Ausführungen zum Jakobusbrief
Die Erprobung eures Glaubens (Jakobus 1:1-16)
Werdet Täter des Wortes! (Jakobus 1:17-27)
Rechtfertigung aus Glauben und Werken (Jakobus 2)
Zügelt eure Zunge! (Jakobus 3:1-4:10)
Seid nun geduldig, Brüder! (Jakobus 4:11-5:20)
(Jakobus 1:1-16)
Der Jakobusbrief ist eine Ermahnung der zwölf Stämme Israels zu einem Gott wohlgefälligen Verhalten. Er betrifft nicht die gegenwärtige, dem Apostel Paulus gegebene heilsgeschichtliche Haushaltung der überströmenden Gnade Gottes (Eph.3:2; Kol.1:25), sondern die an Jesus gläubigen Juden in ihren ersten Jahrzehnten und in der Zeit nach unserer Entrückung, wenn unser Herr Jesus Christus Sich seines Volkes wieder annimmt und es in den Gerichten der Endzeit prüft.
Der Jakobusbrief ist wohl der früheste Brief der griechischen heiligen
Schriften. Er dürfte zwischen 44 und 49 n. Chr., wenn nicht noch früher,
geschrieben worden sein, denn von einer Berührung des Verfassers mit Paulus und
Gläubigen aus den Nationen sowie von Irrlehren und Abtrünnigkeiten, gegen die
spätere Briefe zu kämpfen haben, ist nichts zu spüren.
Der Brief enthält viele Anklänge an die Bergpredigt. Er bringt
wesentliche Merkmale des Evangeliums der Beschneidung zum Ausdruck, mit dem
Petrus betraut ist (Gal.2:7), des Evangeliums für Israel, das Mose und die
Propheten, unser Herr und die Zwölf lehrten und das denen, die glauben, dass
Jesus der Christus ist, und ihre Berufung und Auserwählung durch edle Werke
bestätigen, den Eintritt in das Königreich Israels auf der Erde verheißt
(2.Pet.1:10,11). Die Rettung erfolgt - anders als bei uns - nicht allein in der
Gnade und allein durch Glauben, sondern unabdingbar auch durch das Tun des
Willens des himmlischen Vaters (Mat.7:21).
Als Verfasser des Briefs kommen drei Männer mit Namen Jakobus in
Betracht:
1.
Der Jünger und Apostel Jakobus, der Sohn des Zebedäus und Bruder des
Johannes (Mat.10:2; Mark.3:17; Luk.6:14). Er war mit Petrus und Johannes auf dem
Berg der Verklärung Jesu (Mat.17:1) und auch im Garten Gethsemane nahe bei
Jesus (Mat.26:37; Mark.14:33). König Herodes Agrippa ließ ihn im Jahre 44 n.
Chr. hinrichten (Ap.12:2).
2. Der Jünger und Apostel Jakobus, der Sohn des Alphäus (Mat.10:3;
Mark.3:18; Luk.6:15). Über ihn wissen wir nichts Näheres.
3. Jakobus, der Halbbruder unseres Herrn (Mat.13:55; Mark.6:3), der
Leiter der Gemeinde in Jerusalem (Ap.12:17), der im Jahre 49 das entscheidende
Wort zu der Frage sprach, ob die Gläubigen aus den Nationen beschnitten werden
müssen, um gerettet zu werden (Ap.15:13-21).
Da die Familie Gottes auf der Grundlage der Apostel und Propheten aufgebaut wird (Eph.2:20), darf man annehmen, dass einer der Apostel der Verfasser des Briefes ist. Aber wer auch immer es war, bezeichnend ist, dass er denselben Namen wie Israels Stammvater Jakob trägt; und das bedeutet: Hier schreibt ein Repräsentant Israels.
Der Briefeingang lautet: »Jakobus, Sklave Gottes und des Herrn Jesus Christus, an die zwölf Stämme in der Zerstreuung: Freuet euch!« (Vers 1).
Der Absender ist - und dies ist die rechte Haltung eines jeden Gläubigen
- ein Sklave Gottes und des Herrn Jesus Christus. Ein Sklave hat nicht selbst
etwas zu sagen, sondern nur seinem Herrn zu gehorchen. Sklaven Gottes sind
zugleich Freie, denn der Geist der Welt bindet sie nicht.
Jakobus wendet sich an die zwölf Stämme in der Diaspora. Die zehn Nordstämme sind also nicht verlorengegangen, wie manchmal behauptet wird. Denn nach der Reichsteilung unter den Nachfolgern König Salomos (Rehabeam wurde König von Juda, Jerobeam von Israel; die Daten schwanken zwischen 945 und 928 v. Chr.) kamen gläubige Israeliten aus allen Nordstämmen in die Gebiete der Stämme Juda und Benjamin (2.Chr.11:16). Unter den Rückkehrern aus der babylonischen Gefangenschaft sodann, in die die Südstämme in den Jahren 606, 598 und 587 v. Chr. weggeführt worden waren, waren auch welche aus den anderen Stämmen (Esra 2:2,70; 6:17; 8:25; Neh.7:72). Wohl blieben die meisten Angehörigen der 732 und 722 v. Chr. in die assyrische Gefangenschaft verschleppten Nordstämme zurück, und so wohnten zur Zeit der Königin Esther und des Königs Ahasveros (Xerxes I; 486/85-465 v. Chr.) die Nachkommen derer in Persien und im gesamten persischen Weltreich, die einst unter König Sargon II (722/21-705 v. Chr.) nach Medien deportiert worden waren (2.Kön.17:6; 18:11). Bei der Darstellung des Säuglings Jesus war auch die Prophetin Hanna aus dem Stamm Asser in der Weihestätte (Luk.2:36). Im Zeitraum der Apostelgeschichte wohnten Juden aus jeder Nation unter dem Himmel in Jerusalem (Ap.2:5-11). Paulus spricht gegenüber König Agrippa von seinem Zwölf-Stämme-Volk, das Gott Nacht und Tag mit Inbrunst Gottesdienst darbringt (Ap.26:7). Und schließlich werden in des Herrn Tag (Off.1:10), am Tag des Zorns und des gerechten Gerichts Gottes, je 12.000 unverheiratete jüdische Männer aus zwölf Stämmen versiegelt werden (Off.7:4-8; 14:4). Und die nicht versiegelten Stämme Dan und Ephraim werden gleichwohl im Millennium ihre Gebiete bekommen (Hes.48:1-5).
Dem ganzen Volk Israel in der Zerstreuung mithin gilt nun der Gruß des Jakobus: »Freuet euch!« Dies ist zwar der allgemeine griechische Gruß, er ist aber im Zusammenhang mit der in Vers 2 angesprochenen Freude der Gläubigen inhaltsvoll. Mit diesem Wort, nämlich »Freue dich, du Begnadete!«(Luk.1:28), begrüßte auch der Bote Gabriel die Jungfrau Maria, und mit »Freuet euch!« eröffnete der Gemeindeleiter Jakobus seine Erlasse an die aus den Nationen (Ap.15:23).
An seinen Gruß anknüpfend, beginnt Jakobus mit den Worten: »Erachtet es für alle Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen fallt; möget ihr erkennen, dass die Erprobung eures Glaubens Ausharren bewirkt« (Verse 2+3). Es darf den Gläubigen also eine große Freude sein, in Versuchungen hineinzugeraten, die Gott ihnen weisheitsvoll zumisst. In Vers 12 preist Jakobus den Mann, der in Versuchung ausharrt, sogar glückselig.
Was sind Versuchungen? Kräfte, die die Juden bedrängen, seien es
Anfechtungen, wie Unterdrückung und Verfolgung, damit sie dem Glauben absagen mögen,
oder sei es die Verleitung zum Bösen, wie zum Lügen oder Stehlen, wodurch sie
ihren Eintritt in das Königreich Israels gefährden würden (2.Pet.1:10,11),
oder sogar die Zerreißprobe in der Endzeit, das wilde Tier, den Antichristus,
unter Androhung des Todes anzubeten oder nicht, was darüber entscheidet, ob sie
das äonische Leben erhalten (Off.13:8,15).
Die Versuchungen sind insofern ein Segen für die Juden, als ihr Glaube
geprüft wird, im Falle der Bewährung mit dem Ergebnis, dass er zur Vollendung
gelangt ist und sie aufgrund dessen die Rettung ihrer Seelen davontragen
(1.Pet.1:7,9).
Bei uns dagegen, den Gliedern der Körpergemeinde (Eph.1:22,23), die wir
der Lehre des Apostels Paulus übergeben sind (Röm.6:17; 1.Tim.2:7), ist alles
Gnade: unsere Auserwählung und Berufung, unser Glaube (Phil.1:29), unsere
Rechtfertigung und Versöhnung ebenso wie unsere Rettung (Eph.2:8). Nichts
tragen wir dazu bei. Unsere Bewährung ist nicht Bedingung unserer Rettung. Wir
sind bereits Gerettete (Eph.2:5). Wohl erhalten wir Lob und Lohn für unsere
edlen Werke in Auswirkung unseres Gerettetseins (1.Kor.3:8,14; 2.Kor.5:10;
Kol.3:24), daran hängt aber nicht unsere Rettung (1.Kor.3:15).
Zunächst bewirkt die Erprobung des Glaubens - wie Jakobus sagt - ein
Ausharren in Treue und Geduld. Und damit sind die gläubigen Juden Bewährte und
des Königreichs Israels würdig.
»Doch soll dieses Ausharren«, so fügt Jakobus hinzu, »ein
vollkommenes Werk sein, damit ihr vollkommen und unversehrt seid und es euch an
nichts fehlt« (Vers 4). Ein Ausharren ohne Wanken ist vollkommen, und die Gläubigen
sind auf diese Weise unversehrt, unverletzt von Zweifeln oder Sünden, es fehlt
ihnen nichts an Standhaftigkeit und an der Bewährtheit ihres Glaubens, ja an
ihrem Losteil. Sie sollen doch vollkommen sein, wie ihr himmlischer Vater
vollkommen ist (Mat.5:48).
Was ist zu tun, wenn die Weisheit fehlt, mit den Erprobungen des Glaubens richtig umzugehen? Dies, was in den Versen 5 bis 8 geschrieben steht: »Wenn aber jemandem von euch Weisheit fehlt, so erbitte er sie von Gott, der allen großmütig gibt und keine Vorwürfe macht, und es wird ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben und zweifle an nichts; denn wer zweifelt, ist ein Bild der Meeresbrandung, die vom Wind getrieben und umhergeschleudert wird. Denn jener Mensch bilde sich nicht ein, dass er vom Herrn etwas erhalten wird; er ist ein Mann mit doppelter Seele, unbeständig in all seinen Wegen.«
Zweifler sind Zwiespältige; deren Bitten werden nicht erhört. Im Glauben, im Vertrauen muss man bitten, wie der Herr sagt: »Alles, was ihr auch betet und bittet - glaubt, dass ihr es erhalten habt, und es wird euer sein« (Mark.11:24). Selbstverständlich sind die Bedingungen dafür zu erfüllen: die Worte Jesu müssen in dem Bittenden sein (Joh.15:7); er muss im Namen Jesu Christi bitten (Joh.14:14); man muss die Gebote Gottes halten (1.Joh.3:22) und man muss nach Seinem Willen bitten (1.Joh.5:14). Und dann »gibt Jewe Weisheit« dem, der geistliches Verständnis sucht (Spr.2:2-6).
Und großmütig, willig und gern gibt unser Gott und Vater, ohne etwas
zurückzuhalten. Keineswegs wird Er Vorwürfe oder Vorhaltungen machen, etwa
dass man doch schon längst weise sein müsste.
Auch wir sind angewiesen, um geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung
zur Erkenntnis Gottes zu bitten (Eph.1:17). Im Übrigen aber wissen wir in persönlichen
Angelegenheiten nicht, was wir in Übereinstimmung mit dem, was sein muss, beten
sollten; wir wissen aber, dass Gott denen, die Ihn lieben, alles zum Guten
zusammenwirkt - denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind (Röm.8:26,28).
Jakobus kommt auf die Niedrigen und die Reichen zu sprechen (Verse 9-11): »Es rühme sich aber der niedrig gestellte Bruder seiner Erhöhung, der reiche aber seiner Niedrigkeit, weil auch er wie die Blume des Grases vergehen wird. Denn die Sonne geht zusammen mit dem Glutwind auf und lässt das Gras verdorren, da fallen seine Blumen ab, und die Anmut ihres Angesichts geht unter: so wird auch der Reiche auf seinen Wegen verwelken.« Hierzu fallen uns sofort die Worte Jesaias ein: »Eine Stimme sagt: Rufe! Und ich sage: Was soll ich rufen? Alles Fleisch ist Gras und all seine Herrlichkeit wie des Feldes Blüte. Vertrocknet ist das Gras, verwelkt ist die Blüte, denn der Geist Jewes wandte sich in ihr zurück. Gewiss, Gras ist das Volk; vertrocknet ist das Gras, verwelkt ist die Blüte. Doch das Wort unseres Elohim wird für die Äonen bestehen« (Jes.40:6-8; vgl. Ps.90:6; Hiob 14:1,2; 1.Pet.1:24).
Jakobus denkt an das äonische Leben im Königreich Israels. Im Hinblick
auf sein Losteil darin darf der Arme sich heute schon seiner Erhöhung aufgrund
seines Reichtums im Glauben rühmen (Jak.2:5). Der reiche Bruder im Glauben aber
soll an seine Niedrigkeit denken, vergleichbar der Blüte des Grases, und
freigebig und reich an edlen Werken sein, denn »es ist leichter für ein Kamel,
durch ein Nadelöhr zu gehen, als für einen Reichen, in das Königreich Gottes
einzugehen« (Mat.19:24; Mark.10:25). Man kann ja nicht zwei Herren dienen, etwa
Gott und dem Mammon (Mat.6:24).
Jakobus kommt auf die Versuchung zurück: »Glückselig der Mann, der in Versuchung ausharrt: Wird er als bewährt erfunden, so wird er den Kranz des Lebens erhalten, welchen Er denen verheißen hat, die Ihn lieben« (Vers 12). Glückselig, wer in Versuchungen zur Sünde dem Herrn dauerhaft treu bleibt. Diese bewährten Menschen werden den Siegeskranz des Lebens erhalten, Leben in den kommenden Äonen. Der Siegeskranz ist denen verheißen, die Gott lieben. Das sind solche, die Seine Gebote halten (2.Mose 20:6; 1.Joh.5:3). Und die Ihn lieben, sind auf Ihn ausgerichtet und in Ihm gekräftigt und werden mithin schwerlich einer Versuchung nachgeben.
Wie bereits gesagt, haben wir das äonische Leben allein in der Gnade,
ohne dass wir uns siegend oder überwindend bewähren mussten. Wir können uns
also nicht rühmen. Möge die uns zuteil gewordene bedingungslose und reiche
Gnade nun aber auch unsere Herzen überwältigen und uns zu einem Gott wohlgefälligen
Leben und hingebungsvollen Dienst bewegen.
Um dem Einwand zu begegnen, dass Gott ja alles bewirkt (Eph.1:11), geht Jakobus in Vers 13 darauf ein: »Niemand, der versucht wird, sage: Von Gott werde ich versucht; denn Gott ist vom Üblen unversucht, und Er Selbst versucht niemand.« Ja, möge niemand sagen, dass Gott ihn zum Bösen verleite. Das ist ausgeschlossen. Gott erprobt, damit wir zu Bewährten werden. Gott führt in die Situation hinein, und wir sollen uns darin bewähren. Hier sind wir gefordert.
Und was Gott Selbst betrifft: Er ist vom Üblen unversucht. Man kann Ihn
nicht versuchen, und nichts kann Ihm zur Versuchung werden, weil Er vollkommen
und Liebe ist. Er hat auch nichts Übles getan, als Er Adam versuchlich schuf,
als seelischen Menschen, eben damit jener lerne, dass er seine Vervollständigung
nur in Christus, dem letzten Adam, dem lebendig machenden Geist, hat. Es war
auch keine üble Tat, den Satan zu erschaffen, eben damit Er Sich über der Sünde
und dem Tod durch die Dahingabe Seines Sohnes, der die Sünde trug und den Tod
aufhebt (2.Tim.1:10), verherrliche und alle Geschöpfe Seine Liebe und Allgewalt
erkennen und mithin zur Erkenntnis Seiner Selbst kommen.
So verhält es sich bei einer Versuchung, wie es die Verse 14 bis 16 sagen: »Ein jeder aber wird versucht, wenn er von der eigenen Begierde hinweggezogen und gelockt wird. Danach empfängt die Begierde und gebiert die Sünde; die Sünde aber, wenn sie völlig vollendet ist, erzeugt den Tod. Irret euch nicht, meine geliebten Brüder.« Dies also geht in einem Menschen vor. Und hier hat der Mensch nicht willenlos oder passiv zu sein und sich verlocken zu lassen, sondern seinen ganzen Willen aufzubieten, um Gottes Willen zu tun.
Die Sünde erzeugt den Tod, und zwar zunächst im allgemeinen Sinn
Niedergang und Verderben, dann aber auch den Tod für die Äonen für die, die
sich nicht bewähren. - Wie groß dagegen ist doch die Gnade, in der wir nach
dem Evangelium des Apostels Paulus stehen!
Mögen die Juden nach unserer Entrückung, in der Endzeit, an das denken,
was der Apostel Johannes im Zusammenhang mit der Begierde geschrieben hat: »Liebet
nicht die Welt, noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, ist nicht
die Liebe des Vaters in ihm, da alles in der Welt, die Begierde des Fleisches,
die Begierde der Augen und die Hoffart der Lebensweise, nicht vom Vater ist,
sondern von der Welt. Und die Welt samt ihrer Begierde geht vorüber. Wer aber
den Willen Gottes tut, bleibt für den Äon« (1.Joh.2:15-17).
Ein gutes Beispiel für die Begierde und wie sie empfing, haben wir im
Paradies bei der Versuchung Evas durch die vom Satan als Medium benutzte
Schlange: »Da sah die Frau, dass der Baum gut zur Nahrung war und dass er den
Augen Gelüste machte und begehrenswert war als der Baum, der klug macht. So
nahm sie von seiner Frucht und aß« (1.Mose 3:6).
Dass die Sünde den Tod im Gefolge hat, bringt auch Paulus zum Ausdruck,
und zwar mit den Worten: »Als ihr Sklaven der Sünde wart, da wart ihr Freie
hinsichtlich der Gerechtigkeit. Folglich, was für Frucht hattet ihr damals?
Solche, derer ihr euch nun schämt; denn deren Abschluss ist Tod. ... Die
Kost-Ration der Sünde ist Tod« (Röm.6:20,21,23). Die kärgliche
Speise-Ration, die die Sünde Tag für Tag austeilt, ist nur Zersetzung und Zerrüttung.
Irret euch nicht, meine geliebten Brüder und Schwestern!
(Jakobus 1:17-27)
In diesem unseren Schriftabschnitt geht es um das Wort Gottes, das Wort der Wahrheit. Es gehört zu den verlässlichen Gaben Gottes (Vers 17), und es macht Menschen zu Glaubenden (Vers 18). Die Menschen sollen das Wort hören (Vers 19). Wenn sie selbst sprechen, sollen sie dies selbstkritisch bedenken (Verse 19+20). Die Gläubigen sollen das eingepflanzte Wort von Herzen annehmen (Vers 21) und Täter des Wortes werden (Verse 22-25). Dabei haben sie ihre Zunge zu zügeln und schlichte Dienste in Reinheit zu tun (Verse 26+27).
Jakobus schreibt: »Jedes gute Geben und jede vollkommene Schenkung ist von oben, kommt vom Vater der Lichter herab, bei dem es keine Veränderung gibt, keinen Wechsel zu Beschattung« (Vers 17).
Alles, was gut und vollkommen ist, ist ein Geschenk unseres Gottes und
Vaters; alles, was böse und fehlerhaft ist, ist vom Satan. Sogar Menschen können
vom Satan sein, da ja die Kinder des Satans solche sind, die ungerecht und
lieblos handeln (Joh.8:44; 1.Joh.3:10).
Es geht Jakobus hier nicht um die Thematik, dass Gott alles bewirkt (Eph.1:11) und mit der Erschaffung des Satans auch das Böse Seinem Heilsplan dienstbar macht, sondern nur um das, worauf die Menschen achten sollen: auf das Geschenk des guten, lichtvollen Wortes Gottes. Vergessen wir gleichwohl nicht, was in Jesaia 45:6,7 geschrieben steht: »Ich bin Jewe Elohim, und da ist sonst keiner! Der Ich bilde das Licht und erschaffe das Finstere, bewirke das Gute und erschaffe das Böse; Ich, Jewe Elohim, mache all dieses.« In Amos 3:6 ist zu lesen: »Geschieht etwa etwas Böses in der Stadt, und Jewe bewirkte es nicht?« Gott tut aber nichts Ungereimtes (Hiob 1:22), sondern alles hat Sinn und Zweck bei Ihm, alles dient zur Erziehung und Zurechtbringung Seiner Geschöpfe, ja dazu, dass sie Ihn selbst in Seiner Größe, Liebe und Herrlichkeit erkennen. Heute schon wissen wir, »dass Gott denen, die Ihn lieben, alles zum Guten zusammenwirkt - denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind« (Röm.8:28).
Zurück zum Gedankengang des guten Gebens. »In mir, das heißt in meinem
Fleisch, wohnt nichts Gutes«, stellt Paulus in Römer 7:18 fest. Darum gilt es
- zumal »kein Mensch sich etwas nehmen kann, wenn es ihm nicht vom Himmel
gegeben wird« (Joh.3:27) - Gott um Gutes zu bitten (Mat.7:11) und sich nach der
unverfälschten Milch des Wortes Gottes zu sehnen, damit man durch sie zur
Rettung heranwachse, wie Petrus lehrt (1.Pet.2:2).
Gottes Gaben sind Licht, denn Er ist der Vater der Lichter. Da mag man
zuerst an die lichtgebenden Gestirne denken, die Er erschaffen hat, und dann an
die himmlische Boten Gottes, die in Herrlichkeit erstrahlen und bildlich als
Sterne bezeichnet werden (Rich.5:20; Hiob 38:7; Off.9:1; 12:4), doch eigentlich
besagt dies, dass Er, der Selbst Licht ist (1.Joh.1:5) in Seinem Charakter und
all Seinem Handeln, auch der Vater aller einzelnen »Lichtblicke« ist, die Er
den Menschen schenkt. David sagte: »Bei Dir ist die Quelle des Lebens; und in
Deinem Licht sehen wir das Licht!« (Ps.36:10). Nur in Seinem Licht, in Licht
der Wahrheit Seines Wortes, werden uns immer mehr Dinge hell und klar und
gewiss.
Bei Gott wechseln Licht und Schatten nicht ab. Er ist nicht unbeständig.
Er ist unwandelbar und handelt stets nach Seinem in Christus Jesus gefassten
Vorsatz für den Lauf der Äonen (Eph.3:11). Alles, was Er tut, führt
geradlinig zu Seinen Vollendungszielen. Gott ist immer treu und vertrauenswürdig,
denn Er ist heilig, gerecht und voller Liebe. Auf Ihn ist Verlass. Was Er sagt,
das tut Er auch. »Ich, Jewe, Ich rede; und das Wort, das Ich rede, wird auch
geschehen« (Hes.12:25). »Ich werde über Meinem Wort wachen, es auszuführen«
(Jer.1:12).
Dementsprechend sollen sich die Gläubigen im unveränderlichen Licht des Wortes Gottes festigen. Und mögen sich die Menschen überhaupt »von der Finsternis zum Licht und von der Obrigkeit Satans zu Gott umwenden, sodass sie Sündenerlass erhalten und ein Losteil unter denen, die durch den Glauben an Mich«, sagte der Herr Jesus vor Damaskus zu Paulus, »geheiligt worden sind« (Ap.26:18).
Jakobus fährt fort: »Es war Sein Beschluss, uns durch das Wort der Wahrheit zu erzeugen, damit wir ein Erstling unter Seinen Geschöpfen seien« (Vers 18). Niemand kann zu dem Herrn Jesus Christus kommen, wenn es nicht des Vaters Beschluss ist, ihn zu ziehen (Joh.6:44). Des Vaters Beschluss ist es auch, die Menschen durch Sein Wort zu Seinem Sohn zu ziehen. Der Glaube soll aus der Kunde kommen, die Kunde aber durch einen Ausspruch Christi (Röm.11:17). Das Wort Gottes lässt gelingen, wozu Er es gesandt hat (Jes.55:11), hier um aus Ungläubigen Gläubige zu machen. Das Wort der Wahrheit hat diese Zeugungskraft, wie Petrus bekräftigt: »Ihr seid nicht aus vergänglicher Aussaat wiedergezeugt, sondern aus unvergänglicher, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes« (1.Pet.1:23). Diese Erzeugung, diese Zeugung aus Gott (Joh.1:13), ist wahrhaftig eine vollkommene Schenkung des Vaters der Lichter!
Die Gläubigen aus Israel sind ein Erstling unter den Geschöpfen Gottes
- Erstling nicht im absoluten Sinn, zumal es schon vor Israel Gläubige gab.
Auch Israel selbst war vor langer Zeit schon einmal der Erstling der Ernte Jewes
gewesen (Jer.2:3). Epänetus war der Erstling in der Provinz Asien für Christus
(Röm.16:5). Stephanas und Fortunatus waren die Erstlingsfrucht in Achaja
(1.Kor.16:13). In der Zeit des Zorns und des gerechten Gerichts Gottes, in der
siebenjährigen Endzeit, werden die 144.000 Versiegelten aus zwölf Stämmen
Israels die Erstlinge für Gott und das Lämmlein sein (Off.14:4). Und im
tausendjährigen Königreich Israels sodann wird das gesamte wiedergezeugte Volk
ein Erstling für Gott aus den Nationen auf der Erde sein, wovon die gläubigen
Empfänger des Jakobsbriefs ein Teil sein werden.
Uns hat Jakobus gar nicht im Blickfeld. Wir, die Glieder der Gemeinde,
die Christi Körper ist (Eph.1:22,23), die wir in den beiden kommenden Äonen
inmitten der Überhimmlischen niedergesetzt sein werden (Eph.2:6), sind
ebenfalls Erstgeborene (Heb.12:23).
»Wisset aber, meine geliebten Brüder«, ermahnt Jakobus sie in den Versen 19 bis 21, »jeder Mensch sei schnell zum Hören bereit, säumig zum Sprechen, säumig zum Zorn; denn der Zorn eines Mannes wirkt nicht die Gerechtigkeit Gottes. Darum legt jede Unsauberkeit und jeden Überrest eines Maßes von üblem Wesen ab und nehmt das eingepflanzte Wort mit Sanftmut an, das eure Seelen retten kann.«
»Wisset aber, meine geliebten Brüder« - so hebt der Sklave Gottes und
des Herrn Jesus Christus mit der Ermahnung an die zwölf Stämme an, sie damit
in Vollmacht und Gehör fordernd - zudem in der Liebe des Christus - ansprechend
und sich zugleich als Bruder auf eine Stufe mit ihnen stellend. Schnell zum Hören
sollen sie bereit sein. Dem Wort der Wahrheit steht das Hören vonseiten des
Menschen gegenüber. So ruft Jakobus seine Brüder auf, ganz Ohr zu sein, sehr
aufmerksam gegenüber dem Wort Gottes, sodass von ihnen nicht gesagt werden
kann: »Ein jeder sah nur auf seinen eigenen Weg« (Jes.53:6) und hörte gar
nicht hin. Man würde dann am Leben vorbeigehen, denn: »Die Worte, die Ich zu
euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben« (Joh.6:63).
Säumig zum Sprechen sollen die Gläubigen sein. Voreilige Antworten
sollten vermieden werden; ein auferbauendes Wort will überlegt sein. Der
Prediger Salomo empfiehlt: »Sei nicht vorschnell mit deinem Mund, und dein Herz
eile nicht, ein Wort vor Elohim hervorzubringen. Denn Elohim ist in den Himmeln,
und du bist auf der Erde; darum seien deine Worte wenige. Denn bei vielen Worten
kommt die Stimme des Toren zum Vorschein« (Pred.5:1,2). Und Sprüche 10:19
warnt: »Bei vielen Worten kann keiner ein Versehen vermeiden; wer aber seine
Lippen zügelt, handelt klug.«
Und säumig zum Zorn sollen die Heiligen sein. Schon Salomo sagte: »Sei
nicht vorschnell in deinem Geist zum Zorn, denn der Zorn ruht im Busen der Toren«
(Pred.7:9). Zorn ist also Torheit. Wer dagegen »kühlen Geist bewahrt, ist ein
verständiger Mann« (Spr.17:27). Keinesfalls bewirkt Zorn die Gerechtigkeit
Gottes - sie ist hier als Eigenschaft des Menschen aufzufassen. Ein Handeln im
Zorn ist nicht der Gerechtigkeit Gottes gemäß. Zorn ist ungerecht. »Jeder,
der seinem Bruder zürnt, soll dem [örtlichen] Gericht verfallen sein«, sagte
unser Herr Jesus (Mat.5:22). Paulus stellte die rhetorische Frage: »Zürnet ihr
und sündigt nicht dabei?« (Eph.4:26). Wer in Rage spricht, sündigt bestimmt.
Darum sind wir aufgefordert, Zorn abzulegen (Kol.3:8). Nur wer Frieden wirkt,
bringt für die Gerechtigkeit Frucht (Jak.3:18).
Und sollte man uns im Zorn begegnen, dann denken wir an Sprüche 15:1: »Eine
sanfte Antwort wendet Grimm ab.«
So wie auch Petrus sagt: »Legt nun jedes üble Wesen und jeden Betrug,
Heuchelei, neid und jede Verleumdung ab«, so sollen auch die Adressaten des
Jakobusbriefs jede Unsauberkeit im denken, Reden und Handeln sowie den letzten
Rest eines üblen Wesens ablegen. - Hört auf damit!
Mit Sanftmut, mithin demütig und willig, sollen sie das eingepflanzte
Wort annehmen. Möge ihnen der Prophet Samuel hierin ein Vorbild sein, der auf
das Rufen Jewes antwortete: »Rede, denn Dein Knecht hört!« (1.Sam.3:10).
Sie haben das eingepflanzte Wort Gottes bereits empfangen, denn wir lasen
in Vers 18, dass das Wort der Wahrheit sie schon erzeugt hat. Nun sollen sie das
eingepflanzte Wort aber auch völlig annehmen, daraus leben und es ständig
beherzigen. Da das Wort Gottes Geist ist (Joh.6:63), ist es lebendig und wirksam
in ihnen (Heb.4:12), sodass es, wenn sie es von Herzen annehmen und tiefe
Wurzeln schlagen lassen, Frucht in ihnen bringt.
Das Wort Gottes kann ihre Seelen retten, lesen wir am Ende von Vers 21,
das heißt, dass sie nicht ein für allemal für das Leben im tausendjährigen Königreich
Israels auf der Erde gerettet sind. Das liegt daran, dass man sich nach dem
Evangelium der Beschneidung, das die Zwölf lehrten (Gal.2:7), durch Abstehen
von der Sünde und durch edle Werke im Glauben bewähren muss (Jak.1:12;
2.Pet.1:10,11). Wir, die Glieder der Körpergemeinde (Eph.1:22,23), die wir in
der dem Apostel Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Haushaltung der überströmenden
Gnade leben (Eph.3:2; Kol.1:25), sind allein durch Glauben und allein in der
Gnade heute bereits Gerettete (Röm.3:28; Eph.2:8) und können die Rettung auch
nicht wieder verlieren (Eph.1:13; Röm.8:30). Nach dem Evangelium der
Beschneidung muss man aber in Gott bleiben, indem man die Gebote hält
(1.Joh.3:24; 4:16; Joh.15:5,10).
Des Jakobus Aussage, dass ihre Seelen durch das Wort gerettet werden können,
wird von Petrus unterstützt: »Sehnt euch wie neugeborene Kinder nach der
unverfälschten Milch des Wortes, damit ihr durch sie heranwachst zur Rettung«
(1.Pet.2:2). Außerdem sagt Petrus, dass sie erst dann, wenn ihr Glaube
vollendet ist, die Rettung ihrer Seelen erlangen (1.Pet.1:9). Nach Johannes 1:12
haben alle, die Jesus annehmen, Vollmacht, Kinder Gottes zu werden (!).
Werdet
aber Täter des Wortes!
Mit Nachdruck führt Jakobus weiter aus: »Werdet aber Täter des Wortes und nicht solche, die nur darauf lauschen, sonst hintergeht ihr euch selbst. Denn wenn jemand ein Lauschender des Wortes ist, aber kein Täter, so ist dieser das Bild eines Mannes, der sein angestammtes Angesicht im Spiegel betrachtete; doch nachdem er sich betrachtet hatte, ging er davon und vergaß sofort, welcher Art er war« (Verse 22-24).
Das Wort des lebendigen Gottes zu hören und es zu vergessen oder nicht
danach zu handeln, ist töricht und Selbstbetrug. Unser Herr Jesus Christus
sagte: »Jeder, der diese Meine Worte hört und sie nicht tut, gleicht
einem törichten Mann, der sein Haus auf den Sand baute« (Mat.7:26). Auf den
Felsen muss man sein Haus bauen (Mat.7:24). Und dieser ist das untrügliche und
tragfähige Wort Gottes.
Römer 2:13 wendet sich an die unter dem Gesetz: »Nicht die Hörer des
Gesetzes sind bei Gott gerecht, sondern die Täter des Gesetzes werden
gerechtfertigt werden.« Israel wird eben nicht aus Glauben gerechtfertigt,
sondern aus Glauben und Werken (Jak.2:24). Unser Tun dagegen ist ein Auswirken
unserer Rettung (Phil.2:12), das Tun nach der Lehre der Zwölf aber eine
Bedingung zur Rettung. »Wer die Gerechtigkeit tut, der ist gerecht«
(1.Joh.3:7). »Nicht jeder, der zu Mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Königreich
der Himmel eingehen, sondern nur, wer den Willen Meines Vaters in den Himmeln
tut« (Mat.7:21).
In anderem Zusammenhang sagte der Prophet Samuel: »Gehorchen ist besser
als Schlachtopfer« (1.Sam.15:22). Und auch dies brachte er zum Ausdruck: Wer
das Wort Gottes verwirft, wird selbst verworfen werden (1.Sam.15:23).
Mit Vers 25 schließt Jakobus den Gedankengang ab: »Wer aber in das
vollkommene Gesetz der Freiheit hineingespäht hat und dabei bleibt und kein
vergesslicher Lauschender ist, sondern ein Täter des Werkes, dieser wird in
seinem Tun glückselig sein.«
Das vollkommene Gesetz der Freiheit ist das Wort der Wahrheit, das frei
macht von Irrtümern und Verfehlungen. Wer an den Sohn Gottes gebunden ist, ist
frei von der Sünde (Joh.8:31-36). Beim vollkommenen Gesetz der Freiheit ist
auch an das Evangelium in seinem verpflichtenden Charakter zu denken. In dieses
sollen sie hineinspähen, was nach der Bedeutung des griechischen Wortes besagt,
dass man sich herzubückt, um etwas genau zu betrachten. Wer nun in dem
Erkannten bleibt und entsprechende Werke tut, wird glückselig sein, denn »die
Anordnungen Jewes sind aufrichtig und erfreuen das Herz; das Gebot Jewes ist
lauter und erleuchtet die Augen« (Ps.19:9) und »glückselig sind ... die, die
das Wort Gottes hören und bewahren« (Luk.11:28).
Wenn nun jemand ein Täter des Wortes sein und - wie es sich bei den Juden gehört - dabei die Form beachten will, der höre auf die Verse 26 und 27: »Wenn jemand ein Ritualist zu sein meint und zügelt seine Zunge nicht, sondern täuscht sein Herz, dessen Ritual ist eitel; denn ein Ritual, rein und unentweiht vor Gott und dem Vater ist dies: Verwaiste und Verwitwete in ihrer Drangsal zu besuchen und sich selbst von der Welt fleckenlos zu bewahren.«
Was ist ein Ritual? Die Beachtung religiöser Formen, zum Beispiel von
Gebetszeiten und der Ordnung in der Synagoge. Das Ritual ist die Schale, nicht
der Kern. Ein Ritualist ist dementsprechend einer, der Gott in einer Ihn
verehrenden Form dienen will. So war es für die an Jesus gläubigen Juden
damals nach dem Evangelium der Beschneidung völlig richtig, die
Speisevorschriften des Gesetzes des Mose zu beachten, wie es auch Petrus tat
(Ap.10:14).
Doch was nutzen die Äußerlichkeiten, wenn es an der inneren,
geistlichen Gesinnung mangelt? Jewe sieht das Herz an (1.Sam.16:7). Auch Petrus,
der noch nie etwas Unreines gegessen hatte, musste bei dem Hauptmann Kornelius
lernen, dass Gott Menschen aus allen Nationen annehmbar sind, die Ihn fürchten
und Gerechtigkeit wirken (Ap.10:35).
Jakobus greift nun den Punkt auf, dass einer seine Zunge nicht zügelt.
Das Ritual jenes Bruders ist mithin nicht mit Selbstzucht verbunden und deshalb
eitel und nichtig. Selbstzucht ist eine Frucht des Geistes Gottes (Gal.5.22).
Ungeistliches Verhalten aber macht das beste Ritual inhaltslos. Die von Jakobus
erwähnte Selbsttäuschung besteht darin, dass man im Blick auf sein Ritual Gott
zu dienen meint, dies in Wirklichkeit aber nicht geschieht.
Für uns heute wäre ein Ritual ein Rückfall in ein Schattenbild. Wir würden
uns nicht an die Substanz halten. Wir sind doch des Christus! Hierzu führt
Paulus in Kolosser 2:16-23 aus: »Es richte euch niemand in Speise oder Trank
oder in Einzelheiten eines Festes, Neumonds oder Sabbats, die ein Schattenbild
zukünftiger Dinge sind; der Körper aber ist Christi! Niemand entscheide als
Schiedsrichter gegen euch, der sich in Demut und dem Ritual der Boten mit dem
wichtigtun will, was er gesehen hat, nichtig aufgeblasen von dem Denksinn seines
Fleisches und sich nicht an das Haupt haltend, aus dem der gesamte Körper, mit
Einverleibung versehen und durch Bänder vereinigt, nach Gottes Wachstum wächst.
Wenn ihr nun zusammen mit Christus den Grundregeln der Welt gegenüber gestorben
seid, was stellt ihr euch wie in der Welt Lebende unter Erlasse: Rühre das
nicht an! Koste das nicht! Taste das nicht an! (das alles ist durch Verbrauch
zum Verderben bestimmt) - gemäß menschlichen Vorschriften und Lehren, die zwar
einen Ausdruck von Weisheit in willkürliches Ritual, in Demut und
Nichtverschonen des Körpers haben, die aber von keinerlei Wert sind, außer zur
Befriedigung des Fleisches.«
Wenden wir uns dem bereits zitierten Vers 27 zu. Ein reines und
unentweihtes Ritual ist es, Witwen und Waisen in ihrer Not zu besuchen. Einen
schlichten Dienst an den Armen und Schwachen zu tun, ist also ein Gott überaus
verherrlichendes Ritual. Ähnlich schreibt der Apostel Paulus: »Schluchzet mit
den Schluchzenden ... Gesellt euch zu den Niedrigen!« (Röm.12:15,16). Hiob,
der den Elenden [aus der Not] befreite, der um Hilfe rief, und die Waise sowie
den, der keinen Helfer hatte (Hiob 29:12), darf uns darin ein Vorbild sein.
Zum reinen Ritual gehört es auch, sich von der Welt unbefleckt zu
bewahren. Dies kommt in 2.Korinther 6:14-7:1 sehr deutlich zum Ausdruck: »Werdet
nicht ungleich gejocht mit Ungläubigen! Denn welche Teilhaberschaft besteht
zwischen Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit, oder welche Gemeinschaft zwischen
Licht und Finsternis, oder welche Eintracht zwischen Christus und Beliar? Oder
welches Teil hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen? Oder wie verträgt
sich der Tempel Gottes mit den Götzen? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen
Gottes, so wie Gott gesagt hat: Ich werde ihnen innewohnen und unter ihnen
wandeln, Ich werde ihr Gott sein, und sie werden Mein Volk sein (3.Mose 26:12).
Darum kommt aus ihrer Mitte heraus und sondert euch ab, sagt der Herr. Rührt
nichts Unreines an (Jes.52:11), und Ich werde euch Einlass gewähren. Ich werde
euch zum Vater sein, und ihr werdet Mir zu Söhnen und Töchtern sein, sagt der
Herr, der Allgewaltige (Jer.31:9). - Da wir nun diese Verheißungen haben,
Geliebte, wollen wir uns von jeder Besudelung des Fleisches und auch des Geistes
reinigen und unsere Heiligkeit in der Furcht Gottes vollenden.«
Mögen die Empfänger des Briefes des Jakobus wie auch wir mithin einen
Wandel in Heiligkeit führen, ja unsere Heiligkeit in der Furcht Gottes
vollenden!
Rechtfertigung aus Glauben und Werken
(Jakobus 2)
Jakobus fährt fort, den Glaubensgeschwistern brüderlich zuzusprechen
(Kap.2:1-4): »Meine Brüder, habt den Glauben unseres Herrn Jesus Christus der
Herrlichkeit nicht in Verbindung mit Ansehen der Person. Denn wenn in eure
Synagoge ein Mann mit goldenen Ringen und in glänzender Kleidung hineinkäme
und es käme zugleich ein Armer mit unsauberer Kleidung hinein, und ihr würdet
auf den blicken, der die glänzende Kleidung trägt, und sagen: Setz du dich
hierher auf den schönen Platz, während ihr zu dem Armen sagen würdet: Stehe
du dort, oder: Setz dich hier unten an meinen Schemel - würdet ihr da nicht bei
euch selbst Unterschiede machen und zu Richtern mit bösen Erwägungen werden?«
Ohne
Ansehen der Person
Ja, wir haben richtig gehört: Wer die Person ansieht und
diskriminierende Unterschiede macht, wirft sich zu einem Richter auf, dessen
parteiische Entscheidung böse ist.
Jesus Christus, der Herr der Herrlichkeit, starb doch für alle ohne
Unterschied! Und es ist ja kein Unterschied, denn alle sündigten (Röm.3:22,23).
Seine Herrlichkeit als die des Einziggezeugten vom Vater war voller Gnade für
jeden (Joh.1:14). Das Ansehen der Person leugnet die Herrlichkeit Jesu Christi
insofern, als ob es neben Seiner Herrlichkeit noch andere ebenfalls überaus
hoch zu Würdigende gäbe.
Behandeln wir unsere Glaubensgeschwister nach ihren Äußerlichkeiten?
Unser Herr blickte nicht auf das Äußere der Menschen (Mat.22:16). So sollen
auch wir ohne Vorurteile sein (1.Tim.5:21). Bei Gott ist kein Ansehen der Person
(Röm.2:11; Eph.6:9); deshalb soll es auch bei uns keine ungerechtfertigten Begünstigungen
geben.
Ein reicher Mann, der weiß, dass er sich der allen geltenden Gnade erfreut, muss angewidert sein von seiner Bevorzugung.
Dass man nicht Unrecht tun soll, indem man im Gerichtsverfahren den
Geringen bevorrechtet (auch solche Fälle gibt es) und den Großen ehrt, steht
schon im Gesetz des Mose geschrieben (3.Mose 19:15; 5.Mose 1:17).
Jakobus vertieft das Gesagte, indem er in den Versen 5 bis 7 deutliche
rhetorische Fragen stellt: »Hört, meine geliebten Brüder, hat nicht Gott die
Armen in dieser Welt zu Reichen im Glauben und Losteilinhabern des Königreichs
erwählt, das Er denen verheißen hat, die Ihn lieben? Ihr aber entehrt den
Armen. Sind es nicht die Reichen, die euch unterdrücken? Gerade sie ziehen euch
vor die Richter! Lästern nicht sie den edlen Namen, der über euch angerufen
wird?«
Der edle Name ist der Jesu, der über den Gläubigen angerufen wird; dies
geschah bei der Wassertaufe in den Namen Jesu Christi (Ap.8:16) und geschieht
immer wieder in den Versammlungen, wenn im Namen Jesu Christi das Wort verkündigt
wird. - Einst war der Name Jewes über ganz Israel ausgerufen gewesen (5.Mose
28:10; Jer.14:9).
Vom Reichtum der Armen wissen wir bereits durch das uns allen bekannte
erste Wort der sogenannten »Bergpredigt«: »Glückselig im Geist sind die
Armen; denn ihrer ist das Königreich der Himmel« (Mat.5:3). Durch Glauben und
im Geist sind die Armen dieser Welt reich, reich in Christus. Außerdem werden
sie ein Losteil im Königreich der Himmel haben, wenn der Himmel auf Erden
regiert, einen ihnen zugelosten Anteil im Königreich Israels.
Natürlich ist die Armut als solche kein Grund, um gerettet zu werden. Um
kurz einige andere Voraussetzungen zu nennen: Glaube, Umsinnung, Wassertaufe
(Ap.2:38), Sanftmut, denn den Sanftmütigen wird das Land Israel zugelost werden
(Mat.5:5), Barmherzigkeit, denn die sich Erbarmenden sollen Erbarmen erlangen
(Mat.5:7), und nur, wer anderen vergeben hat, wird selber Vergebung vom
himmlischen Vater erhalten (Mat.6:12,14). Und wie heißt es in unserem Vers 5?
Das Königreich ist denen verheißen, die Gott lieben! Diejenigen lieben Gott,
die Seine Gebote halten, nicht die davon reden, sondern die den Willen des
Vaters tun (Mat.7:21; 1.Joh.2:17; 3:24; 4:21; 5:3).
Dass Gott gerade die Armen auserwählt, ist auch bei uns, den Gliedern
der Gemeinde, die Christi Körper ist (Eph.1:22,23), und in der gegenwärtigen,
dem Apostel Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Haushaltung der überfließenden
Gnade Gottes der Fall (Eph.3:2; Kol.1:25). So lesen wir in 1.Korinther 1:26-31:
»Seht doch nur eure Berufung an, Brüder; da sind nicht viele Weise dem
Fleische nach, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme; sondern das Törichte
der Welt erwählt Gott, damit Er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache
der Welt erwählt Gott, damit Er das Starke zuschanden mache. Das
Niedriggeborene der Welt und das von ihr Verschmähte erwählt Gott, ja das, was
bei ihr nichts gilt, um das abzutun, was bei ihr etwas gilt, damit sich überhaupt
kein Fleisch vor den Augen Gottes rühmen könne. Aus Ihm aber seid ihr in
Christus Jesus, der uns von Gott her zur Weisheit gemacht worden ist, wie auch
zur Gerechtigkeit, Heiligung und Freilösung, damit es so sei, wie geschrieben
steht: Wer sich rühmt, der rühme sich im Herrn!«
Mithin dürfen wir zum Abschluss der Betrachtung der Verse 5 bis 7 sagen:
Ihr Gläubigen aus den zwölf Stämmen: Entehrt nicht die Armen! Wisst ihr
nicht, dass Gott das geringste unter allen Völkern auserwählte, nämlich
Israel - euch, ihr Israeliten! (5.Mose 7:7).
Das
königliche Gesetz
Zum Thema der Gleichbehandlung führt Jakobus weiter aus: »Wenn ihr
allerdings das königliche Gesetz vollbringt nach dem Schriftwort: Du sollst
deinen Nächsten lieben wie dich selbst (3.Mose 19:18), so handelt ihr
trefflich. Wenn ihr aber die Person anseht, wirkt ihr Sünde und werdet vom
Gesetz als Übertreter überführt. Denn wer das ganze Gesetz halten will, aber
in einem strauchelt, ist allem verfallen. Denn der gebot: Du sollst nicht
ehebrechen (2.Mose 20:14), sagte auch: Du sollst nicht morden (2.Mose20:13).
Wenn du zwar keinen Ehebruch treibst, aber mordest, bist du ein Übertreter des
Gesetzes geworden« (Verse 8-11).
Der Grundgedanke ist dieser: Wer den Armen kränkt und somit das Gebot:
»Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« nicht hält, also in
dieser einen Sache strauchelt, ist, auch wenn er die übrigen Gebote hält, ein
Übertreter des Gesetzes, ein Sünder und der ganzen Strafe des Gesetzes
verfallen.
Vielen war sicherlich gar nicht bewusst, dass die Zurücksetzung des
Armen eine Übertretung des Liebesgebotes als eines der größten Gebote
(Mat.22:36-40) und damit des gesamten Gesetzes war.
Das Gesetz des Mose regelt nicht nur die menschlichen Verhältnisse,
sondern bringt sie auch in Beziehung zu Gott. Ein Verstoß gegen ein Gebot ist
ein Bruch mit Gott. Das königliche Gesetz ist so heilig, gerecht und gut, dass
es diese hervorragende Bezeichnung verdient. Die Gerechtigkeit des Gesetzes
fordert aber auch, dass der Übertreter dem Fluch verfallen ist, wie zum
Beispiel 5.Mose 27:26 sagt: »Verflucht sei, wer die Worte des Gesetzes nicht
verwirklicht, sie zu tun.«
Welch eine Gnade ist es doch, in der wir heute stehen, dass wir ein für
allemal allein durch Glauben gerechtfertigt und gerettet sind und bleiben (Röm.3:28;
5:1,2; Eph.2:8-10) und überhaupt nicht unter dem Gesetz und erst recht nicht
unter seinen Fluchbestimmungen sind (Röm.2:14; 6:14). Der Apostel Paulus
schreibt in Galater 3:9-14 dazu: »Die aus Glauben werden mit dem gläubigen
Abraham gesegnet. Doch alle, die aus Gesetzeswerken sind, stehen unter dem
Fluch; denn es ist geschrieben: Verflucht ist jeder, der nicht bei allen in der
Rolle des Gesetzes geschriebenen Geboten bleibt, um sie zu erfüllen (5.Mose
27:26). Dass aber vor Gott niemand durch das Gesetz gerechtfertigt wird, ist
offenkundig; denn der Gerechte wird aus Glauben leben. Das Gesetz aber ist nicht
aus Glauben; sondern wer alle Gebote erfüllt, wird in ihnen leben (3.Mose
18:5). Christus hat uns aus dem Fluch des Gesetzes erkauft, weil Er um
unsertwillen zum Fluch wurde; denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder,
der am Holz hängt (5.Mose 21:23). Und Er wurde zum Fluch, damit der Segen
Abrahams in Jesus Christus unter die Nationen gebracht werde, sodass wir die
Verheißung des Geistes [das heißt den verheißenen Geist Gottes] durch den
Glauben erhalten mögen.«
Barmherzigkeit
rühmt sich gegenüber dem Gericht
Jakobus schließt den Gedankengang ab: »So sprecht nun und so handelt
als solche, die künftig durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden. Denn
das Gericht ist unbarmherzig gegen den, der keine Barmherzigkeit geübt hat.
Barmherzigkeit rühmt sich gegenüber dem Gericht« (Verse 12+13).
Es gilt also, barmherzig zu sein. Im Gericht wird die Barmherzigkeit rühmlich
hervorleuchten, und nichts wird gegen sie vorgebracht werden können.
Durch das Gesetz der Freiheit werden sie alle gerichtet werden. Dies ist
das auch das Gesetz des Mose einschließende Wort der Wahrheit, das frei macht
von Irrtümern und Verfehlungen.
In den Sprüchen 21:23 haben wir eine ernste Warnung: »Wer sein Ohr verstopft vor dem Hilfeschrei des Armen, auch er wird einst rufen und keine Antwort erhalten.« Matthäus 6:14,15 darf uns ein Beispiel für Barmherzigkeit wie auch für den Ernst des Gerichts sein: »Wenn ihr den Menschen ihre Kränkungen vergebt, wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen ihre Kränkungen nicht vergebt, wird euer Vater euch eure Kränkungen auch nicht vergeben.«
Das Gericht über die Unbarmherzigen findet vor dem großen, weißen
Thron statt (Off.20:11-15). Jene dort haben nicht teil an der ersten
Auferstehung, der zum äonischen Leben, sondern an der zweiten, tausend Jahre später,
zum Gericht. »Es werden [aus den Gräbern] hervorgehen, die das Gute getan
haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Schlechte verübt haben, zur
Auferstehung des Gerichts« (Joh.5:29). Zwischen der ersten und der zweiten
Auferstehung liegen tausend Jahre (Off.20:4-6).
Unsere Auferstehung findet vor der ersten Auferstehung statt (Röm.5:9;
1.Thess.4:13-18; 5:9); aber dies ist hier nicht das Thema. Wir betrachten ja
einen an Israel gerichteten Brief.
Was
nutzt ein Glaube ohne Werke?
Wir kommen zu dem bekannten Abschnitt des Jakobusbriefs, wonach der
Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht, wie Paulus es in Bezug auf uns
lehrt (Röm.3:24,28; 4:3; 5:1; Gal.2:16; 3:2,26), aus Glauben allein.
Wir beginnen mit den Versen 14 bis 17: »Worin besteht der Nutzen, meine
Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, Werke aber hat er nicht? Dieser
Glaube kann ihn nicht retten! Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung
ist und es ihnen an der täglichen Nahrung fehlt, jemand von euch aber zu ihnen
sagte: Geht hin in Frieden, wärmt und sättigt euch!, doch ihr gäbet ihnen
nicht, was für den Körper erforderlich ist, was wäre der Nutzen für sie? So
ist es auch mit dem Glauben; wenn er nicht Werke veranlasst, ist er in sich
selbst tot.«
Ein Glaube ohne Werke ist kein wahrer, sondern ein lebloser und nutzloser und kann nicht retten. Ein Glaube, der - wie man auch übersetzen kann - gestorben ist, ist wie der Same, der auf das Felsige oder unter die Dornen gesät wurde und aufging, dann aber nicht genügend Wurzel hatte oder erstickte (Mat.13:3-23). Nach dem Evangelium der Beschneidung ist aber ein bleibender und fruchtbringender Glaube zur Rettung erforderlich. Der Herr Jesus sagte: »Ich bin der wahrhafte Weinstock, und Mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, die nimmt Er
fort.
... Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in Mir bleibt und Ich in ihm,
der bringt viel Frucht« (Joh.15:1-5). Wir dagegen sind nach dem Evangelium der
Unbeschnittenheit, mit dem Paulus betraut wurde (Gal.2:7), mit heiligem Geist
versiegelt, sodass wir unsere Rettung nicht verlieren können (Eph.1:13; Röm.8:30).
»In der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies ist nicht aus euch,
sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme«
(Eph.2:8,9).
»Doch es wird jemand erwidern ...« Mit diesem Anfang von Vers 18 knüpft
Jakobus an Vers 14 an, wo er schrieb, dass jemand sagt, er habe Glauben.
Derjenige muss mit folgender Entgegnung rechnen: »Du hast Glauben, und ich habe
Werke! Zeige mir deinen Glauben ohne Werke, und ich werde dir meinen Glauben aus
meinen Werken zeigen. Du glaubst, dass Gott Einer ist. Trefflich tust du; aber
auch die Dämonen glauben dies und schaudern dabei« (Verse 18+19).
Es ist klar, dass es unmöglich ist, einen Glauben ohne Werke zu zeigen.
Man kann aber sehr wohl einen Glauben an den Werken erkennen. Ein lebendiger
Glaube bringt Werke hervor. Und: den Glauben erweisende Werke sind für Israel
Bedingung der Rettung.
Was uns angeht, ist es möglich, dass wir Menschen an einem
Glaubensbruder keinerlei Werke erkennen mögen; dies aber ist nicht
entscheidend, denn wir wissen: »Der feste Grund Gottes besteht und hat dies
Siegel: Der Herr kennt, die Sein sind« (2.Tim.2:19). Und, wie schon gesagt,
sind Werke für unsere Rettung ohnehin nicht entscheidend, sonst wäre die Gnade
nicht mehr Gnade (Röm,.11:6). Wir verkündigen die reine, bedingungslose Gnade,
die uns rettete; sie darf niemals mit Werken vermischt werden.
Der in Vers 19 angesprochene Mensch ohne Werke glaubt, dass Gott Einer
ist. Das ist recht, und dies ist sogar wohl der fundamentalste Glaubenssatz
Israels. Er steht in 5.Mose 6:4 und lautet: »Höre, Israel: Jewe ist unser
Elohim, Jewe ist Einer [im Sinne von: der Einzige].« Mose hatte aber sogleich
hinzugefügt: »Und du sollst Jewe, deinen Elohim, lieben mit deinem ganzen
Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.« Das ist ein
intensives Tun!
Die Dämonen glauben und wissen natürlich auch, dass Gott Einer ist,
zumal sie auch Jesus erkannten und Ihn als den »Sohn Gottes« und den »Heiligen
Gottes« ansprachen (Mat.8:29; Luk.4:34). Allerdings nützt ihnen ihr Wissen
nichts, denn sie haben keine entsprechenden Werke aufzuweisen und müssen sich
deshalb vor dem Gericht fürchten. »Kamst du, um uns vor der gebührenden Zeit
zu quälen?«, fragten sie den Herrn, ob Er sie also jetzt schon in den Abgrund
schicken wolle. Dies geschah übrigens, als die Schweine mit den in sie
gefahrenen Dämonen in den See und damit in den Abgrund stürmten (Mat.8:28-32).
Im Folgenden bringt Jakobus zwei Beispiele für die Rechtfertigung aus
Glaubenswerken, und zwar in den Versen 21 bis 23 Abraham und in Vers 25 Rahab.
Der Auftakt hierzu, Vers 20, ist energisch: »Willst du wohl erkennen, o
leerer Mensch, dass der Glaube, getrennt von Werken, tot ist?« Wenn du wirklich
wissen willst, du leerer Mensch, dass der Glaube ohne Werke wie ein
abgestorbener Baum ist, so beachte, was ich jetzt sage.
»Wurde nicht Abraham, unser Vater, aus Werken gerechtfertigt, da er
seinen Sohn Isaak auf dem Altar darbrachte? Daran siehst du, dass der Glaube mit
seinen Werken zusammenwirkte und der Glaube erst aus Werken vollkommen gemacht
wurde« (Verse 21+22).
Die in 1.Mose 22 berichtete Darbringung Isaaks durch Abraham ist allen
Juden bekannt. Abraham fürchtete Elohim und war daher bereit, auf dessen Geheiß
seinen Sohn als Aufsteignahung (Brandopfer) Jewe Elohim huldigend zu opfern. Als
Abraham die Hand ausstreckte, um seinen Sohn zu schächten, gebot der Bote Jewes
ihm Einhalt. Dann sagte Jewe zu Abraham: »Weil du diese Sache getan und deinen
Sohn, deinen einzigen, Mir nicht vorenthalten hast, werde Ich dich segnen, ja
segnen und deinen Samen mehren, ja mehren wie die Sterne der Himmel und wie den
Sand, der am Gestade des Meeres ist. Und dein Same soll das Tor seiner Feinde
einnehmen, und alle Nationen der Erde werden sich in deinem Samen segnen
insofern, weil du auf Meine Stimme gehört hast« (1.Mose 22:16-18). Hebräer
11:17-19 erläutert: »Durch Glauben hat Abraham den Isaak dargebracht, als er
auf die Probe gestellt wurde, ja er brachte den Einziggezeugten dar, er, der die
Verheißungen empfangen hatte, zu dem gesprochen war: In Isaak wird dein Same
genannt werden (1.Mose 21:12); er rechnete damit, dass Gott mächtig ist, auch
aus den Toten aufzuerwecken, von wo er ihn auch gleichnishaft wiederbekam.«
Die unserer Rechtfertigung allein durch Glauben zugrunde liegende
Begebenheit im Leben Abrahams ist in 1.Mose 15:5,6 verzeichnet: »Jewe führte
Abraham nach draußen hinaus und sagte: Blicke doch zu den Himmeln auf und zähle
die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Und Er sagte zu ihm: So zahlreich soll
dein Same werden. Abram glaubte Jewe, und Er rechnete es ihm zur Gerechtigkeit
an.«
Abraham glaubte, aber er konnte seinen Glauben nicht zeigen; sein Glaube
war an keinem Werk erkennbar. Abraham glaubte Jewe, und somit war er ein
Gerechter. Allein aufgrund seines Glaubens war er für gerecht erklärt worden.
Was Israel anbelangt, so sind diese stets nur dann gerechtfertigt, wenn
sie glauben und die Gebote tun oder Sündenerlass erhalten. So steht es in
5.Mose 6:25 geschrieben: »Zur Rechtfertigung dient uns, dass wir darauf achten,
dieses ganze Gebot zu tun vor dem Angesicht Jewes, unseres Elohim, so wie Er es
uns gebot.« Und so sagt es auch Paulus: »Die Täter des Gesetzes werden
gerechtfertigt« (Röm.2:13).
Bei uns definiert sich Rechtfertigung allein aus dem Glauben und damit
aus der bedingungslosen Gnade.
Bei Israel definiert sich Rechtfertigung immer aus Glauben und Werken.
Weil Abraham schließlich auch die für Israel geltenden Bedingungen -
obwohl er kein Israelit war - erfüllt hat, kann Jakobus ihn als Beispiel
heranziehen.
Der Apostel Paulus gründet seine Rechtfertigungslehre auf 1. Mose 15.
Abraham war unbeschnitten, als er die Verheißung unzählbarer Nachkommen
erhielt. Hier sehen wir Abraham als den Vater seiner geistlichen Nachkommen, im
Grundsatz der unbeschnittenen Gläubigen, wie Römer 4:11 es sagt: »Er sollte
Vater aller in Unbeschnittenheit Glaubenden sein, damit ihnen die Gerechtigkeit
angerechnet werde.«
Jakobus gründet seine Rechtfertigungslehre auf 1. Mose 22 und damit auf
das Tun des inzwischen beschnittenen Abraham bei der Erprobung und
Vervollkommnung seines Glaubens. Da sehen wir Abraham als den Vater seiner
buchstäblichen Nachkommen, von denen Römer 4:12 sagt: »Er sollte Vater all
derer aus der Beschneidung werden, die nicht allein aus der Beschneidung sind,
sondern auch in den Fußtapfen des Glaubens ... die Grundregeln befolgen.«
Dementsprechend verkündigt Paulus gemäß dem ihm enthüllten Evangelium
der Unbeschnittenheit (Gal.1:12; 2:7) den Unbeschnittenen (und auch den
Beschnittenen, die sich dafür gewinnen lassen) die Gerechtigkeit aus Glauben,
und zwar für die gegenwärtige heilsgeschichtliche Haushaltung der Gnade Gottes
(Eph.3:2; Kol.1:25). Und Jakobus verkündigt gemäß dem Evangelium der
Beschneidung (Gal.2:7) den Beschnittenen die Gerechtigkeit aus Glauben und
Werken, und zwar für die damaligen Haushaltungen des Pfingsten und des Übergangs
sowie für die zukünftigen Haushaltungen in der Heilsgeschichte Israels.
Die Darbringung Isaaks durch den im Laufe der Zeit im Glauben gewachsenen
Abraham zeigt nach Vers 22 deutlich das Zusammenwirken von Glauben und Werken,
und ebenso wie Abrahams Glaube dabei zur Vollkommenheit gelangte, zur Reife, zur
Vollendung kam, so sollen sich auch die Gläubigen aus den zwölf Stämmen
befleißigen, ihren Glauben durch edle Werke zu bestätigen (2.Pet.1:10,11),
damit sie die Vollendung des Glaubens davontragen mögen: die Rettung ihrer
Seelen für das tausendjährige Königreich Israels (1.Pet.1:9).
So
wurde die Schrift erfüllt
Jakobus ergänzt: »So wurde die Schrift erfüllt, die sagt: Und Abraham
glaubt Gott, und es wird ihm zur Gerechtigkeit angerechnet, und er wurde »Freund
Gottes« genannt« (Vers 23). Die Schrift, und zwar das hier zitierte Wort aus
1.Mose 15:6, wurde durch die Darbringung Isaaks vollständig erfüllt. Das Zitat
ist insofern ein Verheißungswort, das seine Erfüllung in dem vom vollendeten
Glauben hervorgebrachten Werk Abrahams fand. Mithin wurde auch der Glaube
Abrahams in Erfüllung der Schrift vollkommen gemacht, sodass er später »Freund
Gottes« genannt wurde. Dieser auszeichnenden Benennung liegen Jesaia 41:8 und
2.Chronika 20:7 zugrunde, wo Abraham »Liebender« Gottes genannt wird.
Mit Vers 24 fasst Jakobus das Erarbeitete zusammen: »Daraus seht ihr,
dass der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein.« Möge
Israel es beherzigen!
Im Übrigen denken wir an die Antwort unseres Herrn Jesus Christus auf
die Behauptung der Juden, dass Abraham ihr Vater sei: »Wenn ihr Kinder Abrahams
wäret, tätet ihr auch die Werke Abrahams« (Joh.8:39). Aber die meisten der
Juden hatten noch nicht einmal Glauben.
Das zweite Beispiel: »Gleicherweise aber auch die Hure Rahab; wurde sie
nicht aus Werken gerechtfertigt, weil sie die Boten beherbergte und diese auf
anderem Weg entkommen ließ?« (Vers 25). Die Hure Rahab hatte auch Glauben
(Heb.11:31), sonst hätte sie dieses Werk, die von Josua nach Jericho gesandten
Kundschafter zu decken, nicht getan. Sie glaubte, dass Jewe, der Elohim Israels,
der Einzige in den Himmeln und auf der Erde ist, der in Ägypten und gegenüber
den Amoritern Seine Treue zu Israel durch Machttaten erwiesen hatte
(Jos.2:1-11). Rahab hat gerecht gehandelt - Gottes Vorsatz mit Israel gemäß -
und wurde daher für gerecht erklärt.
Der
Körper ohne Geist ist tot
Unser Kapitel schließt mit Vers 26: »Denn ebenso wie der Körper ohne
Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.« Der Vergleich ist
eindeutig: ein Gestorbener kann nichts mehr wirken.
Da vielfach Unklarheit über den Zustand der Toten herrscht, sei kurz
angemerkt, dass das Sterben die Umkehrung des Schöpfungsprozesses ist. Wenn
Gott Seinen Geist zurückzieht, kehrt der Körper wieder zum Erdreich zurück,
und die Seele - sie ist das Bewusstsein - ist nicht mehr; sie ist im Ungewahrten
(hebr. scheol, griech. hades); von ihr ist nichts mehr wahrzunehmen
(Pred.9:5,10; 12:7; Ps.104:29; 115:17; 146:4; Dan.12:13; Luk.23:46;
1.Kor.15:18).
So dürfen wir zum Abschluss unserer Betrachtung sagen: Höre, Israel, möge
euer Glaube lebendig sein und Werke hervorbringen! Andernfalls könnt ihr nicht
gerettet werden!
Uns aber gilt: »Wirket eure Rettung aus!« (Phil.2:12), denn nach dem
uns angehenden Evangelium »hat Gott uns bereits gerettet und berufen mit
heiliger Berufung, nicht nach unseren Werken, sondern nach Seinem eigenen
Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor äonischen Zeiten gegeben
ist« (2.Tim.1:9).
(Jakobus 3:1-4:10)
Die zwölf Stämme bedürfen des Zuspruchs und der Ermahnung. Hören wir, was Jakobus ihnen in Kapitel drei seines Briefes zu sagen hat.
»Trachtet nicht so viel danach, Lehrer zu sein, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir Lehrer einen dementsprechend größeren Urteilsspruch erhalten werden; denn wir straucheln allesamt in Vielem« (Verse 1+2a).
Vermutlich drängten sich viele danach, vor die herausgerufene Gemeinde
zu treten und sie zu belehren. Dies ist an sich ein trefflicher Dienst, doch es
sind auch Anforderungen zu erfüllen. Man muss der Lehre der zwölf Apostel gemäß
(Ap.2:42) lehren können, das heißt das Evangelium der Beschneidung, um das es
Jakobus geht, kennen (nicht das Evangelium der Unbeschnittenheit, das dem
Apostel Paulus enthüllt wurde; Gal.1:12; 2:7) und es auch in angemessener Weise
darstellen können. Der Dienst kann nur in Demut getan werden und nicht in
Eitelkeit. Man darf nicht unbeherrscht sein und muss sich vorbildlich verhalten,
damit man nicht etwa andere zu edlem Tun anhält und dabei selbst unbewährt
ist. Und schließlich ist Reife nötig, durchaus auch aufgrund des Lebensalters
und der Lebenserfahrung, vor allem aber aufgrund der Verwurzelung im Wort und
des Wachstums im Glauben. Erkennen lässt sich die Reife recht konkret daran,
dass jemand mit seinen Worten nicht strauchelt.
Diese Voraussetzungen sollten Lehrer aufweisen, denn sie haben einen
schwerwiegenderen Urteilsspruch zu erwarten als die anderen. Der Herr Jesus
Christus sagt: »Bei jedem, dem viel gegeben wurde, wird man viel suchen, und
wem viel anvertraut ist, von dem wird man weit mehr fordern« (Luk.12:48). Des
Weiteren: »Ich sage euch aber: Über jeden müßigen Ausspruch, den die
Menschen reden werden - am Tage des Gerichts werden sie diesbezüglich
Rechenschaft zu erstatten haben; denn nach deinen eigenen Worten wirst du
gerechtfertigt werden, und nach deinen Worten wirst du schuldig gesprochen
werden« (Mat.12:36,37).
Mögen die Lehrer und die, welche anstreben, es zu werden, dies bedenken,
»denn wir straucheln allesamt in Vielem.« Welch eine nüchterne Feststellung!
Eine ganz andere Sache ist es, dass viele Gläubige der Zeit nach schon längst
Lehrer sein müssten, aber leider immer noch unmündig sind; sie bedürfen noch
der Milch und vertragen noch keine feste Nahrung, können auch das Treffliche
nicht sauber vom Üblen unterscheiden (Heb.5:12-14).
Evangelisten, Hirten und Lehrer sind übrigens wichtige Gnadengaben
unseres Herrn Jesus Christus für Seine herausgerufene Gemeinde (Eph.4:11).
Wir lesen in Vers 2 weiter: »Wenn jemand mit keinem Wort strauchelt, so ist dieser ein gereifter Mann und ist imstande, auch den ganzen Körper zu zügeln.« Ein diszipliniert Redender wird auch in seinem übrigen Wandel und Dienst Selbstzucht üben. Selbstzucht ist eine Frucht des Geistes Gottes in uns (Gal.5:22).
Ein wohlbedachtes Reden ist sicherlich nicht das einzige Kennzeichen
eines gereiften Mannes und auch nicht allein entscheidend für die Beherrschung
des gesamten Wandels, auf jeden Fall aber ein wesentliches Element.
An der Zunge liegt viel, und dies illustriert Jakobus wie folgt: »Wenn
wir den Pferden die Gebisse in ihre Mäuler legen, damit sie uns willfährig
sind, so lenken wir auch ihren ganzen Körper. Siehe, auch die Schiffe, die
solch ein großes Ausmaß haben und von harten Winden getrieben werden, lenkt
man durch ein ganz geringes Steuerruder, wohin es das Vorhaben des Schiffsführers
beabsichtigt. So ist auch die Zunge nur ein kleines Glied, sie kann sich aber
mit Großem brüsten« (Verse 3-5a).
Schon in Kapitel eins, Vers 26, hat Jakobus davon gesprochen, dass die
Zunge zu zügeln ist. Die sich brüstende Zunge der Gottlosen wird in Psalm
12:4,5 geschildert: »Ausrotten wird Jewe alle glatten Lippen und die Zunge, die
Großes redet. Sie sagen: Mit unserer Zunge haben wir die Oberhand, unsere
Lippen sind mit uns, wer ist unser Herr?«
In den Versen 5b und 6 betont Jakobus die Gefährlichkeit der Zunge: »Siehe, welch ein kleines Ausmaß an Feuer vermag welch großes Ausmaß an Material zu entzünden. Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt der Ungerechtigkeit. Die Zunge ist unter unseren Gliedern als diejenige eingesetzt, die den ganzen Körper beflecken kann und das Rad des uns Angestammten entflammt wie auch von der Gehenna entflammt wird.«
Wahrhaftig, wenn es so ist, wie Psalm 12:3 sagt: »Nichtiges sprechen
sie, jeder mit seinem Nächsten, Lippen-Schmeicheleien sprechen sie mit
doppeltem Herzen«, dann wird der ganze Körper von der Sünde befleckt und der
ganze Mensch schuldig. Welch eine Welt der Ungerechtigkeit lässt sich mit den
Lippen aufbauen! Auch kleine Leute können in ihrem Bereich ein Lügen-Imperium
beherrschen.
Was ist unter dem Rad des uns Angestammten, des uns bei der Zeugung
Mitgegebenen zu verstehen? Wörtlich heißt es; das Rad des Werdens. Gemeint ist
das rollende Rad und damit der Verlauf unseres in ständigem Werden begriffenen
Daseins, kurz: der Lauf unseres Lebens. Dieser kann völlig von der ungerechten
Zunge entflammt, also motiviert sein.
Von der Gehenna entflammt wird die Zunge, wenn der Leichnam des Übertreters
im kommenden Äon des tausendjährigen Königreichs in sie hineingeworfen wird,
in das äonische Feuer (Jes.66:24; Mat.18:8,9). Wer Matthäus 5:22 kennt, wird
seine Zunge hüten, denn dort heißt es: »Wer ... »Raka« [ein Ausdruck der
Verachtung] zu seinem Bruder sagt, soll dem Synedrium verfallen sein. Wer aber
»Tor« zu ihm sagt, soll der Gehenna des Feuers verfallen sein.« Die Gehenna
ist die Schlucht unmittelbar unterhalb Jerusalems, wo der Abraum der Stadt
verbrannt wird. Die Gehenna findet ihre Fortsetzung im See des Feuers auf der
neuen Erde (Off.20:15; 21:8).
Andere verstehen unter der von Jakobus formulierten Entflammung von der
Gehenna, dass die Zunge von der Geisteshaltung, die man mit der Gehenna in
Verbindung bringen kann, verleitet wird.
Jakobus fährt fort: »Denn die Natur allen Wildgetiers wie auch der Flügler, Reptilien und auch der Tiere im Salzmeer wird gebändigt und ist von der menschlichen Natur gebändigt worden. Die Zunge dagegen kann kein Mensch bändigen; sie ist ein unbeständiges Übel, gedunsen von todbringendem Gift. Mit ihr segnen wir den Herrn und Vater, und mit ihr verfluchen wir Menschen, die doch nach der Gleichgestalt Gottes geschaffen sind« (Verse 7-9).
Wir sind erschüttert! Aber prüfen wir uns dennoch selbst, ob wir zur
Reife gelangt sind und unsere Zunge nur zum Guten gebrauchen. Die bösen
Menschen verbreiten tödliches Gift mit ihr: »Sie wetzen ihre Zunge wie eine
Schlange; der Geifer einer Otter ist unter ihren Lippen« (Ps.140:4). Und da ist
»ein Schwätzer, dessen Worte wie Schwertstiche sind« (Spr.12:18).
Auch wir Gläubige können von dem Gedanken der Verfluchung eines
Menschen angefochten werden, wenngleich uns dies im Grunde völlig fremd ist,
weil die Gnade und die gegenwärtige Versöhnung Gottes mit allen Menschen unser
Herz erfüllt (2.Kor.5:19). Wir segnen, wir verfluchen nicht (Röm.12:14;
1.Kor.4:12).
Die Verse 10 bis 12 behandeln dieses Thema weiter: »Aus ein und
demselben Mund geht Segen und Fluch aus. Dies, meine Brüder, braucht nicht so
zu sein. Die Quelle sprudelt doch nicht aus demselben Loch süßes und bitteres
Wasser! Nicht kann, meine Brüder, ein Feigenbaum Ölbeeren tragen noch ein
Weinstock Feigen! So kann auch salziges Wasser nicht zugleich süßes geben.«
Möge keiner der Briefempfänger ein Mensch mit doppelter Seele sein oder
bleiben (Jak.1:8)! Mögen sie auch auf Petrus hören: »Wer das Leben lieben und
gute Tage gewahren will, der lasse seine Zunge aufhören mit Übelreden und zügle
seine Lippen, dass sie keinen Betrug sprechen« (1.Pet.3:10); »Wenn jemand
spricht, so sei es wie Aussagen Gottes« (1.Pet.4:11). Und Paulus schreibt: »Euer
Wort sei allezeit in Gnade« (Kol.4:16); »Kein faules Wort gehe aus eurem Mund
hervor, sondern nur ein gutes, wenn es der Auferbauung bedarf, damit es den Hörenden
Gnade gebe« (Eph.4:29).
Jetzt kommt Jakobus auf die Weisheit zu sprechen. Weisheit ist vonnöten, nicht nur, um die Zunge zügeln zu können. »Wer unter euch ist weise und ein den Glaubenden Meisternder? Der zeige durch sein edles Verhalten seine Werke in der Sanftmut der Weisheit« (Vers 13). Wer wirklich weise ist und fest im Glauben steht, dessen edles Verhalten wird an seinen Werken erkennbar sein, die er in der Sanftmut tut, die aus der Weisheit kommt. - Weise ist, wer die Worte Gottes hört und tut (Mat.7:24). Und der Anfang der Weisheit ist die Furcht Jewes (Ps.111:10; Spr.9:10).
Das Gegenteil wird in den Versen 14 bis 16 beschrieben: »Wenn ihr aber
bittere Eifersucht und Ränke in eurem Herzen habt, prahlt und lügt ihr da
nicht wider die Wahrheit? Dies ist nicht Weisheit, die von oben herabkommt,
sondern eine, die irdisch, seelisch, dämonisch ist. Denn wo Eifersucht und Ränke
herrschen, dort ist auch Aufruhr und jede schlechte Sache.« Jakobus nennt die
»Weisheit von unten« irdisch, seelisch, dämonisch. Diese drei Begriffe
sprechen zwar verschiedene Ebenen an, die Welt, den Menschen und die bösen
Geister, man wird aber nicht sagen können, ein bestimmtes Verhalten in einem
konkreten Fall sei nur irdisch, dem Geist der Welt entsprechend, oder nur
seelisch, dem unerlösten Menschen gemäß, oder nur dämonisch, von Dämonen
beeinflusst, da dies alles doch sehr miteinander verwoben ist und Jakobus alles,
was er aufgezählt hat, ob Eifersucht oder Ränke, sowohl als irdisch und
seelisch wie auch als dämonisch bezeichnet. Vergessen wir nicht, dass die Welt
in dem Bösen, dem Satan, liegt (1.Joh.5:19) und der Satan in den Söhnen
der Widerspenstigkeit wirkt (Eph.2:2).
»Die Weisheit aber von oben ist vor allem lauter, darauf friedsam, gelinde, fügsam, angefüllt mit Erbarmen und guten Früchten, nicht Unterschiede machend [unparteiisch], ungeheuchelt. Die Frucht aber der Gerechtigkeit wird für die in Frieden gesät, die den Frieden wirken« (Verse 17+18).
Aus der Lauterkeit, die mit Reinheit, Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit
umschrieben werden darf, folgen Friedfertigkeit, Lindigkeit, Fügsamkeit,
Barmherzigkeit und viele andere gute Früchte.
Ein solches gerechtes Handeln in der Weisheit von oben trägt Frucht. Und
wer darf sie ernten? Diejenigen, die den Frieden wirken. Für diese sät Gott
die Frucht. Und wie sieht diese Frucht aus? Mit Jesaia 32:17 gesagt: »Das Tun
der Gerechtigkeit wird Frieden und Wohlstand bringen und der Dienst der
Gerechtigkeit Ruhe und vertrauensvolle Sicherheit bis zum Äon.« Mit Matthäus
5:9 gesprochen: »Glückselig sind die Friedensstifter, denn sie sollen Söhne
Gottes genannt werden.«
Aber noch immer wandeln viele in der Sünde. In Kapitel 1:12-15 hatte Jakobus schon dargelegt, wie es dazu kommt: Man wird versucht, wenn man von der eigenen Begierde gelockt wird. Wenn die Begierde empfangen hat, dann gebiert sie die Sünde. Und die vollzogene Sünde erzeugt nur Tod und Verderben.
Dies zeigen auch die Verse 1 bis 3 des vierten Kapitels: »Woher kommen
Streit und woher Zank unter euch? Kommen sie nicht von hier: aus euren Lüsten,
die in euren Gliedern Krieg führen? Ihr begehrt und habt doch nichts; ihr
mordet und eifert und könnt doch nichts erlangen; ihr zankt und streitet und
habt nichts davon, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und erhaltet nichts, weil
ihr übel bittet, um es für eure Lüste zu verbrauchen.«
Da es bei allem Zank und Streit darum geht, etwas zu erlangen, wäre der
richtige Weg doch der, Gott, den Geber aller Gaben, um das zu bitten, was man
begehrt. Dabei würde man wie von selbst auf den Gedanken kommen, ob die Bitte
denn dem Willen Gottes entspräche, denn nur diese Bitten werden erhört
(Joh.14:14; 1.Joh.5:14). Doch die einen bitten nicht. Und die anderen bitten übel,
weil sie es für ihre Lüste verbrauchen und nicht zu Gottes Verherrlichung
einsetzen wollen.
Die Schärfe der folgenden Verse 4 bis 6 ist wohl nötig, um die Juden zur Umsinnung zu bewegen: »Ihr Ehebrecher und Ehebrecherinnen! Wisst ihr nicht, dass die Freundschaft dieser Welt Feindschaft Gott gegenüber bedeutet? Wer nun beabsichtigt, der Welt Freund zu sein, wird als Feind Gottes hingestellt. Oder meint ihr, dass die Schrift dies vergeblich sagt? Sehnt sich der Geist, der in uns wohnt, nach Neid? Die Gnade, die Er gibt, ist doch größer! Darum sagt Er: Gott widersetzt Sich den Stolzen, den Demütigen aber gibt Er Gnade.«
Ehebrecher sind sie, zum einen buchstäblich, zum anderen im übertragenen
Sinn, da sie den Bund, den Jewe mit ihnen geschlossen hat, nicht halten
(Jer.31:32) und weil sie mit der Welt in ein freundschaftliches Verhältnis
treten statt Gott treu zu sein (Jes.57:3). Der Geist der Welt ist gottfeindlich.
Die Welt hasst die Gläubigen (Joh.15:18). Der Welt Freunde sind sie, um
unbehelligt leben zu können und reich zu werden. Damit sind sie Feinde Gottes,
denn »niemand kann zwei Herren sklaven; denn entweder wird er den einen hassen
und den anderen lieben. oder er wird für den einen einstehen und den anderen
verachten. Ihr könnt nicht Gott sklaven und dem Mammon. ... Ihr sollt euch
nicht sorgen und sagen: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Womit
sollen wir uns umhüllen? Denn nach all diesem trachtet man bei den Nationen.
Eurer himmlischer Vater weiß doch, dass ihr all dieser Dinge bedürft. Suchet
nun zuerst das Königreich und seine Gerechtigkeit, und man wird euch dies alles
hinzufügen« (Mat.6:24,31-33).
Die Schrift sagt nicht vergeblich, dass Israel keine anderen Götter
haben soll neben Jewe Elohim, Ihm ins Angesicht (2.Mose 20:3).
Seid nicht neidisch auf die Welt, ihre Götter und ihren Mammon. Diesen
Gedanken bringt Jakobus mit den Worten zum Ausdruck: »Sehnt sich der Geist, der
in uns wohnt, nach Neid?« Ist der Geist Gottes, der in euch wohnt, etwa
neidisch? Neidet er jemandem etwas? Die Gnade Gottes ist doch viel größer als
alles, was die Welt bieten kann.
Darum widersetze dich nicht länger, sondern suche Gottes Gnade zu
erlangen. Denn »Gott widersetzt Sich den Stolzen, den Demütigen aber gibt Er
Gnade.« Dies steht bereits in den Sprüchen 3:34 geschrieben: »Er [Jewe], Er
spottet den Spöttern, aber den Demütigen gibt Er Gnade« (vgl. 1.Pet.5:5). So
lasst euren Stolz, in der Welt etwas zu gelten, hinter euch und beugt euch vor
Gott nieder, damit ihr Gnade erhalten möget!
Dies ist nicht die bedingungslose und überströmende (Röm.5:20) Gnade,
in der wir, die Glieder der Gemeinde, die Christi Körper ist (Eph.1:22,23), in
der gegenwärtigen, dem Apostel Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Verwaltung
(Eph.3:2; Kol.1:25) gerettet wurden. Für uns heißt es: »In der Gnade seid ihr
Gerettete, [allein] durch Glauben, und dies ist nicht aus euch, sondern Gottes
Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme« (Eph.2:8,9).
Was Jakobus nun in den Versen 7 bis 10 schreibt, ist nur konsequent: »Ordnet euch nun Gott unter, widerstehet aber dem Widerwirker, und er wird von euch fliehen. Naht euch Gott, und Er wird Sich euch nahen. Reinigt eure Hände, ihr Sünder, und läutert eure Herzen, die ihr eine doppelte Seele habt! Fühlt euch elend, trauert und jammert. Euer Lachen verkehre sich in Trauer und die Freude in Niedergeschlagenheit. Demütigt euch nun vor den Augen des Herrn, und Er wird euch erhöhen.«
Jakobus ruft zur Umsinnung auf. Ordnet euch nun Gott unter! Dies ist
ohnehin die einzig wahre Haltung eines jeden Geschöpfes und gleichwohl mit
einer besonderen Verheißung verbunden, denn Gott untergeordnet sein bedeutet
Leben (Heb.12:9), Leben heute in der Freude des Glaubens vor dem Angesicht
Gottes und Leben dann bereits in den kommenden Äonen, vor der Vollendung
(1.Kor.15:24).
Wer sich Gott zuwendet, wendet dem Satan den Rücken zu. Mit welchen
Thesen auch immer jener die Gläubigen verführen möchte - sobald sie ihre
Gedanken dem Wort Gottes unterordnen und sagen: »Es steht geschrieben!«,
machen sie dieselbe Erfahrung wie unser Herr nach der Versuchung durch Satan in
der Wildnis: »Dann verließ Ihn der Satan« (Mat.4:1-11). Satan hat keine
Chance bei denen, die fest im Glauben sind und ihm daher widerstehen
(1.Pet.5:9).
Alle Ermahnungen des Jakobusbriefs, sei es, nicht zu sündigen oder die
Zunge zu zügeln, gipfeln darin, dem Satan nicht willfährig zu sein, sondern
Gott zu gehorchen.
Naht euch zu Gott, und Er wird Sich euch nahen! Wie oft haben die Juden
dies schon gehört, zum Beispiel durch Sacharja: »So spricht Jewe der Heere:
Kehrt um zu Mir - das ist ein Ausspruch Jewes - und Ich werde umkehren zu euch«
(Sach.1:3). Er wird allen nahe sein, die Ihn anrufen, allen, die Ihn in Wahrheit
anrufen (Ps.145:18).
Zuvor muss man sich nach dem Evangelium der Beschneidung allerdings
reinigen und läutern (Ps.18:21; Jes.1:16; 1.Joh.3:3). Umsinnung ist
erforderlich, um das äonische Leben im Königreich Israels zu erlangen
(Mark.1:15). Im Grunde ist Glauben dafür vonnöten, denn durch ihn werden die
Herzen gereinigt (Ap.15:9).
Uns dagegen ist nach dem Evangelium der Unbeschnittenheit (Gal.2:7), nach
der Lehre des Apostels Paulus, reine Gnade widerfahren. Heute herrscht die Gnade
(Röm.3:24; 5:21). Und die Gnade erzieht uns, unsere Untugenden abzulegen und
uns zu reinigen - in Auswirkung unserer Rettung und nicht als Bedingung zur
Rettung (Tit.2:11-14).
Trauert und jammert! Euer hochmütiges Lachen muss ein Ende haben! Mit
Joel 2:12 gesagt: »Das ist der Ausspruch Jewes: Kehrt um zu Mir mit eurem
ganzen herzen und in Fasten, in Weinen und in Klagen.« Denn »Jewe weilt in der
Höhe und im Erhabenen und bei dem, der zerschlagenen und erniedrigten Geistes
ist« (Jes.57:15). Also sagt Jewe: »Auf den will Ich blicken, der gedemütigten
und zerschlagenen Geistes ist, der da erzittert vor Meinem Wort« (Jes.66:2;
vgl. Ps.51:19).
»Demütigt euch nun vor den Augen des Herrn, und Er wird euch erhöhen«
(Vers 10). In diesem Sinn hatte Jewe schon zu König Salomo geredet
(2.Chr.7:14). Unser Herr Jesus sagt: »Jeder, der sich selbst erhöht, wird
erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden«
(Luk.14:11). Und Petrus schreibt: »Demütigt euch nun unter die gewaltige Hand
Gottes, damit Er euch zur rechten Frist erhöhe!« (1.Pet.5:6).
Möge der Brief des Jakobus die zwölf Stämme, wenn sie ihn in der
Endzeit lesen werden, zur Umsinnung führen, damit sie gerettet werden!
(Jakobus 4:11-5:20)
Mancherlei Ermahnungen muss Jakobus noch aussprechen, um die zwölf Stämme zurechtzubringen.
Verleumdet
einander nicht!
»Verleumdet einander nicht, Brüder. Wer den Bruder verleumdet oder seinen Bruder richtet, der verleumdet das Gesetz und richtet das Gesetz. Wenn du aber das Gesetz richtest, bist du nicht ein Täter des Gesetzes, sondern ein Richter. Einer allein ist der Gesetzgeber und Richter, Er, der retten und umbringen kann. Wer aber bist du, der du den Nächsten richtest?« (Kap.4:11,12).
Redet nicht abfällig übereinander, Brüder, verbreitet nichts Unwahres
über jemanden und richtet auf keinen Fall! Denkt auch an Sprüche 17:9: »Wer
Vergehen zudeckt, sucht Liebe zu üben; wer aber eine Sache immer wieder aufrührt,
entzweit Vertraute.«
Inwiefern verleumdet und richtet jemand, der solches dennoch tut, das
Gesetz? Weil er sich an die Stelle des Gesetzes setzt und es damit als gering
beurteilt. Er hat sein eigenes Gesetz aufgerichtet, nach welchem er richtet, und
maßt sich das Richteramt an. Damit setzt er sich an die Stelle Gottes, des
alleinigen Gesetzgebers und Richters. Nur Gott hat das Recht, das Urteil zu
sprechen. Nur Einer ist es, der entweder für die zukünftigen Äonen rettet und
das Leben gibt oder in der Gehenna umbringt (Mat.10:28). »Jewe ist unser
Richter, Jewe ist unser Satzungsgeber«, sagt Jesaia (33:22).
»Lieben sollst du deinen Nächsten«, sagt das Gesetz (3.Mose 19:18),
nicht richten, als ob Gott zu geduldig sei und immer noch nicht gerichtet habe.
Dem Demütigen gibt Gott Gnade, nicht dem Hochmütigen, der das Richteramt an
sich reißt.
»Der mich aber erforscht, ist der Herr!«, schreibt Paulus in
1.Korinther 4:4,5. »Richtet daher nichts vor der gebührenden Zeit, bis der
Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die
Ratschläge der Herzen offenbaren wird.«
Richten ist verboten, denn der Herr Jesus Christus sagt: »Richtet nicht,
und auch ihr werdet keinesfalls gerichtet werden! Sprecht nicht schuldig, und
auch ihr werdet keinesfalls schuldig gesprochen werden. Lasst frei, und auch ihr
werdet freigelassen werden!« (Luk.6:37).
Herbei
nun, ihr Händler!
Auch das in den Versen 13 bis 17 geschilderte Gebaren vieler Juden ist das Gegenteil von Demut und Unterordnung unter Gott: »Herbei nun, die ihr sagt: Heute oder morgen werden wir in diese oder jene Stadt gehen und dort ein Jahr verbringen, Handel treiben und gewinnen. (Diese wissen nicht über den morgigen Tag Bescheid; denn welcher Art ist euer Leben? Wie Dampf seid ihr doch, der kurz erscheint und darauf verschwindet.) Anstatt dass ihr sagt: So der Herr will und wir leben, werden wir dies oder jenes tun. Nun aber prahlt ihr in eurer Hoffart. All solches Rühmen ist böse. Denn wer nun trefflich zu handeln weiß und es nicht tut, für den ist es Sünde.«
Diese Worte sind eindringlich. Wie kann man sich angesichts der Vergänglichkeit
nur selbst so überheben? Dass unsere Tage und unser Leben wie Dampf vergehen,
bezeugt die Heilige Schrift vielfach (Ps.39:5-7; 102:4; Pred.6:12). Wir haben
somit keinen Grund, uns zu rühmen, wissen wir zudem doch nicht einmal, was
morgen geschehen wird. »Rühme dich nicht des morgigen Tages«, sagte König
Salomo, »denn du weißt nicht, was ein Tag gebiert« (Spr.27:1).
Wer nun trefflich zu tun weiß, nämlich sich in der Abhängigkeit von
Gott zu sehen, und es nicht tut, für den ist es Sünde. Dieser Vers 17 hat
generelle Bedeutung. Möge unser Gott und Vater ihn uns ans Herz legen und uns
im rechten Moment daran erinnern, damit wir das als trefflich Erkannte nicht
unterlassen.
Und bei all unseren Plänen sollten wir stets daran denken - es muss
nicht immer ausgesprochen werden -: So der Herr will, werde ich dies oder jenes
tun. Von Paulus ist es mehrmals bezeugt, dass er sagte: So Gott will, werde ich
... (Ap.18:21; 1.Kor.4:19; Heb.6:3). Ebenso wie der unseres großen Vorbildes
Jesus Christus möge auch unser ganzer Wille darauf ausgerichtet sein, unseren
Dienst in Seinem Werk nach Seinem Willen zu tun. Er sagt: »Meine Speise ist
die, dass Ich den Willen dessen tue, der Mich gesandt hat, und Sein Werk
vollende« (Joh.4:34).
Herbei
nun, ihr Reichen!
»Herbei nun, ihr Reichen« - vollmächtiglich entlarvt Jakobus sie in den Versen 1 bis 6 des fünften Kapitels -, »jammert und heult über euer Elend, das über euch kommt. Euer Reichtum ist verfault, und eure Kleider sind zum Mottenfraß geworden. Euer Gold und Silber ist zerätzt, und ihr Ätzgift wird gegen euch Zeugnis ablegen, und das Ätzgift wird euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr speichert noch in den letzten Tagen Schätze auf. Siehe, der Lohn, der von euch den Arbeitern, die eure Äcker gemäht haben, entzogen worden ist, schreit, und die Hilferufe der Erntenden sind in die Ohren des Herrn Zebaoth [des Herrn der Heere] eingegangen (5.Mose 24:14,15). Ihr schwelgt auf Erden und verschwendet. Ihr nährt eure Herzen wie an einem Schlachttag. Ihr sprecht schuldig, ihr ermordet den Gerechten; und er widersetzt sich euch nicht.«
Ähnliches haben schon die Propheten Israel vorgehalten. Aber auch das
Wort des Jakobus ist ein prophetisches, zumal es sich besonders in der Zeit des
Zorns und des gerechten Gerichts Gottes erfüllen wird.
Die Reichen haben ihren Zuspruch vorweggenommen (Luk.6:24), den Wohlstand
schon vor der Zeit des Königreichs genossen. In den letzten Tagen haben sie
sich Schätze aufgespeichert (Mast.6:19). Und wo ihr Schatz ist, da ist auch ihr
Herz. Die letzten Tage meinen die nach der Himmelfahrt des Herrn Jesus Christus
bis zu Seiner Wiederkunft vebleibenden.
Nicht der Reichtum ist verwerflich, sondern dass jemand sein Herz daran hängt.
Wer mit allen Mitteln reich werden will, wird in Versuchungen und unvernünftige
und schädliche Begierden fallen, denn eine Wurzel aller Übel ist die Geldgier
(1.Tim.6:9,10).
In der Endzeit und im Hinblick auf das Königreich Israels wird den
Reichen nichts bleiben; im Gericht bleibt ihnen nur Jammern und Heulen.
Und die Gerechten haben sich ihnen, ihren Unterdrückern und ungerecht
Richtenden, nicht widersetzt (Vers 6)! Mögen wir stets dieses Vorbildes der bewährten
Gläubigen und Demütigen eingedenk sein!
Seid
nun geduldig, Brüder!
Nun wendet sich Jakobus den Gläubigen mit dem tröstenden und erwartungsfroh machenden Zuspruch zu, dass die Wiederkunft Jesu Christi nahe ist. Er schreibt in den Versen 7 und 8: »Seid nun geduldig, Brüder, bis zur Anwesenheit des Herrn. Siehe, der Landmann wartet auf die kostbare Frucht der Erde und geduldet sich auf sie, bis sie den Regen, den frühen und den späten, erhält. Seid nun auch ihr geduldig und festigt eure Herzen, weil sich die Anwesenheit des Herrn genaht hat.«
Seid geduldig, ihr Treuen! Ergrimmt nicht in Ungeduld! Harrt aus! Die
beiden zukünftigen Äonen mit der Anwesenheit des Herrn in Israel sind nahe. »Juble,
Tochter Zion, jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe! Dein König kommt zu dir!«
Dieses Wort aus Sacharja 9:9 wird sich vollends erfüllen. »Und Jewe wird König
sein über die ganze Erde; an jenem Tag wird Jewe der Einzige sein und Sein Name
der einzige« (Sach.14:9).
Festigt eure Herzen, seid zuversichtlich und somit stark! »Erhebt, ihr
Tore, eure Häupter, erhebt euch, ihr äonischen Pforten, und einziehen wird der
König der Herrlichkeit!« (Ps.24:7).
Lernt Geduld von dem Landmann. Er weiß, dass die Frucht ihre Zeit
braucht und des frühen und späten Regens bedarf. Der Frühregen im Oktober
bereitet den Boden für die Wintersaat vor und bringt die Saat zum Keimen. Der
meiste Regen fällt sodann im Dezember und Januar. Und der Spätregen im April
bringt die Frucht zur Reife (5.Mose 11:14).
Gott Selbst hat Geduld. Petrus sagt es: »Der Herr ist nicht säumig mit
der Verheißung ..., sondern Er hat Geduld um euretwillen, da Er nicht
beabsichtigt, dass einige umkommen, sondern dass alle für die Umsinnung Raum
machen« (2.Pet.3:9).
Darum lebt in freudiger Erwartung! In der Endzeit, wenn die gläubigen
Juden Jesus als den im Fleisch gekommenen Messias bezeugen (1.Joh.4:2), wird
alles viel schneller vor sich gehen, als manche meinen, denn Jesus sagt: »Ja,
ihr werdet um Meines Namens willen von allen gehasst werden. Wer aber bis zur
Vollendung ausharrt, der wird gerettet werden. Wenn man euch in dieser Stadt
verfolgt, so flieht in die andere; denn wahrlich, Ich sage euch: Ihr werdet mit
den Städten Israels keinesfalls fertig werden, bis der Sohn des Menschen kommt«
(Mat.10:22,23).
Seufzet
nicht gegeneinander!
Jakobus ermahnt im Hinblick auf die Anwesenheit des Herrn und Sein Königreich in Vers 9: »Seufzet nicht gegeneinander, Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor den Türen.« Der Richter, der Herr Jesus Christus, dem der Vater alles Gericht übergeben hat, da Er ein Menschensohn ist (Joh.5:22,27), entscheidet, ob jemand an der ersten Auferstehung teilhat, der zum äonischen Leben - es sind dies, die das Gute getan haben -, oder an der zweiten, der zum Gericht vor dem großen, weißen Thron - es sind dies, die das Schlechte verübt haben (Joh.5:29).
Über Glaubensgeschwister seufzen - über ihre magere Schriftkenntnis,
ihre schwache Gotteserkenntnis, ihre Unmündigkeit, ihr fleischgemäßes
Verhalten, ihre mangelnde Unterscheidung zwischen dem Evangelium der
Beschneidung und dem der Unbeschnittenheit (Gal.2:7) - selbst dann, wenn das
Seufzen über solcherlei Dinge in Traurigkeit geschieht und in der Bereitschaft,
ihnen zurechthelfen zu wollen, ist das Seufzen nicht angebracht, da Gott
kritisiert wird, der das Maß des Glaubens festsetzt (Röm.12:3).
Auf gar keinen Fall angebracht ist das Seufzen gegeneinander, in Überhebung
über den anderen. Das ist eine Form des Richtens; und das Richten steht den
Menschen, wie wir eingangs schon gehört haben, nicht zu. Einer ist Richter, und
der steht schon vor den Türen. Des Herrn Tag ist nahe (Off.1:10). Das Gericht
vor dem großen, weißen Thron erwartet die Untreuen und die Richtenden.
Vergesst nicht: »Mit welchem Urteil ihr richtet, werdet auch ihr gerichtet
werden, und mit welchem Maß ihr messt, wird man auch euch messen« (Mat.7:2).
Wie völlig anders ist unser, der Gemeinde, die Christi Körper ist (Eph.1:22,23), Ausblick gemäß dem Evangelium der Unbeschnittenheit, das dem Apostel Paulus enthüllt wurde (Gal.1:12; 2:7). Wir erwarten den Retter (Phil.3:20)! »Denn in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies ist nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme« (Eph.2:8,9).
Im Zusammenhang mit dem von der Ungeduld mitbestimmten Seufzen gegeneinander und mit der in den Versen 7 und 8 ausgesprochenen Notwendigkeit des Geduldigseins bis zur Anwesenheit des Herrn schreibt Jakobus nun in den Versen 10 und 11: »Nehmt euch, meine Brüder, als Beispiel des Erleidens von Üblem und der Geduld [die ihr habt] die Propheten, die im Namen des Herrn gesprochen haben. Siehe, wir preisen die glückselig, die ausharren. Vom Ausharren Hiobs habt ihr gehört und den Abschluss des Herrn gewahrt, da der Herr voll innerstem Erbarmen und mitleidig ist.«
Propheten sind Menschen, die in Gottes Auftrag und an Seiner Stelle
gesprochen haben, sei es vergangenheits-, gegenwarts- oder zukunftsbezogen.
Diese, die im Namen des Herrn gesprochen haben und verfolgt wurden, sollen sich
die Juden zum Vorbild nehmen. Es ist nun einmal so in dieser Welt, die einen
anderen Geist hat als wir, dass alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus,
verfolgt werden (2.Tim.3:12). Der Herr Jesus sagte: »Ebenso verfolgte man die
Propheten, die vor euch waren« (Mat.5:12) und Stephanus rief aus: »Welchen der
Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? « (Ap.7:52). Sie harrten geduldig
in ihren Leiden aus. Außerdem waren sie geduldig im Hinblick auf die Frage,
wann das von ihnen Geweissagte eintreffe (vgl. 1.Pet.1:10-12).
Vom Ausharren Hiobs haben auch wir gehört. So sagte er: »Jewe hat
gegeben, Jewe hat genommen - der Name Jewes sei gesegnet« und schrieb Elohim
nichts Ungereimtes zu (Hiob 1:21,22). Wir wissen auch um den herrlichen Ausgang,
den der Herr ihm bereitet hatte (Hiob 42), denn »mitleidsvoll und gnädig ist
Jewe ... und groß an Huld« (Ps.103:8). - Das heißt konsequenterweise für die
Gläubigen: »Werdet daher mitleidig, so wie auch euer Vater mitleidig ist!«
(Luk.6:36).
Ausharren - die Juden müssen nach dem Evangelium der Beschneidung
ausharren bis zur Vollendung, um gerettet zu werden (Mat.10:22; 24:13;
Luk.21:19; Off.13:10; 14:12). Da nach diesem Israel angehenden Glaubensgut im
Glauben zu bleiben (Joh.15:4,6; 1.Joh.3:24) und edle Werke zu tun (Jak.2:24;
2.Pet.1:10,11) Voraussetzungen zur Rettung sind, sind auch Kontinuität und
mithin Geduld und Ausharren erforderlich.
Der Inhalt von Vers 12 ist uns auch aus dem Mund unseres Herrn Jesus Christus bekannt: »Vor allem aber, meine Brüder, schwört nicht, weder bei dem Himmel noch bei der Erde, noch irgendeinen anderen Eid. Euer Ja sei Ja und euer Nein sei Nein, damit ihr nicht unter das Gericht fallt.« Das Verbot des Schwörens ist hier wie auch in Matthäus 5:34 absolut! Wer glaubwürdig ist, hat es sowieso nicht nötig, eine Aussage durch einen Schwur zu bekräftigen. Alles, was über das Ja, Ja und Nein, Nein hinausgeht, ist vom Bösen, hatte der Herr gesagt (Mat.5:37), und kommt somit, wie Jakobus schreibt, vor das Gericht.
Jakobus wendet sich dem Gebet zu, zunächst mit Vers 13: »Leidet jemand unter euch Übles, so bete er. Ist jemand guten Mutes, so spiele er auf Saiten.« Vertrauensvoll dürfen sich die, die Übles leiden, sei es durch Dritte oder widrige Umstände dieser Welt, an unseren treuen Gott und Vater wenden. Zugleich werden sie auch für ihre Feinde beten. »Rufe Mich am Tage der Bedrängnis«, sagt Elohim in Psalm 50:15, »so werde Ich dich befreien, und du wirst Mich verherrlichen.« - Fühlt sich jemand wohl - hier denken wir an Kolosser 3:16: »Singt Gott in Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern voll Dankbarkeit in euren Herzen.« Und die Glaubensgeschwister in ihrem Umkreis werden sich mit den sich Freuenden freuen und mit den Schluchzenden schluchzen (Röm.12:15).
Paulus und Silas im Gefängnis in Philippi sind uns in all diesem ein
Vorbild, denn um Mitternacht beteten sie und lobsangen Gott (Ap.16:25).
Wir betrachten die Verse 14 bis 16: »Ist jemand unter euch krank und schwach, so lasse er die Ältesten der herausgerufenen Gemeinde rufen; sie sollen über ihm beten und ihn im Namen des Herrn mit Öl einreiben, und das Gelübde des Glaubens wird den Wankenden retten, und der Herr wird ihn aufrichten. Wenn er Sünden begangen hat, so wird ihm vergeben werden. Bekennet nun einander offen die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet.«
Damals, in der pfingstlichen Heilsverwaltung, als die Kräfte des zukünftigen
Äons noch wirksam waren (Heb.6:5), waren Krankenheilungen nichts Außergewöhnliches.
So lesen wir in Markus 6:13 von den Jüngern Jesu: »Auch trieben sie viele Dämonen
aus und rieben viele Sieche mit Öl ein und heilten sie.«
Wie sollte es in den jüdischen Gemeinden vor sich gehen?
Der Kranke sollte die Ältesten seiner Gemeinde zu sich rufen. Sie
sollten bei ihm beten, also den anrufen, dem nichts unmöglich ist. Sie sollten
ihn im Namen des Herrn mit Öl einreiben. Öl war in der Antike ein anerkanntes
Heilmittel, auf Gläubige angewandt zugleich das Symbol für die Wirksamkeit des
Geistes Gottes. Der Kranke sollte das Gelübde des Glaubens zum Ausdruck
bringen, ein Gelöbnis, künftig in Glaubenstreue zu wandeln. Gewiss sollte er
auch glauben, dass der Herr ihn jetzt heilen werde. Und der Herr wird ihn
aufrichten.
Für den Fall, dass der Kranke Sünden begangen hat, wird ihm aufgrund
seines Glaubens, der mit Umsinnung und dem Willen zu künftiger Treue verbunden
ist, vergeben werden.
Dies erinnert uns an Matthäus 9:1-8, wonach Jesus den Glauben derer
gewahrte, die einen Gelähmten zu Ihm brachten, zu welchem Er sagte: »Fasse
Mut, Kind! Deine Sünden sind dir erlassen!« und ihn heilte. Es kann mithin ein
Zusammenhang zwischen Sünde und Krankheit bestehen, wie auch aus 1.Korinther
11:29,30 hervorgeht; in Korinth gab es deshalb so viele Schwache und Sieche
unter den Gläubigen, weil sie das Gedächtnismahl in unwürdiger Weise nahmen,
in egoistischer und gedankenlose Haltung.
Zurück zu unserem Abschnitt, und zwar zu Vers 16. Der Kranke hatte,
falls er Sünden getan hatte, diese offen zu bekennen. So heißt es auch in
1.Johannes 1:9: »Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht,
dass Er uns unsere Sünden erlässt und uns von jeder Ungerechtigkeit reinigt.«
Die uns, die Leibesgemeinde (Eph.1:22,23), in der gegenwärtigen, dem
Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Verwaltung (Eph.3:2; Kol.1:25) betreffende
Rechtfertigung von den Sünden ein für allemal allein durch Glauben, ist dem
Evangelium der Beschneidung fremd.
Und schließlich schreibt Jakobus in Vers 16 nochmals vom Beten: »Und
betet füreinander, damit ihr geheilt werdet.«
Und dann geschah dem Kranken, wie es einst Hiob
ergangen war - er wurde geheilt: »Und Jewe wendete die Gefangenschaft
Hiobs, als der zugunsten seiner Freunde betete« (Hiob 42:10).
Beten ist wirksam. Jakobus führt Elia als Beispiel dafür an: »Wirksames Flehen eines Gerechten vermag viel. Elia war ein Mensch von gleicher Empfindung wie wir, und er betete ein Gebet, dass es nicht regne; und es regnete drei Jahre und sechs Monate nicht auf das Land. Und wieder betete er, und der Himmel gab Regen, und das Land ließ seine Frucht keimen« (Verse 16b-18; vgl. 1.Kön.17:1; 18:42-45; Luk.4:25). Elia hatte schlicht und mit ganzem Ernst gebetet. Das Gebet eines Gerechten vermag viel, weil es an den Allesbewirkenden gerichtet ist. Ein Gerechter nach dem Evangelium der Beschneidung ist jemand, der glaubt und gerecht handelt (Jak.2:24). Die Gebete derer werden erhört, die Gottes Gebote halten und das vor Seinen Augen Wohlgefällige tun (1.Joh.3:22). Nur wer Gottes Willen gemäß betet, wird erhört (1.Joh.5:14; vgl. Joh.14:14; Mark.11:24).
Wir dagegen wissen nicht, was wir beten sollten - gemäß dem, was sein muss -, wir wissen aber, dass Gott denen, die Ihn lieben, alles zum Guten zusammenwirkt - denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind (Röm.8:26-28).
Wir kommen zum Schluss des Briefes. Des Jakobus letztes und überaus wichtiges Anliegen ist es, dass nicht nur sein Brief, sondern auch die Brüder einander zur Umsinnung führen mögen: »Meine Brüder, wenn jemand unter euch vom Weg der Wahrheit abgeirrt ist und einer ihn zurückführt, so erkenne er, dass, wer einen Sünder vom Irrtum seines Weges zurückführt, dessen Seele aus dem Tode retten und eine Menge Sünden bedecken wird« (Verse 19+20). Mögen die Gläubigen einander zurechthelfen! Die Gefahr des Abirrens wird ganz besonders in der Endzeit überhandnehmen (Off.2:20; 12:9; 13:14). Es ist ein schwieriger, aber kostbarer Dienst, einen von Betrügern oder gar vom Antichristus getäuschten Bruder zur Wahrheit und zur Treue dem Herrn Jesus Christus gegenüber zurückzuführen, doch das Herz der Gläubigen verlangt danach, wie Psalm 51:15 sagt: »Ich will die Frevler Deine Wege lehren, dass die Sünder sich zu Dir hinkehren.« Der Herr Jesus hat den Auftrag dazu erteilt: »Wenn nun dein Bruder sündigt, so gehe hin und überführe ihn zwischen dir und ihm allein. Wenn er auf dich hört, hast du einen Bruder gewonnen« (Mat.18:15).
Die Seele, sie ist das Bewusstsein, des abgeirrt Gewesenen wird insofern aus dem Tode gerettet, als er in den kommenden Äonen nicht im Tode sein, sondern das äonische Leben im Königreich Israels haben wird. Seine Sünden werden zugedeckt sein, wie in Psalm 32:1 geschrieben steht: »Glückselig der, dessen Übertretung vergeben, dessen Sünde bedeckt ist.«
Ja, »glückselig der Mensch, dem Jewe seine Verwerflichkeit nicht
anrechnet« (Ps.32:2; Röm.4:8)!
Es sei noch angefügt, dass auch wir heute uns gegenseitig in aller
Weisheit belehren und ermahnen sollen (Kol.3:16). »Ein Sklave des Herrn soll
... gegen alle sanft sein, lehrtüchtig, Übles nachsichtig ertragend, die
Widerstrebenden in Sanftmut erziehen, ob ihnen Gott nicht Umsinnung gebe, um zur
Erkenntnis der Wahrheit zu kommen, damit sie wieder ernüchtert werden und aus
der Falle des Satans gelangen, zu desselben Willen sie von ihm lebendig gefangen
sind« (2.Tim.2:24-26).