter der mancherlei Gnade Gottes«
(1.Pet.4:10).
Abschließend
sagte Jesus:
»Derjenige Sklave
aber, der den Willen seines Herrn kennt und nichts bereitet oder nach dessen
Willen getan hat, wird viel geprügelt werden. Wer ihn jedoch nicht kennt, aber
etwas getan hat, was Schläge verdient, wird wenig geprügelt werden. Bei jedem,
dem viel gegeben wurde, wird man viel suchen, und wem viel anvertraut ist, von
dem wird man weit mehr fordern« (Verse 47+48).
Besonders viel
erwarten darf man von Israel. Denn in das gesamte Land ging der Schall der
Worte Jewes und Jesu aus (Röm.10:18; Ps.19:5). Aber - ach! Israel ist ein
widerspenstiges und widersprechendes Volk (Röm.10:21; Jes.65:2). Deshalb werden
sie in der Endzeit, der Zeit des Zornes Gottes, besonders schwere Gerichte
erfahren.
Gottes Gerichte
sind gerecht und bringen zurecht. Dabei berücksichtigt Er alle Umstände, zum
Beispiel die Erkenntnis des Einzelnen und seine Werke.
Dass auch der,
der den Willen des Herrn nicht kennt, Zornesschläge erleiden muss, entspricht
3.Mose 5:17: »Wenn jemandes Seele sündigt und etwas von all dem tut, was nach
den Geboten Jewes nicht getan werden soll, und er es nicht erkannte, so ist er
dennoch schuldig und trägt seine Vergehung.«
Wem viel gegeben
wurde, bei dem wird man viel suchen. Dem entspricht Jakobus 4:17: »Wer
trefflich zu handeln weiß und es nicht tut, für den ist es Sünde.«
Und wem etwas
anvertraut ist - zum Segen für andere -, von dem wird man noch mehr fordern,
nämlich auch noch die Erträgnisse der ihm anvertrauten Talente (Mat.25:15-28).
Wie dankbar
dürfen wir doch sein, dass wir in der überströmenden, reinen, nicht mit Werken
vermischten Gnade Gerettete sind (Eph.2:8,9) und nicht in das Gericht, das über
die Erde kommt, hineinkommen (Röm.5:9; 1.Thess.1:10; 5:9), sondern vorher zu
unserem geliebten Herrn und Haupt Jesus Christus hin entrückt werden (1.Thess.4:13-18).
(Lukas 12:49-13:30)
Es war im Herbst des Jahres 31 n. Chr.,
wenige Monate vor Seinem Tode im Frühjahr des nächsten Jahres, als unser Herr
Jesus Christus sprach:
»Um Feuer auf die Erde zu werfen bin Ich
gekommen; und was wollte Ich lieber, als dass es schon entzündet wäre! Doch mit
einer Taufe habe Ich Mich noch taufen zu lassen, und wie drängt es Mich, bis
sie vollendet ist!« (Verse 49+50).
Kam unser Herr, um das Feuer des Gerichts zu
ihrer Reinigung auf die Erde zu werfen? Oder um das Feuer des heiligen Geistes
auf alles Fleisch Israels auszugießen, wie dann zu Pfingsten des Jahres 32 n.
Chr. bereits ansatzweise geschehen (Ap.2:3,17)?
Da Jesus zum Ausdruck brachte, dass Er jenes
Feuer wünscht und die Voraussetzung dafür Seine Taufe in den Tod ist, wie der
Zusammenhang erkennen lässt, und Sein Tod der Rettung der Menschen durch die
geistliche Kraft des Evangeliums dient, ja dass Er zu diesem Zweck gekommen
ist, dürfte Er mit dem Feuer den heiligen Geist gemeint haben. Die Gläubigen
werden vom Geist geleitet Feuer und Flamme für Ihn sein.
Die Taufe, von der Er sprach, war Sein Leiden
und Sterben.
Wir Gläubigen heute haben nach dem dem
Apostel Paulus enthüllten Evangelium (Gal.1:12; 2:7) übrigens auch eine Taufe
(Eph.4:5) erlebt, da wir nämlich beim Glaubensanfang in Christus Jesus hinein,
das heißt in Seinen Tod hinein getauft wurden (Röm.6:3). Wir wurden zusammen
mit Ihm in dieser Seiner Leidenstaufe in den Tod begraben (Röm.6:4; Kol.2:12).
Zwietracht auf der Erde
»Meint ihr, dass Ich gekommen bin, um der
Erde Frieden zu geben? Nein, Ich sage euch, sondern vielmehr Zwietracht. Denn
von nun an werden fünf aus einem Haus uneins sein, drei gegen zwei und zwei
gegen drei. Der Vater wird mit dem Sohn und der Sohn mit dem Vater uneins sein,
die Mutter mit der Tochter und die Tochter mit der Mutter, die Schwiegermutter
mit ihrer Schwiegertochter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter«
(Vers 51-53).
Jesus, der Messias Israels, wird der Erde
Frieden bringen (Jes.9:5,6; Luk.2:14). Vorläufig aber, solange Er von Israels
verworfen ist und nur wenige an Ihn glauben, werden Zwietracht und Hass, ja das
Schwert (Mat.10:34; Mark.13:12) unter den Menschen sein, weil der eine für
Jesus und der andere gegen Ihn ist (Joh.7:12; 9:16; Ap.14:4). Damit müssen die
Jünger rechnen! Feindschaft wird ihnen entgegenschlagen. Das ist die Realität
in diesem bösen Äon.
Israel erkennt diese
Frist nicht
»Dann sagte Er noch zu der Volksmenge: Wenn
ihr im Westen eine Wolke aufgehen seht, sagt ihr sofort: Es kommt Regenwetter!
Und so geschieht es. Und wenn der Südwind weht, sagt ihr: Es wird Gluthitze
geben! und so geschieht es. Ihr Heuchler! Ihr wisst das Angesicht des Himmels
und der Erde zu prüfen; wie kommt es aber, dass ihr diese Frist nicht zu prüfen
wisst? Wieso könnt ihr dann nicht auch von euch selbst aus beurteilen, was
gerecht ist?« (Verse 54-57).
Ja, wenn doch Israel erkennen würde, in
welcher Gnadenfrist es sich befindet, da Gott Sein Volk durch Jesus aufgesucht
hat (Luk.1:78)! »Er kam in Sein Eigentum, doch die Seinen nahmen Ihn nicht an«
(Joh.12:11). Gerecht wäre es, Jesus, den Gerechten zu erkennen und Ihm zu
glauben. Aber, welch ein Jammer: sie erkennen den Sohn Gottes nicht. Ein
andermal sagte Jesus: »Wer aus Gott ist, der hört die Worte Gottes. Ihr hört
deshalb nicht, weil ihr nicht aus Gott seid!« (Joh.8:48).
Auf dem Wege zum Gericht
Folglich ist Israel auf dem Wege zum Gericht,
wie der Herr in diesem Zusammenhang sagen musste:
»Denn wenn du mit deinem Prozessgegner zur
Obrigkeit gehst, gib dir auf dem Weg Mühe, ihn zu beschwichtigen, damit er dich
nicht zum Richter schleppt und der Richter dich dem Strafvollstrecker übergibt
und der Strafvollstrecker dich ins Gefängnis wirft. Ich sage dir: Du wirst von
dort keinesfalls herauskommen, bis du auch das letzte Scherflein bezahlt hast!«
(Verse 58+59).
Israel wird in das siebenjährige Gericht
unter dem Antichristus kommen; furchtbar wird es sein. Und nur ein Überrest
Israels wird für die Äonen gerettet werden (Jes.4:3; 13:13; 28:15; 34:8;
Jer.51:6; Mat.24:1-29; Röm.9:27-29).
Besser täten die Juden, vorher und
rechtzeitig, mithin jetzt ihr Verhältnis zu Jesus in Ordnung zu bringen. Dies
aber entsprach nicht Gottes Vorsatz. Nur eine Auswahl soll das äonische Leben
im Königreich erlangen (Röm.11:7,8). Gott schloss Israel in die
Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich ihrer zur rechten Zeit erbarme
(Röm.11:32).
Umsinnen oder umkommen
»Zur selben Frist waren einige anwesend, die
Ihm von den Galiläern berichteten, deren Blut Pilatus mit dem ihrer Opfertiere
vermischt hatte. Ihnen antworte Jesus: Meint ihr, dass diese Galiläer größere
Sünder waren als alle anderen Galiläer, weil sie dies erlitten haben? Nein,
sage Ich euch; sondern wenn ihr nicht umsinnt, werdet ihr alle gleicherweise
umkommen. Oder jene achtzehn, auf die der Turm von Siloa fiel und sie tötete,
meint ihr, dass sie Schuldige waren, mehr als alle anderen Menschen, die in
Jerusalem wohnen? Nein, sage Ich euch; sondern wenn ihr nicht umsinnt, werdet
ihr alle in derselben Weise umkommen« (Luk.13:1-5).
Da waren welche von einem Turm erschlagen
worden. Römische Soldaten hatten Opfernde niedergemetzelt. Der Prophet Amos
hatte gesagt: »Geschieht etwa etwas Böses in der Stadt, und Jewe hätte es nicht
bewirkt?« (Amos 3:6; Jes.45:7). Was Jesus wohl dazu sagen wird? Seine Antwort
war: Umsinnen oder umkommen.
Umkommen, für die kommenden Äonen tot sein -
das hieße das Königreich nicht zu erleben. Umsinnen, mitdenken, umdenken, vom
Sündigen und vom Unglauben abstehen, die Gesinnung ändern, die Gesinnung Jesu
annehmen - das wäre die Rettung.
Es ist nicht erlaubt, von einem besonderen
Leid auf eine besondere Sünde zu schließen (Siehe Hiob: Jes.45:7). Die
Gläubigen ausgenommen, sind alle unter der Sünde und gibt es keinen Gerechten,
auch nicht einen (Röm.3:9,10). Erst vor dem großen, weißen Thron werden die
Ungläubigen ihre Strafe ihren Sünden gemäß erhalten (Off.20:12), nämlich Zorn
und Grimm, Drangsal und Druck über ihre Seele (Röm.2:8,9).
Das Gleichnis vom
unfruchtbaren Feigenbaum
»Dann erzählte Er dieses Gleichnis: Jemand
hatte einen Feigenbaum in seinen Weinberg gepflanzt. Als er kam und Frucht an
ihm suchte, fand er jedoch keine. Da sagte er zu dem Weingärtner: Siehe, seit
drei Jahren komme ich und suche Frucht an diesem Feigenbaum und finde keine;
haue ihn daher um! Warum soll das Land, auf dem er steht, auch noch
brachliegen? Er aber antwortete ihm: Herr, lass ihn noch dieses Jahr stehen,
bis ich um ihn herum gegraben und Dünger geworfen habe. Wenn er in Zukunft doch
noch Frucht tragen sollte - gut; andernfalls aber solltest du ihn umhauen«
(Verse 6-9).
Der Weinberg steht für das Land Israel
(Jes.5:1-7). Der Feigenbaum ist ein Bild auf das Volk Israel, das im Königreich
in Frieden und Gerechtigkeit wohnt (1.Kön.5:5; Hos.9:10; Micha 4:4; Sach.3:10).
Seit drei Jahren tat Jesus Dienst unter
Seinem Volk und hatte bis damals, von wenigen Ausnahmen abgesehen, noch keine
Frucht an dem Feigenbaum Israel gefunden. Folglich verfluchte der Herr Sein
Volk Israel wenige Tage vor Seinem Tode, indem Er zu dem Feigenbaum, der am Weg
nach Jerusalem stand und keine Frucht trug, sprach: »Nie mehr komme Frucht von
dir für den Äon!« Und der Feigenbaum verdorrte auf der Stelle (Mat.21:19). Für
den gegenwärtigen Äon ist Israel verworfen (Röm.11:15).
Die Heilung der
gekrümmten Frau
Einst lehrte Er an den Sabbaten in einer der
Synagogen; und siehe, dort war eine Frau, die seit achtzehn Jahren einen Geist
der Hinfälligkeit hatte; die war zusammengekrümmt und konnte sich nicht völlig
emporrichten. Als Jesus sie gewahrte, rief Er sie zu Sich und sagte: Frau, du
bist von deiner Hinfälligkeit frei! - Dann legte Er ihr die Hände auf, und auf
der Stelle wurde sie wieder aufgerichtet, und sie verherrlichte Gott.
Da Jesus am Sabbat geheilt hatte, wandte sich
nun der Synagogenvorsteher entrüstet an die Volksmenge und sagte: Sechs Tage
sind es, an denen man arbeiten muss; daher komm an diesen und lasst euch
heilen, aber nicht am Tag des Sabbats! - Da antwortete ihm der Herr: Ihr
Heuchler, bindet nicht jeder von euch am Sabbat sein Rind oder seinen Esel von
der Krippe los und führt ihn hin und tränkt ihn? Diese Frau aber, eine Tochter
Abrahams, die der Satan, siehe, achtzehn Jahre gebunden hatte, musste sie nicht
am Tag des Sabbats von dieser Fessel losgebunden werden? - Als Er dies sagte,
schämten sich alle, die Ihm widerstrebten, und die gesamte Volksmenge freute
sich über all die herrlichen Taten, die durch Ihn geschahen« (Verse 10-17).
»Jewe spricht, und es geschieht; Er gebietet,
und es steht da« (Ps.33:9). So wie die Frau es erfuhr - »Jewe richtet die
Gebeugten auf« (Ps.146:8) -, so wird der Messias auch Israel aufrichten zum
Leben im tausendjährigen Königreich, in welchem Krankheiten, Sünde und Tod die
Ausnahme sind.
Noch hat Satan die Gewalt des Todes
(Heb.2:14) und mithin auch der Krankheiten (2.Kor.12:7). Aber der Sieger,
Jesus, ist erschienen, um die Werke des Satans niederzureißen (1.Joh.3:8) und
die Menschheit von ihm zu erlösen, indem Er ihn in den Abgrund wirft
(Off.20:3).
Der Synagogenvorsteher hatte weder Mitleid
mit der gekrümmten Frau noch interessierte ihn der Wille Gottes, sondern es
ging ihm nur um seine Selbstzufriedenheit aufgrund der Erfüllung des Gesetzes
gemäß den menschlichen Vorschriften (Mat.15:6-9). Und die Wahrheit zu erkennen,
dass die Rettung gerade dann von Gott kommt, wenn der Mensch nicht wirkt, eben
am Sabbat, wäre zu viel von ihm verlangt.
Dass Jesus die Frau eine Tochter Abrahams nannte
- welch eine hohe Würde Er ihr damit bestätigte! -, darf uns ein Hinweis darauf
sein, dass sie Glauben hatte. Ebenso wie sie wird auch der gläubige Teil
Israels aufgerichtet und gerettet werden - im Sabbat des Königreichs (Heb.4:9).
Das Königreich gleicht
einem Senfkorn
»Er sagte nun: Wem ist das Königreich Gottes
gleich, und mit wem soll Ich es vergleichen? Es ist einem Senfkorn gleich, das
ein Mensch nahm und in seinen Garten warf. Dort wuchs es und wurde zu einem
großen Baum, und die Flügler des Himmels fanden in seinen Zweigen Unterschlupf«
(Verse 18+19; siehe auch Mat.13:31,32).
Matthäus berichtet diese Parabel im Rahmen
der »Geheimnisse« des Königreichs (Mat.13:11), das heißt, das Folgende war
bisher über das Königreich noch nicht offenbart worden. Noch nicht enthüllt war
bis zu jener Zeit, wie sich das Königreich zwischen der Verwerfung und der
Wiederkunft Jesu darstellen wird.
Die Flügler (die fliegenden Tiere, nicht nur
die Vögel) stehen für die bösen Geister, denn ebenso wie die Flügler den an den
Weg gesäten Samen wegpicken, so rauben die bösen Geister das ins Herz gesäte
Wort Gottes (Mat.13:4,19).
Das schnelle Aufschießen des Senfkorns drückt
das rasante Überhandnehmen der Gesetzlosigkeit zur Endzeit hin aus und das
plötzliche Aufkommen des antichristlichen Weltreichs, in welchem Israel, und
zwar das abtrünnige, »Hure Babylon« genannt, eine führende Rolle spielen wird.
Israel wird mit einem Male alle Fäden der Wirtschafts- und Finanzpolitik in
Händen haben. Es wird dem furchtbaren Betrug des Satans anheimfallen und den
Antichristus, den Menschen der Gesetzlosigkeit (2.Thess.2:3), im Buch der
Enthüllung Jesu Christi »wildes Tier« genannt, für den wahren Christus halten
und dessen Reich für die Erfüllung der Verheißungen.
Der Säende ist übrigens der Satan
(Mat.13:28).
Das wahre Königreich Gottes wächst nicht,
sondern wird von unserem Herrn Jesus, dem Messias, bei Seinem Kommen
aufgerichtet (Mat.24:30; Off.11:15).
Das Königreich gleicht
dem Sauerteig
»Wiederum sagte Er: Mit wem soll Ich das
Königreich Gottes vergleichen? Es ist dem Sauerteig gleich, den eine Frau nahm
und in drei Maß Mehl verbarg, bis es ganz durchsäuert war« (Verse 20+21; siehe
auch Mat.13:33).
Sauerteig ist in der Heiligen Schrift stets
das Symbol für Übles und Zersetzung, für die Durchdringung mit falschen Lehren.
Zum siebentätigen Fest der ungesäuerten Brote (Mat.26:17) hatten die Israeliten
allen Sauerteig aus ihren Häusern zu entfernen (2.Mose 12:15). Alle Vorbilder
auf Christus sollen ohne Sauerteig sein; so sollte das Blut des Opfers nicht
zusammen mit Gesäuertem geopfert werden (2.Mose 23:18; 34:25), und kein
Nahungsgeschenk (Speisopfer), das sie Jewe darbrachten, sollte mit Sauerteig
zubereitet werden, weder Sauerteig noch Honig sollten sie Jewe als Feueropfer
räuchern (3.Mose 2:11). Eindringlich warnte Jesus Christus Seine Jünger: »Seht
zu und nehmt euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer in Acht! ...
Dann verstanden sie, dass Er nicht gesagt hatte, sich vor dem Sauerteig der
Brote in Acht zu nehmen, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer«
(Mat.16:6,12). Und der Apostel Paulus ermahnt, sich gründlich von dem alten
Sauerteig des Üblen und der Bosheit zu reinigen, weil schon ein klein wenig
Sauerteig den ganzen Teig, die ganze Gemeinde, durchsäuert (1.Kor.5:6-8;
Gal.5:9).
Das Gleichnis bedeutet mithin, dass ein von
der Bosheit und Gottlosigkeit völlig durchdrungenes und zersetztes Königreich
bestehen wird, und zwar im letzten der siebzig Jahrsiebener (Dan.9:27). Die
Frau, die den Teig durch die Beifügung von Sauerteig für die Menschen gut
genießbar macht, ist die Hure Babylon, das abtrünnige Israel, die Hure, die den
Menschen das falsche Königreich schmackhaft macht (Off.17+18). »Babel« heißt
übrigens Vermengung, Verwirrung, Zersetzung (1.Mose 11:9).
Die enge Tür
»Lehrend durchzog Er so Stadt um Stadt und
Dorf um Dorf und richtete Seinen Gang nach Jerusalem. Da fragte Ihn jemand:
Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? - Er aber sagte zu ihnen: Ringt
danach, durch die enge Tür einzugehen; denn viele, sage Ich euch, werden
hineinzukommen suchen und es nicht vermögen. Wenn ihr erst dann, nachdem der
Hausherr sich erhoben und die Tür abgeschlossen hat, draußen steht und an die
Tür zu klopfen beginnt und ruft: Herr, Herr, öffne uns!, so wird er euch
antworten: Ich weiß nichts von euch? Woher seid ihr? - Dann werdet ihr anfangen
zu sagen: Wir haben doch vor deinen Augen gegessen und getrunken, und du hast
auf unseren Plätzen gelehrt. - Er aber wird erwidern: Ich sage euch: Ich weiß nichts
von euch! Woher seid ihr? Entfernt euch von mir alle, ihr Werker der
Ungerechtigkeit!« (Verse 22-27; siehe auch Mat.7:13,14).
Anfang des Jahres 32 n. Chr. zog Jesus durch
Galiläa und Samaria (Luk.17:11) mit dem Ziel, zum Passahfest in Jerusalem zu
sein, um dort Seinen Dienst zu vollenden (Luk.18:31).
Angesichts des Widerspruchs, den Jesus
erfuhr, musste man sich fragen, ob denn wirklich allen Juden - die ganz bösen
ausgenommen - das Königreich gewährt wird, wie man allgemein meinte, und zwar
einfach deshalb schon, weil sie ja alle Abrahams Nachkommen waren. Und so
fragte denn auch jemand, ob nur wenige gerettet würden.
Der Herr beantwortete die Frage nicht mit
einer Zahl oder einem Prozentsatz, was niemandem genutzt hätte, sondern
ermahnte jeden Einzelnen dringlich, darum zu ringen, durch die enge Tür
einzugehen.
Ins Königreich hinein wollen viele, wer aber
hat den Glauben, dass Jesus die Tür ist (Joh.10:9), wer wird umsinnen (Luk.3:3;
Ap.2:38), ungerechtes Verhalten ablegen und edle Werke erbringen
(2.Pet.1:10,11; Jak.2:24)? Diese strengen Bedingungen engten den Zugang in das
Königreich Israels sehr ein.
So gab es ein »Zu spät!«. Jesaia sprach schon
davon: »Forschet nach Jewe, solange Er Sich finden lässt! Rufet Ihn an, solange
Er nahe ist« (Jes.55:6).
Es gab des Weiteren ein »Ich kenne euch
nicht!« Jesus lehnte die Gemeinschaft mit jenen ab, die Ihn ablehnten. Wer
nicht an Jesus als den Messias glaubt, der ist nicht aus Gott (vgl. Joh.8:47).
Hatten sie nicht diese Worte Jesu gehört: »Wer nicht durch die Tür in die
Schafhürde eintritt, sondern anderswo hineinsteigt, der ist ein Dieb und ein
Wegelagerer« (Joh.10:1) und: »Ich bin der edle Hirte und kenne die Meinen, und
die Meinen kennen Mich« (Joh.10:14)? Die Ungetreuen und Ungerechten aber werden
zu hören bekommen, was bereits in Psalm 6:9 geschrieben steht: »Entfernt euch
alle von Mir, die ihr Gesetzlosigkeit vollbringt!«
In der gegenwärtigen, dem Apostel Paulus
gegebenen heilsgeschichtlichen Verwaltung (griech. oikonomia, Verfahrensordnung;
Eph.3:2) ist die Tür weit offen, weiter geht es gar nicht: Wir kommen in das
Königreich, nicht das Israels, sondern in das überhimmlische (Eph.2:6;
2.Tim.4:18), und zwar allein durch Glauben (Röm.3:28; Eph.2:8), ohne Umsinnung
ohne Werke - somit allein in der Gnade!
Erste werden Letzte sein
An die Parabel anschließend beantwortete der
Herr die Frage, ob nur wenige gerettet würden, des Weiteren wie folgt:
»Dort wird dann Jammern und Zähneknirschen sein,
wenn ihr Abraham, Isaak, Jakob und alle Propheten im Königreich Gottes sehen
werdet, euch selbst aber draußen als Verworfene. Vom Osten und Westen, vom
Norden und Süden werden sie eintreffen und sich im Königreich Gottes zu Tisch
lagern. Und siehe, es sind Letzte, die Erste sein werden, und es sind Erste,
die Letzte sein werden« (Verse 28-30; siehe auch Mat.19:30; 20:16; Mark.10:31).
Dort - draußen vor der Tür, außerhalb des
Königreichs - werden die ungläubigen Juden stehen und jammern und mit den Zähnen
knirschen. Dies wird bei ihrer Auferstehung zum Gericht vor dem großen, weißen
Thron geschehen (Joh.5:29).
Die gläubigen und treuen Juden nur werden
äonisches Leben zugelost bekommen (Mat.19:29) und die Wohltaten des
tausendjährigen Königreichs Israels genießen. Aus allen Himmelsrichtungen
werden sie eintreffen. Damit sind nicht Menschen aus den Nationen gemeint,
sondern die dorthin zerstreuten Juden. Jewe sagte zu Israel: »Fürchte dich
nicht, denn Ich bin mit dir! Vom Aufgang der Sonne werde Ich deinen Samen
heimbringen, und vom Westen schare Ich dich zuhauf. Sprechen will ich zum
Norden: Gib her!, und zum Süden: Halte nur nicht im Gewahrsam! Bringe Meine
Söhne von fernher und Meine Töchter vom Ende der Erde!« (Jes.43;:11,5-7;
49:12,13; Ps.107:3). Jesus wird Seine Boten aussenden, die Seine Auserwählten
von den vier Winden her versammeln werden (Mat.24:31).
Innerhalb des Königreichs wird es Erste und
Letzte, Hochgestellte und Geringe, geben. Einst Letzte, zu ihrer Zeit gering
Geachtete, werden höchste Plätze einnehmen, wie zum Beispiel die zwölf Apostel;
sie werden auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels regieren
(Mat.19:28). Jeder, der Jesu Namens wegen Häuser, Eltern, Frau und Kinder oder
Felder verlassen hatte, wird dies hundertfältig wiedererhalten (Mat.19:29).
Wer der Letzte von allen war und aller Diener
wurde, wird der Erste sein (Mark.9:35). Der Allerletzte, der Sich am tiefsten
erniedrigte, nämlich bis zum Tod am Fluchholz, Jesus, wird der Allererste sein.
Lobpreis und Verherrlichung sei Ihm, dem Sohn Gottes!
(Lukas 13:31-14:35)
Anfang des Jahres 32 n. Chr. hatte unser Herr
Jesus Christus Seinen Gang nach Jerusalem gerichtet, um dort Seinen Dienst, zu
dem der Vater Ihn ausgesandt hatte, im Leiden und Sterben zu vollenden
(Luk.13:22).
Gerade hatte Er deutlich gemacht, dass nicht
alle Juden in das Königreich Gottes kommen werden (Luk.13:28).
Herodes will Jesus töten
»Zur selben Stunde traten einige Pharisäer
herzu und sagten zu Ihm: Geh hinaus und zieh fort von hier, denn Herodes will
Dich töten! - Doch Er entgegnete ihnen: Geht und sagt diesem Schakal: Siehe,
Ich treibe Dämonen aus und vollführe Heilungen, heute und morgen, und am
dritten Tag werde Ich vollendet. Indessen, heute, morgen und am kommenden Tag
muss Ich weiterziehen; denn es geht nicht an, dass ein Prophet außerhalb
Jerusalems umkommt« (Verse 31-33).
Herodes Antipas, Vierfürst in Galiläa und
Peräa, hasste Jesus ohne Grund (Joh.15:25; Ps.35:19; 69:5). Er und die
Pharisäer in seinem Herrschaftsgebiet wollten Ihn loswerden.
Aber der Herr ließ Sich nicht einschüchtern.
Die Pharisäer sollten dem Herodes berichten, dass Er - ganz allgemein gesagt -
heute und morgen, also weiterhin bleiben und Heilungen wirken werde. Indessen,
Er werde weiterziehen und am dritten
Tag, also darauf, wenn es an der Zeit ist, in Jerusalem sein. Herodes werde Ihn
nicht umbringen können, weil Er in Jerusalem umkommen müsse.
Nach dem Gesetz waren die Opfer in Jerusalem
darzubringen. Da das Blut von Stieren und Böcken keinesfalls Sünden
hinwegnehmen kann (Heb.10:4), ist Jesus das einzig wahre Opferlamm, das der
Welt Sünde trägt (Joh.1:29). Vollendet wurde unser Herr am Fluchholz auf
Golgatha. Der Urheber der Rettung wurde dort durch Leiden vollkommen gemacht (Heb.2:10).
Des Weiteren ist in Hebräer 5:8,9 zu lesen: »Obgleich Er der Sohn ist, lernte
Er den Gehorsam durch das, was Er litt. Und so vollkommen gemacht, ist Er
allen, die Ihm gehorchen, die Ursache äonischer Rettung.«
Jesu Wehklage über
Jerusalem
Die Tatsache, dass Er in Jerusalem umkommen
werde, nahm Jesus zum Anlass, um über diese Stadt zu wehklagen:
»Jerusalem, Jerusalem, das die Propheten
tötet und die steinigt, die zu ihm geschickt werden! Wie oft wollte Ich deine
Kinder versammeln, in derselben Weise, wie eine Henne ihre Nestbrut unter den
Flügeln versammelt; doch ihr habt nicht gewollt. Siehe, euer Haus wird euch öde
gelassen werden; denn Ich sage euch: Ihr werdet Mich keinesfalls gewahren, bis
die Zeit eintrifft, dass ihr sagt: Gesegnet sei, der da kommt im Namen des
Herrn!« (Verse 34+35).
Jerusalem, die heilige Stadt, ist ein Zentrum
des Unglaubens und des Mordens (Beispiele: 2.Chron.24:20-22; Jer.26:20-23).
Wenn die Priester und Könige Jewe nicht treu dienten, sandte Er Seine
Propheten, um sie zu ermahnen. Die Oberen des Volkes wollten aber deren Ruf zur
Umsinnung nicht hören; deshalb töteten sie sie.
Religion ohne den Geist Gottes bringt die
übelsten und bösesten Handlungen der Menschen hervor.
»Doch ihr habt nicht gewollt!« Fleisch kann
sich denn auch nicht Gott unterordnen (Röm.8:7). »Sie konnten deshalb nicht
glauben, weil Jesaia ... gesagt hatte: Er hat ihre Augen geblendet und ihr Herz
verstockt, damit sie mit den Augen nicht wahrnehmen, noch mit dem Herzen
begreifen und sich umwenden und Ich sie heilen könnte« (Joh.12:39,40;
Jes.6:9,10). Dies entsprach Gottes in Christus Jesus, unserem Herrn, gefassten
Vorsatz für den Ablauf der Äonen (Eph.3:11).
Israel wird zur Öde werden. Bis wann? Bis sie
Jesus als ihren Messias erkennen und ausrufen: »Gesegnet sei, der da kommt im
Namen des Herrn!« Einen kleinen Vorgeschmack darauf erhielt Israel bereits bei
Jesu Einritt in Jerusalem (Mat.21:9; Luk.19:38). Dann aber, wenn Israel endlich
umsinnt und glaubt und wiedergezeugt ist, dann wird sich völlig erfüllen, was
in Psalm 118:24-26 geschrieben steht: »Dies ist der Tag, den Jewe gemacht hat;
lasst uns frohlocken und uns freuen in Ihm. Ach Jewe, rette uns doch nun! Ach
Jewe, lass uns doch nun gedeihen! Gesegnet im Namen Jewes ist, der da kommt!«
Die Heilung eines
Wasserssüchtigen
»Als Er an einem Sabbat in das Haus eines der
obersten der Pharisäer gegangen war, um dort Brot zu essen, beobachteten sie
Ihn scharf. Und siehe, ein Mann trat vor Ihn, der wassersüchtig war. Da wandte
Sich Jesus an die Gesetzeskundigen und Pharisäer und sagte zu ihnen: Ist es
erlaubt, am Sabbat zu heilen oder nicht? - Sie aber waren still. Darauf fasste
Er ihn an und heilte ihn; dann entließ Er ihn und sagte zu ihnen: Wenn einem
von euch der Sohn oder das Rind in den Brunnen fallen sollte, wird er ihn nicht
sofort emporziehen, auch am Tag des Sabbats? - Und dazu vermochten sie Ihm
nichts dagegen zu antworten« (Luk.14, Verse 1-6).
Wieder kam es wegen der Frage der Heilung am
Sabbat zu einer Konfrontation mit den Pharisäern.
Das Gesetz gebot, den Sabbat zu heiligen und
keine Arbeit des Lebensunterhalts zu verrichten (2.Mose 20:8). Heilungen und
Hilfeleistungen waren nicht verboten. Die Pharisäer aber hatten zusätzlich zum
Gebot eine Vielzahl von Auslegungsvorschriften entwickelt, sodass man am Sabbat
so gut wie gar nichts tun durfte. So machten sie das Wort Gottes um ihrer
Überlieferungen willen ungültig (Mat.15:6,9). Wenn sie doch erkannt hätten, was
geschrieben steht: »Barmherzigkeit will Ich und nicht Opfer« (Mat.12:7;
Hos.6:6) und was Jesus bei anderer Gelegenheit sagte: »Der Sabbat wurde um des
Menschen willen eingesetzt und nicht der Mensch um des Sabbats willen, sodass
der Sohn des Menschen auch Herr über den Sabbat ist« (Mark.23:27,28).
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die
Pharisäer den Wassersüchtigen bestellt hatten, um einen Anklagegrund gegen
Jesus zu finden, zumal der Herr den Mann direkt nach der Heilung aus dem
Gastmahl entließ. Da Jesus ihre Gedanken kannte, ergriff Er die Initiative und
stellte die Frage, ob es erlaubt sei, am Sabbat zu heilen. Sie aber schwiegen
sicherlich aus Falschheit still. Hätte Jesus den Mann nicht geheilt, hätten sie
gefolgert, dass Er es nicht könne und mithin nicht der Messias sei.
Der Herr aber erhaschte die Weisen in ihrer
List (1.Kor.3:19; Hiob 5:13).
Wer erhöht und wer
erniedrigt wird
»Den geladenen Gästen aber erzählte Er ein
Gleichnis, weil Er auf sie Acht gegeben hatte, wie sie sich die ersten
Liegeplätze erwählten; zu ihnen sagte Er: Wenn du von jemandem zu einer
Hochzeitsfeier eingeladen wirst, so lagere dich nicht auf den ersten
Liegeplatz, sonst könnte ein mehr Wertgeachteter als du von ihm eingeladen
worden sein, und er, der dich und ihn eingeladen hat, könnte kommen und dich
ersuchen: Gib diesem den Platz! Dann würdest du mit Schande anfangen, den
letzten Platz innezuhaben. Nein, wenn du eingeladen wirst, so geh und lass dich
auf dem letzten Platz nieder. Wenn dann der, der dich eingeladen hat, kommt und
dich ersucht: Freund, rücke höher!, da wird dir vor den Augen aller, die mit
dir zu Tisch liegen, Verherrlichung zuteil werden. Denn jeder, der sich selbst
erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht
werden« (Verse 7-11).
So wird es auch im Königreich, der großen
Hochzeitsfeier Israels, sein: die in diesem bösen Äon den unteren Weg gingen,
werden im Tausendjahrreich eine hohe Stellung einnehmen (Luk.13:30; 19:17).
Jesus bekräftigte, was in den Sprüchen 25:6,7
geschrieben steht: »Brüste dich nicht vor dem Regenten und stehe nicht am Ort
der Großen, denn es ist besser, dass man zu dir sagt: Komm hier herauf - als
dass man dich vor einem Edlen erniedrigt.« Jewe wird das demütige Volk retten,
die Augen des Hohen aber erniedrigen (Ps.18:28).
Jakobus betont: »Gott widersetzt Sich den
Stolzen, den Demütigen aber gibt Er Gnade. ... Demütigt euch nun vor den Augen
des Herrn, und Er wird euch erhöhen« (Jak.4:6+10, vgl. 1.Pet.5:5+6). Mögen wir
unserer überhimmlischen Berufung würdig wandeln, nämlich mit aller Demut
(Eph.4:1,2). Einer achte den anderen in Demut höher als sich selbst (Phil.2:3).
Ja, diese Gesinnung sei in uns, die auch in Christus Jesus ist, der Sich Selbst
erniedrigte und gehorsam wurde bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod. Darum hat
Gott Ihn auch überaus hoch erhöht (Phil.2:5,8,9).
Vergeltung der edlen
Werke in der Zukunft
»Er sagte dann auch zu dem, der Ihn
eingeladen hatte: Wenn du eine Frühmahlzeit oder ein Mahl hältst, dann rufe
weder deine Freunde noch deine Brüder noch deine Verwandten noch reiche
Nachbarn herbei; damit nicht auch sie dich wieder einladen und dir Vergeltung
werde. Sondern wenn du einen Empfang gibst, dann lade Arme und Krüppel, Lahme
und Blinde dazu ein, und du wirst glücklich sein, weil sie nichts haben, um es
dir vergelten zu können; denn es wird dir bei der Auferstehung der Gerechten
vergolten werden« (Verse 12-14).
Einst hatte Jesus im Zusammenhang mit Seiner
Gerichtsvollmacht gesagt: »Es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern
sind, Seine Stimme hören werden; und es werden hervorgehen, die das Gute getan
haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Schlechte verübt haben, zur
Auferstehung des Gerichts« (Joh.5:28,29; vgl. Dan.12:2; Apg.24:15).
Die Auferstehung der Gerechten ist die zum Leben
im Königreich führende; die Auferstehung zum Gericht vor dem großen, weißen
Thron findet tausend Jahre später statt. Unsere Auferstehung übrigens, die der
Körpergemeinde, geschieht vor jener ersten Auferstehung, an dem uns
beschiedenen Tag Christi.
Das Denken der Pharisäer war geprägt von
ihren Werken und Leistungen in Erwartung der Gegenleistung Gottes in Gestalt
des äonischen Lebens. Deshalb machte Jesus Seinem Gastgeber am Beispiel von
Gastmahlen deutlich, wie jener wirklich glücklich werden würde. Außerdem würde
er sich einen Schatz im Himmel sammeln (Mat.6:20) und reich bei Gott werden
(Luk.12:21). »Glückselig ist, wer an dem Armen einsichtig handelt; am Tage des
Übels wird Jewe ihn erretten« (Ps.41:2; vgl. Spr.14:21).
Auch wer unter uns von ganzem Herzen denen
gibt, die es ihm nicht vergelten können, wird nicht nur Freude daran haben,
sondern es wird ihm zudem von unserem Gott und Vater vor der Preisrichterbühne
vergolten werden (Röm.2:6; 1.Kor.3:8-15; 2.Kor.5:10; Phil.4:17; Kol.3:24;
2.Tim.4:8).
Die Parabel von dem
großen Gastmahl
»Als dies einer von denen, die mit zu Tisch
lagen, hörte, sagte er zu Ihm: Glückselig ist, wer im Königreich Gottes Brot
essen wird« (Vers 15).
Dieser Mann, gewiss selbst ein Pharisäer oder
Schriftgelehrter - andere waren wohl nicht eingeladen -, wollte das
Tischgespräch auf eine höhere Ebene bringen, weg von der Thematik der Armen und
Krüppel, Lahmen und Blinden, und nahm das Wort Jesu von der Auferstehung der
Gerechten zum Anlass, die zukünftige Glückseligkeit zu preisen. Dabei
unterstellte er, dass gerade sie, die sich so sehr bemühten, die Pharisäer und
Gesetzeskundigen, am Königreich Israels, an jenem großen Festmahl, teilhaben
werden.
»Er (Jesus) aber antwortete ihm: Ein Mann gab
ein großes Gastmahl und lud viele dazu ein. Dann schickte er zur Stunde des
Mahls seinen Sklaven aus, um den Geladenen sagen zu lassen: Kommt, denn alles
ist schon bereit. - Aber aus einer Gesinnung
heraus begannen sie alle sich zu entschuldigen. Der erste ließ ihm sagen: Ich
will ein Feld kaufen und bin genötigt hinauszugehen, um es zu besichtigen. Ich
ersuche dich: Halte mich für entschuldigt. Ein anderer sagte: Ich will fünf
Joch Rinder kaufen und gehe gerade, um sie zu prüfen. Ich ersuche dich: Halte
mich für entschuldigt. Noch ein anderer sagte: Ich will eine Frau heiraten und
kann deshalb nicht kommen.
Der Sklave kam zurück und berichtete dies
seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sagte zu seinem Sklaven: Geh
schnell hinaus auf die Plätze und Gassen der Stadt und führe die Armen und
Krüppel, die Blinden und Lahmen hier herein! - Alsdann berichtete ihm der
Sklave: Herr, es ist geschehen, wie du angeordnet hast; doch es ist noch Platz.
Das sagte der Herr zu dem Sklaven: Geh hinaus auf die Wege und Steinwälle und
nötige sie hereinzukommen, damit mein Haus voll werde! Denn ich sage euch: Von
jenen Männern, die zuerst geladen waren, wird keiner mein Mahl schmecken«
(Verse 16-24).
Schon seit langem hatte Gott das Festmahl,
das Königreich, Seinem Volk angekündigt und es dazu seingeladen.
Zur Stunde des Mahls, als der König, Jesus,
unter ihnen weilte und das Reich hätte anbrechen können, aber wollten sie
nicht. Sie waren mit der Aufstellung ihrer eigenen Gerechtigkeit und der
Mehrung ihres Vermögens beschäftigt. Bei all ihrer kultischen Religiosität
waren sie weltlich gesinnt. Es gab keinen, der Gott ernstlich suchte (Röm.3:11;
Hos.7:10). So traf zu, was schon Jesaia sagte: »Ihr wolltet nicht!« (Jes.30:15;
Joh.5:40). Sie hörten nicht, obwohl geschrieben steht: »Heute, wenn ihr Seine
Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht wie einst in der Verbitterung«
(Heb.3:15; Ps.95:7,8). Infolge ihres Unglaubens konnten sie nicht in das Feiern
Gottes eingehen (Heb.3:18,19).
Israel wies den ab, der es einlud. So kam der
Zorn Gottes schon im Voraus über dieses Volk (1.Thess.2:16). Mose hat dies
alles bereits vorausgesagt (5.Mose 32:15,19,22).
Diejenigen Juden, die dann in der Endzeit an
Jesus als den Messias glauben und die Einladung annehmen, sind keineswegs den
Vornehmen, sondern den Armen und Krüppeln vergleichbar, werden sie doch in der
Zeit größter Drangsale vom Antichristus aufs heftigste verfolgt werden
(Mat.24:21). Ja, das Königeich Gottes wird nicht der Generation Jesu gegeben,
sondern einer anderen Nation, nämlich dem wiedergezeugten und gläubigen Israel
in der Zeit des Endes des gegenwärtigen bösen Äons (Mat.21:43).
Schließen wir diesen Teil der Betrachtung mit
einem Gotteswort, das allen Menschen, auch allen gläubigen, gilt: »Hütet euch,
dass ihr nicht den abweist, der zu euch spricht!« (Heb.12;:25).
Entschiedene Nachfolge
Die folgende Rede unseres Herrn Jesus
Christus vor einer Menge von Interessierten von Vers 26 bis 35 über das Hassen,
den Turmbau, den Kriegszug und das Salz hat den einen Grundgedanken:
Halbherzige Nachfolge ist nutzlos; nur Entschiedene und Konsequente können Jesu
Jünger sein; und dies soll man vorher bedenken. Nur wer auf alles verzichten
kann, kann ungeteilten Sinnes Jesus nachfolgen.
Das Hassen der
Verwandten und der eigenen Seele
»Als einst große Scharen mit Ihm zogen,
wandte Er Sich um und sagte zu ihnen: Wenn jemand zu Mir kommt und nicht seinen
Vater und seine Mutter, seine Frau und seine Kinder, seine Brüder und seine
Schwestern, dazu auch noch seine eigene Seele hasst, der kann nicht Mein Jünger
sein; und wer nicht sein Kreuz trägt und Mir nachfolgt, kann nicht Mein Jünger
sein« (Verse 25-27).
Das Hassen geschieht praktisch dadurch, dass
sich ein Jünger Jesu weder von den Jesus feindlichen noch von den toleranten Verwandten
beeinflussen lässt, sondern für ihn allein der Wille des Herrn maßgebend ist.
Seine eigene Seele hasst man, indem man dem Herrn auch dann folgt, wenn man mit
dem Tode bedroht wird.
Die Redewendung »sein Kreuz tragen« kam
davon, dass ein zum Kreuzestod Verurteilter den Pfahl selbst zur
Hinrichtungsstätte tragen musste. Sein Kreuz tragen bedeutet mithin, alle
Drangsale und Leiden um des Glaubens und der Treue zu Jesus willen bis hin zum
Tode zu ertragen. Es gilt, mit Ausdauer auszuharren bis zur Vollendung
(Heb.10:36; 12:1; Off.13:10; 14:12).
Der Turmbau
Jesus sprach weiter: »Denn wer von euch, der
einen Turm bauen will, setzt sich nicht zuerst hin, um die Kosten zu berechnen,
ob er auch die Mittel zur Ausführung habe? Sonst hat er den Grund gelegt,
vermag aber nicht, den Bau zu vollenden, und alle, die zuschauen, fangen an,
ihn zu verhöhnen und sagen: Dieser Mensch fängt zu bauen an und vermag nicht,
es zu vollenden« (Verse 28-30).
Berechne die Kosten der Nachfolge! Bist du
bereit, den vollen Preis bis hin zu einem gewaltsamen Tod zu bezahlen? Oder
wirst du auf halbem Wege kneifen und dich bei Gefahr etwa nicht zum Herrn
bekennen? Nach dem Evangelium der Beschneidung (Gal.2:7) verlor man damals in
einem solchen Fall seine Rettung (Mat.10:32,33; Luk.12:8,9; 1.Joh.2:23).
Der Kriegszug
Jesus fuhr fort: »Oder welcher König geht in
die Schlacht, um mit einem anderen König zusammenzutreffen, und setzt sich
nicht zuerst hin, um darüber zu beraten, ob er imstande ist, mit zehntausend dem
zu begegnen, der mit zwanzigtausend gegen ihn zieht? Andernfalls muss er, wenn
er noch weit von ihm entfernt ist, eine Gesandtschaft schicken und ihn um
Friedensverhandlungen ersuchen. So kann nun keiner von euch Mein Jünger sein,
der sich nicht von all seinem Besitz trennt« (Verse 31-33).
Dem Feind kann nur begegnen, den Sieg als
Jünger erringt nur, wer sich von all
seinem Besitz losgesagt hat. Wer noch im Herzen daran gebunden ist oder den
über sein Losteil hinausgehenden erworbenen Besitz zu bewirtschaften hatte -
wie sollte er den Dienst des Herrn siegreich tun können? Deshalb verkauften die
Jünger ihre Freiäcker und anderes Erworbene (Ap.4:34). Im Königreich Israels
werden sie übrigens alles hundertfältig wiedererhalten, und äonisches Leben wird
ihnen zugelost werden (Mast.19:29).
Fades Salz
Abschließend wies Jesus auf Folgendes hin:
»Salz ist nun etwas Ausgezeichnetes; wenn
aber auch das Salz fade wird, womit soll man es wieder würzen? Es ist weder für
das Land noch für den Dünger verwertbar, und man wirft es hinaus. Wer Ohren hat
zu hören, der höre!« (Verse 34+35).
Hört! Merket auf! Mit fade gewordenem Salz
kann man absolut gar nichts anfangen. Darum: Sei ganz Sein oder lass es ganz
sein!
Für rückfällig Werdende wäre es besser
gewesen, sie hätten den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt (2.Pet.2:21). »Denn
es ist unmöglich, die, die einmal erleuchtet waren und das überhimmlische
Geschenk geschmeckt haben und so Mitteilhaber des heiligen Geistes wurden, die
sowohl das köstliche Wort Gottes wie auch die Kräfte des zukünftigen Äons
schmeckten, dann aber abfallen, wieder zur Umsinnung zu erneuern, kreuzigen sie
doch den Sohn Gottes für sich selbst aufs neue und prangern Ihn an. Denn das
Land, das den Regen trinkt, der oftmals auf dieses kommt, und Kraut sprießen
lässt, verwertbar von jenen, für die es beackert wird, bekommt von Gott seinen
Anteil am Segen. Bringt es aber Dornen und Sterndisteln hervor, ist es
unbewährt und dem Fluch nahe, um zum Abschluss in Brand zu geraten«
(Heb.6:4-8).
Das fünfteilige
Gleichnis von den Pharisäern und den Sündern, I
(Lukas 15)
»Es waren gerade all die Zöllner und Sünder,
die sich Ihm nahten, um Ihn zu hören. Doch die Pharisäer wie auch die
Schriftgelehrten murrten laut und sagten: Dieser nimmt die Sünder an und isst
mit ihnen« (Verse 1+2).
Welch ein schönes Zeugnis die Pharisäer und
Schriftgelehrten unserem Herrn Jesus Christus ungewollt ausstellten: Dieser
nimmt die Sünder an! Ja, dazu war Er gekommen, die Sünder für das Königreich
Israels zu retten.
Die
selbstgerechten religiösen Führer hatten allerdings abfällig von den Sündern,
dem gemeinen Volk, gesprochen. Und Zöllner waren besonders übel beleumdet, weil
sie mit der römischen Besatzungsmacht zusammenarbeiteten und noch für sich
selbst allerhand herauswirtschafteten.
»... und isst mit ihnen.« Ein gemeinsames
Mahl war Ausdruck der Gemeinschaft. Damit - so meinten die Pharisäer - habe
Jesus Sich erniedrigt.
Die zwei Hauptgruppen des Volkes vor Augen,
nutzte Jesus die Gelegenheit, um ihnen ihre Herzenshaltung und ihr weiteres
Ergehen deutlich zu machen, und zwar in einem großen, fünfteiligen Gleichnis,
in einem Gleichnis von fünf Bildern.
Im ersten Bild stellte Er mit den
neunundneunzig Schafen die selbstgerechten Oberen und mit dem verlorenen Schaf
den Sünder dar, der umsinnt.
Im zweiten schilderte Er mit der Frau, die
ihre Drachme suchte, das gewissenhafte Israel, das den verlorenen Sünder sucht
und zur Umsinnung führt.
Wiederum stellt der verlorene Sohn den
umsinnenden Sünder dar, über den Freude im Himmel herrscht. Der
daheimgebliebene Sohn dagegen, der seinem Bruder den liebevollen Empfang
missgönnt, repräsentiert die selbstgerechten Führer des Volkes.
Der ungerechte Verwalter, der im vierten Bild
angesprochen wird, steht für die Pharisäer und Schriftgelehrten, die ihr Volk
eigentlich gerecht verwalten sollten. Die Verwaltung wird ihnen genommen.
Im fünften Bild wird das reiche königliche
und priesterliche Israel den Armen gegenübergestellt. Sie sterben allesamt, was
den Untergang der Nation bedeutet. Die einen leiden Qualen im Feuer des
Judenhasses, den anderen, die glauben, ohne die Verheißungen empfangen zu haben
wie einst Abraham, wird zugesprochen.
Dieses Gleichnis
»Da erzählte Er ihnen dieses Gleichnis« (Vers
3).
Jesu Rede endet mit Kapitel 16:31. Das
Gleichnis schließt alle fünf Bilder ein.
Das Gleichnis vom
verlorenen Schaf
»Welcher Mann unter euch, der hundert Schafe
hat und eins von ihnen verliert, lässt nicht die neunundneunzig in der Wildnis
zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Wenn er es gefunden hat,
legt er es voller Freude auf seine Schultern, geht nach Hause, ruft seine
Freunde und Nachbarn herbei und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich
habe mein Schaf gefunden, das verloren war. Ich sage euch: So wird im Himmel
mehr Freude sein über einen Sünder, der umsinnt, als über neunundneunzig
Gerechte, die der Umsinnung nicht bedürfen« (Verse 4-7).
Jesus ist der edle Hirte (Joh.10:11). Da Er
nur zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel gesandt war (Mat.15:24), stellen
die hundert Schafe die Nation Israel dar. Die neunundneunzig Selbstgerechten
meinen, der Umsinnung nicht zu bedürfen; sie werden schutzlos in der Wildnis
zurückgelassen, wo wilde Tiere sie angreifen können; sie rufen nicht nach dem
Beistand des Hirten und sind dem Untergang geweiht.
Nach einem Schaf etwa in den Schluchten der
Wildnis von Judäa zu suchen, war lebensgefährlich. Dies entspricht dem
Herabstieg Jesu bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod. Wie in Hesekiel 34:11
geschrieben, ist es Jewe, der Seinem Kleinvieh nachforscht und Sich ihrer
annimmt.
Die Zöllner und Sünder merkten, dass sie Ihn
brauchten. Und erwiderten Seine Liebe und sinnten um. Und Er barg sie für das
Leben in den Äonen des Königreichs.
Die Pharisäer sollten sich darüber freuen. Da
sie aber an Sündern gar kein Interesse hatten, konnten sie es nicht. Dies
wiederum musste ihren Hass auf Jesus verstärken.
Das Gleichnis von der
verlorenen Drachme
»Oder welche Frau, die zehn Drachmen hat,
wird nicht, wenn sie eine Drachme verliert, eine Leuchte anzünden, das Haus
fegen und fürsorglich suchen, bis sie sie findet? Wenn sie sie gefunden hat,
ruft sie die Freundinnen und Nachbarinnen herbei und sagt: Freut euch mit mir,
denn ich habe die Drachme gefunden, die ich verloren hatte! So, sage Ich euch,
wird vor den Augen der Boten Gottes Freude sein über einen Sünder, der umsinnt«
(Verse 8-10).
Diese Drachme, diese griechische Silbermünze,
war wahrscheinlich eine besondere, nämlich vom Kopfschmuck der Frau. Silber
steht übrigens für Weisheit und Gerechtigkeit (Spr.2:4; 10:20) sowie für
Loskauf (Auslösung, Erlösung; 4.Mose 18:15,16).
Die Frau symbolisiert Israel, das in der
Heiligen Schrift oft unter dem Bild einer Frau (auch einer Braut, Witwe oder
Hure) geschaut wird. Israel war mit mancherlei wertvollem Schmuck bedacht
worden - mit den Worten des Paulus gesagt: mit dem Sohnesstand und der
Herrlichkeit, den Bündnissen und der Gesetzgebung, dem Gottesdienst und den
Verheißungen, den Vätern und dem Christus dem Fleische nach (Röm.9:4,5).
Die Deutung des Gleichnisses liegt auf der
Hand: Das gläubige und treue Israel müht sich um den verlorenen Sünder - um
den, der seines Schmuckes entbehrte - und bringt ihn zur Umsinnung.
Das Gleichnis vom
verlorenen Sohn
»Weiter sprach Er: Ein Mann hatte zwei Söhne.
Der jüngere von ihnen sagte zum Vater: Vater, gib mir den Teil deines
Vermögens, der mir zufällt. Da teilte er ihm den Lebensunterhalt zu. Nach nicht
vielen Tagen sammelte der jüngere Sohn all seine Habe, verreiste in ein fernes
Land und vergeudete dort sein Vermögen, indem er liederlich lebte.
Als er alles verbraucht hatte, kam eine
schwere Hungersnot über jenes Land, und er selbst begann Mangel zu leiden. So
ging er hin und schloss sich einem der Bürger jenes Landes an, der ihn auf
seine Felder schickte, um die Schweine zu weiden. Da begehrte er nur, sich an
den Johannisschoten zu sättigen, von denen die Schweine aßen; doch niemand gab
sie ihm.
Nun ging er in sich und fragte sich mit
Nachdruck: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, während
ich hier vor Hunger umkomme! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen
und zu ihm sagen: Vater, ich habe gegen den Himmel und vor deinen Augen
gesündigt; ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen; halte mich wie einen
deiner Tagelöhner. - Dann machte er sich auf und ging zu seinem Vater« (Verse
11-20 a).
Das war Sündenerkenntnis! Das war Umsinnung!
Das war Erkenntnis der Unwürdigkeit, länger Sohn zu heißen! Das war Umwendung
zum Richtigen hin, nämlich zum Vater!
Nach 5.Mose 21:17 standen im Falle von zwei
Söhnen dem ältesten zwei und dem jüngeren ein Drittel des Erbes zu.
Da das Schwein der Inbegriff der Unreinheit
war (3.Mose 11:7), bedeutete das Weiden der Schweine allertiefste Schmach.
Wir lesen weiter:
»Als er noch weit entfernt war, gewahrte ihn
sein Vater; da jammerte er ihn, und er lief ihm entgegen, fiel ihm um den Hals
und küsse ihn zärtlich. Da sagte der Sohn zu ihm: Vater, ich habe gegen den
Himmel und vor deinen Augen gesündigt; ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu
heißen; halte mich wie einen deiner Tagelöhner. Doch der Vater gebot seinen
Sklaven: Schnell, bringt das beste Gewand heraus und zieht es ihm an; gebt ihm
auch einen Ring an seine Hand und Sandalen an die Füße; bringt das gemästete
Kalb und schächtet es; lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn
war tot und lebt wieder auf, er war verloren und ist gefunden worden! - Und sie
fingen an, fröhlich zu feiern« (Verse 20 b-24).
Das Gewand, der Ring und die Sandalen waren
Ehrengaben, die die Wiedereinsetzung in den Sohnesstand zum Ausdruck brachten
und die man auch zu einem Festmahl trug. Das fröhliche Feiern entspricht der
Freude im Himmel über einen Sünder, der umsinnt. Die Teilnahme am Fest ist der
am Königreich vergleichbar.
Bei alledem aber ist die Gesinnung des Vaters
überwältigend. Jesaia kannte sie: »Der Frevler verlasse seinen Weg und der
selbstsüchtige Mann seine Gedanken; er kehre um zu Jewe, und Er wird Sich seiner
erbarmen, und zu unserem Elohim, denn Er ist reich an Vergebung« (Jes.55:7).
Des Weiteren schrieb Jesaia: »Wonne, ja Wonne habe ich an Jewe, meine Seele
frohlockt in unserem Elohim! Denn Er kleidet mich in die Gewänder des Heils,
und in den Mantel der Gerechtigkeit hüllt Er mich ein« (Jes.61:10). Und aus dem
Mund des Königs David vernehmen wir: »Du, Jewe, bist gut und erbarmend und
erzeigst große Huld all denen, die zu Dir rufen« (Ps.86:5); »Mitleidsvoll und
gnädig ist Jewe, langsam zum Zorn und groß an Huld. ... Wie sich ein Vater über
die Söhne erbarmt, so erbarmt Sich Jewe über die, die Ihn fürchten«
(Ps.103:8,13).
Erkennen wir Gottes Weisheit, die darin
besteht, dass der Sohn zunächst verloren gehen musste - allgemein ausgedrückt:
die Weisheit Gottes, die in Christus Jesus, und diesem als gekreuzigt, besteht
(1.Kor.2:2,7,8)? Ohne diese seine Lebensgeschichte hätte der verlorene Sohn
die umfassende Liebe des Vaters nicht
kennengelernt und damit auch den Vater nicht völlig. Nach Gottes in Christus
Jesus, unserem Herrn, für den Ablauf der Äonen gefassten Vorsatz (Eph.3:11)
bilden Sünde und Tod den dunklen Hintergrund, damit das helle Licht Seiner
Gnade dereinst alle Herzen erfülle. Schon bevor die Sünde in die Welt Adams
eindrang (Röm.5:12), stand Jesus als das Lamm, das sein Blut vergießt, bereit
(1.Pet.1:20; Off.13:8). Gottes Wege sind vollkommen!
Der ältere Sohn
Im letzten Abschnitt unseres Gleichnisses
lesen wir von dem älteren Sohn; ihm war das Herz des Vaters noch fremd, ebenso
wie das Herz des himmlischen Vaters den Pharisäern.
»Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld. Als
er kam und sich dem Haus näherte, hörte er Musik und Reigenchöre. Da rief er
einen der Knechte herzu und erkundigte sich, was dies bedeuten solle. Der
antwortete ihm: Dein Bruder ist eingetroffen, und dein Vater hat das gemästete
Kalb geschächtet, weil er ihn gesund wiedererhalten hat. - Da wurde er zornig
und wollte nicht hineingehen, doch sein Vater kam heraus und sprach ihm zu. Er
aber antwortete seinem Vater: Siehe, so viele Jahre sklave ich dir und habe
niemals dein Gebot übergangen; doch mir hast du noch nie ein Zicklein gegeben,
damit ich mit meinen Freunden fröhlich sei. Nun aber, als dieser dein Sohn kam,
der den von dir erhaltenen Lebensunterhalt mit Huren verzehrte, hast du ihm das
gemästete Kalb geschächtet. - Doch er erwiderte ihm: Kind, du bist immer bei
mir, und all das Meine ist dein. Wir sollten nun fröhlich sein und uns freuen,
denn dieser dein Bruder war tot und lebt wieder auf, er war verloren und ist gefunden
worden« (Verse 25-32).
Jetzt war das Verborgene des Herzens des
daheimgebliebenen Sohnes offenbar geworden. Er missgönnte seinem Bruder das
barmherzige Handeln des Vaters ebenso wie die Pharisäer das Erbarmen Jesu den
Sündern. Es mangelte dem Älteren an der Liebe zu dem Sünder, so wie die Oberen
des Volkes sich hochnäsig von dem Pöbel abwandten. - Damit kein Missverständnis
erstehe: Gott hasst die Sünde, aber Er liebt den Sünder! Den Beweis dafür hat
Er in der Dahingabe Seines Sohnes Jesus Christus bis zum Tode erbracht.
Man beachte einmal, dass der ältere Sohn das
Wort »Vater« nicht in den Mund nahm. Auch das Wort »Bruder« kam ihm nicht über
die Lippen, sondern nur das abweisende »dieser dein Sohn«. Zudem warf er seinem
Vater Ungerechtigkeit vor und drückte er seine Verachtung für seinen Bruder
wegen dessen liederlichem Lebenswandel aus. Alle seine Kleinlichkeit und
Unbarmherzigkeit trat zutage.
Die zuhörenden Pharisäer, die darüber gemurrt
hatten, dass Jesus mit den Sündern aß, müssen jetzt sehr beschämt gewesen sein.
Der Sohn hatte auf seine Arbeit im Hause des Vaters gepocht und auf das Halten
aller Gebote; die Pharisäer müssten sich in dieser Anspruchshaltung
wiedererkannt haben. Wo aber blieb die Liebe?
Dann versuchte der Vater, den älteren Sohn zu
gewinnen. Es gehöre doch alles auch ihm. Den jüngeren Sohn nannte der Vater
bewusst »dieser dein Bruder«. Die Pharisäer hatten wohl vergessen, dass die
sündigenden Volksgenossen ihre Brüder waren.
Unser Herr Jesus sagte im Gleichnis nicht, ob
der ältere Sohn umsinnte, und zwar deshalb nicht, damit es als Mahnung und
Appell an die Pharisäer und Schriftgelehrten ende.
Das fünfteilige
Gleichnis von den Pharisäern und den Sündern, II
(Lukas 16)
Wir setzen die Betrachtung des großen, aus
fünf Bildern bestehenden Gleichnisses Jesu über die Herzenshaltung und das
weitere Ergehen der Pharisäer und der Sünder fort.
Das vierte Bild: Das
Gleichnis vom ungerechten Verwalter
»Zu Seinen Jüngern sagte Er dann noch: Da war
ein reicher Mann, der einen Verwalter hatte. Dieser wurde bei ihm von einem
Widersacher beschuldigt als einer, der dessen Besitz vergeude. Da ließ er ihn
rufen und sagte zu ihm: Was ist das, was ich von dir hören muss? Erstatte
Rechenschaft über deine Verwaltung; denn du kannst nicht mehr Verwalter sein.
Nun sprach der Verwalter bei sich: Was soll ich tun, da mein Herr mir die
Verwaltung wegnimmt? Um zu graben bin ich nicht stark genug, und zu betteln
schäme ich mich. Ich erkenne jetzt, was ich tun werde, damit sie mich in ihre
Häuser aufnehmen, wenn ich aus der Verwaltung abgesetzt werde.
Dann rief er jeden Schuldner seines Herrn
einzeln zu sich; den ersten fragte er: Wie viel schuldest du meinem Herrn? Der
antwortete: Hundert Bath Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deine Schuldschrift, setze
dich und schreibe schnell fünfzig! Darauf fragte er einen anderen: Wie viel
schuldest du denn? Der antwortete: Hundert Kor Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm
deine Schuldschrift und schreibe achtzig!
Jener Herr lobte den ungerechten Verwalter,
dass er klug gehandelt habe; denn die Söhne dieses Äons sind im Umgang mit
ihrer Generation klüger als die Söhne des Lichts« (Luk.16, Verse 1-8).
Ein reicher Mann! Die Pharisäer horchten auf,
denn es war vom von Gott reich bedachten Israel die Rede. Und der Verwalter!
Sie waren es, die über das Haus Israel wachten und es verwalteten. Dann aber
mussten sie hören, dass sie abgesetzt würden. Deshalb hatte Jesus dieses
Gleichnis insbesondere Seinen Jüngern erzählt, weil sie nämlich die Verwaltung
Israels übernehmen werden. Er hatte ihnen bei anderer Gelegenheit zugesagt:
»Wahrlich, Ich sage euch: die ihr Mir gefolgt seid, in der Wiederwerdung, wenn
der Sohn des Menschen auf dem Thron Seiner Herrlichkeit sitzt, werdet auch ihr
auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten« (Mat.19:28).
Die Söhne dieses bösen Äons (Gal.1:4) sind
untereinander klüger, wenn es um ihren Vorteil geht, als die Söhne des Lichts;
dies sind die Menschen, die das Licht der Erkenntnis Gottes in ihrem Herzen
haben, also die Gläubigen. Die Klugheit des ungerechten Verwalters war nur
Raffinesse und hatte Betrug zum Inhalt. Er hatte sich mit der Verminderung der
Schuldsumme Freunde gemacht, die es ihm nach seiner Entlassung vergelten
werden.
Der ungerechte Mammon
Alsdann kam Jesus auf die Anwendung des
Gleichnisses zu sprechen:
»Sage Ich euch etwa: Macht euch Freunde mit
dem ungerechten Mammon, damit, wenn er euch ausgegangen ist, man euch in die
äonischen Zelte aufnehme?« (Vers 9).
Das stark betonte »Ich« unseres Herrn,
wörtlich: »Und Ich, Ich sage euch«, lässt uns diesen Vers neun als
gegensätzlich verstehen. In die Zelte des kommenden Äons gelangt man nicht
dadurch, dass man sich mit ungerecht erworbenem Mammon Freunde gemacht hat. Aus
Glauben, nicht durch Schlauheit, kommt man in das Königreich.
Unter Mammon versteht man nicht nur einfach
Geldwerte, sondern auch die dahinter stehenden Götzen sowie die Höherachtung
der Geldwerte als der Menschen, die man ausnutzt, um an die Werte zu kommen.
Schließlich bedeutet Mammon den falschen Gott, den Gott-Ersatz.
Jesus fuhr fort zu sprechen:
»Wer im Geringsten treu ist, der ist auch in
vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht ist, der ist auch in vielem
ungerecht. Wenn ihr nun mit dem ungerechten Mammon nicht treu wart, wer wird
euch das wahrhafte Gut anvertrauen? Und wenn ihr mit fremdem Gut nicht treu
wart, wer wird euch das Eure geben? Kein Haussklave kann zwei Herren sklaven;
denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird für
den einen einstehen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott sklaven und
dem Mammon« (Verse 10-13).
Wer also mit geringen Dingen nicht treu
umging, der ist für das Königreich nicht tauglich. Wer aber treu damit umging,
kann auch mit vielem treu umgehen und wird daher im Königreich über vieles
eingesetzt werden. Zum Beispiel wird jemand, der im Geringsten treu war, über
zehn Städte Vollmacht erhalten (Luk.19:17). Werden jemandem, der in den
irdischen Dingen untreu war, himmlische Güter anvertraut?
Man kann nicht zwei Herren dienen, man kann
nicht Gott dienen und dem Mammon. Wer den Mammon liebt, hasst Gott; wer für den
Mammon einsteht, verachtet Gott. Ein rechter Verwalter Gottes richtet mithin
seinen Sinn nur auf den Willen und die Verherrlichung seines Gottes und Vaters.
All unser irdischer Besitz ist uns ohnehin
nur für einen vorübergehenden Zeitraum anvertraut. Deshalb gilt es, zu haben
als hätte man nicht (1.Kor.7:29-31).
Im Übrigen sind wir Gläubigen in Christus
Jesus allesamt Verwalter, und zwar insbesondere der Geheimnisse, die Gott dem
Apostel Paulus für die gegenwärtige heilsgeschichtliche Verwaltung der
überströmenden Gnade enthüllt hat (1.Kor.4:1). Hierbei sucht man bei einem
Verwalter nur, »dass ein solcher treu erfunden werde« (1.Kor.4:2).
Die geldgierigen
Pharisäer
»Dies alles hörten aber auch die Pharisäer,
die zu den Geldgierigen gehörten, und sie verspotteten Ihn. Da sagte Er zu
ihnen: Ihr seid es, die sich vor den Augen der Menschen selbst rechtfertigen.
Gott aber kennt eure Herzen; denn was vor den Menschen hoch dasteht, ist ein
Gräuel vor den Augen Gottes« (Verse 14+15).
»Scheol und Abaddon (Regent des Abyssos,
Abgrunds; Off.9:11) sind Jewe gegenwärtig, wie viel mehr die Gesinnungen der
Herzen der Söhne Adams« (Spr.15:11); heißt es doch in Psalm 33:15 zudem: »Er
bildet ihnen allesamt das Herz« Vor Gott ist alles offenbar (Heb.4:13).
Die geldgierigen (wörtlich: Silber liebenden
oder silberbefreundeten) und sich selbst rechtfertigenden Pharisäer konnten
nichts anderes als ein Gräuel in den Augen Gottes sein. Wer aber ein Gräuel
ist, hat sich von Gott geschieden und wird das Königreich nicht sehen. (Vom
Königreich und von der Ehescheidung hören wir sogleich in den Versen 16 bis
18.)
Das Königreich als
Evangelium
Jesus sprach weiter:
»Das Gesetz und die Propheten reichen bis auf
Johannes. Von da an wird das Königreich Gottes als Evangelium verkündigt; jeder
drängt sich mit Gewalt hinein, [und Gewalttätige reißen es an sich]. Es ist
aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, als dass ein Hörnlein vom Gesetz
falle« (Verse 16+17).
Bisher hatte Gott durch das Gesetz und die
Propheten zu Israel gesprochen (Heb.1:1). Jetzt sprach Er durch Johannes, den
größten der Propheten (Mat.11:11), und durch Seinen Sohn Jesus Selbst. Da das
Königreich Gottes sich nun genaht hatte und zum Schwerpunkt der Verkündigung
geworden war (Mat.1:17), wollten viele vehement hineingelangen. (Der Satzteil
»und Gewalttätige reißen es an sich« findet sich nur im redigierten Kodex
Sinaiticus (S 2). Falls er zum Grundtext gehört, hieße dies, dass falsche
Regenten das Königreich ausrufen werden, zuletzt der Antichristus.)
Die Pharisäer, diese ungerechten und
gräuelhaften Verwalter, versuchten ebenfalls mit Nachdruck, in das Königreich
Gottes einzutreten; wegen ihrer Werkgerechtigkeit und Geldgier wird es ihnen
aber nicht gelingen. Es fehlte ihnen der Glaube, dass Jesus der Messias und
Sohn Gottes ist, sowie die Umsinnung ihres Herzens. Sinnesänderung und glauben
waren Bedingung. Johannes der Täufer hatte ihnen deutlich gesagt: »Otternbrut!
Wer hat euch zu verstehen gegeben, vor dem zukünftigen Zorn fliehen zu können?
Bringt daher Frucht, würdig der Umsinnung!« (Mat.3:7,8).
Nicht das kleinste Hörnlein oder Häkchen an
einem Buchstaben des Gesetzes wird fallen und den Pharisäern etwa ein
Schlupfloch bieten.
Die Scheidung Israels
von Gott
Die Ausführungen Jesu zum Gleichnis vom
ungerechten Verwalter, des Herrn Worte über die geldgierigen, ins Königreich drängelnden
Pharisäer, die Gott ein Gräuel sind, schließen mit dem folgerichtigen
Ausspruch, und zwar der Scheidung Israels von Gott.
»Jeder, der seine Frau entlässt und eine
andere heiratet, bricht die Ehe; und jeder, der die vom Mann Entlassene heiratet,
bricht auch die Ehe« (Vers 18).
Da Israel in den hebräischen heiligen
Schriften mehrfach als Ehefrau Jewes dargestellt wird (Jes.54:1,6-8; 62:4,5;
Jer.2:2; Hos.2:9,18,21; Off.12:1; 19:7), verstanden die Pharisäer, was Jesus
zum Ausdruck gebracht hatte: Ihr habt die Ehe gebrochen, die ihr Jewe verlassen
(oder: entlassen) und einen anderen, nämlich den Mammon und eure
Selbstgerechtigkeit, geheiratet habt. Ihr habt den Bund gebrochen (Jer.31:32).
Das Gericht ist mithin unausweichlich. Dieses Gericht wird dann im fünften Bild
des fünfteiligen Gleichnisses von Lukas 15 und 16 aufgezeigt, dem vom reichen
Mann und Lazarus (Luk.16:19-31).
Zur Ehescheidung an sich sei kurz erwähnt:
Mose gestattete die Scheidung (5.Mose 24:1-4) »wegen eurer Hartherzigkeit« (Mat.19:8).
Sie war rechtens, wenn eine »Blöße« vorlag (5.Mose 24:1), das heißt ein
schwerer Mangel, und der konnte nur Hurerei und mithin Ehebruch sein
(Mat.5:32). Nur deshalb wollte Joseph seine Frau Maria entlassen (Mat.1:19).
Andernfalls bestand die Ehe weiter, und jede Wiederverheiratung stellte
Ehebruch dar.
Wir heute haben 1.Korinther 7:10-16,27,29 zu
beachten.
In Lukas 16:18 geht es aber nicht um Mann und
Frau, sondern um Gott und Israel. Wir denken dabei auch an ein anderes Wort
Jesu: »Wer sich Meiner und Meiner Worte unter dieser ehebrecherischen und
sündigen Generation schämt, dessen wird Sich auch der Sohn des Menschen
schämen, wenn Er in der Herrlichkeit Seines Vaters mit den heiligen Boten
kommt« (Mark.8:38).
Das fünfte Bild: Das
Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus
Zum Schluss Seiner großen Gleichnisrede
führte unser Herr Jesus Christus aus:
»Da war ein gewisser reicher Mann, der sich
in Purpur und Batist kleidete und prunkvoll Tag für Tag in Fröhlichkeit
dahinlebte. Und da war ein gewisser Armer mit Namen Lazarus, der mit
Eiterbeulen vor dessen Torhalle daniederlag und nur begehrte, sich von den
Abfällen zu sättigen, die vom Tisch des Reichen fielen. Es kamen jedoch die
streunenden Hunde und leckten seine Eiterbeulen. Dann geschah es, dass der Arme
starb und von Boten fortgebracht wurde - in Abrahams Schoß. Aber auch der
Reiche starb und wurde begraben. Als er im Ungewahrten in Qualen war und seine
Augen aufhob, sah er Abraham von ferne und Lazarus in dessen Schoß« (Verse
19-23).
Wieder wussten die Pharisäer sich persönlich
angesprochen, als sie mit nahezu den gleichen Worten Jesu wie beim Gleichnis
vom ungerechten Verwalter von einem gewissen reichen Mann hörten, mithin von
dem bevorzugten Volk Israel, dessen würdevollen Vertreter sie waren.
Der Reiche kleidete sich in königlichen
Purpur und priesterlichen Batist (eine feine Leinwand). Das durch diese
Kleidung genau bezeichnete Volk war Israel, das Volk von Königen und Priestern
(1.Pet.2:9); und wir - davon waren die Pharisäer überzeugt - repräsentieren es.
»Priester Jewes« werden sie genannt werden (Jes.61:6). Durch Mose hatten sie
das Wort Jewes vernommen: »Und ihr, ihr sollt für Mich ein königliches
Priestertum (oder: eine regierende Priesterschaft) und eine heilige Nation werden«
(2.Mose 19:6). Über die ganze Erde werden sie herrschen (5.Mose 28:1,13;
Jes.2:2,3; 60:3,5,12; Dan.2:44; 7:14).
Zum Volk gehörten allerdings auch die Armen.
Was hatten die Pharisäer über sie gesagt? Dies: »Glaubt etwa jemand von den
Oberen oder von den Pharisäern an Ihn (Jesus)? Nein, nur dieser Pöbel, der das
Gesetz nicht kennt - verwünscht sind sie!« (Joh.7:48,49).
Der arme Lazarus und auch der reiche Mann
starben. Das heißt: das ganze Israel wird sterben, und zwar als Nation. Eine
Reihe einzelner Juden wird unter den anderen Völkern weiterleben. Schon Mose
hatte Israel gesagt, dass sie einmal unter alle Nationen zerstreut werden
würden (5.Mose 28:37,64). Israel werde zu einer Leiche werden (5.Mose 28:26).
Aber die Juden sind doch Abrahams Kinder!
Also kommen sie doch - wenigstens die frommen Pharisäer - in das Königreich!
Diesem Irrtum wehrte schon Johannes der Täufer:»Meint nur nicht, ihr könntet
bei euch selbst sagen: Wir haben Abraham zum Vater« (Mat.3:9). Dem Zorn Gottes
entrinnt man nur, wenn man Frucht bringt, würdig der Umsinnung (Mat.3:7,8; vgl.
Mat.8:11,12).
Es fällt auf, dass Jesus mit dem armen
Lazarus den Zuspruch verband, dass jener in Abrahams Schoß gebracht wurde. Da
Abraham der Vater aller Glaubenden ist (1.Mose 15:6; Röm.4:3,12,16), ist der
Arme hierdurch als gläubig beschrieben.
Der Arme und der Reiche waren im Ungewahrten
(oder: Ungewahrbaren; von a-idês, unwahrnehmbar, hebr. Scheol), mit einem
abstrakten Begriff frei ausgedrückt: im Totenreich, das man nicht wahrnehmen
kann, ebenso wie man die Toten nicht wahrnehmen kann. Auch unser Herr Jesus war
im Ungewahrbaren (Ps.16:10; Ap.2:27,31). Eine Hölle gibt es nach der Heiligen
Schrift nicht, weder den Begriff noch die Sache.
Auch die Toten selbst nehmen nichts wahr.
Auch Abraham nicht, weil er ja tot ist. Die Schrift sagt: »Abraham weiß nichts
von uns« (Jes.63:16).
Israel als Nation wird demgemäß ins
Unwahrnehmbare hinabgestoßen werden. Und so kam es auch: Es war vom Jahr 70 n.
Chr. bis 1948 nicht zu sehen. In der Zeit dazwischen, ja noch bis heute - das
Israel in Purpur und Batist ist immer noch im Ungewahrbaren -, macht der
Judenhass einzelnen Juden jeden Tag zur Qual, wie Mose es angekündigt hatte:
»Und unter den Nationen kommst du nicht zur Ruhe, und deine Fußsohle wird keinen
Rastplatz finden. Und Jewe gibt dir dort ein bebendes Herz, erlöschende Augen
und eine verschmachtende Seele. Und deine Organe machen sich dir bewusst, und
du ängstigst dich nachts und tags, und kein Vertrauen hast du in deine Organe.
Am Morgen sprichst du: Wäre es doch Abend!, und am Abend sprichst du: Wäre es
doch Morgen! - aufgrund der Angst, ja der Angst deines Herzens und aufgrund
dessen, was deine Augen sehen, ja sehen müssen« (5.Mose 28:65-67; siehe auch
Verse 15-68).
Jesus musste nicht befürchten, wegen einer
Irrlehre über den Zustand der Toten von den Pharisäern angeklagt zu werden, als
Er davon sprach, dass der tote Reiche den Abraham und den Lazarus sah - was
Tote ja nicht können -, weil sie alle wussten, dass sie einem Gleichnis lauschten.
Das Zeugnis der Schrift über die buchstäblich
Toten ist: Der Tod ist die Umkehrung des Schöpfungsprozesses, von dem wir in
1.Mose 2:7 lesen: »Dann formte Jewe Elohim den Menschen aus Erdreich vom Boden
und hauchte Lebensodem in seine Nase, und der Mensch wurde eine lebende Seele.«
Ein Körper und der Geist Gottes zusammen machen erst den Menschen aus,
verleihen ihm Leben, sodass er eine Seele hat; sie ist das Bewusstsein.
Der Tod nun ist Rückkehr: »Und der Staub
kehrt zur Erde zurück, so wie er gewesen, und der Geist kehrt zu Elohim zurück,
der ihn gab« (Pred.12:7; vgl. Ps.104:29; Hiob 34:15).
Tote haben kein Bewusstsein: »Die Toten
wissen gar nichts ... sie haben für äonisch keinen Anteil mehr an allem, was
unter der Sonne geschieht. ... Alles, was deine Hand in deiner Kraft zu tun
findet, das tue, denn es gibt weder Werke noch Berechnung, weder Erkenntnis
noch Weisheit im Scheol, wohin du gehst« (Pred.9:5,6,10). König David sang: »Im
Tode gedenkt man Deiner nicht; wer huldigt Dir (Jewe) im Ungewahrten?« (Ps.6:6;
vgl. Ps.115:17; 146:4).
Der Todeszustand kann übrigens mit dem des
Schlafs verglichen werden, wie unser Herr es tat (Dan.12:13; Mat.9:24).
Aber in unserem Schriftabschnitt geht es gar
nicht um den Todeszustand. Wir haben dem nachzuspüren, was das Gleichnis sagen
will. In einer Parabel können Tote selbstverständlich reden, wie zum Beispiel
auch die Bäume in Jothams Fabel (Rich.9:7-20,57).
»Sende Lazarus!«
»Da rief er (der reiche Mann im Ungewahrten):
Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze
seines Fingers in Wasser tauche und mir die Zunge kühle, denn ich leide
Schmerzen in dieser Flamme. - Aber Abraham antwortete: Kind, erinnere dich
daran, dass du dein Gutes während deines Lebens erhieltest und Lazarus
gleicherweise das Üble; nun aber wird ihm hier zugesprochen, während du
Schmerzen leidest. Zu diesem allen ist zwischen uns und euch eine große Kluft
festgelegt, damit die, die von hier zu euch hinüberschreiten wollen, es nicht
können, auch nicht die, die von dort zu uns herüberfahren möchten« (Verse
24-26).
Zwischen den Gläubigen und den Ungläubigen
besteht ein unvermischbarer Unterschied: die einen sind in Christus, die
anderen in Adam (1.Kor.15:22,47,48). Beide müssen zwar die Judenverfolgungen
erleiden, dem Gläubigen aber wird durch das Wort Gottes zugesprochen -
dargestellt durch die Geborgenheit in Abrahams Schoß -, die anderen spüren nur
die Schmerzen in der Flamme des Judenhasses.
In der Bibel steht der Begriff Feuer - wenn
er bildlich gebraucht wird - für Drangsale und Leiden. Israel war im
Schmelzofen Ägyptens gewesen (5.Mose 4:20). Der Zorn Gottes ist ein
verzehrendes Feuer (5.Mose 4:24; 9:3; 29:19; Nahum 1:6; Heb.12:29).
Sie werden sich auch von
einem Auferstandenen nicht überzeugen lassen
»Da rief er (der Reiche): Dann ersuche ich
dich, Vater, ihn (Lazarus) in das Haus meines Vaters zu senden - denn ich habe
fünf Brüder -, damit er ihnen davon Zeugnis gebe, auf dass sie nicht auch an
diesen Ort der Qual kommen. - Abraham antwortete ihm: Sie haben Mose und die
Propheten, auf die sollen sie hören! - Da rief er: Nein, Vater Abraham, doch
wenn jemand von den Toten zu ihnen ginge, werden sie umsinnen. - Er aber
antwortete ihm: Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie
sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand aus den Toten aufersteht« (Verse
27-31).
Und so war es auch, als unser Herr Jesus
Christus in jenen Tagen Lazarus von Bethanien aus den Toten auferweckte
(Joh.11:1-45). Diese Tatsache änderte überhaupt nichts an der Haltung der
Pharisäer; sie beschlossen, Jesus zu töten (Joh.11:46-53). Und nicht allzu
lange darauf schrie eine Menge Volkes: »Kreuzige Ihn!«
»Wann
kommt das Königreich Gottes?«
(Lukas 17:1-18:17)
»Weiter sagte Er zu Seinen Jüngern: Es ist
undenkbar, dass keine Fallstricke kommen; indessen, wehe jenem Menschen, durch
den sie kommen! Zuträglicher wäre es für ihn, wenn ihm ein Mühlstein um seinen
Hals gelegt und er ins Meer geschleudert würde, als dass er einem dieser Kleinen
Anstoß gibt. Gebt auf euch selbst Acht!« (Verse 1-3 a).
Wer als Jünger Jesu einem Bruder, einem
dieser Kleinen, im Glauben nicht Gefestigten, zum Fallstrick wird, zum Anlass
für eine Verstrickung in eine Sünde, für den wäre es im Gericht besser, dass
seinem Treiben ein baldiges Ende gemacht würde. Gib daher Acht auf dich selbst!
Hüte dich!
Sogar Petrus hatte schon erfahren müssen,
dass er dem Herrn zum Fallstrick werden konnte, als er Ihn von Seinem
Leidensweg abhalten wollte und Jesus ihm entgegnete: »Geh hinter Mich, Satan!
Du bist Mir ein Fallstrick! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will,
sondern das, was menschlich ist« (Mat.16:23). In der Gemeinde zu Pergamus wird
es welche geben, »die sich an die Lehre Bileams halten, der Balak lehrte, vor
den Augen der Söhne Israels einen Fallstrick zu werfen, nämlich Götzenopfer zu
essen und zu huren« (Off.2:14). Mögen die Gläubigen einander nicht durch
Irrlehren und schlechtes Benehmen zum Straucheln bringen. Darum: «Gebt Obacht
auf euch selbst, damit ihr nicht das verliert, was ihr bereits erwirkt habt,
sondern den vollen Lohn erhaltet« (2.Joh.8).
Sehr ernste Worte mussten die Gläubigen aus
Israel gemäß dem Evangelium der Beschneidung hören! Mögen sie aber auch uns,
die wir nach dem dem Apostel Paulus enthüllten Evangelium der Unbeschnittenheit
(Gal.1:12; 2:7) in der überströmenden Gnade stehen, zur Ermahnung dienen.
Ermahnen und vergeben
Jesus setzte Seine Rede fort.
»Wenn nun dein Bruder sündigt, so verwarne
ihn; und wenn er umsinnt, vergib ihm! Selbst wenn er am Tag siebenmal an dir
sündigt und siebenmal zu dir zurückkehrt und sagt: Ich sinne um -, so sollst du
ihm vergeben« (Verse 3 b+4).
Schon Mose sagte, dass man seinen Nächsten
ernstlich zurechtweisen soll, damit man nicht seinetwegen Schuld trage (3.Mose
19:17). Bei dem Begriff »Bruder« kann man zwar auch an jeden jüdischen
Volksgenossen denken, es dürfte aber ein Bruder im Glauben gemeint sein, der zu
verwarnen ist.
Die Handlungsweise, den Glaubensgeschwistern
unter der Bedingung der Umsinnung gar siebenmal zu vergeben, entspricht dem
Evangelium der Beschneidung, wonach Gott im Falle der Sinnesänderung die Sünden
erlässt (Jes.55:7; Luk.3:3; Ap.2:38: 3:19). Die Zahl sieben steht für
geistliches Verhalten und Vollendung.
Wir, die Glieder des Körpers Christi
(Eph.1:22,23), sind übrigens ohne Umsinnung von allen Sünden gerechtfertigt,
allein durch Glauben (Röm.3:28), in unvermischter Gnade. Auch wir ermahnen
einander (1.Kor.5:6,13; Kol.3:16; 1.Thess.5:14).
Glauben wie ein Senfkorn
»Da sagten die Apostel zum Herrn: Verleihe
uns mehr Glauben! - Der Herr aber antwortete: Wenn ihr Glauben habt wie ein
Senfkorn, würdet ihr diesem Schwarzmaulbeerbaum gebieten: Entwurzele dich und
verpflanze dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen« (Verse 5+6).
Den Aposteln wird bewusst geworden sein, dass
es leichter ist zu sagen: Sei geheilt!, als siebenmal zu vergeben. Mithin
brauchten sie einen gereiften Glauben. So wandten sie sich an den Urheber und
Vollender des Glaubens, Jesus (Heb.12:2).
Der Herr verhieß ihnen: Selbst wenn ihr
Glaube so klein sein sollte wie der kleinste der Samen - das ist etwas anderes
als der Kleinglaube, der Gott wenig zutraut (Mat.17:20) - wird das, was sie
gebieten, geschehen. Nach Johannes 14:12 werden sie sogar in den Kräften des
zukünftigen Äons (Heb.6:5), des tausendjährigen Königreichs Israels, noch
größere Werke als Jesus vollbringen. Alles, was sie dem Willen Gottes gemäß
erbitten, werden sie erhalten (1.Joh.5:14; 4:22).
Was ein Sklave zu tun
schuldet
Ferner sagte Jesus zu Seinen Jüngern:
»Wer von euch, der einen Sklaven beim Pflügen
oder Hirten hat, wird ihm, wenn er vom Feld hereinkommt, gebieten: Komm sofort
herbei und lass dich zu Tisch nieder! - Sondern wird er ihm nicht gebieten:
Bereite mir zu, was ich als Mahlzeit haben soll! Umgürte dich und bediene mich,
bis ich gegessen und getrunken habe; danach kannst auch du essen und trinken. -
Hat er etwa Dank für den Sklaven, dass er die Anordnungen ausgeführt hat? Ich
meine nicht! So auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch angeordnet war,
dann sagt: Wir sind unbrauchbare Sklaven, wir haben nur getan, was wir zu tun
schuldig waren« (Verse 7-10). Sehr wohl vergilt Gott jedem nach seinen Werken
(Mat.25:13-30; Luk.19:11-27). Hier aber geht es nur um den einen Aspekt,
nämlich des selbstlosen Dienens, zudem ohne stolz darauf zu sein. Was haben wir
denn aufzuweisen, das wir nicht von Gott erhalten hätten (1.Kor.4:7)? Wir
Sklaven Christi sollten uns fragen, ob wir denn überhaupt in all den Werken,
die Gott für uns vorherbereitet hatte, gewandelt sind (Eph.2:10)! Hören wir
noch das Bekenntnis des Paulus: »Wenn ich das Evangelium verkündige, so gibt
mir das keinen Grund zum Rühmen, weil es eine mir auferlegte Notwendigkeit ist«
(1.Kor.9:16). »Ich pflanze, Apollos tränkt, doch Gott lässt es wachsen. Daher
ist weder der Pflanzende noch der Tränkende etwas, sondern der es wachsen
lässt, nämlich Gott« (1.Kor.3:6,7). Was sind wir zu tun schuldig? Unserem Herrn
Jesus Christus zu gehorchen, Seine Anordnungen auszuführen. Ist es etwas
Außergewöhnliches und besonders Dankenswertes, zu tun, was man ohnehin tun
muss?
Die Heilung der zehn
Aussätzigen
»Auf Seinem Gang nach Jerusalem zog Er auch
mitten durch das Gebiet zwischen Samaria und Galiläa. Als Er dort in ein Dorf
hineinkam, begegneten Ihm zehn aussätzige Männer, die weit von Ihm entfernt
stehen blieben. Sie erhoben ihre Stimme und riefen: Jesus, Meister, erbarme
Dich unser! - Als Er sie gewahrte, gebot Er ihnen: Geht hin und zeigt euch den
Priestern! - Während sie dann hingingen, wurden sie gereinigt. - Einer von
ihnen aber kehrte um, als er gewahrte, dass er geheilt war; er verherrlichte
Gott mit lauter Stimme, fiel auf sein Angesicht Ihm zu Füßen und dankte Ihm.
Und er war ein Samariter. Als Antwort sagte Jesus: Sind nicht alle zehn
gereinigt worden? Wo sind denn die neun? Hat sich sonst keiner gefunden, der
umgekehrt ist, um Gott Verherrlichung zu geben, außer diesem Ausländer? - Dann
sagte Er zu Ihm: Steh auf und geh hin! Dein Glaube hat dich gerettet« (Verse
11-19).
Jesus befand Sich Anfang des Jahres 32 n.
Chr. auf dem Weg nach Jerusalem, damit alles, was bei den Propheten über Ihn
geschrieben steht, vollendet werde (Luk.13:22; 18:31).
Die zehn Aussätzigen (oder: Leprakranken)
standen dem Gesetz gemäß weitab (3.Mose 13:46). Nach ihrer Heilung hatten sie
sich den Priestern zu zeigen (3.Mose 13:23; 14:2). Dies war ein gewaltiges
Zeugnis jenen gegenüber, dass Jesus der Messias ist.
Nur einer kehrte, als er sich geheilt sah,
noch auf dem Weg um, um Jesus zu danken, ausgerechnet ein Samariter, ein Mann
aus dem Mischvolk, das bei den Juden verhasst war (2.Kön.17:24-41). Sein Glaube
rettete ihn für das Leben im Königreich.
Warum dankten die neun Juden nicht? Nun,
ebenso wie das gesamte Volk meinten sie als Angehörige des ausersehenen Volkes,
ein Anrecht auf Gottes Eingreifen zu haben. Sollten sie für etwas danken, was
ihnen sowieso zusteht? - Und so versäumten sie das Elementarste, nämlich Gott
Verherrlichung zu geben.
Das Königreich ist in
euch
»Als Er von den Pharisäern gefragt wurde:
Wann kommt das Königreich Gottes?, antwortete Er ihnen: Das Königreich Gottes
kommt nicht so, dass man es durch Aufpassen wahrnehmen könnte, noch wird man es
ansagen: Siehe hier! oder: Siehe dort! Denn siehe, das Königreich Gottes ist in
eurem Inneren« (Verse 20+21).
Das Königreich kommt nicht wie mit einem
großen, weltweit sichtbaren Triumphzug - und zwar jetzt nicht, sondern die
Königsherrschaft Gottes beginnt in den Herzen der Glaubenden.
Das griechische Wort basileia bedeutet sowohl
Königreich, Königswürde und Königtum als auch Königsherrschaft (oder:
Regentschaft). Deshalb ist bei diesem Begriff stets zu überlegen, ob es sich um
die sichtbare Herrschaft eines Staates oder die unsichtbare Herrschaft Gottes
im Herzen handelt (siehe Stichwortkonkordanz zum Konkordanten Neuen Testament,
Seite 506).
Das sichtbare Gottesreich wäre nur eine halbe
Sache, wenn es nicht von Menschen, in deren Herzen der König Jesus herrscht,
mitgetragen würde. Mögen die Zuhörer Jesu Ihn als ihren Herrn annehmen, mit
anderen Worten: mögen sie durch Glauben und die Taufe der Umsinnung zur
Erlassung der Sünden (Luk.3:3) von neuem geboren werden, von oben her; mögen
sie aus dem Geist gezeugt werden (Joh.3:3,8).
Wie der Blitz
»Zu Seinen Jüngern aber sagte Er: Es werden
Tage kommen, wenn ihr begehren werdet, einen der Tage des Sohnes des Menschen
zu gewahren, doch ihr werdet ihn nicht sehen. Man wird euch ansagen: Siehe
dort! oder: Siehe hier! - Geht nicht hin, auch lauft ihnen nicht nach! Denn so
wie der Blitz von hier unter dem Himmel aufblitzt und bis nach dort unter dem
Himmel aufleuchtet, so wird es auch mit dem Sohn des Menschen an Seinem Tag
sein. Zuerst aber muss Er viel leiden und von dieser Generation verworfen
werden« (Verse 22-25).
Am Tag Jesu, am Tag Seiner Wiederkunft zu
Israel, werden Ihn alle sehen, so wie ein Blitz von allen wahrgenommen wird.
Niemand muss sich an irgendeinen Ort begeben, um Ihn sehen zu können, falschen
Propheten folgend und von bösen Geistern irregeführt (1.Joh.4:1). Mit dem Blitz
erklärte Jesus ausdrücklich, dass das Königreich plötzlich kommen werde.
Seinen Jüngern aber, die um Ihn waren, teilte
Er mit, dass sie während ihrer Lebenszeit Seinen Tag nicht sehen werden, so
sehr sie sich auch danach sehnen sollten, etwa unter Drangsalen.
Wie in früheren Tagen
Jesus sprach weiter: »Wie es in den Tagen
Noahs war, so wird es auch in den Tagen des Sohnes des Menschen sein. Sie aßen,
sie tranken, sie heirateten, sie wurden verheiratet bis zu dem Tag, an dem Noah
in die Arche hineinging und die Überflutung kam und sie alle umbrachte. Es
geschah in gleicher Weise wie in den Tagen Lots: Sie aßen, sie tranken, sie
kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten. Aber an dem Tag, als Lot
aus Sodom hinausging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte sie
alle um. In derselben Weise wird es an dem Tag geschehen, wenn der Sohn des
Menschen enthüllt wird« (Verse 26-30).
Dem Kommen Jesu geht das Gericht über Israel
voraus, denn ungläubige Juden können nicht das auserwählte Volk bilden, das
allen Völkern zum Segen ist.
»... wenn der Sohn des Menschen enthüllt
wird«, heißt es in Vers 30. Dies geschieht in der siebenjährigen Endzeit, die
insbesondere im Buch der Enthüllung Jesus Christi, gewöhnlich Offenbarung des
Johannes genannt, beschrieben wird.
Ganz plötzlich wird das Gericht beginnen, wie
in den Tagen Noahs (1.Mose 6:11-13) und Lots (1.Mose 19:15).
Niemand wende sich
zurück
Wir hören weiter: »Wer an jenem Tag auf dem
Flachdach sein wird und seine Geräte im Haus hat, der steige nicht erst hinab,
um sie mitzunehmen; gleicherweise, wer auf dem Feld ist, wende sich nicht nach
dem um, was hinten ist. Denkt an Lots Frau! Wer sich seine Seele anzueignen
sucht, wird sie verlieren; wer sie aber verliert, wird sie zum Leben zeugen«
(Verse 31-33).
Wenn der Antichristus, das wilde Tier, der Mensch
der Gesetzlosigkeit, in der Mitte des letzten Jahrsiebeners den Gräuel der
Verödung im Tempel aufrichtet (Dan.9:27; Mat.24:15-18; 2.Thess.2:4), dann
sollen die in Judäa in höchster Eile in die Berge der Wüste Juda fliehen und
nichts mitnehmen, denn der Herr wird sie dort versorgen (Off.12:6,14). Wer an
seinem Besitz hängt oder sich danach zurücksehnt - wie Lots Frau (1.Mose
19:17,26) -, wird seine Seele nicht in das Königreich hineinbringen können.
Sollte aber jemand sonstwo auf der Welt um seiner Treue zu Jesus willen getötet
werden und somit seine Seele verlieren, so wird er sie für das äonische Leben
retten.
Wie in früheren Tagen
Jesus sprach weiter: »Wie es in den Tagen
Noahs war, so wird es auch in den Tagen des Sohnes des Menschen sein. Sie aßen,
sie tranken, sie heirateten, sie wurden verheiratet bis zu dem Tag, an dem Noah
in die Arche hineinging und die Überflutung kam und sie alle umbrachte. Es
geschah in gleicher Weise wie in den Tagen Lots: Sie aßen, sie tranken, sie
kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten. Aber an dem Tag, als Lot
aus Sodom hinausging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte sie
alle um. In derselben Weise wird es an dem Tag geschehen, wenn der Sohn des
Menschen enthüllt wird« (Verse 26-30).
Dem Kommen Jesu geht das Gericht über Israel
voraus, denn ungläubige Juden können nicht das auserwählte Volk bilden, das
allen Völkern zum Segen ist.
»... wenn der Sohn des Menschen enthüllt
wird«, heißt es in Vers 30. Dies geschieht in der siebenjährigen Endzeit, die
insbesondere im Buch der Enthüllung Jesus Christi, gewöhnlich Offenbarung des
Johannes genannt, beschrieben wird.
Ganz plötzlich: »Wer an jenem Tag auf dem
Flachdach sein wird und seine Geräte im Haus hat, der steige nicht erst hinab,
um sie mitzunehmen; gleicherweise, wer auf dem Feld ist, wende sich nicht nach
wird das Gericht beginnen, wie in den Tagen Noahs (1.Mose 6:11-13) und Lots
(1.Mose 19:15).
Niemand wende sich
zurück
Wir hören weiter dem um, was hinten ist.
Denkt an Lots Frau! Wer sich seine Seele anzueignen sucht, wird sie verlieren;
wer sie aber verliert, wird sie zum Leben zeugen« (Verse 31-33).
Wenn der Antichristus, das wilde Tier, der
Mensch der Gesetzlosigkeit, in der Mitte des letzten Jahrsiebeners den Gräuel
der Verödung im Tempel aufrichtet (Dan.9:27; Mat.24:15-18; 2.Thess.2:4), dann
sollen die in Judäa in höchster Eile in die Berge der Wüste Juda fliehen und
nichts mitnehmen, denn der Herr wird sie dort versorgen (Off.12:6,14). Wer an
seinem Besitz hängt oder sich danach zurücksehnt - wie Lots Frau (1.Mose
19:17,26) -, wird seine Seele nicht in das Königreich hineinbringen können.
Sollte aber jemand sonstwo auf der Welt um seiner Treue zu Jesus willen getötet
werden und somit seine Seele verlieren, so wird er sie für das äonische Leben
retten.
»... dort versammeln
sich auch die Geier«
»Ich sage euch: In jener Nacht werden zwei
auf einem Lager sein, der eine wird mitgenommen und der andere zurückgelassen
werden. Von zwei am selben Mühlstein Mahlenden wird die eine mitgenommen, die
andere aber zurückgelassen werden. [Vers 36 nicht im Grundtext.] Als Antwort
sagten sie zu Ihm: Wo, Herr? - Er aber erwiderte ihnen: Wo ein Körper ist, dort
werden sich auch die Geier versammeln« (Verse 34-37).
Bei der Wiederkunft Jesu zu Israel werden der
eine und die eine im Ausland zurückgelassen werden, der andere und die andere
aber von Boten (Engeln) in das verheißene Land mitgenommen werden, wie in
Matthäus 24:31 zu lesen: »Alsdann wird Er (Jesus) Seine Boten mit lautem
Posaunenton aussenden, und sie werden Seine Auserwählten von den vier Winden
her versammeln, vom äußersten Ende der Himmel an bis wieder zu ihrem äußersten
Ende.«
Wo geschieht das Gericht? In der ganzen Welt,
insbesondere aber in Israel. Alle werden genau wissen wo, ebenso wie man weiß,
dass dort, wo sich die Geier ansammeln, ein Leichnam oder Aas liegt. Es ist
auch daran zu denken, dass die versammelten Nationen in der Endzeit wie
Raubvögel auf Israel stürzen werden. Mose sprach von einer Nation, die Israel
wie ein Geier auffressen wird (5.Mose 28:49-57; vgl. Hos.8:1-3; Off.16:14). Man
darf deshalb daran denken, weil das hebräische Wort für Körper oder Leib (GUIE;
punktiert GöWiJaH) eng mit dem Wort für Nation (GUI; punktiert GOJ) verwandt
ist. Der Körper ist einer Nation von Zellen vergleichbar. - Vielleicht ist aber
auch ganz anders zu fragen, nämlich: Wohin werden die Treuen mitgenommen?
Dorthin, wo der Körper, wo Israel ist, wo Jesus bei Seiner Anwesenheit
körperlich ist.
Das Gleichnis vom
ungerechten Richter
»Dann erzählte Er ihnen ein Gleichnis dafür,
dass sie allezeit beten müssten und nicht entmutigt sein. Er sagte: In einer
Stadt war ein Richter, der Gott nicht fürchtete und sich vor keinem Menschen
scheute. Da war auch eine Witwe in jener Stadt, die zu ihm kam und bat:
Verschaffe mir doch Recht vor meinem Prozessgegner! - Eine Zeitlang wollte er
nicht, danach aber dachte er bei sich: Wenn ich auch Gott nicht fürchte und
mich vor keinem Menschen scheue, so werde ich dieser Witwe doch Recht
verschaffen, weil sie mir Mühe verursacht, damit sie nicht zum Abschluss kommt
und mich ins Gesicht schlägt. - Weiter sagte der Herr: Hört, was der ungerechte
Richter sagt! Sollte nun Gott nicht auch Seinen Auserwählten Recht verschaffen,
die Ihn Tag und Nacht um Hilfe anrufen? Und Er hat Geduld mit ihnen. Ich sage
euch: In Schnelligkeit wird Er ihnen Recht verschaffen. Indessen, wird wohl der
Sohn des Menschen bei Seinem Kommen den Glauben auf Erden finden?«
(Luk.18:1-8).
Es steht völlig außer Frage, dass Gott in der
Endzeit in den Drangsalen unter dem Antichristus Tag und Nacht auf den
gläubigen Überrest Israels bedacht ist und ihnen alles zum Besten zusammenwirkt
(vgl. Röm.8:28). Die Aufdringlichkeit jener Witwe haben sie nicht nötig. Ihr
Vater in den Himmeln weiß doch, was sie brauchen (Mat.6:7,8). Mögen sie Gottes
Gebote halten, das Ihm Wohlgefällige tun und Seinem Willen gemäß beten, und sie
werden empfangen, was sie erbitten (1.Joh.3:22; 5:14; Joh.14:14; Mark.11:24).
Der Satz: »Und Er hat Geduld mit ihnen« in
Vers sieben ist schwer verständlich, dürfte aber seine Erklärung in 2.Petrus
3:9 finden: »Der Herr ist nicht säumig mit der Verheißung ..., sondern Er hat
Geduld um euretwillen, da Er nicht beabsichtigt, dass einige umkommen, sondern
dass alle für die Umsinnung Raum machen.«
Indessen, wird der Herr in der Endzeit noch
Glauben vorfinden? - Dies war und ist ein Appell an die Hörer und Leser dieses
Wortes, Ihm uneingeschränkt zu glauben, Ihm zu vertrauen und Ihm treu zu sein.
Die Heiligen sollen sich nicht entmutigen lassen. Denn Jesus kommt in
Schnelligkeit (Off.22:6,7), Seine Hilfe und Rettung ebenso. Dabei müssen sie um
das Wort in Hebräer 10:36 und 37 wissen: »Ihr habt Ausdauer nötig, damit ihr
nach Erfüllung des Willens Gottes die Verheißung davontragt. Denn noch eine
Weile, eine kleine Weile, und der Kommende wird eintreffen und nicht ausbleiben.«
Das Gleichnis von dem
Pharisäer und dem Zöllner
»Einigen, die von sich selbst überzeugt
waren, dass sie gerecht seien, und die alle Übrigen für nichts hielten,
erzählte Er dieses Gleichnis: Zwei Männer gingen zur Weihestätte hinauf, um zu
beten. Der eine war ein Pharisäer und der andere ein Zöllner. Der Pharisäer
stand da und betete dies zu sich selbst: Gott , ich danke Dir, dass ich nicht
so wie die übrigen Menschen bin, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie
dieser Zöllner. Ich faste zweimal am Sabbat und verzehnte alles, was ich
erwerbe. - Der Zöllner aber stand von ferne und wollte nicht einmal seine Augen
zum Himmel erheben, sondern schlug an seine Brust und sagte: Gott, sei mir
Sünder versühnt! - Ich sage euch: Dieser ging vor jenem gerechtfertigt in sein
Haus hinab; denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer
sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden« (Verse 9-14).
Der Pharisäer betete zu sich selbst - wie
wahr, da Gott Seine Augen vor solchen Betern verhüllt (Jes.1:15). Dass er
zweimal des Sabbats fastete, besagt, dass er dies in den beiden Sabbathälften,
der Nachthälfte und der Taghälfte, tat.
Wo auch immer der Zöllner stand, er sah den
Rauch der Sündopfer aus der Weihestätte zu Gott aufsteigen und begriff die
Wahrheit von der Versühnung. »Gott, sei mir Sünder versühnt!« - Wo sonst fand
man damals in Israel ein solch treffliches Gebet der Erkenntnis der Sünde und
der Versühnung? (Es ist dem Esras vergleichbar; Esra 9:6). Und er empfing Gnade
von Gott. Denn »Gott widersetzt Sich den Stolzen, den Demütigen aber gibt Er
Gnade« (Jak.4:6; 1.Pet.5:5; Spr.3: 34).
Jesus erzählte diese Parabel auch deshalb,
weil Er das große Sündopfer werden sollte, das Lamm, das der Welt Sünde auf
Sich nimmt (Joh.1:29).
Der Zöllner war von Gott für gerecht erklärt
worden. Dies war aber keine Rechtfertigung allein durch Glauben und damit
allein in der Gnade (Röm.3:28; 4:16). Die Rechtfertigung aus Glauben und
Umsinnung (oder aus Glauben und Werken; Jak.2:24) gründete sich auf ein
Sündopfer und war nicht bleibend, sondern musste im Falle einer erneuten
Verfehlung erneut erlangt werden. Es war praktisch Vergebung von Fall zu Fall.
- Wir dagegen, die Glieder der Gemeinde, die Christi Körper ist (Eph.1:22,23),
sind nach dem dem Paulus enthüllten Evangelium (Gal.1:12; 2:7) von
Glaubensanfang an ein für allemal gerechtfertigt, das heißt für gerecht
erklärt, ebenso wie wir ein für allemal zusammen mit Christus starben und
auferweckt wurden (Röm.6:6,10,11).
Wie ein kleines Kind
»Dann brachte man auch die neugeborenen
Kinder zu Ihm, damit Er sie anrühre. Als die Jünger das gewahrten, schalten sie
die Leute. Jesus aber rief sie zu Sich und sagte: Lasst die kleinen Kinder zu
Mir kommen und verwehrt es ihnen nicht, denn für solche ist das Königreich da.
Wahrlich, Ich sage euch: Wer das Königreich Gottes nicht annimmt wie ein
kleines Kind, kann keinesfalls in dasselbe eingehen« (Verse 15-17).
Jesus sollte die kleinen Kinder segnend
anrühren. Seine Jünger meinten aber, dass ihr Herr und Meister Sich mit
Unmündigen nicht abgeben sollte. Jesus ist aber für alle da.
Nur wer glaubt wie ein Kind, nämlich in
Herzenseinfalt und Lauterkeit auf Christus ausgerichtet (vgl. 2.Kor.11:3) und
Gott völlig vertrauend, ohne Gedanken der Selbstgerechtigkeit, nur der kann in
das Königreich Israels eingehen. Damit ist
die unabdingbare Grundhaltung des Herzens beschreiben. Weiteres ist hier
nicht angesprochen, etwa dass der Glaube durch edle Werke bestätigt werden muss
(2.Pet.1:10,11).
Vom
Reichtum und dem Oberzöllner Zachäus
(Lukas 18:18-19:27)
»Dann fragte Ihn ein Oberer: Guter Lehrer,
was soll ich tun, damit mir äonisches Leben zugelost werde? - Jesus aber
antwortete ihm: Was nennst du Mich gut? Niemand ist gut außer dem Einen: Gott.
Du weißt die Gebote: Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht morden, du
sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch zeugen, ehre deinen Vater und
deine Mutter!« (Verse 18-20).
Es ist typisch für einen Juden, dass er
danach fragt, was er tun soll (Röm.9:32). Und es ist ja auch gar nicht falsch,
edle Werke zu tun, wie Mose es sagt: »Siehe, ich habe dir heute das Leben und
das Gute vorgelegt und den Tod und das Böse, indem ich dir heute gebiete, Jewe,
deinen Elohim, zu lieben, auf Seinen Wegen zu gehen und Seine Gebote, Seine
Satzungen und Seine Rechtsbestimmungen zu bewahren, sodass du lebst und dich
mehrst und Jewe, dein Elohim, dich segnet in dem Land, wohin du kommst, um es
zu besitzen« (5.Mose 30:15,16). Auch der Apostel Paulus bekräftigt: »Wer alle
Gebote erfüllt, wird in ihnen leben« (Gal.3:12; 3.Mose 18:5; vgl. Röm.2:7).
Aber es gibt keinen solchen Menschen. »Es gibt keinen Gerechten, auch nicht
einen!« (Röm.3:10).
Das Grundlegende und Entscheidende ist der
Glaube. Die edlen Werke haben den Glauben nur zu bestätigen (2.Pet.1:10,11;
Jak.2:24). Jesus nannte einige Gebote - und zwar fürs Erste, denn im weiteren
Gesprächsverlauf sollte sich noch einiges herausschälen - wohlwissend um das,
was Paulus später so ausdrückte: »Wenn ein Gesetz gegeben wäre, das lebendig
machen könnte, dann käme die Gerechtigkeit wirklich aus dem Gesetz. Die Schrift
schließt jedoch alle zusammen unter die
Sünde ein, damit die Verheißung aus dem Glauben Jesu Christi denen gegeben
werde, die glauben« (Gal.3:21,22). - Mit diesem Zitat berühren wir das dem
Paulus für uns heute enthüllte Evangelium, wonach man allein durch Glauben und
damit in nicht mit Werken vermischter Gnade gerechtfertigt und für das Leben in
den zukünftigen Äonen gerettet wird (Röm.3:24,28; 4:16). - Doch zurück zu
Israel, das Glauben und edle Werke erbringen muss.
Warum wies Jesus die Eigenschaft »gut« von
Sich und schrieb sie allein Seinem Gott und Vater zu (Mat.19:17; Mark.10:18)?
Weil Er alle Ehre Seinem Vater, der Quelle von allem, auch Seiner eigenen
Gutheit, geben wollte. Ja, »Jewe ist gut, für äonisch währt Seine Gnade«
(Ps.100:5). »Gott ist Liebe« (1.Joh.4:8). Und weil das äonische Leben auch am
Halten der Gebote hängt und das Urteil darüber unter dem Gesichtspunkt der
Gerechtigkeit und eben nicht der Gutheit, welche Milde und Nachsicht
einschließt, von Jesus, dem gerechten Richter, gesprochen wird. Auch deshalb
war es nicht passend, Ihn mit »gut« anzureden.
»Eins fehlt dir noch«
Hören wir nun die Antwort des Oberen
hinsichtlich des Haltens der Gebote.
»Da entgegnete er: Dies alles habe ich von
meiner Jugend an bewahrt. - Als Jesus das hörte, sagte Er zu ihm: Eins fehlt
dir noch: Verkaufe alles, was du erworben hast, verteile den Erlös an die Armen,
und du wirst einen Schatz in den Himmeln haben; dann komm herzu und folge Mir!
- Der aber wurde tief betrübt, als er dies hörte; denn er war überaus reich«
(Verse 21-23).
Der Obere hatte viele Grundstücke erworben,
die über das ihm nach dem Gesetz zugefallene Losteil hinausgingen (4.Mose
33:54). Und davon wollte er nicht lassen. Er liebte seinen Reichtum und nicht
das Wohlergehen der Armen. Er beachtete auch das Wort Jesu nicht. So zeigte
sich, dass es ihm an der Liebe zu Gott und der Liebe zum Nächsten mangelte. Er
hielt die Grundgebote also nicht, die da lauten: »Höre, Israel, Jewe, unser
Elohim, ist einzig. Und du sollst Jewe, deinen Elohim, lieben mit deinem ganzen
Herzen, deiner ganzen Seele und mit all deiner Kraft« (5.Mose 6:4,5). »Und du
sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3.Mose 19:18).
Im Übrigen war jetzt an Jesus zu glauben und
Ihm nachzufolgen, denn Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh.14:6);
Er ist der Weg zum Vater und zum äonischen Leben.
Reichtum ist ein Hindernis
Jesus nutzte die Gelegenheit, um etwas
Grundsätzliches über die Reichen zu sagen.
»Als Jesus gewahrte, wie er (der Obere) tief
betrübt wurde, sagte Er: Die Geld haben - wie angewidert davon werden sie in
das Königreich Gottes eingehen! Denn es ist leichter für ein Kamel, durch das
Öhr einer Ahle zu gehen, als für einen Reichen, in das Königreich Gottes
einzugehen. - Da sagten die Zuhörer: Wer kann dann gerettet werden? - Er
antwortete: Das bei den Menschen Unmögliche ist bei Gott möglich« (Verse
24-27).
Nicht der Reichtum an sich ist übel, sondern
dass einer daran klebt. Die Rückfrage der Zuhörer zeigt, dass alle Menschen im
Grunde an ihrem Besitz haften. Solchen ist es nicht möglich, sich zum
Königreich umzuwenden. Gott allein aber ist es möglich, auch einem Reichen die
Umsinnung zu schenken. Dann wird ihn sein Geld anwidern. Vielleicht ist auch zu
lesen, dass das Geld widrig, also ein Hindernis ist. Aber: »Ist irgendeine
Sache zu schwierig für Jewe?« (1.Mose 18:14). »Bei Gott ist kein Ding unmöglich«
(Luk.1:37; Jer.32:17).
Was die Jünger bekommen
werden
Was die Jünger Jesu betrifft, hatten sie
ihren Besitz verlassen und folgten Jesus nach. Was wird ihnen dafür zuteil
werden? Petrus wollte dies geklärt wissen.
»Dann sagte Petrus: Siehe, wir haben unser
Eigentum verlassen und sind Dir gefolgt. - Er aber entgegnete ihnen: Wahrlich,
Ich sage euch: Da ist niemand, der sein Haus, Frau oder Geschwister, Eltern
oder Kinder wegen des Königreichs Gottes verlassen hat, der es nicht auf jeden
Fall in dieser Frist vielfältig wiedererhält - und im kommenden Äon äonisches
Leben« (Verse 28-30).
Die Gläubigen werden im Äon des
tausendjährigen Königreichs leben. Doch schon damals wurde ihnen mehr zuteil,
als sie verlassen hatten, nämlich viele gastfreundliche Häuser und viele
Glaubensgeschwister. Keiner der Heiligen litt denn auch nach Pfingsten Not, da
sie all ihren Besitz als gemeinsam ansahen (Ap.2:44,45; 4:32-35).
In der gegenwärtigen, dem Paulus gegebenen
heilsgeschichtlichen Verwaltung (Eph.3:2) haben wir zwar jeden geistlichen
Segen inmitten der Überhimmlischen (Eph.1:3), aber keine Verheißung, dass wir
unseren Besitz nicht verlieren oder nicht bis zum Tode verfolgt würden. Und
sollten wir eine Summe Geldes spenden - wir werden diese kaum von anderen
vielfältig wiedererhalten.
Die dritte
Leidensankündigung
»Er nahm dann die Zwölf beiseite und sagte zu
ihnen: Siehe, wir ziehen hinauf nach Jerusalem; dort wird alles, was über den
Sohn des Menschen von den Propheten geschrieben ist, vollendet werden. Denn Er
wird den Nationen übergeben, verhöhnt, misshandelt und angespien werden. Die
werden Ihn geißeln und töten; und am dritten Tag wird Er auferstehen. - Doch
sie verstanden nichts von all diesem; denn der Sinn dieser Rede war vor ihnen
verborgen, und sie erkannten das Gesagte nicht« (Verse 31-34).
Es war wohl Anfang April des Jahres 32 n.
Chr., zu Beginn des jüdischen Monats Nisan, als der Herr Seine Leiden zum
dritten Mal ankündigte (Luk.9:22,44).
Die Apostel begriffen nicht, weil sie an ihrer
Vorstellung festhalten wollten, dass Jesus Seine Regentschaft in Herrlichkeit
jetzt aufrichten werde, obwohl sie von der Feindschaft der Oberen des Volkes
wussten. Sie konnten die klare Rede des Herrn nicht verstehen, weil sie im
Herzen gegen die Aussage waren. Gottes Worte aber kann man nur dann verstehen,
wenn man sie von Herzen liebt.
Die Leiden des Messias waren in den
hebräischen heiligen Schriften mehrfach vorausgesagt worden (Jes.50:6;
52:13-53:12; Sach.11:12; 13:7; Ps.16:10; 22; 34:20; 69:5,10,22).
Die Heilung des Blinden
vor Jericho
»Als Er dann in die Nähe von Jericho kam, saß
da ein Blinder bettelnd am Weg. Der hörte die Volksmenge vorüberziehen und
erkundigte sich, was dies bedeute. Man berichtete ihm: Jesus der Nazarener geht
vorüber. - Da schrie er: Jesus, Sohn Davids, erbarme Dich meiner! - Obwohl die
Vorangehenden ihn schalten, damit er stillschweige, schrie er noch viel mehr:
Jesus, Sohn Davids, erbarme Dich meiner! - Nun blieb Jesus stehen und befahl,
ihn zu Ihm zu führen. Als er nahe herangekommen war, fragte Er ihn: Was willst
du, dass Ich dir tun soll? - Er antwortete: Herr, dass ich sehend werde! -
Darauf sagte Jesus zu ihm: Werde sehend, dein Glaube hat dich gerettet. - Auf
der Stelle wurde er sehend, und er folgte Ihm und verherrlichte Gott. Auch das
gesamte Volk gab Gott Lob, als es das gewahrte« (Verse 35-43).
Dieser Mann hatte den Glauben, dass Jesus der
Messias ist, denn mit der Anrede »Sohn Davids« huldigte er dem Messias. Der
Messias musste ein Sohn Davids sein (2.Sam.7:12-14; 23:5; Jes.11:1-10;
Jer.23:5; Hes.34:23,24; Ps.132:11). Außerdem kannte Jesus das Herz eines jeden
Menschen (Joh.2:25); Jewe hatte es gebildet (Ps.33:15).
Markus berichtet, dass Jesus aus Jericho
hinausging, als Er den Blinden - Bartimäus war sein Name - heilte
(Mark.10:46-52). Da es damals das alte Jericho und ein neues gab, wo die
Winterresidenz des Herodes d. Gr. war, konnte man aus dem einen Jericho
hinausgehen und zugleich in das andere hineingehen. Die Heilung zweier Blinder
bei Jericho, wovon Matthäus berichtet (20:29-34), war ein anderes, weiteres
Ereignis.
Die Heilung Blinder war ein von den Propheten
angesagtes Erkennungsmerkmal des Messias (Jes.35:5; 61:1; Mat.11:5).
Zachäus
»So kam Er nach Jericho hinein und wollte hindurchziehen.
Und siehe, da stand ein Mann, mit Namen Zachäus genannt; er war ein
Oberzöllner, auch war er reich. Der suchte Jesus zu sehen, um zu erfahren, wer
Er sei, konnte es aber wegen der Volksmenge nicht, weil er von kleinem Wuchs
war, Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Ihn zu
sehen; denn Er war im Begriff, auf jenem Weg hindurchzuziehen. Als Er nun an
die Stelle kam, blickte Jesus auf und sagte zu ihm: Zachäus, steige eilend
herab; denn heute muss Ich in deinem Hause bleiben. - Da stieg er eilends
herab, und er beherbergte Ihn mit Freuden. Alle, die das gewahrten, murrten
laut und sagten: Der geht zu einem Mann, der als Sünder bekannt ist, um zu
übernachten« (Luk.19:1-7).
Jesus wusste, vom Geist Gottes geleitet, um
diesen Mann und dessen ernsthaftes Anliegen. So rief Er ihn mit Namen, wie denn
Jewe die Seinen mit Namen ruft (Jes.43:1).
Zachäus war ein Sünder der übelsten Sorte; er
zog die Steuern für die Römer mit einem Aufschlag für sich selbst ein, beging
damit in den Augen der Juden Volksverrat, und erpresste mehr als rechtens war.
Als Oberzöllner oder Steuerpächter tat er das nicht persönlich, sondern durch
seine Untergebenen.
Zachäus wird gerettet
»Zachäus aber trat zum Herrn und gelobte:
Siehe, Herr, die Hälfte meines erworbenen Besitzes gebe ich den Armen, und wenn
ich von jemandem etwas erpresst habe, will ich es vierfältig wiedergeben. - Da
sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus Rettung zuteil geworden, weil auch er
ein Sohn Abrahams ist. Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und
zu retten, was verloren ist« (Verse 8-10).
Im Angesicht Jesu Christi fielen dem Zachäus
alle Sünden ein und vollzog er eine radikale Umsinnung. Nach 3.Mose 5:20-26
hätte er das Erpresste nur mit einem Fünftel mehr zu erstatten brauchen und ein
Schuldopfer vom Kleinvieh darbringen müssen; er gelobte aber, das Vierfache zu
erstatten wie bei einem Diebstahl (2.Mose 21:37 (22:1); 2.Sam.12:6).
Dieses Ereignis zeigt, dass es bei Gott
möglich ist, dass ein Reicher in das Königreich eingeht (Luk.18:27). Zachäus
glaubte an Jesus als den Messias und war somit ein wahrer Sohn Abrahams
(Röm.4:12,16; 9:6-8). Jesus hatte das verlorene Schaf gesucht und gefunden und
zum äonischen Leben gerettet (Luk.15:3-7). - Und wie jene damals, so freuen
auch wir uns über die Rettung durch den Herrn Jesus Christus.
Das Gleichnis von den
den Sklaven übergebenen Minas
»Als sie dies hörten, fügte Er noch ein
Gleichnis hinzu, weil Er nahe bei Jerusalem war und sie meinten, dass das
Königreich Gottes im Begriff sei, auf der Stelle zu erscheinen. Daher sagte Er:
Ein vornehmer Mann ging in ein fernes Land, um für sich die Königswürde
anzunehmen und dann zurückzukehren. Zuvor rief er zehn seiner Sklaven, gab
ihnen zehn Minas und sagte zu ihnen: Betreibt Geschäfte, bis ich wiederkomme!
Seine Bürger aber hassten ihn und schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her
und ließen sagen: Wir wollen nicht, dass dieser über uns als König herrsche«
(Verse 11-14).
Sie näherten sich Jerusalem; dort würde Jesus
bestimmt das Königreich aufrichten. Die Apostel kämpften schon um die Plätze
zur Rechten und zur Linken Jesu (Mark.10:35-40). Jesus bedeutete nun aber
Seinen Zuhörern, dass das Königreich nicht in dieser Zeit erscheinen werde.
Der vornehme Mann ist Er Selbst, der Sohn
Gottes. Er kam aus dem Himmel und ging in ein fremdes Land, und zwar nach
Israel, um dort die Königswürde anzunehmen, die man Ihm aber verwehrte. »Er kam
in Sein Eigentum, doch die Seinen nahmen Ihn nicht an« (Joh.1:11). »Das Licht
erscheint in der Finsternis, doch die Finsternis hat es nicht erfasst«
(Joh.1:5).
Und dann kehrte Er in den Himmel zurück.
Zuvor aber rief Er zehn Seiner Sklaven, Menschen, die Ihm glaubten, und gab
ihnen zehn Minas; das waren Silberstücke im Wert von etwa einem Sechzigstel
eines Talents oder hundert Drachmen. Eine Drachme war der Tageslohn eines
Arbeiters. Nach der Zahlensymbolik stellt die Zahl zehn einen Durchgang, eine
Hand, eine Handlung dar.
Der Auftrag an die Sklaven, also die
Gläubigen, war, bis zu Jesu Wiederkunft mit der Mina zu handeln, tätig zu sein.
Die Bürger jenes Landes, Israel, aber hassten
Jesus; sie wollten Ihn nicht zum Herrscher haben. Ebenso hatten sie einst zu
Joseph in Ägypten und zu Mose gesprochen: »Willst du regieren, ja regieren über
uns? Oder herrschen, ja herrschen über uns?« (1.Mose 37:8). »Wer hat dich zum
Fürsten und Richter über uns eingesetzt?« (Ap.7:35; 2.Mose 2:14).
Die Belehrung der guten
Sklaven
Unser Herr führte das Gleichnis fort:
»Als er nach Erhalt der Königswürde wieder
zurückkam, ließ er diese Sklaven, denen er das Geld gegeben hatte, zu sich
rufen, um zu erfahren, was für Geschäfte sie gemacht hatten. Da kam der erste
herzu und berichtete: Herr, deine Mina hat zehn Minas eingebracht. Der
erwiderte ihm: Sehr wohl, guter Sklave! Da du im Geringsten treu warst, sollst
du über zehn Städte Vollmacht haben. Dann kam der zweite und berichtete: Deine
Mina, Herr, hat fünf Minas eingebracht. Da sagte er auch zu diesem: Und du
sollst über fünf Städte eingesetzt werden« (Verse 15-19).
Nachdem Jesus die Königsherrschaft zuteil
geworden und Er in Seiner Herrlichkeit gekommen sein wird, wird Er Gericht
halten. Jeder Sklave bekommt seinen gerechten Lohn je nach seinen Werken. An
der Herrschaft des wiedergezeugten und gläubigen Israel über die ganze Erde
erhält jeder einzelne seinen Anteil. So sagt der Herr der Gemeinde zu Thyatira:
»Wer überwindet und Meine Werke bis zur Vollendung bewahrt, dem werde Ich
Vollmacht über die Nationen geben, und er soll sie mit eiserner Keule hirten,
wie man die Töpfergefäße zertrümmert« (Off.2:26,27). Auch der Prophet Daniel
zum Beispiel wird auferweckt werden zu seinem Losteil, einem Aufgabenbereich,
der seiner Treue entspricht (Dan.12:13).
Das Gericht über den
bösen Sklaven
Sollte der Glaube aber keine Werke
hervorgebracht haben, so zeigte dies, dass gar kein Glaube vorhanden war
(Jak.2:17,20); die Rettung und das Leben im Königreich waren somit verloren.
Davon hören wir im Folgenden:
»Dann kam ein anderer (Sklave) und berichtete:
Herr, siehe hier ist deine Mina, die ich im Schweißtuch aufbewahrt hatte. Denn
ich fürchtete dich, weil du ein strenger Mensch bist: Du nimmst, was du nicht
angelegt, und erntest, was du nichtgesät hast. - Dieser erwiderte ihm: Nach der
Aussage deines eigenen Mundes werde dich richten, böser Sklave! Du wusstest,
dass ich ein strenger Mensch bin und nehme, was ich nicht angelegt, und ernte,
was ich nicht gesät habe. Weshalb gabst du mein Geld nicht auf eine Bank? Dann
hätte ich es, als ich kam, mit Zinsen einfordern können. Und zu den
Dabeistehenden sagte er: Nehmt ihm die Mina ab und gebt sie dem, der die zehn
Minas hat. Da erwiderten sie ihm: Herr, der hat schon zehn Minas! - Ich sage
euch: Jedem, der da hat, wird gegeben werden; von dem aber, der nichts hat,
wird auch noch das genommen werden, was er zu haben meint« (Verse 20-26).
Nach dem Evangelium der Beschneidung, dem
Glaubensgut des Königreichs Israels, erfolgt eine strenge Beurteilung. Ohne
Umsinnung, ohne Wassertaufe (Ap.2:38), ohne Werke (Jak.2:24; 2.Pet.1:10,11),
ohne Frucht (Joh.15:2), ohne das Bleiben in Jesus (Joh.15:6; 1.Joh.2:28), ohne
einen Wandel wie Jesus (1.Joh.2:6), ohne Treue auch im Geringsten gibt es kein
äonisches Leben im Königreich Israels auf der Erde. Wer daher etwas vorzuweisen
haben meint, in Wirklichkeit aber nichts hat, wird der heiligen Nation nicht
angehören. Wer aber hat, und zwar all das, was gefordert wird, dem wird die
Rettung verliehen werden.
Nach dem Evangelium der Unbeschnittenheit,
das dem Apostel Paulus für uns enthüllt wurde (Gal.1:12; 2:7) - heute ist
Paulus der Lehrer (1.Tim.2:7; Tit.1:3) -, sind wir dagegen allein durch Glauben
(Röm.3:24,28; Eph.2:8) für das Leben in den kommenden Äonen inmitten der
überhimmlischen Regionen (Eph.2:6; 2.Tim.4:18) gerettet - welch eine Gnade, ja
überströmende Gnade!
Tod den Hassern und
Feinden
Jesus, der König Israels, schloss Seine
Gleichnisrede mit den folgenden Worten ab:
»Indessen, diese meine Feinde, die nicht
wollen, dass ich über sie als König herrsche, führt sie her und schlachtet sie
vor mir ab!« (Vers 27).
Alle Juden, die Jesus nicht als den Sohn
Gottes und König Israels annehmen, werden während der kommenden Äonen Seiner
Regentschaft tot sein.
Gott hat Seinem Sohn die Vollmacht gegeben,
Gericht zu halten (Joh.5:27). »Mein ist die Rache, Ich werde vergelten, so
spricht der Herr« (Röm.12:19; 5.Mose 32:35). Jewe vergilt Seinen Feinden
(Jes.66:6). Der Herr hatte Sein Volk gewarnt: »Wehe euch, Schriftgelehrte und
Pharisäer, ihr Heuchler! ... Ihr Schlangen, ihr Otternbrut! Wie wollt ihr dem
Gericht der Gehenna entfliehen?« (Mat.23:29,33; Luk.3:7). Dann aber wird es so
weit sein: »Richten wird der Herr Sein Volk! Furchtbar ist es, in die Hände des
lebendigen Gottes zu fallen!« (Heb.10:30,31; Ps.135:14).
(Lukas 19:28-20:19)
»Nach diesen Worten ging Er voraus, um nach
Jerusalem hinaufzuziehen. Als Er Sich Bethphage und Bethanien näherte (zu dem
Berg hin, der Ölberg heißt), schickte Er zwei Seiner Jünger aus und sagte: Geht
in das Dorf gegenüber! Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr dort ein Füllen
angebunden finden, auf dem kein Mensch jemals gesessen hat. Bindet es los und
führt es her! Wenn euch jemand fragt: Weshalb bindet ihr es los?, so sollt ihr
ihm erwidern: Der Herr braucht es« (Verse 28-31).
Es war sechs Tage vor dem Passahfest, also am
8. Nisan des Jahres 32 n. Chr., als Jesus zwei Jünger aussandte, damit sie
Seinen für den nächsten Tag geplanten Einritt in Jerusalem vorbereiteten, und
Er und Seine Jünger in Bethanien ankamen, östlich des Ölbergs gelegen, wo Maria
und Martha sowie Lazarus wohnten, den Er aus den Toten auferweckt hatte
(Joh.12:1).
Dem Herrn war das prophetische Wissen gegeben
worden, dass auf dem Eselsfüllen noch nie ein Mensch gesessen hatte, was Seinem
Ritt auf diesem Tier eine große Bedeutung gibt, wie denn nach dem Gesetz zu
besonders heiligen Zwecken nur solche Tiere verwendet wurden, die noch nie eine
Arbeit verrichtet hatten (4.Mose 19:2; 5.Mose 21:3; 1.Sam.6:7).
Sollten die Jünger nach der Berechtigung ihres
Tuns gefragt werden, so sollte ihre Antwort der Würde des Königs Jesus
entsprechen, dessen Worten von allen Untertanen unverzüglich Folge zu leisten
ist. Alle Tiere sind ohnehin Sein (Ps.50:10) (wie auch alle Menschen).
»Da gingen die Abgesandten (Jünger) hin und
fanden es so, wie Er ihnen gesagt hatte. Als sie das Füllen losbanden, sagten
dessen Herren zu ihnen: Warum bindet ihr das Füllen los? - Sie antworteten: Der
Herr braucht es« (Verse 32-34).
Matthäus schreibt dazu: »Dies ist geschehen,
damit erfüllt werde, was durch den Propheten (Sacharja; 9:9) angesagt war: Sagt
der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und auf einer
Eselin reitend, und zwar auf einem Füllen, dem Jungen des Jochtiers«
(Mat.21:4,5).
Jesu Einritt in Jerusalem
»Dann führten sie es (das Füllen) zu Jesus,
warfen ihre Kleider auf das Füllen und ließen Jesus aufsteigen. Während Er
weiterzog, breiteten sie ihre Kleider auf dem Weg aus. Als Er schon nahe an den
Abstieg des Ölbergs kam, begann die gesamte Menge der Jünger, Gott mit lauter
Stimme freudevoll zu loben wegen all der Machttaten, die sie gewahrt hatten,
und riefen: Gesegnet sei der König, der da kommt im Namen des Herrn! Friede sei
im Himmel und Verherrlichung inmitten der Höchsten!« (Verse 35-38).
Ja, gesegnet, das heißt: mit Wohl-Worten
bedacht, sei Jesus, der König Israels, der da kommt im Namen und Auftrag
Gottes, Seines Vaters! Die Huldigung der Jünger in diesem Sinne entsprach Psalm
118:26. - Friede sei im Himmel - möge der Satan von dort hinausgeworfen werden
(Off.12:9)! - Und Verherrlichung sei Jesus inmitten der höchsten himmlischen
und irdischen Fürstlichkeiten!
Es waren nicht nur die Jünger und mithin
Gläubigen, die Jesus und Gott lobten und priesen, sondern auch eine zahlreiche
Volksmenge, die da rief: »Hosianna dem Sohn Davids! Gesegnet sei, der da kommt
im Namen des Herrn! Hosianna inmitten der Höchsten!« (Mat.21:9). Hosianna heißt
übrigens: Rette doch! (Ps.118:25), hatte aber den Sinn des Lobpreises der
Rettung.
Das Ausbreiten der Kleider war ein Zeichen
der Ehrerbietung und Hingabe (vgl. 2.Kön.9:13).
Der König Israels zog in Seine Hauptstadt
ein! Die Weissagung Daniels vom Kommen des Messias erfüllte sich (9:25). Die 69
Jahrsiebener waren um. Welch ein feierlicher Zug von freudevollen und jubelnden
Menschen! Die Propheten und die Heiligen von alters her hatten sich nach diesem
Tag gesehnt. Jetzt war er Wirklichkeit geworden. - So schien es. Wie wir
wissen, wird er erst beim zweiten Kommen Jesu Wirklichkeit werden. Dann wird
Israel von Herzen laut rufen: »Lobet Je! Lobet Jewe von den Himmeln, lobet Ihn
in den Höhen. Lobet Ihn, all Seine Boten, lobet Ihn, all Sein Heer!«
(Ps.148:1,2).
»Dann werden die Steine
schreien!«
Aber die Oberen des Volkes waren gegen Jesus
eingestellt. Sie wollten die Huldigung unterbinden und wandten sich deshalb an
Jesus.
»Da sagten einige Pharisäer aus der
Volksmenge zu Ihm: Lehrer, schilt Deine Jünger! .- Er antwortete ihnen jedoch:
Ich sage euch: Wenn diese stillschweigen, werden die Steine schreien!« (Verse
39+40).
Bislang wollte Jesus nicht, dass Seine Jünger
Ihn als den Messias bekannt machten. Jetzt aber, als die Entscheidung fallen
musste, sollte es öffentlich gemacht werden: Jesus ist der König Israels! -
Wenn die Jünger es nicht hinausrufen würden, so würde es dennoch ertönen, und
sei es durch die Steine. Diese sprichwörtliche Redewendung hatte der Prophet
Habakuk einst festgehalten; er schrieb: »Der Stein wehschreit aus der Mauer,
und der Sparren antwortet ihm aus dem Holzwerk des Daches« (Hab.2:11).
Angesichts der Verwerfung des Königs durch
Israel und des darauf folgenden furchtbaren Gerichts dürften die Steine auch
ein Hinweis darauf sein, dass selbst die Trümmer Jerusalems in nicht allzu ferner
Zeit bezeugen werden, dass Jesus der König Israels ist.
Jesus schluchzte über
Jerusalem
»Als Er dann nähergekommen war und die Stadt
sah, schluchzte Er über sie und sagte: Wenn doch auch du, und zwar an diesem
Tage, erkennen würdest, was zu deinem Frieden dient! Nun aber wurde es vor
deinen Augen verborgen. Denn es werden Tage über dich hereinbrechen, wenn deine
Feinde einen Wall um dich aufwerfen werden, dich umzingeln und dich von überall
her bedrängen. Sie werden dich schleifen und deine Kinder in dir zu Boden
schmettern und nicht Stein auf Stein in dir lassen, darum, weil du die Frist
deiner gnadenreichen Heimsuchung nicht erkannt hast« (Verse 41-44).
Dies alles geschah dann im Jahr 70 n. Chr.,
als die Römer am Ende der jüdischen Aufstände und des Jüdischen Krieges unter
Titus die Stadt dem Erdboden gleichmachten und der Tempel in Flammen aufging.
Jerusalem konnte die Frist seiner
gnadenreichen Heimsuchung nicht erkennen, weil Gottes in Christus Jesus
gefasster Vorsatz für den Ablauf der Äonen es nicht vorsah (Eph.3:11). Johannes
schreibt: »Sie konnten deshalb nicht glauben, weil Jesaia wiederum gesagt
hatte: Er hat ihre Augen geblendet und ihr Herz verstockt, damit sie mit den
Augen nicht wahrnehmen, noch mit dem Herzen begreifen und sich umwenden und Ich
sie heilen könnte« (Joh.12:39,40; Jes.6:10). Gott Selbst schloss sie in die
Widerspenstigkeit ein (Röm.11:32), weil Israel verworfen werden sollte, damit
den Nationen die Versöhnung zuteil werde durch das dem Apostel Paulus enthüllte
Evangelium (Röm.11:15; Gal.1:12).
Die Reinigung der
Weihestätte
»Als Er in die Weihestätte ging, begann Er,
alle hinauszutreiben, die darin verkauften und kauften, und sagte zu ihnen: Es
steht geschrieben: Mein Haus wird ein Haus des Gebets sein! Ihr aber macht es
zu einer Höhle für Wegelagerer« (Verse 45+46).
Jesus hatte vom 9. auf den 10. Nisan in
Bethanien übernachtet (Mark.11:11).
Durch Jesaia hatte Jewe von der Weihestätte
als »Meinem Haus des Gebets« gesprochen (Jes.56:7). Der Sohn Gottes hatte das
Recht, das Haus Seines Vaters zu reinigen, wie Er es auch zu Beginn Seines
Dienstes bereits einmal getan hatte (Joh.2:15). Diese Tat war zugleich ein
Hinweis auf die Scheidung der Unreinen des Volkes von den Reinen. Die Vollmacht
Jesu lässt sich auch mit dem in Maleachi 3:1-3 prophezeiten zukünftigen Kommen
des Herrn zu Seinem Tempel begründen.
Im Vorhof der Heiden verkaufte man die Tiere,
die als Opfer dargebracht werden sollten, und wechselte Geld, beides in
räuberischer, den Wegelagerern eigenen Gesinnung, weil zu überhöhten Preisen.
Die Weihestätte war also zu einer Räuberhöhle geworden, wie einst zu Jeremias
Zeiten (Jer.7:11).
Jesus lehrte täglich in
der Weihestätte
»Dann lehrte Er täglich in der Weihestätte.
Die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die Ersten des Volkes aber suchten
Ihn umzubringen, doch fanden sie keine Gelegenheit, es zu tun; denn das gesamte
Volk, das Ihn hörte, hing Ihm an« (Verse 47+48).
Vom 10. bis 12. Nisan lehrte unser Herr Jesus
Christus in der Weihestätte (Luk.20:1; 21:37,38; Mat.26:2; Mark.14:1).
Das Passahfest, der 14. Nisan, nahte (3.Mose
23:5). Die Situation spitzte sich zu. Lukas beschrieb sie trefflich.
Die Frage nach Jesu
Vollmacht
»An einem jener Tage, als Er das Volk in der
Weihestätte lehrte und das Evangelium verkündigte, traten die Hohenpriester und
Schriftgelehrten samt den Ältesten herzu und fragten Ihn: Sage uns, mit welcher
Vollmacht tust Du dies? Wer ist es, der Dir diese Vollmacht gibt? - Er
antwortete ihnen: Auch Ich werde euch ein Wort fragen, beantwortet Mir dies:
Die Taufe des Johannes, war sie vom Himmel oder von Menschen? - Sie überlegten
nun bei sich: Wenn wir sagen: vom Himmel, wird Er erwidern: Warum nun glaubtet
ihr ihm nicht? Wenn wir aber sagen: von Menschen, wird uns das gesamte Volk
steinigen; denn es ist überzeugt, dass Johannes ein Prophet war. - So
antworteten sie: Man weiß nicht, woher. - Da entgegnete ihnen Jesus: Dann sage
auch Ich euch nicht, mit welcher Vollmacht Ich dies tue« (Luk.20:1-8).
Die zahlreich herzugetretenen Oberen,
großenteils Mitglieder des Synedriums, vielleicht eine Abordnung desselben,
lauerten nur darauf, dass Jesus sage, er handele in der Vollmacht Gottes. Dies
hätten sie als Gotteslästerung aufgefasst, und dann hätten sie einen
Anklagegrund gegen Jesus gehabt. Deshalb stellten sie diese Fangfrage.
Angesichts ihrer Blindheit und ihres Hasses
sowie ihrer Verstocktheit gegenüber dem Zeugnis Johannes des Täufers, der Jesu
Weg bereitete, hatte es keinen Sinn, den Heuchlern, Menschen, die die Wahrheit
nicht lieben, eine Antwort zu geben. Zugleich aber war die Antwort Jesu sehr
deutlich; sie zeigte ihnen ihren inneren Konflikt auf, da sie im Grunde
wussten, dass Johannes von Gott gesandt war, sie es aber nicht wahrhaben wollten.
- Und was sollte das werden: Wenn Johannes von Gott wäre, dann wäre auch Jesus
von Gott. Und wenn Jesus das Sagen bekäme, hätten sie es nicht mehr; ja sie
würden als Feinde des Messias umgebracht werden (Luk.19:27; 5.Mose 18:19).
Jesus hatte die Weisen in ihrer List erhascht
(Hiob 5:13; 1.Kor.1:19; 3:19).
Das Gleichnis von den
bösen Weingärtnern
»Dann begann Er, dem Volk dieses Gleichnis zu
erzählen: Ein Mann pflanzte einen Weinberg, verpachtete ihn an Winzer und
verreiste geraume Zeit. Zur rechten Zeit schickte Er einen Sklaven zu den
Winzern, damit sie ihm seinen Anteil an der Frucht des Weinbergs gäben. Die
Winzer aber prügelten ihn und schickten ihn leer weg. Doch er fuhr fort und
sandte einen anderen Sklaven. Sie aber prügelten und entehrten auch jenen und
schickten ihn leer weg. Doch er fuhr fort und sandte noch einen dritten. Aber
auch diesen verwundeten sie und warfen ihn hinaus« (Verse 9-12).
Jeder Jude wusste aus dem Buch Jesaia, dass
Israel der von Jewe gepflanzte Weinberg ist (Jes.5:1-7; Jer.2:21; 12:10;
Ps.80:9). Sie kannten auch die Worte aus 2.Chronik 36:15 und 16: »Jewe, der
Elohim ihrer Väter, sandte durch Seine Boten zu ihnen, Sich früh aufmachend und
sendend, denn Er hatte Mitleid mit Seinem Volk und dessen Wohnstätte. Aber sie
verhöhnten die Boten Elohims, verachteten Seine Worte und verspotteten Seine
Propheten, bis der Zorn Jewes gegen Sein Volk aufstieg, bis es keine Heilung
mehr gab« (siehe auch 1.Könige 19:14; 2.Kön.17:13; Jer.7:25,26). Den Juden muss
es mithin nicht schwergefallen sein zu verstehen, dass Jesus mit den Sklaven
des Weinbergbesitzers die Propheten meinte.
Jesus nahm mehrmals Bezug auf die Verfolgung
der Propheten (Mat.5:12; 23:35,37; Luk.13:34). Und Stephanus rief etwa ein Jahr
später aus: »Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt?« (Ap.7:52).
»Da sagte der Herr des Weinbergs: Was soll
ich tun? Ich werde meinen geliebten Sohn senden, vor diesem werden sie sich
wohl ebenso wie vor mir scheuen. Als die Winzer ihn gewahrten, folgerten sie
untereinander: Dies ist der Losteilinhaber; herzu, wir wollen ihn töten, damit
das Losland unser werde! So warfen sie ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn.
Was wird nun der Herr des Weinbergs mit ihnen tun? Er wird kommen und diese
Winzer umbringen und den Weinberg anderen geben. - Da sagten die Zuhörer: Möge
das nicht geschehen!« (Verse 13-16).
Diesen Teil des Gleichnisses zu verstehen,
war schon etwas schwieriger. Wer ist der geliebte Sohn? Dieser konnte, da Gott
der Herr des Weinbergs war, nur der Sohn Gottes sein. Ob sie wohl erkannten,
dass Jesus der Sohn Gottes ist? Bei Jesu Taufe ertönte eine Stimme aus dem
Himmel: »Du bist Mein geliebter Sohn, an Dir habe Ich Mein Wohlgefallen!«
(Luk.3:22). Ob sie sich daran erinnerten? Und an Psalm 2:7: »Jewe sagt zu Mir:
Mein Sohn bist Du, heute habe Ich Dich gezeugt.«
Dass die Winzer den, der in Sein Eigentum kam
(Joh.1:11), aus dem Weinberg hinauswarfen und draußen töteten, mag ein Hinweis
darauf sein, dass Jesus außerhalb des Tores der Stadt Jerusalem leiden und sterben
wird (Heb.13:12).
Wieder hatte Jesus Seinen Tod vorausgesagt,
diesmal mit diesem Gleichnis.
Gott wird den Weinberg anderen geben, nicht
dieser Generation, sondern dem wiedergezeugten Volk Israel (Mat.21:41,43).
Der verworfene Stein
»Möge das nicht geschehen!«, hatten Jesu
Zuhörer gesagt.
»Er aber blickte sie an und sagte: Was
bedeutet denn dieses Wort, das geschrieben ist: Der Stein, den die Bauleute
verworfen haben, der wurde zum Hauptstein der Ecke -? Jeder, der auf jenen
Stein fällt, wird zerschellen; auf wen er aber fällt, den wird er wie Spreu
zerstäuben« (Verse 17+18).
Entgegen dem Willen der Zuhörer wird dies
alles so geschehen, wie der Herr es angesagt hatte.
Jesus hatte Psalm 118:22 zitiert; da heißt
es: »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der wurde zum Hauptstein der
Ecke.« Weiter lautet es dort: »Dies geschah von Jewe, es ist wunderbar in
unseren Augen.«
Petrus erklärte nicht lange danach den Oberen
des Volkes: »Dieser (Jesus) ist der Stein, der von euch, den Bauleuten,
verschmäht wird; der ist zum Hauptstein der Ecke geworden! Und in keinem
anderen ist die Rettung; denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel,
der unter Menschen gegeben worden ist, in welchem wir gerettet werden müssen«
(Ap.4:11,12).
An diesem Stein scheiden sich die Geister.
Paulus schrieb, dass Israel nicht in das Gesetz der Gerechtigkeit einläuft.
»Weshalb? Da es nicht aus Glauben, sondern aus Gesetzeswerken geschieht, stoßen
sie sich an dem Stein des Anstoßes, so wie geschrieben steht: Siehe, Ich lege
in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Felsen des Strauchelns; und wer an
Ihn glaubt, wird nicht zuschanden
werden« (Röm.9:32,33). Damit hatte Paulus auf Jesaia 28:16 zurückgegriffen: »So
spricht Jewe, mein Herr: Siehe, Ich bin der, der in Zion einen Grundstein legt,
einen geprüften Stein, einen kostbaren Eckstein als festgegründeten Grund. Der
Glaubende wird nicht fliehen (das heißt: nicht zuschanden).«
In Jesaia 8:13 und 14 ist zu lesen: »Jewe der
Heere, Ihn sollt ihr heiligen! Er sei eure Furcht, Er sei euer Schrecken. Und
Er wird euch zum Heiligtum, aber auch zum Stein des Anstoßes und zum Felsen des
Strauchelns für beide Häuser Israels, zum Klappnetz und zur Schlinge den
Bewohnern Jerusalems.«
Auch Petrus nimmt in seinem ersten Brief,
Kapitel 2, Verse 4 bis 8, darauf Bezug.
Dabei unterscheidet er zwischen denen, die glauben und daher »als lebendige
Steine zu einem geistlichen Haus, zu einem heiligen Priestertum auferbaut
werden, um geistliche Opfer darzubringen, Gott wohl annehmbar durch Jesus
Christus« und denen, »die sich an dem Wort stoßen, weil sie widerspenstig sind,
wozu sie auch gesetzt wurden.«
Sie hatten das Gleichnis
verstanden
Lukas berichtet weiter:
»Da suchten die Schriftgelehrten und
Hohenpriester zu dieser Stunde die Hände an Ihn zu legen; sie fürchteten sich
jedoch vor dem Volk; denn sie erkannten, dass Er dieses Gleichnis auf sie
bezog« (Vers 19).
Sie hatten also sehr genau verstanden, zumal
sie die heiligen Schriften kannten. Da die Liebe zur Wahrheit nicht in ihnen
war, konnten sie sich nicht aus den Fesseln ihrer Widerspenstigkeit lösen. Wir
wissen um den Hintergrund und Heilsvorsatz Gottes, wie in Römer 11:32
verzeichnet: »Gott schließt alle zusammen in Widerspenstigkeit ein, damit Er
Sich aller erbarme.« - Sie fühlten sich persönlich beleidigt und wollten Jesus
töten. Es kam aber nicht zur Tat, weil sie vor dem Volk nicht als
Prophetenmörder dastehen wollten.
Es musste alles so geschehen, damit die
Schrift erfüllt werde.
Streitfragen
um die Steuer und die Auferstehung
(Lukas 20:20-21:4)
Es waren nur noch wenige Tage bis zum
Passahfest am 14. Nisan des Jahres 32 n. Chr. (5.Mose 23:5). Die Hohenpriester
und Schriftgelehrten suchten Jesus zu töten.
Steuern für den Kaiser?
»So ließen sie Ihn scharf beobachten und
schickten Horcher aus, die heuchelten, selbst gerecht zu sein, damit sie von
Ihm ein Wort aufgreifen könnten, um Ihn dann der Oberherrschaft und Vollmacht
des Statthalters zu überantworten. Daher fragten sie Ihn: Lehrer, wir wissen, dass
Du recht redest und lehrst; denn Du hältst nichts von dem äußeren Ansehen der
Menschen, sondern lehrst den Weg Gottes in Wahrheit. Ist es erlaubt, dem Kaiser
Steuern zu geben oder nicht?« (Verse 20-22).
Wie trefflich die Heuchler doch gegenüber
Jesus die Wahrheit aussprechen konnten!
Mit ihrer Frage sodann würden sie Jesus auf
jeden Fall fangen. Sagte Er ja, stünde dies im Widerspruch zu Seiner
Verkündigung des Königreichs Israels und könnte Er nicht der Messias sein, der
ja doch die Befreiung von den Römern bringe. Alle nationalistisch gesinnten
Juden hätte Er dann gegen Sich. Sagte Er nein, würden sie Ihn wegen Widerstands
gegen die Staatsgewalt den Römern überantworten. Die Pharisäer waren zwar auch
gegen die römische Steuer, würden aber Jesu Antwort vor dem Statthalter nur
allzu gern bezeugen.
»Da Er aber ihre List bemerkte, sagte Er zu
ihnen: Was versucht ihr Mich? Zeigt Mir einen Denar! - Als sie Ihm einen
zeigten, fragte Er sie: Wessen Bild und Aufschrift hat er? - Sie antworteten:
Des Kaisers. - Dann sagte Er zu ihnen: So bezahlt nun dem Kaiser, was des
Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. - Und sie vermochten nicht, einen
Ausspruch von Ihm in Gegenwart des Volkes aufzugreifen; sie staunten nur über
Seine Antwort und schwiegen« (Verse 23-26).
»Zeigt Mir einen Denar!« - Sie trugen also
die Münze des Kaisers mit sich und erkannten damit an, dass sie dem Kaiser
verpflichtet waren.
»So bezahlt nun dem Kaiser, was des Kaisers
ist.« - Gott untergeordnet zu sein, schließt ein, den von Ihm eingesetzten
Obrigkeiten untertan zu sein. Paulus schreibt: »Jede Seele ordne sich den über
ihr stehenden Obrigkeiten unter; denn es gibt keine Obrigkeit außer von Gott.
Die vorhandenen sind also von Gott verordnet« (Röm.13:1).
»... und Gott, was Gottes ist.« - Dies
bedeutet, dass Gott die Tempelsteuer zu zahlen ist, darf aber auch im weitesten
Sinne aufgefasst werden über das Geben des Zehnten für die Leviten bis hin zur
Hingabe des ganzen Lebens zum Dienst und zur Verherrlichung Gottes.
Und die Heuchler schwiegen. So erfüllte sich
Psalm 31:18 und 19: »Beschämt werden die Frevler, und sie werden stille sein im
Ungewahrten. Verstummen werden ihre Lippen der Falschheit, die gegen den
Gerechten sprechen, frech in Stolz und Verachtung.«
Wenige Tage später bezeugten jene Männer vor
dem Statthalter Pilatus, Jesus habe verboten, dem Kaiser Steuern zu geben, weil
Er der König sei (Luk.23:2). Pilatus aber durchschaute die Aussage zu den
Steuern als unglaubwürdig und ging nicht darauf ein.
Die Frage der Sadduzäer zur
Auferstehung
»Dann traten einige der Sadduzäer herzu, die
behaupten, es gebe keine Auferstehung; sie fragten Ihn: Lehrer, Mose schreibt
uns vor: Wenn jemandes Bruder, der eine Frau hat, stirbt und dieser kinderlos
war, dann soll sein Bruder die Frau nehmen und seinem Bruder Samen erwecken. Es
waren nun sieben Brüder; der erste nahm eine Frau und starb kinderlos. Da nahm
der zweite die Frau; auch dieser starb kinderlos. Dann nahm sie der dritte und
in derselben Weise die sieben; sie alle hinterließen keine Kinder und starben.
Als letzte von allen starb auch die Frau. In der Auferstehung nun, wem von
ihnen wird sie als Frau angehören? Denn alle sieben haben sie zur Frau gehabt«
(Verse 27-33).
Die Sadduzäer, frei zu beschreiben als
liberale Theologen, leugneten nicht nur die Auferstehung, sondern auch die
Geister (himmlische Boten, Engel: Ap.23:8).
Die Vorschrift des Mose über die Schwagerehe
(oder: Leviratsehe) findet sich in 5.Mose 25:5.
Den Sadduzäern ging es mit ihrer Frage darum,
gegen Jesu Lehre von der Auferstehung der Toten darzustellen, dass es keine
Auferstehung geben könne, weil die Frau ja dann allen sieben Männern angehören
müsse, was Unsinn sei und aufzeige, dass die Auferstehung somit ebenfalls
Unsinn sein müsse. Und irgendwie werde Jesus Sich bei einer solch kniffligen
Frage schon blamieren und Sich als Messias disqualifizieren.
Die Auferstandenen
heiraten nicht mehr
»Jesus antwortete ihnen: Die Söhne dieses
Äons heiraten und werden verheiratet. Die aber für würdig geachtet werden,
jenes Äons und der Auferstehung aus den Toten teilhaftig zu werden, heiraten
dann weder, noch werden sie verheiratet. Sie können doch auch nicht mehr
sterben; denn sie sind wie die Boten und sind Söhne Gottes, weil sie Söhne der
Auferstehung sind« (Verse 34-36).
Nach Matthäus 22:29 hatte Jesus Seiner
Antwort eine wichtige Bemerkung vorangestellt, die sich alle Gläubigen zu
Herzen nehmen sollten, nämlich: »Ihr irrt, weil ihr weder mit den Schriften
vertraut seid, noch die Kraft Gottes kennt.«
Die Ehe ist eine Einrichtung für die Erde. Da
die Auferstandenen nicht sterben, müssen auch keine Nachkommen gezeugt werden.
Im kommenden Äon werden die Auferstandenen mithin nicht verheiratet sein.
Der Begriff »Auferstehung aus den Toten«
besagt, dass welche aus der Mitte der übrigen Toten, die für den Äon tot
bleiben, auferweckt werden. Dies betrifft die sich durch ihren Glauben und
Wandel dafür würdig Erweisenden. Diese Söhne der Auferstehung sind wie alle
Heiligen Söhne Gottes neben Jesus, dem Sohn Gottes. Welch eine Würde! Welch
eine Gnade!
»Söhne des lebendigen Gottes« wird man alle
Glieder des wiedergezeugten auserwählten Volkes nennen (Röm.9:26). »Ich werde
euch zum Vater sein, und ihr werdet Mir zu Söhnen und Töchtern sein, sagt der
Herr, der Allgewaltige« (2.Kor.4:18).
Heute schon sind wir Gläubigen in Christus
Jesus allesamt Söhne Gottes; das ist eine geistliche Tatsache. »Ihr seid alle
Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus«, ist in Galater 3:26 zu lesen
(siehe auch Gal.4:6; Röm.8:15).
Die Toten erwachen!
Dann kam unser Herr zum Kern der Sache:
»Dass aber die Toten erwachen, hat schon Mose
im Bericht über den Dornbusch eröffnet, als er den Herrn den Gott Abrahams, den
Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Doch ist Er kein Gott der Toten, sondern
der Gott der Lebendigen; denn Ihm leben alle. - Da antworteten einige der
Schriftgelehrten: Lehrer, Du hast trefflich geredet. - Denn sie wagten nicht
mehr, Ihn irgendetwas zu fragen« (Verse 37-40).
Da die Sadduzäer nur die fünf Bücher Mose anerkannten
und meinten, darin stehe nichts von einer Auferstehung geschrieben, und sich
nun gegenüber Jesus auf Mose bezogen hatten, antwortete Er mit einer
Begebenheit, die Mose berichtet.
Am Berg Horeb erschien dem Mose ein Bote
Jewes in einer Feuerflamme mitten aus einem Dornbusch. Jewe sagte zu Mose: »Ich
bin der Elohim deines Vaters, der Elohim Abrahams, der Elohim Isaaks und der
Elohim Jakobs« (2.Mose 3:6).
Unser Herr sprach zum Thema: »Dass aber die
Toten erwachen« (Vers 37). Er sagte somit, dass sie zur Zeit nicht wach sind,
nicht leben. Um den Zustand der Toten geht es hier aber gar nicht, sondern um
ihre Auferweckung; denn dies war es, was die Sadduzäer leugneten. Jesus bewies
die Auferstehung der Toten wie folgt: Ein Gott der Toten zu sein, ein Verfüger
über die Toten, ist nichts. Gott ist der Verfüger über die Lebenden. Wenn Gott
Sich nun Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs nennt, dann muss Er sie auferwecken,
damit sie Ihm leben. Nicht die Toten leben Ihm - sie preisen Ihn nicht (Ps.6:6;
115:17) -, sondern die Auferweckten leben zu Seiner Ehre, zu Seiner
Verherrlichung.
Jene Schriftgelehrten, die Jesus zustimmten,
waren sicherlich solche, die zu den Pharisäern hielten, welche an die
Auferstehung glaubten.
Über den Zustand der Toten gab es zwischen
den Sadduzäern und den Pharisäern keinen Streit, sagt doch die Schrift, dass
der Tod die Umkehrung des Schöpfungsprozesses (»Jewe Elohim formte den Menschen
aus Erdreich vom Boden und hauchte Lebensodem in seine Nase; und der Mensch
wurde eine lebendige Seele«; 1.Mose 2:7) und mithin Rückkehr ist: »Der Staub
kehrt zurück zur Erde, so wie er gewesen, und der Geist kehrt zu Elohim zurück,
der ihn gegeben hat« (Pred.12:7; vgl. Ps. 104:29; Hiob 34:5). Dann ist die
Seele, das Bewusstsein, nicht mehr.
Im Tod gibt es kein Bewusstsein: »Die Toten
aber wissen gar nichts (oder: erkennen nichts)« (Pred.9:5). »Sie haben für
äonisch keinen Anteil mehr an allem, was unter der Sonne geschieht« (Pred.9:6).
»Alles, was deine Hand in deiner Kraft zu tun findet, das tue. Denn es gibt
weder Tun noch Berechnung, noch Erkenntnis, noch Weisheit im Scheol, wohin du
gehst« (Pred.9:10; vgl. Ps.6:6; 115:17; 146:4; Jes.38:18; 63:16).
Unser Herr Jesus Christus verglich den
Zustand des Todes mit dem des Schlafs, als Er sagte, dass das verstorbene
Töchterlein des Jairus schlummere (Mat.9:24). Im Tiefschlaf ist dem Menschen
die Umgebung nicht bewusst. Der Prophet Daniel ruht bis zu seiner Auferstehung
(Dan.12:13). Und Hiob sehnte sich in seinem Leid nach jenem Schlaf (Hiob 3:13).
Das oben erwähnte Mädchen übrigens erwachte, als ihr Geist in ihren Körper
zurückkehrte (Luk.8:55).
Davids Sohn und Herr
»Da sagte Er zu ihnen: Wie können einige
behaupten, Christus sei Davids Sohn? Denn er, David, sagte in der Rolle der Psalmen:
Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze Dich zu Meiner Rechten, bis Ich Deine
Feinde zum Schemel Deiner Füße lege. - David nun nennt Ihn Herr; wie kann Er
dann Sein Sohn sein?« (Verse 41-44).
Keiner mehr wagte Jesus etwas zu fragen; um
sie aber über die Herrlichkeit des Messias zu belehrten, fragte Er sie nun
etwas. Sie hatten ein zu geringes Verständnis vom Messias, den viele nur als
Davids Sohn ansahen und mithin nur als einen Menschen, einen Befreier und König
Israels wie jeden anderen auch.
Der Messias muss nach dem prophetischen Wort
von David abstammen. »Jewe hat dem David die Wahrheit geschworen; Er wird Sich
nicht abwenden von ihr: Aus der Frucht deines Leibes werde Ich Einen auf deinen
Thron setzen« (Ps.132:11; vgl. 2.Sam.7:12-14; 23:5; Jes.11:1-10; Jer.23:5;
33:15; Hes.34:23,24; 1.Chron.17:11). Matthäus und Lukas führten darum den
Nachweis der Abstammung Jesu von David (Mat.1:1-17; Luk.3:23-38). Bei Seinem
Einzug in Jerusalem hatten die Gläubigen Ihn als den Sohn Davids gepriesen (Mat.21:9).
Aber nur wenige erkannten Ihn als Davids Herrn und mithin Gottes Sohn.
Möge ganz Israel erkennen: Der schlichte Mann
unter ihnen ist der von Gott gesandte Herr! Dem David hatte Gott dies bereits
aufgeschlossen. Er schrieb in Psalm 110:1: »Die Erklärung Jewes an meinen
Herrn: Setze Dich zu Meiner Rechten, bis Ich Deine Feinde zum Schemel Deiner
Füße lege.« Gott, der Vater, gab diese Erklärung dem Herrn Davids. Davids Herr
ist Gottes Sohn. Gottes Sohn ist der, der zu Seiner Rechten sitzt.
Der Messias ist der Sohn des lebendigen
Gottes. Dem Petrus wurde dies ebenfalls enthüllt, als er auf die Frage Jesu,
wer Er sei, antwortete: »Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!«
(Mat.16:16).
Wörtlich bedeuten Messias (hebr. MSchICh;
punktiert MaSchIaCh) und Christus (griech. christos) Gesalbter. Jesus ist der
von Gott Gesalbte, Bevollmächtigte, Befähigte.
Jesu Warnung vor den
Schriftgelehrten
»Als das gesamte Volk zuhörte, sagte Er zu
Seinen Jüngern: Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten, die in prächtigen
Gewändern umhergehen wollen, auf den Märkten sich gern begrüßen lassen,
Vordersitze in den Synagogen und erste Liegeplätze bei Gastmählern
beanspruchen, die Häuser der Witwen verzehren und zum Vorwand weitschweifig
beten. Diese werden ein überaus strengeres Urteil erhalten« (Verse 45-47).
Dies ist der sehr knappe Bericht des Lukas.
Matthäus gibt diese Rede Jesu ausführlich wieder (Mat.23).
Mögen die Heiligen, besonders die, die in
ausgeprägter Weise als Evangelisten, Hirten oder Lehrer tätig sind, sich von
der Eitelkeit, Geltungssucht und Habsucht der Schriftgelehrten nicht anstecken
lassen. Paulus schreibt in Bezug auf die Ältesten: »Die sündigen, überführe vor
aller Augen, damit auch die Übrigen Furcht haben« (1.Tim.5:20).
Die ungläubigen Schriftgelehrten nun - ihr
Unglaube lässt sich an ihrem Verhalten erkennen - werden vor dem großen, weißen
Thron (Off.20:12) größeren Zorn, Grimm und Druck erfahren als manche anderen
Menschen, die Übles taten (Röm.2:8,9), zumal sie den Weheruf Jesaias kennen
mussten: »Wehe denen, die frevlerische Satzungen machen, und denen, die
Mühevolles vorschreiben, um die Armen von ihrem Recht fernzuhalten und die
Elenden Meines Volkes ihres Rechts zu berauben, sodass Witwen ihre Beute werden
und sie die Waisen ausplündern« (Jes.10:1,2).
Die Gabe der armen Witwe
»Als Er dann aufblickte, sah Er die Reichen
ihre Nahegaben in den Schatzkasten werfen. Dort gewahrte Er auch eine
unbemittelte Witwe; die warf zwei Scherflein ein. Da sagte Er: Diese arme Witwe
warf mehr ein als sie alle. Denn sie alle warfen von ihrem Überfluss in die
Nahegaben Gottes ein, diese aber warf aus ihrem Mangel alles ein, was sie als
Lebensunterhalt hatte« (Luk.21:1-4).
In der Weihestätte befand sich ein
Schatzkasten, in den die Juden ihre Gaben, mit denen sie sich Gott zu nahen suchten (oder: Schenkungen),
einwarfen. Die Gaben dienten dem Unterhalt der Weihestätte und ihrer
Gerätschaften, der Ausstattung der Priester und Leviten für ihren Dienst sowie
dem Kauf der Tiere für die regelmäßigen Opfer morgens und abends sowie zu den
Festtagen.
Im deutlichen Gegensatz zu dem gerade von
Jesus kritisierten Verhalten der Schriftgelehrten stand die Gesinnung der armen
Witwe, die nun in den Vorhof der Frauen eintrat. Dem Talmud (der Unterweisung
durch die Gesetzeslehrer) zufolge stand der Schatzkasten dort.
Die Witwe warf nur zwei Scherflein ein, zwei
Lepta; ein Lepta war die kleinste griechische Kupfermünze. Es war all ihr Geld.
Der Herr wusste dies, weil Ihm bekannt war, was in einem jeden Menschen ist
(Joh.2:25).
Hier zeigte sich, wer Jewe, den Elohim
Israel, wirklich liebte. Ihr Vertrauen auf Gott war größer als ihre Sorge um
ihren Lebensunterhalt. Sie brachte tatsächlich ein Opfer, während die anderen
von ihrem Überfluss gaben.
In Gottes Augen bemisst sich der Wert einer
Spende nicht nach dem objektiven Betrag, sondern nach ihrem Verhältnis zur
persönlichen Situation des Gebers und nach der Herzenseinstellung. »Jewe sieht
das Herz an« (1.Sam.16:7). Den freudigen Geber hat Gott lieb (2.Kor.9:7).
Die Tat der Witwe entsprach genau dem, was
Jesus Seinen Jüngern nahegelegt hatte: »Seid nicht besorgt für eure Seele (also
was ihr essen möget) noch für euren Körper (was ihr anziehen sollt). Denn die
Seele ist mehr als die Nahrung und der Körper mehr als die Kleidung. Betrachtet
die Raben: sie säen nicht, noch ernten sie, sie haben keine Kammer und keine
Scheune, und Gott nährt sie doch. Um wie viel mehr überragt ihr nun die
Flügler!« (Luk.12:22-24).
Der Glaube der Witwe war dem Evangelium vom
nahe herbeigekommenen Königreich gemäß (Mark.1:15) und rechnete daher mit den
Kräften des zukünftigen Äons (Heb.6:5), mit den Wundern des Königreichs, wie
denn unser Herr des Weiteren verheißen hatte: »Daher sucht auch ihr nicht, was
ihr essen und was ihr trinken sollt, und seid nicht ängstlich besorgt. ... Euer
Vater weiß doch, dass ihr all dieser Dinge bedürft. Suchet indessen das
Königreich Gottes, und man wird euch dies alles hinzufügen« (Luk.12:29-31).
Für uns heute schreibt der Apostel Paulus zu
diesem Thema: »Wenn die Eifrigkeit vorliegt, ist die Gabe wohlannehmbar, nach
dem Maß, was jeder hat, und nicht nach dem, was er nicht hat. Also denn nicht
so, dass andere Entspannung haben, ihr aber Bedrängnis, sondern zum Ausgleich
soll bei der jetzigen Gelegenheit eure Überfülle den Mangel jener ausgleichen,
sodass ein andermal die Überfülle jener eine Hilfe für euren Mangel werde,
damit ein Ausgleich stattfindet« (2.Kor.8:12-14).
Jesu große Rede über die
Zukunft
(Lukas 21:5-38)
»Als einige von der Weihestätte sagten, dass
sie mit schönen Steinen und Widmungen geschmückt sei, entgegnete Er: Das, was
ihr schaut - es werden Tage kommen, an denen hier nicht Stein auf Stein
gelassen wird, den man nicht abbrechen wird« (Verse 5+6).
Die Weihestätte - sie umfasste den
eigentlichen Tempel, der aus dem Heiligen und dem Allerheiligsten bestand, und
des Weiteren all die Höfe (Vorhöfe), Hallen und Nebengebäude - welch ein
prächtiges Bauwerk!
Jesus hatte gerade zuvor gesagt, dass dieses
Haus öde gelassen werde (Mat.23:38). So mussten sich die Jünger fragen: Dieses
herrliche Gebäude, in dem der Name Jewes, des Elohims Israels, wohnt - sollte
es nicht für immer bestehen bleiben? Und sie zeigten auf die Weihestätte und
priesen ihre Pracht (Mat.24:1; Mark.13:1).
Jesu Antwort war ernüchternd: Kein Stein wird
auf dem anderen bleiben! Erinnerten sie sich denn nicht daran, dass Gott wegen
der Bosheit des Volkes bereits den Tempel Salomos im Jahr 587 v. Chr. durch die
Chaldäer hatte zerstören lassen (1.Kön.9:6-9; Jer.7:14; Micha 3:12)?
Dies würde alsbald wieder geschehen, nicht
nur dass Jerusalem in Trümmer gelegt wird, wie der Herr es in diesen Tagen
gesagt hatte, weil Israel die Frist seiner gnadenreichen Heimsuchung durch
Jesus nicht erkannt hatte (Luk.19:44), sondern auch die Weihestätte.
Die große Rede Jesu umfasst die gesamte
Zukunft von jenem Jahr
32
n. Chr. an bis in die Endzeit, den letzten Jahrsiebener der für Israel
abgetrennten siebzig Jahrsiebener (Dan.9:24), hinein und bis zur Wiederkunft
Jesu zu Seinem Volk Israel.
Manches ist inzwischen schon einmal geschehen
und wird in ähnlicher Weise nochmals geschehen: einmal in der nahen Zukunft bis
zur Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. und ein andermal in ferner (heute
nicht mehr fernen) Zukunft der siebenjährigen Endzeit. Wie sagt der Prediger?:
»Was ist das, was war? Es ist das, was wieder sein wird. Und was ist das, was
getan wurde? Es ist das, was wieder getan wird. Und es gibt es nichts ganz
Neues unter der Sonne« (Pred.1:9).
Jesus sprach von der Eroberung und Zerstörung
Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 n. Chr. Jerusalem wird aber auch in der
Endzeit wieder erobert werden, wobei allerdings nur die Hälfte der Bewohner in
die Gefangenschaft weggeführt wird (Sach.14:2).
Die große Endzeitrede des Herrn ist auch in
Matthäus 24 und Markus 13 verzeichnet; Lukas berichtet darüber hinaus weitere
Einzelheiten der Rede.
Wann wird dies
geschehen?
»Da fragten sie Ihn: Lehrer, wann wird das
nun sein, und welches ist das Zeichen, wenn dieses Geschehen bevorsteht? - Er
aber antwortete: Hütet euch, damit ihr nicht irregeführt werdet! Denn viele
werden in Meinem Namen kommen und sagen: Ich bin es! - und: Der Zeitpunkt hat
sich genaht! - Geht ihnen nicht nach! Wenn ihr aber von Schlachten und Aufruhr
hört, erschreckt nicht; denn das muss zuerst geschehen, jedoch ist es nicht
sofort die Vollendung« (Verse 7-9).
Die Frage nach dem Zeitpunkt beantwortete der
Herr nicht; die Jünger sollten ihn nicht wissen, damit sie nicht entmutigt
würden. »Euch steht es nicht zu, die Zeiten oder Fristen zu erfahren, die der
Vater in eigener Vollmacht festgesetzt hat«, sagte Jesus kurz vor Seiner
Himmelfahrt (Ap.1:7).
Er nannte aber einige Zeichen. Da werden sich
Irreführer einfinden und behaupten, im Namen Jesu zu kommen oder sogar selbst
der Messias zu sein; sie werden sagen, das Königreich sei ganz nahe und man
habe alles aufzugeben und ihnen zu folgen. Vor denen sollen sich die Jünger
hüten. Dementsprechend warnte auch der Apostel Johannes: »Geliebte, glaubt
nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele
falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen« (1.Joh.4:1).
In den Jahrzehnten vor dem Jüdischen Krieg
sollen viele falsche Christusse in Israel aufgetreten sein. In der Endzeit
werden die falschen Heilande und Propheten sogar große Zeichen geben und Wunder
tun (Mat.24:24). Schließlich wird der größte der falschen Propheten die ganze
Menschheit veranlassen, das Bild des wilden Tieres anzubeten (Off.13:15). Und
der Reiter auf dem weißen Pferd, der Antichristus, wird der Welt als der
Messias erscheinen (Off.6:1).
Von Schlachten und Aufruhren werden die
Jünger hören. In der Zeit vor dem von 66 bis 70 n. Chr. wütenden Jüdischen
Krieg gab es mancherlei Konflikte der Juden mit den Römern und Aufstände gegen
sie. Gegen die Endzeit hin werden sie die Kriegszüge des Königs des Nordlands
und die des Königs des Südlands beobachten (Dan.11:5-19).
Aber alle diese entsetzlichen Ereignisse
sollen die Jünger nicht in Schrecken versetzen, weil alles so geschehen muss
nach dem weisen Ratschluss ihres alles bewirkenden Gottes und Vaters
(Eph.1:11); alles dient Seinen Zielen.
Erdbeben und Hungersnöte
»Dann sagte Er zu ihnen: Es wird Nation gegen
Nation und Königreich gegen Königreich erweckt werden; auch werden große
Erdbeben und stellenweise Hungersnöte und Seuchen sein; furchtbare Dinge und
auch große Zeichen vom Himmel werden sein« (Verse 10+11).
Nach Matthäus 24:8 ist dies alles erst der
Anfang der Wehen. Zwar gab es in den Jahren bis 70 n. Chr. auch Erdbeben (in
Kleinasien und Kampanien), und unter Kaiser Klaudius (41-54 n. Chr.) herrschte
(wohl in den ersten Jahren seiner Regierung) eine große Hungersnot (Ap.11:28) -
diese Zeichen: Kriege, Erdbeben, Hungersnot und die darauf folgenden Seuchen
sowie Veränderungen am Himmel werden aber erst in der Endzeit massiv geschehen
und den Jüngern - weil sie ihnen angesagt waren - zum Zuspruch dienen und sie
zum Ausharren veranlassen. Die Kriege kommen nach der Öffnung des zweiten
Siegels (Off.6:3,4), die Hungersnöte unter dem dritten Siegel (Off.6:5,6) und
die Seuchen unter dem vierten Siegel über die Welt (Off.6:7,8). Die Zeichen am
Himmel werden auch in Joel 3:3,4, in Matthäus 24:30 und im Buch der Enthüllung
erwähnt und näher beschrieben (Off.6:12,14; 12:1,3; 14:6; 15:1).
Verfolgungen
Dann kündigte der Herr Jesus Christus
Verfolgungen für die Jünger an. Die Gläubigen werden im gegenwärtigen bösen Äon
(Gal.1:4) zwar grundsätzlich verfolgt, so wie geschrieben steht: »Deinetwegen werden
wir den ganzen Tag zu Tode gebracht, wie zu den Schlachtschafen werden wir
gerechnet« (Röm.8:36), weil wir einen anderen Geist als die Welt haben und der
Satan in den Söhnen der Widerspenstigkeit wirkt (Eph.2:2), in den sich
zuspitzenden Zeiten wird man die Heiligen aber ganz besonders bedrängen - ihnen
zum Zeichen für die nahe Wiederkunft ihres Herrn und Retters.
»Schon vor diesem allen werden sie ihre Hände
an euch legen, euch verfolgen und an die Synagogen und Gefängnisse
überantworten, und ihr werdet abgeführt werden vor Könige und Regierende wegen
meines Namens. Das wird euch aber Gelegenheit zum Zeugnis bieten. Daher nehmt
es euch in euren Herzen vor, nicht für eure Verteidigung vorzusorgen; denn ich
werde euch Worte in den Mund und Weisheit geben, denen alle, die euch
widerstreben, nicht werden widerstehen oder widersprechen können. Ihr werdet
aber auch von Eltern und Brüdern, Verwandten und Freunden überantwortet werden,
und man wird einige von euch zu Tode bringen. ja, ihr werdet um Meines Namens
willen von allen gehasst werden. Aber keinesfalls soll ein Haar von eurem Haupt
verloren gehen. Durch euer Ausharren werdet ihr eure Seelen erwerben« (Verse
12-19).
In diesem Äon - damals zur Zeit der
Apostelgeschichte und erst recht in der Endzeit - werden den Gläubigen noch
viele Haare ausgerauft werden, und viele werden umgebracht werden, aber ihre
Seele, das heißt ihr Bewusstsein, womit praktisch sie selbst gemeint sind, wird
die Herrlichkeiten des zukünftigen Äons und Königreichs genießen; kein Haar
wird ihnen dann fehlen. Alle, die dem Herrn treu bleiben und ausharren bis zur
Vollendung (Mark.13:13), werden das äonische Leben erlangen.
Und wenn die Jünger abgeführt und vor Gericht
gestellt werden, wird der Herr ihnen in den Kräften des zukünftigen Äons
(Heb.6:5) die trefflichen Worte in den Mund legen. Durch Seinen heiligen Geist
wird Er die Seinen zur selben Stunde lehren, was sie sagen müssen (Luk.12:12).
So wird zum Beispiel berichtet, dass Petrus, »mit heiligem Geist erfüllt«, zu
den Rechenschaft fordernden Oberen des Volkes sprach (Ap.4:8). Der Herr lässt
die Treuen nicht ohne Beistand und Zuspruch.
Zum Zuspruch wird den Jüngern des Weiteren
ihr Wissen sein, dass ihnen all die Drangsale um des Namens Jesu willen
widerfahren. Der Hass der Welt gegen sie ist Ausdruck des Hasses gegen ihren
Herrn (Mat.10:22; 24:9; Joh.15:21; Ap.5:41).
Jerusalem von Heerlagern
umzingelt
Der Herr setzte Seine Rede fort:
»Wenn ihr Jerusalem von Heerlagern umzingelt
seht, dann erkennt, dass sich seine Verödung genaht hat. Dann sollen die in
Judäa in die Berge fliehen, die mitten in der Stadt sollen aus ihr weichen, und
die auf dem Land sollen nicht in sie hineingehen; denn dies sind Tage der
Rache, damit alles, was geschrieben ist, erfüllt werde. Wehe aber den
Schwangeren und Stillenden in jenen Tagen! Denn im Land wird große Not sein und
Zorn über diesem Volk« (Verse 20-23).
Im Jüdischen Krieg, endend mit der Zerstörung
Jerusalems und der Weihestätte, war die Stadt von gewaltigen Heerlagern
eingeschlossen. Dies wird wieder geschehen: »Die Stadt und das Heiligtum werden
mit dem Kommen des anderen Beherrschers (des Antichristusses) zerstört werden«
(Dan.9:26). »Armeen von ihm werden dastehen und das Heiligtum, die Hochburg,
entweihen, das beständige Ritual abschaffen und den Gräuel der Verödung
aufstellen« (Dan.11:31). Der Gräuel der Verödung ist das sprechende Standbild
des wilden Tieres (Off.13:13) in dem des jüdischen Rituals entleerten und
mithin verödeten Tempel.
Die Gläubigen sollen in höchster Eile fliehen
und noch nicht einmal in ihr Haus zurückkehren, um etwas mitzunehmen
(Mat.24:17); der Herr wird sie in der Wildnis der Berge Judas dreieinhalb Jahre
ernähren (Off.12:6,14). Während des Jüdischen Krieges verließen die Jünger die
Stadt und Judäa im Jahr 67 n. Chr. und flohen nach Pella im Ostjordanland.
In der Endzeit, der Frist der Rache Jewes
(Jer.51:6), wird der Zorn Gottes über das Volk Israel wegen all seiner Bosheit
kommen. »Siehe! Der Tag Jewes kommt, grausam mit Ingrimm und Zorneshitze, um das
Erdland zur Öde zu machen, und seine Sünder vertilgt Er von ihm weg. ...
Deshalb will Ich die Himmel erschüttern, und das Erdland erbebt weg von seiner
Stätte bei dem Ingrimm Jewes der Heere und am Tag Seiner Zorneshitze«
(Jes.13:9,13).
Lukas berichtet den Abschnitt der Verse 20
bis 23 der Rede Jesu eher unter dem Aspekt des Zorns Gottes über Israel im
ersten Jahrhundert n. Chr.; wie denn auch Paulus schreibt: »Uns verwehren sie
(die Juden), zu den Nationen zu sprechen, dass diese gerettet werden, und machen
so allezeit ihr Sündenmaß voll. Es kommt aber der Zorn, der zum Abschluss
führt, schon im Voraus über sie« (1.Thess.2:16).
Unter alle Nationen
zerstreut
Wir lesen weiter:
»Sie werden durch des Schwertes Schneide
fallen und unter alle Nationen gefangen weggeführt werden« (Vers 24 a).
Dies geschah im Jahr 70 n. Chr.
Mose hatte es ebenfalls angesagt: »Jewe wird
dich unter alle Völker zerstreuen von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende
der Erde« (5.Mose 28:64).
»Und Jerusalem wird von den Nationen getreten
werden, bis die Fristen der Nationen erfüllt sind« (Vers 24 b).
Wann begannen die Fristen der Nationen? Sie
begannen mit König Nebukadnezar II von Babel, der von 606 bis 562 v. Chr.
regierte. Er ist das im Traum geschaute Haupt aus Gold des Standbildes
(Dan.2:32), wie Daniel es dem König ansagte: »Du, o König, bist der König der
Könige, da dir der Elah der Himmel ein sicher geschütztes Königreich, dazu
Macht, Verherrlichung und Würde gewährt hat. An jedem Ort, wo Söhne der
Menschen weilen, das Wildgetier des Feldes, die Flügler der Himmel und die
Fische des Meeres: Er hat sie in deine Hand gegeben. Er gibt dir Vollmacht über
sie alle: Du bist es, das Haupt aus Gold« (Dan.2:37,38).
Die Macht über alle Nationen, die Israel
verheißen war (5.Mose 28:1,13), gab Gott dem Nebukadnezar. Die priesterliche
Obergewalt und Vermittlerrolle aber blieb noch bei Israel. Sie bauten den
Tempel wieder auf. Mit ihrer Verwerfung verloren sie auch diese (Röm.11:15).
Wann enden die Fristen der Nationen? Mit dem
Ende des gegenwärtigen bösen Äons. Der letzte Zeitabschnitt der Zertretung
Jerusalems ist die zweite Hälfte des letzten Jahrsiebeners, von der es heißt:
»Und die heilige Stadt werden sie (die Nationen) 42 Monate lang treten«
(Off.11:2; siehe auch Sach.14:2). Mit der Wiederkunft Jesu Christi zu Seinem
Volk wird das königliche und priesterliche Volk Israel die politische und die
zur Gottesverehrung führende Herrschaft über die Erde übernehmen.
Zeichen an Sonne, Mond
und Gestirnen
Dann gab der Herr Seinen Jüngern weitere
Zeichen an, und zwar solche, die Seinem zweiten Kommen vorausgehen:
»Dann werden Zeichen an Sonne, Mond und den
Gestirnen sein, und auf der Erde wird Beklemmung der Nationen vor Ratlosigkeit
beim Brausen des Meeres und bei der Erschütterung sein, wobei die Menschen in
Furcht und Vorahnung vor dem erstarren, was über die Wohnerde kommt; denn die
Mächte der Himmel werden erschüttert werden. Dann wird man den Sohn des
Menschen in einer Wolke mit Macht und großer Herrlichkeit kommen sehen. - Wenn
aber dies zu geschehen beginnt, dann richtet euch empor und erhebt eure
Häupter, weil eure Freilösung naht« (Verse 25-28).
Unter dem »Brausen des Meeres« wird man hier
nicht das Völkermeer verstehen, zumal es schon immer hin- und her wogte; und
bei den »Mächten der Himmel« wird man nicht an geistliche Mächte denken (wenn
diese auch beteiligt sind). Alle diese Beben und hohen Wellen, die
Verfinsterung der Sonne und des Mondes oder dass der Mond blutrot wird und die
Sterne auf die Erde fallen (Off.6:12,13; Joel 2:10), sind extrem
außerordentliche irdische und kosmische Naturereignisse. Die Menschen werden
ahnen, dass geistliche Mächte dahinterstehen, ja im Grunde wissen, dass der Tag
des Zorns des Lämmleins gekommen ist (Off.6:17). Es ist die Zeit des sechsten
Siegels in der zweiten Hälfte des letzten Jahrsiebeners (Off.6:12-17; Jes.34:4;
Joel 3:3,4).
Und dann wird der Herr und König Jesus
Christus mit großer Macht und Herrlichkeit wiederkommen (Mat.24:30),wie auch in
Daniel 7:13,14 angesagt: »Siehe, da kam mit den Wolken der Himmel einer wie
eines Sterblichen Sohn; Er kam zu dem Verfüger über Tage und wurde nahe zu Ihm
gebracht. Dann wurde Ihm Vollmacht, Würde und ein Königreich gewährt, und alle
Völker, Stämme und Zungen sollen Ihm dienen; Seine Vollmacht, eine äonische
Vollmacht, wird (für die Äonen) nicht vergehen, und Sein Königreich wird
(räumlich) unbegrenzt sein.«
In all den Nöten und Drangsalen zuvor aber
dürfen die Gläubigen ihre Häupter erheben, weil sie wissen, dass ihre
Freilösung naht. Freilösung (griech. apolytrõsis) ist mehr als eine schlichte
Erlösung (griech. lytrõsis ), nämlich eine völlige und unverrückbare Befreiung
aufgrund der Herrschaft des Messias für die Äonen.
Der Menschheit wird der Atem vor Furcht stocken,
die Jünger Jesu aber werden voller Zuversicht und Vorfreude sein.
Was uns betrifft, die Glieder der
Leibesgemeinde (Eph.1:22,23) - wir werden vor der Zeit des Zorns zu unserem
Herrn und Haupt hin entrückt (Röm.5:9;
1.Thess.1:10; 4:17; 5:9).
Dann ist das Königreich
nahe
»Weiter erzählte Er ihnen ein Gleichnis: Seht
den Feigenbaum und all die anderen Bäume an. Wenn sie bereits knospen und ihr
dies erblickt, dann erkennt ihr von selbst, dass der Sommer schon nahe ist. So
auch ihr: wenn ihr dies alles eintreffen seht, dann erkennt daran, dass das
Königreich Gottes nahe ist« (Verse 29-31).
In der Endzeit werden die Jünger völlige
Gewissheit über die Nähe des Königreichs haben, ebenso wie der zuerst
sprossende Feigenbaum ein sicherer Vorbote des Frühlings ist; und zusammen mit
all den anderen Bäumen kündigt er auch den Sommer an.
Der Feigenbaum ist ein Symbol für Israel,
insbesondere für Sicherheit, Frieden und den Schutz unter einer gerechten
Regierung (1.Kön.5:5; Jer.8:13; 24; Hos.9:10; Micha 4:4; Sach.3:10).
Ob Israel wohl heute schon, im Jahr 2010,
knospt? Nach der Entrückung der gegenwärtigen, aus Juden und Nichtjuden
bestehenden Gemeinde wird Sich unser Herr wieder Seinem Volk zuwenden, das
Licht der Erkenntnis Gottes entzünden und Glauben wecken. Noch ist Israel
verworfen (Röm.11:15). Ohne Geist Gottes kein Knospen! Mögen viele der in der
Endzeit gläubigen Juden zu den Überwindern gehören (Off.2:7,11,17,26), damit
sie das Königreich aber auch tatsächlich erlangen!
Keinesfalls sollte diese
Generation vergehen
»Wahrlich, Ich sage euch: Keinesfalls sollte
diese Generation vergehen, bis dies alles geschehen ist« (Vers 32).
Wenn manche Übersetzungen hier schreiben:
»Diese Generation wird nicht vergehen ...«, so lassen sie unseren Herrn etwas
sagen, was sich nicht erfüllte. Jesu Generation, das heißt die Erwachsenen
Seiner Zeit, Seine Altersstufe im weiteren Sinn, verging.
Abgesehen davon, dass das Wort »vergehen« in
der Möglichkeitsform steht, bietet die kleine griechische Partikel »an« den
Schlüssel zur Lösung. Sie bedeutet etwa »gleichsam«, »wohl« und bezeichnet eine
Möglichkeit, die von gewissen Umständen abhängt, und wird, wenn sie in
Verbindung mit einem Verb steht, durch Modalverben, wie »möge«, »hätte«,
»würde« oder »sollte«, wiedergegeben.
Deshalb ist folgender Gedanke auszudrücken:
Das Verheißene hätte geschehen sollen, wenn Israel die Voraussetzungen erfüllt
und den Messias angenommen hätte. Mithin ist zu übersetzen: »Diese Generation
sollte nicht vergehen«. Unser Herr Jesus Christus wusste genau, dass nicht Sein
Königreich, sondern Sein Kreuz aufgerichtet werden würde. Und so drückte Er
Sich wahrheitsgemäß aus. Ein kleines Wort von nur zwei Buchstaben aus Seinem
Mund gibt uns volle Klarheit.
Meine Worte vergehen
nicht
»Der Himmel und die Erde werden vergehen,
aber Meine Worte werden keinesfalls vergehen« (Vers 33).
Mit diesem Wort bekräftigte Jesus die
Glaubwürdigkeit Seiner Rede.
Dieser Himmel und diese Erde werden nach der tausendjährigen
Regentschaft Jesu vergeben (Jes.51:6; Ps.102:27; Heb.1:11; 2.Pet.3:7,10,12;
Off.20:11). »Doch das Wort unseres Elohim besteht für äonisch« (Jes.40:8;
Ps.119:89). Sein Wort wird sich erfüllen. »Er (Jewe) spricht, und es geschieht,
Er gebietet, und es steht da« (Ps.33:9).
Für den letzten Äon dann sah der Apostel
Johannes einen neuen Himmel und eine neue Erde (Off.21:1; 2.Pet.3:13).
Ermahnung zur
Wachsamkeit
Der Herr schloss seine Rede mit einer
wichtigen Ermahnung:
»Gebt auf euch selbst Acht, damit eure Herzen
nicht etwa durch trunkenen Taumel und Rausch oder durch Sorgen um die
Lebensbedürfnisse beschwert werden und jener Tag unvermutet wie eine Falle vor
euch stehe; denn er wird über alle hereinbrechen, die auf dem Angesicht der gesamten
Erde ihren Wohnsitz haben. Daher wachet, bei jeder Gelegenheit flehend, damit
ihr imstande seid, diesem allen, was zukünftig geschehen soll, zu entrinnen und
vor den Sohn des Menschen gestellt zu werden« (Verse 34-36).
Gebt auf euch selbst Acht, wachet und flehet!
Dies sind die Schwerpunkte der Ermahnung. Wer nicht auf sich selbst achtet,
indem er sich in seiner Lebensführung ablenken lässt, weg vom Wort Gottes -,
wer nicht wacht, also nicht aufpasst, was die Zeichen der Zeit sagen, und nicht
ständig bereit ist - sprungbereit -, den Messias zu empfangen-, wer nicht bei
jeder Gelegenheit bittet, in den Drangsalen standhaft zu bleiben, den werden
die Ereignisse überrollen. Die Treuen aber werden fest stehen und ausharren
(Off.14:12).
Ganz anders verhält es sich bei uns, der
Leibesgemeinde, nach dem Evangelium des Apostels Paulus: Wir sind und bleiben
und werden allein in der Gnade gerettet (Eph.2:8), ob wir wachen oder
schlummern (1.Thess.5:10).
So lehrte Jesus die Tage
über
Das Kapitel 21 schließt mit den Versen 37 und
38:
»So lehrte Er die Tage über in der
Weihestätte, doch des Nachts ging Er hinaus und nächtigte auf dem Berg, der
Ölberg heißt. Frühmorgens aber kam das gesamte Volk zu Ihm in die Weihestätte,
um Ihn zu hören.«
Es ist durchaus anzunehmen, dass unser Herr
in Bethanien nächtigte (Mark.11:11). Die Menge hörte Ihn gern und machte sich
deshalb schon früh auf.
Diese allgemeine Bemerkung des Lukas markiert
zugleich das Ende der öffentlichen Verkündigung Jesu. Das Passahfest nahte und
damit Jesu Leiden und Sterben.
Das Passahmahl Jesu
(Lukas 22:1-53)
»Nun nahte das Fest der ungesäuerten Brote,
das Passah genannt wird« (Vers 1).
Das Passahlamm war am 14. Nisan zu essen (3.
Mose 23:5). Am
15.
Nisan war das Fest der ungesäuerten Brote; sieben Tage lang, also vom 15. bis
21. Nisan, aßen die Juden ungesäuerte Brote zur Erinnerung an ihren Auszug aus
Ägypten (3.Mose 23:6).
Man nannte das Fest der ungesäuerten Brote
aber auch Passah und schloss zugleich den Begriff »Passah« in das siebentätige
Fest ein, weil schon am Passahtag alles Gesäuerte aus den Häusern entfernt
werden musste (2.Mose 12:15). Wenn in 2.Mose 12:15, Matthäus 26:17 und Markus
14:12 vom ersten Tag des Festes die Rede ist, ist mithin praktisch der
Passahtag gemeint, der Tag vor dem Fest.
Unser Herr zog übrigens das Passahmahl um
einen Tag vor (Joh.13:1), wie auch viele andere Juden, weil die Schlachtung der
vielen Lämmer nicht an einem Tag vollzogen werden konnte, weshalb auch die
außerhalb Jerusalems Wohnenden das Passah vorher aßen.
Wir schreiben das Jahr 32 n. Chr.
Die Verratsabsicht des
Judas
»Da suchten die Hohenpriester und
Schriftgelehrten, wie sie Ihn hinrichten lassen könnten; denn sie fürchteten das
Volk. Es fuhr aber Satan in Judas,. der Iskariot heißt und aus der Zahl der
Zwölf war. Der ging hin und besprach sich mit den Hohenpriestern und ihren
Hauptleuten, wie er Ihn ihnen verraten sollte. Hierüber freuten sie sich und
kamen mit ihm überein, ihm Geld zu geben. Er stimmte zu und suchte eine
günstige Gelegenheit, um Ihn ihnen ohne Wissen der Volksmenge zu verraten«
(Verse 2-6).
Das Problem für die Oberen war, Jesus
unauffällig gefangen zu nehmen. Judas Iskariot wollte eine günstige Gelegenheit
dafür ausfindig machen. »Der Iskariote« mag »Mann aus Karioth«, einem Ort in
Juda, oder »Mann der Landstädte« bedeuten. Die Motive des Judas sind uns nicht
bekannt; vielleicht war er mit Jesus unzufrieden, vielleicht lag es an seiner
Geldgier (Joh.12:6), vielleicht wusste er selbst nicht so recht, was ihn trieb.
Auf jeden Fall muss es ihm am Glauben gemangelt haben, was der Satan ausnutzte.
Ohne die Besessenheit durch den Satan hätte Judas es allerdings nicht getan. Zu
diesem Zweck aber - dem des Verrats - hatte Jesus ihn als Apostel auserwählt
(Luk.6:13; Joh.6:70; 13:18).
Die Vorbereitung des
Passahmahls
»Als der Tag der ungesäuerten Brote kam, an
dem man das Passah opfern musste, schickte Er Petrus und Johannes aus und
sagte: Geht hin und bereitet uns das Passah, damit wir es essen. - Sie fragten
Ihn: Wo willst Du das Passah essen? Wo sollen wir es bereiten? - Da antwortete
Er ihnen: Siehe, wenn ihr in die Stadt hineinkommt, wird euch ein Mann
begegnen, der einen Topf Wasser trägt; folgt ihm in das Haus, in das er
hineingeht, redet mit dem Hausherrn jenes Hauses und sagt: Der Lehrer lässt
dich fragen: Wo ist Mein Gastzimmer, wo Ich das Passah mit Meinen Jüngern essen
kann? Dann wird jener euch einen großen Söller mit ausgebreiteten Polstern
zeigen, dort bereitet das Mahl. - Da gingen sie hin und fanden alles so, wie Er
es ihnen angesagt hatte, und bereiteten das Passah« (Verse 7-13).
Der Tag, der da nahe gekommen war, war in
diesem Fall der vorgezogene Passahtag, also der 13. Nisan. Als unser Herr Seine
Jünger aussandte, ging der 12. Nisan mit dem Abend um 18 Uhr zu Ende. Das Mahl
dann fand am Abend (Mat.26:20; Mark.14:17) des 13. Nisan statt, der um 18 Uhr
begonnen hatte, nicht am 14. Nisan, zumal die vielen Ereignisse aus zeitlichen
Gründen gar nicht alle am 14. geschehen konnten. Die Vorziehung war legitim, da
der Neumond meist vor dem für einen oder zwei Tage später festgesetzten 1.
Nisan lag. Das Mahl fand »vor dem Passahfest« (Joh.13:1), also nicht am 14.,
sondern am 13. Nisan statt.
Jesus hatte den zwei ausgesandten Aposteln
alles, was sie vorfinden würden, mit prophetischem Blick angesagt. Ein
wassertragender Mann war eine Seltenheit und mithin ein deutliches Zeichen. Und
ein Gastzimmer im überfüllten Jerusalem zu finden, war ein Wunder. Der Hausherr
war sicherlich ein Jünger.
Erst im Königreich wird
Jesus das Passah wieder essen
»Als die Stunde gekommen war, ließ Er Sich
nieder und die zwölf Apostel mit Ihm. Dann sagte Er zu ihnen: Sehnlich verlangt
es Mich, dieses Passah vor Meinem Leiden mit euch zu essen; denn Ich sage euch:
Ich werde keinesfalls davon essen, bis es im Königreich Gottes erfüllt werde. -
Dann ließ Er Sich den Becher reichen, dankte und sagte: Nehmt diesen und teilt
ihn unter euch; denn Ich sage euch: Ich werde von nun an keinesfalls vom Ertrag
des Weinstocks trinken, bis das Königreich kommt« (Verse 14-18).
Sehnlich verlangte unser Herr nach diesem
Passahmahl in der Gemeinschaft Seiner Apostel, die Er liebte und um die Er Sich
dreieinhalb Jahre gemüht hatte. Er sprach von Seinem Leiden; das Königreich
würde später kommen. Eine ernste Stille wird sich über die Versammelten gelegt
haben.
An sich ist das Passah eine Freude. Wein ist
das Symbol der Freude. Wein erfreut das Herz des Sterblichen, und Brot labt es,
heißt es in Psalm 104:15. Das Passah drückt die Freude über die Befreiung aus
Ägypten aus und ist eine Vorschattung auf das Hochzeitsmahl zwischen dem
Bräutigam Jesus und der Braut Israel im Königreich (Off.3:20; 19:9), wenn es in
vollendeter Weise gefeiert wird, weil die Juden von wirklich allem Bedrückenden
befreit sein werden. Dann erst werden sie in die Sabbatruhe, in das Feiern
Gottes eingehen (Heb.4:9,10).
Die Einsetzungsworte
»Darauf nahm Er Brot, dankte, brach es, gab
es ihnen und sagte: Nehmt! Dieses ist Mein Körper, der für euch gegeben wird;
dies tut zu Meinem Gedächtnis! - In derselben Weise nahm Er auch den Becher
nach dem Mahl und sagte: Dieser Becher ist der neue Bund in Meinem Blut, das
für euch vergossen wird« (Verse 19+20).
Mit diesen Worten konzentrierte der Herr das
Passah auf Seine Person. Wahre Labsal und Freude liegen nicht in Brot und Wein
oder der Erinnerung an die Befreiung aus Ägypten, sondern in Jesu Dahingabe als
Opfer für die Sünden, damit Sünde und Tod abgetan würden und Fristen der Erfrischung
kommen mögen (Ap.3:20). Er ist das wahre Passahlamm, das der Welt Sünde auf
Sich nimmt (Joh.1:29).
Zur Erinnerung an Jesu Leiden und Sterben
feierten die Jünger in ihren Jahrzehnten und feiern auch wir das
Gedächtnismahl. In Christi Blut sind wir gerechtfertigt (Röm.5:9), durch Seinen
Tod mit dem Vater ausgesöhnt (Röm.5:10).
Der alte Bund war am Berg Sinai geschlossen
worden (2.Mose 24:8); den haben die Israeliten gebrochen. Der neue Bund wird
mit Israel geschlossen werden, wenn Jesus ihre Sünden wegnimmt (Röm.11:27;
Jer.31:31-34). Gestiftet aber wurde dieser Bund bereits in Jesu Blut, und zwar
als Er Sich durch äonischen Geist Gott makellos darbrachte (Heb.9:14).
Selbstverständlich sind das Brot und der Wein
nicht buchstäblich Christi Leib und Blut, sondern bedeuten dies.
Jesus hatte den Juden gesagt: »Wer Mein
Fleisch isst und Mein Blut trinkt, hat äonisches Leben« (Joh.6:54); ja, wer
glaubend Sein Opfer annimmt, wird in den zukünftigen Äonen leben.
Die Ankündigung des
Verrats
Dann sagte Jesus: »Indessen, siehe, die Hand
Meines Verräters ist mit Mir auf dem Tisch. Der Sohn des Menschen geht zwar
dahin, so wie es festgesetzt ist; indessen, wehe jenem Menschen, durch den Er
verraten wird! - Da begannen sie, sich untereinander zu befragen, wer von ihnen
es wohl sei, der vorhabe, dies zu verüben« (Verse 21-23).
»Nach dem festgesetzten Ratschluss und der
Vorerkenntnis Gottes« (Ap.2:23) sollte Jesus dahingegeben werden in Erfüllung
der Schrift, insbesondere der Worte Gottes in Jesaia 53 und Psalm 22 sowie in
Daniel 9:26.
Eine besondere Tragik dabei war, dass Er von
einem Seiner Vertrauten verraten werden sollte. Aber auch dies stand schon
geschrieben: »Sogar der mir wohlgesinnte Mann, welchem ich vertraute, der mein
Brot aß, erhebt seine Ferse hoch gegen mich« (Ps.41:10; vgl. 55:13-16).
Inmitten der herzlichen Tischgemeinschaft ein
Verräter und Todfeind! Welch ein bohrender Schmerz für unseren Herrn! Die
Apostel waren ratlos und wurden sehr betrübt (Mat.26:22; Joh.13:22).
Wer der Größte sei
»Dann entstand unter ihnen noch ein
ehrsüchtiges Streiten darüber, wer von ihnen dafür gelte, der Größte zu sein.
Er aber sagte ihnen: Bei den Nationen haben die Könige die Herrschaft über sie,
und die über sie Vollmacht haben, werden Wohltäter genannt. Doch bei euch
sollte es nicht so sein, sondern der Größte unter euch sei wie der Jüngste und
der Führende wie ein Dienender. Denn wer ist der Größere, der zu Tisch liegt
oder der bedient? Ist nicht er es, der zu Tisch liegt? Ich aber bin in eurer
Mitte wie ein Dienender« (Verse 24-27).
Jesus ist auf dem Weg zur tiefsten
Erniedrigung - und die Apostel denken nur an sich selbst und ihre Rangordnung
im Königreich. Größe aber wird am hingebungsvollen Dienen gemessen (siehe auch
Mark.10:35-45; Joh.13:4-17). Der Größte ist Jesus, denn Er diente allen
Menschen mit Seinem Gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod.
Verheißungen für die
Apostel
Sodann sagte Jesus: »Ihr nun seid es, die mit
Mir in Meinen Anfechtungen ausgeharrt haben. Und so, wie Mir Mein Vater das
Königreich durch einen Bund bestimmt hat, mache Ich einen Bund mit euch, damit
ihr in Meinem Königreich an Meinem Tisch essen und trinken sollt. Auch werdet
ihr auf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten« (Verse 28-30).
Sehr wohl werden die mit dem Herrn
ausharrenden und das demütige Dienen noch lernenden Apostel im Königreich die
ihnen vom Vater bestimmten Plätze einnehmen (Mark.10:40) und hohe Aufgaben
wahrnehmen (Mat.19:28; siehe ferner Off.21:12-14).
Ankündigung der Verleugnung
des Petrus
»Dann sagte der Herr: Simon, Simon, siehe,
Satan fordert euch für sich, um euch wie das Getreide zu sieben. Ich aber habe
für dich gefleht, damit dir dein Glaube nicht ausgehe; und wenn du dich einst
umwendest, dann festige deine Brüder.
Da antwortete er Ihm: Herr, ich bin bereit,
mit Dir auch in das Gefängnis und in den Tod zu gehen! - Er aber entgegnete:
Ich sage dir, Petrus, der Hahn wird heute nicht krähen, bis du dreimal
verleugnen wirst, von Mir zu wissen« (Verse 31-34).
Der Satan wollte die Apostel für sich
gewinnen, indem er sie in Anfechtungen brächte und sie wie in einem Sieb hin
und her schüttele, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Er hatte deshalb vor
Gott die Apostel für sich gefordert, mithin Gott um sie gebeten, so wie er
einst Gott gebeten hatte, Hiob versuchen zu dürfen (Hiob 1:11; 2:5). Immer
wieder suchte Satan, wen er verschlingen könnte (1.Pet.5:8).
Aber unser Herr Jesus Christus, der Sich
stets für die Seinen verwendet (Röm.8:34; Heb.7:25), hatte Sich ebenfalls an
Gott gewandt, und zwar für Petrus. Nur dieser Apostel wird hier genannt, weil
er der Erste unter den Zwölf sein sollte und es darum besonders nötig hatte, in
die Erniedrigung gebracht zu werden - durch Satan, durch die Verleugnung Jesu
-, damit er von seiner Selbstbezogenheit und Selbstsicherheit befreit werde.
Satans Aufgabe ist begrenzt. Er darf nur das
Üble tun, das Gott in Gutes verwandeln will. Gott gebrauchte den Satan, um
Petrus zu erziehen, der sich völlig überschätzte und meinte, dass sein Glaube
und seine Treue zum Herrn ihm nicht ausgehe. Es war aber allein des Herrn
Flehen, das ihn durch die Krise hindurchbrachte.
Die Umwendung des Petrus begann mit seinem
bitteren Schluchzen nach der Verleugnung (Luk.22:62) und wurde bei dem Gespräch
des Herrn mit ihm am See Genezareth vollendet (Joh.21:15-19).
Die Verhältnisse haben
sich geändert
»Dann fragte Er sie: Als Ich euch ohne
Beutel, Bettelsack und Sandalen aussandte, habt ihr da etwa Mangel an irgendetwas
gelitten? - Da antworteten sie: An nichts! - Darauf sagte Er ihnen: Jedoch von
nun an - wer einen Beutel hat, der nehme ihn mit sich, gleicherweise auch einen
Bettelsack; und wer nichts hat, der verkaufe sein Obergewand und kaufe ein
Schwert. Denn Ich sage euch: Dieses Schriftwort muss an Mir vollendet werden,
nämlich: Unter die Gesetzlosen ist Er gerechnet worden. - So hat denn das, was
Mich betrifft, seine Vollendung. - Da sagten sie: Herr, siehe, hier sind zwei
Schwerter. - Er antwortete ihnen: Es ist genug« (Verse 35-38).
Wahrlich, die Verhältnisse haben sich
geändert! Bisher dominierten die Zeichen des sich nahenden Königreichs, und
Jesu Ausgesandte (Luk.9:3; 10:4) wurden freundlich aufgenommen und bewirtet -
jetzt aber bläst den Jüngern auf dem Hintergrund des in weite Ferne rückenden
Königreichs der Wind des Widerstands der Welt entgegen.
Sie müssen sich wappnen; sie müssen Proviant
und Ersatz-Sandalen mit sich führen, wenn sie unterwegs sind. Und ein Schwert!
Wenn ein Schwert nötiger ist als ein Obergewand, dann ist die Bosheit der
Menschen bedrohlicher als die Kälte. Aber zuschlagen sollen sie damit nicht
(Luk.22:51)! Gewiss trug man damals ein Schwert, um Straßenräuber abwehren zu
können. Aber das Wort Gottes verkündigt und verteidigt man anders. Somit mag
Jesu Wort vom Schwert besagen, dass sie gefährlichen Zeiten entgegengehen und
sich schützen müssen.
Wenn Jesus als Gesetzloser verurteilt wird -
in Erfüllung des Wortes: »Den Übertretern wurde er zugerechnet« (Jes.53:12) und
überhaupt in Erfüllung des gesamten Prophetenwortes über Sein rettendes Opfer
-, dann wird man auch die Gläubigen als Übeltäter ansehen.
»Nicht Mein Wille,
sondern der Deine geschehe!"«
»Dann trat Er hinaus und ging nach Seiner
Gewohnheit auf den Ölberg; dorthin folgten Ihm auch die Jünger. Als Er Sich an
diesem Ort befand, sagte Er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Anfechtung
hineinkommt! - Dann riss Er Sich von ihnen los; etwa einen Steinwurf entfernt
kniete Er nieder und betete: Vater, wenn es Dein Beschluss ist, trage diesen
Becher von Mir weg. Indessen, nicht Mein Wille, sondern der Deine geschehe!
[Verse 43 und 44 nicht im Papyrus p 75, nicht in den Kodizes Alexandrinus,
Vaticanus und Sinaiticus S 1 (erster, zeitgenössischer Korrektor).] - Als Er
vom Gebet aufstand und zu den Jüngern kam, fand Er sie vor Betrübnis schlafend
und sagte zu ihnen: Was schlummert ihr? Steht auf und betet, damit ihr nicht in
Anfechtung hineinkommt« (Verse 39-46).
Nach dem Lobgesang (die Psalmen 113 und 114
sag man während des Mahls, die Psalmen 115 bis 118 zum Abschluss) zogen sie
hinaus auf den Ölberg in den Garten Gethsemane (zu deutsch: Ölkelter)
(Mat.26:36; Mark.14:32). Judas, der Verräter, war auch mit diesem Ort vertraut,
weil Jesus Sich dort oftmals mit Seinen Jüngern versammelt hatte (Joh.18:2).
Der Herr ermahnte Seine Apostel dringlich zu
beten, damit ihnen nichts zur Anfechtung werde. Indem wir beten, halten wir uns
zu Gott, und der Satan kann uns nicht zu Fall bringen.
Lukas gibt nur einen knappen Bericht; eine ausführliche
Darstellung der Gebete und mahnenden Worte Jesu findet sich in Matthäus
26:36-46 und Markus 14:32-42.
Jesus hatte, als Er in die Welt kam, betont:
»Siehe, Ich treffe ein, um Deinen Willen, o Gott, zu tun!« (Heb.10:9). Jetzt,
unmittelbar vor Seinem Leiden und Sterben, war der entscheidende Moment
gekommen: Muss es ein? - Ja, es muss sein; anders als durch Seinen Opfertod
gibt es keine Rettung und Aussöhnung des Alls!
Mögen übrigens auch wir stets so beten:
»Indessen, nicht mein Wille, sondern der Deine geschehe!«
Es war die Ehre und Herrlichkeit des Sohnes,
Seinen Willen dem Seines Vaters unterzuordnen. So wurde Er gehorsam bis zum
Tode, ja bis zum Kreuzestod (Phil.2:8).
Jesu Gebet in Gethsemane war eines Seiner
vielen Gebete, von denen in Hebräer 5:7 geschrieben steht, dass Jesus »in den
Tagen Seines Fleisches sowohl Flehen wie auch inständige Bittrufe mit starkem
Geschrei und Tränen dem darbrachte, der Ihn aus dem Tode retten konnte; Er
wurde wegen Seiner Ehrfurcht erhört.« Gott rettete Ihn aus dem Tode, indem Er
Ihn auferweckte; und Er erhöhte Ihn überaus (Phil.2:9).
Die Gefangennahme Jesu
»Während Er noch sprach, siehe, da kam eine
Schar, und einer der Zwölf, der Judas hieß, ging ihnen voraus und näherte sich
Jesus, um Ihn zu küssen. Jesus aber sagte zu ihm: Judas, mit einem Kuss
verrätst du den Sohn des Menschen? - Als die um Ihn gewahrten, was bevorstand,
fragten Sie Ihn: Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen? - Und schon
schlug jemand (einer von ihnen) auf den Sklaven des Hohenpriesters ein und hieb
ihm das rechte Ohr ab. Jesus antwortete: Lasst es zu! Bis auf dieses. - Dann
rührte Er die Ohrmuschel an und heilte ihn« (Verse 47-51).
Einen Kuss, Ausdruck herzlichster
Gemeinschaft, missbrauchend - den Sohn des Menschen, den verheißenen, dem das
Königreich gewährt wird (Dan.7:13,14), verriet Judas auf diese schändliche
Weise. Die Häscher sollten Jesus in der Dunkelheit nicht mit einem anderen
verwechseln. Und dann trat Er ihnen entgegen - völlig gewiss, dass alles so
geschehen müsse, sodass sie zurückwichen und zu Boden fielen (Joh.18:4-8).
Petrus war es, der dem Sklaven namens Malchus
das rechte Ohr abhieb (Joh.18:10). Jesus aber antwortete: »Lasst es zu!« Damit
meinte Er Seine Gefangennahme. Mit den Worten: »Bis auf dieses« wies Er den
Schwerthieb zurück und heilte das Ohr. Bisher hatte Er, soweit uns bekannt ist,
noch nie einen Feind geheilt. Die Apostel hatten die zwei Schwerter (Vers 38)
mit sich führen dürfen, damit der Herr sie nun die Feindesliebe lehren konnte.
So sagte Er zu Petrus: »Stecke das Schwert in die Scheide! Soll Ich den Becher,
den Mir der Vater gegeben hat, etwa nicht trinken?« (Joh.18:11), wie auch:
»Stecke dein Schwert an seinen Platz; denn alle, die zum Schwert greifen,
werden durch das Schwert umkommen! Oder meinst du, dass Ich Meinem Vater nicht
zusprechen könnte, und Er würde Mir jetzt mehr als zwölf Legionen Boten
bereitstellen? Wie nun sollten denn die Schriften erfüllt werden, dass es so
geschehen muss?« (Mat.26:52-54).
»Zu den Hohenpriestern, Hauptleuten der
Weihestätte und Ältesten, die gegen Ihn hergekommen waren, sagte Jesus: Wie
gegen einen Wegelagerer seid ihr mit Schwertern und Knütteln ausgezogen. Als
Ich täglich bei euch in der Weihestätte war, habt ihr keine Hand gegen Mich
ausgestreckt. Dies jedoch ist eure Stunde und Vollmacht der Finsternis. - Da
ergriffen sie Ihn, führten Ihn ab und brachten Ihn in das Haus des
Hohenpriesters« (Verse 52-54 a).
Die Hohenpriester und Ältesten waren der
Truppe wohl mit einigem Abstand nachgefolgt. Ja, bei Tageslicht hatten sie sich
nicht getraut, Jesus zu ergreifen (Luk.19:47), weil sie das Volk fürchteten
(Luk.20:19; 22:6). Jetzt aber war es nicht nur finster, sondern es war auch die
Stunde der Finsternis, des Satans und der Weltbeherrscher dieser Finsternis,
der bösen Geister. So musste es nach Gottes Vorsatz sein, was unser Herr nach
Matthäus 26:56 wie folgt ausdrückte: »Das Ganze ist geschehen, damit die
Schriften der Propheten erfüllt würden.«
(Lukas 22:54-23:31)
Lukas schließt seinen Bericht über die
Gefangennahme Jesu im Garten Gethsemane mit den Worten:
»Da ergriffen sie Ihn, führten Ihn ab und
brachten Ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus jedoch folgte ihnen von
ferne« (Vers 54).
Die Verhöre vor Hannas
und Kaiphas
Sie brachten den Herrn Jesus Christus nach
dem Bericht des Johannes zuerst zu Hannas, dem Schwiegervater des Kaiphas, der
Hoherpriester jenes Jahres war (Joh.18:13). Hannas und Kaiphas müssen in zwei
nebeneinandergelegenen Häusern mit einem gemeinsamen Innenhof gewohnt haben, wo
Petrus sich sowohl während des Verhörs durch Hannas wie auch während des durch
Kaiphas aufhielt (Joh.18:16,24,25).
Die Verleugnung des
Petrus
»Als sie in der Mitte des Hofes ein Feuer
angezündet hatten und zusammensaßen, setzte sich Petrus in ihre Mitte. Da
gewahrte ihn eine Magd an der Lohe sitzen; und ihn unverwandt ansehend, sagte
sie: Dieser war auch mit Ihm! - Er aber leugnete und sagte: Ich weiß nichts von
Ihm, Frau! - Nach kurzer Zeit gewahrte ihn ein anderer und behauptete: Auch du
bist einer von ihnen! - Petrus aber entgegnete: Mensch, ich bin es nicht! -
Nach Verlauf von etwa einer Stunde behauptete ein anderer mit Bestimmtheit: In
Wahrheit, auch dieser war mit Ihm, denn auch er ist ein Galiläer. - Da antwortete
Petrus: Mensch, ich weiß nicht, was du sagst. - Und auf der Stelle, während er
noch sprach, krähte ein Hahn. Darauf wandte Sich der Herr um und blickte Petrus
an; nun erinnerte sich Petrus des Ausspruchs des Herrn, wie Er zu ihm gesagt
hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du Mich dreimal verleugnen. - Und Petrus ging
hinaus und schluchzte bitterlich« (Verse 55-62).
Petrus hatte dem Herrn selbstsicher
versprochen: »Ich bin bereit, mit Dir auch in das Gefängnis und in den Tod zu
gehen« (Luk.22:33). So stand er treu zu seinem Herrn, folgte der Truppe mit
einigem Abstand und wagte sogar, den Hof des Hohenpriesters zu betreten. Wer
aber zu stehen meint, sehe zu, dass er nicht falle (1.Kor.10:12). Petrus setzte
sich mutig zu den Sklaven, Mägden und Gerichtsdienern. Er konnte beobachten,
wie Jesus verhört, geohrfeigt und verhöhnt wurde (Mat.26:66-68; Luk.22:63-65;
Joh.18:22). Wenn sie seinen Herrn schlugen, was werden sie dann Seinen Jüngern
antun? Todesangst vor den am Feuer Sitzenden, die ihn zu erkennen meinten, wird
in ihm aufgestiegen sein, weil sie ihn dem Hohenpriester verraten könnten.
Und Petrus verleugnete den Herrn. Da krähte
ein Hahn. Jesus wandte Sich um und blickte Seinen Apostel an. Der erkannte
schlagartig, was er getan hatte. Er ging hinaus und weinte bitterlich. Er hatte
dem Herrn die Treue nicht bewahrt.
Des Petrus Selbstsicherheit war
zusammengebrochen. Dies gebrauchte Gott, um ihm die Lektion wahrer Größe
beizubringen, wie er später selbst schrieb: »Gott widersetzt Sich den Stolzen,
den Demütigen aber gibt Er Gnade. Demütigt euch nun unter die gewaltige Hand
Gottes, damit Er euch zur rechten Frist erhöhe!« (1.Pet.5:5,6).
Des Petrus tiefer Fall wurde zu einer
Grundlage seiner zukünftigen Festigkeit. Er sinnte um, weil Jesus für ihn gefleht
hatte, dass sein Glaube nicht aufhöre; und wenn er sich umwende, soll er seine
Brüder festigen (Luk.22:32). Als ein von tiefstem Herzen veränderter Mann
konnte er sodann die Glaubensgeschwister festigen. Er konnte segensreich
wirken, weil Gott segnend auf die Gedemütigten blickt, auf die, die
zerschlagenen Geistes sind und die da erzittern vor Seinem Wort (Jes.66:2).
Ja, so ist es: »Die Betrübnis nach dem Willen
Gottes bewirkt Umsinnung zu einem unbereubaren Heil« (2.Kor.7:10).
Vor Hannas und Kaiphas
Wir wenden uns wieder den Verhören zu. Lukas
unterscheidet nicht zwischen dem vor Hannas und dem vor Kaiphas (Joh.18:13,24).
»Die Männer, die Jesus verhaftet hielten,
verhöhnten und schlugen Ihn. Dann bedeckten sie Sein Angesicht, schlugen Ihn
und fragten: Prophezeie! Wer ist es, der Dich geschlagen hat? - Und noch vieles
andere sagten sie lästernd gegen Ihn« (Verse 63-65).
Mit dem üblen Fragespiel suchten sie Jesu
prophetischen Anspruch zu widerlegen. Sie ließen Ihn den Hass spüren, den ihre
Vorgesetzten gegen Ihn hatten. Wie geweissagt, wurde Jesus zu einem Verachteten
(Ps.22:7; Jes.53:3). Es erfüllte sich das Wort vom Diener Jewes: »Meinen Rücken
bot ich den Schlagenden und meine Wangen den Ausraufenden, mein Angesicht
verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel« (Jes.50:6).
Das Verhör vor dem
Synedrium
»Als es Tag geworden war, versammelte sich
die Ältestenschaft des Volkes, Hohepriester und auch Schriftgelehrte. Die
ließen Ihn in ihr Synedrium abführen und sagten: Wenn Du der Christus bist, dann sage es uns. - Er aber antwortete ihnen:
Wenn Ich es euch sage, werdet ihr keinesfalls glauben. Wenn Ich euch frage,
werdet ihr Mir keinesfalls antworten oder Mich freilassen. Jedoch - von nun an
wird der Sohn des Menschen zur Rechten der Macht Gottes sitzen! - Da sagten sie
alle: So bist Du nun der Sohn Gottes?
- Er entgegnete ihnen: Ihr sagt es: Ich bin es. - Darauf riefen sie: Was
brauchen wir noch Zeugnis? Denn wir haben es selbst aus Seinem Mund gehört!«
(Verse 66-71).
Über das Verhör vor dem Synedrium stehen in
Matthäus 27:1 und Markus 15:1 keine Einzelheiten geschrieben, Lukas aber lässt
uns wissen, dass diese Verhandlung im Grunde genau so verlief wie die vor
Kaiphas (Mat.26:59-66; Mark.14:55-64; Joh.18:19-24).
Urteile mussten am Tag gesprochen werden.
Deshalb wurde das Synedrium, die oberste jüdische Behörde, am Morgen offiziell
einberufen. Sie versammelten sich, wie in Psalm 2:2 gesagt, gegen Jewe und
Seinen Gesalbten.
Die alles entscheidende Frage war, ob Jesus
der Messias ist; besser gesagt, ob Er Sich Selbst als den Messias bezeichne.
Dies war der einzig mögliche Grund zur Verurteilung.
Jesus sagte den Heuchlern unverblümt, dass
sie Ihm sowieso nicht glauben würden. Unabhängig davon werde es aber in Kürze
geschehen, dass der Sohn des Menschen zur Rechten der Macht Gottes sitzen wird.
Den Mitgliedern des Synedriums fielen sofort die Worte von Psalm 110:1 ein:
»Setze Dich zu Meiner Rechten« sowie Daniel 7:13, wonach der Sohn des Menschen
nahe zu Gott gebracht wird. Und so wussten sie auch, was Jesus damit behauptet
hatte, wie ihre Rückfrage zeigte: »So bist Du
nun der Sohn Gottes?«
Jesus erklärte ihnen, dass nicht Er, sondern
sie dies gesagt hatten: »Ihr, ja ihr sagt, dass Ich, ja Ich es bin.« Somit lag
formal gesehen kein Verurteilungsgrund vor, sie verstanden dieses Wort Jesu
dennoch als Bestätigung, wie auch alles, was sie über Ihn wussten, nur auf
genau dieses Eine hinauslaufen konnte, was sie sich aber nicht eingestehen
wollten. Wer sich mithin nach ihrer verblendeten Meinung selbst zum Messias
machte, hatte eine todeswürdige Gotteslästerung verübt.
Trotz aller Zeichen und Wunder, die Jesus
getan und Ihn als den Messias ausgewiesen hatten, verwarf Israel den Sohn
Gottes.
Das Verhör vor Pilatus
Todesurteile zu bestätigen und zu
vollstrecken, hatten sich die Römer vorbehalten. Darum musste Jesus dem
Statthalter vorgeführt werden.
»Dann stand die gesamte Menge auf, und man
führte Ihn zu Pilatus ab. Dort begann man Ihn zu verklagen und sagte: Wir haben
befunden, dass dieser unsere Nation abwendig macht und verbietet, dem Kaiser
Steuern zu geben, und sagt, Er Selbst sei Christus, ein König. - Pilatus fragte
Ihn: Bist du der König der Juden? - Er antwortete ihm und entgegnete: Du sagst
es! - Da rief Pilatus den Hohenpriestern und der Volksmenge zu: Ich finde keine
Schuld an diesem Menschen. - Sie aber waren hartnäckig und entgegneten: Er
hetzt das Volk auf, indem Er durch ganz Judäa hin lehrt, angefangen von Galiläa
bis hierher« (Luk.23:1-5).
Über dieses vierte Verhör, das erste vor
Pilatus, wird in Matthäus 27:2+11-14, Markus 15:1-5 und Johannes 18:28-38
Weiteres berichtet. Lukas konzentriert seinen Bericht auf die zwei
Anklagepunkte.
Da die römischen Statthalter sich aus
religiösen Streitigkeiten herauszuhalten suchten, begründeten die Juden ihre
Anklage jetzt politisch, indem sie Jesus die Verweigerung der Steuer vorwarfen
und dass Er als König gegen den Kaiser sei. Wieder wurde wahr, was in Psalm
35:11 geschrieben steht: »Zeugen des Unrechts erheben sich.«
Nach der Acta Pilati, dem Bericht des Pilatus
an den Kaiser, wusste er durch seine Horcher, dass Jesus auf die Frage, ob dem
Kaiser Steuern zu geben seien, geantwortet hatte: »So bezahlt nun dem Kaiser,
was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist« (Luk.20:25). Deshalb ging
Pilatus auf den Anklagepunkt »Steuern« gar nicht ein. Ihm war auch bekannt,
dass Jesus nie gegen die Römer geredet hatte. Die Aussage Jesus, dass dessen
Königreich nicht von dieser Welt sei (Joh.18:36), wertete Pilatus, der die
Messiashoffungen Israels kannte, als glaubwürdig. Ihm war auch klar, dass die
Juden ihm Jesus aus Neid überantwortet hatten (Mat.27:18). So urteilte der
Statthalter, dass Jesus unschuldig sei.
Das Verhör vor Herodes
Antipas
Die Ankläger hatten gesagt, dass Jesus das
Volk, angefangen von Galiläa bis nach Judäa, aufhetze.
»Als Pilatus »Galiläa« hörte, fragte er, ob
der Mann Galiläer sei. Als er erfuhr, dass Er aus dem Vollmachtsgebiet des
Herodes sei, sandte er Ihn zu Herodes, der in diesen Tagen ebenfalls in
Jerusalem war. Herodes aber freute sich sehr, Jesus zu sehen; denn seit
geraumer Zeit schon wollte er Ihn zu Gesicht bekommen, weil er viel über Ihn
gehört hatte und erwartete, irgendein von Ihm bewirktes Zeichen zu gewahren. So
fragte er Ihn mit vielen Worten. Er jedoch antwortete ihm nichts. Die
Hohenpriester und Schriftgelehrten aber standen unnachgiebig dabei und
verklagten Ihn. Daher hielt Herodes samt seinem Heeresgefolge nichts von Ihm;
höhnend ließ er Ihn mit glänzender Kleidung umhüllen und sandte Ihn wieder zu
Pilatus. - An demselben Tag wurden auch Herodes und Pilatus miteinander
befreundet; denn vorher hatten sie in Feindschaft gegeneinander gestanden«
(Verse 6-12).
Warum antwortete der Herr nichts? Wohl
unterstand Er als Galiläer der Gerichtsbarkeit des Herodes Antipas, Tetrarch
(Vierfürst) von Galiläa und Peräa (1. v. Chr. - 39 n. Chr.), Er musste aber
nicht in Galiläa, sondern in Jerusalem verurteilt werden. »Denn es geht nicht
an, dass ein Prophet außerhalb Jerusalems umkommt« (Luk.13:33).
Pilatus gab Herodes die Ehre, seine
Zuständigkeit wahrzunehmen, andernfalls aber auch, um von ihm, einem Kenner der
jüdischen Sitten, eine Stellungnahme zu erhalten, vielleicht sogar eine für
Jesus günstige.
Jesus aber antwortete dem Regenten, einem
Idumäer (Edomiter), dem blutrünstigen Schakal, der Johannes den Täufer hatte
enthaupten lassen (Luk.9:9; 13:32), nichts. Wie Jesaia geweissagt hatte:
»Bedrückt wurde Er und gedemütigt, aber Er tat Seinen Mund nicht auf«
(Jes.53:7). In Psalm 39:2 ist zu lesen: »Ich will meinen Mund im Zaum halten,
solange noch ein Frevler vor mir steht.«
Herodes Antipas verzichtete darauf, ein
Urteil sprechen zu wollen. Mit dem glänzenden Obergewand verhöhnte er Jesus als
einen eingebildeten König, der nicht zu verurteilen, sondern einfach nur zu
verachten sei. So schickte er Ihn wieder zurück.
Die gegenseitige Würdigung durch die
Überstellung des Gefangenen machte Herodes und Pilatus von da an zu Freunden.
»Ich finde keine Schuld
an Ihm«
»Dann ließ Pilatus die Hohenpriester, die
Oberen und das Volk zusammenrufen und sagte zu ihnen: Ihr habt diesen Menschen
zu mir gebracht als einen, der das Volk abwendig macht; und siehe, ich habe Ihn
vor euren Augen ausgeforscht und nicht eine Schuld an diesem Menschen gefunden,
deren ihr Ihn anklagt. Sogar nicht einmal Herodes, denn er hat Ihn wieder zu
uns gesandt. Und siehe, nichts ist von Ihm verübt worden, was den Tod verdient.
Ich werde Ihn daher züchtigen und freilassen« (Verse 13-16).
Lukas berichtet in den Versen 13 bis 25 über
das sechste Verhör Jesu, das zweite vor Pilatus. Er beschränkt sich dabei auf
den dreimaligen Ausspruch des Pilatus, dass Jesus unschuldig sei (Verse 14, 20
und 22), den wiederholten Protest der Juden sowie ihre Forderung, Jesus zu
kreuzigen. Weitere Einzelheiten berichten Matthäus (27:15-26), Markus (15:6-15)
und Johannes (18:39-19:16).
Herodes und Pilatus hatten die Unschuld Jesu
festgestellt. Pilatus meinte, mit einer Züchtigung Jesu den Durst der Menge nach
einer Bestrafung stillen zu können (eine Züchtigung (gr. paideia) war keine
Geißelung (gr. mastix)). Die von den Oberen überredete Menge aber war nicht
umzustimmen (Mat.27:20).
Barabbas
Sodann wollte Pilatus sich die Tradition
zunutze machen, dass zum Passahfest ein Gefangener freigelassen wird.
»Er war nämlich verpflichtet, ihnen zum Fest
einen Gefangenen freizulassen. Die gesamte Menge schrie jedoch auf und rief:
Hinweg mit diesem! Lass uns Barabbas frei! - Der war wegen eines Aufstands, der
in der Stadt geschehen war, und wegen Mordes ins Gefängnis geworfen worden.
Pilatus aber rief ihnen nochmals zu, weil er Jesus freilassen wollte. Sie
jedoch riefen zurück: Kreuzige, kreuzige Ihn!« (Verse 17-21).
Das war ein weiterer Höhepunkt ihrer Bosheit
und Verblendung, angestiftet von den Oberen (Mat.27:20) die Freilassung des
Schwerverbrechers Barabbas und die Kreuzigung eines Unschuldigen zu fordern.
Diesen gefährlichen Aufständischen und Mörder konnte Pilatus selbstverständlich
nicht freigeben; allerdings hatte er den Fehler gemacht, dem Volk die Wahl zu
überlassen (Mat.27:17; Joh.18:39).
Der Gerechte sollte aber für den Ungerechten
sterben (1.Pet.3:18), zugunsten des Barabbas, aber nicht nur für diesen,
sondern für alle, um sie alle zu retten und ihnen das Leben zu geben, zunächst
den Auserwählten, sodann beim Abschluss der Äonen, bei der Vollendung, den
anderen (1.Kor.15:20-28).
Das Urteil
»Dann fragte er sie zum dritten Mal: Was hat
dieser denn Übles getan? Ich finde keine Schuld an Ihm, die den Tod verdient!
Ich werde Ihn daher züchtigen und freilassen! - Sie aber setzten ihm mit lautem
Geschrei zu, fordernd, dass Er gekreuzigt werde; und ihre und der Hohenpriester
Stimmen behielten die Oberhand. So fällte Pilatus das Urteil, ihre Forderung solle
erfüllt werden. Dann ließ er den wegen Aufstands und Mordes ins Gefängnis
Geworfenen frei, den sie forderten; Jesus aber überantwortete er ihrem Willen«
(Verse 22-25).
Des Pilatus richterliches Urteil hätte auf
Freilassung lauten müssen. So aber war er nur der Handlanger ihres Willens. In
2.Mose 23:2 steht geschrieben: »Du sollst nicht den Vielen nachlaufen, um Übles
zu tun, und bei einem Rechtsstreit so antworten, dass du dich nach den Vielen
neigst, um das Recht zu beugen.« Pilatus stand zwar nicht unter dem Gesetz des
Mose, das nur Israel gegeben war (Röm.2:14), sein Gewissen hätte es ihm aber
auch sagen müssen (Röm.2:15).
»Es war aber der Vorbereitungstag des Passah,
etwa um die sechste Stunde« (Joh.19:14), also der 13. Nisan, der Tag vor dem Passahfest,
der Rüsttag, und zwar um die sechste Stunde, mithin zwischen 11 und 12 Uhr
vormittags (wie die Kodizes Alexandrinus, Vaticanus und Sinaiticus 1 ausweisen;
Sinaiticus 2 hat »dritte« Stunde).
Pilatus konnte dem massiven Druck der
Hohenpriester und der Menge nicht mehr standhalten, insbesondere nicht dem von
Johannes festgehaltenen Argument: »Wenn du diesen freilässt, bist du kein
Freund des Kaisers! Jeder, der sich selbst zum König macht, widersetzt sich dem
Kaiser!« (Joh.19:12). Der Statthalter musste um sein Ansehen beim Kaiser und
auch beim Volk fürchten.
Wie Gott das Handeln des Pilatus beurteilt,
kann man in den Sprüchen 17:15 nachlesen: »Wer den Frevler rechtfertigt und den
Gerechten frevlerisch behandelt - beide sind Jewe ein Gräuel.«
Durch
das Urteil des Pilatus kam es, dass das böswillige Israel unbewusst das einzig
wahre Opfer darbrachte, das Lamm Gottes, das der Welt Sünde auf Sich nahm
(Joh.1:29). Einige Wochen später beteten Petrus und Johannes sowie die gesamte
Gemeinde zu Jerusalem: »Sie haben sich in dieser Stadt in Wahrheit gegen Deinen
heiligen Knecht Jesus versammelt, den Du gesalbt hast: Herodes wie auch Pontius
Pilatus mit den Nationen und den Völkern Israels, um alles auszuführen, was
Deine Hand und Dein Ratschluss vorherbestimmt hatten, dass es geschehe«
(Ap.4:4:27,28). Ja, alles geschah nach Gottes in Christus Jesus, unserem Herrn,
für den Ablauf der Äonen gefassten Vorsatz (Eph.3:11) - zum Heil des Alls!
Auf dem Weg zur
Richtstätte
»Als sie Ihn abführten, ergriffen sie einen
gewissen Simon, einen Kyrenäer, der vom Feld kam. Dem legten sie das Kreuz auf,
damit er es hinter Jesus her trage. Es folgte Ihm eine große Volksmenge, auch
viele Frauen, die wehklagten und Ihn beweinten. Jesus aber wandte Sich zu ihnen
um und sagte: Ihr Töchter Jerusalems, jammert nicht über Mich, jammert indessen
viel mehr über euch selbst und über eure Kinder! Denn siehe, es kommen Tage, an
denen man sagen wird: Glückselig sind die Unfruchtbaren, Leiber, die nicht
geboren, und Brüste, die nicht genährt haben! Dann wird man anfangen, den
Bergen zuzurufen: Fallt auf uns!, und den Hügeln: Bedeckt uns! Denn wenn man
das am saftigen Holz tut, was wird dann am dürren geschehen?« (Verse 26-31).
Über die Ereignisse auf dem Weg zur
Richtstätte berichten Matthäus (27:32), Markus (15:21) und Johannes (19:17) nur
sehr knapp.
Es war zwischen acht und neun Uhr morgens,
als sie den Herrn abführten. Markus 15:25 gibt die Tageszeit an: »Es war die
dritte Stunde, als sie Ihn kreuzigten«, und zwar des 14. Nisan, des
Passahtages, an welchem Christus als unser Passah für uns geopfert wurde, ja
geopfert werden musste - in Erfüllung des Gesetzes (1.Kor.5:7; 3.Mose23:5).
Zunächst hatte Jesus den Pfahl (griech.
stauros, Stehendes, ein aufrechter Pfahl) Selbst getragen (Joh.19:17), dann
aber machten die Römer - den Grund wissen wir nicht - von ihrem Recht Gebrauch,
einen Einwohner des Landes zu einer Dienstleistung zwingen zu können. Sie
ergriffen den gerade des Wegs kommenden Simon aus Kyrene in Nordafrika.
Dann wandte Sich unser Herr den wehklagenden
Frauen Jerusalems voller Mitleid zu. Nicht um Ihn, sondern über sie selbst
und ihre Kinder sollten sie jammern, die
die Schrecknisse des Jüdischen Krieges von 66 bis 70 n. Chr. und den Untergang
Jerusalems im Jahr 70 unter Drangsalen erleben werden, die so fürchterlich
sind, dass sie lieber von den Bergen erschlagen werden als weiterleben möchten,
wie einst bei der Wegführung der zehn Nordstämme nach Assur (Hos.10:8) und in
der Endzeit wieder (Off.6:16).
Das Gericht über Israel, das seinen Messias
verworfen hat, war unausweichlich. Vor Pilatus hatten sie geschrien: »Sein Blut
komme über uns und über unsere Kinder!« (Mat.27:25). Ja, Gottes Zorn wird schon
im Voraus über sie kommen (1.Thess.2:16). Wenn über das saftige Holz, über
Jesus, schon Leid kommt, wie viel berechtigter werden Drangsal und Elend dann
über das dürre Holz, über das ungläubige und ungerechte Jerusalem, kommen!
Die
Kreuzigung und Auferstehung Jesu
(Lukas 23:32-24:12)
Am 14. Nisan des Jahres 32 n. Chr. in der
dritten Stunde (Mark.15:25), das ist zwischen acht und neun Uhr morgens, wurde
Jesus zur Richtstätte abgeführt.
»Es wurden aber auch andere abgeführt, zwei
Verbrecher, um mit Ihm hingerichtet zu werden. Als sie an die Stätte kamen, die
Schädelstätte heißt, kreuzigten sie dort Ihn und die Verbrecher, den einen zu
Seiner Rechten, den anderen zu Seiner Linken« (Verse 32+33).
»Schädelstätte« hieß auf Hebräisch
»Golgotha«. Dort erfüllte sich Jesaia 53:9: »Man gab Ihm samt Frevlern Sein
Grab,« das heißt, man brachte Ihn zusammen mit Frevlern zu Tode.
Jesu erstes Wort am
Pfahl
Lukas lässt uns das erste Wort unseres Herrn
am Pfahl wissen:
»Jesus aber sagte: Vater, vergib ihnen! Denn
sie wissen nicht, was sie tun« (Vers 34 a).
Diese Fürbitte Jesu ist ein wesentliches
Element des Evangeliums der Beschneidung (Gal.2:7), der Frohbotschaft für
Israel, dass nämlich in Unwissenheit begangene und versehentliche Sünden
erlassen werden können. Keine Erlassung gab es für Verfehlungen mit »erhobener
Hand« (4.Mose 15:30), das heißt für absichtliche und wissentliche. Petrus aber
stellte fest: »Nun, Brüder, ich weiß, dass ihr in Unkenntnis gehandelt habt,
ebenso wie auch eure Oberen« (Ap.3:17). Auch Saulus hatte deshalb Erbarmen erlangt,
weil er die Verfolgung der Gläubigen unwissend betrieb (1.Tim.1:13).
Unser Herr handelte nach Jesaia 53:12: »Er
trat für die Übertreter ein.« So erfüllte Er auch Jesaia 53:11: »In Seiner
Erkenntnis rechtfertigte der Gerechte, Mein Diener, die Vielen.« Er tat, wie Er
Selbst gesagt hatte: »Segnet, die euch verfluchen!« (Luk.6:28); »Liebet eure
Feinde und betet für die, die euch verfolgen« (Mat.5:44).
Der Vater erhörte die Bitte Seines Sohnes,
wie Jesus ja auch gesagt hatte, dass jede Sünde gegen Ihn vergeben werde
(Mat.12:32). Und so schloss Petrus zu Pfingsten die Tür zum Königreich Israels
wieder für alle auf, die glauben, dass Jesus der Messias ist, und umsinnen
(Ap.2:38). - Die Sünde wider das Zeugnis des heiligen Geistes, dass die Wunder
der Apostel im Namen des Auferstandenen geschahen -dieser Unglaube konnte nicht
erlassen werden (Mat.12:32), weil sie jetzt ja wussten, dass Jesus der Sohn
Gottes ist.
Die Verlosung Seiner
Kleider
»Dann verteilten sie Seine Kleider, indem sie
das Los darüber warfen, und das Volk stand dabei und schaute zu. Mit ihnen
verspotteten Ihn auch die Oberen und sagten: Andere hat Er gerettet, Er rette
Sich Selbst, wenn Er der Christus Gottes ist, der Auserwählte!« (Verse 34 b +
35).
Psalm 22:19 hatte es vorausgesagt: »Sie
werden meine Kleider unter sich verteilen und über mein Gewand das Los werfen.«
Es war Brauch, dass die Kleidung eines Hingerichteten den diensttuenden
Kriegern zufiel.
Auch Jesu Verspottung war in Psalm 22
vorgezeichnet, und zwar in den Versen 8 und 9: »Alle, die mich sehen,
hohnlachen meiner, sie öffnen die Lippen und schütteln das Haupt: Er wartet auf
Jewe! Er wird ihn befreien! Er wird ihn bergen, denn Er hat Gefallen an ihm!«
Indem die Spötter äußerten, dass Jesus andere gerettet habe, gaben sie immerhin
eine Wahrheit zu und maßen sie Ihm unbeabsichtigt Taten des Messias zu
(Jes.35:5,6).
Im Übrigen bezeichneten sie Jesus
schriftgemäß als den Auserwählten Gottes (Jes.42:1), höhnend zwar, aber tief in
ihren Herzen muss sie doch die Frage umgetrieben haben, ob Er es nicht doch
wirklich sei.
Der König der Juden
Die römischen Krieger hatten schon am Tag
zuvor mitbekommen, dass Jesus beanspruche, der König der Juden zu sein. Dies
hatte Pilatus auch als den Grund der Verurteilung oben am Pfahl angegeben.
Folglich konzentrierte sich der Hohn der Krieger darauf, wie wir in den Versen
36 bis 38 lesen:
»Auch die Krieger verhöhnten Ihn, sie traten
hinzu, reichten Ihm Essig und sagten: Wenn Du der König der Juden bist, so
rette Dich Selbst! - Über Ihm war auch eine Inschrift in griechischen,
lateinischen und hebräischen Buchstaben: Dies ist der König der Juden.«
Die Hohenpriester fühlten sich durch diese
Inschrift zutiefst verletzt (was Pilatus bestimmt beabsichtigt hatte) und
verlangten von ihm, er solle schreiben, dass Jesus dies nur behauptet habe.
Dieses Mal aber blieb Pilatus standhaft und antwortete: »Was ich geschrieben
habe, das habe ich geschrieben« (Joh.19:21,22).
»Für meinen Durst lassen sie mich Essig trinken«,
steht in Psalm 69:22 zu lesen. Unter dem Essig haben wir hier sicherlich den
billigen Soldatenwein zu verstehen, den sie Ihm wie einem König in spöttischer
Huldigung darreichten, und nicht den Betäubungstrank, der aus Wein und Galle
bestand und den Jesus zurückwies (Mat.27:34).
Jesu zweites Wort: »Mit
Mir wirst du im Paradiese sein!«
»Einer der gehängten Verbrecher lästerte Ihn
und sagte: Bist Du nicht der Christus? Rette Dich Selbst und uns! - Da
antwortete ihm der andere und verwarnte ihn, indem er mit Nachdruck sagte:
Nicht einmal du fürchtest Gott, da du doch unter demselben Urteilsspruch
stehst? Wir zwar gerechterweise; denn wir erhalten, was unsere Taten verdienen,
die wir verübt haben. Dieser aber hat nichts Ungehöriges verübt! - Dann sagte
er zu Jesus: Gedenke meiner, Herr, wenn Du in Deinem Königreich kommst! - Jesus
antwortete ihm: Wahrlich, dir sage Ich heute: Mit Mir wirst du im Paradiese
sein!« (Verse 39-43).
So ist es: Wer glaubt, dass Jesus der Messias
ist, und umsinnt (Ap.2:38), ja sich zu Jesus bekennt (Luk.12:8), wie es der
eine Verbrecher tat, der wird in den Äonen des Königreichs Israels leben, das
mit dem Begriff »Paradies« ausgemalt wird (2.Kor.12:4; Off.2:7). Heute, an
seinem schlimmsten Tag, als er es am nötigsten hatte, genau heute sprach der
Herr dem Verbrecher mit dieser Zusage der künftigen Herrlichkeit zu.
Anfänglich hatte auch dieser Jesus geschmäht,
sich dann aber anders besonnen (Mat.27:44; Mark.15:32). Vielleicht hatte er in
jungen Jahren Psalm 106:4,5 auswendig gelernt: »Gedenke meiner, Jewe, in Deiner
Gunst zu Deinem Volk, merke auf mich in Deiner Rettung, dass ich sehe das Gute
Deiner Auserwählten, um mich zu erfreuen an der Freude Deiner Nation, mich zu
rühmen mit Deinem Losteil.«
Jesu drittes Wort
Jesu drittes Wort am Pfahl ist an Seine
Mutter und an den Apostel Johannes gerichtet und findet sich in Johannes
19:26,27: »Frau, siehe, dein Sohn! ... Siehe, deine Mutter!«
Eine dreistündige
Finsternis
»Es war schon etwa die sechste Stunde, als
eine Finsternis über das ganze Land kam bis zur neunten Stunde, weil die Sonne
ausblieb« (Vers 44).
Dieses Naturphänomen einer dreistündigen
Finsternis von etwa gegen 12 bis gegen 15 Uhr (dessen Hergang uns unbekannt
ist, zumal bei Vollmond keine Sonnenfinsternis eintritt) entsprach dem Wort
Jesu bei Seiner Gefangennahme: »Dies ist jedoch eure Stunde und Vollmacht der
Finsternis« (Luk.22:53). Gott gab Seinen Sohn den Mächten der Finsternis, dem
Satan und den bösen Geistern, preis, wie in Psalm 22:13,14 prophezeit: »Viele
Jungstiere umgeben mich, Bullen, die fett sind, umringen mich. Sie sperren ihre
Mäuler gegen mich auf, wie ein Löwe, zerreißend und brüllend.« Der Satan ging
wie ein brüllender Löwe umher und suchte Jesus zu verschlingen (1.Pet.5:8).
Jesu viertes Wort
Über Jesu viertes und zentrales Wort am Pfahl
lesen wir: »Um die neunte Stunde aber schrie Jesus mit lauter Stimme auf und
rief: Eloi, Eloi, lema sabachthani!, das heißt: Mein Gott, mein Gott, wozu Du
Mich verließest!« (Mat.27:46; Mark.15:34; Ps.22:2). Diese Dahingabe, diese
Preisgabe Jesu an Seine Feinde ist in Psalm 22 vorgezeichnet.
Jesu fünftes und
sechstes Wort
Das fünfte und das sechste Wort waren: »Mich
dürstet« (Joh.19:28) und: »Es ist vollbracht!« (Joh.19:30).
Der Vorhang im Tempel
zerriss entzwei
Das zweite symbolträchtige Ereignis (neben
dem der Finsternis) war der Zerriss des Vorhangs im Tempel zwischen dem
»Heiligen« (Heb.9:2; 2.Mose 40:22-27) und dem »Heiligen der Heiligen« (Heb.9:3;
2.Mose 26:31-33; 40:21); letzterer Raum ließe sich mit »Allerheiligstes«
umschreiben.
Lukas berichtet:
»Auch riss der Vorhang des Tempels mitten
entzwei« (Vers 45).
Die beste Erklärung dazu haben wir im
Hebräerbrief: »Seit dies so errichtet worden ist, gehen zwar die Priester allezeit
in das erste Zelt zur Vollbringung der Gottesdienste hinein, in das zweite aber
geht einmal im Jahr der Hohepriester allein, nicht ohne Blut, das er für sich
selbst und die Versehen des Volkes darbringt, womit der Geist, der heilige,
dies offenkundig macht, dass der Weg zu den heiligen Stätten noch nicht
offenbart ist, solange das erste Zelt noch Bestand hat« (Heb.9:6-8; 2.Mose
30:10; 3.Mose 16:2).
Gott war hinter dem Vorhang, mithin im
Verborgenen, in besonderer Weise gegenwärtig (3.Mose 16:2) und war nicht ohne
Weiteres erreichbar. Der Vorhang symbolisierte das Fleisch Jesu. Als Er starb,
als Er Sein Fleisch dahingab, war der Weg zum Vater für alle Glaubenden frei,
wie wir in Hebräer 10:19-22 a lesen: »Da wir nun, Brüder, durch das Blut Jesu Freimut
haben zum Eintritt in die heiligen Stätten, den Er uns eingeweiht hat (dazu
wurde Er geschlachtet und ist nun ein lebendiger Weg durch den Vorhang
hindurch, dies ist Sein Fleisch) und da wir einen großen Priester über das Haus
Gottes haben, so lasst uns mit wahrhaftem Herzen herzukommen, in Vollgewissheit
des Glaubens.«
Mit dem Zerriss des Vorhangs war das
levitische Ritual beendet; für die Gläubigen heißt dies: »Wir haben einen
Altar, von dem zu essen die keine Vollmacht haben, die dem Stiftszelt Gottesdienst
darbringen« (Heb.13:10). Durch Jesus allein haben wir allezeit freien Zugang
zum Vater.
Jesu siebentes Wort und
Aushauchen
»Und Jesus rief mit lauter Stimme: Vater, in
Deine Hände befehle Ich Meinen Geist! - Nach diesen Worten hauchte Er aus«
(Vers 46).
Nachdem Jesus Sein Werk vollbracht hatte,
indem Er Sich Selbst zur Sühnung der Sünden dargebracht hatte, legte Er Sein
Leben nieder, indem Er gemäß Psalm 31:6 über Seinen Geist verfügte und
aushauchte. Das Psalmwort lautet: »In Deine Hände übergebe ich meinen Geist«
(vgl. Ap.7:59).
Der Herr hatte gesagt: »Deshalb liebt Mich
der Vater, weil Ich Meine Seele hingebe, damit Ich sie wieder nehme. Niemand
nimmt sie von Mir, sondern Ich gebe sie von Mir Selbst aus hin. Ich habe
Vollmacht, sie hinzugeben, und Ich habe Vollmacht, sie wieder zu nehmen«
(Joh.10:17,18). Auch Jesaia sagte bereits, »dass Er Seine Seele in den Tod
dahingab« (Jes.53:12).
Nun war Jesus tot. Sein Geist kehrte zu Gott
zurück (Pred.12:7), Seine Seele ging in das Unwahrnehmbare, das heißt in die
Nichtexistenz (Ps.16:10), aber Sein Körper kehrte nicht zur Erde zurück
(Ap.2:27).
Reaktionen der Zuschauer
»Als der Hauptmann das Geschehen gewahrte,
verherrlichte er Gott und sagte: Wirklich, dieser Mensch war gerecht! - Die
gesamte zu diesem Anblick zusammengekommene Volksmenge schaute auf das, was da
geschah, schlug sich an die Brust und kehrte um. Alle Seine Bekannten standen
von ferne, auch die Frauen, die Ihm aus Galiläa gefolgt waren und dies sahen«
(Verse 47-49).
Der römische Hauptmann kam nach all dem
Geschehen zu einer klaren Erkenntnis. Aber auch die Volksmenge war ergriffen
und schlug sich vor Trauer an die Brust. Ob sie fassen konnten, was sie getan
hatten? Ob das Licht der Erkenntnis bei all ihrer Verblendung jetzt nicht doch
hindurchbrach?
Die Grablegung Jesu
»Und siehe, ein Mann mit Namen Joseph, der zu
den Ratsherren gehörte, ein guter und gerechter Mann (der mit ihrem Ratschluss
und Handeln nicht einverstanden war) aus Arimathia, einer Stadt der Juden, der
auch selbst nach dem Königreich Gottes ausschaute - dieser ging zu Pilatus, bat
um den Körper Jesu, nahm ihn vom Kreuz herab, wickelte ihn in Leinwand und
legte ihn in ein in Gestein gehauenes Grab, wo bisher noch niemand gelegen
hatte. Es war der Vorbereitungstag, und der (Abend zum) Sabbat dämmerte schon.
Die Frauen aber, die mit Ihm aus Galiläa gekommen waren, folgten nach, schauten
sich das Grab an, wie Sein Körper beigesetzt wurde. Dann kehrten sie zurück und
bereiteten Gewürze und Gewürzöle; doch den Sabbat über blieben sie nach dem
Gebot in der Stille« (Verse 50-56).
Was Lukas hier schildert, geschah am
Passahtag, dem 14. Nisan, zwischen 15 und 18 Uhr. Dieser Tag war zugleich der
Vorbereitungstag für den großen Festsabbat der ungesäuerten Brote am 15. Nisan
(3.Mose 23:6).
Jesus war unbedingt noch am selben Tag zu
begraben, wie das Gesetz gebietet (5.Mose 21:23). Dabei erfüllte sich durch die
Tat Josephs von Arimathia das Wort aus Jesaia 53:9, dass »Er in Seinem Tode bei
einem Reichen war«, nämlich in der Gruft eines Reichen.
Die Frauen nutzten die noch verbleibende Zeit
am 14. Nisan bis 18 Uhr, um aromatische, wohlriechende Öle und Salben zur
Einbalsamierung des Leichnams Jesu vorzubereiten. Den Festsabbat über, von 18
bis 18 Uhr, blieben die Frauen nach dem Gesetz in der Stille. - Ein normaler,
wenn auch innerhalb der Festwoche liegender Sabbat begann (3.Mose 23:6-8).
»Am Abend der Sabbate aber« (Mat.28:1) - das
war der Abend, mit dem der Festsabbat um 18 Uhr endete und zugleich der Abend,
mit dem der normale Sabbat um 18 Uhr begann - ließen die Hohenpriester das Grab
durch eine römische Wache sichern (Mat.27:62-66). »Das war (aber) am Abend
(zwischen) den Sabbaten« (Mat.28:1 a; Konkordante Übersetzung).
Das leere Grab
»An einem der Sabbattage gingen sie (die
Frauen) in aller Frühe zum Grab und brachten die Gewürze mit, die sie bereitet
hatten, sie und einige mit ihnen. Sie fanden aber den Stein vom Grab
fortgewälzt, und als sie hineingingen, fanden sie den Körper des Herrn Jesus
nicht.
Während sie hierüber noch ratlos waren,
siehe, da traten zwei Männer in strahlender Kleidung zu ihnen. Als sie in
Furcht gerieten und ihre Angesichter zur Erde neigten, sagten diese zu ihnen:
Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern ist
auferweckt worden. Erinnert euch daran, wie Er zu euch sprach, als Er noch in
Galiläa war und sagte: Der Sohn des Menschen muss in die Hände der Menschen,
der Sünder, überantwortet und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen.
- Da erinnerten sie sich Seiner Worte« (Luk.24:1-8).
Der eine der Sabbattage, an dem die Frauen
»sehr früh am Morgen, bei Sonnenaufgang« (Mark.16:2) zum Grab kamen, war, da
sie den Festsabbat über in der Stille waren (Luk.23:56), der normale Sabbat,
der 16. Nisan. Dies war der dritte Tag; der erste Tag des Todes Jesu war der
14., der zweite der 15. und der dritte nun dieser 16. Nisan.
Über all die mannigfachen Ereignisse am
leeren Grab berichten auch Matthäus (28:1-10), Markus (16:2-8) und Johannes
(20:1-18).
Jesus ist auferweckt worden! Er lebt!
Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei Seinem Gott und Vater und auch Ihm für
Seinen Gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Tod am Fluchholz! Dem Apostel
Johannes auf Patmos sagte Er: »Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der
Letzte und der Lebendige: auch Ich war tot, und siehe, lebendig bin Ich für die
Äonen der Äonen!« (Off.1:18).
Es steht uns nicht zu, den Frauen wie auch
den Aposteln, denen sie sodann berichteten, Unglauben vorzuwerfen, weil sie
allesamt nicht mit der Auferstehung Jesus gerechnet hatten. Mehrere Male hatte
Jesus sowohl Seine Kreuzigung ebenso wie Seine Auferstehung angekündigt
(Mat.16:21; 17:23). War die Kreuzigung geschehen, so musste doch auch die
Auferstehung geschehen. Aber ihre Niedergeschlagenheit über den Tod Jesu war zu
beherrschend für sie.
Einst hatte Jesus gesagt: »Reißt diesen
Tempel nieder, und in drei Tagen werde Ich ihn aufrichten! - Nun sagten die
Juden: Sechsundvierzig Jahre wird an diesem Tempel gebaut, und Du willst ihn in
drei Tagen aufrichten! - Er aber hatte von dem Tempel Seines Körpers
gesprochen. Als Er dann aus den Toten auferweckt war, erinnerten sich Seine
Jünger, dass Er dies gesagt hatte; und sie glaubten der Schrift und dem Wort,
das Jesus gesprochen hatte« (Joh.2:19-22).
Die Frauen berichteten
den Aposteln
Lukas geht nicht auf Einzelheiten ein,
sondern schreibt zusammenfassend:
»Als sie vom Grab zurückgekehrt waren,
verkündigten sie dies alles den Elf und allen Übrigen. Es waren Maria, die Magdalenerin,
Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus, und die übrigen Frauen mit ihnen,
die dies den Aposteln berichteten. Doch in deren Augen erschienen diese Reden
wie Unsinn, und sie glaubten ihnen nicht. Petrus aber stand auf und lief zum
Grab hin; als er sich vorbeugte, erblickte er nur die Leinentücher. So ging er
wieder fort, voller Staunen über das, was geschehen war« (Verse 9-12).
Der Apostel Johannes übrigens, der zusammen
mit Petrus zum Grab gelaufen war, berichtet, dass er im Grab alles gewahrte
»und glaubte« (Joh.20:8). »Denn bisher wussten sie aus der Schrift noch nicht,
dass Er aus den Toten auferstehen müsse« (Joh.20:9).
Die von Lukas namentlich genannten Frauen
waren Maria aus Magdala, aus der Jesus sieben Dämonen ausgetrieben hatte (Luk.8:2)
und der der Auferstandene eine besondere Begegnung am Grab gewährte
(Joh.20:11-18), Johanna, die Frau des Chusa, eines Verwalters des Herodes
(Luk.8:3), und Maria, die Mutter des kleinen Jakobus und des Joses, die Frau
des Kleopas (Mark.15:40; Joh.19:25).
Matthäus lässt uns Weiteres wissen: »Als sie
nun gingen, um es Seinen Jüngern zu verkünden, siehe, da begegnete ihnen Jesus
und sagte: Freuet euch! - Sie aber traten herzu, umfassten Seine Füße und
fielen vor Ihm nieder. Dann sagte Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin
und verkündet es Meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen sollen; dort
werden sie Mich sehen« (Mat.28:9,10).
Und bald darauf, und zwar zu Pfingsten,
konnte Petrus mit Gewissheit verkündigen: »Männer, Israeliten, hört diese
Worte: Jesus den Nazarener, unter euch als ein von Gott gesandter Mann durch
Machttaten, Wunder und Zeichen erwiesen, die Gott durch Ihn in eurer Mitte
getan hat, wie ihr selbst wisst, diesen (Jesus), der euch nach dem
festgesetzten Ratschluss und der Vorerkenntnis Gottes ausgeliefert wurde, habt
ihr durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz heften und hinrichten lassen; den
hat Gott auferstehen lassen, indem Er die Wehen des Todes löste, weil Er
unmöglich von ihm gehalten werden konnte. ... Diesen Jesus hat Gott auferstehen
lassen, dafür sind wir alle Zeugen. ... Mit Sicherheit erkenne daher das ganze
Haus Israel, dass Gott Ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat,
diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt« (Ap.2:22-24,32,36).
(Lukas 24:13-53)
Unser Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes
und König Israels, war am Sabbat, dem 16. Nisan, auferweckt worden. Die Frauen,
die frühmorgens am leeren Grab waren, hatten es den Aposteln und anderen
Jüngern verkündet.
»Und siehe, zwei von ihnen (von den Jüngern)
gingen am selben Tag in ein Dorf namens Emmaus, sechzig Stadien weit von
Jerusalem entfernt. Die unterhielten sich miteinander über alle diese
Ereignisse. Während sie sich unterhielten und gegenseitig befragten, näherte
Sich Jesus Selbst und ging mit ihnen. Aber ihre Augen waren wie gehalten,
sodass sie Ihn nicht erkannten« (Verse 13-16).
Die Lage des Ortes ist umstritten, zumal der
Kodex Sinaiticus die Entfernung mit 160 Stadien angibt. Eine Stadie, die Länge
eines Stadions, betrug etwa 185 m; 60 Stadien waren somit etwa 11,1 km, 160
etwa 29,6 km.
Die zwei Jünger gehörten nicht zum Kreis der
Apostel, die sich in jenen Stunden in Jerusalem aufhielten (Vers 33).
Ihre Augen waren gehalten, sodass sie Jesus
nicht erkannten. Gott hatte dies bewirkt. Warum? Man mag daran denken, dass der
Auferstandene nur für Glaubende erkennbar sein soll. Auch Maria Magdalena, die
zunächst meinte, den Gärtner vor sich zu haben, erkannte den Herrn erst, als Er
sie bei ihrem Namen rief und sie glaubte (Joh.20:16). Ebenso erkannte der
ungläubige Apostel Thomas Jesus erst dann, als er glaubte, dass der Gekreuzigte
auferstanden war (Joh.20:27,28).
Die Darlegung der beiden
Jünger
»Er fragte sie nun: Was sind dies für Worte, die
ihr beim Gehen miteinander austauscht? - Da blieben sie mit kummervoller Miene
stehen. Der eine, mit Namen Kleopas, antwortete Ihm: Du weilst in Jerusalem und
hast als Einziger nicht erfahren, was dort in diesen Tagen geschehen ist? - Da
fragte Er sie: Was denn? -
Sie antworteten Ihm: Das, was Jesus, den
Nazarener, betrifft, einen Mann, der ein Prophet wurde, mächtig im Werk und im
Wort vor Gott und dem gesamten Volk, wie
Ihn unsere Hohenpriester wie auch die Oberen zum Todesurteil überantwortet und Ihn
gekreuzigt haben. Wir aber erwarteten, dass Er es ist, der Sich anschickt,
Israel zu erlösen. Bei dem allen führt es jedoch schon zu diesem dritten Tag,
seitdem das geschehen ist. Und einige Frauen von den Unseren haben uns sogar
Entsetzen bereitet; sie hatten sich heute früh zum Grab begeben. Als sie Seinen
Körper fanden, kamen sie zurück und berichteten, sie hätten auch eine
Erscheinung von Boten gesehen, die sagten, Er lebe. Darauf sind einige, die mit
uns zusammen sind, zum Grab gegangen und haben es so gefunden, wie die Frauen
es auch gesagt hatten; Ihn Selbst aber gewahrten sie nicht« (Verse 17-24).
Diese recht ausführliche Darlegung der beiden
Jünger zeigt uns, was sie bis dahin wussten und was sie von Jesus glaubten,
dass Er nämlich der von Mose angekündigte Prophet ist (5.Mose 18:18), und des
Weiteren, was sie von Jesus erwarteten, und zwar dies, dass Er Israel von aller
Fremdherrschaft erlöse (Jes.41:14; 43:14; Luk.1:68) und das Königreich
herbeiführe. Dies schließt ein, dass sie in Jesus den Messias sahen.
Nun aber war ihre Erwartung zunichte gemacht,
und Trauer erfüllte sie.
Zudem hatte der Bericht einiger Frauen ihnen
Entsetzen bereitet und sie völlig aus der Fassung gebracht, da jene
behaupteten, Jesus lebe.
Jesus schloss ihnen die
Schriften auf
»Da sagte Er zu ihnen: O wie seid ihr doch
ohne Verständnis und so säumig im Herzen, um an alles zu glauben, was die
Propheten ausgesprochen haben! Musste Christus dies nicht leiden und dann erst
in Seine Herrlichkeit eingehen? - Und mit Mose anfangend, ging Er alle
Propheten durch und legte ihnen aus allen Schriften das über Ihn Selbst Gesagte
aus« (Verse 25-27).
Der Herr rügte Seine Jünger, weil sie - wenn
sie auch im Grunde glaubten - nicht alles und in allen Einzelheiten glaubten,
was geschrieben steht. Sie hätten wissen müssen, dass der Messias zuerst leiden
muss und danach erst verherrlicht wird.
Welche Bibelstellen wird der Herr ihnen
aufgeschlossen haben? - Zum Beispiel diese:
1.Mose 3:15 - die Feindschaft zwischen
dem Samen der Frau, Christus, und dem Samen der Schlange, den Feinden Christi;
1.Mose 37:8,27 - die Ablehnung Josephs
durch seine Brüder (Ap.7:9);
2.Mose 12:7 - die Rettung aus Ägypten
durch das Blut des Passahlammes;
3.Mose 16:6,14; 23:28 - die Sühnung der
Sünden durch das Blut auf der Bundeslade am Tag der Beschirmungen;
4.Mose 21:9 - die Rettung der von der
Schlange Gebissenen durch den Blick auf die von Mose auf eine Stange gesetzte
kupferne Schlange;
1.Samuel 19 - die Verfolgung des Königs
David durch Saul;
Jes.2:1-5 - die Herrlichkeit des
Königreichs;
Jes. 9:6 - die Herrlichkeit des Königs;
Jes. 42:6,7 - der Messias als das Licht
der Nationen;
Jes. 52:13-15 und Kap. 53 - die Leiden
des Messias;
Jes. 60:1-3 das Erstrahlen des Lichtes
Gottes über Jerusalem;
Jer. 23:5,6 - ein Nachkomme Davids wird
in Gerechtigkeit regieren;
Jona 2:1 - ebenso wie Jona im Leib des
Seeungeheuers war, war Jesus drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde
(Mat.12:40);
Daniel 9:26 - nach den sieben und
zweiundsechzig Jahrsiebenern wird der Messias ohne Rechtsspruch abgeschnitten
werden;
Psalm 2:2 - die Oberen versammeln sich
gegen Jewe und Seinen Gesalbten (Luk.22:66; Ap.4:27);
Psalm 2:7,8 - der von Jewe gezeugte
Sohn wird die gesamte Erde besitzen;
Psalm 14:9 - die Menschen hassen Ihn,
Jewe aber wird Ihn von den Toren des Todes aufheben;
Psalm 16:10,11 - Jesu Seele wird nicht
im Ungewahrbaren bleiben, sondern den Pfad des Lebens gehen (Ap.2:25-28;
13:35);
Psalm 22 - der Herr in Seinen Leiden am
Fluchholz;
Psalm 77:15,16 - El tut Wunder und
erlöst Sein Volk;
Psalm 102:17 - Jewe wird Zion wieder
bauen und in Seiner Herrlichkeit erscheinen;
Psalm 103:17-19 - die Huld Jewes währt
von Äon zu Äon für die, die Seinen Bund halten; Sein Königtum herrscht über
allem.
Viele, viele andere Schriftstellen ließen
sich noch nennen, zumal die hebräischen heiligen Schriften im Grunde
durchgängig von Jesus zeugen (Joh.5:39). Denken wir zum Beispiel an das Zelt
der Begegnung beziehungsweise den Tempel mit seinen Einrichtungen, an die
Priesterschaft und das Opferritual - auch dies alles weist symbolisch auf Jesus
und Seine verschiedenen Vollmachten und Aufgaben hin (Heb.4:14; 5:6; 7:24;
8:1-13).
Jesus gab Sich zu
erkennen
»So näherten sie sich dem Dorf, wohin sie
gingen; doch Er tat, als ob Er weitergehen wollte. Da drangen sie in Ihn und
sagten: Bleibe bei uns, denn es geht auf die Abenddämmerung zu, und der Tag hat
sich schon geneigt. - Da trat Er ein, um bei ihnen zu bleiben. Als Er mit ihnen
zu Tisch lag, geschah es, dass Er das Brot nahm und segnete, es brach und ihnen
reichte. Nun wurden ihnen die Augen aufgetan, und sie erkannten Ihn; doch Er
wurde unsichtbar und entschwand aus ihrer Mitte« (Verse 28-31).
Es dürfte zwischen 17 und 18 Uhr gewesen
sein. Vermutlich wohnten einer der Jünger oder beide in Emmaus. Auf ihr
dringliches Bitten hin trat Jesus mit ihnen in das Haus ein. Da geschah es,
dass Er wie ein Gastgeber auftrat und mithin als der Herr handelte, der Er
schließlich war. Als Er das Brot nahm, Gott dafür pries und es brach, erkannten
die Jünger in dem gebrochenen Brot Seinen für sie gebrochenen Körper und
wussten auf einmal - von Gott bewirkt -, wer es war, dem sie begegnet waren,
Er, Jesus, der Auferstandene!
Ihre Rückkehr nach
Jerusalem
»Da sagten sie zueinander: Brannte nicht
unser Herz in uns, als Er auf dem Weg zu uns sprach und als Er uns die
Schriften auftat? - Zur selben Stunde machten sie sich auf, kehrten nach
Jerusalem zurück und fanden die Elf und die mit ihnen waren, beisammen, welche
sagten: Der Herr ist wirklich auferweckt worden und ist dem Simon erschienen! -
Da schilderten auch sie das auf dem Weg Erlebte und wie Er von ihnen am Brechen
des Brotes erkannt worden war« (Verse 32-35).
Den beiden Jüngern war es wie einst dem König
David ergangen, der bezeugte: »Warm wurde mein Herz in meinem Inneren, bei
meinem Sinnen verzehrte mich ein Feuer« (Ps.39:4). Sie hatten den
Auferstandenen gesehen! Diese überwältigende Wahrheit konnten sie nicht für
sich behalten, sondern mussten sie unverzüglich den Aposteln und den anderen
Jüngern in Jerusalem verkünden. »Ich glaube, darum spreche ich auch«
(2.Kor.4:13; Ps.116:10).
Bevor die zwei aber erzählen konnten, rief
man ihnen bereits freudig zu, dass der Herr auferstanden und dem Simon Petrus erschienen
sei. Die Erscheinung vor Petrus wird nur hier berichtet; Paulus nimmt in
1.Korinther 15:5 Bezug darauf, indem er schreibt, dass Jesus zuerst dem Kephas
und darauf den Zwölf erschienen ist.
Jesus erschien den
Aposteln
»Während sie noch davon sprachen, trat Jesus
Selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! - Da erschraken
sie, gerieten in Furcht und meinten, einen Geist zu schauen. Doch Er sagte zu
ihnen: Was seid ihr so erregt, und warum steigen solche Erwägungen in euren Herzen
auf? Betastet und gewahrt Mich; denn ein Geist hat kein Fleisch und Gebein, so
wie ihr es an Mir schaut. - Als Er dies gesagt hatte, zeigte Er ihnen Seine
Hände und Füße. Als sie es vor Freude immer noch nicht glauben wollten und
erstaunt waren, fragte Er sie: Habt ihr etwas Essbares hier? - Da reichten sie
Ihm ein Stück gerösteten Fisch; das nahm Er und aß es vor ihren Augen« (Verse
36-43).
Obwohl die Apostel und die mit ihnen
Versammelten inzwischen von den Frauen, von Petrus und von den Emmaus-Jüngern
gehört hatten, dass Jesus lebt, erschraken sie, als Er durch die aus Furcht vor
den Juden verschlossene Tür eintrat, ja plötzlich in ihrer Mitte war
(Joh.20:19).
Für sie war dies alles nun doch zu
überraschend und zu neu. Das menschliche Herz kann es nur nach und nach fassen.
Deshalb stellte Sich Jesus ihnen mit Geduld, Erklärungen und Verständnishilfen
vor.
Dies wollen wir gedanklich nachvollziehen:
Geister haben nicht Fleisch und Knochen.
Jesus aber hatte einen Körper aus Fleisch und
Gebein; die Wundmale waren zu sehen, und Er konnte essen. Der Geist Jesu, den
Er in die Hände Seines Vaters befohlen hatte (Luk.23:46), sodass Er starb, war
in Seinen Körper zurückgekehrt, sodass auch Seine Seele - sie ist das
Bewusstsein - wieder geworden war. Ähnlich war es bei Adam gewesen: »Dann
formte Jewe Elohim den Menschen aus Erdreich vom Boden und hauchte Lebensodem
in seine Nase; und der Mensch wurde eine lebende Seele« (1.Mose 2:7). Wir
erinnern uns auch an das Töchterlein des Jairus: Als Jesus sagte: »Mädchen,
erwache!«, kehrte ihr Geist (ihr Lebensodem) zurück, sie erwachte, hatte also
wieder Bewusstsein, und stand auf der Stelle auf (Luk.8:54,55).
Jesu Auferstehungskörper enthielt allerdings
kein Blut; dieses hatte Er für die Sünden der Welt ausgegossen (Luk.22:20). Und
Sein Körper war mit anderen Kräften und Fähigkeiten ausgestattet, denn Er
konnte Sich unsichtbar machen (Luk.24:31) und durch verschlossene Türen gegen
(Joh.20:19).
So sahen und hörten die Apostel nun den auferstandenen
Herrn Jesus Christus und konnten sie Ihn auch betasten, worauf Johannes großen
Wert legt, denn Er schreibt als Zeuge: »Was von Anfang an war, was wir gehört,
was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und mit unseren Händen
betastet haben, betrifft das Wort des Lebens: Denn das Leben ist offenbar
geworden, und wir haben gesehen, bezeugen und verkünden euch das äonische
Leben, das zum Vater hingewandt war und uns offenbar geworden ist. Was wir
gesehen und gehört haben, verkünden wir euch« (1.Joh.1:1-3).
Die Körper der im Königreich Israels lebenden
Auferstandenen werden diesem Auferstehungskörper Jesu gleichen (Luk.20:35,36;
1.Joh.3:2).
Dem Saulus vor Damaskus erschien der Herr in
einem wiederum anderen Körper, und zwar in einem überhimmlischen
Herrlichkeitskörper, sodass Paulus geblendet wurde (Ap.9:3; 22:11; 26:13). Wenn
wir, die Glieder der Gemeinde, die Christi Körper ist (Eph.1:22,23), verwandelt
werden (1.Kor.15:51) - für die Entschlafenen ist die Auferstehung die
Verwandlung -, wird unser Körper Seinem geistlichen, herrlichen,
unvergänglichen, überhimmlischen Körper gleichen (Röm.8:29; 1.Kor.15:42-44,49;
Phil.3:21).
Jesus unterwies die
Seinen
»Auch sagte Er zu ihnen: Dies sind Meine
Worte, die Ich zu euch sprach, als Ich noch bei euch war: Alles muss erfüllt
werden, was im Gesetz des Mose, in den Propheten und Psalmen von Mir
geschrieben ist. - Dann tat Er ihren Sinn auf, die Schriften zu verstehen, und
sagte zu ihnen: So steht es geschrieben, und so musste Christus leiden und am
dritten Tag aus den Toten auferstehen« (Verse 44-46).
Was in den hebräischen heiligen Schriften von
Jesus geschrieben steht, habe ich im Zusammenhang mit Vers 27 an einigen
Beispielen dargestellt. Er, der Christus, hatte alles erfüllt, was von Ihm
geschrieben ist, und mithin getan, was Er bei Seinem Kommen in die Welt gesagt
hatte: »Siehe, Ich treffe ein (in der Summe der Rolle ist von Mir geschrieben),
um Deinen Willen, o Gott, zu tun« (Heb.10:7; Ps.40:9).
Den Emmausjüngern hatte der Herr es auf der
Wanderung erklärt, nun belehrte Er auch die in Jerusalem in Treue zu Ihm
versammelten Gläubigen darüber. Dabei war entscheidend, dass Er ihren Denksinn
aufschloss und ihnen geistliches Verständnis schenkte; schließlich kann nur
Gott das Ohr öffnen (Jes.50:4,5), und nur Er ist es, der Erkenntnis gewährt
(Dan.2:21,22), denn »kein Mensch kann sich etwas nehmen, wenn es ihm nicht vom
Himmel gegeben wird« (Joh.3:27).
In den Jahren davor hatten die Jünger vieles
nicht verstanden, zum Beispiel weder dass Jesus auf einem Eselsfüllen in
Jerusalem einritt (Joh.12:16) noch dass Er den Tempel Seines Körpers in drei
Tagen wieder aufrichten werde. Aber »als Er dann aus den Toten auferweckt war,
erinnerten sich Seine Jünger, dass Er dies gesagt hatte; und sie glaubten der
Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte« (Joh.2:22).
Jesu Anweisungen an
Seine Apostel
Der Auferstandene setzte Seine Rede fort und
gab Seinen Jüngern Anweisungen, von Sich als dem Messias in der dritten Person
sprechend:
»In Seinem Namen ist Umsinnung zur Erlassung
der Sünden unter allen Nationen zu herolden. Angefangen in Jerusalem, werdet
ihr Zeugen dafür sein. Und siehe, Ich schicke das Verheißungsgut Meines Vaters
aus auf euch; bleibt ihr aber in der Stadt Jerusalem, bis ihr mit Kraft aus der
Höhe angetan werdet« (Verse 47-49).
Diese Worte sprach unser Herr vermutlich noch
an jenem Abend. Da Er Sich nach dem zweiten Bericht des Lukas aber vierzig Tage
hindurch unter den Gläubigen sehen ließ und über Dinge sprach, die das Königreich
Gottes betreffen (Ap.1:3), wird Er diese Anweisungen auch wiederholt und unter
verschiedenen Aspekten näher erläutert haben. Die Hauptaussagen hat Lukas hier
zusammengefasst.
Wir wollen sie im Einzelnen betrachten:
In dem Namen des Herrn Jesus Christus haben
sie künftig zu handeln, in Seinem Auftrag und Seiner Vollmacht; oder wörtlich
»aufgrund Seines Namens«, aufgrund all der Tatsachen, die mit Seinem Namen
verbunden sind und damit mit Ihm Selbst.
Sie sollen die Umsinnung zur Erlassung der
Sünden unter allen Nationen herolden. Genau dies ist ja der große
heilsgeschichtliche Auftrag Israels, nämlich als priesterliches Volk alle
Nationen zu Jüngern Jesu zu machen (2.Mose 19:6; Mat.28:19; 1.Pet.2:9).
Johannes der Täufer hatte »die Taufe der
Umsinnung zur Erlassung der Sünden« (Luk.3:3) geheroldet. Dies war auch der
Aufruf Jesu an Israel: »Erfüllt ist die Frist, und genaht hat sich das
Königreich Gottes. Sinnt um und glaubt an das Evangelium!« (Mark.1:15). Im
Königreich Israels werden nur solche leben, die ihre Gesinnung geändert haben
und nunmehr Gott wohlgefällig wandeln. Das wiedergezeugte und mithin gläubige
und in neuer Gesinnung wandelnde Israel wird zum Segen für die ganze Erde sein
(Sach.8:13). Und dann, im tausendjährigen Königreich auf der Erde wie auch im
Königreich auf der neuen Erde (Off.21:1), wird Israel den Verkündigungsauftrag
unter den Nationen erfüllen, und die Nationen werden Gott für Sein Erbarmen
verherrlichen (Röm.15:9; Ps.18:50) und zusammen mit Seinem Volk fröhlich sein
(Röm.15:10; 5.Mose 32:43). Alle Völker werden den Herrn Jesus Christus
lobpreisen (Röm.15:11; Ps.117:1).
Zeugen werden sie sein, sagte Jesus; die
Apostel, ja ganz Israel (Röm.11:26), werden aus eigenem Erleben bezeugen, dass
Jesus das Leben ist (Joh.1:4; 14:6). Jesus ist auch das Licht der Nationen,
sodass Gottes Rettung bis an die Enden der Erde gereicht (Jes.49:6; Ap.13:47).
Ihren Dienst werden sie in Kraft tun, in
sichtbar wirksamer Kraft, da das Verheißungsgut des Vaters - dieses ist der
Geist Gottes - auf sie kommen wird. Dies sagte Jesus auch nach
Apostelgeschichte 1:8: »Ihr werdet Kraft erhalten, wenn der heilige Geist auf
euch kommt; und ihr werdet Meine Zeugen sein: in Jerusalem wie auch im gesamten
Judäa und Samaria und bis zur letzten Grenze des Landes« (vgl. Joel 3:1). - Wir
heute, in der dem Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Verwaltung der Gnade
Gottes (Eph.3:2), tun unseren Dienst in äußerlicher Schwachheit
(2.Kor.12:9,10).
Zunächst sollen sie in Jerusalem bleiben, bis
sie mit dieser Kraft aus der Höhe angetan werden. Dementsprechend ist in
Apostelgeschichte 1:4,5 zu lesen: »Als Er mit ihnen Tischgemeinschaft hatte,
wies Er sie an, nicht von Jerusalem zu scheiden, sondern die Verheißung des
Vaters abzuwarten, »die ihr von Mir gehört habt; denn Johannes hat nur mit
Wasser getauft, ihr aber werdet nicht sehr lange nach diesen Tagen in heiligem
Geist getauft werden«.«
In Jerusalem sollen sie beginnen. Zentrum und
Ausgangspunkt des Wirkens des gläubigen Israels kann nur Jerusalem sein, denn
dort wird der Thron des Messias stehen (Ps.132:11-17). Von Zion geht das Gesetz
an die Nationen aus und das Wort Jewes von Jerusalem (Jes.2:3).
Der Apostel Petrus vollzog den Auftrag des
Herrn, wie er ihn auch im Königreich erfüllen wird, zum Beispiel gegenüber dem
römischen Hauptmann Kornelius, dem er die Erlassung der Sünden für jeden, der
an Jesus glaubt, verkündigte (Ap.10:43).
Auch der Apostel Paulus verkündigte zunächst
die Vergebung der Sünden (Ap.26:18), dann aber die Rechtfertigung von den
Sünden (Ap.13:39), den Segen, den wir, die Glieder der Körpergemeinde
(Eph.1:22,23), heute haben. Wir sind allein durch Glauben - ohne Umsinnung und
Wassertaufe - und damit allein in der Gnade gerechtfertigt, von Glaubensanfang
an für gerecht erklärt (Röm.3:24,28; Eph.2:8).
Bei Bethanien
Abschließend berichtet Lukas über ein
Ereignis bei Bethanien am Ölberg, das entweder während der vierzig Tage bis zur
Himmelfahrt Jesu oder am Tag der Himmelfahrt stattfand, je nachdem, wie man die
Textzeugen für Vers 51 b bewertet.
»Danach führte Er sie hinaus bis nahe an
Bethanien; und Seine Hände aufhebend, segnete Er sie. Während Er sie segnete,
entfernte Er Sich von ihnen [und wurde in den Himmel hinaufgetragen]; und sie
fielen vor Ihm nieder. Dann kehrten sie mit großer Freude nach Jerusalem
zurück. Dort waren sie allezeit in der Weihestätte, lobten und segneten Gott.
Amen!« (Verse 50-53).
Der Kodex Sinaiticus hat den Versteil 51 b:
»und wurde in den Himmel hinaufgetragen« nicht, er steht aber in den Kodizes
Alexandrinus und Vaticanus sowie in dem sehr guten Papyrus P 75. Da Lukas in
Apostelgeschichte 1:2 schreibt, dass sein erster Bericht bis zu dem Tag, da
Jesus hinaufgenommen wurde, reiche, berichtet er hier somit über die
Himmelfahrt Jesu, die er in Apostelgeschichte 1:2-12 ausführlich schildert.
Bethanien lag am Ölberg, etwa 15 Stadien von
Jerusalem entfernt (Joh.11:18; 15 Stadionlängen zu 185 m sind 2775 m).
Soweit wir wissen, segnete der Herr Seine
Apostel nur dieses eine Mal.
Einst hatte Jesus gesagt: »Wenn ihr Mich
liebet, würde ihr euch freuen, dass Ich zum Vater gehe« (Joh.14:28); jetzt
liebten sie Ihn und freuten sie sich, und mit großer Freude kehrten sie nach
Jerusalem zurück und preisen Gott.
Auch wir loben und preisen Gott für Sein
Heilswerk in Seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn! Amen!
Dieter
Landersheim
Höhenstraße
11
65824
Schwalbach a. Ts.
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