Der nächtliche Kampf
Jakobs am Jabbok
(1.Mose 32:23-33 und
Hosea 12:4-6)
Den nächtlichen Kampf Jakobs am Jabbok zu
erläutern, ist ein schwieriges Unterfangen. Kritik und Verbesserungsvorschläge
sind daher sehr willkommen.
Isaak hatte Jakob gesegnet und ihn nach
Padan-Aram, einem Gebiet am Euphrat bei Haran, wo Rebekkas Vater Bethuel
wohnte, gesandt. Dort diente er seinem Onkel Laban, dem Bruder seiner Mutter
Rebekka, vierzehn Jahre lang (von ca. 1728-1714 v. Chr.) und heiratete dessen
Töchter Lea und Rahel im Jahr 1721 v. Chr. Nach zwanzig Jahren, also um 1708 v.
Chr., kehrte Jakob mit seinen Frauen und Kindern in das Land Kanaan zurück
(1.Mose 28-31). Der Übergang über den Fluss Jabbok, eines Nebenflusses des
Jordans, des Grenzflusses zwischen dem Land der Ammoniter und Kanaan, bedeutete
für Jakob den Einzug in das verheißene Land, in welchem allerdings sein einst
von ihm überlisteter und deshalb feindlich gesonnener Bruder Esau herrschte
(1.Mose 32:4-22).
Jakob nächtigte auf der ammonitischen Seite
des Jabbok.
»Und er stand in jener Nacht auf und nahm
seine zwei Frauen, seine zwei Mägde und seine elf Kinder und ging über die Furt
des Jabboks. Er nahm sie und ließ sie über den Fluss gehen und ließ alles, was
sein war, hinübergehen. Jakob blieb zurück, er allein.
Da rang ein Mann mit ihm bis zum Aufsteigen
der schwarzen Morgenröte. Als er (der Mann) sah, dass er ihn nicht überwinden
konnte, berührte er die Gelenkpfanne seiner Hüfte; und Jakobs Hüftpfanne wurde
bei seinem Ringen mit ihm überstreckt.
Da sprach er (der Mann): Entsende mich, denn
die schwarze Morgenröte ist aufgestiegen. ‑ Er (Jakob) aber sprach: Ich
entsende dich nicht, es sei denn, du habest mich gesegnet. ‑ Und er sprach
zu ihm: Was ist dein Name? ‑ Er antwortete: Jakob. ‑ Da sprach er
(der Mann): Nicht Jakob werde dein Name weiterhin gesprochen, sondern Israel
(das heißt: El kämpft, oder: El herrscht als Fürst), denn du herrschtest
(wörtlich: fürstetest, frei: herrschtest als Fürst) mit Elohim und mit
Mannhaften und obsiegtest. ‑ Und Jakob fragte und sprach: Teile doch
deinen Namen mit! ‑ Er aber sprach: Warum dies, dass du nach meinem Namen
fragst? ‑ Und er (der Mann) segnete ihn dort.
Und Jakob nannte den Namen des Ortes Pniel
(das heißt: Angesicht Els), denn ich sah einen Elohim von Angesicht zu
Angesicht, und meine Seele wurde (schützend) überschattet.
Und die Sonne ging ihm auf, als er an Pnuel
(das heißt ebenfalls: Angesicht Els) vorübergegangen war, und er hinkte wegen
seiner Hüfte.
Darum essen die Söhne Israels nicht die
Spannsehne, die auf der Gelenkpfanne der Hüfte ist, bis zu diesem Tag, denn er
hatte die Gelenkpfanne der Hüfte Jakobs, und zwar die Spannsehne, berührt«
(1.Mose 32:23-33).
Hierzu steht beim Propheten Hosea
geschrieben: »Im Mutterleib hielt er (Jakob) die Ferse seines Bruders (Esau),
und in seiner Manneskraft herrschte er gemeinsam mit Elohim. Und er kämpfte
gegen den Engel und überwand ihn. Er weinte und berief sich zu Ihm (Elohim) hin
auf die Gnade. In Beth-El fand Er ihn, und dort redet Er mit uns. Und Jewes,
des Elohims der Heere, Jewes gedachte er (Jakob)« (Hosea 12:4-6).
Auf dem Rückweg von Laban ins Land Kanaan
hatte Jakob ein Heerlager von Engeln Elohims gesehen (1.Mose 32:2,3), was ihm
gewiss eine große Ermutigung war.
Aber jetzt war er allein. Alleinsein
bedeutet, in Gefahr zu sein. Er konnte sich jetzt nur an die Verheißung Jewes
klammern, dass Er ihm das Land geben und seinen Samen sehr vermehren werde.
Außerdem hatte Jewe zwanzig Jahre zuvor in Beth-El im Traum zu Jakob gesagt:
»Und siehe, Ich bin mit dir, und Ich behüte dich auf all deinen Wegen, die du
gehst, und Ich bringe dich zurück zu diesem Erdboden; denn Ich verlasse dich
nicht, bis Ich (alles) getan habe, was Ich zu dir geredet habe« (1.Mose 28:15).
Ein Grund dafür, dass Jakob allein
zurückblieb, ist nicht angegeben. Man darf an eine besondere Führung durch den
Geist Gottes denken.
Da rang ein Mann mit ihm. War der Mann Jewe?
Nein, es war ein (hebräisch) MLAK, punktiert MaLAK, das heißt Beauftragter,
Bote, Engel (Hos.12:5). War er ein Engel Jewes oder des Satans? Engel Jewes
sind in der Bibel immer als solche beschrieben und eindeutig erkennbar. Es kann
auch deshalb kein Beauftragter Jewes gewesen sein, weil kein Mensch im Kampf
gegen einen solchen einen Sieg erringen kann. Auch kann kein Mensch einen Boten
Jewes festhalten, sodass jener sich nicht entfernen kann.
Der Mann war ein Elohim. Der Titel »Elohim«
(Unterordner zu El hin) wird nicht nur für Gott und Seinen Sohn gebraucht,
sondern auch für Menschen, die zu El hinführen wie auch für Götter (Verfüger)
allgemein, für Götzen und für böse Geister.
Es gab keinen Grund dafür, dass Jewe einen
Seiner Engel beauftragen sollte, Jakob umzubringen ‑ im Gegenteil: Jakob
war der Verheißungsträger und stand unter Seinem Schutz.
Das Wort »ringen« (hebr. IABQ, punktiert
JeABeQ) zeigt einen schweren Kampf an, zumal das entsprechende Hauptwort
»Pulverstaub« bedeutet. Es ging dem Engel ‑ es ging dessen Auftraggeber
darum, Jakob wie Feinstaub emporzuwirbeln und ihm den Stand auf der Erde zu
nehmen.
Der Grund für den Angriff auf Jakob war sein
Eintritt in das verheißene Land. Allein die Finsternis will die Existenz
Israels auf der Erde verhindern oder auslöschen. Während der gesamten
Geschichte dieses Volkes war der Satan darum bemüht. Er kämpft gegen Israel bis
in den letzten Jahrsiebener des gegenwärtigen bösen Äons, die Endzeit, hinein
und sogar nochmals nach seiner Freilassung am Ende des tausendjährigen
Königreichs Israels (Off.20:7-10).
Der mit Jakob ringende Mann war ein Engel
Satans. Übrigens hatte der dem Jakob in feindlicher Absicht entgegenziehende
Esau (1.Mose 32:7) Satan zum Haupt, da er sich durch seine Mordabsicht (1.Mose
27:41) als Sohn Satans (1.Joh.3:10,15), des »Menschentöters von Anfang an«
(Joh.8:44), erwiesen hatte.
Der Ringkampf des Boten Satans mit Jakob
liegt auf derselben Linie wie der Kampf des Satans gegen Christus. Der Name
»Jakob« kann auch mit »Jes Ferse« übersetzt werden. »Je« ist die Kurzform von
»Jewe« (vgl. die Anfänge der Psalmen 146-150, die allesamt »Lobet Je« lauten).
Gott hat zwischen der Schlange und Seinem Sohn Feindschaft gesetzt; er hat zur
Schlange, dem Medium Satans, gesagt: »Und Ich setze Feindschaft zwischen dir
und der Frau und zwischen deinem Samen (das sind die, die den Satan zum Vater
haben; Joh.8:44) und ihrem Samen; Er, Er (der Christus; Gal.3:16) schnappt dir
das Haupt weg, und du, du schnappst Ihm die Ferse weg« (1.Mose 3:15). ‑
Diese Feindschaft kam auch am Jabbok zum Ausdruck. Jakob war die Ferse, das
unterste und hinterste Glied im Staub der Erde, ebenso wie später Jesus
Christus in Seiner tiefsten Erniedrigung, am Pfahl hängend nämlich, vom Satan
in den Staub des Todes gedrückt wurde.
Jakob wird als Wurm bezeichnet: »Fürchte dich
nicht, Wurm Jakob, ihr Sterblichen Israels!« (Jes.41:14), ebenso wie Christus,
der am Pfahl sprach: »Ich aber bin ein Wurm und kein Mann, eine Schmach der
Menschheit und vom Volk verachtet« (Ps.22:7). Auch daran erkennt man, dass
Jakob hier für Christus steht. Ein Wurm schlug in der Morgenröte die
Rizinuspflanze, den »Sohn einer Nacht« (Jona 4:7,10).
Die Nacht, in der die Finsternis das Sagen
hat (natürlich unter der alles obwaltenden Hand unseres Gottes und Vaters),
neigte sich dem Ende zu. Die frühe, schwärzliche Morgenröte, die Schwarzröte,
stieg auf.
Als der Engel Satans erkannte, dass er Jakob
nicht besiegen konnte, schlug er ihn auf die Gelenkpfanne seiner Hüfte, um ihn
wenigstens bei seinem Gang in seinem Land zu behindern.
Ebenso wird niemand die Nation Israel
auslöschen können; sie wird aber, solange es Nacht ist und das Königreich noch
nicht angebrochen ist, bekämpft und behindert werden.
Jewe, der Elohim Israels, hatte Jakob den
Sieg gegeben. Jakob obsiegte gemeinsam mit Elohim (Hos.12:4). Und er gedachte
Jewes, des Elohim der Heere (Hos.12:6).
Ein Bote Jewes kann nicht unterliegen und
versetzt auch keinen unfairen Tiefschlag.
Da sprach der Gegner Jakobs: »Entsende mich,
denn die schwarze Morgenröte ist aufgestiegen. ‑ Er (Jakob) aber sprach:
Ich entsende dich nicht, es sei denn, du habest mich gesegnet« (1.Mose 32:27).
Jakobs Sieg zeigte sich auch darin, dass der
Engel sich nicht gegen seinen Willen fortbegeben konnte. Auf einen Engel Jewes
kann dies nicht zutreffen.
Jakob stellte eine Bedingung, und zwar ihn zu
segnen. Im Griechischen bedeutet segnen (eulogeõ) wohl-sagen,
wohl-worten. BRK (hebräisch, punktiert BaRaK) kann mit segnen wie auch mit
knien (Ps.95:6) wiedergegeben werden. Beide Worte, knien und segnen, drücken
Anerkennung und Zustimmung aus. Im Zusammenhang unseres Schriftabschnitts will
Jakob die Anerkennung vom Feind, und zwar das gute Wort der Anerkennung der
Dinge, die Jewe ihm zuerkannt hat, wie die Rückkehr in das Land Kanaan, der
Besitz des Landes, reiche Vermehrung und die Segnung aller Familien der Erde
durch Israel (1.Mose 28:3,4,13,14; 31:13).
Wie denn auch der
vom Moabiterkönig Balak zum Verfluchen Israels bestellte Bileam das Volk
viermal segnen musste (4.Mose 23+24), bestätigend, dass Jewe, sein Elohim, mit
ihm ist (4.Mose 23:21).
Und der Engel
Satans erkannte den Sieg Jakobs an, indem er ihn als mit Elohim als Fürst
Herrschenden, kurz: als Israel bezeichnete.
»Und er (der
Mann) sprach zu ihm: Was ist dein Name? ‑ Und er antwortete: Jakob«
(1.Mose 32:28). Der Mann kannte den Namen Jakobs nicht. Ein Bote Jewes hätte
ihn gewusst. Die Antwort Jakobs war kein Eingeständnis, dass er ein Fersehalter
oder Überlister sei (was die Bedeutung seines Namens ist); dafür lag hier kein
Grund oder Anlass vor. Er nannte einfach seinen Namen.
»Da sprach er
(der Mann): Nicht Jakob werde dein Name weiterhin gesprochen, sondern Israel
(das heißt: El kämpft, oder: El herrscht als Fürst), denn du herrschtest
(wörtlich: fürstetest; frei: herrschtest als Fürst) mit Elohim und mit
Mannhaften und obsiegtest« (1.Mose 32:29). Jakob hatte zusammen mit Elohim
gekämpft (Hos.12:4).
Es ist wichtig,
dass nicht der böse Geist dem Jakob den Namen Israel gab, sondern Jewe Elohim
dies einige Zeit später in Beth-El tat, da bei einer Namensgebung nicht das
hebräische Wort AMR, punktiert AMaR, »sprechen«, sondern QRA, punktiert QaRa,
»rufen«, geschrieben steht. Wie es in 1.Mose 35:10 heißt: »Und Elohim sprach zu
ihm: Dein Name ist Jakob; doch dein Name wird nicht noch weiterhin Jakob,
sondern Israel wird dein Name gerufen werden. ‑ Und Er rief seinen Namen
Israel.«
Wenn man künftig von Jakob sprechen wird,
wird der Gedanke damit verbunden sein, dass man von Israel, dem mit El Herrschenden,
spricht und von El, der dem schwachen und nun sogar hinkenden Jakob zum Sieg
verhalf und fernerhin verhelfen wird. ‑ Auch dies musste der Mann
erkennen und segnend anerkennen.
Wie ist das hebräische Wort für »mit«, AT,
punktiert ET, in Hosea 12:4 (»... herrschte er mit Elohim«) und das für »mit«,
OM, punktiert IM, in 1.Mose 32:29 (»... denn du herrschtest mit Elohim und mit
Mannhaften und obsiegtest«) zu übersetzen ‑ mit »mit« oder »gegen«? In
Verbindung mit NLChM, punktiert NiLChaM, »streiten« stets mit »gegen«, im
Übrigen durchweg mit »samt«, »zusammen mit«, »mit«. An den beiden angeführten
Stellen steht das Wort »herrschen«, hebräisch SRE, punktiert SaRaH; mithin ist
»mit« zu schreiben. Und selbst wenn man meinen sollte, im Falle von SaRaH könne
es aber doch auch »gegen« heißen, ist dies ausgeschlossen, da Israel nicht
gegen Elohim herrscht oder kämpft.
Die Worte »und mit Mannhaften« dürften darauf
hinweisen, dass die tapferen Mannen der Nachkommenschaft Jakobs keimhaft mit
ihm waren und mit ihm siegten (ebenso wie Levi, als er noch in der Lende
Abrahams war, den Zehnten an Melchisedek gab; Heb.7:9).
Der Antwort auf die anschließende Frage
Jakobs nach dem Namen seines Gegners wich jener aus, weil ihn diese als
Unterlegenen bekannt gemacht und ihn für Jahrtausende gedemütigt hätte. ‑
Ein Beauftragter Jewes verheimlicht den herrlichen Namen seines Auftraggebers
nicht. Jewe stellte sich dem Jakob stets vor (1.Mose 28:13; 31:13; 35:11).
»Und Jakob nannte den Namen des Ortes Pniel,
denn ich sah einen Elohim von Angesicht zu Angesicht, und meine Seele wurde
(schützend) überschattet« (1.Mose 32:31).
Pniel wie auch Pnuel (hebr. PNIAL, punktiert
PöNIEL; hebr. PNUAL, punktiert PöNUEL) heißt »Angesicht Els«. Jakob sah nicht
Jewe Elohim, sondern einen Elohim. Ein Elohim hatte mit ihm gerungen, und ein
anderer, mächtigerer Elohim hatte ihn überschattet. Der Elohim, den Jakob von
Angesicht zu Angesicht gesehen hatte, war der Mann, der gegen ihn gekämpft
hatte und in Hosea 12:5 als Beauftragter bezeichnet ist.
Zugleich war ihm das Angesicht Jewes vor
seinem glaubenden Auge aufgeleuchtet, der mit ihm war und seine Seele schützend
und rettend überschattete. Und Jakob gedachte des El Schadaj (1.Mose 35:11),
Els des Allgenugsamen (Hosea 12:6), in dessen Schatten er in der Nacht Bergung
erfahren hatte (Ps.91:1,2) und dem er den Sieg zu verdanken hatte.
»Und die Sonne ging ihm auf, als er an Pnuel
vorübergegangen war, und er hinkte wegen seiner Hüfte« (1.Mose 32:32).
Zwanzig Jahre zuvor, beim Auszug aus Kanaan,
war die Sonne über Jakob untergegangen (1.Mose 28:11), und dann befand er sich
in der Dunkelheit bei Laban, hebr. LBN, punktiert LaBaN, dessen Name »Weißer«
bedeutet und somit auf den Mond hinweist, der in Jesaia 30:26 so genannt wird.
Jetzt ging ihm die Sonne wieder auf. Aber er
hinkte. Mithin gilt allen Glaubenden: Der Satan kann uns behindern, aber nicht
verhindern. Auf unserem Gang über diese Erde. Wie auch Paulus vom Satan
gehindert wurde, wieder nach Thessalonich zu kommen (1.Thess.2:18), und ein
Bote Satans dem Paulus einen Splitter ins Fleisch stieß (2.Kor.12:7). Im
Glauben aber hinken wir keinesfalls, wenn wir uns als Mitgekreuzigte der Sünde
für tot rechnen (Röm.6), im Geist wandeln und nicht fleischgemäß (Gal.5:16) und
wenn wir die gesamte Waffenrüstung Gottes angelegt haben (Eph.6:10-17); dann
werden wir den Kriegslisten des Satans standhalten.
nach
F. H. Baader
Dieter
Landersheim
Höhenstraße
11
65824
Schwalbach a. Ts.