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Ausführungen zum Buch Nahum

 

Jewe, der Richter über Ninive

(Nahum 1-3)

 

  Die durch den Propheten Jona um 780 v. Chr. bewirkte Umsinnung Ninives hatte nicht lange angehalten. Ninive, die große Stadt am Westufer des Tigris, die Hauptstadt Assurs, war immer mächtiger und zudem furchterregender für alle anderen Nationen geworden. Im Jahr 722 v. Chr. hatte Assur die Nordstämme Israels deportiert. Seitdem war Juda wiederholt von Assur bedrängt worden. 714 v. Chr. besetzte Sanherib, der Mitregent Assurs, Juda und belagerte Jerusalem (2.Kön.18:13,17). 709 v. Chr. belagerte er Jerusalem nochmals (2.Kön.19:29,35; Jes.37:36). Der assyrische König Asarhaddon (681-669 v. Chr.) behandelte Juda als Vasallen.

  Etwa um 640 v. Chr. sprach der Prophet Nahum im Auftrag Jewes, des Elohims Israels, zu Juda und Ninive. Seine Botschaft war die Ankündigung des Untergangs Ninives zum Trost für Israel. Nahum wirkte unter den judäischen Königen Manasse (699/698-643), Amon (643/642-641) und Josia (640-609 v. Chr.), ohne dass ich dies näher eingrenzen könnte. Auf jeden Fall prophezeite er nach der Eroberung von No (das ist Theben), der Hauptstadt Oberägyptens, im Jahr 663 v. Chr. durch Assurbanipal (Nahum 3:8) und vor der Zerstörung Ninives durch Babel, die Meder und die Skythen im Jahr 612 v. Chr.

  Über die Person des Nahum wissen wir nichts, außer dass er aus Elkosch stammte, einem Ort, dessen Lage uns unbekannt ist, aber im Süden Judas gelegen haben mag.

  Nahum, hebr. NChUM, punktiert NaChUM, bedeutet: Tröstender. Der Name passt zu seiner Botschaft, dass Ninive zerstört werden würde, was allen Israeliten zum Trost gereichen durfte.

 

Die Überschrift

 

  »Traglast Ninives. Schriftsatz der Vision Nahums, des Elkoschiters« (Nah.1:1).

  Das Schriftstück der prophetischen Schau Nahums trägt die Überschrift: »Traglast Ninives.« Es geht also um eine vorhergesagte Last, die Ninive zu tragen haben wird.

Jewe ist der Rächende

 

  »Ein eifernder und rächender El ist Jewe, ein Rächender ist Jewe und Eigner des hitzigen Zorns, ein Rächender ist Jewe den Ihn Bedrängenden, und ein Bewahrer (des Zorns) ist Er Seinen Feinden.

  Langsam zum Zorn ist Jewe und groß an Kraft, und Er macht keinesfalls schuldfrei. Jewe ist es – in der Windhose und im Unwetter ist Sein Weg, und Gewölk ist der Pulverstaub unter Seinen Füßen. (Er ist) der das Meer Scheltende, und Er trocknet es aus, und alle Ströme macht Er zur Wüste. Dahingewelkt sind Basan und Karmel, und die Knospen des Libanon sind dahingewelkt. Die Berge erbeben durch Ihn, und die Hügel zergehen, und das Erdland erhebt sich aufgrund Seines Angesichts, auch das (übrige) Land und alle seine Bewohner. Wer kann angesichts Seines Drohens bestehen, und wer hat Bestand beim Entbrennen Seines Zorns? Sein hitziger Zorn bricht herein wie Feuer, und die Felsen bersten durch Ihn« (Nah.1:2-6).

  Gottes Gerechtigkeit erfordert es, dass Er vergilt. Die Völker müssen lernen, dass ihre bösen Taten geahndet werden. Dabei wartet Er durchaus lange zu (vgl. 2.Pet.3:9). Gottes Gerichte sind gerecht und bringen zurecht. Sie haben Sinn und Zweck. Diese Gerechtigkeit bezeugen die Tora (die Weisung des Mose) und die Propheten. Die Gerechtigkeit Gottes aber, die durch die Glaubenstreue Jesu Christi bezeugt wird, der das Urteil trug, geht weit darüber hinaus, denn mit dieser Freilösung der Menschen von ihrer Schuld offenbart Gott Seine Liebe zu ihnen.

  »Mein ist die Rache; Ich werde vergelten« (Röm.12:19; 5.Mose 32:35,41). Rache kann  mithin niemals unsere Sache sein.

  Jewe ist ein eifernder El (Verfüger, Allesbewirkender, alle zu Sich Hinführender). Er ist nicht nachlässig oder säumig, sondern betreibt Seinen Plan mit Eifer. Er eifert auch darum, dass die Menschheit das Rechte tue und den allein wahren El erkenne, ja dass alle gerettet werden (1.Tim.2:4). Sein besonderer Eifer galt Israel (und wird Israel nach unserer Verwandlung und Entrückung wieder gelten), das Er aus der Hand der Feinde bergen wird (Luk.1:68-75).

  Jewe wird Ninive ein Ende machen. Die Größe Seiner Kraft, dies auszuführen, ersieht man ohne Weiteres an Seiner Gewalt über die Natur.

 

Jewe ist die Festung

 

  Nahum sprach weiter:

  »Gut ist Jewe, Er ist die starke Festung am Tag der Bedrängnis, und Er erkennt die, die sich in Ihm bergen. Aber wider ihren Ort (Ninive) vollzieht Er ganzes (Gericht) mit einer darübergehenden Überspülung, und Finsternis wird Seine Feinde verfolgen« (Nah.1:7,8).

  Wir stimmen mit Psalmworten zu: »Huldigt Ihm, segnet Seinen Namen! Denn Jewe ist gut, Seine Huld währt für den Äon und Seine Treue von Generation zu Generation« (Ps.100:5); »Elohim ist für uns Zuflucht und Stärke und ist gar sehr als Hilfe in Drangsalen zu finden« (Ps.46:2).

  Wie Nahum sagte, wurde Ninive überspült, und zwar von feindlichen Heeren. Der griechische Geschichtsschreiber Xenophon (430-355 v. Chr.) spricht von einem großen Unwetter bei der Einnahme der Stadt (Anabasis, 3.4.12). Der Tigris und der Nebenfluss Khosr können Teile der Stadt überfluten (Nah.2:9). Die Eroberer öffneten auch die Wehre (Nah.2:7).

  Die Jewes Feinde verfolgende Finsternis weist auf ihre Hoffnungslosigkeit und ihr Eingehen in das Totenreich (ein abstrakter Begriff für Nichtexistenz) hin.

 

Die Böses Ersinnenden

 

  »Was ersinnt ihr gegen Jewe? – Ganzes (Gericht an Ninive) vollzieht Er; nicht zweimal ersteht die Bedrängnis (für Ninive). Denn wenn sie auch wie Dornengestrüpp ineinander verhakt und wie durch ihren Trank betrunken wären, so werden sie (dennoch) völlig gefressen werden wie trockenes Stroh. Von dir (Ninive) ging der Ersinner des Bösen wider Jewe aus, der zur Niedertracht Ratende. So spricht Jewe: Und wenn sie noch so vollkommen und so viele sind, so werden sie doch geschoren werden, und es ist vorübergegangen (mit ihnen). Und habe Ich dich (Ninive) gedemütigt, demütige Ich dich nicht noch weiterhin.

  Und nun zerbreche Ich deine (Ninives) Jochstange, indem Ich sie von dir (Juda) nehme, und deine züchtigenden Bande zerreiße Ich.

  Und über dich (den assyrischen König) gebietet Jewe: Nicht wird noch Same deines Namens erstehen. Von dem Haus deines Elohim schneide Ich das Götzenbild und das Gussbild ab; Ich lege dein Grab an, denn du bist verflucht« (Nah.1:9-14).

  Was auch immer die Regierungen der Nationen gegen Jewe und Sein Volk ersinnen – bereits König David wusste: »Sie (die Feinde Jewes) strecken sich nach Bösem aus, um es über dich zu bringen. Sie ersinnen einen Plan, der ihnen nimmer gelingen kann« (Ps.21:12; vgl. Ps.2:2).

  Einst, im Jahr 714 v. Chr., ersann Sanherib als Mitregent Assurs (König von 705-681 v. Chr.) Böses wider den Heiligen Israels (2.Kön.19:22; 2.Chron.32:16,17).

  Ganzes Gericht vollzog Jewe an Ninive. Es fiel im Jahr 612 v. Chr. durch den Meder Kyaxares II sowie Babel unter Nabopolassar (626-605 v. Chr.) und die Skythen. Es wurde nie wieder aufgebaut. Noch heute kann man die Ruinenhügel besichtigen. Im Jahr 609 v. Chr. ging das assyrische Reich unter, und Babel übernahm die Macht im Vorderen Orient, das unter dem Mitregenten Nebukadnezar II (König Babels von 606 bis 562 v. Chr.) im Jahr 607 v. Chr. Jerusalem eroberte.

  Der König von Ninive, der zu der vorgesehenen Zeit an der Macht ist, wird keine Nachkommen haben; seine Götzen werden zertrümmert werden, und er wird ins Grab fahren. Die letzten Könige Assurs waren Sin-schar-ischkun (627-612 v. Chr.) und Aschur-Uballit (612-609 v. Chr.).

  Das Joch Assurs wird von Juda genommen werden. Diesen Trost durfte Nahum spenden. Nahezu während der gesamten Regierungszeit von König Manasse (699/698-643 v. Chr.) hatte Juda Tribut an Assur zu entrichten.

 

Der Friede wird zu Juda zurückkehren

 

  Und Nahum bekräftigt die frohe Botschaft:

  »Siehe, auf den Bergen sind die Füße eines Verkünders, der vom Frieden hören lässt! Du, Juda, feiere deine Feste, löse deine Gelübde ein, denn nicht länger wird die Niedertracht (ein Begriff für Assur) über dich hingehen, da alles von ihr abgeschnitten ist.

  Der Zerstreuer steigt gegen dein Angesicht hinauf, Ninive! Befestige die Befestigung, spähe auf den Weg, gürte deine Lenden, festige deine Kraft überaus!

  Denn Jewe lässt die Erhabenheit Jakobs zurückkehren wie auch die Erhabenheit Israels, denn Verwüster verwüsteten sie (einst) und verdarben ihre (Wein-)Stecklinge« (Nah.2:1-3).

  Der Apostel Paulus zitiert in Römer 10:15 nach Jesaia 52:7 denselben Gedanken in allgemeiner Weise: »Wie lieblich sind die Füße derer, die ein Evangelium des Guten verkündigen!«

  Frieden wird über Juda kommen. In Dankbarkeit dafür sollen sie Jewe, ihren Elohim, mit all ihren Festen verehren, ihre Gelübde erfüllen und Ihm mithin in allem treu bleiben. David sagte: »Wiederum ein Kleines, und der Frevler ist nicht mehr. … Die Demütigen werden das Land einnehmen und sich an vielem Frieden erlaben« (Ps.37:10,11). Völlig erfüllt wird dies erst im Königreich Israels, im kommenden tausendjährigen Äon.

  Ninive möge sich zur Verteidigung rüsten; es wird ihnen nichts nützen. Juda wird frei werden.

  Die Niedertracht, gemeint ist Assur, wird ausgerottet werden. »Niedertracht«, hebr. BLIOL, punktiert BöLiJaÄL, griech. Beliar (2.Kor.6:15), ist die Personifizierung des Argen und bezeichnet auch einen antiautoritären, das heißt keine Autorität über sich anerkennenden Menschen.

 

Die Verteidigung Ninives

 

  Jetzt beschreibt Nahum die Verteidigung Ninives:

  »Das Schild seiner (Assurs) Helden ist rot, die gewappneten Mannschaften sind in Karmesin gekleidet; die Wagen glänzen von Stahl am Tag ihres Rüstens, und die Holzlanzen werden geschwungen. Auf den Straßen rasen die Wagen, sie streichen auf den Plätzen umher; ihr Aussehen ist wie das der Fackeln, wie die Blitze laufen sie. Er (Assur) gedenkt seiner Edlen; sie straucheln auf ihren Wegen, sie eilen auf ihre (Ninives) Mauer, und das Sturmdach wird bereitet. Die Tore der Ströme werden geöffnet, und der Palast (oder: der Tempel) zergeht (vor Angst). Und Huzab (die Frau des Königs oder die Schutzgöttin Ninives), sie wird entblößt und weggeführt, und ihre Dienerinnen wimmern wie die Stimme der Tauben und schlagen sich an ihre Brust« (Nah.2:4-8).

  Wir hörten von den Vorbereitungen für die Verteidigung der Stadt und zudem sogleich auch von dem Sieg der Eroberer, die die Wehre öffneten und in den Palast oder Tempel eindrangen, was praktisch besagt, dass sie die ganze Stadt in ihre Gewalt gebracht haben.

 

Ninive, das Löwengehege, wird eingenommen

 

  Nahum prophezeit Weiteres über die Einnahme der Stadt:

  »Und Ninive war wie ein Stauteich der Wasser von (vielen) Tagen her, und doch fliehen sie. Man ruft: Stehet, stehet!, aber keiner wendet sich um. Plündert Silber, plündert Gold! In unbegrenzter (Menge) liegt es bereit, (große) Herrlichkeit an allerlei kostbaren Geräten (ist vorhanden). Verwüstetes und Verwüstung und Enteignung!" Und das Herz zerfließt, die Knie torkeln, und die Lenden verkrampfen sich, und all ihre Angesichter erbleichen.

  Wo ist das Löwengehege, und wo ist sie (nun), die Weide der Junglöwen, wo der Löwe, ja der Altleu, wandelte und auch das Junge des Löwen, und wo niemand sie zum Zittern brachte? Der Löwe zerriss zur Genüge für seine Jungen und erwürgte für seine Altlöwinnen, und er füllte seine Höhlen mit Zerreißbarem (Fleisch) und sein Gehege mit Zerrissenem.

  Siehe! Ich bin gegen dich (gewandt), Ninive! Treuewort Jewes der Heere! Und Ich lasse ihre Streitwagen im Rauch aufgehen, und deine Junglöwen frisst das Schwert. Und Ich schneide dein Zerreißbares (deine Speise) vom Erdland ab, und man wird nicht noch weiterhin die Stimme deiner Beauftragten hören« (Nah.2:9-14).

  Die Niniviter hatten den Fluss Khosr aufgestaut und ein großes Wasserreservoir gebaut; die Wasser flossen reguliert durch die Stadt. Die Eroberer schlossen die Stauteichtore zunächst, bis das Wasser am oberen Rand der Dämme stand; dann öffneten sie die Wehre, sodass gewaltige Wassermassen in die Stadt stürzten. Das Unwetter hatte den Fluss ohnehin schon anschwellen lassen.

  Assur war wie die Löwen; es war das grausamste Großreich der Antike. Es hatte allen Raub in Ninive zusammengetragen. Wo sind die Löwen nun, wo ist ihr sicheres Gehege, wo ist das raubgierige Assur jetzt?

  Kapitel zwei abschließend, denken wir an Psalm 46:9-12:

  »Geht hin, gewahrt das Wirken Jewes, der Verödungen einsetzt auf der Erde, Kriege aufhören lässt bis ans Ende der Erde, der den Bogen zerbricht, den Speer entspitzt und Wagen mit Feuer verbrennt. Steht ab und erkennt, dass Ich Elohim bin; erhöht werde Ich sein unter den Nationen, erhöht auf der Erde! Jewe der Heerscharen ist mit uns, eine unerschütterliche (Zuflucht) ist für uns Jakobs Elohim.«

 

Das Gericht über Ninive

 

  In Kapitel drei beschreibt der Prophet Nahum die Schuld Ninives und nennt mithin die Gründe für das Gericht:

  »O Stadt der Blutschulden! Alles an ihr ist Lüge, sie ist gefüllt mit Geraubtem, die zerreißbare (Speise) weicht nicht von ihr. Peitschenknall und der Laut des Räderrasselns, heransprengendes Ross und holpernde Streitwagen, aufsteigende Reiter und Flamme des Schwertes, das Blitzen des Speers, die Menge der Durchbohrten und die Menge der Leichen, und der Leichname ist kein Ende. Man stolpert über ihre (der Stadt) Leichen.

  (Und dies) aufgrund der vielen Hurereien der schönen, anmutigen Hure, der Herrin der Zaubereien, die Nationen verkaufte infolge ihrer Hurereien und Sippen infolge ihrer Zaubereien.

  Siehe! Ich bin gegen dich (gewandt), Ninive! Treuewort Jewes der Heere! Und Ich werde deine Rocksäume bis über dein Angesicht hochziehend enthüllen, und Ich zeige den Nationen deine Entblößung und Königtümern deine Entehrung. Und Ich werfe Abscheuliches auf dich und mache dich verrucht und stelle dich wie Schändliches zur Schau. Und es wird geschehen: Jeder, der dich sieht, wird von dir abgestoßen sein und sprechen: Dahingerafft ist Ninive, wer wandert (teilnahmsvoll) zu ihr? Woher soll Ich dir Tröster suchen?« (Nah.3:1-7).

  Ninive war skrupellos und mordlustig; sie erfährt ihre Strafe in der anschaulich beschriebenen Schlacht, in der die Streitwagen rasen und die Speere blitzen und der Boden von Leichen übersät ist. Der griechische Philosoph Diodoros (ca. 350-300 v. Chr.) berichtet: »Die Eroberer besiegten die Assyrer in zwei Schlachten in der Ebene vor der Stadt. … Die Zahl der Erschlagenen war so groß, dass der Fluss durch die Vermischung mit Blut über eine ansehnliche Entfernung hin seine Farbe veränderte« (Bibliotheca Historica, 2,26,6-7).

  Es ist zu betonen, dass Jewe den Nationen entsprechend ihrem Verhalten zu Israel vergilt (1.Mose 12:3; 27:29; 4.Mose 24:9; Ps.137:8; Mat.25:31-46).

  Ninive war eine Hure. Damit ist nicht nur ihre sexuelle Zügellosigkeit gemeint, sondern dass sie auf allen Gebieten unmoralisch handelte, auch im Geschäftsleben und im Verhältnis zu den anderen Nationen, die sie hinterging. Und was die Assyrer den Götzen opferten und an okkulten Praktiken trieben, dies opferten sie den Dämonen (1.Kor.10:20).

  Es sei angemerkt, dass Hurerei in Bezug auf Israel Götzendienst meint, Abwendung von dem über der Weisung des Mose geschlossenen Bund mit Jewe, der wie ein Ehebund verstanden wurde.

 

Der Fall von No

 

  Nun führt Nahum den Fall der Stadt No (das ist Theben) in Oberägypten als warnendes Beispiel für Ninive an:

  »Tust du (Ninive) mehr Gutes als die (Stadt) No des (Götzen) Amon, die ihren Sitz an den Strömen (das heißt: an Nilarmen) hatte? Wasser umgaben sie kreisum, sie, der das Meer (das heißt: der Nil) die Wappnung war, der das Meer ihre Mauer bildete. Kusch und auch Ägypten waren ihre übermäßige Stärke, die keine Grenze (kannte); Put und Lubim waren unter ihren Helfern. (Doch) auch sie (die Stadt No), zur Verschleppung ging sie, in die Gefangenschaft. Außerdem wurden ihre Kinder an den Ecken aller Straßen zerschmettert. Und über ihre Vornehmen warfen sie das Los, und all ihre Großen wurden mit Handschellen gekettet« (Nah.3:8-10).

  Ninive ist nicht besser als No! Diese alte, angesehene und reiche Stadt mit großartigen Bauwerken, die Hauptstadt Oberägyptens, lag zwar an den beiden Seiten des Nils, war aber gleichwohl durch Nilkanäle von Wasser umgeben und galt als uneinnehmbar. Eventuelle Angreifer mussten viele Kanäle überwinden. Homer nannte No »Die Hunderttorige« (Ilias, IX, 383). Im Jahr 663 v. Chr. eroberten die Assyrer unter Aschurbanipal die Stadt. Sie töteten die gesamte Jugend und führen die anderen gefangen weg.

  Kusch umfasste das heutige Südägypten, Sudan und Nordäthiopien. Mit Put dürfte das heutige Somalia gemeint sein. Die Lubim lassen sich kaum lokalisieren. Manche denken an Libyen. Jedenfalls war No von starken Verbündeten umgeben, besonders von Ägypten (Unterägypten) im Norden.

 

Die Einnahme Ninives ist unabwendbar

 

  Der Prophet Nahum verdeutlicht zum Schluss seiner Botschaft, dass die Einnahme Ninives unabwendbar ist:

  »Auch noch du (Ninive), du berauschst dich; du wirst nicht mehr zu sehen sein; auch noch du suchst (zusätzliche) Befestigung vor dem Feind. All deine Festungen (im Umland) sind Feigenbäume mit Frühfeigen; wenn sie geschüttelt werden, fallen sie dem Esser in den Mund. Siehe! Dein (Kriegs-)Volk – Weiber sind sie in deiner Mitte. Die Tore deines Erdlands sind den Feinden geöffnet, ja geöffnet; Feuer verzehrte deine Riegel. Schöpfe dir Wasser gegen die Belagerung, gib deinen Festungen (mehr) Halt, hole den Schlamm, zertrete den Lehm und verstärke den Ziegelofen! Dort frisst dich das Feuer und schneidet das Schwert dich ab und frisst dich wie eine Leckheuschrecke. Vermehre dich (ruhig) wie die Heuschrecke. Du mehrtest deine Großhändler, dass sie zahlreicher als die Sterne der Himmel wurden. Die Leckheuschrecke schlüpft aus und fliegt davon. Deine Führenden sind wie die Heuschrecke und deine Amtsschreiber wie die Bogenraupe des Bogenraupenschwarms, die sich am Tag der Kälte an den Umzäunungen niederlassen, geht aber die Sonne auf, so verschwinden sie, und man kennt ihren (Aufenthalts-)Ort nicht – wo sind sie? Deine Hirten schlummern, König Assurs, deine Adeligen lagern sich (bequem). Dein Volk floh mit weit ausgreifenden (Schritten) auf die Berge, und keiner sammelt sie. keine Linderung gibt es für deinen Zusammenbruch, (unheilbar) krank ist deine Schlagwunde. Alle, die diese zu hörende (Nachricht) hören, klatschen über dich in die Hände, denn über wen ist deine Bosheit nicht ständig ergangen?« (Nah.3:11-19).

  Alle Wehrfestungen im Land, vor allem die befestigte Stadt Tabris, wurden leicht eingenommen. Sie fielen den Eroberern wie Frühfeigen in den Mund. Ebenso wie die Heuschrecken bei den ersten wärmenden Sonnenstrahlen davonfliegen, so waren schon viel Händler, Führungskräfte und Amtsschreiber im ganzen Land geflohen.

  In Ninive hatte man die Mauern verstärkt und die Tore zugemauert. Noch heute lassen sich Reste von mit Ziegeln und Mörtel angefüllten Notmauern innerhalb der Tore finden.

  In Kapitel 1:10 und hier wieder in Kapitel 3:11 ist von der Trunkenheit der Niniviter die Rede. Man hatte großzügige Fleisch- und Weinrationen an die Krieger ausgegeben. Als die Belagerer erfuhren, dass die ganze assyrische Armee feierte, führten sie sofort den für diese Nacht nicht erwarteten Angriff durch (Diodoros, Bibliotheca Historica, 2.26.4). Nach der Überflutung der Stadt konnten die Angreifer Feuer an die Tore legen und Ninive stürmen. Es gab ein furchtbares Gemetzel. Wer irgend konnte, der floh (Nah.2:9).

  Die aus dem gesamten Land in die Berge Geflohenen hatten keine Führer mehr, die sie hätten sammeln können. Das Volk Assur wurde nie wieder zusammengebracht, Ninive nie wieder aufgebaut.

  Ninive fiel im Jahr 612 v. Chr., das assyrische Reich ging im Jahr 609 v. Chr. unter.

  Gottes Gerichte sind gerecht!

  In glaubensvoller Erwartung, dass das, was Nahum ansagte, alsbald geschehen werde, durften die Treuen Israels aufatmen.

 

 

Dieter Landersheim

Höhenstraße 11

65824 Schwalbach a. Ts.

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