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Hinweg von dem Evangelium des Christus? (Galater 1:1-9)

Das Evangelium des Paulus ist nicht menschengemäß (Galater 1:10-24)

Mit dem Evangelium der Unbeschnittenheit betraut (Galater 2:1-10)

Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt (Galater 2:11-21)

O ihr unvernünftigen Galater! (Galater 3:1-14)

Aufgrund der Verheißung oder des Gesetzes? (Galater 3:15-29)

Werdet frei von den Grundregeln der Welt (Galater 4:1-18)

... bis Christus in euch Gestalt gewinne! (Galater 4:19-31)

Wie man aus der Gnade fallen kann (Galater 5:1-12)

Wandelt im Geist! (Galater 5:13-26)

Nur im Kreuz Christi rühmen wir uns (Galater 6)

 

Ausführungen zum Galaterbrief

 

Hinweg von dem Evangelium des Christus?

  (Galater 1:1-9)

 

Einführung in den Galaterbrief

 

  Auf der ersten Missionsreise wohl in den Jahren 47 und 48 n. Chr. kamen Paulus und Barnabas auch in den Süden der römischen Provinz Galatien mit den Städten Antiochien, Ikonium, Lystra und Derbe. In Antiochien (dem pisidischen) hatte Paulus zum ersten Mal die Rechtfertigung des Sünders von all seinen Sünden allein durch Glauben verkündigt, und zwar mit den Worten: »Von allem, von dem ihr im Gesetz des Mose nicht gerechtfertigt werden konntet« (nämlich den absichtlichen und freiwilligen Sünden; 4.Mose 15:30; Heb.10:26), »wird in diesem« (nämlich in Jesus) »jeder gerechtfertigt, der glaubt« (Ap.13:39). »Als die aus den Nationen das hörten, freuten sie sich und verherrlichten das Wort des Herrn; und alle, die zu äonischem Leben verordnet waren, kamen zum Glauben« (Ap.13:48). In Lystra war Paulus auf Veranlassung der Juden von der Volksmenge gesteinigt worden, sodass man meinte, er sei gestorben (Ap.14:19). Der Bericht des Lukas über die erste Reise schließt mit der Feststellung, dass Gott den Nationen eine Tür des Glaubens aufgetan hat (Ap.14:27).

  Nach der Rückkehr in ihre Gemeinde im syrischen Antiochien hielten sich Paulus und Barnabas dort ziemlich lange Zeit auf (Ap.14:28). Petrus besuchte sie, sicherlich nicht zuletzt um Einzelheiten der Reise zu hören (Gal.2:11-14). Leider zog er sich dabei nach der Ankunft von Gesetzeseiferern um Jakobus von den Gläubigen aus den Nationen zurück, sodass Paulus ihn zurechtweisen musste.

  Zu jener Zeit wurden die galatischen Gemeinden mit derselben geistlichen Strömung konfrontiert. Auf das Gesetz pochende jüdische Gläubige hatten sich in die Gemeinden eingeschlichen (Gal.2:4) und sie mit der Behauptung beunruhigt, dass der Glaube allein nicht genüge, sondern auch das Gesetz des Mose zu beachten sei, also Beschneidung und Gesetzeswerke heilsnotwendig seien. Paulus reagierte rasch und schrieb im Jahre 49 in deutlicher Schärfe den uns vorliegenden Galaterbrief.

 

Die Gliederung des Galaterbriefs

 

  Mit dem Galaterbrief tritt Paulus dem Versuch entgegen, das Evangelium der Gnade mit Zusätzen aus dem Gesetz zu vermischen.

  Der Brief gliedert sich

- in die Eingangsworte und -grüße (1:1-5) und den

  abschließenden Gruß (6:18);

- in die Darstellung des Gegensatzes des Evangeliums der

  Unbeschnittenheit und eines Mischevangeliums (1:6-9)

  sowie des gegensätzlichen Wandels des Paulus und der

  rivalisierenden, falschen Lehrer (6:11-17);

- in den Abschnitt der persönlichen Verteidigung des

  Evangeliums des Paulus in Gegenüberstellung zu Petrus

  (1:10-2:21);

- den Abschnitt der Verteidigung der Lehre in

  Gegenüberstellung der Verheißung (und damit dem

  Glauben und der Gnade) zum Gesetz (3:1-5:12);

- und in den Abschnitt über den Wandel im Geist als Frucht

  des Evangeliums des Apostels Paulus im Gegensatz zum

  Wandel im Fleisch (5:13-6:10).

 

Nicht von Menschen beauftragt

 

  Aus den Versen 1 und 2 erfahren wir die Absender und die Empfänger: »Paulus, Apostel (nicht von Menschen beauftragt, noch durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott den Vater, der Ihn aus den Toten auferweckt hat), und alle Brüder, die bei mir sind, an die herausgerufenen Gemeinden Galatiens Paulus ist Apostel. Dies betont er um seines Evangeliums willen und des bedeutenden lehrmäßigen Inhalts des Briefes wegen sogleich. Paulus ist nicht ein von Menschen Beauftragter, dessen Aussagen man auch unbeachtet lassen könnte, sondern ein von dem auferstandenen Herrn Jesus Christus Selbst Gesandter. Seine Vollmacht ist ihm auch nicht durch einen Menschen - das könnte nur Petrus, der Hauptapostel der Zwölf, sein - vermittelt worden, sondern er ist von Gott dem Vater als Apostel eingesetzt, das gesetzesfreie Evangelium zu verkündigen, und dies völlig unabhängig von den Säulen der Gemeinde in Jerusalem, Jakobus, Petrus und Johannes.

  Der Auferstandene war ihm außerhalb Jerusalems, im Ausland, vor Damaskus erschienen. Dort wurde Paulus in absoluter Gnade berufen, war er doch christusfeindlich gesonnen und auf Gewalttat aus, wofür er nach dem Gesetz den Tod verdient hätte; von Umsinnung und guten Werken keine Spur. Paulus wurde auf diese Weise ein Muster für alle, die in der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung an Jesus Christus glauben (1.Tim.1:12-16), und damit ist auch das ihm enthüllte Evangelium umrissen.

 

Aus dem bösen Äon herausgenommen

 

  Mit den Versen 3 bis 5 folgt der Eingangsgruß: »Gnade sei euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus, der Sich Selbst für unsere Sünden hingegeben hat, damit Er uns aus dem gegenwärtigen bösen Äon herausnehme, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters. Ihm sei die Verherrlichung für die Äonen der Äonen! Amen!« Das Kreuz Christi allein ist die Grundlage der Gnade, in der wir stehen und die uns völligen Frieden mit Gott dem Vater vermittelt. Mögen wir die Gnade nicht ablehnen, indem wir etwa irgendein eigenes Tun hinzufügen wollten. Gnade und Frieden - diese vollkommenen, beglückenden Segnungen dürfen die Gläubigen genießen, die sich an Paulus halten.

  Welch eine Rettung uns widerfahren ist: Für unsere Sünden hat Sich Christus Selbst dahingegeben; frei von jeder Verurteilung sind wir nun! Christi Dahingabe hat uns zugleich aus dem gegenwärtigen bösen Äon herausgenommen. Es ist nicht nötig, die Bosheit unseres Äons zu schildern; wir wissen, dass die ganze Welt in dem Bösen liegt (1.Joh.5:19), sehen und hören es täglich und haben es auch persönlich schon zur Genüge erfahren. Wir aber sind da herausgenommen. Wir sind nämlich nach Gottes Gnadenauswahl aus der Welt herausgerufen - von ihrer rücksichtslosen und selbstsüchtigen Art und Weise geschieden - und in die Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn, hineinberufen worden (1.Kor.1:9). Wir sind nun in Christus Jesus und in Ihm eine neue Schöpfung (2.Kor.5:17). Mögen wir uns - dessen eingedenk - nun aber auch gründlich reinigen von der alten Menschenweise und der Gerechtigkeit, der Liebe und dem Frieden mit allen nachjagen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen (2.Tim.2:22). Mögen wir unsere Körper Gott als ein heiliges Opfer bereitstellen und uns nicht auf diesen Äon einstellen, sondern uns umgestalten lassen durch die Erneuerung unseres Denksinns, damit wir zu prüfen vermögen, was der Wille Gottes ist - der gute, wohlgefällige und vollkommene (Röm.12:1,2). Mögen wir uns nur im Kreuz Christi rühmen, durch das uns die Welt gekreuzigt ist und wir ihr (Gal.6:14). Es wäre nicht gut, wenn wir uns in Dingen eines Mischevangeliums rühmen würden, durch das menschliches Tun nach weltlicher Art wieder einen Stellenwert bekäme. Denn dann würden wir das Kreuz und die darauf gründende Gnade verachten. Wer aber der Lehre des Apostels Paulus folgt, ist auch aus der Beeinflussung durch die in dem bösen Äon wirkenden falschen Brüder herausgenommen.

  Unsere Herausnahme aus dem bösen Äon geschah nach dem Willen unseres Gottes und Vaters. Was ist Sein Wille? Schon in Hesekiel 33:11 ist zu lesen, dass Er keinen Gefallen am Tode des Gottlosen hat, sondern will, dass er umkehre und lebe. Gott, unser Retter, will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1.Tim.2:4). Und wir Gläubigen sind bereits in dem souveränen Willen Gottes allein durch die Darbringung des Körpers Jesu Christi ein für allemal gerettet, gerechtfertigt und geheiligt (Heb.10:10).

  Als nach dem Willen Gottes aus der Obrigkeit der Finsternis Geborgene sollen wir nun aber auch dem Willen Gottes für unseren Wandel folgen und unsere Heiligkeit in der Furcht Gottes vollenden. Dazu befähigt uns die Gnade, die Paulus verkündigt. Haben wir erst einmal erkannt, dass sie nicht mit Umsinnung und Wassertaufe verknüpft ist und bei Nichtbewährung nicht rückgängig gemacht wird (wie es beim Evangelium der Beschneidung der Fall ist), dann wird diese Gnade uns so völlig ändern, dass Christus in uns Gestalt gewinnt und wir Gott wohlgefällig wandeln.

  Dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus sei dafür Dank und Verherrlichung für die Äonen der Äonen, bis hinein in die abschließenden, krönenden Äonen. Amen!

 

Paulus staunt

 

  Ganz bestimmt hat Paulus allezeit für die Gläubigen in Galatien gedankt. Es ist aber auffallend, dass er dies nicht zum Ausdruck bringt, wie er es sonst in allen anderen Gemeindebriefen nach den Eingangsworten tut. Es muss etwas Erschütterndes geschehen sein: Die Galater waren im Begriff, aus der Gnade zu fallen (Gal.5:4). Sie standen in der Gefahr, sich im Fleisch zu rühmen. Daraus würden dann Werke des Fleisches folgen.

  Der Apostel der Nationen trifft sofort eine klare Unterscheidung. Er schreibt in den Versen 6 und 7: »Ich staune, dass ihr euch so schnell umstellt, hinweg von dem Evangelium, das euch in Christi Gnade berufen hat, zu einem andersartigen Evangelium, das aber nicht ein anderes echtes ist, nur weil etliche da sind, die euch beunruhigen und das Evangelium des Christus verkehren wollen.« Paulus kämpft gegen die Entstellung seines Evangeliums. Er verteidigt die Allgenugsamkeit des Kreuzes und damit den für uns daraus erwachsenden Gnadenreichtum und überwältigend herrlichen Segen.

  Tadelnd schreibt er, dass er staune. Wie kann man sich aber auch nur von der reinen, alles schenkenden Gnade abwenden und einer mit Werken vermischten das Ohr leihen? Das Evangelium, das Paulus ihnen verkündigt hat, hat sie in Christi Gnade berufen, in

- eine Gnade, bei der nichts aus uns ist - was könnte denn

  auch das mitgekreuzigte und damit schmachvoll ins

  Abseits gebrachte Fleisch bieten? -;

- eine Gnade, die uns allein nach dem Vorsatz Gottes zuteil

  wurde und uns in Christus Jesus bereits vor äonischen

  Zeiten gegeben ist (2.Tim.1:9);

- eine Gnade, in der wir umsonst gerechtfertigt sind von

  allen Sünden durch die völlige Freilösung, die in Christus

  Jesus ist (Röm.3:24);

- eine Gnade überwältigenden Reichtums, in der wir die

  Vergebung aller unserer Kränkungen des Vaterherzens

  Gottes haben, mithin auch diesen Segen der Freilösung in

  Christi Blut (Eph.1:7);

- eine Gnade, die uns völligen Frieden mit Gott vermittelt,

  den unverbrüchlichen Frieden der Aussöhnung mit dem

  Vater, sodass wir uns in sicherer Erwartung Seiner

  Herrlichkeit rühmen mögen (Röm.5:1,2).

  Wie kann man sich nur davon abwenden, ja sich so schnell umstellen, hinweg von diesem herrlichen Evangelium und hin zu einem andersartigen Evangelium, das gar kein anderes echtes ist?

 

Ein andersartiges Evangelium

 

  Was ist ein andersartiges Evangelium? Wie wir aus der Stichwortkonkordanz zum Konkordanten Neuen Testament ersehen, deutet das griechische Wort »heteros« einen Wesensunterschied an, sodass nicht einfach etwas anderes derselben Art darunter zu verstehen ist. Es handelt sich um einen wesenhaften Unterschied. Das griechische Wort »allos« dagegen bezeichnet etwas anderes derselben Art oder Kategorie.

  Das Evangelium der Beschneidung, das die Zwölf verkündigen, ist ein anderes Evangelium, aber ebenso echt und der Wahrheit gemäß wie das des Paulus, denn diese Evangelien, das der Unbeschnittenheit und das der Beschneidung, sind beide von Gott. Sie sind beide göttlicher Art. Ein andersartiges Evangelium aber ist nicht von Gott, sondern eine unzulässige Vermischung beider Evangelien und damit eine Verdrehung und Verfälschung der Wahrheit.

  Nun könnte man entgegnen: Wenn ein andersartiges Evangelium aus Bestandteilen der beiden gottgegebenen Botschaften zusammengesetzt ist, könnte es doch immer noch wahr bleiben. Aber nein, das Evangelium der Unbeschnittenheit mit Zusätzen aus dem der Beschneidung ist nicht mehr die Wahrheit für die Nationen. Die schriftgemäßen Erfordernisse, um in das Königreich Israels auf der Erde zu gelangen, wie Umsinnung, Wassertaufe und Bewährung, sowie die Segnungen, wie die Vergebung der Sünden, die nationale Wiedergeburt und das königliche Priestertum, sind dem uns angehenden Glaubensgut fremd. Eine Vermischung ergäbe ein Produkt völlig anderer Art, einen Zwitter, weder Fisch noch Fleisch - und das wäre eine Katastrophe.

  Wohl beruhen das Evangelium des Paulus ebenso wie das der Zwölf auf Jesu Christi Rettertat am Kreuz sowie auf der Gnade und dem Glauben. Aber bereits diese Grundlagen der beiden echten Evangelien sind anders akzentuiert. So starb Christus nach dem Evangelium der Beschneidung in Erfüllung des mosaischen Opferrituals; Er sühnte die Sünden durch Sein Leiden und Sterben, Er trug sie an das Kreuz hinauf. Dem Glaubenden wird unter der Bedingung der Umsinnung und des Sündenbekenntnisses (1.Joh.1:9) Vergebung der Sünden zuteil. Diese Gnade kann im Falle der Nichtbewährung rückgängig gemacht werden; man kann den heiligen Geist, das äonische Leben und die Rettung für das irdische Königreich verlieren (Mat.18:23; Ap.5:1-11; 2.Pet.1:10; 1.Joh.3:15). - Nach dem dem Apostel Paulus enthüllten Evangelium dagegen sind wir Gläubigen zusammen mit Christus gekreuzigt. Damit ist alles Fleisch, alles eigene Wirken, abgetan. »Allein der Glaube« heißt es für uns, und nur dies ist der Gnade gemäß, die uns ohne Bedingungen und Auflagen (etwa der Bewährung) zuteil wurde. Versiegelt sind wir zudem mit dem heiligen Geist; unsere Rettung für das überhimmlische Königreich Christi können wir nicht verlieren (Röm.8:30; Eph.1:14; 2.Tim.4:18).

 

Das Evangelium des Christus

 

  Nun hat es sich in Galatien aber begeben, dass dort etliche sind, die die Gläubigen beunruhigen und das Evangelium des Christus verkehren wollen (Vers 7). Sie sind an Jesus gläubige Juden und werden ebenso wie die kurze Zeit darauf von Judäa in des Paulus Heimatgemeinde Antiochien herabgekommenen gesagt haben: »Wenn ihr nicht nach der Sitte des Mose beschnitten werdet, könnt ihr nicht gerettet werden« (Ap.15:1). Für einen Juden war etwas anderes ja auch nicht denkbar. Einige Galater dürften sich gegen die Beschneidung aufgelehnt haben, andere waren schon mehr oder weniger auf das Gesetz eingestellt und hielten zum Beispiel auf Tage und Monate, Fristen und Jahre (Gal.4:10). Sie waren dabei, ihren Glaubensweg, den sie im Geist begonnen hatten, nunmehr im Fleisch vollenden zu wollen (Gal.3:3). Noch aber war die Überredungsarbeit der falschen Brüder nicht zum Durchbruch gekommen, sodass Paulus die Galater mit seinem energisch ermahnenden Brief für den Abwehrkampf stärken und sie davon abhalten konnte, sich unter das Gesetz zu stellen. So schreibt er ihnen nun im Vertrauen zum Herrn, dass sie zu der festen Erkenntnis kommen werden, dass das Gesetz für Menschen, die in Christus Jesus sind, gegenstandslos ist. Entweder man baut auf das Kreuz Christi, weiß sich damit durch Glauben gerechtfertigt und lebt mithin aus der Gnade, oder man steht unter dem Gesetz, baut damit auf eigene, niemals rechtfertigende Werke und ist mithin von Christus getrennt (Gal.3:11; 5:4). Wenn die Gerechtigkeit eines Menschen aufgrund von Werken festgestellt werden könnte, wäre ja Christus ohne Grund gestorben (Gal.2:21). Gemeinschaft mit Christus hat nur, wer glaubt, was Er für uns getan hat.

  Die falschen Lehrer wollen das Evangelium des Christus umkehren. Der Begriff »Evangelium des Christus« wird nur von dem Apostel Paulus gebraucht. Es ist die von dem erhöhten, zur Rechten Gottes sitzenden Herrn Jesus Christus nur dem Paulus enthüllte Wohlbotschaft (Gal.1:12). Es ist das Evangelium der Herrlichkeit des Christus (2.Kor.4:4), die Frohbotschaft der überströmenden Gnade Gottes in Christus Jesus für Sünder und Gottesfeinde. Um dieses Evangelium mit einigen Worten aus dem Galaterbrief zu skizzieren, sei auf Kapitel 2:16 hingewiesen, wonach der Mensch durch Christi Jesu Glauben, durch Seinen Glaubensgehorsam bis hin zum Kreuzestod gerechtfertigt wird, durch Christi Tat allein. Nach Kapitel 3:26 sind wir alle Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus. Eine neue Schöpfung sogar sind wir in Christus Jesus (Kap.6:15). Was sollten wir jetzt noch mit dem Gesetz oder der Welt zu tun haben? Wir sollen uns nur im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus rühmen. Damit ist alles andere uninteressant für uns, gekreuzigt, abgetan, Abraum (Kap.6:14).

  Die Tatsache, dass uns alles, die unwiderrufliche Rettung und aller Segen, allein durch Christi Kreuz zuteil wurde, ohne unser geringstes Zutun, wird in Galater 5:11 als das Anstoßerregende des Kreuzes bezeichnet. Dem Menschen, der sich eigener Leistungen rühmen will, ist das Kreuz ein Dorn im Auge.

  Nun könnte man entgegnen: Das Evangelium der Beschneidung fordert aber doch auch Werke des Menschen. Ja, so ist es. Beim Evangelium der Zwölf verhält es sich so, dass es das Kreuz nicht im Sinne der Mitkreuzigung allen Fleisches kennt, das Fleisch einen Stellenwert behält und der Glaube mithin durch edle Werke (durchaus gemäß dem Gesetz) erwiesen werden muss (2.Pet.1:10). Der Mensch wird aus Werken gerechtfertigt und nicht aus Glauben allein, schreibt Jakobus in Kapitel 2:24. Wer nicht von den Sünden absteht und sich nicht bewährt, verliert seine Rettung wieder (2.Pet.2:21). Israel wird öffentliche Ämter auf der Erde ausüben; somit muss es sich auch öffentlich bewährt haben.

  Dem Evangelium des Paulus mit seinen rein geistlichen und auf das Überhimmlische bezogenen Segnungen ist aber jeder menschliche Beitrag zur Rettung und Rechtfertigung zuwider. Die uns gewährte unverbrüchliche Gnade lässt Werken keinen Raum mehr; Werke würden eine solche Gnade verachten. - Dies betrifft die Erlangung der Rettung. In Auswirkung unserer Rettung werden wir allerdings angesichts unserer Gnadenherrlichkeit in tätiger Liebe überfließen.

 

In den Bann getan sei er!

 

  Der Apostel Paulus schreibt in Vers 8: »Aber wenn auch wir oder ein Bote aus dem Himmel euch etwas Andersartiges neben dem verkündigt, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: er sei in den Bann getan Verkündige also niemand etwas Andersartiges, dem Evangelium des Paulus Fremdes. Niemand verkündige etwas daneben. Andernfalls sei er in den Bann getan, ja andernfalls hat Paulus einen solchen Menschen oder Boten durch seinen hier niedergeschriebenen Ausspruch bereits in den Bann verfügt!

  Ein ernstes Wort! Wer nimmt es sich zu Herzen?

  Das hebräische mit »Bann« oder »Gebanntes« zu übersetzende Wort »cherem« bezeichnet etwas, was Gott versprochen, gelobt oder geweiht ist und deshalb den, der es dementgegen in profaner Weise verwendet, unter einen Bann, unter eine Strafe bringt. Mithin kann man »cherem« auch mit »in den Bann Bringendes« wiedergeben.

  Das griechische Wort für »Bann«, »anathema«, heißt wörtlich »Hinauf-Gesetztes« und kann auch als »Widmung« verstanden werden. Das Hinaufgesetzte oder dem Sinn nach Hervorgehobene, auch ein an der Weihestätte angeschlagenes Gelübde, diente im Falle des Nichtbeachtens oder Nichterfüllens zur Anprangerung und als Rechtsgrund für die vorgesehene Strafe. Nichts zu essen und nichts zu trinken, bis sie Paulus getötet haben, war der Bann oder der Fluch, mit dem sich mehr als vierzig Juden verschworen hatten, als er in Jerusalem in römische Haft geraten war (Ap.23:14).

  Im Deutschen versteht man unter einem Bann den Ausschluss aus einer Gemeinschaft. So übersetzte Luther zum Beispiel das griechische Wort für »aus der Synagoge ausgestoßen werden« an allen drei Vorkommen mit »in den Bann tun«.

  Was heißt »in den Bann tun« heute ganz praktisch für uns? Dies: Wer etwas anderes als Paulus lehrt, den höre man nicht, den bitte man auch nicht zu einem Wortdienst. Im Übrigen steht ein solcher längst unter einem Bann; er wird nämlich hinsichtlich weiterer Erkenntnis des uns angehenden Glaubensgutes im Dunkeln bleiben, weil Paulus es ist, der heute, in der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung, alle erleuchtet (Eph.3:9). Alle, die dem Kreuz etwas hinzufügen, etwa Umsinnung oder Wassertaufe, Werke oder Sakramente, und sich damit von der Ausschließlichkeit des Glaubens und der Gnade abwenden, stehen unter dem Bann von Galater 1:8, ja sind Gebannte!

  Wir dürfen die falsch Lehrenden aber auf das Evangelium des Apostels Paulus hinweisen und damit auf eine Herrlichkeit der Gnade, die nur uns, den Gliedern der Gemeinde, die Christi Körper ist, gegeben ist.

  Wie der über die falschen Brüder verhängte Bann über das Nicht-auf-sie-Hören hinaus damals bei der Niederschrift des Galaterbriefs aussah, ersehen wir aus Kapitel 5:12: »Verschneiden sollten sich doch jene, die euch aufwiegeln!« und Kapitel 5:10: »Wer euch aber beunruhigt, wird sein Urteil zu tragen haben, wer er auch sein möge.«

  Ebenso wie man dem Gesetz des Mose nichts hinzufügen und nichts von ihm wegnehmen durfte (5.Mose 13:1), den Worten der so genannten Offenbarung des Johannes nichts hinzusetzen und nichts von ihnen wegnehmen darf (Off.22:18,19) und wir ganz allgemein durch Sprüche 30:6 ermahnt werden, den Worten Gottes nichts hinzuzufügen, so mögen wir uns hüten, das eigens für uns enthüllte Wort des Paulus, das Wort Christi, zu verändern.

 

Ein weiterer Bann

 

  Der Apostel Paulus hat übrigens einen weiteren Bann ausgesprochen. Er steht in 1.Korinther 16:22 und lautet: »Wenn jemand den Herrn Jesus Christus nicht lieb hat, der sei in den Bann getan Die Liebe zu unserem Herrn und Haupt zeigt sich auch an der Liebe zu Seinem Wort, so wie Er es uns durch Paulus übermittelt hat.

  Leider aber treten immer wieder welche auf - und finden sogar Gehör! -, die einen anderen Jesus herolden, den Paulus nicht geheroldet hat, die einen anderen Geist weitergeben, den die Gläubigen nicht durch Paulus erhielten, und ein andersartiges Evangelium verkündigen, das wir Heiligen nicht durch Paulus empfingen (2.Kor.11:4). Von solchen sollen wir uns abwenden, wie der Apostel Paulus in Römer 16:17,18 schreibt: »Ich spreche euch aber zu, Brüder, auf solche zu achten, die neben der Lehre, welche ihr lerntet, Zwistigkeiten und Fallstricke verursachen: meidet sie! Denn solche dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern sind ihrem eigenen Leib versklavt; und durch gütige Worte und Segenswünsche täuschen sie völlig die Herzen der Arglosen

  Uns Vers 9 zuwendend, erkennen wir, wie ernst es Paulus um unsertwillen ist. Er wiederholt die Ermahnung, damit wir nicht in Fallstricke geraten: »Wie wir schon zuvor betont hatten, so sage ich auch jetzt wieder: Wenn jemand euch etwas Andersartiges als Evangelium verkündigt, neben dem, was ihr von uns erhalten habt: er sei in den Bann getan

 

Das Evangelium des Paulus ist nicht menschengemäß

(Galater 1:10-24)

 

  Der Apostel Paulus schreibt in Galater 1:10: »Will ich denn jetzt Menschen willfahren oder Gott? Oder suche ich damit Menschen zu gefallen Nein, damit gefällt er den Menschen nicht, und zwar mit seinen Ausführungen in den Versen 6 bis 9 und seinem Bannspruch: »Wie wir schon zuvor betont hatten, so sage ich auch jetzt wieder: Wenn jemand euch etwas Andersartiges als Evangelium verkündigt, neben dem, was ihr von uns erhalten habt: er sei in den Bann getan!«

  Das von Paulus verkündigte Evangelium, das den Glaubenden allein aufgrund des Kreuzes und damit in der Gnade rettet, findet nicht das Gefallen der Menschen im Allgemeinen wie auch der religiösen, denn sie möchten eigene Bemühungen vorweisen können. Und die Verhängung eines Bannes kann den Menschen ohnehin nicht gefallen. Es gefällt Gott aber wohl und es ist Sein Wille, dass das Evangelium der reinen, mit menschlichem Tun unvermischten, überströmenden Gnade verkündigt wird. Mögen wir diese Gnade nicht ablehnen; bedenken wir: Wenn wir durch Werke oder Rituale gerechtfertigt würden, hätte Christus nicht für uns zu sterben brauchen.

  Paulus fährt in Vers 10 fort: »Wenn ich noch Menschen gefallen wollte, wäre ich kein Sklave Christi Dies ist ein deutliches Entweder-Oder. Hören wir dazu Jakobus: »Wisst ihr nicht, dass die Freundschaft dieser Welt Feindschaft Gott gegenüber bedeutet (4:4). Prüfen wir uns, ob wir in der Tat Sklaven Christi sind und wirklich alle Gedanken unter den Gehorsam des Christus gefangen nehmen (2.Kor.10:5) oder sie selbstgefällig in selbsterdachten Thesen schwelgen lassen. Prüfen wir uns, ob wir in der Gnade feststehen und jede abweichende Verkündigung in den Bann tun, also meiden. Eine solche Entschiedenheit entspricht der Liebe des Christus, denn sie dient der Reinerhaltung der Lehre und der Auferbauung der Gemeinde. Durch falsche Lehren geschieht kein Wachstum zu Christus hin. Ihre Duldung wäre deshalb lieblos.

 

Nicht menschengemäß

 

  In Vers 11 trifft Paulus eine ernüchternde Feststellung: »Denn ich mache euch bekannt, Brüder: Das von mir verkündigte Evangelium ist nicht menschengemäß Da dies so ist, ist es im Grunde nicht möglich, den Menschen zu gefallen. Eine Botschaft, die dem Menschen alles aus der Hand schlägt, entspricht nicht seiner Denkweise. Und selbst dem an Jesus gläubigen Juden ist es schwer eingängig, dass man ohne die vom Menschen vollzogene Umsinnung Vergebung der Kränkungen erhalten könne. Dagegen ist es für ihn leicht verständlich, dass Nichtumsinnenden die Sünden behalten werden müssen (Mat.16:19), wäre es doch unlogisch, Vergebung erlangen zu wollen und zugleich weiterzuleben wie bisher. Für ihn ist es auch nur gerecht, dass nur der, der seine Berufung und Auserwählung durch sein Verhalten bestätigt, sich also bewährt, in das Königreich des Herrn und Retters Israels eingehen kann (2.Pet.1:10,11).

  Gott aber sei Dank, dass in der gegenwärtigen Heilsverwaltung die Lehre des Apostels Paulus zu verkündigen ist. Gott aber sei Dank, dass Er in unseren Herzen den Lichtglanz der Erkenntnis Seiner Herrlichkeit im Angesicht Jesu Christi hat aufleuchten lassen, sodass wir erfassen können, dass wir eine bedingungslose Freilösung in Christus Jesus haben und alle unsere geistlichen Segnungen inmitten der Überhimmlischen Sein freies und unwiderrufliches Gnadengeschenk sind. Die geringste Handlung unsererseits ist ausgeschlossen. Selbst unser Glaube ist von Gott hervorgerufen und keine Tat unsererseits.

  Um nochmals auf das Evangelium der Beschneidung zurückzukommen und es unter dem Aspekt des Allesbewirkens Gottes zu betrachten: Sehr wohl bewirkt Gott auch das nach dem Evangelium der Zwölf erforderliche Tun des Menschen, diese Handlungen als solche müssen aber geschehen, um die Rettung zu erlangen.

 

Eine Enthüllung Jesu Christi

 

  Das von Paulus verkündigte Evangelium ist nicht menschengemäß, zumal folgender Umstand vorliegt: »Denn ich erhielt es weder von einem Menschen, noch wurde ich es gelehrt; vielmehr wurde es mir durch eine Enthüllung Jesu Christi zuteil Mit diesem Vers 12 beginnt Paulus, die Unabhängigkeit seines Evangeliums von dem der Zwölf anhand seiner Lebensgeschichte zu begründen. Unter dem Menschen, von dem er es erhalten haben könnte, kann nur Petrus verstanden werden. Wenn dies aber der Fall gewesen wäre, wäre Paulus ihm untergeordnet und hätte er nichts anderes als die Zwölf zu verkündigen. Aber weder Petrus noch andere messiasgläubige Juden haben ihn belehrt. Von jeder menschlichen Autorität ist Paulus von Anfang an frei; Jesus Christus Selbst hat ihn unmittelbar beauftragt. Christus Selbst ist sein Lehrer!

  Paulus hat sein Evangelium übrigens nicht auf einmal offenbart bekommen, sondern ihm wurden eine Vielzahl von Erscheinungen, Enthüllungen und besonderen Worten des Herrn zuteil. Aber vor Damaskus war ihm der erhöhte und verherrlichte Herr erschienen (Ap.9:5; 22:14), in welchem die Größe und Herrlichkeit seines Evangeliums schließlich begründet liegt, und schon am dritten Tag danach sagte ihm Ananias in Damaskus die Reichweite seines Dienstes an, nämlich bis zu den Nationen (Ap.9:15). Die weiteren Offenbarungen dürfte er relativ frühzeitig erhalten haben, sodass er durch seinen Verkündigungsdienst den Fortgang der Heilsgeschichte, die einerseits auf die Verstockung und Verwerfung Israels hinauslief, andererseits auf die Bildung der Körpergemeinde Christi und die Einführung der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung der überströmenden Gnade Gottes (Eph.3:2; Kol.1:25), nach Gottes Vorsatz mitbestimmte.

 

Paulus, der Verfolger

 

  Kein Mensch hat Paulus beeinflusst und zum Glauben an Christus geführt; ganz anders war es: Er war der führende Gegner und ärgste Feind Jesu Christi. Daran erinnert er in den Versen 13 und 14: »Ihr habt doch von meinem einstigen Verhalten im Judentum gehört, dass ich die herausgerufene Gemeinde Gottes außerordentlich verfolgte und ihr nachstellte. So machte ich in meinem Einsatz für das Judentum Fortschritte, mehr als viele Altersgenossen in meinem Geschlecht, da ich ein übermäßiger Eiferer um meine väterlichen Überlieferungen war

  Lukas berichtet uns mehrmals davon, so in Apostelgeschichte 8:3: »Saulus wütete maßlos gegen die herausgerufene Gemeinde; er ging der Reihe nach in ihre Häuser, schleppte Männer wie auch Frauen fort und überantworte sie ins Gefängnis« und in Apostelgeschichte 9:1,2: »Saulus nun, der noch immer Drohen und Mord gegen die Jünger des Herrn schnaubte, ging zum Hohenpriester und erbat von ihm Briefe an die Synagogen in Damaskus, damit er, wenn er einige Männer wie auch Frauen fände, die sich an den Weg der neuen Lehre hielten, diese gebunden nach Jerusalem abführen möge.« Vor König Agrippa bekennt Paulus: »Ich habe nun zwar selbst gemeint, in Vielem entgegen dem Namen Jesu, des Nazareners, handeln zu müssen. Und das habe ich auch in Jerusalem getan. So ließ ich denn viele der Heiligen in Gefängnisse einschließen, wozu ich von den Hohenpriestern die Vollmacht erhalten hatte. Wenn sie hingerichtet werden sollten, gab ich Wahlkiesel dafür ab. Der Reihe nach durch alle Synagogen gehend, nötigte ich sie oftmals durch Bestrafen zum Lästern; und in übermäßigem Wüten verfolgte ich sie auch bis in die auswärtigen Städte« (Ap.26:9-11).

  Paulus war zu den Füßen des in Israel hochgeschätzten Lehrers Gamaliel als Pharisäer ausgebildet und in der genauen Auslegung des Gesetzes unterwiesen worden. Er war ein Eiferer für Gott. Als solcher verfolgte er die Gläubigen (Ap.22:3,4; 26:5). Wie blind er doch gewesen ist! Später kann er schreiben: »Ich habe jedoch Erbarmen erlangt, weil ich es unwissend tat, im Unglauben. Überwältigend aber ist die Gnade unseres Herrn, mit Glauben und Liebe, die in Christus Jesus ist. Glaubwürdig ist das Wort und jeden Willkommens wert, dass Christus Jesus in die Welt kam, um Sünder zu retten, von denen ich der erste bin. Jedoch, ebendeshalb erlangte ich Erbarmen, auf dass Jesus Christus an mir als erstem sämtliche Geduld zur Schau stelle, denen als Muster, die künftig an ihn glauben, zu äonischem Leben. Dem König aber der Äonen, dem unvergänglichen, unsichtbaren, alleinigen, weisen Gott sei Ehre und Verherrlichung für die Äonen der Äonen! Amen!« (1.Tim.1:13-17). Da können wir nur einstimmen: Lobpreis und Dank unserem Gott und Vater für Seine überaus reiche Gnade, die Paulus widerfuhr, um zugleich dessen Evangelium zu prägen.

  Nach dem Gesetz hätte der Herr Jesus Paulus in Jerusalem oder spätestens vor Damaskus töten müssen, denn es steht geschrieben: »Der den Namen Jewes Lästernde soll sterben, ja sterben« (3.Mose 24:16). Aber der Herr begann bei Paulus etwas Neues. So viel Gnade wie ihm wurde keinem vor ihm zuteil!

 

Es erschien Gott wohl

 

  Wir lesen die Verse 15 bis 17: »Als es aber Gott (der mich von meiner Mutter Leib an abgesondert und durch Seine Gnade berufen hat) wohlerschien, Seinen Sohn in mir zu enthüllen, damit ich ihn als Evangelium unter den Nationen verkündige, da unterbreitete ich es nicht sofort Fleisch und Blut, noch ging ich nach Jerusalem zu denen hinauf, die schon vor mir Apostel waren, sondern ich begab mich nach Arabien, von wo aus ich wieder nach Damaskus zurückkehrte.«

  Es erschien Gott wohl. Es war der Wille Gottes. Wer hat denn je Seiner Absicht widerstanden? Sein Ratschluss ist weise, und alles, was Ihm wohlgefällt, tut Er in den Himmeln und auf der Erde (Ps.135:6). Stets handelt Er nach Seinem in Christus Jesus gefassten Vorsatz; stets ist Er der souverän Auserwählende (Röm.9:11; Eph.3:10). Er bestimmt Zeit und Stunde allen Geschehens, Er, der Allesbewirkende.

  Schon von Geburt an war Paulus für den Dienst als Apostel vorgesehen. Gott bereitet Sich Seine Werkzeuge durch den gesamten Lebensweg von Kindheit an zu. Dazu gehörte bei Paulus zum Beispiel sein Elternhaus in einer griechischen Metropole, sein römisches Bürgerrecht und seine Ausbildung bei Gamaliel. Jener meinte wohl, einen großen Pharisäer zu erziehen. Aber Gottes Gedanken und Wege sind immerdar erhabener und hochübergreifender als die der Menschen (Jes.55:9).

  So ereignete sich wohl im Jahre 34, was Lukas in Apostelgeschichte 9:3-5 aufzeichnete: »Als Paulus sich auf seiner Reise Damaskus näherte, geschah es, dass ihn unversehens ein Licht aus dem Himmel umstrahlte. Auf die Erde fallend, hörte er eine Stimme, die zu ihm sagte: »Saul, Saul, was verfolgst du Mich Da antwortete er: »Wer bist Du, Herr Er aber sagte: »Ich bin Jesus, den du verfolgst! Doch steh auf und geh in die Stadt hinein! Dort wird man dir sagen, was du tun sollst -

  Dies war die Berufung des Paulus durch die Gnade Gottes. Von Buße und Bekehrung, schriftgetreu gesagt: von Umsinnung keine Spur. Nichts als die auserwählende und berufende Gnade war es, bedingungslose und reine Gnade. Wie es seitdem vielen und auch uns ergangen ist: vor dem Niederwurf der Welt auserwählt (Eph.1:4), berief Er uns, als die Zeit gekommen war, uns den Glauben schenkend und uns von allen Sünden rechtfertigend (Röm.8:30; Phil.1:29) - zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade!

 

Der Sohn Gottes Selbst ist das Evangelium

 

  Es erschien Gott wohl, Seinen Sohn in Paulus zu enthüllen. Paulus hatte Ihn nicht nur in Seiner überhimmlischen Herrlichkeit, die heller als der Glanz der Sonne war, wahrgenommen und Seine Stimme gehört (Ap.22:14), sondern Ihn auch mit innerstem Verständnis erkannt. Erkennen ist mehr als kennen oder wissen, nämlich eine innere klare Einsicht. Von einer Erkenntnis ist man so überzeugt und mit ihr innerlich eins, dass sie sich im Leben auswirkt. Die Erkenntnis Gottes und Jesu Christi ist dem Menschen nicht von sich aus möglich, denn unser Herr sagte: »Alles ist mir von Meinem Vater übergeben worden; und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater, noch erkennt jemand den Vater als nur der Sohn und wem der Sohn es zu enthüllen beschließt« (Mat.11:27). Ja, »Gott, der gebot: aus der Finsternis leuchte das Licht, der lässt es in unseren Herzen aufleuchten zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi« (2.Kor.4:6). Jesus Selbst wurde Paulus enthüllt. Damit war die Erkenntnis verbunden, dass Jesus der Sohn Gottes ist, dass der Mann aus Nazareth wirklich der verheißene Messias, der von Gott gesandte Gesalbte ist. Die Enthüllung fand »in« Paulus statt, wie er in Vers 16 sagt; Paulus kam also im Innersten seines Wesens zur Erkenntnis des Sohnes Gottes.

  Nun hatten wir gerade in Vers 12 gelesen, dass Paulus das Evangelium enthüllt wurde. Das ist kein Gegensatz, denn seine Botschaft ist ja die über den Sohn Gottes. Ohne den Sohn stünde seine Lehre nur auf dem Papier; wir haben es aber in allem mit dem gekreuzigten und auferstanden Herrn und Haupt und Retter zu tun; darum ist das mündlich oder schriftlich verkündigte Wort lebendig.

  Jesus Christus ist das Evangelium! Nicht der Mensch steht im Mittelpunkt, sondern der Sohn. Wir verkündigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus; wir verkündigen das Evangelium Gottes über Seinen Sohn (Röm.1:2,3). Lobpreis und Verherrlichung sei unserem Gott und Vater, dass Er Seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern für uns alle dahingegeben hat, um uns aber auch allen geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen in Gnaden zu gewähren (Röm.8:32). In Christus sind wir vervollständigt, nichts fehlt uns nunmehr vor dem Angesicht Gottes (Kol.2:9).

 

Unter den Nationen

 

  Unter den Nationen soll Paulus den Sohn Gottes verkündigen. Dies war ihm bereits bei seiner Berufung mitgeteilt worden; der Herr hatte zu Ananias gesagt: »Dieser ist Mir ein auserwähltes Gerät, Meinen Namen vor die Augen der Nationen wie auch der Könige und Söhne Israels zu tragen« (Ap.9:15). Als Paulus drei Jahre später nach Jerusalem zurückgekehrt war, in Verzückung geriet und Christus Jesus wahrnahm, sagte dieser ihm wiederum: »Geh, denn Ich werde dich in die Ferne zu den Nationen hinausschicken (Ap.22:17,21).

  Paulus ist mithin der Apostel der Nationen, durch den Willen Gottes berufener Apostel Christi Jesu, der Lehrer der Nationen in Erkenntnis und Wahrheit (1.Tim.2:7). Ihm, dem bei weitem geringsten aller Heiligen, wurde diese Gnade gegeben, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen (Eph.3:8). Er ist mit dem Evangelium der Unbeschnittenheit betraut so wie Petrus mit dem der Beschneidung; und Christus, der in Petrus für das Aposteltum der Beschneidung wirkt, der wirkt auch in Paulus für die Nationen (Gal.2:7,8).

  Paulus hat den Herrn Jesus in Seiner überhimmlischen Herrlichkeit wahrgenommen, Christus war ihm in der Kraft Seiner Auferstehung erschienen; dementsprechend verkündigt er auch das »Evangelium der Herrlichkeit des Christus«, wie es in

2.Korinther 4:4 heißt.

  Auf dem Hintergrund der Verwerfung Israels (Röm.11:15) kann Paulus nach Einführung der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung der Gnade Gottes (Eph.3:2; Kol.1:25) - diese Verwaltung war bislang ein Geheimnis - sogar verkündigen, dass Christus unter den Nationen ist, mithin nicht mehr unter Israel. Er schreibt in Kolosser 1:27 dazu, dass Gott den Heiligen bekannt machen will, was der Reichtum der Herrlichkeit des Geheimnisses, also der gegenwärtigen Verwaltung, ist, nämlich »Christus unter euch«, Christus unter den Nationen. Dieses Geheimnis bekannt zu machen - dazu ist Paulus berufen. Christus Selbst, der unter den Nationen ist und uns Gläubige dort herausrief, ist nun unsere Herrlichkeit, unsere von allem geistlichen Reichtum überfließende Herrlichkeit.

 

Nicht sofort Fleisch und Blut unterbreitet

 

  Paulus unterbreitete die Enthüllung des Sohnes Gottes in ihm nicht sofort Fleisch und Blut. Dies lässt anklingen, dass Fleisch im Sinne eigenen menschlichen Wirkens keine Rolle im Evangelium des Paulus spielen wird. Das Fleisch ist mitgekreuzigt und damit hinsichtlich der Erlangung der Rettung völlig abgetan.

  Paulus ging auch nicht zu den Aposteln in Jerusalem, sondern nach Arabien. Damit drückt er aus, dass er keiner Bestätigung oder Beglaubigung durch Menschen, in Sonderheit der zwölf Apostel, bedurfte.

  Über den Aufenthalt in Arabien wissen wir nichts Näheres. Wir dürfen aber annehmen, dass der Geist Gottes alle Energien in Paulus darauf gelenkt hat, seine Schriftkenntnis auf das wahre Fundament, nämlich Jesus Christus, zu stellen. All sein Wissen über das Gesetz, die geschichtsschreibenden und weissagenden Propheten sowie die so genannten Schriften, auch »Literatur« genannt, mussten im Angesicht Jesu Christi neu durchdacht und auf den Gekreuzigten und Auferstandenen ausgerichtet werden.

  Empfangen hat Paulus sein Evangelium, nämlich Jesus Christus Selbst, vor Damaskus - erarbeitet hat er es sich in Arabien. Die Aussage in Apostelgeschichte 9:22: »Saulus wurde nun im Glauben immer mehr gekräftigt« dürfte sich auf die Zeit in Arabien beziehen.

  Dann kehrte Paulus wieder nach Damaskus zurück. Was dort geschah, erfahren wir aus Apostelgeschichte 9:22 bis 25: »(Saulus) ... brachte dann die Juden, die in Damaskus wohnten, in Verwirrung, als er aus der Schrift den Nachweis führte, dass dieser [Jesus] der Christus ist. Als so eine beträchtliche Zahl von Tagen verflossen war, beschlossen die Juden gemeinsam, ihn zu ermorden. Doch wurde ihr Anschlag Saulus bekannt. Sie ließen nun tags sowohl wie nachts auch die Tore scharf beobachten, damit sie ihn ermorden könnten. Daher nahmen ihn die Jünger und ließen ihn bei Nacht hinaus, indem sie ihn in einem Korb durch ein Fenster in der Mauer hinabsenkten Es war der Landesoberst des vermutlich im Jahre 37 eingesetzten Königs Aretas, der die Stadt auf Antrag der Juden überwachen ließ, um Paulus festzunehmen (2.Kor.11:32).

  Während Paulus drei Jahre zuvor kurz nach seiner Berufung in den Synagogen der Stadt nur schlicht herolden konnte, dass Jesus der Sohn Gottes ist, war er nun in der Lage, den Schriftbeweis dafür zu führen.

 

Darauf, nach drei Jahren

 

  In Galater 1:18-20 schreibt Paulus weiter: »Darauf (nach drei Jahren) ging ich nach Jerusalem hinauf, um Kephas von mir zu berichten, und blieb fünfzehn Tage bei ihm. Jemand anders als die Apostel sah ich nicht [anders übersetzt: einen anderen der Apostel sah ich nicht], außer Jakobus, den Bruder des Herrn. Was ich euch hier schreibe, siehe, vor den Augen Gottes sage ich es: ich lüge nicht

  Dieses erste Hinaufkommen des Paulus nach Jerusalem nach seiner Berufung und die erste Begegnung mit dem leitenden der zwölf Apostel dürften für das Jahr 37 anzusetzen sein. In Apostelgeschichte 9:26-28 erfahren wir Näheres: »Als er in Jerusalem angekommen war, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen, doch alle fürchteten sich vor ihm, weil sie nicht glaubten, dass er ein Jünger sei. Aber Barnabas nahm sich seiner an, führte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er auf dem Weg den Herrn gewahrt und dass Er zu ihm gesprochen hatte, auch wie er dann in Damaskus freimütig im Namen Jesu geredet habe. So ging er bei ihnen in Jerusalem ein und aus und redete freimütig im Namen des Herrn

  In seinem Brief an die Galater konzentriert sich Paulus auf die Begegnung mit Petrus. Er berichtete ihm, oder frei umschrieben: er erzählte Petrus seine Geschichte. Er setzte ihn in Kenntnis. Er suchte keine Zustimmung durch Petrus. Und gelehrt hat Petrus ihn auch nicht. Aus Vers 12 wissen wir ja bereits, dass Paulus sein Evangelium weder von einem Menschen erhielt noch es gelehrt wurde, aber hier wird es nochmals deutlich, zumal dies innerhalb von 15 Tagen auch kaum möglich gewesen wäre und Paulus außerdem ständig zu verkündigenden Gesprächen in der Stadt unterwegs war.

  Petrus wird erkannt haben, dass Paulus ein vom Herrn berufener Apostel ist und mit dieser Berufung etwas Neues begonnen haben musste. Denn der Herr hatte vor Seiner Himmelfahrt die Zwölf gemeint, als Er sagte: »Ihr werdet Meine Zeugen sein (Ap.1:8). Und nun: ein weiterer Zeuge! - Paulus bereitete mit diesem seinem Besuch Petrus auf die Krise vor, die kommen musste, die öffentliche Auseinandersetzung über das Verhältnis des Evangeliums der Unbeschnittenheit, das der unvermischten Gnade, das Paulus lehrte, zum Evangelium der Beschneidung, das die Zwölf lehrten.

  Noch anderes ereignete sich in jenen Tagen in Jerusalem. Paulus erwähnt 19 Jahre später in seiner Verteidigungsrede vor dem Volk von Jerusalem nach seinem Hinauswurf aus der Weihestätte und der sein Leben rettenden Festnahme durch die römischen Krieger auf den Stufen der Burg Antonia: »Als ich nach Jerusalem zurückkehrte und in der Weihestätte betete, geschah es, dass ich in Verzückung geriet und Ihn wahrnahm, der mir gebot: Eile und geh schnell aus Jerusalem hinaus, weil sie dein Zeugnis über Mich nicht annehmen werden« (Ap.22:17,18).

 

Paulus in Syrien und Cilicien

 

  In Vers 21 berichtet Paulus: »Darauf ging ich in die Landschaften von Syrien und Cilicien Paulus hatte in Jerusalem auch Streitgespräche mit Hellenisten, von der griechischen Kultur geprägten Juden, geführt. Die »nahmen es in die Hand, ihn zu ermorden. Als die Brüder das erfuhren, geleiteten sie ihn nach Cäsarea hinab und schickten ihn nach Tarsus weiter« (Ap.9:29,30). Tarsus ist die Geburtsstadt des Paulus in Cilicien. Im Rahmen des Themas des Galaterbriefs ist festzuhalten, dass es keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass Paulus in Syrien und Cilicien in irgendeiner Abhängigkeit von den Zwölfen stand. Er war in Bezug auf sie selbständig. Von Tarsus aus kam Paulus einige Zeit später durch Barnabas nach Antiochien in Syrien. Dort wurde ihnen in der herausgerufenen Gemeinde die Gnade zuteil, ein ganzes Jahr lang eine beträchtliche Schar um sich zu sammeln und zu belehren (Ap.11:25,26).

 

Die Gemeinden in Judäa

 

  Des Weiteren lesen wir in den Versen 22 bis 24: »Aber den Gemeinden in Judäa, die in Christus herausgerufen sind, war ich von Angesicht unbekannt. Sie hatten nur gehört: Der uns einstmals verfolgte, verkündigt nun als Evangelium den Glauben, dem er einst nachstellte. Und sie verherrlichten Gott im Hinblick auf mich Diese Gemeinden können Paulus also ebenfalls nicht gelehrt haben. Sie hatten nur gehört, und zwar von den Gläubigen in Jerusalem, dass Paulus nun den Glauben, dem er einst nachstellte, verkündigt. Sehr wahrscheinlich wussten sie noch nichts von der Besonderheit des Paulus offenbarten Evangeliums, das er denen aus den Nationen verkündigte, nämlich die Rechtfertigung allein durch Glauben ohne Beschneidung und Gesetzeswerke, zumal seine in der Apostelgeschichte verzeichnete, mit dem Evangelium der Beschneidung übereinstimmende Hauptaussage zu jener Zeit war, dass Jesus der Christus ist (Ap.9:22). Und den Juden hat er damals, vor seiner Absonderung im syrischen Antiochien (Ap.13:2) und der ersten Missionsreise, nichts anderes verkündigt als auch die Apostel der Beschneidung. Die in Judäa hatten jedenfalls keine Bedenken gegen seine Verkündigung, denn sie verherrlichten Gott im Hinblick auf Paulus. Die Galater dagegen sind gerade im Begriff, sich von Paulus und seinem Evangelium abzuwenden. Dieser Kontrast dürfte den Galatern in den Ohren geklungen haben, als ihnen der Brief vorgelesen wurde.

 

Zusammenfassung

 

  Abschließend und das Kapitel eins zusammenfassend darf festgestellt werden, dass Paulus den Galatern an den Stationen seines Lebenslaufs deutlich gemacht hat, dass seine Berufung zum Apostel nach dem Willen Gottes erfolgte, er sein Evangelium unmittelbar vom Herrn erhielt und er in seinem Dienst von Anfang an völlig unabhängig von den Zwölfen war. Sein Evangelium ist unantastbar, und wer etwas Andersartiges lehrt, der sei in den Bann getan.

  Und wir heute dürfen umso gewisser an seinem Evangelium festhalten, wonach der Mensch nicht durch Umsinnung und Werke gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben Christi Jesu (Gal.2:16), und wir Söhne Gottes sind allein durch den Glauben an Christus Jesus (Gal.3:26). Der Lobpreis und die Verherrlichung sei unserem Gott und Vater dafür!

 

Mit dem Evangelium der Unbeschnittenheit betraut

(Galater 2:1-10)

 

  »Darauf (nach 14 Jahren) zog ich wieder nach Jerusalem hinauf, diesmal mit Barnabas, und nahm auch Titus mit. Und zwar zog ich zufolge einer Enthüllung hinauf und unterbreitete ihnen (im Besonderen aber den Angesehenen) das Evangelium, welches ich unter den Nationen herolde, dass ich also nicht etwa ins Leere renne oder gelaufen wäre Dies schreibt der Apostel Paulus im Jahr 49 im syrischen Antiochien zwischen der ersten und der zweiten Missionsreise in seinem Brief an die Galater in Kapitel 2:1,2.

  Was war vorgefallen? Die Galater, die Gläubigen im pisidischen Antiochien, in Ikonium, Lystra und Derbe, hatten sich von dem Evangelium, das sie in Christi Gnade berufen hat, abgewandt, sehr schnell sogar, sodass Paulus staunte. Deshalb hat er sie in Kapitel eins ermahnt, bei diesem von ihm verkündigten Evangelium zu bleiben. Wer etwas Andersartiges verkündige, der sei in den Bann zu tun. Sodann hat Paulus mitgeteilt, dass er sein Evangelium nicht durch einen Menschen, weder durch Petrus noch durch andere Gläubige, erhielt, sondern es ihm durch eine Enthüllung Jesu Christi zuteil wurde. Es ist für die aus den Nationen und anders als das der Zwölf, welches auf Israel bezogen ist.

  Nach seiner Berufung vor Damaskus im Jahr 34 hat Paulus seine Botschaft zunächst niemandem unterbreitet; erst nach drei Jahren hat er Petrus davon in Kenntnis gesetzt. Paulus ist mithin völlig unabhängig von den Zwölf.

  Wenn Kapitel eins auf den Ursprung seines Evangeliums abgestellt war, so ist Kapitel zwei auf dessen Inhalt ausgerichtet. Und hierzu sei vorweg gesagt: Nach dem Evangelium des Paulus werden die aus den Nationen allein in der Gnade gerettet und allein durch Glauben gerechtfertigt; sie sind frei vom Gesetz Israels und damit von der Beschneidung und Gesetzeswerken. Doch dies musste Paulus erst einmal klarstellen, und zwar gegenüber den Zwölf und dann auch gegenüber den Galatern.

 

Darauf, nach 14 Jahren

 

  Deshalb ging er 14 Jahre nach seiner Berufung wieder nach Jerusalem hinauf. Dieses sein zweites Hinaufkommen und seine zweite Begegnung mit Petrus darf auf das Jahr 47 datiert werden. Nach dem jüdischen Kalender muss es nach dem Monat Etanim, dem ersten Monat im jüdischen Jahr, seit der babylonischen Gefangenschaft auch Tischri genannt und etwa von Mitte September bis Mitte Oktober dauernd, gewesen sein. Das angebrochene Jahr zählt bei der Angabe der 14 Jahre mit.

  Mit ihm zogen Barnabas und Titus. Paulus begab sich zufolge einer Enthüllung nach Jerusalem, also nicht etwa, weil die Zwölf ihn einbestellt hätten, sondern deshalb, weil sein Dienstherr, Jesus Christus Selbst, bestimmt hatte, dass Paulus sein Evangelium, das er unter den Nationen heroldet, den Angesehenen, eben den Aposteln und Jakobus, unterbreiten sollte.

  Den Vers 2 abschließenden Halbsatz »... dass ich also nicht etwa ins Leere renne oder gelaufen wäre« hat Paulus nicht wegen einer eventuellen Unsicherheit seinerseits niedergeschrieben, sondern damit auch die jüdischen Gläubigen nach der Anerkennung seines Evangeliums durch die Angesehenen erkennen mögen, dass es echt ist, dass es von Christus ist. Alle sollten zur Einsicht kommen, dass sein Dienst unter den Nationen nicht ins Leere geht, sondern der Wille Gottes ist und mithin ein Volltreffer.

 

Nicht die Apostelversammlung

 

  Es ist zu fragen, ob dieser Besuch des Paulus in Jerusalem auch in der Apostelgeschichte erwähnt wird. Nach der traditionellen Sicht sollen Apostelgeschichte 15 und Galater 2:1-10 von demselben Ereignis berichten. Dies kann jedoch nicht sein.

  Nach dem Galaterbrief zog Paulus infolge einer Enthüllung hinauf, nach Apostelgeschichte 15 auf Anordnung der herausgerufenen Gemeinde, nachdem von Judäa Herabgekommene gefordert hatten: »Wenn ihr nicht nach der Sitte des Mose beschnitten werdet, könnt ihr nicht gerettet werden«, man sich dagegen aufgelehnt hatte und eine ziemlich lange Auseinandersetzung zwischen denen aus Judäa einerseits und Paulus und Barnabas andererseits entstanden war (Ap.15:1,2).

  Nach dem Galaterbrief wurde Paulus in Jerusalem »nichts« unterbreitet (2:6) oder sogar absolut »nichts anderes«, als der Armen in Jerusalem zu gedenken (2:6,10); nach Apostelgeschichte 15 aber wurden den Gläubigen aus den Nationen die Auflagen gemacht, sich von Götzenopfern, von Blut und Ersticktem und von Hurerei fernzuhalten (15:20,29).

  Im Galaterbrief begründet Paulus die Freiheit der Nationengläubigen von der Beschneidung damit, dass Titus in Jerusalem nicht genötigt wurde, sich beschneiden zu lassen. Wenn Galater 2:1-10 von der Apostelversammlung berichten würde, so hätte zum einen Paulus doch den Beschluss angeführt, dass die aus den Nationen sich nicht beschneiden lassen müssen, und zum anderen wäre gar kein Raum gewesen für die Möglichkeit einer Nötigung des Titus. Außerdem klingt die Formulierung »wurde nicht genötigt« nicht nach einer endgültigen Entscheidung, die auf der Apostelversammlung ja nun getroffen wurde. Im Übrigen wäre es niemals zu dem in Galater 2:11-14 berichteten Fehlverhalten des Petrus in Antiochien gekommen, sich nach dem Eintreffen von Gefolgsleuten des Jakobus von den gemeinsamen Mahlzeiten mit denen aus den Nationen zurückzuziehen, wenn der Beschluss der Apostelversammlung und damit die Erlasse des Jakobus damals schon vorgelegen hätten, die ja gerade die Tischgemeinschaft der gläubigen Juden und Nichtjuden ermöglichen sollten.

  Mithin ist nun zu fragen, ob das zweite Hinaufkommen des Paulus in der Zeit der großen Hungersnot unter Kaiser Klaudius erfolgte. Klaudius wurde im Jahr 41 Kaiser, die Hungersnot begann bald darauf. Nach dem Bericht in Apostelgeschichte 11:28-30 aber war es ein Beschluss der Gemeinde zu Antiochien, Barnabas und Saulus mit Hilfsgütern auf den Weg zu schicken, nicht jedoch nach Jerusalem, sondern nach Judäa. Zu jener Frist ließ König Herodes Agrippa I, der im Jahr 44 starb, Jakobus, den Bruder des Johannes, durch das Schwert hinrichten (Ap.12:2).

  Galater 2:1-10 dürfte mit der in Apostelgeschichte 12:25 kurz erwähnten Anwesenheit des Barnabas und Saulus in Jerusalem gleichzusetzen sein. Da das Wort Gottes nach dem Tode Herodes Agrippas wuchs und sich mehrte (Ap.12:24), was durchaus einige Jahre erfordert, ist der zweite Besuch in Jerusalem problemlos in das Jahr 47 einzuordnen, zumal Barnabas und Saulus noch im selben Jahr zur ersten Missionsreise ausgesandt wurden. Die Anerkenntnis des dem Paulus enthüllten Evangeliums, das er unter den Nationen heroldete (Gal.2:2), durch die Angesehenen in Jerusalem, die einsahen, dass Paulus mit dem Evangelium der Unbeschnittenheit betraut ist (Gal.2:7), ebnete den Weg für die Absonderung des Barnabas und Saulus zur ersten Missionsreise, die in den Jahren 47 und 48 stattfand (Ap.13:2).

  Um den zeitlichen Überblick abzurunden: Nach der Rückkehr von der ersten Missionsreise schrieb Paulus im Jahr 49 den Galaterbrief, darauf begab er sich zu der in Apostelgeschichte 15 geschilderten Apostelversammlung noch im selben Jahr wieder nach Jerusalem und trat schließlich ebenfalls noch im Jahr 49 die zweite Missionsreise an (Ap.15:40), die bis zum Jahr 51 dauerte.

 

Titus wurde nicht genötigt

 

  Paulus unterbreitete also denen in Jerusalem, im Besonderen aber den Angesehenen, sein Evangelium. Ein bezeichnendes Ergebnis stellt er sogleich an den Anfang seines Berichts und schreibt in Vers 3: »Aber nicht einmal Titus, der bei mir war und doch Grieche ist, wurde genötigt, sich beschneiden zu lassen Nun wissen die Galater Bescheid, sodass sie den judaisierenden Gläubigen gegenüber, die die Beschneidung als heilsnotwendig von ihnen fordern, standhaft sein können. Wie in Kapitel 6:12,13 zu lesen, ist die aktuelle Situation in Galatien nämlich diese: »Alle, die im Fleisch ein gutes Ansehen haben wollen, diese nötigen euch, beschnitten zu werden, nur um nicht wegen des Kreuzes Christi verfolgt zu werden. Denn nicht einmal sie, die Beschnittenen, bewahren das Gesetz, sondern sie wollen, dass ihr euch beschneiden lasst, damit sie sich in eurem Fleisch rühmen können.« Mögen die Galater sich mithin nur im Kreuz Christi rühmen, durch das allein sie die Rettung, alle Gnade und jeden Segen empfingen und das keinen Raum für die Mitwirkung des Fleisches an der Rettung lässt.

  Titus, ein Mitarbeiter des Paulus, wird in der Apostelgeschichte nicht genannt. Paulus hat ihn wohl als ein lebendiges Beispiel der Wirksamkeit der Gnade Gottes nach Jerusalem mitgenommen. Diesen Mann vor Augen - wer sollte etwas an ihm zu bemängeln haben? An Titus sollte sich erweisen, dass Paulus das Evangelium der Rettung derer aus den Nationen allein durch Glauben nicht aufgibt.

 

Paulus gab nicht nach

 

  Doch leicht wird Paulus es nicht gehabt haben, denn gewisse Leute übten einen starken Druck aus, wie in den Versen 4 und 5 niedergeschrieben: »Was aber die eingeschmuggelten falschen Brüder betrifft (die nebenbei hereingekommen waren, um unsere Freiheit, die wir in Christus Jesus haben, auszukundschaften, um uns völlig unter das Gesetz zu versklaven), so haben wir ihnen nicht einmal für eine Stunde auch nur scheinbar durch Unterordnung nachgegeben, damit die Wahrheit des Evangeliums bei euch fortbestehe.« Und wenn wir es uns auch kaum vorstellen können, so gab es doch falsche Brüder in Jerusalem; dies sind solche, die nur zum Schein an Jesus als den Christus glauben. Sie waren eingeschmuggelt worden - es gab also Hintermänner -, und sie hatten sich eingeschlichen, um auszuspionieren (wie man auch übersetzen darf), ob denen aus den Nationen etwa Freiheiten vom Gesetz des Mose gewährt würden, und die völlige Unterordnung unter das Gesetz und damit die Eingliederung in das Judentum zu betreiben. Paulus bezeichnet dies als den Versuch der Versklavung. Drei Kapitel weiter schreibt er im Zusammenhang mit seiner ausführlichen Beweisführung dementsprechend: »Für die Freiheit hat Christus uns frei gemacht. Stehet nun fest in ihr, und lasst euch nicht wieder im Joch der Sklaverei festlegen« (5:1).

  Paulus gab den Judaisten nicht nach, nicht im Geringsten, damit die Wahrheit des Evangeliums nicht nur bei den Galatern, sondern auch bei uns bestehen bleibe. Und dies ist die Wahrheit: Allein durch Glauben erlangen wir jeden geistlichen Segen Gottes und Christi. Somit widerstehen wir allen, die neben dem Kreuz Christi noch etwas anderes, Zusätzliches, als heilsnotwendig bezeichnen, schließlich gibt es auch heute welche, die da sagen: Christus und Umsinnung, Christus und Taufe, Christus und Werke, Christus und priesterliche Vermittlung der Rettung, Christus und Rituale, Christus und Mitgliedschaft in einer Organisation, Christus und Sakramente, Christus und ... Nein, in der Gnade sind wir Gerettete, und selbst der Glaube ist nicht aus uns, sondern Gottes Gnadengabe (Eph.2:8; Phil.1:29).

 

Nichts unterbreiteten sie Paulus

 

  In den Versen 6 bis 10 stellt Paulus nun das Ergebnis seines zweiten Hinaufkommens nach Jerusalem umfassend dar.

  Wir lesen zunächst Vers 6: »Von den Angesehenen aber (was für ein Ansehen, als seien sie etwas, sie einst hatten, macht mir nichts aus, da Gott nichts von dem äußeren Ansehen eines Menschen hält), mir haben diese Angesehenen doch nichts (anderes) unterbreitet ...« Die Angesehenen sind Jakobus, Kephas und Johannes (V.9). Paulus gebraucht den Ausdruck »Angesehene« wohl auch deshalb, weil die fleischlich gesinnten Brüder in Galatien Wert auf das äußere Ansehen eines Menschen legen ebenso wie die judaisierenden Irrlehrer unter ihnen, und nutzt die Gelegenheit, ihnen nahezubringen, dass vor Gott kein Ansehen der Person gilt (Röm.2:11; vgl. Ap.10:34; 5.Mose 10:17). Wer ein Mensch auch sei, Gott misst ihn an der Treue gegenüber der Wahrheit Seines Wortes. Mithin lässt sich auch Paulus bei seinen Entscheidungen vom Ansehen eines Menschen nicht beeinflussen. Und wenn wir die Ältesten, die trefflich vorgestanden haben, auch doppelter Ehre würdig achten, vor allem die, die sich im Wort und in der Lehre mühen (1.Tim.5:17), so hat dennoch nur das Wort Gottes unseren Glauben zu prägen, zumal die Ältesten nicht die Herrschaft über unseren Glauben haben (2.Kor.1:24).

  Jakobus, Kephas und Johannes haben Paulus nichts unterbreitet (oder nichts anderes, als der Armen in Jerusalem zu gedenken). Sie tasteten das Evangelium, das Paulus unter den Nationen heroldet, nicht im Geringsten an, weder durch Bedingungen oder Auflagen noch durch Abstriche oder Zusätze.

 

Damals gab es zwei Evangelien

 

  Vers 7 lautet: »... sondern im Gegenteil, weil sie einsahen, dass ich mit dem Evangelium der Unbeschnittenheit betraut bin, so wie Petrus mit dem der Beschneidung ...« Sie sahen es ein; möge es auch uns geschenkt sein zu erkennen, dass es damals zwei Evangelien gab und heute, nämlich in der heilsgeschichtlichen Verwaltung der überströmenden Gnade Gottes (Eph.3:2; Kol.1:25), nur das eine, das des Paulus.

  Was hatte das Evangelium der Beschneidung, das des Petrus, zum Inhalt? Was war zur Rettung erforderlich? Der Glaube, dass Jesus der Christus ist, die Umsinnung und die Wassertaufe (Ap.2:38), edle Werke und Bewährung (Jak.2:24; 2.Pet.1:10,11). Das Gesetz war zu halten und mithin auch die Beschneidung zu praktizieren (1.Mose 17:10-14; Mat.15:17-19; Röm.4:12,16). Wer sich nicht bewährte, verlor seine Rettung wieder (Mat.18:23; Ap.5:1-10; 2.Pet.2:20-22; Heb.6:4-8; 10:26-31). Die Verheißung war das äonische Leben, das Leben in den kommenden Äonen, und zwar im tausendjährigen Königreich Israels auf der Erde und dann auf der neuen Erde im neuen Jerusalem.

  Nach dem Evangelium der Unbeschnittenheit, mit dem Paulus betraut wurde, geschieht unsere Rettung allein in der Gnade (Eph.2;8) und unsere Rechtfertigung allein durch Glauben (Röm.3:28). Wir haben des Weiteren die Versöhnung mit Gott erhalten (Röm.5:1,11) und sind mit dem Geist Gottes unverbrüchlich versiegelt (Röm.8:30; Eph.1:13). Während der beiden zukünftigen Äonen werden wir im überhimmlischen Königreich Christi Dienst tun (Eph.2:6,7; 2.Tim.4:18).

  Wir sind nicht Bürger des wiedergezeugten und in der Folge davon gläubigen Volkes Israel, sondern Glieder der herausgerufenen Gemeinde, die Christi Körper ist, die Vervollständigung dessen, der das All in allem vervollständigt (Eph.1:22,23).

  Vergleichen wir nun die Beauftragung des Petrus mit der des Paulus. Dem Petrus sagte unser Herr auf das Bekenntnis hin, dass Er der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes ist: »Du bist Petrus, und auf diesem Felsen will Ich Meine herausgerufene Gemeinde bauen, und die Pforten des Ungewahrten werden nicht die Oberhand über sie behalten. Ich werde dir die Schlüssel des Königreichs der Himmel geben; was auch immer du auf Erden bindest, wird das sein, was auch in den Himmeln gebunden ist, und was auch immer du auf Erden löst, wird das sein, was auch in den Himmeln gelöst ist« (Mat.16:18,19). Auf Petrus wird also die Gemeinde gebaut, deren Königreich auf der Erde sein wird. Das Binden oder Lösen meint das Behalten oder Vergeben der Sünden auf das Sündenbekenntnis hin. Bei mangelnder Umsinnung kann keine Lösung ausgesprochen werden.

  Des Paulus Beauftragung geht aus den Worten des Herrn an Ananias in Damaskus hervor: »Dieser ist Mir ein auserwähltes Gerät, Meinen Namen vor die Augen der Nationen wie auch der Könige und Söhne Israels zu tragen« (Ap.9:15). Später schreibt er, dass er, der zuvor ein Lästerer, Verfolger und Frevler war, Erbarmen erlangt hat und dass er als Herold und Apostel eingesetzt wurde, zum Lehrer der Nationen in Erkenntnis und Wahrheit (1.Tim.1:13; 2:7). Ihm wurde die Verwaltung der Gnade Gottes für uns, die aus den Nationen, gegeben (Eph.3:2). Ihm wurde diese Gnade gegeben, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen und alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung, die bislang geheim war, betrifft (Eph.3:8,9). Entsprechend dieser Beauftragung verkündigte Paulus bis zum Ende der Apostelgeschichtszeit den Juden das Königreich Israels und zugleich den Nationen das ihm eigens enthüllte Evangelium (Gal.1:12), danach aber nur noch das Evangelium der Unbeschnittenheit.

Der eine Herr

 

  Mit Vers 8 fügt Paulus eine Erläuterung ein: »... denn der in Petrus für das Aposteltum der Beschneidung wirkt, der wirkt auch in mir für die Nationen ...« Hiermit gibt Paulus keine Äußerung der Angesehenen wieder, sondern betont gegenüber den Galatern die Tatsache, dass der Herr, Jesus Christus, in Petrus und in ihm gleichermaßen wirkt, und zwar zur Bekräftigung der Grundtatsache, dass er wie auch Petrus mit ihrem je eigenen Evangelium betraut wurden.

  Heute bedarf das Wort der Wahrheit übrigens keiner Bestätigung durch die daraus erwachsende Frucht mehr, denn das Aposteltum des Paulus und sein Evangelium, das wir verkündigen, sind längst beglaubigt, und zwar zu des Paulus Zeiten durch Zeichen wie auch Wunder und Machttaten (2.Kor.12:12).

  Möge unser Herr auch in uns so wirken, wie Er in Paulus von Beginn der gegenwärtigen Verwaltung an wirkte, nicht durch Zeichen und Wunder, sondern in uns, am inwendigen Menschen, sodass auch wir uns mit ganzem Einsatz mühen und darum ringen, jeden Menschen in Christus Jesus gereift darzustellen, und dies Seinem Einwirken entsprechend, das sich in uns wie seinerzeit in Paulus als wirksam erweist in Kraft (Kol.1:28,29). Unser Wirken ist schließlich nur ein Auswirken gemäß Seinem Einwirken. So wirkt Er durch uns. Und so ist unser Wirken Sein Wirken.

 

Sie erkannten die Paulus gegebene Gnade

 

  Wir hören weiter auf den Bericht und erfahren aus Vers 9: »... und da sie die mir gegebene Gnade erkannten, gaben Jakobus, Kephas und Johannes, die als Säulen angesehen werden, mir und Barnabas die rechte Hand der Gemeinschaft, damit wir für die Nationen, sie aber für die Beschneidung wirkten ...« Sie erkannten die Paulus gegebene Gnade. Jede Erkenntnis einer göttlichen Wahrheit ist stets ein Geschenk Gottes, denn Er teilt einem jeden das Maß des Glaubens zu (Röm.12:3). Auch diese Erkenntnis war von Gott, der Paulus ebendeshalb durch eine Enthüllung veranlasst hatte, nach Jerusalem hinaufzuziehen und den Angesehenen dort das Evangelium, das er unter den Nationen heroldet, zu unterbreiten. Jetzt wussten sie, dass Paulus mit seiner besonderen Botschaft nicht ins Leere rennt oder gelaufen wäre. - Die Paulus gegebene Gnade war, Glaubensgehorsam unter den Nationen zu wirken, wie er in Römer 1:5 schreibt: »... Jesus Christus ..., durch den wir Gnade erhielten und Aposteltum zum Glaubensgehorsam unter allen Nationen für Seinen Namen ...« Glaubensgehorsam rief Paulus hervor. Nicht Gesetzesgehorsam üben wir, sondern - überwältigt von der Herrlichkeit der Gnade - Glaubensgehorsam, Treue dem Herrn gegenüber, der unsere Herzen gewonnen hat.

 

Die rechte Hand der Gemeinschaft

 

  Die Säulen, die leitenden und tragenden Brüder, Jakobus als Ältester der Gemeinde in Jerusalem, Kephas als Erster aus dem Kreis der Zwölf und Johannes, dem später eine Schau bis zur neuen Erde gewährt wurde, gaben Paulus die rechte Hand der Gemeinschaft. Dieser Handschlag war ein Anerkenntnis des Paulus enthüllten Evangeliums und eine Bekräftigung der Gemeinschaft mit Paulus aufgrund der Einsicht, dass sein Aposteltum von ein und demselben Herrn stammt wie das ihre.

  Dementsprechend - in gegenseitigem Verständnis und Vertrauen - sollten Paulus und Barnabas für die Nationen wirken, und zwar mit dem Evangelium der Unbeschnittenheit, sie aber für die Beschneidung. Die Aussendung von Barnabas und Saulus durch den heiligen Geist zur ersten Missionsreise schließt sich folgerichtig an (Ap.13:2).

  Es ist darauf hinzuweisen, dass keine Gebietsaufteilung vorgenommen wurde; davon kann überhaupt keine Rede sein. Dies wird dadurch erhärtet, dass Petrus über ein Jahrzehnt später seinen ersten Brief an die auserwählten Auswanderer in der Zerstreuung in Pontus, Galatien, Kappadozien, der Provinz Asien und Bithynien schrieb (1:1) und sich nicht nur in Jerusalem, sondern auch in Babylon (falls dies nicht ein Deckname für Rom ist) (1.Pet.5:13) und nach außerbiblischen Zeugnissen auch in Rom aufhielt, wo etwa 50.000 Juden lebten.

  Es gab auch keine strikte Aufteilung der Adressaten der Evangelien. Petrus hatte schon dem Hauptmann Kornelius, einem Römer, das Evangelium der Beschneidung verkündigt und wird auch weiterhin welche aus den Nationen als Proselyten für das Königreich Israels gewonnen haben. Und Paulus hatte ohnehin einen Doppeldienst zu tun, wie es seiner Beauftragung entsprach. Die Apostelgeschichte berichtet davon, dass er Juden und Griechen das Königreich für Israel verkündigte, zumal er wohl durchgehend eine meist gemischte Zuhörerschaft hatte. Zugleich geben seine Briefe Zeugnis davon, dass er denen aus den Nationen sein Evangelium bekannt machte. Aber auch Juden glaubten Paulus und damit Gott, dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke. Zeitlich vorgreifend sei hinzugefügt, dass sich angesichts der zunehmenden Verstockung Israels und der damit in weite Ferne rückenden Königreichserwartung viele Juden der dem Evangelium der Unbeschnittenheit eigenen überhimmlischen Erwartung und damit dem Evangelium des Apostels Paulus anschlossen, ihre abstammungsmäßigen irdischen Vorrechte aufgebend. Darauf wirkte übrigens auch der Hebräerbrief hin. - Die Formulierung »... damit wir für die Nationen, sie aber für die Beschneidung wirkten« oder wörtlich »wir hinein in die Nationen« beziehungsweise »die Beschneidung seien« beschreibt mithin nur die Hauptrichtungen ihres Wirkens. Paulus und Barnabas sind auf die Nationen ausgerichtet, die Zwölf auf die Beschneidung.

 

Der Armen

 

  Der Bericht des Apostels Paulus über sein zweites Hinaufkommen nach Jerusalem schließt in Vers 10 mit einem wichtigen Anliegen: »... nur dass wir der Armen gedenken sollten, und ich befleißige mich, gerade dies zu tun Dies legten die Führer der jüdischen Gemeinden Paulus besonders ans Herz. Auf der dritten Missionsreise in den Jahren 52 bis 56 bewegte Paulus sodann viele Nationengemeinden, zu der Kollekte für die verarmten Geschwister in Jerusalem beizutragen. So schreib er in 1.Korinther 16:1: »Was nun die Kollekte für die Heiligen betrifft, so haltet auch ihr es ebenso, wie ich es für die herausgerufenen Gemeinden Galatiens angeordnet habe ...« und in 2.Korinther 8:1-4: »Wir machen euch nun, Brüder, mit der Gnade bekannt, die Gott in den herausgerufenen Gemeinden Mazedoniens gegeben hat: in Drangsal vielfach bewährt, fließt das Übermaß ihrer Freude bei ihrer tiefen Armut in den Reichtum ihrer Großmut über. Ich bezeuge, dass sie nach Kräften, ja über ihre Kraft, aus eigenem Antrieb uns mit vielem Zuspruch um den Gunsterweis der Gemeinschaft des Dienstes für die Heiligen anflehten Schon im Gesetz des Mose steht geschrieben: »Du sollst dem Armen deine Hand weit öffnen und ihm willig ausleihen« (5.Mose 15:8), jetzt aber liegt zudem ein besonderer Grund dafür vor, weil nämlich die Nationen Schuldner der Gläubigen Israels sind, »denn wenn die Nationen an deren geistlichen Gütern teilnehmen, so sind sie auch verpflichtet, eine Beisteuer zu den fleischlichen zu leisten« (Röm.15:27).

  Das Gedenken der Nationengemeinden an die Geschwister in Jerusalem ist praktizierte Gemeinschaft im Geist der Liebe, die das Band der Vollkommenheit ist.

  Möge unser treuer Gott und Vater auch in uns jede Gnade überfließen lassen, sodass wir in allem allezeit alle Genüge haben, ja Überfluss für jedes gute Werk (2.Kor.9:8)!

  Und mögen wir allezeit der überströmenden Gnade eingedenk und für sie dankbar sein, in der wir nach dem Evangelium des Apostels Paulus stehen, das Gott bis auf unsere Tage bewahrt hat!

 

Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt

(Galater 2:11-21)

 

  Welches Werk sollte man von einem zusammen mit Christus Gekreuzigten und Gestorbenen und damit dem Gesetz des Mose oder, falls er Nichtjude ist, allen religiösen Forderungen der Welt Weggestorbenen noch verlangen können, damit er vor Gott angenehm sei? Oder welches Werk sollte ein in der Gnade Gottes Lebender noch tun müssen, damit er vor Gott gerecht dastehe?

  Dies ist die Thematik unseres Schriftabschnitts, den wir jetzt betrachten wollen. Dabei werden wir sehen, wie entschieden Paulus den Glaubenskampf der Verbreitung und Verteidigung seines Evangeliums führt.

  Vorauszuschicken ist des Weiteren, dass Paulus bereits zwei Begegnungen mit Petrus hatte. Drei Jahre nach seiner Berufung vor Damaskus hatte er Petrus davon berichtet (Gal.1:18). Und vierzehn Jahre nach seiner Berufung hatte er den Angesehenen in Jerusalem, Jakobus, Kephas und Johannes, das ihm enthüllte Evangelium unterbreitet, das er unter den Nationen heroldet. Sie sahen ein, dass er mit dem Evangelium der Unbeschnittenheit betraut ist und Petrus mit dem der Beschneidung (Gal.2:7). Nach der Rückkehr des Paulus und Barnabas von der ersten Missionsreise in den Jahren 47 und 48 hielten sie sich längere Zeit in ihrer Heimatgemeinde Antiochien in Syrien auf (Ap.14:28). - Nun begab es sich, dass Petrus dort zu Gast weilte. Wir schreiben das Jahr 49.

 

Kephas in Antiochien

 

  Paulus schreibt in Vers 11: »Als aber Kephas nach Antiochien kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, weil er sich selbst ins Unrecht gesetzt hatte Mit diesem Bericht will Paulus Petrus nicht in ein schlechtes Licht rücken, sondern erreichen, dass alle aus diesem Vorfall Gewinn ziehen. Petrus sollte bewusst werden, dass er entgegen seiner Erkenntnis gehandelt hat. Die Galater sollten darin gestärkt werden, sich ihre Freiheit vom Gesetz nicht nehmen zu lassen, und erkennen, dass Paulus Petrus nicht untergeordnet ist, weder seine Person noch sein Evangelium, und somit jeder Versuch, den Gläubigen aus den Nationen etwas aus dem Evangelium der Beschneidung aufzudrängen, ein Unrecht ist, das es standhaft abzuwehren gilt.

 

Die Heuchelei

 

  Was war geschehen? Die Verse 12 und 13 informieren uns darüber: »Denn bevor etliche von Jakobus kamen, aß er zusammen mit denen aus den Nationen; als sie dann kamen, wich er zurück und sonderte sich ab, weil er die aus der Beschneidung fürchtete. Dann heuchelten mit ihm auch die übrigen Juden, sodass selbst Barnabas durch ihre Heuchelei mit weggeführt wurde Die von Jakobus, des Halbbruders unseres Herrn, waren Eiferer für das Gesetz (Ap.21:20). Jakobus muss als Ältester und Leiter der Gemeinde zu Jerusalem großen Einfluss gehabt haben. Tischgemeinschaft mit Unbeschnittenen war seinen Anhängern ein Dorn im Auge.

  Bislang hatte Petrus zusammen mit denen aus den Nationen gegessen, und dies war kein Problem für ihn, denn der Herr hatte ihm durch die Ereignisse um den Hauptmann Kornelius den Weg dafür frei gemacht. In der Vision des vom Himmel herabkommenden Tuches mit unreinen Speisen hatte er vernommen: »Was Gott gereinigt hat, halte du nicht für gemein« (Ap.10:15). Er wusste seitdem, dass Gott nicht die Person ansieht, sondern Ihm in jeder Nation der annehmbar ist, der Gott fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, und dass Jesus Christus der Herr über alle ist (Ap.10:34-36). Doch nun wich Petrus zurück. »Menschenfurcht stellt eine Falle«, heißt es in Sprüche 29:25. Menschenfurcht ist ein schlechter Ratgeber. Gott sollen wir fürchten, sodass wir keines Seiner Worte gering schätzen und Ihn nicht durch Ungehorsam kränken. Doch Petrus sonderte sich von den Nationengläubigen ab und zerstörte damit die Gemeinschaft mit ihnen.

  Dies war keine lehrmäßige Verirrung des Petrus, sondern eine moralische, denn er handelte im Widerspruch zu seiner Überzeugung. Heuchelei nennt Paulus dies. Petrus unterdrückte seine Erkenntnis, die er nach der Rückkehr aus dem Haus des Kornelius bereits erfolgreich verteidigt hatte (Ap.11:1-18). Auch die übrigen Juden aus Antiochien, sogar Barnabas, der wohl am besten das Evangelium des Nationenapostels verstanden hatte, ließen sich durch das Beispiel des Petrus hinreißen, diese Heuchelei mitzumachen und der Gemeinschaft aller Heiligen bei Tisch eine Grenze zu setzen. Sie lehrten zwar, dass alle Gläubigen einen gemeinsamen Herrn haben, leugneten diese Wahrheit aber durch ihr Verhalten. Heuchelei aber ist keine Weisheit, die von oben ist (Jak.3:17).

  Mögen auch wir aus diesem Vorfall lernen, stets unserer Erkenntnis gemäß zu handeln und zum Wort der Wahrheit zu stehen, sei es gelegen oder ungelegen (2.Tim.4:2).

 

Die Wahrheit des Evangeliums

 

  Diese Sache musste aber auch Auswirkungen auf die Wahrheit des Evangeliums überhaupt haben. Darum musste Paulus eingreifen. Und er musste den Kampf allein aufnehmen, da ja auch Barnabas zurückgefallen war. So lesen wir in Vers 14: »Als ich jedoch sah, dass sie sich nicht richtig auf die Wahrheit des Evangeliums einstellten, sagte ich zu Kephas vor allen: Wenn du, der du Jude bist, wie die aus den Nationen lebst und gar nicht jüdisch, wieso nötigst du die aus den Nationen, jüdische Bräuche mitzumachen?«

  Vorne vor allen wies Paulus Petrus zurecht. Hätte er ihn nicht beiseiterufen und unter vier Augen mit ihm sprechen sollen? Nein, denn Gottes Wort in 1.Timotheus 5:20 sagt uns, dass die Ältesten, die sündigen, vor aller Augen zu überführen sind, damit auch die Übrigen Furcht haben.

  Des Paulus Rede ist nicht nur ein Vorwurf, sondern zugleich die Überführung, und diese liegt darin, dass Nationengläubige nicht genötigt werden dürfen, jüdische Bräuche mitzumachen, hier vordergründig, keine Tischgemeinschaft mit Unbeschnittenen zu haben, tiefergründig, sich beschneiden zu lassen, damit sie Tischgemeinschaft mit den Juden würden haben können. Gewiss beachten die christusgläubigen Juden das Gesetz und die Beschneidung und tun Recht daran; das gibt ihnen aber kein Recht, dies auch von den Nationengläubigen zu verlangen oder ihnen die Tischgemeinschaft zu verweigern, bis sie sich beschneiden ließen.

  Haben sie denn die Wahrheit des Evangeliums vergessen, dass beide, Juden und Griechen, aufgrund des Glaubens Christi und durch ihren Glauben von Gott angenommen worden? Dies ist die gemeinsame Grundlage beider Evangelien, das der Beschneidung und das der Unbeschnittenheit. Dies ist aber in besonderer Weise die Wahrheit des ihm enthüllten Evangeliums, für das Paulus hier kämpft - gegenüber Petrus, den Antiochiern, denen von Jakobus und den Galatern -, denn nur sein Evangelium spricht vom Glauben allein als Voraussetzung der Rettung und ist frei von jeglicher Bindung an das Volk Israel und dessen Gesetz sowie von den Erfordernissen der Umsinnung, der Wassertaufe, guter Werke und der Bewährung.

  Petrus hat die Ermahnung zweifellos dankbar angenommen. Und noch im selben Jahr auf dem Apostelkonzil in Jerusalem trat er der Forderung der Beschneidung in Festigkeit entgegen, als er sagte: »Gott machte zwischen uns und ihnen keinen Unterschied und reinigte ihre Herzen durch den Glauben. Was versucht ihr denn nun Gott, indem ihr auf den Hals der Jünger ein Joch legt, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten? Nein, durch die Gnade des Herrn Jesus glauben wir, in derselben Weise gerettet zu werden wie auch jene« (Ap.15:9-11).

  In den folgenden Versen gibt Paulus nicht seine weitere Rede wieder - wenn darüber auch in Antiochien wahrscheinlich ausführlich gesprochen wurde -, sondern wendet sich an die Galater. Paulus greift diesen Präzedenzfall anlässlich des Besuchs des Kephas auf, um die Galater, die von judaisierenden Brüdern in ähnlicher Weise genötigt werden, in der Abwehr eines damit aufgekommenen andersartigen Evangeliums, eben einer Vermischung seiner Lehre mit dem Glaubensgut Israels zu kräftigen und sie davor zu bewahren, nicht mehr allein aus Glauben zu leben.

 

Unsere Rechtfertigung durch den Glauben Christi

 

  Im Schriftabschnitt von Galater 2:15 bis 21 macht Paulus grundlegende Aussagen, auf die die anschließenden Kapitel aufbauen. Er schreibt in den Versen 15 und 16: »Wir sind von Natur Juden und nicht Sünder aus den Nationen; weil wir aber wissen, dass der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben Christi Jesu, so glauben auch wir an Christus Jesus, damit wir aus dem Glauben Christi und nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt werden; denn aus Gesetzeswerken wird von allem Fleisch niemand gerechtfertigt werden.«

  Selbst wenn man so bevorzugt ist, zu dem auserwählten Volk zu gehören, und selbst wenn das heilige Gesetz die Juden vor vielen schlimmen Sünden der Nationen bewahrte, so gilt dennoch: Juden wie auch Griechen sind unter der Sünde, so wie geschrieben steht: Es gibt keinen, der gerecht ist, auch nicht einen! (Röm.3:9,10).

  »Wir aber wissen ...« Ja, auch die gläubigen Juden wissen, dass der Mensch nicht durch Gesetzeswerke von seinen Sünden gerechtfertigt wird, sondern aus Glauben, denn in Erkenntnis der Sünde blieb schon in alter Zeit nur der Glaube an den sich im Opferritual des Gesetzes erbarmenden Gott und blieb zu Petri Zeiten nur der Glaube an den sich im Sühneopfer Seines Sohnes erbarmenden Vater. - Und überhaupt - wie könnten edle Werke Sünden ausgleichen oder gar sühnen können, geschweige denn von den Sünden rechtfertigen?

  Nur aufgrund des Sühneleidens, früher der Opfertiere, dann des einzig wahren Lammes, konnte dem umsinnenden Sünder Vergebung (oder: Erlassung) der Sünden gewährt werden. Nun aber - nach dem dem Apostel Paulus enthüllten Evangelium - wird jeder, der glaubt, gerechtfertigt von allen Sünden. Diese Botschaft erklang erstmals im pisidischen Antiochien, und zwar auf der ersten Missionsreise des Paulus (Ap.13:39). Gerechtfertigt allein durch Glauben - dies ist das Evangelium, das uns zur großen Freude gereicht und Gott über alle Maßen verherrlicht.

  Rechtfertigung - was ist das? Die Rechtfertigung ist ein rechtsetzender Ausspruch Gottes, der die Gerechtigkeit eines Menschen feststellt. Dieser Rechtsspruch wird jedem zuteil, der Gott glaubt, dass Jesus Christus für alle starb. Solche Menschen sind damit nicht nur von allen Sünden freigesprochen, sondern stehen darüber hinaus als für gerecht Erklärte vor Gottes Angesicht. Die Begründung für die Rechtfertigung liegt darin, dass alle starben, als Christus für sie starb, und Gestorbene nicht mehr beschuldigt werden können. Da die Gläubigen auch zusammen mit Christus auferweckt wurden, sind sie nun heilig und makellos in Ihm. Der Mensch wird auch darum gerechtfertigt, weil Gott ihn von Geburt an als Sünder eingesetzt hatte und dies so sein musste, damit Er Seinen Sohn bis zum Kreuzestod dahingeben konnte, wodurch Er Seine Liebe erzeigte, die alle an Sein Herz ziehen wird.

  Nun finden wir in unserem Vers 16 in den Worten: »... nur durch den Glauben Christi Jesu« eine herrliche Offenbarung. Allein durch den Glauben Christi wird der Mensch gerechtfertigt. Da ist nichts aus uns, sondern da ist alles durch Christus. Umsonst, geschenkweise sind wir in Gottes Gnade gerechtfertigt durch die Freilösung, die in Christus Jesus ist. Wir können nur jubeln und in Dankbarkeit überfließen. In dem geliebten Sohn sind wir Begnadete.

  Wie sah der Glaube Christi aus? Unser Herr glaubte Seinem Gott und Vater alles, was geschrieben steht. Sein Glaube drückte sich in der Treue und im Gehorsam Seinem Gott und Vater gegenüber aus. Ich kann somit sagen: Durch Seinen Glaubensgehorsam bis zum Kreuzestod werden wir gerechtfertigt. Und so glauben wir an Ihn, damit wir aus Seinem Glauben gerechtfertigt werden. Unser Glaube schließt sich an Seinen Glauben an. Gerechtfertigt wird, wer aus dem Glauben Jesu ist (Röm.3:26). Sein Glaube ruft gewissermaßen - so Gott uns die Augen öffnet - unseren Glauben hervor.

  Aus Gesetzeswerken wird niemand gerechtfertigt, denn das Gesetz konnte nichts vollenden (Heb.7:19). Die Vollendung des Gesetzes ist Christus allein, zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt (Röm.10:4).

Das Wiederaufbauen des Abgebrochenen

 

  In den Versen 17 und 18 schließt Paulus folgende Überlegung an: »Wenn wir aber, die wir in Christus gerechtfertigt zu werden suchen, selbst als Sünder erfunden wurden, wäre Christus demnach ein Diener der Sünde? Möge das nicht gefolgert werden! Denn wenn ich das, was ich abbrach, wieder aufbaue, hebe ich mich als Übertreter hervor Dies besagt: Der Weigerung, gemeinsam mit den Nationengläubigen zu essen, mag man an sich nicht die höchste Bedeutung zumessen. Aber damit wird zum Ausdruck gebracht, dass die aus den Nationen gemein und unrein, eben Sünder seien, womit die Scheidewand des Gesetzes wieder aufgebaut ist. Im Licht der Erkenntnis des Petrus führt dies zu zwei möglichen Konsequenzen: Entweder ist Christus ein Sündendiener oder Petrus ein Übertreter. Das Gesetz machte den Menschen nur zum Sünder; Christus wäre in dem Sinne ein Diener der Sünde, indem er immer nur für solche da wäre, die Sünder blieben. Mit anderen Worten: Petrus machte die gesetzesfreie Lebensweise den Nationengläubigen zur Sünde und damit Christus zum Sündendiener. Dies aber sei ferne! Petrus allerdings wurde zum Übertreter, denn er baute gegen die Wahrheit des Evangeliums wieder auf, was er abgebrochen hatte - nämlich das trennende Gesetz - und verurteilte sich damit selbst. Er hatte doch erkannt, dass Gott jeden annimmt, der glaubt. Doch nun handelte er wider seine Erkenntnis.

 

Dem Gesetz gestorben

 

  Paulus fügt in Vers 19 hinzu: »Nun bin ich aber doch durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich Gott lebe Paulus lenkt den Blick der Galater auf sich, weil an ihnen, soweit sie Juden sind, dasselbe geschehen ist: Durch das Gesetz, das den Tod des Sünders fordert, den aber Christus erbracht hat, sind sie gestorben und damit auch dem Gesetz weggestorben. Und bei Toten gibt es keine Scheidewand der Abstammung nach mehr. Von Toten kann das Gesetz außerdem nichts mehr verlangen.

  In diesem Sinne erläutert es uns der Apostel der Nationen auch in Römer 7:4 und 6: Ihr Juden wurdet dem Gesetz gegenüber durch den Körper des Christus zu Tode gebracht, damit ihr einem anderen zu eigen werdet, dem aus den Toten Auferweckten, auf dass wir für Gott Frucht brächten. Nun sind wir als Gestorbene des Gesetzes enthoben (in welchem wir festgehalten wurden), sodass wir in Neuheit des Geistes sklaven und nicht in Altheit des Buchstabens.

  So wissen wir: Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus (!) befreit uns vom Gesetz der Sünde und des Todes (Röm.8:2).

»... denn was Er starb, das starb Er der Sünde ein für allemal, was Er aber lebt, das lebt Er für Gott. Also auch ihr! Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn (Röm.6:10,11).

  Gott zu leben, nicht mehr dem Gesetz - genau darum geht es, wie Paulus am Ende unseres Verses 19 schreibt: »... damit ich Gott lebe Und dies ist nicht durch das Gesetz möglich, sondern nur in Christus, nur im Glauben an Ihn.

 

Ich lebe

 

  Und damit kommen wir zu Vers 20, dem Gott alle Verherrlichung gebenden Glaubensbekenntnis des Apostels Paulus und dem von der Liebe und der Gnade geprägten Herzen des uns angehenden Evangeliums: »Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt; ich lebe aber, doch nicht mehr ich, sondern in mir lebt Christus. Was ich aber von nun an im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben, dem des Sohnes Gottes, der mich liebt und Sich Selbst für mich dahingegeben hat

  Jesus Christus liebt uns und hat Sich deshalb Selbst für uns dahingegeben als Darbringung und Opfer für Gott, zu einem duftenden Wohlgeruch für Ihn. Zusammen mit Ihm wurden aber auch wir gekreuzigt und starben. Unsere alte Menschheit, unser Leben in Adam ist damit vor Gottes Angesicht zu Ende gekommen. Unserem Gnadenstand nach ist von unserem alten Ich nichts mehr übrig.

  Nun leben wir aber, und zwar noch im Fleisch, und dennoch leben nicht mehr wir, nicht nur weil wir zusammen mit Christus starben, sondern weil wir zusammen mit Ihm auch auferweckt wurden und Er jetzt in uns lebt. Er lebt und wir in allem nur durch Ihn. Und ebenso wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt wurde und für Gott lebt, so mögen auch wir nun in Neuheit des Lebens wandeln (Röm.6:4) und für Gott leben. Wer aber für Gott lebt, der lebt nicht mehr sich selbst, sondern dem, der für uns starb und auferweckt wurde (2.Kor.5:15).

  Dies ist uns nur im Glauben möglich, dem des Sohnes Gottes. Mögen wir inne werden, wie der Glaube des Sohnes Gottes aussah, damit wir in Seinem Glauben wandeln, dass wir nämlich Gott alles glauben und völlige Treue üben und ganzen Gehorsam darbringen.

  Schon längst wissen wir, warum Paulus Petrus so scharf entgegentrat. Weil wir frei vom Gesetz in Christus Jesus durch den Glauben für Gott leben. Das Gesetz ist Israel gegeben. Die gläubigen Juden wirken ihren Glauben im Rahmen des Gesetzes aus. Gerettet werden auch sie nicht durch das Gesetz. Umso verwerflicher ist der Gedanke, die aus den Nationen könnten ohne das Gesetz nicht gerettet werden. Und dieser würde unterstützt durch die Wiederaufrichtung der Scheidewand des Gesetzes zwischen Israel und den Nationen, als müsse man Jude werden, um gerettet zu werden. Dies aber sei ferne!

 

Lehne niemand diese Gnade ab!

 

  In Vers 21 bringt Paulus eine letzte Zusammenfassung des Themas dieses Schriftabschnittes: »Ich lehne die Gnade Gottes nicht ab; denn wenn Gerechtigkeit durch das Gesetz käme, wäre ja Christus ohne Grund gestorben Wer will diese Gnade ablehnen, allein durch den Glauben Christi Jesu gerechtfertigt zu sein, allein durch die Kreuzigung zusammen mit Christus vom alten Menschentum befreit zu sein und jetzt im Glauben zu leben, dem des Sohnes Gottes, nicht in Gesetzeswerken und Ritualen?

  Wenn der Mensch eine eigene Gerechtigkeit aufstellen könnte, sei es durch Gesetzes- oder andere edle Werke, dann wäre es vielleicht berechtigt, dies auch von ihm zu verlangen. Der Mensch in Adam aber kann es nicht, denn ihm fehlt die geistliche Kraft dazu, ihm fehlt das Leben in Christus. Außerdem ist das Gesetz gar nicht dazu gegeben, um lebendig zu machen, und welche Werke es auch immer sein mögen, sie können es auch nicht (Gal.3:21). Jeder Versuch, eine eigene Gerechtigkeit aufzustellen, scheitert an der Tatsache, dass die Schrift alle unter die Sünde einschließt. Die Rechtfertigung des Menschen ist nur aufgrund des Glaubens Jesu Christi möglich und wir nur denen zugesprochen, die glauben (Gal.3:22) und sich damit mit Christus identifizieren. Eine selbsterrungene, eigene Gerechtigkeit würde uns im Übrigen nicht mit Christus in Kontakt bringen - welch ein Verlust! Und welch eine Einsamkeit für den Menschen, der doch zur Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes bestimmt ist!

  Christus ist nicht umsonst gestorben! Das einzige zur Rettung dienliche Werk, das Gott wohlgefällt, ist die Selbstdahingabe Seines Sohnes für alle Menschen, für die Sünder und Gottesfeinde.

  Als mit dieser Erkenntnis Beschenkte lehnen wir die Gnade Gottes nicht ab, sondern leben aus Seiner Gnade in der Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn und Retter. Als in Christi Blut Gerechtfertigte und durch Christi Tod mit Gott Ausgesöhnte leben wir in der Gnade und damit im Frieden mit Gott und in völliger Gewissheit unserer Rettung. Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei unserem Gott und Vater dafür im Namen unseres Herrn Jesus Christus!

 

O ihr unvernünftigen Galater!

(Galater 3:1-14)

 

  Paulus ist äußerst erstaunt darüber, dass die Galater sich so schnell umgestellt haben, hinweg von dem Evangelium, das sie in Christi Gnade berufen hat. Sie haben Judaisten ihr Gehör geliehen, die ein andersartiges Evangelium verkündigen, anders als das des Paulus und das des Petrus, ein Mischevangelium, das nicht von Gott ist. In den Kapiteln eins und zwei hat Paulus darum mit Entschiedenheit klargestellt, dass er sein Evangelium nicht von Menschen gelehrt bekam, sondern es ihm durch eine Enthüllung Jesu Christi zuteil wurde, und sowohl er als Apostel der Nationen wie auch seine Lehre völlig unabhängig von den Aposteln der Beschneidung und deren Lehre sind. Paulus war sogar Petrus bei dessen Aufenthalt in Antiochien entgegengetreten, als jener durch sein unbedachtes Verhalten den Gläubigen aus den Nationen Gesetzesforderungen aufzunötigen im Begriff war.

  Der Apostel Paulus verteidigt mit dem Galaterbrief sein Evangelium und versucht, die Galater in den Wahrheiten seiner herrlichen Botschaft zu festigen und sie davon zu überzeugen, dass sie allein in der Gnade Gerettete und allein durch Glauben Gerechtfertigte sind, und zwar in Kapitel drei nun zuerst mit dem Hinweis auf die Glaubenserfahrung der Galater mit dem heiligen Geist und sodann am Beispiel des an Abraham ergangenen prophetischen Wortes.

 

Die bezauberten Galater

 

  Paulus schreibt in Vers 1: »O ihr unvernünftigen Galater, wer hat euch denn bezaubert, vor deren Augen Jesus Christus als Gekreuzigter gezeichnet wurde Paulus hatte ihnen auf der ersten Missionsreise Jesus Christus, und diesen als gekreuzigt, vor Augen geführt - nicht die äußeren Umstände der Kreuzigung, sondern den Segen des Todes und der Auferstehung Jesu Christi nach Gottes Vorsatz, ihre Rechtfertigung in Christi Blut und ihre Versöhnung mit Gott durch den Tod Seines Sohnes, und dies hatte heilige Frucht gebracht. »... in diesem (Jesus) wird jeder gerechtfertigt, der glaubt«, hatte er verkündigt. »Und alle, die zu äonischem Leben verordnet waren, kamen zum Glauben ... und wurden mit Freude und heiligem Geist erfüllt« (Ap.13:39,48,52).

  Und nun ließen sie sich bezaubern, faszinieren von dem Gesetz, das ja tatsächlich heilig, gerecht und gut ist, behexen von redegewandten Vertretern des auserwählten Volkes, die es vermeintlich besser als sie wissen müssen. Nun wollen sie sich dem Gesetz unterstellen und sich beschneiden lassen. - Wie aber sollte dies mit dem Paulus enthüllten Evangelium der Unbeschnittenheit zusammenpassen? Wie kann man denn nur so unvernünftig sein zu meinen, dass die Gerechtigkeit eines Menschen durch das Gesetz käme, und damit die Gnade abzulehnen? So unverständig seid ihr? Bedenkt doch: Wenn durch Gesetzeswerke, dann wäre Christus ohne Grund gestorben (Gal.2:21)!

 

Beim Hören von Christi Glauben

 

  »Nun dies eine will ich von euch erfahren«, fragt Paulus sie in Vers 2: »Habt ihr den Geist aus euren Gesetzeswerken erhalten oder beim Hören von Seinem Glauben Nicht die Tatsache des Geistesempfangs ist der Akzent der Frage, sondern das Wie. Paulus hat die Frage so gestellt, dass es den Galatern durch Erinnern und eigenes Nachdenken sofort klar wird. Aus Gesetzeswerken? - Nicht im Geringsten! Oder beim Hören von Seinem Glauben? - Als sie vom Glauben Jesu Christi hörten und glaubten, da erhielten sie den Geist Gottes. Ja, so war es. Vom Glauben Jesu Christi schreibt Paulus in Galater 2:16 und 3:22. Auf Seinen Glaubensgehorsam bis zum Kreuzestod bauten sie ihre Rettung.

  Wörtlich heißt es in unserem Vers übrigens: aus Hören des Glaubens. Es ist nicht so einfach, dies zu verstehen. Es kann gemeint sein: aus einem Hören, das vom Glauben gekennzeichnet ist, also aus gläubigem Hören oder Glaubenshören. Oder man fragt: aus dem Hören von wessen Glauben? Dann kann es nur der Glaube Jesu Christi sein.

 

Vollendung durch das Fleisch?

 

  Weiter fragt Paulus: »So unvernünftig seid ihr? Habt ihr im Geist den Anfang unternommen, um ihn nun im Fleisch zu vollenden (Vers 3). Was sollte denn das Fleisch vollenden können, das am Kreuz schmählich abgetan wurde? Ihr Anfang war durch Glauben und in der Gnade, ihr Wachstum zunächst ebenso nur durch Glauben und in der Gnade, mithin kann auch ihre Reife durch nichts anderes erreicht werden. Wer dem Fleisch, auch dem so genannten »frommen Fleisch«, noch Chancen einräumt, stellt das Opfer Christi Jesu als nicht ausreichend hin und verwirft die Gnade. Und wisst ihr nicht, dass die Gesinnung des Fleisches Tod ist (Röm.8:6) und gegen den Geist und die Gesinnung Christi Jesu gerichtet? O dass sie doch alles religiöse, dem alten Menschentum imponierende Verhalten ablegten und sich aus der Falle des Satans, der sich jüdischen Gesetzestreuer bediente, befreien ließen!

 

Nur zum Schein gelitten?

 

  Und noch etwas fragt Paulus sie: »Habt ihr so viel etwa zum Schein gelitten? Ja, wenn wirklich nur zum Schein!« (Vers 4). Wie Paulus und Barnabas ihnen auf der ersten Missionsreise angekündigt hatten (Ap.14:22), waren Drangsale über sie gekommen; Leiden um Christi willen gehörten also bereits zu ihrer Glaubenserfahrung. Sollte all ihr Leiden nur wegen eines Scheinglaubens gewesen sein und damit ohne realen Grund? Denn wenn sie im Fleisch den Anfang unternommen hätten, dann hätten sie gar keinen wirklichen Glaubensbeginn gehabt. Und dann wären auch ihre Leiden nur zum Schein gewesen. Doch sie litten um ihres echten Glaubens willen und in der Kraft des empfangenen Geistes.

 

Angesichts der Geistesgaben

 

  In Vers 5 stellt Paulus die letzte rhetorische Frage: »Der euch nun den Geist darreicht und Machttaten unter euch wirkt, tut Er das, weil ihr den Geist aus euren Gesetzeswerken oder beim Hören von Seinem Glauben erhalten habt Die Galater wissen: Die unter ihnen wirkenden Geistesgaben erhielten sie aus Gnaden und nicht aus Werken. Nebenbei sei angemerkt, dass bestimmte Geistesgaben heute nach 1.Korinther 13:8-12 und Epheser 4:13 abgetan sind, da das Wort Gottes durch Paulus inzwischen vervollständigt und zur Reife gebracht wurde (Kol.1:25; vgl. Heb.2:4).

 

Die heilsgeschichtliche Beweisführung

 

  Nun erbringt der Apostel den heilsgeschichtlichen Nachweis. Die Rechtfertigung allein aus Glauben war schon Abraham zuteil geworden. Des Paulus Evangelium ist also nicht neu, und die Segnungen der Galater allein in der Gnade sind es mithin ebenfalls nicht. Der Weg des Glaubens, den Paulus die Galater führt, hat somit festen Grund und Boden.

  Er schreibt in den Versen 6 und 7: »So wie bei Abraham: er glaubte Gott, und es wird ihm zur Gerechtigkeit angerechnet. Daraus möget ihr wohl erkennen: Nur die aus Glauben, diese sind Söhne Abrahams Abraham - er glaubte Gott. Wie einfach und doch so erhaben! Kein Werk, kein Ritual, kein Symbol. Solche Dinge würden die edelste Herzensregung eines Menschen, nämlich Gott zu glauben, nur verunstalten. Im Übrigen war Abraham damals noch unbeschnitten (Röm.4:10).

  Und Gott rechnete es ihm zur Gerechtigkeit an. Das ist Gnade, eine reine Gnadenhandlung! Mit der Anrechnung des Glaubens stellte Gott die Gerechtigkeit Abrahams fest. Abraham war damit allein durch Glauben gerechtfertigt. Die Rechtfertigung ist ein rechtsetzender Ausspruch Gottes, der die Gerechtigkeit eines Menschen feststellt. Der Schlüsselvers Römer 4:16: »Deshalb ist es aus Glauben, damit es der Gnade gemäß sei«, gibt uns darüber Aufschluss, warum es aus Glauben geschah: damit das reine Juwel der bedingungslosen Gnade Gottes offenbar werde. Lasst euch daher nicht durch die Judaisten bezaubern: In dieser Gnade vor Gott stehen (oder: in Christus, dem alleinigen Mittler, vor Gott stehen) heißt in Vollkommenheit vor Seinem Angesicht sein.

  Nur die aus Glauben sind Söhne Abrahams? Sind nicht alle Juden Söhne Abrahams? Nein, die aus Werken nicht, denn aus Werken wird kein Mensch vor Gott gerechtfertigt. Wohl ist Abraham auch der Vater derer aus der Beschneidung, die in den Fußtapfen seines Glaubens nach der Lehre der zwölf Apostel die Grundregeln befolgen und ihren Glauben durch edle Werke bestätigen (Röm.4:12; Jak.2:22; 2.Pet.1:10), aber dies ist hier nicht das Thema. Es geht Paulus um das Evangelium für die Nationen, es geht ihm um die allein durch Glauben gerechtfertigten Galater, dass sie sich das Evangelium der Unbeschnittenheit nicht mit dem der Beschneidung vermischen lassen mögen.

 

Die Voraussicht der Schrift

 

  Paulus fährt mit den Versen 8 und 9 fort: »Da die Schrift aber voraussah, dass Gott die Nationen aus Glauben rechtfertigt, verkündigte sie schon vorher dem Abraham als Evangelium: In dir sollen alle Nationen gesegnet werden. Daher werden die aus Glauben mit dem gläubigen Abraham gesegnet Die Schrift sah es voraus. Das bedeutet nun nicht, dass die Gottesmänner, die da schrieben, genau wussten, wem zum Vorbild und für welche zukünftige Frist sie es taten. Auch die Propheten forschten nach der rechten zeitlichen und sachlichen Einordnung des ihnen Geoffenbarten über die aktuelle Situation hinaus (1.Pet.1:11). Das heißt aber, dass es auf Gottes Webstuhl keinen losen Faden gibt und Gott nach Seinem in Christus Jesus für den Ablauf der Äonen gefassten Vorsatz (Eph.3:11) die Fäden zur vorgesehenen Zeit wieder aufnimmt und zu ihrer bestimmungsmäßigen Vollendung verknüpft. Um auf den Punkt zu kommen: Die Verheißung an Abraham sah das Evangelium des Apostels Paulus voraus.

  Die Schrift verhieß, dass Gott die Nationen aus Glauben rechtfertigt (eben nicht aus Glauben und Werken, wie es Jakobus für die für die Erde bestimmten Nachkommen Abrahams schreibt; Jak.2:24), denn es heißt in 1.Mose 12:3, dass in Abraham alle Familien des Erdbodens, und in 1.Mose 18:18, alle Nationen gesegnet werden sollen, und zwar in Abraham, der Gott glaubte. Daher werden die aus Glauben zusammen mit dem gläubigen Abraham gesegnet. Der Segen besteht in der Rettung in der Gnade und der Rechtfertigung im Blut Christi.

 

Der Fluch des Gesetzes

 

  »... mit dem gläubigen Abraham gesegnet«, waren die abschließenden Worte von Vers 9. »Doch alle«, so fährt Paulus in Vers 10 fort, den schrecklichsten Gegensatz aufzeigend, »die aus Gesetzeswerken sind, stehen unter dem Fluch; denn es ist geschrieben: Verflucht ist jeder, der nicht bei allem in der Rolle des Gesetzes geschriebenen Geboten bleibt, um sie zu erfüllen.« Paulus zitiert frei nach 5.Mose 27:26. Verflucht - das heißt vom Heil ausgeschlossen! Denn »das Gesetz bewirkt Zorn« (Röm.4:15). Und sollte jemand auch nur in einem Punkt straucheln, ist er dem ganzen Fluch verfallen (Jak.2:10). Das betrifft natürlich nur die, die unter dem Gesetz sind. Um so törichter von den nichtjüdischen Galatern, sich darunter stellen zu wollen! Selbst der Apostel Petrus äußerte auf dem Apostelkonzil gegenüber den Gesetzesbefürwortern: »Was versucht ihr denn nun Gott, indem ihr auf den Hals der Jünger (aus den Nationen) ein Joch legt, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten (Ap.15:10).

 

Der Gerechte wird aus Glauben leben

 

  Wie bereits in Galater 2:16, so betont Paulus auch jetzt in Vers 11 wieder: »Dass aber vor Gott niemand durch das Gesetz gerechtfertigt wird, ist offenkundig; denn der Gerechte wird aus Glauben leben Das Gesetz zeugt doch nur gegen den Menschen, es zeigt nur dessen Unfähigkeit auf, die von Gott gesetzten Ziele gottwohlgefälligen Verhaltens zu erreichen; ja, es eröffnet noch nicht einmal die Möglichkeit der Rechtfertigung, weil das Fleisch zu schwach ist (Röm.8:3).

  Es gibt nur eine Möglichkeit zu leben, nämlich aus Glauben. Aus Glauben an das, was Gott tat: »... Seinen eigenen Sohn in der Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und um der Sünde willen sendend, verurteilte Er die Sünde im Fleisch, damit die Rechtsforderung des Gesetzes in uns erfüllt werde, die wir nicht fleischgemäß wandeln, sondern geistgemäß« (Röm.8:3,4). Leben aus Glauben - so lautet die frohe Botschaft.

  »Der Gerechte wird aus Glauben leben Schon im alten Israel konnte nur der Glaube das Lebenselement sein, der Glaube an den lebendigen Gott, der Sich offenbart hatte, der nicht den Tod des Sünders will, sondern dass er lebe (Hes.33:11), der Tieropfer zur Sühnung von Sünden annahm, der barmherzig ist und Seine Verheißungen erfüllen wird. Wer Gott dies glaubte, war gerecht vor Ihm. Wenn ein solcher aber zurückwich, so hatte Gott kein Wohlgefallen mehr an ihm (Heb.10:38).

  Dem Propheten Habakuk wurde über die aktuelle Zusage hinaus, dass die in Glaubenstreue zu Jewe Stehenden den Ansturm der feindlichen Chaldäer überleben werden, eine weit tragende Schau gegeben: Er darf die Chaldäer als Gottes Zuchtrute auf der gerechten Grundlage des Strafe für den Übertreter fordernden Gesetzes sehen. Zugleich weiß er, dass die Züchtigung nur vorübergehenden Charakter haben kann, denn an Gottes treuer und stets zum Segen führenden Handlungsweise besteht kein Zweifel. Demnach muss auch das Gesetz, das da tötet, einen nur vorübergehenden Zweck haben. Die zukünftige Herrlichkeit Israels setzt gerade voraus, dass das Gesetz für die Rechtfertigung und den Empfang des Segens nicht in Frage kommt. Nur der Glaube kann den Weg eröffnen oder - um auf den Grund zu gehen - nur der Christus, dem der Glaube gilt.

 

Glauben oder wirken?

 

  »Das Gesetz aber ist nicht aus Glauben; sondern wer alle Gebote erfüllt, wird in ihnen leben«, so lesen wir in Vers 12. Ernster kann man das Gesetz nicht charakterisieren. Es ist nicht aus Glauben, sondern aus dem Wirken; es verpflichtet zum Tun. Paulus bezieht sich dabei auf 3.Mose 18:5: »Ihr sollt Meine Satzungen und Rechtsvorschriften halten, denn der Mensch, der sie tut, wird auch durch sie leben: Ich bin Jewe - Dies ist kein Evangelium für von Geburt an als Sünder Eingesetzte (Röm.5:19). Glauben und Tun sind hier als unvereinbar gegenübergestellt. Sind denn Glauben und Tun ein Widerspruch? - Wirken aus Glauben ist ja recht, Wirken aber zur Erlangung der Gerechtigkeit ein Affront gegen die Gnade.

Tun aus Glauben ist recht, aber Tun ist zur Erlangung des Lebens überhaupt nicht geeignet, wie denn auch Paulus in Römer 7:10 bezeugt, dass das Gebot, das ihm zum Leben gegeben war, aufgrund der ihm innewohnenden Sünde in den Tod führte, in die Verurteilung. Das Gesetz hat nicht die Eigenschaft, lebendig zu machen (Gal.3:21), im Gegenteil - wie wir bereits sahen -, es führt zum Fluch.

 

Der Erlöser aus dem Fluch

 

  Wer erlöst die Juden aus dem Fluch? Die Antwort in Vers 13 kann nur sein: »Christus hat uns aus dem Fluch des Gesetzes erkauft, weil Er um unsertwillen zum Fluch wurde; denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der am Holz hängt An Jesus Christus erfüllte sich das Wort in 5.Mose 21:23, wo es von dem verurteilten Übertreter, dessen Leichnam an ein Holz oder einen Baum gehängt wurde, heißt, dass ein Gehängter ein Fluch Elohims ist. Am Holz, am Pfahl hängend, war unser Herr Jesus Christus zum Fluch geworden, das heißt zum Träger des Fluchs Gottes über die Sünde. Wenn Er den Fluch trägt, dann sind die Menschen davon frei. Die Auserwählten erfahren es jetzt bereits, die anderen später. Aus Hebräer 9:15 geht hervor, dass Jesu Tod zur Freilösung von den Übertretungen des ersten Bundes Gottes mit Israel geschah. Den daran Teilhabenden schärft Petrus ein: »Geht für die Zeit eures hiesigen Verweilens in Furcht einher, da ihr wisst, dass ihr nicht mit Vergänglichem, Silber oder Gold, von eurem eitlen Verhalten nach väterlicher Überlieferung losgekauft wurdet, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines makellosen und fleckenlosen Lammes, vorhererkannt zwar vor dem Niederwurf der Welt, geoffenbart aber in der letzten der Zeiten um euretwillen, die ihr durch Ihn an Gott gläubig geworden seid« (1.Pet.1:17-21).

  Zum Begriff des Erkaufens oder Loskaufens ist zu sagen, dass wir darunter ganz allgemein das Erlösen oder das vollkommene, unwiderrufliche Freilösen verstehen dürfen, die Befreiung aus einer Gebundenheit durch eine Lösegeldzahlung. Der Kauf ist das Mittel, die Erlösung das Ergebnis. Im Hebräischen bezieht sich das Wort für erlösen auf menschliche Rechte und das für loskaufen auf Ansprüche Jewes.

 

Segen auch für die Nationen

 

  Doch Christi Opfer und Darbringung für Gott bringt nicht nur dem auserwählten Volk Gewinn. Der Apostel Paulus schreibt in Vers 14: »Und Er wurde zum Fluch, damit der Segen Abrahams in Jesus Christus unter die Nationen gebracht werde, sodass wir die Verheißung des Geistes durch den Glauben erhalten mögen Welch ein köstliches Evangelium ist dies doch!

  Um die Segenslinie Abrahams fortsetzen zu können, musste der Fluch des Gesetzes aufgehoben werden. Dies geschah durch Jesus Christus. Mit der Beseitigung des Mosaismus durch Christus, mit der Auflösung der Problematik des Israel gegebenen Gesetzes, bestehend in seinen Rechtsforderungen, seiner durch das Fleisch bedingten Schwachheit und seinem Fluch, ist auch für die Nationen der Weg zu Gott eröffnet. Der Herr Jesus Christus Selbst ist der Weg; es gibt keinen anderen Weg und keinen anderen Mittler und Retter.

  Jetzt kann der Segen Abrahams sich auf die Nationen ergießen. Der Segen Abrahams ist die Rechtfertigung durch Glauben. Die Anrechnung des Glaubens zur Gerechtigkeit Abrahams war zugleich eine Verheißung, die sich im Evangelium des Apostels Paulus an uns erfüllt hat.

  Dies alles kann nur in Jesus Christus geschehen; nur in Ihm wurde diese Verheißung erfüllt. Nur Christus ist zur Gerechtigkeit gesetzt für jeden, der glaubt (Röm.10:4). Abraham wird es wohl gewusst haben, denn unser Herr sagte: »Abraham, euer Vater, frohlockte, dass er Meinen Tag gewahren sollte, und er gewahrte ihn und freute sich« (Joh.8:56). Und wir wissen, dass nicht allein um Abrahams willen geschrieben steht, dass sein Glaube ihm zur Gerechtigkeit angerechnet wurde, sondern auch und gerade um unsertwillen, die wir an den glauben, der Jesus, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat, Ihn, der um unserer Kränkungen willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt wurde (Röm.4:23-25).

  Was ist die Verheißung des Geistes, die wir bekommen sollen? Diese Formulierung besagt, dass wir den verheißenen Geist empfangen werden. Bei uns Gläubigen ist dies ja bereits Wirklichkeit geworden. Das Kommen des Geistes war zum Beispiel durch 4.Mose 11:29 verheißen worden, als Mose sagte: »O dass doch alle des Volkes Jewes Propheten wären! Dass Jewe Seinen Geist auf sie lege Des Weiteren durch Joel 3:1 (2:28): »Und danach wird es geschehen, dass Ich Meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch Erfüllt wurde die Verheißung in ihren Anfängen durch den verherrlichten Christus an jenem denkwürdigen Pfingsten, von dem in Apostelgeschichte zwei berichtet wird, für die Umsinnenden aus Israel und später dann für uns in außerordentlicher Weise, da wir, die Glieder der Körpergemeinde Christi, allein durch Hören und Glauben mit heiligem Geist sogar versiegelt sind (Eph.1:13).

  Und damit kommen wir wieder zu Galater 3:2 zurück: »Nur dies eine will ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist aus euren Gesetzeswerken erhalten oder beim Hören von Seinem Glauben Es dürfte nun auch den Galatern klar geworden sein, dass die Verheißung aus dem Glauben Jesu Christi denen gegeben wird, die glauben (Gal.3:22). »O ihr unvernünftigen Galater, wer hat euch denn bezaubert, vor deren Augen Jesus Christus als Gekreuzigter gezeichnet wurde, fragte Paulus eingangs unseres Kapitels. Bestimmt sind die Galater jetzt zur Vernunft gekommen und zum rechten Verständnis des ihnen zuteil geworden Evangeliums gelangt, ja zur Erkenntnis Christi, des Gekreuzigten, Selbst.

 

Aufgrund der Verheißung oder des Gesetzes?

(Galater 3:15-29)

 

  Im Zuge der Verteidigung des ihm enthüllten Evangeliums gegenüber den Judaisten, die die Galater unter das Gesetz bringen wollen, kommt Paulus nun auf das Verhältnis zwischen Gottes Bund mit Abraham und dem mit Mose zu sprechen, auf das Verhältnis zwischen der Verheißung und dem Gesetz.

 

Am Beispiel der Menschen

 

  »Brüder«, schreibt Paulus in Vers 15 und beginnt damit den Abschnitt mit Nachdruck, »(ich sage dies, wie es unter Menschen ist), gleichfalls wird niemand den gültig gemachten Bund eines Menschen etwa ablehnen oder noch nachträglich etwas dazu anordnen Wie alle wissen, hat man sich an einen rechtskräftigen Vertrag zu halten. Ein durch den Tod wirksam gewordenes Testament darf nicht verändert werden. Wenn eine Verfügung rechtmäßig ausgesprochen ist, dann gilt sie. Wenn dies bei den Menschen schon so ist, wie viel mehr dann bei den Anordnungen Gottes.

 

Christus ist der Same Abrahams

 

  Paulus fährt fort: »Nun sind die Verheißungen aber dem Abraham und seinem Samen angesagt worden. Es heißt nicht: und den Samen (als von vielen), sondern: und deinem Samen (als von dem Einen), welcher Christus ist« (Vers 16). In 1.Mose 22:16-18 lesen wir von den Verheißungen an Abraham, die Jewe ihm auf dem Berg Morija gab, nachdem er bereit gewesen war, seinen Sohn Isaak zu opfern: »Ich habe bei Mir Selbst geschworen, erklärt Jewe, dass, weil du diese Sache getan und deinen Sohn, deinen einzigen, Mir nicht vorenthalten hast, Ich dich segnen, ja segnen und deinen Samen mehren, ja mehren werde wie die Sterne der Himmel und wie den Sand, der am Gestade des Meeres ist. Und dein Same soll das Tor seiner Feinde einnehmen, und alle Nationen der Erde werden sich in deinem Samen segnen insofern, als du auf Meine Stimme gehört hast Paulus betreibt keine Wortklauberei, wenn er die Einzahlsform des Samens Abrahams auf Christus deutet, sondern erweist seine ihm von Gott gegebene geistliche Weisheit, sein Verständnis für das prophetische Wort und seine Erkenntnis der Heilsgeschichte, die den Christus Gottes zum Ziel und Mittelpunkt hat. Christus ist der Same Abrahams, der Nachkomme, der Eine, in dem alles beschlossen liegt und erfüllt wird. Jesus Christus, der Herr, ist der Träger und Vollender der Verheißung, der sie allen Glaubenden zugänglich macht, nicht nur denen aus Israel, sondern aus der ganzen Welt, werden sich doch alle Nationen in dem einen Nachkommen Abrahams segnen oder, mit den Worten von Römer 4:13 gesagt, ist Abraham doch der Losteilinhaber der Welt.

  Die mit Abraham gegebene Verheißung stellt sich nach dem Evangelium des Apostels Paulus in ihrer Entfaltung so dar, dass der Mensch in der Gnade gerettet sowie durch Glauben gerechtfertigt wird und den heiligen Geist empfängt, welcher Nation auch immer er angehöre. Wie könnte denn ein nur dem einen Volk gegebenes Gesetz die allen Nationen gegebenen Verheißungen aufheben? Lobpreis und Dank sei dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, dass wir dem angehören, auf den sich die Verheißung bezog, und wir damit Losteilinhaber nach der Verheißung sind.

 

Die Verheißung ist älter

 

  Vers 17 lautet: »Dies will ich damit sagen: Ein von Gott schon früher gültig gemachter Bund kann durch ein Gesetz, das vierhundertunddreißig Jahre danach gegeben wurde, doch nicht für ungültig erklärt werden, um dadurch die Verheißung aufzuheben.« Wann wurde der Bund mit Abraham geschlossen? Nicht erst nach der Erprobung Abrahams im Zusammenhang mit seinem Sohn Isaak, als er den siebenten und letzten Segenszuspruch erfuhr, sondern bereits bei den ersten beiden Verheißungen, die er als Fünfundsiebzigjähriger beim Auszug aus Haran und Einzug in Kanaan empfing und die in 1.Mose 12:2,3 und 7 verzeichnet sind, wo erstmals von seinem Samen die Rede ist. Paulus spricht in Galater 2:16 schließlich von Verheißungen, also in der Mehrzahl. Da der Gesetzesbund mit der Beschneidung verknüpft ist und Paulus für die Freiheit von der Beschneidung kämpft, ist nicht an eine Segnung Abrahams zu denken, die er später als Beschnittener erhielt.

  Die zeitliche Einordnung der beiden Bündnisse bewegt sich um das Jahr 1890 v. Chr. für den Bund mit Abraham  und um das Jahr 1460 v. Chr. für den Bund am Sinai im Jahr des Auszugs Israels aus Ägypten.

  Wohl hat das Gesetz seinen Platz und seine Bedeutung in der Heilsgeschichte, sozusagen als Zwischenspiel, es vermag aber den Bund mit Abraham nicht aufzuheben. Dies wussten auch die Gläubigen Israels, zum Beispiel Maria, die Mutter unseres Herrn, die Gott mit den Worten verherrlichte: »Er hat Sich Israels, Seines Knechtes, angenommen, um der Barmherzigkeit zu gedenken, so wie Er zu unseren Vätern gesprochen hat, zu Abraham und seinem Samen für den Äon« (Luk.1:54,55). Und Zacharias, der Vater Johannes des Täufers, betete: »... um Barmherzigkeit an unseren Vätern zu erweisen und Seines heiligen Bundes zu gedenken und des Eides, den Er Abraham, unserem Vater, geschworen hat« (Luk.1:72,73). Auch in Psalm 105:9 wird auf den Bund mit Abraham Bezug genommen.

 

In Gnaden

 

  Vers 18 begründet die Unaufhebbarkeit: »Denn wenn das Losteil aus dem Gesetz käme, dann wäre es nicht mehr aus der Verheißung. Dem Abraham aber hat Gott es durch Verheißung in Gnaden gewährt Unser Losteil ist der uns wie durch ein Los geschenkte Segens- und Aufgabenbereich. Wenn aber in Gnaden, dann nicht aus Werken (Röm.11:6)! In Gnaden - dies ist der Charakter der Verheißung an Abraham. Es sind keine Bedingungen zu erfüllen oder Leistungen zu erbringen, sondern es geschieht alles aufgrund des Wohlwollens Gottes. Er gewährt uns sogar den Glauben in Gnaden (Phil.1:29), die einzige Möglichkeit zur Rechtfertigung. In Römer 4:16 lesen wir hierzu: »Deshalb ist es aus Glauben, damit es der Gnade gemäß sei und die Verheißung dem gesamten Samen bestätigt werde, nicht allein dem aus dem Gesetz, sondern auch dem aus Abrahams Glauben, der unser aller Vater ist.«

 

Was soll nun das Gesetz?

 

  Jetzt drängt sich natürlich die Frage auf, die Paulus in Vers 19 stellt und beantwortet: »Was soll nun das Gesetz? Zugunsten der Offenbarmachung der Übertretungen wurde es hinzugefügt (bis der Same käme, dem die Verheißung gegolten hat), angeordnet durch Boten in der Hand eines Mittlers Was das Gesetz nicht kann, ist bereits beantwortet, nämlich den Menschen rechtfertigen. Welche positive Bedeutung aber hat es? Es macht die Übertretungen offenbar. Sünden gab es auch vor der Zeit des Gesetzes. Das Gesetz aber machte deutlich, dass es Sünden sind, und zeigte ihren schlimmen und gottfeindlichen Charakter auf. Durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde (Röm.3:20). Durch das Gebot wird die außerordentliche Sündhaftigkeit der Sünde sichtbar (Röm.7:13).

  Hinzugefügt wurde das Gesetz, dem Heilsweg beigeordnet, zudem ist es zeitlich und national begrenzt. Es kann auch nicht retten, weckt jedoch den Ruf nach dem Retter und der Gnade. So wie es in Römer 5:20 heißt: »Das Gesetz aber kam nebenbei herein, damit die Kränkung zunähme. Wo aber die Sünde zunimmt, da strömt die Gnade über

  Das Gesetz wurde hinzugefügt, bis Christus kam, dem die Verheißung gegolten hat. So lesen wir in Johannes 1:17, dass es durch Mose gegeben wurde, Gnade und Wahrheit jedoch durch Jesus Christus geworden sind, und in Lukas 16:16, dass das Gesetz und die Propheten bis auf Johannes den Täufer reichen, von da an aber das Königreich Gottes als Evangelium verkündigt wird.

  Die Israeliten erhielten das Gesetz durch den Mittler Mose, wie denn in 2.Mose 20:19 geschrieben steht: »Sie sagten zu Mose: Rede du mit uns, wir wollen hören, doch Elohim soll nicht mit uns reden, damit wir nicht sterben«, und wie Mose in 5.Mose 5:5 sagt: »Ich stand zwischen Jewe und euch zu jener Zeit, um euch das Wort Jewes zu verkünden« (vgl. 3.Mose 26:46). Die Einschaltung eines Mittlers zeugt von Abstand zwischen den zwei Parteien, Gott einerseits und Israel andererseits.

  Dem Volk wurde das Gesetz durch Boten angeordnet, durch die Ältesten und Aufseher, zu denen Mose sprach und die die Worte Moses an das Volk weitergaben (2.Mose 19:7; 34:31; 5.Mose 31:28; Ap.7:53).

  Es schließt sich Vers 20 an: »Der Mittler aber ist nicht nur Mittler von einem. Gott aber ist Einer Gott ist Einer, nicht nur der Zahl nach, sondern mehr im Sinne von souveräner Einheit. Eine Vielheit bedarf eines Mittlers. Mose war der Mittler zwischen dem einen Gott und der Vielheit des Volkes Israel. Wir aber sind allesamt Einer in Christus Jesus (Gal.3:28). Wir bedürfen keines Mittlers, ebenso wie zwischen Jewe Elohim und Mose keiner stand. Wir erhielten die Verheißung unmittelbar durch den Glauben an den einen Samen, Christus Jesus. Was sollten wir also mit dem Gesetz zu tun haben, da wir doch in einer unmittelbaren Beziehung zu unserem Herrn stehen?

 

Hebt das Gesetz die Verheißung auf?

 

  Wiederum fragt Paulus: » Ist nun das Gesetz gegen die Verheißungen Gottes? Möge das nicht gefolgert werden! Denn wenn ein Gesetz gegeben wäre, das lebendig machen könnte, dann käme die Gerechtigkeit wirklich aus dem Gesetz« (Vers 21). Nein, das Gesetz hebt die Verheißungen nicht auf, denn es kann nicht lebendig machen. Das dem Gesetz Unmögliche vollbrachte Gott, Seinen eigenen Sohn sendend (Röm.8:3). Unter Lebendigmachung verstehen wir in diesem Zusammenhang nicht die Auferstehung, sondern die Vermittlung geistlichen Lebens in dem Sinne, dass unsere sterbenden Körper durch den uns innewohnenden Geist heute zum Dienst für den Herrn befähigt werden (Röm.8:11). Wir rechnen damit, dass wir der Sünde gegenüber tot sind, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn (Röm.6:11). - »Wenn die Gerechtigkeit aus dem Gesetz käme, wäre ja Christus ohne Grund gestorben« (Gal.2:21).

Denen, die glauben

 

  Nicht das Gesetz ist der Weg der Schrift, sondern der in Vers 22 beschriebene: »Die Schrift schließt jedoch alle zusammen unter die Sünde ein, damit die Verheißung aus dem Glauben Jesu Christi denen gegeben werde, die glauben Aus Römer 11:32 wissen wir, dass Gott alle zusammen in Widerspenstigkeit einschließt, damit Er Sich aller erbarme. Die Verheißung, aus Glauben gerechtfertigt zu werden wie Abraham und dabei den lebendig machenden Geist zu empfangen, wird aufgrund des Glaubens Jesu Christi, aufgrund Seines Glaubensgehorsams und Seiner Glaubenstreue bis hin zum Kreuzestod, an denen erfüllt, die glauben. Ja, die aus Glauben werden zusammen mit dem gläubigen Abraham gesegnet (Gal.3:9).

 

Der Wächter und der Geleiter

 

  Das Gesetz war Wächter und Geleiter für die Juden gewesen, und zwar mit einem Ziel, und dieses ist erreicht, erklärt Paulus den Galatern des Weiteren in den Versen 23 und 24. »Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz sicher bewahrt und zusammen eingeschlossen für den Glauben, der künftig enthüllt werden sollte« (Vers 23). So wenig Israel das Gesetz wirklich beachtete, so hat es sie doch von vielen heidnischen Greueltaten ferngehalten. Und wenn die Mehrheit des Volkes Gott auch nur mit den Lippen pries, aber nicht mit dem Herzen, so wurde der Überrest des Volkes dennoch vor völliger Gottlosigkeit bewahrt. Wie Wächter von Gefangenen schloss das Gesetz die Juden auch ein unter die Erkenntnis der Sünde und damit ihrer eigenen Schwachheit, damit sie die Weisheit erlangen sollten, dass eine Rettung nur auf anderem Weg möglich ist, nämlich durch Glauben (vgl. 2.Tim.3:15). »Daher ist das Gesetz«, wie Paulus in Vers 24 schreibt, »unser Geleiter zu Christus geworden, damit wir aus Seinem Glauben gerechtfertigt würden Das schwere Joch des Gesetzes musste die Juden zu Christus hinführen. Mit Christus kam der Glaube als der Weg der Rettung, bis über die pfingstliche Verwaltung hinaus aber mit Umsinnung, Wassertaufe und Werken verbunden (Ap.2:38; Jak.2:24), worauf Paulus hier aber nicht eingeht, der für die ihm gegebene heilsgeschichtliche Verwaltung der überströmenden Gnade Gottes (Eph.3:2; Kol.1:25) die Rechtfertigung allein durch Glauben verkündigt. Das Gesetz brach den stolzen Herzensboden auf und bereitete ihn für die Saat des Evangeliums vor.

 

Söhne Gottes allein durch Glauben

 

  Paulus führt weiter aus: »Seit nun der Glaube gekommen ist, sind wir nicht länger unter einem Geleiter; denn ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus« (Verse 25 und 26). Wenn schon die Juden nicht mehr unter dem Geleiter zu Christus hin sind, insofern sie zu Christus gebracht sind, dann erst recht nicht die Galater. Für das zukünftig wiedergezeugte und folglich gläubige Israel wird das Gesetz im Übrigen im tausendjährigen Königreich die Leitlinie für ihr gottwohlgefälliges Leben und Dienen sein, ausgehend von Christus, zum Segen für alle Nationen.

  Liebe Brüder und Schwestern in Christus Jesus, welch eine herrliche Botschaft dürfen wir doch hören und darin feststehen, dass wir alle Söhne Gottes sind allein durch den Glauben an Christus Jesus! Allein durch den Glauben, der aus Christus ist und in Ihm besteht, sind wir Gottes Vaterherzen nahegebracht und in Seine Familie aufgenommen als Söhne und Töchter - neben dem Einen, Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Eine anschauliche Parallelstelle haben wir in Galater 4:4-6: »Als aber die Zeit der Erfüllung kam, sandte Gott Seinen Sohn, der von einer Frau geboren und unter das Gesetz gestellt wurde, um die unter dem Gesetz zu erkaufen, damit wir den Sohnesstand erhielten. Weil ihr aber Söhne seid, schickte Gott in unsere Herzen den Geist Seines Sohnes aus, der laut ausruft: Abba, Vater Als Vater dürfen wir den allgewaltigen Gott nun anreden, voller Vertrauen und Zuversicht und geborgen in Seiner Liebe.

  Die Bezeichnung »Söhne Gottes« ist übrigens kostbarer als »Kinder Gottes«. Der Begriff »Kind« bezeichnet die Abstammung, mit »Sohn« dagegen ist Reife verbunden. Ein Sohn bringt den Charakter des Vaters zum Ausdruck.

  Wir alle sind Kinder Gottes, wie Römer 8:16 sagt; und sind auch Söhne Gottes, wie wir hörten, denn das herrliche Evangelium des Apostels Paulus versetzte uns in den Sohnesstand, in diesen hohen Stand in Christus Jesus. - Wer nun einen Blick auf Römer 8:14 wirft, könnte meinen, auf einen Widerspruch gestoßen zu sein. Dort heißt es: »Alle, die vom Geist Gottes geführt werden, diese sind Söhne Gottes In Galater 3:26 ist jedoch von unserem vollkommenen Sohnesstand in der Gnade die Rede, in Römer 8:26 dagegen von unserem Wandel; demnach erweisen sich alle, die vom Geist Gottes geführt werden, als Söhne Gottes. An unserem Verhalten und unserer Gesinnung soll erkennbar sein, dass wir Gott angehören.

 

Wir haben Christus angezogen

 

  Wir sind Söhne Gottes, »denn«, so lesen wir in Vers 27, »ihr alle, die ihr in Christus Jesus hinein getauft worden seid, habt Christus angezogen Wir haben Christus angezogen; Er umgibt uns jetzt und schließt uns ein. Wir sind in Christus Jesus, sind Glieder Seines Körpers. Im Geist mit Ihm verbunden, in engster Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes, sind wir nun selbst Söhne und Töchter Gottes geworden. Wir sind mit hineingenommen in des Sohnes vollkommenes Verhältnis zum Vater. Als auch damit in Christus über alle Maßen Begnadete werden wir unserem Vater alle Ehre machen im Gehorsam gegenüber Seinem Wort und einem hingebungsvollen Dienst der Verbreitung des Paulus enthüllten Evangeliums.

  Wir sind in Christus hinein getauft. Es ist stets zu fragen, in wen oder was hinein eine Taufe erfolgt. In Bezug auf uns, die Glieder der Körpergemeinde, ist von Wasser keine Rede. Auch in Römer 6:3 heißt es: »Oder erkennt ihr nicht, dass wir alle, die wir in Christus Jesus hinein getauft sind, in Seinen Tod getauft wurden Dies ist ein geistlicher Vorgang. Als Gott uns in Gnaden berief, uns den Glauben schenkend (Phil.1:29), wurden wir getauft. Die Wassertaufe ist in unserer Heilsverwaltung nicht mehr zu praktizieren. Der Apostel Paulus und somit auch wir sind nicht beauftragt zu taufen (1.Kor.1:17).

 

Allesamt Einer in Christus Jesus

 

  Wenn aber jemand in Christus ist, dann ist er nicht mehr in Adam, sondern eine neue Schöpfung (2.Kor.5:19). Wir sind nicht mehr Teil der alten Menschheit, sondern der neuen, und zwar sind wir Erstlinge der neuen Menschheit, die in der Vollendung alle umfassen wird. Wie es sich in der neuen Menschheit, also bei denen verhält, die Christus angezogen haben, erfahren wir aus Vers 28: »Da gibt es weder Juden noch Griechen, weder Sklaven noch Freie, weder männlich noch weiblich; denn ihr seid allesamt Einer in Christus Jesus Das heißt die irdischen Unterschiede spielen in der Gemeinschaft der Heiligen keine trennende oder sogar Feindschaft hervorrufende Rolle mehr. »Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit etwas, sondern nur eine neue Schöpfung« (Gal.6:15). Die Welt, das weltliche Denken, ist uns gekreuzigt (Gal.6:14).

  Mögen wir nun aber auch im alltäglichen Wandel das frühere Verhalten ablegen, die alte Menschheit, und uns im Geist unseres Denksinns verjüngen lassen und die neue Menschheit anziehen, die sich in Gerechtigkeit und Wahrheit, Liebe und Heiligkeit erweist (Eph.4:22-24; Kol.3:10).

  Wir sind allesamt Einer in Christus Jesus, denn Gott hat uns alle in dem einen Geist in den einen Körper getauft; wir sind alle mit dem einen Geist getränkt (1.Kor.12:13). Alle zusammen sind wir, welchen gesellschaftlichen Stand wir auch haben mögen und ob Mann oder Frau, in derselben Weise in dem geliebten Sohn begnadet und mit jedem geistlichen Segen, den es überhaupt gibt, inmitten der überhimmlischen Geschöpfe gesegnet (Eph.1:3). Eine geistliche Einheit sind wir in Christus Jesus. Wir gehören der einen Körpergemeinde an, haben ein und denselben Geist, ein Glaubensgut, ein Erwartungsgut; eine Taufe verbindet uns; wir haben alle ein und den selben Herrn zum Haupt und ein und den selben Gott zum Vater. Mithin werden wir uns befleißigen, diese Einheit des Geistes durch das Band des Friedens zu halten (Eph.4:3-6).

 

Wir sind Abrahams Same

 

  Der Apostel schließt den Abschnitt über unsere Teilhaberschaft an der Abraham gegebenen Verheißung mit Vers 29 ab: »Wenn ihr aber Christus angehört, seid ihr demnach Abrahams Same und Losteilinhaber nach der Verheißung Abrahams Same sind wir, weil wir in Christus Jesus sind, dem einen Samen, in welchem alle gesegnet werden sollen. Abraham ist der Vater aller Glaubenden (Röm.4:16); alle Gläubigen sind somit Kinder der an Abraham ergangenen Verheißung (Gal.4:28) der Rechtfertigung aus Glauben.

  Mithin sind wir auch Losteilinhaber nach der Verheißung. Nicht durch Gesetzeswerke sind wir Inhaber des uns wie durch ein Los in Gnaden zugefallenen Segens- und Aufgabenbereichs, sondern nur in Christus Jesus, in welchem wir die verheißene Gerechtigkeit durch Glauben haben, in welchem die Rettung von der Sünde und vor dem Zorn und aus dem Tod geschieht und in welchem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind und dem Glaubenden erschlossen werden.

  Gott aber sei Dank für Sein unbeschreiblich reiches Gnadengeschenk! »Er, der doch Seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern Ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte Er uns nicht auch mit Ihm dies alles in Gnaden gewähren (Röm.8:32). 

Werdet frei von den Grundregeln der Welt

(Galater 4:1-18)

 

  Der Apostel Paulus erinnerte die Galater mit scharfen Worten daran, dass sie durch das Evangelium der Unbeschnittenheit (Gal.2:7), das ihm eigens enthüllt wurde (Gal.1:12), in Christi Gnade berufen wurden (Gal.1:6), und zwar allein durch Glauben.

  Durch Glauben sind sie nun gerechtfertigt, für gerecht erklärt, gerecht. Ebenso wie Abraham, der Gott glaubte, was ihm zur Gerechtigkeit angerechnet wurde (Gal.3:6). Durch Glauben und damit im Geist, in geistlicher Weise, hatten sie den Anfang unternommen (Gal.3:3). Jetzt aber wollen sie im Fleisch, in fleischlicher Weise, noch Werke des Gesetzes des Mose hinzufügen, als ob die Gnade ihnen nicht bereits alles gegeben habe und als ob das Fleisch, das alte Menschentum, das auf eigene Leistungen stolz ist, etwas bewirken könnte; es kann aber nichts zur Rettung beitragen, weil es mitgekreuzigt und damit schmählich abgetan ist.

  Durch Glauben allein und damit allein in der Gnade ­ebenso wie Abraham – hatten sie die Verheißung des Geistes erhalten, den heiligen Geist bekommen (Gal.3:14). Durch den Glauben an Christus Jesus waren sie auch Söhne Gottes geworden, den Sohnesstand einnehmend (Gal.3:26). Außerdem waren sie Losteilinhaber geworden, Inhaber des wie durch ein Los zugefallenen göttlichen Segens, und dies alles gemäß der Verheißung, dass in Abraham alle gesegnet werden würden (Gal.3:8). Dieser Segen schließt auch ein, dass die Gläubigen nun in die Sphäre der Mündigkeit versetzt sind, nicht länger der Unmündigkeit, während der man Vormündern bzw. Vorschriften und Rechtssatzungen für das Fleisch unterstellt war (Heb.9:10).

  Wenn ich im Folgenden von der Mündigkeit spreche, dann von dem geistlichen Stand, in welchem alle Gläubigen durch das Evangelium des Apostels Paulus stehen. Ich spreche nicht von der persönlichen geistlichen Reife eines Gläubigen, die sich an seinem Wandel zeigt. Ist doch zwischen Stellung und Wandel zu unterscheiden. Ein Beispiel: Wir sind Heilige unserem Stand in Christus nach, und nun sollen wir uns auch in der Alltagspraxis heilig verhalten, ja unsere Heiligkeit in der Furcht des Herrn vollenden (2.Kor.7:1). Unserer Stellung vor Gottes Angesicht nach sind wir Mündige, im höchsten Stand, dem in Christus Jesus. Mögen wir nun aber auch in Liebe in unser Haupt hineinwachsen (Eph.4:15).

  Das Gesetz des Mose und die Unmündigkeit stehen auf einer Stufe, und zwar der niedrigen; die Verheißung und der Sohnesstand auf der anderen, der hohen.

  Die Vorbemerkungen abschließend, sei nochmals auf das Kürzeste gesagt:

  Die Widersacher des Apostels Paulus wollen den Gläubigen in Galatien das Gesetz des Mose aufdrängen. Deshalb hat Paulus die Galater daran erinnert, dass sie die Rechtfertigung allein durch Glauben aufgrund der dem Abraham gegebenen Verheißung erhielten, und stellt ihnen jetzt in Kapitel vier den Gegensatz zwischen dem Gesetz und der Verheißung an dem Unterschied zwischen Unmündigkeit und Sohnesstand dar. Erhielten sie den heiligen Geist aufgrund des Gesetzes oder der Verheißung? Sind sie noch Unmündige, oder sind sie Söhne?

 

Der unmündige Losteilinhaber

 

  »Wenn ihr aber Christus angehört – nämlich durch Glauben –, seid ihr demnach Abrahams Same und Losteilinhaber nach der Verheißung«, hatte Paulus in Galater 3:29 geschrieben. Er fährt fort: »Ich sage aber: Solange der Losteilinhaber unmündig ist, besteht kein wesentlicher Unterschied gegenüber einem Sklaven, wiewohl er Herr von allem ist. Er ist vielmehr Vormündern und Verwaltern unterstellt bis zu der vom Vater festgesetzten Zeit« (Gal.4:1,2). Von Rechts wegen wird ein Kind eines Tages Inhaber aller Güter sein oder, falls seine Eltern schon gestorben sind, ist es dies bereits, tatsächlich aber hat es keine Verfügungsgewalt. Es wird von Dienern versorgt und von Pädagogen erzogen. (Nebenbei: ein paidagogos war ein Sklave, der die Söhne seines Herrn zur Schule geleitete, ein Knabenführer.)

  In Vers drei bringt Paulus jetzt den Vergleich an: »So waren auch wir, als wir Unmündige waren, unter die Grundregeln der Welt versklavt Wir – das heißt die Juden; das Israel unter dem Gesetz wird hier mit einem Unmündigen gleichgesetzt. Sicherlich wundert es uns, dass Paulus das Gesetz des Mose den Grundregeln der Welt zuordnet. Er setzt nämlich die Unmündigkeit und die Grundregeln der Welt auf eine Linie. Es, das Gesetz, die Weisung des Mose, ist doch von Gott gegeben und heilig, gerecht und gut. Wohl ist es dies, aber im Verhältnis zu unserem herrlichen Stand in Christus Jesus ist es als gering anzusehen, weil es eine Bevormundung durch Rituale mit sich brachte und eine Versklavung unter Vorschriften bis hin zu solchen über Speisen und Getränke, Sabbate und Feste. Und solange diese Regeln im Wege standen, war kein herzliches Verhältnis zu Gott, dem Vater, möglich.

  Was sind Grundregeln (andere übersetzen »Elemente«)? Grundsätzliche ordnende Festlegungen. Zu den Grundregeln der Welt gehören selbstverständlich die heidnischen Verhaltensmuster der Nationen. Die zeremoniellen Gebote des Gesetzes sind aber ebenfalls weltliche Prinzipien, weil sie die typisch menschliche Einstellung eigenen Tuns ansprechen, ein Leben aus dem Glauben somit nicht fördern und mithin den Zugang zum Vater und das Vertrautwerden mit Ihm behindern. Als schwach und armselig bezeichnet Paulus die Grundregeln der Welt in Galater 4:9 gegenüber dem Sohnesstand. Durch den Glauben an Christus Jesus – und durch nichts anderes – sind wir allesamt Söhne Gottes (Gal.3:26), im Sohnesstand und damit im Stand der Mündigkeit.

  Die Grundregeln der Welt finden sich auch im Christentum. Die Gebundenheit an Dogmen, Liturgien und das Glaubensbekenntnis, an Formen und Formalitäten reduzieren den Glauben auf die Übereinstimmung mit der kirchlichen Lehre. Die örtlichen Gemeinden sind durch ihre Dachorganisationen entmündigt. Die Unterscheidung zwischen Theologen und Laien steht der Gemeinschaft im Geist entgegen. Die Verknechtung unter althergebrachte Überlieferungen, die Gottes Wort praktisch beiseiteschieben, ist unverkennbar. Viele Anhänger einer Kirche kennen die religiösen Vorschriften, aber nicht die Schrift, die zum Beispiel in Kolosser 2:20-23 sagt: »Wenn ihr nun zusammen mit Christus den Grundregeln der Welt gegenüber gestorben seid, was stellt ihr euch wie in der Welt Lebende unter ... menschliche Vorschriften und Lehren, die zwar einen Ausdruck von Weisheit in willkürlichem Ritual ... haben, die aber von keinerlei Wert sind, außer zur Befriedigung des Fleisches.« – Wir aber, liebe Brüder und Schwestern, sind des Christus! Ihm leben wir und nicht einer Äußerlichkeit!

 

Nun aber der Sohnesstand

 

  Die Grundregeln der Welt sind für die Gläubigen nun aber Vergangenheit, denn wir lesen in den Versen vier und fünf: »Als aber die Zeit der Erfüllung kam, sandte Gott Seinen Sohn, der von einer Frau geboren und unter das Gesetz gestellt wurde, um die unter dem Gesetz zu erkaufen, damit wir den Sohnesstand erhielten.« Gott tut alles fein zu Seiner Zeit nach Seinem in Christus Jesus gefassten Vorsatz für den Lauf der Äonen (Eph.3:11). Durch Seinen Sohn erkaufte Er die unter dem Gesetz aus der Unmündigkeit und Sklaverei, damit wir alle, Juden und Nichtjuden, den Sohnesstand erhielten. Mit einem hohen Preis sind wir erkauft worden; mögen wir daher Gott auf jeden Fall in jeder Weise verherrlichen (1.Kor.6:20).

  Wir erhielten den Sohnesstand. Dies ist ein überwältigender geistlicher Segen. Wir wurden in die Stellung eines mündigen Sohnes eingesetzt, in die Würden und Rechte eines erwachsenen Sohnes. Wir haben durch Jesus Christus, den einen Sohn, und in Ihm allezeit im Geist Zutritt zum Vater (Eph.2:18). Zu Vertrauten des Vaters sind wir geworden. Nichts steht mehr zwischen uns.

  Wir haben den Sohnesstand; dies ist eine geistliche Tatsache, deren wir uns im Geist erfreuen. Im Hinblick auf unseren Körper aber, der nicht davon berührt ist, erwarten wir den Sohnesstand noch, wie in Römer 8:23 verzeichnet, die Freilösung unseres Körpers aus den irdischen Gebundenheiten.

  Das Evangelium des Apostels Paulus ist das der Mündigkeit und Reife. Durch dieses Evangelium sind wir von Glaubensanfang an in den Stand der Mündigkeit eingesetzt. Alle geistlichen Segnungen sind uns im Vollmaß zuteil geworden. Nun kann auch jeder persönlich zur vollen geistlichen Reife im Wandel heranwachsen.

 

Der Geist des Sohnes

 

  Paulus schreibt weiter: »Weil ihr aber Söhne seid, schickte Gott in unsere Herzen den Geist Seines Sohnes aus, der laut ausruft: Abba, Vater (Vers 6). Söhne Gottes, Söhne und Töchter, mündige Glieder der Familie Gottes wurden wir, als Gott es uns in Gnaden für Christus gewährte, an Ihn zu glauben (Phil.1:29). Mündige sind wir unserem Gnadenstand nach; mögen wir auch in unserem Verhalten Reife an den Tag legen, und wenn nicht, so doch hineinwachsen. Als wir zu glauben begannen, bekamen wir den Geist des Sohnes Gottes. Dies ist der heilige Geist, der Geist des Vaters, der auch Seinem Sohn innewohnt. So sind wir nun nicht nur berechtigt, sondern in der Kraft dieses Geistes auch befähigt zu beten und Gott dabei als mit Ihm Vertraute mit »Vater« anzureden. Wir sind am Ziel, am Vaterherzen. Verherrlichung sei Ihm dafür und dem Mittler, Christus Jesus, Seinem Sohn. Mit »Abba« wurde der Vater in einer jüdischen Familie in der Umgangssprache angesprochen.

  Die Parallelstelle Römer 8:15 führt uns nochmals das Einst und das Jetzt vor Augen: »Ihr erhieltet nicht den Geist der Sklaverei, wiederum zur Furcht; sondern ihr erhieltet den Geist des Sohnesstandes, in welchem wir laut rufen: Abba, Vater Der Geist, der heilige, ist seinem Charakter nach auch ein Geist des Sohnesstandes. Dieser präge uns, sodass wir unserem Gott und Vater alle Ehre machen. Wir haben den Sohnesstand; mögen wir nun auch wie Söhne wandeln. Wir haben den Mündigkeitsstand; mögen wir nun auch als geistlich Reife handeln.

 

Losteilinhaber Gottes

 

  Es folgt Vers sieben: »Daher bist du nicht länger Sklave, sondern Sohn; wenn aber Sohn, dann auch Losteilinhaber Gottes durch Christus Die Zeit der Versklavung unter die Grundregeln der Welt ist vorbei. Jetzt sinnen wir auf das droben. Im Geist haben wir unser herrliches Losteil, unseren Segens- und Aufgabenbereich, bereits inne, sind wir doch mit jedem geistlichen Segen, den es überhaupt gibt, inmitten der überhimmlischen Geschöpfe gesegnet (Eph.1:3). Und in den kommenden Äonen wird Gott uns in unserem überhimmlischen Losteil niedersetzen und an uns den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Christus Jesus den Überhimmlischen zur Schau stellen (Eph.2:6,7).

 

 

 

Wieso wendet ihr euch wieder um?

 

  Paulus lenkt den Blick der Galater noch einmal zurück: »Damals jedoch, als ihr mit Gott noch nicht vertraut wart, dientet ihr denen wie Sklaven, die von Natur gar keine Götter sind« (Vers 8). Damals wurden sie, wie immer sie auch geführt wurden, zu den stummen Götzen weggeführt (1.Kor.12:2). Ein Götze, ein Machwerk aus Holz oder Stein, Gold oder Silber, ist zwar nichts, doch stehen Dämonen dahinter, die die Götzenanbeter verführen (1.Kor.10:19,20).

  In den Versen neun bis elf spart der Apostel und Lehrer der Nationen nicht an der nötigen Schärfe: »Nun aber, da ihr Gott kennt, ja vielmehr von Gott erkannt seid, wieso wendet ihr euch wieder zu den schwachen und armseligen Grundregeln um, denen ihr nochmals von Neuem versklavt sein wollt? Ihr haltet auf Tage und Monate, Fristen und Jahre. Ich fürchte um euch, ob ich mich für euch nicht etwa zum Schein gemüht habe

  Die Zeiten der Unkenntnis der Nationen sind vorüber (Ap.17:30). Die Galater gehörten zu den Bevorzugten, Gott erkannt haben zu dürfen. Sie kennen Ihn nun, und zwar in Seiner Liebe der Dahingabe Seines Sohnes für alle, in Seiner Allgewalt zum Beispiel der Erfüllung der Verheißungen und der Auferweckung Seines Sohnes und in Seiner Gerechtigkeit, die für alle ist und zunächst auf alle Glaubenden kommt (Röm.3:22). Dabei wissen sie, dass sie von Gott erkannt sind, das heißt ins Auge gefasst und nach Seinem Vorsatz und der Gnade, die ihnen in Christus Jesus vor äonischen Zeiten gegeben ist, mit heiliger Berufung in die Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes berufen wurden, nicht nach ihren Werken (Röm.8:29; 2.Tim.1:9).

  Nun aber hatten judaisierende Irrlehrer es fertig gebracht, dass sie sich – sogar recht schnell – umgestellt hatten hinweg von dem Evangelium, dass sie in Christi Gnade berufen hatte (Gal.1:6). Wie konnten sie sich nur wieder zu den schwachen und armseligen Grundregeln umwenden? Das Gesetz war schwach, denn es konnte weder Geist noch Leben vermitteln und nichts vollenden (Heb.7:18,19). Und es war armselig im Vergleich mit dem Gnadenreichtum in Christus.

  Sie wollen sich unter das Gesetz begeben und damit unter die Grundregeln der Welt, von denen in Vers drei bereits die Rede war. Es ist unverkennbar, dass der Apostel Paulus hier das Gesetz auf dieselbe Stufe wie die heidnischen Zeremonien stellt. Dies mag uns erschrecken. Doch vergessen wir nicht, dass das Gesetz nicht aus Glauben ist (Gal.3:12), sondern beladen mit »Rechtssatzungen für das Fleisch« (Heb.9:10). Pflichten für das Fleisch hatte ihnen auch ihr früherer Götzendienst auferlegt. Der Rückfall der Galater stellt somit zum einen eine Entleerung ihres Glaubens dar und zum anderen ein Verhalten nach dem Schema der Welt, das menschliches Tun in einen hohen Rang erhebt.

 

Sie halten auf Tage und Monate

 

  Die Galater halten auf Tage und Monate, Fristen und Jahre. Sie handeln wie Ungläubige, die ihre Religion haben, ihre Priester, ihre Feiertage und ihre Feste. Wissen sie denn nicht, dass Christus für sie gestorben, ja vielmehr auferweckt wurde? Für ihre Stellung vor Gott ist allein die Gnade maßgebend, die in Christus Jesus ist (vgl. 1.Kor.8:8). Wir leben aus Glauben und nicht aus Werken.

  Wer meint, bestimmte Feiertage und Festordnungen halten zu müssen, lebt nicht aus Glauben. Damals waren es die vom Gesetz vorgeschriebenen Dinge, die dem Evangelium des Paulus zuwider sind; heute hält die Christenheit Tage und Feste eigener Verfertigung. Schon zur Zeit des Gesetzes hatte Gott kein Wohlgefallen an Opfern, Feiertagen und Festen, es sei denn, man hatte die rechte Herzenshaltung (Jes.1:10-14; Ps.40:7; Heb.10:5,6). Die Opfer für Elohim sind dein zerbrochener Geist und ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz (Ps.51:19). Letztlich aber ruht das Wohlgefallen Gottes auf dem Glaubensgehorsam und Opfer Seines Sohnes. In Ihm aber sind wir begnadet und gesegnet, gerettet und gerechtfertigt, vervollständigt (Kol.2:10) und dem Vater nahe gebracht.

  Für Paulus war jeder Tag heilig, das heißt dem Herrn in hingebungsvollem Dienst gewidmet. Gar nichts anderes gilt mehr als nur der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist.

  Selbstverständlich halten wir die von der Obrigkeit verfügten Feiertage (Röm.13:1), indem wir keine störenden Arbeiten verrichten, wenn wir auch nichts auf sie halten, und werden den Bruder, der einen Tag höher als den anderen hält, nicht schmähen oder richten (Röm.14:5).

  Paulus fürchtet um die Galater, dass sein Mühen um sie vergeblich gewesen sein könnte (Vers 11). Wenn der Apostel dies so ernst sieht, dann dürfen wir gewiss ebenso urteilen. Denn leider werden die besprochenen Worte Gottes auch heute so behandelt, als stünden sie gar nicht da.

 

Werdet frei!

 

  Nun unterbricht Paulus seine lehrmäßigen Bemühungen durch eine flehentliche Ermahnung in den Versen 12 bis 16. Er erinnert die Galater mit bewegten Worten an die Vergangenheit, in der sie glückselig waren und eine herzliche Beziehung zueinander hatten. Nicht die Vorschriften des Gesetzes hatten dies hervorgerufen, sondern das Evangelium der Gnade Christi.

  In Vers zwölf schreibt Paulus: »Werdet doch frei davon wie ich; denn auch ich wurde es, so wie ihr es einst wart; Brüder, ich flehe euch an Eindringlich fleht er sie an, zu werden wie er, nämlich frei von den Grundregeln der Welt. Auch er selbst ist davon frei geworden, ebenso wie sie damals durch seine Verkündigung auf der ersten Missionsreise. Als die alte Menschheit des Paulus zusammen mit Christus gekreuzigt wurde und starb (Röm.6:5,6), starb er auch dem Gesetz weg; seitdem ist er des Gesetzes enthoben und einem anderen zu eigen, und zwar dem aus den Toten Auferweckten. Mithin sklavt er nicht mehr in Altheit des Buchstabens, sondern in Neuheit des Geistes (Röm.7:4-6). Und die Galater hatten sich von den Götzen zu Gott umgewandt, um dem lebendigen Gott zu sklaven. In Apostelgeschichte 13:48 wird über sie berichtet, dass sie sich freuten und das Wort des Herrn verherrlichten. Dies alles aber aufgrund der Botschaft der Rechtfertigung allein durch Glauben (Ap.13:39).

  Paulus fährt fort: »Ihr hattet mir kein Unrecht getan Nein, im Gegenteil, sie hatten ihn wie Christus Selbst aufgenommen. Es stand und steht nichts zwischen ihnen. (Nebenbei gesagt: Ganz anders als bei den Korinthern, die ihm Vorwürfe machten und sogar sein Aposteltum anzweifelten.)

 

In Schwachheit des Fleisches

 

  Lesen wir nun die Verse 13 und 14: »Ihr wisst doch, dass ich euch zuvor in Schwachheit des Fleisches Evangelium verkündigte. Wegen der Anfechtung für euch, die in meinem Fleisch war, habt ihr mich weder verschmäht noch für widerlich gehalten; sondern wie einen Boten Gottes nahmt ihr mich auf, wie Christus Jesus Selbst

  In Schwachheit des Fleisches tat Paulus seinen Dienst in Galatien, wie wir aus der Apostelgeschichte erfahren. In Antiochien verfolgten die Juden Barnabas und Paulus und trieben sie fort (13:50). Aus Ikonium flohen sie, als ihnen zu Ohren kam, dass man sie misshandeln und steinigen wollte (14:5), und in Lystra geschah es dann, dass sie Paulus steinigten, ihn zur Stadt hinausschleiften und meinten, er sei gestorben (14:19). Mit Sicherheit dürfen wir annehmen, dass hiervon eine körperliche Verunstaltung oder eine entstellende Verletzung, vielleicht auch der Augen, zurückblieb. Des Paulus körperliche Anwesenheit vermittelte jedenfalls überall den Eindruck der Schwachheit (2.Kor.10:10).

  Genau dies aber entspricht der heilsgeschichtlichen Verwaltung der Gnade Gottes, die Paulus gegeben wurde (Eph.3:2; Kol.1:25). In dieser unserer Heilsverwaltung soll sich das Wort allein als kraftvoll erweisen und nicht eine schöne, stattliche Mannesgestalt oder menschliche Weisheit und Überzeugungskraft. Das Evangelium nur ist die Gotteskraft zur Rettung und nichts anderes, nicht eine Methode oder Redegewandtheit. Paulus wusste nichts außer Jesus Christus, und diesen als gekreuzigt (1.Kor.2:2).

  Vielleicht stammt der Splitter im Fleisch des Paulus von der Steinigung in Lystra. Wir wissen, dass Paulus den Herrn deshalb dreimal um Befreiung davon gebeten hatte. Doch Christus versicherte ihm: »Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht Dazu führt der Apostel in 2.Korinther 12:9,10 aus: »Sehr gern werde ich daher eher die Schwachheiten an mir rühmen, damit die Kraft des Christus über mir zelte. Darum ist mir wohl zumute selbst in Schwachheiten, unter Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen, unter Druck um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich kraftvoll

  Zurück zum Galaterbrief: Die Galater verschmähten Paulus nicht und hielten sein Aussehen auch nicht für widerlich. Dass sie ihn so lieb hatten, konnte nur eine Frucht des von ihm verkündigten, herrlichen Evangeliums sein. Wie einen Boten Gottes nahmen sie ihn auf, schließlich war er ein Botschafter Gottes, ein Mitarbeiter Gottes (1.Kor.3:9), und ein Verwalter der Geheimnisse Gottes (1.Kor.4:1). Wie Christus Jesus Selbst hatten sie ihn aufgenommen, denn er verkündigte nicht sich selbst, sondern Jesus Christus als den Herrn. Christus hatte Gestalt in ihm gewonnen, sodass er ein Brief Christi an die Menschen war. Seinen Sohn hatte Gott in Paulus enthüllt, damit dieser Mann Ihn als Evangelium unter den Nationen verkündige (Gal.1:16). Wer Paulus hörte, hörte Christus.

 

Glückselig ist ...

 

  »Wo ist nun eure Glückseligkeit geblieben, fragt Paulus jetzt. »Denn ich bezeuge euch, dass ihr, wenn möglich, eure Augen ausgerissen und mir gegeben hättet. Bin ich daher euer Feind geworden, weil ich wahr gegen euch bin (Verse 15 und 16). Ja, wo ist nun ihre einstige Glückseligkeit geblieben? Die Beobachtung von Gesetzesvorschriften macht nicht glücklich. Nur die Erkenntnis der Gnade, die in Christus Jesus ist, bewirkt dies, nur der Wandel im Glauben (2.Kor.5:7), nur das dem Paulus enthüllte Evangelium (Gal.1:12), nur das Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes (1.Tim.1:11).

  Voller Freude und Dankbarkeit über die Gnade, in der die Galater standen, hätten sie sogar ihre Augen ausgerissen und Paulus gegeben, dessen Augen wohl geschädigt waren. Dies konnte nur Frucht des Geistes gewesen sein, des Geistes, den sie beim Hören von Jesu Glauben und nicht aus Gesetzeswerken erhalten haben (Gal.3:2).

  Dies ist die Wahrheit. Wer sie ausspricht, wird schnell zum Feind. Man sollte meinen, dass die Gläubigen für die Wahrheit dankbar seien, für die Aufdeckung von Irrtümern oder die Ermahnung, einen geheiligten Wandel zu führen. Weit gefehlt! Gerade das so genannte »fromme Fleisch«, das sich selbst Vorschriften auferlegt hat oder liebgewordene Sünden entschuldigt, schlägt mit aller Schärfe zurück. Alle Verkündiger und Ältesten, die das Wort Christi ernst nehmen, haben diese bittere Erfahrung schon gemacht oder werden sie noch machen.

 

Falsche Eiferer

 

  Des Weiteren offenbart uns Paulus in den Versen 17 und 18: »Sie eifern um euch nicht in edler Weise, sondern wollen euch von meiner Verkündigung ausschließen, damit ihr um sie eifert. Trefflich ist es, dass ihr allezeit um Edles eifert, und zwar nicht nur während meiner Anwesenheit bei euch Der Apostel ringt den edlen Ringkampf des Glaubens um die Heiligen, dass sie doch in der Gnade bleiben und nicht den Gesetzeseiferern zum Opfer fallen sollten. Jene eifern um die Galater, doch dabei suchen sie das Ihre und nicht das, was Christi Jesu ist (Phil.2:21). Sie reden verdrehte Dinge zu dem Zweck, die Gläubigen an sich zu reißen (Ap.20:30). Außerdem täuschen sie die Herzen der Arglosen durch gütige Worte und Segenswünsche (Röm.16:18). Letztlich sind sie Handlanger der Weltbeherrscher dieser Finsternis (Eph.6:12), die die Gläubigen von dem dem Paulus enthüllten Evangelium wegziehen wollen. Darum geht der Kampf. Und da das Evangelium der Unbeschnittenheit (Gal.2:7) nicht menschengemäß ist (Gal.1:11) –wer will sich schon sein Fleisch kreuzigen lassen, seine eigenen Vorzüge und Leistungen –, haben die Gegner des Paulus großen Erfolg. Da unsere Rettung allein am Kreuz geschehen und alles Gottes Geschenk in Gnaden ist, mithin dem Menschen zu seiner Rettung nichts mehr zu tun bleibt, hört man lieber auf die Feinde des Kreuzes, das heißt auf solche, die dem Fleisch, dem Wirken des Menschen, einen Platz einräumen. Und dann eifert man um sie, die da Lasten auferlegten, und will ihnen darin gefallen.

  Wohl sollen wir eifern, aber nicht um die Irrlehrer, sondern für das Edle. Hat Sich doch Christus Selbst für uns dahingegeben, um uns von jeder Gesetzlosigkeit zu erlösen und für Sich ein Volk zu reinigen, das um Ihn her sei, einen Eiferer für edle Werke (Tit.2:14). So werden wir durch Galater 6:9,10 aufgefordert, das Edle zu tun und, wie wir Gelegenheit haben, für das Gute an allen zu wirken, am meisten aber an den Gliedern der Familie des Glaubens. Allezeit sollen wir im Werk des Herrn überfließen, wissen wir doch, dass unserer Mühe im Herrn nicht vergeblich ist (1.Kor.15:58).

  Lasst uns bei all unserem Eifer aber nicht vergessen, auf den Grund zu bauen, den Paulus als weiser Werkmeister für die gegenwärtige heilsgeschichtliche Verwaltung der überströmenden Gnade Gottes gelegt hat: Jesus Christus, und diesen als gekreuzigt (1.Kor.3:10). In Ihm sind wir vervollständigt; nichts fehlt uns mehr vor Gottes Angesicht (Kol.2:10). In Ihm ist uns alles, aller geistlicher Segen – die Rechtfertigung, die Versöhnung, der Sohnesstand –, in Gnaden gewährt (Röm.8:32).

  Der Lobpreis sei der Herrlichkeit der Gnade Gottes, die uns in dem geliebten Sohn über alle Maßen begnadet hat (Eph.1:6)!

 

... bis Christus in euch Gestalt gewinne!

(Galater 4:19-31)

 

  Verführt von fleischlich gesinnten, judaisierenden, betrügerischen Verkündigern wollen sich welche in Galatien unter das Gesetz des Mose stellen und sich beschneiden lassen, wobei ihnen nicht bewusst zu sein scheint, dass sie damit das Paulus enthüllte Evangelium verfälschen und die Rettung allein durch Glauben verleugnen wie auch den Wandel durch Glauben verlassen.

 

Paulus leidet Wehen um die Galater

 

  Der Apostel Paulus ist erstaunt, dass sie sich von dem Evangelium abwenden wollen, das sie in Christi Gnade berufen hat, und ringt um sie. So schreibt er in Galater 4:19: »Meine Kindlein, um die ich nochmals Wehen leide, bis Christus in euch Gestalt gewinne Wie eine Mutter ist Paulus um die Gläubigen besorgt. Ihn jammert um sie, wie man um Kindlein jammert. Unmündig wie Kindlein sind sie. Unmündig ist, wer unter die Grundregeln der Welt (darunter fallen auch die des Gesetzes) versklavt ist (Gal.4:3,9). Unmündig ist, wer im Fleisch etwas vollenden will, im Geist aber den Anfang unternommen hat und bereits alles innehat (Gal.3:3). Jetzt muss Paulus nochmals unter mühevollem Einsatz darauf hinarbeiten, dass sie erneut aus dem Geist, aus der Abraham gegebenen Verheißung der Glaubensgerechtigkeit leben. O dass doch Christus in ihnen Gestalt gewinne und durch den Glauben völlig in ihren Herzen wohne (Eph.3:17); o dass sie sich als allein in Christus und durch Sein Kreuz Begnadete und Gesegnete erkennen möchten! - Möge unser Gott und Vater es schenken!

 

Paulus in Verlegenheit

 

  Paulus schreibt weiter: »Ich wollte, ich könnte jetzt bei euch anwesend sein und den Ton meiner Stimme verändern; denn ich bin in Verlegenheit, was euch betrifft« (Vers 20). Die Abweichung der Galater vom Evangelium des Paulus ist so gravierend, dass seine Anwesenheit dort bei ihnen nötig wäre. Außerdem würden sie dann an seiner Stimme merken, wie erschüttert er ist. Paulus hatte die Tonlage seines Briefes schon mehrfach geändert: Zuerst hatte er sein Erstaunen ausgedrückt (1:6), sodann die Unvernünftigen getadelt (3:1), danach hatte er seine Befürchtungen geäußert (4:11) und darauf flehentlich um sie geworben (4:12). Jetzt aber ist er in Verlegenheit, was er denn sonst noch sagen sollte; er weiß nicht mehr weiter, es hat ihm die Sprache verschlagen.

 

Versteht ihr denn nicht?

 

  Paulus fängt sich wieder und unternimmt einen weiteren Versuch. Er fragt die Galater in Vers 21: »Sagt mir doch, die ihr unter dem Gesetz sein wollt, versteht ihr denn das Gesetz nicht Habt ihr denn gar kein geistliches Verständnis? Wörtlich heißt es: »Hört ihr das Gesetz nicht Wenn sie richtig hingehört hätten, was das Gesetz des Mose sagt, zum Beispiel: »Verflucht ist jeder, der nicht bei allen in der Rolle des Gesetzes geschriebenen Geboten bleibt, um sie zu erfüllen« (Gal.3:10; 5.Mose 27:26), dann würden sie sich dem Gesetz doch bestimmt nicht unterstellen wollen. Das Gesetz konnte den Menschen doch nur dahin führen, nach dem Retter, nach Christus zu rufen (vgl. Gal.3:24).

 

Welchem Sohn Abrahams gleicht ihr?

 

  Christus Jesus ist aber bereits der Retter und Herr der galatischen Gläubigen. Allein durch den Glauben an Ihn sind sie Söhne Gottes geworden (Gal.3:26), durch Glauben wurden sie gerechtfertigt (Gal.3:6) und haben sie den verheißenen heiligen Geist erhalten (Gal.3:14) - mithin in völliger Freiheit vom Gesetz. Diese Wahrheit illustriert der Apostel jetzt am Beispiel der zwei Söhne Abrahams. »Es steht doch geschrieben«, so lesen wir in Vers 22, »dass Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Magd und einen von der Freien Welchem der beiden Söhne gleicht ihr? -

  Wie uns bekannt ist, hatte Abrams Frau Sarai ihm bis zum Ende der zehn Jahre im Land Kanaan kein Kind geboren, obwohl Abram die Verheißung einer zahlreichen Nachkommenschaft hatte. Da gab Sarai ihm ihre ägyptische Magd Hagar zur Frau, die ihm seinen Sohn Ismael gebar, als er 86 Jahre alt war. Im Alter von 99 Jahren erhielt Abraham sodann die Verheißung, dass seine Frau Sara ihm einen Sohn gebären werde. Abraham war 100 Jahre alt, als sie ihm seinen Sohn Isaak gebar (1.Mose 16; 17:16,19; 21:3).

 

Der Unterschied

 

  In Vers 23 weist Paulus auf den markanten Unterschied hin: »Jedoch ist der von der Magd dem Fleisch nach gezeugt worden, aber der von der Freien durch die Verheißung Ohne ein Urteil fällen zu wollen (das steht uns auch gar nicht zu) - Ungeduld, mangelnde Vollgewissheit der Erwartung und ein schwacher Glaube könnten bei Abram und Sarai eine Rolle gespielt haben. Paulus nimmt kein Blatt vor den Mund und sagt: Der von der Magd ist dem Fleisch nach gezeugt worden, also nicht aus Glauben.

  Der von der Freien dagegen ist durch die Verheißung gezeugt worden. Gott hat es getan; nichts konnten Abraham und Sara dazu beitragen.

  Im Codex Sinaiticus steht übrigens interessanterweise statt »von der Freien ...« »von der Freiheit gezeugt«. Sara, die Freie, wird hier mit der Freiheit gleichgesetzt. Dies ist durchaus verständlich, denn Paulus will an Sara die Freiheit der Gläubigen vom Gesetz darstellen.

 

Die Allegorie

 

  Genau darauf kommt der Apostel Paulus jetzt in Vers 24 zu sprechen: »Das hat nun auch eine allegorische Bedeutung; denn diese beiden Frauen stellen zwei Bündnisse dar; das eine vom Berg Sinai, welches zur Versklavung gebiert, das ist die Hagar Wenn Paulus es auch nicht niederschreibt, so ist doch klar, dass Sara das zweite Bündnis darstellt, das zur Freiheit gebiert.

  Eine Allegorie ist die Darstellung eines abstrakten Begriffs, hier der Freiheit, auf eine andere Weise, etwa durch ein Bild oder eine Begebenheit. Das in unserem Fall zugrunde liegende geschichtliche Ereignis wird gleichnishaft, sinnbildlich oder auch typologisch gebraucht, um etwas Tiefergehenderes zu verdeutlichen.

  Abrahams Frau Sara und ihre Magd Hagar sind allegorische Gestalten und stellen zwei Bündnisse dar, das des Gesetzes vom Sinai, der Hagar entspricht, der Sklavin, die nur Sklaven gebären konnte, und das der Freiheit, der Sara entspricht, der Freien, von der nur Freie kommen können. Die erste Zeugung war eine Tat des Unglaubens und musste in die Gebundenheit führen. Hagar und ihr Nachkomme können keinesfalls die Gläubigen darstellen. Sara jedoch, ungeachtet ihres Mangels an Glauben, repräsentiert die Frucht des Geistes Gottes, die frei von fleischlicher Betätigung erfüllte Verheißung. Was den Glauben anbelangt, sollen wir Sara nicht gleichen. Aber wir haben ihre Freiheit und sind deshalb Kinder der Freien und der Freiheit.

  So wie Adam das Haupt der ganzen Menschheit war, so wurde Abraham der Vater aller Gläubigen und Sara die Mutter aller Freien.

 

Das jetzige Jerusalem

 

  In Vers 25 führt Paulus weiter aus: »Und Hagar heißt ja auch in Arabien der Berg Sinai; sie steht also in einer Reihe mit dem jetzigen Jerusalem, weil dieses mit seinen Kindern versklavt ist In Arabien wird der Berg Sinai bezeichnenderweise Berg Hagar genannt. Das Bündnis vom Sinai führte in die Sklaverei, denn es beruhte auf in Stein gemeißelten Buchstaben, die verurteilten und töteten. Inwiefern stellt Hagar das jetzige Jerusalem dar? Dabei müssen wir an das Jerusalem denken, das damals, zu des Paulus Lebzeiten, bestand. Seine Bewohner nannten sich allesamt Söhne Abrahams, waren aber dennoch eifrige Verfechter des Gesetzes. Nun verbindet Paulus die Bewohner mit ihrer Stadt, nennt die Stadt ihre Mutter, setzt sie der Hagar gleich und definiert die Gesetzeseiferer als ihre versklavten Kinder. Damit macht Paulus den galatischen Gläubigen deutlich, dass die Judaisten, die versuchen, ihnen das Gesetz aufzudrängen, von gleichem Rang sind wie Ismael, also Sklavenkinder.

 

Das Jerusalem droben

 

  Welch ein Gegensatz tut sich mit Vers 26 auf: »Das Jerusalem droben aber ist frei: das ist unser aller Mutter Paulus hätte auch schreiben können: Sara aber ist frei: sie ist unser aller Mutter. Sara ist das Jerusalem droben, die Mutter aller in der Gnade Geretteten, die Mutter der aus Glauben Lebenden, die Mutter derer, die aus der an Abraham ergangenen Verheißung leben, die in Christus Jesus erfüllt ist. Ist Christus etwa nicht die Vollendung des Gesetzes, zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt (Röm.10:4)?

  Paulus stellt dem damaligen Jerusalem nicht eines einer anderen Zeit gegenüber, sondern einer höheren Region. Dieses obere Jerusalem lässt sich nämlich zeitlich nicht eingrenzen, denn es ist der Freiheitsbereich des Glaubens, es symbolisiert die Freiheit aller Glaubenden zu allen Zeiten. Das Jerusalem droben ist aber auch räumlich nicht fassbar, ist auch kein Bauwerk, sondern unser Lebensraum; es ist die Freiheit, die wir atmen. Es ist unsere Gerechtigkeit aus dem Glauben Christi Jesu. Wir dürfen es auch nicht auf das überhimmlische Königreich Christi begrenzen, in welchem wir die beiden zukünftigen Äonen verbringen werden (Eph.2:7; 2.Tim.4:18), denn auch die Gläubigen Israels, die im Königreich Jesu Christi auf der Erde leben werden, sind Freie, denn der Sohn hat sie frei gemacht (Joh.8:36); sie sind aus Glauben gerettet, und sie werden aus Glauben leben, wenn sie ihren Glauben auch im Rahmen des Gesetzes ausüben werden. Mithin: Wo und wann auch immer Menschen sich aus dem Glauben Jesu Christi gerettet wissen, dort ist das Jerusalem droben; ob damals oder heute, ob im überhimmlischen Königreich, im tausendjährigen Königreich auf dieser Erde oder im Jerusalem auf der neuen Erde, spielt keine Rolle. Das Jerusalem droben ist durch seine Wesensart gekennzeichnet. Das damalige gesetzeseifernde Jerusalem hatte, obwohl seine Bewohner buchstäblich Kinder Saras waren, den Charakter der Hagar. Die im Geist Wandelnden aber haben das Jerusalem droben zur Mutter und sind damit ihrer Wesensart nach Kinder der Sara.

  Im Übrigen dürfen wir uns auch die in Hebräer 11:16, 12:22 und 13:14 angesprochene Stadt, das überhimmlische Jerusalem, nicht als eine Stadt mit Häusern und Straßen vorstellen, sondern als den Inbegriff göttlicher Segenssphäre.

  In 2.Korinther 3:6 schreibt Paulus, dass wir Diener eines neuen Bundes sind - und dieses Bündnis ist mit dem Saras zu beschreiben -, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes, denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig. »Der Herr aber ist dieser lebendig machende Geist. Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Wir alle aber, mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegelnd, werden in dasselbe Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wie von des Herrn lebendig machendem Geist« (2.Kor.3:17,18).

 

Juble, du Unfruchtbare!

 

  Der Apostel verknüpft seine Allegorie mit dem Anbruch des Tages des Herrn, um ein Beispiel für das Leben in Neuheit des Geistes anzuführen, und zitiert in Vers 27 Jesaia 54:1, denn dann wird Israel durch die Erfahrung Saras gehen: »Denn es steht geschrieben: Sei fröhlich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst! Brich in Jubel aus und rufe laut, die du nicht Wehen leidest! Denn zahlreich sind die Kinder der Vereinsamten, mehr als die Söhne der, die ihren Mann hat Für Israel, die unfruchtbare Nation, wird sich diese Verheißung erfüllen, so wie sich für Sara, die Unfruchtbare, die Verheißung erfüllte. Zu jener Zeit wird es keine Sklaverei, keine Unfreiheit mehr geben.

  Dies ist die Frucht des Leidens und Sterbens Jesu Christi, wie es in Jesaia 53 prophezeit ist, nicht einer Werkgerechtigkeit. Unsere Verse Jesaia 54:1-3 schließen unmittelbar an Jesaia 53:11,12 an, wo es von dem Knecht Jewes heißt: »Von der Mühsal Seiner Seele soll Er Licht sehen ... Rechtfertigen soll Mein gerechter Knecht die Vielen, und ihre Verworfenheit wird Er Sich aufbürden. Deshalb will Ich Ihm die Vielen zuteilen; und den Starken wird Er die Beute zuteilen: dafür, dass Er Seine Seele in den Tod dahingab und unter die Übertreter gerechnet wurde, da Er die Sünde der Vielen trug und für die Übertreter eintrat

 

Ihr aber seid wie Isaak

 

  Mithin kann Paulus in Vers 28, die gesamte Botschaft seines Briefes an die Galater bekräftigend, zusprechen: »Ihr aber, Brüder, seid wie Isaak, Kinder der Verheißung Ja, so ist es, denn sie sind in der Gnade Berufene. Wer Abraham somit zum Vater hat, dem der Glaube zur Gerechtigkeit angerechnet wurde, und Sara zur Mutter, frei von dem Gedanken, eine eigene Gerechtigkeit durch Gesetzeswerke aufstellen zu wollen, ist wie Isaak, ein Kind der Verheißung, denn wer Christus angehört, ist Abrahams Same und Losteilinhaber nach der Verheißung (Gal.3:29). Wir sind ebenso wie Isaak auf wunderbare, übernatürliche Weise geworden, zum Lobpreis der Herrlichkeit der Gnade Gottes.

 

Die Fleischgemäßen jedoch ...

 

  In Vers 29 kommt Paulus auf die Auswirkungen der Gesetzesgerechtigkeit, jenem fleischgemäßen Verhalten, zu sprechen: »Doch ebenso wie damals der nach dem Fleisch Gezeugte den nach dem Geist Gezeugten verfolgte, so geschieht es nun auch heute Ja, so war es schon immer: Ismael sah bei der Entwöhnungsfeier für Isaak verächtlich auf ihn herab (1.Mose 21:9); Saul verfolgte David; die Welt hasste unseren Herrn Jesus Christus, und sie hasst uns (Joh.15:19); das fleischgemäße Judentum tötete die Propheten und unseren Herrn und verfolgte Paulus nahezu von Stadt zu Stadt; wiederholt wollten sie ihn töten. Die Judaisten in Galatien suchten das Evangelium des Apostels Paulus zu zerstören. Von ihnen schreibt Paulus in Galater 6:12: »Alle, die im Fleisch ein gutes Ansehen haben wollen, diese nötigen euch (Galater), beschnitten zu werden, nur um nicht wegen des Kreuzes Christi (wegen der allein darin liegenden Rettung) verfolgt zu werden

  Und so ist es auch heute: Die Fleischgemäßen, die nur eine Form der Frömmigkeit haben, deren Kraft aber verleugnen, die auf Gebote, Feiertage und Rituale achten, unterdrücken die, die das Wort der Wahrheit lieben, alle Gedanken unter den Gehorsam des Christus gefangennehmen (2.Kor.10:5) und ihre Heiligkeit in der Furcht Gottes vollenden wollen (2.Kor.7:1). Es ist so, wie es in 2.Timotheus 3:12 geschrieben steht: »Aber auch alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden

 

Treibe sie hinaus!

 

  Das wird aber nicht immer so bleiben, denn wir lesen in Vers 30: »Was sagt jedoch die Schrift: Treibe diese Magd und ihren Sohn hinaus; denn der Sohn der Magd soll keinesfalls das Losteil mit dem Sohn der Freien genießen Was die Schrift sagt, sind in diesem Falle die Worte der Sara an Abraham: »Treibe diese Magd und ihren Sohn fort; denn der Sohn dieser Magd soll nicht mit meinem Sohn das Erbe einnehmen, mit Isaak (1.Mose 21:10). Das waren prophetische Worte. Sie bedeuten viel mehr als nur das äußere Geschehen. Die Anwesenheit Ismaels im Hause Abrahams war vorübergehend; mithin ist auch die Anwesenheit des Fleisches befristet. Das Israel nach dem Fleisch wird das Königreich Gottes nicht sehen, sondern nur die Gnadenauswahl (Röm.11:5,7). »Denn nicht der ist Jude, der es sichtbar ist; noch ist das Beschneidung, was sichtbar am Fleisch geschieht; sondern der ist Jude, der es innerlich, im Verborgenen ist; und Beschneidung des Herzens ist im Geist, nicht im Buchstaben; dem wird Lobpreis zuteil, zwar nicht von Menschen, sondern von Gott« (Röm.2:28,29).

  Der Lobpreis und das Losteil wird nicht dem Sklaven, sondern dem Freien, dem nach dem Geist Gezeugten, zuteil. Denn »der Sklave bleibt nicht für den Äon im Haus, der Sohn jedoch bleibt für den Äon«, sagte unser Herr Jesus Christus in Johannes 8:35. Und Söhne sind wir, und zwar Söhne Gottes allein durch den Glauben an Christus Jesus (Gal.3:26). Wer aber Sohn ist, der erhielt beim Glaubensanfang auch den Geist des Sohnes, sodass wir den allgewaltigen Gott nun freimütig mit »Abba, Vater anreden dürfen. Und wer »Abba, Vater sagt, ist nicht mehr Sklave, sondern Sohn, wenn aber Sohn, dann auch Losteilinhaber Gottes durch Christus (Gal.4:6,7).

  Das uns zugeeignete Losteil, das heißt der uns wie durch ein Los in der Gnade für die kommenden Äonen gegebene Segens- und Aufgabenbereich, ist das überhimmlische Königreich Christi (Röm.8:17; Eph.1:14; 2.Tim.1:14). In den beiden kommenden Äonen werden wir Glieder der Körpergemeinde Christi inmitten der überhimmlischen Regionen und Geschöpfe in Christus Jesus niedergesetzt werden, damit unser Gott und Vater den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau stelle. Denn in der Gnade sind wir Gerettete, durch Glauben, und dies ist nicht aus uns, sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme (Eph.2:6-9).

 

Kinder der Freien

 

  Paulus schließt seine Ausführungen mit dem frohen Ausruf: »Darum, Brüder, sind wir nicht Kinder der Magd, sondern der Freien« (Vers 31). Darum - nach alledem - stehen wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade (Röm.6:14).

  »Meine Kindlein, um die ich nochmals Wehen leide, bis Christus in euch Gestalt gewinne!« Mit diesen ans Herz gehenden Worten hatte Paulus unseren Schriftabschnitt eingeleitet. Wir dürfen sicher sein, dass die Galater nach seiner eindringlichen Darlegung unserer Freiheit in Christus nun keine Kindlein mehr der Erkenntnis nach sind, sondern sich als Kinder der Freien erkannt haben und Christus somit Gestalt in ihnen angenommen hat. Der Apostel ist zum Ziel seiner Bemühungen gekommen.

  Mögen wir alle durch Gottes Geist standhaft werden am inneren Menschen und uns nicht von Irrlehrern verführen lassen. Mögen wir uns als allein durch Glauben Gerechtfertigte und allein in der Gnade Gerettete erkennen und uns mithin nur in Christus Jesus, unserem Herrn, rühmen. Möge nur Er, Christus, allen Raum in unseren Herzen einnehmen in Seinem Rettungswerk wie auch in unserem gehorsamen Wandel und hingebungsvollen Dienst. Ihm aber, der uns alle zum Ziel bringt, dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, sei der Lobpreis und die Verherrlichung für die Äonen der Äonen! Amen!

 

Wie man aus der Gnade fallen kann

(Galater 5:1-12)

 

  Das Fundament unseres Glaubens ist das Wort vom Kreuz; dies besagt nach Römer sechs, dass wir mitgekreuzigt und gestorben sind - wir, das alte Menschentum, der alte Adam -, sodass nichts aus uns sein kann, sondern alles nur Gnade ist; nichts können wir zur Rettung beitragen, alles ist Gnade, alles ist nur aus Gott und nur durch Jesus Christus, unseren Herrn.

  Der Apostel Paulus verteidigt das ihm enthüllte Evangelium, das Evangelium der Unbeschnittenheit, mit dem er betraut wurde (Gal.1:12; 2:7). Er hat den Gläubigen in Galatien eindringlich klar gemacht, dass sie allesamt Söhne Gottes sind allein durch den Glauben an Christus Jesus und sie nicht durch Gesetzeswerke, die irgendwelche Judaisten ihnen gerade aufzunötigen versuchen, gerechtfertigt wurden; er hat ihnen dargelegt, dass das Gesetz den Bund mit Abraham nicht aufgehoben hat, sodass sie aufgrund der an Abraham ergangenen Segensverheißung den Geist Gottes erhielten und nicht durch Gesetzesrituale; und schließlich hat er ihnen eindrücklich vor Augen gemalt, dass sie nicht Kinder Hagars, der Magd Abrahams, sind, die zur Versklavung gebar, sondern Kinder Saras, der freien Frau Abrahams und mithin völlig frei vom Gesetz des Mose. Die Galater wurden in Christi Gnade berufen; und darin sollen sie auch bleiben und ihren Glauben nicht befrachten und ersticken mit allerlei versklavenden religiösen Grundregeln der Welt.

 

Für die Freiheit

 

  In unserem Schriftabschnitt Galater 5:1-12 schließt Paulus nun seine Verteidigung mit prägnanten, an Deutlichkeit nicht zu wünschen übriglassenden Worten ab. Er schreibt in Vers 1: Für die Freiheit hat Christus uns frei gemacht. Stehet nun fest in ihr, und lasst euch nicht wieder im Joch der Sklaverei festlegen Jetzt wissen wir, wozu Christus uns befreit hat: damit wir als Freie leben, frei von Vorschriften, Ritualen, sogenannten Sakramenten, Werken, Opfern, frei von der Beachtung von Sabbaten und Feiertagen.

  Christus Jesus, Er Selbst, Er hat uns frei gemacht. Mögen wir folglich nur in Ihm leben, in der gesegneten freien Beziehung der Freude und der Liebe. Eine Wohlbotschaft ist doch das Evangelium Gottes über Seinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn, Freude vermittelnd und Gegenliebe auslösend.

  Am Kreuz hat Christus alles vollbracht. Dort starb nicht nur Er, sondern auch wir, denn unser altes adamitisches Wesen wurde mitgekreuzigt und das Fleisch schmachvoll abgetan. Mithin vermag das Fleisch Gott nichts mehr darzubringen. Nur als Mitauferweckte und in Christus Jesus Lebende, nur als im Geist und durch Glauben Handelnde können wir Gott wohlgefallen.

  Mögen wir fest in unserer Freiheit stehen, in der Gemeinschaft mit unserem Herrn Jesus Christus von Angesicht zu Angesicht, Seine Herrlichkeit widerspiegelnd und in Sein Bild umgestaltet werdend von Herrlichkeit zu Herrlichkeit (2.Kor.3:18). Dann werden wir uns nicht mehr von irgendwelchen Gesetzen unterjochen lassen. Ein Joch der Sklaverei war das Gesetz. Petrus selbst sagte auf dem so genannten Apostelkonzil in Jerusalem im Jahre 49: Was versucht ihr denn Gott, indem ihr auf den Hals der Jünger (aus den Nationen) ein Joch legt, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten (Ap.15:10).

 

Ich, Paulus

 

  Seine ganze apostolische Vollmacht ins Spiel bringend, stellt Paulus in Vers 2 klar: Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasst, wird Christus euch nichts nützen Ich, der Apostel Christi Jesu, der die herausgerufene Gemeinde außerordentlich verfolgte, dem Gott angesichts dieser Sünde in absoluter Gnade Seinen Sohn enthüllte, damit er Ihn und nichts anderes als Evangelium unter den Nationen herolde, ich, der ich nicht mich selbst verkündige, sondern Christus Jesus, sage euch: Entweder - oder; ihr könnt nicht beides haben; entweder Beschneidung oder Christus!

  Wenn ihr aber die Beschneidung wählt, dann ist Christus nutzlos für euch. Wenn du die überkommenen religiösen und kirchlichen Verpflichtungen wählst, um vor Gott gut dazustehen, dann ist Christus in deinen Augen ohne Grund gestorben (Gal.2:21). Den Segen Christi wollt ihr haben, die Schmach Seines Kreuzes aber nicht tragen, also euch nicht allein aufgrund der Gnade gerettet wissen; dann wird Christus euch nichts nützen, denn ihr werdet nicht mehr erkennen, dass Christus Jesus in euch ist (2.Kor.13:5), und werdet folglich freudlos und eurer Rettung ungewiss eure Tage verbringen, und die überwältigende, erhebende Gnade wird ein kraftloses Wort für euch sein.

  Früher sicherte die Beschneidung den Juden Vorrechte, heute, in der dem Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Verwaltung der überströmenden Gnade Gottes (Eph.3:2; Kol.1:25), ist sie ein Zeichen des Abfalls.

 

Wenn, dann ist das ganze Gesetz zu tun

 

  Paulus fährt fort: Nochmals bezeuge ich es jedem Menschen, der sich beschneiden lässt, dass er es schuldig ist, das ganze Gesetz zu halten« (Vers 3). Seid ihr euch bewusst, dass ihr eine uneinlösbare Verpflichtung eingehen würdet? Wisst ihr nicht, dass aus Gesetzeswerken überhaupt kein Fleisch vor Gottes Augen gerechtfertigt werden wird (Röm.3:20)? Hinzu kommt: Wer das ganze Gesetz halten will, aber in einem strauchelt, ist allem verfallen« (Jak.2:10). Die Beschneidung ist dann nicht nur nutzlos - für einen Übertreter des Gesetzes ist die Beschneidung nämlich Unbeschnittenheit geworden (Röm.5:25) -, sondern darüber hinaus ein Fluch, wie geschrieben steht: Verflucht ist jeder, der nicht bei allen in der Rolle des Gesetzes geschriebenen Geboten bleibt, um sie zu erfüllen« (Gal.3:10; 5.Mose 27:26).

  Nach dem Evangelium des Apostels Paulus stehen wir nicht unter dem Gesetz, und dennoch gibt es auch heutzutage Gläubige, die sich unter das Gesetz stellen, nicht beachtend, dass es nur Israel gegeben ist und wir unter der Gnade stehen (Röm.2:14; 6:14). Solche schneiden das Wort der Wahrheit nicht richtig oder gar nicht, unterscheiden mithin nicht zwischen den Worten Gottes, die an Israel gerichtet sind, und den Worten, die der Gemeinde gesagt sind, die Christi Körper ist (Eph.1:22,23). Jede biblische Wahrheit muss aber in ihrem sachlichen, zeitlichen und personellen Zusammenhang gesehen werden - eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

  Wer von sich sagt: Ich bin ein guter Christ und halte die zehn Gebote - er hat weder nachgeschlagen noch nachgedacht -, braucht Christus natürlich nicht, lernt Ihn auch nicht kennen, wird nicht in Ihm befunden und ist des Weiteren immun gegen das Evangelium der Gnade. Er ist in einem Bann (Gal.1:9); er ist geblendet; der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus erstrahlt ihm nicht (2.Kor.4:4).

 

Fluch oder Segen

 

  Hören wir jetzt Vers 4: Ihr seid des Segens enthoben und von Christus abgetrennt, die ihr durch das Gesetz gerechtfertigt werden wollt: ihr seid aus der Gnade gefallen Im Griechischen lauten die ersten Worte: ihr seid enthoben und weg von Christus. Das griechische Wort für entheben kann auch mit von oben her abtun« oder von oben her unwirksam gemacht werden« übertragen werden, und zwar in dem Sinne: ihr seid der Wirksamkeit entzogen worden, in unserem Zusammenhang der Wirksamkeit des Segens und der Gnade. Und was ist unter aus etwas fallen« zu verstehen? Aus etwas fallen« ist das Gegenteil von in etwas fest stehen«.

  Die Galater, die durch Gesetzeswerke, und die Gläubigen heute, die durch irgendein eigenes Tun gerechtfertigt werden wollen - mithin getrennt von Christus -, verlieren nicht ihre Rettung in Christus

Jesus - sie sind ja mit heiligem Geist versiegelt (Eph.1:13) -, sondern verlieren den Segen der Rettung, die Freude über ihre Rettung. Ihre Rettung wirkt sich nicht aus in einem Wandel in Frömmigkeit, das heißt in einem Gott verherrlichenden Wandel. Ihre Rettung wirkt sich auch nicht aus in einem hingebungsvollen Dienst. Im Gegenteil: wer aus eigener Kraft wirkt, ist bald erschöpft und ausgelaugt. Du nun, mein Kind, kräftige dich in der Gnade, die in Christus Jesus ist (2.Tim.2:1).

  Man verliert nicht Gottes Gnade - keineswegs -, denn sie ist, wie wir wissen, überströmend (Röm.5:20), und wir wissen: die Er vorherbestimmte, berief und rechtfertigte, die verherrlicht Er auch (Röm.8:30), aber sie hat keinen Raum mehr, um zu wirken. Wer sich aufgrund eigener Leistungen vor Gott etwas ausrechnet, lehnt die Gnade ab (Gal.2:21). Damit ist sie unwirksam gemacht. Man ist aus der Sphäre gefallen, in der die Gnade wirkt; man ist unfruchtbar für das Evangelium, das uns in Christi Gnade berufen hat (Gal.1:6).

  Vielfältig ist die Wirksamkeit der Gnade: Die rettende Gnade bringt uns zum Loben und Danken, denn in der Gnade sind wir Gerettete, und dies ist nicht aus uns, sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme (Eph.2:8,9). Die erziehende Gnade erreicht es, dass wir die Unfrömmigkeit und die weltlichen Begierden verleugnen und vernünftig, gerecht und fromm in dem jetzigen Äon leben (Tit.2:12). Die dienstfähig machende Gnade baut uns auf, uns im Wettkampf der Verbreitung des dem Apostel Paulus enthüllten Evangeliums einzusetzen, wobei wir wissen, dass nicht wir es sind, die sich da mühen, sondern es die Gnade Gottes ist, die mit uns ist (1.Kor.15:10).

  In Hebräer 13:9 lesen wir: Lasst euch nicht von mancherlei und fremden Lehren wegtragen; denn es ist trefflich, das Herz in der Gnade stetig zu machen, nicht durch Speisen, mit denen den darin Wandelnden nicht genützt werden kann.«

  Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf dichtete:

Gottes Führung fordert Stille.

Wo der Fuß noch selber rauscht,

wird des treuen Vaters Wille

mit der eignen Wahl vertauscht.

 

Wer da leben will, der sterbe;

wer nicht stirbt, der lebet nicht.

Ehe denn das Fleisch verderbe,

sehn wir nicht das Gnadenlicht.

 

Alle menschlichen Geschäfte
gehen überhaupt nicht gut,
wenn man sie durch eigne Kräfte
und nicht aus der Gnade tut.

 

Im Geist

 

  In Vers 5 stellt Paulus die richtige Haltung der Gläubigen dar:  »Wir warten doch im Geist aus Glauben auf das Erwartungsgut der Gerechtigkeit Im Geist warten und erwarten wir, denn wir sind der geistlichen Tatsache unserer Neuschöpfung in Christus entsprechend nicht mehr im Fleisch, sondern im Geist, wenn Gottes Geist in uns wohnt (Röm.8:9). Im Geist wandeln wir, geistgemäß, als Geistliche, sofern wir die diesbezüglichen Anweisungen, zum Beispiel in Römer sechs und acht, beherzigen. Im Geist bringen wir Gott Gottesdienst dar, aus huldigendem Herzen und nicht in äußeren Formen (Phil.3:3).

  Aus Glauben warten und erwarten wir, denn durch Glauben wandeln wir hier (2.Kor.5:7). Und wenn schon Habakuk sagte: »Der Gerechte wird aus Glauben leben« (2:4), so gilt dies fraglos auch in der gegenwärtigen Verwaltung, die ausdrücklich im Glauben besteht (1.Tim.1:4). Im Glauben stehen wir in der Gnade, die in Christus Jesus ist, und mögen uns folglich - Römer 5:2 bringt es in diesen Zusammenhang - in Erwartung der Herrlichkeit Gottes rühmen.

  Die Herrlichkeit Gottes dürfen wir durchaus mit dem Erwartungsgut der Gerechtigkeit in Verbindung bringen, auf das wir warten. Die uns derzeit schon zuteil gewordene Gerechtigkeit - unser Glaube wurde uns zur Gerechtigkeit angerechnet - ist nicht alles, sondern wird sich auch in der Zukunft segensreich entfalten. Denn noch haben wir allen geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus im Geist durch Glauben, aber unser Körper ist noch nicht freigelöst, auch haben wir nur ein Angeld des Geistes. Dann aber, am Tag Christi, werden wir verwandelt und dem Bilde des Sohnes Gottes gleichgestaltet werden; unser Körper wird dem Seinen an Herrlichkeit gleichen (Röm.8:29; Phil.3:21). Wir, die wir jetzt schon unserem Gnadenstand nach in

Christus vervollständigt sind (Kol.2:10), werden dann in jeder Weise vollendet sein.

  Zum Erwartungsgut der Gerechtigkeit gehört selbstverständlich auch unser äonisches Leben in Christus Jesus, unserem Herrn, das Leben in den zukünftigen Äonen, das Gerechtfertigten sehr wohl aus Gnaden, aber auch von Rechts wegen gegeben wird. Gerechten gebührt das äonische Leben. Gott hat uns gerechtfertigt, für gerecht erklärt.

 

Nur der Glaube

 

  In Vers 6 bekräftigt Paulus nochmals den Glauben: »Denn in Christus Jesus vermag weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit etwas, sondern nur der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist Der Gedankengang ist folgender: Aus Glauben warten wir, denn nur der Glaube vermag etwas (oder: ist zu etwas stark, oder: bringt etwas zuwege). Für Menschen in Christus Jesus, in diesem höchsten Stand, gibt es überhaupt nichts anderes als den Glauben, dazu die Erwartung und die Liebe, worin wir leben. Es gibt überhaupt nichts anderes als das Kreuz Christi, worauf wir gründen und das uns alles Eigene genommen hat. Und mithin überhaupt nichts anderes als die Gnade, in der wir feststehen sollen.

  Nur dieser so beschriebene Glaube bringt uns allen Segen, nicht etwa die Umsinnung, auch Buße oder Bekehrung genannt, nicht das Bekenntnis zum Herrn Jesus Christus, auch Zeugnis genannt, nicht die Wassertaufe und nicht die Mitgliedschaft in einer Kirche. Wer sich darauf stützt, ist aus der Gnade gefallen. »Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit etwas, sondern nur eine neue Schöpfung« (Gal.6:15).

  Die allein in Christus Jesus neu Erschaffenen glauben, und der Glaube ist, da er eine Gnadengabe Gottes ist (Phil.1:29), wirksam, und zwar durch die Liebe. Es ist nicht Bedingung der Rettung, dass der Glaube seine Wirksamkeit erweist; sondern es verhält sich so, dass diese geistliche Gabe sich von Natur aus durch die Liebe äußert.

  »Stehet fest im Glauben, heißt es in 1.Korinther 16:13. Wer somit an der Rechtfertigung allein aus Glauben festhält, wird erfahren, dass der Glaube seine Kraft entfaltet. Da der Glaube auf unseren Gott und Vater und unseren Herrn Jesus Christus bezogen ist, will er immer mehr von ihnen erfahren, wird er sich mit den Worten Gottes und besonders der köstlichen Lehre des Apostels Paulus ernähren (1.Tim.4:6) und unausbleiblich wachsen, sodass die Frucht dieser geistlichen Haltung sichtbar wird, und zwar insbesondere in der Liebe. Und dann werden wir unsere Freiheit vom Gesetz, zu der wir in Christus Jesus berufen wurden, nicht zu einem Anlass für das Fleisch - zu fleischlichem Verhalten - werden lassen, sondern einander durch die Liebe sklaven. In Vers 13 kommt Paulus darauf zu sprechen; doch hier in den Versen 5 und 6 hat er den Grund dafür gelegt.

 

Fügt euch nicht den betrügerischen Arbeitern!

 

  Mit den Versen 7 bis 12 ermahnt der Apostel die Galater abschließend, auf keinen Fall den betrügerischen Arbeitern nachzugeben. Zunächst erinnert er sie an den guten Anfang, den sie gemacht hatten: »Ihr hattet trefflich zu rennen begonnen« (Vers 7a). Schon in Galater 3:3 hatte er ihnen bestätigt, dass sie den Anfang nicht im Fleisch, sondern im Geist unternommen hatten. Nun aber muss Paulus fragen: »Wer hindert euch daran, von der Wahrheit überzeugt zu werden (Vers 7b). Diese judaisierenden Brüder hatten sie mit ihren Worten beunruhigt und ihre Seelen verstört, wie Jakobus in seinem Erlass in Apostelgeschichte 15:24 schreibt, sodass sie in der Wahrheit des Evangeliums nicht fest werden konnten. Mögen wir die Geister ebenso wie Paulus in Vers 8 klar unterscheiden können: »Seine Überredungskunst stammt nicht von dem, der euch beruft (Die Einzahl ist nur durch die Fragestellung: »Wer bedingt.) Da hatten welche die Galater mit ihren Überredungskünsten »bezaubert« - so die Ausdrucksweise des Apostels in Galater 3:1 -, vor deren Augen er doch Jesus Christus als Gekreuzigten gezeichnet hatte. Die Irrlehrer waren nicht von dem in die Gnade berufenden Herrn Jesus Christus gesandt. Auch Jakobus betont, dass welche in die Ferne hinausgegangen waren, denen die Apostel und Ältesten in Jerusalem keinen Auftrag gegeben hatten (Ap.15:23).

  »Schon ein klein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig« (Vers 9). Die Lehre jener Judaisten verdirbt und zerrüttet den Glauben ganzer Gemeinden. Hütet euch also vor ihnen! »Lasst euch nicht irreführen: üble Gespräche verderben gütige Charaktere. Werdet rechtschaffen ernüchtert und sündigt nicht! Denn einige haben keine rechte Gotteserkenntnis; zu eurer Beschämung muss ich so zu euch sprechen (1.Kor.15:33,34).

 

Des Paulus Vertrauen im Herrn

 

  In dieser Krise vertraut Paulus auf den Herrn; er schreibt in Vers 10a: »Ich habe aber das Vertrauen im Herrn zu euch, dass ihr euren Sinn auf nichts anderes richten werdet Sein Vertrauen zu den Galatern ist im Herrn begründet, der nach den geistgeleiteten Darlegungen des Galaterbriefs die Herzen auf nichts anderes als das Evangelium des Apostels Paulus richten wird.

 

Deren Urteil

 

  »Wer euch aber beunruhigt«, merkt Paulus noch an, »wird sein Urteil zu tragen haben, wer er auch sein möge Wer auch immer Verwirrung stiftet und das Evangelium des Christus verkehrt (Gal.1:7), ob Jude oder Grieche, ob echten oder geheuchelten Glaubens, ob damals der Lehre der zwölf Apostel zugeordnet und somit das Königreich Israels erwartend oder der Lehre des Apostels Paulus übergeben (Röm.6:17) - jeder wird sein Urteil nach seinen Werken empfangen (2.Kor.11:15). Was uns anbelangt, werden wir alle vor der Preisrichterbühne Christi und Gottes dargestellt werden, und jeder von uns wird Gott Rechenschaft geben müssen (Röm.14:10,12; 2.Kor.5:10).

 

Das Anstoßerregende des Kreuzes

 

  Anscheinend haben die Beschneidungseiferer seltsamerweise auch behauptet, Paulus selbst herolde doch ebenso wie sie die Beschneidung. Kurz und bündig schreibt Paulus in Vers 11 dazu: »Ich aber, Brüder, wenn ich wirklich noch Beschneidung herolde, was verfolgt man mich da noch Sie verfolgen ihn - damit ist dieses Gerücht widerlegt.

  Der Hass der Juden gegen »das Kreuz allein« findet seinen Ausdruck im Hass gegen Paulus. Wenn Paulus das Kreuz Christi und noch etwas vom stolzen Menschen Vorzuweisendes lehren würde, würde er nicht verfolgt werden, wie er auch in Galater 6:12 feststellt: »Alle, die im Fleisch ein gutes Ansehen haben wollen, diese nötigen euch, beschnitten zu werden, nur um nicht wegen des Kreuzes Christi verfolgt zu werden.« Auch heutzutage finden Gläubige, die »die Gnade allein« verkündigen - diese besondere Botschaft des Paulus -, bei fleischlichen Gläubigen kein Gehör und manchmal sogar Verachtung.

  Wir lesen in Vers 11 weiter: »Dann (wenn Paulus noch Beschneidung herolden würde) wäre ja das Anstoßerregende des Kreuzes Christi aufgehoben Nicht das Kreuz als solches ist das Anstoßerregende, denn es ist ja Glaubensgut aller Heiligen. Das Anstoßerregende ist die Allgenugsamkeit des Kreuzes vor Gott zur Rettung der Menschen. Dass der Mensch nach dem Evangelium des Apostels Paulus nichts, aber auch gar nichts - kein Ritual, kein Werk - zu seiner Rettung beitragen kann, ist das Ärgernis! Uns aber macht die Tatsache froh, dass am Kreuz alles vollbracht wurde! Christus allein ist unsere Gerechtigkeit!

  In 1.Korinther 1:18 schreibt Paulus: »Das Wort vom Kreuz ist zwar denen, die umkommen, eine Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft Dass Ungläubigen das Kreuz nichts bedeutet, können wir ja verstehen; dass das Wort vom Kreuz aber Gläubigen nicht zu einer in allen Lebenslagen tragenden, fest- und frohmachenden Gotteskraft wird, weil sie nicht allein darauf bauen, betrübt uns. Doch wer sich neben dem Kreuz sonst noch etwas vor Gott zugute hält, lebt nicht aus der Gnade, ist aus der Gnade gefallen.

  Man kann solche Gläubigen sogar als Feinde des Kreuzes bezeichnen. Wie denn das? Lesen wir Philipper 3:17-19: »Werdet meine Mitnachahmer, Brüder, und achtet auf die, die so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt. Denn viele andere, die wandeln (ich sagte es euch schon oft von ihnen und sage es nun unter Schluchzen), sind Feinde des Kreuzes Christi, deren Abschluss der Untergang, deren Gott der Leib und deren Herrlichkeit in ihrer Schande ist, die nur auf das Irdische sinnen Hierzu schrieb Bruder A. E. Knoch im »Unausforschlichen Reichtum« 1944, Seite 152: »So widersinnig es scheint, sind doch die meisten Freunde Christi Feinde Seines Kreuzes. Sie sind willig, sich von ihren Sünden und Bosheiten scheiden zu lassen und Ihn als Retter anzunehmen, aber sie wollen nicht von ihren guten Eigenschaften oder persönlichen Vorzügen und Überlegenheiten absehen und allein in Ihm erfunden werden. Sie erkennen nicht, dass die Art und Weise des Todes Christi ein Ende hinter alles setzt, was auch der religiöse Mensch in sich selbst ist. Sie wünschen, noch jemand zu sein, und dies macht sie dem Kreuz Christi feindlich gesinnt. Ihre Einstellung wird unter verschiedenen wohllautenden Bezeichnungen verkleidet, die einen latenten Hochmut auf ihre Abstammung oder ihren Charakter enthüllen oder ihre Errungenschaften nach dem Fleisch unterstreichen. Dies alles lehnt sich gegen das Kreuz auf

  … gegen das Kreuz auf, das mit dem Fleisch aber doch ein Ende gemacht hat. Das Wort vom Kreuz besagt ja, dass der alte Mensch mitgekreuzigt ist, völlig abgetan und nicht Eigenes zur Rettung beitragen kann. Wer da meint, Gott möge mit ihm zufrieden sein, weil er alle christlichen Pflichten erfüllt habe, schlägt der Gnade ins Gesicht. Selbst unser Mühen hat die Gnade bewirkt (1.Kor.15:10), und selbst die Frucht, die wir bringen, ist nicht aus uns, sondern die des Geistes unseres Herrn (Gal.5:22).

  Man gewinnt Christus nur in dem Maße, wie man eigene Vorzüge und Leistungen ausschaltet, erkennend, dass es am Kreuz längst schmählich abgetan wurde. Wer jetzt nicht alles Eigene in den Tod gibt - es ist doch nichts aus uns, sondern alles ist Gnade -, wird erleben, dass es vor der Preisrichterbühne Christi verbrennt (1.Kor.3:10-15). So wird auch der Abschluss der Feinde des Kreuzes der Untergang ihrer vermeintlichen Pluspunkte und ihrer Werke vor der Bühne des Christus sein. Nur wer ganz aus der Gnade lebt, wird wohlannehmbare Werke tun, ja im Werk des Herrn überfließen.

 

Verschneiden sollten sie sich doch!

 

  Im Hinblick auf die Beschneidungseiferer fügt Paulus in Vers 12 an: »Verschneiden sollten sich doch jene, die euch aufwiegeln Das griechische Wort für »verschneiden« hat die Grundbedeutung von »abhauen«. Sollten jene dies aber tun, dürften sie die Weihestätte nicht mehr betreten (5.Mose 23:2). Möge ihre Unvernunft, die Gemeinschaft der Gläubigen aus den Nationen mit Gott am Gesetz festzumachen, allen Galatern offenbar werden!

  Wir schließen mit den Worten aus Philipper 3:2,3: »Hütet euch vor den streunenden Hunden, hütet euch vor den üblen Werkern, hütet euch vor der Zerschneidung; denn wir sind die wahre Beschneidung, die wir in Gottes Geist Gottesdienst darbringen und uns in Christus Jesus rühmen und nicht auf Fleisch vertrauen

 

 

Wandelt im Geist!

(Galater 5:13-26)

 

  Der Apostel Paulus hat die von Gesetzeseiferern angefochtenen Galater darüber belehrt, dass sie in Christi Gnade berufen wurden und den Geist Gottes aus Glauben erhielten, mithin getrennt vom Gesetz des Mose. Sie stehen nicht unter dem Gesetz, sind völlig frei davon. Für die Freiheit hat Christus sie freigemacht (Gal.5:1)!

  Nun geht es darum, von der Freiheit vom Gesetz den rechten Gebrauch zu machen, mit ihr keineswegs fleischlich, sondern wahrhaft geistlich umzugehen. So schreibt der Apostel in Vers 13: »Ihr wurdet doch zur Freiheit berufen, Brüder; nur lasst die Freiheit nicht zu einem Anlass für das Fleisch werden, sondern sklavet einander durch die Liebe Freie Menschen sind wir in unserer Beziehung zu dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Im Geist haben wir durch Christus allezeit freien Zutritt zum Vater (Eph.2:18). Die uns um Seiner vielen Liebe willen zuteil gewordene Gnade hat uns diese Freiheit eröffnet. Folglich sollten wir sie auch nur dazu gebrauchen, Gottes Liebe und Gnade auszuwirken; schließlich ist unser Verhältnis zu Ihm nicht durch Vorschriften geregelt, sondern in das Meer Seiner Liebe eingebettet.

  Leider verstehen manche unsere Freiheit falsch und meinen, fleischlichen Begierden freien Lauf lassen zu können, indem sie zum Beispiel anmaßend sind oder einer den anderen beneidet oder sexuell keine Schranken kennen. So soll es aber nicht sein, denn dies wäre unserem Stand als Auserwählte Gottes, Heilige und Geliebte zuwider. Angesichts mancherlei fleischlichen Verhaltens unter den Gläubigen hält Paulus gleichwohl die Ermahnung für notwendig, die Freiheit nicht zu einem Anlass für das Fleisch werden zu lassen, und sagt zugleich, wie wir miteinander umgehen sollen, nämlich einander durch die Liebe sklavend.

 

Sklavet einander durch die Liebe!

 

  Nur was aus Liebe geschieht, ist recht getan und Gott wohlgefällig, denn die Liebe entspricht dem Wesen Gottes und sucht nicht das Ihre, sondern das des anderen. »Ein jeder von uns suche (somit), dem Nächsten zu gefallen, ihm zum Guten, zu seiner Auferbauung. Denn auch der Christus hat nicht Sich Selbst zu Gefallen gelebt« (Röm.15:2,3).

  »Wenn nun irgendein Zuspruch in Christus, wenn irgendein Trost der Liebe, wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes, wenn innerste Regung und Mitleid noch etwas gelten«, so schreibt Paulus in Philipper 2:1-5, »so macht meine Freude dadurch vollständig, dass ihr gleichgesinnt seid, ein und dieselbe Liebe habt, in der Seele vereint auf das eine sinnt: nichts aus Ränkesucht noch aus Anmaßung tut, sondern einer den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachte und jeder nicht auf das Seine, sondern jeder auch auf das Wohl der anderen achte. Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist

  In Vers 14 unseres Schriftabschnitts begründet Paulus unseren Dienst der Liebe: »Denn das gesamte Gesetz wird in dem einen Wort erfüllt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (3.Mose 19:18). Nicht dass das Gesetz uns gegeben wäre oder wir in irgendeiner Weise unter dem Gesetz stünden: Wir erfüllen den geistlichen Gehalt des Gesetzes, wenn wir in Liebe wandeln.

  Dazu lesen wir in Römer 13:8-10: »Seid niemandem irgendetwas schuldig, außer einander zu lieben; denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn das Gebot: du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht morden, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch zeugen, du sollst nicht begehren oder irgendein anderes Gebot, es gipfelt in diesem Wort, in dem »Lieben sollst du deinen Nächsten wie dich selbst Die Liebe bewirkt dem Nächsten nichts Übles; folglich ist die Liebe nun die Vervollständigung des Gesetzes. Dies heißt nicht, dass wir das Gesetz bis hin zu seinem Gipfel, der Liebe, nun doch befolgen sollen, sondern dass wir die Rechtsforderungen des Gesetzes völlig erfüllen, weil der Glaube nun durch die Liebe wirksam ist, der Glaube, der in Christus Jesus ist. Wie Paulus in Vers 6 unseres Kapitels gerade gesagt hat, vermag in Christus Jesus weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit etwas, sondern nur der Glaube, diese Gnadengabe, die als solche wirksam ist, und zwar durch die Liebe. Wir sind in Christus, der die Vollendung des Gesetzes ist (Römer 10:4). Wenn wir nun auch in Christus wandeln, in Seiner Gesinnung, sind wir zur Vollendung gelangt, nämlich zu einem Wandel in der Liebe.

  »Wenn ihr aber einander beißt und fresst, so hütet euch, dass ihr nicht voneinander verzehrt werdet (Vers 15). Wenn die Gläubigen aber darauf aus sind, alles für ihre eigene Geltung zu tun und folglich andere verletzen oder an die Wand drücken - Gesetzeseifer macht stolz und rechthaberisch -, so müssen sie damit rechnen, dass das geistliche Leben in der herausgerufenen Gemeinde verfällt.

 

Wandelt im Geist!

 

  »Daher sage ich«, fährt Paulus in Vers 16 fort, »wandelt im Geist, und ihr werdet die Begierde des Fleisches keinesfalls vollbringen Bevor wir uns diesem Vers zuwenden, lassen wir uns durch Vers 17 die Tatsachen in Erinnerung rufen: »Denn das Fleisch gelüstet gegen den Geist, den Geist aber gegen das Fleisch. Diese beiden widerstreben einander, damit ihr nicht das tut, was ihr etwa wollt Das heißt, unser Wille ist zu schwach! Auf uns selbst gestellt, sklaven wir mit dem Fleisch dem Gesetz der Sünde (Röm.7:25). »Denn nicht das Gute, das ich will, tue ich, sondern das Üble, das ich nicht will, dies setze ich in die Tat um«, schrieb Paulus im Rückblick auf die Zeit, als er noch nicht in der Gnade lebte. Um Fleisch und Geist näher zu charakterisieren, sei Römer 8:6,7 herangezogen, wo es heißt, dass die Gesinnung des Geistes Leben und Friede ist, die Gesinnung des Fleisches aber Feindschaft gegen Gott, weil sie sich Gott nicht unterordnet, ja nicht unterordnen kann.

  Und nun gilt es - und dies ist die Lösung des Konflikts -, allein im Geist zu wandeln. Dies ist die Anweisung unseres Herrn Christus Jesus, die wir beachten sollen. Denn ein Verheißungswort ist dieses, dass wir dann die Begierde des Fleisches keinesfalls vollbringen werden. Wie es uns zusammen mit Christus Gekreuzigten und Gestorbenen auch durch Römer sechs gesagt wird: »Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn! Folglich soll die Sünde nicht in eurem sterblichen Körper herrschen, sodass ihr seinen Begierden gehorcht. Stellt auch eure Glieder nicht als Werkzeuge der Ungerechtigkeit für die Sünde bereit, sondern stellt euch selbst für Gott bereit, als Lebende aus den Toten, und eure Glieder als Werkzeuge der Gerechtigkeit. Denn dann wird die Sünde nicht über euch herrschen« (Verse 11-14).

  Wie wandelt man im Geist? Wie macht man das? Indem man ausschließlich das sucht, was Christi Jesu ist (Phil.2:21). Indem man sich ausschließlich mit geistlichen Anliegen befasst. Indem man alle Gedanken unter den Gehorsam des Christus gefangen nimmt (2.Kor.10:5) und alle unsere täglichen Aufgaben und Pflichten in Haus und Hof, Ehe und Familie, Beruf und Gesellschaft dem einen Ziel unterordnet, dass alles zur Herausrufung der Auserwählten, zur Auferbauung der Heiligen und zur Verherrlichung unseres Gottes und Vaters diene. Man wandelt im Geist, wenn man sich täglich mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre des Apostels Paulus ernährt (1.Tim.4:6), auf das Lesen, den gegenseitigen Zuspruch und die Lehre achthat (1.Tim.4:13) und im Glauben, in der Erwartung und in der Liebe lebt und webt (1.Kor.13:13).

  Wenn wir uns solchermaßen vom Geist führen lassen, dann ist auch ganz praktisch erkennbar, dass wir nicht unter dem Gesetz sind, wie Paulus in Vers 18 schreibt: »Wenn ihr aber vom Geist geführt werdet, steht ihr nicht mehr unter dem Gesetz Das eine schließt das andere ohnehin aus: Entweder leitet mich der Geist Gottes oder menschliches Bemühen mit all seinem Versagen. Vom Gesetz der Sünde und des Todes befreit uns nur das Gesetz des Geistes: des Lebens in Christus Jesus (Röm.8:2).

 

Die Werke des Fleisches

 

  In den Versen 19-21 nennt der Apostel nun Beispiele der Auswirkungen des Fleisches; er führt sie nicht nur an, sondern bezeichnet sie als offenkundig: »Offenbar aber sind die Werke des Fleisches; dazu gehören: Ehebruch, Hurerei, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Grimm, Ränkesucht, Zwistigkeit, Sektenbildung, Neid, Mord, Rausch, Ausgelassenheit und dergleichen mehr, wovon ich euch voraussage, wie ich es schon vorher sagte, dass die, die solches verüben, kein Losanteil an der Königsherrschaft Gottes erhalten werden.« Einige dieser Werke seien näher erläutert, weil sie manchen Gläubigen heutzutage vielleicht gar nicht mehr als fleischlich offenbar sind. So ist Hurerei jede nicht rechtmäßige intime Beziehung, jeder Geschlechtsverkehr zweier nicht miteinander Verheirateten. In den griechischen heiligen Schriften gibt es mit Ausnahme eines Wortes für Ehebruch nur das eine Wort porneia, Hurerei, für alles, was sexuell nicht in Ordnung ist. "Haltet euch fern von aller Hurerei", heißt es in 1.Thess.4:3. In Hebräer 13:4 steht geschrieben: "Die Hochzeit werde in allen wert geachtet". - Achte niemand die Eheschließung gering, und achte niemand die Ehe gering. "Die Hurer und Ehebrecher wird Gott richten" (Hebr.13:4). Entweder man ist verheiratet oder man lebt enthaltsam (1.Kor.7:9).

  Unreinheit ist perverses Tun, aber auch Denken und Reden. Ausschweifung ist Zügellosigkeit, meist verbunden mit ihrer unverschämten Zurschaustellung. Götzendienst ist die Verehrung jeglichen falschen Gottes, eines Idols oder Trugbildes. Sektenbildung ist das Herausnehmen von Gläubigen aus der Gesamtgemeinde, aus der Einheit aller Heiligen, zum Beispiel durch Konfessionalismus. Mögen wir uns darum nicht davon abbringen lassen, die geistliche Einheit aller Gläubigen zu bewahren (Eph.4:3).

 

Keinen Anteil an der Königsherrschaft

 

  Wer Werke des Fleisches verübt, wird keinen Losanteil an der Königsherrschaft Christi erhalten. Dies steht auch in 1.Korinther 6:7-10 geschrieben: »Weshalb lasst ihr euch nicht eher Unrecht tun? Weshalb lasst ihr euch nicht eher benachteiligen? Doch ihr tut Unrecht und benachteiligt andere, und das zwischen Brüdern! Oder wisst ihr nicht, dass die Ungerechten kein Losanteil an der Königsherrschaft Gottes erhalten werden? Irret euch nicht! Weder Hurer noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Knabenschänder, noch Männerschänder, weder Diebe noch Habgierige, weder Trinker noch Schimpfer noch Räuber werden ein Losanteil an der Königsherrschaft Gottes erhalten In Epheser 5:5 heißt es ebenso: »Dies wisst und erkennt ihr, dass kein Hurer, Unreiner oder Habgieriger (er ist ja ein Götzendiener) ein Losteil in der Königsherrschaft Christi und Gottes hat Die Entscheidung darüber, wer von uns zusammen mit Christus in den kommenden Äonen inmitten der Überhimmlischen nicht nur leben, sondern auch herrschen (regieren) wird, fällt vor der Preisrichterbühne Christi und Gottes, wo wir alle dargestellt und offenbar gemacht werden und jeder Gott Rechenschaft geben wird. Jeder wird dann (von unserem Herrn, dem gerechten Richter; 2.Tim.4:8) das wiederbekommen, was er getan hat, sei es gut oder schlecht (Röm.14:10-12; 2.Kor.5:10). Es geht hierbei nicht um unsere Rettung zum äonischen Leben in Christus Jesus, denn wir stehen dann ja bereits Christus gleichgestaltet in Herrlichkeitskörpern vor Ihm, sondern um den gerechten Lohn für unseren Wandel. (Hinsichtlich des Lohns für unseren Dienst siehe 1.Korinther 3:10-15). Diejenigen unter uns, die fleischgemäß wandelten, werden in den zwei zukünftigen Äonen nicht mit Christus zusammen regieren. Dieser Segens- und Aufgabenbereicht steht ihnen nicht zu und wird ihnen gerechterweise nicht zugelost werden. - Um es noch einmal zu sagen: Mitleben werden wir alle, die wir Christus angehören, mit Ihm regieren werden aber nur die Geistlichen, die Treuen, die Gehorsamen und solche, die Unrecht erduldeten, wie auch in 2.Timotheus 2:11,12 zu lesen: »Glaubwürdig ist das Wort: Denn wenn wir mitstarben, werden wir auch mitleben. Wenn wir erdulden, werden wir auch mitherrschen; wenn wir verleugnen (das heißt, dem Erdulden aus dem Wege gehen), wird derselbe auch uns verleugnen (im Punkt des Mitherrschens)

 

Die Frucht des Geistes

 

  »Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Gutheit, Treue, Sanftmut, Selbstzucht« (Vers 22). Der Geist Gottes bringt köstliche Frucht in den Gläubigen hervor. Frucht ist das natürliche Produkt des Wachstums zu unserem Haupt hin, Christus. Wenn der Geist seine Frucht in uns gebracht hat, dann hat Christus in uns Gestalt gewonnen. Dann bringen wir auch Frucht für andere Menschen, denn dann sind wir ein Brief Christi an sie, in welchem sie lesen und Christus erkennen können. Und dann bringen wir auch Frucht für Gott, indem wir zu Seiner Verherrlichung wirken. Mögen alle unsere Herzensregungen und Werke edle sein, Frucht des Geistes nämlich. Möge Christus durch Seinen Geist und das Vorbild Seiner Gesinnung viel Frucht in uns und durch uns erwachsen lassen.

  Im Einzelnen stellt sich die Frucht des Geistes so dar,

-         dass wir in Liebe wandeln, so wie auch Christus uns liebt und Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden Wohlgeruch (Eph.5:1,2);

-         dass wir uns allezeit als in Christus Jesus Begnadete und über alle Maßen Gesegnete freuen;

-         dass das Evangelium des Friedens, die Botschaft der Versöhnung Gottes mit der Welt, unser Denken und Tun bestimmt;

-         dass wir in Geduld, in langmütiger Tragkraft, miteinander umgehen und unseren Dienst tun;

-         desgleichen in Milde

-         und in Gutheit, voll und ganz von guten Motiven geleitet;

-         des Weiteren, dass wir treu dem Herrn und Seinem Wort gegenüber und zuverlässig sind, auch bei Widerständen;

-         dass die Sanftmut uns beherrscht, auch im Leiden. Der Begriff "Sanftmut im Leiden" findet sich in 1.Timotheus 6:11;

-         und dass wir Selbstzucht haben, festen inneren Halt, sodass wir uns wie jeder andere Wettkämpfer von allem enthalten, was nicht förderlich ist, und uns auf das Wesentliche konzentrieren, mithin das suchen, was Christi Jesu ist.

 

  »Gegen solche gibt es kein Gesetz« (Vers 23). Gewiss nicht! Darüber hinaus brauchen die im Geist Wandelnden und mithin Liebe Übenden kein Gesetz, das ihnen etwa vorschreibt, wie sie zu lieben haben, oder sie davor bewahrt, anderen Unrecht zu tun. Dementsprechend heißt es in 1.Timotheus 1:9, dass das Gesetz nicht für Gerechte bestimmt ist. »Die Vollendung aber der Anweisung ist Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben« (1.Tim.1:5). Als in Christus Vervollständigte dürfen wir in vollendeter Weise wandeln, eben in der Liebe.

 

Wir kreuzigen das Fleisch

 

  Es gibt nur einen Weg, der uns das Ziel erreichen lässt, im Geist zu wandeln und geistliche Frucht zu bringen, und zwar die Kreuzigung unseres Fleisches. Deshalb schreibt der Apostel in Vers 24 das elementare Wort: »Die aber Christus Jesus angehören, kreuzigen das Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden Zuerst müssen wir dabei wissen, dass wir unserem Gnadenstand nach bereits zusammen mit Christus gekreuzigt und gestorben sind, wir, das heißt unser alter Mensch - der ist am Holz schmachvoll mitverurteilt und abgetan worden. Das ist geistliche Tatsache. Nun sollen wir aber auch im Alltag den »alten Adam« so behandeln; wir sollen ständig jede Begierde des Fleisches ebenso wie ein Toter ignorieren. Man soll ja auch seine Frau nicht in leidenschaftlicher Begierde erwerben, sondern in Heiligung und Ehrbarkeit (1.Thess.4:5). Forderungen des Egoismus erfüllen wir einfach nicht. Stattdessen prüfen wir in jedem Einzelfall, was der Wille Gottes ist, der gute, wohlgefällige und vollkommene, und setzen an die Stelle der möglichen fleischlichen Handlung die geistliche, Gott verherrlichende.

  Die ausführliche Darstellung dieser Thematik finden wir in den Kapiteln sechs und acht des Römerbriefs, wovon hier nur Römer 6:5,6,11 zitiert werden soll: »Wenn wir mit Ihm zur Gleichgestaltung mit Seinem Tod zusammengepflanzt wurden, werden wir es doch auch hinsichtlich der Auferstehung sein: dies erkennend, dass unsere alte Menschheit zusammen mit Ihm gekreuzigt wurde, damit der Körper der Sünde unwirksam gemacht werde und wir nicht mehr der Sünde versklavt sind. ... Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn - Die ausschließliche Orientierung auf das Geistliche lässt uns erfahren, was in Römer 8:2 geschrieben steht: »Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus befreit dich vom Gesetz der Sünde und des Todes

  Den Galatern gegenüber hatte Paulus bereits in Kapitel 2:20 seines Briefes bezeugt, wie er als Mitgekreuzigter nun lebt: »Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt; ich lebe aber, doch nicht mehr ich, sondern in mir lebt Christus. Was ich aber von nun an im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben, dem des Sohnes Gottes, der mich liebt und Sich Selbst für mich dahingegeben hat So lebt ein Mitauferweckter. Wir leben nicht mehr uns selbst und für uns selbst, sondern aus dem und für den, der für uns starb und auferweckt wurde (2.Kor.5:15), weil Er in uns lebt. Und daher leben wir auch im Glauben, in dem von Christus gewirkten und genährten Glauben und in aller Treue Gott gegenüber, und mithin wandeln wir im Geist oder, wie es Römer 6:4 heißt, in Neuheit des Lebens.

 

Geistliche Grundregeln

 

  Dies hat ganz praktische Auswirkungen, die Paulus in den Versen 25 und 26 im Hinblick auf das Verhalten der Gläubigen untereinander mit wenigen Beispielen beschreibt: »Wenn wir nun im Geist leben, sollten wir auch im Geist die Grundregeln befolgen: Wir würden nicht anmaßend sein, einander nicht zum Streit herausfordern, einander nicht beneiden.« Anders gesagt und dabei die Worte der Verse 15 und 16 wieder aufgreifend: Da wir nun Geistliche sind, sollten wir auch im Geist wandeln und werden dann einander nicht beißen und fressen.

  Was sind Grundregeln? Das griechische Wort dafür ist auch mit »Elemente« zu übersetzen. Gemeint sind grundlegende Verhaltensmuster, bei deren Beachtung man sich in die Gesamtordnung einreiht. Von Grundregeln ist im Galaterbrief viermal die Rede, und zwar in Kapitel 4:3+9 von den schwachen und armseligen Grundregeln der Welt, denen wir uns nicht unterwerfen sollen, an unserer Stelle und in Kapitel 6:16, wo wir auch von einem Segenszuspruch hören: »Alle, die nach dieser Richtschnur die Grundregeln befolgen wollen, auf sie komme Friede und Erbarmen

  Was sind denn die Grundregeln unseres Wandels? In Vers 14 unseres Schriftabschnitts hörten wir bereits von einer: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst Und die dem Thema des Galaterbriefs entsprechende Grundregel lautet: Wir leben im Glauben, dem des Sohnes Gottes, nicht aus Gesetzeswerken. Eine andere wichtige Grundregel steht in Philipper 2:3,4, wonach einer den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachten und jeder nicht auf das Seine, sondern auch auf das Wohl der anderen achten soll. Des Weiteren: »Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden (Kol.3:2), und: »Erweist euch gegenseitig Gnade, wie auch Gott euch in Christus Gnade erweist (Eph.4:32).

  Für unseren Dienst im Herrn gibt es ebenfalls Grundregeln. So haben wir zum Beispiel Gold, Silber und kostbare Steine auf Jesus Christus, auf den von dem weisen Werkmeister Paulus für die gegenwärtige heilsgeschichtliche Verwaltung gelegten Grund zu bauen, das Gold der Verherrlichung des allesbewirkenden Gottes, das Silber der Freilösung in Christi Blut und die Juwelen der Gnade, wie die Rechtfertigung und die Versöhnung (1.Kor.3:10-12).

  Beachten wir auch 2.Timotheus 2:5: »Wenn jemand auch wettkämpft, wird er doch nicht bekränzt, wenn er nicht gesetzmäßig (im Sinne von: den Regeln gemäß) wettkämpft Wer im Wettkampf der Verbreitung des Evangeliums des Apostels Paulus die festgesetzten Kampfesregeln nicht einhält, kann den Siegeskranz nicht erhalten. Zu den Regeln gehört, nicht etwas zu verkündigen und dabei selbst unbewährt zu sein, mit anderen Worten: Wer die Wahrheit des Wortes, die Gerechtigkeit Gottes und die Versöhnung Gottes mit der Welt verkündigt, dabei aber selbst unwahrhaftig oder ungerecht ist, keinen Frieden hält oder auch in anderer Weise fleischlich wandelt, handelt der Verkündigung zuwider. - Einen Siegeskranz erhält auch derjenige nicht, der ein Durcheinander verkündigt. Es gilt nämlich, das Wort der Wahrheit richtig zu schneiden (2.Tim.2:15), jedes Gotteswort also der richtigen Personengruppe und der richtigen Zeit zuzuordnen und im richtigen Zusammenhang zu betrachten. So ist es zum Beispiel unerlässlich, zwischen den Worten, die an die zukünftige Gemeinde des wiedergezeugten und folglich gläubigen Israel gerichtet sind, und den Worten, die zu uns, den Gliedern der Gemeinde, die Christi Körper ist (Leibesgemeinde; Eph.1:22,23), gesprochen sind, zu unterscheiden.

  Im Übrigen: Wer sich nicht den Apostel Paulus zum Vorbild nimmt, wozu wir wiederholt aufgefordert werden (1.Kor.4:16; 11:1; Phil.3:17; 2.Thess.3:7), wettkämpft ebenfalls nicht den Regeln gemäß.

  Doch wenden wir uns nun den Grundregeln zu, die Paulus in unserem Vers 26 nennt: »Wir würden nicht anmaßend sein Dies wäre der Gesinnung Christi Jesu völlig entgegengesetzt, der Sich Selbst erniedrigte und gehorsam wurde bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod. Wo Demut und dienende Liebe fehlen, wird die Gemeinschaft der Heiligen erheblich gestört.

  »Wir würden einander nicht beneiden Neid missgönnt dem anderen etwas und billigt sich selbst das Recht, den Besitz oder Fähigkeiten des anderen zu. Auch dies ist Anmaßung oder mit Prediger 4:5 gesagt: Eitelkeit und ein Haschen nach Wind, wörtlich: Dunst und ein Hirten des Windes.

  Wenn wir aber im Geist wandeln , werden wir auch diese Begierden des Fleisches keinesfalls vollbringen! Der Herr möge darum unsere Herzen auf die Liebe Gottes und das Erdulden des Christus richten!

 

Nur im Kreuz Christi rühmen wir uns (Galater 6)

 

  Im Zusammenhang mit den Ermahnungen ab Kapitel 5:13, einander durch die Liebe zu sklaven und im Geist und keinesfalls im Fleisch zu wandeln, gibt der Apostel Paulus in Kapitel 6 bis Vers 10 weitere Anweisungen für das geistliche Verhalten.

 

Im Geist der Sanftmut

 

  So schreibt er in Vers 1: »Brüder, wenn auch ein Mensch von einer Kränkung übereilt wird, so helft ihr, die geistlich Gesinnten, einem solchen im Geist der Sanftmut wieder zurecht; und achte auf dich selbst, dass nicht auch du in Versuchung gerätst Brüder - eindringlich wendet sich Paulus an sie -, wenn ein Gläubiger ohne Absicht sündigt, so reagiert nicht wie Fleischliche, empört und tadelnd, verurteilend wie Gesetzeseiferer, sondern helft dem Betreffenden wieder zurecht, ihr, die Geistlichen, die ihr demütig und sanftmütig seid, weil ihr wisst, dass auch in eurem Fleisch nichts Gutes wohnt und eure geistliche Festigkeit nur Gnade ist. Stehet für den Schwachen ein und seid geduldig mit ihm, kräftigt ihn in der Gnade, die in Christus Jesus ist, baut ihn auf im Reichtum der überströmenden Gnade unseres treuen Gottes und Vaters. Und achte auf dich selbst, damit du nicht meinst, unerschütterlich zu stehen, sondern siehe zu, dass du nicht selber fällst (1.Kor.10:12).

 

Das Gesetz des Christus

 

  »Helft einander die Bürden tragen und erfüllt so das Gesetz des Christus« (Vers 2). Diese geistliche Norm, das Vorbild des Christus, bewege uns, sodass wir nicht uns selbst leben, sondern für den anderen da sind, selbst wenn es uns Nachteile einbringt, weil wir uns zu einem Niedrigen bekennen. Bürden, auch mit »Schwernisse« zu übersetzen, verlangen geradezu danach, dass ein anderer daran mitträgt, denn eine Bürde ist mehr als eine Last, von der in Vers 5 die Rede ist und womit die gewöhnliche Traglast oder die normale Ladung (etwa eines Frachtschiffes) gemeint ist. Da ist jemand überbürdet, es wird ihm zuviel - mögen wir keinesfalls gleichgültig sein, sondern ihm beistehen!

  »Denn wenn jemand meint, etwas zu sein, wo er doch nichts ist, der betört sich selbst« (Vers 3). Wer sich anmaßt, etwas zu sein, sich mithin überhebt und den Hilfsbedürftigen verachtet, hat nichts von der Gnade begriffen. Es stammt doch nichts aus uns!

 

Die eigene Last

 

  Auf keinen Fall sollen wir uns einem anderen gegenüber rühmen; deshalb schreibt Paulus in den Versen 4 und 5. »Jeder aber prüfe sein eigenes Werk, dann wird er für sich allein Ruhm haben, aber nicht einem anderen gegenüber; denn jeder wird an seiner eigenen Last zu tragen haben.« Prüfe sich ein jeder, ob er das Gesetz des Christus erfüllt und er seinen Glauben durch die Liebe auswirkt, aber nicht zum Zwecke fleischlichen Ruhms, der die herausgerufene Gemeinde zerrüttet und die Gläubigen verstört, wenn man damit auftrumpft. Ein jeder, der eine wie der andere, trägt seine eigene Last, seine ihm persönlich angemessene Belastung, um sein eigenes Werk zu vollbringen, das der allesbewirkende Gott übrigens für einen jeden vorherbereitet hat (Eph.2:10). Diese Last lässt sich nicht mit anderen teilen. Ein jeder prüfe sein eigenes Handeln (und nicht das des anderen!), denn jeder hat seine eigene Mühe dafür aufgewandt und Hindernisse überwunden; ein jeder wird dafür auch seinen eigenen Lohn vom Herrn erhalten. Und wenn einer schon Vergleiche mit anderen anstellt, so möge es ihm geschenkt sein, die Bürde des anderen zu erkennen; dann wird er in der Gesinnung Christi Jesu auf den anderen blicken - und mittragen helfen.

 

Unterricht im Wort

 

  Mit Vers 6 schneidet der Apostel eine andere Einzelheit an: »Wer nun im Wort unterrichtet wird, lasse den ihn Unterrichtenden an allem Guten teilnehmen Damals wie heute gehören Lehrer zu den Gnadengaben Christi für die Gemeinde (Eph.4:11). Auch viele Älteste bemühen sich und darüber hinaus weitere, darunter auch ältere Frauen gegenüber jüngeren (Tit.2:3,4), andere in die herrliche Lehre des Apostels Paulus, an die wir übergeben wurden und die wir ausdrücklich erlernen sollen (Röm.6:17; 16:17), einzuführen und darin zu festigen. Dieser wichtige Dienst an den Heiligen soll seine Anerkennung finden und wo nötig auch den finanziellen Ausgleich. So lesen wir in 1.Timotheus 5:17,18: »Die Ältesten, die trefflich vorgestanden haben, sollen doppelter Ehre würdig geachtet werden, vor allem die, welche sich im Wort und in der Lehre mühen; denn es sagt die Schrift: Du sollst dem dreschenden Rind keinen Maulkorb anlegen, und: Der Arbeiter ist seines Lohnes wert Und in 1.Korinther 9:11 steht geschrieben: »Wenn wir nun auf Erwartung hin in euch das Geistliche säen, ist es da etwas Großes, falls wir von euren fleischlichen Gütern ernten Aber auch dann, wenn es nicht nötig ist, wird ein kleines Zeichen des Dankes den Unterrichtenden erfreuen.

 

Säen und ernten

 

  Damit ist die Thematik des Säens und Erntens eröffnet, die Paulus nun in den Versen 7 und 8 in genereller Weise beschreibt: »Irret euch nicht: Gott lässt sich nicht spotten; denn was auch ein Mensch sät, das wird er auch ernten; denn wer in sein Fleisch sät, wird aus dem Fleisch Verderben ernten; wer aber in den Geist sät, wird aus dem Geist äonisches Leben ernten.« Gott vergilt gerecht; Er lässt sich nicht als belanglos abtun, als ob Er es nicht so genau nähme. »So wahr Ich lebe, spricht der Herr: Vor Mir wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird Gott huldigen« (Röm.14:11; Jes.45:23). Die Nichtauserwählten werden Gott vor dem großen weißen Thron Rechenschaft geben, wir, die Glieder der Körpergemeinde Christi (Eph.1:22,23), vor der Preisrichterbühne des Christus (Röm.14:12), wo wir offenbar gemacht werden, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübte, sei es gut oder schlecht (2.Kor.5:10).

  Unter dem, was der Mensch sät, ist all sein Tun und Lassen, Denken und Handeln, Wandeln und Dienen zu verstehen. Was wir vor der Bühne des Christus ernten können, sind Lohn und Lob (1.Kor.3:8,14; 4:5), Kampfpreise (Phil.3:14) und wie es in 2.Timotheus 4:8 heißt: den Siegeskranz der Gerechtigkeit. Möge all unsere Ernte zur Verherrlichung unseres Gottes und Vaters dienen, der uns schließlich alles in Gnaden gewährt hat! Für Schlechtes gibt es natürlich keinen Lohn. Und diejenigen, die wieder und wieder im Fleisch wandelten, sei es in Ungerechtigkeiten oder fleischlichen Sünden, die in 1.Korinther 6:9,10 und Eph.5:5 im Einzelnen genannt werden, werden keinen Losanteil an der künftigen Königsherrschaft Christi erhalten (vgl. 2.Tim.2:11-13).

  In sein Fleisch sät, wer sich selbst lebt, wer seine alte Menschheit pflegt, die aber doch verurteilt und mitgekreuzigt ist. In den Geist sät, wer sucht, was Christi ist, die Gläubigen auferbauen und Gott verherrlichen will.

  Das Verderben wird zum Teil bereits auf der Erde geerntet, nämlich durch die Zerstörung der zwischenmenschlichen Beziehungen sowie Schaden, Schmerz und Leid aller Art für die Mitmenschen, vollends aber vor der Preisrichterbühne, und zwar durch den Untergang aller Werke des Fleisches und das Zutagetreten des Verlusts an Lohn, hätte doch die vergangene Zeit besser genutzt werden können. Das äonische Leben wird ebenfalls zum Teil schon hier geerntet, und zwar in der Weise, dass wir glaubens- und erwartungsvoll in der geistlichen Kraft des uns in Gnaden gewährten zukünftigen Lebens wandeln und uns folglich Friede, Freude und Zuversicht zufließen. Der Vorgeschmack des Lebens in den kommenden Äonen hebt und trägt uns. Heute schon ernten wir die Frucht des Säens in den Geist: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Gutheit, Treue, Sanftmut, Selbstzucht (Gal.5:22). Vollends aber werden wir den für die Äonen bleibenden herrlichen Gewinn unseres geistlichen Sinnens und Trachtens vor der Bühne des Christus ernten.

 

Das Edle

 

  Unseren geistlichen Wandel im Blick, fährt Paulus in Vers 9 fort: »Wenn wir nun das Edle tun, so lasst uns nicht entmutigt werden; denn zu seiner gebührenden Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht ermatten Wir sind auf geistgemäßes Handeln, auf edle, treffliche Werke ausgerichtet, und unser herrlicher Gott und Vater wird es uns in einer reichen Ernte vergelten. Nun gibt es aber auch den Widerwirker Gottes, der uns entmutigen will, sodass wir ermatten und aufgeben. Der Tatsachen, die uns mutlos machen können, und der Enttäuschungen angesichts vergeblicher Mühe, Widerständen und Anfeindungen sind genug. Darum wird uns vielfach zugesprochen: »So betrachtet denn den (Jesus Christus), der solch einen Widerspruch von den Sündern erduldet hat, als Er unter ihnen war, damit ihr nicht wankt und in euren Seelen ermattet« (Heb.12:3). »Ihr aber, Brüder, werdet nicht entmutigt, Edles zu tun« (2.Thess.3:13). Und in einem anderen Zusammenhang schreibt Paulus in 1.Korinther 15:57,58: »Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt, durch unseren Herrn Jesus Christus! Daher, meine geliebten Brüder, werdet beständig, unverrückbar, im Werk des Herrn allezeit überfließend; wisst ihr doch, dass eure Mühe im Herrn nicht vergeblich ist

  Unser Wort, das Wort Gottes, das wir verbreiten, wird nicht leer zurückkommen, sondern ausrichten, wozu Er es gesandt hat, wie schon in Jesaia 55:11 zu lesen ist. Was uns ebenfalls ermutigen wird, ist der feste Blick auf das Ziel, die Beurteilung unserer Werke vor der Preisrichterbühne; ja mehr noch unsere Herzensausrichtung auf unseren geliebten Herrn und Retter, der Sich Selbst für uns dahingab, dem wir mit unserem ganzen Leben Dank erstatten und Ehre machen wollen!

  »Demnach wirken wir nun, wie wir Gelegenheit haben, für das Gute an allen, am meisten aber an den Gliedern der Familie des Glaubens« (Vers 10). Möge unser Gott und Vater uns Weisheit geben, die Gelegenheiten zu erkennen und auszukaufen, damit wir vielfältig segensreich wirken können. Unsere Liebe gilt allen Menschen, die Gott unseren Lebensweg kreuzen lässt, vor allem aber den Gliedern der Familie Gottes, mit denen wir durch den gemeinsamen Vater und Geist verbunden sind als Brüder und Schwestern des einen Sohnes Gottes, Jesus Christus. Da Er Sich nicht schämt, uns Seine Brüder zu nennen (Heb.2:11), sollen und können auch wir einander von Herzen annehmen.

  Wie gesegnet sind wir doch, denn wir haben als Glieder Seiner Familie durch Christus allezeit im Geist Zutritt zu dem uns liebenden Vater (Eph.2:18)!

 

Der Briefabschluss

 

  Der Apostel kommt zum Abschluss seines Briefes und ergreift selbst die Feder: »Seht, mit welch großen Buchstaben ich euch schreibe, mit meiner eigenen Hand« (Vers 11). Seine Buchstaben dürften wohl wegen seines Augenleidens, für das es genügend Hinweise gibt, so groß geraten. Mit seiner Handschrift bestätigte Paulus stets die Echtheit seiner Briefe. Meistens schrieb er nur den Gruß und den Gnadenzuspruch, hier jedoch wiederholt er die Hauptanliegen seines Briefes in knappen Kernaussagen, so in den Versen 12 und 13 die Entlarvung seiner Gegner, der Beschneidungseiferer, in den Versen 14 und 15 die ausschließliche Bedeutung des Kreuzes und in Vers 16 den Segen eines entsprechenden Wandels im Geist.

 

Die Entlarvung der Gegner

 

  Nochmals zeichnet Paulus ein deutliches Bild seiner Widersacher »Alle, die im Fleisch ein gutes Ansehen haben wollen, diese nötigen euch, beschnitten zu werden, nur um nicht wegen des Kreuzes Christi verfolgt zu werden« (Vers 12). Tatsache ist, dass verfolgt wird, wer das Kreuz Christi lehrt. Damit ist nicht die Kreuzigung Jesu Christi, an die alle glauben, gemeint, sondern dass man einzig und allein aufgrund des Glaubensgehorsams Jesu bis hin zum Kreuzestod gerettet wird - ohne menschliches Zutun, ohne Werke, ohne Beschneidung, ohne zum Judentum überzutreten. Auch heute lehren manche Gläubigen, der Glaube an Jesu Christi Rettungstat genüge nicht, man müsse umsinnen, sich in Wasser taufen lassen und sich bis zum Lebensende bewähren, und  bis dahin sei die Rettung noch in der Schwebe. Wie anders lautet doch das uns angehende Evangelium: »Die Er aber vorherbestimmt, diese beruft Er auch; und die Er beruft, diese rechtfertigt Er auch, die Er aber rechtfertigt, diese verherrlicht Er auch« (Röm.8:30). Wir sind allein in Christi Blut gerechtfertigt, allein in der Gnade gerettet und bis zum Tag unserer Freilösung mit heiligem Geist versiegelt (Eph.1:13; 4:30). Wir sind allein in Christi Blut gerechtfertigt, allein in der Gnade gerettet und bis zum Tag unserer Freilösung mit heiligem Geist versiegelt (Eph.1:13; 4:30).

  Die Judaisten wirken bei den Galatern darauf hin, sich beschneiden zu lassen, und zwar auch deshalb, um nicht selbst von anderen Beschneidungslehrern verfolgt zu werden; würden sie nämlich die Unbeschnittenheit der Galater dulden, könnte man ihren eigenen Gesetzeseifer in Frage stellen, und dann würden sie kein gutes Ansehen unter ihresgleichen haben.

  Fleischlich ist dieses Verhalten, wie Paulus in Vers 13 herausstellt:»Denn nicht einmal sie, die Beschnittenen, bewahren das Gesetz, sondern sie wollen, dass ihr euch beschneiden lasst, damit sie sich in eurem Fleisch rühmen können.« Wohl haben sie die Form der Erkenntnis und der Wahrheit im Gesetz (Röm.2:20); merken sie denn aber nicht, dass sie es gar nicht halten? »Der du dich im Gesetz rühmst, durch Übertretung des Gesetzes verunehrst du Gott, stellt Paulus in Römer 2:23 fest. Sie können es nicht halten, weil das menschliche Bemühen schwächer ist als die Macht der Sünde in ihren Gliedern. Menschliches Bemühen ist Unglaube und raubt Gott die Ehre. - Wer es selbst nicht schafft, will sich wenigstens im Fleisch anderer rühmen, wobei an die Beschneidung als solche zu denken ist wie auch an das damit verbundene fleischliche Gebaren der davon überzeugten Galater.

  Solange sie noch stolz darauf sind, selbst etwas vor Gott zustandezubringen, wirkt sich die Gnade, in der sie stehen, nicht kraftvoll in ihnen aus. Die Kraft Christi wird in den Schwachen vollkommen gemacht (2.Kor.12:9), sie kommt in denen, die ihre Schwachheit erkannt haben, zum Tragen.

  Wie schreibt Paulus in Philipper 3:8-10: »Ich erachte alles für verwirkt ... und für Abraum, damit ich Christus gewinne und als in Ihm befunden werde, indem ich nicht meine eigene Gerechtigkeit habe, nämlich die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben Christi, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens: Um Ihn zu erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung.« Seine Kraft erfährt nur, wer sich auf Ihn verlässt.

 

Die Allgenugsamkeit des Kreuzes

 

  Möge ein jeder von uns die Allgenugsamkeit des Kreuzes erkennen, wie Paulus sie in Vers 14 darstellt: »Mir aber möge nur das nicht geschehen, nämlich mich zu rühmen, außer im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt Das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus ist das einzige, wessen wir uns vor Gott rühmen können und worauf allein unsere Beziehung zu Ihm gründet und all unsere geistlichen und überhimmlischen Segnungen beruhen. Alles, was wir sind und haben, sind und haben wir in der Gnade, die in Christus Jesus und Seinem Kreuz ist. Hüten wir uns folglich vor den üblen Verkündigern, die dem Fleisch Raum geben und sich nicht allein in Christus rühmen (Phil.3:2,3)? Wissen wir dementsprechend im Alltag unter den Menschen nichts außer Jesus Christus, und diesen als gekreuzigt (1.Kor.2:2), oder verkündigen wir »christliche Lebensregeln« zur Erlangung des Wohlgefallens Gottes?

  Wenn das Kreuz Christi die absolute Stellung in unserem Herzen hat, dann ist dadurch aber auch alles mitgekreuzigt und abgetan, dann kann uns die Welt nichts mehr bieten, dann haben wir weder Interesse an den religiösen Grundregeln der Welt noch an all den anderen Dingen, denen die Welt nachjagt. Dann sind wir allerdings auch der Welt gekreuzigt, dann gelten wir in den Augen der Menschen nichts mehr, denn wenn wir bei ihnen nicht mitmachen, kann sie nichts mit uns anfangen und sind wir ihr wertlos oder sogar suspekt.

  »Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit etwas, sondern nur eine neue Schöpfung« (Vers 15). Denn wenn jemand in Christus ist, gilt nur diese geistliche Tatsache des völligen Neuseins und nichts anderes mehr. Das Fleisch und die Welt haben keinen Platz mehr; auch die Abstammung von Israel ist gegenstandslos (Gal.3:28). Auf der Erde wird es eine neue Schöpfung erst im letzten Äon geben. Johannes schreibt davon: »Dann gewahrte ich einen neuen Himmel und eine neue Erde« (Off.21:1). Unser Gott und Vater ist aber schon lange dabei, eine neue Menschheit zu erschaffen (Eph.4:24) - im Geist, in Christus Jesus -, wo es keinen Griechen und Juden gibt, weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit (Kol.3:11). Wir, die Glieder der Körpergemeinde Christi, sind die Erstlinge der neuen Menschheit. Dies ist dem Evangelium der Beschneidung, das die zwölf Apostel verkündigten, natürlich völlig fremd, denn noch bis hinein in den letzten Äon wird Israel auf der neuen Erde auf das Fleisch, auf ihre Abstammung gründende Vorrechte haben (vgl. Off.21:24-26). In der Vollendung nach den Äonen aber mündet alles ein in die eine Wohnstätte Gottes im Geist (Eph.2:22).

 

Friede und Erbarmen

 

  Wer sich im Kreuz rühmt und mithin ganz aus der Gnade lebt und nicht aus dem Gesetz oder fleischlichen Vorzügen, wandelt im Geist, worüber Paulus in Kapitel 5:13 bis 6:10 ausführlich geschrieben hat, was er jetzt in Vers 16 auf den Punkt bringt und mit einer herrlichen Verheißung versehen darf: »Und alle, die nach dieser Richtschnur die Grundregeln befolgen wollen, auf sie komme Friede und Erbarmen, auch auf das Israel Gottes!« Eine Richtschnur richtet etwas zielgerecht aus. Die Grundregeln befolgt, wer die elementaren Verhaltensweisen beachtet. Lasst uns also nach der Richtschnur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, das mit der Welt und dem Fleisch absolut Schluss gemacht hat, die Grundregeln des Wandels befolgen; diese sind der Wandel im Glauben und damit in der Gnade und in der Kraft des Geistes, so wie Paulus es tat, der in Galater 2:20 bezeugt: »Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt; ich lebe aber, doch nicht mehr ich, sondern in mir lebt Christus. Was ich aber von nun an im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben, dem des Sohnes Gottes, der mich liebt und Sich Selbst für mich dahingegeben hat

  Diese Gläubigen, die aus dieser Quelle leben, werden den Frieden und das Erbarmen Gottes auf ihrem Lebensweg ernten. Frieden - sie haben Frieden mit Gott, weil sie sich allein aus Glauben von allen Sünden gerechtfertigt wissen (Röm.5:1). Frieden - da sie alles aus Gottes Hand nehmen, bewahrt der Friede Gottes ihre Herzen und Gedanken (Phil.4:6,7). Frieden - da sie das in die Tat umsetzen, was sie von Paulus gelernt und an ihm gewahrt haben, ist der Gott des Friedens mit ihnen (Phil.4:9). Und das Erbarmen Gottes werden sie dergestalt erfahren, dass Er ihnen in Drangsalen und Leiden Erleichterung verschafft, Schwierigkeiten löst, Wege der Rettung bahnt, wie sie es nicht vermutet hätten, und ihnen mancherlei andere gütige Hilfe zuteil werden lässt. Beachten wir, dass Paulus besonders Timotheus, der da Übles leidet für das Evangelium des Apostels Paulus, Erbarmen von Gott, dem Vater, wünscht.

  Auch auf das Israel Gottes komme Frieden und Erbarmen! Dies ist nicht das Israel nach dem Fleisch (1.Kor.10:18), sondern das Israel der Auswahl, der Gnadenauswahl (Röm.11:5-8); dies sind die, die dem Evangelium der Beschneidung glauben, mit dem Petrus betraut ist (Gal.2:7). Auch auf diese des Paulus Brüder, deren Bestimmung das Königreich Gottes auf der Erde ist, komme, wenn sie aus dem Glauben leben, den sie sehr wohl im Rahmen des Gesetzes ausüben, Friede und Erbarmen, jedoch nicht, wenn sie meinen, ihr Gesetzeseifer würde ihnen den Segen verschaffen.

 

Die Brandmale des Herrn

 

  Mit einer ernsten Ermahnung schließt Paulus ab: »Im Übrigen verursache mir niemand weitere Mühsal; denn ich trage die Brandmale des Herrn Jesus Christus an meinem Körper« (Vers 17). Die Strapazen, Verfolgungen, Fesseln und Schläge haben ihre Spuren und Narben hinterlassen. Diese sind die Malzeichen des hingebungsvollsten Dieners des Herrn Jesus Christus, die Male äußerlicher Schwachheit des Menschen, in welchem die Kraft des Christus vollkommen gemacht wurde. Diesem verursache niemand von den galatischen Gemeinden, die mit diesem Brief ja umfassend belehrt und ermahnt wurden, weitere Mühsal, indem sie etwa die ein andersartiges Evangelium Lehrenden nicht in den Bann täten (Gal.1:6-9) und Paulus sich nochmals um sie mühen müsste.

 

Der Segenswunsch

 

  Der Brief schließt mit dem Segenswunsch: »Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist, meine Brüder! Amen!« (Vers 18). In aller Bruderliebe beendet der Apostel sein Schreiben. Die Gnade sei mit ihnen, die absolute, überströmende Gnade, die mit keinen Bedingungen oder Auflagen vermischte Gnade. Das Wissen, dass sie allein in der Gnade Gerettete sind - wenn aber in Gnaden, dann nicht mehr aus Werken; sonst wäre die Gnade nicht mehr Gnade -, soll fest im Geist der Galater verankert sein. Im Einklang mit dem Tenor seines Briefes betont Paulus hier den Geist mit Nachdruck. Nicht von den Überredungskünsten der Judaisten sollen sie sich bewegen lassen, sondern vom Geist Gottes soll ihr Geist geführt werden. Amen!

 

 

Dieter Landersheim

Höhenstraße 11

65824 Schwalbach a. Ts.

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