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An Geheiligte in Christus Jesus (1.Kor. 1:1-9)

Das Wort vom Kreuz (1.Kor. 1:10-25)

Seht doch nur eure Berufung an (1.Kor. 1:26-31)

Verkündigung in Erweisung des Geistes, der Kraft und der Weisheit 

(1.Kor. 2)

Gottes Mitarbeiter sind wir (1.Kor. 3)

Werdet meine Nachahmer! (1.Kor. 4)

Ein klein wenig Sauerteig (1.Kor. 5)

Ein Geist mit dem Herrn (1.Kor. 6)

Ein jeder nach seiner Berufung (1.Kor. 7:1-24)

Gefallt dem Herrn! (1.Kor. 7:25-40)

Das Verspeisen von Götzenopferfleisch (1.Kor. 8)

Gib dem Evangelium kein Hindernis! (1.Kor. 9:1-18)

Mitteilnehmer des Evangeliums (1.Kor. 9:19-27)

Ausführungen zum 1. Korintherbrief (Kap. 10-16)

 

An Geheiligte in Christus Jesus

(1.Kor.1:1-9)

 Einführung

 

  Wohl um die Jahre 50 und 51 hatte sich der Apostel Paulus auf seiner zweiten Missionsreise, die von 49 bis 51 n. Chr. währte, eineinhalb Jahre lang in Korinth aufgehalten. In dieser Zeit hatte er Priszilla und Aquila kennen gelernt. Der Widerstand und die Lästerungen der Juden hatten zum Bruch mit der Synagoge geführt. Der Synagogenvorsteher Krispus war allerdings zum Glauben gekommen. Dessen Nachfolger Sosthenes, den die Juden vor der Richterbühne Gallios geschlagen hatten, wahrscheinlich auch, denn er war sicherlich derselbe, mit dem zusammen Paulus im Jahre 53 oder 54 auf seiner dritten Missionsreise in Ephesus den ersten Brief an die Korinther schrieb.

  Inzwischen waren viele Missstände in der herausgerufenen Gemeinde zu Korinth eingerissen, die Paulus rügen musste. Die Brüder und Schwestern dort verhielten sich in vielen Punkten fleischlich und keineswegs geistlich. Fleischliches Verhalten aber, also ein Wandel gemäß der alten, stolzen und eigensinnigen Menschheit, verursacht natürlich Hader und Zank, Rücksichtslosigkeit, Lieblosigkeit und andere Sünden. Gott wohlgefällig aber wandelt, wer sich des Wortes vom Kreuz, das heißt seines Mitgekreuzigtseins, der Kreuzigung seines Fleisches, seines alten Menschen, ständig bewusst ist und folglich damit rechnet, der Sünde gegenüber tot zu sein, sowie sich als zusammen mit Christus zu einem Leben für Gott Auferweckten ansieht und in der Kraft des Geistes Gottes in Neuheit des Lebens wandelt – allein aus der Gnade.

  Paulus gebraucht in diesem Brief das Wort »Weisheit« sehr häufig. Die Weisheit besteht aber nicht in der der Griechen, sondern in Christus, und diesem als gekreuzigt. Wer als Mitgekreuzigter sein Fleisch als am Kreuz absolut abgetan erkennt, ist weise und wird ihm keinen Raum mehr gewähren. Diese Lektion hatten die Korinther noch zu lernen.

  Noch etwas Grundsätzliches ist vorauszuschicken: Der Brief ist nicht in der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung/Verfahrensordnung Gottes geschrieben, sondern in der vorangegangenen des Übergangs von der pfingstlichen zur derzeitigen. Insofern sind manche Aussagen noch nicht auf der Stufe der Vollkommenheit, die wir erst im Epheser-, im Philipper- und im Kolosserbrief vorfinden. In jener früheren heilsgeschichtlichen Verwaltung (griech. oikonomia) hatten die Juden aufgrund ihrer Verwandtschaft mit dem Herrn Jesus den Vorrang in den paulinischen Gemeinden. Unter diesem Gesichtspunkt des Fleisches war die Körpergemeinde Christi noch keine Einheit von gleichberechtigten Gliedern. Die Gläubigen aus den Nationen waren noch Gäste und Fremdlinge, sie waren noch keine vollwertigen Mitbürger der Heiligen und Glieder der Familie Gottes (Eph.2:11-22). Heute ist es anders, heute zählen Unterschiede im Fleisch nicht mehr; im Geist - nur das gilt - sind die aus den Nationen zusammen mit denen aus Israel nun gemeinsame Losteilinhaber und eine gemeinsame Körperschaft und gemeinsame Teilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium des Apostels Paulus (Eph.3:6). Eine Anmerkung zu dem Begriff »Losteilinhaber«: Unser Losteil, unser Segens- und Aufgabenbereich, der uns wie durch ein Los zugefallen ist, ist der Himmel. Das Losteil Israels ist die Erde.

 

Durch den Willen Gottes

 

  Die Absender des Briefes sind: »Paulus, durch Gottes Willen berufener Apostel Christi Jesu, und der Bruder Sosthenes ...« (Vers 1). Sosthenes war bereits kurz erwähnt worden; er hatte die Anklage der Juden gegen Paulus vor dem Prokonsul Gallio vertreten. Der hatte die Juden aber abgewiesen, worauf sich ihr Zorn gegen Sosthenes gerichtet hatte (Ap.18:12-17).

  Paulus – war er überhaupt ein Apostel? Die Korinther waren sich darin nicht ganz sicher (1.Kor.9:1; 2.Kor.12:11). Nach den Worten des Petrus konnte nur einer, der die gesamte Zeit des Wirkens Jesu bis zur Himmelfahrt dabei war, Apostel sein (Ap.1:21,22). Doch Gott hatte diesen Mann ausersehen, für die Zeit der Verwerfung Israels eine neue Botschaft zu verkündigen und durch sie eine Gemeinde, die Christi Körper ist, bestehend aus allein durch Glauben Gerechtfertigten aus allen Nationen und bestellt zum Dienst inmitten der Überhimmlischen, aus der Welt herauszurufen. Wir verbringen die beiden kommenden Äonen nicht auf der Erde, sondern inmitten der überhimmlischen Regionen und Geschöpfe.

  Durch den Willen Gottes war Paulus im syrischen Antiochien von den Zwölf abgesondert und zu einem besonderen Werk berufen worden (Ap.13:2). Er hatte sich nicht selbst zum Apostel gemacht. Wer will Gott wehren? (Es gibt ohnehin nur einen Willen im Weltall; das ist der Gottes, der auch die Willensentscheidungen aller Seiner Geschöpfe hervorruft, um Sein herrliches Vollendungsziel in Christus herbeizuführen.) Es hatte Gott wohlgefallen, Paulus zum Apostel (zum Beauftragen) Christi Jesu zu berufen. Die Wortstellung »Christus Jesus« – zuerst der Titel, dann der Name – weist auf die Beauftragung mit einem Evangelium rein geistlichen und überhimmlischen Inhalts durch den zur Rechten Gottes erhöhten Herrn hin. »Apostel Christi Jesu«: das ist wohl der höchste Titel, den ein Mensch führen kann; »in Christus Jesus sein« – die Gläubigen der gegenwärtigen Heilsverwaltung sind es –: das ist dementsprechend die höchste Stellung, die Menschen innehaben können.

 

An Geheiligte in Christus Jesus

 

  Der Brief ist gerichtet »an die herausgerufene Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, an Geheiligte in Christus Jesus, an berufene Heilige samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, der ihr Herr ist wie auch der unsere« (Vers 2). Zu der herausgerufenen Gemeinde in Korinth zählten Juden und Griechen, die dem Evangelium des Paulus glaubten. Dann waren da aber auch Gläubige, die gemäß dem Evangelium der Beschneidung das Königreich Israels erwarteten. Sie sind unter denen zu verstehen, die an jedem Ort, wohl in den Stadtteilen von Korinth und in der ganzen Provinz Achaja (vgl. 2.Kor.1:1), den Namen des Herrn Jesus Christus anrufen, der aller Herr ist.

  Insbesondere aber sind die in Christus Jesus angesprochen; die anderen Gläubigen aber sollen das Evangelium der Unbeschnittenheit ebenfalls kennen, denn Paulus ist beauftragt, alle über den unausspürbaren Reichtum des Christus und die Verwaltung der Gnade zu erleuchten (Eph.3:8,9). Die Korintherbriefe sind an die Körpergemeinde gerichtet, die allerdings wegen des Vorrangs der Juden noch keine einheitliche war. Die Briefe sollen aber auch denen zum Gewinn sein, die nicht zur Körpergemeinde Christi gehören, ebenso wie auch uns jedes Wort Gottes wertvoll ist, auch wenn es uns nicht betrifft. Im Übrigen sollten die Erlasse des Jakobus gemeinsame Mahlzeiten von Juden und Nichtjuden ermöglichen (Ap.15; Gal.2:12).

  Paulus schreibt an »Geheiligte in Christus Jesus«. Diese Formulierung zeigt an, dass etwas vorgegangen ist. Etliche Korinther waren Hurer, Habgierige, Götzendiener, Schimpfer, Trinker oder Räuber gewesen, »doch« – so stellt Paulus in Kapitel 6:11 fest – »ihr habt euch abwaschen lassen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt im Namen unseres Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes – … durch den Geist, nicht durch Wasser. Heilig heißt abgesondert für Gott, Gott angehörend, Gott geweiht.

  Die Korinther sind »berufene Heilige«. Es war Gottes Tat und Geschenk in Gnaden, sie aus der alten Menschheit herauszurufen und in die Gemeinschaft mit Seinem Sohn hineinzuberufen. Sie sind ebenso berufen wie Paulus, berufen zum Dienst des Herrn; und dieser Brief soll dazu beitragen, sie dafür zuzurüsten.

 

Gnade und Friede

 

  Es folgt der Segensgruß des Apostels Paulus: »Gnade sei euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus Mögen die Korinther den Reichtum der Gnade Gottes immer mehr erkennen, damit sie Gott dafür priesen, einander gnadenreich begegneten und die Gnade Antriebskraft und Merkmal ihres Wandels und Dienstes werde. Und mögen die Korinther im Frieden mit Gott, den sie aufgrund ihrer Rechtfertigung durch Glauben haben, den Frieden von Gott im Glauben an Sein weises Allesbewirken erfahren und miteinander Frieden halten.

 

Allezeit dankt Paulus

 

  Diejenigen vor Augen, an die er insbesondere schreibt, kann der Apostel Gott nur danken für die Gnade, die diesen Menschen widerfahren ist: »Allezeit danke ich meinem Gott eurethalben für die Gnade Gottes, die euch in Christus Jesus gegeben ist ...« (Vers 4). Paulus dankt seinem Gott, an dem er mit allen Fasern seines Herzens hängt, der völlig über ihn verfügt und dessen Herrlichkeit und Treue er erfahren hat. Was doch die Gnade aus diesen ehemaligen Sündern und Feinden Gottes gemacht hat! Einst waren sie Finsternis, nun sind sie ein Licht in der Welt voller Dunkelheit. Das Evangelium Gottes über Seinen Sohn war die Kraft für diese erstaunliche Veränderung.

  In Christus Jesus hat Gott ihnen die Gnade gegeben. Gott ist in Christus und handelt durch Ihn, den Mittler. Die Gnade ist im Kreuz Christi begründet, wo das alte Menschentum der Korinther verurteilt wurde; nachdem der Gerechtigkeit auf diese Weise Genüge getan ist, kann sich die Gnade ungehindert und unbeschränkt auf die Auserwählten Gottes als den Vorgezogenen unter den Menschen ergießen. In Christus Jesus leben, in der Gemeinschaft mit Ihm, heißt in der Gnade leben. Dies führt zum Danken und ruft unsere Liebe zu unserem Herrn in uns hervor.

  Allezeit dankt Paulus, sooft er an die Korinther denkt. Und wenn vieles andere seine Aufmerksamkeit fordert, so befindet sich sein Herz doch immer in der Grundhaltung der Dankbarkeit für die ihnen gegebene Gnade. Mögen auch wir nicht vergessen, für die allen Heiligen gegebene Gnade zu danken. Denken wir daran, dass wir zum Lobpreis der Herrlichkeit der Gnade Gottes bestimmt sind (Eph.1:6)!

 

In allem reich gemacht

 

  Paulus fährt fort: »... weil ihr in Ihm in allem reich gemacht seid, in jedem Wort und in jeder Erkenntnis ...« (Vers 5). In Christus Jesus sind sie aus Gnaden in allem reich gemacht worden; sie kennen die Gnade ihres Herrn Jesus Christus, dass Er, wiewohl Er reich ist, um ihretwillen arm wurde, damit sie durch dessen Armut reich würden (2.Kor.8:9). Ihr Reichtum besteht in Ihm, in welchem sich alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis befinden (Kol.2:3). Er erschloss ihnen einen Reichtum in jedem Wort und in jeder Erkenntnis. Sie haben das Wort Gottes, und zudem hat manch einer von ihnen durch den Geist ein Prophetenwort, eine Zungenrede oder ein Wort der Weisheit zugeteilt bekommen. Und sie haben Erkenntnis, denn sie haben das Wort Gottes, und darüber hinaus wurde dem einen oder anderen vom Geist ein Wort der Erkenntnis gegeben (1.Kor.12:8; 13:8).

 

Das bestätigte Zeugnis

 

  Es schließen sich die Verse 6 und 7a an: »... wie auch das Zeugnis des Christus unter euch bestätigt wurde, sodass es euch an keiner Gnadengabe mangelt ...« Zum Reichtum der Korinther in Christus Jesus gehört auch ihr Zeugnis von Christus, das in ihrer Stadt in Wort und Tat verbreitet wurde. Wohl der ganzen Provinz Achaja bezeugten sie Jesus Christus als den Herrn und den Retter von der Sünde und aus dem Tod sowie vor dem Zorn Gottes. Christus hatte sie dazu reich befähigt. Der Beginn des Zeugnisses ist bei Paulus zu finden, der einige Jahre zuvor dort den Juden und den Griechen bezeugt hatte, dass Jesus der Christus ist (Ap.18:5).

  Zu ihrem Reichtum gehört aber auch, dass Gott ihr Zeugnis bestätigte, bekräftigte, beglaubigte, und zwar durch die wahrnehmbaren, ja auffälligen Gnadengaben, die in jener Heilsverwaltung des Übergangs für den Aufbau der herausgerufenen Gemeinden förderlich waren (1.Kor.13:7). Diese »Charismen« werden in den Kapiteln 12 bis 14 ausführlich erörtert. Gott hatte die Verkündigung des Evangeliums, wie es in Hebräer 2:4 heißt, damals feierlich mitbezeugt durch Zeichen wie auch Wunder und mancherlei Machttaten und Austeilungen heiligen Geistes gemäß Seinem Willen.

  Seitdem mit den Vollkommenheitsbriefen, dem Epheser-, dem Philipper- und dem Kolosserbrief, das Wort Gottes zur Reife gebracht ist, zum Vollmaß für unsere Verwaltung, sind diese Gnadengaben abgetan (1.Kor.13:8-12). Die Zeit der Unmündigkeit ist vorbei. Das Wort Gottes ist »vervollständigt« (Kol.1:25). Die Reife ist da. Nun wandelt man durch Glauben und nicht durch Wahrnehmung (2.Kor.5:7).

 

In Erwartung

 

  Der Apostel Paulus schreibt weiter: »... die ihr auf die Enthüllung unseres Herrn Jesus Christus wartet ...« (Vers 7b). Wir stellen fest, dass die Korinther die richtige Ausrichtung hatten. Neben der Gnade ist die Erwartung des Herrn eine weitere Kraft für einen Gott verherrlichenden Wandel. Im Blick auf Seine Anwesenheit und die Beurteilung unserer Werke vor Seiner Preisrichterbühne sieht man von sich selbst ab und setzt man sich für den ein, der für uns starb und auferweckt wurde, um Ihm in allem zu gefallen.

  Unter der »Enthüllung« haben wir die von Johannes geschilderte siebenjährige Zeit der Zornesgerichte Gottes zu verstehen, entsprechend dem Vers acht und dem Evangelium des Apostels Paulus überhaupt warten wir eigentlich aber auf den herrlichen Tag Christi, an dem alle Glieder Seines Körpers verwandelt und zu Ihm hin entrückt werden. Wir sind nicht zum Zorn gesetzt (1.Thess.5:9); wir werden vor dem Zorn gerettet (Röm.5:9). Wir schauen aus nach der Erfüllung der glückseligen Erwartung und dem Erscheinen der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Retters, Jesus Christus (Tit.2:13). Erwarten wir unseren Herrn und Retter wirklich von ganzem Herzen? Harren wir auf den Sohn Gottes aus den Himmeln, der uns aus des Zornes Kommen birgt (1.Thess.1:10)? Sehnen wir uns danach, allezeit mit Ihm zusammen zu sein (1.Thess.4:17)? Lieben wir Sein Erscheinen (2.Tim.4:8)?

  Oder sollten uns unsere eigenen Zukunftspläne hindern, auf Ihn zu harren? Wir können hier auf Erden zwar nicht ohne Pläne sein, dürfen aber wissen, dass alles, was uns hier lieb und wert ist, weit übertroffen wird von der Herrlichkeit, die Gott uns bereitet hat.

  Oder hegen wir wegen der Sünde, die in unseren Gliedern wohnt, Bedenken, unserem Herrn ins Angesicht zu schauen? Rufen wir uns doch wieder in Erinnerung, dass unsere alte Menschheit ihr gerechtes Urteil erhielt und starb, als Er starb. Als in Christi Blut Gerechtfertigte, als Ausgesöhnte und Geliebte begegnen wir Ihm!

  Oder halten wir uns für untauglich für unsere zukünftigen Aufgaben inmitten der überhimmlischen Geschöpfe? Wie können wir so etwas denken! Ist uns doch verbürgt, dass Gott uns zu unserem Losanteil im Licht, für unsere Aufgaben im Himmel, tauglich macht (Kol.1:12).

  Wir werden unseres Herrn Erscheinen zunehmend lieben, je mehr uns inne wird, wie sehr Er uns liebt, denn Er hat Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben. Mögen wir die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus angesichts unserer geistlichen Segnungen inmitten der Überhimmlischen, des Reichtums Seiner Gnade und der herrlichen Vollendung des Heilsratsschlusses Gottes in Christus in der Tiefe unseres Herzens erkennen! Dann werden wir Ihn und Sein Erscheinen lieben.

 

Unbeschuldbar

 

  Es folgt Vers 8: »... der euch auch Stetigkeit verleihen wird bis zur Vollendung, damit ihr am Tage unseres Herrn Jesus Christus unbeschuldbar seid Welch ein Tag für unseren Herrn Jesus Christus, von dem an Er mit all den Seinen inmitten der Überhimmlischen vereint sein wird! Und welch ein Tag für die Korinther, deren mancherlei Fehlverhalten Paulus noch ansprechen wird, denn dieser Tag ist der Tag ihrer Vollendung; auch werden sie dann unbeschuldbar sein.

  Da stellt sich allerdings die Frage: Sind wir denn beschuldbar? Um es sofort klar zu sagen: Vor Gottes Angesicht sind wir unserem Gnadenstande nach Heilige, Makellose und Unbeschuldbare. Was wir auch immer tun mögen: Wir sind und bleiben in Christi Blut Gerechtfertigte und mit Gott Ausgesöhnte. »Wer wird die Auserwählten Gottes bezichtigen? Etwa Gott, der Rechtfertiger? Wer sollte sie verurteilen? Etwa Christus Jesus, der gestorben, ja vielmehr auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist, der Sich auch für uns verwendet (Röm.8:33,34). Aufgrund der überfließenden Gnade Gottes ist uns absolut nichts zur Verurteilung, die wir in Christus Jesus sind (Röm.8:1).

  Wir können aber von Menschen beschuldigt werden. Wenn wir, die wir Gerechtfertigte sind, unsere Glieder nicht der Gerechtigkeit bereitstellen (Röm.6:13), wenn wir, die wir uns des Friedens der Aussöhnung erfreuen, anderen nicht Frieden entgegenbringen, oder wenn wir uns als Heilige nicht heilig und makellos verhalten, sondern unwahrhaftig, ungerecht, lieblos oder ungeduldig handeln, dann sind wir beschuldbar. Unsere Mitmenschen können uns – zwar nicht vor Gott, aber auf der Ebene der Menschen – Schuld vorwerfen.

  In 1.Korinther 1:8 wird uns verheißen, dass unser Herr uns Stetigkeit verleihen wird bis zur Vollendung, damit wir am Tage unseres Herrn Jesus Christus unbeschuldbar sind. Beharren wir im Glauben an diese Gabe der Stetigkeit! Bis zu unserer Entrückung am Tag Christi dürfen wir stetig darin wachsen, das frühere Verhalten abzulegen, die alte Menschheit, und die neue Menschheit anzuziehen, die Gott in Gerechtigkeit und huldvoller Heiligkeit der Wahrheit erschafft. So wird zum Beispiel dies Wirklichkeit bei uns werden: »Alles an Bitterkeit, Grimm und Zorn, alles Geschrei und alle Lästerung sei von euch genommen, überhaupt jedes üble Wesen. Werdet aber gegeneinander gütig und im Innersten wohlwollend, erweist euch gegenseitig Gnade, wie auch Gott euch in Christus Gnade erweist (Eph.4:31,32). Spätestens aber am Tag Christi wird niemand mehr einen Makel an uns finden, denn vor Seiner Preisrichterbühne wird alles zurechtgebracht sein, und wir werden nicht nur dem Gnadenstand nach, sondern durch und durch vollkommen sein.

  Welch eine beglückende Erwartung! Gott ist getreu; wenn Er uns zur Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn, berufen hat (1.Kor.1:9), dann bringt Er uns auch zum Ziel. Mögen wir Ihn heute schon dafür preisen!

  In seinem zweiten Brief wird Paulus den Korinthern nochmals versichern, dass Gott ihnen Stetigkeit verleihen wird, und zwar hineinwachsend in Christus (2.Kor.1:21). Hineingewachsen in Christus, werden sie am Tag Christi untadelig in vollendeter Heiligkeit sein, ebenso wie die Thessalonicher, denen Paulus ebendiesen Gebetswunsch kundtut: »Euch aber lasse der Herr zunehmen und überfließen in der Liebe zueinander und zu allen, gleichwie auch wir sie euch gegenüber erweisen, um eure Herzen zu festigen, damit sie vor unserem Gott und Vater untadelig in Heiligkeit seien in der Anwesenheit unseres Herrn Jesus mit all Seinen Heiligen« (1.Thess.3:12,13).

 

Getreu ist Gott

 

  Die Einleitung seines Briefes abschließend, schreibt Paulus in Vers 9: »Gott ist getreu, durch den ihr auch zur Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn berufen wurdet Wenn auch die Betonung dieses Verses auf dem Gott verherrlichenden Zuruf »Gott ist getreu« liegt, lasst uns dennoch zunächst einen Blick auf unsere Berufung richten. Gott beruft alle Auserwählten, alle zum äonischen Leben Verordneten (Ap.13:48). Er ruft sie aus der Welt heraus – die ekklêsia ist die Herausgerufene – und beruft sie in die Gemeinschaft mit Seinem Sohn hinein. Er berief uns, als Er es uns in Gnaden für Christus gewährte, an Ihn zu glauben (Phil.1:29).

  In der Gemeinschaft mit Christus gibt es keinen Mangel. In Christus Jesus sind wir begnadet und gesegnet, gerechtfertigt und ausgesöhnt, geheiligt und versiegelt; in Ihm sind wir vervollständigt (Kol.2:10) und werden wir verherrlicht werden (Röm.8:30). In inniger Lebens- und Liebesgemeinschaft wachsen wir zu Ihm hin, der unser Haupt ist, Christus. Unsere Berufung zur Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes reicht bis in die Vollendung des Alls hinein, denn wir wirken als Seine Glieder und Seine Vervollständigung an Seiner Aufgabe mit, das All in allem zu vervollständigen (Eph.1:23). Er handelt darin nicht ohne Seine Glieder.

  Getreu ist Gott! Christus wird uns heilig, makellos und unbeschuldbar vor Seinem Angesicht darstellen, indem wir nämlich gegründet und beständig im Glauben beharren und uns nicht fortbewegen lassen von dem Erwartungsgut des Apostels Paulus, nämlich unserer Verherrlichung in Christus bis hin zur Aussöhnung des Alls (Kol.1:22,23).

  Gott ist getreu: Er wird es auch tun! Der Verheißende ist glaubwürdig (Heb.10:23). Er wird uns Stetigkeit verleihen bis zur Vollendung, damit wir am Tag Christi unbeschuldbar sind. Er wird unsere Gemeinschaft mit Christus in unserer Gleichgestaltung mit dem Bild Seines Sohnes zur Vollendung bringen.

  Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei unserem Gott und Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus!

 

 

Das Wort vom Kreuz

(1.Kor.1:10-25)

 

  Zu allererst hatte der Apostel Paulus in seinem Brief an die Korinther für die Gnade Gottes gedankt, die ihnen in Christus Jesus gegeben ist, und für ihren Reichtum in Christus. Sodann hatte er den Blick der Gläubigen auf den Tag Christi, den Tag ihrer Vollendung, gerichtet. Angesichts dieses herrlichen Tages kann er die Heiligen nun ermahnen, fleischliches Verhalten, das dem Herrn nicht zur Ehre gereicht, ja das Kreuz Christi inhaltslos macht, abzulegen.

 

Habt alle denselben Sinn

 

  So schreibt er in Vers 10: »Ich spreche euch nun zu, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle das Gleiche aussagt und keine Spaltungen unter euch seien; lasst euch vielmehr an denselben Sinn und an dieselbe Meinung anpassen!« Des Paulus Zuspruch geschieht nicht kraft eigener Macht, sondern in der Vollmacht des Herrn Jesus Christus. Auch wir heute sprechen im Namen Jesu Christi, wenn wir sagen können: Die Schrift sagt! Da ist nichts in unser Belieben gestellt. Wenn wir sagen, was die Schrift sagt, dann sagen wir alle das Gleiche aus. Daran mangelte es bei den Korinthern. Außerdem gab es Spaltungen unter ihnen. Unterschiedliche Meinungen können schnell zu Spaltungen führen. Spaltungen zeigen eine fleischliche Gesinnung an. Eine Spaltung ist keine Abtrennung, sondern ein Riss, ein Graben innerhalb der Gemeinde.

  Nun sollen sie sich an denselben Sinn und an dieselbe Meinung anpassen lassen. Derselbe Sinn – das kann nur der Sinn des Christus sein. »Wir aber haben den Sinn des Christus«, betont Paulus in Kapitel 2:16. Wer diese Herzenseinstellung hat, ist auf Christus ausgerichtet und damit auf die Einheit Seiner Körpergemeinde, auf die Überwindung der Spaltung, und wird den anderen annehmen. In der Unterordnung unter das Wort Christi werden auch alle zur selben Meinung gelangen, mithin dieselbe Überzeugung äußern.

 

Der Hader der Korinther

 

  »Mir wurde doch von Hausgenossen der Chloe über euch, meine Brüder, offenkundig dargelegt, dass Hader unter euch sei«, schreibt Paulus in Vers 11. »Meine Brüder« – mit Nachdruck wendet sich Paulus an sie. Hader entsteht aus Wortgezänk (1.Tim.6:4). Hader ist ein schwelender Streit, man begehrt innerlich auf und ist miteinander unzufrieden.

  »Ich meine damit dies«, verdeutlicht Paulus in Vers 12,  »dass jeder von euch anders aussagt: Ich stehe zu Paulus! Ich aber zu Apollos! Ich zu Kephas! Ich aber zu Christus!« Da streiten sie sich über die Qualität und den Rang ihrer Lehrer! In vier Gruppen ist diese Gemeinde gespalten! Da gehen welche nur zu den Wortdiensten von Bruder Apollos. Denn der ist hochgebildet und redegewandt. Und wenn er sich nicht in Korinth aufhält, lassen sie nur gelten, was er gesagt hat. Andere haben die überragende Bedeutung des Paulus erkannt und verehren ihn. Personenkult aber ist Paulus zuwider. So fragt er in Kapitel 3:5-7: »Was ist nun Apollos? Was ist denn Paulus? Diener sind sie, durch die ihr zum Glauben gekommen seid; und jeder dient so, wie der Herr es ihm gegeben hat: Ich pflanze, Apollos tränkt, doch Gott lässt es wachsen. Daher ist weder der Pflanzende noch der Tränkende etwas, sondern der es wachsen lässt, nämlich Gott

  Andere stehen zu Kephas. Das sind hier nicht solche, die zum Königreich Israels verordnet sind. Und wenn auch eine Anzahl von Königreichsgläubigen in Korinth leben und Gemeinschaft mit den anderen Gläubigen haben, so sollen zwar auch sie von diesem Brief des Apostels Paulus Kenntnis nehmen, sind aber nicht direkt angesprochen. Gemeint sind die, die der Gemeinde angehören, deren Grund Paulus gelegt hat (Kap.3:10), und Gläubige in Christus Jesus sind, Glieder des Körpers Christi. Dass die jüdischen Glieder der paulinischen Gemeinde Petrus für den in allen Fragen kompetenten Apostel halten, kann man durchaus verstehen, hat er doch den Herrn gesehen. Paulus zwar auch, aber das war ihnen wohl nicht bewusst (Kap.9:1).

  Die vierte Gruppe steht zu Christus; sie lehnen vermutlich jede menschliche Autorität ab und verkennen somit, dass Christus Menschen zu Aposteln und Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrern eingesetzt hat. Sie ordnen sich folglich niemandem unter, weshalb Paulus ihnen in Kapitel 16:16 zuspricht, sich allen, die Dienst an den Heiligen tun, und jedem Mitarbeiter, der sich abmüht, unterzuordnen.

  Die vier beschriebenen Einstellungen haben zu den Spaltungen geführt.

 

Christus ist nicht zerteilt

 

  Scharf fragt der Apostel in Vers 13: »Ist der Christus denn zerteilt worden Wer die Gemeinde, den Körper Christi, spaltet, zerteilt den Christus!

  Könnte eine Zerteilung des Christus aber auch darin bestehen, dass man zwischen dem Evangelium des Paulus und dem der Zwölf unterscheidet? Nein, denn Paulus ist nach Gottes Willen mit dem Evangelium der Unbeschnittenheit betraut ebenso wie Petrus mit dem der Beschneidung (Gal.2:7). Nach Gottes Vorsatz gibt es also eine Körpergemeinde Christi, bestehend aus allein durch Glauben Gerechtfertigten aus allen Nationen, bestimmt zum Dienst inmitten der Überhimmlischen, und zukünftig ein gläubiges Israel, gerechtfertigt durch Glauben und Werke (Jak.2:24), bestellt zum Segen für alle Nationen auf Erden.

  Es dürfte völlig selbstverständlich sein, was Paulus weiter schreibt: »Nicht Paulus wurde für euch gekreuzigt! Oder seid ihr etwa in den Namen des Paulus getauft worden? Ich danke Gott, dass ich niemand von euch getauft habe außer Krispus und Gajus, sodass keiner sagen kann, dass ihr in meinen Namen getauft seid. Doch ja, ich habe auch die Hausgenossen des Stephanas getauft. Im Übrigen weiß ich nicht, ob ich noch irgendeinen anderen taufte« (Verse 13-16).

 

Paulus hat keinen Taufauftrag

 

  Es folgt die Feststellung in Vers 17: »Denn Christus hat mich nicht beauftragt zu taufen ...« Es findet sich nirgendwo eine Andeutung, dass Paulus einen solchen Auftrag erhalten hätte. Die Zwölf dagegen waren ausdrücklich beauftragt zu taufen (Mat.28:19). Wieso hatte Paulus dennoch getauft? Solange er in der früheren Heilsverwaltung noch in der Kraft der Zeichen und Wunder am Königreichsevangelium diente und die Nationengemeinden Israel noch untergeordnet waren, konnte er aufgrund des an Israel ergangenen Befehls als Priester des Evangeliums Gottes taufen (Röm.15:16-19).

  Wenn wir unseren Blick nun aber auf das dem Paulus enthüllte Evangelium richten, dann erkennen wir, dass die Taufe, dieser Ritus am Körper, dem Fleisch eine Stellung vor Gott verleihen würde. Genau dies aber widerspricht dem Wort vom Kreuz, wonach das Fleisch völlig abgetan ist. Eigenes Tun würde der vollkommenen Tat Christi am Kreuz nur Konkurrenz machen. Wenn wir uns taufen ließen, würden wir auch die völlige Genügsamkeit des Glaubens unterhöhlen; wir wären nicht allein durch Glauben gerechtfertigt und würden die Kraft des Glaubens nur abgeschwächt erfahren.

 

Nicht in Wortweisheit

 

  Vers 17 lautet weiter: »... sondern das Evangelium zu verkündigen, und das nicht in Wortweisheit, damit das Kreuz des Christus nicht inhaltslos werde Das Evangelium und das Kreuz sind gleichzusetzen, denn das Evangelium ist eine Gotteskraft zur Rettung für jeden Glaubenden (Röm.1:16) ebenso wie das Wort vom Kreuz Gottes Kraft ist (1.Kor.1:18). Die Kreuzigung der alten Menschheit und ihre Rettung durch Jesus Christus allein aus Gnaden, ohne Werke, ohne eigenes Mittun – das ist das dem Paulus enthüllte Evangelium, das ist die uns angehende Frohbotschaft.

  Möge unsere Verkündigung dieses Evangeliums nicht in Wortweisheit erfolgen, also nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit (2:4). Das Evangelium des Apostels Paulus ist nicht menschengemäß (Gal.1:11); es entspricht nicht der menschlichen Denkweise. Die Wortweisheit der Menschen steht im Gegensatz zur Weisheit Gottes. Und die Wortweisheit, und zwar nicht nur die, die bei Gezänk und Rechthaberei zutage tritt, sondern auch bei schönen und gebildeten menschengemäßen Reden, zerredet das Kreuz des Christus. Inhaltslos wird es dann, das heißt seiner Kraft beraubt. Spaltungen und Streitereien wie auch eine Evangeliumsverkündigung in menschengemäßer Überredungskunst entleeren das Kreuz seines Inhalts; es wird gar nichts mehr davon sichtbar, sodass es sich nicht mehr auswirken kann.

 

Das Wort vom Kreuz

 

  Nun schreibt der Apostel Paulus: »Denn das Wort vom Kreuz ist zwar denen, die umkommen, eine Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft« (Vers 18). Das Wörtchen »denn« verknüpft die Verse 17 und 18 in dem Sinn, dass das Kreuz des Christus auf keinen Fall durch was auch immer in seiner Aussagekraft abgeschwächt werden darf, weil es uns Gottes Kraft ist. Wir wären kraftlos, wenn nicht das Wort vom Kreuz in uns leben würde, sondern menschliche Wortweisheit. Wer sich vor Gott auf Werke oder Rituale stützt, ist schwach. Schätzen wir aber im Glauben das Wort vom Kreuz, so sind wir gekräftigt.

  Heißt es nicht aber in 2. Timotheus 2:1, dass die Gnade es ist, die uns kräftigt? Ja; dies aber liegt auf derselben Linie. Wenn wir nämlich erkannt haben, dass das Kreuz unsere alte Menschheit zu Tode gebracht hat, sodass wir Gott nichts Eigenes mehr darzubringen suchen, dann leben wir völlig aus der Gnade und bringen Gott zu Seinem Wohlgefallen nur dar, was Er in uns gewirkt hat; und dann sind wir kraftvoll. Nichts ist aus uns– alles ist Gnade; deshalb ist alles unverrückbar und stehen wir fest.

  Das Wort vom Kreuz besagt, dass unsere alte Menschheit, die am Kreuz schmählich abgetan wurde, nichts zur Rettung und auch nichts zu einem Gott wohlgefälligen Wandel beitragen kann. Alles ist Gnade, und nur sie kräftigt uns zu rechtem Wandel und Dienst.

  Von der Mitkreuzigung unserer alten Menschheit zusammen mit Christus lesen wir insbesondere in Römer sechs. Dort wird unsere Kreuzigung unter dem Gesichtspunkt der Sünde behandelt, dass nämlich der Körper der Sünde dadurch, dass wir in Jesu Tod mit hineingenommen sind, unwirksam gemacht werde und wir der Sünde nicht mehr versklavt seien, dass wir von der Sünde gerechtfertigt sind sowie nun der Sünde gegenüber tot sind und als zusammen mit Christus Auferstandene jetzt aber für Gott leben in Christus Jesus, unserem Herrn. In 1.Korinther eins geht es eher um unsere grundlegende Rettung zum äonischen Leben durch das Evangelium, das das Wort vom Kreuz zur Grundlage hat. Am Kreuz ist alles für uns vollbracht worden und auch alles an uns geschehen, was notwendig war, nämlich unsere Mitkreuzigung. Mögen wir darum von eigenen Leistungen absehen und unsere in jeder Weise sichergestellte Rettung als durch unseren Retter allein geschehen ansehen.

 

Das Wort vom Kreuz ist uns gegeben

 

  Durch das Wort vom Kreuz unterscheidet sich das uns angehende Evangelium von dem der Zwölf. Die Grundlage beider Evangelien ist Jesus Christus, bei Israel jedoch als Opfer zur Sühnung (oder Beschirmung) der Sünden in Erfüllung des Opferrituals des Mose. Das Glaubensgut Israels kennt aber das Mitgekreuzigtsein der alten Menschheit überhaupt nicht. Keiner der zwölf Apostel hat das Kreuz verkündigt, sondern nur Christi Opfertod, den Tod des Lammes, von den Menschen willkommen geheißen und Gott wohlgefällig. Das Kreuz aber wird von den Menschen verachtet und von Gott verflucht. Indem aber hierdurch der Tod der alten Menschheit erreicht und der Gerechtigkeit Gottes völlige Genüge getan wurde, ist alles in vollkommener Weise vollbracht worden. Als Christus starb, starben alle (2.Kor.5:14). Den Gewinn daraus haben zunächst nur die Glaubenden (Röm.3:22). Aufgrund dieser Tatsache des Todes der alten Menschheit konnten wir nach dem Evangelium des Apostels Paulus allein aus Gnaden gerechtfertigt und mit Gott versöhnt werden.

  Das nicht mitgekreuzigte und damit noch nicht in das Vollkommene geführte Israel aber kennt keine Rechtfertigung allein durch Glauben und eine Versöhnung ohnehin nicht; man sucht bei dem auserwählten Volk deshalb neben dem Glauben auch Werke zur Bestätigung ihrer Berufung (2.Pet.1:10). Sie haben nicht die reine Gnade, denn bei ihnen ist das Absolute des Kreuzestodes zusammen mit Christus noch nicht wirksam. Sie sind noch keine neue Schöpfung in Christus.

  Nochmals ein Blick auf Vers 18. Uns, die wir gerettet werden, ist das Wort vom Kreuz Gottes Kraft. Denn das Kreuz garantiert unsere Rettung. Da dies feststeht, haben wir einen festen Stand. Irgendwelches menschliche Zutun wäre immer mit Unsicherheiten behaftet. Da wir uns aber auf Christus verlassen, der unsere Rettung am Kreuz ein für allemal errungen hat, haben wir die völlige Gewissheit unserer Rettung und Freude und Frieden in heiligem Geist. Nun rühmen wir uns in Erwartung der Herrlichkeit Gottes.

 

Die Weisheit dieser Welt

 

  Denen aber, die umkommen – vor dem großen, weißen Thron –, ist das Wort vom Kreuz eine Torheit. Indem sie dies so beurteilen, ist offenbar, dass ihre Weisheit nichtig ist, wie Vers 19 sagt: »... denn es steht geschrieben: Ich werde die Weisheit der Weisen zunichte machen und den Verstand der Verständigen verwerfen Auf alle Weisen dieser Welt bezieht Paulus dies. In Jesaia 29:14 ist es vom Volk Israel gesagt. War denn aber die Weisheit Israels nicht in den heiligen Schriften gegründet? Leider nicht, denn wir lesen in Jesaia 29:13, dass dieses Volk Jewe mit seinen Lippen verherrlicht, ihr Herz jedoch fern von Ihm ist, sodass ihre Furcht vor Jewe wie ein Gebot menschlicher Lehre wurde. Ihre Gottesfurcht war nichts anderes als ein angelerntes Menschengebot. Die Bibel nur zu lesen, genügt also nicht; der Geist Gottes muss sie ihnen lebendig machen, der Glaube muss hinzukommen.

  Vers 20 lautet: »Wo ist der Weise? Wo der Gebildete? Wo ist der Fragensteller dieses Äons? Macht nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit Ja, wo sind die Großen dieser Welt geblieben? Ihre Weisheit erwies sich nach wenigen Jahrzehnten als dürftig und folglich verbesserungsbedürftig, und so edel ihre Aufrufe zum guten und gerechten Tun auch waren, sie blieben dennoch kraftlos, weil sie die Hauptfragen der Menschen nicht lösten, die der Sünde und des Todes, und weil sie Gott außer Acht ließen und den Weg der Rettung – das Kreuz – nicht kannten. »Gezählt, gewogen und zu leicht befunden.« In Römer 1:21,28 schreibt der Apostel Paulus in diesem Zusammenhang: »Weil sie, Gott kennend, Ihn nicht als Gott verherrlichen oder Ihm danken, sondern in ihren Folgerungen eitel wurden, ist auch ihr unverständiges Herz verfinstert ... Und so wie sie es nicht als bewährt erachteten, Gott in Erkenntnis zu haben, hat Gott sie in ihren unbewährten Denksinn dahingegeben, das zu tun, was sich nicht gebührt.«

  Gott macht alle Weisheit dieser Welt zur Torheit, weil sie Gott vergisst. Eine Weisheit ohne Gott, ohne die Realität, ohne den Urheber und Vollender, ist eine ausgesprochene Torheit. Doch zuerst müssen die Menschen mir ihrer vermeintlichen Weisheit zuschanden werden, damit diese Erfahrung sie für das Wort Gottes öffne, für das Kreuz, die Weisheit Gottes.

 

Die Torheit der Heroldsbotschaft

 

  Paulus fährt fort (Vers 21): »Denn weil (in der Weisheit Gottes) die Welt in ihrer Weisheit nun Gott nicht erkannt hat, befand es Gott als gut, durch die Torheit der Heroldsbotschaft die zu retten, die glauben Der stolze Mensch erkennt Gott nicht, und dies muss nach Gottes Weisheit so sein, denn nur der Demütige ist empfänglich für die Erkenntnis Seines gnadenreichen Herzens.

  Gottes Weg der Rettung besteht im Evangelium des Apostels Paulus, in der Heroldsbotschaft, die das Kreuz zum Inhalt hat. Gerettet wird, wer sie hört und glaubt (Eph.1:13). Hören und glauben – einfacher geht es nicht; doch die Welt kann nicht fassen, dass es so einfach sein soll. Dass Gott in Seinem Sohn am Kreuz Selbst alles zur Lösung aller Probleme getan hat – das kann der Mensch nicht begreifen, weil er selbst einen Beitrag zu seiner Erlösung leisten will. Dass am Kreuz die alte Menschheit verurteilt wurde – das will sie nicht hören. Das Kreuz ist es zugleich, das alle Schleusen der Gnade Gottes öffnet. Weil der Eine in Seinem Gehorsam bis zum Kreuzestod für sie alle eintrat, deshalb kann Gott ihnen allen das Leben geben. Doch sich aus Gnaden etwas schenken lassen – das will die Menschheit in ihrer Eitelkeit nicht.

  Sie will Zeichen und Weisheit, wie Paulus in den Versen 22 und 23 hervorhebt: »Weil ja doch die Juden Zeichen fordern und die Griechen Weisheit suchen, herolden wir dagegen Christus als gekreuzigt, für die Juden etwas Anstoßerregendes, für die Nationen eine Torheit Zeichen fordern die Juden – und dann wollen sie in Selbstherrlichkeit entscheiden, ob sie diese als Beweis für die Gottessohnschaft Jesu gelten lassen können. Nachdem die Ablehnung Jesu durch Sein Volk offenkundig geworden war, tat der Herr keine Zeichen mehr vor ihnen. Das Zeichen aber, das ihnen gegeben wurde, war keines, wonach sie gefragt hatten; nur der Glaubende kann es anerkennen, nämlich das des Jona: »... denn ebenso wie Jona drei Tage und drei Nächte im Leib des Seeungeheuers war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein« (Mat.12:40; 16:4).

  Zeichen und Wunder, die Gott gibt, hatten sehr wohl ihre Berechtigung und Bedeutung, doch dem Fordern der Ungläubigen gibt Paulus nicht nach, sondern er verkündigt das Evangelium, die Kraft Gottes zur Rettung eines jeden Glaubenden.

  Mithin verkündigt er Christus als gekreuzigt. Das aber ist für die Weisheit suchenden, Weisheit nach ihren Maßstäben begehrenden Nationen eine Torheit; ein Gehenkter - was soll das? Ein gekrönter Messias muss es sein, der in Herrlichkeit vom Himmel herabsteigt und allen Glück und Frieden gibt. Dies wird zwar auch geschehen, doch mussten zuerst die Hauptprobleme der Menschheit, nämlich die Sünde und der Tod überwunden werden – eben durch den Gekreuzigten.

  Den Juden – denen unter ihnen, die diesem Weg Gottes nicht vertrauen – ist ein Gekreuzigter vollends ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Strauchelns (Jes.8:14; Röm.9:33; 1.Pet.2:8). Denn verflucht ist jeder, der am Holz hängt, sagt ihr Gesetz (5.Mose 21:23). So erkannten nur wenige von ihnen, dass Jesu Sühneopfer die Vergebung ihrer Sünden ermöglicht.

 

Der Gekreuzigte ist unsere Kraft und Weisheit

 

  In den Versen 24 und 25 kommt der Apostel Paulus zu der Aussage: »Ihnen aber, den Berufenen, Juden wie auch Griechen, herolden wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das scheinbar Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das vermeintlich Schwache Gottes ist stärker als die Menschen Was in Gottes Handeln töricht und schwach zu sein scheint, erweist sich bei rechter Betrachtung als Kraft und Weisheit. Die Berufenen, Juden wie auch Griechen, wissen es. Ihnen verkündigt Paulus – und das ist auch der rote Faden in den Korintherbriefen – Christus als Gottes Kraft und Weisheit. In dieser Kraft und Weisheit leben sie. Darin leben auch wir, denen der Gekreuzigte auch immer wieder verkündigt wird.

  Christus ist uns Gottes Kraft. In der Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes, Jesus Christus, unserem Herrn, erfährt man Seine Kraft am inwendigen Menschen. Nicht mehr auf uns und unsere Schwachheit blickend, sondern im Glauben an den Gekreuzigten und Auferstandenen lebend, spricht uns Sein Wort kraftvoll zu, ermutigt uns und macht uns zuversichtlich, ja wandeln wir als Mitauferstandene in Seiner Kraft, in Neuheit des Lebens, als Gerechtfertigte und Ausgesöhnte, als Heilige und Geliebte. Wer so überaus geliebt wird, ist kraftvoll.

  Christus ist uns Gottes Weisheit. Wenn Seine Gesinnung in uns ist, sind wir weise, denn diese Demut geziemt uns. So sei nun diese Gesinnung in uns, die auch in Christus Jesus ist: der, als Er in der Gestalt Gottes war, es nicht für ein Rauben erachtete, ebenso wie Gott zu sein; sondern Er entäußerte Sich Selbst, nahm die Gestalt eines Sklaven an, wurde den Menschen gleichgestaltet und in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden; Er erniedrigte Sich Selbst und wurde gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod (Phil.2:5-8).

  Überwältigt von dieser Liebestat für alle, haben wir als Mitgekreuzigte Anteil an dem, was Gott an Ihm getan hat, und huldigen Ihm heute schon, wie es einmal alle tun werden: »Darum hat Gott Ihn auch überaus hoch erhöht und Ihn mit dem Namen begnadet, der über jedem Namen ist, damit in dem Namen Jesu sich jedes Knie beuge, der Überhimmlischen, Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge huldige: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters« (Phil.2:9-11).

 

 

Seht doch nur eure Berufung an

(1.Kor.1:26-31)

 

Der Apostel Paulus hat im Zusammenhang mit dem Wort vom Kreuz dargelegt, dass Gott die Weisheit dieser Welt als Torheit erweist, weil der Mittelpunkt ihres Denkens nicht Christus, der Gekreuzigte, ist. Paulus heroldet Christus als gekreuzigt und damit die Weisheit Gottes, doch dies ist für die Juden etwas Anstoßerregendes und für die Nationen eine Torheit. Dennoch kommt der Apostel der Forderung der Welt nach einem mächtigen und strahlenden Gott nicht nach, der alle mit Wohlstand und Glück überschüttet, sondern er verkündigt den, der Sich Selbst Seiner Herrlichkeit entäußert und erniedrigt hat, den schwachen, den gekreuzigten Christus, denn gerade in diesem erweist sich die wahre Weisheit und die wahre Kraft, denn in Ihm werden die Grundprobleme der Menschheit, die Sünde und der Tod, gelöst. Christus ist Gottes Kraft und Gottes Weisheit, gesetzt zum Segen der Menschen wie des gesamten Alls.

Wen Gott beruft

 

Die Tatsache, dass unser Gott und Vater diesen von der Welt gering geschätzten, ja als töricht angesehenen Weg geht, wird unter anderem auch daran sichtbar, dass Er nicht die Großen dieser Welt berufen hat - seht euch doch in eurer Gemeinde um, liebe Geschwister -, sondern die Schwachen, die Armen, die Verachteten.

Wie der Apostel Paulus in Vers 26 schreibt: »Seht doch nur eure Berufung an, Brüder; da sind nicht viele Weise dem Fleische nach, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme ...« Seht euch an, geliebte Brüder und Schwestern, wen Gott auserwählt und berufen hat. Nicht die Oberen dieses Äons. Die dem Fleische nach Weisen, die nach menschlichen Maßstäben Mächtigen und Vornehmen sind deutlich in der Minderheit. Mithin dürfte auch niemand auf den Gedanken kommen, dass die Menschen irgendwelche Voraussetzungen mitbringen müssten, um berufen zu werden. Das wäre der Gnade völlig zuwider. Es besteht keine Beziehung zwischen menschlicher Leistung oder dem Charakter eines Menschen und der Gnade. Denn in der Gnade sind wir Gerettete, in der reinen Gnade, in der absoluten Gnade, durch Glauben, und dies ist nicht aus uns, sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme. Denn wir sind Sein Tatwerk, erschaffen in Christus Jesus (Eph.2:8-10). In 2.Timotheus 1:9-11 lesen wir dazu: »Gott hat uns gerettet und berufen mit heiliger Berufung, nicht nach unseren Werken, sondern nach Seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor äonischen Zeiten gegeben ist, nun aber durch das Erscheinen unseres Retters Christus Jesus offenbart wird, der den Tod aufhebt und dafür Leben und Unvergänglichkeit ans Licht bringt durch das Evangelium, für das ich als Herold, Apostel und Lehrer der Nationen eingesetzt wurde.« Unseres Gottes und Vaters heilige Berufung, die wir erfahren haben, wurzelt in Seinem eigenen, in Christus Jesus vor den Äonen gefassten Vorsatz, der völlig von der Gnade durchdrungen war. Auf dieser Grundlage erwählte Er uns vor dem Niederwurf der Welt, bestimmte uns zum Sohnesstand vorher und berief uns sodann in diesen Erdentagen in die Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn (1.Kor.1:9; Eph.1:4,5).

Dass Gott nach Seinem Gnadenvorsatz auserwählt oder zuvor erkennt, das heißt zuvor ins Auge fasst, und auch eine Bestimmung damit verbindet und uns sodann beruft, geht auch aus Römer 8:28-30 hervor: »Wir aber wissen, dass Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt - denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind. Denn die Er zuvor erkannte, die hat Er auch vorherbestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit Er der Erstgeborene unter vielen Brüdern sei. Die Er aber vorherbestimmt, diese beruft Er auch; und die Er beruft, diese rechtfertigt Er auch; die Er aber rechtfertigt, diese verherrlicht Er auch Es war somit Gottes souveränes Handeln allein, das uns zu Berufenen machte. Dieser Gnade rühmen wir uns.

Wer zuschanden wird

 

Im folgenden Vers 27 drückt Paulus aus, wen Gott erwählte und zu welchem Zweck dies im Zusammenhang mit seinem Thema geschah: »... sondern das Törichte der Welt erwählt Gott, damit Er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt erwählt Gott, damit Er das Starke zuschanden mache Dass die Weisen und Starken dieser Welt aus der Sicht Gottes zuschanden geworden sind, ist zwar nicht für jedermann offensichtlich, aber wenn einmal alles offenbar wird, werden alle erkennen, was wir bereits verstanden haben, dass nämlich ein minderbegabter Auserwählter, der Gott alles glaubt, damit weiser ist als ein Intelligenter, der Gott aus seinem Leben ausschließt.

Im Königreich Israels wird es nicht anders sein. »Hört, meine geliebten Brüder«, schreibt der Apostel Jakobus in Kapitel 2:5, »hat nicht Gott die Armen dieser Welt zu Reichen im Glauben und Losteilinhabern des Königreichs erwählt, das Er denen verheißen hat, die Ihn lieben?« Und was sagte der Hausherr zu seinem Sklaven, der zu einem großen Festmahl eingeladen und nur Entschuldigungen zu hören bekommen hatte? »Geh schnell hinaus auf die Plätze und Gassen der Stadt und führe die Armen und Krüppel, die Blinden und Lahmen hier herein (Luk.14:21).

Die Tatsache unserer Schwachheit dient auch dazu, dass wir uns der Außerordentlichkeit der Enthüllungen, die der Apostel Paulus uns bekannt machte, nicht überheben, dass wir demütig bleiben und in unserer Begrenztheit die Kraft Christi erfahren. »Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht«, hatte der Herr Paulus auf dessen Bitte um Wegnahme seines Leidens geantwortet. Doch dies ist nicht der Schwerpunkt unseres Schriftabschnitts.

Kein Fleisch kann sich vor Gott rühmen

 

Wiederum führt der Apostel Paulus in den Versen 28 und 29 aus: »Das Niedriggeborene der Welt und das von ihr Verschmähte erwählt Gott, ja das, was bei ihr nichts gilt, um das abzutun, was bei ihr etwas gilt, damit sich überhaupt kein Fleisch vor den Augen Gottes rühmen könne.« Teil der Berufung der Gemeinde ist es, der Welt das Handeln Gottes anschaulich zu machen, der Sich nämlich der Niedrigen und Verachteten erbarmt, wodurch die Vorzüge der Großen als bedeutungslos erkannt werden können. Es stimmt: Wir gelten nichts in der Welt; das spricht für die Gnade und lässt keinerlei Raum für irgendwelchen Ruhm des Fleisches. »Umsonst gerechtfertigt in Seiner Gnade durch die Freilösung, die in Christus Jesus ist ... - wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen (Röm.3:24,27).

Sucht denn nicht aber jeder Personalchef die besten Mitarbeiter für seine Firma zu gewinnen? Wollte Gott so handeln, würde das Wort vom Kreuz inhaltslos, kraftlos, wirkungslos. Die Kraft des Evangeliums liegt nicht in der Intelligenz des Redenden, nicht in der Überzeugungs- und Redekunst, sondern im Wort selbst, das ein einfacher Mensch in einfacher Weise weitersagen kann. Wohl sollen Evangelisten, Hirten und Lehrer das Wort Gottes verständlich erklären können, aber doch nur in Unterordnung unter das Wort, denn nur das Wort Gottes ist lebendig und wirksam (Heb.4:12). - Im Übrigen: Gerade wir sind es, die am besten zu Mitarbeitern Gottes geeignet sind, denn Gott will in den kommenden Äonen ja doch Seine Gnade inmitten der Überhimmlischen darstellen (Eph.2:7).

Aus Gott aber sind wir in Christus Jesus

 

Mit den Versen 30 und 31 kommt der Apostel Paulus nun zum Gott verherrlichenden Höhepunkt unseres Schriftabschnitts: »Aus Ihm aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott her zur Weisheit gemacht worden ist, wie auch zur Gerechtigkeit, Heiligung und Freilösung, damit es so sei, wie geschrieben steht: Wer sich rühmt, der rühme sich im Herrn!« Aus Ihm, aus Gott ist das All. Er ist es, der das Nicht-Seiende wie Seiendes ruft (Röm.4:17). Es gibt nur den Einen, den Vater, aus dem alles ist. Da ist nichts aus uns selbst. Dies ist den Korinthern aber keineswegs klar, und sie verhalten sich somit auch fleischlich, weshalb Paulus sie in Kapitel 4:7 fragt: »Was hast du aufzuweisen, das du nicht erhalten hättest? Wenn aber auch du es erhieltest, was rühmst du dich, als ob du nichts erhalten hättest

Gott handelt durch den Herrn, den Mittler, den Einen, Jesus Christus; so ist das All durch Ihn geworden (1.Kor.8:6), und so sind auch die Äonen durch Ihn gemacht (Heb.1:2). Schließlich ist Er die Ausstrahlung der Herrlichkeit Gottes und das Gepräge Seines Wesens und trägt Er das All durch Sein machtvolles Wort (Heb.1:3).

Aus Gott, dem Vater, ist es, dass wir in Christus Jesus sind. Wir sind Gläubige in Christus Jesus. Diese Bezeichnung findet sich nur für die Glieder der Körpergemeinde in der Heiligen Schrift. Das ist unsere Stellung vor Gottes Angesicht. Einen höheren Stand gibt es nicht. In Christus Jesus sein, das heißt in engster, innigster Gemeinschaft mit Ihm stehen, in Ihn eingeschlossen sein, in Seine Tragkraft, in Seine Liebe, in Seine Gnade, in Sein Herz. Und wenn jemand in Christus ist, so ist da eine neue Schöpfung.

Gott in Seinem großen Erbarmen und Seiner vielen Liebe hat uns aus Gnaden aus der Welt herausgerufen und in die Gemeinschaft mit Seinem Sohn hineinberufen. Wie gesegnet sind wir doch! Ja, in Christus sind wir mit jedem geistlichen Segen, der überhaupt denkbar ist, inmitten der Überhimmlischen bleibend und unverbrüchlich gesegnet (Eph.1:3). Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus von Herzen dafür!

Christus Jesus ist unsere Weisheit

 

Wir wissen aus Kolosser 2:9, dass wir in Christus Jesus vervollständigt sind. Nichts mangelt uns. Wir sind in Christus Jesus auf den höchsten Stand gebracht, auf das Vollmaß. Im Rahmen unserer Vollständigkeit in Ihm haben wir die Weisheit, die Gerechtigkeit, die Heiligung und die Freilösung, ja Er Selbst ist uns zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Freilösung gemacht, dazu dass wir in diesen Dingen leben.

Zur Weisheit ist uns Christus Jesus gemacht, nicht die griechische Philosophie. Deshalb schreibt Paulus in Kolosser 2:8,9: »Hütet euch, dass euch niemand beraubt wegführe durch Philosophie und leere Verführung gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den Grundregeln der Welt und nicht gemäß Christus. Denn in Ihm wohnt die gesamte Vervollständigung der Gottheit körperlich Wir können somit Gott in Christus völlig erkennen und unseren Wandel auf Ihn ausrichten, was der Weisheit entspricht. In Christus sind alle göttlichen Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen und dem Glaubenden erschlossen (Kol.2:3). Eine höhere Weisheit ist nicht zu finden. Wir reden von Gottes Weisheit, die in Christus und diesem als gekreuzigt besteht. Er hatte Sich bis zum Kreuzestod erniedrigt. Sollte darum in Korinth nicht dieselbe Gesinnung anzutreffen sein, sodass einer den anderen in Demut höher achtet als sich selbst? Doch es muss dort anders gewesen sein, denn es herrschten Hader und Eifersucht unter ihnen; sie wandelten also fleischlich - war denn ihr Fleisch, ihre alte Menschheit, nicht mitgekreuzigt worden? -; sie bildeten sich etwas ein und überhoben sich über andere. Möchte sie doch die Gesinnung Christi Weisheit lehren!

Gott allein ist weise (Röm.16:27). Seine Weisheit findet in Christus ihren Ausdruck. Teil an Seiner Weisheit hat, wer Gott im Angesicht Jesu Christi erkannt hat. Möge Er uns den Geist der Weisheit geben, damit wir Ihn völlig erkennen (Eph.1:17). Wahre Weisheit erfasst den Sinn der Wege Gottes. Nur wenn geistliche Weisheit vorhanden ist, kann man zur Erkenntnis des Willens Gottes gelangen, des Herrn würdig wandeln und Ihm in jeder Weise gefallen - als solche, die in allem guten Werk Frucht bringen, in der Erkenntnis Gottes wachsen und mit aller Kraft nach der Gewalt Seiner Herrlichkeit gekräftigt werden zu aller Ausdauer und Geduld mit Freuden (Kol.1:9-11). Und dann können wir uns auch gegenseitig in aller Weisheit belehren und ermahnen (Kol.3:16).

Er ist unsere Gerechtigkeit

 

Zur Gerechtigkeit ist uns Christus Jesus gemacht. Aufgrund Seines Eintretens für uns am Kreuz ist uns Gerechtigkeit von Gott her zuteil geworden, die wir von Geburt an als Sünder eingesetzt waren, nun aber durch Seinen Glauben und Seinen Gehorsam von allen Sünden gerechtfertigt sind. Umsonst, geschenkweise wurden wir gerechtfertigt in der Gnade Gottes durch die Freilösung, die in Christus Jesus geschah, zum Erweis der Gerechtigkeit Gottes zur jetzigen Frist, damit offenbar werde, dass Er gerecht ist und den rechtfertige, der aus dem Glauben Jesu ist (Röm.3:24,26). Sollte uns jemand als Sünder bezeichnen oder als Schuldigen hinstellen wollen - vor Gottes Angesicht sind wir keine Sünder, sondern Auserwählte, Heilige und Geliebte; wir sind vor Ihm unbeschuldbar, denn wir sind für gerecht erklärt - im Blut Christi.

Mit dieser frohen Botschaft für uns, die Paulus offenbart wurde, mit diesem seinem Evangelium ist Gottes Gerechtigkeit enthüllt worden (Röm.1:17). Man kann jetzt erkennen, dass Gott gerecht ist. Das Tragen der Sünden, das Bedecken, das Vergeben der Sünden, wie in anderen Heilsverwaltungen geschehen, ist nicht völlig gerecht. Die Gerechtigkeit fordert den Tod des Sünders. Diese Rechtsforderung des Gesetzes wurde erfüllt, als Gott die Sünde im Fleisch Seines Sohnes verurteilte und Er starb (Röm.8:3,4). Da Er für uns starb, starben auch wir, starb auch unsere alte Menschheit. Der Gerechtigkeit ist damit Genüge getan - wir sind frei. Im Glauben daran sind wir gerechtgesprochen.

In 2.Korinther 5:21 lesen wir: »Den, der Sünde nicht kannte, hat Er für uns zur Sünde (zum Sündopfer) gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit in Ihm würden Welch eine Würde ist uns damit zuteil geworden: Wir sind Gottes Gerechtigkeit, wir sind der Erweis der Gerechtigkeit Gottes - selbstverständlich nur in Ihm, in Christus. Die Gerechtigkeit Gottes ist an uns sichtbar erwiesen im Richten des Sünders, in der Befreiung von jeder Verurteilung und in der Rechtfertigung allein aufgrund des Glaubens. Ebenso wie wir ohne unser Zutun als Sünder eingesetzt wurden, wurden wir wiederum ohne unseren Beitrag, ohne Werke, gerechtfertigt. Das ist gerecht. So sind Gottes Gerechtigkeit und Gottes Liebe widerspruchslos vereint. Was unseren Glauben dabei anbelangt, so ist dieser kein Werk oder Verdienst, sondern entspricht dem Auge, das die Landschaft in sich aufnimmt, ihrer Schönheit aber nichts hinzufügt.

In Ihm sind wir geheiligt

 

Zur Heiligung ist uns Christus Jesus gemacht. Durch Ihn hat Gott uns geheiligt. Gott hat die Heiligung an uns vollzogen, indem Er uns mit Christus, dem Heiligen, in Verbindung brachte, sodass wir nun Heilige vor Seinem Angesicht sind. Der erste Korintherbrief ist an Geheiligte in Christus Jesus gerichtet, an berufene Heilige. Manche Korinther hatten schwere Sünden begangen, »doch« - so bestätigt Paulus ihnen in Kapitel 6:11 - »ihr habt euch abwaschen lassen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt im Namen unseres Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes

Heilig sein bedeutet, für Gott abgesondert sein. Wir gehören nun Gott an. Mögen wir infolgedessen nun aber auch von Seinem Wesen durchdrungen werden.

Die Folge unserer Heiligkeit, die wir durch und in Christus Jesus haben, ist die Änderung unseres Lebenswandels; wir wenden uns von der Sünde und jedem ungebührlichen Verhalten ab und wachsen hinein in einen Gott wohlgefälligen und Ihn verherrlichenden Wandel und Dienst, würdig unseres Herrn und würdig des uns aufgetragenen Evangeliums. Die Gesinnung Christi Jesu gewinne Raum in uns; Er Selbst nehme Gestalt in uns an!

Zu einer solchen Heiligung in entschiedener persönlicher Hingabe an den, der uns liebt, sind wir aufgerufen, ja berufen. Es ist gewissermaßen unser Beruf, zur Verherrlichung Gottes ein geheiligtes Leben zu führen. Alles andere würde unseren Gott und Vater ohnehin nur kränken.

Ganz praktische Hinweise, wie wir unsere Heiligung durchführen sollen, finden wir zum Beispiel in Römer 6:13,14: »Stellt auch eure Glieder nicht als Werkzeuge der Ungerechtigkeit für die Sünde bereit, sondern stellt euch selbst für Gott bereit, als Lebende aus den Toten, und eure Glieder für Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit. Denn dann wird die Sünde nicht über euch herrschen Ebenso in Römer 12:1,2: »Ich spreche euch nun zu, Brüder (im Hinblick auf die Mitleidserweisungen Gottes), eure Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitzustellen (als euren folgerichtigen Gottesdienst) und euch nicht auf diesen Äon einzustellen, sondern euch umgestalten zu lassen durch die Erneuerung eures Denksinns, damit ihr zu prüfen vermöget, was der Wille Gottes sei - der gute, wohlgefällige und vollkommene.« Auf eine spezielle Situation bezogen sieht unsere Heiligung nach 1.Thessalonicher 4:3-8 so aus: »Dies ist der Wille Gottes, eure Heiligung, euch fernzuhalten von aller Hurerei, dass ein jeder von euch wisse, sein eigenes Gefäß zu erwerben in Heiligung und Ehrbarkeit, nicht in leidenschaftlicher Begierde, gleichwie die Nationen, die nicht mit Gott vertraut sind, dass keiner seinen Bruder in einer Sache übergreife oder übervorteile, weil der Herr aller dieser Dinge Rächer ist ... Denn Gott beruft uns nicht zur Unreinheit, sondern zur Heiligung. Daher also, wer dies ablehnt, lehnt nicht einen Menschen ab, sondern Gott, der Seinen Geist, den heiligen, in euch gibt

Lassen wir uns durch 2.Korinther 7:1 aufrufen: »Da wir nun diese Verheißungen haben (Söhne und Töchter Gottes in Herrlichkeit zu sein), Geliebte, wollen wir uns von jeder Besudelung des Fleisches und auch des Geistes reinigen und unsere Heiligkeit in der Furcht Gottes vollenden Zu diesem Zweck werden wir uns das Wort Christi - Paulus verkündigte es - natürlich reichlich und nicht spärlich innewohnen lassen. Und dies, damit dieses Ziel erreicht werde, das von dem Apostel Paulus in 1.Thessalonicher 3:12,13 festgehalten ist: »Euch aber lasse der Herr zunehmen und überfließen in der Liebe zueinander und zu allen, gleichwie auch wir sie euch gegenüber erweisen, um eure Herzen zu festigen, damit sie vor unserem Gott und Vater untadelig in Heiligkeit seien in der Anwesenheit unseres Herrn Jesus mit all Seinen Heiligen.«

In Ihm sind wir freigelöst

 

Und zur Freilösung ist uns Christus Jesus von Gott her gemacht. Wir sind freigelöst durch Christi Blut, wir haben die Freilösung erfahren.

Im Einzelnen sind wir befreit von jeder Beschuldigung wegen Sünden, vom Gericht und vom Zorn Gottes, denn wir sind gerechtfertigt, sodass Gott uns nicht bezichtigt und uns nichts zur Verurteilung ist, die wir in Christus Jesus sind (Röm.3:24; 8:1,33). Und wenn wir uns als Mitgekreuzigte erkannt haben und damit rechnen, der Sünde gegenüber tot zu sein, dann sind wir auch von der Herrschaft der Sünde befreit (Röm.8:6). Der Herr Jesus Christus hat uns aus dem gegenwärtigen bösen Äon herausgenommen (Gal.1:4). Im Zusammenhang mit ihren Problemen stellt Paulus den Heiligen in Korinth Christus Jesus als den vor Augen, der sie von ihrem der alten Menschheit gemäßen Verhalten, die sich gern ihrer selbst rühmt, löst.

Unsere Freilösung umfasst auch die Vergebung der Kränkungen - wir kränkten Gottes Vaterherz mit unseren Sünden -; Er aber vergibt uns nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt (Eph.1:7).

Unsere Freilösung schließt auch die Vergebung der Sünden ein, die wir gegen den wahren Herrscher begingen, der Obrigkeit der Finsternis nachgebend (Kol.1:13,14).

In der Zukunft, am Tag Christi, am Tag der Freilösung, werden wir auch die Befreiung unseres Körpers aus der Vergänglichkeit erfahren (Röm.8:23). Mögen wir bis dahin den Geist Gottes, den heiligen, mit dem wir für den Tag der Freilösung versiegelt sind, nicht betrüben (Eph.4:30).

 

Unser Rühmen

 

Der Apostel Paulus schließt seine Ausführungen mit den Worten: »... damit es so sei, wie geschrieben steht: Wer sich rühmt, der rühme sich im Herrn Aus Gott und in Christus Jesus sind wir, in Ihm mit allem beschenkt, was zu einem Gott wohlgefälligen Wandel nötig ist. Das Leben in Ihm lässt keinen Raum für den Selbstruhm, und Hader, Eifersucht und Spaltungen haben keinen Nährboden mehr. Vielmehr gebührt unserem Herrn Christus Jesus die Huldigung und unsere ganze Hingabe in Liebe und Gehorsam. Sich in Ihm zu rühmen, jede Frucht als von Ihm kommend erkennend, ist Freude und Erfüllung.

Mögen wir es nun aber auch tun, uns im Herrn zu rühmen, als in Ihm Begnadete und über alle Maßen Gesegnete, als in Ihm auch zu jedem guten Werk Gekräftigte.

 

 

Verkündigung in Erweisung des Geistes,

der Kraft und der Weisheit

(1.Korinther 2)

 

Leider gab es unter den Heiligen in Korinth Hader und Spaltungen. Sie schätzten auch das fleischliche Streben nach Wortweisheit hoch ein. Der Apostel Paulus hatte ihnen in Kapitel Eins seines Briefes deshalb das Wort vom Kreuz in Erinnerung gerufen. Es hat Christus als gekreuzigt zum Inhalt. In Erkenntnis des Kreuzes Christi gibt man dem Fleisch, dem Stolz des Menschen, keinen Raum mehr, sondern wird demütig und hört auf, aufgeblasen zu sein und für den einen Lehrer und gegen den anderen Lehrer aufzutreten, was in Korinth der Fall gewesen war.

Die Verkündigung des Evangeliums bedarf nicht der weisheitsvollen Worte menschlicher Überzeugungskunst, denn das Wort vom Kreuz und nichts anderes ist Gottes Kraft, und der Gekreuzigte ist Gottes Weisheit und nichts Sonstiges. Eine Verkündigung in menschlicher Weisheit, mithin in einer Form, die den Grundüberzeugungen des seelischen Menschen entgegenkommt und vielleicht auch noch mit aller Redekunst vorgetragen wird, lässt das Kreuz des Christus inhaltslos werden (1:17), indem sie es überlagert und damit wirkungslos macht oder indem sie es nicht anspricht, weil es der Verkündigung gar nicht zugrunde liegt.

In Kapitel Zwei beschreibt der Apostel Paulus nun seine Art und Weise der Verkündigung. Diese sei uns das Beispiel und das Vorbild, damit unsere Gedanken die richtige Verankerung haben und unsere Verkündigung folglich so geschieht, wie es sein muss, nämlich in Erweisung des Geistes, der Kraft und der Weisheit Gottes.

Nur Jesus Christus, und dieser als gekreuzigt

 

Er schreibt: »Ich bin, als ich zu euch kam, Brüder, nicht mit Überlegenheit des Wortes oder der Weisheit gekommen, um euch das Zeugnis Gottes zu verkündigen; denn ich hatte mich dafür entschieden, unter euch nichts außer Jesus Christus zu wissen, und diesen als gekreuzigt« (Verse 1 und 2). Paulus spricht von sich, und das darf er auch, denn ihm wurde das Evangelium der Unbeschnittenheit enthüllt, und sein Verhalten stimmt mit seinem Evangelium überein. Die Gnade, die er persönlich erfahren hat und die ihm offenbart wurde, hat ihn in ihrer Kraft zum Vorbild gemacht. Der Beauftragte Christi Jesu verkündigt seine Botschaft auch durch seinen Wandel.

Paulus war einige Jahre zuvor nicht mit Überlegenheit des Wortes oder der Weisheit nach Korinth gekommen, in keiner Weise als Überlegener; er wollte weder die Redekunst noch die Weisheit der Griechen übertreffen. Wenn man das Zeugnis Gottes verkündigen will, kann das nicht das Interesse sein.

Am Rande sei erwähnt, dass es statt des Wortes »Zeugnis« auch »Geheimnis« heißen kann, denn die entsprechenden griechischen Worte martyrion und mysterion konnte man beim Abschreiben verwechseln. Der Kodex Vaticanus und der redigierte Kodex Sinaiticus haben »Zeugnis«. Der Kodex Alexandrinus und der ursprüngliche Kodex Sinaiticus haben »Geheimnis«. Für »Geheimnis« spricht auch der Papyrus p 46 von etwa 200 nach unserer Zeitrechnung.

Wer das Zeugnis oder das Geheimnis Gottes bekannt machen will, muss auf das Kreuz des Christus ausgerichtet sein, muss entschieden sein, nichts außer Christus zu wissen, und diesen als gekreuzigt. Das ist Weisheit. Denn der Gekreuzigte ist der Retter. Er rettet nicht nur alle Menschen aus dem Tode, Er beseitigt nicht nur die Sünde und den Tod aus dem All, sondern befreit auch uns selbst vom alten Wesen, denn unser altes, eigensinniges, selbstbezogenes Menschentum starb mit Ihm am Hinrichtungspfahl. Nur als mit Ihm Auferweckte, nur als eine neue Schöpfung in Ihm können wir jetzt für Gott leben. Wir haben den herrlichen Gewinn, dass das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus uns vom Gesetz der Sünde und des Todes befreit (Röm.8:2). Deshalb konnte Paulus in Galater 6:14 schreiben: »Mir aber möge nur das nicht geschehen, nämlich mich zu rühmen, außer im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt Auf die Brüder und Schwestern in Christus Jesus, die nach dieser Richtschnur die Grundregeln befolgen, kommt der Friede Gottes (Gal.6:16). Auf die anderen nicht.

Der Gekreuzigte ist Gottes Kraft für uns

 

Auf der bereits dargelegten Linie fährt Paulus in den Versen 3 bis 5 fort: »Ja, ich kam in Schwachheit, in Furcht und vielem Zittern zu euch, und mein Wort und meine Heroldsbotschaft bestand nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht in der Weisheit der Menschen, sondern in der Kraft Gottes gegründet sei.« Die körperliche Schwachheit des Apostels war offensichtlich, seine Furcht, und zwar vor den Juden, sehr begründet und sein Zittern um seine Zuhörer ebenso. Doch wenn Paulus in Nöten, unter Druck und in Verfolgungen in sich selbst schwach ist, dann ist er im Herrn kraftvoll (2.Kor.12:10), denn Gott spricht dem Demütigen zu. So hatte der Herr in einem nächtlichen Gesicht in Korinth zu Paulus gesprochen: »Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht still, weil Ich mit dir bin und niemand die Hand an dich legen wird, um dir Übles anzutun; rede, weil viel Volk in dieser Stadt Mein ist« (Ap.18:9,10).

Aus allem folgt, dass Paulus seine Heroldsbotschaft in der Erweisung des Geistes und der Kraft Gottes ausrichtete, indem er mit schlichten Worten den Tod und die Auferstehung Jesu Christi und allen Segen daraus lehrte. Nicht die Redekunst ist wirksam, sondern das Wort selbst erweist seine Kraft, das Wort vom Kreuz selbst ist lebendig und Leben erzeugend (Heb.4:12), das Evangelium des Apostels Paulus selbst ist die Gotteskraft zur Rettung für jeden Glaubenden, damals noch dem Juden zuerst und auch dem Griechen (Röm.1:16).

Das Ergebnis ist, dass der Glaube der Korinther nicht in der Weisheit der Menschen, sondern in der Kraft Gottes gegründet ist. So war es auch bei den Thessalonichern gewesen: Das Evangelium war im kraftvollen Wort, im vom heiligen Geist getragenen und im Gewissheit vermittelnden Wort zu ihnen gekommen. Das wirkte sich in Kraft aus, und zwar in einer getreuen Arbeit im Glauben, in vielem Mühen, in der Liebe und in einer beharrlichen Erwartung des Herrn Jesus Christus (1.Thess.1:3,5). Die Kraft Gottes, die für uns da ist, die wir glauben, und in unserem Inneren wirkt, entspricht der Gewalt der Stärke Gottes, die in Christus gewirkt hat, als Er Ihn auferweckte und zu Seiner Rechten inmitten der Überhimmlischen niedersetzte (Eph.1:19,29). So sind nun unsere sterbenden Körper durch Gottes uns innewohnenden Geist lebendig, um Ihm dienen zu können (Röm.8:11). Ist der Glaube jedoch in der Weisheit der Menschen, wie zum Beispiel in theologischen Lehrsätzen, gegründet, handelt es sich um eine schwankende Sache, und ein Wachstum wird kaum eintreten.

Die Weisheit Gottes

 

Nochmals grenzt Paulus die Weisheit, die er verkündigt, gegen die der Menschen ab, indem er in Vers 6 schreibt: »Weisheit aber sprechen wir unter den Gereiften, jedoch nicht die Weisheit dieses Äons noch der Oberen dieses Äons, die abgetan werden Die Weisheit dieses Äons - welchen Charakter hat sie? Sie ist widergöttlich, denn sie wird vom Widerwirker, dem Gott dieses Äons, beherrscht (2.Kor.4:4). Mithin pflegt sie die Selbsterhöhung des Menschen. Die Weisheit der Oberen dieses Äons hat keinen festen Grund, sondern wird immer wieder den Umständen angepasst; die Lehrsysteme ändern sich von einer Epoche zur andern. Zu den Oberen dieses Äons sind auch die Fürstlichkeiten, die Obrigkeiten und die Weltbeherrscher dieser Finsternis zu zählen, die geistlichen Mächte der Bosheit inmitten der Überhimmlischen (Eph.6:12). Diese bösen Geister verfügen über ein Heer von menschlichen Dienern, die sich zu Dienern der Gerechtigkeit und Aposteln Christi verstellen (2.Kor.11:13-15). Diese prägen die Weisheit dieser Welt.

Paulus aber spricht die Weisheit Gottes aus. Besonders bemerkenswert ist, dass er unter Gereiften von Gottes Weisheit redet. Damit weist er uns darauf hin, dass unmündige Gläubige und fleischliche, also dem seelischen Menschen entsprechend gesinnte Heilige, wenig von der Weisheit Gottes begreifen. Die ihr Fleisch nicht kreuzigen - wie sollten sie das Kreuz verstehen? Doch wer gereift ist oder reifen will, dem wird der Geist Gottes die Weisheit vertiefen oder aufschließen.

Diese Weisheit war verborgen gewesen

 

Wir lesen weiter: »Sondern wir reden von Gottes Weisheit in einem Geheimnis, von der verborgen gewesenen, die Gott vor den Äonen zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt hatte« (Vers 7). Wohl war die Weisheit Gottes von der Schöpfung an in hinreichendem Maße an Seinen Tatwerken ersichtlich und begreiflich, aber die Tiefe der Weisheit Gottes, nämlich Christus, und dieser als gekreuzigt, war ein Geheimnis und verborgen. Vielleicht ahnten einige Menschen, wie zum Beispiel Hiob, der Gott nichts Ungereimtes zuschrieb, dass Sünde und Tod sein müssen, damit Gottes Herrlichkeit in Seinem Rettungswerk sichtbar werde, aber die Erniedrigung des Erlösers bis zum Kreuzestod war ihnen unbekannt.

Doch schon vor Beginn der Äonen hatte Gott diese Weisheit zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt. In der Erkenntnis des Gekreuzigten erkennen wir derzeit die Herrlichkeit Gottes (2.Kor.4:6), der uns in dem Gekreuzigten so überströmend begnadet und so herrlich gesegnet hat und der uns am Tag Christi auch in der Weise verherrlichen wird, dass unsere Körper dem Herrlichkeitskörper Christi gleichgestaltet werden (Phil.3:21). Die gesamte Herrlichkeit Gottes im Übrigen, die wir in Christus Jesus haben, wurde uns mit der Offenbarung der ehemals geheimen Verwaltung der Gnade Gottes in den Vollkommenheitsbriefen, dem Epheser-, dem Philipper- und dem Kolosserbrief, bekannt gemacht.

In Vers 8 schreibt der Apostel: »Diese Weisheit hat keiner der Oberen dieses Äons erkannt. Denn hätten sie sie erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt Sie hätten Ihn vielleicht ins Gefängnis gelegt oder sonstwie mundtot gemacht, aber sie hätten Ihn nicht gekreuzigt, wenn sie geahnt hätten, dass damit die Sünde ein für allemal verurteilt und die gesamte alte Menschheit zu Tode gebracht wurde. Damit ist auch den Finsternismächten der Boden entzogen, die übrigens ebenfalls nicht erkannt hatten, dass sie nur Werkzeuge Gottes waren.

Gott hat uns die Bedeutung des Kreuzes in Gnaden offenbart

 

Auch wir selbst würden die Weisheit Gottes keineswegs erkennen, wenn Sein Geist sie uns nicht verständlich machen würde, wie der Apostel Paulus in den Versen 9 und 10 ausführt: »Es ist doch so, wie es geschrieben steht: Was kein Auge gewahrt und kein Ohr gehört hat und wozu kein Menschenherz hinaufgestiegen ist, all das hat Gott denen bereitet, die Ihn lieben. Uns aber enthüllt es Gott durch Seinen Geist; denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes Paulus zitiert Jesaia 64:4 und Sprüche 20:27 nicht, sondern greift Gedanken daraus auf und bringt sie auf die Höhe seines Themas. Was bislang keiner gewahrt hat und sich kein Menschenherz ausdenken konnte, nämlich unsere Herrlichkeit in Christus Jesus, unser Gesegnetsein mit allen geistlichen Segnungen, und dies inmitten der Überhimmlischen, all das hat Gott denen bereitet, die Ihn lieben. Ihn zu lieben, ist das Normale bei den durch Jesus Christus Geretteten. Die Herrlichkeit der uns zuteil gewordenen Gnade führt uns in der Kraft Seines Geistes, den Gott in unseren Herzen ausgegossen hat, dazu, dass wir Ihn lieben. Leider gibt es aber auch Gläubige, die es an der Liebe mangeln lassen (1.Kor.16:22); man sieht es an ihrem geringen Interesse an Seinem Wort und dem daraus folgenden Ungehorsam aus Unkenntnis.

Gott enthüllt uns alles, zumal Sein Geist alles erforscht. Er enthüllt es uns durch Seinen Geist, und zwar auch die Tiefen Gottes. Unter den Tiefen Gottes dürfen wir das nicht ohne weiteres Ergründbare verstehen, seine Weisheit, Seine Herrlichkeit und insbesondere Seine Liebe, Sein Innerstes.

In Vers 11 finden wir eine nähere Erläuterung: »Denn wer unter den Menschen weiß, was im Menschen ist, außer dem Geist des Menschen, der in ihm ist? Also hat auch niemand die Tiefen Gottes erkannt außer dem Geist Gottes Nur unser Geist, der von Gott jedem Menschen gegebene Lebensodem, weiß, was in uns ist und kann es uns bewusst machen. Bei Gott verhält es sich ähnlich. Er allerdings ist Geist. Als solcher kennt Er Seine Tiefen.

Wir sollen es wissen

 

Der folgende Vers 12 ist uns ein kraftvoller Zuspruch: »Wir aber erhielten nicht den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, damit wir wissen, was uns von Gott aus Gnaden gewährt ist »... damit wir wissen ...!« Wir dürfen wissen, und wir sollen wissen! Sollten wir jedoch immer noch dem Geist der Welt, dem Lebensprinzip der alten Menschheit, anhängen, dann werden wir durch Überlieferungen der Menschen, leere Verführungen und Philosophie beraubt weggeführt, weg vom Wissen, weg von der Weisheit, die in dem Gekreuzigten liegt. Mögen wir uns immer vor Augen halten, dass wir Gottes Geist erhielten, als Er uns berief und den Glauben in Gnaden gewährte. Aus Gott ist der Geist, den wir empfingen, so wie es auch aus Gott ist, dass wir in Christus Jesus sind (1.Kor.1:30).

Und jetzt können wir wissen und wissen es auch, was Gott uns aus Gnaden schenkte, ließ Er, der einst gebot: Aus der Finsternis leuchte das Licht, es doch durch Seinen uns innewohnenden Geist in unseren Herzen aufleuchten zum Lichtglanz der Erkenntnis Seiner Herrlichkeit im Angesicht Jesu Christi (2.Kor.4:6). Mithin wissen wir, dass Gott uns mit der Dahingabe Seines Sohnes aber auch alles in Gnaden gewährt hat (Röm.8:32). Wir wissen, dass wir Kinder Gottes sind, denn Sein Geist bezeugt es uns (Röm.8:16). Wir wissen, welche geistlichen Segnungen wir inmitten der Überhimmlischen haben, die Freilösung, die Rechtfertigung, die Versöhnung, unsere Versiegelung, den Gnadenstand, den Sohnesstand, unser überhimmlisches Bürgertum und Losteil. Wir wissen um den unausspürbaren Reichtum des Christus.

Vor langer Zeit fragte Zophar von Naama Hiob: »Kannst du die Tiefen Gottes erreichen oder die Vollkommenheit des Allmächtigen ergründen (Hiob 11:7). Heute können wir es, denn Paulus hat das Wort Gottes vervollständigt; die Zeiten der früheren, unvollständigen Offenbarungen sind vorbei. Wir können Gott aber nur dann völlig erkennen, wenn wir darum beten - wie es der Apostel Paulus in Epheser 1:17-20 tat -, dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, uns geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gebe (nachdem die Augen unseres Herzens erleuchtet wurden), eben damit wir wissen, was das herrliche Erwartungsgut unserer Berufung für die zukünftigen Äonen ist, was der Reichtum der Herrlichkeit unseres Segens- und Aufgabenlosteils, in dessen Mitte Er sein wird, inmitten der Überhimmlischen ist und was die alles übersteigende Größe Seiner Auferstehungskraft ist, mit der Er uns verwandeln und inmitten der Überhimmlischen niedersetzen wird.

Mit gesunden, geistlichen Worten

 

Was wir wissen, sprechen wir auch aus, wie es Paulus in Vers 13 schreibt: »... was wir auch aussprechen, nicht mit Worten, wie menschliche Weisheit sie lehrt, sondern mit solchen, wie der Geist sie uns lehrt, indem wir geistliche Dinge mit angemessenen geistlichen Worten erklären.« Nicht in Worten menschlicher Weisheit, also unbiblischen theologischen und philosophischen Begriffen, reden wir, nicht in Worten von Menschen, die das Wort der Wahrheit nicht lieben, keinen erneuerten Denksinn haben und im Glaubensleben unbewährt sind. Was haben gebildet klingende, aber unzutreffende Ausdrücke nicht schon für Verwirrungen gestiftet und Erkenntnisse verhindert! Wir sollen geistliche Worte gebrauchen, ein Muster gesunder Worte haben (2.Tim.1:13). Wenn wir einen gesunden, biblischen Grundwortschatz haben, wenn gottgehauchte Worte uns prägen, dann können wir geistliche Dinge mit angemessenen, passenden geistlichen Worten darlegen, dann bauen unsere Worte auf und geben dem Hörenden Gnade (Eph.4:29), dann sprechen wir, wie wir sprechen müssen, dann sind wir ein Brief Christi, dann reden wir wie aus Gott (2.Kor.2:17), dann bringen wir Aussprüche Gottes zum Ausdruck, und dies zu Seiner Verherrlichung.

Der seelische Mensch

 

Wird ein ungläubiger Zuhörer mithin zu einem geistlichen Verständnis gelangen? Der Apostel Paulus antwortet darauf in Vers 14: »Der seelische Mensch aber nimmt nichts von den Tiefen des Geistes Gottes an; denn sie sind ihm Torheit. Und er kann sie nicht erkennen, da sie nur geistlich erforscht werden können Mögen wir diese Wahrheit fest in unserer Erkenntnis haben und nicht meinen, es sei anders; es ist so: Der seelische Mensch kann die Tiefen des Geistes Gottes nicht erkennen; er ist dazu nicht imstande. Ebenso deutlich ist das Wort in Römer 8:7: »Die Gesinnung des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott, weil sie sich dem Gesetz Gottes nicht unterordnet; denn sie kann es auch nicht Ohne das besondere Einwirken Gottes geht es nicht. Der Ungläubige ist nur dann aufnahmefähig, wenn Gott ihm das Herz aufschließt. Ein seelischer Mensch kann göttliche Dinge nur dann erkennen, wenn Gott die Bereitschaft in sein Innerstes legt, das Offenbarte auch anzuerkennen, das Erkannte auch in Unterordnung und dankbar anzunehmen und der Wahrheit auch zu gehorchen.

Der geistlich Gesinnte

 

In Vers 15 stellt Paulus fest: »Der geistlich gesinnte Mensch erforscht zwar alles, er selbst aber wird von keinem seelisch gesinnten erforscht Ähnliches lesen wir in Sprüche 28:5: »Böse Menschen verstehen nicht, was recht ist; die aber Jewe suchen, verstehen alles Wir geistlich Gesinnten erforschen insofern alles, weil der uns innewohnende Geist Gottes alles erforscht, selbst die Tiefen Gottes. Da wir aber nur ein Angeld des Geistes haben, wird es uns auch nur bis zu einem gewissen Grade möglich sein. Der seelische Mensch kann uns nicht erforschen, wir bleiben ihm in unserem Denken und Tun in vielen Punkten rätselhaft. Denn wer die Gedanken Gottes nicht versteht, kann auch unser Handeln nicht verstehen.

Der Sinn des Christus

 

Wie Paulus auch in Vers 16 fragt: »Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt? Wer wird daraus etwas entnehmen? Wir aber haben den Sinn des Christus Die seelischen Menschen haben den Sinn des Herrn nicht erkannt. Sie können demnach nichts daraus entnehmen, keinen Gewinn daraus ziehen und selbst anhand von vereinigten Beweisen keine Gewissheit erlangen. Wir aber haben den Denksinn des Christus, und wir entnehmen daraus die Richtung unseres Denkens und Sinnens. Christi Denksinn ist auf die Verwirklichung des Vorsatzes Gottes und auf Seine Verherrlichung ausgerichtet. Darauf sinnt Er. Prüfen wir uns, ob wir es Ihm gleichtun.

Petrus hatte nicht den Denksinn Jesu, als er Ihn nach der Leidensankündigung beiseite nahm und sagte: »Gott ist Dir versühnt, Herr! Keinesfalls wird Dir dies zugedacht sein (Mat.16:23). Um den Sinn des Herrn zu erkennen, bedarf es des erneuerten Denksinns; andernfalls können wir nicht der Gesinnung Christi Jesu gemäß denken und handeln. Möge Christus Gestalt in unseren Herzen gewinnen (Gal.4:19)!

»Wer hat den Sinn des Herrn erkannt?«, fragt Paulus auch in Römer 11:34; einige Verse weiter weist er auf die Notwendigkeit hin, dass wir uns auf Gott einstellen und unser Denken umgestalten lassen, indem er schreibt: »Ich spreche euch nun zu, Brüder (im Hinblick auf die Mitleidserweisungen Gottes), eure Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitzustellen (als euren folgerichtigen Gottesdienst) und euch nicht auf diesen Äon einzustellen, sondern euch umgestalten zu lassen durch die Erneuerung eures Denksinns, damit ihr zu prüfen vermöget, was der Wille Gottes sei - der gute, wohlgefällige und vollkommene« (Röm.12:1,2).

Am Ende des Kapitels Zwei angekommen, sei zusammenfassend gesagt, wer weise ist - der, der den Sinn des Christus hat! Menschenweisheit, die Weisheit dieses Äons und eine Verkündigung in überredenden Worten menschlicher Weisheit hat Christus nicht im Sinn. Wenn wir den Gekreuzigten im Sinn haben und wissen, welche Herrlichkeit Gott für uns vorherbestimmt und uns durch Seinen Sohn aus Gnaden gewährt hat, dann werden wir geistliche, gottgehauchte Worte gebrauchen, also Gottesworte aussprechen und damit das Evangelium des Apostels Paulus in Erweisung des Geistes, der Kraft und der Weisheit verkündigen.

 

 

Gottes Mitarbeiter sind wir

(1.Korinther 3)

 

Der Apostel Paulus hatte auf seiner zweiten Missionsreise zwar anderthalb Jahre unter den Korinthern gewohnt und sie reich gemacht in jedem Wort und jeder Erkenntnis, aber sie waren geistlich unreif geblieben. Sie zogen Menschenweisheit der Weisheit Gottes vor. Sie hatten noch nicht verstanden, dass die Weisheit Gottes in dem gekreuzigten Christus besteht, und hatten noch nicht verinnerlicht, dass sie zusammen mit Christus gekreuzigt waren, denn sie hielten noch viel von sich selbst und ihrer eingebildeten Weisheit, die sie zum Richten über ihre Lehrer verführte.

Unmündige in Christus

 

»So konnte ich, Brüder«, dies schreibt Paulus in den Versen 1 bis 4, »zu euch nicht wie mit geistlich Gesinnten sprechen, sondern nur wie mit fleischlich Gesinnten, wie mit Unmündigen in Christus. Milch gab ich euch zu trinken, nicht feste Speise; denn die konntet ihr noch nicht aufnehmen. Das ist euch nun immer noch nicht möglich, weil ihr noch fleischlich gesinnt seid. Denn wo unter euch Eifersucht und Hader sind, seid ihr da nicht fleischlich und wandelt dem seelischen Menschen gemäß? Wenn doch jemand sagt: Ich stehe zu Paulus, und ein anderer: Ich zu Apollos, wird der nicht fleischlich sein

Geistlich Gesinnte sinnen auf das, was droben ist; sie haben die Gesinnung Christi, der Sich bis zum Kreuzestod erniedrigte, und sind mithin demütig. Fleischlich gesinnte Gläubige dagegen fühlen sich klug und erhaben; doch ihre Aufgeblasenheit bringt Verderben mit sich.

Den Unmündigen in Christus hatte Paulus Milch zu trinken gegeben. Unmündig zu sein ist nicht zu tadeln, denn ebenso wie ein Säugling seine Zeit braucht, bis er feste Speise aufnehmen kann, benötigen auch wir einige Zeit, um die Heilige Schrift kennen zu lernen, in der Erkenntnis Gottes zu wachsen und uns durch die Erneuerung unseres Denksinns im Innersten umgestalten zu lassen. Unmündig zu bleiben ist allerdings sehr zu beanstanden. In Hebräer 5:12-14 ist hierzu zu lesen: »Denn da ihr der Zeit nach Lehrer sein müsstet, habt ihr wieder Belehrung darüber nötig, was die anfänglichen Grundregeln der Aussagen Gottes sind; seid ihr doch solche geworden, die der Milch bedürfen und nicht fester Nahrung; denn jeder, der an der Milch teilhat, ist unerprobt im Wort der Gerechtigkeit, weil er noch unmündig ist. Für Gereifte dagegen ist die feste Nahrung, die infolge ihrer Gewöhnung ein geübtes Empfindungsvermögen haben, um Treffliches wie auch Übles zu unterscheiden Immer noch sind die Heiligen in Korinth fleischlich und können somit keine feste Speise aufnehmen. Ihre fleischliche Gesinnung hindert das geistliche Verständnis für die Wahrheiten des Wortes Gottes. Hader und Eifersucht sind unter ihnen; sie sind also fleischlich und wandeln dem seelischen Menschen, dem nichtauserwählten Menschen gemäß.

»Wenn doch jemand sagt: Ich stehe zu Paulus, und ein anderer: Ich zu Apollos, wird der nicht fleischlich sein Wer noch zu dem einen Bruder hinaufsieht und den anderen abwertet, der sieht seine Brüder nicht in Christus. Der menschliche Maßstab, den anderen nach Können und Erfolg zu bewerten, ist in der herausgerufenen Gemeinde nicht angebracht. Für den einen Lehrer einzutreten, sich selbst dessen rühmend, und gegen den anderen Lehrer aufzutreten - als Aufgeblasenheit bezeichnet Paulus dies in Kapitel 4:6. Statt einer solchen ungeistlichen Verehrung von Menschen sollen wir unsere Evangelisten, Hirten und Lehrer sowie unsere Ältesten als von Gott gegebene anerkennen und sie um ihres Werkes willen über alle Maßen in Liebe achten (1.Thess.5:13).

Die Stellung der Mitarbeiter

 

Wie haben wir die Mitarbeiter Gottes richtig einzuschätzen? In den Versen 5 bis 9 führt Paulus es uns vor Augen: »Was ist nun Apollos? Was ist denn Paulus? Diener sind sie, durch die ihr zum Glauben gekommen seid; und jeder dient so, wie der Herr es ihm gegeben hat: ich pflanze, Apollos tränkt, doch Gott lässt es wachsen. Daher ist weder der Pflanzende noch der Tränkende etwas, sondern der es wachsen lässt, nämlich Gott. Der Pflanzende und der Tränkende sind einer wie der andere; doch wird jeder seinen eigenen Lohn gemäß seiner eigenen Mühen erhalten. Denn Gottes Mitarbeiter sind wir, Gottes Ackerfeld seid ihr, ja das Gebäude Gottes

Diener sind sie. Von einer persönlichen Anhängerschaft oder einer Herrschaft über den Glauben anderer kann keine Rede sein.

Der eine pflanzt, der andere tränkt; da ist keiner etwas ohne den anderen, ja keiner ist entscheidend, sondern Gott, der dies in den Seinen bewirkte und außerdem das Wachstum gibt. Neid und Eifersucht wie auch die Verehrung eines Menschen haben eingedenk des alles bewirkenden Gottes keinen Raum mehr.

Gott vergilt nach unserer Mühe

 

Die Mühe, die Gott in Seinen Mitarbeitern durch die ihnen in Liebe gewährte herrliche und reiche Gnade hervorgerufen hat, vergilt Er ihnen. Jeder wird seinen Lohn nach seiner Mühe bekommen. Das ist ein zusätzliches Geschenk in Gnaden. Den Lohn spricht Christus uns vor Seiner Preisrichterbühne am Tag Christi zu; aber auch schon in unseren Tagen vergilt Er treue Dienste mit weiteren Aufgaben und großer Freude daran.

Mögen wir im Werk des Herrn allezeit überfließen, denn unsere Mühe wird nicht vergeblich sein, wenn sie im Herrn geschieht (1.Kor.15:58), und das bedeutet wohl auch: der gegenwärtigen Verwaltung gemäß, die im Glauben besteht (1.Tim.1:4). Und möge unser Mühen in der Liebe geschehen; eine Gott verherrlichende Wirksamkeit ersteht nur durch die Liebe Gottes, die in unseren Herzen ausgegossen ist.

Gottes Mitarbeiter, Ackerfeld und Gebäude

 

»Gottes Mitarbeiter sind wir« - welch eine Würde! Mögen wir Ihm darum in unserem Dienst größte Treue entgegenbringen; Ihm in allem gehorchen und genau nach den Anweisungen des Apostels Paulus wandeln. Dann sind wir zugleich Mitarbeiter an der Freude vieler anderer (2.Kor.1:24).

»Gottes Ackerfeld seid ihr«. Alle Gläubigen sind zuerst einmal das Ackerfeld der Mitarbeiter; nach einiger Zeit aber werden sie wohl beides sein: Mitarbeiter und Ackerfeld, sollen wir doch einander belehren, zusprechen und ermahnen (Kol.3:16).

Allesamt aber sind wir das Gebäude Gottes, das in Christus Jesus ist und zu einem heiligen Tempel im Herrn wächst; in Ihm werden wir aufgebaut zu einer Wohnstätte Gottes im Geist (Eph.2:21,22).

Um ein Gebäude zu errichten, bedarf es nicht nur der Mühe und des Fleißes, sondern auch des fachgerechten Arbeitens und des guten Baumaterials. Die Baustoffe müssen wertbeständig, ja sogar feuerfest sein.

Der Grund des Gebäudes Gottes

 

Beginnen wir mit dem Fundament. Der Apostel Paulus schreibt in den Versen 10 und 11: »Gemäß der mir von Gott gegebenen Gnade lege ich als weiser Werkmeister den Grund, ein anderer aber baut darauf weiter. Ein jeder aber gebe Obacht, wie er darauf baue! Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, und der ist Jesus Christus

Der Grund ist gelegt, und der ist Jesus Christus. Das entspricht dem Bekenntnis des Paulus in Kapitel 2:2: »Ich hatte mich dafür entschieden, unter euch nichts außer Jesus Christus zu wissen, und diesen als gekreuzigt Der ist weise, der Christus als gekreuzigt erkannt hat und keine andere Grundlage für sein Leben und seinen Dienst duldet. Am Kreuz ist alles Fleisch, das ist unsere alte Menschheit und alles Wirken aus ihr heraus, abgetan worden. Nun leben wir allein aus der Gnade. Paulus ist der weise Werkmeister, der diesen Grund gelegt hat, nicht nur in Korinth, sondern für die gegenwärtige Heilsverwaltung der überströmenden Gnade Gottes während der Beiseitesetzung Israels als Licht der Welt.

Ist nicht aber Petrus der Grund? Auf diesen Felsen wird der Herr doch Seine herausgerufene Gemeinde bauen (Mat.16:18). Ja gewiss, und zwar die Gemeinde Israels, wenn Israel als Gesamtheit gerettet und ein königliches Priestertum und eine heilige Nation sein wird. Wir aber bilden eine andere Heilskörperschaft, nicht dazu bestimmt, alle Nationen auf der Erde zu Jüngern zu machen, sondern in den beiden zukünftigen Äonen inmitten der Überhimmlischen zu wirken (Eph.2:6,7).

Apollos und andere bauten auf dem von Paulus gelegten Grund weiter, und wir sind ebenfalls dazu aufgefordert. Ein jeder von uns nun gebe Obacht, wie er darauf baue. Das Evangelium der Beschneidung, mit dem Petrus betraut wurde, passt nicht auf den von Paulus gelegten Grund, ebenso wenig wie die Weisheit und die Überlieferungen der Menschen. So gebe ein jeder von uns Obacht, dass wir genau nach den Anweisungen des Apostels Paulus bauen. Das ist fachgerechtes Bauen.

Fachgerechtes Bauen

 

Dazu gehören auch die richtigen Baumaterialien, die jeder Prüfung standhalten, wie uns mit den Versen 12 und 13 ans Herz gelegt: »Ob nun jemand auf diesem Grund Gold, Silber und kostbare Steine aufbaut oder aber Holz, Gras und Stroh: eines jeden Werk wird offenbar werden; denn der Tag wird es offenkundig darlegen, weil es in Feuer enthüllt wird. Und welcher Art eines jeden Werk ist, das wird das Feuer prüfen

Es ist uns nicht ausdrücklich gesagt, was Gold, Silber und kostbare Steine genau bedeuten. Wir sind aber völlig gewiss darin, dass es sich um elementare Wahrheiten des Wortes Gottes und insbesondere des Evangeliums des Apostels Paulus handelt. Was Paulus gelehrt hat und welcher Art sein Dienstwerk war, dies charakterisiert die Baumaterialien.

So dürfte das Gold für Gottes Allgewalt und Souveränität stehen, für den Einen, den Allesbewirkenden, den absoluten Verfüger und Unterordner aller Geschöpfe und aller Dinge. Wer Gott als Gott verherrlicht, Ihm für alles dankt und lehrt, dass der König der Äonen, der unvergängliche, unsichtbare, alleinige und allein weise Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt und durch Christus alles zur herrlichen Vollendung führt, der baut mit Gold. Mögen wir nicht zurückhalten, die Aussöhnung des Alls durch Christi Blut, die Unterordnung des Alls unter Christus, die Aufhauptung des Alls in Christus und die Vervollständigung des Alls durch Ihn bekannt zu machen.

Silber dürfte für die herrliche Freilösung in Christus Jesus aufgrund Seiner Dahingabe und unseres Mitgekreuzigtseins stehen, für die Rechtfertigung von allen Sünden, für die Vergebung aller Kränkungen, für die Versöhnung und somit den Frieden mit Gott, für die Rettung in der Gnade, für die Entrückung vor dem Zorn und für die Freilösung unseres Körpers aus der Vergänglichkeit.

Die kostbaren Steine dürften für die weiteren Juwelen der überströmenden Gnade Gottes stehen, die der Apostel Paulus verkündigte, insbesondere für die weiteren Geheimnisse der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung, sei es die Tatsache, dass Christus unter den Nationen und nicht unter Israel ist, sei es das Einssein des Christus mit Seiner herausgerufenen Gemeinde, die Gemeinsamkeit aller Gläubigen oder das Geheimnis der Frömmigkeit, unser Wandel in der Erkenntnis Christi.

Durch diese kostbaren Baustoffe, durch diese auf dem Kreuz Christi beruhenden Schätze der Weisheit und der Erkenntnis werden die Heiligen zur Wohnstätte Gottes im Geist aufgebaut (Eph.2:21,22).

Holz, Gras und Stroh - das ist all das, was Paulus als aufgehoben und abgetan bezeichnet, all das, was über das hinausgeht, was geschrieben steht, all das, wovor Paulus warnt. Wer unter Einbeziehung des Ehemaligen dient, wer das Evangelium des Paulus mit dem des Petrus vermischt, zur heute gültigen Wahrheit etwas hinzufügt, mit menschlicher Weisheit arbeitet oder die Menschen mit seiner Redekunst zu überzeugen sucht, also auf Fleisch vertraut und an das Fleisch appelliert statt auf die Wirksamkeit des Wortes Gottes zu bauen, dessen Wirken ist insoweit verwirkt, dessen Mühe ist zum Teil vergeblich.

Am Tag Christi

 

Das wird am Tag Christi, am Tag unserer Darstellung vor Seiner Preisrichterbühne, offenkundig werden. Denn welcher Art jemandes Werk ist, das wird das Feuer, die klaren Augen unseres Herrn, prüfen und sichtbar machen. »Denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer«, steht in Hebräer 12:29 zu lesen, das heißt für uns, dass Er alles verzehren wird, was falsch war. Kein Irrtum und keine Unkenntnis werden zurückbleiben. Überaus dankbar dürfen wir für diese Befreiung sein.

Paulus schreibt in den Versen 14 und 15 weiter: »Wenn jemandes Werk bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn erhalten. Wenn jemandes Werk verbrennen sollte, so wird er ihn verwirken; er selbst aber wird gerettet werden, jedoch nur so wie durch Feuer hindurch Es erhält somit jeder seinen eigenen Lohn nicht nur nach der aufgewandten Mühe, sondern auch nach der Qualität des Baumaterials. Alle unsere Dienste, die zum Aufbau des Tempels Gottes, der Gemeinde Christi, beigetragen haben, finden ihren Lohn. Diejenigen, die nicht mit dem von Gott Dargereichten gebaut haben, unter Missachtung der Anweisungen des Apostels Paulus, bekommen dafür keinen Lohn. Ihre Rettung jedoch war ihnen längst in Gnaden gewährt und stand nie in Frage, ja ist mit ihrer Auferweckung, Verwandlung und Entrückung gerade nun auch körperlich geschehen. Sie stehen in einem unvergänglichen Herrlichkeitskörper vor Christus, jedoch mit leeren Händen, wie ein dem Feuer Entronnener; sie haben zum Werk des Herrn nichts beigetragen.

Verderben des Tempels Gottes

 

Dann wird sich auch herausstellen, dass manche von den Korinthern, die sich so weise dünkten, sogar Zerstörerisches in den Bau hineingetragen haben. Das geht aus den Versen 16 und 17 hervor: »Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und dass der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr Die da Hader und Eifersucht unter den Korinthern erzeugen und Spaltungen verursachen - wisst ihr nicht, dass ihr euch am Tempel Gottes vergreift? Im Römerbrief heißt es in anderem Zusammenhang: »Mach durch deine Speise nicht denjenigen zunichte, für den Christus starb ... Zerstöre nicht einer Speise wegen das Werk Gottes« (Röm.14:15,20). In Bezug auf das Essen von Götzenopferfleisch schreibt Paulus: »Wenn ihr so an den Brüdern sündigt und ihr Gewissen, das an sich schwach ist, erschlagt, sündigt ihr an Christus (1.Kor.8:12). Die ihr nach fleischlichen Maßstäben über eure Lehrer urteilt, wisst: Ihr habt es mit Christus zu tun und Seiner herausgerufenen Gemeinde, die der Tempel Gottes ist. Werdet nicht schuldig an ihr!

Ungläubige können den Tempel Gottes durch Philosophie und leere religiöse Verführung gemäß der Überlieferung der Menschen (Kol.2:8) nur dann verderben, wenn die Gläubigen auf sie hören statt auf das Wort Gottes. Die eigentliche verderbliche Arbeit aber geschieht durch die Gläubigen, die die Weisheit der Welt und nicht richtig angewandtes Wort Gottes in der Gemeinde verbreiten oder mit ihrem Verhalten ein schlechtes Vorbild abgeben.

Die Verderber der Gemeinde wird Gott verderben. Dies geschieht heute nicht mehr. Es geschah damals, als der 1.Korintherbrief geschrieben wurde, in der Verwaltung des Übergangs von der pfingstlichen zur gegenwärtigen der überströmenden Gnade, als die Kräfte des Königreichs Israels noch wirksam waren und es noch Wunder und unmittelbare Strafurteile gab. Wer damals zum Beispiel das Mahl des Herrn nicht in der rechten Gesinnung einnahm, der aß und trank sich selbst ein Urteil, weshalb es so viele Kranke und Sieche unter den Heiligen in Korinth gegeben hat. Die Züchtigungen des Herrn dienten aber immer der Zurechtbringung. Heute werden die Gläubigen die Verderber meiden (Röm.16:17; Gal.1:9; 2.Thess.3:6; 2.Tim.2:21), und die Ältesten werden sie ermahnen und nötigenfalls aus der Gemeinde hinaustun (1.Kor.5:5; 1.Tim.1:20; 2.Tim.2:25).

Niemand rühme sich aufgrund von Menschen

 

Nochmals ermahnt der Apostel Paulus die Heiligen, sich nicht aufgrund von Menschen zu rühmen, denn diese Weltweisheit ist Torheit bei Gott. Er schreibt in den Versen 18 bis 23: »Niemand täusche sich selbst! Wenn jemand unter euch in diesem Äon weise zu sein meint, der werde töricht in seinen eigenen Augen, um dann wirklich weise zu werden, weil die Weisheit dieser Welt bei Gott Torheit ist. Denn es steht geschrieben: Er erhascht die Weisen in ihrer List. Und wiederum: Der Herr kennt die Schlussfolgerungen der Weisen, dass sie nichtig sind. Daher soll sich niemand aufgrund von Menschen rühmen; denn alles ist euer: sei es Paulus oder Apollos, sei es Kephas oder die Welt, sei es Leben oder Tod, sei es Gegenwärtiges oder Zukünftiges. Alles ist euer, ihr aber gehört Christus an und Christus Gott

Die Meinung, weise zu sein, war die Wurzel für die Streitereien und Parteiungen in Korinth, und manches, was als Weisheit ausgegeben wurde, war nur List. Wer der Weisheit der Welt nachläuft, die von Gott nichts hält, hat die falsche Grundlage für sein Denken und Handeln, ist mithin kein Realist und muss sich in den eigenen Widersprüchen verfangen. Sich eines Menschen zu rühmen, ist Torheit und Aufgeblasenheit zugleich.

»Alles ist euer« - was bedeutet das in diesem Zusammenhang? - Rühmt euch nicht in parteiischer Weise eines Menschen, denn alle Menschen sind zu eurem Gewinn an ihren Platz gestellt, alle Diener der Gemeinde dienen euch, einige davon lassen sich sogar aufbrauchen für euch, und alle Dinge der Welt gar wirkt Gott euch zum Guten zusammen! Das Leben ist euer, denn es ermöglicht euch, Frucht für Gott zu bringen. Das Sterben kann ein Gewinn für euch sein, wenn ihr Gott darin verherrlicht, und auch der Tod ist euer, nämlich um völlig von sich selbst los zu werden, damit Gott euch alles werde!

»Ihr aber gehört Christus an und Christus Gott Christus - Er ist unsere einzige Bindung, Ihm gehören wir, Seiner rühmen wir uns, Ihn verherrlichen wir, Ihm gehorchen wir und damit Gott. So sind wir frei von Bindungen an Menschen. Ein Angehöriger Christi ist kein Anhänger von Menschen. Gehören wir aber Christus an, so ist alles unser, denn unserem Herrn Christus Jesus gehört das All, und Er setzt alles zu unserem Besten ein. Wie armselig ist es doch, sich eines Menschen zu rühmen, die wir uns in diesem Herrn rühmen dürfen!

Gott ist getreu!

 

Lasst uns zusammenfassen und sagen, dass wir zur Auferbauung der herausgerufenen Gemeinde bestimmt sind. Dies ist uns aber nur in der Weisheit Gottes möglich, und diese besteht in der Erkenntnis Christi, und diesem als gekreuzigt, sowie daraus folgend in der Erkenntnis unseres Mitgekreuzigtseins, was uns zur Demut führt und uns in die Lage versetzt, einander anzunehmen, ja den anderen höher zu achten als uns selbst. Bei unserer aufbauenden Arbeit werden wir uns alle Mühe machen und Obacht geben, dass wir Gold, Silber und kostbare Steine verwenden, den Anweisungen des Apostels Paulus entsprechend.

Getreu ist unser Gott und Vater, dessen Worte zur Erfüllung drängen, dessen Worte zugleich auch Verheißungen sind, sodass wir darauf vertrauen dürfen, dass Er das, was Er sagt, in uns auch zuwege bringen wird. Er wird es auch tun! Der Lobpreis und die Verherrlichung sei Ihm von ganzem Herzen im Namen unseres Herrn Jesus Christus!

 

Werdet meine Nachahmer!

(1.Korinther 4)

 

  Die herausgerufene Gemeinde der Korinther beurteilte Paulus, Apollos und andere Diener Gottes nach den fleischlichen Maßstäben der Weltweisheit und der Redekunst. Da die Gläubigen damit aber zu unterschiedlichen Bewertungen kamen, entstanden Hader, Eifersucht und Spaltungen. Paulus ermahnt sie deshalb, indem er ihnen das Wort vom Kreuz eindrücklich nahebringt. Christus, und dieser als gekreuzigt, ist Gottes Kraft und Gottes Weisheit für die Gläubigen. Wenn wir Christus so erkennen und außerdem uns als mitgekreuzigt, dann ist jedem Hochmut der Boden entzogen. Nur Demütige können zu einer geistlichen Einschätzung der Mitarbeiter Gottes gelangen.

  So schreibt der Apostel Paulus in Vers 1: „So schätze man uns daher richtig ein: als untergebene Gehilfen Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes.“ Untergebene Gehilfen Christi haben Ihm zu gefallen, zu gehorchen und Rechenschaft zu geben und nicht den Korinthern. Die Gläubigen haben es bei den Dienern Christi mit Christus Selbst zu tun, denn diese handeln nicht eigenmächtig. Diener Christi sind auch nicht Herren über den Glauben der Korinther, sondern Mitarbeiter an deren Freude (2.Kor.1:24). Paulus pflanzte, Apollos tränkte, doch Gott ließ es wachsen (3:6). Darum kam keine Gruppe von Gemeindegliedern sich auf den einen Mitarbeiter etwas einbilden und den anderen abwerten.

Verwalter der Geheimnisse Gottes

 

  Paulus und Apollos sind Verwalter der Geheimnisse Gottes. Ein Verwalter handelt nicht im eigenen Namen, sondern hat in Treue die Dinge zu verwalten, die sein Herr ihm anvertraut hat. In der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung der Gnade Gottes, die dem Paulus für uns, die aus den Nationen, gegeben wurde (Eph.3:2), haben die Mitarbeiter Gottes insbesondere die Geheimnisse zu verwalten, das heißt zum Gewinn und Wachstum der Heiligen zu verkündigen, die dem Apostel Paulus offenbart wurden. Sie prägen sein Evangelium, unser Glaubensgut.

  Die Paulus enthüllten Geheimnisse sind:

1.     Das Geheimnis der Verstockung Israels: ihre Beendigung beim Eingang der Vervollständigung der Auswahl der Nationen in den Ölbaum (Röm.11:25);

2.     Das Geheimnis des Evangeliums: die Versöhnung Gottes mit der Welt (Röm.5:11; 16:25; 2.Kor.5:19; Eph.6:19);

3.     Das Geheimnis der Weisheit Gottes: Jesus Christus, und dieser als gekreuzigt (1.Kor.2:1,2,7,8);

4.     Das Geheimnis der Auferstehung: unsere Verwandlung (1.Kor.15:51);

5.     Das Geheimnis des Willens Gottes: die Aufhauptung des Alls in Christus (Eph.1:8b-10);

6.     Das Geheimnis des Christus: Seine hohe Stellung als Erstgeborener vor einer jeden Schöpfung, Seine Erstlingsschaft in allem, Seine Mittlerschaft, Seine Erhöhung, Verherrlichung und Hauptschaft über alle (Eph.1:20,21; Kol.1:15-20; 4:3; 1.Tim.2:5);

7.     Das so genannte Epheser-Geheimnis: die gemeinsame Teilhaberschaft aller Gläubigen (Eph.3:6);

8.     Das in Gott verborgen gewesene Geheimnis: die gegenwärtige heilsgeschichtliche Verwaltung (Eph.3:2,8,9; Kol.1:25,26; 1.Tim.1:4);

9.     Das Geheimnis der Ehe: das Einssein des Christus und Seiner herausgerufenen Gemeinde (Eph.5:32);

10. Das überaus herrliche Geheimnis: Christus unter den Nationen (Kol.1:27);

11. Das Geheimnis Gottes und des Vaters Christi: in Christus haben wir alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis (Kol.2:2,3);

12. Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit: der im Verborgenen agierende Widerwirker (2.Thess.2:7);

13. Das Geheimnis des Glaubens: ein Wandel im Glauben (1.Tim.3:9), dem des Sohnes Gottes (Gal.2:20); ein Wandel nicht durch Wahrnehmung (2.Kor.5:7); ein Wandel gemäß der Verwaltung, die im Glauben besteht (1.Tim.1:4);

14. Das Geheimnis der Frömmigkeit: der im paulinischen Evangelium geoffenbarte Christus Selbst (1.Tim.3:16).

 

(Diese Geheimnisse kann man auch anders zusammenstellen. Außerdem hängen viele Geheimnisse so eng zusammen, sodass sie auch zusammengefasst werden können.)

Die Bedingung für einen Verwalter

 

  Paulus fügt mit Vers 2 an: »Hierbei sucht man im Übrigen bei Verwaltern nur, dass ein solcher treu erfunden werde Zur Treue gehören das Erlernen der Lehre des Apostels Paulus (Röm.16:17), das sorgfältige Bauen auf dem von ihm gelegten Grund (3:12), das Gehorchen, der ganze Einsatz und der Wille, zur Verherrlichung unseres Gottes und Vaters zu wirken. Insbesondere ist unter der Treue die beständige Haltung in dem Bemühen zu verstehen, auch nicht im Geringsten abzuweichen von dem uns anvertrauten Evangelium, es mit Ausdauer bekannt zu machen, dazu zu stehen und sich durch Widerstrebende nicht hemmen zu lassen.

  Lasst uns innehalten und uns fragen: Sind wir auch darin Nachahmer des Apostels Paulus, dass wir getreue Verwalter der Geheimnisse Gottes sind und mithin jede Gelegenheit wahrzunehmen suchen, sie zu verbreiten? Und leben wir auch getreu dem, was wir lehren? Sind wir untergebene Gehilfen Christi oder wollen wir unsere eigenen Ideen verwirklichen?

  Im Übrigen können wir dem Wort Gottes gegenüber getreu lehren und handeln, da uns mit der Konkordanten Übersetzung eine getreue Wiedergabe des Grundtextes der hebräischen und griechischen heiligen Schriften an die Hand gegeben ist. Aufgrund der gründlichen konkordanten Erforschung der Worte und Wortfamilien sowie der Übersetzung eines jeden Wortes möglichst mit ein und demselben deutschen Wort und der Abgrenzung von Worten ähnlicher Bedeutung gegeneinander haben wir Gottes heiliges Offenbarungswort recht klar vor uns, sodass wir zur rechten Erkenntnis aller geistlichen Dinge und in der Folge davon zu einem genauen Wandel und Dienst gelangen können.

Wem es zusteht, uns zu erforschen

 

  Paulus fährt fort (Verse 3 und 4): »Mich selbst kümmert es nicht im Geringsten, dass ich von euch ausgeforscht werde oder vom Menschentag. Auch erforsche ich mich selbst nicht, weil ich mir keiner Schuld bewusst bin; jedoch bin ich dadurch nicht gerechtfertigt. Der mich aber erforscht, ist der Herr Die kritische Betrachtung der Korinther kümmert Paulus im Hinblick auf seine Person nicht. Sie sind nicht sein Auftraggeber, und einen geistlichen Maßstab haben sie auch nicht. So unabhängig von Menschen kann nur sein, wer sich wirklich nur dem Herrn verpflichtet weiß.

  Auch das Urteil des Menschentags interessiert Paulus nicht. Der Menschentag ist der Tag, an dem die Menschen das Sagen zu haben meinen; er wird abgelöst vom Tag des Herrn; darauf folgt der Tag Gottes. Also selbst der geballten öffentlichen Meinung des Forums aller Menschen schenkt Paulus keine Beachtung.

  Da Paulus sich außerdem keiner Schuld bewusst ist, ist es auch nicht nötig, sich selbst zu erforschen. Doch ein reines Gewissen sagt noch nichts darüber, ob sein Verhalten objektiv gerechtfertigt war. Der ihn aber der Wahrheit gemäß beurteilen wird, ist allein der Herr. Den Korinthern steht das auf keinen Fall zu; es ist eine Anmaßung, den Apostel Christi Jesu beurteilen zu wollen.

Vor der Preisrichterbühne

 

  Daher ist es nur konsequent, was Paulus in Vers 5 sagt: »Richtet daher nichts vor der gebührenden Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Ratschläge der Herzen offenbaren wird. Dann wird jedem der Lobpreis von Gott zuteil werden Damit steht also fest: Der Zeitpunkt des Richtens ist noch nicht gekommen. Der Herr ist der Richter und niemand anders. Er beurteilt den Wandel und Dienst eines jeden Heiligen und nicht der eine Gläubige den anderen. Der Herr bezieht auch die Beweggründe mit ein. - Über die Motive unseres Handelns sind wir uns selbst oftmals keineswegs im Klaren. Dann aber, vor Seiner Preisrichterbühne, werden nicht nur die Taten, sondern auch unsere Erwägungen und die tiefliegenden Emotionen offengelegt werden. »Denn das Wort Gottes ist lebendig, wirksam und schneidender als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Teilung von Seele und Geist sowie von Gelenken als auch Mark; es ist Richter der Überlegungen und Gedanken des Herzens. Und es gibt keine Schöpfung, die vor Seinen Augen nicht offenbar ist. Alles aber ist nackt und entblößt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft geben müssen« (Heb.4:12,13).

  Und dann wird jedem der Lobpreis von Gott zuteil werden. Nachdem der Herr uns vor der Preisrichterbühne völlig zurechtgebracht, alles Falsche abgetan und alle unsere Handlungen richtig beurteilt hat, wird Er uns heilig, makellos und unbeschuldbar vor Seinem Angesicht darstellen (Kol.1:22), und dann erhält ein jeder von uns das volle Lob Gottes. Nicht dass es in uns begründet wäre - nein, Er, Christus, in Seiner überwältigenden Liebe und Gnade hat uns vollendet.

Sinnt nicht über das Geschriebene hinaus

 

  Im folgenden Abschnitt der Verse 6 bis 13 zeigt der Apostel Paulus weitere Aspekte des fleischlichen Verhaltens der Korinther auf: Sie sinnen über das hinaus, was geschrieben steht, sie rühmen sich ihrer, sie meinen zu herrschen, sie halten sich für Besonnene, sie fühlen sich stark.

  Zunächst schreibt Paulus in den Versen 6 und 7: »Dies aber, Brüder, habe ich als Redefigur um euretwillen auf mich selbst und Apollos angewandt, damit ihr an uns lernt, nicht auf Dinge zu sinnen, die über das hinausgehen, was geschrieben steht, damit ihr nicht aufgeblasen werdet, also keiner für den einen Lehrer gegen den anderen Lehrer. Wer hat dir denn zuerkannt, unterschiedlich zu beurteilen? Was hast du aufzuweisen, das du nicht erhalten hättest? Wenn aber auch du es erhieltest, was rühmst du dich, als ob du nichts erhalten hättest Paulus will den Gläubigen nahebringen, am Beispiel des Paulus und Apollos zu lernen - Bescheidenheit statt Aufgeblasenheit zu lernen. Mögen sie sich nicht über die untergegebenen Gehilfen Christi erheben. Sie sind doch ebenfalls solche, die alles nur in der Gnade empfangen haben. Da bleibt kein Raum für Eigenruhm. Wer des Weiteren über das hinaussinnt, was geschrieben steht, hat sich damit bereits durch die Schlange in ihrer List von der Herzenseinfalt und Lauterkeit, die auf Christus gerichtet ist, ablenken lassen. Zweifel und Unruhe sind die Folgen.

Toren um Christi willen

 

  Welch ein Kontrast wird in den Versen 8 bis 10 deutlich: »Schon seid ihr übersättigt, schon seid ihr reich, ohne uns seid ihr wie Könige geworden! O dass ihr doch wirklich Könige wäret, damit auch wir mit euch herrschen könnten! Denn ich meine vielmehr, dass Gott uns, die letzten Apostel, als dem Tode Verfallene erweist, da wir der Welt, den himmlischen Boten und den Menschen ein Schauspiel geworden sind. Wir sind Toren um Christi willen, ihr aber haltet euch für Besonnene in Christus! Wir sind schwach, ihr aber fühlt euch stark! Ihr habt schon alle Herrlichkeit, doch wir sind ungeehrt Auch heute gibt es reiche und übersättigte Gemeinden; sie sind sehr selbstzufrieden, sie fühlen sich auf der Höhe der Zeit; vielleicht haben sie auch das erfolgversprechende Konzept oder die Kapazität, sich mit der Verbesserung der Verhältnisse in der Welt zu befassen. Stattdessen sollten sie in Demut nach der Erkenntnis Gottes und Seines Willens aufgrund Seines Wortes trachten.

  Sie benehmen sich wie Herrschende: Hast du Probleme? Komm‘ zu uns, wir meistern sie! Vor den Augen der Welt wollen sie als bedeutend und einflussreich dastehen. Doch Gott erweist die letzten Apostel, das sind Paulus und die damaligen Apostel der Gemeinden (Röm.16:7; 1.Kor.12:28; Eph.2:20), als dem Tode Verfallene, denn sie lassen sich aufbrauchen (2.Kor.12:15). Wie in einem Theater der Blick aller zentriert auf die Bühne gerichtet ist, so erkennen auch die himmlischen Boten und die Menschen an den Dienern Christi scharf und deutlich, dass sie Toren um Christi willen sind, da sie sich einsetzen, ohne allzu sehr an sich selbst zu denken und außerdem für Dinge, die in den Augen der Oberen dieses Äons keiner Ehre wert sind. (Wohl sind soziale Einrichtungen der Ehre der Welt wert, doch ist zu prüfen, ob das evangelistische Zeugnis wirklich davon begleitet sein muss.) Die Welt verachtet diejenigen, die alle ihre Segnungen als Mitgekreuzigte in der Gnade aus dem Kreuz beziehen und sich deshalb nicht in religiösen Werken und Ritualen um die Gunst Gottes bemühen.

  Die himmlischen Boten dagegen nehmen wie in einem Anschauungsunterricht die geistliche Gesinnung der Mitarbeiter Gottes wahr und was die Gnade in ihnen gewirkt hat. Da das Wort Gottes heute vervollständigt ist, überbringen die Boten keine Botschaften mehr; in der gegenwärtigen Verwaltung Gottes ist es vielmehr so, dass durch die herausgerufene Gemeinde den Fürstlichkeiten und Obrigkeiten inmitten der Überhimmlischen die mannigfaltige Weisheit Gottes bekannt gemacht wird (Eph.3:10).

Der unterste Weg

 

  Seinen Weg - es ist der unterste - schildert Paulus in den Versen 11 bis 13, uns zum Vorbild: »Auch hungern und dürsten wir bis zur jetzigen Stunde; wir sind nur dürftig gekleidet, wir werden mit Fäusten geschlagen und führen ein unstetes Leben. Mit den eigenen Händen arbeitend, mühen wir uns. Beschimpft man uns, so segnen wir; verfolgt man uns, so ertragen wir es; lästert man uns, so sprechen wir zu. Wie der Auskehricht der Welt, wie der Abschaum aller Menschen sind wir bis jetzt geworden Seelisch gedacht, müsste Paulus als der Apostel der Nationen und als der, der täglich die Sorge für alle herausgerufenen Gemeinden trägt (2.Kor.11:28), eine hohe Position haben und in einem Palast wohnen. Aber noch ist die Zeit unseres Herrschens nicht angebrochen, noch sind wir auf dem Weg, dem untersten in diesem bösen Äon.

  Werdet meine Nachahmer!, sagt Paulus mehrfach (Vers 16; 11:1, Phil.3:16; 1.Thess.1:6; 2.Thess.3:7). Wir können Paulus nicht in allen Einzelheiten, aber doch in der geistlichen Haltung der Bereitschaft zur Erniedrigung um Christi willen nachahmen. Wir werden unser persönliches Wohlergehen hinter die Erfordernisse des Dienstes des Herrn zurückstellen. Wir werden suchen, nicht was uns selbst, sondern den vielen förderlich ist (10:33). Wir werden Übles mit Gutem vergelten (Röm.12:21) und unsere Feinde lieben und für sie beten (Mat.5:44).

Paulus, ihr Vater in Christus Jesu

 

  Nach diesen deutlichen Worten muss Paulus den Korinthern nun doch etwas versichern: »Dies schreibe ich nicht, um euch zu beschämen, sondern ich ermahne euch als meine geliebten Kinder« (Vers 14). Nein, beschämen will Paulus sie nicht, in keiner Weise niederdrücken oder bloßstellen, sondern auferbauen. Er schreibt ihnen aus väterlicher Liebe; er ermahnt sie, das heißt er setzt ihnen den Denksinn zurecht, wie man es geliebten Kindern angedeihen lässt.

  Er fährt in Vers 15 fort: »Denn wenn ihr auch zehntausend Geleiter in Christus hättet, so habt ihr jedoch nicht viele Väter; denn in Christus Jesus habe ich euch durch das Evangelium gezeugt Die Korinther hatten Geleiter in Christus, ihre Ältesten und Aufseher, Evangelisten, Hirten und Lehrer. Doch ihr geistlicher Vater, der Mann, der sie durch das Wort Gottes gezeugt hat, wiegt mehr. Er war der Gründer der Gemeinde zu Korinth. Und wenn auch die anderen Mitarbeiter Christi ihren Dienst ebenso von ganzem Herzen tun, so er als ihr Vater noch mehr.

Werdet meine Nachahmer!

 

  So kann Paulus die Korinther und uns auffordern: »Daher spreche ich euch zu: Werdet meine Nachahmer (Vers 16). Daher, weil er ihr Vater ist und seine Berufung und sein Wandel Musterbeispiele für uns sind, deshalb kann er uns dies eindringlich nahelegen.

  Wer Paulus nachahmt, folgt in der gegenwärtigen Verwaltung Christus in der rechten Weise nach. Wir können heute in vielen Punkten nicht so wandeln, wie unser Herr seinerzeit in Israel, zumal der unterschiedlichen Lehre wegen, jedoch können wir Seiner Gesinnung völlig folgen. Wie dies nun aber in allen Einzelheiten unseres Lebens auszusehen hat, können wir in den Briefen des Paulus nachlesen und sehr oft an seinem Verhalten ablesen. Es ist ein Wandel in Demut, Gehorsam und Liebe, dem dem Apostel Paulus enthüllten Evangelium der überströmenden Gnade gemäß. »Werdet meine Nachahmer, so wie auch ich Christi Vorbild folge, lesen wir in Kapitel 11:1. Und das sieht dann so aus, wie in Philipper 4:9 geschrieben steht: »Was ihr auch von mir gelernt und erhalten, gehört und an mir gewahrt habt, das setzt in die Tat um; dann wird der Gott des Friedens mit euch sein

Der Dienst des Timotheus

 

  Mit einem Wort der Begründung beginnt Paulus den folgenden Vers 17: »Deshalb sende ich Timotheus zu euch, der mein im Herrn geliebtes und treues Kind ist; er wird euch an meine Wege in Christus Jesus erinnern, so wie ich sie überall in jeder herausgerufenen Gemeinde lehre Warum sendet er Timotheus zu den Korinthern? Damit er ihnen bei ihrem Bemühen um die Nachahmung des Apostels Paulus beistehe, indem er sie an alle die Wege dieses auserwählten Gerätes des Herrn erinnert, an seine Lehre, an sein vorbildliches Verhalten, und ihnen vor Augen malt, welch einen aufopferungsvollen Dienst Paulus in alles aufgebender Liebe überall tut. Paulus geht seine Wege in Christus Jesus, in engster Bindung an Ihn.

  Timotheus ist der geeignete Mann, den Korinthern die Lehre, den Beweggrund, Vorsatz und Glauben, die Geduld und Liebe, das Ausharren, die Verfolgungen und Leiden ihres Apostels als Vorbild ans Herz zu legen (2.Tim.3:10,11), denn Timotheus, das geliebte Glaubenskind des Paulus, empfindet ebenso wie Paulus und ist in der rechten Art um das Ergehen der Heiligen besorgt. Denn alle anderen suchen das Ihre und nicht das, was Christi Jesu ist. Seine Bewährtheit aber ist bekannt, denn er sklavt zusammen mit Paulus am Evangelium, so wie ein Kind seinem Vater (Phil.2:20,21).

  Mögen auch uns die Wege des Paulus eine Lehre sein.

Mit der Rute oder in Liebe und Sanftmut

 

  Das Kapitel Vier schließt mit den Versen 18 bis 21: »Einige unter euch haben sich aufgeblasen, als ob ich nicht zu euch käme. Ich werde aber, wenn der Herr will, schnell zu euch kommen; doch werde ich nicht die Worte der Aufgeblasenen anerkennen, sondern die Kraft. Denn das Königreich Gottes besteht nicht in Worten, sondern in Kraft. Was wollt ihr nun? Dass ich mit der Rute zu euch komme oder mit Liebe und dem Geist der Sanftmut Man sagte unter den Korinthern von Paulus, dass er von Angesicht zwar demütig gewesen, abwesend aber mutig gegen sie sei. Ob sie wohl verstanden, aus welchem Geist der Versöhnung Paulus handelte, wenn er Gott darum anflehte, bei seiner Anwesenheit nicht mutig gegen sie sein zu müssen (2.Kor.10:1,2)? - Denen nun, die sich aufblasen und meinen, Paulus würde nicht kommen oder traue sich nicht, sei gesagt, dass er kommen wird. »Wenn der Herr will« - das ist nicht nur der Vorbehalt, dem Sterbliche immer unterliegen, sondern auch das Vertrauen darauf, dem Willen des Herrn entsprechend zu handeln. - Paulus bestätigt ihnen in Kapitel 16:5,6: »Ich werde aber zu euch kommen, wenn ich durch Mazedonien gezogen bin; denn ich komme über Mazedonien. Trifft es sich dann, so werde ich bei euch bleiben oder auch überwintern, damit ihr mir das Geleit geben könnt, wohin ich auch immer weiterreisen sollte In allem aber ist er völlig abhängig vom Ratschluss des Willens des alles lenkenden Gottes.

  Wenn Paulus eingetroffen ist, wird er nicht die Worte der Aufgeblasenen anerkennen, sondern ihre Kraft, ihre geistliche Kraft, aus dem Wort vom Kreuz erwachsen, aus dem Evangelium Gottes über Seinen Sohn, denn dieses ist Gottes Kraft für die Gläubigen. Schließlich besteht das Königreich Gottes nicht in Worten, sondern in Kraft. Hier ist nicht das buchstäbliche Königreich gemeint, sondern ganz allgemein der Herrschaftsbereich Gottes. Und wo Gott in den Herzen der Seinen herrscht, da sind sie kraftvoll, denn sie erhielten den Geist der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft.

  Was wollt ihr Korinther nun? Soll ich mit der Rute kommen und strenge Zucht üben, indem ich welche aus der Gemeinde ausschließe und gar dem Satan übergebe? Oder werdet ihr euch durch die Liebe und die Sanftmut bewegen lassen, eure Gesinnung zu ändern? - Der 2.Korintherbrief gibt die Antwort darauf: Paulus sehnt sich danach, ihnen alle Liebe und Versöhnung zu erzeigen.

  Möge dies auch unser Verhalten prägen!

 

 

Ein klein wenig Sauerteig

(1.Korinther 5)

 

Von Herzen kann der Apostel Paulus für die von ihm besonders geliebte Gemeinde in Korinth danken, weil sich an ihnen die Gnade Gottes erwiesen hat, die ihnen in Christus Jesus gegeben ist, und weil sie in Christus in allem reich gemacht sind, in jedem Wort und jeder Erkenntnis. Doch es mangelt ihnen an der Reife. Spaltungen und Aufgeblasenheit gibt es unter ihnen. Ihr Wissen um die Erniedrigung Jesu Christi hat sie noch nicht zur Demut gebracht. Die Erkenntnis Christi, und zwar als des Gekreuzigten, und die geistliche Tatsache ihres Mitgekreuzigtseins sitzen noch nicht richtig.

Und nun muss Paulus sich mit einem besonders eklatanten Fall fleischlichen Verhaltens befassen. Er schreibt in den Versen 1 und 2: »Allgemein hört man von Hurerei bei euch, und zwar solcher Hurerei, wie sie nicht einmal unter den Nationen genannt wird, dass nämlich einer sich die Frau seines Vaters genommen hat. Und da seid ihr noch aufgeblasen und trauert nicht vielmehr, damit er wegen dieser Handlungsweise aus eurer Mitte genommen werde Da trieb ein berufener Heiliger Hurerei - das ist Geschlechtsverkehr, ohne verheiratet zu sein -, dazu noch mit seiner Stiefmutter. Das würde sogar Ungläubige empören. Die Korinther aber duldeten es und waren dazu noch aufgeblasen; vielleicht hatten sie sich gute, beschwichtigende Gründe zurechtgelegt und waren stolz auf ihre Argumentation. Paulus tadelt das fleischliche Verhalten der Gemeinde. Eine geheiligte, sachgerechte Beurteilung des Skandals hätte sie traurig machen müssen, und zwar nicht nur an sich, sondern auch weil sich jede ernste Ermahnung und Gemeindezucht auf eine tiefe Trauer über die Sünde gründet. Dies bringt Paulus in 2.Korinther 12:21 zum Ausdruck: »Ich hoffe, dass mein Gott mich bei meinem Kommen nicht wieder vor euch demütigen wird und ich um viele trauern müsste, die vormals gesündigt hatten und nicht von der Unreinheit, Hurerei und Ausschweifung umsinnten, die sie verübten

Damit die Sünde nicht noch weiter um sich greife, muss der Apostel Paulus sofort handeln, und so schreibt er: »Denn ich, wiewohl dem Körper nach abwesend, im Geist aber anwesend, habe über den, der dies so treibt, bereits gerichtet, als wäre ich anwesend, um im Namen unseres Herrn Jesus Christus (wenn ihr versammelt seid und mein Geist zusammen mit der Kraft unseres Herrn Jesus) solchen dem Satan zum Ruin des Fleisches zu übergeben, damit der Geist am Tage des Herrn Jesus gerettet werde« (Verse 3-5). Paulus weist die Gemeinde also an, sich zu versammeln - dabei wird Paulus gedanklich unter ihnen sein - und den Hurer gemeinsam dem Satan zu übergeben. Da dies im Namen des Herrn Jesus Christus geschieht, ist auch Seine Kraft wirksam. Von da an wird die Gemeinde keinen Umgang mehr mit dem Mann haben, der ein Bruder in Christus Jesus ist und bleibt.

Zweck und Ziel jeder Ermahnung und Zucht ist es, dass der Betroffene umsinnt, woraufhin die Gemeinschaft mit ihm wieder aufgenommen wird. Die Gemeindezucht dient des Weiteren dazu, die Gemeinde davor zu schützen, dass Unsitten einreißen und viele Gläubige verderben.

Zur Rettung

 

Es erschreckt uns gewiss, dass dem Satan die Vollmacht eingeräumt wird, das Fleisch, in dem die Sünde wohnt (Röm.7:17), zugrunde zu richten. Wir haben dieses apostolische Recht nicht. Außerdem ist zu bedenken, dass damals die Kräfte des Königreichs Israels noch wirksam waren. - Diese Maßnahme war sehr heilsam; sie hatte eine unausweichliche erzieherische Wirkung. In 1.Timotheus 1:19,20 schreibt Paulus, dass er Hymenäus und Alexander, die das gute Gewissen von sich gestoßen und somit am Glauben Schiffbruch erlitten haben, dem Satan übergeben habe, damit sie erzogen würden, nicht zu lästern. Die Gemeindezucht, die wir üben, nämlich den Umgang mit dem Übeltäter abzubrechen, ist ebenfalls wirksam, sofern alle Gemeindeglieder sich daran halten. Die Entbehrung der Liebe und des Zuspruchs der Geschwister dürfte ihn zur Umsinnung bringen. Wenn jedoch einige Brüder und Schwestern zu dem Übeltäter halten und die Ältesten beschuldigen, falsch gehandelt zu haben, so ist das überaus betrüblich. Doch die Maßregelung entspricht der Liebe, denn die Liebe freut sich nicht über die Ungerechtigkeit (1.Kor.13:6). Wahre Liebe ist zielgerichtet und greift zu der vom Herrn angeordneten Erziehungsmaßnahme.

Wir wissen, dass alle Auserwählten berufen und alle Berufenen gerettet werden (Röm.8:30; 2.Kor.1:22; Eph.1:13). Die Versiegelung der Heiligen in Christus Jesus zur unverlierbaren Rettung war damals - in der Verwaltung des Übergangs von der pfingstlichen zur gegenwärtigen der überströmenden Gnade - aber noch nicht offenbart und mithin wohl noch nicht in Kraft, sodass die Rettung zum äonischen Leben in Frage gestellt war und die dem Satan Übergebenen mit ihrer Verurteilung zusammen mit der Welt vor dem großen weißen Thron rechnen mussten (1.Kor.12:32).

Deshalb diese strenge Maßnahme, damit der Geist des Übeltäters am Tag des Herrn Jesus gerettet werde. Hier handelt es sich um eine Redefigur, denn niemals wird nur ein Bestandteil des Menschen gerettet, sondern stets der ganze Mensch. Allerdings wird das Dominierende hervorgehoben, denn dem Fleisch und Blut wird das Königreich Gottes nicht zugelost werden, sondern wir werden von der Auferstehung an einen geistlichen Körper haben.

Ein klein wenig Sauerteig

 

Nun trifft Paulus eine allgemeine Feststellung und zieht die generelle Konsequenz daraus: »Eurer Ruhm ist nicht schön. Wisst ihr nicht, dass ein klein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Daher reinigt euch gründlich von dem alten Sauerteig, damit ihr ein frischer Teig seid, wie ihr ja als Heilige ungesäuert seid ...« (Verse 6 und 7a). Nicht schön ist der Ruhm der Korinther, ihr Ansehen und was es von ihnen zu erzählen gibt, sondern hässlich. Sünde ist hässlich.

Ein klein wenig geduldete Sünde verdirbt die ganze Gemeinde! »Siehe«, schreibt Jakobus, »welch ein kleines Ausmaß an Feuer vermag welch ein großes Ausmaß an Material zu entzünden« (3:6)!

Was ist Sauerteig und was bedeutet es in der Schrift? Sauerteig ist ein Gärstoff, der den Teig durchsäuert, bis Hitze die verderbliche Wirkung aufhält. Sauerteig steht in der Heiligen Schrift stets für etwas Falsches und Schlechtes, Boshaftes und Verderbliches. Jewe hatte angeordnet: »Im ersten Monat, am vierzehnten Tag des Monats, am Abend, sollt ihr ungesäuerte Brote essen bis zum Abend des einundzwanzigsten Tages des Monats. Sieben Tage lang soll kein Sauerteig in euren Häusern gefunden werden; denn jeder, der Gesäuertes isst, dieselbe Seele soll aus der Gemeinde Israels ausgerottet werden« (2.Mose 12:18,19). Ob sie das buchstäbliche Tun zu dem geistlichen Verständnis führte, dass sie beim Auszug aus Ägypten auch jede Herzenshaltung der alten Menschheit, die sich durch verführerische Begierden selbst ins Verderben bringt, dahinten lassen sollten? Als unser Herr Jesus Christus zu Seinen Jüngern sagte: »Seht zu und nehmt euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer in Acht«, meinte Er, dass sie sich vor deren Lehre bewahren sollten (Mat.16:12). Wiederum sagte Er: »Nehmt euch in Acht vor dem Sauerteig der Pharisäer, und das ist die Heuchelei (Luk.12:1). In Galater 5:7-10 bezieht Paulus das Bild des Sauerteigs auf solche, die mit überredenden Worten von der Wahrheit seines Evangeliums wegführen wollen, sodass die Gläubigen beunruhigt und irritiert werden und die gesamte herausgerufene Gemeinde von der falschen Lehre durchdrungen wird. Vom Königreich der Himmel wissen wir, dass es in der siebenjährigen Endzeit unter dem Antichristus dem Sauerteig gleicht, den eine Frau - sie ist Israel - nehmen und in drei Maß Mehl verbergen wird, bis es ganz durchsäuert, also völlig verderbt ist (Mat.13:33).

Mögen wir uns mithin von allem, was sich verderblich auf unseren Geist auswirken könnte, reinigen und fernhalten.

Fegt den alten Sauerteig aus!

 

Reinigt euch gründlich von dem alten Sauerteig, schreibt Paulus in Vers 7. Verwendet Mühe darauf, prüft euch sorgfältig, denn es mag mehrere faule Punkte geben, von der Duldung falscher Lehren bis zu sittlichen Nachlässigkeiten. Reinigt euch gründlich von jeder Gesinnung, die anders ist als die Christi Jesu.

Ein frischer Teig sollen wir sein, wie wir ja als Heilige ungesäuert sind. Unserem Gnadenstand nach sind wir ungesäuert, denn wir sind in Christus Jesus Heilige, Makellose und Unbeschuldbare. Die Korinther waren Sünder gewesen; ihnen schreibt Paulus in Kapitel 6:11: »... doch ihr habt euch abwaschen lassen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt im Namen unseres Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes Heilige gehören Gott an und tragen Sein Wesen im Grunde an sich. Nun sollen sie aber auch als solche leben, sodass ihrem Verhalten nichts Verderbliches mehr anhaftet, sondern ansteckende Frische. Mögen wir uns somit von jeder Besudelung des Fleisches und auch des Geistes reinigen und unsere Heiligkeit in der Furcht Gottes vollenden (2.Kor.7:1), damit wir auch in unserem Wandel ein frischer Teig sind, wie es unserem Gnadenstand entspricht. Und dies nicht nur sieben Tage lang, sondern allezeit.

Christus, unser Passah

 

»... denn als unser Passah wurde Christus für uns geopfert« (Vers 7b). Was das Passah des alten Bundes Israels nur vorschatten konnte, hat unser Herr Jesus Christus, das wahre Passahlamm, in Vollkommenheit erfüllt. Das Blut der Passahlämmer schützte Israel nur in der Nacht des Auszugs aus Ägypten vor dem Tod der Erstgeborenen; wir dagegen sind in Christi Blut ein für allemal von allen Sünden gerechtfertigt. Wie sollen wir nun noch mit dem Sündigen fortfahren?

Paulus schließt den Gedankengang mit Vers 8: »Lasst uns daher das Fest nicht im alten Sauerteig begehen, noch im Sauerteig des Üblen und der Bosheit, sondern im ungesäuerten Teig der Aufrichtigkeit und Wahrheit Das Fest der ungesäuerten Brote stand gerade bevor (Kap.16:8). Soweit die Gläubigen in Korinth Juden waren, begingen sie es, und sofern sie den Brief des Apostels beherzigt hatten, als Geläuterte. Mögen auch die Griechen in der Gemeinde sich gereinigt und geheiligt haben, um Gott, ihrem Eigner, wohl brauchbar zu sein, für jedes gute Werk zubereitet.

Habt keinen Umgang mit den Bösen!

 

Nach der Behandlung des konkreten Falles und der Ermahnung zur Reinigung folgt nun die grundlegende Anweisung zur Gemeindezucht. Der Apostel Paulus schreibt in den Versen 9 bis 11:»Ich schrieb euch in meinem Brief, mit Hurern keinen Umgang zu haben. Damit habe ich nicht allgemein die Hurer dieser Welt oder die Habgierigen, Räuber oder Götzendiener gemeint; sonst müsstet ihr ja aus der Welt hinausgehen. Nun aber schreibe ich euch, mit keinem Umgang zu haben, der »Bruder« genannt wird, wenn er ein Hurer oder Habgieriger oder Götzendiener oder Schimpfer oder Trinker oder Räuber ist, ja mit einem solchen nicht einmal zu essen Der dem 1.Korintherbrief vorangegangene Brief des Apostels Paulus ist nicht überliefert worden. Die Korinther hatten die wohl knappe Bemerkung, mit Hurern keinen Umgang zu haben, missverstanden. Wir können den allgemeinen weltlichen und geschäftlichen Verkehr mit den Menschen nicht abbrechen, zumal wir uns die Nachbarn und Arbeitskollegen nicht aussuchen können und den Bäcker, den Handwerker oder den Kleingartenverein nur in einem begrenzten Rahmen. Mit einem Bruder in Christus Jesus aber, der unordentlich wandelt und nicht den Anweisungen des Apostels Paulus gemäß, sollen wir jedoch keinen Umgang haben, damit er beschämt werde. Das geht auch aus 2.Thessalonicher 3:6,14 hervor.

Die Hurerei war und ist so weit verbreitet, so dass Paulus in Kapitel 7:2 schreiben muss: »Um der Hurerei willen soll jeder seine eigene Frau haben, und jede Frau soll ihren eigenen Mann haben«; und in Vers 9: »Wenn sie ... nicht enthaltsam sein können, sollen sie heiraten Vernehmen wir noch die Ermahnung aus 1.Thessalonicher 4:3-8: »Dies ist der Wille Gottes, eure Heiligung, euch fernzuhalten von aller Hurerei, dass ein jeder von euch wisse, sein eigenes Gefäß zu erwerben in Heiligung und Ehrbarkeit, nicht in leidenschaftlicher Begierde ... Denn Gott beruft uns nicht zur Unreinheit, sondern zur Heiligung. Daher also, wer dies ablehnt, lehnt nicht einen Menschen ab, sondern Gott

Sodann nennt Paulus den Habgierigen. Ein Habgieriger vertraut nicht nur nicht auf unseren Gott und Vater, dass Er all unseren Bedarf ausfüllen wird - Er weiß doch am besten, was wir bedürfen -, sondern ist zugleich ein Götzendiener (Eph.5:5), weil sein Sinnen und Trachten auf die Vermehrung seines Vermögens ausgerichtet ist, das damit zum Götzen geworden ist.

Ein Götzendiener kann neben seinem Glauben an den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus noch andere Götter haben, etwa den Götzen seines früheren Glaubens oder in unseren Breiten eine religiöse Institution, der er mehr glaubt als Gott.

Als vierte in der Reihe derer, mit denen wir unsere Beziehungen abbrechen sollen, führt Paulus die Schimpfer an. Schimpfen ist ein großes Unrecht, denn es zieht viele andere in die Unzufriedenheit mit Gott hinein - ja, mit dem allein weisen Gott, der alle die gegenwärtigen Verhältnisse für Seine Zwecke bewirkt hat -, und es ist das krasse Gegenteil von der Fürbitte für alle Menschen, besonders für die in übergeordneter Stellung, und von der Dankbarkeit Gott gegenüber in allem und für alles.

Kein faules Wort gehe aus unserem Mund hervor, sondern nur ein gutes, aufbauendes, Gnade gebendes (Eph.4:29). Mögen wir allezeit wie aus Gott reden, vor dem Angesicht Gottes in Christus (2.Kor.2:17).

Trinker bedürfen wohl der Entziehungskur, mehr aber der Belehrung über die Größe und Herrlichkeit Gottes und Christi, sodass nicht mehr länger der Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft, der Liebe und der gesunden Vernunft in ihnen Raum greife, der Geist des Friedens, der Freude und der Zuversicht - im Glauben.

Die Räuber schließlich mögen sich Epheser 4:28 zu Herzen nehmen: »Wer gestohlen hat, stehle nicht länger, sondern mühe sich um so mehr, mit seinen Händen Gutes zu wirken, damit er mit dem Bedürftigen etwas zu teilen habe

Mit solchen Geschwistern in Christus Jesus sollen wir noch nicht einmal essen. Mit jemandem zu essen, ist gewöhnlich auch Ausdruck der Gemeinschaft. Die Formulierung »nicht einmal essen« könnte besagen, dass man zusammen mit solchen erst recht keine Wortverkündigung anhören soll, zumal sie ja aus der Gemeinde zu entfernen sind. Jedenfalls wird ausgedrückt, dass wir auf keinen Fall mit einem solchen essen sollen, auch nicht in einem Privathaus oder einer Gaststätte.

Entschiedenes Handeln ist geboten

 

Mit den Versen 12 und 13 schließt Paulus seine Ausführungen ab: »Denn was habe ich die außerhalb der Gemeinde zu richten? Ihr richtet nicht einmal die darinnen sind! Die draußen aber wird Gott richten! Entfernt den Bösen aus eurer Mitte Zu richten und damit zurechtzubringen haben wir nur die, die darinnen sind, die Auserwählten und Berufenen, Heiligen und Geliebten Gottes, die in Christus Jesus sind und mithin in der herausgerufenen Gemeinde, damit die Gemeinde nicht verdorben und ihr Wachstum in Christus hinein nicht gehemmt wird.

Die draußen - das ist ein fester Begriff für die Ungläubigen - haben wir nicht zu richten. Das wird Gott tun. Mögen wir angesichts der Weltbeherrscher dieser Finsternis, und zwar sowohl der geistlichen Mächte der Bosheit wie auch ihrer menschlichen Mitarbeiter, nicht ungeduldig werden und meinen, das Gericht Gottes vorwegnehmen zu müssen, indem wir schimpfen und verurteilen. Denn noch wird den Sündern das Evangelium verkündigt. Noch werden sie in der Gnade gerettet. Und wenn dann der Tag gekommen ist, den Gott angesetzt hat, dann wird Er die Erde in Gerechtigkeit richten, und zwar in der Zeit des Zorns, der siebenjährigen Endzeit. Darüber hinaus erfahren alle Nichtauserwählten Gottes gerechtes Gericht vor dem großen weißen Thron. Wir dürfen mithin Frieden darüber haben, dass Gott der Bosheit heute ihren Lauf lässt, ja in der Zeit des Antichristus zum Höhepunkt führt, weil wir wissen, dass Er zukünftig Gericht halten wird, ein Gericht, das der Wiederherstellung der Gerechtigkeit und der Zurechtbringung aller dient.

In der Gemeinde aber kann ein Übeltäter nicht geduldet werden. »Entfernt den Bösen aus eurer Mitte«, schreibt der Apostel Paulus ja. Wir haben also nicht das Unkraut und den Weizen zusammen wachsen zu lassen bis zur Ernte, wie es in Matthäus 13:30 in Bezug auf das Königreich der Himmel gesagt ist und was in der Ernte der Endzeit seinen Abschluss findet.

So traurig und so unangenehm die Aufgabe der Gemeindezucht auch ist, die den Ältesten zufällt, sie haben dabei nicht zu zögern. Die eine oder zweite Ermahnung sind zügig zu erteilen, und der Ausschluss ist, falls der Betreffende nicht auf die Ältesten hört und umsinnt, unverzüglich auszusprechen. Nur dies entspricht dem Wort Gottes und der Liebe, denn es dient dem Gemaßregelten zum Besten. Vor der Preisrichterbühne des Christus spätestens wird er dafür dankbar sein. Wo ist ein Sohn, den unser Gott und Vater nicht züchtigt - zur Erziehung, Förderung und Festigung?

Wenn jüngere und unreife Gemeindeglieder sich nun der Entscheidung der Ältesten widersetzen, so widerstehen sie damit Gottes Anordnung. Meist bleiben dann auch Beschuldigungen gegen die Ältesten nicht aus, weshalb Paulus die Gläubigen ersucht, diejenigen über alle Maßen um ihres Werkes willen in Liebe zu achten, die ihnen im Herrn vorstehen und sie ermahnen (1.Thess.5:12,13). Zudem schreibt er: »Gegen einen Ältesten nimm keine Anklage an, ausgenommen auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin« (1.Tim.5:19).

»Die Liebe freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber mit der Wahrheit« (1.Kor.13:6). Wahre Liebe entschuldigt also das Böse nicht, sondern ergreift Maßnahmen, es abzustellen. Wahre Liebe wird daran erkannt, dass sie mit Gottes Wort übereinstimmt. So wird Gemeindezucht zum Segen.

 

 

 

Ein Geist mit dem Herrn

(1.Korinther 6)

 

In der herausgerufenen Gemeinde zu Korinth gab es mancherlei Missstände. Hader und Eifersucht waren unter ihnen; mithin wandelten sie fleischlich, dem seelischen Menschen gemäß. Im vorangegangenen Kapitel musste Paulus einen besonders krassen Fall von Hurerei erörtern und grundsätzliche Anordnungen für die Gemeindezucht treffen. In Kapitel Sechs nun gebietet er den Rechtshändeln Einhalt, die die Gläubigen untereinander haben, und begründet den widergöttlichen Charakter der Hurerei.

Rechtsstreitigkeiten

 

Der Apostel Paulus schreibt in Vers 1: »Wagt es wohl jemand unter euch, der einen Rechtshandel mit einem anderen Bruder hat, vor den Ungerechten sein Recht zu suchen und nicht vor den Heiligen Wie sieht der Wandel derer aus, die in die Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes berufen wurden? Wohl kaum wird jemand von ihnen es wagen, gegen einen Bruder zu streiten, sollte man meinen, doch in Korinth suchten sie sogar vor den Ungerechten ihr Recht. Welch ein Niedergang! Welch ein niedriges Niveau im Umgang miteinander! - Warum bezeichnet Paulus die Richter als Ungerechte, obwohl das römische Recht durchaus als gerecht und unparteiisch angesehen werden konnte? Die menschliche Rechtsprechung entbehrt der göttlichen Gerechtigkeit. Gerecht vor Gott ist, was Seinen Zwecken und Zielen dient und Ihn verherrlicht; nur Sein Wille ist gut, wohlgefällig und vollkommen. Wenn ein Bruder auf sein Recht verzichtet und dem anderen Gnade erweist, so ist dies eine Gerechtigkeit, an die ein römischer Richter von Rechts wegen nicht einmal denken durfte.

Richter der Welt

 

»Oder wisst ihr nicht«, so fährt Paulus eindringlich fort, »dass die Heiligen die Welt richten werden? Wenn nun die Welt von euch gerichtet wird, seid ihr dann etwa für so geringfügige Rechtssachen unzuständig (V.2). Geben wir die Antwort: Die Gläubigen, insbesondere die Ältesten und andere Weise unter ihnen, sind zuständig für die Rechtssachen der Geschwister untereinander! Zumal wir zu viel Höherem berufen sind, denn wir werden die Welt richten.

Wir werden alle ungläubigen Bewohner der Erde richten, denn Gott hat einen Tag angesetzt, an dem Er die Wohnerde durch den Herrn Jesus Christus in Gerechtigkeit richten wird (Ap.17:31). Christus ist der Richter, Ihm wurde das Gericht übertragen, Er wird alle Nichtauserwählten vor dem großen weißen Thron richten. Daran dürfen wir - von Ihm dazu befähigt - als Seine Glieder mitwirken. Da wir Gottes Gerechtigkeit in Christus sind (2.Kor.5:21), mithin als Gerechtfertigte der Ausdruck der Gerechtigkeit Gottes, werden wir gerecht richten können, schließlich sind wir in Christus Jesus, dem Gerechten, mit Ihm durch Gottes Geist aufs Engste verbunden. - Das Gericht ist unumgänglich, denn die Menschen benötigen die rechte Erkenntnis ihrer bösen Taten und ihrer selbst.

Im Zusammenhang mit den Ausführungen des Apostels in den Versen 7 bis 9, »dass die Ungerechten«, also die gegen ihre Brüder vor Gericht ziehen, »kein Losanteil an der Königsherrschaft Gottes erhalten werden«, wird deutlich, dass nicht alle Heiligen, sondern nur die sich Unrecht tun und benachteiligen ließen, mit der Funktion des Richtens betraut werden (vgl.2.Tim.2:12). Paulus spricht somit in Vers 2 in grundsätzlicher Weise von der hohen Aufgabe der Heiligen. Die aber ungerecht wandeln, sind nicht zum Mitherrschen und dem damit verbundenen Richten verordnet.

Richter der Boten

 

Eine weitere nachdrückliche rhetorische Frage stellt Paulus in Vers 3: »Wisst ihr nicht, dass wir Boten richten werden, geschweige denn Angelegenheiten des täglichen Lebens Die Boten, die ihre Oberherrschaft nicht bewahrt, sondern ihre Behausung verlassen haben, werden in der Dunkelheit des Tartarus in unwahrnehmbaren Fesseln zum Gericht verwahrt (2.Pet.2:4; Jud.6). Diese überhimmlischen Geschöpfe und sicherlich auch die Weltbeherrscher dieser Finsternis, die geistlichen Mächte der Bosheit (Eph.6:12), werden wir richten und damit an Gottes Werk der Unterordnung des Alls unter Christus mitwirken. Dabei handeln wir als die Vervollständigung dessen, der das All in allem vervollständigen wird (Eph.1:23). - Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Erde dagegen, dass alle Nationen durch das wiedergezeugte und gläubige Israel, das königliche Priestervolk, zu Jüngern Jesu Christi gemacht werden.

Unserer hohen Berufung eingedenk sollen wir handeln

 

Angesichts unserer überhimmlischen Berufung sollten wir mit den irdischen Dingen entschieden anders umgehen können als die Nichtberufenen.

Noch musste Paulus den Korinthern, die sich auf ihre Weisheit etwas einbildeten, schreiben: »Wenn ihr nun schon Rechtssachen in Lebensbedürfnissen zu schlichten habt, wieso lasst ihr dann jene zu Gericht sitzen, die in der herausgerufenen Gemeinde für nicht zuständig gehalten werden? Zu eurer Beschämung sage ich das! Es gibt also unter euch keinen einzigen weisen Schiedsrichter, der strittige Angelegenheiten inmitten seiner Brüder würde beurteilen können! Sondern der eine Bruder sucht sein Recht gegen den anderen Bruder, und das vor ungläubigen Richtern (Verse 4 bis 6). Wir dürfen annehmen, dass diese Ermahnung fruchtete und von da an Brüder unter den Korinthern im Bewusstsein ihres höheren Richteramtes schlichtend wirkten. Im Übrigen wird oftmals schon ein seelsorgerliches Gespräch mit einem der Kontrahenten ausgereicht haben, um Frieden zu stiften.

Was entspricht der Gesinnung Christi Jesu?

 

In den Versen 7 und 8 vertieft Paulus nun die Thematik und gibt uns eine Grundregel an die Hand; ist sie unsere Richtschnur, wird es keine Rechtshändel unter uns geben: »Nun ist es überhaupt schon ein allgemeiner Niedergang bei euch, dass ihr miteinander Rechtshändel habt. Weshalb lasst ihr euch nicht eher benachteiligen? Doch ihr tut Unrecht und benachteiligt andere, und das zwischen Brüdern Man beachte, dass Paulus Rechtshändel zu haben Unrecht nennt. Wer auf seinem Recht gegenüber einem Bruder besteht, läuft nicht nur Gefahr, selbst Unrecht zu tun und den anderen zu benachteiligen, sondern tut schon Unrecht - nicht nach menschlichem Rechtsempfinden, sondern nach dem Maßstab des Glaubens. Wir glauben unserem Gott und Vater, dass Er für uns sorgen wird. Wir glauben Ihm, dass, wer auch immer wider uns sein sollte, Er für uns ist. Seiner weisen und barmherzigen Führung vertrauen wir. Unser Recht in die eigene Hand zu nehmen, ist nach dem aufgezeigten göttlichen Maßstab Unrecht. Schon in den Sprüchen 20:22 ist zu lesen: »Harre auf Jewe, so wird Er dich retten Zeichnet nicht gerade ein solcher Glaube uns aus? Aus dem Schriftabschnitt Römer 12:14 bis 21 wissen wir, wie wir uns verhalten sollen: »Segnet die euch verfolgen, segnet und verfluchet nicht! ... Haltet mit allen Menschen Frieden ... Wenn deinen Feind hungert, gib ihm den Bissen! Wenn ihn dürstet, gib ihm zu trinken! Denn wenn du dies tust, wirst du feurig glühende Kohlen auf sein Haupt häufen. Werde nicht vom Üblen überwunden, sondern überwinde das Üble mit Gutem Mögen wir bei alledem dem Wirken Gottes Raum geben; Er wird Sich unserer Rechtssache annehmen.

Was hatte unser Herr Jesus zu Israel gesagt? »Leistet dem Bösen nicht Widerstand. Wer mit dir rechten und dein Untergewand nehmen will, dem lass auch dein Obergewand. Wer dich zu einer Meile zwingt, mit dem gehe zwei (Mat.5:39-41). Uns zur Belehrung ist dies geschrieben.

Recht ist, was der Gesinnung Christi Jesu entspricht, der Sich bis zum Kreuzestod erniedrigte; mein Beharren auf »meinem« Recht dagegen ist Unrecht vor Gott. Sollen wir nicht allen Menschen unsere Lindigkeit erzeigen? - Da wir wissen, dass wir den Apostel Paulus in allem nachahmen sollen (Kap.4:16), werden wir doch wohl auch sein Zeugnis beherzigen: »Beschimpft man uns, so segnen wir; verfolgt man uns, so ertragen wir es; lästert man uns, so sprechen wir zu« (Kap.4:12,13).

Die Ungerechten werden nicht mitherrschen

 

Mögen wir mithin auf keinen Fall Unrecht tun. »Oder wisst ihr nicht«, schreibt Paulus in den Versen 9 und 10, »dass die Ungerechten kein Losanteil an der Königsherrschaft Gottes erhalten werden? Irret euch nicht! Weder Hurer noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Knabenschänder noch Männerschänder, weder Diebe noch Habgierige, weder Trinker noch Schimpfer noch Räuber werden ein Losanteil an der Königsherrschaft Gottes erhalten Eine solche gewaltige Ermahnung ist auch in Galater 5:21 und Epheser 5:5 zu lesen. Sie ist an uns gerichtet. Nun werden zwar alle Gläubige in Christus Jesus am überhimmlischen Königreich Christi teilnehmen, aber nicht an Seiner Königsherrschaft. Alle Gläubigen sind und bleiben gerettet und werden in den kommenden Äonen leben - an dieser Gnadengabe ist nicht zu rütteln -, doch zusammen mit Christus regieren werden nur die, die nicht in den Sünden verharrten und kein Unrecht taten. Alle, die Gott vorherbestimmt hat, dem Bild Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, die beruft Er auch und die rechtfertigt und verherrlicht Er auch (Röm.8:30), und zwar in Christus; mit Ihm in Seinem Herrscheramt verherrlicht aber werden nur die, die mit Ihm litten (Röm.8:17).

So lesen wir es auch in 2.Timotheus 2:11,12: »Glaubwürdig ist das Wort: Denn wenn wir mitstarben, werden wir auch mitleben. Wenn wir erdulden, werden wir auch mitherrschen, wenn wir verleugnen, wird derselbe auch uns verleugnen Wir alle wurden zusammen mit Christus gekreuzigt und starben zusammen mit Ihm; so werden wir auch zusammen mit Ihm leben. Aber nur, wenn wir erduldeten, seien es Benachteiligungen, sei es Unrecht oder das Gespött derer, die uns in böse Dinge hineinzuziehen suchten, dann werden wir auch mit Ihm herrschen. Verleugnen wir aber die Gesinnung Christi Jesu, dann wird Er uns in Bezug auf das Mitherrschen auch verleugnen. Mit Christus regieren zu dürfen - welch eine zusätzliche herrliche Gnadengabe Gottes für die Treuen!

Siehe, es ist neu geworden

 

Im Anschluss an die Aufzählung der mancherlei Arten von Übeltätern folgt in Vers 11 eine Aussage, die uns froh macht: »Und das sind einige von euch gewesen; doch ihr habt euch abwaschen lassen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt im Namen unseres Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes Ja, vorbei ist es mit der Vergangenheit. Wir haben uns abwaschen lassen durch den Glauben, dass unsere Sünden im Fleisch des Sohnes Gottes am Kreuz auf Golgatha verurteilt wurden (Röm.8:3); wir sind nun rein und makellos vor Gottes Augen in unserem Gnadenstand in Christus Jesus.

Wir sind auch geheiligt, das heißt wir sind abgesondert für Gott und gehören Ihm, dem Heiligen, an. Zur Heiligung hat Gott uns Christus Jesus gemacht, durch den wir in den Gnadenstand eines Heiligen gelangt sind. Aber auch in unserem Wandel dürfen wir in der Heiligung fortschreiten und unsere Heiligkeit in der Furcht Gottes vollenden (2.Kor.7:1).

Gerechtfertigt wurden wir, und zwar umsonst, geschenkweise, in der Gnade Gottes durch die Freilösung, die in Christus Jesus ist. Mit einem Rechtsspruch Gottes wurden wir auf der Grundlage des Glaubens Christi Jesu und durch unseren Glauben, dass Er für unsere Sünden starb und auferweckt wurde, gerechtfertigt und damit für unbeschuldbar erklärt. Als Gerechtfertigte von den Sünden - weit weg vom geringsten Gedanken an unsere Sünden - leben wir jetzt nicht mehr der Sünde, sondern dem, der für uns starb und auferweckt wurde.

Dies alles, die Abwaschung, die Heiligung und die Rechtfertigung, geschah den Korinthern im Namen unseres Herrn Jesus Christus, das heißt im Glauben an den Namen, der über allen Namen ist. Im Träger dieses Namens erfuhren sie diese Rettung. Und durch den Geist unseres Gottes geschah all dies an ihnen. Durch die Kraft Gottes wurden diese geistlichen Tatsachen geschaffen. Nun sind da Menschen in Korinth, die eine neue Schöpfung in Christus Jesus sind. Lobpreis und Verherrlichung sei unserem Gott und Vater dafür!

Heiligt euch!

 

Nun gilt es aber auch, einen der Heiligkeit entsprechenden Wandel zu führen. Mithin legt Paulus in den Versen 12 und 13a dar: »Alles ist mir erlaubt, doch nicht alles fördert mich! Alles ist mir erlaubt, doch ich werde mich durch nichts unter deren Vollmacht stellen lassen. Die Speisen sind für den Leib bestimmt und der Leib für die Speisen; Gott aber wird diesen wie auch jene abtun In Kapitel Zehn, Vers 23, lesen wir noch: »... jedoch nicht alles baut auf Alles ist mir erlaubt, Essen und Trinken, ein Hobby und eine Mitgliedschaft in einem Verein, doch nicht alles fördert mein geistliches Wachstum. »Prüfet, was wesentlich ist«, spricht Paulus uns in Philipper 1:10,11 zu, »damit ihr auf den Tag Christi aufrichtig und unanstößig seid, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist, zur Verherrlichung und zum Lobpreis Gottes.« Auf den Tag Christi müssen wir ausgerichtet sein. - Gefährlich wird es, wenn man unter die Vollmacht einer erlaubten Sache gerät. Dann ist die Frage zu stellen: Hast du ein Hobby oder hat das Hobby dich? Beherrscht und vereinnahmt mich eine durchaus gute Sache, die aber nicht dem Werk Christi dient?

Viele Dinge sind für unser Leben von Bedeutung, die Speisen wie auch der Leib, dem die Speisen gut tun; aber nur für unser Leben auf der Erde. Wesentlich jedoch ist unsere geistliche Ausrichtung, schließlich besteht das Königreich Gottes nicht in Speise und Trank, sondern in der Gerechtigkeit, dem Frieden und der Freude in heiligem Geist; wer darin Christus als Sklave dient, ist Gott wohlgefällig und bei den Menschen bewährt (Röm.14:17,18).

Der Herr ist für unseren Körper

 

Der Apostel Paulus fährt fort: »Der Körper ist nicht zur Hurerei bestimmt, sondern für den Herrn, und der Herr für den Körper. Und Gott hat auch den Herrn auferweckt, ja auch uns wird Er durch Seine Kraft ausauferwecken« (V.13b+14); Gott ist für uns und mithin auch für unseren Körper. Er sorgt für ihn in großer Güte und reicht uns Brot zur Speise, wie es der gegenwärtigen Heilsverwaltung angemessen ist, in der auch Nöte sein müssen, und zwar zur Bewährung im Glauben. Schließlich wird Gott uns ausauferwecken, das heißt aus der Mitte der übrigen Toten auferwecken und uns einen herrlichen, unvergänglichen, geistlichen Körper geben, gleich dem unseres Herrn.

Unser Körper ist für den Herrn bestimmt. Ihm leben wir! Insoweit wir vom Geist Gottes geführt werden, findet das durch den Körper Ausdruck. Unsere Glieder sind die Werkzeuge, dem Herrn hier auf der Erde zu dienen, insbesondere das Wort vom Kreuz bekannt zu machen und den Dienst der Versöhnung zu tun; das ist uns möglich, da unsere Körper durch den uns innewohnenden Geist Gottes lebendig gemacht sind, um Ihm wohlgefällig zu wandeln (Röm.8:11). Vollends werden wir Ihm in den kommenden Äonen inmitten der überhimmlischen Geschöpfe dienen, sind wir doch die Vervollständigung Christi, der das All in allem vervollständigt (Eph.1:23).

Zur Hurerei, das heißt zum Geschlechtsverkehr ohne verheiratet zu sein, ist unser Körper nach alledem auf keinen Fall bestimmt.

Glieder Christi

 

Wir lesen die Verse 15 bis 18: »Wisst ihr nicht, dass eure Körper Glieder Christi sind? Soll ich nun die Glieder Christi nehmen und zu Gliedern einer Hure machen? Möge das nicht gefolgert werden! Oder wisst ihr nicht, dass, wer an der Hure haftet, ein Körper mit ihr ist? Denn die Schrift erklärt ausdrücklich: Die zwei werden ein Fleisch sein. Wer aber am Herrn haftet, ist ein Geist mit Ihm. Darum fliehet alle Hurerei! Jede Versündigung, die ein Mensch auch begehen mag, ist außerhalb des Körpers; wer aber hurt, sündigt am eigenen Körper Vielfach heißt es in der Schrift, dass wir Glieder des Körpers Christi sind, zum Beispiel in Kapitel 12:27, hier aber bezeichnet Paulus unsere Körper als Glieder Christi, was allerdings keinen Unterschied macht, im Zusammenhang mit dem Thema aber die Bedeutung unseres Körpers besonders hervorhebt. Glieder Christi! Welch eine Würde! Das ist uns ein Ansporn, uns überhaupt von jeder Sünde fernzuhalten.

Eine körperliche Vereinigung mit einer Hure bindet - und wenn nicht an sie, so auf jeden Fall an die Hurerei. Man wird immer fester in die vagabundierende Sexualität verstrickt. Wie kann man da dem Herrn dienen?

Mose hatte Israel aufgefordert: »Jewe, deinem Elohim, sollst du anhängen« (5.Mose 10:20). Das ist bei uns erfüllt. Wir haften an dem Herrn, und zwar durch den Geist Gottes, durch den wir in Gemeinschaft mit Ihm, dem Sohn Gottes, stehen. Damit sind wir aber auch eines Geistes (oder einer Gesinnung) mit Ihm.

Tempel des heiligen Geistes

 

Mit Vers 19 ermahnt der Apostel Paulus nochmals: »Oder wisst ihr nicht, dass euer Körper ein Tempel des heiligen Geistes in euch ist, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört Aus Kapitel 3:16 hatten wir erfahren, dass wir selbst Tempel Gottes sind und der Geist Gottes in uns wohnt. Da wir Gott in unserem Körper verherrlichen sollen, wird dieser hier ins Blickfeld gerückt.

Wo auch immer Gott wohnt, ist Sein Tempel, der durch Seine Gegenwart geheiligt ist. Nicht das herrliche Gebäude, das priesterliche Ritual oder die Opfer machten das Zelt der Zusammenkunft und den Tempel Salomos zum Heiligtum, sondern Gottes Herrlichkeit, die im Allerheiligsten weilte. Was uns anbelangt: Wie schwach und gebrechlich unser Körper auch sein mag, er ist heilig, weil Gottes Geist darin wohnt. Von einem heiligen Körper sollten nun aber auch keine Sünden ausgehen, sondern nur Werke der Liebe.

Die Herrlichkeit Gottes wohnte im Tempel zu Jerusalem, bis sie ihn zur Zeit Hesekiels veließ (Hes.11:23). Damit übereinstimmend konnte Paulus auf dem Areopag in Athen sagen: »Der Herr des Himmels und der Erde wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind« (Ap.17:24).

Als Tempel des heiligen Geistes sind unsere Körper nun brauchbar für Gott. Einstmals waren wir unbrauchbar für Ihn (Röm.3:12). Durch den uns innewohnenden Geist Gottes sind unsere sterbenden Körper jetzt aber lebendig für Gott (Röm.8:11), befähigt zum lebendigen, heiligen und Gott wohlgefälligen Gottesdienst (Röm.12:1), befähigt, Ihn in allem zu verherrlichen.

Da der Bewohner des Tempels der wahre Eigner ist, gehören wir nicht uns selbst, wissen wir doch, dass unser Herr Jesus Christus für alle starb, damit die Lebenden nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie starb und auferweckt wurde (2.Kor.5:15). Aus Dankbarkeit dafür, dass wir in dem geliebten Sohn über alle Maßen begnadet und gesegnet sind, und in der Erkenntnis der Größe und Herrlichkeit Gottes können wir im Grunde gar nicht anders, als unserem Herrn und Retter mit ganzer Hingabe zu gehorchen und zu dienen, in der Liebe zu wandeln, in der Verbreitung des Evangeliums des Apostels Paulus zu wettkämpfen und den Dienst der Versöhnung zu tun.

Mit einem hohen Preis erkauft

 

Paulus schließt den Schriftabschnitt mit den Worten: »Denn ihr seid mit einem hohen Preis erkauft worden; verherrlicht daher Gott auf jeden Fall in eurem Körper In unserem gesamten Alltag sollen wir Gott wohlgefällig wandeln, sind wir Ihm doch überaus kostbar, entsprechend dem kostbaren Blut Jesu Christi, mit dem Er uns für Sich erkauft hat. Jetzt wissen wir, was wir Ihm wert sind. Der Preis, den Er in Seiner Liebe für uns gezahlt hat, ist die Dahingabe Seines Sohnes. Damit wir dies ermessen können, möge Er unsere Herzen auf Seine Liebe und das Erdulden des Christus ausrichten.

Wer erkauft wurde, ist ein Sklave. Wie verhält sich dies zu der Tatsache, dass wir in Christus freigelöst sind? Sind wir Sklaven oder Freie? Freigelöst durch Sein Blut wurden wir von jeder Schuld und Verurteilung in Seiner Gnade. Zugleich aber wurden wir auch erkauft; und das bezieht sich auf unseren Wandel und bedeutet, dass wir Ihm nun als Versklavte der Gerechtigkeit zu dienen haben. In unserem Gnadenstand sind wir Befreite des Christus, in unserem Wandel sind wir Sklaven des Herrn. Erkaufte sind Ihm zum Dienst verpflichtet. Mögen wir Gott auf jeden Fall in unserem Körper verherrlichen! Er, der Geber aller Gaben, schenke uns das Wollen und das Vollbringen!

 

 

Ein jeder nach seiner Berufung

(1.Korinther 7:1-24)

 

Im Verlauf seines Briefes kommt der Apostel Paulus nun zu den Fragen, die die Korinther ihm gestellt haben. Es geht ihnen um das Heiraten und Ledigbleiben, um die Scheidung und um das Verbleiben in den Lebensumständen oder um das Ausbrechen aus ihnen, in denen der Einzelne berufen wurde, sei es im bürgerlichen Stand eines Verheirateten, zum andern eines Sklaven, des Weiteren im Zustand der Beschnittenheit oder Unbeschnittenheit. Zu beachten ist, dass der Apostel hier keine grundsätzlichen Ausführungen über die Ehe und ihre Bedeutung macht - diese sind in Epheser 5:22-33 zu finden -, sondern den Heiligen zu Korinth in ihrer Situation ganz praktische Empfehlungen gibt; sie drohen nämlich von einem Extrem ins andere zu fallen, denn einige von ihnen sind Hurer gewesen (6:11), und nun meinen welche, dass man überhaupt nicht heiraten oder seine Frau sogar entlassen sollte.

Mann und Frau gehören zusammen

 

So schreibt Paulus: »Nun zu den Fragen, die ihr mir geschrieben habt; ideal sei es für den Mann, keine Frau anzurühren« (Vers 1). Aber nein, in welcher Schöpfung leben wir denn? Soll die Menschheit sich nicht mehr fortpflanzen? Und können denn alle Gläubigen enthaltsam leben? Da nicht jeder diese Gnadengabe hat, würde das aufgestellte Ideal nur zu Heuchelei und Hurerei führen. Deshalb antwortet Paulus sogleich: »Um der Hurerei willen soll jeder seine eigene Frau haben, und jede Frau soll ihren eigenen Mann haben« (Vers 2). Die Ehe ist also das Normale und Natürliche, wie denn Jewe Elohim gesagt hatte: »Es ist nicht gut für den Menschen, allein zu sein. Ich will ihm eine Gehilfin machen, als seine Ergänzung« (1.Mose 2:18). Auf die Ausnahmen kommt Paulus später zu sprechen.

Die Ehe schützt nicht nur vor sexuellen Verirrungen, sondern bringt die Geschlechtlichkeit zur rechten Entfaltung, wie wir in den Versen 3 und 4 lesen: »Der Mann soll der Frau die Schuldigkeit erstatten, gleicherweise aber auch die Frau dem Mann. Die Frau hat nicht die Vollmacht über ihren eigenen Körper, sondern der Mann; gleicherweise hat auch der Mann nicht die Vollmacht über seinen eigenen Körper, sondern die Frau Das sind deutliche Worte: Gebt einander hin! Das ist eure Schuldigkeit, das Angebrachte. Unser Gott und Vater sorgt auch für die körperlich-seelischen Bedürfnisse des Menschen. Möge das Liebesverlangen darauf aus sein, den anderen glücklich zu machen. Sie sind ein Fleisch und sorgen gegenseitig für ihr Wohlbehagen.

»Entzieht euch nicht einander«, lesen wir in Vers 5, »außer etwa nach Vereinbarung für eine gewisse Zeit, um zum Gebet Muße zu haben, aber danach wieder beieinander zu sein, damit Satan euch nicht wegen eurer Unenthaltsamkeit versuche Es wäre ehewidrig und ein Einfallstor der Versuchung zum Ehebruch, wenn ein Ehepartner sich dem anderen entzöge. Kränkungen und Streitigkeiten in der Ehe sind nicht durch Rache in Form der körperlichen Verweigerung zu lösen, sondern durch Gespräche und die Versöhnung. »Erweist euch gegenseitig Gnade, wie auch Gott euch in Christus Gnade erweist (Eph.4:32).

Das gemeinsame Gebet der Eheleute, zu dem sie Muße haben, sich also Zeit und Ruhe gönnen sollen, ist ein Segen nicht nur für die in der Fürbitte Bedachten, sondern sehr wohl auch für die Ehe.

Die Gnadengabe der Eheführung und die der Enthaltsamkeit

 

Paulus schließt den Abschnitt mit den Worten: »Dies sage ich aber als Vergünstigung, nicht als Anordnung. Will ich doch empfehlen, dass alle Menschen so wären wie auch ich selbst; jedoch hat jeder seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so« (V.6 und 7). Dass jeder seine eigene Frau und jede Frau ihren eigenen Mann haben soll, kann kein Befehl sein, sondern ist ein Zugeständnis, gibt Paulus doch zu bedenken, ledig zu bleiben, was manch eine Unabhängigkeit sowie die Entlastung von familiären Aufgaben bedeutet und mithin einen größeren Spielraum im Wettkampf der Verbreitung des Evangeliums. Doch in diesem Fall gilt nicht eines für alle, führt doch zum Beispiel Petrus eine Schwester als Frau mit sich (1.Kor.9:5), was mit der irdischen Berufung Israels übereinstimmt, zu einem zahlreichen Volk zu werden - das ist für uns mitten unter die Überhimmlischen Berufenen nicht relevant -, und hat doch ein jeder von uns seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine, eine Ehe zu führen, der andere, enthaltsam zu leben.

Woran erkennt man, welche Gnadengabe man hat? An dem Frieden im Herzen über Gottes Weg mit uns! Kann ich meinen Personenstand aus Gottes Hand annehmen?

Den Unverheirateten und den Witwen

 

Nun geht Paulus auf die verschiedenen Familienstände ein (V.8 und 9): »Den Unverheirateten und den Witwen sage ich aber: Trefflich ist es für sie, wenn sie dabei bleiben wie auch ich. Wenn sie aber nicht enthaltsam sein können, sollen sie heiraten. Denn es ist besser, zu heiraten als zu glühen Paulus engagiert sich für das Treffliche, das Unverheiratetbleiben, und räumt zugleich einer anderen Entscheidung entsprechend Gottes Gnadengabe den gebührenden Raum ein. In

1.Timotheus 5:14 plädiert er wegen bestimmter Gefahren entschieden dafür, dass die jüngeren Witwen heiraten, Kinder gebären und Hausfrauen sein sollen. Ledigsein dürfte nur bei ganzem Einsatz für den Herrn ideal sein, doch kann jeder Gläubige in jedem Personenstand auch immer das Evangelium der rettenden Gnade bezeugen und Gott in seinem Alltag verherrlichen. Den älteren Witwen tun sich durch das Verbleiben in diesem Stand sicherlich gute Aufgaben in der Belehrung jüngerer Frauen (Tit.2:3-5), im Zuspruch und in der Alten- und Krankenpflege der herausgerufenen Gemeinde auf.

Zur Frage der Scheidung

 

»Die Verheirateten weise ich an«, schreibt Paulus in den Versen 10 und 11, »das heißt nicht ich, sondern der Herr: Die Frau trenne sich nicht vom Mann. Wenn sie aber geschieden wird, soll sie unverheiratet bleiben oder sich mit dem Mann versöhnen. Ebenso soll der Mann nicht seine Frau verlassen Mögen wir bei der Frage der Scheidung dessen eingedenk sein, was in Maleachi 2:15,16 geschrieben steht: »Handle nicht treulos an der Frau deiner Jugend. Denn Ich hasse Scheidung, spricht Jewe, der Elohim Israels Und dessen, was unser Herr zu Israel unter dem Gesetz sagte: »Was nun Gott zusammengejocht hat, soll der Mensch nicht scheiden ... Mose gestattet euch wegen eurer Hartherzigkeit, eure Frauen zu entlassen; aber von Anfang an ist es nicht so gewesen. Daher sage Ich euch: Wer seine Frau entlässt - nicht etwa wegen Hurerei - und eine andere heiratet, bricht die Ehe; und wer die Entlassene heiratet, bricht auch die Ehe« (Mat.19:6,8,9). Nach unseres Herrn Worten müssen also gewichtige Gründe vorliegen, die eine Scheidung rechtfertigen.

Wenn es nun aber doch geschieht, dass eine Scheidung ausgesprochen wird, so soll man unverheiratet bleiben oder sich wieder versöhnen. Das »Soll« ist kein Muss, sondern eine dringende Nahelegung, um der Versöhnung Raum zu bieten. In diesem Zusammenhang meine ich, dass es durchaus eine Güte unseres Gottes und Vaters ist, wenn nach angemessener Zeit klar wird, dass eine Versöhnung nicht mehr zu erwarten ist, und das Hoffen und Bangen und Hinundhergerissensein ein Ende hat. Dann dürfte auch einer weiteren Heirat nichts mehr im Wege stehen.

Zum Frieden berufen

 

Der Apostel Paulus schreibt in den Versen 12 bis 14: »Den Übrigen jedoch sage ich und nicht der Herr: Wenn ein Bruder eine ungläubige Frau hat und diese willens ist, bei ihm zu wohnen, so soll er sie nicht verlassen. Ebenso, wenn eine Frau einen ungläubigen Mann hat und dieser willens ist, bei ihr zu wohnen, so soll sie den Mann nicht verlassen. Denn der ungläubige Mann ist durch die Frau geheiligt, und die ungläubige Frau ist durch den Bruder geheiligt; sonst wären ja eure Kinder unrein; nun aber sind sie heilig Ein ungläubiger Ehepartner ist durch die Verbindung mit einem Gläubigen ebenfalls heilig, das heißt für Gott in der Weise abgesondert, als er sich ständig im Einflussbereich der Verehrung Gottes befindet, ebenso wie nach dem Gesetz auch alles heilig wurde, was den Altar berührte (2.Mose 29:37). Der ungläubige Teil wie auch die Kinder sind wohlgemerkt nicht durch Gott geheiligt - sie sind keine Geheiligten in Christus Jesus - sondern durch den Gläubigen. Wenn der ungläubige Ehepartner den Glaubenswandel des Gläubigen akzeptiert, dann herrscht Frieden in der Ehe. Kann der ungläubige Teil die Frömmigkeit jedoch nicht dulden, so entstehen Unfrieden und notvolle Situationen. Doch dann soll der Gläubige auch Frieden darüber haben, wenn der ungläubige Teil sich trennt, wie wir im folgenden Vers 15 lesen: »Wenn aber der ungläubige Teil sich trennen will, so soll er geschieden werden. In solchen Fällen ist der Bruder oder die Schwester nicht sklavisch gebunden. In Frieden hat uns Gott berufen Auf diese Weise wird der Friede des Gläubigen nicht gestört, sei es, dass der Nichtberufene sich anpasst oder trennt. Mithin steht der Friede höher als eine Ehe mit feindseligen Akzenten.

Stellen wir uns noch der Frage von Vers 16: »Was weißt du denn, Frau, ob du den Mann retten wirst? Oder was weißt du, Mann, ob du die Frau retten wirst Wieviel Not und Enttäuschung entsteht in vielen Fällen dadurch, dass man die Schrift nicht kennt und daher meint, man selbst könne einen anderen Menschen durch die richtige Verkündigung und einen zeugnishaften Lebenswandel zum Glauben führen. Wohl muss das Evangelium gelehrt werden, und wohl gebraucht Gott auch unseren Wandel und unsere Bemühungen, doch immer ist Er allein derjenige, der beruft und den Glauben in Gnaden gewährt (Phil.1:29). Alle Seine Auserwählten wird Er berufen. Doch ob der Ehepartner dazu gehört, wissen wir nicht. Aber auch darüber haben wir völligen Frieden, denn wir wissen, dass unser Gott und Vater der Retter aller Menschen ist (1.Tim.4:10). Die Auserwählten sind wohl vorgezogen, gerettet aber werden alle, denn Christus starb für alle; für alle trat Er ein. Bei der Vollendung nach dem Abschluss der Äonen werden alle Gott verherrlichen.

Ein jeder, wie er berufen wurde

 

Soll man, nachdem Gott uns in die Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn, berufen hat, den Beruf wechseln oder den Haushalt aufgeben? Dass man sich aufgrund eines falsch verstandenen Heiligungsbestrebens vom Ehepartner nicht trennen soll, war schon deutlich geworden. Die klare Antwort des Apostels ist: Nein, ein jeder bleibe in der Lebenssituation, in der er berufen wurde. Das ist natürlich kein starres Gesetz, denn die allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Umstände ändern sich ständig, sodass man auch einen anderen Beruf oder eine neue Aufgabe ergreifen muss, so wie der Herr es uns zuteilt. Ein als Auszubildender Berufener kann nicht immer Lehrling bleiben, und ein Lediger muss nicht immer ledig bleiben. Und selbstverständlich ruft unser Herr Sich welche auch nach Jahren des Gläubigseins aus dem Alltag zu besonderen Diensten heraus, sei es als Älteste oder Evangelisten, Hirten und Lehrer.

So schreibt Paulus in Vers 17: »Sonst jedoch soll jeder so wandeln, wie der Herr es ihm zuteilt: ein jeder so, wie Gott ihn berufen hat. Und so ordne ich es in allen herausgerufenen Gemeinden an Mithin ist da nichts zu überstürzen, denn ein jeder der Seinen kann Gott an dem Platz, wo Er ihn hingestellt hat, in Wandel und Dienst verherrlichen.

Es folgt ein erstes Beispiel: »Ist jemand als Beschnittener berufen, so ziehe er sich nicht davon zurück. Ist jemand in Unbeschnittenheit berufen worden, so lasse er sich nicht beschneiden. Beschneidung ist nichts, und Unbeschnittenheit ist nichts, sondern auf das Halten der Gebote Gottes kommt es an« (Verse 18 und 19). In Galater 6:15 lesen wir dazu: »In Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit etwas, sondern nur eine neue Schöpfung« beziehungsweise nach Galater 5:6: »... vermag nur der Glaube etwas, der durch die Liebe tätig ist Mit den Worten von Römer 2:29 gesagt: Einzig die Beschneidung des Herzens ist erforderlich. Die Grundlage dafür ist unsere Beschneidung durch das Abstreifen der alten Menschheit in der Beschneidung, sprich Kreuzigung des Christus (Kol.2:11). Solche Menschen halten die Gebote Gottes, womit nicht das Gesetz des Mose gemeint ist, zumal wir nicht unter diesem Gesetz stehen (Röm.2:14; 6:14), sondern schlicht alles, was Gott uns geboten hat. Damals war den Gläubigen aus den Nationen auch noch der Erlass des Jakobus auferlegt, der zu halten war, darüber hinaus jedoch keine weitere Bürde (Ap.15:28). Was unser Herr Christus Jesus in der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung der überströmenden Gnade Gottes den Gliedern Seines Körpers gebietet, ist uns durch die Paulusbriefe bekannt gemacht.

Nochmals betont Paulus den Grundsatz: »Jeder bleibe in der Berufung, in der er berufen wurde (Vers 20). Hier klingt an, dass Gott, von dem wir wissen, dass Er alles bewirkt (Eph.1:11), auch unseren bisherigen Arbeitsbereich wohlweislich herbeigeführt und ausgeformt hat, damit wir Ihm auch als Heilige sodann darin dienen mögen. Kriminelle Tätigkeiten selbstverständlich ausgenommen. »Wer gestohlen hat, stehle nicht länger, sondern mühe sich um so mehr, mit seinen Händen Gutes zu wirken, damit er mit dem Bedürftigen etwas zu teilen habe« (Eph.4:28).

Es folgt ein weiteres Beispiel: »Bist du als Sklave berufen worden, so lass es dich nicht kümmern. Doch wenn du auch frei werden kannst, so gebrauche dies um so mehr. Denn der im Herrn berufene Sklave ist ein Freigelassener des Herrn. Gleicherweise ist der als freier Mensch Berufene ein Sklave Christi« (Verse 21 und 22). Wen der Sohn von der Sünde frei gemacht hat, der ist wirklich frei (Joh.8:36). Mögen wir nicht nur auf unseren sichtbaren alltäglichen und beschwerlichen Tätigkeitsbereich sehen, sondern in dem Bewusstsein leben, dass wir Söhne Gottes sind durch den Glauben an Christus Jesus (Gal.3:28). Das Leben im Glauben, das bewusste Leben vor Gottes Angesicht, unser Wandel als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte vermittelt uns nicht nur eine andere Bewertung unserer irdischen Bindungen und Abhängigkeiten, sondern zugleich eine herrliche innere Freiheit. Welchen Verpflichtungen auch immer wir unterliegen, lasst uns daran denken, dass wir Sklaven Christi sind. Ihm sind wir verpflichtet. Und dies ist uns das Herzensanliegen. Ihm dienen wir. Ihn wollen wir verherrlichen. Wir haben nur ein Interesse, dass nämlich alles, was wir tun, und seien es die gewöhnlichsten Dinge des Haushalts, letztlich dazu dienen mögen, dass das Evangelium des Apostels Paulus verbreitet und den Menschen durch das Wort Gottes zugesprochen werde!

Mit einem hohen Preis erkauft

 

Paulus, der Sklave Christi Jesu, schließt den Schriftabschnitt mit den Worten: »Mit einem hohen Preis seid ihr erkauft worden; werdet daher nicht Sklaven der Menschen! Worin ein jeder berufen wurde, Brüder, darin bleibe er vor Gott« (Verse 23 und 24). Hören wir in diesem Zusammenhang das treffliche Wort des Petrus in seinem ersten Brief, Kapitel 1:15-21: »Werdet, dem Heiligen gemäß, der euch berufen hat, selbst Heilige in allem Verhalten, weil geschrieben ist: Heilige sollt ihr sein; denn ich bin heilig (3.Mose 19:2). Wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person nach eines jeden Werk richtet, so geht für die Zeit eures hiesigen Verweilens in Furcht einher, da ihr wisst, dass ihr nicht mit Vergänglichem, Silber oder Gold, von eurem eitlen Verhalten nach väterlicher Überlieferung losgekauft wurdet, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines makellosen und fleckenlosen Lammes, vorhererkannt zwar vor dem Niederwurf der Welt, geoffenbart aber in den letzten Zeiten um euretwillen, die ihr durch Ihn an Gott gläubig geworden seid, der Ihn aus den Toten auferweckt und Ihm die Herrlichkeit gegeben hat, sodass euer Glaube und eure Zuversicht auf Gott gerichtet sei.« Nur Gottesfurcht macht uns frei von Menschenfurcht. Nur die Erkenntnis der Erniedrigung und Dahingabe Christi und die Ausrichtung unserer Herzen auf die Liebe Gottes und das Erdulden des Christus machen uns frei von unserer engen Gedankenwelt. Dann sind wir nicht Sklaven der Menschen, der Verhältnisse, des Zeitgeistes, der Werbung, sondern können in den gegebenen Zuständen dem Herrn Christus Jesus sklaven!

Lassen wir uns zu diesem Zweck das Wort Christi, unseres erhöhten Herrn, reichlich und nicht spärlich innewohnen. Und alles, was wir auch immer tun im Wort oder im Werk - alles geschehe im Namen des Herrn Jesus Christus, und allezeit sei Gott dem Vater Dank durch Ihn!

 

 

Gefallt dem Herrn!

(1.Kor.7:25-40)

 

Aus dem ersten Teil des Kapitels Sieben seien zwei Schlüsselverse angeführt, die auch für den zweiten Teil wichtig sind, und zwar Vers 7: »Jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so« und Vers 20: »Jeder bleibe in der Berufung, in der er berufen wurde

Auch in den Versen 25 bis 40, die wir jetzt betrachten, geht der Apostel Paulus auf Fragen ein, die die Heiligen in Korinth ihm gestellt haben. Aus seinen Antworten ist eine gewisse Spannung zwischen dem Dienst für den Herrn und für den Ehepartner zu entnehmen. Die Frieden gebende Lösung liegt darin, über die beschränkte Frist des Irdischen hinaus zu blicken, und zwar sowohl bei der Entscheidung, ob man heiraten sollte oder nicht, wie auch als Verheirateter.

Die Unvermählten

 

Dies vorausgeschickt, wenden wir uns Vers 25 zu: »Betreffs der Unvermählten habe ich keine Anordnung vom Herrn, gebe aber meine Meinung ab als einer, der aufgrund des vom Herrn erlangten Erbarmens glaubwürdig ist Es gibt also keine bindende Anordnung oder auch nur eine dringliche Empfehlung unseres Herrn Christus Jesus für die gegenwärtige heilsgeschichtliche Verwaltung der überströmenden Gnade Gottes, in der wir leben, zur Frage des Heiratens oder Ledigbleibens. Und Paulus tut in aller Zurückhaltung seine Meinung kund. Doch wenn es auch nur eine Meinung ist - zudem noch in die besondere Situation der herausgerufenen Gemeinde zu Korinth hinein gesagt -, so ist sie gleichwohl inspiriert, und wir haben sie sehr wohl in unsere Überlegungen einzubeziehen, denn da spricht einer, der Erbarmen erlangt hat, der vom Erbarmen geprägt wird, der uns keine Schlinge überwerfen wird; mithin dürfen wir seinem wohlwollenden Rat Vertrauen entgegenbringen.

»Ich meine nun«, schreibt Paulus in Vers 26, »dieses sei trefflich wegen der gegenwärtigen Notlage: Ideal ist es für den Menschen, so zu bleiben, wie er ist Welcher Art die Notlage damals war, wissen wir nicht; und welche Notlage es uns angeraten sein lassen kann, nicht zu heiraten, wissen wir auch nicht - vielleicht Krieg, Armut, Verfolgung. Paulus sagt keineswegs, dass Unverheiratetbleiben etwa sittlich hochwertiger wäre, nein, die Zeitumstände lassen es als richtig erscheinen. Vielleicht gebietet auch eine große Zahl von Kranken und Pflegebedürftigen, das Leben uneingeschränkt ihrer Pflege zu widmen.

Was es heißt zu bleiben, wie man ist, lesen wir in Vers 27: »Bist du an eine Frau gebunden, so suche keine Lösung; hast du dich von einer Frau gelöst, so suche keine Frau In anderen Zeiten als damals in Korinth darf es gewiss angebracht sein, eine Frau zu suchen, durchaus auch per Inserat in der Zeitschrift eines Glaubenswerkes, wenn es der Gnadengabe entspricht. Das Suchen wird weder krampfhaft noch drängelnd sein, denn unter der Führung des Geistes lösen sich die Fragen in der gütigen Weise unseres treuen Gottes und Vaters.

Es schließt sich Vers 28 an: »Aber auch wenn du heiratest, sündigst du nicht. Ebenso sündigt die Jungfrau nicht, wenn sie heiratet. Solche werden jedoch Drangsal durch das Fleisch haben, und davon sähe ich euch gern verschont Heiraten ist keine Verfehlung, es sei denn, dass man auf Biegen und Brechen heiratet oder gar nicht geeignet ist, eine Ehe zu führen.

Unter der Drangsal durch das Fleisch - das ist hier eine Redefigur für den Körper - haben wir sicherlich die mit der Ehe und dem Familienleben verbundenen Sorgen und Nöte zu verstehen.

Der Blick über das Irdische hinaus

 

Nun setzt Paulus mit den Versen 29 bis 31 den Schwerpunkt, und der ist allgemein gültig: »Dies aber sage ich mit Nachdruck, meine Brüder: die Frist ist beschränkt, sodass hinfort auch die, die Frauen haben, sich so verhalten, als hätten sie keine, und die Schluchzenden, als schluchzten sie nicht, die sich Freuenden, als freuten sie sich nicht, die Kaufenden, als behielten sie nichts, und die diese Welt gebrauchen, als gebrauchten sie diese nicht bis zur Neige; denn die Art und Weise dieser Welt vergeht.«

Hast du alles losgelassen und des Herrn Walten übergeben? Oder meinst du, etwas festhalten zu müssen und nicht dem Dienst des Herrn unterordnen zu können? Gesegnet ist, wer es in ruhigen Zeiten lernen durfte, sich von allem innerlich zu lösen, und nicht erst in der Drangsal lernen muss.

Wir sind gut beraten, wenn wir auf das achten, was man nicht erblickt; denn was erblickt wird, ist kurz befristet; aber was man nicht erblickt, ist äonisch (2.Kor.4:18). Die Frist in dem gegenwärtigen bösen Äon, in dem wir leben, ist beschränkt; sie endet vor dem Beginn der Frist der Rache Jewes, der siebenjährigen Endzeit. Um die Frist wissend, sollten wir darüber hinaus erkennen, dass die Stunde für uns da ist, aus welchem Schlaf, aus welcher Nachlässigkeit oder mangelnder Hingabe im Dienst auch immer erweckt zu werden, denn nun ist unsere Rettung näher als damals, als wir gläubig wurden; die Nacht ist schon vorgeschritten, und der Tag ist nahe gekommen (Röm.13:11).

Mögen wir alles mit den Augen von solchen betrachten, deren Bürgertum im Himmel ist. Dann sinnen wir auf das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend. An der Sache Christi haben wir Interesse! Diesem unserem Sinnen ordnen wir alles, was wir auf der Erde tun und lassen, unter.

Wenn wir zudem täglich auf das Erscheinen unseres Herrn Jesus Christus warten - sehnlich harren wir auf unsere Verwandlung und Entrückung zu unserem geliebten Herrn hin -, dann sind wir gelöst von der Art und Weise dieser Welt, und dies wirkt sich in vielfacher Weise segensreich aus, wie auch aus dem Folgenden ersichtlich:

- Wer seine Frau hat, als hätte er sie nicht, wird nicht mehr mit ihr

umgehen, als sei sie sein Eigentum, sondern sie als Gabe Gottes würdigen;

- wer schluchzt, als schluchze er nicht, wird nicht verzweifeln, sondern im Blick auf die herrliche Vollendung, die Gott bereitet, aufgerichtet werden;

- wer sich freut, als freue er sich nicht, wird nicht stolz werden, sondern immer wieder Gott danken;

- und wer kauft und die Welt gebraucht, als täte er es nicht, ist nicht an sie gebunden, sondern frei von den Begierden dieser Welt und wird sachgerecht handeln.

Um auf unser Generalthema zurückzukommen: Die Ehe ist eine Einrichtung für diese Erde und nicht als das Höchste anzusehen, sondern ein Gott wohlgefälliges Leben und Dienen. Der Dienst für den Herrn hat den ersten Rang, alles andere ist dem nachgeordnet. Wenn dem Herrn aber alles untergeordnet ist, dann dient aber auch alles zur Verherrlichung Gottes, sei es das Ledigsein oder die Ehe. Welch ein Segen geht doch von gläubigen Eheleuten aus; von Ledigen nicht minder; entscheidend ist nicht der Personenstand, sondern der Glaubensgehorsam und die Treue zum Wort des Herrn.

Ganze Hingabe an den Dienst

 

Paulus schreibt in den Versen 32 bis 35 weiter: »Ich will aber, dass ihr unbesorgt sein könnt. Der Unverheiratete ist um die Sache des Herrn besorgt, wie er dem Herrn gefalle. Wer aber heiratet, ist um die Dinge der Welt besorgt und wie er der Frau gefalle; so ist er geteilten Sinnes. Ebenso ergeht es der unverheirateten Frau und der Jungfrau; die Unverheiratete ist um die Sache des Herrn besorgt, damit sie an Körper wie auch an Geist heilig sei; die Verheiratete hingegen ist um die Dinge der Welt besorgt und wie sie dem Mann gefalle. Doch nicht um euch eine Schlinge überzuwerfen, sage ich dies, sondern zu eurer eigenen Förderung in der Wohlanständigkeit und Beharrlichkeit für den Herrn ohne jede Ablenkung

Dieser Schriftabschnitt ist nur unter dem Gesichtspunkt des ungeteilten Dienstes für den Herrn zu verstehen, denn an der Tatsache, dass ein Verheirateter zusätzlich für Frau und Kinder sorgen muss, kann es nicht liegen, dass man ledig bleiben soll. Außerdem sind die in der Ehe entstehenden Sorgen ein wertvolles Mittel in der Hand Gottes zu unserer Erziehung; wir lernen, uns selbst zurückzunehmen und den anderen in Geduld und Liebe zu tragen. Ein Lediger steht dagegen in der Gefahr, selbstbezogen zu leben und zum Egoisten zu werden.

Unbesorgt um die vergänglichen Dinge dieser Welt ist nur, wer dem Herrn ungeteilt zur Verfügung steht. In unserem allgemeinen Glaubenswandel können wir zwar in jedem Personenstand Gott wohlgefallen und darin immer mehr überfließen (1.Thess.4:1), im Dienst des Herrn aber immer abkömmlich sein, überall und jederzeit einsetzbar sein (Paulus konnte Timotheus heute hierhin und morgen dorthin schicken) - das kann nur ein Lediger, falls nicht andere Bindungen, wie an den Arbeitsplatz, vorliegen.

Für Frau und Kind zu sorgen, ist die Pflicht des Ehemannes und in keiner Weise negativ zu sehen, denn sollte jemand für die Glieder seiner Familie keine Vorkehrungen treffen, so hätte er den Glauben verleugnet und wäre ärger als ein Ungläubiger (1.Tim.5:5). Und selbstverständlich ist es die Pflicht der Ehefrau, für ihren Mann zu sorgen, wie in Sprüche 31 zu lesen: »Sie erweist ihm Gutes ... alle Tage ihres Lebens. Sie kümmert sich um Wolle und Flachs und arbeitet dann mit Lust ihrer Hände. Sie gleicht Handelsschiffen, von weit her holt sie ihr Brot herbei« (Verse 12 bis 14).

Was meint Paulus damit, dass eine um die Sache des Herrn Besorgte an Körper wie auch an Geist heilig ist? - Sie gehört dem Herrn ganz, ist abgesondert für Ihn und hat sich völlig Seinem Dienst gewidmet und geweiht.

Zu unserer Förderung nur sagt Paulus dies alles, dazu, dass unser Leben die beste Frucht und unser Dienst den besten Ertrag bringe und ohne Ablenkung geschehe. Der Ablenkungen gibt es in unserer Zeit genug. Lasse sich keiner von uns, ob ledig oder verheiratet, von dem ablenken, was wesentlich ist, damit wir auf den Tag Christi, wo alles vor Seiner Preisrichterbühne geprüft und belohnt wird, aufrichtig und unanstößig sind, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist, zur Verherrlichung und zum Lobpreis Gottes (Phil.1:10,11).

Das treffliche und das bessere Handeln

Wir lesen die Verse 36 bis 38: »Falls aber jemand meint, es sei für seine Jungfrau unschicklich, ledig zu bleiben, wenn sie die Jahre ihrer Reife überschreite, und er sei es ihr also schuldig, sie zu verheiraten, dann tue er, was er will, er sündigt nicht: mögen sie heiraten. Wer aber in der Beständigkeit seines Herzens fest steht und keine Notwendigkeit sieht und Vollmacht über den eigenen Willen hat, wer dies also im eigenen Herzen entschieden hat (seine Jungfrau als solche zu bewahren), der wird trefflich handeln. Wer aber seine Jungfrau verheiratet, wird trefflich handeln; wer sie aber nicht verheiratet, wird besser daran tun

Wir müssen uns nun in eine andere Zeit hineinversetzen. Der Vater hatte zu entscheiden, ob er seine Tochter verheiratet oder nicht. Paulus sagt, der Vater kann tun, was er will. Wenn er seine Tochter verheiratet, handelt er trefflich. Besser aber tut er, wenn er sie nicht verheiratet. Der entscheidende Gesichtspunkt ist hier wieder allein die volle Einsatzbereitschaft im Dienst des Herrn.

Um eine solche Entscheidung treffen zu können, bedarf es der Beständigkeit des Herzens und der Vollmacht über den eigenen Willen. Herr über den eigenen Willen zu sein, unabhängig zu sein von den Äußerungen, Wünschen und Meinungen der Ehefrau, der Tochter, anderer Gemeindeglieder und anderer Menschen - das erwächst aus einem festen Glauben und der Erkenntnis dessen, was wesentlich ist und die Sache Christi fördert. - Zweimal erwähnt Paulus das Herz: Er spricht von der Beständigkeit des Herzens und der Entscheidung im Herzen. Das Herz - das bildliche Herz - ist der Sitz der Beweggründe (Mat.5:8), des Verständnisses (Mat.13:15) und der Vernunft (Mark.2:6), das Zentrum und der Kern unseres Wesens. Haben wir uns Gott bereitgestellt, so ist es nur natürlich, dass wir auf das sinnen, was Christus will.

Wenn der Vater mithin entscheidet, seine gläubige Tochter ledig zu erhalten, dann wird sie wohl eine Dienerin der herausgerufenen Gemeinde werden, die sich mit ihrer eigenen Hände Arbeit ernährt und sich allezeit im Herrn abmüht und vielen Beistand leistet, wie zum Beispiel Phöbe in Kenchreä, die Römerin Maria sowie Tryphäna, Tryphosa und Persis (Röm.16:2,6,12). Sie wird wohl eine Lehrerin des Trefflichen werden, die die jungen Frauen zur gesunden Vernunft anleitet, nämlich ihre Männer lieb zu haben, kinderlieb, vernünftig, lauter, häuslich und gütig zu sein sowie sich den eigenen Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht gelästert werde (Tit.2:3-5).

Witwen und Witwer

 

In den Versen 39 und 40 geht Paulus auf die Witwen ein; wir dürfen es zugleich auch auf die Witwer beziehen: »Die Frau ist durch das Gesetz auf so lange Zeit gebunden, wie ihr Mann lebt. Wenn der Mann aber entschlafen ist, so ist sie frei und kann geheiratet werden, von wem sie will, nur geschehe es im Herrn. Glückseliger ist sie nach meiner Meinung, wenn sie so bleibt, wie sie ist; und ich meine, dass auch ich Gottes Geist habe

Die Eheleute sind miteinander verbunden, bis der Tod sie scheidet. Auch dieses so Selbstverständliche muss gesagt werden, damit nicht jemand meint, er sei dennoch »geistig« oder sonstwie immer noch verheiratet und könne mit dem Entschlafenen reden; auf diese Weise gerät er in dämonische Verstrickungen. Die Toten sind jedoch tot, sie haben kein Bewusstsein, sie reden nicht, sie hören nicht, sie erscheinen nicht. So sagt es die Schrift.

Eine Wiederverheiratung soll nur »im Herrn« geschehen. Ein ungläubiger Ehepartner ist immer ein Hemmnis für den Glauben. Mithin kann eine Ehe mit einem solchen nicht »im Herrn« sein. Eine Dienstgemeinschaft im Werk des Herrn ist schon gar nicht möglich. Nicht umsonst schreibt der Apostel Paulus in 2.Korinther 6:14,15: »Werdet nicht ungleich gejocht mit Ungläubigen. Denn ... welche Gemeinschaft besteht zwischen Licht und Finsternis? ... Oder welches Teil hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen Zwar bezieht sich diese Aussage ganz allgemein auf jeden gemeinsamen Dienst, sie ist aber heranzuziehen, da jede Ehe als solche eine ausgesprochene Dienstgemeinschaft ist.

Der Hinterbliebene ist frei, zu heiraten oder nicht. Die Frage, ob das eine oder das andere besser ist, hängt durchaus - wie bereits ausgeführt - von der Gesamtsituation, den Zeitumständen, der jeweiligen Gnadengabe Gottes und dem Wirkungskreis des Gläubigen ab. So kann zum Beispiel ein Witwer dadurch, dass er wieder heiratet und die Frau ihm den Rücken von der Hausarbeit frei hält, einen umfangreichen Dienst in der Gemeinde tun.

Die ältere Witwe, wohl über 60 Jahre alt, wird sich gewiss 1.Timotheus 5:5 zu Herzen nehmen: »Eine wirkliche Witwe aber, die vereinsamt ist, verlässt sich auf Gott und verharrt im Flehen und in Gebeten nachts und tags Ein wichtiger Dienst, den sie als Verheiratete nicht tun kann.

Über die jüngeren Witwen lesen wir in 1.Timotheus 5:11-14: »... wenn sie Christi überdrüssig werden, wollen sie heiraten und haben dann das Urteil, dass sie den ersten Glaubenseifer ablehnen. Da sie zugleich auch müßig sind, erfahren sie vieles beim Umherziehen in den Häusern, sodass sie nicht nur müßig sind, sondern auch klatschsüchtig und vorwitzig, und sie reden, was nicht sein muss. Ich beschließe nun, dass die jüngeren heiraten, Kinder gebären, Hausfrauen seien und dem Widerstrebenden keine Handhabe zugunsten schimpflicher Nachrede geben Die Kritik an den jüngeren Witwen trifft gewiss nur auf einen Teil zu. Wenn sie mit ihrer Zeit nichts mehr anzufangen wissen, müssen sie sich die Frage nach ihrem Glaubenseifer stellen lassen. Für eine Witwe, die einen zweiten Vater für ihre Kinder sucht, sieht die Sache wieder anders aus. Jedenfalls spricht Paulus sich für das Heiraten, Kindergebären und Hausfrausein als das Normale, Gesunde und Wertvolle aus. Eine heilige Berufung darf ihre neue Ehe werden. Ihre vorbildliche Treue in ihrem Dienst im Haus und an Mann und Kindern wird segensreiche Wirkungen für die gesamte Gemeinde und die Umwelt haben.

Zum Schluss sei noch kurz gefragt, warum der Apostel Paulus abschließend darauf hinweist, dass auch er Gottes Geist habe. Das ist im Hinblick auf solche gesagt, die Paulus als Autorität nicht anerkennen wollen. Mögen wir aber sein Wort wohl beachten!

 

 

Das Verspeisen von Götzenopferfleisch

(1.Korinther 8)

 

Der Apostel Paulus geht in Kapitel acht auf eine weitere Frage ein, die die Korinther ihm gestellt hatten, und zwar auf die des Essens von Fleisch, das von Götzen geopferten Tieren stammt. Diese Problematik ist immer noch aktuell, denn heute fragen sich Gläubige, ob sie besprochene Milch beim Bauern holen oder Körperpflegeartikel von einer anthroposophischen Firma kaufen dürfen.

Paulus schreibt: »Was nun das Götzenopferfleisch betrifft, so wissen wir, dass wir alle darüber Erkenntnis haben Ja, eine gewisse Erkenntnis haben alle darüber. Der eine weiß, dass Götzen nichts sind, der andere, dass uns alles erlaubt ist, wenn auch nicht alles fördert (6:12), und wiederum ein anderer hat erkannt, dass keine Speise an sich gemein ist, sondern nur dem, der sie so einschätzt (Röm.14:14). Doch das ist nicht das Entscheidende, denn - so fährt Paulus fort -: »Doch bloße Erkenntnis macht aufgeblasen, die Liebe aber erbaut«. Die bloße Erkenntnis eines Sachverhalts kann stolz machen, und eine Handlung allein aufgrund des sachgerechten Durchblicks verfehlt das Ziel, denn trefflich ist eine Tat nur dann, wenn sie von der Liebe getragen wird.

Nur die Liebe erbaut den anderen. Nur die in Liebe vorgetragene Erkenntnis der biblischen Heilstatsachen führt zum geistlichen Wachstum des Bruders und der Schwester hinein in Christus, unser Haupt. Was die Erkenntnis anbelangt, so sollen wir in ihr überfließen (2.Kor.8:7); erfüllt sollen wir sein mit der Erkenntnis zum Beispiel des Willens Gottes (Kol.1:9). In Epheser 1:17-19 betet Paulus ausdrücklich darum, dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, uns geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gebe, damit wir wissen, was das Erwartungsgut Seiner Berufung ist, was der Reichtum der Herrlichkeit Seines Losteils inmitten der Heiligen und was die alles übersteigende Größe Seiner Kraft ist. Wir sollen sogar die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus erkennen (Eph.3:19). Entscheidend ist mithin, dass wir unsere Erkenntnis in der Liebe entfalten. Denn wenn ich alle Erkenntnis hätte, aber keine Liebe, so wäre ich nichts (1.Kor.13:2). Andererseits steht die Liebe ohne die Erkenntnis des Willens Gottes in der Gefahr, sich in unklaren Zielen zu verlieren. Deshalb betete Paulus, dass unsere Liebe noch mehr und mehr in Erkenntnis und allem Feingefühl dazu überfließe, dass wir prüfen, was wesentlich ist, damit wir auf den Tag Christi aufrichtig und unanstößig sind, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist, zur Verherrlichung und zum Lobpreis Gottes (Phil.1:9-11).

Nur die Liebe - auf der rechten Erkenntnis fußend - baut auf, denn sie sucht nicht das Ihre (13:5). Schließlich geht es um die Auferbauung des Körpers Christi, und die kann nur in Liebe geschehen (Eph.4:16).

Rechtes Erkennen

 

Wir lesen Vers 2: »Falls jemand etwas erkannt zu haben meint, dann hat er noch nicht so erkannt, wie man erkennen muss Recht erkannt hat man erst dann etwas, wenn es der Liebe entspringt. Erkenntnis ist nicht etwas rein Wissensmäßiges, sondern das Ergebnis liebevoller Hingabe. Die Liebe wiederum ist eine Gnadengabe Gottes an alle die Seinen; sie wurde, als Er uns den Glauben in Gnaden gewährte, durch Seinen Geist in unseren Herzen ausgegossen (Röm.5:5).

Es schließt sich Vers 3 an: »Doch wenn jemand Gott liebt, der ist von Ihm erkannt worden Recht erkennen kann nur derjenige, der von Gott erkannt worden ist, mit dem Gott liebevolle Gemeinschaft aufgenommen hat. Wenn man Gott angehört, von Seinem Licht erleuchtet und mit Seiner Liebe beschenkt ist, wenn man Seine Größe und die Herrlichkeit Seiner Gnade sowie Weg und Vollendungsziel Seines Heilsratschlusses aufgeschlossen bekam, dann sind alle Voraussetzungen gegeben, dass wir unseren Gott und Vater über alle Maßen von Herzen lieben, und dann werden wir erkennen, wie man erkennen muss. Erst die liebevolle Hingabe an Gott führt zur rechten Erkenntnis.

Der Hinweis auf die Liebe war eine Vorstufe zur Beantwortung der Frage zum Götzenopferfleisch wie auch bereits das wesentliche Kriterium der Antwort, wie wir noch sehen werden. Ein Zweites muss noch klargestellt werden, damit jeder Einsicht gewinnen kann, nämlich, was ein Götze ist und wer Gott ist.

Nur Einer ist Gott

 

So schreibt Paulus in Vers 4: »Was nun das Verspeisen von Götzenopferfleisch betrifft, so wissen wir, dass ein Götzenbild nichts ist in der Welt und dass es keinen anderen Gott gibt außer dem Einen Das hat die Heilige Schrift schon immer betont, doch muss es Paulus nochmals sagen, damit auch die Korinther sich darüber völlig gewiss werden. In Jeremia 16:20 sagt Jewe: »Kann denn ein Mensch sich Elohim machen? Das sind doch keine Elohim Nein, das sind keine Götter, keine Verfüger. In 5.Mose 4:35 ist zu lesen: »Jewe ist der alleinige Elohim. Außer Ihm gibt es sonst keinen Jesaia bekräftigt es: »Ich bin Jewe Elohim, und da ist sonst keiner! Außer Mir ist kein Elohim (45:5).

»Es gibt keinen anderen Gott außer dem Einen«; so hat Paulus es formuliert. Der Begriff »der Eine« ist keineswegs nur als Zahlwort oder gar als »irgendeiner« zu verstehen, sondern im Sinne des Absolut Einzigen, Souveränen, Unumschränkten, der zugleich Einheit ist, und der schließlich ungeteilt alles in allen werden wird, wenn bei der Vollendung Seine gesamte Vervollständigung in Christus wohnt (Kol.1:19).

Wir wissen dies, sagt Paulus in unserem Vers, und zwar im allgemeinen Sinn, denn in Vers 7 schränkt er ein: »Aber nicht in allen ist diese Erkenntnis Wem diese Erkenntnis über die Götzen und über Gott fehlt, gelangt zu falschen Entscheidungen.

Aus Gott und durch Christus

 

Deshalb führt Paulus in den Versen 5 und 6 aus: »Denn wenn es zwar auch so genannte Götter gibt (sei es im Himmel oder auf Erden, ebenso wie da viele Götter und viele Herren sind), so ist jedoch für uns nur Einer Gott, der Vater, aus dem das All ist (und wir sind zu Ihm hingewandt), und nur Einer Herr, Jesus Christus, durch den das All geworden ist (und wir sind es durch Ihn).« Paulus räumt ein, dass es viele Götter gibt, und zwar im Sinne der Grundbedeutung des Wortes. El (hebr.) und theos (griech.) bedeuten: der alle Sich Unterordnende, der alle an ihren Platz Setzende, der alle zu Sich hin Führende, der alles Verfügende. Es gibt nun einmal viele Verfüger in dieser Welt; von denen im Himmel seien nur der Gott dieses Äons, der Satan (2.Kor.4:4), und die Botenfürsten genannt; auf der Erde gibt es Regierungschefs und Minister, Direktoren und Abteilungsleiter, Schullehrer und viele andere, die Anweisungen an Untergeordnete geben.

Auf wen aber blicken wir? Für uns ist nur einer Gott. Das heißt zum einen, dass wir keine Götzen anerkennen, und zum andern, dass wir hinter allen Menschen, die über uns verfügen, den einen Gott und Vater sehen, der allein den einzig weisen und vollkommenen Plan für uns hat. Zu Ihm sind wir hingewandt, wissend, dass wir es immer mit Ihm zu tun haben, was immer die Menschen uns tun mögen, fördernd oder hemmend.

Ein anderer Aspekt der Tatsache, dass Gott Einer ist, ist, dass Er nicht Drei und auch nicht Zwei ist. Sondern Er ist und bleibt der Eine, auch wenn Er Sich durch Sein Abbild, Christus, und durch Sein Wort, Christus, den Menschen sichtbar und hörbar geoffenbart hat. »Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend«, lesen wir in 2.Korinther 5:19. Wir wissen somit, dass Gott in Christus ist; mithin haben wir im Sohn Gottes Gott Selbst zu sehen, Sich Selbst dahingebend, Selbst das Opfer bringend. »Ich und der Vater - wir sind eins« (Joh.10:30).

Das All ist aus Gott und durch Christus, erfuhren wir aus unserem Vers 6. Gott ist die Quelle von allem. Christus ist der Mittler von allem. Durch und in Christus ist das All erschaffen worden, durch Ihn hat Gott auch die Äonen gemacht, durch Ihn geschah die Rettung, durch Ihn wird Gott alles in Herrlichkeit zur Vollendung führen, indem Er das All Seinem Sohn unterordnet (1.Kor.15:27) und in Ihm aufhauptet (Eph.1:10), es durch Sein Blut mit Sich aussöhnt (Kol.1:20) und durch Ihn in allem vervollständigt (Eph.1:23). Auch wir sind alles nur durch Ihn geworden. Alles, was wir aus Gnaden sind und haben, sind und haben wir durch Christus Jesus und in Ihm, unserem Herrn und Haupt.

Dies haben manche nicht erfasst

 

»Aber nicht in allen ist diese Erkenntnis«, stellt Paulus in Vers 7 fest und begründet dies wie folgt: »Denn einige, die bis jetzt an Götzendienst gewöhnt waren, essen das Fleisch als Götzenopfer, und weil ihr Gewissen schwach ist, wird es besudelt Nicht alle wissen, dass ein Götzenbild ein Nichts ist und es nur den einen Gott gibt, aus dem alles ist, alles einschließlich des Götzenopferfleisches. Deshalb schlägt jetzt ihr Gewissen, wenn sie solches Fleisch essen. Sie meinen, den Götzen zu dienen, wenn sie es essen. Doch sollten sie wissen, was Vers 8 sagt: »Aber Speisengenuss wird keinen Einfluss auf unsere Stellung vor Gott haben. Weder werden wir im Nachteil sein, wenn wir nicht essen; noch werden wir im Vorteil sein, wenn wir essen Somit kann man alles essen, nach welchem Ritus auch immer das Tier geschlachtet wurde. Und man kann auch Produkte von Firmen, deren Geschäftsleitung okkult behaftet ist, und Kartoffeln bei einem Bauern kaufen, der seine Felder irgendeiner Schutzgöttin unterstellt hat, wenngleich man lieber andere den Umsatz machen lassen wird. Wir können alles kaufen und essen, denn des Herrn ist die Erde und was sie füllt (10:26). Das Leben im Königreich Gottes, in das wir bereits geistlich hineinversetzt sind, besteht nicht in Speise oder Trank, sondern in Gerechtigkeit, Friede und Freude in heiligem Geist (Röm.14:17). Trefflich ist es, das Herz in der Gnade stetig zu machen, nicht durch Speisen, mit denen den darin Wandelnden nicht genützt werden kann (Heb.13:9).

Wie verhält es sich den Schwachen gegenüber?

 

Vor Gott dürfen wir also uneingeschränkt alle Speisen zu uns nehmen und die Dinge dieser Welt gebrauchen. Doch wie sieht es im Hinblick auf die Schwachen im Glauben aus? Darf ich auch vor den Brüdern und Schwestern, deren Glaube nicht gefestigt ist, alles tun?

Die eindeutige Antwort lautet: Nein; denn nur die Liebe erbaut. Nicht uns suchen wir zu gefallen, sondern dem Nächsten, ihm zum Guten, zu seiner Auferbauung. Unmündigen begegnen wir in besonderer Liebe und Geduld. Wahre Liebe nimmt Rücksicht auf die Unkenntnis und die Bedenken des Bruders und der Schwester, die unsere Freiheit, die wir in Christus Jesus haben, noch nicht erkannt haben.

Eindringlich ermahnt der Apostel in Vers 9: »Doch hütet euch, dass diese eure Vollmacht den Schwachen nicht etwa zum Anstoß werde Mögen wir also sorgfältig darauf achten, dass unsere Handlungen, die aus durchaus rechter Erkenntnis erwachsen, nicht zum Stein des Anstoßes für die Ungereiften werden. »Denn«, so fährt Paulus fort, »wenn jemand dich, der du die Erkenntnis hast, im Götzentempel zu Tisch liegen sieht, wird da nicht sein Gewissen, weil es schwach ist, im Essen von Götzenopferfleisch bestärkt werden Es war damals üblich, zu gesellschaftlichen Anlässen in einem Götzentempel zusammenzukommen. Wenn nun ein ungefestigter Bruder mich dort erblickt - was wird er denken? Etwa das: »Wenn dieser Bruder, der in unserer herausgerufenen Gemeinde ein Vorbild ist, Götzenopferfleisch isst, dann kann ich es also auch tun. Damit würde ich aber den Götzen Respekt zollen und sündigen. Und dies scheint doch nicht so schlimm zu sein, wie ich bisher dachte Der Glaubensschwache kommt mithin in die Versuchung, in den für ihn schwerwiegenden Konflikt - und zwar, weil ihm die rechte Erkenntnis fehlt -, meine Vollmacht, meine Freiheit nachzuahmen, obwohl er dazu nicht reif ist.

»So wird denn das Gewissen des Schwachen durch deine Erkenntnis zunichte gemacht, des Bruders, um dessentwillen Christus starb« (Vers 11). Das Gewissen des Schwachen im Glauben wird irritiert, verunsichert, ja korrumpiert. Das Gewissen ist die Fähigkeit, sich des Guten und Bösen bewusst zu werden. Der Konflikt, Dinge bei Glaubensgeschwistern ansehen zu müssen, die ihn zu Handlungen gegen sein Gewissen verführen können, muss einem solchen Bruder schaden. Das aber ist das Gegenteil von Auferbauung. Jesus Christus, der für ihn starb, will jedoch seine Auferbauung in Liebe. Durch meine Erkenntnis aber, rücksichtslos ausgeübt, wird sein Gewissen haltlos, auch in Bezug auf viele andere Dinge des alltäglichen Glaubenswandels.

So schreibt Paulus in Vers 12: »Wenn ihr so an den Brüdern sündigt und ihr Gewissen, das an sich schwach ist, erschlagt, sündigt ihr an Christus Die Versündigung am Bruder ist zugleich eine Versündigung an Christus. Auch wenn die Ursache darin zu suchen ist, dass sich das Gewissen des Unreifen an einer mangelhaften Erkenntnis über die Götzen und über Gott orientiert. Doch entscheidend ist nicht meine Vollmacht, meine Freiheit, mein Recht, meine innere Stärke und Festigkeit, sondern die Liebe. Die Fragestellung ist nicht, was ich darf und kann, sondern wie ich meinem Bruder alle Liebe entgegenbringe. Was dient ihm? Was baut ihn auf?

Wandelt der Liebe gemäß

 

Die Worte des Apostels Paulus im Brief an die Römer liegen auf derselben Linie: »Ich weiß und bin im Herrn Jesus überzeugt, dass nichts an sich gemein ist, wenn nicht dem, der etwas als gemein einschätzt; für jenen ist es gemein. Denn wenn um einer Speise willen dein Bruder betrübt wird, wandelst du nicht mehr der Liebe gemäß. Mach durch deine Speise nicht denjenigen zunichte, für den Christus starb« (Röm.14:14,15). Im Römerbrief geht es allerdings nicht um Fleisch, an dem etwas auszusetzen wäre, sondern um jedwede Speise, die einer nicht essen zu dürfen meint. Es sei bei dieser Gelegenheit noch erwähnt, dass Kapitel zehn des 1.Korintherbriefs wiederum von etwas anderem handelt, nämlich von der ausdrücklichen Teilnahme am Opfern, also am Götzendienst selbst.

Keinen Anstoß geben wir

 

Paulus schließt den Abschnitt mit Vers 13: »Deswegen mag ich, wenn eine Speise meinen Bruder zum Fallstrick wird, lieber für den Äon überhaupt kein Fleisch mehr essen, damit ich meinem Bruder keinen Anstoß gebe So lesen wir es auch in Römer 14:20,21: »Zerstöre nicht einer Speise wegen das Werk Gottes! Zwar ist alles rein, jedoch übel für den Menschen, der mit Anstoß isst. Edel ist es, kein Fleisch zu essen, noch Wein zu trinken, noch sonst etwas zu tun, an dem dein Bruder sich stößt, worin er strauchelt oder schwach ist Lasst uns darum alles unterlassen, was dem anderen schadet! Lasst uns in der Liebe wandeln!

Wie es in Römer 15:1-3 heißt: »Wir aber, die Kraftvollen, sind verpflichtet, die Schwächen der Kraftlosen zu tragen und nicht uns selbst zu gefallen. Ein jeder von uns suche, dem Nächsten zu gefallen, ihm zum Guten, zu seiner Auferbauung. Denn auch der Christus hat nicht Sich Selbst zu Gefallen gelebt Lassen wir uns auch durch Epheser 5:1,2 zum rechten Verhalten anhalten: »Als geliebte Kinder werdet nun Nachahmer Gottes und wandelt in Liebe, so wie auch Christus euch liebt und Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden Wohlgeruch

Allezeit für sie betend und flehend

 

Gewiss werden wir die Schwachen im Glauben gern weiterführen, uns mit ihnen unterreden, ihnen zusprechen und sie belehren, wozu wir zum Beispiel durch Kolosser 3:16 und 1.Thessalonicher 5:14,15 aufgefordert sind: »Lasst das Wort Christi euch reichlich innewohnen, belehrt und ermahnt euch gegenseitig in aller Weisheit«; »Ermahnt die Unordentlichen! Tröstet die Kleinmütigen! Steht ein für die Schwachen! Seid mit allen geduldig! Seht darauf, dass niemand einem anderen Übles mit Üblem vergelte, sondern jaget immer dem Guten nach, sowohl füreinander wie für alle

Vor allem aber werden wir für sie beten, dass sie doch alles zum Wachsen bringen mögen, hinein in Ihn, der unser Haupt ist, Christus (Eph.4:15). Ohnehin sollen wir ja nicht aufhören zu beten und zu bitten - und zwar für alle, weil es für uns alle dringend nötig ist -, dass wir mit der Erkenntnis des Willens Gottes in aller geistlichen Weisheit und allem geistlichen Verständnis erfüllt werden, um des Herrn würdig zu wandeln und Ihm in jeder Weise zu gefallen - als solche, die in allem guten Werk Frucht bringen, in der Erkenntnis Gottes wachsen und mit aller Kraft nach der Gewalt Seiner Herrlichkeit gekräftigt werden zu aller Ausdauer und Geduld mit Freuden (Kol.1:9-11).

»Ihm aber, der über alle Maßen mehr tun kann, über alles hinaus, was wir erbitten oder erdenken können - der in uns wirkenden Kraft entsprechend -, Ihm sei die Verherrlichung in der herausgerufenen Gemeinde und in Christus Jesus für alle Generationen des Äons der Äonen! Amen!« (Eph.3:20,21).

 

 

Gib dem Evangelium kein Hindernis!

(1.Korinther 9:1-18)

 

So sehr es uns wundern mag - es ist so: Der Apostel Paulus muss sich verteidigen. Die Gläubigen in Korinth hegen Zweifel, denn er benimmt sich anders, als man es von einem Mann erwarten dürfte, der gewichtig auftreten darf. Und er beträgt sich auch anders als die anderen Apostel, soweit man über sie etwas vernommen hat. Irgendetwas muss bei Paulus nicht stimmen, denn er macht von den Vollmachten und Freiheiten eines Apostels keinen Gebrauch.

Und nun argumentiert Paulus. Aber auch das tut er nicht so, wie man es gedacht hätte. Er verteidigt gar nicht sich selbst, sondern versucht die Korinther in seine Gesinnung einzuführen, und zwar auf der objektiven Grundlage der geistlichen Tatsachen und des göttlichen Willens. In seinem zweiten Brief schreibt er: »Schon längst meint ihr, dass wir uns vor euch verteidigen wollen. Nein, vor Gott in Christus sprechen wir, und zwar alles zu eurer Auferbauung, Geliebte« (12:19). Paulus gibt sich sogar so weit für sie dahin, dass er sich selbst rühmt, obwohl dies unbesonnen ist; ihr ungereiftes geistliches Verständnis nötigt ihn dazu (2.Kor.11:16-18; 12:11-13).

Paulus schreibt in den Versen 1 und 2: »Nicht frei bin ich? Kein Apostel bin ich? Jesus, unseren Herrn, habe ich nicht gesehen? Seid nicht ihr mein Werk im Herrn? Falls ich für andere kein Apostel bin, so bin ich es doch sicher für euch; denn das Siegel meines Apostelamts seid ihr im Herrn

Des Apostels Freiheit

 

»Nicht frei bin ich Paulus ist frei. Aber er versteht darunter nicht, schalten und walten zu können, wie er will, sondern er ist in einem viel höheren Maße so frei und los von sich selbst, dass er aus Rücksicht auf die Schwachen im Glauben auf Dinge verzichtet, die er eigentlich tun könnte, um eben jenen Geschwistern keinen Anstoß zu geben, wie er es zum Beispiel gerade im vorangegangenen Kapitel acht im Zusammenhang mit dem Essen von Götzenopferfleisch dargelegt hat. Er ist so frei, dass er sich allen Menschen versklavt hat, um viele von ihnen zu gewinnen (Vers 19). Er ist so frei, dass er auf manche biblisch begründeten Rechte und Befugnisse eines Apostels verzichtet, damit er dem Evangelium des Christus auf keinen Fall ein Hindernis gebe.

Der Apostel

 

»Kein Apostel bin ich Nun, er war tatsächlich keiner von den Männern, die mit dem Herrn und Seinen Jüngern von der Taufe des Johannes an bis zu Jesu Himmelfahrt zusammen gewesen sind, wie zum Beispiel Matthias, der die Stelle des Judas Iskariot einnahm. Doch der Herr hatte ihn berufen und zum Herold, Apostel und Lehrer der Nationen eingesetzt (1.Tim.2:7). Der Herr hatte ihm das Aposteltum zur Aufrichtung des Glaubensgehorsams unter allen Nationen gegeben (Röm.1:5). Außerdem waren die Zeichen seines Aposteltums unter den Korinthern wiederholt geschehen, und zwar Zeichen wie auch Wunder und Machttaten (2.Kor.12:12). Doch die Korinther schätzten ihn gegenüber den, wie sie sagten, »hervorragenden Aposteln« für »nichts« ein (2.Kor.12:11). Wie demütig muss Paulus doch gewesen sein, dass man ihn so verkennen konnte!

Sah er den Herrn?

 

»Jesus, unseren Herrn, habe ich nicht gesehen Es ist nicht bezeugt, dass er den Herrn vor dessen Himmelfahrt etwa gesehen habe. Es ist aber vielfach bezeugt, dass er den erhöhten und verherrlichten Herrn gesehen hat. Paulus ist übrigens der einzige Mensch der derzeitigen Heilsverwaltung, der den Herrn in dessen überhimmlischer Herrlichkeit gesehen hat. Der verherrlichte Herr war Paulus nicht nur vor Damaskus erschienen (Ap.9:3-6; 22:6-11,14; 26:13-18), sondern auch drei Jahre später in Jerusalem (Ap.22:17) und in der römischen Haft in Jerusalem (Ap.23:11). Zudem hatte er eine Vielzahl von Enthüllungen; darunter sind insbesondere zu nennen die Enthüllung des von ihm verkündigten Evangeliums (Gal.1:12) sowie der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung der Gnade Gottes (Eph.3:2) im Zusammenhang mit den vielen Geheimnissen, die nur er bekannt machen durfte. Außerdem empfing er mehrere Worte des Herrn zu speziellen Fragenkomplexen. Den Briefempfängern jedenfalls teilt Paulus in Kapitel 15:8 mit: »Zuletzt von allen aber erschien Er auch mir

Des Paulus Werk

 

»Seid nicht ihr mein Werk im Herrn Ist nicht gerade die herausgerufene Gemeinde zu Korinth das Werk des Apostels Paulus? Das steht völlig außer Frage, denn sie selbst wissen ganz genau, dass sie durch Paulus und Apollos, diese Diener Gottes, zum Glauben gekommen sind; der eine hatte gepflanzt, der andere getränkt, und Gott hatte es wachsen lassen. Paulus und Apollos sind Gottes Mitarbeiter und die Korinther Gottes Ackerfeld. Der Apostel Paulus hatte in der ihm von Gott gegebenen Gnade als weiser Werkmeister den Grund gelegt, und der ist Jesus Christus in Seiner Herrlichkeit, wie sie in dem Evangelium des Paulus entfaltet ist. Niemand kann für die gegenwärtige Verwaltung einen anderen Grund legen (3:10,11). Paulus hatte in Kapitel 4:15 festgestellt, dass die Korinther, selbst wenn sie zehntausend Geleiter in Christus hätten, nicht viele Väter hätten, denn in Christus Jesus hat er und kein anderer sie durch das Evangelium gezeugt.

Das Siegel seines Apostelamts

 

»Das Siegel meines Apostelamts seid ihr in dem Herrn Wenn auch Paulus für andere kein Apostel ist, nämlich für die, die das Königreich Israels aufgrund der Botschaft der Zwölf erwarten, so ist er es auf jeden Fall für sie, ja die Korinther sind das Siegel darauf, die Bestätigung dafür. Geradezu als des Paulus Brief an die Menschen sind die Korinther bekannt, von allen Menschen erkannt und gelesen, wobei offenbar ist, dass sie im Kern Christi Brief sind, was die Echtheit des Dienstes des Paulus beweist (2.Kor.3:2,3).

Auferbauende Verteidigung

 

Der Apostel schreibt in Vers 3: »Dies ist meine Verteidigung denen gegenüber, die mich so ausforschen Seine Verteidigung umfasst das ganze Kapitel. Er greift die Bedenken der sein Aposteltum Bezweifelnden im Einzelnen auf. Mit seinen Gegenfragen will er die Brüder zum Nachdenken bewegen und zurechtbringen.

So lesen wir in Vers 4: »Haben wir denn keine Vollmacht, zu essen und zu trinken Wohl hat er die Vollmacht, von den Gütern der Korinther zu essen und zu trinken. Auch wenn er davon keinen Gebrauch macht, ist dies aufgrund seines Dienstes selbstverständlich. In 2.Korinther 11:7-9 wird der Sachverhalt völlig klargestellt: »Beging ich etwa eine Sünde, als ich mich selbst erniedrigte, damit ihr erhöht würdet, weil ich euch das Evangelium Gottes umsonst verkündigt habe? Andere herausgerufene Gemeinden habe ich beraubt, indem ich Kostrationen nahm, um den Dienst an euch zu tun. Als ich bei euch anwesend war und Mangel litt, fiel ich niemandem zur Last; denn meinen Mangel füllten die Brüder auf, die damals aus Mazedonien kamen. In allem hielt ich darauf, dass ich euch nicht beschwerlich fiel; und so werde ich es auch weiterhin halten

Weiter lesen wir in Vers 5: »Haben wir denn keine Vollmacht, eine Schwester als Frau mit uns zu führen wie auch die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und Kephas Aus Kapitel sieben wissen wir, dass er um seines Dienstes willen, den er ohne jede Ablenkung tun will, ehelos lebt.

Es folgt die Frage: »Oder haben nur ich und Barnabas nicht die Vollmacht, ohne handwerkliches Arbeiten dienen zu dürfen Doch, sie dürfen ohne ihrer Hände Arbeit den Verkündigungsdienst tun; sie haben Anspruch darauf. Paulus hat zwar unter Mühe und Anstrengung bei Nacht und bei Tag gearbeitet, um keinem beschwerlich zu sein, aber daraus ist nicht zu schließen, dass er nicht die Vollmacht habe, umsonst zu essen, sondern dass er sich selbst zum Vorbild gegeben hat, damit wir ihn nachahmen sollten (2.Thess.3:9). Ist es denn nicht so, wie in Vers 7 geschrieben steht: »Wer hat jemals mit eigenem Sold Kriegsdienst getan? Wer bepflanzt einen Weinberg und isst nicht von dessen Frucht? Oder wer hirtet eine Herde und isst nicht von der Milch der Herde Eine Antwort erübrigt sich. Aus allen drei Beispielen geht gleichnishaft hervor, dass eine gerechte Gegenleisung das Normale ist. »Der sich mühende Landmann soll zuerst von den Früchten seinen Anteil bekommen« (2.Tim.2:6); daran ist nicht zu rütteln.

Sagt das nicht auch die Schrift?

 

Gleichnisse aus der Erfahrungswelt der Menschen sind durchaus gut; haben wir aber nicht stets zu fragen: »Was sagt denn die Schrift (Röm.4:3). Diesen Gedanken drückt Paulus in Vers 8 aus: »Rede ich das etwa nach Menschenart, oder sagt dies nicht auch das Gesetz Die Antwort und die Konsequenzen aus ihr sind eindeutig: »Denn im Gesetz des Mose steht geschrieben: Dem dreschenden Rind sollst du keinen Maulkorb anlegen (5.Mose 25:4)! Kümmert Sich Gott etwa nur um die Rinder? Oder sagt Er es zweifellos nicht auch um unseretwillen? Wurde es doch um unsertwillen geschrieben, dass der Pflügende auf Erwartung hin pflügen soll und der Dreschende auf die Erwartung hin dreschen, um an der Ernte teilzuhaben« (Verse 9 und 10). Alle Schrift ist um unsertwillen geschrieben; alle Schrift ist nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes zubereitet sei, ausgerüstet zu jedem guten Werk (2.Tim.3:16). In Römer 15:4 schreibt Paulus sogar, dass all das, was vorher geschrieben wurde, gerade uns zur Belehrung geschrieben worden ist, und dies wohl deshalb, weil wir aufgrund der Schriften des Paulus, die uns den Überblick über den gesamten Vorsatz Gottes geben und uns letzte Geheimnisse enthüllen, das beste geistliche Verständnis dafür haben dürften, sodass wir auch von den Einzelheiten den richtigen Gebrauch machen können.

Auf die Erwartung hin, an der Ernte teilzuhaben, pflügt und drischt man. So lehrt es uns schon die Natur. Und so verhält es sich auch unter den Gläubigen, wie Vers 11 sagt: »Wenn wir nun auf Erwartung hin in euch das Geistliche säen, ist es da etwas Großes, falls wir von euren fleischlichen Gütern ernten Nein, gewiss nicht. Auch unser Herr hat festgelegt: »Der Arbeiter ist seines Lohnes wert« (Mat.10:10; Luk.10:7; 1.Tim.5:18).

Einen ähnlichen Gedanken, wenn auch auf ganz anderer Ebene, finden wir in Römer 15:27; wonach die Nationen, die ja an den geistlichen Gütern Israels teilhaben, mithin verpflichtet sind, eine Beisteuer zu den fleischlichen Bedürfnissen Israels zu leisten.

Paulus macht von seinem Recht keinen Gebrauch

 

Der Apostel Paulus fährt fort (Vers 12a): »Wenn schon andere an der Vollmacht über eure Güter teilhaben, hätten wir nicht eher das Recht dazu Nach all dem Dargelegten hat Paulus das Recht dazu. Bei den anderen Bevollmächtigten kann an Grundbesitzer, die Obrigkeit und auch an andere Mitarbeiter Gottes, die in Korinth wirkten, gedacht werden.

Mit Vers 12b folgt der entscheidende Satz, der nun alles in ein ganz anderes Licht rückt: »Wir machen jedoch von dieser Vollmacht keinen Gebrauch, sondern wir geben alles auf, damit wir dem Evangelium des Christus kein Hindernis gäben Jetzt können die Korinther Paulus verstehen! Dies also ist der Beweggrund für sein missverstandenes Verhalten! Paulus hat von seiner Vollmacht keinen Gebrauch gemacht, denn er hat seinen Lebensunterhalt mit seinen eigenen Händen erarbeitet und er hat alles aufgegeben, alle Ansprüche, ebenso wie die Liebe alles aufgibt (1.Kor.13:7). Die auch in unseren Herzen ausgegossene Liebe Gottes hat bei Paulus konkrete Gestalt angenommen.

Kein Hindernis will er dem Evangelium des Christus geben, nichts soll den Lauf des Evangeliums hemmen, keinen Anstoß will er geben (2.Kor.6:3) und keinen Anlass zu den geringsten Verdächtigungen. Keinem will er beschwerlich werden.

Das Evangelium des Christus ist das Kostbarste und Herrlichste, was uns Menschen überhaupt gegeben ist. Da sollte uns kein Opfer zu teuer sein und kein Verzicht schwer fallen. Das uns angehende Glaubensgut - dem Apostel Paulus wurde es enthüllt - ist von überhimmlischem und überaus geistlichem Charakter, sodass es nicht durch selbstsüchtige irdische Interessen getrübt werden darf.

Von der überströmenden Gnade überwältigt, handelte Paulus in völliger Übereinstimmung mit ihr und gab kostenlos weiter, was er umsonst erhalten hatte.

Des Paulus Ruhm

 

Von Neuem setzt Paulus an, den Normalfall und im Gegensatz dazu seinen Standpunkt darzustellen: »Wisst ihr nicht, dass die mit den geweihten Dingen Arbeitenden von dem aus der Weihestätte essen und dass die am Altar ständig ihres Amtes Waltenden an den Gaben für den Altar teilhaben (Vers 13). Dies ist in 4.Mose 18:8-19 und 5.Mose 18:1-8 verankert. Auch daraus folgt: »So verordnet der Herr auch denen, die das Evangelium verkündigen, vom Evangelium zu leben« (Vers 14). Die Verkündiger haben somit das Recht, Gaben anzunehmen, und sie geben dem Evangelium des Christus damit auch kein Hindernis, denn dies ist vom Herrn so angeordnet. Hat ein Verkündiger aber ein Einkommen oder eine Rente und kann er davon leben, so bedarf er der Gaben nicht. Entstehen ihm aber nennenswerte Auslagen, so darf er auch Gaben annehmen, ja viele Brüder und Schwestern haben das Bedürfnis, an seinem Dienst durch ihre Gaben mitzuwirken. Hier sei an Titus 3:13,14 erinnert, wo wir lesen: »Zenas, den Gesetzesgelehrten, und Apollos rüste fleißig aus und sende sie dann weiter, damit es ihnen an nichts fehle. Hier sollen auch die Unseren lernen, für den notwendigen Bedarf aufzukommen und so für edle Werke einzustehen, damit sie nicht ohne Frucht bleiben

»Ich aber«, so stellt Paulus in Vers 15 klar, »habe von all diesem keinen Gebrauch gemacht, und ich schreibe dies auch nicht, damit es mit mir so gehalten werde; denn es erscheint mir besser, eher zu sterben, als dass mir jemand meinen Ruhm entleere.« Sterben will er eher. Absoluter kann Paulus es nicht ausdrücken. Für ihn kommt nur das Eine in Frage. Nicht nur wegen seines Ruhmes, sondern weil nur dies der ihm erwiesenen Gnade entspricht - als Begnadeter hat er im Grunde keine Ansprüche zu erheben - und weil das, was zu seinem Ruhm ist, identisch mit dem ist, was Christus verherrlicht.

Niemand soll ihm seinen Ruhm nehmen. Worin besteht sein Ruhm? Er erläutert dies in den Versen 16 bis 18. So viel sei schon vorweggenommen: Sein Ruhm besteht nicht darin, dass er das Evangelium verkündigt, denn er tut es nicht von sich aus, war er doch ein Lästerer, Verfolger und Frevler, der vor Damaskus aus Gnaden in diesen Dienst berufen wurde. Sein Ruhm besteht somit darin, dass er das Evangelium ohne jede Gegenleistung verkündigt, denn als unfreiwillig mit einer Aufgabe Betrauter hat er ebenso wie ein Sklave keine Ansprüche zu stellen.

Paulus beginnt seine Begründung mit Vers 16: »Denn wenn ich Evangelium verkündige, so gibt mir das keinen Grund zum Rühmen, weil es eine mir auferlegte Notwendigkeit ist. Doch wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündigen würde Wer seine Pflicht tut, die ihm zudem noch auferlegt ist, der tut Selbstverständliches, für das er keine Anerkennung zu erwarten hat. Unser Herr sagt: »So auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch angeordnet war, dann sagt: Wir sind unbrauchbare Sklaven, wir haben nur getan, was wir zu tun schuldig waren« (Luk.17:10).

Um die ihm auferlegte Notwendigkeit zu unterstreichen, spricht Paulus ein Wehe aus. Nicht dass seine Rettung oder sein Gnadenstand davon berührt wären - es würde ihm aber wohl so ergehen wie Jeremia, der berichtete: »Sage ich: Ich will nicht mehr an Ihn denken und nicht mehr in Seinem Namen reden, so ist es in meinem Herzen wie brennendes Feuer, eingeschlossen in meinen Gebeinen« (Jer.20:9).

Mit der gegenwärtigen Verwaltung betraut

 

Warum ihm die Evangeliumsverkündigung keinen Grund zum Rühmen gibt, sagt er in Vers 17: »Denn wenn ich diesen Dienst freiwillig verrichte, so habe ich darin meinen Lohn; wenn ich es aber unfreiwillig tue, so wurde ich doch mit einer Verwaltung betraut Für einen freiwilligen Dienst, aus eigener Entscheidung, stünde ihm gerechterweise Lohn zu. Er aber wurde betraut, in den Dienst eingesetzt. Paulus wurde zum Herold, Apostel und Lehrer der Nationen eingesetzt. (Jetzt erkennen wir die Bedeutung dieses Wortes, das er in 1.Timotheus 1:12; 2:7 und 2.Timotheus 1:11 gebraucht). Er wurde mit dem Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes betraut (1.Tim.1:11). Ihm wurde die gegenwärtige heilsgeschichtliche Verwaltung der überströmenden Gnade Gottes gegeben (Eph.3:2), in der das dem Paulus geoffenbarte Evangelium zu verkündigen ist.

Die überwältigende Gnade veranlasste den Apostel, von seinen Vollmachten keinen Gebrauch zu machen, damit er der Gnade gerecht werde, sind wir doch umsonst gerechtfertigt in der Gnade Gottes durch die Freilösung, die in Christus Jesus ist. Von den Empfängern des Segens etwas zu verlangen, stünde ihm zwar zu, aber dann hätte eine Entlohnung stattgefunden, und die Sache wäre gewissermaßen ausgeglichen; eines solchen Handelns kann man sich nicht rühmen. Rühmen kann man sich nur des Verzichts auf das von Rechts wegen Zustehende.

Mithin möge es bei den Versammlungen der Heiligen so gehalten werden, dass von denen, denen man dient, keine Spende erbeten wird - was wir umsonst empfangen haben, geben wir umsonst weiter -; will aber jemand den Dienst mittragen, mag er zu den Kosten beitragen.

Des Paulus Lohn

 

»Worin besteht nun mein Lohn, schreibt Paulus in Vers 18. »Darin, dass ich als Evangeliumsverkündiger kostenlos das Evangelium weitergebe, damit ich von meiner Vollmacht im Evangelium nicht bis zur Neige Gebrauch machen müsste.« Die Begriffe Ruhm und Lohn haben wir in einer gedanklichen Linie zu sehen, denn alles was ihm zum Ruhm gereicht, dient auch zur Verherrlichung Christi und bringt ihm Christi Lohn ein. Vor der Preisrichterbühne des Christus bekommen wir Gläubige, die wir in Christus Jesus sind, Lob und Lohn für unsere Mühe (1.Kor.3:8), das treue Bauen auf dem von Paulus gelegten Grund (1.Kor.3:10), den edlen Ringkampf der Bekanntmachung des Evangeliums des Nationenapostels (2.Tim.4:7), für das Liebhaben des Erscheinens unseres Herrn Christus Jesus (2.Tim.4:8) und schließlich für jeden weiteren rechten Gottesdienst der Hingabe, des Opfers, des Verzichts.

Mögen wir nach all dem Dargelegten würdig unserer überhimmlischen Berufung wandeln und den Apostel Paulus nachahmen, wie uns geheißen ist (1.Kor.4:16; 11:1; Phil.3:17; 2.Thess.3:7), und zwar in allem, mithin auch in dem hier dargestellten Verhalten. Möge unsere Liebe noch mehr und mehr in Erkenntnis und allem Feingefühl dazu überfließen, dass wir prüfen, was wesentlich ist, damit wir auf den Tag Christi hin aufrichtig und unanstößig wandeln, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist, zur Verherrlichung und zum Lobpreis Gottes (Phil.1:9-11).

 

 

Mitteilnehmer des Evangeliums

(1.Kor.9:19-27)

 

»Nicht frei bin ich Mit dieser Frage hatte Paulus das Kapitel eröffnet. Er hat dargelegt, dass er viel freier ist als die Korinther annahmen, denn er ist so frei von sich selbst, er ist in Christus Jesus so frei für andere geworden, dass er von seiner Vollmacht, für seine Evangeliumsverkündigung von den Gläubigen in Korinth versorgt zu werden, keinen Gebrauch macht, um dem Evangelium des Christus aber auch nicht das geringste Hindernis zu geben. Er ist des Weiteren so frei, wie nur ein Gläubiger sein kann, der nicht sich selbst lebt, sondern dem, der für ihn starb und auferweckt wurde, dass er sich völlig auf die Menschen, unter denen er weilt, einstellt, ihrer nationalen, religiösen und sozialen Prägung und psychischen Verfassung kein Ärgernis gibt und bedingungslos für sie da ist. Paulus nimmt die Menschen an.

Der Freie hat sich allen versklavt

 

So schreibt er in Vers 19: »Denn wiewohl ich allen gegenüber frei dastehe, habe ich mich selbst allen versklavt, um die Mehrzahl von ihnen zu gewinnen Das ist die Begründung für sein Verhalten, das er im Folgenden schildert, zugleich aber auch zu seinen vorangehenden Ausführungen, dass er nämlich das Evangelium kostenlos weitergibt, ohne Gegenleistung, und zwar deshalb, weil er sich allen zu dienen hingegeben hat, weil er sich allen versklavt hat. Nur ein Sklave Christi kann so frei sein. Wie sind doch die Menschen im Allgemeinen voneinander abhängig und zudem innerlich blockiert, sich anderen zu öffnen. Die bewusste Übereinstimmung mit seinem Herrn und Retter vermittelt Paulus aber diese Freiheit - in der Liebe des Christus.

Paulus hat sich allen versklavt, um die Mehrzahl von ihnen zu gewinnen, den größeren Teil der jeweiligen Gruppe. Aber auch dann, wenn ihm dies nicht geschenkt werden sollte, tut er alles, damit er auf jeden Fall wenigstens einige rette, wie er in Vers 22 sagt. Wie dem aber auch sei, unser herrlicher Gott und Vater wird alle Auserwählten berufen.

Den Juden ein Jude

 

»So wurde ich den Juden wie ein Jude, damit ich die Juden gewinne«, beginnt Paulus den Vers 20 und fügt, um deutlich zu machen, was das bedeutet, hinzu: »denen unter dem Gesetz wurde ich wie einer unter dem Gesetz (wiewohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin), damit ich die unter dem Gesetz gewinne Mithin hält Paulus, wenn er sich unter Juden befindet, das Gesetz des Mose! Jetzt verstehen wir, warum er Timotheus, den Sohn einer gläubigen jüdischen Frau und eines griechischen Vaters, in Lystra beschnitt: um der Juden willen, heißt es in Apostelgeschichte 16:3; um sie zu gewinnen, erfahren wir hier darüber hinaus.

Nach seiner Ankunft in Jerusalem nahm Paulus auf den Rat des Jakobus die vier Männer, die ein Nasiräergelübde auf sich genommen hatten, mit sich, läuterte sich mit ihnen und ging in die Weihestätte hinein, um die Darbringung für einen jeden von ihnen zu vollziehen. Daraus sollten die Juden damals und dürfen auch wir heute erkennen, dass Paulus das Gesetz beachtete und bewahrte (Ap.21:23-26; 4.Mose 6:13-21). Er wollte eben keinen Anstoß erregen.

Paulus steht zum Gesetz, aber er steht nicht unter dem Gesetz, denn er ist dem Gesetz gegenüber durch den Körper des Christus zu Tode gebracht worden (Röm.7:4). Als zusammen mit Christus Gestorbener ist er des Gesetzes enthoben (Röm.7:6). Das Gesetz ist heilig, gerecht und gut, sodass man nichts Unrechtes tut, wenn man es beachtet, es sei denn, man will dadurch gerechtfertigt werden. Paulus verhält sich gemäß dem Gesetz, ohne seine Lehre zu verraten, denn er ist in Christus Jesus, der des Gesetzes Vollendung ist, zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt (Röm.10:4). Paulus hat seine Gerechtigkeit keineswegs durch das Gesetz, sondern durch den Glauben, damit es der Gnade gemäß sei (Röm.4:16). Paulus will nur in Christus befunden werden, und das ist nur möglich, wenn man nicht eine eigene Gerechtigkeit aufzustellen versucht, etwa auf der Basis des Gesetzes, sondern wenn man die Gerechtigkeit von Gott geschenkt bekam, die Gerechtigkeit aufgrund des Glaubens Christi (Phil.2:9).

Den Griechen ein Grieche

 

Paulus fährt fort: »Denen ohne Gesetz wurde ich wie einer ohne Gesetz (wiewohl ich nicht ohne Gesetz vor Gott bin, sondern gesetzmäßig unter Christus), damit ich die ohne Gesetz gewinne« (Vers 21). Das Gesetz des Mose ist nur Israel gegeben, nicht den anderen Nationen. Auch unter den Griechen, Römern, Syrern usw. verhielt sich Paulus, wie er es den Gläubigen in Kapitel 10:32,33 nahelegte: »Benehmt euch unanstößig bei Juden wie auch Griechen und in der herausgerufenen Gemeinde Gottes, so wie auch ich danach trachte, allen in allem zu gefallen, indem ich suche, nicht was mir selbst, sondern den vielen förderlich ist, damit sie gerettet werden.« Auch darin sollen wir des Paulus Nachahmer sein (Kap.11:1)!

Wenn er denen ohne Gesetz wie einer ohne Gesetz wird, so ist Paulus dennoch nicht ohne Gesetz, denn das Wort Gottes ist ihm verbindlich, und er folgt Christi Vorbild, ja er erfüllt sogar das Gesetz des Christus, da er nämlich mancherlei Bürden der Brüder und Schwestern tragen hilft (Gal.6:2).

Den Schwachen ein Schwacher

 

Ein weiteres Beispiel zeigt, wie Paulus sich allen versklavt hat: »Den Schwachen wurde ich wie ein Schwacher, damit ich die Schwachen gewinne. Allen gegenüber bin ich alles geworden, damit ich auf jeden Fall einige rette« (Vers 22). Unter den Schwachen sind in diesem Fall Ungläubige zu verstehen, denn sie sollen ja doch gewonnen werden. Paulus nimmt Rücksicht auf die Empfindlichkeiten der Außenstehenden und versetzt sich in ihre Lage. Er freut sich mit den Freudevollen, schluchzt mit den Schluchzenden und gesellt sich zu den Niedrigen (Röm.12:15,16), weiß aber auch vor römischen Hauptmännern und Statthaltern in gebührender Weise aufzutreten. Sein ehrerbietiges Verhalten hinterließ bei Felix und Festus einen guten Eindruck, und König Agrippa sagte sogar zu Paulus: »Mit so wenigen Worten könntest du mich fast überreden, um aus mir einen Christen zu machen« (Ap.26:28).

Mitteilnehmer am Evangelium

 

Schließlich gibt Paulus in Vers 23 kund: »Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, damit ich dessen Mitteilnehmer werde Darum geht es, nämlich dass das Evangelium Gottes über Seinen Sohn verbreitet wird und die Menschen die rettende und den Denksinn sowie das Verhalten ändernde Kraft des Evangeliums kennen lernen, ja Gott Selbst erkennen und in Ihm ihre Erfüllung finden. Dieses Zieles wegen erduldet Paulus sogar alles, und zwar, wie er in 2.Timotheus 2:10 sagt, »um der Auserwählten willen, damit auch sie die Rettung erlangen, die in Christus Jesus ist, samt äonischer Herrlichkeit

Wie ist nun aber der Nachsatz zu verstehen: »... damit ich dessen Mitteilnehmer werde«? Paulus ist Mitteilnehmer des Evangeliums, aber nicht einfach deshalb, weil er in Christus begnadet und mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen gesegnet ist, sondern weil er für die Freilösung in Christus Jesus dankt und sich der Versöhnung mit Gott rühmt, weil er seine Rettung auswirkt und sich für die Bekanntmachung des Evangeliums einsetzt, weil er Zuspruch empfängt und zuspricht, weil er seine Schwachheit in all seinen Belastungen und dabei die Kraft Christi erfährt, kurz: weil er im Evangelium lebt.

Ja, so gilt auch dir, lieber Bruder und liebe Schwester in Christus Jesus: Lebe darin, indem du glaubst, gehorchst und dienst, und du wirst das äonische Leben, zu dem du berufen wurdest, schon hier auf Erden in vielfältigen Erfahrungen ergreifen (vgl. 1.Tim.4:15; 6:12). Die Philipper dürfen uns hierin ein Vorbild sein, denn in ihrem hingebungsvollen Dienst sind sie Mitteilnehmer des Evangeliums geworden und in der daraus erwachsenen Freude. Mögen wir mithin in der uns angewiesenen Kampfbahn laufen, wie der Apostel in den folgenden Versen ausführt!

Wie die Läufer im Stadion

 

Der Apostel Paulus dringt auf einen hingebungsvollen Dienst unter ganzem Einsatz, indem er in Vers 24 schreibt: »Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber nur einer den Kampfpreis erhält? Lauft nun so, dass ihr ihn ergreifen könnt »Wisst ihr nicht ... - das heißt doch, dass ihr es allesamt wissen müsst; keiner von euch darf aufgrund mangelhafter Schriftkenntnis in Unkenntnis darüber sein, dass ihr als Gesandte Christi wie die Sportler auf der Kampfbahn alle Kräfte aufbieten sollt, und zwar zur Verbreitung des Evangeliums der Herrlichkeit des glückseligen Gottes, mit dem Paulus betraut wurde (1.Tim.1:11).

Im Stadion erhält nur einer der Läufer den Siegespreis; wir aber sind allesamt aufgefordert, so zu laufen, dass wir den Kampfpreis erhalten. Wir sitzen keineswegs auf den Zuschauerbänken, sondern unser Herr und Retter Christus Jesus hat uns in Seinen Dienst genommen. Zu Seiner Verherrlichung strecken wir uns danach aus und nehmen wir jede Gelegenheit wahr, das Wort vom Kreuz zu verkündigen und den Dienst der Versöhung zu tun; wir legen den Menschen dringlich nahe: Lasst euch mit Gott versöhnen!

Wir sind nicht nur beauftragt, sondern auch fähig, den Lauf zu bestreiten, am Evangelium des Apostels Paulus zu wettkämpfen, denn unser Gott und Vater hat Seinen Geist - das ist Seine Kraft - in unseren Herzen ausgegossen. Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus befreit uns vom Gesetz der Sünde und des Todes, sodass wir nicht mehr länger fleischgemäß wandeln, sondern geistgemäß. Alle hemmenden Dinge und Beschäftigungen legen wir samt der bestrickenden Sünde ab, um mit Ausdauer rennen zu können (Heb.12:1). Der Geist Gottes erweist sich dem Glaubenden und Gehorchenden als ein Geist der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft (2.Tim.1:7). Zudem kräftigt uns die Gnade, die in Christus Jesus ist und die wir in überwältigender Weise und in überströmendem Maße empfangen haben, wie Paulus in 1.Korinther 15:10 vermerkt hat: »In der Gnade Gottes aber bin ich, was ich bin; und Seine Gnade, die in mir wirkt, ist nicht vergeblich gewesen: sondern weit mehr als sie alle mühe ich mich, jedoch nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist.«

Mit dem herrlichen Dienst betraut, das Kostbarste, was wir Menschen haben, bekannt zu machen, nämlich das Wort Gottes, gilt es nun, mit aller Kraft dem Ziel zuzujagen. Paulus ist uns darin das Vorbild. Er schreibt: »Ich jage aber danach, ob ich wohl ergreifen möge, wozu ich auch von Christus Jesus ergriffen worden bin« (Phil.3:12). Wonach jagt er? Das Auferstehungsleben zu ergreifen, das heißt schon hier auf der Erde ein Leben zu führen, wie er es nach seiner Auferstehung in den zukünftigen Äonen führen wird. Das Angeld des Geistes darauf haben wir bereits erhalten. »Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, es ergriffen zu haben«, fährt Paulus fort, »eins aber tue ich; ich vergesse, was hinter mir liegt und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist. So jage ich dem Ziele zu, nach dem Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus

Eine Zwischenbemerkung: Es dürfte wohl jedem unter uns klar sein, dass Paulus hier nicht von unserer Rettung spricht, sondern allein von unserem Dienst im Herrn als Gerettete, als solche, die ihre Rettung auswirken. Denn in der Gnade sind wir Gerettete, durch Glauben, und dies ist nicht aus uns, sondern ist Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme (Eph.2:8,9). Dazu haben wir nichts beigetragen. Und würden wir zu unserer Rettung etwas beitragen wollen, würden wir Jesu Christi Dahingabe für uns als unzureichend hinstellen und die uns nach dem Evangelium des Paulus erwiesene absolute Gnade ablehnen. Unsere Rettung für das äonische Leben inmitten der Überhimmlischen liegt nicht an dem Wollenden noch an dem Rennenden, sondern allein an dem Sich erbarmenden Gott (Röm.9:16).

In allem enthaltsam

 

Paulus schreibt weiter: »Jeder Wettkämpfer ist in allem enthaltsam; jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz erhalten mögen, wir dagegen laufen für einen unvergänglichen Alle zwei Jahre fanden in Korinth die Isthmischen Spiele statt. Zehn Monate lang unterwarfen sich die Trainierenden einer strengen Selbstdisziplin. Sie verzichteten nicht nur auf ungesunde Vergnügungen, sondern auch auf andere, durchaus gute Dinge, wenn sie der Stählung des Willens und des Körpers entgegenstanden. Zur Vorbereitung auf die Wettkämpfe gehörte auch die richtige Ernährung. - Und dies alles für einen verwelkenden Siegeskranz!

Wie steht es bei uns mit der Enthaltsamkeit? Lieben wir den jetzigen Äon, liebäugeln wir mit der Art und Weise dieser Welt, oder üben wir Selbstzucht? Haben wir einen entschieden auf die Sache Christi ausgerichteten Willen, und stimmen unser Wille und unser Tun überein? Selbstzucht ist Frucht des Geistes Gottes (Gal.5:22).

Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche, vermeiden wir unnötige Ablenkungen? »Prüfet, was wesentlich ist«, ermahnt Paulus uns in Philipper 1:10. Weder ein Athlet noch ein Krieger ließ sich in Geschäfte des Lebensunterhalts verflechten und insofern von seiner Sache ablenken. Wir dagegen müssen zwar unseren Lebensunterhalt verdienen und den Verpflichtungen in Familie und Haus nachkommen, werden aber sicherlich noch manche Nebensache entdecken, die wir reduzieren oder ganz abbauen können.

Was die richtige Ernährung anbelangt - ich nehme an, dass wir alle darauf achten -, ich meine dies im geistlichen Sinn, dass wir uns nämlich täglich und reichlich mit den Worten des Glaubens und der köstlichen Lehre des Apostels Paulus ernähren, wie uns geheißen ist, sodass wir treffliche Diener Christi Jesu seien (1.Tim.4:6). Timotheus war Paulus hierin vollends gefolgt. Wenn wir dies ebenfalls tun, wird die Kräftigung nicht ausbleiben, sodass wir für den Wettkampf bestens ausgerüstet sind.

Wenn die Sportler für einen vergänglichen Kranz so enthaltsam lebten und sich in allem so auf das eine Ziel konzentrierten - wie viel mehr werden wir uns für den unvergänglichen Siegeskranz einsetzen, den unser Herr vor Seiner Preisrichterbühne verleiht! Wir wollen den Kampfpreis übrigens nicht um unsertwillen erringen, sondern zur weiteren und vermehrten Verherrlichung unseres Herrn Christus Jesus, der uns liebt und Sich für uns völlig dahingegeben hat.

Zielgewiss

 

Jetzt spricht Paulus von sich selbst; er stellt sich uns damit als Vorbild dar: »Daher laufe ich nicht wie ins Ungewisse; vielmehr führe ich den Faustkampf so, dass ich nicht in die Luft schlage ...« (Vers 26). Paulus läuft, und er kennt das Ziel, dem er sich sogar entgegenstreckt; es ist keineswegs ungewiss, sondern scharf konturiert. Wer dagegen das Ziel nicht kennt, kann noch nicht einmal den Weg wissen. Wir aber kennen Weg und Ziel. Jede Ungewissheit, Unsicherheit, Unkenntnis, Unentschiedenheit, Unaufmerksamkeit jedoch hemmt, stört, hindert. Die Ursache ist eine geringe Schriftkenntnis. Wer das Vollendungsziel Gottes in Christus nicht kennt: die Unterordung des Alls unter Christus, die Aufhauptung des Alls in Ihm, die Aussöhnung des Alls durch sein Blut sowie die Vervollständigung des Alls durch Ihn kann Gott nicht aus vollem Herzen danken und wird in seinem Lauf durch seine Bedenken eingeengt sein. Wer die dem Apostel Paulus geoffenbarten Geheimnisse nicht kennt, zum Beispiel das Geheimnis des Evangeliums, das des Christus, das der gegenwärtigen Heilsverwaltung und das so genannte Epheser-Geheimnis - wie kann ein solcher ein treuer Verwalter der Geheimnisse sein (1.Kor.4)? Wird er nicht in vielen Dingen Unklarheit haben und deshalb Kräfte an falschen Stellen verschleißen? Wer nicht auf den Grund baut, den Paulus für unsere heilsgeschichtliche Verwaltung gelegt hat - Jesus Christus in Seinem Gnaden- und Segensreichtum für die Nationen - kann nicht gewiss sein, dass sein Bauwerk Bestand hat (1.Kor.3:10-15).

Beim Faustkampf nun, den Paulus führt, geht es nicht wie beim Wettlauf einfach darum, der Erste zu sein, sondern den Gegner niederzuboxen. In die Luft, also ins Ungewisse oder Ungefähre, schlägt Paulus dabei auch nicht. Aus der Fortsetzung seiner Aussage von Vers 26 erfahren wir, wer der Gegner ist.

Ich verbleue gleichsam meinen Körper

 

Den angefangenen Satz in Vers 27 fortführend, schreibt Paulus: »... sondern ich verbleue gleichsam meinen Körper und führe ihn in die Sklaverei, damit ich nicht etwa anderen das Evangelium herolde und dabei selbst unbewährt bin Der Ausdruck »verbleuen« ist drastisch und auch nötig, denn unser Körper sucht seine Bequemlichkeit. Das hängt im Grunde mit der Sünde zusammen, die auch im Körper der Heiligen wohnt, deren Grundbedeutung »Zielverfehlung« ist, doch die Befreiung von der Herrschaft der Sünde dürfen wir hier als geschehen voraussetzen.

Wie wir an dem Begriff »in die Sklaverei führen« sehen, handelt es sich darum, den Körper in Zucht zu nehmen. Keinesfalls sollen wir den Körper geißeln oder sonstwie schädigen.

Von der Herrschaft der Sünde befreit, da wir uns als mitgekreuzigt ansehen und uns Gott zum Dienst bereitgestellt haben, geistgemäß wandelnd und nicht fleischgemäß sowie von Gottes Geist geführt, ist es nun unsere Aufgabe, uns den Körper dienstbar zu machen. Unser Körper soll Sklave unseres von Gottes Geist erneuerten Denksinns und Willens sein. Dies heroldet Paulus.

Nun würde es mitnichten zusammenpassen, andere wie ein Herold zu etwas aufzurufen, worin man selbst versagt und sich mithin nicht bewährt. Nach dem Zusammenhang geht es bei diesem Heroldsruf nicht um die Verkündigung des Evangeliums im Allgemeinen, sondern in dem speziellen Sinn der Teilnahme am Wettkampf der Verbreitung des Evangeliums, damit man selbst Mitteilnehmer der Kraft und des Zuspruchs des Evangeliums werde.

»... er kämpfe denn recht«

 

Der Herold bei den sportlichen Spielen des Altertums rief die Wettkampfregeln aus. Die geistlichen Wettkampfregeln für uns hat Paulus ausgerufen; und er rief sie nicht nur aus, sondern lebte sie auch vor. Es muss deutlich gesagt werden, dass auch beim Kampf des Glaubens die Regeln einzuhalten sind. Denn »wenn jemand auch wettkämpft, wird er doch nicht bekränzt, wenn er nicht gesetzmäßig wettkämpft«, heißt es unumstößlich in 2.Timotheus 2:5. Selbst wenn einer also der Schnellste oder der Stärkste gewesen ist, bekommt er dennoch nicht den Siegeskranz, wenn er die Regeln missachtete. So auch bei uns vor der Preisrichterbühne des Christus.

Welche Wettkampfregeln hat Paulus geheroldet? Wir haben gerade einige vernommen: Allen gegenüber ist Paulus alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten. Jeder Wettkämpfer enthält sich aller nebensächlichen Dinge. Der Körper ist in Zucht zu nehmen und dienstbar zu machen. Nach Philipper 1:27 haben wir in einem Geist festzustehen und wie aus einer Seele gemeinsam im Glauben des Evangeliums zu wettkämpfen; dabei sollen wir uns durch die Widerstrebenden nicht hemmen lassen (Phil.1:28). Wir haben nicht das Unsere, sondern das, was Christi Jesu ist, zu suchen (Phil.2:21). Alles soll bei uns in Liebe geschehen (1.Kor.16:14). Wir haben alles, was ehrbar, gerecht, lauter, freundlich, tugendhaft oder Lobpreis hervorrufend ist, in Betracht zu ziehen (Phil.4:8). Was wir auch von Paulus gelernt und erhalten, gehört und an ihm gewahrt haben, haben wir in die Tat umzusetzen (Phil.4:9). Wir sollen vergessen, was hinter uns liegt, und uns nach dem ausstrecken, was vor uns ist. Dem Ziel sollen wir zujagen, nach dem Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus (Phil.3:13,14). Wir sollen auf das droben sinnen (Kol.3:1). Mehr noch: Wir sollen bereit sein, Übles mit Paulus für sein Evangelium zu leiden (2.Tim.1:8). Wir sollen Paulus schließlich in allem vollends folgen, in der Lehre, dem Beweggrund, dem Vorsatz und dem Glauben, in seiner Geduld und Liebe, in seinem Ausharren sowie seinen Verfolgungen und Leiden (2.Tim.3:10).

In all diesem ist Paulus nicht unbewährt, im Gegenteil: er ist uns durch Christi Gnade ein Vorbild darin geworden. Wenn wir ihn nachahmen, folgen wir Christus nach, so wie es in der derzeitigen Heilsverwaltung sein soll. Mögen auch wir sagen können: »Den edlen Ringkampf habe ich gerungen, den Lauf habe ich vollendet, den Glauben habe ich bewahrt. Hinfort ist mir der Siegeskranz der Gerechtigkeit aufbewahrt, mit dem der Herr, der gerechte Richter, es mir an jenem Tag vergelten wird; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die Sein Erscheinen geliebt haben« (2.Tim.4:7,8).

 

Fortsetzung: Ausführungen zum 1. Korintherbrief (Kap. 10-16)

 

Dieter Landersheim

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