Mitteilnehmer an der Gnade (Phil.1:1-11)
Zur Förderung des Evangeliums (Phil.1:12-18)
Bei weitem das Beste (Phil.1:18b-26)
Würdig des Evangeliums des Christus (Phil.1:27-30)
Die Gesinnung, die auch in Christus Jesus ist (Phil.2:1-11)
Mit Furcht und Zittern (Phil.2:12-18)
Alle anderen suchen das Ihre (Phil.2:19-24)
Haltet solche Brüder in Ehren (Phil.2:25-30)
Damit ich Christus gewinne (Phil.3:1-9)
Um Ihn zu erkennen (Phil.3:10-16)
Feinde des Kreuzes (Phil.3:17-4:3)
Freuet euch in dem Herrn allezeit! (Phil.4:4-9)
Alles vermag ich in Ihm, Christus (Phil.4:10-23)
Mitteilnehmer an der Gnade (Phil.1:1-11)
Der Brief des Apostels Paulus an die Philipper schildert den trefflichen Dienst dieser Heiligen. Was trefflich ist, soll auch uns ansprechen und anregen. Sie verstehen ihren Dienst als Mitteilnahme am Evangelium; sie leben im Evangelium des Apostels Paulus und für seine Verbreitung. Die Philipper sind Mitteilnehmer an der dem Paulus gewährten Gnade, in der sie leben und die sie zum Dienst bewegt.
Die Absender des Briefes sind »Paulus und Timotheus, Sklaven Christi Jesu« (Vers 1).
Paulus - sein Name ist Programm. Er verkündigt für die Zeit der Verwerfung Israels ein anderes Evangelium als die zwölf Apostel Israels zu ihrer Zeit. Es wurde ihm eigens enthüllt (Gal.1:12). Er wurde mit der gegenwärtigen Verwaltung (oder Haushaltung oder Verfahrensordnung) der Gnade Gottes beauftragt (Eph.3:2). Nach Galater 2:7 ist Paulus mit dem Evangelium der Unbeschnittenheit betraut und Petrus mit dem der Beschneidung. Paulus ist der Herold, Apostel und Lehrer der Nationen (l.Tim.2:7). Nur seine Briefe übermitteln uns die auf uns bezogenen Worte unseres erhöhten Herrn Christus Jesus und festigen uns (Röm.16:25).
Der Philipperbrief gehört zu den so genannten Gefangenschafts- oder Vollkommenheitsbriefen. Gefangenschaftsbriefe, weil Paulus den Epheser-, den Philipper- und den Kolosserbrief während seiner ersten Gefangenschaft in Rom schrieb. Vollkommenheitsbriefe, weil er mit ihnen sein Evangelium zur Reife brachte und die höchsten Segnungen und Herrlichkeiten darin in ihrem vollen Umfang darstellte.
Timotheus, der langjährige Begleiter und Mitarbeiter des Paulus, sein Glaubenskind rechter Art (l.Tim.l:2), trägt den Brief an die Philipper mit. Die Philipper bedürfen noch der abschließenden Anweisungen, wie sie ihren Dienst in Übereinstimmung mit den zu jener Zeit enthüllten höchsten Wahrheiten des Epheserrundbriefs zur Vollendung bringen sollen.
Beide, Paulus und Timotheus, nennen sich »Sklaven Christi Jesu«. »Christi Jesu« - die Stellung dieser Worte - zuerst der Titel, dann der Name - weist nicht auf den irdischen Dienst unseres Herrn Jesus Christus hin, sondern auf den zur Rechten Gottes sitzenden Herrn, in welchem wir mit jedem geistlichen Segen inmitten der überhimmlischen Geschöpfe gesegnet sind (Eph.l:3). Wir dienen dem verherrlichten Herrn als im Geist bereits in die überhimmlischen Orte Versetzte (Eph.2:6). Ein solcher Dienst sieht naturgemäß anders aus als der des Petrus und der Seinen auf Erden.
Als Sklaven Christi Jesu schreiben Paulus und Timotheus. Nur wer so aufopferungsvoll dient und darin Vorbild ist, kann andere dafür gewinnen. Paulus tritt nicht als Apostel auf, denn er verkündigt den Philippern keine neuen Wahrheiten, sondern sucht sie an den jetzt, in der neu angebrochenen Verwaltung der Gnade Gottes, allein rechten, Gott wohlgefälligen Dienst anzupassen (Eph.4:12).
Der Brief ist gerichtet an »alle Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind, samt den Aufsehern und Dienern.«
Als Heilige in Christus Jesus wurden damals die zum Körper Christi gehörenden, von Paulus gewonnenen Gläubigen bezeichnet, nicht die nach dem Königreich Israels ausschauenden. Heute gibt es keine Gläubigen, die nicht in Christus Jesus sind.
Alle Gläubigen sind Heilige, denn sie gehören Gott an. Da die Philipper auf dem besten Weg sind, ihre Heiligkeit in ihrem Gott wohlverehrenden Dienst in der Furcht Gottes zu vollenden, ist die Anrede als Heilige überaus angebracht.
Warum erwähnen Paulus und Timotheus die Aufseher und Diener besonders? - Diese beaufsichtigen oder tun wichtige Dienste in der herausgerufenen Gemeinde und prägen sie dadurch. Die Aufseher sehen nach den Heiligen, besuchen sie etwa auch und dienen mit mancherlei Zuspruch. Warum werden die Ältesten, die der Gemeinde doch vorstehen, nicht angesprochen? - Da es hier nicht um Fragen der Gemeindeleitung und -ordnung geht. Gleichwohl sind die Ältesten berührt, denn sie nehmen ja ebenfalls Aufseheraufgaben wahr.
In Vers 2 lesen wir den kostbaren Segensgruß: »Gnade sei euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!«
Gnade - durch sie sind wir gerettet worden; Gnade - in ihr stehen wir; Gnade - die Kraft für unseren Wandel und Dienst. Friede - für die, die sich allein durch Glauben gerechtfertigt wissen; Friede - denen, die in der Versöhnung Gottes leben; Friede - für die, die das Evangelium des Friedens bringen.
Paulus dankt für die Gemeinde der Philipper
Der Sklave Christi Jesu, Paulus, schreibt in den Versen 3 bis 5: »Ich danke meinem Gott bei allem Gedenken an euch, indem ich immer, in all meinem Flehen für euch alle, dieses Flehen mit Freuden tue, wegen eurer Beisteuer zum Evangelium vom ersten Tag an bis nun:«
»Ich danke meinem Gott bei allem Gedenken an euch.« Danken die Ältesten unserer Gemeinden Gott jedesmal, wenn sie an uns denken? Sicherlich danken sie unserem Gott und Vater, denn jeder Gläubige ist ein Beweis für die Kraft des Evangeliums (Röm.l:l6) und ein Zeugnis der Gnade. Doch - tun sie es mit Freuden? In Hebräer 13:17 ist zu lesen: »Vertrauet denen, die euch führen, und seid ihnen folgsam ..., damit sie dies mit Freuden tun und nicht unter Seufzen; denn dies wäre unvorteilhaft für euch.« Den Philippern jedoch kann Paulus sagen (Vers 4): »... indem ich immer, in all meinem Flehen für euch alle, dieses Flehen mit Freuden tue.« So soll es auch bei uns sein. Im übrigen: Je eifriger die Heiligen am Evangelium dienen und je mehr Freude sie machen, desto freudiger und inständiger werden die Ältesten für sie beten.
Die Beisteuer zum Evangelium
In Vers 5 fährt Paulus fort: » ... wegen eurer Beisteuer zum Evangelium vom ersten Tag an bis nun.« Der Beitrag der Philipper zur Verbreitung des Evangeliums des Apostels Paulus und zur Unterstützung derer, die sich in entsprechenden Diensten mühen, ist es nicht als solcher, weshalb Paulus mit Freuden fleht, denn er sucht nicht die Gabe, sondern die Frucht des Glaubens (Kap.4:17). Nur Gaben und Dienste, die Geistesfrucht sind, verherrlichen unseren Gott und Vater (Kap.1:11). Darum geht es dem Apostel.
Die Beisteuer der Philipper ist konkret gewordene Gemeinschaft in der Evangeliumsverkündigung, ihre Gabe ist eine treffliche Anteilnahme am Wort des verherrlichten Christus, das Paulus verkündigte. Er bestätigt ihnen in Kapitel 4:14,16: »... ihr handelt trefflich, an meiner Drangsal mit teilzunehmen. ... Denn auch als ich in Thessalonich war, sandtet ihr mir einmal oder zweimal etwas für meinen Bedarf.« Und aus Hebräer 13:16 wissen wir: »Vergesst ... nicht des Wohltuns und der Beisteuer, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen.« Über Gott Wohlgefälliges freut sich Paulus somit. Vom ersten Tag an bis nun standen die Philipper ihm bei. So eine vorbildliche Gemeinde war sicher eine Seltenheit; die Korinther jedenfalls gehörten nicht dazu. Er schrieb ihnen in 2.Korinther 11:8,9: »Andere herausgerufene Gemeinden habe ich beraubt, indem ich Kostrationen nahm, um den Dienst an euch zu tun. Als ich bei euch anwesend war und Mangel litt, fiel ich niemandem zur Last, denn meinen Mangel füllten die Brüder auf, die damals aus Mazedonien kamen.« Ob die Korinther sich durch die Versöhnungsgnade des zweiten Briefes ändern ließen? – In Philippi hat die Gnade schon Frucht gebracht, wie wir aus 2.Korinther 8:1-5 wissen:
»Wir machen euch nun, Brüder, mit der Gnade bekannt, die Gott in den herausgerufenen Gemeinden Mazedoniens gegeben hat: in Drangsal vielfach bewährt, fließt das Übermaß ihrer Freude bei ihrer tiefen Armut in den Reichtum ihrer Großmut über. Ich bezeuge, dass sie nach Kräften, ja über ihre Kraft, aus eigenem Antrieb uns mit vielem Zuspruch um den Gunsterweis der Gemeinschaft des Dienstes für die Heiligen anflehten. Und dies nicht nur so, wie wir es erwartet hatten, sondern sie gaben sich selbst zuerst dem Herrn und dann auch uns nach dem Willen Gottes.«- Mögen auch wir den Reichtum der Gnade erkennen, den wir in Christus Jesus haben, damit wir zu einer Dienstgemeinschaft werden und Frucht bringen.
Das gute Werk des Dienstes
Wir lesen Vers 6: »Und ich habe eben dies Vertrauen, dass Er, der unter euch das gute Werk angefangen hat, es bis zum Tage Jesu Christi auch vollenden wird.« Solch ein gutes Werk der Beisteuer zum Evangelium und des Mitwirkens an der Verbreitung des Evangeliums des Apostels Paulus ist nicht in jeder Gemeinde zu finden, doch unser herrlicher und treuer Gott bereitet Sich immer wieder goldene und silberne Gefäße zu Seiner Ehre zu, indem Er das Wollen und das Wirken nach Seinem Wohlgefallen in den Seinen bewirkt (Kap.2:13). Paulus hat das Vertrauen zu Gott, dass Er unter den Philippern das gute Werk der Mitteilnahme am Dienst bis zum Tage Jesu Christi vollenden wird. Dieser herrliche Tag ist der, auf den unser Herr sehnlich wartet, um uns in den Luftraum entgegenzukommen und in Sein überhimmlisches Königreich zu führen. Die in Christus Entschlafenen werden auferstehen und zugleich und zusammen mit uns, die wir noch leben, verwandelt und zu unserem geliebten Herrn und Retter entrückt werden. Von
diesem Tage an werden wir allezeit mit dem Herrn zusammensein (l.Thess.4:15-17). Bis dahin wird es geschehen, dass unser Gott und Vater uns in Liebe zum Wachsen bringt hinein in Ihn, der unser Haupt ist, Christus (Eph.4:l5).
Das Werk der Philipper ist eine Dienstleistung ihres Glaubens (Kap.2:17). Es wird bis zum Tage Jesu Christi vollendet werden. Was Gott anfängt, nämlich unsere innere Umgestaltung in Christus hinein und das entsprechende hingebungsvolle Dienen in aller Heiligkeit und rechter Gottwohlverehrung, das vollendet Er auch; spätestens vor der Preisrichterbühne des Christus. Dort vor dieser Bühne, dem Preisauszeichnungsgericht, wird alles offenbar werden, was wir durch den Körper verübt haben (2.Kor.5:10), und alles zurechtgebracht und vollendet werden. Unsere Werke im Dienst für den Herrn werden wie in Feuer geprüft. Für den Dienst, der der Prüfung standhält, werden wir Lohn bekommen (1.Kor.3:l2-l5). Nur der Dienst hält der Prüfung stand, der auf den Grund, den der Apostel Paulus für die gegenwärtige Verwaltung gelegt hat, aufbaut. Der Grund ist Jesus Christus; einen anderen als den von Paulus gelegten gibt es nicht (1.Kor.3:10,11). Mögen wir Gold, Silber und kostbare Steine darauf bauen, also entsprechend dem Gnadenreichtum des uns angehenden Evangeliums dienen, und nicht etwa Holz, Gras oder Stroh aufschichten.
Paulus fährt in Vers 7 a fort: »So wie es für mich gerecht ist, für euch alle darauf zu sinnen ...« Da unser treuer Gott und Vater die Philipper in ihrer Gesinnung und Dienstleistung vollenden will und Paulus das Vertrauen hat, dass Gott das Ziel erreicht, das Er für jeden Einzelnen gesteckt hat, ist es für den Apostel nur folgerichtig und gerecht, genau darauf zu sinnen. Nach etwas anderem zu trachten, wäre ungerecht. Er sinnt also darauf, wie er die Philipper fördern kann. Sein Brief dient dazu.
Mitteilnehmer an der Gnade des Paulus
In Vers 7 b folgt die Begründung für sein Sinnen: »... weil ihr alle (da ihr mich im Herzen habt, in meinen Fesseln wie auch in der Verteidigung und Bestätigung des Evangeliums) Mitteilnehmer an meiner Gnade seid.« Ich kürze diesen Satz auf die Hauptaussage:
»... weil ihr alle Mitteilnehmer an meiner Gnade seid.« Die Heiligen in Mazedonien sind ebenso wie wir Mitteilnehmer an der dem Paulus gewährten Gnade. Uns allen ist genauso viel Gnade zuteil geworden wie dem Saulus. »Glaubwürdig ist das Wort und jeden Willkommens wert«, bezeugt er im l.Timotheusbrief 1:15,16, "»dass Christus Jesus in die Welt kam, um Sünder zu retten, von denen ich der erste bin. Jedoch, ebendeshalb erlangte ich Erbarmen, auf dass Jesus Christus an mir, als erstem, sämtliche Geduld zur Schau stelle, denen als Muster, die künftig an Ihn glauben, zu äonischem Leben.« Vergessen wir des weiteren nicht, dass Gott uns berufen hat »nach Seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor äonischen Zeiten gegeben ist« (2.Tim.1:9). Vor Beginn der Äonen, all der großen biblischen Zeitalter, wählte Gott Saulus wie auch uns aus. Auf der Grundlage dieser Gnade rief Er uns aus der Welt heraus und berief Er uns in die Gemeinschaft mit Seinem Sohn. Und welch eine Gnade ist es doch, äonisches Leben in Christus Jesus haben zu dürfen (Röm.6:23), also bereits während der zukünftigen Äonen unvergängliches Leben zu haben, wenn die Nichtberufenen noch tot sind.
Wenn wir angesichts unserer Auserwählung und zukünftigen Verherrlichung in Christus begriffen haben, was Gnade ist, werden wir ihre Kraft erfahren wie Paulus, der in 1.Korinther 15:10 von sich sagt: »In der Gnade Gottes aber bin ich, was ich bin; und Seine Gnade, die in mir wirkt, ist nicht vergeblich gewesen; sondern weit mehr als sie alle mühe ich mich, jedoch nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist.«
Betrachten wir nun den eingeschobenen Hinweis in Vers 7 b: »... da ihr mich im Herzen habt, in meinen Fesseln wie auch in der Verteidigung und Bestätigung des Evangeliums ...« Hier wird Mitteilnahme an der Saulus widerfahrenen Gnade in das persönliche Erleben eingebettet. Die Philipper sind erst deshalb mit Leib und Seele und Geist Mitteilnehmer an der Gnade, weil sie Paulus im Herzen haben, und zwar in seinen Fesseln wie auch in seiner Aufgabe. Sie nehmen Anteil an seiner Gefangenschaft in Fesseln, wie es denn auch sein soll, dass alle mitleiden, wenn ein Glied leidet. Sie haben ihren Apostel auch in der Verteidigung und Bestätigung des Evangeliums im Herzen. Paulus musste sich und seine Lehre oftmals vor Staatsorganen, vor den Juden und vor Gegnern aus den eigenen Gemeinden verteidigen und in vielerlei Zuspruch mündlich und in seinen Briefen bestätigen und bekräftigen. Ist es auch unser Anliegen, dass seine Lehre bestehen bleiben und nicht verwässert werden soll? Wenn ja, dann sind wir in vertieftem Sinne Mitteilnehmer an seiner Gnade.
Achten wir auch im Folgenden auf Paulus, der in l.Korinther 9:22,23 schreibt: »Den Schwachen wurde ich wie ein Schwacher, damit ich die Schwachen gewinne. Allen gegenüber bin ich alles geworden, damit ich auf jeden Fall einige rette. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, damit ich dessen Mitteilnehmer werde.« Dienen auch wir aus dem Reichtum des Evangeliums, das Paulus geoffenbart wurde? Dann sind wir in lebendiger Weise Mitteilnehmer am Evangelium.
Den Dienst der Verkündigung dieses Evangeliums können nur solche tun, die Mitteilnehmer der Gnade des Paulus sind. Nur diese sind übrigens auch Mitteilnehmer an der Drangsal des Paulus und führen denselben Ringkampf wie er. Sie sind dann allerdings auch Mitteilnehmer des Zuspruchs des Evangeliums und erfahren die Kraft und den Wert der uns angehenden Worte Gottes, niedergeschrieben vom Apostel Paulus.
Des Paulus Sehnsucht
Wir fahren mit Vers 8 fort: »Denn Gott ist mein Zeuge, wie ich mich nach euch allen mit innerster Regung Christi Jesu sehne.« Paulus ruft Gott zum Zeugen an, denn nur Gott kennt die Sehnsucht seines Sklaven. Nach allen Gliedern der geliebten Gemeinde sehnt er sich; da ist keiner ausgenommen. In welcher Weise verlangt ihn nach den Heiligen? Mit der innersten Regung Christi Jesu. Das innigste Herzensanliegen unseres Herrn und Hauptes ist, mit uns vereinigt zu werden an dem verheißenen Tag Christi. Das Innerste Christi Jesu lässt Paulus danach sehnen, die Philipper wiederzusehen, zumal sein Sinn darauf gerichtet ist, zur Vollendung ihrer Gesinnung und ihres Werkes der Anteilnahme am Evangelium beizutragen.
Überfließende Liebe
Zur innersten Regung Christi Jesu gehört auch, die Seinen auf die ersehnte Gemeinschaft im Himmel so vorzubereiten, dass sie mit viel Frucht vor Ihm erscheinen und ein besonderer Lobpreis Gottes sind. Deshalb erbittet Paulus in den Versen 9 bis 11, was dazu erforderlich ist:
»Und dafür bete ich, dass eure Liebe noch mehr und mehr in Erkenntnis und allem Feingefühl dazu überfließe, dass ihr prüfet, was wesentlich ist, damit ihr auf den Tag Christi aufrichtig und unanstößig seid, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist, zur Verherrlichung und zum Lobpreis Gottes.«
Paulus erfleht, dass die Liebe der Philipper überfließe. Es ist die Liebe Gottes, die sie zusammen mit dem heiligen Geist bekommen haben, als sie zum Glauben berufen wurden (Röm.5:5; Eph.l:13). Die Liebe kommt nicht ohne Erkenntnis und Feingefühl zum Überfließen. Wir müssen erkannt haben, wie überströmend die Gnade ist (Röm.5:20), wie umfassend unsere geistlichen Segnungen inmitten der überhimmlischen Geschöpfe sind (Eph.1:3), wie groß die Herrlichkeit Christi ist, in dem das All aufgehauptet und vervollständigt wird (Eph.1:10,23). Wir müssen wissen, dass das Böse zur Erkenntnis des Guten notwendig und die Sünde zum Erweis der Liebe Gottes erforderlich ist. Er erwies Seine große Liebe in der Dahingabe Seines Sohnes. Nur wer die Erkenntnis hat, dass Gott alle Seine Geschöpfe -so unwürdig sie sind - mit Sich aussöhnt und in Christus verherrlicht, erkennt Sein liebendes Vaterherz und wird von Seiner Liebe überwältigt, die dann überfließt.
Die Liebe soll in allem Feingefühl überfließen. Was heißt das? In rechter, von Gottes Wort geprägter sittlichen Empfindsamkeit und in Aufgeschlossenheit für den Nächsten.
Prüft, was wesentlich ist
Die so vollendete Liebe fließt dazu über, wie Vers 10 sagt, »dass ihr prüfet, was wesentlich ist.« Prüfen - immer wieder haben wir zu erwägen, zu erproben, zu beurteilen, als bewährt zu erachten, damit wir nicht am Wesentlichen vorbeigleiten. Was ist wesentlich? Das, was sich vor den Augen unseres Herrn Jesus Christus als bleibend herausstellt, nämlich die Erkenntnis und Wertschätzung der Gnade und der Segnungen Gottes und damit Gottes Selbst‚ woraus dann unser Dienst mit Ausdauer und Freude erwächst. Damit wir das Wesentliche treffen, sollen wir uns täglich mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre des Apostels Paulus ernähren (l.Tim.4:6). Da unser Vater jeden von uns an einen anderen Platz gestellt hat, werden wir auch um die Erkenntnis des Wesentlichen für unseren persönlichen Dienst beten, damit wir uns nicht verzetteln, sondern viel Frucht bringen.
Vers 10 b zeigt uns den Zweck unseres Prüfens: »... damit ihr auf den Tag Christi aufrichtig und unanstößig seid.« Wer das Wesentliche herausgefunden hat, nämlich das Hören auf das Wort Gottes, dem fällt es nicht schwer, sich aufrichtig und unanstößig zu verhalten. Ein solcher Heiliger hat gute Zuversicht im Hinblick auf den Tag Christi, wo alles offenbar und beurteilt werden wird.
In Epheser 5:9 ermahnt Paulus uns, wie Kinder des Lichts zu wandeln und dabei zu prüfen, was dem Herrn wohlgefällig ist. Denn der Tag des Herrn bringt alles ans Licht. Vor Gottes Angesicht bewegen wir uns ohnehin alle Tage. Doch dann wird das Wort Gottes, das zweischneidige Schwert, zwischen unseren geistlichen und fleischlichen Handlungen scharf unterscheiden (Heb.4:12). Mögen wir heute schon genau Obacht geben, liebe Brüder und Schwestern, dass wir geistlich, dem Wort Gottes gemäß, wandeln und dienen.
Vers 11 nun beschreibt uns die Folge der überfließenden Liebe der Philipper, die sie in ihrem Dienst auswirken: Sie sind erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist, zur Verherrlichung und zum Lobpreis Gottes.«
Die ihnen von Gott zugesprochene Gerechtigkeit allein durch Glauben wird reife Frucht in ihrem Dienst bringen. Ihre Frucht trägt zur zusätzlichen Verherrlichung und zum vermehrten Lobpreis Gottes bei. Dies alles kann nur durch unseren Herrn Jesus Christus geschehen, den lebendig machenden Geist, den Mittler zwischen Gott und Menschen, der für alle starb, damit die Lebenden nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie starb und auferweckt wurde (2.Kor.5:15).
Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, Ihm, der das Wollen und das Wirken in den Philippern bewirkt hat und in all den Heiligen bewirken wird, die sich insbesondere durch den Philipperbrief dazu anregen lassen.
(Phil.1:12-18)
Der Apostel Paulus ist Gefangener in Rom. Es ist ihm gestattet worden, mit dem ihn bewachenden Krieger für sich zu bleiben. Zwei ganze Jahre befindet er sich in seiner eigenen Mietwohnung und heißt alle willkommen, die zu ihm kommen. Er heroldet das Königreich Gottes und lehrt mit allem Freimut und ungehindert, was den Herrn Jesus Christus betrifft (Ap.28:16,30,31).
In diesen Jahren, etwa um 60 und 61 n. Chr., ist es soweit, dass das Evangelium des Apostels Paulus inhaltlich zum Vollmaß kommt, und zwar mit der Niederschrift des Epheser-, des Philipper- und des Kolosserbriefes. Paulus macht nun das ihm eigens enthüllte Evangelium (Gal.l:12) in der ganzen Reife bekannt. Er beschreibt die erhabensten Herrlichkeiten Christi Jesu und unsere geistlichen Segnungen in Ihm inmitten der überhimmlischen Bereiche.
Die herausgerufene Gemeinde der Philipper, die Gemeinde, die ihm auch jetzt wieder einmal etwas zu seinem Bedarf gesandt hatte, ist brennend am Ergehen ihres Apostels interessiert. Und Paulus lässt sie mit dem Brief an die Philipper den Stand seiner persönlichen Angelegenheiten wissen, ja mehr noch: erkennen.
Er schreibt in Philipper 1:12,13: »Ich beabsichtige aber, Brüder, euch erkennen zu lassen, dass meine Angelegenheiten eher zur Förderung des Evangeliums geführt haben, sodass bei dem ganzen Prätorium und allen übrigen meine Fesseln als um Christi willen offenbar geworden sind.«
»Ich beabsichtige aber, Brüder, euch erkennen zu lassen ...« Darum geht es dem Apostel, nämlich dass sie nicht nur informiert sind, sondern erkennen. Um Erkenntnis zu erlangen, sind geistliche Weisheit und geistliches Verständnis nötig, geschult am Wort Gottes. Brüder und Schwestern, gewinnt die geistliche Einsicht, will Paulus sagen, dass meine äußeren Lebensumstände den Reifestand meines Evangeliums illustrieren; versteht, dass meine Gefangenschaft mit dem uns angehenden, zur Vollkommenheit gelangten Glaubensgut übereinstimmt. Ihr seht, dass Gott nicht Seinen Zorn über die Welt ergießt, die den Botschafter Christi Jesu gefangenhält, sondern Frieden hält und damit die Botschaft Seiner Versöhnung mit allen Menschen deutlich untermalt. Ihr seht, dass die mit dem Evangelium des Königreichs Israels verbundenen Machttaten, zum Beispiel wunderbare Befreiungen aus Gefängnissen, jetzt nicht mehr geschehen, was die Tatsache unterstreicht, dass alle eure Segnungen nunmehr geistlicher und überhimmlischer Art sind. Mögt ihr die Wende erkennen, will Paulus sagen, mögt ihr erkennen, dass eine neue Verwaltung (oder: Verfahrensordnung) Gottes, nämlich die der überströmenden Gnade, begonnen hat, die Gott mir anvertraut hat (Eph.3:2).
Zur Förderung des Evangeliums
»Ich beabsichtige aber, Brüder, euch erkennen zu lassen, dass meine Angelegenheiten eher zur Förderung des Evangeliums geführt haben...« Die Förderung des Evangelium des Apostels Paulus war das Anliegen der Philipper; deshalb taten sie alles, damit es verbreitet würde, und unterstützten den ersten Diener Christi Jesu, das auserwählte Gerät des Herrn. Unser Herr hatte Saulus ja auserwählt, Seinen Namen vor die Augen der Nationen wie auch der Könige und der Söhne Israels zu tragen (Ap.9:15). Doch nun in der Gefangenschaft ist zu befürchten, dass die Evangeliumsverkündigung zum Erliegen gekommen ist. Dem Paulus können alle Möglichkeiten genommen, und Mutlosigkeit kann auf alle Brüder und Schwestern gefallen sein. Der Apostel Paulus teilt jedoch freudig mit, dass das Gegenteil der Fall ist: Die Verbreitung der wertvollsten Botschaft geht mit großen Schritten voran. Auch wir stimmen dankbar in den Lobpreis Gottes ein, den diese Nachricht auslöst, denn unser Herzensinteresse ist kein anderes als das der Philipper, nämlich, dass das Wort des Herrn laufe und renne und dankbar angenommen und verherrlicht werde (2.Thess.3:l).
Am Ergehen des Paulus dürfen wir im Übrigen lernen, dass auch unsere Einengungen und Erniedrigungen zur Förderung des Evangeliums dienen, wenn unser treuer Gott und Vater es will. Paulus ist das Muster für uns in allem, in der Berufung, im Wandel und in dem, was Gott heute durch uns erreichen will. Eine Krankheit zum Beispiel kann förderlich sein, indem wir das bisher vernachlässigte Lesen der Schrift und das Ernähren mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre des Apostels Paulus ausgiebig tun (l.Tim.4:6). Nöte und Druck bringen uns zum Flehen dem Vater gegenüber und führen zu Danksagung und Lobpreis. Die Ablehnung der von uns vertretenen herrlichen Wahrheiten der Paulusbriefe ruft bei rechter geistlicher Verarbeitung der Ablehnung Glauben und Erwartung in uns hervor, weil wir zum Vater aufblicken, von dem wir wissen, dass Er alle Heiligen, auch die den geistlichen Reichtum und uns verachtenden Gläubigen, tauglich machen wird zu ihrem jeweiligen Losanteil im Licht (Ap.20:32; Kol.l:12); alle macht Er tauglich für ihre zukünftigen Aufgaben im Himmel. Verherrlichung wird unserem großen Gott und Vater im Namen Jesu Christi dafür zuteil werden.
Um Christi willen gefesselt
Wie sieht die Förderung des Evangeliums in der Situation des Paulus aus? Vers 13 sagt es uns: »... sodass bei dem ganzen Prätorium und allen Übrigen meine Fesseln als um Christi willen offenbar geworden sind.« Dem Prätorium und allen Übrigen vom kaiserlichen Haus ist bekannt geworden, dass die Fesseln des Paulus nur einen Anlass haben: Christus! Christus - wer ist das? - Die sich ständig einander in der Bewachung des Paulus ablösenden Prätorianersoldaten erzählen weiter, was sie bei diesem interessanten Gefangenen erleben: Herzliche Begegnungen mit Besuchern, eine herrliche Lehre und ermutigender Zuspruch. Auf diese Weise erfährt das kaiserliche Haus mit der obersten Beamtenschaft und der Prätorianergarde, bestehend aus 9 Kohorten von bis zu 1.000 Mann, wer Christus ist und wie groß der Gewinn für uns Menschen aus Seiner Kreuzigung und Auferstehung ist.
Das Evangelium Gottes über Seinen Sohn, die Gotteskraft zur Rettung für jeden Glaubenden, wurde auf diese Weise schneller und weiter verbreitet als Paulus es in Freiheit hätte gelingen können.
Welche Fesseln tragen wir »um Christi willen«? Welche Anstrengungen und Belastungen nehmen wir um Christi willen
auf uns?
Der Apostel Paulus ist vordergründig ein Gebundener des Kaisers, eigentlich jedoch ein Gebundener des Herrn. Im Epheserbrief schreibt Paulus: »Ich spreche euch nun zu - ich, der Gebundene im Herrn, würdig der Berufung zu wandeln, zu der ihr berufen wurdet, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragend« (Eph.4:1,2). Der Apostel ist an den Weg Christi gebunden, der Wille des Herrn allein bindet ihn. - Sind auch wir in unseren Gedanken und Handlungen an die Gesinnung Christi gebunden oder schwächen wir unseren Glauben durch unseren Eigensinn?
Die Gebundenheit des Paulus stimmt mit der angebrochenen Verwaltung der Gnade Gottes überein, in der sein Evangelium die volle Reife und Ausprägung erfährt, wie eingangs bereits erwähnt. Die Fesseln des Apostels demonstrieren besonders zwei Dinge: Schwachheit und Versöhnung.
Wir alle kennen die Antwort unseres Herrn auf des Paulus Bitte, da der Bote Satans, der ihm einen Splitter in das Fleisch treibt, von ihm abstehen möge: »Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht.« Daraufhin rühmt Paulus seine Schwachheiten, damit die Kraft des Christus über ihm zelte (2.Kor.12:9). Nicht durch die Aufhebung der Schwachheiten, sondern in den Schwachheiten erfahren wir heute die Kraft des Wortes Gottes, die Kraft der Gnade, den kraftvollen Zuspruch durch Seinen Geist.
Solange Paulus noch das Königreich Israels verkündigte, das den Nationen im zukünftigen Äon die Kraft und Macht Gottes sichtbar und greifbar vor Augen führen wird, wurde ihm auf übernatürliche Weise geholfen. Gerade den Philippern stand noch eindrücklich vor Augen, dass Paulus durch ein Erdbeben aus dem Kerker in Philippi gerettet worden war; alle Türen hatten sich geöffnet, und bei allen Gefangenen hatten sich die Fesseln gelockert (Ap.16:26). Diese Zeit ist jetzt vorbei. Von nun an wird das Evangelium des Apostels Paulus in aller körperlichen Schwachheit, unter allen Einschränkungen und unter vielen erschwerenden Umständen verkündigt. Heute ist das Evangelium Ausdruck der Schwachheit Gottes - an menschlicher Weisheit und Kraft und anderem, worauf die Menschen stolz sind, gemessen -‚ denn Christus wurde aus Schwachheit gekreuzigt (2.Kor.13:4). Diese größte Schwachheit Gottes - welch eine Kraft liegt für uns Glaubenden darin! »Weil ja doch die Juden Zeichen fordern und die Griechen Weisheit suchen, herolden wir dagegen Christus als gekreuzigt, für die Juden etwas Anstoßerregendes, für die Nationen eine Torheit. Ihnen aber, den Berufenen, Juden wie auch Griechen, herolden wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das scheinbar Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das vermeintlich Schwache Gottes ist stärker als die Menschen« (1.Kor.1:22-25).
Gott hält Frieden mit der Welt
Die Welt hat Gottes Gesandten in Ketten gelegt. Kein Staat lässt sich so etwas gefallen. Doch gerade diese feindselige Handlung Gott gegenüber lässt Seine Haltung der Versöhnung klar hervortreten: Er hält Frieden mit den Nationen und all ihren Menschen. »Denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend: Er rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an« (2.Kor.5:19). Das sieht man wohl auch an uns, denn Gott hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt (2.Kor.5:19), sodass wir mit allen Menschen Frieden halten (Röm.12:18) und ihnen ihre Kränkungen nicht anrechnen. Gott hat uns auch den Dienst der Versöhnung gegeben (2.Kor.5:18), sodass wir in Wort und Tat diese unsere Hauptaufgabe - hoffentlich - erfüllen. »Daher sind wir« - prüfen wir uns, ob wir es wirklich sind - »Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns zuspräche. Wir flehen für Christus: Lasst euch mit Gott versöhnen!« (2.Kor.5:20).
Unser Verhältnis zur Obrigkeit
Der Eingang des Evangeliums in das Prätorium und zu allen Übrigen des kaiserlichen Haushalts ist zweifellos durch eine bemerkenswerte Tatsache erleichtert worden: Dieses Evangelium kam mit der Obrigkeit nicht in Konflikt! »Gottes Dienerin ist sie«, hatte Paulus an die Römer geschrieben, »dir zum Guten« (Röm.13:4). Er hatte auch klar gesagt: »Jede Seele ordne sich den über ihr stehenden Obrigkeiten unter; denn es gibt keine Obrigkeit außer von Gott. Die vorhandenen sind also von Gott verordnet. Wer sich daher der Obrigkeit widersetzt, hat damit Gottes Anordnung widerstanden; die aber widerstanden haben, werden über sich ein Urteil erhalten« (Röm.13:1,2). Wir ordnen uns also der Obrigkeit unter und sollen im Übrigen ohnehin nichts auf Erden suchen, denn hier liegen ja nicht unsere Ziele. »Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern suchen die zukünftige« (Heb.13:14); das ist die droben, im Himmel. Wir mischen uns folglich nicht in die öffentlichen Diskussionen ein, sondern nehmen unsere Aufgabe wahr, nämlich die Verbreitung des Evangeliums des Apostels Paulus, auch Evangelium der Unbeschnittenheit genannt (Gal.2:7). So verfolgen wir keine politischen Ziele; wir brauchen unsere Kraft für den Dienst der Versöhnung.
Das Evangelium der Beschneidung dagegen, das die zwölf Apostel lehrten, wird von vielen Regierungen als Bedrohung angesehen, denn welcher Staat will seine Macht schon abgeben an den wiederkommenden Messias, den König Jesus Christus, und an Sein königliches Priestervolk, das über alle Nationen herrschen wird! Oder welche Obrigkeit lässt sich Ungehorsam gefallen von Staatsbürgern, die meinen, dass sie heute schon nur die Weisungen ihres Königs Jesus Christus zu befolgen hätten.
Unser Freimut
Wir betrachten nun Vers 14: »Durch meine Fesseln ermutigt, wagt es nun die Mehrzahl der Brüder um so mehr, im Vertrauen zum Herrn gestärkt, furchtlos das Wort Gottes zu sprechen.« Die Philipper müssen befürchten, dass die Fesseln des Apostels die Brüder und Schwestern in Rom verängstigen und entmutigen, zumal jene damit rechnen müssen, ebenfalls gefangen gesetzt zu werden. Doch die freudige, gelöste und einsichtige Einstellung des Paulus zu seinen Fesseln, gegründet auf der Erkenntnis des Heilsweges Gottes, bewirkt bei den Gläubigen in Rom, dass sie freimütig ihren Mund auftun. Zu ihrem Freimut trägt sicherlich auch die rechte Gewichtung der gegenwärtigen Frist bei, denn sie dürften sich an Römer 8:18 erinnern: »Ich rechne damit, dass die Leiden der jetzigen Frist nicht wert sind der Herrlichkeit, die im Begriff steht, in uns enthüllt zu werden.« Und sie haben wohl schon die umgestaltende Kraft des Wortes in Galater 6:14 erfahren: »Mir aber möge nur das nicht geschehen, nämlich mich zu rühmen, außer im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.« Ja, das bewirkt Freimut - wenn man erkannt hat, dass die Welt in Gottes Augen zusammen mit Christus gekreuzigt wurde, denn dann bedeuten uns die Welt und unser Ansehen bei ihr nicht mehr viel. Wenn wir aber die Dinge dieser Welt nicht mehr so einschätzen wie üblich, gelten wir in den Augen der Welt nichts mehr. Die alte Menschheit, das stolze, eitle und religiöse Fleisch, hält nichts von solchen, die zusammen mit Christus gekreuzigt wurden und jetzt nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie starb und auferweckt wurde (2.Kor.5:15). Doch dies vermehrt unseren Freimut den Menschen gegenüber.
So wagt es die Mehrzahl der Brüder, und sie verkündigen das Wort Gottes furchtlos. Sie haben den Sinn des Christus, sie sinnen auf das des Christus und nicht auf die Dinge dieser Welt. So sind sie keine Konkurrenz zu weltlichen und insbesondere politischen Bestrebungen und haben somit nichts zu befürchten.
Für diese damals und für uns heute schreibt Paulus in Epheser 6:18-20: Seid im Flehen für alle die Heiligen und für mich anhaltend wachsam, » sodass mir beim Auftun meines Mundes der rechte Ausdruck gegeben werde, um das Geheimnis des Evangeliums in Freimut bekannt zu machen, für das ich ein Gesandter in der Kette bin, damit ich in der Verkündigung desselben so freimütig reden möge wie ich sprechen muss.« Für sich selbst und für alle Heiligen erbittet er ein solches Flehen, ist doch das Geheimnis des Evangeliums, die Versöhnung Gottes mit der Welt, es wert, in rechter Weise zum Ausdruck gebracht zu werden, nämlich friedlich und freundlich sowie freimütig und freudig.
Lasst euren Denksinn erneuern
Der Mehrzahl der Brüder, die es wagen, steht die kleinere Zahl gegenüber, die es nicht wagen. Sind sie noch auf diesen Äon eingestellt, haben sie ihren Körper noch nicht als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitgestellt (Röm.12:1,2)? Haben sie vergessen, dass sie Schuldner sind, wie Paulus ihnen etwa vier Jahre zuvor geschrieben hatte: »Den Griechen wie auch Nichtgriechen, den Weisen wie auch den Unvernünftigen gegenüber bin ich ein Schuldner. Daher also das Verlangen bei mir, auch euch, denen in Rom, Evangelium zu verkündigen. Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Gotteskraft zur Rettung für jeden Glaubenden« (Röm.1:14-16).
Lesen wir nun die Verse 15 bis 17:
»Einige zwar herolden den Christus auch aus Neid und Hader, etliche aber doch aus gutem Willen: die einen aus Liebe, weil sie wissen, dass ich zur Verteidigung des Evangeliums bestimmt bin. Die anderen verkündigen den Christus aus Ränkesucht und nicht mit lauterer Absicht, in der Meinung, mir zu meinen Fesseln weitere Drangsal zu erwecken.«
Zum Erschrecken ist das: Neid, Hader und Ränke sind Werke des Fleisches (Gal.5:20,2l). »Wir, die der Sünde starben, wie sollten wir noch in ihr leben?«, hatte Paulus sie in Römer 6:2 gefragt. Eure alte Menschheit ist doch zusammen mit Christus gekreuzigt, gestorben und begraben. Und nun rechnet aber auch damit, dass ihr der Sünde gegenüber tot seid und für Gott lebt in Christus Jesus, unserem Herrn (Röm.6:1-11). Ihr seid doch Geistliche, doch wo unter euch Eifersucht und Hader sind, seid ihr da nicht fleischlich und wandelt dem seelischen Menschen gemäß (1.Kor.3:3)?
Warum sind da welche neidisch? Wohl weil das Evangelium des Apostels Paulus läuft und rennt und weil des Paulus und nicht ihr Name damit verknüpft ist. Und die Ränke bestehen wohl in der List, den Namen Christi zwar zu verkündigen, aber in einer Weise, nämlich mit der Absicht, dass allerlei Gerüchte entstehen, die Paulus schon
irgendwie Probleme machen werden.
Doch die anderen herolden den Christus aus gutem Willen und aus Liebe, weil sie wissen, dass Paulus zur Verteidigung des Evangeliums bestimmt ist. Das Evangelium des Paulus wird von allen Seiten bedrängt und bekämpft, von den geistlichen Mächten der Bosheit inmitten der überhimmlischen Geschöpfe und von den Menschen, ja sogar von fleischlich gesinnten Heiligen. Doch diejenigen, die das dem Apostel Paulus eigens enthüllte Evangelium (Gal.1:12) lieben, das ihnen alle Schätze des Christus erschlossen hat, stehen zu Paulus, dem Apostel Christi Jesu, und damit zu Christus. Sie gehorchen diesem Wort: »Als geliebte Kinder werdet nun Nachahmer Gottes und wandelt in Liebe, so wie auch Christus euch liebt und Sich Selbst als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden Wohlgeruch« (Eph.5:1,2).
Wie auch immer - ich freue mich
Nach der Schilderung des Verhaltens der einen und der anderen schließt Paulus diesen Abschnitt mit dem folgenden Vers 18 a: »Was tut es denn? Indessen, da doch auf jede Weise, ob als Vorwand oder in Wahrheit, Christus verkündigt wird, freue ich mich auch darüber.«
Diese Antwort, dieses Fazit, überrascht: Ob als Vorwand oder in Wahrheit, ob redlich oder unredlich - die Hauptsache ist, dass Christus verkündigt wird. Paulus freut sich über jede Verkündigung des Christus!
Die Worte »auf jede Weise« sind streng auf die Art und Weise, wie Christus verkündigt wird, zu beziehen, nicht jedoch auf den Inhalt der Verkündigung. An Christus und den geistlichen Segnungen aufgrund Seines Kreuzes duldet Paulus keine Abstriche. Christus ist zu verkündigen und nicht ein Kompromiss aus Christus und menschlichen Lehren, auch nicht eine Mischung aus dem Evangelium des Paulus und dem des Petrus (Gal.2:7), das ja ein echtes Evangelium ist, jedoch nicht für uns und die gegenwärtige Verwaltung der Gnade Gottes. Hören wir, wie energisch Paulus eine Verkehrung des Christus in Galater 1:6-9 zurückweist: »Ich staune, dass ihr euch so schnell umstellt, hinweg von dem Evangelium, das euch in Christi Gnade berufen hat, zu einem andersartigen Evangelium, das aber nicht ein anderes echtes ist, wenn da nicht etliche wären, die euch beunruhigen und das Evangelium des Christus verkehren wollen. Aber wenn auch wir oder ein Bote aus dem Himmel euch etwas Andersartiges neben dem verkündigt, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: er sei in den Bann getan! Wie wir schon zuvor betont hatten, so sage ich auch jetzt wieder: Wenn jemand euch etwas Andersartiges als Evangelium verkündigt, neben dem, was ihr von uns erhalten habt: er sei in den Bann getan!«
Über jede Christusverkündigung aber freut sich Paulus. Und auch uns ist es eine Freude, wenn Christus und Sein Werk und Seine Herrlichkeit verkündigt werden zur Verherrlichung unseres großen Gottes und Vaters. Im Übrigen, liebe Brüder und Schwestern in Christus Jesus, betet dafür, dass das Wort des Herrn auch bei uns so renne und geglaubt und verherrlicht werde wie damals in Rom.
(Phil.1:18b-26)
Der Apostel Paulus hat den Philippern in Kapitel 1:12-18 seines Briefes dankbar mitgeteilt, dass seine Gefangenschaft in Rom zur Förderung des Evangeliums geführt hat. Dem ganzen Prätorium, dem kaiserlichen Hof und der Prätorianergarde, sind seine Fesseln als um Christi willen offenbar geworden. Und die Mehrzahl der Brüder in Rom wagt es nun, durch seine Fesseln ermutigt, das Wort Gottes furchtlos zu sprechen. Darüber freut Paulus sich sehr. Er lässt sich seine Freude auch dadurch nicht trüben, dass einige Brüder Christus nicht mit lauterer Absicht verkündigen, sondern ihm zu seinen Fesseln weitere Drangsal verschaffen wollen. Denn es geht ihm nicht um sich selbst, sondern um Christus. An der Verkündigung und Verherrlichung Christi Jesu allein liegt ihm.
Freudige Zuversicht
Paulus hat einen weiteren Grund zur Freude: Er weiß, dass Gott ihm alles zum Guten zusammenwirken und er in seiner Lebensaufgabe, Christus hoch zu erheben, nicht zuschanden werden wird. So schreibt er in den Versen 18 b bis 20:
»Ich werde mich auch weiterhin freuen; denn ich weiß, dass mir dies durch euer Flehen und die Darreichung des Geistes Jesu Christi zum Heil ausschlagen wird, gemäß meiner Vorahnung und Zuversicht, dass ich in nichts zuschanden werden soll, sondern dass mit allem Freimut wie allezeit, so auch nun, Christus in meinem Körper hoch erhoben werde, sei es durch Leben oder durch Tod.«
Paulus freut sich auch weiterhin, denn er weiß, dass seine Situation, so wie sie in der Gefangenschaft ist, und alle Auswirkungen beim Prätorium und unter den Brüdern und Schwestern der herausgerufenen Gemeinde in Rom ihm zum Heil ausschlagen werden. Wir wissen ja, dass Gott allen, die Ihn lieben, alles zum Guten zusammenwirkt —allen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind. Alles wird unser Gott und Vater uns zum Besten fügen; nämlich, dass wir dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet werden (Röm.8:28,29). Paulus weiß es, denn er kennt Gott und weiß, dass Er Liebe ist und das Höchste für uns im Sinn hat: unsere Vollendung und Verherrlichung in Christus (Röm.8:30). Die Freude des Paulus hat ihren Grund in seinem Wissen um Gottes Weg und Ziel.
Paulus hat den Geschwistern in Rom einige Jahre vorher geschrieben, »... dass wir uns in Erwartung der Herrlichkeit Gottes rühmen mögen. Nicht allein aber das, sondern wir mögen uns auch in den Drangsalen rühmen, wissend, dass die Drangsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Erwartung. Die Erwartung aber lässt nicht zuschanden werden, weil die Liebe Gottes in unseren Herzen ausgegossen ist durch den uns gegebenen heiligen Geist« (Röm.5:2-5). Er weiß, wozu Drangsale dienen, und er weiß, dass die auf Gott gerichtete Erwartung ihn nicht zuschanden werden lässt, weil er aufgrund der in seinem Herzen wohnenden Liebe Gottes davon erfüllt ist, dass unser großer Gott und Vater alles in Herrlichkeit in Christus vollenden wird.
Der gefangene Apostel weiß, dass ihm seine gegenwärtige Lage zum Heil ausschlagen wird. In diesem Zusammenhang geht es bei dem Heil nicht um die Rettung vor der Strafe für Sünden oder um die Rettung für das überhimmlische Königreich des Sohnes Gottes (2.Tim.4:18), sondern Heil bedeutet ihm hier Segen auf seinem Lebenswege, ein siegreicher Wandel im Herrn, ein Wachsen zu Christus hin, der unser Haupt ist.
Die Bedeutung des Betens
Wodurch bewirkt Gott einen solchen gesegneten Lebenslauf in vermehrtem Heil? — Durch euer Flehen, ihr Brüder und Schwestern in Philippi, und durch die Darreichung des Geistes Jesu Christi!
Mehrfach bestätigt die Schrift die Wirksamkeit des Betens und Flehens, des inständigen Gebets, so in 2.Korinther 1:11: Ihr wirkt durch euer Flehen für uns hilfreich mit, damit ich aus Gefahren geborgen und Gott gedankt werde; in 2.Thessalonicher 3:1,2: Euer Beten bewirkt, dass das Wort des Herrn renne und verherrlicht werde und wir vor ungehörigen und bösen Menschen geborgen werden; des weiteren in Hebräer 13:19: Betet, damit ich euch bald aus der Gefangenschaft zurückgegeben werde; und in Philemon 22: Ich erwarte, dass ich euch durch eure Gebete in Gnaden gewährt werde.
Welch eine Verheißung hat doch unser Beten und Flehen! Unser Vater wartet darauf und sagt uns, dass es wirksam ist. Zwar können wir den Willen Gottes nicht ändern, denn Sein Plan ist der beste, und Er führt ihn auch aus, doch wir wollen ja ohnehin nichts anderes, als dass Sein Wille geschehe. (Ich hoffe doch.) Deshalb wenden wir uns vertrauensvoll an unseren allein weisen und treuen Gott und Vater. Und Er tut über alle Maßen mehr, über alles hinaus, was wir erbitten oder erdenken können —Seiner Kraft und Herrlichkeit entsprechend (Eph.3:20). So erfahren wir Gott.
Nun wissen wir zwar, was wir im Hinblick auf unsere geistlichen Segnungen in Christus Jesus beten sollen, denn wir haben in den Paulusbriefen die Muster für unsere Gebete, doch was wir in unseren persönlichen Angelegenheiten beten sollten in Übereinstimmung mit dem, was sein muss, wissen wir nicht. Deshalb verwendet sich der Geist Christi für uns (Röm.8:26). Gott aber, der die Herzen erforscht, weiß, was die Gesinnung des Geistes Christi ist, weil Christus Sich ja gottgemäß und Gottes Zielen gemäß für uns Heilige verwendet (Röm.8:27,34). Mögen wir darum freimütig bitten: Unser Herr Christus Jesus trägt unsere Bitte dem Ziele Gottes gemäß Seinem Vater vor. Und Sein Ziel ist unser Heil in jeder Weise.
Der Geist Jesu Christi wirkt mit
Und durch die Darreichung des Geistes Jesu Christi wird seine Lage Paulus zum Heil gedeihen. »Weil ihr aber Söhne seid«, so lesen wir in Galater 4:6, »schickte Gott in unsere Herzen den Geist Seines Sohnes aus, der laut ausruft: Abba, Vater!« Der Geist Jesu Christi wohnt in uns, durch Seinen Geist wirkt Er alles, und Er reicht uns Seinen Geist auf Schritt und Tritt dar (Gal.3:5), unser Vertrauen auf den Vater setzend, damit wir voll Kraft und Zuversicht sind. Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft gegeben (2.Tim.1:7). Sein Geist macht uns auch den Zuspruch der heiligen Schriften lebendig, sodass wir in der Zuversicht wandeln und dienen (Röm.15:4).
Damit sind die ersten Worte des Verses 20 nahezu erläutert:
»... gemäß meiner Vorahnung und Zuversicht, dass ich in nichts zuschanden werden soll...«. Da der Geist Jesu Christi Paulus leitet, ihm zuspricht und in ihm wirkt, ahnt er und ist er zuversichtlich, dass er in seinem Dienst nicht versagen wird. Er weiß: »In der Gnade Gottes aber bin ich, was ich bin; und Seine Gnade, die in mir wirkt, ist nicht vergeblich gewesen; sondern weit mehr als sie alle mühe ich mich, jedoch nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist« (l.Kor.15:10). Er weiß, dass er ein Brief Christi ist, von allen Menschen erkannt und gelesen, und dass Gott ihn tauglich gemacht hat zum Dienst der Herrlichkeit (1.Kor.3:2,5). Wer glaubt, wer an Jesus Christus glaubt, wird keinesfalls zuschanden werden (Jes.28:16; 1.Pet.2:6). Wer glaubt, erwartet von Gott alles, was man zu einem Gott wohlgefälligen Wandel und Dienst braucht. Und diese Erwartung lässt nicht zuschanden werden.
Nur Christus werde hoch erhoben
Wir wissen nun, was Paulus nicht werden wird. In Fortsetzung des Verses 20 beschreibt er sodann mit positiven Worten, worauf seine Zuversicht gerichtet ist: »... sondern dass mit allem Freimut wie allezeit, so auch nun, Christus in meinem Körper hoch erhoben werde, sei es durch Leben oder durch Tod.« Nur um Christus geht es ihm; nur Er, der Sohn Gottes, der für alle den Tod erlitt, soll hoch erhoben und geehrt werden, denn nur Ihm, der Sich so tief erniedrigte, gebührt alle Verherrlichung.
Da Paulus frei von sich selbst ist — es geht ihm nicht um sein Wohlergehen, etwa um seine Freilassung —‚ ist er voll Freimut. Ob er Christus durch sein Leben oder durch seinen Tod, durch seinen Freispruch oder durch seine Hinrichtung, hoch erhebt, ist kein Thema für ihn, sondern dieses eine will er: dass Christus hoch erhoben werde. So wie es allezeit durch Paulus, den hingebungsvollsten Sklaven Christi Jesu, geschehen ist. Paulus hatte seinen Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitgestellt. Das war sein folgerichtiger Gottesdienst, den wir nachahmen sollen (Röm.12:1). Alles erduldet er um der Auserwählten willen (2.Tim.2:10).
Christus ist mein Leben
In Vers 21 begründet der Apostel, warum es ihm nur um Christus Selbst geht: »Denn mir ist das Leben Christus, und das Sterben Gewinn.« Gewiss ist Christus auch der Lebensinhalt des Paulus, doch hier nennt er den Zweck seines Lebens: Christus! Die Verherrlichung Christi ist sein Lebensziel. Denn Christus ist das A und O, der Ursprung wie auch der Zweck und das Ziel. Die gesamte Vervollständigung Gottes hat ihr Wohlgefallen daran, in Christus zu wohnen (Kol.1:19).
Der Apostel Paulus lebt für Christus; so wie er in 2.Korinther 5:15 schrieb: »Für alle starb Er, damit die Lebenden nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie starb und auferweckt wurde.« Ein Leben für Christus in solch völliger Hingabe kann man durchaus als ein Märtyrerleben bezeichnen. Es gibt somit nicht nur den Märtyrertod, sondern auch ein Märtyrerleben. Denken wir dabei an das Zeugnis des Paulus in 2.Korinther 4:8-11: »In allem bedrängt, aber nicht eingeengt, ratlos, aber nicht verzweifelt, verfolgt, aber nicht verlassen, niedergeworfen, aber nicht umgekommen. Allezeit tragen wir so die Tötung Jesu in unserem Körper umher, damit auch das Leben Jesu in unserem Körper offenbar werde. Denn wir, die wir leben, werden stets um Jesu willen in den Tod dahingegeben, damit auch das Leben Jesu in unserem sterbenden Fleisch offenbar werde.« Für Christus leben — ob wir einen solchen Dienst auch ergreifen? Paulus jagt danach, ob er wohl ergreifen möge, wozu er von Christus Jesus ergriffen worden ist (Phil.3:12), und fordert uns auf: »Werdet meine Mitnachahmer, Brüder (und Schwestern)« (Phil.3:17). Mögen auch wir sagen können: Mir ist das Leben Christus! Die Verherrlichung Christi ist mein Lebenszweck!... und das Sterben Gewinn. Wie kann Sterben Paulus ein Gewinn sein? — Das Sterben an sich nicht, und der Tod, der Feind, die Nichtexistenz des Menschen, erst recht nicht. Doch ein Christus im Glauben und in der Erwartung bezeugendes Sterben wird ihm vor der Preisrichterbühne Lohn einbringen (1.Kor.3:10-15; 2.Kor.5:10; 2.Tim.2:12; 4:8). Dann ist das Sterben auch ein Gewinn für Christus. Paulus ist sich gewiss dass er durch sein Sterben Christus hoch erheben wird.
Was ist vorzuziehen?
Lesen wir weiter: »Wenn es aber das Leben im Fleisch ist, so bedeutet dies für mich Frucht in der Arbeit; und was ich vorziehen werde, mache ich nicht bekannt« (Vers 22). Was ist Frucht? Frucht ist, was der Geist Gottes durch das Wort der Wahrheit bewirkt: die Herausrufung und Rettung der Auserwählten, ihre Auferbauung und Reifung sowie ihren Wandel und Dienst in der Gesinnung Christi Jesu. Ist nun die Frucht in der Arbeit oder die Frucht durch den Zeugentod vorzuziehen? Was Paulus hiervon für sich persönlich vorziehen würde, sagt er uns nicht; schließlich wird er in beiden Fällen Frucht für Christus bringen; durch seine Arbeit wie auch durch seinen Märtyrertod wird er Christus hoch erheben.
Und nun unterbricht Paulus seinen Gedankengang und gibt uns sein Innerstes bekannt. Er ist nämlich aus den beiden Möglichkeiten längst herausgewachsen. Sein Herz schlägt im tiefsten Grunde für eine weitaus höhere Erwartung. Er schreibt in Vers 23: »Ich werde aber aus den zweien gedrängt, indem ich das Verlangen nach der Auflösung und dem Zusammensein mit Christus habe; denn das wäre bei weitem das beste für mich.« Jetzt gibt der Apostel bekannt, welchem Anliegen er den Vorzug gibt. Seine wahre Sehnsucht hat ihn aus den beiden vor Augen liegenden möglichen Fällen herausgedrängt. Sein Verlangen ist die Auflösung und das Zusammensein mit Christus; das wäre bei weitem das Beste für ihn.
Das Zusammensein mit Christus ist auch für uns bei weitem das beste. Wir wissen aus 1.Thessalonicher 4:16,17, dass die Toten in Christus zuerst auferstehen. »Darauf werden wir Lebenden, die wir übrigbleiben, zugleich mit ihnen zusammen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein.«
Was meint Paulus mit der Auflösung? Etwa die Auflösung des Körpers, also den Tod? Aber tot sein und beim Herrn sein ist unmöglich, denn wer bei dem ist, der das Leben ist, ist unweigerlich von blühendem Leben erfüllt. Und der Tod war ja einer der beiden Fälle, aus der die Sehnsucht nach dem weitaus Besten den Paulus herausgedrängt hat. Die Auflösung des Körpers ist übrigens auch niemandes Wille. Wir Gläubige sehnen uns danach, wie Paulus in 2.Korinther 5:2-4 schreibt, unsere Behausung aus dem Himmel überzuziehen, also den geistlichen Körper der Herrlichkeit anzuziehen. Wir möchten nicht ausgezogen werden, stellt Paulus fest, was sterben und Auflösung des Körpers bedeutet.
Der Apostel Paulus hat Verlangen nach der Auflösung seines
Problems. Das Problem besteht nicht in der Wahl zwischen zwei Möglichkeiten, denn als Gefangener hat er nicht zu wählen. Es ist die Unentschiedenheit seiner Situation. Alle offenen Fragen aber werden am Tag Christi aufgelöst sein. Zweimal in diesem Brief hat er diesen herrlichen Tag bereits erwähnt (Kap.2:6+10). Sein Verlangen nach der Auflösung seiner unentschiedenen Lage und dem Zusammensein mit Christus würde am Tag Christi erfüllt sein. Wäre doch dieser Tag schon da! Das wäre bei weitem das Beste; auch für uns alle. Beim Herrn zu sein, ist Glückseligkeit.
Mögen wir im Hinblick auf diesen Tag ebenso wie Paulus sagen können: Den edlen Ringkampf habe ich gerungen, den Lauf habe ich vollendet, das Glaubensgut des Apostels Paulus habe ich bewahrt. Hinfort ist mir der Siegeskranz der Gerechtigkeit aufbewahrt, mit dem der Herr, der gerechte Richter, es mir an jenem Tag vergelten wird; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die Sein Erscheinen geliebt haben (2.Tim.4:7,8).
Mögen wir das Erscheinen unseres Herrn und Retters Christus Jesus von ganzem Herzen lieben!
Das nach dem Stand der Heilsgeschichte Notwendige
Wenn wir auch den Herrn allezeit erwarten, so müssen wir uns gleichwohl Gedanken über unseren gegenwärtigen Weg machen. Das tut auch Paulus. Er schreibt in Vers 24: »Aber das Verbleiben im Fleisch ist notwendiger um euretwillen.«
Wenn die Philipper ihren Glaubensweg bereits vollendet hätten, wäre ein weiterer Dienst des Apostels an ihnen gewiss nicht erforderlich. Doch noch hat Gott das gute Werk der Dienstleisung der Philipper nicht zur Vollendung gebracht (Kap.1:6). Noch ist es notwendig, die Philipper in ihrem Wandel und Dienst an die mit dem Epheser- und dem Kolosserbrief bekanntgemachten höchsten Offenbarungen anzupassen (Eph.4:12).
So fährt Paulus in den Versen 25 und 26 fort: »Und in diesem Vertrauen weiß ich, dass ich bleiben und euch allen zu eurer Förderung und Freude im Glauben erhalten bleiben werde, damit euer Rühmen in Christus Jesus um meinetwillen aufgrund meiner nochmaligen Anwesenheit bei euch überfließe.«
Paulus ist nicht überheblich, und er bildet sich auch nichts ein, wenn er schreibt: In diesem Vertrauen weiß ich, dass ich bleiben werde; denn er besitzt eine vom Geist Gottes gewirkte Einsicht in sachliche Notwendigkeiten aufgrund der Erkenntnis der Wege Gottes. Es ist eine Darreichung des Geistes Jesu Christi, wenn man erkennt, was der Wille Gottes dem Heilsplan entsprechend ist. Deshalb hörte Paulus auch nicht auf, für die Gläubigen zu beten und zu bitten, dass sie mit der Erkenntnis des Willens Gottes — des Heilswillens Gottes im Sohn Seiner Liebe — in aller geistlichen Weisheit und allem geistlichen Verständnis erfüllt werden, »um des Herrn würdig zu wandeln und Ihm in jeder Weise zu gefallen — als solche, die in allem guten Werk Frucht bringen, in der Erkenntnis Gottes wachsen und mit aller Kraft nach der Gewalt Seiner Herrlichkeit gekräftigt werden zu aller Ausdauer und Geduld mit Freuden« (Kol.1:9-11).
Gottgewirktes Vertrauen
Zur Förderung der Philipper im Glauben und zu ihrer
Freude im Glauben bleibt Paulus ihnen erhalten, bis sein Lauf vollendet ist und die Philipper bei seiner nochmaligen Anwesenheit nach seiner Freilassung die letzten Höhepunkte eines vollendeten Wandels und Dienstes erfahren haben.
Paulus, der Sklave Christi Jesu, sucht nicht, was ihm selbst, sondern den vielen förderlich ist (1.Kor.10:33). Werden wir seine Nachahmer (1.Kor.11:1)! Dass Christus Gestalt in uns gewinne, darauf ist sein Bemühen aus (Gal.4:19). Wir sollen alles in Liebe zum Wachsen bringen, hinein in Ihn, der das Haupt ist, Christus (Eph.4:15). Paulus strengt sich an, dass wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zum gereiften Mann, zum Maß des Vollwuchses der Vervollständigung des Christus, damit wir nicht mehr Unmündige seien, die von jedem Windhauch einer Irrlehre wie auch von jeder Anfechtung durch das Fleisch hin und her geworfen werden (Eph.4:13,14).
Solche Bemühungen um die Förderung der Heiligen dürften ihre Festigung und ihre Freude im Glauben zur Folge haben. Der Segenszuspruch des Apostels in Römer 15:13 ist nicht nur sein Wunsch, sondern er tut auch alles, damit er Wirklichkeit werde: »Der Gott der Zuversicht aber erfülle euch mit aller Freude und allem Frieden im Glauben, damit ihr überfließt in der Zuversicht, in der Kraft heiligen Geistes.«
Und eben damit dies geschehe, hat Paulus das Vertrauen, dass er bleiben werde, auch deshalb — wie er in Vers 26 schreibt »damit euer Rühmen in Christus Jesus um meinetwillen aufgrund meiner nochmaligen Anwesenheit bei euch überfließe.« Nach seiner Freilassung war Paulus auf Kreta (Tit.1:5), in Troas (2.Tim.4:13) und in Nikopolis (Tit.3:12). Nikopolis liegt nahe bei Philippi. In Mazedonien (dort liegt Philippi) schrieb er den 1.Timotheusbrief.
Über Korinth und Milet (2.Tim.4:20) reiste er nach Rom. Dort schrieb er in seiner zweiten, schweren Haft den 2.Timotheusbrief, den Tod vor Augen.
Die Philipper durften ihren Apostel somit noch einmal sehen und haben allen Grund zum Rühmen und Danken.
Rühmen dürfen auch wir uns allezeit in Christus Jesus, in Seinen herrlichen geistlichen Segnungen (Röm.5:2,1l; 1.Kor.1:30,31), sogar in Drangsalen (Röm.5:3). Und überfließen dürfen wir in der Danksagung an unseren Gott und Vater (Kol.2:7). Mögen wir allezeit und für alles dem Gott und Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus danken (Eph.5:20)! Denn wir sind zum Lobpreis der Herrlichkeit Gottes und Seiner herrlichen Wege bestimmt (Eph.1:12). Mögen wir uns aller Seiner Wege mit Paulus und mit uns rühmen, dienen sie doch nur zum Besten. Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei dem Vater der Herrlichkeit durch Christus Jesus allezeit dargebracht!
Würdig des Evangeliums des Christus
(Phil.1:27-30)
Der Apostel Paulus hat im vorangegangenen Abschnitt des Philipperbriefes seine Zuversicht zum Ausdruck gebracht, dass Christus wie allezeit so auch nun in der römischen Gefangenschaft durch seinen Wandel und Dienst hoch erhoben werde, sei es durch Leben oder durch Tod. Die dritte Möglichkeit allerdings sei bei weitem das Beste: die Entrückung zum Herrn und das Zusammensein mit Ihm. Doch das Verbleiben im Fleisch sei notwendiger um der Philipper willen. In diesem Vertrauen weiß Paulus, dass er bleiben und die Philipper noch einmal besuchen wird.
Doch in welcher geistlichen Verfassung möchte er »alle Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind« (Phil.1:1), antreffen? — Als Gereifte in Christus natürlich; als solche, die würdig des Evangeliums des Christus wandeln; als solche, die Christus gleichgesinnt sind; als solche, die im Wettkampf der Verkündigung des Evangeliums des Apostels Paulus einmütig zusammenstehen.
Deshalb schreibt er ihnen in Kapitel 1:27,28a: »Nur wandelt als Bürger, würdig des Evangeliums des Christus, damit ich, was euch betrifft, höre (ob ich nun komme und euch sehe oder abwesend bin), dass ihr in einem Geist feststeht, wie aus einer Seele gemeinsam im Glauben des Evangeliums wettkämpft und euch in nichts durch die Widerstrebenden hemmen lasst.«
Wandelt als Bürger
»Nur wandelt als Bürger« — so beginnt der Apostel seinen auferbauenden Zuspruch. Mit dem Wörtlein »nur« drückt er eine Bedingung aus, und zwar für die Erreichung der Ziele des Philipperbriefs; diese sind Freude und Friede. Freude werdet ihr nur dann haben, wenn ihr euch in der Gehorsamsgesinnung Christi Jesu völlig für das Evangelium einsetzt; Friede wird euch allein dann zuteil, wenn ihr meine Mitnachahmer werdet und alles, was ihr von mir gelernt und erhalten, gehört und an mir gewahrt habt, in die Tat umsetzt, denn dann wird der Gott des Friedens mit euch sein (Phil.4:9).
»Wandelt als Bürger.« Ein Bürger ist ein vollwertiges Glied einer politischen Gemeinschaft und trägt mit persönlichen Diensten und Geld zur Bewältigung der Gemeinschaftsaufgaben bei. Tut er dies wirklich, so wandelt er standesgemäß. »Unser Bürgertum jedoch ist in den Himmeln, woher wir auch den Retter erwarten, den Herrn Jesus Christus, der den Körper unserer Erniedrigung umwandeln wird, um dem Körper Seiner Herrlichkeit gleichgestaltet zu werden, gemäß der Wirkungskraft, die Ihn befähigt, auch Sich das All unterzuordnen« (Phil.3:20,21). Wir sind im Geist bereits in Christus Jesus inmitten der überhimmlischen Geschöpfe niedergesetzt und zu überhimmlischen Aufgaben in den beiden kommenden Äonen berufen (Eph.2:6,7). Die Frage ist nun, ob wir standesgemäß wandeln. Wandelt würdig der überhimmlischen Berufung, zu der ihr berufen wurdet, fordert Paulus in Epheser 4:1 auf und sagt auch, wie dies geschieht: »... mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragend« (Eph.4:2).
Das Evangelium des Christus
Im Philipperbrief erklärt Paulus den Wandel als Bürger als einen Wandel würdig des Evangeliums des Christus, denn er schreibt ja: »Nur wandelt als Bürger, würdig des Evangeliums des Christus.
Was ist das Evangelium des Christus? Nur Paulus gebraucht diesen Ausdruck. Nur Paulus verkündigt es. An die Galater schrieb er: »Das von mir verkündigte Evangelium ist nicht menschengemäß. Denn ich erhielt es weder von einem Menschen, noch wurde ich es gelehrt; vielmehr wurde es mir durch eine Enthüllung Jesu Christi zuteil« (Gal.1:11,12). Unser erhöhter und verherrlichter Herr Jesus Christus hat Paulus dieses Evangelium vom Himmel her enthüllt und anvertraut. Es ist nicht das Evangelium Jesu Christi, das der Sohn Gottes auf Erden dem Volk Israel verkündigte (Mark.1:1); es ist nicht das Evangelium des Königreichs, das diesem königlichen und priesterlichen Volk verheißen ist (Mat.4:23; 1.Pet.2:9), und das Er und die Zwölf heroldeten. Petrus war mit dem Evangelium der Beschneidung betraut, Paulus mit einem anderen, nämlich dem Evangelium der Unbeschnittenheit (Gal.2:7). Dem Apostel Paulus ist ein eigenes Evangelium für alle Nationen gegeben, das in der gegenwärtigen Verwaltung (oder: Verfahrensordnung) der Gnade Gottes bekannt zu machen ist (Eph.3:2). Dies ist das Evangelium des Christus; dies ist das Evangelium des Paulus. Mehrfach schreibt er: »Mein Evangelium« (Röm.2:16; 16:25; 2.Tim.2:8; siehe auch Gal.2:2; Eph.3:6,7). Und wer ein andersartiges Evangelium verbreitet — etwa eine Mischung aus seinem und dem damals ebenfalls noch zu verkündigenden Evangelium des Petrus —‚ der ist in den Bann getan (Gal.1:6-9). Dementsprechend verkündigen wir heute nicht Vergebung der Sünden, sondern Rechtfertigung von den Sünden, nicht Glaube und Umsinnung und Taufe als Bedingung zum Empfang des heiligen Geistes, sondern allein den Glauben, nicht äonisches Leben auf der Erde, sondern in den Himmeln.
Das Evangelium des Christus sagt uns, dass wir mit jedem geistlichen Segen inmitten der Uberhimmlischen in Christus Jesus gesegnet sind (Eph.1:3). Der Apostel Paulus nennt dieses Evangelium mithin nicht von ungefähr »Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes«, mit dem er betraut wurde (1.Tim.1:11) und in welchem wir so überaus reich beschenkt sind.
Unser würdiger Wandel
Wie wandelt man würdig dieses uns angehenden Evangeliums? -Wir wandeln würdig des Evangeliums des Christus, zum Beispiel
- indem wir als in dem geliebten Sohn Begnadete nicht mehr uns selbst leben, sondern dem, der für uns starb und auferweckt wurde (2.Kor.5:15);
- indem wir als Gerechtfertigte Gerechtigkeit üben;
- indem wir als Versöhnte die Versöhnung Gottes mit der Welt bekanntmachen und unseren Feinden Versöhnung entgegenbringen;
- indem wir als in die überhimmlischen Bereiche Berufene nicht auf das Irdische sinnen, auf Reichtum, Ansehen und Macht, sondern auf das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend (Kol.3:1);
- indem wir durch Christi Gesinnung der Erniedrigung bis zum Kreuzestod Gesegnete ebenfalls nicht uns selbst zu Gefallen leben, sondern dem Nächsten zum Guten (Röm.15:2);
Unser gemeinsamer Wettkampf
Doch was heißt »würdig des Evangeliums des Christus
Wandeln« im Zusammenhang mit dem Philipperbrief, der Gemeinschaft in der Evangeliumsverkündigung und hingebungsvollen Dienst zum Thema hat? In unseren Versen 27 und 28 drückt Paulus aus, dass er (ob er nun kommt und die Philipper sieht oder abwesend ist) drei Tatsachen über sie hören möchte:
1. dass ihr in einem Geist feststeht,
2. wie aus einer Seele gemeinsam im Glauben des Evangeliums wettkämpft und
3. euch in nichts durch die Widerstrebenden hemmen lasst.
Dies versteht Paulus hier im Themenbereich des Wettkampfes im Dienst als würdigen Wandel. Er schreibt ja: »Nur wandelt als Bürger, würdig des Evangeliums des Christus, damit ich ... .höre...«. Hier haben wir die Verknüpfung, die uns zeigt, wie der Wandel als Bürger aussieht: Auf wen die drei Tatsachen zutreffen, der wandelt als Bürger, als ein Gläubiger mit Gemeinsinn, würdig des Evangeliums des Christus.
Mitteilnehmer an der Gnade des Apostels Paulus (Phil.1:7), Mitteilnehmer an der Verkündigung, Verteidigung und Bestätigung seines Evangeliums (Phil.1:7) sind auch Mitteilnehmer an seinen Drangsalen (Phil.1:29,30; 4:14), an seiner Freude (Phil.2:2,17) und seinem Frieden (Phil.4:7).
Eine solche Gemeinschaft am Evangelium bringt übrigens auch eine herzliche Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern hervor.
Betrachten wir nun die drei Kennzeichen eines würdigen gemeinsamen Wettkampfes im Dienst des dem Apostel Paulus enthüllten Evangeliums des Christus im Einzelnen.
In einem Geist
Das erste Kennzeichen ist — wie es in Vers 27 heißt —:
»dass ihr in einem Geist feststeht.«
Ohne einen festen Stand geht es nicht. Wankelmütigkeit, Verzagtheit und Schwachheit im Glauben bringen keinen würdigen Wandel hervor. Was ist zu tun? Wie erreicht man, dass man feststeht?
Da ist zunächst eine gesunde Ernährung nötig. Mögen wir uns darum täglich ausreichend mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre des Apostels Paulus ernähren und den Anweisungen auch vollends folgen (1 .Tim.4 :6).
Zugleich ist die gesamte Waffenrüstung Gottes anzulegen, damit wir den Kriegslisten des Widerwirkers standhalten können. Nicht ohne Grund ist uns in Epheser 6:14-17 gesagt: "Stehet daher, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, angezogen mit dem Panzer der Gerechtigkeit und die Füße unterbunden in Bereitschaft für das Evangelium des Friedens. Zu dem allem nehmt den Langschild des Glaubens auf, mit dem ihr alle glühenden Pfeile des Bösen werdet löschen können. Dann empfangt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ein Ausspruch Gottes ist.«
Was ist noch besonders zu erwähnen, damit wir feststehen und nicht von Sorgen um uns selbst und eigenen Problemen niedergedrückt und damit unfähig zum Dienst für andere werden? Unser Philipperbrief gibt uns in Kapitel 4:6,7 die befreiende Antwort: »Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allem eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott bekannt werden. Dann wird der Friede Gottes, der allem Denksinn überlegen ist, eure Herzen und eure Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren.« In dieser Festung, in Christus Jesus, stehen wir fest bewahrt.
»In einem Geist« sollen wir feststehen. In wessen Geist? In unserem oder in Gottes Geist? Hier ist gewiß der Geist des Menschen angesprochen, denn es geht darum, dass alle die vielen Philipper in der Einheit eines Sinnes handeln, in einem Geist. Der Geist Gottes hat sie ohnehin zu einer herausgerufenen Gemeinde vereinigt, sodass sie dazu nicht aufgerufen werden müssen, doch soll jeder Einzelne in seinem eigenen Geist mit den anderen übereinstimmen. Eines Geistes sein heißt einen gemeinsamen Willen haben, auf ein Ziel ausgerichtet sein.
Stehet fest — in einem Geist!
Wie aus einer Seele
Das zweite Kennzeichen eines Wandels als Bürger, würdig des Evangeliums des Christus — und dies möchte Paulus bei den Philippern vorfinden — ist: »... dass ihr wie aus einer Seele gemeinsam im Glauben des Evangeliums wettkämpft.« Die Seele ist das Bewusstsein; doch hier haben wir den Begriff: »eine Seele« der in einer Redefigur gebraucht wird und uns Einmütigkeit nahelegen will. Führt euren gemeinsamen Wettkampf im Glauben des Evangeliums einmütig, wie ein Herz und eine Seele! Zwietracht würde einem gemeinsamen Wettkampf nicht dienen.
Der gemeinsame Wettkampf soll »im Glauben des Evangeliums« erfolgen. Was heißt im »Glauben des Evangeliums«? — Von unserem persönlichen Glauben ist hier nicht die Rede. Selbstverständlich wirken wir im Glauben, dass unser Dienst die Sache des Herrn voranbringt. Denn alles, was nicht im Glauben, in der Erwartung und in der Liebe geschieht, verherrlicht unseren Herrn Jesus Christus sowieso nicht (vgl. Röm.14:23). Nach dem Zusammenhang haben wir unter dem Glauben des Evangeliums das gesamte Glaubensgut der frohmachenden Botschaft zu verstehen, die der Apostel Paulus verkündigte. Alles, was Paulus, der Apostel Christi Jesu, lehrte, und alles, was er, der Sklave Christi Jesu, vorlebte, dies ist das Glaubensgut, in welchem wir leben und gehorchen. Dieser Lehre wurden wir übergeben (Röm.6:17); wir sollen sie nicht nur erlernen (Röm.16:17), sondern ihr auch gehorchen (Röm.1:5;16:26). Als Mitteilnehmer an der dem Apostel Paulus gewährten Gnade (Phil.1:7) und an den Segnungen seines Evangeliums sollen wir auch Mitteilnehmer an der Förderung dieses Evangeliums sein (Phil.1:12) sowie an dessen Verteidigung und Bestätigung (Phil.1:7,16).
Dieses Evangelium ist eine Gotteskraft für uns, die wir es glauben, und- eine Freude für uns, die wir es bekannt machen.
Die Verbreitung dieses Evangeliums bezeichnet der Apostel Paulus als Wettkampf; die Verkündigung ist demnach nicht einfach, sondern bedarf unseres ganzen Einsatzes. Er schreibt nämlich — wie wir schon hörten —‚ »... dass ihr wie aus einer Seele gemeinsam im Glauben des Evangeliums wettkämpft.«
Wie führt man diesen Wettkampf?
Indem wir uns aller unwesentlichen Dinge enthalten. »Prüfet, was wesentlich ist« im Blick auf den Tag Christi (Phil.1:10). Haltet auch euren Körper in Zucht, damit ihr nicht etwa anderen das Evangelium heroldet und dabei selbst unbewährt seid. Lauft so, dass ihr den Kampfpreis erhaltet!
In 1.Korinther 9:24-27 ermahnt Paulus uns dahingehend.
Der Wettkampf ist gesetzmäßig zu führen. Wer im Sport die Regeln verletzt, wird disqualifiziert. Dementsprechend haben wir die Grundregeln, wie wir sie im Evangelium des Apostels Paulus vorfinden, zu befolgen. Ein gutes Vorbild für unseren Wettkampf ist Timotheus, dem Paulus in 2.Timotheus 3:10 bestätigt: »Du aber bist meiner Lehre vollends gefolgt, auch meinem Beweggrund, Vorsatz und Glauben, meiner Geduld und Liebe, meinem Ausharren, meinen Verfolgungen und Leiden.«
Welche Ziele sollen in dem Wettkampf erreicht werden?
Die Auserwählten sollen aus der Welt herausgerufen werden (2.Tim.2:10). Und sie sollen in Liebe wachsen zu Christus hin (Eph.4:15). Sie sollen nicht durch die Kriegslisten des Widerwirkers und die Unberechenheit der Menschen hin und her geworfen werden und Unmündige bleiben (Eph.4:14). Wir kennen doch den Ringkampf des Apostels Paulus, den wir in allem nachahmen sollen (1.Kor.11:1; Phil.3:17) und der uns schreibt: »Christus..., das Erwartungsgut der Herrlichkeit, den verkündigen wir, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen in aller Weisheit lehren, um jeden Menschen in Christus Jesus gereift darzustellen, wozu ich mich mühe und ringe, Seinem Einwirken entsprechend, das sich in mir als wirksam erweist in Kraft« (Kol.1:27-29). Des Paulus Ziel und Ringkampf ist auch, den Heiligen in Liebe zuzusprechen und sie zum Reichtum der Vollgewissheit des Verständnisses zu führen, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes und des Vaters Christi, in welchem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind (Kol.2:1-3). Und Epaphras ist uns nicht unbekannt, ein Sklave Christi Jesu, der allezeit in seinen Gebeten um die Kolosser rang, damit sie gereift dastünden und in allem Willen Gottes vollgewiss seien (Kol.4:12). Paulus jagt danach, ob er wohl ergreifen möge, wozu er auch von Christus ergriffen worden ist. So jagt er dem Ziele zu, nach dem Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus (Phil.3:12 und 14).
Womit müssen wir in unserem Wettkampf rechnen?
Es liegt auf der Hand, dass wir mit Widerstand, Feindschaft und Leiden zu rechnen haben. Aber betrachten wir doch unseren Herrn Jesus Christus, den, der solch einen unermesslichen Widerspruch von den Sündern erduldet hat, als Er unter ihnen war, damit wir nicht wanken und in unseren Seelen ermatten (Heb.12:3). In Hebräer 10:32 wird sogar von einem »Wettkampf der Leiden« gesprochen. Alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, also Gott wohlverehrend, werden verfolgt werden, stellt Paulus in 2.Timotheus 3:12 nüchtern fest.
Und wenn wir die nächsten Verse unseres Philipperbriefabschnitts lesen, die Verse 29 und 30, so erfahren wir, dass wir für Christus leiden werden, wenn wir denselben Ringkampf führen wie Paulus, der sich sein Evangelium nicht verdrehen oder verwässern und sich durch Feindschaft und Verleumdung nicht aus seiner Versöhnungshaltung hinausdrängen ließ.
Was erbringt der Wettkampf?
Was er für uns erbringt, wissen wir aus 2.Timotheus 4:7,8:
»Den edlen Ringkampf habe ich gerungen, den Lauf habe ich vollendet, den Glauben habe ich bewahrt. Hinfort ist mir der
Siegeskranz der Gerechtigkeit aufbewahrt, mit dem der Herr, der gerechte Richter, es mir an jenem Tag vergelten wird; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die Sein Erscheinen geliebt haben.«
Und was der Wettkampf für unseren Herrn Jesus Christus erbringt, geht aus den Versen 29 und 30 unseres Schriftabschnitts hervor, wo es heißt, dass es uns in Gnaden für Christus gewährt ist, an Ihn zu glauben und für Ihn zu leiden, indem wir denselben Ringkampf wie Paulus führen. Unser Wettkampf ist also für Christus, zu Seiner Ehre, zu Seiner Verherrlichung; es geht uns um die Vermehrung Seines Ruhmes!
Lasst euch nicht hemmen und entmutigen
Betrachten wir nun Vers 28: »... und euch in nichts durch die Widerstrebenden hemmen lasst; das bringt für sie den Erweis des Untergangs, für euch aber den der Rettung, und dies von Gott.« Dass Ungläubige widerstreben und dass der Widerwirker, der Geist, der in den Menschen der Widerspenstigkeit wirkt, dahintersteckt (Eph.2:2), ist uns bekannt und mag uns in unserem Eifer durchaus hemmen; doch was eine Dienstgemeinschaft im Tiefsten hemmt, sind die Widerstrebenden in den eigenen Reihen. Sie widerstreben der gesunden Lehre, wenden ihr Gehör von der Wahrheit ab und kehren sich den Sagen zu (2.Tim.4:3,4). Sie sind irdisch gesinnt (Phil.3:19); Neid und Hader und Ränke sind die Folgen (Phil.1:15,17). Paulus fragt die Korinther: »Wo unter euch Eifersucht und Hader sind, seid ihr da nicht fleischlich und wandelt dem seelischen Menschen gemäß?« (1.Kor.3:3). Sie wehren sich gegen die Anweisungen für einen geistlichen Wandel, etwa mit den destruktiven Worten:
»Ach, so fromm muss man doch nicht sein« oder »Das schaffen wir sowieso nicht« und entmutigen die Geschwister, die aber doch beständig, unverrückbar und im Werk des Herrn allezeit überfließend sein sollen (1.Kor.15:58).
Den Widerstrebenden darf durch unseren Vers 28 jetzt schon klar werden, dass sie den Untergang ihrer Werke vor der Preisrichterbühne des Christus erleben werden; die Wettkämpfenden aber erleben den Erweis ihrer Rettung, indem sie die Gotteskraft des Evangeliums erfahren, für das sie sich einsetzen; und dies ist von Gott.
Wie sollen wir den dem Evangelium des Apostels Paulus Widerstrebenden begegnen? Paulus antwortet in 2.Timotheus 2:24-26: »Ein Sklave aber des Herrn soll nicht zanken, sondern gegen alle sanft sein, lehrtüchtig, Übles nachsichtig ertragend, die Widerstrebenden in Sanftmut erziehen, ob ihnen Gott nicht Umsinnung gebe, um zur Erkenntnis der Wahrheit zu kommen, damit sie wieder ernüchtert werden und aus der Falle des Widerwirkers gelangen, zu desselben Willen sie von ihm lebendig gefangen sind.«
Alles ist Gnade
Herrlich ist die Wahrheit des Verses 29: »Denn in Gnaden ist euch für Christus gewährt: nicht allein an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden.« Alles ist Gnade, alles ist uns geschenkweise zu unserem Segen gewährt; doch vergessen wir nicht: für Christus ist uns jede Gnade zuteil geworden, zu unseres Herrn Ehre. Unser Glaube ist uns geschenkt worden; Gottes Geist hat ihn in uns hervorgerufen, damit unser Wandel als Gläubige ein Dank an den sei, der für uns starb und auferweckt wurde.
Unsere Leiden wegen des Evangeliums des Apostels Paulus misst uns unser Vater weisheitsvoll zu — für Christus, eben damit wir unseren geliebten Herrn und Retter darin verherrlichen. Mögen wir wie Paulus sagen können: Ich habe die Zuversicht, dass Christus in meinem Körper hoch erhoben wird (Phil.1:20), in welcher Situation auch immer.
Leiden für Christus sind nicht ein Zeichen des Missfallens, sondern eine Gunst unseres Gottes und Vaters, welche allerdings nicht allen gewährt wird, insbesondere aber denen, die in der Ausführung Seines Willens treu sind.
Wie sieht Leiden in Sonderheit für die aus, die am Evangelium des Christus wettkämpfen? — Unser Vers 30 sagt es uns: »... indem ihr denselben Ringkampf habt, derart wie ihr ihn an mir gewahrt und nun von mir hört.« Den Ringkampf des Apostels Paulus gewahren wir alle seine Jahre hindurch; sein ganzes Leben ist ein Ringen um die Bewahrung und Reinhaltung seines Evangeliums und um einen makellosen Dienst in der Haltung der Versöhnung unter all den Anfeindungen, die ihm widerfahren. Mögen wir uns ebenso wie er für die Verbreitung des Evangeliums des Christus einsetzen und uns in nichts durch die Widerstrebenden hemmen lassen. Mögen wir uns auch nicht in die Resignation drängen oder uns etwa hinreißen lassen, unversöhnlich zurückzuschlagen. Sind wir doch Botschafter für Christus, und haben wir doch den Dienst der Versöhnung zu tun; »denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend:
Er rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an und hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt« (2.Kor.5:19). Leben wir in diesem Wort, so kämpfen wir recht, würdig des Evangelium des Christus. Der Lobpreis und die Verherrlichung sei dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus dafür.
Die Gesinnung, die auch in Christus Jesus ist
(Phil.2:1-11)
In Kapitel 1, Vers 27, beginnt
der Apostel Paulus mit seinen auferbauenden und
ermutigenden Zusprüchen an die Philipper, die sich bis in das letzte Kapitel
hinziehen. Der Apostel will die Gläubigen anpassen an das Werk des Dienstes,
der in der gerade angebrochenen Verwaltung der Gnade Gottes, mit der er betraut
wurde, zu tun ist (Eph.3:2; 4:12). Dies ist insbesondere der Dienst der
Versöhnung (2.Kor.5:18).
In den Versen 27 bis 30 des
ersten Kapitels fordert er deshalb die Philipper auf, als Bürger zu wandeln,
deren Bürgertum in den Himmeln ist (Kap.3:20), würdig des Evangeliums des
Christus‚ indem sie in einem Geist
feststehen. Nur Gefestigte können den Kampf der Verbreitung des Evangeliums des
Apostels Paulus führen, wie aus einer
Seele gemeinsam im Glauben des Evangeliums wettkämpfen,
das heißt den Wettkampf der Verkündigung führen, und sich in nichts durch die
Widerstrebenden hemmen lassen.
In dem Schriftabschnitt, den wir
jetzt betrachten, Kapitel 2, Verse 1 bis
11, beschreibt Paulus nun die innere Einstellung, die Gesinnung, die die
Philipper in vollendeter Weise haben sollen, um den Wettkampf am Evangelium des
Christus, das zugleich das Evangelium des Apostels Paulus ist, führen zu
können.
Wir lesen zunächst die ersten
fünf Verse: »Wenn nun irgendein Zuspruch in Christus, wenn irgendein Trost der
Liebe, wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes, wenn innerste Regung und
Mitleid noch etwas gelten, so macht meine Freude dadurch vollständig, dass ihr
gleichgesinnt seid, ein und dieselbe Liebe habt, in der Seele vereint auf das
eine sinnt: nichts aus Ränkesucht noch aus Anmaßung tut, sondern einer den
anderen in Demut sich selbst für überlegen erachte und jeder nicht auf das
Seine, sondern jeder auch auf das Wohl der anderen achte. Denn diese Gesinnung
sei in euch, die auch in Christus Jesus ist.«
Damit wir das Gefüge dieser
Sätze erkennen, seien sie aufgegliedert. Der Kern des ersten Satzes ist: ... so
macht meine Freude dadurch vollständig... (V.2). Voraussetzung dafür sind die
in Vers 1 genannten Dinge: Zuspruch, Trost der Liebe, Gemeinschaft des Geistes,
innerste Regung und Mitleid, die bei den Philippern vorhanden sind und noch
etwas gelten. Auf der Grundlage dieser fünf Dinge kann die Freude des Apostels
Paulus vervollständigt werden, indem sie auf die drei inneren Werte, die sodann
in Vers 2 aufgezählt sind, sinnen, und zwar gleichgesinnt sein, Liebe haben und
auf das eine sinnen. Der dritte dieser Werte, nämlich in der Seele vereint auf
das eine zu sinnen, wird in den Versen 3 und 4 inhaltlich bestimmt, und zwar
soll einer den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachten, und es soll
jeder nicht auf das Seine achten. Und hierin liegt die Verknüpfung zur
Gesinnung Christi Jesu (Vers 5). Denn dies - Demut und nicht auf das Eigene
achten - dies ist die Gesinnung Christi Jesu, und genau diese Gesinnung soll in
den Philippern reifen, wodurch die Freude des Paulus vollständig werden wird,
wie auch die Freude der Philipper aufgrund ihres hingebungsvollen Dienstes
vollkommen sein wird. Darum geht es schließlich überhaupt in diesem Brief: Die
Gläubigen sollen voll Freude werden.
Befassen wir uns nun mit den Einzelheiten:
»Wenn nun irgendein Zuspruch in Christus....« (Vers 1). Die Philipper übten den
Zuspruch in Christus, die gegenseitige Ermutigung auf der Grundlage der
Botschaft des gekreuzigten und auferstandenen Sohnes Gottes und Seiner
geistlichen und überhimmlischen Segnungen. Wer die Vollendung der Wege Gottes
in Herrlichkeit in Christus kennt, kann zusprechen. Zuspruch baut auf, nicht Krittelei; das Wort Gottes gibt Zuversicht, nicht die
vermeintliche Weisheit der Menschen.
»... wenn irgendein Trost der Liebe ...«
Trost ist eine Wohltat für das Gemüt und richtet auf. Trost quillt aus der in
unseren Herzen ausgegossenen Liebe Gottes. Trost stellt die Liebe Gottes vor
Augen, die Liebe, die größer ist als alle Probleme und uns erquickt, weil sie
uns immer und in jedem Fall zugewandt ist.
»… wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes
...« Da unser Abschnitt vom Verhältnis der Gläubigen untereinander handelt, ist
die brüderliche Gemeinschaft angesprochen, nicht die mit dem Geist Gottes. Der
Geist der einzelnen Gemeindeglieder wächst, geleitet vom Geist Gottes, zu einer
Gemeinschaft zusammen, indem sie alle das eine wollen: nämlich dass das
Evangelium des Christus gefördert werde.
»… wenn innerste Regung und Mitleid noch
etwas gelten...« Auf dem Weg zur Sinnesgleichheit aller Gläubigen dürfen auch
innerste Regung und Mitleid nicht fehlen, frei umschrieben: Herz und Erbarmen.
Da diese fünf Dinge bei euch
Philippern noch etwas gelten, kann ich euch aufrufen, fortzuschreiten, will
Paulus nun sagen und schreibt deshalb in Vers 2: »... so macht meine Freude
dadurch vollständig, dass ihr gleichgesinnt seid, ein und dieselbe Liebe habt,
in der Seele vereint auf das eine sinnt...« In Kapitel 1:4, hat Paulus ihnen
mitgeteilt, dass er allezeit für sie alle mit Freuden fleht angesichts ihrer
Beisteuer zum Evangelium, ihrer Mitteilnahme an
seiner Verkündigung. Seine Freude wird aber erst dann vollständig sein, wenn
ihre Freude im Herrn aufgrund ihres Wettkampfes im Dienst in der maßgebenden
Gesinnung Christi Jesu vollkommen geworden ist.
Wodurch
erreichen die Philipper den Maßstab der Gesinnung Christi Jesu? Drei Werte
nennt er: »... dass ihr gleichgesinnt seid, ein und dieselbe Liebe habt (und)
in der Seele vereint auf das eine sinnt ...«. Gleichgesinnt sein bezieht sich
auf das Verhältnis untereinander. »Auf das eine sinnen» gibt das Ziel an, und
dies ist die Demut Christi. In der Seele vereint, im Bewusstsein ihrer Einheit
und die Einheit haltend (Eph.4:3), sollen sie auf dieses eine sinnen. Ein und
dieselbe Liebe sollen sie haben: Das ist die Liebe zu Christus, ihrem Herrn und
Retter, und damit die Liebe zu allen Menschen, denen das Evangelium zu
verkündigen ist, dass Christus Sich für sie alle demütigte und starb und
auferweckt wurde.
In den Versen 3 und 4 führt
Paulus nun aus, wie das eine, auf das sie sinnen sollen, konkret aussieht: »...
nichts aus Ränkesucht noch aus Anmaßung tut, sondern einer den anderen in Demut
sich selbst für überlegen erachte und jeder nicht auf das Seine, sondern jeder
auch auf das Wohl der anderen achte.« Ränkesucht und Anmaßung als Auswirkungen
des verborgenen Stolzes führen zu Streit und Uneinigkeit; Demut dagegen, frei
umschrieben: der Mut zum Niedrigsein, wirkt sich positiv auf die Gemeinschaft
aus, indem sie den Bruder und die Schwester hochschätzt, ja höher schätzt als
sich selbst. Das Vorbild erhabenster Demut ist unser Herr Jesus Christus, der
Sich aufs Tiefste erniedrigte.
Er ist auch darin unser Vorbild,
nicht auf das Eigene zu achten, sondern auf das der anderen, denn Er entäußerte
Sich Seiner Herrlichkeit und nahm die Gestalt eines Sklaven an. Er achtete auf
das der anderen; denn für uns trat Er
ein bis zum Kreuzestod. Auch Timotheus ist uns hierin ein Vorbild: Er suchte
nicht das Seine, sondern das, was Christi Jesu ist (Kap.2:21), wie Paulus in
1.Korinther 10:24 anweist: »Niemand suche das Seine, sondern das des anderen«
und in 1.Korinther 10:33 bezeugt: »... ich suche, nicht was mir selbst, sondern
den vielen förderlich ist.« »Die Liebe sucht nicht das Ihre« (1.Kor.13:5). Möge
darum jeder, wie Christus auch, auf das Wohl der anderen achten und nicht auf
das eigene.
Dies alles, wovon wir hörten,
von den wahren Werten, wird erst in der Zukunft vergolten. Jetzt ist die Zeit
des Dienstes. Der Dienst der Heiligen soll ein gemeinsames Wirken und Wettkämpfen sein; das ist nur in der rechten
Gesinnung möglich. Die fleischlich gesinnten Korinther verstanden Paulus in
diesem geistlichen Anliegen nicht. Die Philipper jedoch haben sich schon in der
Dienstleistung ihres Glaubens bewährt und können weitergeführt werden. Möge
ihre und unsere Gesinnung genau die sein, die auch in Christus Jesus ist!
Nun wenden wir uns den Versen 5 bis 8 zu. Sie
sind die Begründung für die Aufforderungen in den Versen 2 bis 4. Wir erfahren
jetzt, warum wir den anderen in Demut uns selbst für überlegen erachten und
nicht das Eigene suchen sollen: Denn die Gesinnung Christi Jesu soll in uns
sein. Zu keinem geringerem als diesem Maß will Paulus uns erheben.
Vers 5 lautet: »Denn diese
Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist.« Bevor wir uns mit der
folgenden Schilderung Seiner Gesinnung befassen, werde uns eines Seiner Worte
zum Zuspruch: »Nehmt Mein Joch auf euch und lernt von Mir, denn Ich bin
sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen«
(Mat.11:29).
Dies ist die
Gesinnung Christi Jesu: »... der, als Er in der Gestalt Gottes war, es nicht
für ein Rauben erachtete, ebenso wie Gott zu sein; sondern Er entäußerte Sich
Selbst, nahm die Gestalt eines Sklaven an, wurde den Menschen gleichgestaltet
und in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden; Er erniedrigte Sich Selbst und
wurde gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod« (Verse 6 bis 8).
Anbetend nur können wir diese
Worte vernehmen, die Knie vor Ihm beugend, vor Seiner Gesinnung erbebend.
Unsere weitere Reaktion kann allein die sein, die der Apostel Paulus in Epheser
5:1,2 bestimmt hat: »Als geliebte Kinder werdet nun Nachahmer Gottes und
wandelt in Liebe, so wie auch Christus euch liebt und Sich Selbst
für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden
Wohlgeruch.«
Christus war in
der Gestalt Gottes und erachtete es nicht für ein Rauben, ebenso wie Gott zu
sein. Gott ist Geist (Joh.4:24) und somit unsichtbar und unhörbar. Der Herr
Jesus Christus sagte von Seinem Vater: »Weder habt ihr jemals Seine Stimme
gehört noch Sein Aussehen wahrgenommen« (Joh.5:37). Wen aber sahen und hörten
die Väter und Propheten Israels? Sie sahen den Abglanz der Herrlichkeit des
Abbildes Gottes. Christus ist das Abbild des unsichtbaren Gottes (Kol.1:15).
Und sie hörten Sein Wort. Dieses Wort war wie Gott (Joh.1:1) und wurde in Jesus
Christus Fleisch und zeltete unter den Juden (Joh.1:14). Christus ist der
Ursprung der Schöpfung Gottes (Off.3:14) und »die Ausstrahlung Seiner
Herrlichkeit und das Gepräge Seines Wesens« (Heb.1:3). Christus hatte die
Gestalt Gottes, die Gestalt, die Gott hätte, wenn Er als Geist eine haben
könnte. Die Gestalt ist die äußere Erscheinungsform.
Christus war aber auch sonst
ebenso wie Gott. Er hatte die Herrlichkeit Gottes, wie aus Johannes 17:5 zu
erschließen ist: »Nun verherrliche Du Mich, Vater, bei Dir Selbst mit der
Herrlichkeit, die Ich bei Dir hatte, bevor die Welt war.« Da Er ebenso wie Gott
war, war Seine Herrlichkeit die Gottes. Er strahlte nicht Seine eigene
Herrlichkeit aus, sondern die Gottes (Heb.1:3). Dies ist ja Seine Freude, nicht
Sich Selbst, sondern Gott abzubilden. Die
Herrlichkeit umfasst das innere Wesen, wie Liebe, Gerechtigkeit und Wahrheit,
und die Ihm übertragene Macht und Würde.
Die Tatsache, ebenso wie Gott
und so herrlich wie Er zu sein, erachtete Christus nicht als ein Rauben. Er
hatte Gott nichts geraubt, sondern der Vater hatte dem Sohn gegeben, Ihm in
allem zu gleichen. Es stand Ihm zu. Er glich nicht Sich Selbst,
sondern Seinem Vater; gleichen kann man nicht sich selbst, sondern nur einem
anderen. Wer Ihn sah, sah den Vater (Joh.14:9). Und so sollte es auch sein,
denn es ist schließlich Seine Aufgabe, nicht Sich Selbst
darzustellen, sondern Seines Vaters innerstes Wesen zu offenbaren.
Aus der höchsten
Höhe stieg Christus herab. Die zwei Schritte Seines Herabstiegs
sind Seine Selbstentäußerung (Vers 7) und Seine Selbsterniedrigung, die bis zum
Gehorsam des Kreuzestodes reichte (Vers 8).
Wir lesen Vers 7: »... sondern
Er entäußerte Sich Selbst, nahm die Gestalt eines Sklaven an, wurde den Menschen
gleichgestaltet und in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden.« Er
entäußerte Sich Selbst. Wer kann das fassen? Das ist Liebe. Die Liebe gibt
alles auf (1.Kor.13:7). Was wollte Er damit erreichen? Er suchte Seine
Geschöpfe, schließlich ist das All in Ihm erschaffen (Kol.1:16). Die Liebe
sucht nicht das Ihre (1.Kor.13:5).
Er wurde den Menschen
gleichgestaltet. Überaus kostbar sind uns Seine in diesem Zusammenhang
ausgesprochenen Worte in Hebräer 10:5,9,10: »... Er sagte, als Er in die Welt
kam: Opfer und Darbringung willst Du nicht, einen Körper aber passt Du Mir an.
... Dann hat Er betont: Siehe, Ich treffe ein, um Deinen Willen, o Gott, zu
tun! ... In diesem Willen sind wir durch die Darbringung des Körpers Christi
ein für allemal geheiligt.« Mit der Gleichgestaltung wurde Er nicht in allem
ein Mensch wie wir, denn Gott blieb Sein Vater, Er behielt überströmendes
Leben, und Sünde war nicht in Ihm. Er war in Seiner Erscheinungsweise ein Mensch. In Sein Menschsein hatte Er den Geist
Gottes, die Kraft des Höchsten (Luk.1:35), eingebracht. Dieser Geist ist der
Träger Seiner göttlichen Identität und Individualität, also der Einzigartigkeit
Seiner Person (Joh.1:14). Er besaß Geist ohne Maß (Joh.3:34) und vollkommene
Lebensfülle in Sich Selbst (Joh.5:26) und unterlag
somit weder dem Tod noch dem daraus erwachsenden Hang zum Sündigen.
Jesus Christus, der
Sohn Gottes, blieb in Seinem inneren Wesen derselbe. »Jesus Christus, gestern
und heute, ist derselbe auch für die Äonen« (Heb.13:8).
Wir kommen zu Vers 8: »Er
erniedrigte Sich Selbst und wurde gehorsam bis zum Tode, ja bis zum
Kreuzestod.« Es war für unseren Herrn eine elementare Erniedrigung, Sich Selbst zu entäußern und ein Mensch zu werden. An sich ist
es nichts Erniedrigendes, ein Mensch zu sein, denn wir sind von hohem Adel: Wir
sind im Bilde des Christus erschaffen (1.Mose 1:26,27). Doch Christi Herabstieg
war eine umwälzende Erniedrigung. Er begab Sich der höchsten Herrlichkeit. Und
wie erniedrigend muss es sodann für Ihn gewesen sein, unter Egoisten und
Feinden, Kranken und Sterbenden zu wandeln. Er hatte Mitgefühl mit unserer
Schwachheit (Heb.4:15); wie muss es Ihm ans Herz gegangen sein!
Jesus Christus wurde gehorsam
bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod. Zwar war unser Herr und Retter immer
gehorsam; es war geradezu Seine Speise: »Meine Speise ist die, dass ich den
Willen dessen tue, der Mich gesandt hat, und Sein Werk vollende« (Joh.4:34);
doch das Gehorsamsein muss sich im konkreten Fall
bewähren, indem man gehorcht. Gehorsam muss gelernt und eingeübt werden. Unser
Herr Jesus Christus errang den Sieg des Gehorsams im Garten Gethsemane: »Vater,
wenn es Dein Beschluß ist, trage diesen Becher von
Mir weg! Indessen, nicht Mein Wille, sondern der Deine geschehe!« (Luk.22:42).
Am Kreuz sodann vollendete unser Herr Seine Erniedrigung und Seinen Gehorsam in
Vollkommenheit, wie Hebräer 5:8,9 sagt: »Obgleich Er der Sohn ist, lernte Er
den Gehorsam durch das, was Er litt. Und so vollkommen gemacht, ist Er allen,
die Ihm gehorchen, die Ursache äonischer Rettung.«
Am Kreuz wandte Er den Zorn
Gottes über die Verderbtheit der Menschheit ab und brach der göttlichen Liebe
und Gnade Bahn. Durch den Gehorsam dieses Einen kommt es für alle Menschen zur
Rechtfertigung des Lebens (Röm. 5:18,19).
Sterben ist zwar eine Schmach
für den Menschen, doch im eigentlichen Sinne erniedrigend ist eine Hinrichtung
als Verbrecher. Das Missfallen der Menschen und der Fluch des Gesetzes lagen
auf Ihm (Gal.3:13; 5.Mose 21:23). So erlitt Er die schmachvollste Erniedrigung.
Um unsertwillen! Die Liebe – alles erduldet sie (1.Kor.13:7).
In den betrachteten Versen 6 bis
8 ging es um die Beschreibung der Gesinnung Christi Jesu. Diese Gesinnung wohne
in uns, die auch in Christus Jesus ist! Diese Gesinnung stellt sich bei uns in
der Demut dar, in der Demut, die den Bruder und die Schwester für überlegen
erachtet und nicht das Eigene sucht (Verse 3 und 4). Sinnet nicht auf Hohes,
sondern gesellt euch zu den Niedrigen, sagt Paulus in Römer 12:16.
Die Verse 9 bis
11 nun schildern die Wertschätzung der Erniedrigung Jesu Christi durch Seinen
Gott und Vater: »Darum hat Gott Ihn auch überaus hoch erhöht und Ihn mit dem
Namen begnadet, der über jedem Namen ist, damit in dem Namen Jesu sich jedes
Knie beuge, der Überhimmlischen, Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge
huldige: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.«
Christi Erhöhung wird uns in Epheser 1:20-23 umfassend dargestellt: Gott weckte
Ihn aus den Toten auf und setzte Ihn zu Seiner Rechten inmitten der
Überhimmlischen, »hocherhaben über jede Fürstlichkeit und Obrigkeit, Macht und
Herrschaft, auch über jeden Namen, der nicht allein in diesem Äon, sondern auch
in dem zukünftigen genannt wird. Alles ordnet Er Ihm unter, Ihm zu Füßen; und
Ihn gibt Er als Haupt über alles der herausgerufenen Gemeinde, die Sein Körper
ist, die Vervollständigung dessen, der das All in allem vervollständigt.«
Dankbar und ehrfurchtsvoll verkündigen wir dieses Evangelium.
Eine Zwischenbemerkung: Christus
erniedrigte Sich, und Gott erhöhte Ihn. Bei uns Menschen ist es umgekehrt: Wir
erhöhen uns gern, deshalb muß Gott uns erniedrigen.
Der Name »Jesus Christus« ist der höchste, den es gibt. In der Bibel sind die
Namen im allgemeinen Symbol für den Charakter oder die Aufgabe ihrer Träger.
Wer den Namen Jesu Christi anruft, bekennt damit den, der da ist und der da war
und der da kommt (Off.1:8), den Retter, den Gesalbten Gottes. Petrus
verkündigte in Apostelgeschichte 4:12: »Und in keinem anderen (als Jesus)e ist
die Rettung; denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der unter
Menschen gegeben worden ist, in welchem wir gerettet werden müssen.« (Der Name
»Jesus«, nach dem Hebräischen: »Jehoschua«, ist eine
Zusammensetzung aus Jewe und Hosea
und bedeutet: »Jewe ist Retter« oder »Jewe wird Retter sein«.)
In dem Namen Jesu wird sich
jedes Knie beugen; das ist eine anschauliche Umschreibung des Anbetens. Im
Namen Jesu wird dies geschehen, das heißt in Übereinstimmung mit Ihm, von
Seiner Liebe veranlasst, für Ihn, zu Seiner Ehre, nach Seinem Willen.
Alle werden ihre Knie beugen,
die Überhimmlischen, Irdischen und Unterirdischen. Die überhimmlischen
Geschöpfe sind die Geistwesen, die im Bereich über dem Lufthimmel ihre Heimat
haben, die himmlischen Heerscharen, darunter Fürstlichkeiten und Obrigkeiten,
Mächte und Boten (Eph.1:20; 1.Pet.3:22), Cherubim und
Seraphim, sowie die geistlichen Mächte der Bosheit,
die Weltbeherrscher dieser Finsternis (Eph.6:12). Die
Irdischen sind wir Menschen. Die Unterirdischen sind wahrscheinlich die Geister
im Gefängnis (1.Pet.3:19; 2.Pet.2:4; Jud.6) und die Dämonen, die in den Abgrund
getrieben wurden (Luk.8:31,33), wohl auch schlicht und einfach alle Tiere, die
unter der Erde und im Wasser leben.
Im Namen Jesu wird jede Zunge
huldigen: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.
Freudig ergebene, dankbare und lobpreisende Huldigung wird dem zuteil werden, der für alle den erniedrigendsten
Tod starb, damit sie alle nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für
sie starb und auferweckt wurde (2.Kor.5:15) und so zur Erfüllung ihres Lebens
gelangen. »Denn es steht geschrieben: So wahr Ich lebe, spricht der Herr: Vor
Mir wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird Gott huldigen« (Röm.14:11;
Jes.45:23).
Diese herrliche
Huldigung wird bei der Vollendung, beim Abschluss der Äonen, geschehen, wenn
Christus Seine Königsherrschaft, die Er in den beiden zukünftigen Äonen ausübt,
dem Vater übergibt, der Tod abgetan ist und sich alle untergeordnet haben, wie
der Apostel Paulus in 1.Korinther 15:22-28 verkündigen darf: »Denn ebenso wie in Adam alle sterben,
so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden. Jeder aber in seiner
besonderen Abteilung: der Erstling Christus, darauf die Christus Angehörenden,
bei Seiner Anwesenheit; danach die übrigen bei der Vollendung, wenn Er die
Königsherrschaft Seinem Gott und Vater übergeben, wenn Er jede Oberherrschaft,
jede Obrigkeit und Macht aufheben wird. Denn Er muß
als König herrschen, bis Er alle Seine Feinde unter Seine Füße legen wird. Der
letzte Feind, der abgetan wird, ist der Tod. Denn alles ordnete Er Ihm unter:
unter Seine Füße. Wenn Er dann sagt: »Alles hat sich untergeordnet!«, so ist es
offenkundig, dass Gott ausgenommen ist, der Ihm das All unterordnete. Wenn Ihm
aber das All untergeordnet ist, dann wird auch der Sohn Selbst dem
untergeordnet sein, der Ihm das All unterordnete, damit Gott alles in allen
sei.«
Zur Verherrlichung Gottes, des Vaters, werden alle dem
Sohn diese Huldigung darbringen. Der Mensch Christus Jesus, der Mittler
zwischen Gott und Menschen, hatte stets die Verherrlichung Seines Gottes und
Vaters zum Ziel, wie Er auch in der Nacht vor Seiner Kreuzigung gebetet hatte:
»Ich verherrliche Dich auf Erden, indem Ich das Werk vollende, das Du Mir zu
tun gegeben hast« (Joh.17:4).
Wir Auserwählten und Berufenen,
wir Heiligen und Geliebten Gottes dürfen als in der Gnade Vorgezogene heute
bereits unsere Knie beugen und huldigen: Dir, unserem Gott und Vater, sei
Lobpreis, Dank und Verherrlichung im Namen unseres Herrn Jesus Christus! Amen.
Mit Furcht und Zittern (Phil.2:12-18)
Der Apostel Paulus hat den Philippern in den vorangegangenen Versen 1 bis 11 zugesprochen, seine Freude vollständig zu machen, indem sie in Liebe auf das eine sinnen mögen: den Bruder und die Schwester in Demut sich selbst für überlegen zu erachten und nicht das Eigene zu suchen (Verse 2 bis 4). Als Vorbild für diese anzustrebende innere Einstellung — unabdingbar wichtig auch für die Freude der Philipper - führte Paulus ihnen die Gesinnung Christi Jesu vor Augen. Christus, der ebenso wie Gott war, hatte die Gestalt eines Menschen angenommen und Sich Selbst erniedrigt und war gehorsam geworden bis zum Tode, ja bis zum schmachvollen Kreuzestod. Darum hat Gott Ihn auch überaus hoch erhöht, damit in dem Namen Jesu sich jedes Knie beuge und jede Zunge huldige: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters (Verse 5 bis 11).
»Daher, meine Geliebten«, schreibt Paulus in Vers 12, »so wie ihr allezeit gehorcht habt (nicht nur, als ich bei euch anwesend war, sondern um so mehr während meiner Abwesenheit) mit Furcht und Zittern, wirket eure Rettung aus!«
»Daher« — weil Christus gehorsam war und alle sich vor Ihm beugen werden und weil Er der Herr ist, dem alle Huldigung gebührt, daher, meine Geliebten, gehorcht auch ihr weiterhin mit Furcht und Zittern und wirkt so eure Rettung aus.
Mit »meine Geliebten« spricht Paulus sie an; so innig ist er mit ihnen verbunden, zumal er mit Freuden für die Philipper dankt und fleht (Kap.1:3,4), er sich mit innigster Regung Christi Jesu nach ihnen sehnt (Kap.1:8) und sein Sinnen auf ihre Förderung aus ist, dass sie am Tag Christi in der Liebe und im Wettkampf des Dienstes am Evangelium vollendet seien (Kap.1:6,7,9).
Der Gehorsam der Philipper
Allezeit haben die Philipper dem Apostel Paulus mit Furcht und Zittern gehorcht, nicht nur, als er bei ihnen war, sondern noch treuer, seitdem er abwesend ist. Wem gilt ihr Gehorsam? — Ihr Gehorsam bezieht sich ganz greifbar auf den Apostel Paulus und sein Evangelium. Sie gehorchen ihm. Den Korinthern schildert Paulus‚ dass sich die Mazedonier zuerst dem Herrn hingaben und dann auch ihm nach dem Willen Gottes (2.Kor.8:5). Paulus ist nun einmal der Herold, Apostel und Lehrer der Nationen (1.Tim.2:7). Seine Briefe sind voll von Anweisungen, denen zu gehorchen ist. So schreibt er zum Beispiel in 2.Thessalonicher 3:6: »Wir weisen euch aber im Namen unseres Herrn Jesus Christus an, Brüder, euch von jedem Bruder abseits zu stellen, der unordentlich wandelt und nicht der Überlieferung gemäß, die ihr von uns erhalten habt.«
Doch Paulus handelt nicht im eigenen Namen; sein Wort ist das Wort Gottes (1.Thess.2:13), er ist der Apostel Christi Jesu. Wer dem Apostel Paulus gehorcht, gehorcht dem Herrn; wer Paulus nicht gehorcht, gehorcht dem Herrn nicht. Am Gehorsam hat unser Gott und Vater Wohlgefallen, an dem Seines Sohnes und an unserem. Gottes Willen allein sollen wir tun.
Mit Furcht und Zittern
Mit Furcht und Zittern sollen wir gehorchen, so wie die Philipper. Mit Furcht und Zittern hatten die Korinther Titus aufgenommen, den Paulus zu ihnen gesandt hatte (2.Kor.7:15). Ihre Furcht und ihr Zittern galten dem Abgesandten des Apostels Paulus und damit dem Herrn Selbst. Den Herrn Christus Jesus sollen wir fürchten (Kol.3:22). Unser Herr ist nicht einer von uns, dessen Meinung - welch eine Verkennung! — etwa kaum höher als unsere einzuschätzen wäre, sondern Er ist hoch erhaben über uns; Ehrfurcht, Beugung, hingebungsvolle Dankbarkeit und absoluten Gehorsam sind wir Ihm mit Leib und Leben schuldig. Freudig gehorcht, wer weiß, dass er geliebt wird. Unsere Unterordnung unter den Herrn findet sogar darin ihren Ausdruck, dass wir uns jedem Bruder in der Furcht Christi unterordnen sollen (Eph.5:21), denn jeder Bruder ist ein Erweis Seiner Gnade und ein Beweis für die Kraft Seines Wortes (Röm.1:16).
Gehorsam ist ein Zeichen von Bewährtheit (2.Kor.2:9). Im Gehorsam nur können wir unsere Rettung auswirken. Wir gehorchen Gott, wenn wir Ihm unseren Körper zum Opfer bereitstellen; die Bereitstellung unserer Kraft, unserer Zeit, unseres Geldes, unseres Ansehens als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer ist unser folgerichtiger Gottesdienst (Röm.12:1). Aus Dankbarkeit nur soll das geschehen, denn nur dann ist unser Gottesdienst Gott wohlgefällig (Heb.12:28). Und mögen wir uns, wie Paulus in 2.Kor.7:1 Gehorsam erwartend schreibt, »von jeder Besudelung des Fleisches und auch des Geistes reinigen und unsere Heiligkeit in der Furcht Gottes vollenden.«
»Wirket eure Rettung aus!«
Wir sollen sie in derselben Weise auswirken, wie wir auch gehorchen sollen, nämlich mit Furcht und Zittern. Gebt eurer Rettung Ausdruck! Gebt dem Ausdruck, was an euch geschehen ist. Dies ist an uns geschehen: Gott rettete und berief uns mit heiliger Berufung nach Seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor äonischen Zeiten gegeben ist (2.Tim.1:9). Nun sind wir Gerettete, allein in der Gnade, allein durch Glauben, allein durch unseren Herrn Jesus Christus.
Zum Auswirken benötigen wir Kraft. Das Evangelium ist eine Gotteskraft zur Rettung für jeden Glaubenden (Röm.1:16). Es erweist seine Kraft auch in der Gegenwart in unserem Alltag, zum Beispiel indem die Sünde nicht mehr über diejenigen herrscht, die dem Evangelium des Apostels Paulus glauben und damit rechnen, dass ihre alte Menschheit zusammen mit Christus gekreuzigt und abgetan ist (Röm.6:6,11). Ein weiteres Beispiel: Paulus wies Timotheus an: Beharre in diesen Dingen: dem Lesen, dem Zuspruch, der Lehre; »denn wenn du dies tust, wirst du sowohl dich selbst als auch die retten, die dich hören« (1.Tim.4:13,16). Jeden Tag sollen wir also durch das Lesen, den Zuspruch und die Lehre des Apostels Paulus gerettet werden vor Sünden und Kränkungen, vor Mutlosigkeit und Verzagtheit, vor Ungehorsam, vor Undankbarkeit und Nichtverherrlichung unseres Gottes und Vaters. Das Vermeiden all dieser negativen Dinge ist schon ein Teil des Auswirkens unserer Rettung.
Mit unserer Rettung ist uns eine große Kraft gegeben, die uns befähigt, unseren Wandel und Dienst zur Verherrlichung Gottes zu tun.
Nach welchen Zielen sollen wir uns ausstrecken?
Die Rettung auswirken heißt, alles zu tun, was uns durch den Apostel Paulus zu tun geheißen ist. Dazu gehört insbesondere, den Dienst der Versöhnung zu tun. »Denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend: Er rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an und hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt. Daher sind wir Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns zuspräche. Wir flehen für Christus:
Lasst euch mit Gott versöhnen!« (2.Kor.5:19,20). Mögen wir in diesem Dienst nicht nachlassen, sondern ihm nachjagen, denn dann führen wir den Wettkampf zur Verbreitung des Evangeliums des Christus, das Paulus uns verkündigte, zu Gottes Wohlgefallen. In Kapitel 1:27,28 hebt Paulus gerade dies mit dem Nachdruck gebenden Wort »nur« hervor: »Nur wandelt als Bürger, würdig des Evangeliums des Christus, damit ich ... höre ...‚ dass ihr in einem Geist feststeht, wie aus einer Seele gemeinsam im Glauben des Evangeliums wettkämpft und euch in nichts durch die Widerstrebenden hemmen lasst.« Ein solcher Wettkampf erweist, dass wir Gerettete sind, wie Paulus im Nachsatz erklärt: Das bringt für euch den Erweis der Rettung, und dies von Gott. Ja, so ist es: Bewährte erkennen deutlich an sich selbst, dass Christus Jesus in ihnen ist (2.Kor.13:5).
Frucht
Die Rettung auswirken bedeutet, Frucht zu bringen. Unsere Lippen sollen vor allem diese Frucht bringen: »Durch Ihn (Christus) nun sollten wir Gott allezeit Lobopfer darbringen, das heißt: die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen« (Heb.13:15). Seine Rettung bringt zur Reife, wer diesem Wort gehorcht: »Die Vollendung aber der Anweisung ist Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben« (1.Tim.1:5). Seine Rettung wirkt aus, wer in der Liebe überfließt und Frucht bringt. Genau dafür betet Paulus: »Und dafür bete ich, dass eure Liebe noch mehr und mehr in Erkenntnis und allem Feingefühl dazu überfließe, dass ihr prüfet, was wesentlich ist, damit ihr auf den Tag Christi aufrichtig und unanstößig seid, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist, zur Verherrlichung und zum Lobpreis Gottes« (Kapitel 1:9,11).
Eine wichtige innere Frucht ist unsere Heiligung. Das ist der Wille Gottes, unsere Heiligung! Möge Christus immer mehr Gestalt in unserem Herzen annehmen (Gal.4:19). Das wirkt sich in all unserem Tun und Lassen aus.
Im Gehorsam entfalten wir unsere Rettung. Das Ausleben der Rettung ist unser rechter Gottesdienst, die Huldigung, die unserem Gott und Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus zukommt. Im Auswirken unserer Rettung sind wir für Ihn da. Indem wir für Ihn bereitstehen, bezieht Er uns in die Durchführung Seines Werkes mit ein.
Der alles bewirkende Gott
In Vers 13 folgt nun die Begründung: »Denn Gott ist es, der beides in euch bewirkt: das Wollen wie auch das Wirken nach Seinem Wohlgefallen.« Im Zusammenhang und etwas verkürzt gelesen: Wirket eure Rettung aus, denn Gott wirkt in euch nach Seinem Wohlgefallen.
Gott wirkt in uns durch Seinen uns innewohnenden Geist. Was Er wirkt, ist stets zu Seinem Wohlgefallen. Wenn wir aufgrund Seines Einwirkens unsere Rettung auswirken, ist dies zu Seinem Wohlgefallen. Sein Einwirken erweist sich in großer Kraft in denen, die glauben (Eph.1:19). Paulus mühte sich und rang darum, jeden Menschen in Christus Jesus gereift darzustellen, dem Einwirken Gottes entsprechend, das sich in ihm als wirksam erwies in Kraft (Kol.1:29). Auf die kürzeste Formel gebracht: Wirkt aus, was Gott einwirkt.
Unser Gehorchen besteht in den beiden Schritten Wollen und Wirken. Beide gewährt Er uns in Gnaden. So wirken wir unsere Rettung aus.
Nun hat Gott aber auch dem Fleisch Raum gegeben; doch wenn wir dem Fleisch gemäß leben, so ist dies kein Auswirken zu Gottes Wohlgefallen. Gott bewirkt auch unser Versagen, denn Er ist allmächtig und bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines Willens (Eph.1:11). Doch kennen wir Seinen Ratschluss? Wissen wir, was Er für uns für heute beschlossen hat? Wir wissen es nicht. Deshalb richten wir uns nicht nach Seinem verborgenen Ratschluss, sondern nach Seinem in der Schrift geoffenbarten Willen und tun, was Er uns geheißen hat im Glauben, dass Sein Wort gelingen lässt, wozu Er es sandte (Jes.55:11). Da wir somit völlig auf den alles Verfügenden angewiesen sind, mögen wir nicht nachlassen, darum zu bitten, dass Er in uns das Wollen und Wirken nach Seinem Wohlgefallen bewirke, denn als Gerettete und im Übermaß in Christus Jesus Gesegnete wollen wir nicht mehr uns selbst leben, sondern Ihm, dem alle Ehre gebührt, der Gesinnung Christi Jesu entsprechend, der ebenfalls nicht für Sich Selbst lebt.
Ohne Murren und Schlussfolgern
Vers 14 lautet: »Tut alles ohne Murren und Schlussfolgern.« Das Auswirken der uns in der Rettung erwiesenen Gnade soll frei von Murren und Schlussfolgern sein. Denn Murren — darin liegen wohl Unzufriedenheit, Unwilligkeit und Widerstreben — verneint die Liebe Gottes. Und wenn man folgert, also Erwägungen anstellt, um daraus Schlüsse zu ziehen, so verneint man den Glauben. Doch frei von Murren und Schlussfolgern soll unser Gehorsam sein.
Wir haben im Übrigen auch keinen Grund zum Murren über Gottes Lebenswegen mit uns, denn alles Geschehen stimmt entweder mit Seinem geoffenbarten oder Seinem geheimen Willen überein, und Er ist Liebe und der allein weise (Röm.16:27), der uns den trefflichen Weg zu unserer Vollendung in Herrlichkeit in Christus führt.
Werdet untadelig!
In den Versen 15 und 16a setzt Paulus den Satz fort »... damit ihr untadelig und ohne Arglist werdet, makellose Kinder Gottes inmitten einer verkehrten und verdrehten Generation, unter der ihr wie Lichter in der Welt scheint und auf das Wort des Lebens Acht habt ...«
In unserem Gnadenstand in Christus Jesus sind wir vor Gottes Angesicht heilig, makellos und unbeschuldbar (Eph.1:4), sodass wir nun auch in unserem Lebenswandel untadelig und makellos werden können. Einen entsprechenden Wunsch trägt Paulus in 1.Thessalonicher 3:12,13 unserem Herrn vor: »Euch aber lasse der Herr zunehmen und überfließen in der Liebe zueinander und zu allen, gleichwie auch wir sie euch gegenüber erweisen, um eure Herzen zu festigen, damit sie vor unserem Gott und Vater untadelig in Heiligkeit seien in der Anwesenheit unseres Herrn Jesus, mit all Seinen Heiligen.« Mit den Worten des Judasbriefes, Verse 24 und 25, wollen wir sogleich für Gottes Wirken danken: »Dem aber, der euch ohne Straucheln bewahren kann und euch makellos vor dem Angesicht Seiner Herrlichkeit mit Frohlocken hinzustellen vermag, dem alleinigen Gott, unserem Retter, sei durch Jesus Christus, unseren Herrn, Verherrlichung, Majestät, Gewalt und Vollmacht vor dem gesamten Äon und nun und für alle Äonen! Amen!«
Lichter in der Welt
Wie Lichter sollen wir werden, die in der Welt scheinen, indem wir auf das Wort des Lebens Acht haben. Die Demütigen, die sich selbst Erniedrigenden, die Gehorsamen, die ihre Rettung Auswirkenden — diese scheinen wie Lichter in der Welt. Das sind solche Menschen, die auf das Wort des Lebens Acht geben, die sich täglich mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre des Apostels Paulus ernähren (1.Tim.4:6), die ihre Lenden mit dem Wort der Wahrheit umgürtet haben (Eph.6:14), ja die Christus angezogen haben (Röm.13:14), denn das hat Auswirkungen. Das Wort Gottes ist das Licht für diese Welt (Ap.26:23).
Wir werden natürlich nicht wie Lichter in der Welt scheinen, wenn wir an erkannten Sünden festhalten oder uns mit dämonischen Praktiken befassen, kurz gesagt: Gemeinschaft mit der Finsternis haben. Elohim schied doch das Licht von der Finsternis (l.Mose 1:4); mögen auch wir uns somit völlig von der Finsternis scheiden.
Paulus schreibt in Epheser 5:8-11: »Einst wart ihr Finsternis, nun aber seid ihr Licht in dem Herrn! Wandelt wie Kinder des Lichts (denn die Frucht des Lichts besteht in aller Gutheit, Gerechtigkeit und Wahrheit) und prüfet dabei, was dem Herrn wohlgefällig ist! Nehmt nicht an den unfruchtbaren Werken der Finsternis teil, entlarvt sie vielmehr als solche!« Das Licht — das Wort Gottes — entlarvt die finsteren Werke (Eph.5:13). Möge der Geist der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft (2.Tim.1:7) uns leiten, in aller Weisheit das zutreffende Wort Gottes zu sagen und auf diese Weise Licht in die dunklen Verhältnisse zu bringen.
Habt Acht auf das Wort des Lebens!
Das Wort Gottes ist das »Wort des Lebens«, denn im Wort Gottes ist Leben. Unser Herr Jesus Christus sagte: »Der Geist ist es, der lebendig macht. ... Die Worte, die Ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben« (Joh.6:63).
Wir leuchten in der Welt und vermehren die Erkenntnis Gottes auf der Erde, wenn wir auf das geisterfüllte und darum lebendige Wort Acht haben. Habt Acht — habt das Wort Gottes im Herzen, achtet darauf und forscht nach, was das Wort Gottes in der jeweiligen Situation sagt!
Wenn wir auf das Wort des Lebens Acht haben, dann sind wir am Tag Christi zum Ruhm des Apostels Paulus und damit zum Ruhm unseres Herrn Jesus Christus. Diesen Zusammenhang zeigt uns Vers 16: » ... und auf das Wort des Lebens Acht habt, mir zum Ruhm auf den Tag Christi, weil ich dann nicht vergeblich gelaufen bin noch mich vergeblich abgemüht habe.« Nicht nur Paulus erhält vor der Preisrichterbühne des Christus Lohn für seine Werke (1.Kor.3:10-15), nicht nur er bekommt wieder, was er durch seinen Körper verübte, es sei gut oder schlecht (2.Kor.5:10), sondern auch wir.
Auch wir werden Ruhm erlangen, wenn ein Heiliger durch uns im Glauben gefestigt worden ist. Nicht nur Paulus ist der Siegeskranz der Gerechtigkeit aufbewahrt, mit dem der Herr, der gerechte Richter, seinen edlen Ringkampf vergelten wird, sondern allen, die Christi Erscheinen lieben (2.Tim.4:8). Wenn die Gläubigen, die wir in aller Geduld belehrten, in aller Weisheit ermahnten und denen wir in aller Liebe zusprachen, dem Wort Christi aber nicht gehorchen, dann haben wir uns vergeblich abgemüht. Den Philippern kann Paulus sagen: Ihr seid mir zum Ruhm auf den Tag Christi; oder mit den Worten von Kapitel 4:1: Ihr seid mein Siegeskranz!
Bleiben wir zuversichtlich im Ringkampf unseres Dienstes, geliebte Brüder und Schwestern, und lassen wir uns durch 1.Korinther 15:58 zusprechen: »Werdet beständig, unverrückbar, im Werk des Herrn allezeit überfließend; wisst ihr doch, dass eure Mühe im Herrn nicht vergeblich ist.«
Paulus als Trankopfer
Betrachten wir nun noch die Verse 17 und 18 unseres Schriftabschnittes: »Aber wenn ich auch über dem Opfer und der Dienstleistung eures Glaubens als Trankopfer ausgegossen werde, so freue ich mich doch und freue mich mit euch allen. In derselben Weise aber freut auch ihr euch und freut euch mit mir!«
Ausgegossen zu werden ist Freude; sich verausgaben zu dürfen im Dienst des Evangeliums ist Freude.
Nach dem Zeugnis des Apostels Paulus ist das Tun der Philipper ein Opfer und eine Dienstleistung ihres Glaubens. Wie sieht ihr Opfer für den Herrn Jesus Christus und ihre fortwährende Dienstleistung für Ihn aus?
- Sie geben ständig eine Beisteuer zur Verbreitung des Evangeliums des Apostels Paulus (1:5);
- sie haben Paulus im Herzen, und zwar in seinen Fesseln wie auch in der Verteidigung und Bestätigung seines Evangeliums (1:7), und nehmen so an seinen Drangsalen teil (4:14);
- sie flehen für Paulus (1:19);
- sie gehorchen ihm mit Furcht und Zittern und wirken so ihre Rettung aus (2:12);
- sie leiden für Christus, indem sie denselben Ringkampf wie Paulus führen (1:29,39);
- sie wettkämpfen zusammen mit Paulus am Evangelium des Christus (1:27; 4:3); dies ist ihnen zur Freude (2:18).
Möge das Vorbild der Philipper bewirken, in
der Dienstleistung unseres Glaubens beharrlich zu sein und uns in der Gesinnung
Christi Jesu zum Opfer zu geben, indem wir nicht mehr uns selbst leben, sondern
dem, der für uns starb und auferweckt wurde (2.Kor.5:15). Möge unser Glaube
durch die Liebe wirksam sein (Gal.5:6). Dienen macht Freude!
Was meint Paulus damit, dass er über dem Opfer und der Dienstleistung des Glaubens der Philipper als Trankopfer ausgegossen werden könnte? — Wir haben hierbei an das Brandopfer Israels zu denken (3.Mose 1; 6:1-6; 4.Mose 15:1-16). Es war ein Ganzbrandopfer. Das sagt uns, dass nur ganze Hingabe völlige Freude bereitet. Das Ganzbrandopfer war ein duftender Wohlgeruch für Elohim und wurde von einem Trankopfer begleitet, was eine freudige Darbringung des Opfers zum Ausdruck brachte. Das Trankopfer bestand aus Wein. Dieser ist ein Symbol der Freude; denn »Wein erfreut das Herz eines Sterblichen« (Ps.104:15). Wenn Paulus als Trankopfer ausgegossen würde — wenn er als Märtyrer sterben sollte —dann würde seine Freude, dass er Christus durch seinen Tod hoch erhebt (1:20), sich mit der Freude der Philipper, die aufgrund ihres hingebungsvollen Dienstes auf dem Weg zur Reife ist, vereinigen, wie das Trankopfer mit dem Ganzbrandopfer verbunden war. Darum freut sich Paulus, und zwar mit allen Philippern. Und er fordert sie ausdrücklich auf, sich im Hinblick auf das Ziel ebenso zu freuen, zusammen mit ihm.
Die Freude als Frucht der uns aus freier
Gnade zuteil gewordenen Gerechtigkeit Gottes (Kap.1:11), genährt im Ringkampf
des Dienstes, gewachsen durch den Geist Gottes in uns (Gal.5:22), ist
unabhängig von äußeren Umständen; sie wird auch von seelischen Stimmungen nicht
verändert und durch Drangsale nicht gedämpft. Stattdessen machen Drangsale uns
die Freude im Herrn besonders deutlich; gerade im Leiden wird uns klar, welche
Freude in unseren Herzen ist, in welchen doch Christus durch den Glauben wohnt
(Eph.3:17). Der Apostel Paulus bezeugt in 2.Korinther 7:4 sogar: »Freude
strömt in mir über bei all unserer Drangsal.«
Möge die Liebe des Christus das Opfer und die Dienstleistung unseres Glaubens zur Vollendung führen, zur Verherrlichung unseres Gottes und Vaters.
(Phil.2:19-24)
Der Apostel Paulus hat den Philippern von Kapitel 1:27 bis 2:18 zugesprochen, wie sie wie aus einer Seele gemeinsam im Glauben des Evangeliums wettkämpfen sollen, und zwar mit mancherlei Anweisungen für die innere Zubereitung für diesen Dienst. Insbesondere malte er ihnen als das erhabenste Vorbild für ihre Gesinnung die Gesinnung Christi Jesu vor Augen, der Sich Selbst bis zum Kreuzestod erniedrigte.
In den folgenden Versen, Kapitel 2:19-30, teilt er nun der äußeren Form nach mit, wann er seinen Mitarbeiter Timotheus und Epaphroditus, den Beauftragten der Philipper, zu ihnen senden wolle, doch dem geistlichen Gehalt nach stellt er den Philippern und uns zwei weitere Vorbilder vor Augen, die uns zeigen sollen, wie der Dienst der Verkündigung des Evangeliums des Christus geschehen soll.
Wir betrachten jetzt das Dienstvorbild Timotheus und lesen die Verse 19 bis 24: »Ich erwarte aber in dem Herrn Jesus, Timotheus schnell zu euch zu senden, damit auch ich wohlgemut werde, wenn ich erfahre, wie es um euch steht. Denn ich habe niemand, der ebenso empfindet, der in so rechter Art um euer Ergehen besorgt sein wird; denn alle anderen suchen das Ihre und nicht das, was Christi Jesu ist. Seine Bewährtheit aber kennt ihr, dass er, wie ein Kind seinem Vater, zusammen mit mir am Evangelium sklavt. Diesen erwarte ich nun unverzüglich senden zu können, sowie ich meine Angelegenheiten abzusehen vermag. Ich habe aber das Vertrauen zum Herrn, dass auch ich selbst schnell kommen werde.«
Paulus befindet sich in Rom in Gefangenschaft. Da sein Weiterleben zur Förderung und Freude der Philipper notwendig ist, hat er das Vertrauen zu Gott, dass er freigelassen werde (1:25). Er will die Philipper dann selbst besuchen. Doch vorher schon, sowie er seine Angelegenheiten abzusehen vermag, sich also die erwartete gerichtliche Entscheidung abzeichnet oder wenn die Freilassung erfolgt ist, will er eilends Timotheus zu ihnen senden, damit er wohlgemut werde, wenn der zurückkehrende Mitarbeiter ihm berichtet, wie es um die Heiligen in Philippi steht. Haben sie sich die Anweisungen in seinem Brief, den er jetzt durch Epaphroditus an die Gemeinde sendet, zu Herzen genommen? Gehorchen sie ihm weiterhin in allem, wie bisher auch (2:12)? Mit seinem ganzen Herzen sinnt Paulus auf das Wachstum der Gläubigen zu Christus hin, auf ihre geistliche Reifung, auf ihre treue Mitteilnahme an der Verkündigung seines Evangeliums. Paulus hat zwar das Vertrauen, dass Gott, der das gute Werk des gemeinsamen Wettkampfes in der Verbreitung der guten Botschaft in den Philippern angefangen hat, es bis zum Tage Jesu Christi auch vollenden wird (1:6), doch dazu ist sein weiterer Beitrag in Gestalt von ermutigenden Zusprüchen und zur Nachahmung anreizenden Vorbildern erforderlich.
Paulus erwartet »in dem Herrn Jesus«, Timotheus schnell senden zu können (Vers 19). Nicht eigenes Wunschdenken, sondern vom Geist der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft geleitete Gedanken in der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus Christus, in der Bindung an dessen Willen und dessen Ziele lassen Paulus diese Erwartung haben.
Von gleichem Empfinden wie Paulus
Der Apostel Paulus schreibt weiter (Vers 20): »Denn ich habe niemand, der ebenso empfindet, der in so rechter Art um euer Ergehen besorgt sein wird.« Das ist die Realität: Da ist niemand, der sich so hingebungsvoll um die Gläubigen sorgt in rechter Erkenntnis des Kreuzes Christi und allem Feingefühl (1:9). Wir verstehen diese Aussage situationsbezogen, das heißt: zu jener Zeit war niemand in der Nähe des Apostels Paulus, der geeignet gewesen wäre. Und den Epaphroditus sendet er ja jetzt sofort zu ihnen, sodass jener von dieser Feststellung nicht betroffen ist. Heute ist die Lage nicht anders: Nur wenige sind da, die alles ohne Murren und Schlußfolgern tun (2:14), die ungeteilt auf Gott ausgerichtet sind, die auf das Wort des Lebens Acht haben, in denen die Gesinnung Christi Jesu ist (2:5). Mögen wir darum doch prüfen, was wesentlich ist (1:10), uns durch das eifrige Lesen des Evangeliums des Apostels Paulus zurüsten und uns zum Dienst bereitstellen, ja in die Wettkampfbahn eintreten und dem Ziele zujagen, der Verherrlichung des Gottes und Vaters unseres Herrn Jesus Christus in einem hingebungsvollen Dienst.
Was hebt Timotheus so besonders heraus? Er folgt dem Apostel Paulus in allem, in der Lehre, im Wandel und im Dienst. Paulus kann von ihm sagen: »Du aber bist meiner Lehre vollends gefolgt, auch meinem Beweggrund, Vorsatz und Glauben, meiner Geduld und Liebe, meinem Ausharren, meinen Verfolgungen und Leiden« (2.Tim.3:10). Und was hat Paulus nicht alles erduldet! Alles erduldete Paulus im Wettkampf der Evangeliumsverbreitung um der Auserwählten willen, damit auch sie die Rettung erlangen, die in Christus Jesus ist, samt äonischer Herrlichkeit (2.Tim.2:10). Und alles erduldete er auch für die Gläubigen; so schrieb er zum Beispiel an die Korinther: »Ich will aber sehr gern alles für eure Seelen verbrauchen und mich dabei aufbrauchen lassen, auch wenn ich, der ich euch besonders liebe, minder geliebt werde« (2.Kor.12:15).
Worauf nimmt die Beschreibung »der ebenso empfindet« Bezug? —Auf das Empfinden des Apostels Paulus, der mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Denkart (Mat.22:37) um die Heiligen und ihre Umgestaltung in das Bild Christi bemüht ist. Mögen die Empfindungen der geistlich gesinnten Brüder und Schwestern vom Geist Gottes immer mehr geheiligt werden, sodass sie noch feinfühlender werden gegenüber denen, zu deren Zurechtkommen und Wachstum sie beitragen sollen. Es hätte keinen Gewinn, jemanden zu senden, der nicht aufrichtig um ihr Ergehen besorgt wäre oder sogar gleichgültig bliebe. Nein, so soll es sein: »... sei es, dass ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, oder dass ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit« (1.Kor.12:26) Eins soll mit dem anderen mitfühlen.
Wer ist Timotheus?
Er ist ein Glaubenskind rechter Art des Apostels Paulus (1.Tim.1:2). Mit großer Wahrscheinlichkeit ist er zum Glauben an das Evangelium des Apostels Paulus gekommen, als dieser es auf seiner ersten Missionsreise in Lystra in Lykaonien (Kleinasien) verkündigte (Ap.14:6,7). Auf seiner zweiten Missionsreise kam er im Jahre 49 oder 50 wieder nach Lystra und nahm dort Timotheus, den Sohn einer gläubigen jüdischen Frau und eines griechischen Vaters, mit auf die weitere Reise (Ap.16:1-3). Die Abstammung des Timotheus entspringt übrigens sehr wohl der Weisheit unseres Gottes und Vaters, damit wir weise werden und erkennen mögen, dass die derzeitige herausgerufene Gemeinde der Gläubigen in Christus Jesus aus jüdischen und nichtjüdischen Gliedern besteht. Timotheus ist ein Typus für die gegenwärtige Verwaltung der Gnade Gottes (Eph.3:2), denn er vereinigt in seiner Person Beschneidung und Unbeschnittenheit; des weiteren auch Schwachheit des Fleisches und Kraft des Geistes. Es ist bekannt, dass er körperlich schwach war; sein Magen war nicht in Ordnung, und er erlitt häufig Schwächeanfälle (1.Tim.5:23). Doch als ein in der Gnade gekräftigter Gläubiger (2.Tim.2:1) wandelt er geistgemäß. Seine Dienstfähigkeit war deutlich eingeschränkt; aber genau dies entspricht den Wegen Gottes in der heutigen Verwaltung, in der wir mit jedem geistlichen Segen, den es überhaupt gibt, inmitten der überhimmlischen Geschöpfe in Christus gesegnet sind (Eph.1:3), jedoch keine Verheißungen der Art haben, wonach man sich im allgemeinen sehnt und die in früheren Verwaltungen Ausdruck göttlichen Segens waren: Gesundheit, Kraft, Reichtum und Ansehen. Heute gilt, was der Herr dem Paulus auf dessen Bitte um die Entfernung des den Splitter für sein Fleisch handhabenden Boten Satans antwortete: »Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht« (2.Kor.12:9a). So rühmte sich Timotheus ebenso wie Paulus der Schwachheiten seines Körpers, damit die Kraft des Christus sich in ihm entfalten konnte (2.Kor.12:9b).
Timotheus war von seiner Berufung zum Mitarbeiter des Paulus an fast ständig mit dem Apostel zusammen. Mehrmals sandte Paulus ihn für eine Zeitlang für besondere Dienste zu verschiedenen Gemeinden. Timotheus wurde im Laufe der Jahre zu einem gereiften jungen Mann, der den Apostel im Dienst an den Heiligen, und zwar sowohl in der Wortverkündigung wie auch im Hirtendienst des Zusprechens und Ermahnens, selbständig vertreten konnte. Er war wirklich ein Glaubenskind rechter Art des Apostels Paulus.
Man kann übrigens nicht zugleich ein Glaubenskind des Apostels Petrus sein. Man kann nicht das dem Apostel Paulus eigens enthüllte Evangelium verkündigen (Gal.1:12) und das Königreichsevangelium der zwölf Apostel für Israel. Wer es dennoch tut, verwirrt die Gläubigen. Wer die beiden Evangelien (Gal.2:7), das Evangelium der Unbeschnittenheit und das der Beschneidung, durcheinanderwirft, kann niemanden zur Reife führen und richtet manches Unheil an. Geben wir darum Acht auf dieses Wort: »Befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen, als unbeschämten Arbeiter, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet« (2.Tim.2:15). Wer dagegen das Wort der Wahrheit nicht richtig unterscheidet hinsichtlich der angesprochenen Personengruppe, sei es Israel oder der Körperschaft Christi mit Gliedern aus allen Nationen, und die richtige zeitliche Unterscheidung der Äonen und der verschiedenen Heilsverwaltungen nicht trifft oder den Zusammenhang oder bildliche Rede nicht beachtet, ist noch unbewährt.
Alle anderen suchen das Ihre
Wenden wir uns nun dem Vers 21 zu: »...denn alle anderen suchen das Ihre und nicht das, was Christi Jesu ist.« Um unser Erschrecken über diese Feststellung zu mildern, sage ich nochmals, dass sie auf den damaligen Kreis um den Apostel Paulus zu beziehen ist, bezeugt er doch zu anderer Gelegenheit viel Gutes über viele Mitarbeiter.
So wandelt zum Beispiel Titus in demselben Geist und in denselben Fußtapfen wie Paulus (2.Kor.12:18). Dass Epaphroditus nicht berührt ist, sagte ich schon. Für die Thessalonicher dankt Paulus allezeit und gedenkt unablässig ihrer Arbeit im Glauben, ihrer Mühe in der Liebe und ihrer Beharrlichkeit in der Erwartung unseres Herrn Jesus Christus (1.Thess.1:3). Und die Philipper schließlich — sie sind die Freude und der Siegeskranz des Paulus (Kap.4:1). Und wir — wo stehen wir? Das Vorbild Christi Jesu ist uns ja nicht unbekannt, der Sich Selbst erniedrigte bis zum Kreuzestod. Diese Gesinnung sei in uns, sodass einer den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachte und jeder nicht auf das Eigene achte, sondern für den anderen da sei (Kap.2:3,4). Und nun bekommen wir noch ein weiteres Vorbild gezeigt: Timotheus, der nicht das Seine sucht, sondern das, was Christi Jesu ist.
Gewiss müssen wir unseren Lebensunterhalt erwerben, den Haushalt führen, für Angehörige sorgen und manches andere Notwendige tun, die Frage ist allerdings, ob es uns dabei um uns selbst geht - meinen wir uns damit? - oder ob wir alles in Abhängigkeit von Gott und in Dankbarkeit Ihm gegenüber und zu Seiner Verherrlichung tun und ob es uns darum geht, dass letztlich alles unserem Herrn und Retter diene und die Verkündigung Seines Wortes sowie den Liebesdienst an den Brüdern und Schwestern ermögliche?
»Alle anderen suchen das Ihre...« Könnte das Ihre auch eine selbstgefällige Position in der herausgerufenen Gemeinde sein? — Christus lebte nicht Sich Selbst zu Gefallen, Timotheus auch nicht. Paulus schreibt: »Niemand suche das Seine, sondern das des anderen« (1.Kor.10:24) und kann, weil er so lebt, von sich sagen: »Ich suche nicht was mir selbst, sondern den vielen förderlich ist« (1.Kor.10:33). Auch Paulus ist uns ein Vorbild. Und ist nicht überhaupt die Liebe der Maßstab? Leben wir in der Liebe? — In 1.Korinther 13:5 steht geschrieben: »Die Liebe sucht nicht das Ihre.«
Was ist das, was Christi Jesu ist? — Kurz gesagt das, was Sein Anliegen voranbringt. Mögen wir darum keine eigensinnigen Interessen haben, sondern uns völlig dem Dienst des Herrn widmen! Dieser Dienst ist unsere Freude! Seine Verherrlichung nur kann somit unser Anliegen sein! Er ist unser Herr; wir sind Seine Sklaven!
Timotheus – ein bewährter junger Mann
Hören wir nun Vers 22: »Seine Bewährtheit aber kennt ihr, dass er, wie ein Kind seinem Vater, zusammen mit mir am Evangelium sklavt.«
Wie ein Kind seinem Vater, so sklavt Timotheus zusammen mit Paulus am Evangelium. Ein Kind leistet natürlich nicht so viel wie ein Vater, entscheidend aber ist, dass es mit seinem Vater zusammenarbeitet und gleichgesinnt ist. Auch Timotheus leistet nicht dasselbe wie Paulus, doch er empfindet ebenso wie er, ist in derselben rechten Art um das Ergehen der Gläubigen besorgt und auf das eine Ziel ausgerichtet: dass unser Gott und Vater in allem verherrlicht werde durch Gläubige, die in Christus Jesus zu Reife gelangt sind.
In seinen Briefen an Timotheus spricht Paulus ihn als sein Kind an; im 1.Timotheusbrief schreibt er: »... mein Glaubenskind rechter Art« (1:2) und »... mein Kind Timotheus« (1:18); im 2. Timotheusbrief sagt er: »... mein geliebtes Glaubenskind« (1:2). Wieso Paulus sich mit einem Vater vergleichen darf, erklärt er in 1.Korinther 4:14-17 so: »... ich ermahne euch als meine geliebten Kinder. Denn wenn ihr auch zehntausend Geleiter in Christus hättet, so habt ihr jedoch nicht viele Väter; denn in Christus Jesus habe ich euch durch das Evangelium gezeugt. Daher spreche ich euch zu: Werdet meine Nachahmer! Deshalb sende ich Timotheus zu euch, der mein im Herrn geliebtes und treues Kind ist; er wird euch an meine Wege in Christus Jesus erinnern, so wie ich sie überall in jeder herausgerufenen Gemeinde lehre.« Als solcher, der die Korinther durch das Evangelium gezeugt hat, ist Paulus ihr Vater und fordert er sie zu seiner Nachahmung auf. Beachten wir, dass er im selben Atemzug sagt: »Deshalb sende ich Timotheus zu euch.« Dieses sein geliebtes und treues Kind sklavt zusammen mit Paulus in einer so vollkommenen Weise am Evangelium, dass die Korinther an ihm ein Vorbild haben, welches sie so deutlich an die Wege des Paulus erinnert, als ob Paulus selbst anwesend wäre.
Insofern ist Timotheus ein bewährter junger Mann. Seine Bewährtheit liegt nicht nur einfach darin, dass er gehorsam ist. Paulus verknüpft Gehorsam und Bewährtheit in 2.Korinther 2:9, wo er schreibt, dass er die Bewährtheit der Korinther daran erkennen möchte, dass sie in allem gehorsam sind. Seine Bewährtheit ist auch nicht nur schlicht darin begründet, dass er am Evangelium sklavt, sondern daran erkennbar, dass er wie ein Kind seinem Vater zusammen mit Paulus am Evangelium sklavt. Wer zusammen mit Paulus arbeitet, gleichgesinnt, ebenso empfindend, in der Gesinnung Christi Jesu, das Evangelium des Christus, das Paulus offenbart wurde, verkündigend, der ist bewährt.
Sklaven Christi Jesu
Was heißt: am Evangelium sklaven? — Gewiss heißt das, zur Förderung des Evangeliums wirken; das Evangelium des Apostels Paulus soll Raum greifen, auch in den Herzen. Aber was besagt das Tätigkeitswort »sklaven«? — Wir wissen, ein Sklave ist kein Knecht und kein Diener, denn ein Sklave hat kein Selbstbestimmungsrecht, kann nicht seine eigenen Vorstellungen verwirklichen und kann auch sein persönliches Wohlergehen nicht sicherstellen.
Genau als solche, und weil dies alles exakt auf sie zutrifft, bezeichnen sich Paulus und Timotheus als Sklaven Christi Jesu; und zwar sogleich eingangs in der Absenderangabe des Briefes (Kap.1:1). Ein Sklave Christi Jesu ist nicht buchstäblich ein Sklave, sondern dient dem Herrn Jesus Christus wie ein Sklave. Dies ist der herrlichste Dienst, den es gibt. Dieser Dienst gestaltet diejenigen, die sich da hineinbegeben als solche, die mit enthülltem Angesicht — mit allem Freimut — die Herrlichkeit des Herrn widerspiegeln, in Sein Bild um von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wie von des Herrn lebendig machendem Geist (2.Kor.3:18).
Ein Sklave Christi Jesu will nicht Menschen gefallen (Gal.1:10), sondern nur dem Herrn und steht zum glaubwürdigen, Licht und Kraft gebenden Wort Gottes, sei es gelegen oder ungelegen (2.Tim.4:2). Er schämt sich nicht des Evangeliums des Apostels Paulus, denn es ist eine Gotteskraft zur Rettung für jeden Glaubenden (Röm.1:16). Er schämt sich nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch Seines Apostels, den Er mit Seinem Wort zur jetzigen Verwaltung der überströmenden Gnade Gottes betraut hat (Eph.3:2), sondern leidet Übles zusammen mit Paulus für das Evangelium in der Kraft Gottes (2.Tim.1:8). Sklaven Christi Jesu herolden nicht sich selbst, sondern Christus Jesus als den Herrn und sich selbst aber als Sklaven der anderen um Jesu willen (2.Kor.4:5). Sklaven — das ist der treffende Ausdruck für die Art und Weise unseres Arbeitens, denn wir sollen nicht unseren Willen tun, sondern allein den unseres Gottes und Vaters.
Timotheus ist ein Vorbild für jeden Sklaven Christi Jesu. Er trägt seinen Namen nicht von ungefähr; der bedeutet nämlich »ehre Gott« wie auch »wert dem Gott«, denn Timotheus ehrt Gott und wird von Ihm wertgeachtet.
Ein wertvolles Vorbild ist Timotheus uns. Er liegt in der Lehre und im Dienst völlig auf der Linie des Apostels Paulus und hält auch in Schwierigkeiten, wie zum Beispiel jetzt in der Gefangenschaft, treu zu ihm. Dies sei auch unsere geistliche Haltung. Möge es viele Sklaven wie Timotheus unter uns geben, denen die Verherrlichung Gottes am Herzen liegt, die einzig das suchen, was Christi Jesu ist, Glaubenskinder rechter Art des Paulus, die der Lehre dieses Apostels und den Wegen dieses Sklaven folgen und von der Liebe des Christus gedrängt werden, für die anderen dazusein. Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus dafür, dass Er auf dieses Ziel hin in uns wirkt.
Haltet solche Brüder in Ehren (Phil.2:25-30)
Der Philipperbrief beschreibt uns, wie wir Gläubigen den Wettkampf der Verkündigung des Evangeliums des Apostels Paulus führen sollen. Als Mitteilnehmer an der dem Paulus gewährten Gnade sollen wir sein Evangelium im Herzen haben (Kap.1:7), gleichgesinnt sollen wir sein (Kap.2:2), und vor allem soll einer den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachten (Kap.2:3). Keiner der Heiligen soll eigene Ziele anstreben, sondern alle zusammen sollen auf das ausgerichtet sein, was Gott will, und dies in der Gesinnung Christi Jesu (Kap.2:5). Paulus spricht von keiner Methode für unseren Wettkampf im Dienst des Evangeliums, sondern stellt uns Vorbilder für unsere innere Einstellung vor. Die Gesinnung Christi Jesu sei in uns, der Sich Selbst erniedrigte bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod (Kap.2:8). Er ist das erhabenste Vorbild. Als zweites Vorbild für unseren Dienst schildert Paulus uns Timotheus, in Bezug auf den er sagt: »... alle anderen suchen das Ihre, nicht das, was Christi Jesu ist« (Kap.2:21). Ein Sklave Christi Jesu ist Timotheus (Kap.1:1; 2:22).
Als drittes Dienstvorbild führt der Apostel Paulus uns jetzt Epaphroditus vor Augen.
Paulus schreibt in Kapitel 2:25,26: »Ich habe es aber für notwendig erachtet, Epaphroditus (meinen Bruder und Mitarbeiter und Mitstreiter, den Apostel, den ihr mit dem Amt betraut habt, für meinen Bedarf zu sorgen) zu euch zu senden, als er sich nun nach euch allen sehnte und niedergedrückt war, weil ihr gehört hattet, dass er so krank und schwach war.«
Warum erachtet Paulus, Gefangener in Rom, es für notwendig, ihn nach Philippi zurückzusenden? Epaphroditus hat als Abgesandter der Philipper eine Gabe zum Lebensunterhalt des Apostels und zur Verbreitung des Evangeliums des Christus überbracht. Paulus bezeichnet ihre Gabe als einen duftenden Wohlgeruch, ein wohlannehmbares, Gott wohlgefälliges Opfer (Kap.4:18). Nach dem Wunsch dieser Gemeinde soll Epaphroditus bei Paulus bleiben, um ihm mit mancherlei Tätigkeiten in der Mietwohnung, die Paulus seiner Fesseln wegen nicht verlassen konnte, sowie mit Besorgungen und Botengängen zu dienen. Doch nun sieht Paulus diesen Dienst als erfüllt an, denn Epaphroditus hat jeden etwaigen Mangel an der Dienstleistung der Philipper ausgefüllt, wie es in Vers 30 heißt, da er um des Werkes des Herrn willen dem Tode nahe gekommen war. Das ist der höchste Grad der Erfüllung des Auftrags der philippischen Gemeinde. Außerdem sehnte sich Epaphroditus nach seinen Brüdern und Schwestern in Christus Jesus, wie auch Paulus sich nach den Philippern sehnte (Kap.1:8), erfüllte also genau das, was Paulus für das Verhältnis der Heiligen untereinander erwartet. Epaphroditus hat demnach alles in Vollkommenheit erfüllt; nun kann er zurückkehren. Paulus hält es jedoch für notwendig, ihn nicht schlicht zurückkehren zu lassen, sondern ihn ausdrücklich nach seinem erklärten Willen zurückzusenden, damit die Philipper nicht etwa meinen, Epaphroditus hätte seine im Namen der Philipper zu erbringende Dienstleistung vorzeitig abgebrochen. Nein, Paulus sendet ihn, damit die Philipper sich freuen mögen, weil sich ihr Abgesandter bewährt hat und sie ihre Dienstleistung am Evangelium durch ihn völlig erfüllt haben (Verse 28 bis 30).
Diesen vorbildlichen Mann kennzeichnet Paulus mit fünf Bezeichnungen, und zwar mit: Bruder, Mitarbeiter, Mitstreiter, Apostel und mit einem Amt Betrauter. Die ersten drei Begriffe steigern sich.
Der Bruder
Zuerst nennt Paulus ihn seinen Bruder. Was macht den wahren Bruder aus? — Brüder sind einträchtig beieinander und haben gute Gemeinschaft. Sie dienen gemeinsam und gleichgesinnt dem Vater. Und sie lieben einander. Paulus schreibt: »Was die brüderliche Freundschaft betrifft, so brauchen wir euch darüber nicht zu schreiben; denn ihr selbst seid von Gott gelehrt worden, einander zu lieben; denn dasselbe erweist ihr ja allen Brüdern in ganz Mazedonien« (1.Thess.4:9,l0). An die Römer schreibt er: »In der geschwisterlichen Freundschaft seid einander herzlich zugetan, in der Ehrerbietung einander höher achtend« (Röm.12:l0). Der Richtgeist jedoch sowie das Ärgernis- und Anstoßgeben sind wider die Bruderschaft, um nicht zu sagen: widerlich (Röm.14:13,15). Da Bruderschaft etwas Heiliges ist, müssen im Falle der Zuwiderhandlung Maßnahmen ergriffen werden; so sollen wir uns von jedem Bruder abseits stellen, der unordentlich wandelt und nicht der Überlieferung des Paulus gemäß (2.Thess.3:6). Eine große Gefahr sind die falschen Brüder (Gal.2:4), die nicht aus der Gnade leben, sondern auf das Fleisch vertrauen, auf vermeintliche menschliche Vorzüge und Stärken, die insbesondere in religiösen Handlungen Ausdruck finden. Sie glauben nicht, dass das Fleisch zusammen mit Christus gekreuzigt und somit tot und nutzlos ist.
Der Mitarbeiter
Sodann nennt Paulus Epaphroditus seinen Mitarbeiter. Mitarbeiter sind solche Brüder, die tatsächlich mit anpacken. Viele Brüder und Schwestern bezeichnet Paulus als Mitarbeiter oder auch Diener: Phöbe, die Dienerin der herausgerufenen Gemeinde in Kenchreä, Priska und Aquila, Urbanus, Timotheus (Röm.16:1,3,9,21), Sosthenes, Stephanas und Fortunatus (1.Kor.1:1;3:9;16:15), Tychikus (Eph.6:21), Euodia und Syntyche (Phil.4:2,3), Aristarchus, der Mitgefangene des Paulus, Markus, der Vetter des Barnabas, Jesus, der Justus genannt wird (Kol.4:10,11), Philemon, Epaphras, Demas und Lukas (Philemon 1,23,24). Was zeichnet sie aus? — Sie mühen sich ab. Paulus spricht. den Korinthern in Kapitel 16:16 zu, dass sie sich solchen, die sich selbst zum Dienst an den Heiligen verordnet haben, unterordnen sollen, wie auch jedem Mitarbeiter, der sich abmüht. Mitarbeiter haben nicht die Herrschaft über den Glauben der anderen, sondern tragen durch ihr Wirken zur Freude bei (2.Kor.1:24). In Römer 16:3-5 hebt Paulus besonders Priska und Aquila hervor mit den Worten: »Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus (die für meine Seele ihren eigenen Hals aufs Spiel gesetzt haben, denen nicht allein ich danke, sondern auch die gesamten herausgerufenen Gemeinden der Nationen), und grüßt die herausgerufene Gemeinde in ihrem Haus.«
Der Mitstreiter
Epaphroditus ist nicht nur Mitarbeiter, sondern Mitstreiter. Ein Mitstreiter führt einen Wettkampf, um das Evangelium in feindliches Gebiet hineinzubringen und lässt sich in nichts durch die Widerstrebenden hemmen (Kap.1:28). Ein Mitstreiter läuft so, dass er den Kampfpreis ergreifen kann. Jeder Wettkämpfer ist in allem enthaltsam, denn er konzentriert sich auf seinen Kampf. Er ist auch nicht unbewährt, sodass er etwa anderen das Evangelium heroldet, sein Verhalten aber nicht damit übereinstimmt (1.Kor,9:24-27).
Ein Mitstreiter streitet zusammen mit einem anderen, und zwar - und das ist das Ergebnis der Durchforschung der Paulustriefe - mit dem Apostel Paulus. Dieser Kampf ist heute zu führen, die Verkündigung seines Evangeliums, denn nur so verherrlichen wir unseren Gott und Vater so, wie unser Herr Jesus Christus es will. Unser Dienst muss nach den Anweisungen des Apostels Paulus geschehen, wenn er Gott wohlannehmbar sein soll.
Neben Paulus sind Epaphroditus, Archippus (Philemon 2) und Timotheus Streiter oder Krieger. An Timotheus lernen wir, was einen solchen auszeichnet: nicht Gewalttat, sondern die Bereitschaft, Übles zu leiden. Ich zitiere hierzu 2.Timotheus 2:3-5; darin werden auch die Konzentration auf das Wesentliche und der Wettkampf nach den von Paulus gegebenen Grundregeln angesprochen: »Leide Übles mit mir wie ein trefflicher Krieger Christi Jesu. Um dem zu gefallen, der ihn angeworben hat, lässt sich kein Kriegsknecht in die Geschäfte des Lebensunterhalts verflechten. Und wenn jemand auch wettkämpft, wird er doch nicht bekränzt, wenn er nicht gesetzmäßig wettkämpft.« Das entscheidende Merkmal eines Kriegers oder Mitstreiters des Paulus ist somit der Einsatz seiner Gesundheit und seines Lebens, so wie Epaphroditus es tat. Einen Botendienst zu tun, selbst wenn er in einer längeren Reise besteht, um Gaben an den gefangenen Apostel abzuliefern, und Besorgungen für ihn zu erledigen, ist eigentlich nichts Außergewöhnliches und gewiss nichts besonders Geistliches. Doch Epaphroditus bekommt höchstes Lob, weil er seine Seele riskierte (Vers 30). Er tat seinen Dienst in völliger Hingabe. Das war ein liebliches Opfer für Gott. So trägt Epaphroditus seinen Namen zu Recht; er bedeutet: »reizend« (im Sinne von schön und lieblich).
Leiden für Christus ist höchster Dienst, weil er dem Opfer Christi - und wenn auch nur ein wenig - nahekommt. Epaphroditus war in Gnaden von Gott für Christus gewährt worden, für Ihn zu leiden. Sich aber für Christus so einsetzen zu dürfen, ist Freude; so gewürdigt zu werden, ist eine Ehre. So gingen ja auch die vom Synedrium ausgepeitschten Apostel freudevoll fort, weil sie gewürdigt worden waren, um des Namens Jesu willen entehrt zu werden (Ap.5:41).
Der Apostel
Epaphroditus ist Apostel. Apostel heißt Beauftragter. Es gibt die zwölf Beauftragten Jesu Christi und Paulus, den einen Beauftragten Christi Jesu. Epaphroditus jedoch ist der Beauftragte der Philipper. Es kommt also darauf an, wessen Apostel man ist. So bezeichnet Paulus auch alle die Brüder aus Mazedonien, die mit der Überbringung der Geldsammlung an die Armen in Jerusalem beauftragt sind, als Apostel, und zwar der herausgerufenen Gemeinden (2.Kor.8:23).
Epaphroditus ist der mit einem Amt Beauftragte; er soll für den Bedarf des Paulus sorgen. Ein Amt ruft nicht zu eigenmächtigem Handeln, sondern zur Pflichterfüllung auf.
Die Erkrankung des Epaphroditus
Und nun war Epaphroditus niedergedrückt gewesen wegen seiner Erkrankung, jedoch nicht im Blick auf sich selbst, sondern auf die Gemeinde, der er jetzt Unehre bereitete, weil er ihren Auftrag nicht ausführen konnte, ja Paulus noch zusätzlich belastete. Außerdem hatten die Philipper davon gehört, sodass sie sich Sorgen um ihn und den Apostel Paulus machten. Das hatte Epaphroditus niedergedrückt
(Vers 26).
Paulus bestätigt die Erkrankung in seinem Brief, den er jetzt durch Epaphroditus an die Gemeinde in Philippi sendet. In Vers 27 schreibt er: »Denn er war recht hinfällig, in nächster Todesnähe. Jedoch Gott hat Sich seiner erbarmt, aber nicht allein seiner, sondern auch meiner, damit ich nicht Betrübtheit über Betrübtheit hätte.«
Epaphroditus hatte seinen Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitgestellt; das war im Hinblick auf die vielen Mitleidserweisungen und Segnungen Gottes, die er erfahren hatte, nur folgerichtig und somit ein Gottesdienst im wahrsten Sinne (Röm.12:1). Er tat auch den Dienst an Paulus und seinen Wettkampf am Evangelium aus dieser Grundhaltung heraus; andernfalls hätte Paulus in Vers 30 nicht geschrieben: Um des Werkes des Herrn willen war er dem Tode so nahe gekommen.
Nicht durch die Hand des Paulus wurde Epaphroditus wieder gesund, sondern Gott hat Sich seiner erbarmt. Betrübt waren sie beide, aber sie sorgten sich nicht, denn bestimmt haben sie das getan, was Paulus in Kapitel 4:6,7 auch uns nahelegt: »Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allem eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott bekannt werden. Dann wird der Friede Gottes, der allem Denksinn überlegen ist, eure Herzen und eure Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren.« Wenn man sein Anliegen dem vorträgt, der allmächtig ist, der Liebe ist und der allein weise ist, dann darf man in Frieden Seiner souveränen Entscheidung und Weiterführung der Angelegenheit entgegensehen.
Wie steht es mit den Gnadengaben des Heilens?
Warum hat Paulus Epaphroditus nicht mittels der Gnadengaben des Heilens wiederaufgerichtet? Warum musste Paulus sogar mit weiterer Betrübtheit rechnen, wenn es Gottes Ratschluss gewesen wäre? - Die Antwort ist einfach: Diese Gnadengaben gab es zu jener Zeit nicht mehr. Und die Antwort auf die zweite Frage ist ebenfalls einfach: In der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade Gottes wird die Kraft Gottes in Schwachheit und Gebrechlichkeit erwiesen und vollendet. Zur Darstellung der Kraft Gottes wird der Hintergrund unserer Schwachheit benötigt. In der Gnade Gottes sollen wir uns die volle Genüge sein lassen. Wer dies tut, kann sich seiner Schwachheit rühmen, weil die Kraft Christi dann in ihm zur Wirkung kommt (2.Kor.12:9,10).
Die Schwachheit des Fleisches ist ein Merkmal der gegenwärtigen Heilsverwaltung (oder: Verfahrensordnung) Gottes. In der Verwaltung des Pfingsten und in der darauf gefolgten Übergangsverwaltung dagegen waren Wunderheilungen und Totenauferweckungen das Zeichen für das alsbald kommende tausendjährige Königreich Israels hier auf Erden. Diese Zeichen verschwanden jedoch völlig, nachdem offenbar war, dass die überwiegende Mehrheit der Juden den Messias weiterhin ablehnt, Israel daher als Segensträger beiseitegestellt wurde (Röm.11:12-15, 25-27), das verheißene Königreich in weite Ferne rückte und die derzeitige Verwaltung mit ihren rein geistlichen und überhimmlischen Segnungen (Eph.1:3) begann. Der Apostel Paulus machte diese Verwaltung, in der wir jetzt leben, mit dem Epheserrundbrief bekannt (Eph.3:2,8,9).
Die letzten Machttaten und Zeichen waren die wunderbare Rettung des Paulus nach dem Schlangenbiss auf der Insel Melita, die Heilung des Vaters des Publius, des ersten Beamten dort, und die Heilung aller mit Gebrechen behafteter Einwohner dieser Insel im Ionischen Meer, die heute Kephallenia heißt.
Danach lesen wir nichts mehr von den übernatürlichen Gnadengaben. Sie waren einmal »förderlich« gewesen (1.Kor.12:7), führten die jungen Gemeinden also weiter, brachten sie aber nicht über das Bruchteilhafte hinaus. Sie werden abgetan werden, schrieb Paulus ihnen, wenn die Reife gekommen ist (1.Kor.13:10). Die Reife ist nun da, und zwar seit der in Rom erfolgten Abfassung der so genannten Gefangenschafts- oder Vollkommenheitsbriefe, des Epheser-, des Philipper- und des Kolosserbriefs; denn die letzten und höchsten Geheimnisse wurden darin offenbart, darunter die dem Apostel Paulus für uns gegebene, bis dahin geheime Verwaltung der Gnade Gottes (Eph.3:2). Nachdem das Evangelium des Christus in seinem vollen Maß - samt allen Geheimnissen – bekannt gemacht ist, bedarf es selbstverständlich keines Propheten oder Zungenredners mehr, die etwa noch Geheimnisse auszusprechen hätten (1.Kor.14:2). Nichts ist mehr bruchstückhaft, denn das Wort Gottes ist für die Zeit unserer Verwaltung vervollständigt (Kol.1:25), sodass jetzt auch jeder Gläubige zur vollen persönlichen Reife in Christus Jesus gelangen kann (Eph.4:13,14; Kol.1:28) und niemand mehr unmündig zu bleiben braucht.
In Hebräer 2:4 lesen wir von einer Rettung, die ihren Anfang nahm durch das vom Herrn gesprochene Wort und »die auch Gott feierlich mitbezeugte durch Zeichen wie auch Wunder und mancherlei Machttaten und Austeilungen heiligen Geistes gemäß Seinem Willen.« Das Wort »mitbezeugt« steht in der Vergangenheitsform. Die Bezeugungen durch Wunder und Machttaten sind also vorbei. Die »Kräfte des zukünftigen Äons« (Heb.6:5) sind heute nicht wirksam.
Nicht die im 1.Korintherbrief genannten Gnadengaben, die übrigens schon zu ihrer Zeit weit überragt wurden von der Liebe (1.Kor.12:31), werden als bleibend bezeichnet, sondern nur Glaube, Erwartung und Liebe, diese drei (1.Kor.13:13).
Die Israel für den Abschluß des gegenwärtigen bösen Äons (Gal.1:4) geweissagten Zeichen und Wunder stammen von falschen Propheten (Mat.24:24) und werden vom Satan gewirkt (2.Thess.2:9), der auch in unseren Tagen genau darauf hinarbeitet, sich als Bote des Lichts verstellend (2.Kor.11:14).
Seitdem der unausspürbare Reichtum des Christus vollständig offenbart ist, geschehen keine Heilungen aufgrund von Gnadengaben mehr. Paulus heilte Epaphroditus nicht, sondern Gott handelte an ihm nach Seinem Ratschluss (Eph.1:11). Den durch Krankheit geschwächten Trophimus ließ Paulus ungeheilt in Milet zurück (2.Tim.4:20). Er heilte auch Timotheus nicht, sondern empfahl ihm ein wenig Wein um seines schwachen Magens und seiner häufigen Schwächeanfälle willen (1.Tim.5:23).
Die uns in Christus Jesus erwiesene und daher überaus reiche Gnade ist uns ein Zuspruch von solcher Kraft, dass wir Leiden tragen und zur Verherrlichung Gottes leben können.
Unser Gott und Vater wird all unseren Bedarf nach Seinem Reichtum in Christus Jesus ausfüllen (Kap.4:19). Auch unser Mangel und unsere Gebrechen sind dabei Ausdruck Seiner Fürsorge, wie zum Beispiel bei Paulus, damit er sich nicht überheben sollte (2.Kor.12:7).
Nach alledem verstehen wir, dass Paulus den Philippern nicht von einer Heilung durch seine Hand, sondern von dem Erbarmen Gottes berichtet, von dem Erbarmen, das auch wir alle reichlich genießen; - mögen wir in der Danksagung überfließen (Kol.2 7)!
Freut euch wieder!
Paulus fährt in Vers 28 fort: »Um so eiliger sende ich ihn nun, damit ihr euch wieder freut, wenn ihr ihn gewahrt, und ich weniger betrübt sei«. Freuen sollen sich die Philipper über die Heilung ihres Abgesandten und über die Freude des Paulus, dass dieser genesen ist und den Auftrag der Gemeinde in Hingabe und Treue völlig erfüllt hat. Das sich miteinander Freuen — genau das ist ja das Thema des Briefes, gewiss mit dem Akzent, dass die Gemeinschaft der Freude aus der Gemeinschaft des Wettkampfes für das Evangelium und des Leidens für Christus erwächst.
Unser Schriftabschnitt endet mit den Versen 29 und 30:
»Nehmt ihn nun im Herrn mit aller Freude auf und haltet solche Brüder in Ehren, da er um des Werkes des Herrn willen dem Tode so nahe gekommen war, als er seine Seele riskierte, um euren Mangel an Dienstleistung für mich auszufüllen.«
»Haltet solche Brüder in Ehren« — muss man das besonders erwähnen? Ich meine ja, denn das Fleisch neigt dazu, die eigenen Leistungen als besonders groß anzusehen, die der anderen dagegen als selbstverständlich hinzunehmen: Die Schrift sagt aber: Du sollst dem dreschenden Rind keinen Maulkorb anlegen (5.Mose 25:4), und: Der Arbeiter ist seines Lohnes wert (Mat.10:10). Paulus zitiert diese beiden Worte in 1.Timotheus 5:18 im Zusammenhang mit der Festlegung: »Die Ältesten, die trefflich vorgestanden haben, sollen doppelter Ehre würdig geachtet werden, vor allem die, welche sich im Wort und in der Lehre mühen« (1.Tim.5:17).
Epaphroditus hatte seine Seele riskiert. Die Seele ist das
Bewusstsein des Menschen. Dem Zusammenhang nach wird in diesem
Falle ausgedrückt, dass er sein Leben aufs Spiel setzte. Was
unsere Seelen anbelangt, haben wir sie wohl schon längst dem
Herrn zum Dienst hingegeben, so wie es Barnabas und Paulus am
Anfang ihrer Berufung getan hatten (Ap.15:26).
»... um euren Mangel an Dienstleistung für mich auszufüllen.« Epaphroditus hat alles getan; nichts ist offen geblieben. So kann Paulus in Kapitel 4:18 schreiben: »Ich habe nun alles vollständig erhalten, ich habe sogar Überfluss; mein Mangel ist ausgefüllt, seit ich die Gabe von euch durch Epaphroditus empfangen habe: einen duftenden Wohlgeruch, ein wohlannehmbares, Gott wohlgefälliges Opfer.«
Im übrigen suchte Paulus nicht die Gabe, sondern die Frucht,
die der Glaube hervorbringen soll (Kap.4:17), die Frucht der den
Philippern geschenkten Gerechtigkeit Gottes (Kap.1:11). Die
Herausgerufene zu Philippi hat ihre Frucht erbracht.
Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei dem Gott und Vater unseres
Herrn Jesus Christus!
(Phil.3:1-9)
Der Apostel Paulus hat uns im zweiten Kapitel des Philipperbriefes Christus Jesus, unseren Herrn, sowie Timotheus und Epaphroditus als Vorbilder für unseren Dienst am Evangelium - für unseren Wettkampf im Dienst der Verkündigung des Evangeliums des Christus - vor Augen gemalt. In dem Abschnitt von Kapitel 3:1 bis 4:9 stellt Paulus sich nun selbst als Vorbild vor und weist uns an, ihn nachzuahmen (Vers 17). Das hatte er auch den Korinthern schon geschrieben: »Werdet meine Nachahmer, so wie auch ich Christi Vorbild folge« (1.Kor.11:1).
Paulus schreibt in den Versen 1 bis 4a: »Im Übrigen, meine Brüder, freuet euch im Herrn! Euch dasselbe zu schreiben, ist mir zwar nicht verdrießlich, euch aber macht es gewiss. Hütet euch vor den streunenden Hunden, hütet euch vor den üblen Werkern, hütet euch vor der Zerschneidung; denn wir sind die wahre Beschneidung, die wir in Gottes Geist Gottesdienst darbringen und uns in Christus Jesus rühmen und nicht auf Fleisch vertrauen, obgleich ich einst auf das Fleisch Vertrauen hatte.«
Sicherlich wundert es uns, dass Paulus nach der Aufforderung »Freuet euch« und der Mitteilung, dass er nun nochmals »dasselbe« schreiben will, ziemlich abrupt die Warnung ausspricht: »Hütet euch vor den streunenden Hunden!« Aber es passt zusammen, denn die Freude im Herrn wird nur dann Wirklichkeit, wenn man nicht auf Fleisch vertraut, das heißt nicht auf Verdienste oder eine machtvolle Stellung oder eine Gerechtigkeit aus Werken Wert legt, sondern sich erniedrigt und seinen Körper Gott zu einem lebendigen Opfer, zu einem hingebungsvollen Dienst, bereitstellt. Die auf eine einflussreiche Position pochen oder auf ihre selbsterarbeitete Gerechtigkeit - solche sind streunende Hunde, üble Werker, Zerschnittene. Da bleibt von einer Freude, die aus dem Gnadengeschenk Gottes erwächst, aus der Dahingabe Seines Sohnes, nichts mehr übrig.
»Im Übrigen, meine Brüder, freuet euch im Herrn!« Eben nicht in fleischlichem Rühmen, sondern im Dienst des Herrn als Beschenkte und Geliebte. Der Ausdruck »im Herrn«, zu unterscheiden von dem Begriff »in Christus«, steht in Verbindung mit unserem Gehorsam, der sich im Dienst am Evangelium ausdrückt.
Paulus dient als Mitgekreuzigter
»Euch dasselbe zu schreiben, ist mir zwar nicht verdrießlich, euch aber macht es gewiss.« Was meint er mit »dasselbe«? - Wie er bereits an den Dienstvorbildern Christus, Timotheus und Epaphroditus aufgezeigt hat, ist der Dienst in Erniedrigung, in Demut (Kap.2:3), der Weg zur Freude. Diesen Weg hat er in Kapitel Zwei gerade dargestellt an Christus Jesus, der Sich Selbst erniedrigte bis zum Kreuzestod, an Timotheus, der nicht das Seine sucht, sondern das, was Christi Jesu ist, und am Evangelium sklavt, und an Epaphroditus, der dem Tod nahekam, als er seine Seele in der Dienstleistung für Paulus riskierte.
Und nun schreibt er wieder dasselbe, nämlich dass er alle seine Vorzüge für nichts erachtet, sich also völlig erniedrigt, ganz von sich selbst absieht und allein aus der Gnade lebt, um Christus zu gewinnen und Seine Kraft zu erfahren für einen Wettlauf in Ausdauer und Freude.
Üble Werker
»Hütet euch vor den streunenden Hunden, hütet euch vor den üblen Werkern, hütet euch vor der Zerschneidung.« Mit den schärfsten Worten warnt der Apostel Paulus uns hiermit. Verwilderte Hunde, die sich vom Abraum ernähren, betrachtet man im Orient mit Abscheu. Sie stehen üblen Werkern gleich.
Üble Werker sind auf das Irdische ausgerichtet, sie sinnen nicht auf das droben (V.14). Jedes Werk, das zum Ruhm des Menschen und nicht des Christus geschieht, ist übel. Ein Appell an den vermeintlich freien Willen des Menschen zum Beispiel ist zum Ruhm des Menschen; die Verkündigung des Wortes Gottes jedoch zum Ruhm Christi. Die Zerschneidung sind die aus Israel, die auf das Gesetz vertrauen. Gesetz und Beschneidung sind heilig, gerecht und gut (Röm.7:12) - doch nur am rechten Platz; in der gegenwärtigen Heilsverwaltung der Gnade Gottes aber (Eph.3:2,8,9) führen Gesetz und Beschneidung zur Zerrüttung und Zertrennung. Der Zerriss ist katastrophal, wenn Gläubige aus den Nationen in Anspruch nehmen, was Israel im Fleisch gehört, nämlich das Gesetz und die Beschneidung, sich also aneignen, was Paulus als Abraum weggeworfen hat; solche gleichen streunenden Hunden, die den Abraum der Beschneidung fressen. Gläubige aus den Nationen, die auf Fleisch vertrauen — das sind streunende Hunde.
Die wahre Beschneidung
Paulus fährt fort: »... denn wir sind die wahre Beschneidung, die wir in Gottes Geist Gottesdienst darbringen und uns in Christus Jesus rühmen....« (Vers 3). In Christus Jesus rühmen sich solche, die den Sinn der Beschneidung erfasst haben: Beschneidung bedeutet Abschneiden und Abtun des Fleisches und jeden Ruhms des Menschen. Beschneidung bedeutet Kreuzigung der alten Menschheit (Kol.2:11). Wer sich in Christus Jesus‚ in der Gemeinschaft mit dem Gekreuzigten rühmt, der bringt den wahren Gottesdienst, den im Geist, dar, nicht in für heilig gehaltenen Gebäuden, nicht in Ritualen, nicht unter Vermittlung einer Priesterschaft, nicht zu vermeintlich heiligen Zeiten. Unser Körper ist ein Tempel des heiligen Geistes (1.Kor.3:16; 6:19); mit unserem geheiligten Körper bringen wir Gott unseren Dienst dar in Anbetung, Bitte und Dank, Bereitstellung und Gehorsam, Wollen und Wirken (Kap.2:13), Lobpreis und Verherrlichung.
Wir vertrauen nicht auf Fleisch; es ist doch gekreuzigt und abgetan. Wir bringen Gott den Glauben entgegen, dass Christus Jesus alles für uns getan, uns insbesondere in das rechte Verhältnis zu Gott gebracht hat.
Einst hatte Paulus dem Fleisch große Bedeutung zugemessen. Er berichtet in den Versen 4b bis 6: »Wenn jemand anders meint, auf Fleisch vertrauen zu dürfen, wieviel mehr ich: der Beschneidung teilhaftig am achten Tag, aus Israels Geschlecht, aus dem Stamm Benjamin, ein Hebräer aus Hebräern, in Bezug auf das Gesetz ein Pharisäer, in Bezug auf den Eifer ein Verfolger der herausgerufenen Gemeinde, hinsichtlich der im Gesetz geforderten Gerechtigkeit war ich wie einer, der untadelig wird.« Was die Gegner haben, hat Paulus in viel höherem Maße. Er ist am achten Tag beschnitten wie Isaak; der andere Sohn Abrahams, Ismael, und dessen Nachkommen erst im dreizehnten Lebensjahr. Aus dem Geschlecht Israels ist Paulus, nicht aus dem Esaus, des Bruders Jakobs. Aus dem bevorzugten Stamm Benjamin ist Paulus. Nach dem Verkauf Josephs in die ägyptische Sklaverei war Benjamin Jakobs meistgeliebter Sohn. Jerusalem und der Tempel liegen im Gebiet dieses Stammes. Saul, der erste König Israels, war Benjaminit. Der Stamm Benjamin fiel nicht vom Hause Davids ab, als die zehn Stämme untreu wurden.
Paulus ist ein Hebräer aus Hebräern, kein Hellenist, also kein Jude, der für die griechische Kultur offen ist. Er spricht nicht nur aramäisch, die Umgangssprache der Juden, die man hebräisch nennt, und griechisch, sondern pflegt auch das Alt-Hebräische, das bis zur babylonischen Gefangenschaft gesprochen wurde.
Diese ersten vier Vorzüge des Paulus beruhen auf der nationalen Vorrangstellung der Juden. Die folgenden drei Vorzüge hängen mit seiner religiösen Haltung zusammen.
Paulus war in Bezug auf das Gesetz ein Pharisäer. In seiner Verteidigungsrede vor König Agrippa sagte Paulus, dass er »nach der Sekte, die es mit unserem Ritual am genauesten nimmt, als Pharisäer gelebt habe« (Ap.26:5). Diese Leute befleißigten sich strengster Gesetzestreue und waren als Meister des Gesetzes anerkannt. Gewiss gab es viele Heuchler unter ihnen, doch sie waren ein Bollwerk gegen Philosophien und andere fremde Einflüsse.
In Bezug auf den Eifer war Paulus ein Verfolger der herausgerufenen Gemeinde. Den Galatern schildert er es: »Ihr habt doch von meinem einstigen Verhalten im Judentum gehört, dass ich die herausgerufene Gemeinde Gottes außerordentlich verfolgte und ihr nachstellte. So machte ich in meinem Einsatz für das Judentum Fortschritte, mehr als viele Altersgenossen in meinem Geschlecht, da ich ein übermäßiger Eiferer um meine väterlichen Überlieferungen war« (Gal .1:13,14).
»Hinsichtlich der im Gesetz geforderten Gerechtigkeit war ich wie einer, der untadelig wird.« Paulus hatte einen untadeligen Ruf. Nach dem Urteil der anderen Pharisäer war absolut nichts an ihm auszusetzen. Mehr als er konnte niemand tun. In seiner Person erreichte wohl die Kraft des Fleisches ihren höchsten Punkt. Doch zugleich war er einer der größten Sünder, denn er hatte Wohlgefallen an der Ermordung des Stephanus, wütete maßlos gegen die herausgerufene Gemeinde und verfolgte auf diese Weise den verheißenen Messias Selbst (Ap.8:1,3; 9:4).
Dies alles ist verwirkt
Wir lesen nun Vers 7: »Doch was mir einst Gewinn war, das habe ich um Christi willen als verwirkt erachtet.« Welch ein Wandel der Werte! Alles, wofür Paulus sein ganzes Leben lang gewirkt hatte, hat er inzwischen vor dem Angesicht Christi Jesu als verwirkt erkannt. Ein verwirktes Werk wirft man zum Abfall. Das Wirken für den Müll ist Verlust, ist verlorene Zeit und Mühe. Es schien ihm Gewinn zu sein, doch es hinderte ihn, Christus zu erkennen. Jetzt, im Licht der Erkenntnis Christi, ist deutlich geworden, wie wertlos es war. An sich ist die im Gesetz geforderte Gerechtigkeit etwas sehr Gutes, wenn sie aber dem Menschen den Blick auf Christus verbaut, ist sie zum Schaden.
Wie sieht es heute aus? - Wer Mitglied einer anerkannten Kirche ist, an die Existenz Gottes glaubt, ein untadeliges Leben führt, dem Wahren, Schönen, Guten zugeneigt, wer ein Förderer eines Liebeswerkes und vielleicht auch der christlichen Kunst ist, darf sich als guten Christen ansehen. Doch dies alles dürfte meistens ein Vertrauen auf Fleisch darstellen und geradezu ein Hindernis sein, Christus als den Retter und unser Ein und Alles zu begreifen. Niemand hat etwas gegen gute Werke, aber wenn man sie aus eigener Machtvollkommenheit tut und man sein Fleisch damit vor Gott angenehm machen, also sein Ansehen vor Gott pflegen will, dann braucht man Christus nicht und den Gekreuzigten erst recht nicht, und dann sind auch alle die Werke verwirkt, fehlgetan; sie sind ein Verlust. Außerdem waren diese Werke bestimmt nicht die, die Gott für uns vorherbereitet hatte, damit wir in ihnen hätten wandeln sollen (Eph.2:10).
Die Erkenntnis Christi Jesu
Paulus schreibt in Vers 8a: »In der Tat erachte ich sogar alles für verwirkt, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, über allem steht.« Die Erkenntnis Christi Jesu, unseres Herrn, soll auch für uns über allem stehen; alles andere muss - recht bedacht - gegenüber der Herrlichkeit der Gnade, die in Christus Jesus ist, von allein verblassen. Unser Reichtum besteht in Christus Jesus, dem Gekreuzigten. Man kann aber diesen Reichtum nicht erkennen, wenn man sich mit dem eigenen dicken Ich selbst im Wege steht. Aber was kann der alte, verderbte Denksinn denn hervorbringen?- Er kann sich doch nur in den von Adam ererbten Bahnen bewegen! Das Urteil über die alte Menschheit ist somit zu Recht erfolgt. Mögen wir der Botschaft von Römer 6:1-11 glauben, dass unsere alte Menschheit zusammen mit Christus gekreuzigt wurde, damit der Körper der Sünde unwirksam gemacht werde und wir nicht mehr der Sünde versklavt sind. Was gekreuzigt, tot und begraben ist, kann nichts zu unserer Gerechtigkeit beitragen, sondern nur ein Hindernis sein. Es gehört auf den Abfallhaufen. Aber was Christus uns mit Seinem Blut erworben hat, die Gerechtigkeit, die durch den Glauben Christi ist, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens (Vers 9), diese lässt uns Ihn erkennen, Seine Gnade, Seine Liebe, Ihn Selbst. Und nur in der Erkenntnis Seiner Selbst liegt unsere Lebenserfüllung.
Um Christus zu gewinnen
Die Verse 8b und 9a lauten: »Um dessentwillen ich das alles als verwirkt und für Abraum erachte, damit ich Christus gewinne und als in Ihm befunden werde.« Um des Herrn willen erachtet er alles für Unrat. Aber wie kann er schreiben, dass er Christus auf diese Weise gewinnen wolle — er ist doch schon lange berufen, gerechtfertigt, ausgesöhnt, gerettet, kurz: in Christus Jesus! Und gewiss wohnt Christi Geist in ihm (Röm.8:9). Christus ist ihm seit Jahren ein Gewinn, ja der Gewinn. Indessen, Christus soll ihn völlig erfüllen, soll allen Raum in seinem Geist einnehmen, nichts anderes mehr soll darin sein. Dem widerspricht nicht, dass wir unseren Beruf ausüben und den Haushalt führen und vieles andere im Kopf haben müssen, denn all unser Tun und Streben soll dem Herrn gelten (Eph.6:7; Kol.3:23). Alles - auch das Alltäglichste - ist dem einen Ziel untergeordnet, nämlich dass Christus verkündigt werde und Sein Wort renne und laufe und verherrlicht werde!
Christus gewinnen - was das bedeutet, finde ich am besten in dem herrlichen Gebet in Epheser 3:16-19 ausgedrückt: »... dass Er es euch gebe — dem Reichtum Seiner Herrlichkeit entsprechend - durch Seinen Geist in Kraft standhaft zu werden am inneren Menschen, damit Christus durch den Glauben völlig in euren Herzen wohne und ihr, in Liebe gewurzelt und gegründet, erstarken möget, um mit allen Heiligen zu erfassen, was die Breite und Länge und Tiefe und Höhe ist (um auch die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus zu erkennen), damit ihr zur gesamten Vervollständigung Gottes vervollständigt werdet.« Um einige Hauptaussagen zu wiederholen: völliges Innewohnen; Erfassen aller Dimensionen; Erkenntnis der Liebe des Christus; Vervollständigung.
Paulus will als in Christus befunden werden. Wenn jemand Paulus sucht und findet, dann soll derjenige ihn als in Christus vorfinden, ja Christus Selbst vorfinden. Paulus will, dass die Lebensgemeinschaft mit Christus ihn so präge, dass andere Menschen Christus in ihm anstaunen (2.Thess.1:10). Ein Brief Christi will er sein, von allen Menschen erkannt und gelesen (2.Kor.3:2,3). Als ein von Herrlichkeit zu Herrlichkeit in das Bild Christi Umgestalteter will er mit Freimut auf seinem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegeln (2.Kor.3:18). Allezeit will er die Tötung Jesu in seinem Körper umhertragen, damit auch das Leben Jesu in seinem Körper offenbar werde (2.Kor.4:10).
Die Gerechtigkeit aus Gott
Wie geschieht es, dass Paulus Christus gewinnt und als in Ihm erfunden wird? - Die Fortsetzung des Satzes in Vers 9 gibt die Antwort: »... indem ich nicht meine eigene Gerechtigkeit habe, nämlich die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben Christi, die Gerechtigkeit aus Gott auf Grund des Glaubens.«
Des Paulus eigene Gerechtigkeit, gewissermaßen erworben durch das annähernde Halten des Gesetzes, brachte ihn - man merke auf! - nicht mit Christus in Berührung - ein unermeßlicher Mangel! Denn im Hinblick auf die vom Gesetz geforderte Untadeligkeit seiner Werke hätte Christus gar nicht zu kommen und zu sterben brauchen; dementsprechend stellt Paulus in Galater 2:21 fest: »... wenn Gerechtigkeit durch das Gesetz käme, wäre ja Christus ohne Grund gestorben.«
Des Paulus Sünden aber - er bekämpfte den Messias und wütete maßlos gegen die Gläubigen - brachten ihn mit Christus in Verbindung; jetzt kann er bekennen: »Ich lehne die Gnade Gottes nicht ab!« (Gal.2:21).
Was Paulus für seine eigene Gerechtigkeit wirkte, war verwirkt — das hatte er erkannt. Er hat ebenso erkannt, dass Gott Gerechtigkeit aus Gnade gewährt. So schreibt Paulus in Römer 10:4: »... die Vollendung des Gesetzes ist Christus ...«, das heißt Christus hat alles vollendet, was das Gesetz fordert; damit ist Christus der Segenskanal für die Gerechtigkeit Gottes, wie auch Römer 10:4 weiter lautet: »... Christus, zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt.« Christus ist der Mittler dieser Gerechtigkeit, der Gerechtigkeit aus Gott. Wer das glaubt, kommt mit Christus in Berührung.
Jetzt hat Paulus die Gerechtigkeit, die durch den Glauben Christi ist, die Gerechtigkeit aus Gott auf Grund des Glaubens. Nicht vom Glauben des Menschen ist hier die Rede, ebensowenig wie in Römer 3:21 bis 23. Dieser Abschnitt wirft überhaupt weiteres Licht auf unsere Thematik: »Nun aber hat sich, getrennt vom Gesetz, Gottes Gerechtigkeit offenbart (vom Gesetz und den Propheten bezeugt), eine Gerechtigkeit Gottes aber durch den Glauben Jesu Christi, die für alle ist und auf alle Glaubenden kommt. Denn da ist kein Unterschied; denn alle sündigten und ermangeln der Herrlichkeit Gottes.« - Demnach ist es Jesu Christi Glaubensgehorsam bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod, durch den die Gerechtigkeit Gottes offenbart wird und durch den wir, die wir glauben, gerechtfertigt sind.
Die Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes
Ich halte es für notwendig, an dieser Stelle die elementare Frage zu erörtern, wieso Gottes Gerechtigkeit durch den Glauben Jesu Christi offenbart wurde. Dass Gott gerecht ist, steht fest. Etwas anderes würde uns den Boden unter den Füßen wegziehen und in Verzweiflung stürzen. Jedoch wie wird Seine Gerechtigkeit offenbar? Wie kann man sie erkennen? - Gottes Gerechtigkeit war in früheren Zeiten und unter dem Gesetz des Mose andeutungsweise erkennbar an Seinen Gerichten über die Sünder und an Seinem Segen für die Treuen. Es war gerecht, dass Gott die Übertreter strafte und die Aufrichtigen belohnte. Aber die Gerechtigkeit Gottes war noch nicht völlig erkennbar, denn das Problem der Sünde war als solches nicht bewältigt, und Segen nur für wenige Menschen sprach nicht für eine vollkommene Gerechtigkeit. Gottes Gerechtigkeit wurde erst dann völlig offenbar, als Jesus Christus das Problem der Sünde ein für allemal am Kreuz löste und die Rechtfertigung des Lebens für alle Menschen sicherstelllte.
Die Gerechtigkeit Gottes kommt zwar zunächst nur auf die Glaubenden, sie ist aber für alle, denn es ist kein Unterschied zwischen den Menschen: alle sündigten.
Gott ist gerecht; das ist jetzt deutlich erkennbar. Seine Gerechtigkeit ist durch den Glauben Jesu Christi, durch Seinen Glaubensgehorsam bis zum Kreuzestod, durch Seinen Tod für alle, völlig offenbar geworden. Ohne unser Zutun waren wir durch den Ungehorsam Adams als Sünder eingesetzt worden. Gottes Gerechtigkeit ersieht man nun daran, dass Er die Menschen wiederum ohne ihr Zutun durch den Gehorsam Jesu Christi als Gerechte einsetzt, rettet und ihr unvergängliches Leben rechtfertigt. Wie in Römer 5:18,19 klar aufgezeigt: »Demnach nun, wie es durch die eine Kränkung (Gottes durch Adam) für alle Menschen zur Verurteilung kam, so kommt es auch durch den einen Rechtsspruch (über die Sünde am Kreuz) für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens. Denn ebenso wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen als Sünder eingesetzt wurden, so werden auch durch den Gehorsam des Einen dieselben vielen als Gerechte eingesetzt werden.« Ja, Gott ist gerecht, denn Er lässt jeden Seine Gerechtigkeit widerfahren — und darüber hinaus zugleich Seine Liebe.
Unsere Ausgangsfrage auf Grund von Vers 8b war: Wie geschieht es, dass Paulus Christus gewinnt und als in Ihm befunden wird? - Die Antwort ist gegeben: »... indem ich nicht meine eigene Gerechtigkeit habe, nämlich die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben Christi, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens.« Doch wir müssen innerhalb des Verses 8b noch einen Schritt zurückgehen und fragen: Wozu erachtet Paulus alles als verwirkt und für Abraum? - Die Antwort ist ebenfalls gegeben: »... damit ich Christus gewinne und als in Ihm befunden werde.« Indessen, der Apostel Paulus gibt noch eine vertiefte Antwort darauf: »Um Ihn zu erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden ...« (Vers 10). - Doch dies ist das Thema der folgenden Betrachtung.
(Phil.3:10-16)
Der Apostel Paulus hat in den Versen 1 bis 9 des dritten Philipperbrief-Kapitels dargelegt, dass all seine Vorzüge und sein untadeliges Wirken gegenüber der Erkenntnis Christi Jesu, seines Herrn, Abraum sind. Um der Erkenntnis Christi Jesu willen erachtet er alles als verwirkt. Wozu? Zu welchem Zweck? — Eine Antwort gibt er in Vers 8b: »... damit ich Christus gewinne und als in Ihm befunden werde.« Die vertiefte Antwort, mit der wir uns nun befassen wollen, gibt er in den Versen 10 und 11: »Um Ihn zu erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden, indem ich Seinem Tod gleichgestaltet werde, ob ich etwa zu der Ausauferstehung, der aus den Toten, gelangen könnte.«
Zur Ausauferstehung möchte er gelangen - das ist das Ziel des Apostels Paulus. Dieses Ziel kann man nicht erreichen, ohne Ihn, Christus Jesus, unseren Herrn, zu erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden.
Die erste dieser drei Voraussetzungen, nämlich »Ihn zu erkennen«, ist von grundlegender Bedeutung für uns. Man sagt, die Erkenntnis Christi sei der Sinn unseres Lebens. Das ist nur zu unterstreichen, doch noch nicht alles.
Man kann Christus nur erkennen, wenn man alle eigenen Vorzüge und Leistungen und jede eigene Gerechtigkeit als verwirkt erachtet und sich allein durch Jesu Christi Leiden und Seinen Tod als mit jeder Herrlichkeit Gottes Beschenkten ansieht. Die Erkenntnis dieser Gnade führt uns zur Erkenntnis der Liebe Christi und so zur Erkenntnis Seiner Selbst. Und wer den Sohn erkannt hat, hat zugleich Gott erkannt, denn Christus ist das Abbild des unsichtbaren Gottes (Kol.1:15), die Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit und das Gepräge Seines Wesens (Heb.1:3). Der Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes leuchtet in unseren Herzen im Angesicht Jesu Christi auf (2.Kor.4:6). Der uns aber alles erkennen lässt, indem Er uns das noch nicht Erkannte enthüllt, ist Gott; Er tut es durch Seinen Geist. Alles erforscht der Geist Gottes, auch die Tiefen Gottes (1.Kor.2:10). Der Geist Gottes wird uns zur völligen Erkenntnis Christi führen.
Christus Jesus, den Herrn, gilt es zu erkennen. Paulus schreibt in Vers 8 wohlüberlegt von der Erkenntnis Christi Jesu, seines Herrn. Der Begriff »Herr« weist auf den Wandel und den Dienst für den Herrn hin. Der Apostel Paulus, der Sklave Christi Jesu, will Ihn in der Auswirkung der Rettung (Kap.2:12) erkennen; er will Christus Jesus, den Herrn, in jeder Situation des Dienstes erfassen und erfahren.
Der Apostel Paulus hat höchste Christuserkenntnis. Im Epheserbrief schreibt er, dass das All in Christus aufgehauptet wird (1:10), dass Christus das All vervollständigt (1:23) und vom unausspürbaren Reichtum des Christus, den er mit seinem Evangelium verkündigt (3:6,8). Im Kolosserbrief schildert er uns, dass das All in Christus, durch Ihn und zu Ihm hin erschaffen ist (1:16), dass Er das Haupt der Gemeinde ist und in allem der Erste werden wird (1:18), dass die gesamte Vervollständigung Gottes in Ihm wohnt (1:19) und dass durch Sein Blut das All mit Gott ausgesöhnt wird (1:20). Ich beschränke mich
auf diese wenigen Beispiele, um darzulegen, dass Paulus die größte Erkenntnis Christi Jesu hat. Dafür dankt Paulus unaufhörlich. Im Glauben hat Paulus durch den Geist Gottes allezeit Gemeinschaft mit Christus. Doch diese Gemeinschaft soll sich im Dienst bewähren; die Erkenntnis Christi soll in allen Lebenslagen, in all den mannigfaltigen Erfahrungen des Wettkampfes im Dienst der Verkündigung des Evangeliums vertieft werden.
Die Erkenntnis der Auferstehungskraft
Die Erkenntnis Christi Jesu, unseres Herrn, ist aufs Engste verbunden mit der Erkenntnis der Kraft Seiner Auferstehung. Damit komme ich zur zweiten Voraussetzung, die Paulus anführt, um zur Ausauferstehung gelangen zu können.
Zum Wettkampf am Evangelium braucht man Kraft. Die Kraft Gottes, Sein Geist, wohnt in uns. Paulus betet in Epheser 1:18-20 darum, dass wir zudem aber auch wirklich wissen mögen, »was die alles übersteigende Größe Seiner Kraft ist (für uns, die wir glauben), gemäß der Wirksamkeit der Gewalt Seiner Stärke‚ die in Christus gewirkt hat, als Er Ihn aus den Toten auferweckte und Ihn zu Seiner Rechten inmitten der Überhimmlischen setzte.« Für uns, die wir glauben, ist diese Kraft.
Die Kraft der Auferstehung entfaltet sich aber erst im Wettkampf des Dienstes. Bei Sportlern ist es ebenso: Sie wissen auch in Ruhestellung um ihre Kraft, jedoch erst beim Wettkampf erfahren sie sie. Wer den Mund nicht auftut, um Zeugnis von seinem Glauben zu geben, hat zwar die Kraft, erfährt sie aber nicht und auch nicht die nachfolgende Freude. Der Philipperbrief aber wurde geschrieben, damit die Gläubigen zur völligen Freude gelangen. Unbewährte Gläubige haben nur wenig Freude; sie können noch nicht einmal an sich selbst erkennen, dass Christus Jesus in ihnen ist (2.Kor.13:5). Mögen wir uns im Dienst bewähren! Und mögen wir im Dienst zur Erkenntnis Seiner Kraft kommen!
Die Erkenntnis der Gemeinschaft der Leiden Christi
Die Erkenntnis Christi Jesu, unseres Herrn, und die Erkenntnis der Kraft Seiner Auferstehung ist nicht losgelöst von der Erkenntnis der Gemeinschaft Seiner Leiden. Die Gemeinschaft Seiner Leiden besteht darin, Seinem Tode gleichgestaltet zu werden. Das ist die dritte in Vers 10 genannte Voraussetzung, um zur Ausauferstehung zu gelangen.
Sind wir bereit, um Christi willen oder um des Wortes Gottes willen zu leiden?- Wenn unser treuer Gott und Vater, der Liebe ist, es nach Seiner Weisheit für uns vorgesehen hat, dann wird Er uns in Gnaden für Christus gewähren, für Ihn zu leiden (Kap.1:29). Das könnte ein Höhepunkt unserer Bewährung sein. Ein kostbarer Zuspruch für diesen Fall steht in 1.Petrus 4:12-14: »Geliebte, lasst euch die unter euch zur Probe entstandene Feuersbrunst der Leiden nicht befremdlich sein, als ob euch etwas Fremdes widerführe, sondern in dem Maße, wie ihr an den Leiden des Christus teilnehmt, freut euch, damit ihr auch bei der Enthüllung Seiner Herrlichkeit frohlocken und euch freuen möget. Wenn ihr wegen des Namens Christi geschmäht werdet, seid ihr glückselig, da der Geist der Herrlichkeit und der Kraft und der Geist Gottes auf euch ruht.«
Wie können wir Gemeinschaft mit den Leiden Christi haben? Wie können wir Seinem Tode gleichgestaltet werden?
Wir können uns doch nicht ebenso wie Er kreuzigen lassen! —Gewissermaßen doch! Ebenso wie Er sollen wir uns jeglicher eigenen Größe und aller Vorzüge entäußern (Kap.2:7), indem wir in Demut den Bruder und die Schwester uns für überlegen erachten (Kap.2:3). Genau wie Er sollen wir uns erniedrigen und gehorsam sein bis zum Märtyrertod (Kap.2:8), falls unser Vater einen solchen Tod für uns bestimmt hat. Unsere Erniedrigung beginnt schon konkret zu werden, wenn wir uns zu den Niedrigen gesellen (Röm.12:16) und wenn wir verachtet werden wie unser Herr, von dem der Prophet Jesaia sagte:
»Verachtet war Er und gemieden von den Männern, so verachtet, dass wir Ihn für nichts hielten« (Jes.53:3). — Sind wir bereit, uns für nichts halten zu lassen?
Sollte der Apostel Paulus Folgendes etwa umsonst geschrieben haben: »Mir aber möge nur das nicht geschehen, nämlich mich zu rühmen, außer im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt« (Gal.6:14). Wenn uns die Welt gekreuzigt ist, sie uns also eigentlich nichts mehr bedeutet, weil wir auf das droben sinnen, wo Christus ist (Kol.3:1,2), dann empfindet die Welt uns als Fremdkörper und will nichts mehr mit uns zu tun haben. Ein Mensch, der sich im Kreuz Jesu Christi rühmt — was soll man mit dem anfangen? — Der ist dann der Welt gekreuzigt, der ist abgetan in ihren Augen, der wird für nichts gehalten. Zwar sind die meisten Menschen nett zu uns; jedoch können die der Freundlichkeit zugrundeliegende Toleranz oder Gleichgültigkeit sehr schnell ein Ende nehmen, denn wir haben einen anderen Geist.
Wie es geschrieben steht, so ist und bleibt es Wahrheit:
»Deinetwegen werden wir den ganzen Tag zu Tode gebracht, wie zu den Schlachtschafen werden wir gerechnet« (Röm.8:36). — Das trifft natürlich nicht auf die der Welt angepassten Gläubigen zu, wie zum Beispiel Demas, der Paulus aus Liebe zum jetzigen Äon verließ (2.Tim.4:10). Wir aber, die das Wort des Philipperbriefs heute hören, sollten bereit sein, uns völlig aufzugeben und um Christi willen zu leiden. Wir haben teil an Seinen Leiden, wenn wir zum Beispiel wegen des Evangeliums des Apostels Paulus geschmäht werden. Wir werden Christi Tod gleichgestaltet, wenn wir uns in unserer Gesinnung darauf einstellen, dass unser Wettkampf im Dienst am Evangelium des Christus Leiden mit sich bringen und mit dem Märtyrertod enden kann.
Paulus gibt alles auf, was ihm einst Gewinn war, um dies alles, was er in Vers 10 genannt hat, zu erkennen. Wer unter uns alle selbstbezogenen Vorstellungen aufgibt und sich vorbehaltlos zu einem hingebungsvollen Dienst bereitstellt, erkennt ebenso wie Paulus Christus und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden und erfährt im Geist die Gleichgestaltung mit Seinem Tod.
Die Ausauferstehung
Diese dreifache Erkenntnis ist Voraussetzung dafür, um zur Ausauferstehung zu gelangen. Das ist das Ziel. In Vers 11 nennt Paulus es: »... ob ich etwa zu der Ausauferstehung, der aus den Toten, gelangen könnte.« Auf dieses Ziel jagt Paulus zu. Er will Christus Jesus, unseren Herrn, erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden, damit er Ausauferstehung, der aus den Toten, gelange.
Das Hochziel des Apostels Paulus ist es, das Auferstehungsleben bereits hier und jetzt zu führen. In diesen Erdentagen will er dienen, wie er es nach seiner buchstäblichen Auferstehung tun wird. Paulus will das äonische Leben, zu dem er berufen wurde, jetzt ergreifen (1.Tim.6:12). Das verheißt ihm und uns auch Galater 6:8: »Wer in den Geist sät, wird aus dem Geist äonisches Leben ernten.« Wer im Geist wandelt (Gal.5:16), dem Geist Gottes gemäß, dessen Dienst wird von äonischem Leben erfüllt sein. In der Schwachheit des hiesigen Körpers möchte Paulus Christi Lebensfülle ergreifen und in der Gesinnung Christi, in der Liebe, in der Versöhnung und in völligem Gehorsam, auswirken. Hier auf Erden will Paulus als Bürger wandeln, würdig des Evangeliums des Christus (Kap.1:27), durch gläubige Bezugnahme auf sein himmlisches Bürgertum (Kap.3:20). Paulus streckt sich danach aus, entsprechend der zukünftigen Herrlichkeit zu wandeln und zu dienen. Nicht dass die Kräfte des zukünftigen Äons hier schon wirksam werden sollten, nein, doch am inwendigen Menschen will er in der Gnade völlig gekräftigt sein. Er will des Herrn würdig wandeln und Ihm in jeder Weise gefallen — so wie es nach der Auferstehung sein wird —; er will in allem guten Werk Frucht bringen; er will mit aller Kraft nach der Gewalt der Herrlichkeit Gottes gekräftigt werden zu aller Ausdauer und Geduld mit Freuden (Kol.1:10,11). Als im Geist inmitten der überhimmlischen Geschöpfe Niedergesetzter will er sich im irdischen Körper so verhalten, dass den Überhimmlischen schon jetzt der alles übersteigende Reichtum der Gnade Gottes in Christus Jesus angedeutet wird (Eph.2:6,7).
Galater 2:20 schildert uns deutlich das Auferstehungsleben der dem Tode Jesu Christi Gleichgestalteten: »Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt, ich lebe aber, doch nicht mehr ich, sondern in mir lebt Christus. Was ich aber von nun an im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben, dem des Sohnes Gottes, der mich liebt und Sich Selbst für mich dahingegeben hat.« Im Glauben des Sohnes Gottes leben - das ist das Auferstehungsleben in diesen Erdentagen.
Der Apostel Paulus hat die Frage, die mancher unter uns wohl hat, nämlich: »Was ist denn die Ausauferstehung an sich?« in Vers 11 beantwortet: Das ist die aus den Toten. Das ist das nächste heilsgeschichtliche Ereignis überhaupt. Wenn unser Herr mit dem Befehlsruf vom Himmel herabsteigt, dann werden die Toten in Christus auferstehen und zugleich mit uns Lebenden zusammen, die wir übrigbleiben, in Wolken dem Herrn entgegen entrückt werden (1.Thess.4:16,17). Da nicht alle Toten auferstehen, sondern nur die entschlafenen Glieder des Körpers Christi, ist dies eine Auferstehung aus den übrigen Toten heraus. Auch unser Herr Jesus Christus ist aus den Toten auferstanden (1.Pet.1:3). Die gläubigen Juden werden ebenfalls aus der Mitte der übrigen Toten auferweckt werden (Luk.20:35; Apg.4:2).
Jedoch um unsere buchstäbliche Ausauferstehung geht es in unseren Vers 11 nicht. Diese ist allen Auserwählten und Berufenen verbürgt. Keiner von uns, die wir in Christus Jesus sind, auch der faulste nicht, wird fehlen. Paulus hat den Vers 11 ja auch in der Möglichkeitsform abgefasst: »... ob ich etwa zu der Ausauferstehung.... gelangen könnte«, denn nicht die buchstäbliche Auferstehung steht zur Debatte, sondern sein Gott wohlgefälliger Wandel und Dienst, nämlich ob er die Ausauferstehung unter den widrigen irdischen Wettkampfbedingungen leben könne. Außerdem sagt er in Vers 12: »Nicht dass ich dies schon erhielt ...«; er räumt also ein, dass man die Ausauferstehung schon erhalten haben kann — da die buchstäbliche Ausauferstehung aber noch bevorsteht, kann sie hier nicht gemeint sein.
Nach unserer Ausauferstehung werden wir ein Leben führen, das in allem zur Verherrlichung unseres Gottes und Vaters ist. Nach diesem Ideal strebt Paulus; nach diesem Leitbild sollen auch wir uns ausstrecken. Es gibt nichts Begehrenswerteres als hier schon so zu dienen, wie wir es in den beiden zukünftigeen Äonen tun werden! Es geht um ein Siegesleben hingebungsvollen Dienstes für den Herrn, das dem entspricht, das wir alsbald inmitten der Überhimmlischen führen werden.
Ich jage aber danach
Der Apostel Paulus fährt in den Versen 12 bis 14 fort:
»Nicht dass ich dies schon erhielt oder hierin schon vollendet sei. Ich jage aber danach, ob ich wohl ergreifen möge, wozu ich auch von Christus Jesus ergriffen worden bin. Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, es ergriffen zu haben. Eins aber tue ich: ich vergesse, was hinter mir liegt und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist. So jage ich dem Ziele zu, nach dem Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus.«
Welch ein Wettlauf! Für den Herrn laufen zu dürfen - welch eine Ehre! Und welch ein herrlicher Kampfpreis wartet auf uns! Mögen wir alle dem Ziele zujagen. Wir können es, denn all unser Jagen ist nur ein Auswirken der Rettung (Kap.2:12), nur ein Weitergeben der Liebe, die wir empfangen haben! In Kolosser 1:28,29 nennt Paulus ein Beispiel für unseren Wettkampf, ein Ziel und die Kraftquelle: Er verkündigt Christus, »um jeden Menschen in Christus Jesus gereift darzustellen, wozu ich mich mühe und ringe, Seinem Einwirken entsprechend, das sich in mir als wirksam erweist in Kraft.«
Ob Paulus wohl ergreift, wozu er von Christus ergriffen worden ist? - Ergriffen wurde er, um ein Auferstehungsleben zum Ruhme Christi zu führen. Wann wurde er ergriffen? - Bei seiner Berufung. Auch wir Auserwählten Gottes wurden bei unserer Berufung, am Tage unseres Glaubensanfangs, als Gott uns aus der Welt herausrief und in die Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn, berief, von Christus ergriffen, um Ihm zu dienen zur Verherrlichung Gottes.
Das Vorbild des Paulus sei uns ein Ansporn, es ihm gleichzutun.
Nun mag jemand sagen: Ich bin doch viel zu schwach, um in einem Wettlauf dem Ziel zuzujagen. Liebe Brüder und Schwestern, wir führen einen geistlichen Wettkampf mit den geistlichen Kräften, die Gott uns darreicht. Möge jeder von uns dem anderen im Gespräch mit dem Hinweis auf das treffende Wort Gottes dienen können! Gewiss hatte der Apostel Paulus einen größeren Wirkungskreis als wir, aber einer vollkommenen Handlung, einem gereiften Verhalten, können auch wir energisch nachjagen. Ein Beispiel dafür: Ein Bruder hat einen anderen gekränkt. Er bittet ihn um Verzeihung. Nun hat der gekränkte Bruder Gelegenheit, auf das Ziel zuzujagen und den Kampfpreis zu ergreifen, indem er tut, was in Epheser 4:32 geschrieben steht: »Erweist euch gegenseitig Gnade, wie auch Gott euch in Christus Gnade erweist!« Wenn der gekränkte Bruder die Entschuldigung annimmt und dem anderen Gnade erweist, hat er das Ziel des Wettlaufs erreicht. Er hat vollkommen gehandelt, denn er hat gehandelt wie Gott, der uns in Christus allezeit Gnade erweist.
Das Beispiel ist insofern mangelhaft, weil unser Lauf auf Erden nicht mit nur einer Tat abgeschlossen ist. Viele Tage und die unterschiedlichsten Situationen sind zu bestehen. Es wäre nicht gut, im Nachjagen nachzulassen, indem wir uns auf der gestrigen Tat ausruhen. »Ich vergesse, was hinter mir liegt und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist«, sagt Paulus. Die hinter uns liegende Teilstrecke interessiert uns nicht mehr, wir blicken nach vorne und suchen, Paulus nachzuahmen, um auf diese Weise Christi Vorbild zu folgen (1.Kor. 11:1).
Im Jagen streckt Paulus sich außerdem noch aus; er spannt also alle Kräfte an. Er verzehrt sich wirklich. »Ich aber will sehr gern alles für eure Seelen verbrauchen und mich dabei aufbrauchen lassen, auch wenn ich, der ich euch besonders liebe, minder geliebt werde«, schreibt er in 2.Korinther 12:15.
Hören wir noch des Paulus Zeugnis aus 1.Korinther 9:24-27:
»Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber nur einer den Kampfpreis erhält? Lauft nun so, dass ihr ihn ergreifen könnt! Jeder Wettkämpfer ist in allem enthaltsam: jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz erhalten mögen, wir dagegen laufen für einen unvergänglichen. Daher also laufe ich nicht wie ins Ungewisse; vielmehr führe ich den Faustkampf so, dass ich nicht in die Luft schlage, sondern ich verbleue gleichsam meinen Körper und führe ihn in die Sklaverei, damit ich nicht etwa anderen das Evangelium herolde und dabei selbst unbewährt bin.«
Wer dem Ziele zujagt, ist in allem enthaltsam, wirft allen unnützen Ballast ab, alle wertlosen weltlichen Interessen.
Der Kampfpreis
Was ist der Kampfpreis der Berufung droben in Christus Jesus? - Wir sind nach droben berufen; da ist unser Ziel. »Suchet das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend! Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!« (Kol.3:1,2). Der Kampfpreis ist der unvergängliche Siegeskranz (1.Kor.9:25). Der Siegespreis ist der Siegeskranz der Gerechtigkeit (2.Tim.4:8). In 2.Timotheus 4:7,8 schreibt Paulus am Ende seines Lebens: »Den edlen Ringkampf habe ich gerungen, den Lauf habe ich vollendet, den Glauben habe ich bewahrt. Hinfort ist mir der Siegeskranz der Gerechtigkeit aufbewahrt, mit dem der Herr, der gerechte Richter, es mir an jenem Tag vergelten wird; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die Sein Erscheinen geliebt haben.« Wenn wir unseres Herrn Erscheinen lieben, dann lasst uns auf Seine Gesinnung zujagen!
Auf das Ziel zuleben macht Freude. Zielwärts eilen bedeutet Freude im Herrn! Auf unserem Wege sei die Gnade unseres Gottes und Vaters mit unserem Geist!
Seid ebenso gesinnt!
Vers 15 unseres Philipperbrief-Abschnitts lautet: »Alle von uns nun, die gereift sind, mögen darauf bedacht sein; und wenn ihr in etwas anders gesinnt seid, so wird euch Gott auch dieses enthüllen.« Alle von uns, die gereift oder, wie man auch übersetzen kann: vollkommen sind, mögen auf den Wettkampf bedacht sein. Vollkommen oder reif ist, wer ungeteilt auf das Ziel ausgerichtet ist, wer bewährt, stetig, mannhaft ist, wer genau wandelt (Eph.5:15). Vollendet ist man dagegen erst, wenn man am Ziel angekommen ist. Paulus schreibt in Vers 12, dass er noch nicht vollendet ist.
Mögen wir alle nicht anders gesinnt sein, sondern gleichgesinnt. Mögen wir alle das Ziel im Sinn haben! Und worin Paulus uns überholt hat - bei unserem Lauf sehen wir ihn also immer vor uns -‚ darin sollen wir ihn nachahmen. So wie er in Vers 16 schreibt: »Indessen, worin wir andere überholen, sollte man gleichgesinnt sein, um nach derselben Richtschnur die Grundregeln zu befolgen.« Die Richtschnur für alle ist die Sinnesgleichheit in der Ausrichtung auf das Ziel. Die Grundregeln für unseren Wettkampf im Dienst am Evangelium des Christus hat Paulus uns ausführlich dargelegt: Alles als verwirkt und für Abraum erachten; allein die Erkenntnis Christi Jesu, unseres Herrn, suchen; auf die Kraft Seiner Auferstehung bauen; die Gemeinschaft Seiner Leiden nicht scheuen und dem Auferstehungsleben nachjagen.
Diese Grundregeln sollen wir befolgen. Dann wird die Freude im Herrn Wirklichkeit bei uns werden.
(Phil.3:17-4:3)
Der Schriftabschnitt, den wir jetzt betrachten, ist die abschließende Ermahnung des Apostels Paulus zu seinen grundlegenden Ausführungen im dritten Kapitel des Philipperbriefs.
Paulus hat dargelegt, dass alle weltlichen und religiösen Vorzüge und Leistungen des Menschen nichtig sind, ja für Abraum erachtet werden müssen um der Erkenntnis Christi Jesu, unseres Herrn, willen. Paulus verwirft jede eigene Gerechtigkeit, ob man sie nun durch das Halten des Gesetzes zu erlangen suchte oder sich selbst als ordentlicher und hilfsbereiter Mensch zurechtlegen will. Er baut allein auf die Gerechtigkeit durch den Glauben Christi, auf die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens, um das hohe Ziel zu erreichen, das er in den Versen 10 und 11 beschreibt: »Um Ihn zu erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden, indem ich Seinem Tod gleichgestaltet werde, ob ich etwa zu der Ausauferstehung, der aus den Toten, gelangen könnte.« Auf dieses Ziel jagt er zu: Er will ein Auferstehungsleben führen, er will jetzt schon so dienen, wie er es nach seiner Auferstehung tun wird. Paulus sagt, dass nicht nur er, sondern alle, die gereift sind, darauf bedacht sein sollen (Vers 15) und bekräftigt dies in unserem Textabschnitt: Werdet meine Mitnachahmer (Vers 17). Unter innerster Regung betont er, dass wir nicht Feinde des Kreuzes sein sollen. Feinde des Kreuzes Christi sind solche, die ihre eigene Gerechtigkeit aufstellen wollen, das Kreuz Christi also verachten, die Gnade somit ablehnen und Christus folglich nicht erkennen. Feinde des Kreuzes sind solche, die auf das Irdische sinnen und nicht auf das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend. Wer irdisches Wohlergehen sucht, ist nicht nur ungeeignet für den Wettkampf im Dienst am Evangelium des Christus, das Paulus verkündigt, sondern wirkt zerstörerisch, denn er lähmt auch die Geschwister.
Nachahmer des Paulus
Wir beginnen mit Vers 17: »Werdet meine Mitnachahmer, Brüder, und achtet auf die, die so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt.« Paulus lässt keinen Raum für eine Diskussion über unseren Wandel und Dienst, sondern gibt die Anweisung, der nur mit Gehorsam oder Ungehorsam begegnet werden kann: »Werdet meine Mitnachahmer!« Dabei spricht er die Briefempfänger in herzlicher Verbundenheit mit »Brüder« an und drückt damit aus, dass sein ganzes Herz an ihnen hängt und sie als Geschwister gleichgesinnt sein und in gleicher Weise handeln sollen. Zusammen mit allen anderen Brüdern und Schwestern in Christus Jesus. sollen die Philipper ihn nachahmen.
Warum gerade Paulus? — Gott hat ihm die gegenwärtige Verwaltung der Gnade anvertraut. Wir leben nicht in der Verwaltung des Pfingsten. Unser Herr Jesus Christus war damals nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt, nicht zu uns aus den Nationen (Mat.15:24). Den zwölf Aposteln sind wir nicht untergeordnet; das von ihnen verkündigte Evangelium betrifft uns nicht. Hören wir zu dieser Thematik Epheser 3:1-3,8,9: »Mithin bin ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die aus den Nationen — wenn ihr nämlich von der Verwaltung der Gnade Gottes gehört habt, die mir für euch gegeben ist, da mir durch eine Enthüllung das Geheimnis bekannt gemacht wurde. ... Mir, dem bei weitem Geringsten aller Heiligen, wurde diese Gnade gegeben, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen und alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft, das von den Äonen an in Gott verborgen gewesen war.« Aus Galater 2:7 wissen wir, dass Paulus mit dem Evangelium der Unbeschnittenheit betraut ist, so wie Petrus mit dem Evangelium der Beschneidung. Paulus ist der Herold und Apostel und Lehrer der Nationen (1.Tim.2:7). Paulus ist das Muster für uns, nicht nur in Bezug auf die Größe der Gnade, die wir erfahren haben, sondern auch für unseren Wandel und Dienst, denn was er lehrte, das lebte er auch (1.Tim.1:16). In unserem Philipperbrief schreibt er in Kap.1:7, dass wir Mitteilnehmer an seiner Gnade sind, da wir ebenso viel Gnade erhielten wie er; dementsprechend sind wir zu einem ebensolchen Wandel und Dienst aufgefordert wie er. »Werdet meine Nachahmer!«, schreibt er in 1.Korinther 4:16. »Werdet meine Nachahmer, so wie auch ich Christi Vorbild folge!« (1.Kor.11:1).
Warum gerade Paulus nachahmen? — Weil er unser Apostel ist, der Apostel der gegenwärtigen Verwaltung der überströmenden Gnade Gottes, der Christus allezeit in seinem Körper hoch erhob (Kap.1:20). Und in Kapitel 4:9 schreibt Paulus: »Was ihr auch von mir gelernt und erhalten, gehört und an mir gewahrt habt, das setzt in die Tat um; dann wird der Gott des Friedens mit euch sein.«
Nach alledem, liebe Brüder und Schwestern in Christus Jesus, ahmt Paulus weiterhin nach oder werdet seine Nachahmer. Achtet auch auf die und folgt auch denen, die so wandeln wie Paulus. Paulus ist das Vorbild (Vers 17). Merkt auf die, die ihn nachahmen. Dann stimmt ihr mit dem Wort Gottes überein. Dann stimmt ihr mit dem Wandel des Paulus überein, der danach jagte, ob er wohl ergreifen möge, wozu er auch von Christus Jesus ergriffen worden war (Vers 12), nämlich zu einem Wandel im Geist, zu einem Auferstehungsleben, zu einem Dienst zum Lobpreis und zur Verherrlichung unseres Gottes und Vaters.
Feinde des Kreuzes
Sein Aufruf »Werdet meine Mitnachahmer« ist äußerst wichtig, »denn« — so fährt Paulus in den Versen 18 und 19 fort — »viele andere, die wandeln (ich sagte es euch schon oft von ihnen und sage es nun unter Schluchzen), sind Feinde des Kreuzes Christi, deren Abschluss der Untergang, deren Gott der Leib und deren Herrlichkeit in ihrer Schande ist, die nur auf das Irdische sinnen.« Paulus klagt über den Wandel vieler Gläubigen. Paulus weint und schluchzt über das Verhalten vieler Heiligen. Warum? — Ihr Wandel orientiert sich nicht am Kreuz Christi. Sie sind dem Kreuz Christi gegenüber gleichgültig. Sie erkennen die Bedeutung des Kreuzes nicht, oder sie weisen eine Belehrung darüber ab. So können sie keine Konsequenzen für ihren Wandel aus dem Kreuz ziehen.
Geben wir uns keiner Täuschung hin: Viele sind es, wie Paulus uns offenbart.
Die meisten Gläubigen sind gewiss Freunde des Herrn Jesus Christus, viele aber sind Feinde des Kreuzes Christi.
Was bedeutet das Kreuz Christi für unseren Glaubenswandel? — Es bedeutet, dass unsere alte Menschheit, die zusammen mit Christus gekreuzigt wurde (Röm.6:6), abgetan ist; das alte‚ adamitische Wesen hat sein Urteil erhalten; es ist untauglich für jede rechte Gottesverehrung und steht dem wahren Gottesdienst — dem im Geist (Vers 3) — nur im Wege. Wir verkündigen Christus als gekreuzigt; das ist den Juden allerdings etwas Anstoßerregendes und den Nationen eine Torheit. Uns aber, den Berufenen, soll dies Gottes Kraft und Gottes Weisheit sein (1.Kor.1:23,24). Wer aber stolz ist auf sich selbst, sein gutes Herz, seine guten Leistungen und guten Absichten, erhebt sich gegen Gott. Wer sich selbst nicht als gekreuzigt ansieht, sondern etwas auf sich hält und zum Lauf des Evangeliums in der Welt nach eigener Weisheit etwas beitragen will, ist ein Bollwerk gegen Gott (2.Kor.10:4).
Mit dem Kreuz Christi ist jede Höhe, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, beseitigt (2.Kor.10:5). Die Erkenntnis Gottes ist nur im Angesicht Jesu Christi, des Gekreuzigten, möglich (2.Kor.4:6). Wie kommt ein Heiliger dazu, sich selbst als hoch einzuschätzen? Das Kreuz hat doch jeder Selbstgefälligkeit ein Ende gemacht.
Um die Bedeutung des Kreuzes Christi weiß, wer erkannt hat, dass er allein aus der Gnade, die in Christus Jesus, dem Gekreuzigten, begründet ist, auserwählt und berufen ist (2.Tim.1:9), dass all sein Gott wohlverehrender Wandel nur eine Auswirkung der Gnade ist (1.Kor.15:10) und dass er nur für die Gnade, für die Darstellung der Gnade, insbesondere in den beiden zukünftigen Äonen, bestimmt ist (Eph.2:7,8). Gnade aber wird Nichtswürdigen zuteil.
Die alte Menschheit, das Fleisch, steht in Feindschaft gegen Gott. Gläubige, die sich der alten Menschheit gemäß verhalten, die aus eigener Überzeugung Frieden und Gerechtigkeit schaffen will, sind Feinde Gottes.
Die Bedeutung des Kreuzes für unseren Wandel geht auch aus Galater 6:14 hervor; Paulus schreibt: »Mir aber möge nur das nicht geschehen, nämlich mich zu rühmen, außer im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.« Am Kreuz allein ist alles für uns vollbracht worden — so rühmen wir uns der Segnungen des Kreuzes. — Ist uns die Welt gekreuzigt? Bedeutet uns die Welt, die wir durchaus gebrauchen (1.Kor.7:31), wirklich nichts Wesentliches mehr? Oder versuchen wir mit weltlichen Mitteln, mit solchen, die die Seele ansprechen, etwas für Gott zu tun? — Sind wir der Welt gekreuzigt? Wenn die Welt, insbesondere die religiöse Welt, die mit ungekreuzigtem Fleisch alles tut, was sich für einen »guten Christen« gehört, merkt, dass wir alle Segnungen bereits im Kreuz haben und im Übrigen nichts mehr zur eigenen Ehre tun, werden wir ganz schnell als fremd empfunden und gelten nichts mehr.
Jede Selbstgerechtigkeit hat vor Gott keinen Raum; wenn wir uns selbst Gerechtigkeit zubilligen, verachten wir das Kreuz Christi, das uns Gottes Gerechtigkeit vermittelte.
Wie hat Paulus die Feinde des Kreuzes Christi in unserem
dritten Philipperbriefkapitel beschrieben? —
- Sie vertrauen auf Fleisch (Vers 4);
- sie bauen auf die Vorzüge des Volkes Israel (Vers 5);
- sie wollen ihre eigene Gerechtigkeit durch das Halten des Gesetzes aufstellen (Verse 6 und 9);
- ihr Gott ist ihr Leib (Vers 19); ihr Dienst für Gott dient in Wirklichkeit dem Wohlergehen ihres Körpers und dem Wohlgefühl ihrer Seele;
- ihre Herrlichkeit liegt in ihrer Schande (V.19). Ihre Schande ist das Fleisch, aufgrund dessen sie sich ihre vermeintliche Herrlichkeit aufbauen. Das ist der Gnade genau entgegengesetzt und dem ihr zugrunde liegenden Kreuz Christi zuwider;
- sie sinnen nur auf das Irdische (ebenfalls noch Vers 19).
Ja, um das Ansehen in dieser Welt geht es vielen. Man kann
nicht ein Freund der Welt sein und ein Freund des Kreuzes.
Die Gesinnung des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott
(Röm.8:7).
Soviel zur Charakterisierung der Feinde des Kreuzes Christi.
Der Untergang
Der Apostel Paulus schreibt in Vers 19, dass der Abschluss der Feinde des Kreuzes Christi ihr Untergang ist. Ist der Untergang auf Berufene zu beziehen? Ja, denn den Wandel des Apostels Paulus nachahmen können nur Gläubige, und nur dies ist der Zusammenhang. Aber können denn Heilige untergehen? — Wir wissen doch, dass wir unverbrüchlich versiegelt sind mit heiligem Geist (Eph.1:13). »Die Er aber vorherbestimmt, diese beruft Er auch; und die Er beruft, diese rechtfertigt Er auch; die Er aber rechtfertigt, diese verherrlicht Er auch« (Röm.8:30). Jedoch spricht der Apostel Paulus im Philipperbrief nicht von der Rettung, von der Rechtfertigung und von der Versöhnung, sondern vom Wandel und Dienst. Der Untergang bezieht sich gleichfalls auf nichts anderes als den Wandel und Dienst der Berufenen.
Jeder Dienst, der in der Gesinnung des Fleisches der Selbstgerechtigkeit getan wird, hat keinen Wert und ist zum Untergang verurteilt. Wir können diese falsche Gesinnung hier und heute schon ablegen; wenn nicht, so erfolgt das spätestens vor der Preisrichterbühne des Christus. Dort wird alles offenbar werden (2.Kor.5:10), und jedes Werk, das nicht auf den Grund gebaut ist, den Paulus gelegt hat — Christus, und dieser als gekreuzigt, ist der Grund in der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade Gottes; einen anderen gibt es nicht —‚ wird verbrennen, also keinen Bestand haben und dem Wirkenden keinen Lohn einbringen und Christus keine Ehre machen. Wer sein stolzes Ich nicht kreuzigt und beiseite stellt, dessen in fleischlicher Gesinnung vollbrachten Werke werden an jenem Tag verbrennen wie Holz, Gras und Stroh (1.Kor.3:10-15). Der Untergang der Werke berührt jedoch die Rettung der Heiligen nicht; diese ist allen im Kreuz Christi verbürgt und versiegelt. Welch eine Gnade!
Paulus hat übrigens in Kapitel 1:28 darauf hingewiesen, dass die seinem Evangelium Widerstrebenden in ihrem Widerstand den Erweis des Untergangs dieses ihres Tuns in sich tragen.
Inmitten der Überhimmlischen niedergesetzt
Vers 19 endet mit den Worten: »... die nur auf das Irdische sinnen.« Dem stellt der Apostel Paulus in den Versen 20 und 21 gegenüber: »Unser Bürgertum jedoch ist in den Himmeln, woher wir auch den Retter erwarten, den Herrn Jesus Christus, der den Körper unserer Erniedrigung umwandeln wird, um dem Körper Seiner Herrlichkeit gleich gestaltet zu werden, gemäß der Wirkungskraft, die Ihn befähigt, auch Sich das All unterzuordnen.« Die rechte Gesinnung ist die, die unserer Berufung entspricht. Nach droben sind wir berufen, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend. »Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!« (Kol.3:1,2). Wir haben nicht die Aufgabe, auf das Irdische zu sinnen, indem wir etwa die Welt verbessern oder christianisieren oder sogar das Königreich Gottes etablieren wollen. Nein, in den Himmeln haben wir unser Bürgerrecht; hier auf Erden sind wir Fremdlinge oder Gäste. Als im Geist inmitten der überhimmlischen Geschöpfe in Christus Jesus bereits Niedergesetzte, als im Himmel Befindliche (Eph.2:6), haben wir auf der Erde nur die Aufgabe, Botschafter aus der himmlischen und geistlichen Welt zu sein und die Versöhnung Gottes mit allen Menschen zu verkündigen (2.Kor.5:18-20).
Paulus spricht davon, dass wir den Retter erwarten, der den Körper unserer Erniedrigung umwandeln wird. Unser Körper ist die Basis für so manche Erniedrigung. Nicht nur die Sterblichkeit, sondern auch die Sünde wohnt in ihm (Röm.7:17-23), und fleischliches Gehabe ist die Folge. Das macht auch den Gläubigen zu schaffen, die im Geist wandeln und dabei Widerstand durch das Fleisch verspüren (Gal.5:16,17). Dazu sagt Paulus an dieser Stelle: Euer Körper wird umgewandelt werden! Lebt in dieser Erwartung! Jeder von uns hat ja die drei verbliebenen Gnadengaben Glaube, Erwartung und Liebe (1.Kor.13:13) und kann daher der Erwartung gemäß leben. Zentrum unserer Erwartung ist unser Herr Jesus Christus Selbst (1.Thess.1:3; 1.Tim.1:1). Wir warten auf unseren Retter. Er rettet uns vor dem Zorn Gottes, der über die Welt hereinbrechen wird. Sein Zorn kann Gerechtfertigte und Ausgesöhnte nicht treffen (Röm.5:9, 10).
Unsere Erwartung wirkt bei unserem Jagen auf das Ziel zu, das droben ist, kraftvoll mit.
Unsere Verwandlung
Unser Körper wird dem Körper Christi, Seinem Körper der Herrlichkeit, gleich gestaltet werden. Das entspricht der Aussage in Römer 8:29, dass wir dem Bilde des Sohnes Gottes gleich gestaltet werden, damit Er der Erstgeborene unter vielen Brüdern sei. Nur Paulus übrigens sah Christus in Seinem Herrlichkeitskörper — vor Damaskus (Ap.26:13).
Wieso nimmt Paulus bei der Umgestaltung Bezug auf die Wirkungskraft, die Christus befähigt, auch Sich das All unterzuordnen? — Weil die Umgestaltung unseres Körpers und überhaupt unsere Verherrlichung in Christus Jesus am Tage Christi (Röm.8:30) unsere vollkommene Unterordnung unter Ihn mit sich bringt und unsere Unterordnung ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Unterordnung des Alls ist. Wir sind die Vervollständigung dessen, der das All in allem vervollständigt (Eph.1:23). Zur Vervollständigung gehört auch die Unterordnung aller. Christus tut es nicht ohne uns, die wir Glieder Seines
Körpers sind, Seine herausgerufene Schar (Eph. 1:22).
So werden wir mit den Versen 20 und 21 aufgerufen, als Bürger der Himmel und in Erwartung der Herrlichkeit zu wandeln. Das ist die rechte Haltung, die uns zudem hilft, unseren Körper der Erniedrigung als gekreuzigt anzusehen, sodass wir nicht in der Gesinnung des Fleisches und damit als Feinde des Kreuzes Christi wandeln.
Des Paulus Freude und Siegeskranz
Was folgt daraus, dass wir als Nachahmer des Apostels Paulus auf das Ziel zujagen, nach droben, in Erwartung der Herrlichkeit? — Daraus folgt ein fester Stand und ein Gleichgesinntsein im Wettkampf am Evangelium, wie Paulus es in Kapitel 4:1-3 darlegt: »Daher, meine Brüder, Geliebte und Ersehnte, meine Freude und mein Siegeskranz, steht also fest in dem Herrn, meine Geliebten. Der Euodia spreche ich zu und der Syntyche spreche ich zu, doch in dem Herrn auf dasselbe zu sinnen. Ja, ich ersuche auch dich, mein Jochgenosse rechter Art, nimm dich ihrer an! Beide wettkämpfen zusammen mit mir am Evangelium, wie auch Klemens und meine übrigen Mitarbeiter, deren Namen in der Rolle des Lebens sind.« »Daher« — so leitet Paulus die Beschreibung der Folgen aus dem recht verstandenen Kapitel Drei ein. »Daher steht also fest in dem Herrn, meine Geliebten.«
Herzlich und in inniger persönlicher Verbundenheit spricht er die Philipper an. Er nennt sie Brüder, ja »meine Brüder«; meine Geschwister seid ihr alle, haben wir doch alle einen Vater. »Geliebte und Ersehnte« nennt er sie, denn seine ganze Liebe, sein ganzer Einsatz, seine ganze Hingabe gilt ihnen. Er sehnt sich danach, sie zu sehen und Gemeinschaft mit ihnen zu haben. In Kapitel 1:8 hat er ihnen geschrieben: »Gott ist mein Zeuge, wie ich mich nach euch allen mit innerster Regung Christi Jesu sehne«. Als seine Freude und seinen Siegeskranz bezeichnet er sie. Die Philipper sind ihm in der Dienstleistung ihres Glaubens (Kap.2:17), in ihrem Wettkampf im Glaubensgut seines Evangeliums (Kap.1:27) eine Freude. Ja, sie sind sein Siegeskranz. Die Philipper sind der Erweis dafür, dass Paulus nicht vergeblich gelaufen ist, seine Mühe hat Frucht bei ihnen gebracht, Lob und Lohn und einen Siegeskranz wird er vor der Preisrichterbühne des Christus angesichts der zur Reife gebrachten Philipper bekommen (Kap.2:16).
Euodia und Syntyche
Zwei Mitkämpferinnen an seinem Evangelium bedürfen noch der Zurechtbringung: Euodia und Syntyche. Er spricht ihnen zu, auf dasselbe zu sinnen. Gleichgesinnt sollen wir alle in dem sein, was Paulus in Kapitel Drei ausgeführt hat: Die Erkenntnis Christi Jesu, unseres Herrn, steht über allem. Alles andere ist als Abraum zu erachten (Vers 8). Allein die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens Christi eröffnet uns die Erkenntnis Christi Selbst, der Kraft Seiner Auferstehung und der Gemeinschaft Seiner Leiden, sodass wir zu einem Auferstehungsleben gelangen können, zu einem Wandel und Dienst hier auf Erden, wie wir dies nach unserer Auferstehung in den Himmeln tun werden (Verse 9 bis 11). Dem einen Ziel sollen wir zujagen, nach dem Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus (Vers 14). Darauf mögen wir bedacht sein; darin sollen wir alle gleichgesinnt sein (Verse 15 und 16). Nicht auf das Irdische sollen wir sinnen (Vers 19).
Paulus ersucht einen uns nicht namentlich bekannten Philipper, den er als Jochgenossen rechter Art bezeichnet, der also ein eifriger Diener am Evangelium des Christus ist, im Glauben bewährt und gereift, sich der beiden Frauen anzunehmen (Vers 3a). Der Apostel bestätigt dem Jochgenossen, dass beide zusammen mit ihm, dem Paulus, am Evangelium wettkämpfen (Vers 3b). Möglicherweise wird jener Bruder ihnen mit Worten aus Kapitel 1:27 zusprechen: Steht in einem Geist fest, im Wollen und Tun auf ein Ziel ausgerichtet; wettkämpft wie aus einer Seele und gemeinsam, also einmütig und nicht getrennte Wege gehend.
Die Rolle des Lebens
Neben den beiden Schwestern in Christus Jesus wettkämpfen auch Klemens zusammen mit dem Apostel Paulus am Evangelium sowie Mitarbeiter, deren Namen in der Rolle des Lebens stehen (Vers 3c). Was ist die Rolle des Lebens? — Mose sprach erstmals von ihr: Falls Du die Sünde des Volkes nicht tragen solltest, »tilge mich doch aus Deiner Schriftrolle, die Du geschrieben hast. Da sprach Jewe zu Mose: Jeden, der gegen Mich gesündigt hat, werde ich aus Meiner Schriftrolle tilgen« (2.Mose 32:32,33). David wusste von ihr: »Tilge sie aus der Rolle des Lebens und lass sie nicht mit den Gerechten eingeschrieben sein« (Ps.69:29). Unser Herr sprach von ihr: »Freut euch ...‚ dass eure Namen in den Himmeln eingeschrieben sind« (Luk.10:20). In der Offenbarung des Johannes wird die Rolle des Lebens erwähnt in Kapitel 3:5; 13:8; 17:8; 20:15 und 21:27. In der Summe ist festzustellen, dass nur Israeliten in der Rolle des Lebens stehen, die Namen der ungerechten Israeliten aber gelöscht sind. Nirgendwo wird gesagt, dass die Juden, die wie wir Glieder der Körperschaft Christi sind und eine überhimmlische Berufung haben (Heb.3:1), die also andere Segnungen und eine andere Erwartung haben als dem Israel der Auswahl seit Jahrtausenden verheißen, etwa aus der Rolle getilgt seien. Im Gegenteil, unser Vers 3 bestätigt, dass die Mitarbeiter des Apostels Paulus aus der Beschneidung nach wie vor in der Rolle des Lebens stehen.
Mitarbeiter des Paulus
Eine große Mitarbeiterschaft hat Paulus in Philippi. Sie sind Mitteilnehmer an seiner Gnade (Kap.1:7), darum auch Mitteilnehmer im Wettkampf des Dienstes der Verkündigung des Evangeliums (Kap.1:5,27; 4:3,15) und folglich auch an den Leiden des Christus (Kap.3:10) und den Drangsalen des Paulus (Kap.4:14); sie sind auf diese Weise aber auch Mitteilnehmer an der Freude des Apostels. Die Freude der Philipper erwächst aus ihrem hingebungsvollen Dienst. Eine Freude ist die herausgerufene Gemeinde dem Apostel Paulus! Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus dafür! Möge Er Selbst es auch uns schenken, dass wir die Freude und der Siegeskranz des Apostels Paulus sind und weder Paulus noch seine Nachahmer sich vergeblich gemüht haben.
Freuet euch in dem Herrn allezeit!
(Phil.4:4-9)
Mit den Versen 4 bis 9 im vierten Kapitel kommt der Apostel Paulus zum Abschluss des Hauptteils seines Briefes an die Philipper. Seine Ermahnungen zur Nachahmung haben den größten Raum in dem Brief eingenommen. In Kapitel Zwei hat er uns Christi Gesinnung der Erniedrigung bis zum Kreuzestod vor Augen geführt, die auch in uns sein soll, indem wir den Bruder und die Schwester in Demut uns selbst für überlegen erachten. Sodann hat er uns Timotheus und Epaphroditus als unsere Vorbilder im Wettkampf des Dienstes am Evangelium aufgezeigt. In Kapitel Drei beschreibt er seine eigene Haltung: Er erachtet alle weltlichen und religiösen Vorzüge und Leistungen für Abraum, weil die Erkenntnis Christi Jesu, unseres Herrn, über allem steht. Er jagt danach, ob er wohl ergreifen möge, wozu er auch von Christus Jesus ergriffen worden ist, und darf dann in Vers 17 sagen:
»Werdet meine Mitnachahmer, Brüder.«
Wer sich die Zusprüche des Philipperbriefs zu Herzen nimmt und seinen Wandel und Dienst danach ausrichtet, erfährt die Freude im Herrn, des Weiteren den Frieden Gottes und die Gemeinschaft mit dem Gott des Friedens. Zu diesem Höhepunkt führt Paulus uns schrittweise in unserem Schriftabschnitt.
Freut euch!
Er beginnt in Vers 4 mit der Aufforderung: »Freut euch in dem Herrn allezeit! Nochmals will ich betonen: Freut euch!« Unsere Berufung zur Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes, unserem Herrn Jesus Christus (1.Kor.1:9), ist eine Berufung zur Freude, denn in Christus Jesus sind wir mit jedem geistlichen Segen inmitten der überhimmlischen Geschöpfe gesegnet (Eph.1:3). Diese Freude über unsere Rechtfertigung, Aussöhnung und Rettung, über unseren Gnadenstand, unseren Sohnesstand und vieles andere mehr sollen wir auswirken. Wir sollen weitergeben, was wir empfangen haben. Das geschieht in unserem Wandel im Herrn und einem hingebungsvollen Dienst, wie der Apostel Paulus ihn wieder und wieder, insbesondere aber im Philipperbrief, vorgezeichnet hat. Die Folgen eines solchen Dienstes, der der überströmenden Gnade und der Versöhnung Gottes mit der Welt gemäß ist, ist Freude, vertiefte Freude, Freude in ihrer Fülle. Paulus hat den Philippern den Weg zu dieser Freude geebnet, sodass seine Aufforderung auf vorbereitete Herzen trifft: »Freut euch in dem Herrn allezeit!« Und für den Fall, dass noch jemand zögern sollte, fügt er hinzu: »Nochmals will ich betonen: Freut euch!«
Wer uns da anspricht, ist ein Mann, der viel Not erleidet. Er befindet sich gerade in Rom in Gefangenschaft (Kap.1:13). Manche Brüder verkündigen Christus in der Absicht, ihm zu seinen Fesseln weitere Drangsale zu erwecken (Kap.1:17). Epaphroditus ist krank gewesen, in nächster Todesnähe. »Jedoch Gott hat Sich seiner erbarmt, nicht aber allein seiner, sondern auch meiner«, schreibt Paulus in Kapitel 2:27, »damit ich nicht Betrübtheit über Betrübtheit hätte.« Viele
Auserwählte Gottes, Heilige und Geliebte wandeln als Feinde des Kreuzes Christi (Kap.3:18), deren Abschluss der Untergang ihrer Werke vor der Preisrichterbühne des Christus ist. Sie sinnen auf das Irdische. Paulus sagt dies unter Schluchzen. Gleichwohl ist Paulus stets freudevoll. Dabei freut er sich nicht nur über den Dienst und den Eifer, die Liebe und das Opfer der Philipper, sondern allezeit (Kap.2:17,18; 2.Kor.5:10; 1.Thess.5:16). Andernfalls könnte er den Philippern in unserem Vers 4 nicht zusprechen, sich allezeit zu freuen. Wir haben ja auch allen Grund dazu: Gerade im Leiden erfährt man, dass die Freude in Christus Jesus begründet ist, also unabhängig von äußeren Umständen in unserem Herzen ist. Gerade im Leiden erfährt man auch, welch große Freude im Herrn begründet ist, im Dienst für Ihn, insbesondere im Dienst der Versöhnung. »Gott hat uns durch Christus mit Sich Selbst versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung gegeben. Denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend: Er rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an und hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt« (2.Kor.5:18,19). Diese Freude über das in uns niedergelegte Wort der Versöhnung und den uns aufgetragenen Dienst der Versöhnung kann uns niemand nehmen und kein Ereignis rauben. Auch wenn uns auf den Mund geschlagen wird, ist es eine Freude, das Evangelium des Christus verkündigen zu dürfen (Kap.1:27), und seien es auch nur wenige Worte über die Rechtfertigung allein durch Glauben oder über die Gnade, die jede Sünde übersteigt (Röm.5:20). Es ist eine Freude, den Berufenen beizustehen und an allen Menschen, die unser Gott und Vater uns in den Weg führt (Eph.2:10), Gutes zu tun (Gal.6:10), selbst dann, wenn sie uns Probleme machen. Es ist eine Freude, den Willen Gottes, den guten, wohlgefälligen und vollkommenen, zu Seiner Verherrlichung zu tun im Namen unseres Herrn Jesus Christus, gleich welche Hindernisse uns in den Weg gelegt werden.
So darf auch ich euch aufrufen, liebe Brüder und Schwestern: »Freut euch in dem Herrn allezeit! Nochmals will ich betonen: Freut euch!«
Unsere Lindigkeit
Freude macht kraftvoll, Freude macht zuversichtlich, Freude macht aber auch gelinde. So kann Paulus in Vers 5 schreiben: »Lasst eure Lindigkeit allen Menschen bekannt werden: der Herr ist nahe!« »Eine sanfte Antwort wendet Grimm ab«, ist in den Sprüchen Salomos 15:1 zu lesen. Nicht nur das, sondern unsere Lindigkeit widerspiegelt die Sanftmut und die Lindigkeit des Christus (2.Kor.10:1), durch den wir alles Erbarmen Gottes erlangt haben. Unsere Freude, in diesem Erbarmen zu stehen und es auswirken zu dürfen, wie auch unsere Demut (Kap.2:3) — sofern sie Raum in uns gegriffen hat — machen uns fähig, gelinde zu sein, sodass wir nicht Übles mit Üblem vergelten, sondern das Üble in der Gesinnung Christi Jesu mit Gutem vergelten (Röm.12:17,21), denn der Herr ist nahe!
Der Herr ist nahe!
Er ist bei uns. Wir sind nicht allein. Wir sind in Ihm geborgen. Wir werden allezeit von Ihm getragen, sodass wir nicht ängstlich zu sein brauchen und aus Angst etwa grimmig reagieren statt gelinde. Wir müssen auch nicht furchteinflößende Stärke oder Strenge um uns verbreiten, um Angriffen vorzubeugen, sondern können gelöst, freimütig und gelinde sein, denn unser Herr Jesus Christus ist uns ganz nahe. Er verlässt uns nicht, Er birgt uns, Er steht uns bei, Sein Zuspruch kräftigt uns. »Nahe ist Jewe allen, die Ihn anrufen«, sagt David in Psalm 145:18.
Die zeitliche Nähe unseres Herrn ist hier nicht angesprochen, sondern nur die räumliche. Sein Geist wohnt in uns (Röm.8:9); durch Seinen Geist ist Er überall und uns näher als die Luft, die uns umgibt und die wir atmen. Jetzt sind wir in Seinen kraftvollen Armen eingeschlossen, sodass wir jetzt gelinde sein können und uns um nichts sorgen müssen. Der Herr ist nahe, daher sorgt euch um nichts. Das ist die Verknüpfung der Verse 5 und 6.
Sorgt euch um nichts
»Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allem eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott bekannt werden« (Vers 6). Es ist völlig unnötig und unnütz, sich zu sorgen. Sorgen ist etwas anderes als vorsorgen, fürsorgen und planen. Wir können sorgenfrei unseren Weg gehen, und wenn wir auch Verpflichtungen haben, die uns binden, so sind wir innerlich doch frei, weil wir an unseren großen und treuen Gott und Vater gebunden sind. Sich zu sorgen, ist wirklich töricht, denn Er ist Liebe und allmächtig, Er ist der einzige, der weise ist (Röm.16:27), und Er bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines Willens (Eph.1:11). »Wir ... wissen, dass Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt — denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind« (Röm.8:28). Wir sind überzeugt, dass gar nichts und gar niemand uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn (Röm.8:38,39). Aus Gott ist das All und durch Ihn und zu Ihm hin (Röm.11:36).Alles führt zu Ihm hin, alles dient Ihm. Alles, was wir erleben, mündet durch Seine umgestaltende Kraft ein in die Vollendung aller Wege in Herrlichkeit in Christus Jesus!
Glaubende danken stets
In allem — und dies ist der Weg der Freude — sollen wir unsere Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott bekannt werden lassen. In allem wenden wir uns vertrauensvoll an unseren Gott und Vater. Durch Christus haben wir ja allezeit Zutritt zu Ihm im Geist (Eph.2:18). Der Schwerpunkt unserer Bittgebete soll die Danksagung sein, und das leuchtet auch völlig ein, denn unser Gott hat stets das Beste für uns im Sinn, segensreich ist all Sein Tun, gerade auch wenn Er uns hier durch Not und Elend, Sünde und Tod führt und von einer Betrübnis in die andere. Das muss aber sein, damit wir Seine Kraft erfahren, Seine Liebe, Seine Gnade, die uns auf dem Hintergrund unserer Schwachheit deutlich werden (vgl .2.Kor.12:9).
»Danket in allem. Denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch« (1.Thess.5:18). Im ersten Brief des Paulus an Timotheus spricht er ihm in Kapitel 2:1,2 vor allem anderen zu, »dass Flehen, Gebete, Fürbitten und Danksagung getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in übergeordneter Stellung sind, damit wir eine ruhige und stille Lebensweise vollführen mögen, in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit.« Danksagung ist Frömmigkeit, ist rechte Verehrung Gottes.
Und hernach, wenn wir das Ergebnis des Handelns Gottes in Händen haben, dürfen wir erneut von Herzen danken.
Der Friede Gottes
Wenn wir unserem Gott und Vater all unsere Anliegen mit Danksagung vortragen, dann machen wir die Erfahrung, die Paulus in Vers 7 beschreibt: »Dann wird der Friede Gottes, der allem Denksinn überlegen ist, eure Herzen und eure Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren.« Der Friede Gottes ist eine Frucht Seines Geistes in uns (Gal.5:22); es ist der Friede, den Gott gibt. Er ist tief in unserem Innern verankert und kann deshalb durch nichts erschüttert werden. Die Voraussetzung für die Erfahrung des Friedens Gottes ist unser Friede mit Gott. Wir lesen davon in Römer 5:1,2: »Gerechtfertigt nun aus Glauben, dürfen wir mit Gott Frieden haben durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir auch im Glauben den Zugang in diese Gnade erhalten haben, in der wir stehen.« Die Gnade, in der wir stehen, ist der Friede mit Gott, die Aussöhnung mit Gott. Und über den Gewinn aus dem Gnadenstand hinaus machen wir sodann im Dienst am Evangelium und in der Danksagung die Erfahrung, dass der Friede Gottes uns bewahrt und trägt.
Der Friede Gottes ist allem Denksinn überlegen, denn die Beruhigung, die wir uns selbst durch unser Denken zur Lösung der Probleme zurechtlegen können, wird weit übertroffen durch den Frieden Gottes.
Das griechische Wort für »überlegen« kommt im Philipperbrief dreimal vor; in Kapitel 2:3: Einer soll den andern in Demut sich selbst für überlegen erachten; in Kapitel 3:8: Die Erkenntnis Christi Jesu, unseres Herrn, steht über allem (oder: ist allem überlegen) und hier in Kapitel 4:7. Der Zusammenhang ist unverkennbar, denn Demut und die Erkenntnis Christi Jesu, des Gekreuzigten, mit dem zusammen unsere alte Menschheit gekreuzigt ist, bereiten den Weg dafür, dass wir den Frieden Gottes erfahren, der allem Denksinn überlegen ist.
Wie in einer Feste bewahrt, durch die Nähe unseres Herrn wohlaufgehoben, werden unsere Herzen und unsere Gedanken. Das Herz ist der Sitz der Beweggründe (Mat.5:8), des Verständnisses (Mat.13:15) und der Vernunft (Mark.2:6). Die Gedanken bringen wir durch unseren Denksinn hervor, ihre Richtung bekommen sie jedoch durch unsere Herzenseinstellung. Ihre Bewahrung erfahren Herz und Gedanken, die ja überaus umtriebig sind, in Christus Jesus, in nächster Gemeinschaft mit Ihm, unserem Retter, unserem Herrn und Haupt und Vollender.
Unsere Tugenden
Ohne den Frieden Gottes gibt es keine völlige Freude. Zur völligen Freude gehört nun aber auch zu tun, was der Apostel Paulus uns in den Versen 8 und 9 nahelegt. Dann aber, indem wir dieses tun, machen wir eine das alles noch übersteigende Erfahrung: Der Gott des Friedens wird mit uns sein (Vers 9).
Paulus schreibt: »Im übrigen, Brüder, alles was wahr ist, alles was ehrbar, alles was gerecht, alles was lauter, alles was freundlich, alles was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend oder wenn es irgendeinen Lobpreis gibt, so zieht diese in Betracht. Was ihr auch von mir gelernt und erhalten, gehört und an mir gewahrt habt, das setzt in die Tat um; dann wird der Gott des Friedens mit euch sein.« Was Paulus »im Übrigen« sagt, ist nicht nebensächlich, sondern das Übrige, was unbedingt noch dazugehört, um die Ausführungen des Philipperbriefs auf das Vollmaß zu bringen.
Acht Tugenden sind es, die wir in Betracht ziehen sollen, damit unsere Freude vollständig werde. Es besteht auch ein Zusammenhang mit unserer Lindigkeit: sie kann in all diesen Handlungen zum Ausdruck gebracht werden.
Die acht Tugenden haben allesamt nicht den bürgerlichen Sittenkodex zum Maßstab; sie sind nicht im Sinne der heidnischen Ethik zu begreifen, sondern werden allein vom Wort Gottes geprägt.
Sie sind paarweise geordnet:
- Wahr und ehrbar: Wahr ist das Wort Gottes, und ehrbar ist, was das Wort Gottes uns als unserer Ehrfurcht würdig vor Augen führt;
- gerecht und lauter: Unsere Gerechtigkeit sei wie die Gerechtigkeit Gottes, die Er uns angerechnet hat, und die der neuen Menschheit entspricht, die Gott in Gerechtigkeit und huldvoller Heiligkeit der Wahrheit erschafft (Eph.4:24). Unsere Lauterkeit sei wie die Reinheit unseres Herrn Jesus Christus;
- freundlich und wohllautend: Unsere Freundlichkeit soll aus der Menschenfreundlichkeit Gottes erwachsen, die Er uns in Seiner Barmherzigkeit erwiesen hat (Tit.3:4). Wie einen Wohllaut, so angenehm sollen uns die Mitmenschen empfinden.
- jede Tugend und jeden Lobpreis: Alles, was tugendhaft ist, was wertvoll und hilfreich, gut, wohlgefällig und vollkommen vor Gottes Angesicht ist, sollen wir in Betracht ziehen. Alles, was der Vermehrung des Lobpreises Gottes nach dem Willen unseres Herrn Jesus Christus dient, alles, was zur weiteren Verherrlichung unseres Gottes und Vaters im Namen unseres Herrn Jesus Christus beiträgt — darauf sollen wir sinnen.
Wenn wir diese acht Tugenden beherzigen, dann wandeln wir in Neuheit des Lebens (Röm.6:4), dann wandeln wir geistgemäß, dann wird unser Wettkampf im Dienst der Verbreitung des Evangeliums des Christus nicht durch persönliche Unart beeinträchtigt. Wenn wir auf dieses achtfache Wohlverhalten bedacht sind, dann führen wir ein Auferstehungsleben und einen Wandel, der es verdient, mit Seinem Namen verknüpft zu werden‚ einen Wandel im Herrn; ein solcher Wandel und Dienst im Herrn macht uns ungeschmälerte Freude.
Nachahmer des Apostels Paulus
Unsere Freude und unser Friede werden vollkommen sein, wenn wir den Apostel Paulus nachahmen (Kap. 3:17) und alles tun, was wir von ihm gelernt und erhalten, gehört und an ihm gewahrt haben (Vers 9). Das vierfache Tun weist auf die Allseitigkeit der Aussage hin. Was wir von ihm gelernt und erhalten haben — das ist sein Evangelium, das ihm eigens enthüllt wurde (Gal.1:12), seine köstliche Lehre, an die wir übergeben wurden (Röm.6:17), die wir erlernen sollen (Röm.16:17), mit der wir uns täglich ernähren (1.Tim.4:6) und der wir vollends folgen sollen (2.Tim.3:10). — Was wir von Paulus gehört und an ihm gewahrt haben -— das ist sein vorbildliches Verhalten, sein Gott wohlgefälliger Wandel, sein hingebungsvoller Dienst. Paulus ist ein lebender Brief, ein Brief Christi, Christus kann man an ihm erkennen. Paulus ist die praktische Darstellung seiner Lehre. Lehre und Leben stimmen bei ihm überein.
Der Gott des Friedens
Mögen wir demnach alles, was wir von dem Apostel Paulus gelernt und erhalten, gehört und an ihm gewahrt haben, in die Tat umsetzen — und der Gott des Friedens wird mit uns sein.
Wie bereits angedeutet, dürfen wir Frieden mit Gott haben, sofern wir glauben, dass wir allein durch den Glauben Christi Jesu gerechtfertigt sind (Röm.5:1). (Wer mit eigenen Leistungen vor Gott etwas erreichen will, wird keinen Frieden mit Gott haben, weil alles Eigene nie ausreichend ist und nur zeigt, dass man das Kreuz Christi verachtet und die Gnade ablehnt.) In Vers 7 haben wir von dem Frieden Gottes gehört, von dem Frieden, der unsere Herzen und unsere Gedanken bewahrt, wenn wir Ihm unsere Bitten mit Danksagung vortragen. Und nun lesen wir in Vers 9 vom Gott des Friedens.
Friede ist Seine Wesensart. Dieser Gott Selbst, aus dem alle unsere geistlichen und überhimmlischen Segnungen stammen, die wir in Christus Jesus haben (Eph.1:3), wird mit uns sein. Gott wird mit uns sein — welch eine gewaltige Verheißung! Wer tut, was Paulus sagt, dem wird die Erfahrung der Gemeinschaft mit Gott zuteil. Das ist der Höhepunkt der Freude: Gemeinschaft mit dem Gott des Friedens!
Als solche, die alles als verwirkt erachten, weil die Erkenntnis Christi Jesu, unseres Herrn, über allem steht (Kap.3:8); als solche, die nur die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens Christi haben, um Ihn zu erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden, ob wir etwa zu der Ausauferstehung, der aus den Toten, gelangten (Kap.3:10,11); als solche, die somit Christus gewonnen haben und als in Ihm befunden werden, haben wir auch die Gemeinschaft mit unserem großen und herrlichen Gott und Vater gewonnen und werden wir auch in der Gemeinschaft mit Ihm, unserem Vater, befunden.
»Werdet meine Mitnachahmer« (Kap.3:17) — mögen wir darauf Acht geben, liebe Brüder und Schwestern, was unser Apostel Paulus schreibt, damit wir nicht daran vorbeigleiten —‚ »dann wird der Gott des Friedens mit euch sein.«
Alles vermag ich in Ihm, Christus
(Phil.4:10-23)
Der Apostel Paulus ist zum Abschluss seines Briefes an die Philipper gekommen. Er hat ihnen dargelegt, wie sie zur völligen Freude gelangen: Auf der Grundlage der Gerechtigkeit aus dem Glauben Christi bringt ihr Glaube in der Gesinnung der Demut und im Wettkampf des Dienstes am Evangelium des Christus, das zugleich das Evangelium des Paulus ist, Frucht und bereitet ihr Glaubensgehorsam ihnen vollkommene Freude. Im letzten Abschnitt seines Briefes nun dankt Paulus den Philippern für die Überbringung ihrer Gabe durch Epaphroditus zur Linderung seiner Drangsal in der Gefangenschaft in Rom und bringt seine Freude über diesen ihren Liebesbeweis zum Ausdruck.
Er schreibt in Vers 10: »Ich freue mich aber sehr in dem Herrn, dass ihr endlich einmal aufgeblüht seid, auf das zu sinnen, was mich betrifft, worauf ihr auch bedacht wart, aber keine Gelegenheit hattet.« Die Philipper waren stets darauf bedacht, Paulus zu helfen, hatten aber keine Gelegenheit gehabt. Nun endlich, nach längerer Zeit, konnte es konkrete Formen annehmen, auf das zu sinnen, was Paulus betrifft. Die Gabe für Paulus ist zwar für ihn persönlich, jedoch nicht nur, denn er setzt ja alles zur Verkündigung des ihm enthüllten Evangeliums ein (Gal.1:12). Auch was er selbst verzehrt, das verzehrt er, um den Dienst tun zu können; alles tut er für Christus, den Urheber und Vollender seines Glaubens (Heb.12:2).
Paulus freut sich, dass die Freude der Philipper über sein herrliches Evangelium ihren Glauben in einer trefflichen Dienstleistung zur Entfaltung brachte und er nun keinen Mangel mehr hat.
In 1.Korinther 9:14 ordnet Paulus an, dass die, die das Evangelium verkündigen, auch davon leben sollen; er aber macht von diesem Recht keinen Gebrauch, sondern gibt alles auf (das erinnert uns an 1.Kor.13:7: Die Liebe gibt alles auf), damit er dem Evangelium kein Hindernis in den Weg lege (1.Kor.9:12). Dass Paulus von den Philippern Gaben annimmt, steht nicht im Gegensatz hierzu, denn er fordert nicht sein Recht ein, sondern es ist den Heiligen in Philippi ein Herzensbedürfnis, eine Beisteuer zur Verbreitung seines Evangeliums zu geben und auf diese Weise ihre Gemeinschaft mit dem Evangelium als Gesegnete und Dankbare zum Ausdruck zu bringen.
Genügsamkeit in jeder Lage
Paulus schreibt weiter: »Nicht dass ich dies eines Mangels wegen sage; denn ich habe gelernt, in der Lage, in der ich bin, genügsam zu sein« (Vers 11). Das sind nüchterne Worte. Gläubige sind nicht weltflüchtig, auch nicht weltsüchtig, sondern welttüchtig. Sie stehen nicht über den Verhältnissen, sondern in den Verhältnissen. Gläubige sind in jeder Lebenslage zufrieden; sie lassen sich an dem genügen, was vorhanden ist. Sie wissen, dass jeder Wechselfall des Lebens in einen segensreichen Ausgang mündet (1.Kor.10:13). Unser Gott, der Vater der Herrlichkeit (Eph.1:17), fügt uns alles zum Guten zusammen (Röm.8:28); alles führt Er zu Seinem herrlichen Ziel in Christus. Wir glauben, was in 2.Korinther 9:8,9 geschrieben steht: »Mächtig aber ist Gott, jede Gnade in euch überfließen zu lassen, damit ihr in allem allezeit alle Genüge habt, ja Überfluss habt für jedes gute Werk, wie geschrieben steht: Er streut aus, Er gibt den Bedürftigen; Seine Gerechtigkeit bleibt für den Äon.«
Wie gelangt man zur Genügsamkeit? — Der erste Schritt ist das Lernen. Wir lasen in Vers 11: »... ich habe gelernt. ...« Durch die realistische Verwertung von Erfahrungen lernt man. Der zweite Schritt ist das Wissen. Paulus schreibt in Vers 12a: »Ich weiß auch, wie es ist, erniedrigt zu werden, ich weiß auch, wie es ist, Überfluss zu haben. ...« Der dritte Schritt ist das Eingeweihtsein, denn Paulus fährt fort: »... in alles und in jedes bin ich eingeweiht: sowohl satt zu werden als auch zu hungern, Überfluss zu haben wie auch Mangel zu leiden.« Sein Wissen gereichte ihm dazu, eingeweiht zu sein, mit Weisheit die Zusammenhänge zu erkennen, die sehr wohl dem gegenwärtigen Heilswalten Gottes entsprechen, dessen Kraft nämlich in unserer Schwachheit Ausdruck finden soll (2.Kor.12:9).
Die Grundlage dafür, in allem genügsam zu sein, ist unser Glaube, dass unser großer und treuer Gott und Vater der Allgenugsame ist. So stellte Er Sich dem Abraham vor: »Ich bin El, der Allgenugsame; wandle vor Mir und sei makellos« (1.Mose 17:1). Nicht etwa unser Geld oder unsere Gesundheit vermitteln uns die volle Genüge, sondern der Allgenugsame gibt allen Seinen Geschöpfen die gesamte Genüge in allem; mehr noch: In Ihm allein finden alle ihre volle Genüge. Wir wissen, dass Gott bei der Vollendung nach den Äonen alles in allen sein wird (1.Kor.15:28); heute schon bedeute Er uns immer mehr, bis Er uns alles werde. Mögen wir im Übrigen vor Ihm wandeln, uns allezeit vor Seinem Angesicht wissen; das genügt uns. Und was Er, der Geber aller Gaben, uns gibt, daran lassen wir uns genügen, denn was Er uns gibt, gewährt Er uns in Gnaden und großer Güte und ist genau richtig für uns.
Hinzu kommt, dass Gott uns in Christus sieht. Nur in Christus auch können wir uns zu Seinem Wohlgefallen verhalten. Nur in Christus Jesus vermögen wir überhaupt etwas zu tun, was den Vater verherrlicht, zum Beispiel — wie angesprochen — genügsam zu sein; und in diesem Zusammenhang schreibt Paulus in Vers 13: »Alles vermag ich in Ihm, der mich kräftigt, Christus.«
Wir vermögen alles
Alles vermögen wir — Überfluss zu haben und Mangel zu leiden, jedoch nicht nur das, sondern wirklich alles, was uns unser Herr Jesus Christus durch Seinen Apostel Paulus für die gegenwärtige Verwaltung der Gnade zu tun aufgetragen hat. Das ist nur in Christus Jesus möglich, in der Gemeinschaft mit Ihm. Und es ist uns nur dann möglich, wenn Er uns dazu kräftigt; wir bedürfen der Kraft Seiner Auferstehung. Die alles übersteigende Größe Seiner Kraft, die in Christus gewirkt hat, als Sein Vater Ihn aus den Toten auferweckte, ist für uns, die wir Gott glauben (Eph.1:19,20). Doch wie erlangen wir diese Kraft? Das hat Paulus den Philippern in Kapitel 3:9,10 erklärt: Er will nicht seine eigene Gerechtigkeit haben, die ein Mensch in Adam, ein Angehöriger der alten Menschheit, etwa durch das Halten des Gesetzes erringen zu können meint, sondern die durch den Glauben Christi, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens. Zu welchem Zweck? — Um zur Erkenntnis Christi Jesu zu kommen und zur Erkenntnis der Kraft Seiner Auferstehung. Diese Kraft erkennt man nur, wenn man sich als zusammen mit Christus gekreuzigt weiß, als mitgestorben und mitbegraben. Wenn man so die alte Menschheit völlig beiseite gestellt hat, dann dürfen wir wissen, dass wir auch zusammen mit Christus auferstanden sind. Wir sind nun Angehörige der neuen Menschheit, die in Neuheit des Lebens wandelt, in der Kraft Seiner Auferstehung (Röm.6:1-11).
So gekräftigt — in der Gnade gekräftigt — vermögen wir in allen Lebenslagen genügsam und froh zu sein, unserem hohen Gnadenstand entsprechend. Und wir sind fähig — fähig gemacht —‚ allezeit und in allem und für alles von Herzen zu danken (Eph.5:20; 1.Thess.5:18). Ja, alles vermögen wir in Ihm, der uns kräftigt, Christus!
Mitteilnehmer an der Drangsal des Paulus
Paulus schreibt in Vers 14: »Indessen, ihr handelt trefflich, an meiner Drangsal mit teilzunehmen.« Hier wird uns ideales Tun vor Augen gestellt. »Sei es, dass ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit« (1.Kor.12:26) ist leicht gesagt, denn es ist so, dass nur diejenigen an der Drangsal des Apostels Paulus teilnehmen wollen und können, die wissen, dass sie Teilnehmer der dem Paulus gewährten Gnade sind (Kap.1:7). Wenn man das ihm anvertraute Glaubensgut (Röm.16:25; Gal.2:7; Eph.3:8; 2.Tim.1:12; Tit.1:3) nicht kennt, nicht wertschätzt und nicht verbreiten will, dann setzt man sich auch nicht für die Verkündiger und die anderen Mitarbeiter ein, denen dieses »Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes« (1.Tim.1:11) am Herzen liegt. Dieses Evangelium — nicht das der zwölf Apostel Israels — zeigt uns die Herrlichkeit Christi auf und die höchsten geistlichen und überhimmlischen Segnungen, die Versöhnung Gottes mit der Welt (2.Kor.5:19) und die Ausmündung aller Rettungs- und Liebeswege unseres Gottes mit uns, den Gliedern des Körpers Christi aus allen Nationen, mit Israel und der übrigen Menschheit wie auch der gesamten Schöpfung.
Unser Ringen, dieses Evangelium zu bewahren und nicht verwässern zu lassen, bringt Drangsale und Leiden mit sich, die für Christus sind, denn für Christus leidet, wer denselben Ringkampf führt, wie von Paulus zu lesen ist (Phil.1:29,30).
Die Rechnung des Gebens und Nehmens
Nun die Verse 15 und 16: »Aber auch ihr Philipper wisst, dass im Anfang der Evangeliumsverkündigung, als ich von Mazedonien auszog, keine herausgerufene Gemeinde mir etwas zu der Rechnung des Gebens und Nehmens beisteuerte als nur ihr allein; denn auch als ich in Thessalonich war, sandtet ihr mir einmal oder zweimal etwas für meinen Bedarf.« Schauen wir uns die Rechnung des Gebens und Nehmens
etwas näher an. In 1.Korinther 9:11 ist zu lesen: »Wenn wir nun (auf Erwartung hin) in euch das Geistliche säen, ist es da etwas Großes, falls wir von euren fleischlichen Gütern ernten?« In Galater 6:6 steht: »Wer nun im Wort unterrichtet wird, lasse den ihn Unterrichtenden an allem Guten teilnehmen.« Hiernach darf man sagen, dass der Apostel Paulus Geistliches gibt und Irdisches annehmen darf. Auch im Verhältnis zwischen Israel und den Nationen ist es so gewesen, wie aus Römer 15:27 hervorgeht: Wenn die Nationen an den geistlichen Gütern Israels teilnehmen, so sind sie auch verpflichtet, eine Beisteuer zu dem fleischlichen Bedarf Israels zu leisten. Diese Aussage bezieht sich auf die vergangene Verwaltung des Übergangs, als Paulus noch als Priester Israels wirkte, das Königreich Israels verkündigend, und die Nationen noch Schuldner Israels waren (Röm.15:16,27).
Die Frucht der Gerechtigkeit
Vers 17 lautet: »Nicht dass ich die Gabe suche, nein, ich suche die Frucht, die für eure Rechnung zunimmt.« Es geht dem Apostel Paulus nicht um sich selbst, nicht um die Gabe für ihn, so nötig er sie braucht, denn er hat alles aufgegeben, alle Ansprüche. Die Liebe gibt alles auf (1.Kor.13:7). Es geht ihm um seine geliebten Philipper, deren gutes Werk der Beisteuer zur Verkündigung des Evangeliums zur Vollendung kommen soll; und Paulus hat das Vertrauen, dass Gott, der unter ihnen dieses gute Werk angefangen hat, es bis zum Tage Jesu Christi auch vollenden wird (Kap.1:5,6). Paulus liegt allein daran, dass die Philipper vor der Preisrichterbühne des Christus mit vollen Händen dastehen. Dafür betet er, wie er in Kapitel 1:9-11 schreibt, »dass eure Liebe noch mehr und mehr in Erkenntnis und allem Feingefühl dazu überfließe, dass ihr prüfet, was wesentlich ist, damit ihr auf den Tag Christi aufrichtig und unanstößig seid, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist, zur Verherrlichung und zum Lobpreis Gottes.« Paulus bezeugt: »Ich suche nicht das Eure, sondern euch selbst« (2.Kor.12:14) und: »Ich suche, nicht was mir selbst, sondern den vielen förderlich ist« (1.Kor.10:33), getreu seinem Wort: »Niemand suche das Seine, sondern das des anderen« (1.Kor.10:24). Paulus hat uns auch Timotheus als Dienstvorbild vor Augen gestellt, im Hinblick auf den er schrieb: »Alle anderen suchen das Ihre und nicht das, was Christi Jesu ist« (Kap.2:21).
Die Philipper sind erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit — mit der Frucht ihrer Rechtfertigung; die ihnen zuteil gewordene Gerechtigkeit Gottes hat Frucht gebracht in ihrem Wandel und Dienst — und dem Paulus sind die Hände gefüllt durch das Liebesopfer der Heiligen in Philippi.
Paulus hat alles bekommen
Paulus schreibt weiter (Vers 18): »Ich habe nun alles vollständig erhalten, ich habe sogar Überfluss; mein Mangel ist ausgefüllt, seit ich die Gabe von euch durch Epaphroditus empfangen habe: einen duftenden Wohlgeruch, ein wohlannehmbares, Gott wohlgefälliges Opfer.« Paulus hat alles vollständig erhalten, nicht nur die Gabe, sondern auch die Frucht, die er bei den Philippern zu sehen wünschte und die ihm nun das Herz füllt. Epaphroditus war der Apostel, das heißt der Beauftragte der Philipper, der ihre Gabe überbracht hatte; er war dabei krank geworden und in nächste Todesnähe gerückt. Das Vorbild, das er für unseren Dienst darstellt, ist in Kapitel 2:25-30 näher beschrieben.
Paulus sieht in der Gabe der Philipper nicht nur die Beisteuer zur Verbreitung des Evangeliums, sondern das Opfer für Gott. Darum geht es letztlich! Ihm dienen wir! Ihm gebührt unsere ganze Hingabe! Die Liebesgabe ist ein duftender Wohlgeruch, ein wohlannehmbares, Gott wohlgefälliges Opfer! Das sind Begriffe aus der Zeit der Vorväter Israels und dem Gesetz des Mose, die bei denen in Christus Jesus ihre volle geistliche Erfüllung finden können. Zum Beispiel sollen wir durch Christus unserem Gott allezeit Lobopfer darbringen, das heißt: die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen (Heb.13:15). Durch Epheser 5:1,2 fordert Paulus uns auf: »Als geliebte Kinder werdet nun Nachahmer Gottes und wandelt in Liebe, so wie auch Christus euch liebt und Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden Wohlgeruch.« Die Philipper wandelten in dieser Liebe und selbstlosen Hingabe. Paulus bezeugt, »dass sie nach Kräften, ja über ihre Kraft, aus eigenem Antrieb uns mit vielem Zuspruch um den Gunsterweis der Gemeinschaft des Dienstes für die Heiligen (in Jerusalem) anflehten. Und dies nicht nur so, wie wir es erwartet hatten, sondern sie gaben sich selbst zuerst dem Herrn und dann auch uns nach dem Willen Gottes« (2.Kor.8:3-5). Diese aufopferungsvolle Gemeinschaft im Wettkampf am Evangelium ist der Wille Gottes.
All euren Bedarf
Diesen Gläubigen, die so wandeln und dienen, darf der Apostel Paulus nun eine kostbare Verheißung geben (Vers 19): »Mein Gott aber wird all euren Bedarf ausfüllen, nach Seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus.« »Mein Gott« — mit diesen Worten steht der Mann Gottes für die Treue seines Gottes ein. Mein Gott, den ich persönlich immer wieder in allen Führungen meines Lebens erkannt habe — Er wird euch vergelten.
Er wird all euren Bedarf ausfüllen, denn Ihm gehören alle Schätze dieser Erde und alle geistlichen Güter des Alls. Er versäumt nicht das Geringste an den Seinen, sondern gibt ihnen wohlbedacht zur rechten Zeit das, was das Gute für sie ist. Seien es geistliche Gnadenerweisungen, wie Erkenntnis, Zuspruch oder Ermutigung, oder materielle Gnadenerweisungen, also Gaben aus dem Reichtum Seiner Schöpfung — Er gibt uns die volle Genüge, das volle, hinreichende, zufriedenstellende Maß, sodass all unser Bedarf ausgefüllt ist. In Seiner Weisheit wird Er uns aber auch nicht zuviel geben, sodass wir uns nicht überheben mögen.
Unser treuer Gott und Vater gibt denen, die sich im Dienst am Evangelium so einsetzen wie die Philipper, nicht etwa nur dürftig, sondern Er gibt großmütig und nach dem Ihm eigenen Maß: Er gibt nach Seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus! — So lesen wir es auch in 2.Koninther 9:6,7: »Wer im Segen sät, wird auch im Segen ernten. ... Gott liebt den freudigen Geber.« Und daran schließt sich die Verheißung an: »Mächtig aber ist Gott, jede Gnade in euch überfließen zu lassen, damit ihr in allem allezeit alle Genüge habt, ja Überfluss habt für jedes gute Werk, wie geschrieben steht: Er streut aus, Er gibt den Bedürftigen; Seine Gerechtigkeit bleibt für den Äon« (2.Kor.9:8,9). Seine Gnade fließt über, auch in Gestalt manch einer materiellen Gabe
oder finanziellen Erleichterung — hinein in uns, sodass wir, die wir uns als von Ihm Beschenkte erkennen, wiederum überfließen in vielen guten Werken an anderen. So soll es sein, und so darf es werden. Denn unser Gott und Vater gibt nach dem Reichtum Seiner Herrlichkeit in Christus Jesus.
Gott hat all Seinen Reichtum in Seinen Sohn hineingelegt. In Christus sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen und uns erschlossen (Kol.2:3). Das All besteht in Christus (Kol.1:17), der es durch Sein machtvolles Wort trägt (Heb.1:3). Die Herrlichkeit des Vaters ist an dem Sohn erkennbar, der die Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit und das Gepräge Seines Wesens ist (Heb.1:3). In Christus Jesus, in dem das All erschaffen ist und vervollständigt wird in der Aussöhnung mit dem Vater (Kol.1:16,19,20; Eph.1:23), in der Gemeinschaft mit diesem Seinem überaus hoch erhöhten Sohn wird all unser Bedarf gestillt.
In allem reich gemacht
In Christus gekräftigt, vermögen wir alles; in Ihm vermögen wir, wie auch immer unser herrlicher Gott und Vater unseren Lebensweg gestaltet, allezeit und für alles zu danken. Unser großer und treuer Gott hat ja viel Größeres vor, als nur den materiellen Bedarf zu befriedigen:
Christus soll in unseren Herzen Gestalt gewinnen (Gal.4:19); deshalb führt Er uns in manche Einengung hinein, damit wir unser Vertrauen auf Ihn setzen sollten; und wer Ihm vertraut, wird nicht enttäuscht werden.
Hören wir dazu noch 2.Korinther 9:10,11:»Der aber dem Säenden Samen darreicht und Brot zur Speise, wird auch euch das Saatkorn darbieten, vermehren und die Erträge eurer Gerechtigkeit wachsen lassen, sodass ihr in allem reich gemacht werdet zu aller Großmut.« Zum Saatgut gehören nicht nur unsere irdischen Güter, sondern auch unsere Begabungen und Fähigkeiten, insbesondere aber geistliche Erkenntnis und geistliche Weisheit in Christus Jesus. Die aus der uns von Gott geschenkten Gerechtigkeit — der Gerechtigkeit aus dem Glauben Jesu Christi — erwachsende Frucht eines Sinnens und Wandelns in Gerechtigkeit bringt unter anderem den Ertrag, dass wir auf einen gerechten Ausgleich gegenüber den Mangelleidenden bedacht sind (2.Kor.8:12-15). Am Tage Christi dürfen solche Gläubige sodann zur Verherrlichung und zum Lobpreis Gottes vor Ihm stehen, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist (Kap.1:11). Denn wer in den Geist sät, wird aus dem Geist äonisches Leben ernten (Gal.6:8), und dies nicht nur vor der Preisrichterbühne, sondern ein solcher darf sich auch heute schon je nach dem Maß seiner geistlichen Aussaat des äonischen Lebens erfreuen und manches Angeld ernten.
Verherrlichung sei Ihm!
Lobpreis, Dank und Anbetung sei unserem großen Gott im Namen unseres Herrn Jesus Christus dargebracht, so wie der Apostel Paulus es nach alledem in Vers 20 tut: »Unserem Gott und Vater aber sei die Verherrlichung für die Äonen der Äonen! Amen!« Die Verherrlichung unseres Gottes angesichts Seines Wirkens in uns und durch uns höre auch in den beiden zukünftigen Äonen nicht auf! Im Himmel werden wir zu jenen Zeiten sein, während auf der Erde das tausendjährige Königreich Israels und danach die neue Schöpfung sein werden.
Herzliche Verbundenheit
Es folgen die Grüße, ein Ausdruck herzlicher Verbundenheit (Verse 21 und 22): »Grüßt jeden Heiligen in Christus Jesus! Es grüßen euch die Brüder, die bei mir sind. Es grüßen euch alle Heiligen, vor allem aber die aus des Kaisers Haus.« Der Brief ist an alle Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind, gerichtet (Kap.1:1); nun soll aber auch jeder gegrüßt werden, keiner soll vergessen werden. Paulus sprach immer wieder alle Gemeindeglieder an: sie sollen zusammenstehen und gleichgesinnt sein, denn ihr Dienst kann nur gemeinsam und in Einigkeit getan werden (Kap.1:27; 2:2,3).
Als Heilige in Christus Jesus, als Gottes Eigentum in Christus Jesus, werden nur die Gläubigen der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade Gottes (Eph.3:2) angesprochen. Es sind die, die Glieder des Körpers Christi sind und eine überhimmlische Erwartung haben.
Alle Heilige in Rom lassen grüßen, vor allem aber die aus des Kaisers Haus. Des Paulus Fesseln haben zur Förderung des Evangeliums geführt, denn das gesamte Prätorium, der Hof und die Prätorianergarde sowie der ganze Haushalt des Kaisers, hörten durch die sich stets ablösenden Wachsoldaten von Christus (Kap.1:12,13). Die zum Glauben Berufenen unter ihnen sind nun durch den Geist Gottes auch mit den Philippern in Liebe verbunden, so dass sie von Herzen grüßen.
Der Apostel Paulus schließt seinen Brief mit dem Segenszuspruch (Vers 23):»Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist! Amen!« Die Gnade ist der Urgrund unseres Seins als Gläubige. In der Gnade, die in Christus Jesus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, begründet ist, sind wir gerettet und gerechtfertigt, ausgesöhnt und versiegelt. Und für die Gnade sind wir bestimmt; wir sollen sie zum Ausdruck bringen hier auf Erden und in den beiden kommenden Äonen inmitten der Überhimmlischen (Eph.2:6,7). Unser Geist, die uns innewohnende Kraft des Lebens und Denkens, die uns persönlich prägt, sei völlig von der Gnade erfüllt! So werden ein hingebungsvoller Dienst am Evangelium und die daraus erwachsende Freude im Herrn nicht ausbleiben. Amen!