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Gericht über Samaria und Jerusalem (Micha 1+2)

 

Die Rettung in der Späte der Tage (Micha 3-5)

 

Wer ist solch ein El wie Du? (Micha 6+7)

 

 

Ausführungen zum Buch Micha

 

Gericht über Samaria und Jerusalem

(Micha 1+2)

 

  Der Prophet Micha wirkte etwa zur selben Zeit wie Jesaia in Juda unter den Königen Jotam (750-734 v. Chr.), Ahas (742-727 v. Chr.; er war acht Jahre Mitregent) und Hiskia (728-699 v. Chr.) und wie der Prophet Hosea im Nordreich Israel (auch Ephraim und Samaria genannt). Die Geschichte der erwähnten Könige wird in 2.Chronik 27 bis 32 erzählt.

  Der Name Micha, hebräisch MIKE, punktiert MIKaH, bedeutet: »Wer ist so?«, im Sinne von: »wie Jewe?«, zumal er die Kurzform von Michaja, hebr. MIKIE, punktiert MIKaJaH, das heißt: »Wer ist wie Je?«, ist. Über die Person und den Lebenslauf ist nichts bekannt.

  Worte dieses Propheten, und zwar aus Kapitel 5:1 und 7:6, werden in Matthäus 2:5,6 und 10:35,36 zitiert.

  Micha sagt den Geburtsort des Messias voraus (5:1) und darf Ihn als den König und Herrscher erkennen (2:13; 5:1).

  Seine Prophezeiungen gliedern sich in drei Abschnitte, die alle mit dem Aufruf »Höret!« beginnen:

         1:2 - 2:13 Gericht und Sammlung

         3 - 5    Gericht und Rettung im Reich Gottes

         6 - 7    Das Rechten Jewes mit Seinem Volk und das                                     zukünftige Heil

 

Das Wort Jewes wurde

 

  Die Einleitung nimmt uns mit hinein in die Zeit des Dienstes Michas und gibt uns an, wem das Wort Jewes galt, das zunächst dem Micha wurde – wurde, weil es als lebendiges Wort wie eine neue Schöpfung in die Sinne Michas eintrat. Das Wort geschah; es war ein Ereignis. Möge es auch in den Hörern lebendig werden!

  »(Dies ist das) Wort Jewes, das Micha, dem Morescheter, in den Tagen des Jotam, Ahas und Hiskia, der Regenten Judas, wurde, (das Wort), das er über Samaria und Jerusalem schaute« (Mi.1:1).

  Micha stammte aus Moreschet, einem abgelegenen judäischen Ort nahe der Stadt Gat der Philister etwa 40 km südwestlich von Jerusalem.

  Das Wort wurde; es ist lebendig und wirksam, nur es kann Israel und Juda zur rechten Erkenntnis Jewes und zur Umsinnung bringen sowie zu gerechten Taten befähigen.

  Das prophetische Wort, das Micha schaute (gesichtete), bezog sich auf Samaria, die Hauptstadt des Nordreichs Israel, und Jerusalem, die Hauptstadt des Südreichs Juda, wobei die beiden Städte jeweils für das ganze Land stehen. Nach dem Tode Salomos war es im Jahr 945 v. Chr. zur Reichsteilung gekommen (1.Kön.11:31; 12:12-24). Inzwischen hatten sich die zehn Stämme des Nordreichs immer mehr von Jewe, dem Elohim ganz Israels, abgewandt; deren gottloser Lebenswandel griff zunehmend auf das Südreich über.

 

»Höret!«

 

  Micha sprach:

  »Höret, ihr Völker alle; merke auf, Erdland und seine Fülle! Jewe, mein Herr, wird zum Zeugen gegen euch, mein Herr aus Seinem heiligen Tempel. Denn, siehe, Jewe geht heraus aus Seiner Stätte, Er steigt hinab und tritt auf die Kuppen des Erdlands, und die Berge zerfließen unter Ihm, und die Tiefebenen spalten sich wie Wachs angesichts des Feuers, wie Wasser, das am Abhang ausgegossen ist. Infolge der Übertretung Jakobs ist all dieses und infolge der Verfehlungen des Hauses Israel. Wer ist der Anlass für die Übertretung Jakobs? Ist es nicht Samaria? Und wer (verursachte) die (Götzenkult-)Kuppen Judas? Ist es nicht Jerusalem? – So mache Ich Samaria zu einem Schutthaufen im Gefild, zur Weinbergspflanzung, und Ich lasse ihre Steine zu Tal rollen und lege seine Grundfesten bloß. Und all ihre Götzenfiguren werden zerschlagen, und all ihre (Huren-)Löhne werden im Feuer verbrannt, und all ihre

(Götzen-)Gebilde mache Ich zur Öde, denn sie sammelte all dieses durch Hurenlohn; und zum Hurenlohn sollen sie (die Götzenfiguren) wieder werden« (Mi.1:2-7).

  König David pries Jewe mit den Worten: »Jewe ist in Seinem heiligen Tempel, Jewe hat Seinen Thron in den Himmeln. Seine Augen gewahren, Seine Augenlider prüfen die Menschensöhne« (Ps.11:4). Jewe ist in den Himmeln, ließ Sich aber herab, auch im Tempel zu Jerusalem zu wohnen. Wenn Er von dort hervortritt, um nicht nur Israel, sondern alle Völker mit einem besonderen Wort anzusprechen, dann zergehen die Berge und Täler vor Ihm. Ob die selbstsüchtigen und hochmütigen Herzen der Menschen auch vor Ihm zerfließen? Ob die Menschen das wahre Opfer darbringen? »Die Opfer für Elohim sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz, Elohim, wirst du nicht verachten« (Ps.51:19).

  Alle Völker sind aufgerufen zu erkennen, dass das Gericht Jewes über Israel gerecht ist. Da Er aus dem Tempel kommend ermahnt, wo die zwei Tafeln mit den zehn Geboten in der Bundeslade liegen, ist die Tora (die Zielgebung, die Weisung) des Mose, über der der Bund Jewes mit Israel geschlossen wurde, der Maßstab, der die Übertretungen aufzeigt, und die Rechtsgrundlage für die Verurteilung.

  »Wer ist der Anlass für die Übertretung Jakobs?« Jakob steht für ganz Israel. Der Anlass sind die beiden Hauptstädte Samaria und Jerusalem. Ihre führenden Leute verleiten das ganze Volk durch ihr schlechtes Vorbild. Sogar König Salomo verirrte sich, wie in 1.Könige 11:7,8 zu lesen: »Damals baute Salomo eine Kuppe für Kemosch, das Scheusal Moabs, auf dem Berg, der gegen das Angesicht Jerusalems liegt, und für Moloch, das Scheusal der Söhne Ammons, baute er eine. Ebenso tat er solches für all seine ausländischen Frauen, die ihren Elohim räucherten und opferten.«

  Jewe wird alle Götzenskulpturen, die sich vorwiegend auf Bergeshöhen befanden, zerstören und der üblicherweise mit dem Götzendienst verbundenen Hurerei zu Ehren des Götzen ein Ende machen, sei es, dass gottesfürchtige Männer die Götzenaltäre niederreißen oder dass Assur – wie es wenige Jahre darauf im Jahr 722 v. Chr. geschehen sollte – Samarias verwüstet.

  Der Hurenlohn wurde im Baalskult dem Götzentempel als Weihegabe überlassen, womit alle Kunstschätze der Kultstätte finanziert wurden, diente aber auch zur Mehrung des privaten Vermögens (Hos.2:14). Assur wird dies alles an sich reißen und Samaria bis auf den Grund in Schutt und Asche legen. Juda wird dies 135 Jahre später auch erleben; Jerusalem wird zerstört und das Volk in die babylonische Gefangenschaft verschleppt werden. Die Wegführungen geschahen 607 (Dan.1:1-3), 606 (Jer.25:1-6), 598 (2.Kön.24:14) und 587 v. Chr. (Jer.52:12-15).

  Sich anderen Göttern zuzuwenden bedeutete geistlich gesehen Ehebruch, da der am Berg Sinai geschlossene Bund gewissermaßen wie ein Ehebund anzusehen war. Das Gericht Jewes über Jakob ist berechtigt.

 

Klage über Städte in der Niederung

 

  Micha hatte allen Grund zu wehklagen.

  »Aufgrund von (all) diesem will ich klagen und heulen, will ich wie ein Ausgebeuteter und nackt gehen; ich will eine Klage halten wie die Schakale und eine Trauer wie die Töchter der Straußin. Denn unheilvoll sind ihre (Samarias) Schlagwunden, denn sie kam bis an Juda heran; (all dies) reicht bis ans Tor Meines Volkes, bis an Jerusalem heran. Berichtet es nicht in Gat, und weinet, ja weinet nicht! Im Haus der Afra wälze ich mich im Staub. Ziehe hinüber für euch, Bewohnerschaft Schafirs, (in) schändlicher Blöße! Die Bewohnerschaft Zaanans ging nicht heraus; die Klage Bet Ezels nimmt seine (des Volkes) Standhaftigkeit von euch. Denn dem Guten zu windet sich die Bewohnerschaft Marots, denn Böses stieg hinab von Jewe zum Tor Jerusalems. Schirre den Wagen an die Zugpferde an, Bewohnerschaft Lachischs. Der Anfang der Verfehlung war sie für die Tochter Zion, denn in dir (in Lachisch) wurden die Übertretungen Israels gefunden. Daher geht von dir (Lachisch) (einiges) aus auf Moreschet Gat zu. Die Häuser Achsibs werden den Regenten Israels zum Lügnerischen. Noch bringe ich den rechtmäßig in Besitz Nehmenden zu dir, Bewohnerschaft Mareschas. Bis Adullam kommt die Herrlichkeit Israels. Schneide dir eine Glatze und schere dein Haar wegen der Söhne deines Wohlgefallens. Verbreitere deine Glatze wie die eines Geiers, denn sie wurden verschleppt, weg von dir« (Mich.1:8-16).

  Die Schreie der Schakale und Strauße klingen für menschliche Ohren schaurig; dementsprechend schmerzvoll wehklagt Micha darüber, dass die üble Lebensweise Samarias nun ihre Kreise bis nach Juda und Jerusalem gezogen hat. Die Schlagwunden der Sünden, die Samaria zugrunde richten, sind auch für Juda unheilvoll.

  Micha prophezeit das Schicksal mehrerer judäischer Städte südwestlich von Jerusalem in der Niederung der Schefala und tut dies in Wortspielen.

  In Gat, einer der fünf Fürstenstädte der Philister, soll die Gerichtsankündigung Michas nicht berichtet werden, auch soll man jetzt nicht weinen, damit sie nicht voller Schadenfreude werden. »Gat« und »berichten« klingen hebräisch insofern ähnlich, als beide Worte ein g und ein t enthalten.

  In Afra, das heißt »Bestaubte«, einer Stadt im Losteil Benjamins, wälzt sich Micha vor Jammer im Staub.

  Die Stadt Schafir, das heißt »Schöne Entfaltende«, wird im Gegensatz zu ihrem Namen beschämende Blöße entfalten.

  Die Bewohner von Zaanan, das heißt »hinausziehende Kleinviehhalter«, werden nicht mehr hinausziehen, wenn sie belagert werden.

  Bet Ezel, das heißt »Haus der Nähe (in schützender Nachbarschaft)«, wird keinen Schutz mehr bieten und das Volk angesichts des Feindes wanken machen.

  Marot, das heißt »Bitteres«, windet sich unter Schmerzen, also in Bitterkeit, dem Guten zu, umsinnend, denn sie sah, dass Böses als Strafe Jewes über Jerusalem kam.

  Lachisch (die Übersetzung mit »dem Thronenden« ist unsicher) wird die Streitwagen anspannen, die Thronenden zu eigen sind, und vor dem Feind fliehen.

  Denken wir bei dieser gesamten Wehklage Michas daran, dass das assyrische Heer unter Sanherib 714 v. Chr. alle Städte Judas eroberte (2.Kön.18:13) und 709 v. Chr. Jerusalem belagerte (2.Kön.19:29).

  Lachisch hatte Jerusalem zum Götzendienst verführt.

  Lachisch »gibt Entsendungen« (so wörtlich) nach Moreschet Gat, das heißt »rechtmäßig in Besitz Nehmender«. Dies bedeutet vermutlich, dass der negative Einfluss Lachischs in Moreschet Gat, einer Stadt der Philister, gern angenommen wird.

  Achsib, das heißt »Lügnerische«, wird den Königen Israels zum Lügnerischen, zur Verführung zu Lug und Trug.

  Die Stadt Marescha, das heißt »Umnetzung (wie einem Besitzer möglich)«, wird wohl den Besitzer wechseln. In den hebräischen Worten für »rechtmäßig in Besitz Nehmender« und »Marescha« findet sich jeweils die Silbe »resch«.

  Bis Adullam – dort war die Höhle, in der David sich vor König Saul versteckte (1.Sam.22:1) – wird die Herrlichkeit Israels, gemeint sind wohl die Führer, fliehen wie einst David.

  Abschließend ruft Micha alle auf, sich eine Glatze zu scheren als Ausdruck der Trauer über die zukünftige Verschleppung ihrer Söhne.

 

Die bösen Taten und ihre Folgen

 

  Micha sprach weiter:

  »Wehe denen, die Ichhaftes ersinnen und Böses wirken auf ihren Liegen! Im Morgenlicht (dann) tun sie es, denn es steht in der Macht ihrer Hände. Sie begehren Felder und rauben sie und Häuser und nehmen sie weg, und sie erpressen einen Herrn und seine Hausgemeinschaft und den Mann und sein Losteil. Daher, so spricht Jewe: Siehe! Ich ersinne Böses wider diese Sippe, aus dem ihr eure Hälse nicht ziehen könnt, und ihr werdet nicht mehr hochmütig einhergehen, denn es ist eine böse Zeit.

  An jenem Tag wird man einen Spruch über euch erheben und einen Klagegesang klagend singen, ja eine Wehklage singen, und man spricht: Um uns dahinzuraffen sind wir dahingerafft; das Losteil meines Volkes vertauscht (im Sinne von: wechselt den Besitzer) Er (Jewe); wie (sehr) macht Er, dass es von mir weicht! Dem Abtrünnigen verteilt Er unser Feld. Daher wird niemand da sein, der dir das Los für deine Umgrenzungen wirft in der Versammlung (derer, die) Jewes (sind)« (Mi.2:1-5).

  Sie übertreten die Tora des Mose, die zielangebende Handlungsanweisung, sie begehren, sie gieren nach Reichtum und reißen Besitz an sich, den Jewe doch einer jeden Familie durch das Los gegeben hat, so wie König Ahab von Israel den Weinberg Nabots an sich riss und selbst vor einem Mord nicht zurückschreckte (1.Kön.21). Jewe wird den Habgierigen alles nehmen (Jer.18:11), und niemand wird da sein, der ihnen wieder ein Stück Land zulost. Das Losteil des gesamten Volkes gar wird Jewe fremden Eroberern geben.

 

Von den Worte Fallenlassenden (wörtlich: Worte Tropfenden)

 

  » »Lasst keine Worte fallen!«. solche Worte lassen sie fallen, und nicht lassen sie Worte fallen zu diesen hin (zu den Worten Jewes hin); die Schande wird nicht abgewendet. Ist das Haus Jakob noch angesprochen? Ist der Geist Jewes etwa zu kurz, oder sind Seine Handlungen diese da? Tun Meine Worte denn nicht wohl dem gerade (aufrichtig) Wandelnden? –

  Und längst erstand Mein Volk (jeder in Meinem Volk) als Feind; dem Anwesenden zieht ihr den Mantel, ja das Prachtgewand aus, den sorglos Vorüberziehenden, den vom Krieg Zurückgekehrten. Die Frauen Meines Volkes vertreibt ihr aus ihrem behaglichen Haus, von ihren Kindern nehmt ihr Meinen Prunk für äonisch. Steht auf und geht fort, denn dies ist nicht die (eure) Ruhestatt, und zwar wegen der Makel, die (euch) umstricken, ja beträchtlich umstricken. Wenn da ein Mann wäre, ein dem Wind nachlaufender, ja, der in Falschheit lügt und sagt: »Ich lasse dir Worte fallen zu Wein und Rauschtrank«, so würde er der (Worte) Fallenlassende dieses Volkes sein« (Mi.2:6-11).

  Ja, den Schönrednern, den Großsprechern, hört das Volk gern zu, den Wortetropfern (»tropfen« heißt es nämlich auf hebräisch wörtlich für: fallen lassen). Sie versprechen ihnen Wein und Wohlstand, ohne das Hindernis dafür, nämlich die Sünden, zu erwähnen.

  »Lasst keine Worte fallen!« Solche Worte äußern die falschen Propheten gegenüber den echten, weil sie das Wort Gottes nicht hören wollen, wie zum Beispiel auch das Synedrium die Worte des Petrus und Johannes nicht hören wollte (Ap.4:17).

  Der von Jewe für die Kinder vorgesehene Prunk, dessen sie für die kommenden Äonen verlustig gehen, ist sicherlich der herrliche Name »Israel« und das Leben im Königreich (Hes.16:14). Aber die Übeltäter werden selber fortgehen müssen. Sie werden ihr Losteil und damit ihre Ruhestatt in ihrer Heimat nicht erlangen (5.Mose 12:9).

 

Die Sammlung des Überrests

 

  »Ich sammle, ja sammle dich, Jakob, alles von dir; Ich schare, ja schare den Überrest Israels zusammen. Ich bringe ihn zusammen wie Kleinvieh von Bozra; wie eine Herde inmitten der Umzäunung hallen sie (hallen ihre lauten Rufe) aufgrund der Menge der Menschen.

  Der Brescheschlagende steigt vor ihrem Angesicht hinauf; sie breschen (weit) aus und gehen hinüber zum Tor und gehen durch es hindurch. Und ihr König geht vor ihrem Angesicht hinüber, und Jewe ist an ihrer Spitze (wörtlich: an ihrem Haupt; also vorne)« (Micha 2:12,13).

  So sagt Jewe es auch durch Jeremia: »Und Ich, Ich werde den Überrest Meines Kleinviehs zusammenscharen aus all den Erdländern, wohin Ich sie versprengt habe; und Ich bringe sie zurück in ihre Heimat, und sie werden fruchtbar sein und sich mehren« (Jer.23:3).

  Man beachte, dass ganz Jakob (»alles von dir«; V. 12) mit dem Überrest gleichgesetzt ist. Ganz Israel wird wieder zurückgeführt; Israel wird »als Gesamtheit gerettet werden« (Röm.11:26). Ganz Israel aber besteht aus dem Überrest, aus den Auserwählten (Mat.22:14; Röm.11:7), aus den Gläubigen, denn: »Nicht die Kinder des Fleisches, nicht diese sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung rechnet Er als Samen« (Röm.9:8). »Denn nicht der ist Jude, der es sichtbar ist; noch ist das Beschneidung, was sichtbar am Fleisch geschieht; sondern der ist Jude, der es innerlich, im Verborgenen, ist; und Beschneidung des Herzens ist im Geist, nicht im Buchstaben; dem wird Lobpreis zuteil, zwar nicht von Menschen, sondern von Gott« (Röm.2:28,29).

  Bozra war ein Ort in Edom, bekannt für seine Schafzucht. Israel wird eine Herde werden und Jesus der eine Hirte sein (Joh.10:16).

  Jesus wird Israels König sein; Er ist der die Bresche Schlagende; Er schlägt sie in alle Mauern und Nöte, die Sein Volk gefangennahmen. Jesus geht voran. »Nicht geht ihr in Übereilung hinaus, und nicht geht ihr flüchtend hinweg, denn der vor eurem Angesicht Wandelnde ist Jewe, und der euch Sammelnde ist der Elohim Israels« (Jes.52:12).

 

 

Die Rettung in der Späte der Tage

(Micha 3-5)

 

  Vom Geist Jewes geleitet, durfte Micha erneut prophetisch reden.

 

Wider die Führenden

 

  »Und ich sprach: Höret doch, ihr Häupter Jakobs und ihr Anführer des Hauses Israel! Ist es euch nicht (gegeben), die Zurechtweisung zu erkennen? Ihr hasst das Gute und liebt das Böse, ihr raubt und nehmt ihnen ihre Haut und was übrig bleibt, von ihren Gebeinen. Und (ihr seid solche,) die das Übriggebliebene meines Volkes fressen, ihre Haut abhäuten, ihre Gebeine herausbrechen und ausbreiten wie das, was im Topf ist, und wie Fleisch in der Mitte einer Röstpfanne. Dann werden sie zu Jewe wehschreiben, aber Er wird ihnen nicht antworten, und Er wird Sein Angesicht verbergen, weg von ihnen, in jener Zeit, gemäß dem, was sie mit ihren Handlungen Böses taten« (Mi.3:1-4).

  Israel ist es nicht gegeben, darum ist es nicht fähig, die mahnenden Worte Michas wie auch die künftige Zurechtbringung durch Gericht zu erkennen. Die Führenden blicken nur auf das Ihre, ihre Habgier raubt ihnen den Verstand. Wie selbstverständlich nutzen sie ihre Position zu ihrem eigenen Vorteil aus. Dies zeigt, dass sie Jewe nicht lieben, denn wer Jewe liebt, hasst das Böse (Ps.97:10), und dass sie Ihn nicht fürchten, denn wer Jewe fürchtet, hasst das Böse (Spr.8:13).

  Die Herrschenden sollten, ebenso wie einst König David, die Hirten der Schafe sein und für ihr Wohlergehen sorgen (2.Sam.5:2).

 

Wider die falschen Propheten

 

  »So spricht Jewe wider die Propheten, die Mein Volk zum Sündigen verführen, die, die etwas zu beißen haben mit ihren Zähnen und »Frieden« rufen; aber gegen den, der ihnen nichts gibt für ihren Mund, heiligen sie Streit (das heißt: rüsten sie zum Streit oder: Krieg). Daher wird es Nacht für euch, fern von (jeder) Vision, und Finsternis für euch, fern von (jeder) wahren Deutung. Und die Sonne geht unter wider die Propheten, und der Tag wird verdüstert wider sie. und die Seher schämen sich, und die Wahrdeuter werden entwürdigt, und sie, sie alle verhüllen den Bart, denn es kommt keine Antwort von Elohim.

  Dies aber ist unwidersprochen: Ich, ich (Micha) bin mit Kraft erfüllt durch den Geist Jewes und mit (Worten der) Zurechtweisung und der Ermächtigung, dem Jakob seine Übertretungen aufzuzeigen und dem Israel seine Verfehlungen« (Mi.3:5-8).

  Die Konsequenz kann nur sein: Hört auf Micha! Seine Worte werden geschehen!

  Wir denken an ähnliche Aussprüche sowohl unseres Herrn Jesus Christus als auch des Paulus: »Die Worte, die Ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben« (Mat.6:63); »Mein Wort und meine Heroldsbotschaft bestand nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes (Gottes) und der Kraft (Gottes)« (1.Kor.2:4).

  Und die folgende Warnung gilt auch heute noch: »Nehmt euch in Acht vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber räuberische Wölfe sind. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen« (Mat.7:15).

 

Sie bauen Zion mit Bluttaten

 

  »Höret doch dies, ihr Häupter des Hauses Jakob und ihr Anführer des Hauses Israel, die die Zurechtweisung als Gräuel betrachten und all das Gerade verkehren, die Zion mit Bluttaten bauen und Jerusalem mit Argem! Ihre Häupter sprechen Recht gegen Bestechung, und ihre Priester geben Weisung gegen einen Preis, und ihre Propheten wahrsagen gegen Silber. Und sie lehnen sich auf Jewe und sprechen: Ist Jewe etwa nicht in unserer Mitte? (Mithin) wird nichts Böses über uns kommen. ­

  Daher: Eurethalben wird Zion wie ein Feld gepflügt werden, und Jerusalem wird zum Schutthaufen und der Berg des Hauses (des Tempels) zu Waldeskuppen« (Mi.3:9-12).

  Zion hieß die Jagdburg auf dem Südosthügel Jerusalems, die David eroberte; sie wurde auch Davidsstadt genannt (2.Sam.5:7). Später wurde der Begriff Zion auf die Weihestätte (den ganzen Tempelbezirk) und auch auf ganz Jerusalem ausgedehnt.

  Die Richter, die Recht gegen Bestechung sprachen, 5.Mose 16:19 übertretend, sprachen gewiss nicht Recht. Die Priester, die Weisungen gemäß der Tora des Mose, der Zielangabe für rechtes Tun und Lassen, zu erteilen hatten (3.Mose 10:11; 5.Mose 17:11; 33:10), dies aber gegen Geld taten, schlossen die Armen aus und passten die Wahrheit, vom Geld geblendet, an das an, was der Zahlende hören wollte. Trotzdem meinten sie, dass kein Unglück sie treffen könne, weil ja Jewe in ihrer Mitte sei, im Tempel. Aber sie nahmen Jewe doch gar nicht ernst.

  Eines Tages werden sie aus dem Munde Jesu hören: »Nicht jeder, der zu Mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Königreich der Himmel eingehen, sondern nur, wer den Willen Meines Vaters in den Himmeln tut. Viele werden Mir an jenem Tag erwidern: Herr! Herr! Haben wir nicht in Deinem Namen prophezeit, in Deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in Deinem Namen viele Machttaten getan? ‑ Dann werde Ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weichet von Mir, die ihr gesetzlos handelt!« (Mat.7:21-23).

 

Die Völker ziehen zum Berg Zion

 

  Dann durfte Micha die folgende herrliche Botschaft verkünden:

  »Und es wird in der Späte der Tage, da wird der Berg des Hauses Jewes wohlbereitet sein auf dem Haupt (das heißt: dem Ersten) der Berge, und er wird erhoben sein, mehr als die Hügel, und zu ihm hin werden Völker strömen. Und viele Nationen werden dorthin wandeln und sprechen: Gehet (zu deutsch: Kommt), und wir wollen hinaufsteigen zum Berg Jewes und zum Haus des Elohims Jakobs! Denn Er gibt uns das Ziel an durch Seine Wege, und wir wollen auf Seinen Pfaden gehen, denn von Zion geht die Zielangabe aus und das Wort Jewes von Jerusalem. Und Er wird richten zwischen vielen Völkern und Recht erweisen den starken Nationen bis fernhin, und sie zerschlagen ihre Schwerter zu Erdhacken und ihre Speere zu Winzermesssern. Nicht (frei: nie mehr) wird Nation gegen Nation das Schwert erheben, und nicht werden sie noch das Kriegführen lernen« (Mi.4:1-3).

  Auch Jesaia durfte dies in nahezu gleichen Worten aussprechen (Jes.2:2-4).

  Endlich werden die Nationen in Frieden und Gerechtigkeit regiert

– im tausendjährigen Königreich, im nächsten Äon – von dem Friedefürsten Jesus Christus (Jes.9:5) und Seinem wiedergezeugten, heiligen, geistgeleiteten Volk. Gottes Gerichte brachten Israel zurecht.

Nun erfüllt Er ihnen alle Verheißungen.

  Wie bereits dem Abraham verheißen, wird Israel, das bisher ein Fluch war, dann ein Segen für das ganze Erdland sein (1.Mose 12:3; Sach.8:13).

  Jewe, Jesus, der Retter, wird dann in Zion wohnen (Sach.8:30). David prophezeite: »Alle Nationen, die Du gemacht hast, werden kommen und sich niederwerfen vor Deinem Angesicht, Jewe, und Deinen Namen werden sie verherrlichen« (Ps.86:9). Die Nationen wandeln zu dem Licht Zions (Jes.60:3) und begehren Unterweisung von unserem Herrn Jesus Christus! Welch ein Wunder! Und sie gehorchen, woran zur Zeit Michas noch nicht einmal Israel Interesse hatte.

  Jesus kommt auch, um die Völker zu richten sowie auch zwischen ihnen. In Psalm 96:13 steht geschrieben: »Dies geschieht vor dem Angesicht Jewes, denn Er kommt, denn Er kommt, um das Erdland zu richten. Er richtet das Nationenland in Gerechtigkeit und die Völker in Seiner Treue.«

 

Ein Zuspruch für Israel

 

  »Und sie (Israel) werden wohnen, ein jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, und keiner wird ihn (Israel) zum Zittern bringen, denn der Mund Jewes der Heere redete es. Denn all die Völker gehen, ein jeder im Namen seines Elohim; wir aber, wir gehen im Namen Jewes, unseres Elohim, für den Äon und die (weitere) Zeit des Bezeugens. An jenem Tag – Treuewort Jewes – versammle Ich das Hinkende, und das Versprengte schare Ich zusammen und das, dem Ich Böses getan habe. Und Ich setze das Hinkende zum Überrest und das weithin Vertriebene zur überstarken Nation; und Jewe regiert über sie auf dem Berg Zion von nun an bis zum (letzten) Äon« (Mi.4:4-7).

  Zur Zeit des Königs Salomo war es der Fall gewesen, dass ein jeder in Sicherheit unter seinem Rebstock und Feigenbaum saß (1.Kön.5:5). So wird es im Königreich Israels wieder sein; dies sagt auch der Prophet Sacharja (Sach.3:10).

  Die himmlischen Heerscharen Jewes der Heere (»Jewe Zebaoth«) sind stärker als alle Mächte der Welt. Noch kraftvoller ist Sein Wort. »Er spricht, und es geschieht; Er gebietet, und es steht da« (Ps.33:9). Sein Wort tut, was Ihm wohlgefällt, und lässt gelingen, wozu Er es entsandte (Jes.55:11).

  Dass ein jedes Volk im Namen seines Gottes wandelt, bezieht sich auf die Tage Michas, ja den gesamten gegenwärtigen bösen Äon (Gal.1:4). »Gott« ist ein Titel, der schlicht gesagt »Verfüger« bedeutet; auch der Satan kann damit gemeint sein (2.Kor.4:4).

  Israel aber wird für den Äon, das ist der kommende, tausendjährige Äon, und für die weitere Zeit, in der Gott bezeugt wird, das ist der Äon der neuen Erde (Off.21:1), im Namen Jesu wandeln.

  Jesus Christus wird die Seinen von den vier Winden her sammeln, wenn Er wieder zur Erde herabkommt (Mat.24:30,31). Er ist der edle Hirte, der die hinkenden und versprengten Schafe liebevoll heimführt. »(Jesus) wird groß sein und »Sohn des Höchsten« heißen; und Gott der Herr wird Ihm den Thron Seines Vaters David geben. Über das Haus Jakobs wird Er für die Äonen König sein und Seine Königsherrschaft wird (für die Äonen) keinen Abschluss haben« (Luk.1:32,33).

 

Mancherlei Geschehen an und durch Zion

 

  Micha sprach weiter:

  »Und du, Migdal-Eder (ein Ort, vermutlich bei Bethlehem), Anhöhe der Tochter Zion, zu dir trifft sie (die Herrschaft) ein, und die frühere Herrschaft kommt, das Königtum für die Tochter Zion.

  Jetzt (aber), warum schreist du so laut mit Brüllen, (Tochter Zion)? Ist kein Regent in dir? Oder ging dein Ratgeber verloren, sodass dich eine Wehe ergriffen hat wie die einer Gebärenden? Leide Wehen und stöhne, Tochter Zion, wie eine Gebärende, denn nun gehst du hinaus aus der Burgstadt (Jerusalem) und wohnst im Gefild und kommst bis Babel; dort wirst du überschattet (beschützt), dort erlöst dich Jewe aus der Hand deiner Feinde.

  Jetzt (aber) sind viele Nationen wider dich versammelt; sie sprechen: Sie ist befleckt, und sie sieht, dass unsere Augen (begierig) auf Zion (blicken). Sie aber, sie erkennen die Gedanken Jewes nicht, und sie verstehen Seinen Ratschluss nicht, dass Er sie (nämlich) zusammengeschart hat wie Garben zur Tenne. Steh auf und drisch, Tochter Zion, denn dein Horn mache Ich zu Eisen, und deine Klauen mache Ich zu Kupfer, sodass du viele Völker zerdünnst (zerschlägst). Und Ich weihe dem Jewe ihren Raub und ihr Vermögen dem Herrn des ganzen Erdlands.

  Jetzt (aber) schneide dir (Ritzmale) ein, Tochter des Stoßtrupps! Man legte Belagerung wider uns; mit dem Stecken schlagen sie den Richter Israels auf die Backe« (Mi.4:8-14).

  Jewe wird Zion wieder bauen, und zwar herrlicher als früher, zu den Zeiten Davids und Salomos, wenn Er in Seiner Herrlichkeit kommt (Ps.102:17). Beim Einzug Jesu, des Königs der Herrlichkeit, wird Israel unter anderem auch gemäß Psalm 24:7-10 jauchzen.

  Jetzt aber muss die Tochter Zion, das heißt die Einwohnerschaft Zions, der es an weisen Beratern fehlt, von Jewe durch die benachbarten Staaten gezüchtigt und erzogen werden. Die angekündigte Wegführung nach Babel war um 730 v. Chr., als Micha wirkte, sehr verwunderlich, denn Babel war damals nur eine Provinz Assurs.

  Doch Wehen weisen auch auf etwas Neues hin. Die bitteren Erfahrungen, die Israel machen muss, weil es Jewe nicht gehorcht, ja Jesus, seinen Messias, verwarf, werden es am Tag der gnadenvollen Rettung für immer an Sein Herz ziehen.

  Die Nationen schlagen sogar den Richter Israels ‑ das ist der König ‑ auf die Backe, sagt Micha voraus, wie es an König Zedekia von Juda im Jahr 587 v. Chr. geschah, der von dem babylonischen Regenten Nebukadnezar gefoltert wurde (2.Kön.25:1-7), und wie es dann wieder geschah, als römische Krieger unseren Herrn Jesus Christus verhöhnten und schlugen (Mat.27:30; Mark.15:19; Joh.19:3).

  In der Endzeit,. im letzten Jahrsiebener des gegenwärtigen bösen Äons, werden sich die Nationen versammeln, um Israel endgültig zu vernichten (Sach.12:3; 14:12-15; Off.16:16; 19:11-21). Aber sie kennen die Gedanken (wörtl. die Berechnungen, also planenden Gedanken) Jewes nicht. Seine Gedanken sind ohnehin stets höher als die der Menschen (Jes.55:9); Er, der Allesbewirkende, Er hat sie zusammengeschart, um sie völlig zu besiegen. Alle Beute wird Jewe Sich weihen, wird Gott der Vater Seinem Sohn Jesus, dem Herrn des ganzen Erdlands, weihen.

  Dann sind »die Fristen der Nationen« (Luk.21:24) zu Ende. Israel, das königliche Priestertum, die heilige Nation (1.Pet.2:9), wird zum Segen für alle Nationen politisch und priesterlich über die ganze Erde herrschen (Sach.8:13; Mat.28:19).

 

Aus Bethlehem geht der Herrscher heraus

 

  (1) »Und du, Bethlehem Ephrata, zu gering, um unter den (militärischen) Tausendschaften Judas befunden zu werden, aus dir wird Mir einer herausgehen, um Herrscher über Israel zu werden, und Seine (wiederholten) Herausgehungen sind von der Vorzeit an, von den Tagen des Äons an. Daher wird Er (der Herrscher) sie (Israel) dahingeben bis zu der Zeit, da eine Gebärerin geboren hat; und der Überrest Seiner Brüder ‑ sie werden zurückkehren zu den Söhnen Israels. Und Er wird auftreten und (Seine Herde) hirten in der Stärke Jewes, in der Erhabenheit des Namens Jewes, Seines Elohim. Und sie werden (in Sicherheit) wohnen, denn nun wird Er groß sein bis an die Ränder des Erdlands. Und dieser wird der Friede (der Friedensbringer) sein.

  (4) Wenn Assur in unser Erdland kommt und wenn es (das Gebiet) unserer Hochburgen betritt, so lassen wir wider es sieben Hirten erstehen und acht Menschen-Idole (hier im Sinne von Menschen-Fürsten zu verstehen). Und sie werden das Erdland Assur mit dem Schwert hirten und das Erdland Nimrod in seinen Toren. So überschattet (beschützt) Er (der Friedebringer) (uns), weg von Assur, wenn es in unser Erdland kommt und wenn es unsere Grenzen betritt« (Mi.5:1-5).

  Dem Propheten Micha wurde es geschenkt, den Ort der Geburt unseres Herrn Jesus Christus bekannt zu machen. Bethlehem bedeutet Haus des Brotes, sollte doch derjenige dort geboren werden, der das Brot des Lebens ist (Joh.6:48). Ephrata, das heißt: Urfruchtige, ist ein anderer, älterer Name für Bethlehem. Übrigens stammt auch König David, ein heilsgeschichtlich bedeutender Vorfahr Jesu, von dort (1.Sam.16:1).

  Auf die Frage des Königs Herodes, wo der Messias geboren werden würde, antworteten die Hohenpriester und Schriftgelehrten prompt: »In Bethlehem in Judäa; denn so ist es durch den Propheten geschrieben: Und du, Bethlehem im Land Juda, bist mitnichten die geringste unter Judas führenden Städten. Denn aus dir wird der regierende Herrscher hervorgehen, der Mein Volk Israel hirten wird« (Mat.2:5,6).

  Bethlehem hatte so wenige Einwohner, sodass es nicht einmal eine Heeresabteilung von tausend Mann aufstellen konnte. Unserem Gott aber ist nichts zu gering, um Großes daraus zu machen, ja Er gebraucht gerade die Schwachheit (1.Kor.1:26-29; 2.Kor.11:21-30; 12:9,10; 13:4).

  Von der Vorzeit an ging der Messias wiederholt heraus, von den Tagen des Äons an trat Er mehrmals in Erscheinung. Wahrscheinlich ist hier nicht nur an die Zeit des mit Noah begonnenen Äons, sondern auch des mit Adam begonnenen gedacht, ja an die noch frühere Zeit des ersten Äons, als Jesus Christus (Elohim) die Himmel und die Erde erschuf (1.Mose 1:1), und gar an noch viel Früheres.

  Wann trat der Sohn Gottes hervor? »Zu Anfang war das Wort, und das Wort war zu Gott hingewandt, und wie Gott war das Wort« (Joh.1:1). »In Ihm (Christus) ist das All erschaffen: das in den Himmeln und das auf der Erde, das Sichtbare und das Unsichtbare« (Kol.1:16). »Ich bin das Alpha und das Omega, sagt der Herr, der Gott, der da ist und der da war und der da kommt, der Allgewaltige« (Off.1:8). Man denke auch an Sprüche 8:23, wo von Christus als der Weisheit die Rede ist: »Vom Äon an bin ich als Trankopfer ausgegossen, von Anbeginn an, von den Vorzeiten des Erdlands an.«

Und trat Er nicht auch bei Abraham (1.Mose 18:1) und Mose (2.Mose 19:20; 34:5-7) in Erscheinung? Und dann kam Er im Jahr 3 v. Chr. im Fleisch. »Das Wort wurde Fleisch und zeltete unter uns, und wir schauten Seine Herrlichkeit ‑ wie die Herrlichkeit des Einziggezeugten vom Vater ‑ voller Gnade und Wahrheit« (Joh.1:14).

  Bis Er aber geboren ist (Jes.7:14; Gal.4:4), bleibt Israel noch dem Gericht Gottes dahingegeben. Dass Jesus ein zweites Mal zu Israel kommt, weil Er beim ersten Mal verworfen wurde ­ und Israel deshalb noch für eine weitere Zeit, nämlich die dem Paulus gegebene heilsgeschichtliche Verwaltung der überfließenden Gnade (Eph.3:2), verworfen bleibt (Röm.11:15) ‑ dies war dem Micha wie auch den anderen vorexilischen Propheten nicht gegeben zu schauen.

  Der Überrest der Brüder Jesu wird aus der Zerstreuung zurückkehren, und es wird eine Herde und ein Hirte werden (Joh.10:16; Hes.37:22). Der Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, wird Sich nicht schämen, die gläubigen Juden Brüder zu nennen, weil sowohl der Heiligende wie auch die, die geheiligt werden, alle aus dem einen ‑ dem Vater ‑ stammen (Heb.2:11).

  Der »Spross Davids« (Jer.23:5) wird Sein Volk Israel wie ein fürsorglicher Hirte regieren, zurechtbringend, heilend, Gerechtigkeit und Sicherheit gewährleistend (Hes.34:16; Sach.14:11). Und Frieden wird auf Erden sein (Jes.9:6). »Gerechtigkeit wird knospen in Seinen Tagen und großer Friede, bis der Mond nicht mehr ist (Ps.72:7; vgl. Luk.1:71-75; Off.21:23).

  Die Verse vier und fünf beziehen sich auf die Epoche Michas. Im Jahr 714 v. Chr. zog Sanherib, der Mitregent Assurs, gegen Juda und eroberte alle befestigten Städte außer Jerusalem (2.Kön.18:13; Jes.36:10). Gemäß einem Wort Jewes an Jesaia kehrten die Belagerer aufgrund eines Gerüchts im Jahr 712 um (2.Kön.19:6-8; Jes.37:7,8). Im Jahr 709 v. Chr. belagerte Assurs Heer wieder Jerusalem. Da schlug ein Engel Jewes 185.000 Mann im Heerlager Assurs, was Sanherib im Jahr 707 zur sofortigen Rückkehr veranlasste (2.Kön.19:29,32-36).

  Auf diese wunderbare Weise beschützte Jewe Juda vor Assur. – Nimrod ist ein anderer Name für dieses Land (1.Mose 10:8). – Dass Er Sich dabei sieben Hirten und acht Fürsten bediente, ist symbolisch aufzufassen. Eigentlich sind sieben – die Vollzahl – schon genug, um das Ziel zu erreichen, sodass die Acht besagt, dass übermäßig viel Stärke vorhanden sein wird Ähnliche Zahlensprüche finden sich in Amos 1:3 und den Sprüchen 30:18-31.

  Später dann, im Jahr 609 v. Chr., zerbrach Jewe Assur (Jes.14:25) und Babylon stieg zur Weltmachst auf.

  »Nicht durch ein gewappnetes (Heer) und nicht durch die Kraft (von Menschen) geschieht's, sondern durch Meinen Geist, spricht Jewe der Heere« (Sach.4:6).

 

Der Überrest Jakobs wird herrschen

 

  Dann sprach Micha über die segnende sowie richtende Herrschaft des heiligen Überrests Jakobs im tausendjährigen Königreich.

  »Und der Überrest Jakobs wird inmitten vieler Völker wie Tau von Jewe her, wie Regenschauer auf das Kraut, das nicht auf einen Mann harrt und nicht auf Menschenkinder wartet. Und der Überrest Jakobs wird in den Nationen, ja inmitten vieler Völker, wie ein Löwe inmitten der Tiere des Waldes, wie ein Junglöwe inmitten der Kleinviehherden, der, wenn er darüber hingeht, zertritt und zerreißt, und keiner überschattet (das heißt: beschirmt, beschützt) (die Völker). Erhöht wird deine Hand über die dich Bedrängenden, und all deine Feinde werden abgeschnitten (das heißt: vertilgt, ausgerottet)« (Mi.5:6-8).

  Israel wird unter seinem König und Messias Jesus ein Segen für die Nationen sein (Sach.8:13) und alle Völker zu Jüngern machen (Mat.28:19). Es wird die Völker erquicken wie Tau und Regen. Dies aber ist alles aus Gott, wie auch das Kraut nicht auf Menschen harrt, sondern auf den, der den Regen gibt.

  Israel herrscht kraftvoll wie ein Löwe über das gesamte Erdland (Off.11:15; 20:6), auch mit eiserner Keule (Off.2:26,27), um jeden Widerstand auszurotten. König David sagte in Bezug auf den Herrn Jesus und indirekt auf Israel: »Den Stab Deiner Stärke wird Jewe von Zion aussenden; walte inmitten Deiner Feinde« (Ps.110:2).

 

Die Reinigung Israels

 

  Zuvor aber muss den Juden das Vertrauen in ihre militärische Stärke genommen werden und in alle falschen Götter ebenso. Mithin sprach Micha:

  »Und es geschieht an jenem Tag – Treuewort Jewes –, da schneide Ich deine Streitrosse aus deiner Mitte ab und lasse deine Kriegswagen verlorengehen. Und Ich schneide die Städte deines Erdlands ab, und Ich zerstöre alle deine Wehrfesten. Und Ich schneide die Zaubereien in deiner Mitte ab, und dir werden keine Wahrsager mehr erstehen. Und ich rotte deine Götzenfiguren aus und deine Standmale aus deiner Mitte, und du wirst dich nicht noch weiterhin vor dem Machwerk deiner Hände (huldigend) niederwerfen. Und Ich reiße deine Ascherim aus deiner Mitte aus, und Ich vertilge deine Städte. Und Ich tätige Rache in Schnauben und in hitzigem Zorn wider die Nationen, die nicht hörten« (Mi.5:9-14).

  Nur ein von allem Selbstvertrauen wie auch okkulten Praktiken gereinigtes und geisterfülltes Volk kann anderen Völkern zum Segen sein. Und es wird geschehen, was Jewe dem Abraham verheißen hatte: »Ich werde dich segnen … und du sollst ein Segen sein« (1.Mose 12:2).

  Ascherim (der Singular ist: Aschera) sind weibliche Götzen, die Glück bringen sollen. Als Aschtarot (die Römer nannten sie: Diana) stellte sie die Göttin der Jagd dar, die nach Männern jagte. Als Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin heißt sie auf griechisch Astarte wie auch Artemis (die Römer nannten sie: Venus), auf assyrisch Ischtar und auf althochdeutsch Ostarun. Ostarun (heute: Ostern) war zugleich der Name des Frühlingsfestes dieser Göttin.

  Und schließlich lasen wir in Vers 14 vom Zorn Jewes wider die Nationen, die nicht hörten. Wie auch Jeremia 12:16,17 sagt, werden die Nationen, die im Millennium nicht bereit sind, die Wege Israels zu lernen, nicht bei Jewe schwören und nicht auf Ihn hören, ausgerottet und verlorengehen. Und jede Sippe des Erdlands, die nicht zum Laubhüttenfest nach Jerusalem hinaufsteigt, um Jesus anzubeten, wird keinen Regen mehr bekommen (Sach.14:17).

  Wir schließen mit Psalm 2:10-12:

  »Und nun,  ihr Regenten, seid einsichtig! Lasst euch belehren, ihr Richter der Erde! Dienet Jewe mit Furcht, und frohlockt in Ihm mit Zittern! Küsst den Verklärten (Sohn), dass Er nicht zürne und ihr den Weg verliert, denn Sein Schnauben entbrennt alsbald. Glückselig sind alle, die sich in Ihm bergen!«

 

 

Wer ist solch ein El wie Du?

(Micha 6+7)

 

  Zum dritten Mal ruft der Prophet Micha Israel auf zu hören:

  »Höret doch, was Jewe spricht: Mache dich auf (Micha), rechte vor den Bergen und lass die Hügel deine Stimme hören! – (Und Micha spricht:) Höret, ihr Berge, das Rechten Jewes, und ihr Urständigen, ihr Fundamente des Erdlands! Denn Jewe rechtet mit Seinem Volk, und Er erweist bei Israel, was recht ist. – (Und Jewe spricht:) Mein Volk, was tat Ich dir an, und womit habe Ich dich erschöpft? Sage gegen Mich aus! Denn Ich brachte dich herauf aus dem Erdland Ägypten, und aus dem Haus der Sklaverei kaufte Ich dich los, und Ich sandte Mose, Aaron und Mirjam vor deinem Angesicht her. Mein Volk, gedenke doch, was Balak, der Regent Moabs, beriet und was ihm Bileam, der Sohn Beors, antwortete; (gedenke der Ereignisse) von Schittim an bis Gilgal, damit du die Gerechtigkeit Jewes erkennst« (Mi.6:1-5).

 

Jewe rechtet mit Seinem Volk

 

  Micha ruft die unparteiischen Berge und Grundfesten des Erdlands zu Zeugen der gerechten und fürsorglichen Taten Jewes an Israel seit dem Auszug aus Ägypten und der Landnahme auf. Die Güte Jewes konnte doch jeder Israelit an der Rettung aus Ägypten erkennen wie zum Beispiel auch daran, dass Bileam gegen den Wunsch Balaks, der ihn zur Verfluchung Israels bestellt hatte, das Volk Gottes in den Steppen Moabs viermal gesegnet hatte (4.Mose 22-24). Jewe erinnerte auch an die gerechten und wunderbaren Ereignisse in Schittim, dem letzten Lager östlich des Jordans (4.Mose 25:1; 33:49), und nach dem Übergang über den Fluss im ersten Lager in Gilgal (Jos.5:9,10). Beide Orte lagen in der Nähe von Jericho. Nur Gutes hatte Jewe Seinem Volk getan.

 

Eine wichtige Antwort

 

  In den folgenden Versen sechs und sieben bringt Micha Reaktionen des Volkes zum Ausdruck und antwortet in Vers acht darauf.

  »Mit was soll ich vor Jewe (treten), mich neigen vor dem Elohim der Höhe? Soll ich vor Ihn (treten) mit Hinaufzuweihenden (Opfern), mit einjährigen Kälbern? Hat Jewe Wohlgefallen an Tausenden von Widdern, an Zehntausenden Bächen Öls? Soll ich meinen Erstgeborenen für meine Übertretung geben, die Frucht meines Leibes für die Verfehlungen meiner Seele? ­

  (Die Antwort ist:) Er teilte es dir mit, o Mensch, so sage nun, was gut ist, und was fordert Jewe von dir als nur Recht zu erweisen und huldsame Liebe und in Bescheidenheit mit deinem Elohim zu gehen« (Mi.6:6-8).

  Die rituelle Erfüllung und selbst die Übererfüllung der Tora, der Weisung des Mose, ist wertlos, wenn das Herz nicht aufrichtig ist. Jewe will keine Vervielfachung der Opfer und erst recht keine Kinderopfer, die gemäß 3.Mose 18:21 und 5.Mose 18:10 absolut verboten waren.

  Opfer sollten Ausdruck der geistlichen Haltung und des Vertrauens auf die Gnade Elohims sein. »Denn unmöglich nimmt das Blut der Stiere und Böcke Sünden hinweg« (Heb.10:4). Schon der Prophet Samuel sagte: »Hören ist gut, mehr als Opfer, aufzumerken ist mehr als Fett der Widder« (1.Sam.15:22). »Opfere Elohim Dank (oder: Huldigung)« (Ps.50:14). »Die Opfer für Elohim sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz, Elohim, wirst Du nicht verachten« (Ps.51:19). Siehe auch Jesaia 1:11, Sprüche 21:3 und Markus 12:33.

  Gutes soll der Mensch tun. »Mensch« meint hier die Israeliten, zu denen Micha gesandt war. Jewe hatte zu den Vätern und zu Mose gesprochen; somit weiß der Mensch, was gut ist.

  Nun soll er in Glaubenstreue Recht erweisen, indem er gemäß der Tora handelt und Liebe übt, was nur in der Bindung an Jewe möglich ist. Im Übrigen sollte es für einen Angehörigen des auserwählten Volkes selbstverständlich sein, in der Selbsterkenntnis der eigenen Niedrigkeit in Bescheidenheit und Demut Elohim gegenüber zu wandeln.

  Dieses Wort Michas erinnerte seine Zeitgenossen an die Worte Moses in 5.Mose 10:12: »Und nun, Israel, was fordert Jewe, dein Elohim, von dir, als nur Jewe, deinen Elohim zu fürchten, in all Seinen Wegen zu gehen und Ihn zu lieben und Jewe, deinem Elohim, zu dienen mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele.«

 

Geißelung einiger Sünden

 

  Und wieder ermahnt Micha seine Mitmenschen:

  »Die Stimme Jewes ruft der Stadt zu, und in Umsicht ersieht Er deinen Namen. Höret (das Zuschlagen des) Stabes und wer es ist, der ihn bestimmt. Sind im Hause des Frevlers noch Schätze des Frevelns und das magere Epha, das (von Strafe) bedrohte? Bin ich geläutert von frevlerischen Waagschalen und betrügerischen Gewichtssteinen im Beutel? Die Reichen der Stadt sind erfüllt mit Gewalttat, und ihre Bewohner redend Falschheit, und ihre Zunge ist Trug in ihrem Mund« (Mi.6:9-12).

  Diese kleine Aufzählung von Sünden sagt schon genug über die Verworfenheit der Stadt Jerusalem.

  Ein Epha ist ein Trockenhohlmaß von etwa 22 oder nach anderen Angaben 36 l. Ein mageres Epha ist ein zu betrügerischen Zwecken manipuliertes. Die Strafe für falsche Waage wird nicht ausbleiben (3.Mose 19:355,36; 5.Mose 25:13-16; Spr.11:1).

  Hört ihr denn nicht die Zuchtrute und den, der sie bestellt? Hört auf die Zurechtweisungen und auf den, der sie zu eurem Besten gebraucht! Jewe ist es, der Sein Volk schlägt (Jes.9:12; Hes.7:9).

  Jerusalem bedeutet »Friede ist das Ziel«. Dieser Name ist mit Umsicht ersehen, denn die Gerichte Jewes tragen zu diesem Ziel bei.

 

Jewe wird sie schlagen

 

  Nun kündigt Jewe die Strafe an:

  »So will auch Ich dich schlagen und krank machen, dich öde machen wegen deiner Verfehlungen. Du, du isst, aber du wirst nicht satt, und Niedergang ist in deinem Inneren (Mangel in deinem Leib). Du schaffst fort und kannst es nicht bergen,  und was du nicht birgst, gebe Ich dem Schwert hin. Du, Du säst, aber du erntest nicht; du, du trittst die Ölkelter, wirst dich aber nicht mit Öl salben; und Most kelterst du, trinkst aber nicht den Wein. ­ Ihr haltet die Satzungen Omris und das handeln des Hauses Ahab; und ihr wandelt in ihren Ratschlüssen, damit Ich dich der Verödung preisgebe und ihre (der Stadt) Bewohner dem Gezischel und damit ihr die Schmach Meines Volkes tragt« (Mi.6:13-16).

  Die Könige Omri von Israel (901/900-890/889 v. Chr.) und Ahab von Israel (890/889-869/868 v. Chr.) waren üble Vorbilder. Habgier und Mord und die Verführung des Volkes zum Baalskult kennzeichneten ihre Herrschaft (1.Kön.16:23-34; 18:4; 21:13).

  Besonders König Ahasja von Juda (859-858 v. Chr.), dessen Mutter eine Tochter Omris war, wandelte in den Wegen des Hauses Ahab (2.Kön.8:25,26; 9:27; 2.Chron.22:1-4).

  Folglich wird Jewe auch Juda den Nationen preisgeben. Eines Tages werden sie es mit den Worten beklagen: »Alle, die des Weges gingen, klatschten mit den Händen zu dir hin; sie zischten und schüttelten ihr Haupt über die Tochter Jerusalem: Ist dies die Stadt, von der man sprach: Vollmaß der Schönheit, Wonne des ganzen Erdlands! Wider dich sperren all deine Feinde ihren Mund auf; sie zischen« (Klgl.2:15,16; vgl. Ps.44:14,15). Und der Apostel Paulus muss viel später noch schreiben: »Der Name Gottes wird um euretwillen (der Juden willen) unter den Nationen gelästert« (Röm.2:24).

 

Von der Bosheit aller

 

  Wieder hat Micha seinen Zeitgenossen ihre Bosheit vor Augen zu führen:

  »Nichtig ist mir (alles), denn es wurde mir wie nach dem Einsammeln der Sommerfrüchte, wie nach der Nachlese der Traubenernte. Da ist kein Traubenbüschel zum Essen; Frühfeigen begehrt meine Seele. Verlorengegangen ist der (dem Jewe) Huldigende aus dem Erdland, und kein Aufrichtiger ist mehr unter den Menschen; sie alle, auf Bluttaten lauern sie; ein jeder jagt seinen Bruder mit dem Netz. Das Böse gut zu tun, darauf sind die Hände aus. Der Fürst beansprucht (vieles) für sich, und der Richter richtet gegen Entgelt, und der Große redet von der Sucht seiner Seele, und sie vermehren es (ihr Tun). Ein Guter unter ihnen ist wie eine Dornenhecke, der Aufrichtige ist stacheliger als ein Heckendorn. Der Tag deiner nach dir Spähenden (Feinde), ja deine Heimsuchung kommt. Dann werden sie ratlos sein. Vertraut nicht dem Gefährten, sichert euch nicht in dem Altvertrauten (Anführer)! Vor der an deinem Busen Liegenden hüte die Türen deines Mundes. Denn der Sohn achtet den Vater gering, die Tochter steht gegen ihre Mutter auf, so auch die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter; des Mannes Feinde sind die Mannen seines (eigenen) Hauses« (Mi.7:1-6).

  Wenn jeder der Feind des anderen ist, kann man niemandem mehr vertrauen. Welch ein Niedergang der Kultur, welch eine Zerrüttung der Gesellschaft!

  Es wird übrigens in der Endzeit wieder so sein, dass Vater und Sohn, Mutter und Tochter, Schwiegermutter und Schwiegertochter entzweit werden, und zwar in der Frage der Treue zu Jesus, dem Messias, oder zum Antichristus (Mat.10:34-36). Die Scheidung zwischen dem wahren Israel, nämlich der Auserwählung und Verheißung (Röm.2:28,29; 9:6-8; 11:7), und dem falschen Israel muss nach Gottes Vorsatz kommen.

 

Jewe, das Licht, ist Michas Erwartung

 

  Die im Folgenden ausgedrückte Gotteserkenntnis Michas und seine glaubensvolle Erwartung dürfte viele seiner Landsleute gekräftigt haben.

  »Ich aber, ich will nach Jewe spähen, ich will auf den Elohim meiner Errettung warten; mein Elohim hört mich. Freue dich nicht über mich, meine Feindin! So ich denn fiel, so erstehe ich (wieder); so ich denn in der Finsternis wohne, so ist Jewe mir (dennoch) Licht. Jewes Erzürnen trage ich, denn ich sündigte gegen Ihn; ich trag's, bis Er meinen Rechtsstreit führt und meine Zurechtweisung trägt. Er wird mich herausgehen lassen zum Licht, ich werde Seine Rechtfertigung sehen. Und meine Feindin wird es sehen, und Beschämung wird sie bedecken, sie, die zu mir spricht: Wo ist Er (denn), Jewe, dein Elohim? ­ Meine Augen werden sie sehen, (wie) sie nun zertreten wird wie Straßenschlamm« (Mi.7:7-10).

  »Ich aber, ich will nach Jewe spähen« ­ darin findet die Glaubenstreue Michas ihren Ausdruck.

  Auch wir, die Glieder der Herausgerufenen (Gemeinde), die Christi Körper ist (Eph.1:22,23), warten auf unseren Retter Jesus Christus, ja harren auf Ihn (1.Thess.1:10; 2.Tim.1:10). Er hört uns, Er verwendet Sich für uns und wirkt uns alles zum Guten zusammen. Er ist für uns (Röm.8:26-34).

  Und was Israel betrifft, so wissen wir: »Wenn aber schon ihre Kränkung (Gottes) der Welt Reichtum ist und ihr Niedergang der Reichtum der Nationen, wie viel mehr wird es  ihre Vervollständigung werden! … Denn wenn ihre jetzige Verwerfung der Welt Versöhnung ist, was wird ihre Wiederannahme sein, wenn nicht Leben aus den Toten? … Denn unbereubar sind die Gnadengaben und die Berufung Gottes. … Denn Gott schließt alle zusammen in Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich aller erbarme« (Röm.11:12,15,29,32).

  »So ich denn fiel, so erstehe ich wieder.« Paulus schreibt dazu: »Ich frage nun: Sie straucheln doch nicht, damit sie fallen sollten? Möge das nicht gefolgert werden! Sondern um sie zur Eifersucht zu reizen, wurde durch ihre Kränkung den Nationen die Rettung zuteil. … Aber auch jene, wenn sie nicht im Unglauben beharren, werden wieder eingepfropft werden; denn Gott ist imstande, sie wieder einzupfropfen« (Röm.11:11,23).

  Mit der Feindin meint Micha wohl alle gottlosen Nationen.

  Michas Worte: »Ich sündigte gegen Ihn« drücken weniger aus, was er persönlich zu bekennen hätte, sondern was das Volk erkennen und bekennen sollte, mit dem er sich verbunden fühlt, und das er ihm hiermit nahelegt. Der Prophet Daniel handelte übrigens ebenso (Dan.9:5,8,11,15).

  Wie Vers neun sagt, wird Israel eines Tages gerechtfertigt werden und somit gerecht sein – durch Glauben und das Werk des Bekenntnisses zu Jesus dem Messias (Röm.10:8-13; 11:26,27).

  Und so Israel denn, wie Micha feststellte, in der Finsternis wohnt, so ist Jewe den Gläubigen des Volkes dennoch Licht. König David bezeugte: »Jewe ist mein Licht und meine Rettung, wen sollte ich fürchten?« (Ps.27:1). Und aus Psalm 139:11,12 wissen wir: »Würde ich sagen: Ja, Finsternis verschlucke mich, und Nacht sei das Licht um mich her. – Auch Finsternis – sie verfinstert nicht vor Dir, und die Nacht leuchtet wie der Tag; demgemäß ist Finsternis wie Licht bei Dir.«

  Unser Herr Jesus Christus Selbst ist das Licht (Joh.1:4-9). Er brachte das Licht Gottes zu Israel; als Er kam, sagte Er über Sich: »Das Volk, das in Finsternis sitzt, gewahrte ein großes Licht; denen, die im Land und Schatten des Todes sitzen, ihnen geht Licht auf« (Mat.4:18). Und Er wird es ihnen bei Seiner Wiederkunft in vollem Ausmaß bringen: »Erstehe, leuchte (Jerusalem), denn dein Licht kam, und die Herrlichkeit Jewes ging über dir auf« (Jes.60:1).

  Die Gläubigen Israels wussten: »Und zu Zion kommt der Erlöser und zu denen in Jakob, die von ihrer Übertretung umkehren – Treuewort Jewes –« (Jes.59:20). Und jene werden huldigend und lobsingend antworten: »Siehe, El ist meine Rettung! Ich berge mich und ängste mich nicht, denn meine Stärke und mein Loblied ist Je, Jewe« (Jes.12:2). Jewe ist der, der da sein wird (Je), ist (w) und war (e). Je ist der allezeit Seinwerdende, der alles Werdenmachende.

  Zum Thema der Rettung Israels siehe auch Römer 11:26,27.

  Und wir heute, die wir zur Rettung vorgezogen sind (2.Thess.2:13), bezeugen: »Gott, der gebot: Aus der Finsternis leuchte das Licht, der ließ es in unseren Herzen aufleuchten zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi« (2.Kor.4:6).

 

An jenem Tag

 

  (11) »Ein Tag wird sein, da deine Feldmauern zu bauen sind; es ist der Tag, da das Gesetz (im Sinne von: Grenzlinie) fern (im Sinne von: weit) sein wird. (12) An jenem Tag, da kommt jeder zu dir von Assur her und den Städten Mazors (vermutlich Unterägypten) und von Mazor her bis zum Strom (Euphrat) und zum Meer vom Meer und zum Berg des Bergigen. (13) (Jedoch zunächst) wird das Erdland zur Öde aufgrund seiner Bewohner, aufgrund der Frucht ihrer Handlungen« (Mi.7:11-13).

  Vers elf ist nicht leicht zu verstehen. Es kann sein, dass die Feldmauern der Feindin gemeint sind, die zu bauen sind, denn Israel wird dann, wenn seine Grenzlinien weit sind ( nämlich vom Nil bis zum Euphrat reichen; 1.Mose 15:18), auch zum Wiederaufbau der verödeten Stätten der Nationen beitragen (Jes.58:12; 61:4).

  Bei Vers zwölf ist daran zu denken, dass an jenem Tag, da Israel zwischen Ägypten und Assur in der Mitte des Erdlands ein Segen sein wird, ein Hochweg von Ägypten nach Assur verlaufen wird und diese beiden Länder ebenfalls Jewe dienen werden (Jes.19:23-25).

 

Jewe wird Seinem Volk Wunder zeigen

 

  Der folgende Vers 14 ist eine Bitte Michas, die Jewe, der Elohim Israels, erfüllen wird:

  »Hirte Dein Volk mit Deinem Stab, das Kleinvieh Deines Losteils, das als Abgesondertes im Wald wohnt, inmitten der fruchtbaren Flur; sie weiden in Basan und Gilead wie in den (früheren) Tagen des Äons« (Mi.7:14).

  Mit den Versen 15 bis 17 folgt die Antwort Jewes: »Wie in den Tagen deines Auszugs aus dem Erdland Ägypten werde Ich ihm (dem Volk Israel) Wunder zeigen. Die Nationen werden es sehen und werden beschämt werden, ihre Macht wird nicht mehr sein; sie werden die Hand auf den Mund legen, ihre Ohren werden (wie) taub sein. Sie werden Staub lecken wie die Schlange, wie die Kriechtiere des Erdlands; sie werden bebend aus ihren Festungen herauskommen. Zu Jewe, unserem Elohim, hin werden sie sich ängstigend (kommen) und sich vor dir (Israel) fürchten« (Mi.7:15-17).

  Jesus, der edle Hirte (Joh.10:11), wird Sein Volk im fruchtbaren Land Israel weiden. Wohl ist das ganze Erdland samt allen Nationen Sein Losteil (Ps.2:8), gar das All (Heb.1:2), Israel aber ist Sein auserwähltes Losteil, der Ihm eigene besonders herrliche Herrschaftsbereich, ja Seine Braut (Off.19:7; 21:9). Israel ist ein abgesondertes Volk, es rechnet sich nicht zu den Nationen (4.Mose 23:9).

  Basan und Gilead waren fruchtbare Gebiete östlich des Jordans; Basan lag nördlich von Gilead. Wie in den früheren Tagen des gegenwärtigen Äons, wie unter den Königen David und Salomo, wird es Israel wohl ergehen. So sagt es auch der Prophet Jesaia: »Ich bringe Israel zurück in seine Heimat, sodass es weidet auf dem Karmel und in Basan; und im Bergigen Ephraims und in Gilead wird seine Seele satt« (Jes.50:19).

  Der Herr Jesus Christus wird Seinem Volk Wunder zeigen wie beim Auszug aus Ägypten. Herrlich wird es sein, wenn »Er Seine Boten  (Engel) mit lautem Posaunenton aussendet; und sie werden Seine Auserwählten von den vier Winden her versammeln, vom äußersten Ende der Himmel an bis wieder zu ihrem äußersten Ende« (Mat.24:31). Jesus bringt Sein Volk zurück (Sach.10:10). Die Nationen werden es sehen und selber daran mitwirken, indem sie die Söhne Israels im Gewandbausch und die Töchter Israels auf der Schulter tragen. Und sie werden sich huldigend vor Israel niederwerfen und den Staub ihrer Füße schlecken (Jes.49:22,23).

  All diese Verheißungen waren den Jewe treu gebliebenen Mitbürgern Michas gewiss ein kraftvoller Zuspruch.

 

»Wer ist ein El wie Du?«

 

  Das Buch Micha endet mit einem ehrfürchtigen Lobpreis Jewes, der den Gläubigen völlige Zuversicht zu geben vermag.

  Micha brach in Jubel aus:

  »Wer ist ein El wie Du, der die Vergehungen trägt und über die Übertretungen des Überrests Seines Losteils hinweggeht? Sein Zorn hält nicht für die (weitere) Zeit des Bezeugens an, denn Er hat Gefallen an der Huld (daran, Huld zu erweisen). Er kehrt um (vom Zorn), Er erbarmt Sich unser, Er unterwirft unsere Vergehungen (beendet also ihre Herrschaft); und Du wirfst all ihre Verfehlungen weg in die Schatten (die Tiefen) des Meeres. Du wirst dem Jakob Wahrheit erweisen, Gnade dem Abraham, (eben dies), was Du unseren Vätern von den Tagen der Vorzeit an geschworen hast« (Mi.7:18-20).

  »Wer ist ein El wie Du?« ­ Diese rhetorische Frage klingt an den Namen des Propheten an, denn »Micha« bedeutet: »Wer ist so?« im Sinne von »Wer ist so wie Jewe?«

  »Wer ist ein El wie Du?« ­ Wer dies staunend und anbetend ausruft, hat große Gotteserkenntnis. Die Antwort ist klar: Kein anderer ist so groß und herrlich!

  Dieser Lobpreis erinnert uns an Jewes Antwort gegenüber Mose: »Jewe, Jewe, El, mitleidsvoll und gnädig, langsam zum Zorn, groß an Huld und Treue, der Seine Huld bewahrt an Tausenden und Verwerflichkeit, Übertretung und Sünde trägt« (2.Mose 34:6,7).

  Ja, Jewes Zorn hält nicht für die weiteren Äonen an, in denen Er von den Menschen bezeugt wird. Er ist voller Erbarmen. Durch Jeremia sagt Er: »Ich werde ihre Vergehung verzeihen und nicht weiter ihrer Verfehlung gedenken« (Jer.31:34). Der Apostel Paulus schreibt: »Und sodann wird Israel als Gesamtheit gerettet werden, so wie geschrieben steht: Eintreffen wird der Bergende aus Zion; abwenden wird Er die Unfrömmigkeit von Jakob. Und dies ist Mein Bund mit ihnen, wenn Ich ihre Sünden wegnehme« (Röm.11:26,27).

  Alle Wahrheit wird Jewe dem Jakob erweisen, wie Jeremia es sagt: »Siehe, Ich bringe ihr Genesung und Heilung herauf, und Ich heile sie, und Ich enthülle ihnen überströmenden Reichtum des Friedens und der Wahrheit« (Jer.33:6). Israel wird also die Wahrheit des Wortes Gottes erfahren und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Jesus Christus ist die Wahrheit (Joh.14:6), in Ihm konzentriert sie sich.

  Der Herr Jesus Christus wird Israel alle Verheißungen erfüllen, zum Beispiel das dem Abraham Zugeschworene: »Ich werde dich zu einer großen Nation machen, und Ich werde dich segnen, Ich will deinen Namen gewiss groß machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will gewiss segnen, die dich segnen, und Ich werde den verfluchen, der dir höhnt. In dir sollen alle Familien des Erdbodens gesegnet werden« (1.Mose 12:2,3; vgl. 22:17,18; Ap.3:25). Dies wurde auch dem Jakob zugeschworen (1.Mose 28:13,14).

  Auch Zacharias, der Vater Johannes des Täufers, wusste dies und pries Gott dafür: »Gesegnet sei der Herr, der Gott Israels, weil Er Sein Volk aufsucht, ihm Erlösung verschafft und uns ein Horn der Rettung im Hause Davids, Seines Knechtes, aufrichtet, so wie Er durch den Mund Seiner heiligen Propheten gesprochen hat, die vom Äon an waren: Rettung von unseren Feinden und Bergung aus der Hand aller, die uns hassen; um Barmherzigkeit an unseren Vätern zu erweisen und Seines heiligen Bundes zu gedenken und des Eides, den Er Abraham, unserem Vater, geschworen hat; uns zu geben, dass wir aus der Hand unserer Feinde geborgen werden und Ihm furchtlos Gottesdienst darbringen in huldvoller Heiligkeit und Gerechtigkeit vor Seinen Augen alle unsere Tage« (Luk.1:68-75).

  Welch eine Freude für die Gläubigen in der finsteren Epoche damals zur Zeit Michas und auch für uns heute, die wir uns für Israel freuen!

  Dies alles wird Jesus, der Messias, der Sohn Gottes, erfüllen. »Denn ich sage«, so schreibt Paulus in Römer 15:8, »Christus ist der Diener der Beschneidung geworden für die Wahrhaftigkeit Gottes, um die Verheißungen der Väter zu bestätigen.« Ja, in Jesus werden alle Verheißungen verwirklicht werden.

  »Dem König aber der Äonen, dem unvergänglichen, unsichtbaren, alleinigen, weisen Gott sei Ehre und Verherrlichung für die Äonen der Äonen! Amen!« (1.Tim.1:17).

 

 

Dieter Landersheim

Höhenstraße 11

65824 Schwalbach a. Ts.

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