Gott ist Licht (1. Johannes 1:1-2:11)
Kindlein, bleibet in Ihm! (1. Johannes 2:12-3:3)
Jeder, der in Ihm bleibt, sündigt nicht (1. Johannes 3:4-24)
Gott ist Liebe (1. Johannes 4)
Unser Glaube ist der Sieg (1. Johannes 5)
Ausführungen zum ersten Johannesbrief
(1. Johannes 1:1-2:11)
Der erste Johannesbrief ist eine Entfaltung der Lehre der zwölf Apostel,
die mit dem Evangelium der Beschneidung betraut sind (Ap.2:42; Gal.2:7,9). Der
Apostel Johannes spricht den an Jesus gläubigen Juden zu, so zu wandeln, wie
ihr Herr Jesus Christus im Fleisch unter Israel gewandelt ist (1:1; 2:6).
Johannes stellt Gott als Licht und Liebe vor die Augen der Gläubigen und sagt
ihnen, dass sie nur dann Gemeinschaft mit Gott und untereinander haben, wenn sie
dementsprechend im Licht und in der Liebe wandeln (1:7; 4:8,11). Nur wer die
Gebote Jesu hält, bleibt in Ihm (3:24). Nur wer im Licht bleibt, bleibt in Gott
(4:16). Wer den Willen Gottes tut, bleibt für den kommenden Äon des Königreichs
Israels (2:17).
Dies ist ein ganz anderes Evangelium als das dem Apostel Paulus enthüllte
(Gal.1:12). Von einer Rechtfertigung und Rettung allein durch Glauben und damit
allein in der Gnade ist nicht die Rede. Wir, die Glieder der Gemeinde, die
Christi Körper ist (Eph.1:22,23), sind der Lehre des Apostels Paulus übergeben
worden (Röm.6:17). Wir leben in der ihm gegebenen heilsgeschichtlichen
Haushaltung der Gnade Gottes (Eph.3:2; Kol.1:25). Heute ist Paulus der Lehrer
(1.Tim.2:7). Wir kennen Christus nicht dem Fleisch nach (2.Kor.5:16), sondern so
wie Paulus Ihn uns schildert. Paulus ist mit dem Evangelium der
Unbeschnittenheit betraut (Gal.2:7). Er hat als weiser Werkmeister den Grund -
und der ist Jesus Christus - für unsere Haushaltung gelegt (1.Kor.3:10).
Der erste Johannesbrief hat in der gegenwärtigen Haushaltung keinen
Platz; dem Inhalt nach muss er daher auf die Fünfzigerjahre datiert werden. Er
wird aber in der Endzeit, nach unserer Entrückung, segensreich wirken, indem er
die Gläubigen zu einem Wandel bewegt, dass sie des äonischen Lebens für würdig
erachtet werden.
Johannes schreibt: »Was von Anfang an war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und mit unseren Händen betastet haben, betrifft das Wort des Lebens« (Vers 1). Das Wort, das Johannes sah und hörte und mit dem er persönlichen Umgang hatte, ist das Wort des Lebens. Und dieses Wort ist in dem Sohn Gottes, Jesus Christus, wie Johannes in seinem Bericht bereits niedergeschrieben hatte: »Zu Anfang war das Wort, und das Wort war zu Gott hingewandt, und wie Gott war das Wort. Dieses war zu Anfang zu Gott hingewandt. ... In demselben war Leben« (Joh.1:1,2,4). Die Gleichklänge zwischen dem Bericht und dem Brief sind unüberhörbar, wie auch das folgende Zitat zeigt: »Das Wort wurde Fleisch und zeltete unter uns, und wir schauten Seine Herrlichkeit - wie die Herrlichkeit des Einziggezeugten vom Vater - voller Gnade und Wahrheit« (Joh.1:14).
Beim »Anfang« ist nicht an einen absoluten Anfang zu denken (den es gar
nicht gibt, da Gott nicht erschaffen ist), sondern an die Zeit nach der
Erschaffung des Wortes (Christus ist »der Ursprung der Schöpfung Gottes«;
Off.3:14) und vor der Erschaffung des Alls und der Äonen durch das Wort
(Joh.1:3; 1.Kor.8:6; Kol.1:16; Heb.1:2).
Es schließt sich Vers 2 an: »Denn das Leben ist offenbar geworden, und wir haben gesehen, bezeugen und verkünden euch das äonische Leben, das zum Vater hingewandt war und uns offenbar geworden ist«. Das Leben ist im Grunde Person. Jesus Christus ist das äonische Leben (1.Joh.5:20). Jesus Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh.14:6), und wer an Ihn glaubt, hat das äonische Leben (Joh.3:16). Durch Ihn leben wir in den kommenden Äonen (1.Joh.4:9).
Nochmals betont Johannes, was er von seiner Berufung durch Jesus an bis zur Himmelfahrt Jesu wahrgenommen hat: »Was wir gesehen und gehört haben, verkünden wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt; diese unsere Gemeinschaft aber ist auch die mit dem Vater und mit Seinem Sohn Jesus Christus. Dies schreiben wir, damit unsere Freude vollständig sei« (Verse 3+4). Deshalb schreibt der Apostel - der sich nicht als Einzelner, sondern als im Kreis der übrigen Apostel sieht -, damit ihnen völlige Freude zuteil werde. So war es auch unseres Herrn Freude, dass die Gläubigen Seine Gebote hielten, wodurch sie in Seiner Liebe blieben (Joh.15:10,11).
Johannes freut sich darauf, Gemeinschaft mit den Gläubigen zu haben;
diese kann keine andere sein als die mit dem Vater und dem Sohn. Und diese
geistliche Gemeinschaft besteht nur, wenn man im Licht und nicht in der
Finsternis wandelt, wie Johannes dann in Vers 7 sagt.
Die Gemeinschaft der Gläubigen war auch des Herrn Anliegen, der einst
betete, dass alle eins seien und, so wie der Vater in Ihm ist und Er im Vater,
auch alle im Vater und dem Sohn seien (Joh.17:21).
Nach dem Prolog kommt Johannes in Vers 5 zu der gewaltigen Aussage: »Und dies ist die Botschaft, die wir von Ihm gehört haben und euch verkünden: Gott ist Licht, und keinerlei Finsternis ist in Ihm.« Gott ist Licht! Dies ist eine Redefigur, denn Gott ist nicht buchstäblich Licht, sondern Er ist wie Licht. Gott ist voller Licht und Herrlichkeit, Klarheit strahlt Er aus, kraft- und lebensvolles Licht umgibt Ihn, und Licht vermittelt Er den Menschen, sodass sie nicht länger im Dunkeln tappen oder sogar Werke der Finsternis tun, wie der Herr Jesus sagte: »Ich bin das Licht der Welt. Wer Mir folgt, wird keinesfalls in der Finsternis wandeln, sondern er wird das Licht des Lebens haben« (Joh.8:12).
Gott ist Licht! Was das für die Gläubigen bedeutet, führt Johannes in
den Versen 6 und 7 aus: »Wenn wir sagen: wir haben Gemeinschaft mit Ihm - und
dabei in der Finsternis wandeln, so lügen wir und sprechen nicht die Wahrheit.
Wenn wir aber im Licht wandeln, wie Er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft
untereinander, und das Blut Jesu, Seines Sohnes, reinigt uns von jeder Sünde.«
Finstere Werke tun und zugleich behaupten, Gemeinschaft mit Gott zu haben - dies
passt wahrlich nicht zusammen. Gemeinschaft untereinander, das heißt mit dem
Licht, hat man nur, wenn man im Licht wandelt und Werke tut, die man nicht
verbergen muss (vgl. Joh.3:20). Und nur dann haben auch die Gläubigen
Gemeinschaft untereinander.
Eines Tages wird ganz Israel sagen: »Und nun, ihr vom Hause Jakobs,
kommt und lasst uns wandeln im Licht Jewes!« (Jes.2:5).
»... und das Blut Jesu, Seines Sohnes, reinigt uns von jeder Sünde« (Vers 7b). Im Licht erkennt man die Sünden und bittet um Reinigung. Jesus Christus hat am Fluchholz die Reinigung von den Sünden vollbracht (Heb.1:3), und zwar für alle; Anteil daran haben zunächst nur die Gläubigen. Und diese nach dem Evangelium der Beschneidung aber auch nur dann, wenn es keine freiwillige, vorsätzliche Sünde war (Heb.10:26), keine zum Tode (1.Joh.5:16).
Zur Tatsache des Sündigens und zur Reinigung führt Johannes in den
Versen 8 bis 10 näher aus: »Wenn wir sagen: wir haben keine Sünde -, so führen
wir uns selbst irre, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden
bekennen, so ist Er treu und gerecht, dass Er uns unsere Sünden erlässt und
uns von jeder Ungerechtigkeit reinigt. Wenn wir sagen: wir haben nicht gesündigt
-, so machen wir Ihn zum Lügner, und Sein Wort ist nicht in uns.«
Mögen wir stets prüfen, ob Sein Wort in uns ist; nur dann ist auch die
Wahrheit in uns. Andernfalls aber irren wir und machen Gott indirekt zum Lügner.
Um Sündenvergebung zu bekommen, war es erforderlich, sie zu bekennen,
sei es vor der Synagogengemeinde oder einem Ältesten. Dies entspricht dem öffentlichen
Schuldbekenntnis bei der Darbringung des Schuldopfers nach dem Gesetz des Mose
(3.Mose 5:5; 4.Mose 5:7). Die Ältesten hatten zu prüfen, ob man sich wirklich
von der Sünde distanzierte, sie bereute, ob die Umsinnung also echt war, und
hatten sodann die Vergebung auszusprechen oder nicht. Wie der Herr Jesus es den
Jüngern gesagt hatte: »Was auch immer ihr auf Erden bindet, wird das sein, was
auch im Himmel gebunden ist, und was auch immer ihr auf Erden löst, wird das
sein, was auch im Himmel gelöst ist« (Mat.18:18; vgl. Mat.16:19).
Das Evangelium der Beschneidung, mit dem die Zwölf betraut waren
(Gal.2:7), fordert neben dem Glauben, dass Jesus der Christus ist, Umsinnung,
Wassertaufe (Ap.2:38) und edle Werke (Jak.2:14,24; 2.Pet.1:10,11) und gewährt
eine Vergebung der Sünden auf Bewährung. Die Vergebung kann nämlich rückgängig
gemacht werden (Mat.18:23-35). Da man eben doch dann und wann wieder sündigt,
sind wiederholt Sünden zu bekennen, und wiederholt bekommt man sie erlassen,
was eine kontinuierliche Reinigung darstellt. Und nur der immer wieder
Gereinigte wird dann auch edle Werke, Werke der Umsinnung (Mat.3:8; Ap.26:20),
tun.
Das Evangelium der Unbeschnittenheit dagegen, das dem Apostel Paulus enthüllt
wurde (Gal.1:12; 2:7) und an welchem wir Glieder der Körpergemeinde in der
gegenwärtigen Verwaltung der Gnade Gottes Anteil haben (Eph.1:22,23; 3:2;
Kol.1:25), sagt uns, dass wir ein für allemal weit weg von den Sünden - an
diese ist überhaupt nicht mehr zu denken - gerechtfertigt sind, so wie Christus
der Sünde ein für allemal starb und wir mit Ihm (Röm.6:7,10,11). Wir sind
allein durch Glauben für gerecht erklärt - welch eine Gnade! Unser Glaube wird
uns zur Gerechtigkeit angerechnet (Röm.3:24,28; 4:5).
Heute wird die Sünde von der Gnade überströmt (Röm.5:20), sodass nach
Vergebung zu fragen völlig gegenstandslos ist. Was könnte man einem
Gerechtfertigten noch vergeben? Es ist doch keine Schuld mehr an ihm!
Warum schreibt der Apostel Johannes diesen Brief? Damit die Gläubigen
Gemeinschaft mit Gott und untereinander haben und die Freude des Johannes vollständig
werde. In Kapitel zwei, Vers 1 führt er einen dritten Grund an: »Meine
Kindlein, dieses schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt,
so haben wir einen Zusprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten.«
Eine Sünde würde die Gemeinschaft und die gemeinsame Freude trüben.
Der Sünder darf sich aber des Zusprechers, Jesus Christus, des
Gerechten, gewiss sein. Jesus Christus ist nicht nur gerecht, sondern Sein Sühnopfer
stellte auch die Gerechtigkeit wieder her. Nach der Grundbedeutung des
griechischen Wortes paraklêtos ist der Zusprecher der Beiseiterufer, der zu
einem vertraulichen Zuspruch mit ermutigendem, ermahnendem oder tröstendem
Charakter Beiseiterufende. Es ist nicht an einen Beistand im Sinne eines
Verteidigers vor Gericht zu denken, sondern daran, dass Er dem Sünder
zuspricht. Und dies tut Er »zu dem Vater hin« (wörtlich), also nicht nur vor
dem Angesicht des Vaters oder zum Vater hingewandt, sondern auch zum Vater hinführend.
Der Weg zum Vater ist frei, denn Vers 2 lautet: »Er ist die Sühne für unsere Sünden; nicht allein aber für die unsrigen, sondern auch für die der ganzen Welt.« Ja, nicht nur für die Sünden Israels, sondern für die der ganzen Welt ist Jesus Christus das Sühnopfer. Denn Gott ist der Retter aller Menschen (1.Tim.4:10). Sein Sohn kaufte nicht nur den Schatz im Feld, sondern das ganze Feld. Der Herr sagte: »Das Königreich der Himmel ist einem im Feld verborgenen Schatz gleich, den ein Mensch findet, aber wieder verbirgt; und in seiner Freude geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft jenes Feld« (Mat.13:44). Der Schatz ist Israel, und das Feld ist die Welt (Mat.13:38). Johannes der Täufer hatte bereits ausgerufen: »Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt auf Sich nimmt!« (Joh.1:29).
Johannes fährt fort: »Darin erkennen wir, dass wir Ihn erkannt haben: wenn wir Seine Gebote halten. Wer sagt: Ich habe ihn erkannt -, und hält nicht Seine Gebote, der ist ein Lügner, und in dem ist nicht Gottes Wahrheit« (Verse 3+4). Gott hat man nur dann erkannt, wenn man innerlich mit dem, was man über Ihn weiß, übereinstimmt. Erkenntnis ist ein Wissen, mit dem man eins ist, das uns innerlich verbindlich ist und das sich mithin im Leben auswirkt. Wer Gott erkannt hat, hält Seine Gebote, nicht nur das Gesetz des Mose, sondern alles, was der Herr Selbst und durch Seine Propheten und Apostel zu Israel gesagt hat. Dementsprechend halten wir heute das gesamte Wort Gottes, das Er durch die Heroldsbotschaft des Paulus offenbart hat (Tit.1:3).
Wer den heiligen und gerechten Charakter Gottes erkannt hat, verhält
sich entsprechend. und wer Seine Gebote hält und das Ihm Wohlgefällige tut,
dem ist verheißen, dass er das, was er von Ihm erbittet, auch erhält
(1.Joh.3:22). Dies ist eine gesegnete Verheißung für die das Königreich
Israels Erwartenden und dem Wort Gottes gemäß Bittenden.
Vers 5a bringt die Aussage auf ihren Höhepunkt: »Wer aber Sein Wort hält, in dem ist die Liebe Gottes wahrhaft vollkommen geworden.« Unter der Liebe Gottes dürfen wir die Liebe zu Gott verstehen. Wer Gottes Wort nicht beachtet, dem ist Gott gleichgültig. Wer aber Sein Wort hält, bei dem ist offenkundig, dass er Gott liebt, und dies sogar in vollkommener Weise. Und einem solchen verheißt der Herr Jesus: »Wenn jemand Mich liebt, wird er Mein Wort bewahren, und Mein Vater wird ihn lieben; und Wir werden zu ihm kommen und Unsere Bleibe bei ihm nehmen« (Joh.14:23). Und dem bleibt auch die Liebe des Vaters und des Sohnes zugewandt, wie der Herr sagt: »Wenn ihr Meine Gebote haltet, werdet ihr in Meiner Liebe bleiben, so wie Ich die Gebote Meines Vaters gehalten habe und in Seiner Liebe bleibe« (Joh.15:10).
Wir lesen die Verse 5b und 6: »Darin erkennen wir, dass wir in Ihm sind. Wer sagt, er bleibe in Ihm, der ist schuldig, auch selbst so zu wandeln, wie jener gewandelt ist.« In Christus sein und in Ihm bleiben, heißt zu wandeln, wie der Herr auf der Erde unter Israel gewandelt ist. Wir dagegen ahmen Paulus nach und folgen auf diese Weise unserem Herrn Jesus Christus so, wie es in unserer heilsgeschichtlichen Haushaltung sein soll (1.Kor.11:1; Phil.3:17; 4:9; 2.Thess.3:7; 2.Tim.3:10).
Petrus rief mit folgenden Worten zur Nachfolge Jesu auf: »Dazu wurdet
ihr berufen [nämlich zum Leiden für Gutestun], weil auch Christus für euch
litt und euch eine Musterschrift [den von den Gläubigen nachzuschreibenden
Schriftzug Seines Wandels] hinterließ, damit ihr Seinen Fußtapfen nachfolgen
solltet« (1.Pet.2:21). Wer nun Seinen Fußtapfen folgt, bleibt in Jesus und
darf wissen, wie das Gleichnis vom Weinstock und den Reben Israel sagt, dass er
viel Frucht bringen wird (Joh.15:1-8).
Die Aufforderung des Johannes ist nicht neu, wie er in Vers 7 zur Bekräftigung vermerkt: »Geliebte, nicht ein neues Gebot schreibe ich euch, sondern ein altes Gebot, das ihr von Anfang an hattet. Das alte Gebot ist das Wort, das ihr gehört habt.« Sie hatten von Anfang an von dem Herrn Jesus gehört, dass sie so wandeln sollen wie Er, denn Er hatte gesagt: »Wenn jemand Mir nachfolgen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge Mir« (Mat.16:24). Außerdem hatte Er geäußert: »Wenn nun Ich, der Herr und Lehrer, euch die Füße gewaschen habe, seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen. Denn Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr tut, wie Ich an euch getan habe« (Joh.13:14,15).
Das neue Gebot
In den Versen 8 bis 11 erwähnt Johannes nun aber auch das neue Gebot: »Wiederum schreibe ich euch ein neues Gebot, das sich in Ihm und in euch als wahr erweist; denn die Finsternis geht vorüber, und das wahrhafte Licht erscheint schon. Wer sagt, er sei im Licht, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner und wandelt in der Finsternis bis jetzt. Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Licht, und kein Anstoß ist in ihm. Wer aber seinen Bruder hasst, der ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht, weil die Finsternis seine Augen blind gemacht hat.«
Dies ist das neue Gebot, das der Herr Seinen Jüngern gegeben hat: »Ein neues Gebot gebe Ich euch, dass ihr einander liebt; so wie Ich euch geliebt habe, sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr Meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt« (Joh.13:34,35).
Die Grundlage zum Wandel in diesem Gebot ist die Erkenntnis des wahren Lichts, Jesus Christus, der sagte: »Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit keiner, der an Mich glaubt, in der Finsternis bleibe« (Joh.12:46).
Das Verhalten den Glaubensgeschwistern gegenüber zeigt, ob man im Licht
oder in der Finsternis wandelt.
Dem entspricht der Hinweis des Apostels Paulus, dass wir einst Finsternis
waren, nun aber Licht in dem Herrn sind (Eph.5:8), und zwischen Licht und
Finsternis keine Gemeinschaft besteht (2.Kor.6:14). So sollen wir nun
entschieden als Kinder des Lichts wandeln und dabei prüfen, was dem Herrn
wohlgefällig ist. Die Frucht des Lichts besteht in aller Gutheit, Gerechtigkeit
und Wahrheit (Eph.5:9).
(1. Johannes 2:12-3:3)
Der Apostel Johannes wendet sich in Kapitel 2:12,13 seines Briefes wie folgt an die Gläubigen: »Ich schreibe euch, ihr Kindlein, denn die Sünden sind euch um Seines Namens willen erlassen. Ich schreibe euch, ihr Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch, ihr Jünglinge, weil ihr den Bösen überwunden habt.«
Wir mögen durchaus an verschiedene Reifestadien im Glauben denken, wenn
wir von Kindlein, Vätern und Jünglingen hören, gleichwohl sind alle Gläubigen
angesprochen, zumal Johannes an vielen anderen Stellen mit »Kindlein« alle
meint (2:28; 3:7,18; 4:4; 5:21) und von Jünglingen und Vätern gar nicht mehr
spricht. Hier aber mag er differenzieren. Jedem Kindlein im Glauben sind die Sünden
um des Namens des Herrn Jesus Christus willen erlassen. Jünglinge haben sich
bereits bewährt, indem sie nicht auf den Bösen hörten und ihn auf diese Weise
überwanden. Und die Väter haben mancherlei Erkenntnis gewonnen, indem sie
Jesus erkannten, der von Anfang an ist (Joh.1:1).
In Vers 14 wiederholt Johannes die geistlichen Eigenschaften der Gläubigen,
sie ihnen bestätigend, etwas abgewandelt: »Ich schreibe euch, ihr Kinder, weil
ihr den Vater erkannt habt. Ich schreibe euch, ihr Väter, weil ihr den erkannt
habt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch, ihr Jünglinge, weil ihr stark
seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt.«
Die Kinder kennen den Vater, wie es auch in jeder Familie auf der Erde der Fall
ist. Und die Jünglinge sind stark, weil das Wort Gottes in ihnen ist; sie haben
sogar den Satan überwunden, indem sie dem Wort Gottes treu blieben.
Nun ermahnt Johannes sie: »Liebet nicht die Welt, noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, ist nicht die Liebe des Vaters in ihm, da alles in der Welt, die Begierde des Fleisches, die Begierde der Augen und die Hoffart der Lebensweise, nicht vom Vater ist, sondern von der Welt« (Verse 15+16).
Die Welt, griech. kosmos, ist die Erdoberfläche mit ihrer Flora und
Fauna, kurz: der Lebensraum des Menschen. Diese Welt gebrauchen wir dankbar,
sollen ihr aber nicht hingegeben sein (vgl. 1.Kor.7:31). Und die Art und Weise
dieser Welt ist unserer Gesinnung ohnehin völlig entgegengesetzt.
Vergessen wir nicht, dass die ganze Welt in dem Bösen liegt (1.Joh.5:19)
und die Weltbeherrscher dieser Finsternis uns mit satanischen Kriegslisten vom
Vater wegzuziehen und Sein Wort zu verdrehen versuchen.
Eine Liebe zur Welt lässt sich mit der Liebe zum Vater nicht
vereinbaren, da all das weltlich-seelische und weltlich-dämonische Gehabe nicht
vom Vater ist, sondern von der Welt. Wer ein Freund der Welt sein will, erweist
sich mithin als ein Feind Gottes (Jak.4:4). Auch kann man nur einem Herrn dienen
und nicht zweien, zum Beispiel Gott und dem Mammon (Mat.6:24).
In Vers 17 fügt Johannes hinzu: »Und die Welt samt ihrer Begierde geht
vorüber. Wer aber den Willen Gottes tut, bleibt für den Äon.« Paulus
schreibt: »Die Art und Weise dieser Welt vergeht« (1.Kor.7:31). Ist doch alles
Fleisch wie Gras und all seine Herrlichkeit wie die Blume des Grases. Das Gras
verdorrt, und die Blume fällt ab. Das Wort des Herrn aber bleibt für den Äon
(Jes.40:6,7; 1.Pet.1:24).
Anders als der Apostel Paulus lehrt Johannes, ein Apostel der
Beschneidung, dass man den Willen Gottes tun muss, um äonisches Leben (auf der
Erde) zu erlangen. Für uns, die Glieder der Körpergemeinde (Eph.1:22,23), die
wir in der dem Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Haushaltung der überströmenden
Gnade Gottes leben (Eph.3:2; Kol.1:25) und an seine Lehre übergeben wurden (Röm.6:17;
Gal.2:7), ist das Leben in den beiden kommenden Äonen im überhimmlischen Königreich
Christi (2.Tim.4:18; Eph.2:6,7) eine reine Gnadengabe Gottes (Röm.3:24,28;
5:1,2; 6:23; 8:30; Eph.2:8; Phil.1:29). Zum äonischen Leben auf der Erde sagte
bereits König David: »Kehre dich ab vom Übel, tue Gutes und weile [folglich
im Land] für den Äon ... Die Gerechten werden das Land einnehmen und für die
Zukunft in ihm wohnen« (Ps.37:27,29). Der Herr Jesus machte deutlich: »Nicht
jeder, der zu Mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Königreich der Himmel
eingehen, sondern nur, wer den Willen Meines Vaters in den Himmeln tut«
(Mat.7:21).
Der Apostel schneidet ein neues Thema an: »Ihr Kinder, es ist die letzte
Stunde, und so wie ihr gehört habt, dass der Antichristus kommt, sind nun auch
viele Antichristen geworden, weswegen wir erkennen, dass es die letzte Stunde
ist. Sie sind von uns ausgegangen, doch waren sie nicht von uns; denn wenn sie
von uns gewesen wären, wären sie bei uns geblieben. Doch sollten sie offenbar
gemacht werden, dass sie nicht alle von uns sind. Aber ihr habt die Salbung von
dem Heiligen empfangen und wisst es alle« (Verse 18-20).
Die letzte Stunde ist - allgemein gesagt - die Zeit vor der Erfüllung
der Verheißung des Kommens des Messias und der Aufrichtung Seines Königreichs,
hier nun die Zeit zwischen der ersten und zweiten Anwesenheit des Herrn für
Israel, wobei besonders an den letzten der siebzig für Israel bestimmten
Jahrsiebener zu denken ist, von dem der Prophet Daniel spricht (Dan.9:24,27) und
den das Buch der Enthüllung Jesu Christi, gewöhnlich Offenbarung des Johannes
genannt, ausführlich beschreibt. In jener Zeit, der Endzeit, wird der erste
Johannesbrief seine volle Wirksamkeit für die Heiligen Israels entfalten.
Der Antichristus kommt. Die Vorsilbe »anti« bedeutet »anstatt« oder
»an Stelle von« und kann nur nachrangig den Sinn von »gegen« annehmen. Die,
die sich anstatt des Christus als Christusse ausgeben, sind damit auch gegen
Ihn. Den Antichristus bezeichnet Johannes in seinem Buch der Enthüllung als »das
wilde Tier« (Off.13:4); Paulus nennt ihn den »Menschen der Gesetzlosigkeit«
und den »Gesetzlosen« (2.Thess.2:3,8). Johannes geht in seinem Brief nicht näher
auf ihn ein.
Der Höhepunkt der Gesetzlosigkeit, auf den die Weltgeschichte zustrebt,
bringt es mit sich, dass schon viele Juden, die vorgaben, an Jesus gläubig zu
sein, es aber in Wirklichkeit nicht waren, zu Antichristussen geworden sind,
wenn auch noch nicht so offen wie die, von denen unser Herr sagt: »Hütet euch,
damit niemand euch irreführe! Denn viele werden in Meinem Namen kommen und
sagen: Ich bin der Christus! - und werden viele irreführen ... Wenn dann jemand
zu euch sagt: Siehe, hier ist der Christus! oder: Hier ist Er!, so glaubt es
nicht! Denn es werden sich falsche Christi und falsche Propheten erheben; die
werden große Zeichen geben und Wunder tun, um wenn möglich auch die Auserwählten
irrezuführen« (Mat.24:4,5,23,24).
Die Antichristusse leugnen, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist
(1.Joh.4:3) und im Fleisch wiederkommt (2.Joh.7).
Die Antichristusse waren nach Hebräer 6:4-8 einmal Mitteilhaber des
heiligen Geistes und hatten das kostbare Wort Gottes wie auch die Kräfte des
zukünftigen Äons geschmeckt, sind dann aber abgefallen. Da sie sich mithin in
Glaubensdingen und im Gemeindeleben auskennen, sind sie besonders gefährlich.
Sie sind den Heiligen aber offenbar, denn sie leugnen, dass Jesus der Christus
ist (Vers 22). Und die Vielzahl der Antichristusse zeigt den Gläubigen umso
erwartungsvoller, dass es die letzte Stunde ist.
Überhaupt wissen alle Heiligen, wie es um die Antichristusse steht,
zumal sie die Salbung von dem Heiligen empfangen haben. Die Salbung - dies ist
ein Bild für den heiligen Geist. Früher wurden Priester, Könige oder auch
Propheten durch Salbung mit Öl in ihr Amt eingesetzt. Unser Herr Jesus wurde
mit dem Geist Gottes gesalbt (Luk.4:18; Ap.4:27; 10:38; Heb.1:9), ebenso auch
wir beim Glaubensanfang. So heißt es in
2.Korinther
1:21,22: »Der uns aber samt euch in Christus Stetigkeit verleiht und uns
gesalbt hat, ist Gott, der uns auch versiegelt und das Angeld des Geistes in
unsere Herzen gegeben hat.«
Mit dem Heiligen, der nach unserem Vers 20 die Salbung spendet, kann Gott
gemeint sein, der ja heilig ist, ebenso gut aber auch unser Herr Jesus Christus,
der in der Schrift als »der Heilige Gottes« bezeichnet wird (Joh.6:69;
Ap.3:14; Off.3:7).
Johannes führt weiter aus: »Nicht schreibe ich euch, weil ihr die Wahrheit nicht wisst, sondern weil ihr sie wisst, und dass keinerlei Lüge aus der Wahrheit ist. Wer ist ein Lügner, wenn nicht der, welcher leugnet und sagt: Jesus ist nicht der Christus -? Der ist ein Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht. Wer aber den Sohn bekennt, hat auch den Vater« (Verse 21-23).
Die Gläubigen wissen, dass Jesus die Wahrheit gesprochen hat (Joh.8:40).
An ihnen ist auch wahr geworden, was der Herr gesagt hatte, nämlich: »Ihr
werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen«
(Joh.8:32). Und mithin wissen sie auch, dass keinerlei Lüge aus der Wahrheit
ist.
Vor einer Lüge aber sollen sie sich warnen lassen, und zwar von der Lüge
von grundstürzender Tragweite, die da lautet: Jesus ist nicht der Christus. Wer
dies sagt, leugnet den Sohn und damit auch den Vater, wie unser Herr sagte: »Wer
Mich ablehnt, lehnt den ab, der Mich ausgesandt hat« (Luk.10:16) und: »Wer den
Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der Ihn gesandt hat« (Joh.5:23).
Solche sind Antichristusse und Gegner. Die da behaupten, sie seien mit dem Vater
vertraut und brächten frohe Botschaft noch höherer Erkenntnis, sodass man also
auf diese Menschen hören müsse, die aber den Sohn leugnen, diese sind Lügner.
Wer aber den Sohn Jesus als den Christus bekennt, der ist aus Gott gezeugt und
steht in der Wahrheit, der ist im Licht und hat Gemeinschaft mit dem Sohn und
dem Vater.
Das Bekenntnis zum Sohn muss in den Heiligen bleiben, damit sie die Verheißung, das äonische Leben, erlangen, wie aus den Versen 24 und 25 hervorgeht: »Was ihr von Anfang an gehört habt, muss auch in euch bleiben. Wenn das in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt, so werdet auch ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben. Dies ist die Verheißung, die Er uns verheißen hat: das äonische Leben.«
Von Anfang an haben die Gläubigen gehört, dass Jesus das äonische
Leben ist (1.Joh.1:2). Anteil daran hat - hören wir Johannes 17:3: »Das aber
ist das äonische Leben, dass sie Dich erkennen, den allein wahrhaften Gott, und
den Du ausgesandt hast, Jesus Christus.« Bleibenden Anteil am Leben in den
beiden zukünftigen Äonen, während denen die Nichtauserwählten noch tot sind,
aber haben nur die, die daran festhalten und sich zu Jesus bekennen, wie in
Kapitel 4:15 geschrieben steht: »Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist,
in dem bleibt Gott und er in Gott.«
Auf die Salbung sollen die Treuen hören und nicht auf die Irreführer. Dies bringt der Apostel in den Versen 26 und 27 zum Ausdruck: »Dies schreibe ich euch betreffs derer, die euch irreführen wollen. Die Salbung, die ihr von Ihm erhalten habt, bleibt in euch, und ihr habt nicht nötig, dass jemand euch lehre, sondern wie euch Seine Salbung über alles belehrt, so ist es wahr und keine Lüge; und wie sie euch gelehrt hat, so bleibt in Ihm.« Wir denken hierbei an Johannes 14:26: »Der Zusprecher aber, der Geist, der heilige, den der Vater in Meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was Ich euch gesagt habe.« Der Geist Gottes belehrt die Gläubigen der Schrift gemäß; durch ihn erlangen sie geistliches Verständnis für das Wort und völlige Gewissheit in dem, was Wahrheit ist. Der Geist der Wahrheit - sie ist der Charakter des Geistes - leitet die Treuen in alle Wahrheit (Joh.16:13; vgl. Heb.8:11).
Und wir bitten dementsprechend unseren Gott und Vater um die rechte
Erkenntnis durch Seinen Geist (Eph.1:17; Kol.1:9).
Nun lenkt Johannes die Gedanken seiner jüdischen Briefempfänger auf die Zukunft: »Und gerade nun, Kindlein, bleibet in Ihm, damit wir, wenn Er offenbart wird, Freimut haben mögen und nicht vor Ihm zuschanden werden bei Seiner Anwesenheit« (Vers 28). Der Herr Jesus Christus wird offenbart werden, sein Zeichen wird am Himmel erscheinen, und alle Stämme des Landes werden wehklagen und Ihn auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit kommen sehen (Mat.24:30; Off.1:9). Jesus Christus wird ein zweites Mal inmitten Seines Volkes Israel auf der Erde anwesend sein. Diejenigen aber werden vor Ihm zuschanden und des äonischen Lebens nicht teilhaftig werden, die nicht in Ihm geblieben sind. Großen Freimut vor Gott für den Tag des Gerichts jedoch haben die, die durch das Blut Jesu Christi zum Thron der Gnade getreten sind, um Erbarmen zu erhalten und Gnade zu finden (Heb.4:16; 10:19), und in Gott und in der Liebe und der Wahrheit geblieben sind (1.Joh.4:17).
Diese haben auch deshalb großen Freimut im Hinblick auf die Anwesenheit
Jesu Christi, weil sie sich gerecht verhalten und daran erkennen, dass sie von
oben gezeugt sind, wie Vers 29 sagt: »Wenn ihr wisst, dass Er gerecht ist, so
erkennt ihr, dass auch jeder, der die Gerechtigkeit tut, aus Ihm gezeugt ist.«
Die Zeugung aus Gott erfolgt durch Seinen Geist (Joh.3:3-8) und bedeutet, dass
ein Mensch neu wird. Der alte, adamitische, seelische Mensch ist Vergangenheit,
und der neue, Christus angehörende, geistliche Mensch ist Gegenwart. Gottes
Geist bewirkt dies durch Sein Wort, wie denn Petrus schreibt: Ihr seid durch das
lebendige und bleibende Wort Gottes wiedergezeugt (1.Pet.1:23).
In Bezug auf uns, die Leibesgemeinde, spricht die Schrift von einer »neuen
Schöpfung« in Christus (2.Kor.5:17), was eine noch gewaltigere Veränderung
zum Ausdruck bringt.
Die Gerechten erweisen sich als aus Gott gezeugt. Das Bild der Zeugung lässt uns an das Bild der Geburt denken, sodass die Gerechten als Kinder Gottes bezeichnet werden dürfen. So kann Johannes in Kapitel drei, Vers 1 freudig schreiben: »Seht, was für eine Liebe hat uns der Vater gegeben, dass wir Kinder Gottes heißen sollen, und wir sind es! - Deshalb kennt uns die Welt nicht, weil sie Ihn nicht erkannt hat.« Diese Worte können wir nur Gott verherrlichend und lobpreisend wiederholen: Welch eine Liebe! Sie heißen Kinder Gottes! Und sie sind es auch! - Die Welt ist allerdings blind dafür, so wie sie blind für Gott ist.
Möge die Welt aber doch erkennen, dass Gott sie - die Menschen der Welt
- liebt, und zwar sogar in dem Maße, wie Gott Seinen Sohn liebt (Joh.3:16;
17:23).
Und welch eine Verheißung die Kinder Gottes nach Vers 2 haben: »Geliebte, nun sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber, dass wir, wenn Er offenbart wird, Ihm gleich sein werden, da wir Ihn sehen werden, wie Er ist.«
Die an Jesus gläubigen Juden werden Ihm gleichen. Wenn Er Sein Königreich
aufrichtet, werden die darin Lebenden - welch eine Herrlichkeit! - Ihm gleich
sein. Dies bezieht sich auf die Söhne der Auferstehung (Luk.20:36), diejenigen
also, die in früheren Zeiten und bis hin in den letzten Jahrsiebener starben
wie auch aufgrund ihrer Treue zum Herrn unter dem Antichristus getötet wurden
(Off.13:7,15; 14:13). Die 144.000 Versiegelten, die in der Wildnis bewahrt
werden (Off.7:4; 12:6), werden ebenfalls Jesus Christus gleichen. Von den Söhnen
der Auferstehung heißt es, dass sie des äonischen Lebens teilhaftig sind und
nicht sterben können (Luk.20:36) und im übrigen auch nicht heiraten, denn sie
sind in diesem Punkt wie die Boten Gottes im Himmel (Mat.22:30).
Sie gleichen dem Herrn Jesus Christus, ihrem König, der in einem Körper
aus Fleisch und Gebein wiederkommt, in dem Körper also, den Er zwischen Seiner
Auferstehung und Himmelfahrt hatte, den die Jünger damals an Ihm wahrgenommen
hatten (Luk.24:39). Jesus kommt im Fleisch zu Israel wieder (2.Joh.7). Und König
David zum Beispiel wird eines Seiner Abbilder sein, wie er in Psalm 17:15 sagte:
»Ich aber werde in Gerechtigkeit Dein Angesicht gewahren und werde gesättigt,
wenn ich erwache als Dein Abbild.«
Sehen werden den Herrn alle, die reinen Herzens sind (Mat.5:8); ohne
Heiligung dagegen wird niemand Ihn sehen (Heb.12:14).
Bei uns verhält es sich anders. Nicht nur, dass wir allein in der Gnade
Gerettete sind (Eph.2:8; 2.Tim.1:9), sondern auch, dass unsere Körper am Tag
Christi, am Tag unserer Entrückung, verwandelt und dem Herrlichkeitskörper
Jesu Christi gleichgestaltet werden (Röm.8:29; 1.Kor.15:51; Phil.3:21). Wir
bekommen einen überhimmlischen Körper der Herrlichkeit und Unvergänglichkeit
(1.Kor.15:49,52).
So viel der Himmel höher ist als die Erde, so viel wird auch die
Herrlichkeit der Körpergemeinde im Himmel erhabener sein als die der
Brautgemeinde auf der Erde.
Zurück zu Johannes, der in Vers 3 die innere Konsequenz des Gesagten aufzeigt: »Und jeder, der diese Erwartung auf Ihn hat, der läutert sich selbst, so wie jener lauter ist.« Ja gewiss, die Läuterung, die Heiligung, kann nicht ausbleiben, denn wer auf den Herrn und Retter Jesus Christus ausgerichtet ist und Ihn erwartet, der kann nur zu Ihm hin wachsen.
Paulus drückt diese unausbleibliche Wirkung einer lebendigen
Gemeinschaft mit Gott wie folgt aus: »Da wir nun diese Verheißungen haben,
Geliebte, wollen wir uns von jeder Besudelung des Fleisches und auch des Geistes
reinigen und unsere Heiligkeit in der Furcht Gottes vollenden« (2.Kor.7:1). Und
der Apostel Petrus sagt dies - wenn auch in dem völlig anderen Zusammenhang der
Auflösung der Himmel und der Erde in feurigen Gluten und in eher aufforderndem
Ton - ebenso: »Da nun dies alles sich auflösen wird, in was für einer Weise müsst
ihr da in heiligem Verhalten und in Frömmigkeit sein, um die Anwesenheit des
Tages Gottes zu erwarten, ihm mit Fleiß entgegensehend« (2.Pet.3:11,12).
Mit einem weiteren Wort des Petrus wollen wir schließen: »Werdet, dem
Heiligen gemäß, der euch berufen hat, selbst Heilige in allem Verhalten, weil
geschrieben ist: Heilige sollt ihr sein; denn Ich bin heilig!« (1.Pet.1:15,16;
3.Mose 19:2).
Jeder, der in Ihm bleibt, sündigt nicht
(1. Johannes 3:4-24)
Der Apostel Johannes hat in Vers 3 geschrieben, dass jeder, der die herrliche Erwartung auf Jesus Christus hat, sich läutert, so wie jener lauter ist, und damit das Thema »Sünde« eröffnet. Sich läutern heißt mit dem Sündigen aufhören.
Dazu führt Johannes nun Näheres aus: »Jeder, der Sünde tut, tut auch Gesetzlosigkeit; denn die Sünde ist die Gesetzlosigkeit« (Vers 4). Jeder, der Sünde tut, übertritt auch das Gesetz des Mose; Sünde steht der Missachtung des Gesetzes, ja des Willens Gottes im weitesten Sinne gleich. Wer sich nicht an Gottes Heiligkeit gebunden weiß, sündigt. Eine Sünde ist eine Verfehlung des Ziels, und zwar des trefflichen Tuns. Jede Ungerechtigkeit und jede Lieblosigkeit zählt dazu.
In Vers 5 erinnert Johannes an die grundlegende Wahrheit der frohen Botschaft: »Und ihr wisst, dass jener offenbart wurde, damit Er unsere Sünden hinwegnehme; denn in Ihm ist keine Sünde.« Der Sündlose hat die Sünde der Welt auf Sich genommen (Joh.1:29), Sein Blut zur Sühnung der Sünden Israels und der ganzen Welt vergossen (1.Joh.2:2) und auf diese Weise eine äonische Erlösung erfunden (Heb.9:12) - eine Erlösung während der Äonen - und wird darüber hinaus die Sünde für den abschließenden Zeitraum der Äonen völlig abtun (Heb.9:26). In der Vollendung sodann, wenn Gott alles in allen ist (1.Kor.15:24,28), wird die Sünde ferne Vergangenheit sein, denn der Herr Jesus Christus hat die Reinigung von den Sünden am Fluchholz auf Golgatha vollbracht (Heb.1:3).
Keine Sünde ist in Ihm, denn - wie Jesaia bereits sagte - »kein Unrecht
tat Er, noch wurde Betrug in Seinem Mund gefunden« (Jes.53:9).
Die Tatsache der Reinheit Jesu Christi und Seiner Erlösungstat ruft in den Gläubigen, denen Er die Sünden erlassen und die Er von jeder Ungerechtigkeit gereinigt hat (1.Joh.1:9), ein ebenso reines Verhalten hervor, wie der Apostel jetzt in Vers 6 feststellt: »Jeder, der in Ihm bleibt, sündigt nicht. Jeder, der sündigt, hat Ihn nicht gesehen noch Ihn erkannt.« Jeder, der in Ihm bleibt, sündigt nicht. Wie absolut ist dies zu verstehen? Hat Johannes doch in Kapitel 1:8 geschrieben: »Wenn wir sagen: Wir haben keine Sünde -, so führen wir uns selbst irre, und die Wahrheit ist nicht in uns.« »Jeder, der in Ihm bleibt, sündigt nicht« - dies ist schlicht und einfach die neue Wirklichkeit eines mit dem heiligen Geist Gesalbten (1.Joh.2:20); dies ist das Normale für die von neuem Gezeugten (1.Joh.2:29) und ihre Erwartung auf Ihn Setzenden (1.Joh.3:3). Es wäre ganz und gar unnatürlich, wenn ihr Sinn auf eine Sünde ausgerichtet wäre.
Psalm 15 mag uns dies illustrieren: »Jewe, wer wird verweilen in Deinem
Zelt? Wer wird wohnen auf Deinem heiligen Berg? Der, der makellos wandelt und
Gerechtigkeit bewirkt und Wahrheit spricht in seinem Herzen. Er verdächtigt
nicht mit seiner Zunge und tut seinem Nächsten nichts Böses an ... Weil er
dies tut, wird er nicht gleiten für den Äon.«
Wohl kann man von einer Sünde übereilt werden (Gal.6:1) oder in einer
Situation überfordert sein, sodass man sündigt - dann aber greift 1.Johannes
2:1: »Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Zusprecher beim Vater, Jesus
Christus, den Gerechten.«
Was meint Johannes damit, dass die Sünder den Herrn nicht gesehen haben?
Das heißt sicherlich nicht nur, dass sie sich Ihn nicht gedanklich vor Augen
gestellt haben, sondern kann auch einschließen, dass sie Ihn während Seines
demütigen Dienens in Israel nicht gesehen haben. Und erkannt haben die Sünder
Ihn auch nicht, sie sind Ihm nicht mit innerem, geistlichen Verständnis
begegnet. Möge der Geist Gottes ihre Herzen auf die Liebe Gottes und das
Erdulden des Christus ausrichten (2.Thess.3:5)!
Wenden wir uns den Versen 7 und 8 zu: »Kindlein, lasst euch von niemandem irreführen. Wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht, so wie jener gerecht ist. Wer aber die Sünde tut, ist vom Widerwirker; denn der Widerwirker sündigt von Anfang an.« Gedanken über die Gerechtigkeit sind allzumal gut, doch Thesen, dass dies genüge, man es in der Praxis nicht so genau nehmen müsse oder der Zweck die Mittel heilige, sind abzuweisen. Die Wahrheit ist so einfach: Gerecht ist, wer gerecht handelt. (Es geht hier nicht um das Thema der Rechtfertigung durch Glauben und Werke, wie sie nach dem Evangelium der Beschneidung möglich ist; Jak.2:14,24). Jede Ungerechtigkeit aber ist Sünde (1.Joh.5:17). Und jeder, der sündigt, ist vom Satan, denn sündigen heißt, an den Handlungen Satans teilzunehmen, dem Sünder von Anfang an. Jesus Christus sagte zu den Juden: »Ihr seid von dem Vater, dem Widerwirker, und wollt nach den Begierden eures Vaters handeln. Derselbe war ein Menschentöter von Anfang an und hat nicht in der Wahrheit gestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er Lügen redet, dann spricht er aus dem, was ihm eigen ist; denn er ist ein Lügner und der Vater derselben« (Joh.8:44). Ja, wer lügt, ist Sohn des Lügners. Dieser Geistesfürst wirkt in den Söhnen der Widerspenstigkeit (Eph.2:2).
Wir lesen in Vers 8 weiter: »Dazu wurde der Sohn Gottes offenbart, damit
Er die Werke des Widerwirkers niederreiße.« Zu des Satans Werken zählt, die
Menschen zur Sünde zu verführen, das Wort Gottes zu verdrehen, die Gnade
Gottes, die in Christus Jesus erschienen ist, zu verdunkeln und überhaupt gegen
Gott und die Heiligen zu sein.
Der Sohn Gottes aber, Jesus Christus, wird die Werke des Satans zerstören
und aufheben, indem Er Gott, so wie Er wahrhaftig ist, bekannt macht. Die
Finsternis weicht, wenn in den Herzen der Menschen der Lichtglanz der Erkenntnis
der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi aufleuchtet (2.Kor.4:6).
Vollends werden die Werke des Satans bei der Vollendung annulliert sein - und
zwar auf der Grundlage des längst errungen Sieges Jesu Christi (Kol.2:15;
Heb.2:14) -, wenn das All durch das Blut des Kreuzes mit Gott ausgesöhnt ist
(Kol.1:20).
Im übrigen dürfen wir wissen, dass nach Gottes Vorsatz Sünde und
Feindschaft sein mussten, damit alle Geschöpfe die Liebe und Herrlichkeit
Gottes an Seinem Werk der Rettung und Versöhnung durch Jesus Christus erkennen
und an Sein Herz gezogen werden.
Johannes bekräftigt: »Jeder, der aus Gott gezeugt ist, tut keine Sünde, denn Sein Same bleibt in ihm, und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott gezeugt ist. Darin sind die Kinder Gottes und die Kinder des Widerwirkers offenbar: jeder, der Gerechtigkeit nicht tut, ist nicht aus Gott, und auch jeder, der seinen Bruder nicht liebt« (Verse 9+10). Wenn jemand aus Gott gezeugt ist, dann ist der Same Gottes in ihm, nämlich das geisterfüllte und kraftvolle Wort (1.Pet.1:23), sodass er nicht sündigt. Er hat gar kein Interesse daran, ja Abscheu davor, denn Glaube und Treue sind unvereinbar mit der Sünde.
Die Kinder Satans sind den Gläubigen offenbar, denn sie erkennen sie an
ihrem ungerechten Tun; die Kinder Gottes sind den Gläubigen aber auch offenbar,
wenn ihr Verhalten eindeutig ist. »So trägt auch jeder gute Baum edle Früchte,
der faule Baum aber trägt böse Früchte« (Mat.7:17).
Die Kinder Gottes sind insbesondere dann offenbar, wenn sie einander
lieben, »denn«, so fährt Johannes in den Versen 11 und 12 fort, »dies ist
die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt, dass wir einander lieben
sollen, nicht so wie Kain, der von dem Bösen war und seinen Bruder
hinschlachtete (1.Mose 4:8). Und aus welchem Grund schlachtete er ihn hin? Weil
seine Werke böse waren, die seines Bruders dagegen gerecht.«
Kain war vom Satan, weil der dem Satan hörig war. Somit war auch sein
Werk insofern böse, als er sein Nahungsgeschenk nicht aus Glauben darbrachte.
Von Abel dagegen steht in Hebräer 11:4 geschrieben: »Durch Glauben brachte
Abel Gott ein Opfer dar, das mehr wert war als Kains, durch das ihm bezeugt
wurde, dass er gerecht sei, da Gott Selbst zu seinen Nahegaben Zeugnis ablegte.«
Abels Gabe war mehr wert, weil er von seinem Besten gab, nämlich von den
Erstlingen seines Kleinviehs, und zwar von ihren Fettstücken (1.Mose 4:4). Gott
bezeugte die Glaubensgerechtigkeit Abels, indem Er auf Abel und seine Gabe
achtete, auf Kain und dessen Gabe aber nicht. Aus Eifersucht und Zorn brachte
Kain daraufhin seinen Bruder um.
Die Heiligen aber sollen einander lieben. Diese Botschaft hatten sie von
Anfang an gehört, denn der Herr Jesus hatte gesagt: »Ein neues Gebot gebe Ich
euch, dass ihr einander liebt; so wie Ich euch geliebt habe, sollt auch ihr
einander lieben. Daran werde alle erkennen, dass ihr Meine Jünger seid, wenn
ihr Liebe untereinander habt« (Joh.13:34,35).
Die
Welt hasst die Gläubigen
Es folgt Vers 13: »Staunet nicht, Brüder, wenn die Welt euch hasst.« Wie Kain einst den Abel. Die Welt hasst uns, weil wir nicht von der Welt sind, sondern einen anderen Vater und einen anderen Geist haben. Wären wir von der Welt, würde sie uns wie ihr Eigenes lieb haben; wir sind aber Erwählte, für Gott Abgesonderte, mithin Fremdkörper in der Welt und dem Gott dieses Äons - das ist der Satan - ein Dorn im Auge (Joh.15:18,19; 2.Kor.4:4). Haben sie unseren Herrn ohne Grund gehasst, dann auch uns (Joh.15:25). Die Gläubigen bleiben aber nicht ohne Zuspruch: »Glückselig seid ihr, wenn man euch Meinetwegen schmäht und verfolgt und euch lügnerisch alles Böse nachsagt. Freuet euch und frohlocket, weil euer Lohn in den Himmeln groß ist. Denn ebenso verfolgte man die Propheten, die vor euch waren« (Mat.5:11,12).
Hassen und lieben - beides hat Konsequenzen bis hin zum Leben oder zum Tode in den kommenden Äonen. Darüber lesen wir in den Versen 14 und 15. Zunächst Vers 14: »Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, denn wir lieben unsere Brüder. Wer nicht liebt, bleibt im Tode.« Johannes wusste aus dem Munde des Herrn Jesus Christus: »Wer Mein Wort hört und dem glaubt, der Mich gesandt hat, hat äonisches Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben hinübergegangen« (Joh.5:24). Wer glaubt, ist dem Tode während der künftigen Äonen enthoben und kommt nicht in das Gericht vor dem großen, weißen Thron, sondern hat äonisches Leben. Dies ist die grundlegende Aussage.
Johannes meint hier aber, dass ein Gläubiger, der seinen Bruder liebt,
sich nicht auf dem Gebiet des Todes bewegt, sondern in der Sphäre des Lebens.
Im Bereich des Todes bleibt, wer nicht an Jesus glaubt und folglich nicht liebt.
Nun Vers 15: »Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Menschentöter,
und ihr wisst, dass jeder Menschentöter kein äonisches Leben bleibend in sich
hat.« Kann ein Hassender bereits ein Mörder sein? Wenn jemand, der eine Frau lüstern
ansieht, schon Ehebruch in seinem Herzen treibt (Mat.5:28), dann ist auch der
Hass bereits ein Mord in moralischer Hinsicht (vgl. Mat.5:21,22). Vom Hass zum
Mord ist nur ein kleiner Schritt. Als Beispiel dafür sei 1.Mose 27:41 angeführt:
»Esau grollte Jakob wegen des Segens, mit dem ihn sein Vater gesegnet hatte.
Und Esau sprach in seinem Herzen: Die Tage der Trauer um meinen Vater nahen;
dann will ich meinen Bruder Jakob erschlagen.«
Beachten wir das Wort »bleibend« in Vers 15. Gläubige und das äonische
Leben somit Besitzende können zu Hassenden und mithin zu Menschentötern
werden; dann bleibt das äonische Leben nicht in ihnen. Sie werden am Königreich
Israels nicht teilhaben. Denn nach dem Evangelium der Beschneidung, das die Zwölf
lehrten, sind die Gläubigen nicht mit heiligem Geist versiegelt, sodass sie
ihre Rettung wieder verlieren können (vgl. Eph.1:13; Röm.8:30).
Wahre Liebe besteht in der Dahingabe unserer Seele für andere. Davon lesen wir in Vers 16: »Darin haben wir die Liebe erkannt, dass jener Seine Seele für uns dahingegeben hat. So sollen auch wir unsere Seelen für die Brüder dahingeben.« Unser Herr Jesus Christus hatte Seine Seele bis zum Tode dahingegeben. Ein solches Leiden für Christus kann Gott auch uns in Gnaden gewähren, wenn Er will (Phil.1:29), zunächst aber haben wir unsere Seele - sie ist das Bewusstsein - in der Weise dahinzugeben, dass wir dem Herrn mit ganzem Herzen und ganzem Einsatz hingebungsvoll dienen, etwa wie Paulus, der in 2.Timotheus 2:10 schreibt: »Ich erdulde alles um der Auserwählten willen, damit auch sie die Rettung erlangen, die in Christus Jesus ist, samt äonischer Herrlichkeit.« Den Korinthern teilt er mit: »Ich aber will sehr gern alles für eure Seelen verbrauchen und mich dabei aufbrauchen lassen, auch wenn ich, der ich euch besonders liebe, minder geliebt werde« (2.Kor.12:15).
Wie sagte unser Herr? »Größere Liebe kann niemand haben als die, dass
jemand seine Seele für seine Freunde hingibt« (Joh.15:13). Er Selbst ist uns
darin Beispiel und Vorbild.
Die Verse 17 und 18 zeigen uns, wie die Liebe praktisch aussehen kann: »Wer aber seinen Lebensunterhalt in der Welt hat und dabei zuschaut, wie sein Bruder Bedarf hat, und dann sein Innerstes vor ihm verschließt - wie bleibt da die Liebe Gottes in ihm? Kindlein, wir sollten nicht nur mit dem Wort noch mit der Zunge lieben, sondern mit dem Werk und der Wahrheit«. Bei dem Ausdruck »die Liebe Gottes« denken wir an Seine Liebe, mit der Er uns zuerst geliebt hat und die unser Herz erwärmt (1.Joh.4:10,19).
Mehrmals sagt die Heilige Schrift, dass man sein Herz vor einem Armen
nicht verhärten und seine Hand nicht verschließen und dem Hungrigen sein Brot
brechen soll (5.Mose 15:7; Jes.58:7). »Wer zwei Untergewänder hat, teile mit
dem, der keins hat; und wer Speisen hat, tue gleicherweise« (Luk.3:11). Und
nach Römer 12:13 sollen wir zu den Bedürfnissen der Heiligen beisteuern (vgl.
Tit.3:13,14).
Nicht mit prahlerischer Zunge (1.Kor.13:4), aber auch nicht nur mit gütigen,
vom Glauben getragenen Worten sollen wir lieben, sondern mit dem Werk. »Werdet
aber Täter des Wortes und nicht solche, die nur darauf lauschen«, ermahnte
Jakobus (1:22). Nach der Lehre der zwölf Apostel (Ap.2:42), nach dem Evangelium
der Beschneidung (Gal.2:7), ist ein Glaube, wenn er nicht Werke veranlasst, nur
ein vorgeblicher und in sich selbst tot; eine Treue zum Herrn ist, wenn sie
keine Werke hervorbringt, nicht echt und ist nutzlos. Ein solcher Glaube kann
nicht retten (Jak.2:14,17,24).
Unser Glaube dagegen, der Glieder der Körpergemeinde (Eph.1:22,23), ist
geistgewirkt (Phil.1:29) und wird uns zur Gerechtigkeit angerechnet (Röm.3:24,28;
4:3).
Und mit der Wahrheit sollen die Gläubigen lieben, als solche, »die die
Wahrheit erkannt haben« (1.Pet.1:22). Nicht mit der Lüge, sondern mit der
Wahrheit über Jesus Christus, den Sohn Gottes, sollen wir dienen
(1.Joh.2:21,22).
Aus der Liebe mit den Werken und der Wahrheit folgt: »Und darin werden wir erkennen, dass wir aus der Wahrheit sind, und werden unsere Herzen vor Ihm davon überzeugen, dass, wenn unser Herz uns rügt, Gott größer ist als unser Herz und alles erkennt« (Verse 19+20). An ihrer Liebe werden die jüdischen Gläubigen erkennen, dass sie aus der Wahrheit sind, also mit Christus verbunden. Sie werden des Weiteren im Falle unzulänglicher Bruderliebe die Überzeugung gewinnen, dass Gott größer ist und alles weiß, auch wie sie das meinten, was ihnen da nicht gelang. Und das Blut Jesu, Seines Sohnes, reinigt sie von jeder Sünde (1.Joh.1:7). Jesus Christus, der Gerechte, ist ihr Zusprecher bei dem Vater (1.Joh.2:1).
Und jetzt darf Johannes sagen: »Geliebte, wenn unser Herz uns nicht rügt, haben wir Freimut gegenüber Gott, und wenn wir etwas erbitten, so erhalten wir es von Ihm, weil wir Seine Gebote halten und das vor Seinen Augen Wohlgefällige tun« (Verse 21+22). Mögen die Gläubigen allezeit mit Freimut zum Thron der Gnade treten (Heb.4:16) und freimütig vor dem Gott und Vater ihre Bitten äußern. Dabei dürfen sie sicher sein, dass sie das Erbetene erhalten, weil sie alle Gebote Gottes halten und stets Seinen Willen tun (Joh.9:31; Ps.66:19). »Fern ist Jewe von den Frevlern, aber das Gebet der Gerechten hört Er « (Spr.15:29). Wenn der Geist Gottes sie in alle Wahrheit leitet (Joh.16:13), und zwar dem Evangelium des Königreichs Israels entsprechend in den Kräften des zukünftigen Äons (Heb.6:5), werden ihre Bitten dem Willen Gottes gemäß sein. Letzteres ist Bedingung, wie Johannes in Kapitel 5:14,15 aufzeigt: »Und dies ist der Freimut, den wir zu Ihm haben, dass, wenn wir etwas nach Seinem Willen bitten, Er uns hört. Und wenn wir wissen, dass Er uns hört, um was wir auch bitten, so wissen wir, dass das Erbetene schon unser ist, worum wir Ihn gebeten haben.« Und der Herr Jesus sagte: »Was ihr auch in Meinem Namen bitten werdet, das werde Ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht werde« (Joh.14:13).
In der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Haushaltung verhält es sich
etwas anders, und zwar so, wie Paulus schreibt: »Das, was wir beten sollten (in
Übereinstimmung mit dem, was sein muss), wissen wir nicht; sondern der Geist
[Jesu] selbst verwendet sich für uns mit unausgesprochenem Ächzen« (Röm.8;26).
Johannes erklärt: »Und dies ist Sein Gebot, dass wir dem Namen Seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie Er uns das Gebot gegeben hat« (Vers 23). Dies ist das Kerngebot. Glaube und Liebe sind darin untrennbar verbunden. Wahrer Glaube bringt immer Liebe hervor. An der Liebe zeigt sich der Glaube. - An diesem Gebot hängt alles andere.
Die diesem zugrunde liegenden Worte unseres Herrn Jesus Christus sind: »Dies
ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat«
(Joh.6:29), und: »Ein neues Gebot gebe Ich euch, dass ihr einander liebt; so
wie Ich euch geliebt habe, sollt auch ihr einander lieben« (Joh.13:34), sowie:
»Dies gebiete Ich euch, dass ihr einander liebt« (Joh.15:17).
Darauf liegt die große Zusage des Verses 24a: »Und wer Seine Gebote hält,
der bleibt in Ihm und Er in ihm.« Dies entspricht Johannes 14:23: »Wenn jemand
Mich liebt, wird er Mein Wort bewahren, und Mein Vater wird ihn lieben; und Wir
werden zu ihm kommen und Unsere Bleibe bei ihm nehmen.« Dies bedeutet in der
Folge zugleich, dass die Glaubenden und Liebenden äonisches Leben haben, das
heißt in den kommenden Äonen im Königreich Israels auf der Erde leben werden
(1.Joh.5:13).
Und dessen dürfen sie sich gewiss sein, wie Vers 24b deutlich macht: »Und
darin erkennen wir, dass Er in uns bleibt: an dem Geist, den Er uns gegeben hat.«
Es ist nicht unwichtig zu wissen, was einem in Gnaden gewährt ist. Der Geist
Gottes vermittelt dieses Wissen, das einen festen Zuspruch darstellt, von Herzen
dankbar macht und den Lobpreis Gottes auslöst.
(1. Johannes 4)
Der Apostel Johannes hatte in Kapitel zwei, Vers 18, das Kommen des Antichristus erwähnt und dann ausgeführt, dass ein jeder ein Lügner und Antichrist ist, der sagt, Jesus sei nicht der Christus, und damit den Vater und den Sohn leugnet (Vers 22). Daran knüpft Johannes jetzt in den Versen 1 bis 6 des Kapitels vier an.
Prüfet
die Geister!
Er schreibt in Vers 1: »Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgezogen.«
Leider sind viele Heilige gar nicht in der Lage zu prüfen, ob ein Mensch
vom Geist Gottes oder vom Satan und den Weltbeherrschern der Finsternis, also
von den bösen Geistern, geführt wird (Eph.2:2; 6:12). Woran liegt das?
-
Sie kennen das Wort Gottes zu wenig und sind somit
nicht mit dem Wort der Wahrheit umgürtet
(Eph.6:14;
-
sie unterscheiden in der Schrift nicht, ob ein Gotteswort
an Israel, die zukünftige
Brautgemeinde, oder an uns, die Körpergemeinde (Eph.1:22,23),
gerichtet ist;
-
sie glauben ihren Leitern auch dann, wenn deren
Behauptungen im Widerspruch zum geschriebenen Wort Gottes stehen oder darüber
hinausgehen;
-
sie sind nicht von der überströmenden Gnade Gottes überwältigt,
sondern von ihrem eigenen Tun;
-
sie wandeln fleischgemäß und nicht geistgemäß;
-
sie sinnen auf das auf Erden und nicht auf das droben (Kol.3:2);
-
manche wollen um jeden Preis gesund werden und sind dann blind für die
Wahrheit, dass Gottes Kraft heute in unserer Schwachheit vollkommen gemacht wird
(2.Kor.12:9), und
-
manche meinen, dass ein Verkündiger, der gläubig ist und bei dem sogar
Wunder geschahen, kein falscher Prophet - Paulus sagt: betrügerischer Arbeiter
(2.Kor.11:13) - sein könne.
Die allgemeine Prüfung, wes Geistes Kind ein Redner oder Autor ist,
erfolgt am geschriebenen, lebendigen Wort Gottes.
Im Besonderen nimmt man die Prüfung daran vor, wie ein Mensch zu Jesus Christus steht, wie wir aus den Versen 2 und 3 erfahren: »Darin erkennt ihr den Geist Gottes: jeder Geist, der Jesus Christus als im Fleisch gekommen bekennt, ist aus Gott; und jeder Geist, der Jesus, den Herrn, nicht als im Fleisch gekommen bekennt, ist nicht aus Gott. Und dies ist der Geist des Antichristus, von dem ihr gehört habt, dass er kommt und nun schon in der Welt ist.« Ist der Jesus, der in menschlicher Gestalt und in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden unter Israel wandelte, der verheißene Messias? An dieser Frage scheiden sich die Geister. - Der Geist des Antichristus, des Anstatt-Christus, der andere Heilsbringer anpreist und die Völker damit beglücken will, war schon zur Zeit des Johannes da. Der Geist des Antichristus ist der Geist der Welt, der Menschheit im Allgemeinen.
Johannes fährt fort: »Ihr seid aus Gott, Kindlein, und ihr habt sie [die Welt] überwunden, weil der in euch Wirkende größer ist als der in der Welt« (Vers 4). Gott wirkt durch Seinen Geist, der kraftvoller ist als alle bösen Geister, in den Gläubigen. Sie haben die Welt siegreich überwunden, sie bedeutet ihnen nichts mehr, und sie lassen sich nicht mehr von ihr verführen, denn sie sind aus Gott gezeugt und stehen treu zum Wort Gottes.
Es folgen die Verse 5 und 6: »Sie sind aus der Welt, deshalb sprechen sie aus der Welt, und die Welt hört sie. Wir aber sind aus Gott. Wer Gott kennt, der hört uns. Wer nicht aus Gott ist, der hört uns nicht. Aus diesem erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums.«
Wer redet die Wahrheit, und wer verkündigt den Irrtum? Die Welt hört
auf Ihresgleichen. Sie sinnt auf die Dinge des Fleisches und hört nur auf die,
die ihr der Gesinnung des Fleisches gemäß ihre Thesen vortragen, allesamt
leere Verführungen entsprechend der Philosophie und der Überlieferung der
Menschen. Die aus Gott aber hören »uns« - uns, den Apostel Johannes und die
übrigen zwölf Apostel, so wie die Gemeinde der Gläubigen Israels in den
Anfangstagen an der Lehre der Apostel festhielt (Ap.2:42). An der Lehre der
Apostel und damit am geschriebenen Wort Gottes zeigt sich, wer die Wahrheit sagt
und wer lügt.
Heute, in der dem Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen Haushaltung der
überströmenden Gnade Gottes (Eph.3:2; Kol.1:25), in der Gott Sein Wort durch
die Heroldsbotschaft offenbart, mit der Paulus betraut ist (Tit.1:3), ist er der
Lehrer (1.Tim.2:7).
Nach unserer Entrückung wird das gläubige Israel wieder auf die Zwölf
hören. Zu den widerspenstigen Juden hatte der Herr Jesus gesagt: »Wer aus Gott
ist, der hört die Worte Gottes. Ihr hört deshalb nicht, weil ihr nicht aus
Gott seid!« (Joh.8:47). Dem entspricht ein anderes Herrnwort: »Meine Schafe hören
auf Meine Stimme« (Joh.10:27).
Johannes bringt in unserem Schriftabschnitt zum Ausdruck, dass sich
feststellen lässt, wer den Geist der Wahrheit hat, also den Geist Gottes.
Diejenigen nämlich, die im Wort der Apostel ihren Herrn Jesus Christus hören.
Diese sind aus Gott, denn sie kennen Gott. Und wer gehorcht, der hat wirklich
gehört.
Es gibt ein weiteres Merkmal, um die wahren Gläubigen zu erkennen. Johannes nennt es in den Versen 7 und 8: »Geliebte, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der Gott liebt, ist aus Gott gezeugt und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist Liebe.« Gott ist nicht buchstäblich Liebe, sondern Seinem Charakter nach; Er ist voller Liebe; Sein ganzes Handeln ist von der Liebe geprägt, selbst dann, wenn Er richtet. Seine Liebe zu uns gründet in dem, wie Er ist. Wenn ein Gläubiger seine Glaubensgeschwister liebt, so ist dies der Beweis dafür, dass er wiedergezeugt ist und Gott kennt und Ihn liebt. Weil Gott Liebe ist, muss das Vertrautsein mit Ihm Liebe hervorbringen.
So verhält es sich nach dem Evangelium der Beschneidung. Nach dem
Evangelium der Unbeschnittenheit, mit dem Paulus betraut ist (Gal.2:7) und
wonach man allein durch Glauben gerechtfertigt wird, was die reine Gnade
aufzeigt, die heute herrscht, kann man von einem Menschen, der keine Werke tut
und keine Frucht bringt, nicht unbedingt sagen, dass er nicht gläubig sei. Bei
uns heißt es: »Der Herr kennt, die Sein sind« (2.Tim.2:19).
Die Liebe Gottes ist offenkundig, wie Vers 9 sagt: »Darin ist die Liebe Gottes an uns offenbar geworden, dass Gott Seinen einziggezeugten Sohn in die Welt ausgesandt hat, damit wir durch Ihn leben.« Die Liebe Gottes ist an der Dahingabe Seines Sohnes bis hin zum Tod am Fluchholz erkennbar. Nichts Geringeres als diese Liebe ist das Vorbild für die Liebe der Heiligen. Die Erkenntnis dieser Liebe bedeutet zugleich die Erkenntnis des Herzens Gottes und damit Seiner Selbst. Und wer Gott erkannt hat, wird in den beiden kommenden Äonen leben, wie der Herr Jesus sagt: »Das aber ist das äonische Leben, dass sie Dich erkennen, den allein wahrhaften Gott, und den Du ausgesandt hast, Jesus Christus« (Joh.17:3).
In Vers 10 macht Johannes deutlich: »Darin besteht die Liebe, nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass Er uns liebt und Seinen Sohn zur Sühne für unsere Sünden gesandt hat.« Gott allein ist die Quelle der Liebe. Fragen wir nach der Liebe der Menschen zu Gott, dann erhalten wir hier zunächst die Antwort, dass sie Gott nicht geliebt haben. Wenn Gläubige nun aber lieben, so aus der Liebe Gottes.
Die Liebe Gottes schließt die Reinigung von den Sünden ein. Jesus
Christus hat die Sünden gesühnt, das heißt unter Schmerzen abgegolten. Und »wenn
wir unsere Sünden bekennen [dies war und wird nach dem Evangelium der
Beschneidung wieder erforderlich sein], so ist Er treu und gerecht, dass Er uns
unsere Sünden erlässt und uns von jeder Ungerechtigkeit reinigt« (1.Joh.1:9).
Die selbstverständliche Konsequenz aus dieser Liebe Gottes steht in Vers
11 geschrieben: »Geliebte, wenn uns Gott so liebt, sind auch wir schuldig,
einander zu lieben.«
Auf etwas Weiteres macht Johannes uns aufmerksam: »Niemand hat Gott
jemals geschaut; doch wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und Seine
Liebe ist in uns vollkommen geworden« (Vers 12). Gott kann Sich aus den
Menschen zurückziehen; wenn und solange aber die Gläubigen einander lieben,
bleibt Gott durch Seinen Geist in ihnen; und es ist sogar so, dass ihre Liebe
sodann zur Reife gekommen und vollendet ist.
Schauen darf man als ein bewusstes, interessiertes Sehen definieren.
Niemand hat Gott jemals gesehen, heißt es in Joh.1:18, denn Er ist Geist
(Joh.4:24). Gott ist unsichtbar (1.Tim.1:17). Man kann nur Sein Abbild sehen
(Kol.1:15), Seinen Sohn Jesus Christus. Wer aber den Sohn sieht, sieht den Vater
(Joh.14:9).
Und wie weiß man, dass Gott in einem bleibt? Vers 13 gibt die Antwort: »Darin erkennen wir, dass wir in Ihm bleiben und Er in uns: weil Er uns von [aus] Seinem Geist gegeben hat.« Den gleichen Gedanken hatte Johannes bereits in Kapitel 3:24 ausgedrückt: »Wer Seine Gebote hält, der bleibt in Ihm und Er in ihm. Und darin erkennen wir, dass Er in uns bleibt: an dem Geist, den Er uns gegeben hat.«
Durch den Geist Gottes weiß man, dass Gott in uns ist. Durch Seinen
Geist ist Gott in uns. Der Geist Gottes wird auch »heiliger Geist« genannt.
Der heilige Geist ist nicht etwas Drittes neben dem Vater und dem Sohn, sondern
ist Geist aus Gott, der - wie wir bereits hörten - Geist ist. Der heilige Geist
ist ein Teil Gottes Selbst, eine Zuteilung Gottes aus Sich Selbst an die Gläubigen.
Johannes kommt auf die Eingangsworte seines Briefes zurück, wonach er Jesus gesehen und geschaut und mit den Händen betastet hat und sagt in Vers 14, gewissermaßen einem Höhepunkt: »Und wir haben geschaut und bezeugen, dass der Vater den Sohn als Retter der Welt gesandt hat.« Dies darf auch unser Zeugnis sein: Jesus ist der von Gott Gesandte und der Retter der Welt (Joh.3:17), denn Er ist die Sühne nicht nur für die Sünden Israels, sondern für die der ganzen Welt (1.Joh.2:2). Schließlich ist Gott der Retter aller Menschen, vor allem der Gläubigen (1.Tim.4:10), ja das All wird Er mit Sich aussöhnen durch das Blut Seines Sohnes (Kol.1:20).
Nun Vers 15: »Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt
Gott und er in Gott.« Das Bekenntnis, dass Jesus und kein anderer der Sohn
Gottes ist, schließt ein, dass Er der Retter der Welt ist. Ein Bekenntnis ist
ein öffentliches Bezeugen und Stehen zur erkannten Wahrheit. Die Notwendigkeit
des Bekenntnisses zur Rettung unterstreicht auch das Wort unseres Herrn: »Jeder
nun, der sich vor den Menschen zu Mir bekennen wird, zu dem werde auch Ich Mich
vor Meinem Vater in den Himmeln bekennen« (Mat.10:32).
Übrigens war dieses Bekenntnis der erste und grundlegende Inhalt der
Verkündigung des Apostels Paulus, der nämlich wenige Tage nach seiner Berufung
vor Damaskus dort heroldete, dass Jesus der Sohn Gottes ist (Ap.9:20), und drei
Jahre später nach seiner Rückkehr aus Arabien in Damaskus den Nachweis führte,
dass Jesus der Christus ist (Ap.9:22).
Köstlich sind die folgenden Worte: »Und wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und geglaubt. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm« (Vers 16). Welch ein Geschenk Gottes ist es doch, die Liebe Gottes zu erkennen und zu glauben! Welch eine Erfüllung bedeutet dies für die von allerlei Bedrängnis umstellten Menschen.
Gottes innerstes Wesen ist Liebe. In Liebe hat Er den Vorsatz für den
Ablauf der Äonen in Christus Jesus gefasst (Eph.3:11), in Liebe führt Er alles
durch, und Er wird alles vollenden in Liebe und Herrlichkeit in Christus.
Der Apostel Johannes spricht eine weitere, besonders für Israel äußerst wichtige Sache an, nämlich den Tag des Gerichts, der über die Teilnahme am Königreich entscheidet, sowie die Furchtlosigkeit vor dem Gericht, und schreibt in Vers 17: »Darin ist die Liebe bei uns vollkommen geworden, damit wir für den Tag des Gerichts Freimut hätten; denn so wie jener ist, sind auch wir in dieser Welt.« Bei den Briefempfängern, bei denen die Ermahnungen auf fruchtbaren Boden gefallen sind, ist die Liebe vollkommen geworden. Damit sind sie so wie jener, ihr Herr. Wer in vollkommener Weise liebt, ist in diesem Punkt wie Jesus Christus.
Der Tag des Gerichts ist die siebenjährige Endzeit, in der das ungläubige
Israel vom treuen Israel, dem Israel der Auserwählung, geschieden wird. Der Tag
des Gerichts ist die Zeit der schrecklichen Drangsale, die zum Beispiel in Matthäus
24 und dem Buch der Enthüllung Jesu Christi, gewöhnlich Offenbarung des
Johannes genannt, ausführlich geschildert sind. Gottes Zorn und Sein gerechtes
Gericht kommen über Israel und die ganze Welt.
Freimut, Zuversicht und Furchtlosigkeit können dann nur diejenigen
haben, die in vollkommener Weise Liebe üben. Den gleichen Gedanken lasen wir
bereits in Kapitel zwei, Vers 28: »Und gerade nun, Kindlein, bleibet in Ihm,
damit wir, wenn Er offenbart wird, Freimut haben mögen und nicht vor Ihm
zuschanden werden bei Seiner Anwesenheit.«
Mit Vers 18 vertieft Johannes die Thematik: »Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht hinaus, weil die Furcht es mit Strafe zu tun hat. Wer sich aber fürchtet, ist in der Liebe noch nicht vollkommen geworden.« Die Furcht, die jemand haben kann, bezieht sich auf das Gericht. Es ist die Furcht, Strafgerichte erleiden zu müssen. Wer sich fürchtet, hat erkannt, dass seine Leibe noch allerlei Mängel aufweist und er deshalb mit Strafen zu rechnen hat. Ein vollkommen Liebender braucht sich nicht zu fürchten, denn er hat nichts zu befürchten. Was sollte Gott gegen ihn haben?
Was heißt: »Die vollkommene Liebe treibt die Furcht hinaus«? Wer in
der Liebe steht, ist sich des Wohlwollens Gottes bewusst, und selbst der
geringste Gedanke der Furcht ist aus dem Herzen vertrieben.
Nur die vollkommene, reife, kraftvolle Liebe wird in den Tagen des
Gerichts und der Drangsale unerschütterlich stehen bleiben. Den Überwindern
aus Israel (Off.2+3) wird das Königreich auf Erden gegeben werden, und sie
werden Priester Gottes und Christi sein und mit Ihm die tausend Jahre als Könige
herrschen (Off.20:6).
Johannes darf alsdann feststellen: »Wir lieben Gott, denn Er hat uns zuerst geliebt« (Vers 19). Ja, so ist es: Gott gab Seinen Sohn für uns dahin, als wir noch Sünder und Gottesfeinde waren (Röm.5:8). Diese Seine Liebe rief unsere Liebe hervor. Ihm sei der Lobpreis und die Verherrlichung!
Die Verse 20 und 21 schließen das Kapitel vier: »Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, aber seinen Bruder hasst, so ist er ein Lügner; denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann nicht Gott lieben, den er nicht gesehen hat. Und dieses Gebot haben wir von Ihm, dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe.«
Klare und scharfe Worte gebraucht der Apostel Johannes: Wenn die
behauptete Gottesliebe nicht mit der praktizierten Bruderliebe übereinstimmt,
dann ist da ein Lügner. Wer den wahrzunehmenden Bruder nicht liebt, kann den
unsichtbaren Gott nicht lieben. Wenn das eine fehlt, ist auch das andere nicht
vorhanden. Und schließlich betont Johannes, dass die Bruderliebe ein Gebot
Gottes ist. Der Herr Jesus Christus hat es ausgesprochen und gegeben: »Ein
neues Gebot gebe Ich euch, dass ihr einander liebt; so wie Ich euch geliebt
habe, sollt auch ihr einander lieben« (Joh.13:34). »Dies ist Mein Gebot, dass
ihr einander liebt, so wie Ich euch geliebt habe« (Joh.15:12).
Gottesliebe und Bruderliebe gehören zusammen. Beides ist seit Mose vom
Gesetz geboten (5.Mose 6:5; 3.Mose 19:18). Und unser Herr Jesus Christus legte
allen Nachdruck darauf: »Lieben sollst du den Herrn, deinen Gott, mit deinem
ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Denkart. Dieses ist
das große und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: Lieben sollst du
deinen Nächsten wie dich selbst! An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz
und die Propheten« (Mat.22:37-40).
(1. Johannes 5)
Der Apostel Johannes führt in Kapitel fünf zunächst Weiteres zur Liebe und zum Glauben aus (Verse 1-5), widmet sich dann dem Zeugnis Gottes über Seinen Sohn (Verse 6-13) sowie dem richtigen Bitten (Verse 14-17) und schließt den Brief in den Versen 18 bis 21 mit einem Bekenntnis zu dem, der das äonische Leben ist, Jesus Christus.
Johannes schreibt: »Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist aus Gott gezeugt. Und jeder, der den liebt, der ihn gezeugt hat, der liebt auch den, der aus Ihm gezeugt ist« (Vers 1). Jesus ist der Gesalbte, der Messias. Gesegnet ist, wer wie Petrus sagen kann: »Du bist der Christus, der Sohn Gottes!« (Mark.8:29). Jesus ist der Retter aus Sünde und Tod und kein anderer. Wer dies glaubt, ist vom Geist Gottes von oben her gezeugt worden (Joh.3:3). Mögen die Juden mit Petrus auch Folgendes sagen können: »Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns wiedergezeugt hat nach Seiner großen Barmherzigkeit zu einer lebendigen Erwartung« (1.Pet.1:3).
Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass unsere geistliche Erneuerung, die
wir nicht zum zukünftig wiedergezeugten Israel gehören, sondern Glieder der Körpergemeinde
sind (Eph.1:22,23) und in der dem Paulus gegebenen heilsgeschichtlichen
Haushaltung leben (Eph.3:2; Kol.1:25), bildlich als eine neue Schöpfung
bezeichnet wird (2.Kor.5:17). Israel gab es schon einmal, wir aber sind etwas völlig
Neues.
Der für seine Wiederzeugung dankbare Israelit wird den lieben, der ihn
wiedergezeugt hat, nämlich Gott, zugleich aber auch jeden anderen Menschen, der
aus Gott gezeugt ist, denn Gottesliebe und Bruderliebe sind nicht voneinander zu
trennen (Kap.4:20,21). Wer den Vater wirklich liebt, liebt auch dessen Kinder.
Dies kommt auch in Vers 2 zum Ausdruck: »Darin erkennen wir, dass wir
die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und Seine Gebote tun.« Gerade
hatte Johannes am Ende von Kapitel vier den Gedanken ausgesprochen, dass, wer
Gott liebt, auch seinen Bruder liebe. Unser Vers darf als eine Ergänzung dazu
aufgefasst werden. Wer Gott liebt, soll nicht nur auch seinen Bruder lieben,
sondern der liebt unausbleiblich auch die Kinder Gottes. Denn wer Seine Gebote hält,
bleibt in Gott und Gott in ihm (1.Joh.3:24) und hat mithin die Kraft, den Bruder
zu lieben.
Wir hören weiter: »Denn dies ist die Liebe Gottes, dass wir Seine Gebote halten, und Seine Gebote sind nicht schwer; denn alles, was aus Gott gezeugt ist, überwindet die Welt. Und dies ist der Sieg, der die Welt überwindet: unser Glaube« (Verse 3+4). Dies ist die wahre Liebe zu Gott, dass die Heiligen Seine Gebote halten. Gott zu lieben und Seine Gebote zu halten, ist eins. Und diese sind nicht schwer für die aus Gott Gezeugten und daher in der Kraft des Geistes Gottes Wandelnden.
Und wodurch überwinden sie die Welt und erzielen sie den Sieg? Durch den
Glauben. Wie kann der Glaube so kraftvoll sein? Er ist es, denn der wahrhaftige
Gott hat ihn hervorgerufen. Der Glaube an Ihn, Sein Wort und Seine Verheißungen
wird dich kräftigen, trotz des Gespötts der Welt zu Ihm zu stehen, ja dich
selbst unter Todesdrohungen zu dem Herrn Jesus Christus zu bekennen. Auf diese
Weise bist du Sieger! Schließlich ist derjenige in dir, der sagt: »In der Welt
habt ihr Drangsal; doch fasset Mut, Ich habe die Welt überwunden« (Joh.16:33).
Mit der rhetorischen Frage von Vers 5 betont Johannes das bereits Gesagte
nochmals: »Wer aber ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, welcher
glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?«
Jesus Christus ist nicht irgendein Mensch, sondern der Sohn Gottes. Über diese einzigartige Tatsache hat Gott Selbst in dreifacher Weise Zeugnis abgelegt. Dies stellt Johannes in den nächsten Versen eindrücklich dar, damit niemand von falschen Christussen verführt werde.
Wir lesen in Vers 6: »Dieser ist es, der durch Wasser, Blut und Geist
gekommen ist: Jesus Christus - und nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und
im Blut; und es ist der Geist, der Zeugnis ablegt; denn der Geist ist die
Wahrheit.« Der wahre Jesus Christus, der Mittler zwischen Gott und den Menschen
und der Retter, ist der Gekommene, der da unter Israel wandelte - niemand kann
also in Zukunft noch mit Recht auftreten und von sich behaupten, er sei es.
Jesus Christus ist der eine und einzige, der durch die folgenden drei Punkte
unverwechselbar gekennzeichnet und als Sohn Gottes bestätigt ist:
1.
Durch und im Wasser
Bei der Taufe im Jordan hat Gott Sich zu dem Menschen Jesus bekannt,
indem Er Seinen Geist auf Ihn gab und Ihn durch eine Stimme als Seinen Sohn
bezeichnete. Matthäus berichtet: »Dann kam Jesus von Galiläa her an den
Jordan zu Johannes, um Sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber verwehrte es
Ihm und sagte: Ich bedarf, von Dir getauft zu werden, und Du kommst zu Mir? Als
Antwort sagte Jesus zu ihm: Lass es jetzt zu; denn so geziemt es uns, jede
Gerechtigkeit zu erfüllen. Dann ließ er Ihn gewähren. - Getauft stieg Jesus
sogleich aus dem Wasser, und siehe, da öffneten sich ihm die Himmel; er
gewahrte den Geist Gottes wie eine Taube herabsteigen und auf Ihn kommen. Und
siehe, eine Stimme aus den Himmeln sagte: Dies ist Mein geliebter Sohn, an dem
habe Ich Mein Wohlgefallen« (Mat.3:13-17). - Wir merken an, dass Jesus Sich
durch Seine Taufe mit den Sündern solidarisch erklärte.
2.
Durch und im Blut
Nur Jesus hat am Kreuz auf Golgatha als das Lamm, das der Welt Sünde auf
Sich nahm (Joh.1:29), Sein Blut vergossen. Und sowohl vor dem Eintritt Seines
Todes wie auch danach hatte ein Krieger Jesu Seite mit einer Lanzenspitze
durchbohrt und waren Wasser und Blut herausgekommen (Mat.27:49; Joh.13:34).
Somit konnte Johannes in Kapitel 1:7 schreiben: »Das Blut Jesu, Seines
Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.« Und Petrus sagt: »Ihr wurdet nicht mit
Vergänglichem, Silber oder Gold, von eurem eitlen Verhalten nach väterlicher
Überlieferung losgekauft, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines
makellosen und fleckenlosen Lammes, vorhererkannt zwar vor dem Niederwurf der
Welt, geoffenbart aber in der letzten der Zeiten um euretwillen, die ihr durch
Ihn an Gott gläubig geworden seid« (1.Pet.1:18-21).
3.
Durch den Geist
Der Geist Gottes wurde am Pfingsttag des Jahres 32 auf die Gläubigen
ausgegossen, und sie wurden mit ihm erfüllt (Ap.2). Gott, der Geist ist
(Joh.4:24), teilte den Gläubigen von Seinem Geist und damit einen Teil Seiner
Selbst zu. Von da an legte der Geist durch die Heiligen Zeugnis für den Herrn
Jesus Christus ab, und zwar in der Weise, wie es in der Apostelgeschichte
geschildert ist. All die Standhaftigkeit der Apostel sowie ihre Zeichen, Wunder
und Machttaten, die sie in der Kraft des heiligen Geistes vollbrachten, waren
Zeugnisse für die Gottessohnschaft Jesu Christi. So heilten Petrus und Johannes
zum Beispiel einen Gelähmten in der Weihestätte im Namen Jesu Christi und erklärten
dann, dass sie es nicht in eigener Kraft und Frömmigkeit getan haben, sondern
Gott Seinen Sohn mit diesem Geschehen verherrlicht hat (Ap.3:6,12;13).
Damit erfüllte sich das Wort unseres Herrn: »Wenn nun der Zusprecher
kommt, den Ich euch vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom
Vater ausgeht, dann wird derselbe für Mich Zeugnis ablegen« (Joh.15:26). Die
Apostelgeschichte ist der Bericht über das Zeugnis Gottes über Seinen Sohn
Jesus Christus, das Er durch die Wirksamkeit Seines Geistes ablegte.
Johannes betont in Vers 6 den Geist als den, der Zeugnis ablegt, zumal
man das Zeugnis des Wassers und des Blutes nur durch den Geist glaubend erfassen
kann. Und wenn Johannes zur Bekräftigung sagt, dass der Geist die Wahrheit ist,
so in dem Sinne, dass er in alle Wahrheit hinein leitet, die Gläubigen mithin
zur Erkenntnis der Wahrheit des dreifachen Zeugnisses führt (Joh.16:13).
Und wiederum schreibt Johannes: »Denn drei sind es, die Zeugnis ablegen:
der Geist, das Wasser und das Blut, und diese drei zeugen für das eine« (Verse
7+8). Sie zeugen für das eine, nämlich dass Jesus der Sohn Gottes und der
Christus ist. Ihre Zeugnisse sind wahr, denn sie stimmen überein. Nach dem
Gesetz des Mose konnte ein Urteil nur aufgrund der übereinstimmenden Aussage
zweier oder dreier Zeugen gesprochen werden (5.Mose 17:6; 19:15). Der Apostel
bietet dem Gesetz gemäß drei Zeugen auf.
Manche Übersetzungen bringen auf der Grundlage des Textus Receptus, einer im 16. Jahrhundert erfolgten Zusammenstellung verschiedener überwiegend junger Handschriften geringerer Wertigkeit, in den Versen 7 und 8 Einfügungen, die das »Comma (kleiner Abschnitt) Johanneum« genannt werden. Sie finden sich in keiner der überlieferten griechischen Handschriften.
Der Apostel fährt fort: »Wenn wir schon das Zeugnis der Menschen annehmen, so ist das Zeugnis Gottes größer; denn dies ist das Zeugnis Gottes: dass Er betreffs Seines Sohnes Zeugnis abgelegt hat« (Vers 9). Auch wir selbst haben einst das Zeugnis von Menschen angenommen, dass Jesus der Retter ist. Und es wird immer wieder so sein, dass Menschen das Zeugnis von Menschen und insbesondere das geschriebene Zeugnis der Apostel annehmen, die vom Herrn ausdrücklich zu Seinen Zeugen eingesetzt sind (Joh.15:27). Johannes schreibt zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Lanzenstich in Jesu Seite: »Dies hat einer bezeugt, der es gesehen hat; sein Zeugnis ist wahrhaft, und jener weiß, dass er die Wahrheit sagt, damit auch ihr es glaubt« (Joh.19:35). Kraft zum Zeugnisgeben verleiht der heilige Geist, wie aus Apostelgeschichte 1:8 hervorgeht: »Ihr werdet Kraft erhalten, wenn der heilige Geist auf euch kommt; und ihr werdet Meine Zeugen sein: in Jerusalem wie auch im gesamten Judäa und Samaria und bis zur letzten Grenze des Landes.«
Das Zeugnis Gottes aber, nämlich der von Ihm Gesandte und durch Wasser,
Blut und Geist gekommene Christus selbst, ist größer und gewichtiger.
Das Zeugnis Gottes ruft eine der in Vers 10 geschilderten Reaktionen
hervor: »Wer an den Sohn glaubt, hat das Zeugnis in sich selbst. Wer aber Gott
nicht glaubt, der hat Ihn zum Lügner gemacht; denn er hat dem Zeugnis, das Gott
betreffs Seines Sohnes bezeugt hat, nicht geglaubt.« Die Glaubenden haben das
Zeugnis in sich selbst, weil der Geist Gottes Jesus Christus in ihnen
verherrlicht (Joh.16:14). Nichtglaubende drücken indirekt aus, dass Gott
vermutlich gelogen habe. Welch eine ungeheuerliche Verfehlung!
Das Zeugnis in den Gläubigen hat den Sohn zum Inhalt und in dem Sohn das äonische Leben. Davon lesen wir in den Versen 11 und 12: »Und dies ist das Zeugnis: dass Gott uns äonisches Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in Seinem Sohn. Wer den Sohn hat, hat das Leben. Wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.« Die Heiligen wissen also auch, dass sie in den beiden kommenden Äonen leben werden, denn wer den Sohn hat, hat das Leben. Wer den Sohn nicht hat, hat das äonische Leben nicht, sondern wird erst beim Abschluss der Äonen, bei der Vollendung lebendig gemacht werden, wenn er aus dem zweiten Tod erweckt wird (1.Kor.15:22-28; Off.20:14,15). Jesus Christus ist das Leben, und Er gibt allen, für die Er starb, das Leben.
Damit
ihr wisst ...
Warum hat Johannes dies niedergeschrieben? Die Antwort darauf steht in Vers 13: »Dieses schreibe ich euch, damit ihr wisst, dass ihr, die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt, äonisches Leben habt.« Johannes legt Wert darauf, dass die Gläubigen wissen, was sie haben, damit sie innerlich gefestigt sind. Der Apostel Paulus denkt ebenso und vermerkt: »Wir aber erhielten nicht den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, damit wir wissen, was uns von Gott aus Gnaden gewährt ist« (1.Kor.2:12).
Mit Vers 14 schneidet der Apostel nun ein anderes Thema an, und zwar das des richtigen Bittens: »Und dies ist der Freimut, den wir zu Ihm haben, dass, wenn wir etwas nach Seinem Willen bitten, Er uns hört.« Eine richtige Bitte ist eine nach dem Willen Gottes. Dass der Wille Gottes im Himmel wie auf der Erde geschehe, ist ohnehin das Anliegen der Heiligen (Mat.6:10). Niemals beabsichtigen wir, Gottes Willen zu ändern, ist Er doch der allein Weise (Röm.16:27), zudem der alles nach Seinem Ratschluss Bewirkende (Eph.1:11).
Unser Herr Jesus Christus sagte: »Was ihr auch in Meinem Namen bitten
werdet, das werde Ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht werde. Wenn ihr
Mich in Meinem Namen um etwas bittet, werde Ich dies tun« (Joh.14:13,14). Welch
eine gewaltige Zusage für die das Königreich Israels erwartenden Juden, die
die Erfüllung dieses Wortes zum Beispiel bei der Befreiung des Petrus aus dem
Gefängnis durch die Kräfte des zukünftigen Äons erfuhren (Ap.12:3-17;
Heb.6:5).
Voraussetzung für das erhörliche Bitten ist die Kenntnis des Wortes und
damit des Willens Gottes sowie Seiner Gebote, ja nach Kapitel 3:22 das Halten
Seiner Gebote und ein Gott wohlgefälliger Wandel. Die Gebete der Frommen erhört
Gott (Ps.66:19; Spr.15:29; Joh.9:31). »Die Augen Jewes achten auf die Gerechten
und Seine Ohren auf ihr Flehen« (Ps.34:16).
Vers 15 sagt folgerichtig, dass Gott den, den Er hört, auch erhört: »Und
wenn wir wissen, dass Er uns hört, um was wir auch bitten, so wissen wir, dass
das Erbetene schon unser ist, worum wir Ihn gebeten haben.«
In den Versen 16 und 17 geht Johannes auf eine spezielle Bitte näher ein, und zwar die für einen sündigenden Bruder: »Wenn jemand seinen Bruder sündigen gewahrt, eine Sünde, die nicht zum Tode ist, so soll er bitten, und Er wird ihm Leben geben, und zwar denen, die nicht zum Tode sündigen. Es gibt Sünde zum Tode, von jener spreche ich nicht, dass er deshalb ersuchen möge. Jede Ungerechtigkeit ist Sünde, doch es gibt Sünde, die nicht zum Tode ist.« Es ist also eine edle Aufgabe der Fürbitte, für Geschwister, die sündigen, zu bitten, jedoch nicht für solche, die Sünden begehen, die unweigerlich zum Tode führen.
Auf seiner ersten Missionsreise in den Jahren 47 und 48 sagte der Apostel
Paulus im pisidischen Antiochien: »Von allem, von dem ihr im Gesetz des Mose
nicht gerechtfertigt werden konntet, wird in diesem [Jesus] jeder
gerechtfertigt, der glaubt« (Ap.13:39). Im Gesetz des Mose nicht gerechtfertigt
werden konnte man von den Sünden, die mit hoher Hand, das bedeutet absichtlich,
getan wurden, wie geschrieben steht: »Der Priester soll Beschirmung für die
Seele erwirken, die sich irrenderweise vergangen hat durch eine Sünde aus
Irrtum angesichts Jewes ..., und es wird jenem verziehen. Aber die Seele, die es
mit hoher Hand tut, lästert Jewe; jene Seele soll aus der Mitte ihres Volkes
ausgerottet werden, denn das Wort Jewes hat jener verachtet und Sein Gebot
durchlöchert; jene Seele soll ausgerottet, ja ausgerottet werden; ihr Vergehen
lastet auf ihr« (4.Mose 15:28,30,31).
Dies entspricht Hebräer 10:26-31: »Denn wenn wir freiwillig sündigen,
nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit erhielten, bleibt für Sünden kein
Opfer mehr übrig, sondern ein furchtbares Abwarten des Gerichts und der Eifer
des Feuers, das sich anschickt, die Gegner zu fressen. Wenn jemand das Gesetz
des Mose verwirft, muss er ohne Mitleid auf zwei oder drei Zeugen hin sterben.
Eine wie viel ärgere Ahndung, meint ihr, wird jener verdienen, der den Sohn
Gottes niedertritt und das Blut des Bundes für gemein erachtet, in dem er
geheiligt wurde, und damit an dem Geist der Gnade frevelt? Denn wir sind mit dem
vertraut, der sagt: Mein ist die Rache! Ich werde vergelten!, sagt der Herr, und
wieder: Richten wird der Herr Sein Volk! Furchtbar ist es, in die Hände des
lebendigen Gottes zu fallen!«
So war es Ananias und Sapphira bei ihrer verabredeten Lüge im
Zusammenhang mit ihrer Spende aus dem Verkauf ihres Freiackers ergangen; sie
fielen tot um (Ap.5:1-11). Sünden zum Tode müssen mit Steinigung geahndet
werden (5.Mose 22:26) und führen auf jeden Fall dazu, dass man während der zukünftigen
Äonen tot ist und somit im Königreich Israels nicht leben wird.
Zu den Todsünden gehören auch der Abfall von Jesus Christus (Heb.6:4-6)
und der Götzendienst (5.Mose 13:7-12). Bete auch niemand den Antichristus, das
wilde Tier, an, und nehme niemand sein Zeichen an, denn sonst kommt der Zorn und
Grimm Gottes ungemildert über einen solchen Menschen (Off.14:9,10).
Für den Fall irrtümlicher Sünden aber schreibt auch Jakobus, dass man
den Irrenden auf den Weg der Wahrheit zurückführen soll und damit dessen Seele
aus dem Tode rettet (Jak.5:19,20).
Dank über Dank sei Gott, dass wir in der dem Paulus gegebenen
Haushaltung der überströmenden Gnade leben (Röm.5:20; Eph.3:2; Kol.1:25),
allein durch Glauben und nicht nur im Falle der Bewährung und edler Werke von
allen Sünden gerechtfertigt sind (Röm.3:24,28) und uns nichts zur Verurteilung
ist, die wir in Christus Jesus sind (Röm.8:1), ja Gott uns noch nicht einmal
bezichtigt (Röm.8:33). Unverbrüchlich sind wir mit heiligem Geist versiegelt,
sodass wir unsere Rettung nicht verlieren können (Eph.1:13; Röm.8:30).
Der letzte Abschnitt des Briefes ist von der Ermahnung zur Bewahrung vor dem Satan geprägt. Wir lesen die Verse 18 und 19: »Wir wissen, dass jeder, der aus Gott gezeugt ist, nicht sündigt, sondern wer aus Gott gezeugt ist, der bewahrt sich selbst, und der Böse rührt ihn nicht an. Wir wissen, dass wir aus Gott sind und die ganze Welt in dem Bösen liegt.« Es ist normal und selbstverständlich, dass ein aus Gott Gezeugter nicht sündigt (vgl. Kap.3:6,9). Und sollte er dennoch versehentlich eine Ungerechtigkeit begehen, die mithin nicht zum Tode ist, so hat er einen Zusprecher beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten, der ihm nach dem Bekenntnis der Sünden diese erlässt und ihn von jeder Ungerechtigkeit reinigt (Kap.1:9; 2:1).
Ein Mensch aus Gott wird sich vor den Götzen bewahren (Vers 21) sowie
vor jedem bösen Tun, das ihn zu einem Sohn Satans machen würde (Kap.3:10), und
damit vor dem Satan selbst. Diese seine Selbstbewahrung ist zugleich die Erhörung
der Bitte des Herrn Jesus Christus an Seinen Vater, dass Er die Seinen vor dem Bösen
bewahren möge (Joh.17:15).
Die ganze Welt liegt in dem Bösen, in Satans Umklammerung, wurde ihm
doch die Vollmacht über alle Königreiche übergeben (Luk.4:6) und wirkt er
doch in allen Söhnen der Widerspenstigkeit (Eph.2:23).
Wer sich aber bewahrt, der ist für den Bösen nicht angreifbar. Der
Satan rührt ihn nicht an, weil es ja nicht erfolgversprechend wäre. Es kann übrigens
auch sein, dass eine vom Satan inszenierte Anfechtung für einen im Wort Gottes
Gefestigten gar keine Anfechtung darstellt.
Mit den Worten des Jakobus gesagt: »Ordnet euch Gott unter, widersteht
aber dem Widerwirker, und er wird von euch fliehen!« (Jak.4:7).
Der feste Stand gegenüber dem Bösen beruht darauf, dass die Heiligen in dem Wahrhaften sind, in Jesus Christus. Dies verdeutlicht uns Vers 20: »Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes eintrifft, und Er hat uns Einsicht gegeben, damit wir den Wahrhaftigen erkennen. Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in Seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhafte Gott und das äonische Leben.« Welch eine Kräftigung für die Gläubigen zu wissen, dass der Sohn Gottes eintrifft (Präsens; kann nach dem Zusammenhang auch mit »eintraf« wiedergegeben werden) und das Königreich für Israel aufrichtet! Welch ein Segen, Jesus als den wahrhaftigen Sohn des lebendigen Gottes erkannt zu haben und in Ihm zu sein, geistlich aufs engste mit Ihm verbunden! »... ihr in Mir und Ich in euch« (Joh.14:20).
»Dieser ist der wahrhafte Gott und das äonische Leben.« Wie ist dies
zu verstehen? Steht doch in Johannes 17:3 geschrieben: »Das aber ist das
äonische Leben, dass sie Dich erkennen, den allein wahrhaften Gott, und den Du
ausgesandt hast, Jesus Christus.« Wer ist der wahrhafte Gott: Der Vater oder
der Sohn? Es gibt nur einen Gott im absoluten Sinne, den Vater. Der Apostel
Paulus schreibt: »Für uns ist nur einer Gott, der Vater, aus dem das All ist
(und wir sind zu Ihm hingewandt), und nur einer Herr, Jesus Christus, durch den
das All geworden ist (und wir sind es durch Ihn)« (1.Kor.8:6). Und in
1.Timotheus 2:5 heißt es: »Gott ist einer, ebenso ist einer auch Mittler
zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der Sich Selbst für alle
anstatt eines Lösegeldes gab.« Auch 1.Thessalonicher 1:9,10 spricht von dem
wahrhaften Gott und Seinem Sohn.
Gleichwohl darf auch der Sohn als Gott bezeichnet werden, insofern Er in
göttlicher Vollmacht auftritt, die Verfügungsgewalt Gottes ausübend, und Ihn
abbildet (Kol.1:15). El (hebr.) und theos (griech.) bedeutet ja Verfüger,
Platzierer, Unterordner, und in diesem Sinne wird der Satan als »der Gott
dieses Äons« (2.Kor.4:4) und werden sogar Menschen als Götter bezeichnet,
weil sie über andere verfügen, wie denn unser Herr in Johannes 10:34 den Juden
antwortete: »Ist in eurem Gesetz nicht geschrieben (Ps.82:6): Ich sage, Götter
seid ihr?«
Der Apostel Johannes schließt seinen Brief mit den Worten: »Kindlein,
bewahrt euch selbst vor den Götzen!« (Vers 21). Für den, der den Wahrhaftigen
erkannt hat, werden Götzen keine Versuchung sein, denn er hat ja das wahre
Leben, Jesus, den Sohn Gottes.
Höhenstraße
11
65824
Schwalbach a. Ts.
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