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Ausführungen zum Buch Amos

 

 

Feuer gegen viele Völker (Amos 1 + 2)

Die Züchtigungen Samarias (Amos 3:1 - 5:17)

Der Tag Jewes ist Finsternis (Amos 5:18 - 7:17)

Es wird kein Entrinnen geben (Amos 8 + 9)

 

 

Feuer gegen viele Völker

(Amos 1 + 2)

 

  Der Prophet Amos aus Juda wirkte um das Jahr 780 v. Chr. in Israel in den Tagen des Königs Jerobeam II von Israel (812/811-772/771 v. Chr.) und des Königs Usia von Juda (801/800-750/749 v. Chr.). Das Südreich Juda und das Nordreich Israel erlebten eine Blütezeit. Die Nachbarstaaten stellten keine ernsthafte Bedrohung dar. Jerobeam befestigte die Grenze und brachte das Land zu großem Wohlstand, was allerdings nicht zu Dankbarkeit Jewe gegenüber führte, sondern zu Stolz und Ausschweifungen. Amos hatte somit viele soziale und religiöse Missstände anzuprangern und das Gericht wegen all dieser Sünden anzukündigen.

  Nach der Vorhersage des Gerichts über acht Nationen in den Kapiteln 1:2 bis 2:16 folgen drei Strafreden gegen Israel in den Kapiteln drei bis sechs und fünf Visionen vom kommenden Gericht in den Kapiteln 7:1 bis 9:10. Das Buch schließt mit der Heilsverkündigung der Verse 11 bis 15 in Kapitel neun.

 

Amos, der Kleinviehhirte

 

  »Worte des Amos, der sich unter den Kleinviehhirten aus Tekoa befand, (Worte), die er über Israel schaute in den Tagen Usias, des Regenten Judas, und in den Tagen Jerobeams, des Sohnes des Joas, des Regenten Israels, zwei Jahre vor dem Erdbeben« (Am.1:1).

  Tekoa war eine Stadt im Losteil Judas etwa 19 km südlich von Jerusalem. Dort arbeitete Amos als Schaf- und Ziegen-, aber auch Rinderhirte und züchtete nebenbei Maulbeerfeigen (Am.7:14). Sein Name, hebräisch OMUS, punktiert AMOS, bedeutet: Beladener. Jewe hatte ihm den Dienst an Israel aufgeladen.

  Zwei Jahre vor dem großen Erdbeben erreichte ihn die Berufung zum Propheten. Das gewaltige Beben fand um das Jahr 775 v. Chr. statt; es wird auch in Sacharja 14:5 erwähnt.

 

Jewe wird brüllen

 

  »Und er sprach: Jewe wird aus Zion brüllen und aus Jerusalem Seine Stimme hören lassen. Da trauern die begehrten (Fluren) der Hirten, und der Gipfel des Karmel trocknet aus« (Am.1:2).

  Von Zion, dem Südosthügel Jerusalems, dessen Name später auch für den Tempelbezirk und dann für ganz Jerusalem gebraucht wurde, gehen die Zorngerichte Jewes an jenem Tag aus, der schnell kommt (Zeph.1:14). Die Himmel und das Erdland werden beben (Joel 4:16). Wer kann da bestehen (Off.6:14-17)? Mit dem Brüllen wird angezeigt, dass der Angriff unmittelbar bevorsteht. Dürre gehört zu den von Mose angekündigten Strafen für Ungehorsam (5.Mose 28:22:24). Selbst der Karmel, ein Berg mit den fruchtbarsten Ackerflächen im Nordwesten Israels, wird von der Hitze des Zorns Jewes versengt werden.

  Jewe, hebräisch IEUE (unpunktiert), bedeutet »wird sein« (IE), »seiend« (U), »war« (E) und bezeichnet Gott, den Vater, den immer Seienden, so wie Er in Christus, Seinem Abbild, Seinem Wort und der Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit (Heb.1:3), für uns Menschen erfassbar ist.

  Nach der allgemeinen Ankündigung, dass Jewe Gericht üben wird, folgen nun die verschiedenen Gerichtsworte über acht Nationen im Einzelnen.

 

Wider Damaskus

 

  »So spricht Jewe: Aufgrund dreier Ausschreitungen der (Stadt) Damaskus (ist es), und aufgrund vierer mache ich es nicht rückgängig, ja aufgrund dessen, dass sie Gilead mit eisernen Dreschschlitten zerdroschen. Und so sende Ich Feuer gegen das Haus Hasaels, dass es die Hochburgen Ben-Hadads fresse. Und Ich zerbreche den Riegel von Damaskus, und Ich schneide ab den Einwohner vom Tal Awen und den das Zepter Haltenden vom Hause Eden, und verschleppt wird das Volk Arams nach Kir, spricht Jewe« (Am.1:3-5).

  Damaskus ist eine Stadt Arams, mithin der Aramäer (Syrer). Gilead war das Losteil der Stämme Gad, Ruben und Halb-Manasse auf der Ostseite des Jordans. Hasael sowie sein Sohn Ben-Hadad waren Regenten Arams (2.Kön.13:22-25). Awen hieß ein Tal zwischen dem Libanon und dem Antilibanon. Eden war eine Stadt in Assur.

  Jewe straft nicht sofort, sondern hat Geduld, damit man umsinne (vgl. 2.Pet.3:9), aber wenn dann doch drei oder gar vier, das heißt eine gewisse Anzahl oder gar mehr Verbrechen vorliegen, kurz: wenn das Maß voll ist, ja der heilsgeschichtlich richtige Zeitpunkt gekommen ist, dann greift Er ein.

  Aram hatte in Gilead grausam gewütet (2.Kön.8:12; 10:32; 13:4,7). Wie Amos prophezeit hatte, erging das Gericht über Aram, und zwar durch Tiglat-Pileser, den Regenten Assurs, der im Jahr 732/731 v. Chr. Damaskus eroberte und die Bewohner nach Kir verschleppte (2.Kön.16:9). Kir war ein Gebiet in Assur, aus dem die Söhne Arams stammten (Am.9:7). Nun war Schluss mit ihrem Größenwahn, sie mussten zu ihrem Ausgangspunkt zurück.

 

Wider Gaza

 

  »So spricht Jewe: Aufgrund dreier Ausschreitungen der (Stadt) Gaza (ist es), und aufgrund vierer mache Ich es nicht rückgängig, ja aufgrund dessen, dass sie eine vollzählige Verschleppung, ja Verschleppung (durchführten), um sie an Edom (auszuliefern) und gefangen zu geben. Und so entsende Ich Feuer gegen die Mauer der (Stadt) Gaza, und es frisst ihre Hochburgen. Und Ich schneide ab den Bewohner von Aschdod und den das Zepter von Aschkalon Haltenden, und Ich wende Meine Hand gegen Ekron, und der Überrest der Philister geht verloren, spricht Jewe, mein Herr« (Am.1:6-8).

  Die genannten Städte waren vier der fünf Fürstenstädte der Philister in der Ebene am Mittelmeer (die fünfte war Gat). Die Philister überfielen auf Raubzügen israelitische Orte und verkauften restlos alle Einwohner in die Sklaverei, auch an Edom, das sie großenteils weiterverkaufte (Joel 4:6; Ob.11; 2.Chron.21:17; 28:18). Edom war das von Esau abstammende Volk der Edomiter.

  Assur machte den Philistern ein Ende. Gaza fiel 734 v. Chr., Aschdod 711 v. Chr., und Aschkalon sowie Ekron fielen 701 v. Chr. Vom Gericht über die Philister steht auch in Jesaia 14:29-31, Jeremia 47, Hesekiel 25:15-17, Zephanja 2:4,5 und Sacharja 9:5-7 geschrieben.

 

Wider Tyrus

 

  »So spricht Jewe: Aufgrund dreier Ausschreitungen der (Stadt) Tyrus (ist es), und aufgrund vierer mache Ich es nicht rückgängig, ja aufgrund dessen, dass sie das vollzählig Verschleppte Edom ausgeliefert und gefangen gegeben haben und nicht des Bundes der Brüder gedachten. So entsende Ich Feuer gegen die Mauer der (Stadt) Tyrus, und es frisst ihre Hochburgen« (Am.1:9,10).

  Tyrus, die bedeutende phönizische Inselstadt vor der Küste Nordkanaans, handelte auch mit israelitischen Sklaven (Hes.26:7; Joel 4:4-6). Die ausführliche Anschuldigung gegen Tyrus ist in Hesekiel 26:1 bis 28:19 zu lesen.

  Mit dem Bund, dessen Tyrus nicht gedachte, sind die guten Beziehungen zu den Königen David und Salomo gemeint. König Hiram von Tyrus und Salomo hatten einen Bund geschlossen, und Hiram nannte Salomo »Bruder« (1.Kön.5:15,26; 9:13).

  Tyrus geriet zunächst zeitweise in die Abhängigkeit von Assur und musste Tribut entrichten. König Nebukadnezar von Babel belagerte Tyrus 13 Jahre lang von 585 bis 573 v. Chr. (Hes.26:7,11; 29:18). Die Stadt wurde schließlich von Alexander dem Großen im Jahr 332 v. Chr. erobert und zerstört.

 

Wider Edom

 

  »So spricht Jewe: Aufgrund dreier Ausschreitungen Edoms (ist es), und aufgrund vierer mache Ich es nicht rückgängig, ja aufgrund dessen, dass es seinen Bruder mit dem Schwert verfolgte und seine Erbarmungen nicht erwiderte, und dass sein Zorn (Israel) für die bezeugte (Zeit) zerriss und es seinen Grimm dauernd pflegte. Und so entsende Ich Feuer gegen Teman, und es frisst die Hochburgen Bozras« (Am.1:11,12).

  Edoms Bruder war Israel so wie Esau der Bruder Jakobs war. Die Edomiter waren durchweg feindlich und erbarmungslos gegen Israel eingestellt (4.Mose 20:20,21; Hes.25:12; Joel 4:19; Ob.10; 2.Chron.20:11; 28:17). Deshalb sandte Jewe Feuer gegen Teman, ein Gebiet und wahrscheinlich auch eine Stadt in Edom, und gegen Bozra, eine Festungsstadt im Norden Edoms. Edom wurde im 8. Jahrhundert v. Chr. von Assur unterworfen und war im 5. Jahrhundert zur Öde geworden (Mal.1:3). Dann wurde das Gebiet von den Nabatäern, einem arabischen Volksstamm, eingenommen.

 

Wider Ammon

 

  »So spricht Jewe: Aufgrund dreier Ausschreitungen der Söhne Ammons (ist es), und aufgrund vierer mache Ich es nicht rückgängig, ja aufgrund dessen, dass sie die Schwangeren Gileads aufschlitzten, um ihre Grenze zu erweitern. Und so zünde Ich ein Feuer an in der Mauer Rabbas, und es frisst ihre Hochburgen im Kriegsgeschrei am Tag der Schlacht, im Stürmen am Tag der Windhose. Und ihr Regent geht inmitten der Verschleppten, er samt seinen Fürsten, spricht Jewe« (Am.1:13-15).

  Die Ammoniter hatten übermäßige Grausamkeiten in Gilead, dem Gebiet der Stämme Ruben, Gad und Halb-Manasse, verübt. Rabba, heute die jordanische Hauptstadt Amman, war ihre Hauptstadt. In Feuer und Kriegsgeschrei ging sie unter. Das vorausgesagte Gericht wurde im Jahr 734 v. Chr. durch die assyrischen Eroberer unter Tiglat-Pileser III vollzogen. Jewe bewirkte dabei auch einen Wirbelsturm. Naturkatastrophen sind durchaus Instrumente des Gerichts Jewes (Ps.83:16; Jer.23:19; 30:23).

  Vergleiche auch die Gerichtsworte über Ammon in Jeremia 49:1-6 und Hesekiel 25:1-11.

  Die Ammoniter waren die Nachkommen Lots und seiner zweitgeborenen Tochter (1.Mose 19:38).

 

Wider Moab

 

  »So spricht Jewe: Aufgrund dreier Ausschreitungen Moabs (ist es), und aufgrund vierer mache Ich es nicht rückgängig, ja aufgrund dessen, dass es die Gebeine des Regenten Edoms zu Kalk verbrannte. Und so entsende Ich Feuer gegen Moab, und es frisst die Hochburgen der (Stadt) Kerijot, und Moab stirbt im Kampflärm, im Kriegsgeschrei, beim Schall des Schophars. Und den Richter schneide Ich ab aus ihrer Mitte, und all ihre Fürsten bringe Ich mit ihm zusammen um, spricht Jewe« (Am.2:1-3).

  Die Moabiter stammten ebenfalls von Lot ab und aber von seiner erstgeborenen Tochter (1.Mose 19:37).

  Die Moabiter hatten das Grab des Königs Edoms geöffnet und die Gebeine entnommen. Diese Tat richtete sich gegen die tief verwurzelte Tradition, die Toten in den Gräbern ruhen zu lassen, und gegen Gott, der den Regenten eingesetzt hatte (Röm.13:1).

  Zwischen Moab und Edom hatten schon früher Kämpfe stattgefunden (2.Kön.3:26). Kerijot östlich des Toten Meeres war vermutlich die Hauptstadt der Moabiter. Moab wurde ebenso wie Ammon durch die Assyrer unter Tiglat-Pileser III ein Ende gemacht.

  Der Schophar war das Widderhorn, das zu Beginn und zum Schluss eines Kampfes sowie auch zu besonderen Feiern geblasen wurde. 

 

Wider Juda

 

  »So spricht Jewe: Aufgrund dreier Ausschreitungen Judas (ist es), und aufgrund vierer mache Ich es nicht rückgängig, ja aufgrund dessen, dass sie die Weisung Jewes verwarfen und Seine Gesetze nicht beachteten, und ihre Lügen(-götzen) machten, dass sie sich vergingen, denen (auch) ihre Väter nachliefen. Und so sende Ich Feuer gegen Juda, und es frisst die Hochburgen Jerusalems« (Am.2:4,5).

  Juda war nicht minder schuldig als andere Völker. War ihre Schuld nicht sogar größer, da sie die ihnen persönlich geoffenbarte göttliche wahre, weise und gerechte Weisung des Mose verwarfen? Es ist unfassbar: Lügen und Lügengötzen, Trugbildern waren sie stattdessen nachgelaufen!

  Deshalb geschah es, dass Nebukadnezar von Babel Jerusalem im Jahr 587 v. Chr. eroberte. Die Stadt samt dem Tempel und dem königlichen Palast wurden verbrannt. Juda wurde in die babylonische Gefangenschaft geführt (dritte Wegführung) (2.Kön.25:3,9,11; Jer.52:5-7,13,15).

 

Wider Israel

 

  »So spricht Jewe: Aufgrund dreier Ausschreitungen Israels (ist es), und aufgrund vierer mache Ich es nicht rückgängig, ja aufgrund dessen, dass sie den Gerechten für Silber verkauften und den Dürftigen wegen eines Paares Schuhe, die, die auf dem Staub des Erdlands nach dem Haupt der Armen schnappen; und den Weg der Demütigen bedrängen sie. Und ein Mann und sein Vater gehen zu demselben Mädchen, um den Namen Meines Heiligen zu entheiligen. Und auf gepfändeten Gewändern recken sie sich neben jedem Altar, und Wein, den Bestrafte (abgeben mussten), trinken sie im Haus ihres Elohim« (Am.2:6-8).

  Nun sprach Amos das Nordreich an. Er führt ihre Sünden gegen ihre Volksgenossen an. Sie verkauften Gerechte, also Menschen, die ihre Schulden bestimmt zurückgezahlt hätten, mit Hilfe bestochener Richter gegen die Schuldsumme in die Sklaverei. Wie Schlangen im Staub schnappten sie nach den Armen. Sie feierten ihre Gelage neben jedem Götzenaltar auf gepfändeten Gewändern, die, wenn sie einem Armen gehörten, vor Sonnenuntergang zurückzugeben gewesen wären (2.Mose 22:25). Sie legten den Bestraften mehr Wein als Bußleistung auf, als Recht war, und tranken ihn ohne Skrupel im Tempel ihres Elohim. Elohim bedeutet auf Jewe bezogen: der für alles Verantwortliche, der alles Verfügende, der Unterordner zu El hin. Der Titel Elohim wurde auch auf falsche Götter angewandt. Mithin bedeutet Elohim hier: Götze.

  Durch Hurerei und Ehebruch entweihten sie den Namen des Heiligen Jewes. Mit dem Heiligen kann die Weihestätte, das Heiligtum, gemeint sein, hier aber eine Person. Der Heilige Jewes ist der da war und der da ist und der da kommt, Jesus, der Messias, das Wort und das Abbild Jewes.

 

Juda und Israel hatten das Erbarmen Jewes zurückgewiesen

 

  »Und doch vertilgte Ich, ja Ich den Amoriter weg von deinem Angesicht, dessen Hochmut wie die Höhe der Zeder war, und ein Hort war er wie die Jungterebinthen, und Ich vertilge seine Frucht oben und seine Wurzeln unten.

  Und doch brachte Ich, ja Ich euch heraus aus dem Erdland Ägypten, und Ich ließ euch vierzig Jahre in der Wildnis gehen, das Erdland des Amoriters rechtmäßig in Besitz zu nehmen.

  Und Ich ließ (etliche) aus euren Söhne als Propheten erstehen und (etliche) aus euren Erwählten (stattlichen Mannen) als (Gott) Geweihte; ja, ist dies etwa nicht so, ihr Söhne Israels? Treuewort Jewes! Ihr aber gabt den Geweihten Wein zu trinken, und den Propheten gebotet ihr, sprechend: Prophezeit nicht!« (Am.2:9-12).

  Die Amoriter stammten von Kanaan, dem Sohn Hams, ab (1.Mose 10:6,16) und wohnten in einem Teil des Israel verheißenen Landes (1.Mose 15:16; 4.Mose 13:29). Josua rottete sie aus (Jos.10:12; 11:3,8).

  Hatte Israel die Rettung aus Ägypten vergessen?

  Die Geweihten, auch Nasiräer genannt (von hebr. NZR, punktiert NaZaR, sich getrennt halten, weihen), verführten sie, gegen die ausdrückliche Anordnung von 4.Mose 6:2-4 ihre Gelübde zu brechen und Wein zu trinken. Und auch die Wahrheit des Wortes Gottes und die Ermahnungen der Propheten wollten sie partout nicht hören. Und dies alles, obwohl Jewe, ihr Elohim, Sich ihrer doch in besonderer Fürsorge angenommen hatte!

  Noch zu den Zeiten des Apostels Paulus verwehrten sie die Verkündigung des Wortes, und zwar an die Nationen, dass diese etwa gerettet würden (1.Thess.2:16).

 

Das Gericht über Juda und Israel

 

  »Siehe, Ich presse euch hinunter, so wie der mit Garben voll beladene Wagen presst. Und dem Flinken geht die Zuflucht verloren, und der Starke festigt nicht seine Kraft, und der Mächtige (vermag) seine Seele nicht entkommen (zu machen) (im Sinne von: zu retten). Und der den Bogen Ergreifende hält nicht stand, und der mit seinen Füßen Flinke (vermag) nicht zu entkommen, und der auf dem Ross Reitende (vermag) seine Seele nicht entkommen (zu machen). Und der befestigten Herzens unter den Mächtigen – nackt wird er an jenem Tag fliehen. Treuewort Jewes!« (Am.2:13-16).

  Panik wird alle ergreifen, kaum einer wird sich retten können. Und so geschah es dann auch: Das Nordreich wurde im Jahr 722 v. Chr. in die assyrische Gefangenschaft verschleppt und das Südreich in den Jahren 606, 598 und 587 v. Chr. nach Babel (Jer.25:1-16; 2.Kön.24:14; Esra 2; Jer.52:12-15), wie schon Mose es für den Fall der Untreue angesagt hatte (5.Mose 28:25).

 

 

Die Züchtigungen Samarias

(Amos 3:1 - 5:17)

 

  Ganz Israel, bestehend aus dem Südreich Juda und dem Nordreich, das auch Israel und Samaria genannt wird, steht in einer besonderen, einzigartigen Bundesbeziehung zu Jewe, ihrem Elohim, weshalb ihre Übertretungen besonders schlimm sind und weshalb Er Sich ihrer immer wieder in erziehender und züchtigender Weise annimmt.

 

Alles hat seine Ursache

 

  So durfte der Prophet Amos das folgende Wort Jewes aussprechen:

  »Höret dieses Wort, das Jewe gegen euch geredet hat, ihr Söhne Israels, ja gegen die ganze Sippe, die Ich aus dem Erdland Ägypten heraufgebracht habe, sprechend:

  Nur euch erkannte Ich an von allen Sippen des Erdbodens, darum suche Ich all eure Vergehungen an euch heim.

  Gehen denn zwei miteinander, ausgenommen wenn sie (bewusst) zusammengekommen sind? Brüllt der Löwe im Wald, wenn er keine Beute hat? Lässt ein Junglöwe in seinem Versteck seine Stimme (erschallen), ausgenommen, wenn er etwas gefangen hat? Fällt ein Vogel in das Klappnetz auf dem Boden, ohne dass ihm eine Schlinge (bereitet) war? Schnellt ein Klappnetz vom Erdboden auf, und es fängt, ja fängt dann nicht? Oder wird in den Schophar gestoßen in der Stadt, und das Volk zittert nicht? Geschieht etwa Böses in der Stadt, und Jewe bewirkte es nicht?

  Denn Jewe, mein Herr, tut keine Sache, es sei denn, dass Er Sein Geheimnis Seinen Dienern, den Propheten, enthüllt hat.

  Der Löwe brüllte, wer fürchtet sich (dann) nicht? Jewe, mein Herr, redete, wer prophezeit (dann) nicht?« (Am.3:1-8).

  Mit diesen Worten begann Amos, die Gründe für das Gericht Jewes über Israel darzulegen, wobei seine ersten drei Ausführungen jeweils mit »Höret dieses Wort!« beginnen (3:1; 4:1; 5:1) und zwei weitere folgen (5:18-27; Kap.6).

  »Höre, Israel, höre!« Wie oft hatte Mose dies schon gesagt

(z. B. 5.Mose 4:1; 6:4)! Aber sie konnten nicht hören; nur die Auswahl erlangte die Rettung (Röm.11:7). »Die Übrigen dagegen wurden verstockt, wie geschrieben steht: Gott gibt ihnen einen Geist der Betäubung, Augen, die nicht erblicken, und Ohren, die nicht hören, bis auf den heutigen Tag« (Röm.11:8; 5.Mose 29:3; Jes.29:10). Durch den Propheten Jesaia hatte Jewe sie verstockt (Jes.6:9,10). Auch unser Herr Jesus Christus musste zu Seiner Zeit feststellen: »Wer aus Gott ist, der hört die Worte Gottes. Ihr hört deshalb nicht, weil ihr nicht aus Gott seid!« (Joh.8:47).

  Nur Israel hatte Jewe aus Ägypten, ein Sklavenvolk aus einem der mächtigsten Staaten der Erde befreit. Nur Israel hatte Er anerkannt (um der Väter willen). Nur es ist Gottes Volk! Mose hatte gesagt: »Und nun, wenn ihr Meine Stimme hört, ja hört und Meinen Bund bewahrt, dann werdet ihr Mir ein Sondergut unter allen Völkern sein« (2.Mose 19:5). »Nur deinen Vätern wandte Sich Jewe zu, sie zu lieben, und Er erwählte ihren Samen nach ihnen, ja Er erwählte euch aus all den Völkern« (5.Mose 10:15).

  »… darum suche Ich all eure Vergehungen an euch heim.« Darum also machen sie Erfahrungen in engster Tuchfühlung mit Jewe, Erfahrungen des Segens im Fall ihrer Treue, des Üblen im Fall ihres Ungehorsams. »Denn wen der Herr liebt, den züchtigt Er und geißelt jeden Sohn, den Er als den Seinen annimmt« (Heb.12:7). Die Heimsuchungen dienen auch dazu, dass sie ihren Elohim in Seiner Größe und Herrlichkeit erkennen mögen. Völlig erkennen werden sie Ihn, wenn Er Sich schließlich ihrer erbarmt (Röm.11:26,32).

  Alles hat seine Ursache:

  Sollte Jewe Gericht üben, wenn das auserwählte Volk nicht vorher sündigte? Gehen zwei miteinander, ohne vorher übereingekommen zu sein? Brüllt ein Löwe, ohne die Beute angegriffen zu haben? Knurrt ein Junglöwe zufrieden, ohne seine Beute geschlagen zu haben? Sollte ein Vogel gefangen werden, ohne dass vorher ein Klappnetz aufgestellt wurde? Zittern alle Stadtbewohner, ohne dass der Schophar, das Signalhorn, geblasen wurde? Kann etwas Böses in der Stadt geschehen, ohne dass Jewe einen Grund dafür hat? Kann überhaupt etwas geschehen, ohne dass Jewe es will? »Verkauft man nicht zwei Spätzlein für einen Groschen? Doch nicht eines von ihnen wird auf die Erde fallen, ohne dass euer Vater es will« (Mat.10:29).

  »Gott bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines Willens« (Eph.1:11), auch das Böse, das zur Erziehung der Menschen nötig ist, damit sie dereinst das Gute zu schätzen wissen. »Ich bin Jewe, und da ist sonst keiner! Außer Mir ist kein Elohim (kein Verfüger)! … Der Ich bilde das Licht und erschaffe die Finsternis, bewirke den Frieden und erschaffe das Böse, Ich, Jewe, mache all dieses« (Jes.45:5,7).

  Und sagt Jewe denn nicht eine Sache an, bevor Er sie tut? Geschieht überhaupt ein Ereignis, ohne dass Jewe es Seine Diener, die Propheten, nicht vorher verkündigen ließ? Gerade vorher in Kapitel 2:4-16 hatte Amos dem Volk das Gericht angesagt. Einst hatte Jewe gesagt: »Sollte Ich vor Abraham verdeckt halten, was Ich tun werde?« (1.Mose 18:17). War etwas aus der gesamten Geschichte Israels etwa nicht vorher bekannt gemacht worden? Auch das heute noch Zukünftige steht längst geschrieben, sei es das uns, die Körpergemeinde (Eph.1:22,23), Betreffende oder das Israel Verheißene. Zu Seinen elf Jüngern sprach unser Herr Jesus: »Ich habe euch alles bekannt gemacht, was Ich von Meinem Vater höre« (Joh.15:15).

  Mithin wissen die Gläubigen, die Gottes Wort wirklich lesen und glauben, Bescheid; sie kennen die Zukunft, sie wissen, dass es Gottes Vorsatz und Seine Wege sind, und haben Frieden und Zuversicht darüber.

  Wenn der Löwe brüllt, gibt es keinen, der sich nicht fürchtet. Wenn Jewe redet, kann Amos unmöglich nicht prophezeien! Damit ist Amos legitimiert. Und immer gilt: Niemand kann etwas offenbaren, wenn Jewe nicht geredet hat.

 

Samaria wird zerstört werden

 

  Amos kündigt die Zerstörung Samarias an. Dabei ruft er sogar Aschdod, eine der fünf Fürstenstädte der Philister, und Ägypten auf, sich die üblen Zustände in Samaria anzusehen.

  »Lasst (eure Stimme) hören über die Hochburgen in Aschdod hin und über die Hochburgen im Erdland Ägypten hin und sprecht: Versammelt euch auf den Bergen Samarias und seht den vielfältigen tumultenden Lärm in ihrer Mitte und die Erpressereien in ihrem Innern. Sie verstehen nicht, redlich zu handeln – Treuewort

Jewes –, sie, die Gewalttat und Raubgut in ihren Hochburgen anhäufen. Daher, so spricht Jewe, mein Herr, wird ein Bedränger das Erdland umzingeln; er nimmt deine Stärke von dir, und deine Hochburgen werden geplündert. So spricht Jewe: So wie der Hirte zwei Unterschenkel oder ein Ohrläppchen aus dem Maul des Löwen birgt, so werden die Söhne Israels geborgen werden, die da wohnen in Samaria auf dem Ende der Liegestatt und auf dem Damast der Liege.

  Höret und bezeugt gegen das Haus Jakob – Treuewort Jewes, meines Herrn, des Elohim der Heere –, denn an dem Tag, da ich die Ausschreitungen Israels an ihm heimsuche, da suche Ich auch die Altäre Bethels heim; abgehauen werden die Hörner des Altars, und sie fallen auf das Erdland. Und Ich zerschlage das Winterhaus samt dem Sommerhaus, und die elfenbein(-getäfelten) Häuser verschwinden, und weggesammelt werden die vielen Häuser – Treuewort Jewes –« (Am.3:9-15).

  Sicherlich werden sich Aschdod und Ägypten wundern über den gottfernen Wandel des Volkes, das ihres Wissens doch Gottes Volk sein soll.

  Unter den Hochburgen sind nicht nur Paläste und Wehrtürme zu verstehen, sondern auch die hohen und befestigten Häuser der Reichen.

  Von Samaria, wie das Nordreich Israel auch genannt wird, wird nur ein Überrest aus der Hand des Eroberers gerettet, so wie einem Hirten nur irgendein Körperteil eines von einem Löwen geschlagenen Schafes bleibt.

  Der Eroberer, gemeint ist Assur, wird alle Häuser zerstören; manche Reiche hatten sogar zwei Häuser, ein Winterhaus in der Ebene und ein Sommerhaus auf den Bergen. Auch Bethel, Inbegriff des Götzendienstes des Nordreichs, wird dem Erdboden gleich gemacht werden. In Bethel hatte König Jerobeam I von Israel (945-925/924 v. Chr.) einen der zwei goldenen Kälbergötzen aufgestellt (1.Kön.12:26-33), »das Heiligtum des Königs« (Am.7:13).

  Die Hörner (erhöhten Ecken) eines Altars gewährten einem Fliehenden, der sie erfasste, Schutz (1.Kön.1:51; 2:28). Doch die Hörner von Götzenaltären vermögen dies nicht, und bald werden sie sogar abgebrochen sein (Hos.10:8); keinen Schutz wird es für Samaria mehr geben.

 

Strafrede gegen die reichen Frauen und den entarteten Gottesdienst

 

  Dann prangert Amos die Ausbeutung der Armen durch die Jungkühe Basans, die reichend Frauen Basans, und die religiöse Heuchelei an:

  »Höret dieses Wort, ihr Jungkühe Basans auf dem Berg Samarias, die die Arme erpressen und die Abhängige zerknicken und zu ihrem Herrn sprechen: Lass (Getränke) kommen, sodass wir trinken. Jewe, mein Herr, schwor in Seinem Heiligen (dem Tempel): Denn siehe! Tage kommen über euch, da trägt man euch an Angelhaken weg und eure Restlichen an Fischerhaken. Und ihr werdet durch die Mauerbreschen hinausgehen, jede Frau vor sich hin, und ihr werft das Eure dem (Götzen) Harmon hin – Treuewort Jewes –.

  Kommt nach Gilgal und (verübt) eure Ausschreitungen, nach Gilgal und vermehrt eure Ausschreitungen, und bringt am Morgen eure Opfer und nach drei Tagen eure Zehnten. Und lasst vom Gegorenen ein Dankopfer im Rauch aufsteigen, und ruft freiwillige Gaben aus, lasst es hören. Denn so liebt ihr es, ihr Söhne Israels – Treuewort Jewes, meines Herrn –« (Am.4:1-5).

  Auch die Frauen unterdrückten andere, nämlich die armen und abhängigen Frauen.

  Gilgal, seine Stadt an der Südgrenze Samarias in der Nähe von Jericho, wo das Volk nach der Überschreitung des Jordans zum ersten Mal im verheißenen Land lagerte, war zum Symbol für die Verworfenheit Israels geworden (Hos.4:15; 9:15; 12:12). Wohl brachten sie ihre Opfer dar, riefen auch zu freiwilligen Opfern auf, was weithin bekannt gemacht wurde (schon dies zeigt, dass es ihnen nur um sie selbst ging), aber ihre Hände waren voll Blutschuld, und aus ihren Fingern quoll Gesetzlosigkeit. Deshalb hatte Jewe kein Wohlgefallen an ihren Feiern, ihre Opfergaben waren Ihm zuwider wegen ihrer Bosheit (Jes.1:11-15).

 

Die Züchtigungen erbrachten keine Umkehr

 

  Nun erinnert Jewe an Seine vielfältigen Züchtigungen, die allerdings keine Umsinnung bewirkten.

  »Und so gab auch Ich, Ich euch unschuldige (von Speise unberührte) Zähne in all euren Städten und Mangel an Brot in all euren Orten; aber ihr kehrtet nicht zu Mir um – Treuewort Jewes –. Und so enthielt auch Ich, Ich euch den Platzregen vor, als noch drei Monate bis zur Ernte waren; und Ich ließ es auf eine Stadt regnen, und auf die andere Stadt ließ Ich es nicht regnen, die eine Ebene wurde beregnet, und die Ebene, über die Ich es nicht regnen ließ, sie trocknete aus. Und die Einwohner zweier, ja dreier Städte wankten zu einer anderen Stadt, um Wasser zu trinken, und wurden nicht satt; aber ihr kehrtet nicht zu Mir um – Treuewort Jewes –. Ich schlug euch mit Getreidebrand und mit Verwelken, und die (Ertrags-)Mengen eurer Gärten, eurer Weinberge, eurer Feigenbäume und eurer Ölbäume fraß die Scherschrecke (eine Heuschreckenart); aber ihr kehrtet nicht zu Mir um – Treuewort Jewes –. Und Ich entsandte eine Seuche gegen euch, nach der Weise von Ägypten; Ich brachte eure auserwählten Mannen mit dem Schwert um zusammen mit euren gefangenen Rossen, und Ich ließ den Gestank eurer Heerlager in eure Nasen aufsteigen; aber ihr kehrtet nicht zu Mir um – Treuewort Jewes –. Und Ich (führte) eine (katastrophische) Umwendung bei euch (durch), so wie die Umwendung Sodoms und Gomorras durch Elohim war, und ihr wurdet wie ein Schürstock, der aus dem Brand geborgen wurde; aber ihr kehrtet nicht zu Mir um – Treuewort Jewes –« (Am.4:6-11).

  Die Züchtigungen sind genau die in der Weisung des Mose, besonders in 3.Mose 26:14-39 und in 5.Mose 28:15-68, sowie in 1.Könige 8:35+37 vorgesehenen.

  Jahrhunderte später sinnte Israel noch nicht einmal auf den Ruf Jesu hin um, der ihnen sagen musste: »Männer, Niniviter, werden mit dieser Generation zum Gericht auferstehen und sie verurteilen, denn auf den Heroldsruf des Jona hin sinnten sie um, und siehe, hier ist mehr als Jona« (Mat.12:41). Des Weiteren: »Jerusalem, Jerusalem, das die Propheten tötet und die steinigt, die zu ihm geschickt werden! Wie oft wollte Ich deine Kinder versammeln, in derselben Weise wie eine Henne ihre Küchlein unter den Flügeln versammelt; doch ihr habt nicht gewollt. Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen werden« (Mat.23:37,38).

  Wir denken auch an folgende Gottesworte: »Hat der Töpfer nicht Vollmacht über den Ton, aus derselben Knetmasse das eine Gefäß zur Ehre und das andere zur Unehre zu machen?« (Röm.9:21). »Was Israel sucht, das hat es nicht erlangt; aber die Auswahl hat es erlangt. Die Übrigen dagegen wurden verstockt, wie geschrieben steht: Gott gibt ihnen einen Geist der Betäubung, Augen, die nicht erblicken, und Ohren, die nicht hören, bis auf den heutigen Tag« (Röm.11:7,8).

 

Jewe wird zur Tat schreiten

 

  Nach all den vergeblichen Züchtigungen steht die furchtbare Konfrontation jetzt bevor. Nun wird Jewe Israel so tun, wie Er es angekündigt hat (Kap.2:4-16; 3:9-15).

  »Daher werde Ich dir so tun, Israel. Folglich, da ich dir dies tue, bereite dich, Israel, deinem Elohim zu begegnen! Denn siehe, der die Berge geformt hat und den Wind erschaffen und der dem Menschen mitteilt, was Er im Sinn hat, der die (morgendliche) Schwarzröte (aus dem) Nachlassen (der Finsternis) macht und der auf den Kuppen des Erdlands einherschreitet: Jewe Elohim der Heere ist Sein Name« (Am.4:12,13).

  Das Gericht ist nicht mehr abzuwenden. Jewe, der Allgewaltige, wird es vollziehen. Dafür stehen Ihm, dem Verfüger der Heere, alle himmlischen wie auch die irdischen Heere zur Verfügung. Und nun, Israel, bereite dich, deinem Elohim in Seinem Ingrimm zu begegnen. Erfahre Ihn in Seinem heiligen Zorn. Bereite dein Herz darauf vor!

 

Amos jammert über Israel

 

  Wieder ruft Amos mit Nachdruck: »Hörtet dieses Wort!«

  »Höret dieses Wort, das ich über euch als Bejammerung erhebe, Haus Israel: Die Jungfrau Israel fiel, sie steht nicht wieder auf; sie ist auf ihren Erdboden fallengelassen, niemand richtet sie auf. Denn so spricht Jewe, mein Herr: Die Stadt, die mit tausend auszieht, behält hundert übrig, und die mit hundert auszieht, behält zehn übrig für das Haus Israel« (Am.5:1-3).

  Das Volk wird niedergeworfen werden und sich nicht mehr selbst aufrichten können, und niemand wir ihm helfen. Das Eindringen des Feindes in das Land wird nur ein Zehntel der Krieger überleben. Dieses Wort des Untergang vernahm Israel aus dem Mund des Propheten; es wird das Volk in großen Schrecken versetzt haben. Amos aber kann über alles nur wehleidend jammern und die Totenklage anstimmen.

 

Forschet nach Jewe!

 

  »Denn so spricht Jewe zum Hause Israel: Forschet nach Mir und lebt! Und forscht nicht (nach der Weise) der (Stadt) Bethel, und kommt nicht nach Gilgal, und geht nicht hinüber nach Beerscheba, denn Gilgal wird verschleppt, ja verschleppt werden, und Bethel wird zum Ichhaften. Forschet nach Jewe und lebt, dass Sein (Zorn) nicht ausbricht wie Feuer im Hause Joseph und es frisst; und in Bethel ist keiner, der löscht. Diejenigen trifft es, die Zurechtbringung in Wermut verwandeln und das Erdland als gerechtfertigt (und nicht als schuldig) ansehen« (Am.5:4-7).

  Forschet nach Jewe, solange noch Zeit ist, suchet Ihn, fragt nach Seinem Willen für die rechte Wohlverehrung Jewes besonders durch euren sittlichen Wandel! Und ihr werdet leben! »Öffnet euer Ohr und kommt zu Mir, höret, und eure Seelen werden leben«, verhieß Jesaia (55:3). »Es freue sich das Herz derer, die Jewe suchen« (Ps.105:3).

  Leider bleibt die große Mehrheit des Volkes ihrem Ich verhaftet, fast alle schauen nur auf ihren eigenen Weg (Jes.53:6). In den Städten Bethel und Gilgal frönten sie ihrem eigensinnigen Gottesdienst, ja dem Götzendienst. Beth-El, das heißt: Haus Els, war zu einem Haus des Ichhaften oder des Nichtigen geworden, wie man das hebräische Wort AUN, punktiert AWäN, zu deutsch Awen, auch übersetzen kann.

  Sogar nach Beerscheba zogen die aus dem Nordreich, zu einer Stadt, die im Losteil des Stammes Simeon inmitten des Losteils Judas liegt, um zu opfern, weil Abraham dort eine Tamariske pflanzte und einen Altar baute und Jakob dort dem Elohim seines Vaters Isaak geopfert hatte (1.Mose 21:33; 26:25; 46:1).

  Und das Recht, die Weisung des Mose, die sie zurechtbringen sollte, verwandelten sie in Wermut; sie machten sie mithin zu einem Anlass für Bitterkeit.

  Frieden und Wohlstand, Leben und Lebenserfüllung aber kommen nur von Jewe. Möge Israel sein Sinnen und Trachten auf Ihn richten!

 

Der Allgewaltige

 

  Amos blendet eine Besinnung auf den allgewaltigen El ein, dem Israel Rechenschaft wird geben müssen, denn es steht geschrieben: »So wahr Ich lebe, spricht der Herr: Vor Mir wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird Gott huldigen« (Röm.14:11; Jes.45:23).

  »Der den Kima (ein Komet oder ein Gestirn, vielleicht der Orion) macht und der den Todesschatten zum Morgen verwandelt und der den Tag zur Nacht verfinstert, der den Wassern des Meeres ruft und sie ausschüttet auf das Angesicht des Erdlands: Jewe ist Sein Name!, der die totale Dahinraffung über den Starken (bringt), und das Dahinraffen kommt (auch) über die Wehrfeste« (Am.5:8,9).

  Der, der die Naturgewalten lenkt und dem niemand wehren kann, wird auch das Gericht über Israel ausführen, und keine Festung kann Ihm widerstehen.

  Jewe ist allgewaltig. Er brachte einst drei Tage lang Finsternis über Ägypten (2.Mose 10:22). Bei der Kreuzigung Jesu kam eine Finsternis über das ganze Land von etwa zwölf bis fünfzehn Uhr, weil die Sonne ausblieb (Luk.23:44).

  Jewe ist der Name Elohims. Jewe (hebr. IEUE, unpunktiert) bedeutet »wird sein«, »seiend«, »war« wie auch »Er (macht) werden«; Er ist der alles Werdenmachende (nach dem Ratschluss Seines Willens; Eph.1:11).

 

Eine weitere Anklage

 

  »Sie hassen den im Tor Rechtsprechenden, und den makellos Redenden (sehen) sie als Gräuel (an). Daher, weil ihr den Armen ausraubt und Kornabgaben von ihm nehmt: Häuser aus Quadern bautet ihr, aber ihr werdet nicht darin wohnen, begehrte Weinberge pflanztet ihr, aber ihr werdet nicht ihren Wein trinken. Denn Ich erkenne, dass eurer Ausschreitungen viele sind und eure Verfehlungen überaus gewaltige; sie bedrängen den Armen, indem sie beschirmendes (Bestechungsgeld) nehmen, und Bedürftige drängen sie im Tor (an den Rand). Daher ist der Kluge in dieser Zeit stille, denn es ist eine böse Zeit« (Am.5:10-13).

  Die Klugen, das sind solche, die wissen, dass kaum jemand, auch die meisten Richter nicht, die Wahrheit und makellose Reden hören wollen und dass sie im Stadttor, wo Recht gesprochen werden soll, kein Recht bekommen, sind stille. Es ist unter diesen Umständen leider das Beste zu schweigen.

 

Forschet nach dem Guten!

 

  »Forschet nach dem Guten und nicht dem Bösen, damit ihr lebt, und dann wird es, dass Jewe, der Elohim der Heere, mit euch ist, so wie ihr gesprochen habt. Hasset das Böse und liebt das Gute und stellt die Rechtsprechung (wieder) auf im Tor; vielleicht begnadet Jewe, der Elohim der Heere, den Überrest Josephs. Daher, so spricht Jewe, der Elohim der Heere, mein Herr: Auf allen Plätzen ist Wehklage, und auf allen Straßen sprechen sie: Oh, oh! Und sie rufen den Bauern zum Trauern auf, und wer den Wehgesang kennt, klagt. Und in allen Weinbergen ist Klage, so Ich denn in deiner Mitte hindurchziehe, spricht Jewe« (Am.5:14-17).

  Wieder erfährt Joseph (eine andere Bezeichnung für das Nordreich, da dessen bedeutendsten Stämme Ephraim und Manasse von Joseph abstammen) eine dringende Ermahnung und zugleich diese Verheißung, dass Jewe im Falle der Umsinnung mit ihnen sein wird, so wie sie immer wieder gesprochen haben: Jewe ist mit uns (4.Mose 23:21; 5.Mose 20:4), oder: »Mit uns ist El« (Jes.8:10).

  Aber der Bund mit Jewe schloss ausdrücklich den Fluch für den Fall der Übertretung der Weisung des Mose ein (5.Mose 28:15-69).

  Doch vielleicht begnadet Jewe den Überrest Josephs. Er wird es gewiss tun – was wollte Er lieber? –, wenn sie umsinnen. Überall im Land mögen Klage und Trauer herrschen, auf allen Straßen und Plätzen und in den Weinbergen, nicht einfach nur vor dem angedrohten Gericht, sondern eine das Herz zur Umsinnung bewegende Trauer.

  Jewe wird durch die Mitte Israels hindurchschreiten; möge es nicht so sein, wie Er einst durch Ägypten hindurchschritt, um jeden Erstgeborenen zu töten (2.Mose 12:12), sondern dass Er durch die Mitte der Herzen, durch das Innere der Menschen, hindurchziehe, damit sie umkehren. »Bereite dich, Israel, deinem Elohim zu begegnen«, hatte Amos in Kapitel 4:12 gewarnt.

  Auch der Prophet Zephanja sprach das Wort »vielleicht« aus: »Suchet Jewe, all ihr Demütigen des Erdlands, die entsprechend Seiner Zurechtbringung handeln, suchet Gerechtigkeit, suchet Demut, vielleicht werdet ihr geborgen am Tag des Zorns Jewes« (Zeph.2:3). Und gewiss wird Jewe von Seinem Zorn ablassen, wie Er in Jeremia 18:8 sagt: »Kehrt aber jene Nation von ihrem Bösen um, gegen die Ich geredet, so werde Ich umgestimmt über dem Bösen, welches Ich ihr anzutun beabsichtigte.« Und es wird geschehen, wie auch der Prophet Asarja zur Zeit des Königs Asa von Juda (927/926-887/886 v. Chr.) sagte: »Jewe ist mit euch, wenn ihr mit Ihm befunden werdet; und wenn ihr nach Ihm forscht, wird Er von euch gefunden werden; aber wenn ihr Ihn verlasst, wird Er euch verlassen« (2.Chron.15:2).

 

 

Der Tag Jewes ist Finsternis

(Amos 5:18 - 7:17)

 

  Der Prophet Amos sprach, wie Jewe es ihm gegeben hatte:

  »O, die ihr nach dem Tag Jewes verlangt! Warum ist euch dieses (Verlangen) nach dem Tag Jewes? Er ist Finsternis und nicht Licht. So wie ein Mann vom Angesicht des Löwen flieht, und ihm kommt der Bär entgegen, und kommt er nach Hause und stützt seine Hand auf die Wand, so beißt ihn die Schlange. Ist es nicht so, dass der Tag Jewes Finsternis ist und nicht Licht, und Dunkel und ihm Lichtglanz nicht (eigen) ist?« (Am.5:18-20).

  Nach dem Tag Jewes verlangt man gern. Da herrschen Gerechtigkeit und Frieden, alle Feinde Israels sind niedergeworfen, und das Land fließt von Milch und Honig über (2.Mose 3:8; Jes. 11:1-10; 60:1-3; Jer.11:5; 30:8; Am.9:11-15; Mi.4:6,7). Dann ist dies Wirklichkeit: »Jewe, dein Elohim, ist in deiner Mitte, Er rettet als der Mächtige, Er ist voller Wonne über dich in Freude« (Zeph.3:17). »Und Ich gelobe dich Mir an für äonisch, und Ich gelobe dich Mir an in Gerechtigkeit und Zurechtbringung, in Huld und in Erbarmen« (Hos.2:21). Und im Buch der Enthüllung Jesu Christi ist zu lesen: »Sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit Ihm die tausend Jahre als Könige herrschen« (Off.20:6).

  Die Menschen hatten damals aber verdrängt, dass nur die sich von ihren bösen Taten Abkehrenden im zukünftigen Königreich des Messias leben werden und dass eine Zeit des Gerichts und der Scheidung zwischen den Jewe Treuen und den Untreuen vorausgeht.

  Sehr anschaulich schildert Amos, dass man, so wie ein dem Löwen und dem Bären Entflohener doch noch von einer Schlange ereilt wird, dem Gericht nicht entrinnen kann. »Alle Bewohner des Erdlands erbeben, denn es kommt der Tag Jewes, denn er ist nahe, ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und Wetterdunkels …; Sonne und Mond werden verdüstert, und die Sterne verlieren ihren Lichtglanz …; groß ist der Tag Jewes und überaus gefürchtet, und wer kann ihn ertragen?« (Joel 2:1,2,10,11; siehe auch Zeph.1:14-18).

  Die Auserwählten aber werden gerettet werden (Röm.9:8,11,21; 11:7,8). »O, denn groß ist jener Tag, gar keiner ist wie er! Und eine Zeit der Bedrängnis für Jakob ist es, aber er wird aus ihr gerettet werden« (Jer.30:7).

 

Jewe verwirft die Feste und Opfer Israels

 

  »Ich hasse, Ich verwerfe eure Feste, und eure Feiertage (kann) Ich nicht riechen, denn wenn ihr Aufsteiggaben zu Mir aufsteigen lasst (frei: Brandopfer opfert) und eure Nahungsgaben, so habe Ich kein Wohlgefallen (daran), und euer Mastvieh als Friedensgabe blicke Ich nicht an. Halte den Lärm deiner Lieder von Mir, und den Klang deiner Lauten(-instrumente) (will) Ich nicht hören. (Dies aber sei:) Zurechtbringung ergieße sich wie eine Wasserwoge und Rechtfertigung wie ein ursprünglicher Bach.

  Brachtet ihr in der Wildnis vierzig Jahre lang Mir Opfer und Gaben dar, Haus Israel? Ihr truget den Baldachin eures Regenten (nämlich des Götzen Moloch) und den Götzen Kijun eurer Götzenbilder, den Stern eures Elohim, den ihr euch machtet. So werde Ich euch nach Damaskus verschleppen, ja noch darüber hinaus, spricht Jewe; Elohim der Heere ist Sein Name« (Am.5:21-27).

  Wenn man üble Werke tut und keine Nächstenliebe übt, dann ist jeder Gottesdienst, dann sind alle Rituale, Gaben und Opfer völlig wertlos, ja eine Heuchelei und eine Beleidigung Jewes. Dass die Feste und Opfer Jewe missfallen, weil Israel in Sünden wandelt, sagt auch Jesaia (Jes.1:10-15). »Das Opfer der Frevler ist Jewe ein Gräuel« (Spr. 15:8).

  In seiner Verteidigungsrede vor dem Synedrium nimmt Stephanus Bezug auf Amos: »In jenen Tagen machten sie ein Kalb, führten (zum Altar dieses) Götzen ein Opfer hinauf und waren fröhlich über die Werke ihrer Hände. Da wandte Sich Gott von ihnen und gab sie dahin, dem Heer des Himmels Gottesdienst darzubringen, so wie es in der Rolle der Propheten geschrieben steht: O Haus Israel, habt ihr Mir etwa vierzig Jahre in der Wildnis Schlachttiere und (andere) Opfer dargebracht? Nein, ihr nahmt das Zelt des Moloch und das Sternbild eures Gottes Raiphan mit, die Bildwerke, die ihr gemacht hattet, um sie anzubeten. Deshalb werde Ich euch noch über Babylon hinaus verbannen« (Ap.7:41-43).

  Im Übrigen sei an 1.Korinther 13:3 erinnert: »Und wenn ich all meinen Besitz austeilen und wenn ich meinen Körper dahingeben würde, um mich dessen zu rühmen, aber keine Liebe hätte, so würde es mir nichts nützen.«

 

Anprangerung der Selbstsicherheit

 

  Amos spricht weiter:

  »O die Sorglosen in Zion und die sich auf den Bergen Samarias Sichernden, die Anerkannten der Ersten der Nationen (Israels), zu denen die des Hauses Israel kommen. Geht hinauf nach Kalne und sehet, und geht von dort nach Hamat Raba und steigt hinab nach Gat der Philister; seid ihr besser als diese Königreiche, oder ist ihre Grenze länger als eure Grenze? Ihr, die ihr den Tag des Bösen fern wähnt; und ihr führtet die Gewohnheit der Gewalttat herbei. Ihr, die auf Lagern aus Elfenbein liegen und auf ihren Betten sich räkeln, und die ihr die Jungtiere des Kleinviehs esst und Kälber aus der Mitte der Mästung. Ihr, die zum Klang des Lauten(-instruments) gackern; wie David ersannen sie sich Instrumente für die Lieder. Ihr, die aus Weinschalen trinken und die sich mit besten Ölen salben; und nicht kranken sie wegen des Zerbruchs Josephs. Daher werden sie nun an der Spitze der Verschleppten verschleppt; und vorbei ist es mit dem Kultgelage der sich Räkelnden« (Am.6:1-7).

  Sorglos, selbstgefällig und selbstsicher ist die führende Schicht im Nordreich Samaria wie auch in Zion (worunter man ursprünglich nur den Südosthügel Jerusalems, auch Davidsstadt genannt, verstand, dann aber auch den Tempelbezirk und dann ganz Jerusalem).

  Amos weist auf die Städte Kalne, eine Stadt Nimrods im Raum Babel (1.Mose 10:10), Hamat Raba, eine Stadt im Norden Kanaans, und Gat, eine der fünf Fürstenstädte der Philister, hin, die allesamt überrannt wurden, obwohl deren Staaten längere Grenzen, also größere Gebiete als das Nordreich hatten. Ist Israel etwa besser als diese Königreiche? Meinen die Israeliten, nicht erobert werden zu können? Jedenfalls lassen sie es sich gut gehen, während sich die Gewalttätigkeit immer mehr einwurzelt. Joseph, eine andere Bezeichnung für das Nordreich, ist im Begriff zu zerbrechen; aber es bereitet ihnen keinen Kummer. Daher wird es geschehen: Die Ersten, die Ehrenwerten, die Angesehenen, die im besten aller Königreiche wohnen und sich mit den besten, wörtlich: den ersten Ölen salben – sie sind die ersten, die verschleppt werden.

Israel wird zerschlagen

 

  »Jewe, mein Herr, schwor in Seiner Seele – Treuewort Jewes der Heere –: Unwillig bin Ich wegen des Stolzes Jakobs, und seine Hochburgen hasse Ich, und Ich mache Schluss mit der Stadt und was sie füllt. Und es wird geschehen: Wenn zehn Mannhafte in einem Haus übrig bleiben, so sterben sie doch. Und trägt ihn sein Freund, ja sein Verbrenner, fort, um die Gebeine aus dem Haus hinauszuschaffen, und er spricht zu dem im Innern des Hauses: Ist noch jemand bei dir?, und jener spricht: Niemand, dann antwortet dieser: Pst!, denn es ist nicht (die Zeit), an den Namen Jewes zu erinnern. Denn siehe! Jewe ist der Gebieter, und Er schlägt das große Haus zu Kleinholz und das kleine Haus zu Splittern« (Am.6:8-11).

  Gott ist Geist (Joh.4:24); Sein Geist erfüllt auch die Funktionen der Seele, das heißt des Bewusstseins. Mit ganzem Bewusstsein ist Jewe unwillig über den Stolz Jakobs. Hochmut aber kommt vor dem Fall.

  Und wenn Jewe, der allumfassende Gebieter, der Herr der himmlischen Heere, der aber auch über die irdischen Heere gebietet, die Feinde ins Land schickt, werden viele im Kampf umkommen, andere werden verhungern. Und wenn sie die Leichen beseitigen, wird kaum jemand mehr an Jewe erinnern wollen, weder wehklagend noch flehend, weil das Gericht Jewes schwer auf ihnen lastet und sie in lähmende Trübsal stürzte; sie erkennen wohl auch, dass das Gericht gerecht ist.

  Amos nennt den Bestatter schlicht Verbrenner. Leichen begrub man in Israel, verbrannte sie aber auch. Da Knochen erst bei 700 bis 1200 Grad Celsius verbrennen und man eine solche Hitze gewöhnlich nicht erzeugte, beerdigte man anschließend das Skelett.

 

Jewe, der alles Erstehenmachende

 

  »Laufen Rosse auf dem Steilfelsen oder pflügt man ihn mit Rindern, sodass ihr die Zurechtbringung zu Gift verwandelt und die Frucht der Rechtfertigung zu Wermut? Ihr, die ihr euch erfreut über das, was nicht Mein Wort ist, die da sprechen: Haben wir uns nicht mit unserer Haltekraft ein Hörnerpaar genommen (das meint: unsere Macht befestigt)? Doch siehe! Ich bin der, der eine Nation wider euch, Haus Israel, erstehen macht – Treuewort Jewes der Heere –, und sie unterdrücken euch von dort an, wo man nach Hamat kommt, bis zum Bach der Steppe« (Am.6:12-14).

  Unterdrückt wurde das Nordreich, nachdem der assyrische König Tiglat-Pileser im Jahr 733 v. Chr. in den Tagen des Königs Pekach von Israel das Land Naphtali einnahm und Bewohner nach Assur verschleppte (2.Kön.15:29). Von Hamat im Norden bis zur Steppe im Süden (vermutlich bis zum Grenzfluss zwischen Moab und Edom) lag das Nordreich darnieder.

  Wie konnten sie auch nur kein Interesse am Wort Gottes haben und das Recht missachten und damit so unsinnig handeln wie einer, der mit seinem Ross oder Rind auf einem Steilfelsen etwas unternehmen will? Jewe hat absolut kein Wohlgefallen an den Prahlern, die ihre Hörner erhöhen (ihre Macht steigern) und mit frechem Hals sprechen (Ps.75:6).

 

Fünf Visionen

 

  Amos berichtet im Folgenden mit Unterbrechungen über fünf Visionen, die ihm gewährt wurden, und zwar

                            in Kapitel 7:1-3,

                                               7:4-6,

                                               7:7-9,

                                               8:1-3

                                      und   9:1-4.

 

Jewe vollzieht das Gericht durch den Bogenraupenschwarm nicht

 

  »So zeigte es mir Jewe, mein Herr: Und siehe, einer, der einen Bogenraupenschwarm formte zu Beginn des Wachsens der Späthalme, und siehe, die Späthalme (wachsen) nach dem Mähen für den König. Und es geschah: Als jener Schwarm alles Gekräut des Erdlands völlig (abgefressen) hatte, da sprach ich: Jewe, mein Herr, verzeihe doch! Wie sollte Jakob bestehen? Er ist ja so klein. – Da stimmte Sich Jewe darüber um. Es wird nicht so, sprach Jewe« (Am.7:1-3).

  Die erste Mahd ging als Abgabe an den König für die Tiere seines Heeres. Alsdann wuchs das Spätgras. Wenn dieses abgefressen würde, müsste das Volk verhungern, weil danach die Sommerdürre einsetzte, in der nichts wuchs.

  Das Nordreich fühlte sich zwar militärisch sehr stark, aber gegen jenen Feind gab es kein Mittel. Sollte Jewe dieses Gericht vollziehen, würde das gesamte Volk umkommen. Auf die Fürbitte des Amos um Sündenvergebung hin (»Verzeihe doch!«) stimmte Jewe Sich um. Er kehrte von Seinem Vorhaben ab, so wie es Seinem ursprünglichen Willen entsprach. Er wird es nicht tun. Die Sünden aber müssen geahndet werden. Die von Amos angekündigten Gerichte werden aber keine totalen sein, sondern einen Überrest übrig lassen (Jes.1:9; Jer.42:2).

  In einem Psalm Asaphs heißt es: »Doch Er, mitleidsvoll, bereitete eine Beschirmung für ihre Verworfenheit und verdarb sie nicht; vermehrt kehrte Er Seinen Zorn ab und ließ nicht all Seinen Glutzorn erwachen« (Ps.78:38).

 

Jewe vollzieht das Gericht durch Feuer nicht

 

  »So zeigte mir Jewe, mein Herr: Und siehe, Jewe, mein Herr, rief, um mittels Feuer zu streiten, und es fraß die vielen Fluten, und es fraß das (gesamte durch das Los) zugeteilte (Ackerland). Da sprach ich: Jewe, mein Herr, lass doch ab! Wie sollte Jakob bestehen? Er ist ja so klein. – Da stimmte Jewe Sich darüber um. Auch noch dieses wird nicht so, sprach Jewe, mein Herr« (Am.7:4-6).

  Ein Feuer, das alle Flüsse und Seen, sogar das Ackerland und gewiss auch die Wälder vernichten würde, wäre der Untergang Israels. Aber Jewe wollte Sich erbitten lassen, sodass Amos sprach: »Jewe, mein Herr, lass doch ab!

 

Jewe legt das Senkblei an

 

  »So zeigte Er es mir: Und siehe, mein Herr stand auf einer senkbleigerechten (das heißt senkrechten) Mauer, und in Seiner Hand war ein Senkblei. Und Jewe sprach zu mir: Was siehst du, Amos? Und ich sprach: Ein Senkblei. Und mein Herr sprach: Siehe, Ich lege ein Senkblei an inmitten Meines Volkes Israel; und nicht länger übergehe Ich, was ihm (an Sünden) zu eigen ist Und die Kuppen Israels werden verödet, und die Heiligtümer verwüsten, und Ich erhebe Mich wider das Haus Jerobeam mit dem Schwert« (Am.7:7-9).

  Das gerechte Gericht Jewes, gemessen an der wie mit dem Senklot gerade ausgerichteten Weisung des Mose, wird mitten durch das Volk gehen und zwischen den Gerechten und Ungerechten unterscheiden. Schiefes und Krummes wird beseitigt.

  König Jerobeam II von Israel starb im Jahr 771 v. Chr. (2.Kön.14:23,29). Sein Sohn Secharja wurde im Jahr 763 v. Chr. ermordet (2.Kön.15:8-10). Danach kam niemand mehr vom Haus Jerobeams auf den Thron.

 

Amos wird angeschuldigt

 

  »Und Amazja, der Priester Bethels, sandte zu Jerobeam, dem König Israels, und ließ sprechen: Amos betreibt eine Verschwörung wider dich mitten im Haus Israel; das Erdland kann all seine Worte nicht ertragen. Denn so spricht Amos: Durch das Schwert wird Jerobeam sterben, und Israel wird verschleppt, ja verschleppt werden weg von seinem Erdboden. Und Amazja sprach zu Amos: Gehe, du Seher, entweiche um deinetwillen zum Erdland Juda und iss dort dein Brot, und dort kannst du prophezeien, aber in Bethel fährst du nicht fort zu prophezeien, denn ein Heiligtum des Königs ist es, und ein Haus (im Sinne einer Weihestätte) des Königreichs ist es« (Am.7:10-13).

  Bethel war ein Zentrum des Gottesdienstes des Königs und seines Reiches, wobei man Jewe wie einem Götzen diente. Amos konnte nicht mehr länger geduldet werden.

  Jerobeam I (945-925/924 v. Chr.) hatte zwei Kälber aus Gold machen lassen, eines in Dan und eines in Bethel aufgestellt und sie als die Elohim Israels ausgerufen (1.Kön.12:28,29), damit die Menschen nicht nach Jerusalem zur Anbetung ziehen sollten und seine Königsherrschaft somit nicht geschwächt würde. Schon damals sprach ein Prophet Elohims gegen den Altar in Bethel (1.Kön.13:1-10).

  Amazja, der leitende Priester in Bethel, berichtete dem König Jerobeam II (812/811-772/771 v. Chr.) etwa um 780 v. Chr. in völlig verzerrter Weise, als ob nicht Jewe, sondern nur ein Amos gesprochen hätte, und als ob Jerobeam persönlich durch das Schwert sterben würde und Amos eine Verschwörung mit eben diesem Ziel betreibe. Amazja hielt sich für befugt, Amos auszuweisen, von dem er übrigens meinte, dass er ein Berufsprophet sei, der damit sein Brot verdiene.

 

Die Antwort des Amos und seine Berufung

 

  »Und Amos antwortete und sprach zu Amazja: Nicht war ich je ein Prophet, und nicht war ich ein Sohn eines Propheten, sondern ich war Rinderhirte und ein Maulbeerfeigenzüchter, aber Jewe nahm mich hinter dem Kleinvieh weg, und Jewe sprach zu mir: Gehe, prophezeie Meinem Volk Israel. Und nun, höre das Wort Jewes: Du sprichst: Du sollst nicht über Israel prophezeien, und du sollst nicht über das Haus Isaak (Worte) strömen (lassen). Daher, so spricht Jewe: Deine Frau wird in der Stadt huren, und deine Söhne und Töchter werden durch das Schwert fallen, und dein Erdboden wird mittels der Messschnur verteilt, und du wirst auf unreinem Erdboden sterben, und Israel wird verschleppt, ja verschleppt werden weg von seinem Erdboden« (Am.7:14-17).

  Amos war viele Jahre seines Lebens kein Prophet gewesen. Er war auch kein Prophetenjünger gewesen, der bei einem größeren Propheten gelernt hatte. Wen aber Jewe beruft – wer will Ihm wehren? In Kapitel 3:8 hatte Amos gesagt: »Jewe, mein Herr, redete, wer prophezeit (dann) nicht?« Und Amos bekräftigte seine Botschaft: Israel wird verschleppt werden!

  Amazja hatte das Wort Jewes verworfen; folglich wird Jewe ihn verwerfen. Um die Zeitenwende handelte das ganze Volk ebenso: Es verwarf Jesus, den Sohn Gottes, den König Israels; und Gott verwarf es (Röm.11:15).

  Bis heute ist es so geblieben, dass man das Wort Gottes und Seines Christus nicht hören will, wie es auch der Hohepriester gegenüber den Aposteln ausdrückte: »Mit strenger Anweisung hatten wir euch geheißen, nicht aufgrund dieses Namens zu lehren. Und siehe, ihr habt Jerusalem mit dieser Lehre erfüllt, in der Absicht, das Blut dieses Menschen über uns zu bringen! – Petrus und die (anderen) Apostel antworteten: Man muss sich Gott eher fügen als den Menschen. Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt« (Ap.5:28-30).

 

 

Es wird kein Entrinnen geben

(Amos 8 + 9)

 

  Dem Propheten Amos wurde eine weitere (die vierte) Vision gewährt:

  »So zeigte es mir Jewe, mein Herr: Und siehe, ein Korb mit Sommerfrüchten. Und Er sprach: Was siehst du, Amos? Und ich sprach: Einen Korb mit Sommerfrüchten. Und Jewe sprach zu mir: Das Ende für Mein Volk Israel kommt; Ich fahre nicht noch länger fort zu übergehen, was ihm (an Sünden) zu eigen. Und zu Geheul werden die Lieder des Tempels an jenem Tag – Treuewort Jewes, meines Herrn –. Viel ist der Aase; an jedem Ort wirft man sie hin. Pst!« (Am.8:1-3).

 

Der Korb mit Sommerfrüchten

 

  Die Sommerfrüchte sind die letzten, die geerntet werden. So wie das Ernten geendet hat, wird nun das Ende für Israel kommen. Und wenn die Wehklagenden und Heulenden dann angesichts des Untergangs Israels und der vielen Leichen doch noch nach dem Grund für dies alles fragen sollten, wird man ihnen bedeuten, still zu sein. »Pst!, denn es ist nicht (die Zeit), an den Namen Jewes zu erinnern. Denn siehe! Jewe ist der Gebieter, und Er schlägt das große Haus zu Kleinholz und das kleine Haus zu Splittern« (Am.6:10,11). »Pst!« Jewe wird euch nicht mehr antworten!

 

Die Begründung für das Gericht

 

  Amos sprach weiter:

  »Höret dieses, die ihr nach den Bedürftigen schnappt und die ihr sucht, die Demütigen im Erdland zu vernichten, indem ihr sprecht: Wann ist der Neumond (endlich) vorüber, sodass wir (wieder) Ware verkaufen (können), und wann der Sabbat, sodass wir den Kornspeicher öffnen (können), um das Epha zu verkleinern, den Schekel zu vergrößern und die Waagschalen zu verbiegen, um zu betrügen; um mittels Silber die Armen zu kaufen und den Bedürftigen wegen eines Paars Sandalen, und dass wir uns den Abfall des Korns abkaufen lassen.

  Jewe schwor beim Stolz Jakobs: Wehe, wenn Ich all ihre Taten dauerhaft vergessen sollte! Sollte aufgrund von (all) diesen nicht das Erdland erbeben und jeder, der darauf wohnt, trauern? Und das gesamte (Erdland) erhebt sich wie der Fluss (oder: wie das Licht), wird vertrieben (vielleicht im Sinne von: das Wasser verteilt sich) und sinkt zurück (oder: und tränkt (das Erdland)) wie der Fluss Ägyptens. Und es geschieht an jenem Tag – Treuewort Jewes, meines Herrn –, da lasse Ich die Sonne am Mittag untergehen, und Ich verfinstere das Erdland am lichten Tag. Und Ich verwandle eure Feste zu Trauer und eure Lieder zu Wehklagen, und Ich bringe Sacktuch auf alle Lenden und die Glatze auf jedes Haupt. Und Ich lege es (das Erdland) nieder wie bei der Trauer um den einzigen (Sohn), und der spätere (Verlauf) ist wie ein bitterer Tag« (Am.8:4-10).

  Sie können es kaum abwarten, bis die Feiertage um sind, um dann wieder handeln und betrügen zu können. Ein Epha war ein Trockenhohlmaß von vermutlich etwa 22 l, vielleicht auch von bis über 40 l. Ein Schekel war eine Gewichtseinheit von vermutlich 12 oder 14,34 g. Alles manipulierten sie. Wer das tat, dessen Lebenstage sollten nicht lange währen (5.Mose 25:15). Sogar die Waagschalen verkrümmten sie. Das ist Jewe ein Gräuel (Spr.20:23). Eiskalt verkauften sie einen Armen, der ein noch so geringes Darlehen nicht tilgen konnte, in die Sklaverei. Und angeblich gutes Korn verkauften sie, hatten aber schlechtes daruntergemischt.

  Sollte darüber nicht das gesamte Erdland erbeben und aufwallen wie der Nil und wieder zurücksinken? Sollte sich darüber nicht die Sonne verfinstern? Es ist weder dem Land zuzumuten, die Sünden Israels zu tragen, noch der Sonne, sich diese mitansehen zu müssen! (Siehe auch die Verfinsterung der Sonne bei Jesu Kreuzigung; Mat.27:45; vergleiche Micha 3:6 und siehe auch Off.8:12 und 15:10). Bitter wird die Trauer Israels sein!

  Was ist der in Vers sieben genannte Stolz Jakobs? Nach Psalm 45:7 das Losteil Jakobs, das Israel zugeloste Erdland. Dieses wird über alle Maßen trauern.

 

Hunger nach dem Wort Jewes

 

  Und dann verkündigte der Prophet Amos:

  »Siehe, Tage kommen – Treuewort Jewes, meines Herrn –, da entsende Ich Hunger in das Erdland, nicht einen Hunger nach Brot und nicht einen Durst nach Wasser, sondern (danach), die Worte Jewes zu hören. Und sie wanken von Meer zu Meer und vom Norden bis zum Aufgang (der Sonne, d. h. Osten), sie durchstreifen (dies alles), um das Wort Jewes zu suchen, und doch werden sie es nicht finden. An jenem Tag erbleichen die schönen Jungfrauen und die auserwählten (Mannen) vor Durst. Die da bei der Schuld Samarias schwären und sprechen: Beim Leben deines Elohim, Dan!, und: Beim Leben des Weges nach Beerscheba!, sie werden fallen und nicht mehr erstehen« (Am.8:11-14).

  Dann, wenn Jewe lange genug durch die Propheten gewarnt hat und die Zeit reif ist für das Gericht, wird Jewe sich nicht mehr erbitten lassen, nicht mehr antworten und Sich nicht mehr erbarmen. Das Wort war ihnen nahe gewesen (5.Mose 30:11-14; Röm.10:8), auch jetzt wieder durch Amos. Wer aber die Worte Jewes verwirft, wie sollte der noch irgendetwas erkennen können, selbst wenn er sie schwarz auf weiß vor Augen hätte? Blinde Herzen sehen gar nichts.

  Auch die schönen Jungfrauen und auserlesenen Jünglinge verschmachten vor Durst nach Jewes Wort. »Dann werden sie Mich rufen, aber Ich werde nicht antworten, früh werden sie Mich suchen, aber Mich nicht finden« (Spr.1:28). Sie bekommen weder von einem Propheten eine Vision, noch von einem Priester eine Weisung, noch von einem Alten einen Rat (Hes.7:26). Gott schweigt. Das ist das Schrecklichste, was einem Menschen passieren kann. Mögen wir es zu schätzen wissen, dass Gott heute durch sein lebendiges und wirksames Bibelwort ganz persönlich zu uns spricht!

  Keine Rettung gibt es mehr für solche, die immer noch bei den goldenen Kälbergötzen von Samaria und Dan (1.Kön.12:28,29; Hos.8:5,6) und beim Reiseweg nach der Kultstätte in Beerscheba (Am.5:5) schwören . Dan und Beerscheba erinnern an den Ausdruck »Von Dan bis Beerscheba«, mit dem das ganze Land Israel von Meer zu Meer, vom Toten Meer bis zum Mittelmeer, und von Norden (dort liegt Dan) bis Süden (dort liegt Beerscheba) beschrieben ist.

 

Niemand kann dem Herrn entrinnen

 

  »Und ich sah meinen Herrn gegenüber dem Altar stehen, und Er sprach: Schlage auf das Kapitell, sodass die Schwellen (des Tempels) beben, und schreite hin, sie gegen ihrer aller Haupt zu schmettern! Und ihren Überrest bringe Ich mit dem Schwert um; kein Fliehender von ihnen wird entfliehen, und kein Entronnener von ihnen wird entkommen.

  (Selbst) wenn sie in den Scheol einbrechen, wird meine Hand sie ergreifen, und wenn sie gen die Himmel hinaufsteigen, (bringe) Ich sie von dort herab. Und wenn sie sich auf dem Gipfel des Karmel verstecken, spüre Ich sie auf und nehme sie von dort weg; und wenn sie sich weg von der Gegenwart Meiner Augen auf dem Boden des Meeres verbergen, entbiete Ich dort die Schlange, sie zu beißen. Und wenn sie angesichts ihrer Feinde in die Gefangenschaft gehen, entbiete Ich dort das Schwert, sie umzubringen; und Ich richte Mein Auge auf sie zum Bösen und nicht zum Guten« (Am.9:1-4).

  Vom Tempel geht das Gericht aus, vom Heiligtum, um alle Unheiligen umzubringen. Und selbst das Heiligtum wird zerstört werden. Amos schmetterte den Frevlern die Schwellen des Tempels bereits verbal an den Kopf.

  Auch der Prophet Jesaia sah den Herrn Jewe im Tempel; er hörte die Seraphim rufen: »Heilig, heilig, heilig ist Jewe der Heere« (Jes.6:1-3). Die Heiligkeit Jewes duldet keine Sünde.

  Dem Herrn kann niemand entrinnen. Uns allen ist Psalm 139:8 bekannt: »Falls ich in die Himmel hinaufzöge, so bist Du dort, und sollte ich mich im Scheol (im Unwahrnehmbaren) betten, siehe, Du bist da.« Weder im Himmel noch im Scheol kann man sich vor Ihm verbergen. Jewe ist überall gegenwärtig (Spr.15:11). Der Scheol (hebr. SchAUL, punktiert SchöOL) ist, frei ausgedrückt, das Totenreich. Das Wort leitet sich von »fragen, erfragen« ab. Keine Antwort wird auf die Frage gegeben, wo die Toten seien. Der Scheol ist ein Begriff für die Nichtexistenz. In den griechischen heiligen Schriften heißt er Hades, das Unwahrnehmbare. Tote sind nicht wahrnehmbar.

  Auch die Schlange am Meeresgrund dient Jewe. Da die Schlange in anderen Zusammenhängen ein Bild für den Satan ist, sei an dieser Stelle erwähnt, dass auch der Satan Gottes Absichten dient. (1.Mose 2:9; 3:1; Röm.5:18,19).

  Jewe wird Israel alles zum Bösen wirken und nicht zum Guten. König David sagte: »Das Angesicht Jewes ist gegen die, welche Böses tun, um auszurotten ihr Gedächtnis von der Erde« (Ps.34:17). Dies bestätigt auch der Apostel Petrus (1.Pet.3:12). Wie ganz anders ergeht es uns, die wir in der dem Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Verwaltung der Gnade leben (Eph.3:2): »Wir aber wissen, dass Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt – denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind« (Röm.8:28).

  Israel aber, das heute immer noch verworfen ist (Röm.11:15) – selbst unter dem Schirm ihrer Feinde, die sie als gefangene Arbeitskräfte zu hüten trachten, sind sie vor dem Schwert Jewes nicht sicher.

 

Jewe ist der Name des souveränen Herrn

 

  Amos fuhr fort zu sprechen:

  »Und mein Herr, Jewe der Heere, berührt das Erdland, sodass es zergeht und alle Bewohner in ihm trauern, und das gesamte (Erdland) erhebt sich wie der Fluss und senkt sich wie der Fluss Ägyptens.

  Er, der Seine Stufen in den Himmeln erbaut und Sein Büschel (vermutlich das den Bund Setzende, oder: das Gerüst, oder: das Gewölbe) auf dem Erdland gründet, der den Wassern des Meeres ruft und sie auf das Angesicht des Erdlands ausschüttet: Jewe ist Sein Name!« (Am.9:5,6).

  Jewe ist der Name des allgewaltigen, souveränen Herrn und Gebieters, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt (Eph.1:11). Jewe (hebr. IEUE, unpunktiert, »wird sein-seiend-war«), Er ist der, der da ist und der da war und der da kommt, der Lebendige, der alles Werdenmachende, Gott in Christus (vgl. 2.Kor.5:19). »Er spricht, und es geschieht, Er gebietet, und es steht da« (Ps.33:9).

  Die Bedeutung des Wortes »Büschel« im Zusammenhang des Verses sechs ist unklar. Ein Büschel Ysop tauchten die Israeliten zum Passah in das Blut einer Flachschale (2.Mose 12:22).

 

Jewe wird Israel vertilgen

 

  Dann sprach Jewe:

  »Seid ihr Mir nicht wie die Söhne der Kuschiten (Nubier, Äthiopier), Söhne Israels? Treuewort Jewes. Brachte Ich nicht Israel aus dem Erdland Ägypten herauf und die Philister aus Kaphthor (Kreta) und Aram aus Kir (einem Gebiet in Assur)? Siehe, die Augen Jewes, meines Herrn, sind gegen das Königreich der Verfehltheit; deshalb vertilge Ich es, weg vom Angesicht des Erdland, nur, dass Ich nicht gänzlich vertilge, ja vertilge das Haus Jakobs – Treuewort Jewes –.

  Denn siehe, Ich bin der Gebieter, und Ich bringe das Haus Israel durch all die Nationen zum Wanken, so wie man mit einem Sieb (etwas) zum Wanken bringt, und Kompaktes wird dabei nicht aufs Erdland fallen. Durch das Schwert sterben alle Verfehler Meines Volkes, die da sprechen: Nicht (kommt) das Böse herzu, und nicht (überrollt) es uns« (Am.9:7-10).

  Israel ist nicht das einzige Volk, das Jewe in sein bestimmtes Land geführt hat, wenn Er es auch im Falle Israels in ganz besonderer Weise tat. Und wenn die Rettung aus Ägypten auch eine außerordentlich gewaltige und herrliche war, so bedeutet dies nicht, dass Jewe sie deshalb nicht verwerfen könnte. Ein Königreich, in welchem die Sünde herrscht, muss gerechterweise vertilgt werden.

  An jedem Ort sind die Augen Jewes, der die Menschen prüft. Den Frevler und den, der Unrecht liebt, hasst Seine Seele (Ps.11:4,5; Spr.15:3). Schon Mose prophezeite den Abfall Israels und dass es unter alle Völker zerstreut werden würde (5.Mose 28:64).

  Diese herrliche Verheißung aber gilt: Israel wird nicht gänzlich vernichtet werden, Jewe wird nach Seiner Gnadenauswahl einen Überrest übrig lassen. Dies wird viele Male bezeugt (Jes.1:9; 10:22; Jer.30:11; Am.5:15; Micha 5:6,7; Sach.8:6,11,12). Das Volk der Auswahl wird in Frieden und Gerechtigkeit im verheißenen Land leben.

 

Die herrliche Wiederherstellung Israels

 

  Das Buch Amos schließt mit der Verheißung der Wiederherstellung Israels.

  Der Apostel Petrus sprach wie folgt davon:

  »Daher sinnet um und wendet euch um, damit eure Sünden ausgelöscht werden, sodass Fristen der Erfrischung vom Angesicht des Herrn kommen mögen und Er den euch zum Christus vorbestimmten Jesus sende. Ihn jedoch muss der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung alles dessen, was Gott durch den Mund Seiner heiligen Propheten vom Äon an gesprochen hat« (Ap.3:19-21).

  Jewe, der treue Elohim Israels, sprach durch Amos:

  »An jenem Tag richte Ich die verfallene Hütte Davids auf, und Ich vermauere ihre Breschen, und das Zerstörte lasse Ich (wieder) erstehen, und Ich baue sie auf wie in den Tagen des Äons, damit sie den Überrest Edoms rechtmäßig in Besitz nehmen und all die Nationen, über denen mein Name ausgerufen wird – Treuewort Jewes, der dieses tut –.

  Siehe, Tage kommen – Treuewort Jewes –, da (rückt) der Pflüger nahe an den Ernter heran und der Traubenkeltertreter an den Säenden, und die Berge tropfen von Most, und all die Hügel zerfließen. Und Ich lasse alle Gefangenen Meines Volkes Israel zurückkehren, und sie bauen die verödeten Städte und wohnen darin, pflanzen Weinberge, trinken ihren Wein, legen Gärten an und essen ihre Frucht. Und Ich pflanze sie auf ihrem Erdboden, und nicht werden sie nochmals ausgerissen, weg von ihrem Erdboden, den Ich ihnen gegeben habe, spricht Jewe, dein Elohim« (Am.9:11-15).

  Sei getrost, Israel, und zuversichtlich, denn Jewe, dein Elohim, wird dich in Herrlichkeit aufrichten. Deine Herrlichkeit wird viel größer sein als in den früheren Tagen dieses Äons. Jewe verhieß: »Ich mehre bei euch Menschen und Tiere, und sie vermehren sich und sind fruchtbar, und euer Besitz wird wie in der Vorzeit sein, und Ich tue Gutes mehr als in den Anfangszeiten, sodass ihr erkennt, dass Ich es bin (der an euch handelt), Jewe« (Hes.36:11).

  Die Hütte Davids, sein das Volk beschirmendes Königreich, das schon seit der Reichsteilung im Jahr 945 v. Chr. zerfallen war, macht Jewe wieder erstehen. Das Königreich des Messias Jesus mit dem Regenten David (2.Sam.7:16,26; Hes.37:24) wird für die Äonen währen und nicht nur das Gebiet Edoms (Ob.19) umfassen, sondern die gesamte Welt (Jes.9:6; 11:9; 16:5; Ps.2:8; 72:11).

  Der Erdboden Israels wird überaus fruchtbar sein und von Milch und Honig überfließen (5.Mose 6:3; 31:20; Jer.11:5; Hes.20:15; Joel 4:18).

  Der Älteste der Gemeinde zu Jerusalem, Jakobus, nahm auf Amos Bezug, als er auf der Apostelversammlung sagte: »… wie geschrieben steht: Danach werde Ich wiederkehren und das zerfallene Zelt Davids wieder aufbauen, seine umgestürzten Wände werde Ich wieder aufbauen und es wieder aufrichten, damit die übrig gebliebenen Menschen den Herrn ernstlich suchen samt allen Nationen, über die Mein Name angerufen wird, sagt der Herr, der dieses tut« (Ap.15:15-17).

  Was sind dies für Nationen, über die der Name Jesu ausgerufen (wörtlich: gerufen) wird? Es sind die, die das wiedergeborene Volk Israel zu Jüngern Jesu gemacht hat (Mat.28:19). Die dem Abraham gegebene Verheißung, dass in ihm und seinem Samen alle Sippen des Erdbodens gesegnet werden sollen (1.Mose 12:3; 22:18), wird Wirklichkeit geworden sein. Die Wurzel Isais, Jesus – nach ihr werden die Nationen forschen (Jes.11:10), wie auch der Apostel Paulus schreibt: »Es wird sein an jenem Tag: Die Wurzel Isais, der da aufsteht als Fürst der Nationen, auf Ihn werden sich die Nationen verlassen« (Röm.15:12).

  Nie mehr wird Israel aus seinem Land ausgerissen werden. »Ich richte Mein Auge auf sie, ihnen zum Guten, und Ich bringe sie zurück auf dieses Erdland, und Ich baue sie und zerstöre nicht, und Ich pflanze sie und reiße sie nicht aus« (Jer.24:6). Und der Prophet Joel sagt: »Juda wird für äonisch wohnen und Jerusalem für Generation und Generation« (Joel 4:20). Und »sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit Ihm die tausend Jahre als Könige herrschen« (Off.20:6). Im darauf folgenden, letzten Äon sodann werden sie auf der neuen Erde im neuen Jerusalem wohnen (Off.21).

  Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus wird alles fein zu Seiner Zeit nach Seinem in Christus Jesus gefassten Vorsatz für den Ablauf der Äonen tun (Eph.3:11). Wahrhaftig, Israel, Jewe ist Dein Elohim, Jesus ist dein Messias und der alles Verfügende, dir zum Heil, nicht etwa, weil du Ihn erwählt hättest, sondern weil Er dich erwählt hat (5.Mose 7:7; Jes.41:8; Hes.20:5; Joh.15:16). Welch eine Gnade ist dir doch zuteilgeworden! Amen.

 

 

Dieter Landersheim

Höhenstraße 11

65824 Schwalbach a. Ts.

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