Das Buch »Prediger«

 

Alles ist Dunst

(Prediger 1 + 2)

 

  Das Buch »Prediger« heißt auf Hebräisch »Kohelet«, was mit »Der die Stimme (Erhebende)« übersetzt werden kann.

  Als Verfasser darf man den König Salomo ansehen, und zwar aufgrund der vielen Hinweise in diesem Buch auf ihn (Pred. 1:1, 12, 16; 2:4 - 9). Er regierte Israel von 985 bis 946 v. Chr. (1. Kön. 1:39; 11:42).

  Das Buch lässt sich wie folgt gliedern:

1:1 - 11                Einleitende Betrachtung über den Lauf der Natur

1:12 - 6:9                Die Begrenztheit der menschlichen Errungenschaften

6:10 - 10:20        Die Begrenztheit der menschlichen Weisheit

11:1 - 12:7                Verantwortungsvolles Handeln

12:8 - 14                Schlussbetrachtung und ein letzter Rat

 

Kapitel 1

 

Verfasser

 

1 Worte des die Stimme (Erhebenden), des Sohnes Davids, des Königs in Jerusalem.

...

 

  Salomo wurde um 1004 v. Chr. geboren und war der Sohn von David und Bathseba (2. Sam. 12:24). Sein Name bedeutet: Frieden (Verbreitender). Er erhebt seine Stimme und spricht laut. Höre, Israel! Höret, ihr auf Erden!

 

Die Grundthese

 

2 Umdunstet (von) Dünsten!, spricht der die Stimme (Erhebende), umdunstet (von) Dünsten! Das alles ist Dunst!

...

 

  Die Beobachtung, dass der Mensch von Dunst umdunstet ist, lässt sich frei wiedergeben mit »Dunst über Dunst« oder im übertragenen Sinn mit »eitelste Eitelkeiten« oder »Eitelkeit der Eitelkeiten«.

  Dunst – was ist das? Er verfliegt, und zwar recht schnell. Er ist kaum greifbar, ist wie ein Traum, flüchtig und vergänglich. Alles ist Dunst, alles unter der Sonne (Vers 3). »Der Mensch, dem Dunst gleicht er«, stellt David in Psalm 144:4 fest, »seine Tage sind wie ein vorübergehender Schatten.« Auch die Schönheit einer Frau wird in den Sprüchen 31:30 als Dunst, also vergänglich, bezeichnet. In Psalm 39:6, 7 nennt David den Menschen einen Dunst, wie ein Schattenbild wandle er, und um Dunst errege er sich und ringe er, mithin für nichts und wieder nichts.

  Zugleich weiß Salomo sehr wohl, dass alles, was Elohim macht, im Hinblick auf die kommenden Äonen geschieht und von bleibendem Wert ist (Pred. 3:14). Blickt der Mensch jedoch nicht auf Jewe, den Elohim Israels, sondern nur auf sich selbst, dann findet er nichts Bleibendes. Wie gesegnet sind wir Gläubige in Christus Jesus heute doch, dass wir nicht auf das auf Erden sinnen, sondern auf das, was droben ist, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend (Kol. 3:2).

 

Was ist der Vorzug des Menschen?

 

3 Was ist der Vorzug des Menschen bei all seinem Mühen, womit er sich müht unter der Sonne?

4 Eine Generation wandelt dahin, und eine Generation kommt, aber das Land steht für äonisch.

5 Und die Sonne geht auf, und die Sonne geht unter, und zu ihrem Ort hin (Finsternis weg-)schnappend geht sie dort wieder auf.

6 Gen Süden wandelnd und gen Norden kreisend, ein kreisend Kreisender, ja ein Wandelnder ist der Wind, und auf seine Kreise kehrt der Wind zurück.

7 All die Bäche wandeln zum Meer, und das Meer wird nicht voll; zu dem Ort, zu dem die Bäche laufen, dorthin kehren sie (immer wieder) zurück zum Weiterfließen.

8 All die Worte sind abgenutzt, nicht kann ein Mann (Befriedigendes?, Neues?) reden; das Auge wird nicht satt beim Sehen, und nicht wird das Ohr vom Hören gefüllt.

...

  Worin ist der Mensch im Verhältnis zu den anderen Geschöpfen bei all seinem Mühen bevorzugt? Die Tiere säen nicht und ernten nicht, und unser himmlischer Vater ernährt sie doch (Mat. 6:26).

  Tag für Tag, Jahr für Jahr, Generation für Generation wandeln dahin, ebenso wie die Sonne, der Wind und die Bäche Tag für Tag und Jahr für Jahr denselben Lauf nehmen.

  Der Mensch mag einen technischen Fortschritt erleben, ob er aber mit dem Ochsen arbeitet oder mit dem Computer – alles macht Mühe. Und selbst wenn der Tod den Erben vieles übrig lässt, ist dennoch alles vergänglich, und die Kinder und Kindeskinder müssen sich weiterhin mühen (Ps. 90:10; Pred. 4:8). Ja, »was nützt es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen?« (Mark. 8:36). »Wenn Jewe nicht das Haus erbaut, mühen sich seine Erbauer wahnhafterweise an ihm (Ps. 127:1).

  Sogar die Worte sind abgenutzt. Gibt es etwas Befriedigendes oder Neues zu reden? Die Augen sehen und sehen, und werden doch nicht satt (Vers 8; Spr. 27:20), und die Ohren hören und hören, und werden doch nicht voll.

 

Es gibt nichts ganz Neues unter der Sonne

 

9 Was (ist das), was war? Es (ist das), was (wieder) wird. Und was (ist das), was getan wurde? Es (ist das), was (wieder) getan wird. Und (so ist) nichts ganz Neues unter der Sonne.

10 Gibt es eine Sache, von der einer spricht: Siehe diese, sie ist neu!? Das, was wurde, war schon in den Äonen, die weg von unserem Angesicht sind (die vor uns waren), gewesen.

11 Kein Gedenkzeichen bleibt den Früheren, ja auch noch den Späteren, die sein werden; nicht bleibt ihnen ein Gedenkzeichen bei denen, die später sein werden.

...

 

  Es gibt nichts ganz Neues unter der Sonne (vgl. Pred. 3:15; 6:10); Sommer und Winter, Saat und Ernte, sie hören nicht auf (1. Mose 8:22). In der Weltgeschichte geschieht immer wieder dasselbe, nur die Schauspieler und die Kulissen wechseln, und statt eines Dolches benutzt man ein Maschinengewehr. Erfindungen und Entdeckungen hat man schon immer gemacht, ist jedoch die eine Krankheit besiegt, taucht die nächste auf.

  In der Heilsgeschichte hat Gott zwar schon immer zu den Menschen gesprochen, sei es durch Seine Boten oder Propheten, aber das Kommen Jesu war ganz neu. Und noch etwas ganz Neues gibt es: die gegenwärtige Gemeinde, die Christi Körper ist (Eph. 1:23), sie ist eine neue Schöpfung in Ihm (2. Kor. 5:17). Und eines Tages wird es eine weitere neue Schöpfung geben: der neue Himmel und die neue Erde (Off. 21:1).

  Am Rande sei angemerkt, dass es vor König Salomo bereits mindestens zwei Äonen gab; diese sind der erste Äon, der von der Urschöpfung der Erde (1. Mose 1:1) bis zu ihrem Niederwurf währte, als sie ein Tohuwabohu, ein Chaos und durch und durch zerstört wurde (1. Mose 1:2), und der zweite Äon, der von der Wiederherstellung der Erde in sechs Tagen bis zur großen Flut zur Zeit Noahs dauerte. Der gegenwärtige böse Äon (Gal. 1:4) ist uns zur Genüge bekannt. Es folgt der Äon des tausendjährigen Königreichs Israels. Der fünfte und letzte Äon sodann ist geprägt von der neuen Erde und dem neuen Himmel. Nach dem Abschluss der Äonen erfreuen sich alle der Vollendung (1. Kor. 15:24).

  Kein Gedenken und auch kein Gedenkzeichen, etwa ein Gedenkstein, bleibt den Menschen, die früher als wir gelebt haben (Vers 11). Schnell ist alles vergessen (Pred. 2: 16). Es gibt zwar viele berühmte Menschen, derer man gedenkt, im Allgemeinen aber verliert sich das Gedenken (Pred. 9:5); meine im 18. Jahrhundert und früher lebenden Vorfahren sind mir sogar völlig unbekannt. Bekannt sind uns nur unsere biblischen Vorfahren – ihrer gedenken wir.

 

All das Gemachte unter der Sonne

 

12 Ich, der die Stimme (Erhebende), ich wurde König über Israel in Jerusalem.

13 Und ich nahm mir im Herzen vor, durch die Weisheit nachzuforschen und zu erkunden hinsichtlich allem, was unter den Himmeln gemacht wurde. Es ist ein böses Sich-Elenden, von Elohim den Söhnen Adams gegeben, um in ihm (in Adam, oder: infolge von Adam) gedemütigt zu werden.

14 Ich sah all das Gemachte, das unter der Sonne gemacht wurde, und siehe!, das alles ist Dunst und ein Hirten des Windes.

15 Gekrümmtes kann nicht geradlinig werden, und Mangelndes kann nicht zählend zugeteilt (aufgeteilt) werden.

...

 

  Salomo wurde im Jahr 985 v. Chr. als Neunzehnjähriger König. Er gewann einen klaren Blick für die Verhältnisse auf der Erde, weil Elohim ihm ein weises und verständiges Herz gegeben hatte (1. Kön. 3:12; 5:10). Ebenso wie er sollte jeder sein Ohr auf die Weisheit aufmerken lassen und sein Herz nach Verständnis ausstrecken (Spr. 2:2). Alles erkunden und erforschen zu wollen, ist im Menschen angelegt. Möge sein Augenmerk nicht nur auf das Sichtbare gerichtet sein, sondern auch auf das Geistliche.

  Jeder Tag hat sein eigenes Übles, seine eigne Plage (Mat. 6:34). Es ist wirklich ein böses Sich-Elenden, was uns Menschen von Gott auferlegt ist (Vers 13; Pred. 3:10). Aber wir bedürfen dieser Demütigung, damit wir demütig werden. Demut ist die gebührende Haltung des Geschöpfes gegenüber dem Schöpfer. »Ehe ich gedemütigt wurde, irrte ich, nun aber hüte ich Deine Worte« (Ps. 119:67).

  Alles Tun und alle Werke des Menschen sind Dunst und ein Hirten des Windes (Vers 14); es ist ganz und gar sinnlos, den Wind hirten oder einfangen zu wollen. Der Mensch weiß nicht, ob sein Werk sich bewährt und wie lange es Bestand hat oder ob er sich eine Sache wahnhaft zurechtgereimt hat.

  Und wenn die Menschen sich noch so sehr bemühen, Krummes geradezubiegen oder es als gerade darzustellen (Vers 15), es wird ihnen nicht auf Dauer gelingen. Die Sünde ist stärker. Im Übrigen wird alles offenbar (Röm. 2:16; Off. 20:12). Vieles läuft auch deshalb so krumm, weil Gott die Menschen, die die Schöpfung sehen, den Schöpfer aber nicht verherrlichen, dahingegeben hat, Übles zu treiben (Röm. 1:18 - 32). Die Gnade aber ist überströmend. Nur sie bringt alles zurecht.

 

 

 

 

Der Ertrag der Weisheit

 

16 Ich, ich redete in meinem Herzen und sprach: Siehe!, ich, ich nahm an Größe zu und fügte Weisheit hinzu (im Hinblick) auf alles, was vor mir über Jerusalem (befunden) wurde, und mein Herz sah Weisheit und Erkenntnis in Menge.

17 Und ich nahm mir im Herzen vor, Weisheit zu erkennen und Tollheiten und Klugheit zu erkennen; ich erkannte aber, dass auch dies, ja dies Hirten des Windes ist,

18 denn (wo) viel Weisheit ist, ist (auch) viel Gram, und wer Erkenntnis hinzufügt (hinzugewinnt), fügt (auch) viele Schmerzen hinzu.

...

 

  Salomo war weiser als alle seine Vorgänger (Vers 16; 1. Kön. 5:10).

  Die Weisheit der Menschen ist ein Hirten des Windes (Vers 17), ist die Weisheit dieser Welt doch Torheit bei Gott (1. Kor. 3:19). Die Bemühungen um Weisheit, ohne Gott einzubeziehen, führen zum Nihilismus. Die Schlussfolgerungen der Weisen sind nichtig (1. Kor. 3:20; Ps. 94:11). Und durchaus richtige Erkenntnisse der Philosophie reichen nicht die Kraft dar, danach zu handeln. Wahre Weisheit besteht in der Erkenntnis Jesu Christi, und zwar als gekreuzigt (1. Kor. 2:2, 7, 8).

  Den Weisen bereitet es viel Verdruss, all die Torheiten ihrer Umgebung mit ansehen zu müssen (Vers 18). Ebenso bereitet es den gereiften, erkenntnisreichen Gläubigen viele Schmerzen, all die mit menschlichen Meinungen vermischten Irrlehren ihrer Brüder und Schwestern in Christus Jesus anhören zu müssen.

 

Kapitel 2

 

Über die Freude und das, was man begehrt

 

1 Ich, ich sprach in meinem Herzen: Geh doch, (mein Herz,) ich will dich in der Freude erproben, und sieh all das Gute! Und siehe, auch (jenes) ist Dunst.

2 Bezüglich der Heiterkeit sprach ich: Sie ist eine Rasende, und bezüglich der Freude: Was schafft diese?

3 Ich erkundete in meinem Herzen, meinem Fleisch mit Wein die Zeit zu vertreiben – aber mein Herz (behielt) mit Weisheit die Führung – und den Unsinn zu erfassen, bis ich sähe, inwiefern dies den Söhnen Adams gut ist, dies, was sie tun unter den Himmeln die Zahl der Tage ihres Lebens.

4 Und ich vermehrte meine Güter: ich baute mir Häuser, pflanzte mir Weinberge,

5 machte mir Gärten und Paradiese (Parks) und pflanzte in ihnen Bäume jeder Frucht.

6 Ich machte mir Wasserstauteiche, um durch sie einen Wald sprossender Bäume zu bewässern.

7 Ich erwarb Diener und Mägde, und Söhne des Hauses wurden mir (geboren), auch erworbenes Rindvieh und Kleinvieh wurde mir die Menge (zuteil), mehr als allen, die vor mir in Jerusalem waren.

8 Ich stapelte mir auch noch Silber und Gold und Sondergut der Könige und der Rechtsbezirke auf. Ich verschaffte mir Musiker und Sänger und Musikerinnen und Sängerinnen sowie, was den Söhnen Adams behagt: eine Brüstehabende (eine Gattin) und Brüstehabende (Gattinnen).

9 Und ich wurde groß (mächtig) und fügte hinzu (wurde reich), mehr als alle, die vor mir in Jerusalem waren; überdies wurde meine Weisheit beständig.

10 Und alles, was meine Augen begehrten, tat ich nicht, von ihnen (den Augen) weg, beiseite. Nicht enthielt ich meinem Herzen irgendeine Freude vor, denn mein Herz war erfreut (los) von all meiner Mühe, und dies wurde mein Ausgleich von all meiner Mühe.

11 Und ich, ich wandte mich (nun aber) gegen all meine Güter, die meine Hände gemacht hatten, und gegen das Mühen, womit ich mich gemüht hatte, es zu tun, denn siehe, das alles ist Dunst und ein Hirten des Windes und kein Vorzug (für mich) unter der Sonne.

...

 

  Bei allem Reichtum, allem Bemühen, aller Weisheit, aller Kultur – das wahre Ziel des Lebens hat der Mensch nicht erreicht. Den meisten ergeht es wohl so, dass sie dieses und jenes ausprobieren und ihre Erfahrungen sammeln.

  Was vermag den Menschen zu erfreuen (Vers 2)? Freude ist etwas Schönes, und wir Gläubigen freuen uns gern mit den sich Freuenden (Röm. 12:15). Leider ist Freude für manche nur der zwanghafte Versuch, vor dem Tod etwas vom Leben zu haben. »Lasst uns essen und trinken, denn morgen sterben wir« (Jes. 22:13; 1. Kor. 15:32).

  »Wein erfreut das Herz des Mannes« (Ps. 104:15) – gewiss. Salomo erprobte den Wein unter der Führung der Weisheit, also zurückhaltend und maßvoll (Vers 3). Und was tun die Menschen alle Tage ihres Lebens? »All ihr Streben ist Mühen und Ichhaftes« (Ps. 90:10).

  Neben all seinem Reichtum hatte Salomo viele Frauen (Vers 8). Das Hohelied spricht von 60 Königinnen und 80 Nebenfrauen sowie zahllosen Jungfrauen (6:8). Im Alter hatte er 700 Fürstinnen und 300 Nebenfrauen (1. Kön. 11:3).

  Salomo war der größte der Könige der Erde, und niemand war so reich wie er (Vers 9; 1. Kön. 3:13; 10:23). Und keiner war weiser als er. Selbstverständlich wusste er, dass seine Weisheit von Jewe stammte (1. Kön. 3:12; Spr. 2:6).

  Obwohl ihm die Freude einen Ausgleich bei all seinem Mühen verschaffte (Vers 10; Pred. 5:18; 8:15), beurteilt er dennoch alles als Dunst (Verse 1 + 11), als ohne bleibenden Wert. So ist es unter der Sonne. Bleibend ist nur das Geistliche. »Alles in der Welt, die Begierde des Fleisches, die Begierde der Augen und die Hoffart der Lebensweise, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt samt ihrer Begierde geht vorüber. Wer aber den Willen Gottes tut, bleibt für den Äon« (1. Joh. 2:16, 17).

 

Was ist der Vorzug der Weisheit?

 

12 Und ich, ich wandte mich, Weisheit zu sehen und Tollheiten und Unsinn. Denn was tut der Mensch, der nach dem König kommt, (anderes als das,) was sie (die Menschen) schon vorlängst taten?

13 Und ich, ich sah, dass der Weisheit (derselbe) Vorzug ist vor dem Unsinn wie der Vorzug des Lichts vor der Finsternis.

14 Der Weise hat seine Augen in seinem Haupt, der Narr aber wandelt in Finsternis. Und ich, auch ich, erkenne, dass ihnen allen ein (gemeinsames) Begegnis (Geschick) begegnet.

15 Und ich, ich sprach in meinem Herzen: Wie das Begegnis des Narren, begegnet's auch mir, ja mir, und warum bin ich, ja ich, dann bevorzugt weise (überaus weise)? Und ich redete in meinem Herzen, dass auch dies Dunst ist.

16 Denn kein Gedenkzeichen ist dem Weisen wie auch dem Narren für äonisch, da schon in den kommenden Tagen das alles vergessen ist, und wie stirbt doch der Weise samt dem Narren!

...

 

  Sicherlich werden die Nachfolger Salomos ebenso wie die Menschen in früheren Zeiten auch nichts anderes tun als er, nämlich Wege zur Freude auszuprobieren und nach Weisheit zu streben (Vers 12).

  Sehr wohl hat die Weisheit einen großen Vorzug vor dem Unsinn, ebenso wie das Licht überaus besser ist als die Finsternis. Narren tappen in der Finsternis, die Weisheit aber sichert eine gute Lebensführung (Pred. 7:12). Weise wandeln auf geraden Geleisen und wissen um das Ziel ihrer Handlungen (Spr. 7:11). Weisheit ist wertvoller als Silber (Spr. 16:16) Aber im Hinblick auf den Tod ist kein Unterscheid. Der relative Vorzug der Weisheit vor der Torheit ist angesichts der Absolutheit des Todes bedeutungslos.

 

Da hasste ich das Leben und all mein Mühen

 

17 Da hasste ich das Leben, denn böse (lag) auf mir das Gemachte, das unter der Sonne gemacht wird, denn das alles ist Dunst und Hirten des Windes.

18 Und ich, ich hasste all mein Mühen, womit ich ein mich Mühender unter der Sonne bin, da ich es doch dem Menschen zurücklassen muss, der nach mir sein wird.

19 Und wer erkennt, ob dieser als ein Weiser befunden wird oder als ein Unsinniger? Aber er wird walten über all mein Mühen, womit ich mich gemüht habe und worin ich weise war unter der Sonne. Auch dies ist Dunst.

20 Und ich, ich drehte mich um (wandte mich; fing an), mein Herz hoffnungslos sein zu lassen über all dem Mühen, womit ich mich unter der Sonne gemüht habe.

21 Denn da ist ein Mensch, dessen Mühen in Weisheit und in Erkenntnis und in Gedeihen (geschieht), und doch wird's einem Menschen zu eigen, der sich nicht darin gemüht hat; ihm muss er es als dessen Teil (wörtl.: Ausgleich) geben. Auch dies ist Dunst und viel Böses.

...

  Ja, viele Dinge gibt es in diesem bösen Äon, in welchem wir leben, die uns ungereimt vorkommen.

  Was Salomo sagt, gilt nicht nur für die Weisheit der Welt, die bei Gott Torheit ist (1. Kor. 3:19), sondern auch für die Weisheit von Gott. Auch mit ihr ist beim Tode Schluss. Und wer weiß schon, ob der Erbe weise mit dem Nachlass umgehen wird?

 

Was hat der Mensch von all seinem Mühen?

 

22 Denn was hat der Mensch von all seinem Mühen und vom Hirten seines Herzens, womit er sich müht unter der Sonne?

23 Denn all seine Tage sind Umschmerzungen (von Schmerzen umfangen), und Gram (Verdruss) ist sein Sich-Elenden; auch in der Nacht ruht sein Herz nicht. Auch dies, ja dies, ist Dunst.

24 Nichts Gutes ist im Menschen (das die Ursache dafür ist), dass er isst und trinkt und seine Seele Gutes sehen lässt in seinem Mühen. (Und) auch noch dies sah ich, ja ich, dass es aus der Hand Elohims ist!

25 Denn wer könnte sonst essen und wer eilen außerhalb von Mir (außerhalb Meines Wirkens)?

26 Denn dem Menschen, der gut ist vor Seinem Angesicht, gibt Er Weisheit und Erkenntnis und Freude; dem Verfehlenden (Sündigenden) aber gibt Er das Sich-Elenden, zu sammeln und aufzustapeln, um es dem zu geben, der gut ist vor dem Angesicht Elohims. Auch dies ist Dunst und ein Hirten des Windes.

...

 

  Was hat der Mensch von all seiner Mühe und dem Sorgen seines Herzens um sein Wohlergehen (Vers 22)? Zumal ihn alle Tage Schmerzen umfangen, und sogar in der Nacht treiben ihn Gedanken um (Vers 23). Mancherlei Probleme bringen ihn um den Schlaf.

  König Salomo wusste: Da es Elohim ist, der dies alles so angeordnet hat, hat dies alles seinen Sinn, seinen Zweck und sein Ziel (Vers 24). Liegt es etwa am Menschen, dass er genug zu essen und zu trinken hat? Alles ist allein Gottes Gabe!

  Nichts geschieht gegen Gottes Willen, es geschieht überhaupt nur Sein Wille (Vers 25; Mat. 10:29). Er bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines Willens (Eph. 1:11). Alles, was Jewe wohlgefällt, das tut Er in den Himmeln und auf der Erde (Jes. 46:10; Ps. 115:3; 135:6). Wie Er es voraussagt, so ersteht es (Jes. 14:24). Er ist der Geber aller Speise, Er öffnet Seine Hand und sättigt alles Lebende in Seinem Wohlwollen (Ps. 145:15, 16).

  Im Übrigen ist durchaus ein Unterschied zwischen dem Gerechten und dem Frevler. Die Guten segnet Elohim, die Bösen beschwert Er. Zu guter Letzt kommt auch das Vermögen des Verfehlenden dem Gläubigen und Treuen zugute (Vers 26; Spr. 13:22; 28:8; Hiob 27:17). Dies entspricht der Gerechtigkeit, von der das Gesetz des Mose geprägt ist. Der Gerechte wird aus Glauben leben, darf essen und trinken und fröhlich sein, ihm wird das Leben im Königreich und der Segen zufallen.

 

 

 

 

Alles hat seine Zeit

 

(Pred. 3 - 5)

 

Kapitel 3

 

Für alles gibt es eine bestimmte Frist

 

1 Für alles gibt es eine Frist und eine Zeit für alles Gefallen (alle Vorhaben, die gefallen) unter den Himmeln:

2 Zeit zum Gebären und Zeit zum Sterben, Zeit zum Pflanzen und Zeit zum Ausreißen des Gepflanzten,

3 Zeit zum Umbringen und Zeit zum Heilen, Zeit zum Ausbreiten und  Zeit zum Erbauen,

4 Zeit zum Weinen und Zeit zum Sich-Erheitern, Zeit zum Klagen und Zeit zum Tanzen,

5 Zeit zum Werfen der Steine und Zeit zum Stapeln der Steine, Zeit zum Umarmen und Zeit zum Fernhalten vom Umarmen,

6 Zeit zum Suchen und Zeit zum Verlieren, Zeit zum Hüten (Bewahren) und Zeit zum Wegwerfen,

7 Zeit zum Zerlappen (in Stücke Reißen) und Zeit zum Nähen, Zeit zum Stillhalten (Schweigen) und Zeit zum Reden,

8 Zeit zum Lieben und Zeit zum Hassen, Zeit des Streits (Kriegs) und Zeit des Frieden.

...

 

  Für alles in unserem Leben gibt es eine von dem uns liebenden Gott und Vater bestimmte Frist. Und Er weiß, und nur Er weiß, was sein muss (Röm. 8:26) und wann und für wie lange.

  In zwei mal sieben Gegensatzpaaren trägt Salomo vor, was die Menschen erleben. Die symbolische Bedeutung der Sieben im Hebräischen ist Geist, Geister und Vollendung. Es handelt sich also um eine Darstellung, die als alles umfassend verstanden werden soll.

  »In Deiner Hand sind meine Zeiten«, sang König David (Ps. 31:16).

  Da Gott Liebe ist, weise, voll Erbarmen und allmächtig und alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, vertrauen wir uns unserem himmlischen Vater an und sind getrost und voll Zuversicht. Unser Herr Jesus Christus trägt das All durch Sein machtvolles Wort (Heb. 1:3) – Er trägt auch uns! Mögen wir uns Gottes Wegen mit uns unterordnen und Frieden darüber haben.

 

Das Äonische gab Elohim in unsere Herzen

 

9 Was ist der Vorzug des Tätigen in (der Sache), worin er sich müht?

10 Ich sah das Sich-Elenden, das Elohim den Söhnen Adams gegeben hat, damit sie darin gedemütigt werden.

11 Das alles machte Er schön (gut, wohlgeordnet) in Seiner Zeit, auch das Äonische gab Er in ihre Herzen, zumal das, was der Mensch nicht findet, das Gemachte (Werk) ist, das Elohim machte von Anfang an und bis zum Ende.

12 Ich erkenne, dass nichts Gutes in ihnen (den Menschen) ist, als nur, sich zu freuen und Gutes zu tun in seinem Leben,

13 und auch, dass jeder Mensch isst und trinkt und Gutes sieht bei all seinem Mühen; von Elohim gegeben ist dies.

14 Ich erkenne, dass alles, was Elohim macht, (dies, ja dies,) für äonisch wird (ersteht); da ist nichts hinzuzufügen und nichts davon ist zu mindern. Und Elohim machte es so, dass man sich fürchte aufgrund Seines Angesichts.

15 Was (ist das), was da wurde? Schon längst war es! Und was zu werden (bestimmt ist), schon längst war es geworden! Und Elohim sucht das Verfolgte (Verjagte, Entschwundene, Vergangene) (wieder hervor).

...

 

  Es ist nicht umsonst, dass wir Menschen uns täglich abplagen müssen (Pred. 2:23; Mat. 6:34), denn wir haben den geistlichen Gewinn, dass wir gedemütigt werden und folglich demütig werden (Vers 10; Pred. 1:13). Dies hat Elohim den Menschen verordnet.

  Gott tut nichts Ungereimtes, Er macht alles sehr schön (Vers 11 a), richtig, wohlgeordnet, zielgerecht. Er ist vollkommen und geht den besten Weg mit uns. Würde Er nicht den besten Weg mit uns gehen, wäre Er nicht vollkommen.

  Er gab auch das Äonische in die Herzen der Menschen (Vers 11 b), die Sehnsucht nach dem Bleibenden, nach der Unsterblichkeit, nach Gott. Die Frage, ob es einen die Lebenszeit überdauernden Sinn seines Lebens gibt, ist in seinem Innern.

  Eine erste Antwort auf seine Frage gibt ihm das von Gott Gemachte (Vers 11 c), die Schöpfung und Sein Wirken  in der Geschichte, besonders der Israels. Aber sie finden die Lösung nicht, weil der Satan ihre Augen blendet (2. Kor. 4:4). Eigentlich sollten sie an der Schöpfung den Schöpfer erkennen (Röm. 1:18 - 23).

  Nichts Gutes wohnt im Menschen (Vers 12); im Gegenteil, die Sünde wohnt in ihm (Röm. 7:18 - 20). Das, was aber in ihm wohnen soll und was Elohim ihm gibt (Vers 13), ist, sich zu freuen, besonders wenn man isst und trinkt und Gutes erlebt bei all den Mühen. In Psalm 128:2 heißt es: »Wenn du den Ertrag der Mühe deiner Hände isst, bist du glückselig und ist's dir gut.« Dies wird im Königreich vollends der Fall sein; die Juden werden sich nicht mehr für Nutzloses mühen (Jes. 65:23).

  Wir Gläubigen in Christus Jesus heute freuen uns auch in Drangsalen (2. Kor. 7:4; 12:9). In Christi Liebe und Gnade freuen wir uns allezeit (Phil. 3:1; 4:4; 1. Thess. 5:16).

  Nur was Elohim tut und aufbaut, bleibt für die Äonen (Vers 14). Bleibenden Gewinn werden Israel auf der 'Erde und wir Glieder der Leibesgemeinde Christi (Eph. 1:23) im Himmel in den zukünftigen Äonen haben. Möge ein jeder sich angesichts des Allesbewirkens Gottes vor Ihm fürchten, das heißt Ihn ernst nehmen und Ihm gewissenhaft gehorchen.

  Und was nehmen wir in der Weltgeschichte wie auch in der Heilsgeschichte wahr (Vers 15)? Wie auch in Prediger 1:9, 10 geschrieben steht, dass es nichts ganz Neues unter der Sonne gibt und sich die Ereignisse im Prinzip wiederholen Aber die Menschen haben immer noch nichts daraus gelernt, sie machen immer wieder dieselben Fehler.

 

Die Frevler und die Gerechten werden gerichtet

 

16 Und noch sah ich unter der Sonne die Stätte des (staatlichen) Gerichts, dort war Frevel; und die Stätte der (staatlichen) Gerechtigkeit, dort war Frevel.

17 (Da) sprach ich in meinem Herzen: Den Gerechten und den Frevler wird Elohim richten, denn eine Zeit (ist bestimmt) für alles, was gefällt, und für alles, was dort getan wird.

...

  Die Zeit des Frevelns in Justiz und Verwaltung wird zu Ende gehen. Dann wird Elohim alle richten, auch den Gerechten. Unter einem Gerechten ist hier nicht ein aus Glauben Gerechtfertigter oder gar ein Sündloser zu verstehen, sondern ein Mensch, der sich aufgrund seiner Rechtschaffenheit von den anderen Menschen abhebt. – Bedenken wir im Übrigen, dass die Gerichte Gottes der Zurechtbringung dienen.

 

Kein Unterschied zwischen Mensch und Tier

 

18 Ich, ich sprach in meinem Herzen: Aufgrund (Betreffs) der Sache der Söhne Adams – dass Elohim sie (die Söhne) kläre (zur Klarheit bringe) und dass sie sehen, dass sie Getier sind, sie, für sich (genommen, also ohne Elohim gesehen).

19 Denn das Begegnis (Geschick) der Söhne Adams und das Begegnis des Getiers – ja ein (gemeinsames) Begegnis ist ihnen; wie der Tod dieses (einen), also der Tod dieses (anderen), und ein Geist ist allen, und es ist kein Vorzug des Menschen vor dem Getier, denn das alles ist Dunst.

20 Das alles wandelt zu einem Ort, das alles wurde aus dem Staub, und das alles kehrt zurück zu dem Staub.

21 Wer erkennt den Geist der Söhne Adams? Ist's, dass er aufwärts hinaufsteigt?, und den Geist des Getiers? Ist's, dass er hinabsteigt, sich abwärts erstreckend zum Erdboden?

22 Und ich sah, dass es nichts (anderes) Gutes gibt, als dass der Mensch sich an seinen Werken erfreut, denn dies ist sein Ausgleich. Denn wer bringt ihn dahin, zu sehen, was es ist, was da nach ihm wird?

...

 

  Der Mensch gleicht dem Tier im Hinblick auf den Tod (Vers 18; Ps. 49:21). Leider verhalten sich einige Menschen aber auch sonst manchmal wie vernunftlose Tiere (2. Pet. 2:12).

  Mensch und Tier gleichen sich auch darin, dass sie aus Erdreich sind und, nachdem Elohim ihnen Seinen Lebensodem, Seinen Geist, gab (Vers 19), sie zu einer lebenden Seele wurden (1. Mose 2:7). Der Tod ist die Umkehrung des Schöpfungsprozesses: Zieht Gott Seinen Geist zurück, kehrt der Körper zum Erdreich zurück (Vers 20; Pred. 12:7; Ps. 104:29), und die Seele – sie ist das Bewusstsein –, ist nicht mehr. Der Mensch ist nicht mehr, das Tier ist nicht mehr.

  Mit der rhetorischen Frage von Vers 21, ob der Geist des Tiers beim Eintritt des Todes einen anderen Weg nehme als der des Menschen, wird zum Ausdruck gebracht, dass man keinen Unterschied feststellen kann.

  Möge der Mensch sich mithin im Alltag der kleinen Dinge, seiner Werke und des Essens und Trinkens (Verse 12 + 13) erfreuen, denn er weiß nicht, was morgen ist und was nach seinem Ableben sein wird (Vers 22). Tote wissen nichts, es gibt kein Wahrnehmen und Erinnern und denken mehr (Pred. 9:5, 10; Ps. 6:6; 115:17).

 

Kapitel 4

 

Angesichts böser Taten

 

1 Und ich, ich wandte mich und sah all die Erpressereien, die unter der Sonne getan werden. Und siehe: Die Tränen der Erpressten – und sie haben keinen Tröster. Und von der Hand der sie Erpressenden (lastete drückende) Kraft (Gewalt) (auf ihnen) – und sie haben keinen Tröster.

2 Da rühmte ich die Toten, die schon gestorben sind, mehr als die Lebenden, die bis hierher leben.

3 Und gut, besser als sie beide, ist der (daran), der bis hierher noch nicht geworden (geboren) ist, der nicht all das böse Tun gesehen hat, das unter der Sonne getan wurde.

...

 

  Die Toten nehmen nichts vom gegenwärtigen bösen Äon (Gal. 1:4) wahr. Im Tode sind alle Gefangenen sorglos, nicht mehr hören sie die Stimme des Treibers (Hiob 3:18). Am besten sind die daran, die noch nicht geboren sind (Jer. 20:18), weil sie vielleicht auch manche guten Jahre erleben werden.

  Und die Erpresser? Jewe wird sie richten (Ps. 103:6). Und auch dies dürfen wir wissen: »Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten« (Ps. 126:5).

 

 

Mühe, Eifer, Reichtum – alles ist Dunst

 

4 Und ich, ich sah alles Mühen und alles Gedeihen im Tun, (und ich sah,) dass es aufgrund des Eifers (oder: der Eifersucht) des Mannes wegen seines Gefährten (geschah). Auch dies ist Dunst und Hirten des Windes.

5 Der Narr verschränkt seine Hände und zehrt von seinem (eigenen) Fleisch.

6 Besser eine Handvoll Ruhe als beide Fäuste voll Mühen und Hirten des Windes.

7 Und ich, ich wandte mich und sah (wiederum) Dunst unter der Sonne:

8 Da ist einer allein und kein Zweiter bei ihm, er hat auch keinen Sohn oder Bruder, und all sein Mühen hat kein Ende; auch sein Auge wird von seinem Reichtum nicht satt. Und für wen mühe ich mich (so denkt jener) und (lege) meiner Seele Mangel (Entbehrungen) (auf), weg vom Guten (Wohlergehen)? Auch dies ist Dunst, und ein böses Sich-Elenden ist es.

...

 

  Zwar sind Eifersucht und Neid falsche Beweggründe für den Broterwerb, aber dennoch wirkt sich der Konkurrenzkampf positiv aus (Vers 4), man macht Karriere, wird reicher – aber zufriedener wird man nicht.

  Der Mensch mag durchaus eine Handvoll Ruhe im Alltag finden, wenn er genug Nahrung und Wetterschutz hat (Vers 6), wahre Ruhe aber findet er nur im Frieden mit Gott. Doch dies ist nicht das Thema dieser Abhandlung Salomos.

  Und jener Alleinstehende muss sich immer wieder fragen, für wen er sich Mühe und Entbehrung auferlegt (Vers 8). Er weiß nicht, für wen er sammelt (Ps. 39:7). Die sich lohnende Mühe im Dienst des Herrn Jesus Christus ist hier nicht der Gegenstand der Betrachtung.

 

Der Vorzug der Gemeinschaft

 

9 Gut haben's zwei, besser als einer, da ihnen ein guter Lohn in ihrem Mühen (ersteht).

10 Denn wenn sie fallen, so wird der eine seinen Gefährten wieder aufrichten. Aber wehe ihm, dem Einzelnen, der fällt, und kein Zweiter ist da, ihn wieder aufzurichten.

11 Auch dies noch: Wenn zwei beieinander liegen, so wird's ihnen warm. Dem Einzelnen aber, wie wird's ihm warm?

12 Und wenn jemand ihn, den Einzelnen, umschließt (drohend einkreist, festhält): Sind's zwei, so stehen doch die beiden jenem gegenüber, und gar der dreifache Faden wird nicht schnell (so bald) auseinander gerissen.

...

 

  »Es ist nicht gut für den Menschen, allein zu sein« (1. Mose 2:18). Ehepaare haben es besser. Auch im Berufsleben ist es besser, mit einem anderen zusammenzuarbeiten und den guten Gewinn zu teilen als Alleingänge im Neid zu unternehmen. Im Übrigen sandte auch unser Herr Jesus Seine Jünger je zwei und zwei aus (Mark. 6:7).

  Wenn einer fällt, hilft der andere ihm wieder auf. So ist es auch in der Gemeinschaft der Heiligen: Wenn ein Gläubiger von einer Kränkung übereilt wird, dann helfen die geistlich Gesinnten ihm im Geist der Sanftmut wieder zurecht (Gal. 6:1).

 Bei dem dreisträngigen Faden (Vers 12) denken wir zunächst an einen dritten Menschen, im Grunde aber an unseren Herrn Jesus Christus. Ist Er der dritte im Bunde, nein, der erste, dann stehen die zwei Gläubigen fest. Das gilt besonders für Eheleute.

 

Auch die Volksgunst ist Dunst

 

13 Ein Jüngling, der noch umsorgt wird, aber weise ist, ist besser als ein Regent, der alt, aber ein Narr ist, der nicht versteht, sich warnen (beraten) zu lassen.

14 Denn aus dem Gefängnis kam er (der Jüngling) heraus, um zu regieren, wie er denn während jenes (des Alten) Regentschaft als Rechtloser geboren wurde.

15 Ich sah all die Lebenden (die Volksmenge), die da wandeln unter der Sonne mit dem Jüngling, dem Zweiten, der an die Stelle jenes (Alten) tritt.

16 All des Volkes war kein Ende, allen, vor deren Angesicht er (befunden) wurde. (Aber) auch die spätere (Generation) wird sich nicht über ihn (den derzeitigen Jüngling) freuen. Denn auch dies (die Volksgunst) ist Dunst und Hirten des Windes.

...

 

  Eine große Anhängerschar hat der Jüngling; das ist aber keine Garantie dafür, dass er auch noch im Alter beim Volk angesehen ist.

 

Hüte dich und höre recht!

 

17 Hüte deine Füße, wenn du zum Hause Elohims gehst. Und: Nahe (heranzutreten), um zu hören, ist besser, als wenn die Narren Opfer geben; denn sie erkennen nicht, dass sie Böses tun.

...

 

  Wenn du zum Tempel gehst, dann fürchte Gott und heilige dich (Ps. 15:2), lass deinen Fuß nicht vom Pfad der Tugend abweichen. Das Wort Jewes sei deines Fußes Leuchte und Licht auf deinem Wege (Ps. 119:105).

  Glückselig ist, wer hörende Ohren hat (Mat. 13:16). »Höret, und eure Seele wird leben« (Jes. 55:3).

  Einst musste der Prophet Samuel zu König Saul sagen: »Hören ist besser als Opfer, Aufmerken ist mehr als das Fett der Widder«

(1. Sam. 15:22; Hos. 6:6). Saul war insofern ein Narr gewesen, als er gegen Samuels Anweisung voreilig ein Opfer darbrachte (1. Sam. 10:8; 13:12, 13). »Das Opfer der Frevler ist ein Gräuel« (Spr. 21:27).

 

Kapitel 5

 

Warnung vor vorschnellem Reden und Geloben

 

1 (Mache dich) nicht rastlos (ständig eilend) aufgrund deines Mundes, und dein Herz sei nicht schnell dabei, ein Wort herausgehen zu lassen vor dem Angesicht Elohims. Denn Elohim ist in den Himmeln, und du bist auf der Erde; darum mögen deiner Worte wenige werden.

2 Denn der Traum kommt bei vielem Sich-Elenden (bei Vielgeschäftigkeit), und die Stimme des Narren (tritt) bei vielen Worten (zutage).

3 Ebenso wie du dem Elohim ein Gelübde gelobtest, so verzieh nicht, es Ihm zu erstatten (erfüllen)! Denn kein Gefallen hat Er an einem Narren; was du gelobtest, das erstatte (erfülle)!

4 Es ist besser, dass du nicht gelobst, als dass du gelobst und nicht erstattest.

5 Gib deinem Mund nicht (die Vollmacht), dein Fleisch zur Verfehlung zu bringen, und sprich nicht angesichts des Beauftragten (Boten, Engels, hier: des Priesters), dass es ein Irrtum gewesen sei. Warum sollte Elohim aufgrund deiner Stimme (Rede) ergrimmen und das Werk deiner Hände umstricken (einengen, mindern, behindern)?

6 Denn bei vielen Träumen und Dünsten, da gibt es Worte die Menge. Also denn: Fürchte Elohim!

...

 

  Mensch, werde demütig, bedenke, du bist auf der Erde, überdies im Körper der Erniedrigung. Vor wessen Augen befindest du dich denn allezeit? Vor dem Angesicht Gottes!

  Viele Male werden wir vor vorschnellem Reden gewarnt. Wie schnell ist dann ein faules Wort dabei (Eph. 4:29). Jakobus schreibt, dass man säumig zum Sprechen sein soll (Jak. 1:19). Unser Herr Jesus sagt, dass die Menschen am Tage des Gerichts Rechenschaft über jeden müßigen, unnützen Ausspruch abzulegen haben (Mat. 12:36). Auch beim Beten soll man nicht plappern in der Meinung, mit dem Wortschwall erhört zu werden (Mat. 6:7).

  Und ein Gelübde – niemand muss eines ablegen (Vers 4). Wenn man es aber tut, dann muss man es auch erfüllen (4. Mose 30; 5. Mose 23:22 - 24; Ps. 50:14).

  Schließlich warnt Salomo vor der Möglichkeit, dass man sich durch voreiliges Reden in eine üble Tat hineinreden könne (Vers 5).

  Fürchte Elohim! Dies ist der Weisheit Anfang. Er achtet genau auf deine Worte. Wohl uns, die wir in der überströmenden Gnade stehen, die in Christus Jesus ist. In Ihm ist uns nichts zur Verurteilung (Röm. 8:1)

 

Die Belastung durch Karrierestreben und Habsucht

 

7 Wenn du Erpressung des Rechtlosen und Raub an Rechterweisen und Gerechtigkeit im Rechtsbezirk siehst, dann staune nicht über das Gefallen daran, denn ein Hochsteigender ist als Hüter oberhalb eines Hochsteigenden, und Hochsteigende sind über ihnen.

8 Aber der Vorzug eines Landes bei alldem ist dies: Ein König, der für das Gefild ist, das bedient wird.

9 Ein Silber Liebender wird des Silbers nicht satt. Und wer ist da, der das Getümmel (die Volksmenge) liebt? Er wird nicht satt von dem Ertrag (davon). Auch dies ist Dunst.

10 Wenn sich das Gute (die Güter) mehrt, sind es viele, die es essen. Und was nutzt dies seinem Eigner als nur, dass es (etwas) Anzusehendes für seine Augen ist.

11 Süß ist der Schlaf des Dienenden, ob er wenig oder ob er die Menge isst, aber die Sattheit des Reichen, sie belässt ihm nicht, zu schlafen.

...

 

  Über die Ungerechtigkeit der Welt sollten wir uns nicht wundern. In allen Ungläubigen wirkt der Satan (Eph. 2:2), alle Oberen wollen nur noch weiter aufsteigen, und selbst der Oberste steht unter der Herrschaft der Sünde (Vers 7; Röm. 6:6, 14).

  Bei alldem ist ein Regent, der für seine Bürger sorgt, damals indem er die Landwirtschaft, die Nahrungsgrundlage, förderte, ein Vorzug für das Land (Vers 8).

  »Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt«, sagt man hierzulande. Wer sich aber auf seinen Reichtum verlässt, statt all das Gute, das Gott gibt, in Genügsamkeit und Dankbarkeit zu genießen (1. Tim. 4:4; 6:8), betritt brüchigen Boden.

  Ein Reicher muss sich viele Gedanken über die Sicherung und Mehrung seines Besitzes machen, was seinen Schlaf immer wieder stört (Vers 11). Der Apostel Paulus schreibt: »Die aber beabsichtigen, reich zu werden, fallen in Versuchung und eine Falle und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, welche die Menschen in Ruin und Untergang versumpfen. Denn eine Wurzel aller Übel ist die Geldgier« (1. Tim. 6:9, 10). Im Übrigen erstickt die Verführung des Reichtums das Wort Gottes (Mark. 4:19).

 

 

 

 

Die Belastung durch Reichtum

 

12 (Dies) ist (etwas) Böses, ja Krankes, das ich sah unter der Sonne: Reichtum, seinem Eigner aufbewahrt, (und zwar) jenem zum Bösen.

13 Und verliert sich jener Reichtum infolge eines bösen Sich-Elendens (einer schlechten Aktivität), und zeugte jener einen Sohn, so ist (auch dann) nichts in seiner Hand.

14 (Denn) so wie er (der Sohn) aus dem Bauch seiner Mutter herausging, so geht er wieder, nackt, so wie er gekommen, und auch keinerlei Ertrag seines Mühens lässt er in seiner Hand mitgehen.

15 Und auch dies ist Böses, ja Krankes: Mit allem, womit er kam, ebenso geht er wieder. Und welchen Vorzug hatte er, dass er sich für Wind abmühte?

16 Auch dies noch: Alle seine Tage isst er in Finsternis und grämt sich die Menge, dazu seine Krankheit und (mancher) Grimm.

...

 

  Reichtum wirkt sich für diejenigen zum Bösen aus, die ständig an diesen ihren Vorteil denken, denn dies nimmt ihre Seele gefangen (Spr. 1:19). Und »was nützt es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, wenn er dabei seine Seele verwirkt?« (Mark. 8:36).

  »Nichts haben wir in die Welt hineingebracht, daher ist es offenkundig, dass wir auch nichts hinausbringen können« (1. Tim. 6:7; Ps. 49:18).

  In einer Zeit, in der die Welt von den geistlichen Finsternismächten beherrscht wird (Luk. 1:79; Eph. 6:12), ist der Mensch von Finsternis, von Übeln, Unkenntnis und Unglauben, umgeben, und wenn er ungläubig ist, dann ist es auch in seinem Herzen finster. Nur das Wort Gottes, nur Jesus Selbst kann ihm Licht geben  (Joh. 1:5; 8:12).

 

Die Gaben Elohims sind vorzuziehen

 

17 Siehe! Was ich, ja ich, als gut, was (ich) als schön ersehen habe: Dass einer isst und trinkt und Gutes sieht von all seinem Mühen, womit er sich müht unter der Sonne die Zahl der Tage seines Lebens, die Elohim ihm gegeben; denn dies ist sein Ausgleich.

18 Auch (dies habe ich als schön ersehen): Jeder Mensch, dem Elohim Reichtum und Güter des Ausgleichs und Vollmacht gegeben hat, davon zu essen und seinen Ausgleich zu entnehmen und sich in seinem Mühen zu freuen – dies, ja dies ist eine Gabe Elohims.

19 Denn nicht denkt er an die Menge seiner Lebenstage, denn Elohim machte ihn in der Freude seines Herzens demütig.

...

 

  Mögen wir Menschen unsrem Gott und Vater für jeden guten Tag, den Er uns gebildet hat und den wir genießen dürfen, von Herzen danken. »Nichts ist verwerflich, wenn es mit Dank genommen wird« (1. Tim. 4:4).

  In der Erkenntnis, dass all unsere Dinge Gaben Gottes sind, in Genügsamkeit (1. Tim. 6:6) sowie in der Freude und im Danken denken wir nicht daran, uns darüber zu sorgen, wie lange wir etwa noch leben werden (Vers 19), weil wir Gottes Wegen, die Er uns führt, demütig vertrauen. Er, der uns bis jetzt täglich beschenkte, wird auch unsere Zukunft in Seiner Liebe, Weisheit und Barmherzigkeit gestalten.

 

Die Weisheit erhält am Leben

(Prediger 6 - 8)

 

Kapitel 6

 

Reichtum und Lebenskraft sind für sich allein nicht befriedigend

 

1 Böses ist's, das ich sah unter der Sonne, und in vielerlei (Weise lastet) es auf dem Menschen.

2 Ein Mann, dem Elohim Reichtum und Güter und Herrlichkeit gibt, und nichts von allem, was er verlangt, ermangelt seiner Seele – aber Elohim gibt ihm keine Vollmacht, davon zu essen, denn ein fremder Mann isst es. Dies ist Dunst, und eine böse Krankheit ist es.

3 Wenn ein Mann hundert (Kinder) zeugt und viele Jahre lebt und die Tage seiner Jahre viel werden, aber seine Seele von dem Guten nicht satt wird und ihm auch keine Grabstätte zuteilwird, so spreche ich: Besser als er hat es die Fehlgeburt,

4 denn im Dunst kommt sie und in Finsternis geht sie dahin, und mit Finsternis wird ihr Name bedeckt,

5 auch sah sie die Sonne nicht und erkannte sie nicht. Diese (Die Fehlgeburt) ruht länger als dieser (Mann).

6 Und wenn er auch zweimal tausend Jahre gelebt und Gutes nicht gesehen hätte – ist's nicht so, dass alles zu einem Ort hin wandelt?

7 Alles Mühen eines Menschen ist für seinen Mund, aber (das Verlangen der) Seele auch wird nicht erfüllt (gestillt).

8 Denn was ist der Vorzug des Weisen gegenüber dem Narren, was des Demütigen, der vor den Lebenden (recht) zu wandeln weiß?

9 (Das, was) die Augen gesehen haben, ist besser als das Umherstreifen (des Verlangens) der Seele. Auch dies ist Dunst und ein Hirten des Windes.

...

 

  Nichts gibt es in dieser Welt, was die Seele des Menschen sättigen könnte; die Seele – unser Bewusstsein – kann nur durch göttliche geistliche Dinge zur vollen Befriedigung kommen. Nur wer sich in der Hand des allmächtigen Gottes und von Ihm geliebt und getragen weiß, ist glückselig. Nur wer die Gnade erfahren hat und den himmlischen Segen, der in Christus Jesus ist, ist glücklich.

  Siehe im Übrigen auch Lukas 12:16 - 24.

  Ein Totgeborenes – sein Name, falls es überhaupt einen bekommt, wird schnell vergessen (Vers 4) – hat es, im Tode ohne jegliches Bewusstsein und Wissen ruhend (Pred. 9:5, 6, 10), besser als ein Reicher, der noch lebt, mancherlei Lasten zu tragen hat und dessen Seele nicht satt wird. Deshalb wünschte auch Hiob in seinem Leiden, eine Fehlgeburt gewesen zu sein (Hiob 3:11 - 19). Dann hätte er jetzt seine Ruhe.

  Im ersten Hauptteil des Buches (bis Kapitel 6:9) lag die Betonung darauf, was die wesentlichen Dinge nicht sind, im zweiten Hauptteil (ab Kapitel 6:19) liegt der Schwerpunkt darauf, was die wesentlichen Dinge sind.

 

Die Erkenntnisse und die Macht des Menschen sind sehr gering

 

10 Was ist's, was da wurde? Schon längst wurde sein Name gerufen (wurde es genannt), und (schon längst) ist erkannt worden, was er, der Mensch, ist. Ja, keineswegs kann er rechten (rechtsgestaltend umgehen) mit dem, der umschließenden ist als er (der mehr umfassende, einschließende Gewalt hat als er).

11 Denn (da) sind viele Worte, die (nur) den Dunst mehren. Was ist der Vorzug des Menschen?

12 Denn wer erkennt, was dem Menschen in (seinem) Leben gut (tut), (wer erkennt) die Zahl der Tage seines dunsthaften Lebens? Und Er macht sie (die Tage) wie einen Schatten. Welche (Sache), ja wer kündet dem Menschen, was nach ihm wird unter der Sonne?

...

 

  »Was ist's, was da wurde?« (vgl. 1:9). Elohim hatte es längst vorherbestimmt. Dem Menschen aber war es unbekannt.

  Und sollte ein Mensch mit Gott rechten wollen, Ihm gegenüber irgendetwas durchsetzen wollen? Können Menschen Gott überhaupt konstruktiv antworten (Hiob 9:32; Röm. 9:19, 20)? Die Erkenntnisse des Menschen sind durchweg unzureichend. Und er weiß nicht, was sein muss (Röm. 8:26). Was solle denn der Ton dem Töpfer sagen können (Röm. 9:21)?

  Auch in vielen Worten findet sich keine Antwort (Vers 1; Hiob 11:2).

  Die Tage des Menschen fliehen dahin wie ein Schatten (Vers 12; Ps. 102:12; Hiob 8:9). Jakobus schreibt: »Diese wissen nicht über den morgigen Tag Bescheid; denn welcher Art ist eurer Leben? Wie Dampf seid ihr doch, der kurz erscheint und darauf verschwindet« (Jak. 4:14).

  Die Zahl der Lebenstage des Menschen ist von Gott längst festgelegt (Hiob 14:5), aber der Mensch kennt sie nicht. Und was nach seinem Tod geschehen wird, weiß er auch nicht.

  Der Mensch findet keinen festen Grund in seinem vergänglichen Leben. Allerdings: Der feste Grund besteht, und der ist Jesus Christus. Paulus hat ihn für die gegenwärtige Heilszeit gelegt (1. Kor. 3:10, 11).

 

Kapitel 7

 

Was gut ist

 

1 Gut ist ein Name (ein ehrbares Ansehen), besser als gutes Öl, und der Tag des Todes, besser als der Tag jemandes Geborenwerdens.

2 Gut ist's, ins Haus der Trauer zu gehen, besser als ins Haus des Trinkgelages zu gehen, da (jenes) die Einsammlung aller Menschen (verdeutlicht) (der Tod sammelt alle ein) und der Lebende es sich zu Herzen nimmt.

3 Gut ist Gram, besser als Heiterkeit, denn bei bösem (betrübtem) Angesicht geschieht dem Herzen wohl.

4 Das Herz des Weisen ist im Haus der Trauer, aber das Herz der Narren ist im Haus der Freude.

5 Gut ist's, das Schelten des Weisen zu hören, besser als dass jemand das Lied der Narren hört.

6 Denn wie das Prasseln des Dornenholzes unter dem Topf, so ist die Heiterkeit des Narren. Und auch dies ist Dunst.

7 Denn Erpressung macht den Weisen rasend, und eine Bestechungsgabe bewirkt, dass sich das Herz (an Übles) verliert.

8 Gut ist das Spätere (der Ausgang) einer Sache, besser als ihr Anfang; gut ist einer langmütigen Geistes, besser als einer hochmütigen Geistes.

9 Sei nicht rastlos (eilend) in deinem Geist, dich zu grämen, denn Gram ruht im Gewandbausch der Narren.

10 Sprich nicht: Was geschah, dass die anfänglichen Tage gute wurden, besser als diese? Denn nicht aus Weisheit fragst du danach.

11 Gut ist Weisheit, verbunden mit einem Losteil (durch's Los zugewiesenen Besitz), und dies ist ein Vorzug für die Sonne Sehende.

12 Denn im Schatten der Weisheit sein, ist wie im Schatten des Silbers sein; aber der Vorzug von Erkenntnis ist: Die Weisheit erhält ihren Eigner am Leben.

13 Betrachte das Werk Elohims, denn wer kann gerade machen, was Er gekrümmt?

14 An einem guten Tag ergehe dich im Guten, und an einem bösen Tag: Sieh (Bedenke)! Auch diesen direkt neben jenem machte Elohim aufgrund der Sache (des Anliegens), dass der Mensch nicht im Geringsten herausfindet, was nach ihm ist.

...

 

   Der Tag des Todes ist besser als der der Geburt (Vers 1), weil man viele Erfahrungen gemacht hat und durch die Schule Gottes gegangen ist. Außerdem darf man nun ruhen (Pred. 9:5, 6, 10; Mat. 9:24). Zum guten Namen siehe auch Sprüche 22:1.

  Den Trauernden wird zugesprochen (Vers 2; Mat. 5:4).

  Gram tut dem Herzen wohl (Vers 3), nach biblischen Begriffen dem Sitz der Beweggründe, des Verständnisses und der Vernunft. Betrübnis läutert das Herz. »Die Betrübnis nach dem Willen Gottes bewirkt Umsinnung zu einem unbereubaren Heil« (2. Kor. 7:10; vgl. 2. Kor. 4:17; Heb. 12:11). Wie passt dies mit Vers neun zusammen, wonach man sich nicht grämen soll, weil Narren dies tun? Vielleicht meint Vers drei nach dem Zusammenhang mit den Versen zwei und vier Gram aufgrund eines Trauerfalls und Vers neun Gram aufgrund von Erniedrigt-, Beleidigt- und Gekränktsein.

  Von einem Weisen ermahnt zu werden (Vers 5), kann nur Gewinn sein. Jesus Christus sagt: »Alle, die Ich liebhabe, überführe und züchtige Ich« (Off. 3:19; vgl. Ps. 141:5).

  Eine Bestechungsgabe bringt um den Verstand (Vers 7).

  Gut ist der Ausgang einer Sache (Vers 8), weil Gott mit allem etwas bezweckt, wie zum Beispiel bei Hiob (Jak. 5:11). Gott schließt ja auch gerade deshalb alle in die Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich schließlich aller erbarme (Röm. 11:32). Im Übrigen bringt Er alles und alle zum Ziel, zur Vollendung in Herrlichkeit in Christus Jesus.

  Den Hochmütigen (Vers 8 b) sei noch gesagt: »Wenn jemand meint, etwas zu sein, wo er doch nichts ist, der betört sich selbst« (Gal. 6:3).

  Auch hierzulande sagt man, die früheren Zeiten seien besser gewesen (Vers 10). Aber dies ist Dummheit. Wir leben in einem bösen Äon (Gal. 1:4).

  Weise sind eher in der Lage, ihren Besitz sinnvoll zu verwalten (Verse 11 + 12) und ein besseres, ausgeglicheneres Leben zu führen als die anderen Menschen. Heute darf Jesus Christus unsere Weisheit sein (1. Kor. 1:30). Sein uns innewohnender Geist ist ein Geist der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft (2. Tim. 1:7).

  Wer gestern einen guten Tag und morgen einen bösen erlebt, lernt daraus, dass er nicht wissen kann, was die Zukunft bringt (Vers 14). Mögen wir nicht nur die guten Tage dankbar genießen, sondern auch für die bösen im Hinblick auf Gottes Ziel danken, »denn das augenblickliche Leichte unserer Drangsal bewirkt für uns eine alles  überragende und zum Überragenden führende äonische Gewichtigkeit der Herrlichkeit« (2. Kor. 4:17).

 

Warnung vor der Volksmenge

 

15 Das alles sah ich in meinen dunsthaften Tagen: Da ist ein Gerechter, der umkommt bei (all) seiner Gerechtigkeit, und da ist ein Frevler, der seine Tage verlängert bei (all) seiner Bosheit.

16 Werde kein Gerechter der Menge (Volksmenge), und zeige dich nicht bevorzugt weise; warum willst du in Entsetzen geraten (dir schaden)?

17 Frevle nicht (aufgrund von Forderungen der) Volksmenge, und werde kein Unsinniger; warum solltest du sterben, wenn es nicht deine Zeit ist?

18 Gut ist's, dass du dies erfasst (und festhältst), und lasse deine Hand auch nicht von jenem ab; denn der Elohim Fürchtende entgeht ihnen (den Gefahren als Gerechter der Volksmenge) allen.

19 Die Weisheit stärkt den Weisen mehr als zehn Mächtige, die in der Stadt (befunden) werden.

20 Ja, kein Mensch ist (so) gerecht im Lande, dass er (nur) Gutes tue und nicht verfehle.

21 Schenke auch all den Worten, die man redet, nicht dein Herz, dass du nicht deinen Diener dich verfluchen hörst.

22 Denn auch von vielen Malen weiß dein Herz, dass auch du, ja du, andere verfluchtest.

...

 

  Da stirbt ein Gerechter früher als ein Frevler (Vers 15). Das stört unser Rechtsempfinden. Gottes Gedanken aber sind viel höher als unsere. Er will ein bestimmtes Ergebnis erreichen. So ist zum Beispiel die Demütigung der Treuen ein geistlicher Gewinn für sie. Im Übrigen bringt Gott alles zurecht; Er wird alle belehren und zu Seiner Erkenntnis bringen. Der rechte Zeitpunkt für das Gericht über jeden Frevler ist längst bestimmt (Ps. 73); es dient ihrer Zurechtbringung. Und die Gläubigen mögen geduldig ausharren und in der Erwartung ihres Erlösers glückselig sein; sie werden für die Äonen im Königreich leben.

  Ein Gerechter ist kein Sündloser, sondern ein aufrichtiger, rechtschaffener Mensch. Es vertraue niemand auf seine eigene Gerechtigkeit, sondern nur auf Gottes weise Führung! Unser Geschick ist von Gott, und Seine Wege sind vollkommen; bilde sich niemand etwas auf sich selber sein!

  Wer sich die Gunst des Volkes erhalten will, wird oftmals nicht das als richtig Erkannte tun, sondern dem niedrigen Maßstab der Menge nachgeben (Vers 16). Eines Tages wird man über das Ergebnis entsetzt sein.

  Unsinnige laufen Gefahr, vorzeitig zu sterben (Vers 17). »Das Fürchten Jewes fügt Tage hinzu, aber die Jahre der Frevler werden kurz« (Spr. 10:27).

  Den Ihn Fürchtenden sichert Elohim Schutz zu (Vers 18).

  Vom hohen Wert der Weisheit spricht Vers 19. Weisheit und Erkenntnis stärken innerlich mehr als Macht, beruhe sie auf der politischen Stellung, Muskelkraft oder Kampferprobtheit (Spr. 24:5).

  Kein Mensch ist so gerecht, dass er niemals sündige (Vers 20). Ein jeder hat schon mal jemanden verflucht (Vers 22). »Es gibt keinen Gerechten, auch nicht einen! ... Alle sündigten und ermangeln der Herrlichkeit Gottes« (Röm. 3:10, 23; Ps. 14:3; 53:4).

  Wir können nicht umhin, Tag für Tag viele Worte der Menschen zu hören (Vers 21), etliche sind wahr, etliche gelogen, manche beschönigen, andere geben nicht den vollständigen Sachverhalt wieder. Wer den Worten der Menschen gehorcht, kann so weitgehend verführt werden, dass er zum Beispiel seinen Diener ungerecht behandelt, sodass dieser ihn verflucht. Wir sollen nur dem Wort Gottes gehorchen.

  Jakobus spricht vom Verfluchen (Vers 22) wie folgt: »Aus ein und demselben Mund geht Segen und Fluch aus. Dies, meine Brüder, braucht nicht so zu sein« (Jak. 3:10). »Wenn jemand mit keinem Wort strauchelt, so ist dieser ein gereifter Mann und ist imstande, auch den ganzen Körper zu zügeln« (Jak. 3:2).

 

Was Salomo herausfand

 

23 Dies alles untersuchte ich in Weisheit. Ich sprach: Ich will weise werden, aber es (das Weisewerden) ist fern von mir.

24 Fern ist's – was ist's, das (bisher) wurde? – und tief, tief ist's; wer findet es?

25 Ich, ich umkreiste (die Thematik, bedachte sie von allen Seiten), um so mein Herz zu erkennen und zu erkunden und Weisheit zu suchen und Berechnung (das heißt: exakter Planung dienliche Denkergebnisse) und zu erkennen das Freveln der Narrheit und den Unsinn der Tollheiten.

26 Und ich fand, dass bitterer als der Tod die Frau ist, die Jagdgeräte und Fangnetze in ihrem Herzen hat; Bande (Fesseln) sind ihre Hände. Ein vor dem Angesicht Elohims guter (Mann) entkommt ihr, der Verfehlende aber wird von ihr gefangen.

27 Siehe, dies fand ich, spricht der die Stimme (Erhebende), eins zum andern (fügend), um Berechnung zu finden.

28 Was meine Seele noch suchte und ich nicht fand: einen Menschen aus tausend fand ich, aber eine Frau unter all diesen fand ich nicht.

29 Allein, siehe, dies fand ich, dass Elohim die Menschen gerade (aufrichtig) gemacht hat, sie aber, sie suchen viele (vermeintlich kluge) Berechnungen (Konstruktionen, Künste).

...

 

  Es ist gewiss nicht leicht, weise zu werden (Verse 23 + 24). Zuerst muss man wissen, dass die Gottesfurcht der Anfang der Weisheit ist (Ps. 111:10; Spr. 9:10). Die Vollendung der Weisheit ist Jesus Christus, und dieser als gekreuzigt (1. Kor. 2:2, 6 - 8). Sehr wohl war Salomo weise (Pred. 1:16; 2:9; 1. Kön. 5:9, 10), aber die Tiefen Gottes konnte er nicht ergründen. »Niemand hat die Tiefen Gottes erkannt außer dem Geist Gottes« (1. Kor. 2:11). Der Apostel Paulus schreibt: »O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind Seine Urteile und wie unausspürbar Seine Wege! Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer wurde Sein Ratgeber?« (Röm. 11:33, 34).

  Wir wenden uns Vers 26 zu: Einer verführerischen Frau entgeht nur ein in Elohim gefestigter Mann.

  Einen nur aus tausend Menschen – vielleicht meint Salomo Männer – fand er, der gut war (Vers 28). Dies erinnert uns an des Paulus Worte über Timotheus: »Ich habe niemand (sonst), der ebenso empfindet (wie ich), der in so rechter Art um euer Ergehen besorgt sein wird; denn alle anderen suchen das Ihre und nicht das, was Christi Jesu ist« (Phil. 2:20, 21).

  Einer aus tausend, aber keine Frau darunter – das war wohl Salomos persönliche Erfahrung. Da es im Übrigen ein pauschales Resümee ist, mögen wir es so verstehen, dass nur wenige zu finden sind und unter den Frauen noch weniger. Zugleich weiß König Salomo aber auch: »Wer eine Frau fand, fand Gutes und erlangte das Wohlwollen Jewes« (Spr. 18:22; siehe auch Lemuels Lobpreis der Hausfrau in den Sprüchen 31:10 - 31).

  Der Mensch wurde gerade, aufrichtig, erschaffen (Vers 29; 1. Mose 1:26, 31). Und doch – wir wissen es alle zur Genüge – geht er nicht den geraden, sondern den krummen Weg, er weicht ab von der Gradlinigkeit der Worte Gottes. Der Mensch will sich einen Namen machen und baut sich wie einst seine Vorfahren einen babylonischen Turm (1. Mose 11:4). Er macht das Wort Gottes durch die religiösen Überlieferungen ungültig (Mark. 7:13).

 

Kapitel 8

 

Weises Verhalten

 

1 Wer ist wie der Weise, und wer erkennt (weiß um) die (richtige) Auslegung einer Sache? – Die Weisheit des Menschen erleuchtet sein Angesicht, und die Stärke (Ausdruckskraft oder vermutlich Strenge) seines Angesichts wird verändert.

2 Ich sage: (Den Befehl des) Mundes des Regenten hüte (befolge), und zwar (aufgrund der) Sache des Schwurs (bei) Elohim!

3 Gehe nicht rastlos (vorschnell) von seinem (des Regenten) Angesicht weg; stelle dich nicht einer bösen Sache bereit, denn alles, woran er (der Regent) Gefallen hat, tut er.

4 Da die Sache des Regenten die Schutzmacht hat (seiner Macht untersteht), wer (kann dann) zu ihm sprechen: Was tust du?

5 Wer das Gebot hütet (bewahrt), befasst sich nicht näher mit einer bösen Sache, und das Herz des Weisen erkennt die (richtige) Zeit und das Recht (das Sachgerechte).

6 Denn für alles, was gefällt (für jedes Anliegen), gibt es die (richtige) Zeit und das Recht (das Sachgerechte). Denn das Böse des Menschen (lastet) vielfältig auf ihm,

7 denn er erkennt nicht, was es ist, das da wird (geschehen wird), denn wie es werden wird – wer tut's ihm kund?

...

 

  Wer hat das richtige Verständnis für eine Sache (Vers 1), gar das rechte geistliche Verständnis? – Weisheit prägt. Eine Folge ist gewiss auch ein gelinder Gesichtsausdruck (vgl. Phil. 4:5).

  Ein Weiser vermag sich auch gegenüber dem König richtig zu verhalten. Weil man dem König Treue geschworen hat (Vers 2), darum hat man seine Anordnungen zu befolgen. Ungehorsam oder Auflehnung wären eine böse Sache (Vers 3).

  Der König hatte unumschränkte Macht (Vers 4). Man konnte ihn nicht zur Rechenschaft ziehen. Das ist heute in vielen Staaten anders. Aber auch wir haben uns der Obrigkeit unterzuordnen (Röm. 13:1 - 7; Tit. 3:1; 1. Pet. 2:13).

  Von bösen Dingen (Vers 5) halten auch wir uns fern, ja von allem, was böse aussieht (1. Thess. 5:22).

  Zur Weisheit gehört insbesondere, die richtige Zeit und das sachgerechte, zielführende Verhalten zu finden. Möge Gottes Geist, der Geist der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft, uns leiten (2. Tim. 1:7).

 

 

 

 

Machtlos ist der Mensch

 

8 Kein Mensch ist mächtig gegenüber dem Wind (oder: dem Geist), den Wind (oder: den Geist) einzusperren, und keine Schutzmacht (gibt es) gegen den Tag des Todes. (Es gibt) auch keine Entlassung während des Kriegs; und Freveln (und der Vorteil daraus) lässt den Eigner (aus all dem gerade Genannten) nicht entkommen.

9 All dies sah ich, als ich mein Herz auf all das Tun richtete, das unter der Sonne getan wird in der Zeit, in der der Mensch gegen den (anderen) Menschen mächtig ist, ihm (dem anderen) zum Bösen.

...

 

  Das hebräische Wort ruach bedeutet sowohl Wind als auch Geist. Hier ist wohl der Wind gemeint; und der weht, wo er will (Joh. 3:8).

  Weder dem Wind noch dem Geist Gottes kann der Mensch Einhalt gebieten, ebenso wenig wie dem Tod. Und im Krieg gibt es keine Befreiung von Kriegsdienst. Auch ein Frevler kann sich trotz seiner vielen Tricks all dem nicht entziehen. Darüber hinaus wird auch er dem Gericht Jewes nicht entkommen (Ps. 9:17).

  Im gegenwärtigen bösen Äon hat der Mensch die Macht, Unheil über den anderen zu bringen. Hier in Vers neun dürfte König Salomo besonders an die Herrscher denken, die ihren Untertanen Übles antun.

 

Das Geschehen an Gerechten und Frevlern ist undurchsichtig

 

10 Und wie es also ist, sah ich, dass Frevler begraben wurden, und sie waren gekommen und vom heiligen Ort weggegangen, und man vergaß in der Stadt die, die also gehandelt hatten. Auch dies ist Dunst.

11 Weil kein Dekret herausgegeben ist, wonach die böse Tat schnell (zu bestrafen ist), darum ist das Herz der Söhne Adams voll davon, untereinander Böses zu tun.

12 Der, der ein Sündigender ist, ist ein hundertfacher Täter des Bösen, und doch wird ihm Verlängerung der Tage (zuteil). Aber ich erkenne auch, dass denen Gutes zuteilwird, die Elohim fürchten, die sich aufgrund Seines Angesichts fürchten.

13 Aber dem Frevler wird nicht Gutes zuteil, und er wird – gleich einem Schatten – seine Tage nicht verlängern, er, der sich nicht fürchtet aufgrund des Angesichts Elohims.

14 Dunst ist es, was da getan wird auf der Erde: dass da Gerechte sind, auf die zukommt, was den Taten der Frevler entspricht, und (dass da) Frevler (sind), auf die zukommt, was den Taten der Gerechten entspricht. Ich sprach, dass auch dies Dunst ist.

15 Und ich, ich rühme (darum) die Freude, dass dem Menschen nichts Gutes unter der Sonne ist, als zu essen und zu trinken und sich zu freuen. Und dies,  dies verpflichte sich ihm (möge ihn begleiten) in seinem Mühen in seinen Lebenstagen, die Elohim ihm gibt unter der Sonne.

16 Ich gab also mein Herz daran, Weisheit zu erkennen und das Sich-Elenden zu sehen, das auf der Erde bereitet ist, denn am Tag und in der Nacht (herrscht) Schlaf (kein klarer Durchblick), keiner von uns sieht mit seinen Augen (es bleibt allen undurchsichtig).

17 Und ich sah all das Tun Elohims, dass der Mensch (nämlich) das Tun nicht finden (ergründen) kann, das unter der Sonne getan wird; infolgedessen (ist es so), dass der Mensch sich müht, es zu suchen, und es doch nicht findet. Und auch dies noch: Wenn der Weise spricht, dass er es erkenne, kann er's dennoch nicht finden (ergründen).

...

 

  Das Geschehen an Gerechten einerseits und Frevlern andererseits ist für den Betrachter undurchsichtig (Vers 16), da er widersprüchliche Linien beobachtet.

  Er stellt fest, dass Frevler begraben und vergessen werden (Vers 10). »Der Name der Frevler verfault« (Spr. 10:7). Andere Sünder dagegen leben sehr lange; ihnen geht es gut (Ps. 73:12), auch wenn dies dem Rechtsempfinden unter dem Gesetz widerspricht (Vers 12). Den Jewe Fürchtenden wird Gutes zuteil. Jewe segnet, die Ihn fürchten (Ps. 115:13); sie werden keinen Mangel leiden (Ps. 34:10). Dem entspricht, dass Frevlern nicht Gutes zuteilwird, sie sterben früh (Vers 13). Schnell vergehen sie (Ps. 37:2). »Kein Friede ist den Frevlern« (Jes. 48:22; 57:21).

  Dies sind aber nur vorläufige Eingriffe Gottes. »Der Herr weiß die Frommen aus der Anfechtung zu bergen, die Ungerechten aber für den Tag des Gerichts als zu Strafende zu verwahren« (2. Pet. 2:9).

  Gott bestraft nicht unverzüglich (Vers 11), wenn Er auch die Schöpfungsleugner schon zu ihren Lebzeiten an üble Begierden dahingibt (Röm. 1:21 - 32). Da die Strafe nicht auf den Fuß folgt, ist ihre abschreckende Wirkung begrenzt und hat der Böse noch viel Zeit,

weitere böse Dinge zu treiben. Oder wenn ein böser Sklave meint, sein Herr bleibe noch lange aus, wird er anfangen, seine Mitsklaven zu schlagen (Mat. 24:48 - 51).

  Es ist für den Menschen unerklärlich, dass Gerechte erleiden müssen, was Bösen gebührt, und die Gottlosen gelobt werden (Vers 14). Mögen wir Gläubigen aber Frieden haben über den Wegen, die unser Gott und Vater mit uns geht.

  Fröhlich kann nur derjenige essen und trinken, der für jeden Tag dankt, den Elohim ihm unter der Sonne gibt, ja dessen Seele in dem Allmächtigen verankert ist. Er bietet uns alles reichlich zur Annehmlichkeit dar (1. Tim. 6:17).

  Der Mensch kann das Wirken Gottes nicht ergründen (Vers 17; Pred. 3:11). Wir können Sein Verständnis nicht erforschen (Jes. 40:28; Röm. 11:33). Seine Gedanken sind höher als unsere und Seine Wege erhabener (Jes. 55:9). Zwar ist uns der Heilsweg Gottes in Christus Jesus bis hin zur Vollendung offenbart (1. Kor. 15:20 - 28; Kol. 1:20; 1. Tim. 4:10), aber was der morgige Tag bringt, Gutes oder Schlechtes für die Guten, Schlechtes oder Gutes für die Schlechten, das wissen wir nicht.

 

 

 

Die Toten wissen gar nichts

(Prediger 9 + 10)

 

Kapitel 9

 

Der Tod begegnet allen

 

1 Denn an all dieses gab ich mein Herz daran, ja, um all dies klarzustellen, dass die Gerechten und die Weisen und ihre Dienste in der Hand Elohims sind. Auch Liebe, auch Hass – der Mensch erkennt's nicht, ja das alles, was vor seinem Angesicht ist.

2 Das alles ist so, wie (auch das Folgende) allen (zuteilwird): Ein Begegnis (widerfährt) dem Gerechten und dem Frevler, dem Guten und Reinen und dem Makelbehafteten sowie dem Opfernden und dem nicht Opfernden; wie der Gute, so der Verfehlende, der Schwörende wie der, der den Schwur fürchtet (scheut).

3 Dies ist böse bei allem, was unter der Sonne geschieht, dass allen ein Begegnis (widerfährt). Und auch (dies) noch, dass das Herz der Söhne Adams mit Bösem gefüllt ist, und Tollheiten sind in ihrer Brust während der Zeit ihres Lebens; und danach geht's zu den Toten.

4 Denn wer ist da von all den zu den Lebenden Erwählten (von all denen, die erwählt sind, unter den Lebenden zu sein), der gesichert ist? Denn dem lebenden Hund ist es besser als dem toten Löwen.

5 Denn die Lebenden erkennen, dass sie sterben werden, die Toten aber, sie erkennen nichts, und kein Lohn mehr wird ihnen (ausgezahlt), denn ihr Andenken ist vergessen.

6 Auch ihre Liebe, auch ihr Hass, auch ihr Eifer ging schon verloren, und sie haben keinen Anteil (keine Zuteilung) mehr für äonisch an allem, was unter der Sonne getan wird.

...

 

  Alles ist in der Hand Elohims, die Menschen, ihr Tun und Lassen, ihre Liebe, ihr Hass (Vers 1). Denn Gott bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines Willens (Eph. 1:11), ruft also alle Gedanken und Entscheidungen hervor. Er lenkt das Herz der Menschen wie Wasserkanäle (Spr. 21:1). Es fällt kein Spätzlein auf die Erde, ohne dass Er es will (Mat. 10:29). Aber der Mensch erkennt es nicht.

  Wer ein Mensch auch sei, eines trifft alle: der Tod (Vers 2 + 3). Vor dem ist keiner sicher (Vers 4).

  Das Herz des Menschen ist öse von seiner Jugendzeit an (1. Mose 8:21). Zu der Tatsache, dass es sogar voll Bösem ist (Vers 3), mag auch beitragen, dass die Bösen nicht unbedingt ein schlechteres Geschick haben als die Guten.

  Mögen sich die Lebenden ihres Lebens erfreuen (Vers 4). Denn dem lebenden Hund ist es besser als dem toten Löwen. Der Hund war das verachtetste Tier, der Löwe das höchste. Noch zu leben, und sei es als verachtet wie ein Hund, ist trotz allem immer noch besser, als tot zu sein (wenn auch den Toten es nach Kapitel 4:1, 2 besser ergeht als den Lebenden, die erpresst werden).

  Die Toten sind tot (Verse 5 + 6). Sie wissen nichts, erkennen nichts, sie kriegen nichts mit von jeglichem Geschehen. Sie wissen noch nicht einmal, dass sie gelebt haben und dass sie jetzt tot sind.

  Der Tod ist Rückkehr, und zwar des Körpers zum Erdreich und des Lebensgeistes zu Gott (Pred. 12:7; Ps. 104:29; Hiob 34:15). Es ist die Umkehrung des Schöpfungsprozesses: »Dann formte Jewe Elohim den Menschen aus Erdreich vom Boden und hauchte Lebensodem in seine Nase; und der Mensch wurde eine lebende Seele« (1. Mose 2:7).

  Der Tod ist wie ein Schlaf (Mat. 9:24; Luk. 8:52; Hiob 3:13).

  Tote existieren nicht (Ps. 39:14; 1. Kor. 15:18).

  Die Toten haben keine Seele, also kein Bewusstsein (Verse 5 + 6; Ps. 6:6; 115:17; 146:4; Jes. 38:18; 63:16).

 

Wirke, solange du lebst!

 

7 Geh (Komm), iss dein Brot in Freude, und trinke guten Herzens deinen Wein, denn schon längst hat Elohim Wohlgefallen an deinen Taten.

8 Alle Zeit mögen deine Gewänder als weiß (befunden) werden, und des Öls auf deinem Haupt ermangle es nicht.

9 Sieh (würdige, genieße) das Leben mit deiner Frau, die du liebst, alle Tage des Lebens deines Dunstes (deines dunsthaften Lebens), die Er dir gegeben unter der Sonne, alle Tage deines Dunstes (alle deine dunsthaften Tage), denn dies ist dein Ausgleich im Leben und in deinem Mühen, womit du dich mühst unter der Sonne.

10 Alles, was deine Hand in deiner Kraft zu tun findet, das tue, denn kein Tun und kein Berechnen (Planen) und keine Erkenntnis und keine Weisheit sind im Scheol, wohin du wandelst.

...

 

  Iss und trinke freudig, denn Elohim hat es dir wohlwollend geschenkt (Vers 7; Pred. 5:18). Übrigens erfreut Wein das Herz des Mannes (Ps. 104:15).

  Weiß ist die Farbe der Gerechtigkeit (Vers 8). Mögest du allezeit gerecht wandeln; wer Gott fürchtet und gerecht wandelt, ist Ihm annehmbar (Ap. 10:35). Öl steht für Licht und Geist. Möge das Licht der Erkenntnis Elohims deine Entscheidungen lenken und Sein Geist dich zu einem Gott wohlgefälligen Wandel befähigen!

  Sei dankbar für jeden Tag deiner Ehe mit deiner geliebten Frau (Vers 9). Wer eine Frau fand, fand Gutes und erlangte das Wohlwollen Jewes (Spr. 18:22).

  Solange du noch lebst und kraftvoll bist, tue, was dir vor die Hände kommt (Vers 10). Welch ein guter Zuspruch! Was wir aber auch immer tun im Wort oder im Werk – alles geschehe im Namen des Herrn Jesus Christus, und dankt Gott dem Vater durch Ihn (Kol. 3:17)! Es gilt, jetzt zu wirken, hier und heute, denn im Tode ist nichts mehr möglich. Während des Todes ist alles aus. Auch wenn Salomo es nicht ansprach: Jesus Christus hebt den Tod auf und bringt dafür Leben und Unvergänglichkeit ans Licht (2. Tim. 1:10).

 

Erfolg ist unberechenbar

 

11 Ich wandte mich wieder (fing erneut an), ja, um zu sehen unter der Sonne, dass nicht den Flinken der Lauf (gelingt) und nicht den Mächtigen der Kampf (den Sieg einbringt) und auch nicht den Weisen das Brot (vermehrt wird) und auch nicht den Verständigen der Reichtum (zuwächst) und auch nicht den Erkennenden die Gnade (zuteilwird), denn die Zeit (Zeitumstände) und die entgegenkommenden (Ereignisse) begegnen ihnen allen.

12 Denn auch (dies): Der Mensch erkennt seine Zeit nicht. Wie die Fische, die im bösen Netz erfasst werden, und wie die im Klappnetz eingeschlossenen Vögel, wie sie, so werden die Söhne Adams zur bösen Zeit in Schlingen gefangen, wie es denn ist, dass es urplötzlich über sie fällt.

...

 

  Unter der Sonne beobachten wir, dass nicht der Schnellste den Lauf gewinnt, nicht dem Aufrichtigen die Ehre zuteilwird, nicht der Beste befördert wird. Immer wieder erlebt der Mensch Enttäuschungen; er soll daraus lernen, dass er eben nicht seines Glückes Schmied ist, sondern völlig abhängig von Gott. Was uns Gläubige betrifft, wissen wir, dass Gott uns, die wir Ihn lieben, alles zum Guten zusammenwirkt (Röm. 8:28) und Er alles zum Ziel und zur Vollendung in Herrlichkeit in Christus Jesus bringt (1. Kor. 15:28).

  Der König wird nicht durch sein großes Heer gerettet, sondern durch die Fügung Elohims (Ps. 33:16; Amos 2:14, 15). Dem Ahitofel, dem Erkennenden, wurde nicht die Gnade zuteil, dass Absalom seinen guten Rat annahm, der dem König David den Untergang bereitet hätte, weil Jewe es anders wollte (2. Sam. 17:14, 23).

  Der Mensch erkennt seine Zeit nicht, seinen Stand im Lauf der Zeit, seine ihm bis zum nächsten bösen Ereignis verbleibende Zeit. Gott aber hat alle seine Tage längst in Seine Buchrolle eingeschrieben (Ps. 139: 16). Insbesondere wird der Tag des Herrn, die siebenjährige Endzeit der Zornesgerichte Gottes, urplötzlich wie eine Falle über die Menschen kommen; sie werden keinesfalls entrinnen (Luk. 21:34;

1. Thess. 5:3).

 

Weisheit ist besser als Macht

 

13 Auch dies noch sah ich als Weisheit unter der Sonne, und groß war sie mir:

14 Eine kleine Stadt, und in ihr waren wenige Mannen; da kam ein großer König und kreiste sie ein und baute große Kriegsgeräte wider sie.

15 In ihr aber fand sich ein hilfsbedürftiger, weiser Mann, und er, er bewirkte in seiner Weisheit, dass die Stadt (der Eroberung) entkam. Aber kein Mensch gedachte des hilfsbedürftigen Mannes.

16 Da sprach ich, ja ich: Weisheit ist besser als Macht, aber die Weisheit des Hilfsbedürftigen ist verachtet, und seine Worte werden nicht gehört.

17 Im Ruhen gehörte Worte der Weisen sind mehr als das Wehgeschrei eines Herrschers unter Narren.

18 Gut ist Weisheit, besser als Angriffsgeräte, aber ein Verfehlender gibt eine Menge Gutes verloren.

...

 

  Die Weisheit Salomos bestand nicht darin, dass er bestimmte Dinge genau wahrnahm (Vers 13), sondern in der Einsicht, dass es unter der Sonne, aber nicht über der Sonne so zugeht, ja im gegenwärtigen bösen Äon (Gal. 1:4) so zugehen muss.

  Ein Beispiel für die Rettung einer Stadt durch Weisheit (Vers 15) ist die der Stadt Bet-Maacha, die den Aufrührer Scheba aufgenommen hatte, vor Davids Heerführer Joab durch eine kluge Frau (2. Sam. 20:14 - 22).

  Kein Mensch gedachte des von der Fürsorge lebenden weisen Mannes (Vers 15). So vergaß auch der Mundschenk des Pharaos den Joseph im Gefängnis (1. Mose 40:23).

  Die Weisheit der Geringen wird nicht beachtet (Vers 16). Die Welt achtet auf die Großen und Mächtigen, die Reichen und Berühmten und die, die sich selbst gut darzustellen vermögen. Unser Herr Jesus erfuhr dies in Seiner Vaterstadt Nazaret, deren Einwohner dem Sohn eines Handwerkers so viel Weisheit nicht zutrauten (Mark. 6:2, 3).

  Die Worte der Weisen sind wertvoll (Vers 17), wer aber ist weise genug, um weise Worte von törichten unterscheiden zu können?

  Ein Sünder kann Gutes die Menge verderben (Vers 18).  Ein klein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig (1. Kor. 5:6; Gal. 5:9). So führte zum Beispiel der Ungehorsam des einen Mannes Achan, der in Jericho Gebanntes stahl, beim Versuch, Ai zu erobern, zum Tod von 36 Mann (Jos. 7:5; 22:20).

 

Kapitel 10

 

Ein wenig Unsinn kommt teuer zu stehen

 

1 Tote Fliegen bringen das Würzöl zum Stinken, zum Gären; so ist ein wenig Unsinn kostbarer (teurer, gewichtiger) als Weisheit und als Herrlichkeit (das heißt: ein wenig Unsinn kommt teuer zu stehen).

2 Das Herz (der Verstand) des Weisen steht zu seiner Rechten hin, aber das Herz des Narren zu seiner Linken.

3 Und auch auf dem Weg, auf dem der Unsinnige wandelt, hat er ein mangelhaftes Herz (mangelnden Verstand), denn er spricht über jeden: Dieser ist ein Unsinniger!

4 Wenn der Geist des Herrschers wider dich aufsteigt, so verlasse deinen Platz (Posten) nicht, denn (deine) Milde (dein Ruhigbleiben, deine Demut) lässt große Verfehlungen liegen (bewirkt, dass der Herrscher deine Verfehlungen liegen (auf sich beruhen) lässt).

5 Böses ist's, das ich unter der Sonne sah, wie ein Irrtum ist's, der vom Angesicht des Mächtigen (Machthabers) ausgeht:

6 Das Unsinnige wird in viele Höhen gesetzt, und Reiche sitzen in Niedrigkeit.

7 Ich sah Diener auf Rossen und Fürsten wie Diener auf dem Erdboden wandeln.

...

 

  Ein wenig Unsinn kann viel in Weisheit Aufgebautes zerstören (Vers 1).

  Die rechte Hand ist die gute (Vers 2); sie steht für Kraft und Vollmacht. Rechts vom Thron ist der Ehrenplatz (Mat. 25:33). Die linke Hand hatte kein Ansehen. Dies besagt: Der Weise ist auf das Gute ausgerichtet, der Narr auf das Schlechte.

  Ein Narr versteht sich nicht als Narr, sondern sieht andere als solche an (Vers 3). Das hat nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun, sondern mit seiner Eitelkeit. Ein Narr ist einer, der die Realität Gottes nicht sieht. Ein Narr verbreitet Torheit, seine Lippen sind eine Schlinge für die Seele (Spr. 13:16; 18:7).

  Sanftmut (»Sanftmut im Leiden«; 1. Tim. 6:16) beschwichtigt den Zorn des Herrschers (Vers 4).

  Leider gehen auch von Machthabern Irrtümer aus (Vers 5). Aus einer Laune heraus geschieht ein Missgriff, etwa dass ein Unfähiger auf einen hohen Posten gesetzt wird (Vers 6). Ein folgenschwerer Irrtum waren Rehabeams, des Sohnes Salomos, unbedachten, harten Worte an das Volk Israel, was zur Reichsteilung im Jahr 945 v. Chr. führte (1. Kön. 12:6 - 19).

 

  Das Unsinnige wird hoch erhoben (Vers 6), die Reichen – es dürften Vornehme oder Weise gemeint sein – werden kleingehalten. Auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens wird die Wahrheit in Ungerechtigkeit niedergehalten Röm. 1:18). Gottlosigkeit wird hoch geehrt, man pflichtet denen bei, die Böses tun (Röm. 1:32), und hat Lust an der Ungerechtigkeit (2. Thess. 2:12).

  Auf Rossen ritten die Fürsten, der gemeine Mann ritt auf einem Esel (Vers 7). Ein regierender Diener war unerträglich (Spr. 19:10; 30:22). Wenn die Ordnung auf den Kopf gestellt wird – wo bleibt da die Weisheit?

 

Von Gefahren

 

8 Wer eine Fallgrube ausschachtet, fällt selbst hinein, und wer eine Mauer brescht (eine Öffnung in sie schlägt), wird von einer Schlange gebissen.

9 Einer, der Steine wegzieht, wird durch sie (verletzt und) betrübt; einer, der Baumstämme spaltet, wird dadurch von ihnen gefährdet.

10 Wenn das Eisen stumpf wurde und einer die Schneiden nicht schärfte, so muss er sich sehr anstrengen. Vorzuziehen ist, Weisheit walten zu lassen.

11 Wenn die Schlange beißt, bevor eine Beschwörung geschah, so hat der Beschwörer keinen Vorzug.

...

 

  Alle diese Gefahren kann man abwenden, wenn man weise ist. – Eine beschwörte Schlange beißt nicht.

 

Weise Worte sind Gnade

 

12 Die Worte des Mundes des Weisen sind Gnade, aber die Lippen des Narren verschlingen ihn selbst.

13 Der Beginn der Worte seines Mundes ist Unsinn und das Spätere seines Mundes böse Tollheit.

14 Und der Unsinnige mehrt (seine) Worte. Nicht erkennt der Mensch, was es ist, das da wird; und was nach ihm wird (geschieht), wer tut's ihm kund?

15 Das Mühen der Narren – es ermüdet ihn, ihn, der nicht zur Stadt zu gehen weiß.

...

 

  Die Worte der Weisen sind zum einen ein Gnadengeschenk Elohims an sie, zum andern ein Segen für die, die Ohren haben zu hören (Vers 12). Nur gute Worte sollen aus unsrem Mund kommen, auferbauende, damit es den Hörenden Gnade gebe (Eph. 4:29).

  Anfang und Ende der Reden der Narren sind Unsinn (Vers 13); diese Redewendung besagt, dass die ganze Rede Tollheit ist. Die Zunge ist eine Welt der Ungerechtigkeit und kann den ganzen Körper beflecken, ein unbeständiges Übel, gedunsen von todbringendem Gift (Jak. 3:6 8)

  Und wenn ein Tor noch so viele Worte macht (Vers 14) – er weiß nicht, was morgen sein wird, weil Zeit und Umstände alles ändern können (Pred. 9:11); und was nach seinem Tod geschieht – wie soll er's wissen? Bei vielen Worten kann keiner eine Übertretung vermeiden (Spr. 10:19). Und bedenken wir: »Über jeden müßigen Ausspruch, den die Menschen reden werden – am Tage des Gerichts werden sie diesbezüglich Rechenschaft zu erstatten haben; denn nach deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und nach deinen Worten wirst du schuldig gesprochen werden« (Mat. 12:36, 37).

  Nicht in die Stadt zu gehen wissen, ist eine Redewendung für äußerste Dummheit (Vers 15). Aufgrund dieser Unwissenheit empfindet der Narr seine Arbeit als eine Zumutung oder eine besondere Last,  woraufhin er schnell ermüdet.

 

Wenn ein Jüngling regiert

 

16 Wehe dir, Land, dass dein König ein Jüngling ist und deine Fürsten (schon) am Morgen essen (tafeln).

17 Glückselig bist du, Land, dass dein König ein Sohn der Vornehmen ist und deine Fürsten zur (rechen) Zeit essen, in Ermächtigung (ihrer Sinne mächtig) und nicht unter Betrinken.

...

 

  Wenn Jewe der Heere Jünglinge zu Israels Fürsten machte und Kindliche herrschen ließ, war dies Ausdruck Seines Gerichts (Jes. 3:4). Jugendliche Heißsporne tun dem Volk nicht gut, ebenso wenig wie Fürsten, die ihrem Müßiggang und dem Genuss frönen. Adelige, eine edle Lebensweise führende, fähige, erfahrene Männer sind ein Segen Jewes für das Land.

 

Weitere Ermahnungen

 

18 Infolge von Trägheit wird das Firstgebälk ausgemergelt, und infolge des Niedersinkens der Hände sickert (tropft) das Haus.

19 Zur Heiterkeit (zum Wohlbefinden) macht man Brot (bereitet man ein Mahl), und Wein erfreut die Lebenden, und das Silber ermöglicht das alles.

20 Im Übrigen, verfluche nicht wissentlich einen Regenten, und verfluche in den Kammern, in denen du liegst, keinen Reichen, denn ein Flügler der Himmel (ein Vogel) lässt (deine) Stimme mitgehen, und ein Flügelhabender berichtet das Wort.

...

 

  Ein nicht reparierter Schaden zieht weitere Schäden nach sich. Trägheit läutet den Niedergang des ganzen Hausstands ein (Vers 18). »Ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer, ein wenig Verschränken der Hände, um zu liegen – und schon naht sich deine Mittellosigkeit und dein Mangel wie ein schildbewehrter (also nicht aufzuhaltender) Mann« (Spr. 24:33, 34).

  Im Übrigen (Vers 20), verfluche niemanden, selbst in deiner Wohnung nicht, denn durch irgendeinen – menschlich gesprochen – »dummen Zufall« wird es bekannt, und dann findet sich auch jemand, der es dem Benannten hinterträgt. Den Oberen seines Volkes soll man nicht fluchen (2. Mose 22:27; Ap. 23:5).

  Eines Tages wird übrigens alles offenbar werden. Unser Herr Jesus sagt: »Nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt werden wird. Darum wird man alles, was ihr im Finsteren redet, im Licht hören, und was ihr in den Kammern flüsternd ins Ohr sprecht, wird man auf den Flachdächern herolden« (Luk. 12:2, 3). Es kommt der Tag, da Gott das Verborgene der Menschen gemäß dem Evangelium des Apostels Paulus, des ihm enthüllten (Gal. 1:12; 27), durch Jesus Christus richten wird (Röm. 2:16).

 

Handle verantwortungsvoll und fürchte Elohim!

(Prediger 11 + 12)

 

Kapitel 11

 

Verantwortungsvolles Handeln

 

1 Entsende dein Brot auf das Angesicht der Wasser (über die Wasserfläche), denn nach vielen Tagen findest du es (wieder).

2 Gib deinen Anteil an sieben oder auch an acht, denn du weißt nicht, was auf dem Land noch Böses geschehen wird.

3 Wenn die Wolken gefüllt sind, entleeren sie Platzregen auf das Land; und ob ein Baum gen Süden fällt oder gen Norden, an dem Ort, wo der Baum hinfällt, dort bleibt er.

4 Wer den Wind beobachtet, sät nicht, und wer auf die Wolken sieht, erntet nicht.

5 Ebenso wie du nicht erkennst, was der Weg des Windes ist wie auch der der Gebeine im Bauch der Schwangeren, so erkennst du auch nicht das Tun Elohims, der das alles macht.

6 Am Morgen säe deinen Samen, und am Abend belasse nicht deine Hand (untätig), denn du weißt nicht, wo dies gedeihen wird, ob dieses oder jenes oder ob sie beide wie eines (jedes für sich) gut werden.

...

 

  Dieser Abschnitt ist von dem Zuspruch geprägt, fleißig zu arbeiten und das eine ebenso wie das andere mutig anzupacken, weil man nicht weiß, welche der Bemühungen Elohim zum Erfolg führt.

  Bei der Entsendung des Brotes über die Wasser (Vers 1) mag man an den Getreidehandel über See denken, der reichen Gewinn versprach. Der Vers dürfte aber nicht so speziell zu verstehen sein, sondern allgemein besagen, dass Elohim denen, die Bedürftigen Spenden geben, reichlich vergelten wird. Wer den Armen sein Brot gibt, wird gesegnet (Spr. 22:9; 5. Mose 15:10). »Gebt, und auch euch wird gegeben werden!« (Luk. 6:38). Und schließlich wird es den Gerechten bei der Auferstehung vergolten werden (Luk. 14:14).

  Wenn böse Zeiten kommen (Vers 2), wird einer der von dir Beschenkten sich erkenntlich zeigen. Wirtschaftlich gesehen dürfte es wegen der Risiken und Gefahren ratsam sein, sein Vermögen an mehreren Stellen zu investieren.

  Auch die Wolken geben ihren Segen (Vers 3). Andererseits bleibt das Risiko, weil man nicht weiß, in welche Richtung ein Baum stürzt.

  Wer den Wind und die Wolken beobachtet (Vers 4), also zu lange auf günstiges Wetter wartet, wird zu säen versäumen. Handle, wage es!

  Und vertraue auf Elohim, der alles wachsen lässt (Vers 5).

  Arbeite morgens und abends, das heißt den ganzen Tag (Vers 6), denn du weißt nicht, welche deiner Unternehmungen Frucht tragen werden. »Wer kärglich sät, wird auch kärglich ernten; doch wer im Segen sät, wird auch im Segen enten« (2. Kor. 9:6).

 

Freue dich!

 

7 Und süß ist das Licht, und gut ist's den Augen, die Sonne zu sehen.

8 Denn wenn der Mensch viele Jahre lebt, so freue er sich in ihnen allen, und er denke (auch) an die Tage der Finsternis, dass sie viele werden (und dass) alles, was kommt, Dunst ist.

9 Freue dich, Erwählter (Tauglicher, Kraftvoller), in deiner Rechtsstellung, und dein Herz tue dir Gutes in den Tagen deiner Erwählungen (deiner Kraft). Und wandle in den Wegen deines Herzens und gemäß dem, was deine Augen sehen; erkenne aber, dass Elohim dich über all diesem in das Gericht bringen wird.

10 Und nimm den Gram aus deinem Herzen weg, und lass das Böse vorbeigehen, weg von deinem Fleisch, denn die Rechtsstellung und das Schwarzröten (vermutlich Schminken) sind Dunst.

...

 

  Freue dich, solange du das Licht der Sonne sehen kannst, freue dich alle Tage, denn in der Finsternis des Todes verbleibt dir gar nichts (Verse 7 + 8). Kaufe die Zeit und die Gelegenheiten aus (Kol. 4:5)! Lebe in der Gegenwart, die Zukunft bereitet Elohim!

  Erfülle dir die guten Wünsche deines Herzens (Vers 9) und das, wozu deine Augen dich anleiten, bedenke jedoch dabei, dass Elohim dich zur Rechenschaft ziehen wird. »Alle Wege eines Mannes sind in seinen Augen lauter, aber (der für die) Geister Maßgebende (der die Gesinnung nach Seinen Maßstäben Prüfende) ist Jewe« (Spr. 16:2). »So wahr Ich lebe, spricht der Herr: Vor Mir wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird Gott huldigen. Demnach nun wird jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben« (Röm. 14:11, 12).

  Verbanne Gram und Unmut aus deinem Herzen und verbringe deine Zeit nicht mit üblen Dingen (Vers 10), denn deine besondere Rechtsstellung als ein Erwählter, als ein Wehrdiensttauglicher in seiner Jugendkraft, ist Dunst und hilft dir vor dem Gericht Elohims überhaupt nicht. Darum: Halte dich fern von allem, was Böse aussieht (1. Thess. 5:22). Hüte deine Zunge vor dem Bösen (Ps. 34:14). »Es stehe ab von der Ungerechtigkeit jeder, der den Namen des Herrn nennt« (2. Tim. 2:19).

 

Kapitel 12

 

Die Beschwerden des Alters

 

1 Und gedenke deines Schöpfers in den Tagen deiner Erwählungen (deiner Jugendkraft, in der du zum Dienst erwählt bist), solange die bösen Tage nicht kommen und die Jahre angelangen, da du sprechen wirst: Ich habe kein Gefallen an ihnen! –

2 solange die Sonne und das Licht nicht finster werden und der Mond und die Sterne und die Wolken nach dem Platzregen zurückkehren (wieder sichtbar werden) –

3 an dem Tag, da die Hüter des Hauses (die Arme und Hände) zittern und die gewappneten Mannen (die Beine und Füße) sich krümmen und die Zermahlenden (die Zähne) untätig sind, zumal sie weniger geworden sind, und die durch's Fenster Sehenden (die Augen) finster (trübe) werden,

4 und die Doppeltür in der Tränke (die zwei Lippen des Trinkens) verschlossen wird (die Lippen wegen fehlender Zähne einfallen); niedrig (tief) ist die Stimme der Mühle (tief und rau wird die Stimme, oder: man hört die Mühle nur noch leise). Und wenn einer (frühmorgens) aufsteht zur Zeit der Vogelstimmen, so werden alle Töchter des Liedes niedergeworfen (so sind alle Töne erniedrigt; so hat die Fähigkeit des Singens nachgelassen).

5 Auch vor Anhöhen fürchtet man sich, und Bestürzungen (erschreckende Hindernisse und Gefahren) sind auf dem Wege. Und der (weiß blühende) Mandelbaum verschmäht (der Alte verwirft sein weißes Haar), und der Grashüpfer bebürdet sich (der Alte geht gebeugt unter den Bürden), und die Kaper (Blütenknospe des Kapernstrauchs) zerbröckelt (der Alte verliert nach und nach seinen Geschmackssinn) – denn der Mensch wandelt zu seinem äonischen Haus, und die Klagenden umkreisen die Tränke –;

6 solange nicht entfernt wird der silberne Strick (der die goldene Schale mit dem Lebenslicht hält) und die goldene Schale zerknickt und der Krug über der Quelle zerbrochen wird und die Rolle (zum Hochziehen des Kruges) über der Zisterne zerknickt wird.

7 Und der Staub kehrt zurück auf das Erdreich, so wie er war, und der Geist kehrt zurück zu Elohim, der ihn gegeben hat.

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  Wer will die Beschwerden des Alters noch eindrücklicher schildern?

  Gedenke deines Schöpfers (Vers 1) – dies geschieht, indem man Seine Gebote hält und Ihn allezeit lobt. Den Ungläubigen sei gesagt: Suche deinen Erschaffer, solange es dir noch gut geht, denn im Alter, wenn dich die Schmerzen plagen und dir die Zeit rauben, kannst du vielleicht keinen klaren Gedanken mehr fassen.

  Ja, die alten Tage gefallen uns Menschen nicht. Sei dankbar für jeden Tag hinreichender Gesundheit! Der Mensch wandelt zu seinem äonischen Haus (Vers 5); das ist der Scheol, das Totenreich (Hiob 17:13), beziehungsweise, was das gläubige Volk Israel betrifft: ihre äonische Heimat auf der Erde, und was uns Gläubige heute, die Leibesgemeinde (Eph. 1:23), anbelangt: unsere Heimat im Himmel für die zwei zukünftigen Äonen (Eph. 2:6, 7; 2. Tim. 4:18). »Wir wissen doch, dass, wenn unser irdisches Haus, diese Zeltwohnung, abgebrochen wird, wir ein Gebäude von Gott haben, ein äonisches Haus, nicht mit Händen gemacht, in den Himmeln« (2. Kor. 5:1).

  Die Bilder des Verses sechs beschreiben allesamt den Moment des Sterbens.

  Dass mit dem Eintritt des Todes der Körper und der Geist zu ihrem Ursprung zurückkehren (1. Mose 3:19; Ps. 104:29) und die Seele, das Bewusstsein, ja der ganze Mensch nicht mehr ist, war im Zusammenhang mit Kapitel neun, Verse fünf, sechs und zehn, ausführlich  dargelegt worden. Siehe auch meinen Aufsatz »Zwischen Tod und Auferstehung« auf meiner Homepage www.biblischelehre.de (»Was sagt denn die Heilige Schrift?«).

Schlussbetrachtung

8 Umdunstet (von) Dünsten!, spricht der die Stimme (Erhebende). Das alles ist Dunst.

9 Außerdem: Ein Vorzug ist's, dass der die Stimme (Erhebende) ein Weiser wurde; so lehrte er ferner das Volk Erkenntnis und hörte aufmerksam hin und untersuchte. Geradlinig verfasste er vergleichende Aussagen die Menge.

10 Der die Stimme (Erhebende) suchte, wohlgefällige Worte zu finden und Aufgeschriebenes in Geradheit (Aufrichtigkeit), Worte der Wahrheit.

11 Die Worte der Weisen sind wie Stachelstäbe und wie eingeschlagene Stiftnägel. (Die Weisen sind) Eigner der

(Spruch-)Sammlungen; sie sind von einem Hirten gegeben.

12 Und durch sie bevorzugt, mein Sohn, sei gewarnt! Des Schriftstücke-Machens die Menge ist kein Ende, und Entdeckung (Lesen, Studieren) die Menge ermüdet das Fleisch.

13 Als Zusammenfassung all dieser Worte hören wir: Fürchte Elohim und hüte (bewahre) Seine Gebote, denn dies sollte jeder Mensch tun.

14 Denn Elohim bringt alle Tagen ins Gericht über alles Verheimlichte, sei's gut oder böse.

...

 

  Alles ist Dunst (Vers 8). Das hat König Salomo in dieser Schriftrolle vielfach dargestellt. Alles ist eitel, alles ist vergänglich. Dies gilt für alles unter der Sonne. Darum: Blicke auf Jewe, den Elohim Israels!

Wir Gläubigen heute sagen: »Unser Bürgertum jedoch ist in den Himmeln, woher wir auch den Retter erwarten, den Herrn Jesus Christus, der den Körper unserer Erniedrigung umwandeln und dem Körper Seiner Herrlichkeit gleichgestalten wird gemäß der Wirkungskraft, die Ihn befähigt, auch das All Sich unterzuordnen« (Phil. 3:20, 21). »Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!« (Kol. 3:2).

  Es ist ein Vorzug und Gewinn für alle, dass Salomo weise ist (Vers 9). Elohim hatte ihm ein weises und verständiges Herz gegeben

(1. Kön. 3:12; 10:23). Die Königin von Scheba (Saba, am Schilfmeer gelegen) pries ihn: »Glückselig sind deine Mannen, glückselig sind deine Diener, die stets vor deinem Angesicht stehen, die deine Weisheit hören« (1. Kön. 10:8).

  Er hatte alles gründlich untersucht, wie er denn sagte: »Die Herrlichkeit Elohims ist's, eine Sache zu verbergen, die Herrlichkeit der Regenten aber, eine Sache zu untersuchen« (Spr. 25:2). Salomo ist ein kompetenter Lehrer des Volkes. Er verfasste auch viele »vergleichende Aussagen«, die wir hierzulande »Sprüche« nennen.

  Er hat »Worte der Wahrheit« niedergeschrieben (Vers 10). Das Wort Gottes ist wahr. Jesus betete Seinen Vater an. »Dein Wort ist Wahrheit« (Joh. 17:17). Der Herr Jesus Christus Selbst ist die Wahrheit in Person (Joh. 14:6).

  Die Worte der Weisen, denen Gott Sein Wort einhauchte (2. Tim. 3:16), sind wie Stachelstäbe (Vers 11), mit Stacheln bewehrte Stöcke der Viehtreiber, und wie Stiftnägel. Die eingeschlagenen Nägel sind markant; auch Zeltpflöcke verstand man als Nägel; sie hielten das ganze Zelt. Und gegen Stachelstäbe auszuschlagen, ist unsinnig, wie auch Saulus vor Damaskus von dem Herrn Jesus hören musste: »Saul, Saul, was verfolgst du Mich? Hart ist es für dich, gegen Stacheln auszuschlagen!« (Ap. 26:14). Letztlich ist der Pfahl, an dem Jesus starb, der prägnante Stab, den niemand übersehen kann.

  Alle Sprüche Salomos sind von einem Hirten gegeben (Vers 11). Der eine Hirte, der Israel treu weidet, ist Jewe, ihr Elohim (1. Mose 49:24; Ps. 23:1; 80:2; 95:7; Heb. 13:20). Jesus sagt: »Ich bin der edle Hirte. Der edle Hirte gibt Seine Seele für die Schafe hin« (Joh. 10:11).

  Ein Mensch, der das Wort der Wahrheit kennt,  ist höchst bevorzugt (Vers 12). Gleichwohl aber soll er sich auch warnen lassen: Des vielen Bücherschreibens ist kein Ende, und dauernd nur lesen macht müde. Viele Bücher sind nicht Gottes Wort; sie zu lesen, ermüdet nicht nur, sondern bringt auch kaum Gewinn. Lies die Bibel!

  Seine Worte zusammenfassend, kommt König Salomo auf die Grundaussage zu sprechen: Fürchte Elohim und hüte Seine Gebote (Vers 13)! Ihn fürchten und Seinen Anweisungen folgen sind praktisch eins (Pred. 5:6; Hiob 28:28; 5. Mose 10:12). Jewe fürchten, dies ist der Anfang der Erkenntnis und der Weisheit (Spr. 1:7; 9:10). Eigentlich sollte jeder Mensch den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus fürchten und verherrlichen (Röm. 1:21), doch wer fragt schon nach Ihm? »Es gibt keinen, der Gott ernstlich sucht. Alle meiden sie Ihn und sind zugleich unbrauchbar geworden« (Röm. 3:11, 12).

  Im Übrigen bedenke man, dass alles offenbar und von Gott gerichtet werden wird (Vers 14; Pred. 3:17; 11:9). Vor Gottes Augen ist alles offenbar (Heb. 4:13). »Nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt werden wird; und nichts ist verborgen, was nicht bekannt werden wird« (Mat. 10:26; Luk. 12:2). Der Vater hat alles Gericht Seinem Sohn übertragen (Joh. 5:22). Er, Jesus, ist der Mann, durch den Gott die Wohnerde in Gerechtigkeit richten wird (Ap. 17:31). Und der Apostel Paulus spricht von »dem Tag, wenn Gott das Verborgene der Menschen richten wird gemäß meinem Evangelium durch Jesus Christus« (Röm. 2:16).

 

 

Dieter Landersheim

Höhenstraße 11

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