Die sieben Worte Jesu
Christi am Kreuz
(Mat. 27, Mark. 15, Luk. 23,
Joh. 19)
Die Menschen in Israel verwunderten sich über die Worte Jesu, denn Er lehrte wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten. Das rief den Neid der Pharisäer und religiösen Führer hervor. Bei Gesprächen mit den Schriftgelehrten zogen jene stets den Kürzeren. Und als Jesus ihnen zum Beispiel das Gleichnis von den Winzern erzählte, die den Sohn des Weinbergsbesitzers töten, und von dem Stein, den die Bauleute verworfen haben, der aber zum Hauptstein der Ecke wurde, erkannten sie, dass Er von ihnen redete und suchten sich seiner zu bemächtigen (Mat.21:33-46). Sie suchten Ihn auch deshalb zu töten, weil Er am Sabbat Kranke heilte und mithin ihre Sabbatvorschriften nicht einhielt, vor allem aber, weil Er Gott Seinen Vater nannte und Sich damit Gott gewissermaßen gleichsetzte (Joh.5:18).
Als Simon Petrus die Erkenntnis geschenkt
wurde, dass Jesus der Christus (der Messias) ist, der Sohn des lebendigen
Gottes, konnte der Herr Seine Jünger auf die Leiden des Messias aufmerksam
machen, wie sie in den hebräischen heiligen Schriften verzeichnet sind,
insbesondere in Psalm 22 und Jesaja 53. Jesus sagte Seinen Jüngern, Er müsse
nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, Hohenpriestern und Schriftgelehrten
viel leiden, und Er müsse getötet und am dritten Tag auferweckt werden
(Mat.16:21). Später nannte Er ihnen weitere Einzelheiten, nämlich dass Er den
Nationen zum Verhöhnen, Geißeln und Kreuzigen übergeben werde (Mat.20:19).
Und dann war es soweit. Die Hohenpriester und
Ältesten Israels hatten Jesus gefangen nehmen lassen. Das Verhör vor dem
Synedrium ging nicht recht voran. Da stand der Hohepriester auf und sagte zu
Jesus: »Ich beschwöre Dich bei dem lebendigen Gott, dass Du uns sagst, ob Du
der Christus, der Sohn Gottes bist.« Jesus erwiderte Ihm: »Du hast es gesagt!
Indes sage Ich euch: Von jetzt an werdet ihr den Sohn des Menschen zur Rechten
der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.« Da zerriss der
Hohepriester seine Kleider und rief: »Er lästert!« Was brauchen wir noch
Zeugen? Siehe, nun habt ihr Seine Lästerung gehört! Was meint ihr?« Sie aber
antworteten: »Er ist dem Tode verfallen!« Dann spien sie Ihm ins Angesicht und
schlugen Ihn mit Fäusten (Mat.26:63-67).
Das war in der Nacht des 13. Nisan, des
ersten Monats im Jahr, an einem Mittwoch. Am ersten Abend dieses Tages (der Tag
begann in Israel um 18.00 Uhr mit dem Abend) hatte der Herr zur Erinnerung an
den Auszug aus Ägypten das Passah mit Seinen Jüngern gegessen und sie dabei
darauf hingewiesen, dass das Brot Seinen dahingegebenen Körper und der Wein
Sein vergossenes Blut darstellen. In der Nacht war Er im Garten Gethsemane gefangen
genommen worden. Dort hatte Er gebetet: »Mein Vater, wenn es möglich ist, so
gehe dieser Becher an Mir vorüber! Indes nicht wie Ich will, sondern wie Du
willst!« (Mat.26:39). Es war nicht möglich. Es musste sein. An dem unbeugsamen
Willen des Vaters und an dem Gehorsam des Sohnes hing in diesem Moment die
Rettung des Alls aus Sünde und Tod. Und der Herr Jesus Christus errang den Sieg
über Sich und wurde gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod.
Die Juden führten Jesus ab und übergaben Ihn
dem Statthalter Pontius Pilatus. Der fand keine Schuld an Ihm, beugte sich aber
dem Druck der verhetzten Menge, die schrie: »Er werde gekreuzigt!« »Es war aber
der Vorbereitungstag des Passah, etwa um die sechste Stunde« (Joh.19:14), der
13. Nisan, gegen 12 Uhr mittags.
Die Krieger des Statthalters geißelten Jesus
sodann, zogen Ihm einen Purpurmantel an, setzten Ihm einen Dornenkranz auf das
Haupt, gaben Ihm ein Rohr in die rechte Hand und verhöhnten Ihn so als den
König der Juden. Dann zogen sie Ihm Seine Kleidung wieder an und führten Ihn
zur Kreuzigung ab.
So kamen sie an die Stätte, genannt
»Golgatha«, das heißt »Schädelstätte«, vor den Toren Jerusalems. Und sie
pfahlten Ihn an. Das Kreuz war ein Pfahl, an den Er durch die Handwurzeln und
die Füße hindurch angenagelt wurde.
Es war die dritte Stunde, das heißt vor neun
Uhr, des Passahtages, des 14. Nisan. Mit Ihm kreuzigten sie auch zwei
Wegelagerer, Lukas bezeichnet sie als Verbrecher, den einen zu Jesu Rechten,
den anderen zu seiner Linken. Pilatus hatte eine Inschrift mit der Angabe der
Schuld oben am Pfahl anbringen lassen; da war auf hebräisch, lateinisch und
griechisch zu lesen: »Jesus, der Nazarener, der König der Juden.«
Jesu erstes Wort war: »Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun« (Luk.23:34). Unser Herr handelte damit nach Seinen eigenen Worten: »Segnet, die euch verfluchen, betet für die, die euch verunglimpfen!« (Luk.6:28). War denn die Vergebung dieser größten Sünde der Menschen, den Sohn Gottes, den schon der Eva verheißenen Retter umzubringen, überhaupt möglich? Ja, denn unser Herr Jesus hatte Israel in Erfüllung des Prophetenwortes des Jasaia verstockt, sodass sie sahen und doch nichts wahrnahmen und hörten und doch nicht verstanden (Jes.6:9,10; Mat.13:13-15). Wer nun aber mit Unverstand oder in Unkenntnis sündigte, dem konnte nach dem Gesetz des Mose vergeben werden (3.Mose 4:1; 4.Mose 15:29,39). Für wissentlich und vollmächtiglich begangene Sünden dagegen gab es keine Vergebung (vgl. Heb.10:26). So gibt es auch für Israel keine Vergebung für die weitere Verwerfung ihres Herrn und Königs, nachdem Jesus Christus auferstanden und in der Kraft des Geistes Gottes in der Zeit der Apostelgeschichte als Sohn Gottes erwiesen ist. Diese Sünde wider den heiligen Geist - wider das Zeugnis des Geistes Gottes in der Apostelgeschichtszeit - wird ihnen nicht erlassen; der Zorn Gottes bleibt auf den ungläubigen Teil Israels gerichtet (Mat.12:32).
Die Bitte unseres Herrn Jesus Christus wurde
erhört. Denn Petrus, dem die Schlüssel zum Königreich der Himmel gegeben waren
(Mat.16:19), durfte am Fest der Erstlingsernte, dem Pfingstfest (2.Mose 34:22;
3.Mose 23:15,16), das am fünfzigsten Tag nach dem Fest der ungesäuerten Brote
(2.Mose 12:18) stattfand, die Tür zum Eintritt in das Königreich Israels wieder
aufschließen. Petrus erklärte: »Sinnet um, und jeder von euch lasse sich auf
den Namen Jesu Christi zur Erlassung eurer Sünden taufen, so werdet ihr das
Geschenk des heiligen Geistes erhalten« (Ap.2:38). Und viele glaubten.
Petrus versicherte dem Volk nach der Heilung
des lahmen Mannes in der Weihestätte: »Nun, Brüder, ich weiß, dass ihr in
Unkenntnis gehandelt habt, ebenso wie auch eure Oberen« (Ap.3:17). Auch Saulus,
der Wohlgefallen an der Ermordung des Stephanus hatte, handelte noch in
Unkenntnis. So konnte Stephanus, als sie ihn steinigten, dem Vorbild des Herrn
gemäß noch ausrufen: »Herr, stelle diese Sünde nicht gegen sie!« (Ap.7:60). Und
Paulus bezeugt: Ich, der ich zuvor ein Lästerer, Verfolger und Frevler war,
habe jedoch Erbarmen erlangt, weil ich es unwissend tat, im Unglauben
(1.Tim.1:13).
Am Ende der Apostelgeschichtszeit schließt
der Apostel Paulus die Tür für das in seiner großen Mehrheit das Zeugnis des
heiligen Geistes ablehnende Israel unter erneutem Hinweis auf Jesaia sechs
wieder zu (Ap.28:24-28). So kann bis heute niemand in das Königreich Israels
eingehen.
In 1.Korinther 1 und 2 spricht Paulus von dem
rettenden Wort vom Kreuz und der Weisheit Gottes, die in Jesus Christus, und diesem
als gekreuzigt, besteht, und schreibt dann in 1.Korinther 2:8: »Diese Weisheit
hat keiner der Oberen dieses Äons erkannt. Denn hätten sie sie erkannt, so
hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.«
Dann verteilten die Krieger Jesu Kleidung
unter sich, indem sie das Los darüber warfen, damit die Schrift erfüllt werde,
die in Psalm 22:19 sagt: Sie verteilten Meine Kleider unter sich und warfen
über Mein Gewand das Los.
Die gaffende Menge und die Oberen
verspotteten und verhöhnten den Herrn und sagten: »Andere hat Er gerettet; Er
rette Sich Selbst, wenn Er der Christus Gottes ist, der Auserwählte«
(Luk.23:35). (Dabei stellten sie Ihm ohne es zu wollen mit der Erwähnung der
Rettung anderer ein gutes Zeugnis aus.) Die Krieger verhöhnten Ihn nach dem,
was sie aufgrund der Inschrift wussten: »Wenn Du der König der Juden bist, so
rette Dich Selbst« (Luk.23:37).
In derselben Weise schmähten Ihn auch die
Wegelagerer, die zusammen mit Ihm angepfahlt waren. (Mögen diese Zwei uns
durchaus daran erinnern, dass auch wir zusammen mit Christus gekreuzigt sind.
Damals auf Golgatha wurde an unserer alten Menschheit das gerechte Urteil
vollstreckt: der Tod; Röm.6; 2.Kor.5:14). Doch einer der beiden besann sich.
Als der andere der gehängten Verbrecher lästerte: »Bist Du nicht der Christus?
Rette Dich Selbst und uns!«, da verwarnte ihn der eine: »Nicht einmal du
fürchtest Gott, da du doch unter demselben Urteilsspruch stehst? Wir zwar
gerechterweise; denn wir erhalten, was unsere Taten verdienen, die wir verübt
haben. Dieser aber hat nichts Ungehöriges verübt!« Dann sagte er zu Jesus:
»Gedenke meiner, Herr, wenn Du in Deinem Königreich kommst!« Jesus antwortete
ihm: »Wahrlich, dir sage Ich heute: Mit Mir wirst du im Paradiese sein!« (Luk.23:43).
Dieser Verbrecher hatte Glauben und Werke. Er
glaubte, dass Jesus der verheißene König Israels ist. Sein Werk bestand in
seinem mündlichen Bekenntnis. So konnte er nach dem Evangelium des Königreichs,
das unser Herr und die zwölf Apostel dem Volk Israel verkündigten, gerettet
werden. Heute, genau heute, in einem Leiden solchen Ausmaßes, in dieser
erniedrigendsten und schlimmsten Lage, wurde ihm das Paradies verheißen, der
Ort der Freude und Wonne. »Paradies« (persisch für: Park) ist der volkstümliche
Ausdruck für das Königreich Gottes.
»Bei Jesu Kreuz standen Seine Mutter, die Schwester Seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria, die Magdalenerin. Als nun Jesus Seine Mutter sah und den Jünger, den Er liebte, dabeistehen, sagte Er zu Seiner Mutter: »Frau, siehe, dein Sohn!« Danach sagte Er zu dem Jünger: »Siehe, deine Mutter!« Von jener Stunde an nahm der Jünger sie in sein eigenes Haus« (Joh.19:25-27). Der Jünger, den Jesus besonders liebte, ist Johannes (Joh.13:23). In dessen Haus soll Jesu Mutter nun wohnen und Zuspruch für ihr verwundetes Herz finden, denn es erfüllte sich, was der alte Simeon bei der Darstellung Jesu als Säugling in der Weihestätte zu Maria gesagt hatte: »Aber auch durch deine Seele wird eine Klinge dringen« (Luk.2:35).
Von der sechsten Stunde an kam Finsternis
über das gesamte Land bis zur neunten Stunde. Die sechste Stunde währt von 11
bis 12 Uhr, die neunte von 14 bis 15 Uhr. Die Sonne blieb aus. Die Finsternis
ist ein Hinweis darauf, dass die Weltbeherrscher dieser Finsternis, die
geistlichen Mächte der Bosheit, unseren Herrn bedrängten, wie in Psalm 22:13,14
geschildert: »Viele Jungstiere umgeben mich, Bullen, die fett sind, umringen
mich. Sie sperren ihre Mäuler gegen mich auf wie ein Löwe, zerreißend und
brüllend.« Jesus aber errang den Sieg über diese Mächte (Kol.2:15).
Die ersten drei Worte Jesu ließen Seine Liebe
zu den Menschen aufleuchten. Das vierte, zentrale Wort betrifft das Verhältnis
zwischen dem Vater und dem Sohn.
»Um die neunte Stunde aber schrie Jesus mit
lauter Stimme auf und rief: ′Eloi, Eloi, lema sabachthani!′, das
heißt: ′Mein Gott, Mein Gott, wozu Du Mich verlassen hast′«
(Mat.27:46; Mark.15:34). Unser Herr Jesus Christus verherrlichte mit diesen Worten
Seinen Verfüger in unerschüttertem Glauben; Er huldigte Seinem Unterordner in
völligem Vertrauen, gibt es doch bei Gott nichts Ungereimtes, nichts ohne Sinn
und Zweck und führt Er doch alles zur herrlichen Vollendung.
-
Die Verlassenheit bestand in der Dahingabe (Röm.4:25) in die
Hände Seiner Peiniger;
-
sie bestand in der Preisgabe, dem Entzug des Schutzes und der
Huld, wie in Psalm 22 beschrieben: »Fern von meiner Rettung sind die Worte
meines Schreiens ... Alle, die mich sehen, hohnlachen meiner, sie öffnen die
Lippen und schütteln das Haupt: Er wartet auf Jewe! Er wird ihn befreien! Er
wird ihn bergen; denn Er hat Gefallen an ihm. ... Viele Hunde umgeben mich;
schon haben sie meine Hände und meine Füße durchgraben. Alle meine Gebeine kann
ich zählen. ... Sie werden meine Kleider unter sich verteilen und über mein
Gewand das Los werfen. Doch Du, Jewe, sei nicht fern, mein Unterordner! Eile
mir zur Hilfe! ... Rette mich vor dem Schlund des Löwen und vor den Hörnern der
Urochsen!«;
-
von Gott verlassen sein heißt, dass es Gottes Ratschluss war, Ihn zu
zerschlagen; Er hat Ihn leiden lassen (Jes.53:10);
-
Verlassensein bedeutet für den, der Sünde nicht kannte, von Gott für
uns zur Sünde, das heißt zum Sündopfer, gemacht zu sein (2.Kor.5:21);
-
Gott machte Ihn auch zum Träger des Fluches, den das Gesetz des Mose
über alle Sünder ausspricht, wie denn in 5.Mose 21:23 geschrieben steht:
Verflucht ist jeder, der am Holz hängt (vgl. Gal.3:13);
-
die Verlassenheit bestand darin, das Urteil Gottes erleiden zu müssen,
denn Gott verurteilte die Sünde im Fleisch seines Sohnes (Röm.8:3). Auch unsere
Sünde wurde da verurteilt - wir sind frei!
Verlassenheit ist das Gegenteil von Geborgenheit und
bedeutet kurz gefasst die Dahingabe in die Drangsale. Gott hat Seinen Sohn
preisgegeben.
Wozu verließ der Vater Seinen
Sohn?
- Damit Er die Sünden in Seinem Körper von den Menschen wegtrage an das Holz hinauf (1.Pet.2:24);
-
damit Israel Frieden und Heilung von der ärgsten Wunde, der Sünde,
zuteil werde (Jes.53:5);
-
damit man dem zukünftig neu geborenen und gläubigen Israel die
Gerechtigkeit Gottes kundtue (Ps.22:32). Wozu? Hier hören wir die Antwort!
-
Eine weitere Antwort steht in Psalm 22:28: »Es werden daran denken und
sich umwenden zu Jewe alle Enden der Erde und anbeten vor Deinem Angesicht alle
Familien der Nationen«;
-
wozu verließ Gott Seinen Sohn? Damit dem Sohn für Sein Leiden die
vielen Gerechtfertigten zu Seiner Verherrlichung als Siegeskranz zugeteilt
werden (Jes.53:10-12);
-
damit der Sohn Selbst durch Sein gehorsames Leiden vollkommen gemacht
werde und Er allen, die Ihm gehorchen, die Ursache der äonischen Rettung sei
(Heb.2:10; 5:9);
-
damit Gottes Liebe erkennbar werde, die Ihn Sein Liebstes für Seine Geschöpfe
an den Schandpfahl, an das Fluchholz, dahingeben ließ.
Später darf der Apostel Paulus Weiteres
verkündigen, wozu Jesus verlassen wurde:
-
Wir sind in Seinem für uns vergossenen Blut, also durch Sein Leiden und
Sterben, von allen Sünden gerechtfertigt (Röm.5:9);
-
wir sind durch den Tod des Sohnes Gottes mit Ihm versöhnt (Röm.5:10);
-
zur Rettung aller Menschen aus Sünde und Tod wurde unser Herr verlassen
(1.Tim.4:10);
-
durch das Blut Jesu Christi wird gar das All mit Gott ausgesöhnt werden
(Kol.1:20).
Die körperlichen Qualen waren unsagbar. Er, der gesagt hatte: »Wenn jemand dürstet, komme er zu Mir und trinke! Wer an Mich glaubt, wie die Schrift sagt, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen« (Joh.7:37,38), der schmachtete nach gewöhnlichem Wasser für Seinen geschundenen Körper. David hatte schon durch den Geist Gottes davon gesprochen: »Mein Herz wird wie Wachs, geschmolzen ist es inmitten meines Inneren. meine Kraft ist trocken wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt an meinen Kiefern. Zu des Todes Erdreich hast Du mich erniedrigt« (Ps.22:16). So sagte Jesus, damit die Schrift vollkommen erfüllt werde: »Mich dürstet« (Joh.19:28). Die Schrift sagt in Psalm 69:22: »Für meinen Durst lassen sie mich Essig trinken.« Da bei der Hinrichtungsstätte ein Gefäß mit Essig stand, steckte einer einen essiggetränkten Schwamm auf einen Stock und hielt Ihm diesen an den Mund.
Als nun Jesus den Essig genommen hatte, rief Er aus: »Es ist vollbracht!« (Joh.19:30). Von Seiner Leidenstaufe hatte der Herr gesagt: »Mit einer Taufe habe Ich Mich taufen zu lassen, und wie drängt es Mich, bis sie vollendet ist« (Luk.12:50). Nun war sie vollendet, und damit war alles vollbracht, was nötig war, um die Sünde und den Tod und all ihre Folgen aus dem All zu verbannen und alle und alles zur Herrlichkeit zu führen. So verherrlichte Christus Seinen Gott und Vater, wie Er auch in Johannes 17:4 gebetet hatte: »Ich verherrliche Dich auf Erden, indem Ich das Werk vollende, das Du Mir zu tun gegeben hast.« Es war geradezu Seine Speise, Seine Erfüllung, den Willen dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte, und dessen Werk zu vollenden (Joh.4:34).
Christus war bereits vor dem Niederwurf
der Welt - als die Erde ein Tohuwabohu wurde (1.Mose 1:2) - als das makellose
Passahlamm, als das wahre Opferlamm vorhererkannt worden (1.Pet.1:19,20). Vom
Niederwurf der Welt an sah Gott Ihn als geschlachtet an (Off.13:8).
Und als Er in die Welt kam, hatte Er gesagt: »Siehe, Ich treffe ein, um Deinen
Willen, o Gott, zu tun!« (Heb.10:9). Dieser Wille war jetzt getan, der lange
Weg war vollendet, das Ziel war erreicht, der Sieg war errungen - zum Heile
aller und zur Offenbarung des Herzens Gottes.
Ein Krieger nahm eine Lanzenspitze und durchbohrte Jesu Seite; da kamen Blut und Wasser heraus (Mat.27:49). Zugleich rief Jesus mit lauter Stimme: »Vater, in Deine Hände befehle Ich Meinen Geist!« (Luk.23:46). Nach diesen Worten hauchte Er aus. Dieses Gebet ist in Psalm 31:6 bereits vorgezeichnet: »In Deine Hand übergebe ich meinen Geist.«
Der Urheber des Lebens war tot. Ihr
Israeliten habt Ihn getötet, sagte Petrus später (Ap.3:15). Der Tod ist die
Umkehrung des Schöpfungsprozesses, von dem wir in 1.Mose 2:7 lesen: »Dann
formte Jewe Elohim den Menschen aus Erdreich vom Boden und hauchte Lebensodem
in seine Nase; und der Mensch wurde eine lebende Seele.« Nimmt Gott Seinen
Geist zurück, so kehrt der Körper wieder zum Erdreich zurück und die Seele -
sie ist das Bewusstsein - ist nicht mehr (Pred.9:5,10; 12:7; Ps.104:29; 115:17;
146:4; Jes.63:16; Dan.12:13; Luk.8:55). Im Moment des Todesstoßes übergab Jesus
Seinen Geist an Gott. Seine Seele war nicht mehr, wie bei jedem Menschen. Sein
Körper sollte allerdings keine Verwesung gewahren (Ps.16:10). Wie unser Herr,
so hatte auch Stephanus nicht etwa seine Seele, sondern seinen Geist Gott
anbefohlen; er rief sterbend aus: »Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!«
(Ap.7:59).
Von dem Lanzenstich sprach der Prophet
Sacharja in Kap.12:10: Ȇber das Haus Davids und die Einwohner von Jerusalem
gieße Ich den Geist der Gnade und des Flehens aus, und sie werden auf Mich
blicken, den sie durchbohrt haben.« Ebenso schreibt der Apostel Johannes:
»Siehe, Er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird Ihn sehen, auch die Ihn
durchstochen haben, und wehklagen werden um Ihn alle Stämme des Landes«
(Off.1:7).
Als der Herr Jesus Christus starb, zerriss
der Vorhang des Tempels in zwei Teile, von oben bis unten. Der Vorhang hatte
das Allerheiligste verhüllt und Israel in gehörigem Abstand von Gott gehalten.
Doch nun war er zerrissen, jetzt durften die gläubigen Juden durch das Blut
Jesu großen Freimut zum Eintritt in die Gegenwart Gottes haben. Jesus war für
sie der lebendige Weg durch den Vorhang hindurch geworden (Heb.10:19,20).
Als der römische Hauptmann das gesamte Geschehen wahrgenommen hatte, verherrlichte er Gott, indem er sagte: »Wirklich, dieser Mensch war gerecht!« (Luk.23:47) und: »Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn!« (Mark.15:39).
Das ist auch mein Zeugnis: Jesus Christus ist
der Sohn Gottes!
Der Apostel Petrus bezeugte später: »Diesen,
Jesus, hat Gott auferstehen lassen« (Ap.2:32). So glaube ich, dass der Herr
Jesus Christus um unserer Kränkungen willen dahingegeben (also verlassen) und
um unserer Rechtfertigung willen auferweckt wurde (Röm.4:24,25) und weiß ich
mich durch Epheser 5:1,2 aufgefordert, als geliebtes Kind nun Nachahmer Gottes
zu werden und in Liebe zu wandeln, »so wie auch Christus euch liebt und Sich
Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem
duftenden Wohlgeruch.«
Dieter
Landersheim
Höhenstraße
11
65824
Schwalbach a. Ts.
e-mail:
landersheim@gmx.de
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Symmetrie und Vollkommenheit -
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Unterthema (auf andere bezogen) |
Hauptthema |
Unterthema (auf Ihn bezogen) |
|
1. Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. |
Israel |
Vater |
Jesus |
7.Vater,
in Deine Hände befehle ich meinen Geist. |
2.
Wahrlich, dir sage Ich heute: Mit Mir wirst du im Paradiese sein. |
eines Verbrechers |
Rettung |
aller durch Ihn |
6. Es ist
vollbracht |
3. Frau,
siehe, dein Sohn. - Siehe deine Mutter. |
Mutter |
Fürsorge |
für Ihn Selbst |
5. Mich
dürstet. |
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4. Mein Gott, Mein Gott, wozu
Du Mich verlassen hast! |
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