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Gott und Christus – Gleichheit und Unterschied

 

  Gott und Christus – worin sind sie sich gleich und worin unterscheiden sie sich?

  »Gott ist Geist«, sagte unser Herr in Johannes 4:24. Geist ist nicht sichtbar und nicht hörbar. Wie aber können wir in Anbetracht dieser Tatsache den Vater sehen? Nur dann, wenn der Sohn dem Vater gleicht, dann sehen wir im Sohn den Vater. Dann ist Wirklichkeit, was Jesus Christus sagte: »Wer Mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen« (Joh.14:9).

  Der Sohn muss Sich nun allerdings vom Vater unterscheiden, denn wären sie identisch, so wäre der Sohn genauso unerforschlich, da genauso unsichtbar und unhörbar.

  »Ich und der Vater – wir sind eins«, sagte Jesus Christus in Johannes 10:30. Sie stimmen also völlig überein in der Wesensart, in der Gesinnung des Herzens und ihren Zielen; sie sind völlig vertraut miteinander. Aber sie sind nicht einer, »denn Gott ist einer, ebenso ist einer auch Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der Sich Selbst für alle anstatt eines Lösegeldes gab« (1.Tim.2:5). Sie sind also zwei, die in völliger Herzenseinheit zueinander stehen, zwischen denen eine vollkommene Vertrautheit und eine in jeder Weise vollendete Beziehung besteht, wie wir in Johannes 7:29 lesen: »Ich aber bin mit Ihm vertraut, weil Ich von Ihm bin und derselbe Mich ausgesandt hat.«

  Da Gott Geist und somit unwahrnehmbar ist, bedarf Er eines Mittlers. Der Mittler ist ein anderer, ein zweiter; auch Seine Gleichheit mit dem Vater weist darauf hin, denn niemand kann sich selber gleichen, sondern nur einem anderen. Christi Amt als Mittler erfordert es, dass Er sowohl gleich als auch verschieden ist. Ist Gott unsichtbar, so muss der Sohn sichtbar sein. Ist Gott unhörbar, so muss der Sohn vernehmbar sein. Das Abbild aber, das wir sehen, und auch das Wort, das wir hören, müssen Gott gleichen, das heißt unseren Sinnen so erscheinen, als wenn Gott Selbst uns erscheinen würde, wenn Er von uns direkt zu erfassen wäre.

  Gott kann aber nicht unmittelbar von uns erfasst werden, sondern nur der Sohn. Der Lichtglanz der Herrlichkeit Gottes erstrahlt uns nur, wenn wir in das Angesicht Jesu Christi blicken (2.Kor.4:6). Gewiss ist Christus uns zur Zeit nicht so sichtbar, wie seinerzeit den Einwohnern von Kapernaum oder Galiläa, denn Christus ist derzeit in Gott verborgen (Kol.3:3). Uns Glaubenden aber steht Er allezeit vor Augen; wir erkennen heute den Herrn im Glauben und in völliger Gewissheit in Seiner überhimmlischen Herrlichkeit und in Gnadenerweisungen unermesslichen Ausmaßes für uns so klar, dass wir wahrhaft in das Herz Gottes blicken und Ihn, den Vater, erkennen und Ihm daher nur huldigen können, etwa so: »Lobpreis, Dank und Verherrlichung sei Dir, dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, dass Du in unseren Herzen den Lichtglanz der Erkenntnis Deiner Herrlichkeit, ja Deiner Selbst, hast aufleuchten lassen, und zwar indem wir das Angesicht Jesu Christi im Glauben anblicken dürfen. Welch eine Gnade, überwältigend ist sie!«

 

Die Gleichheit des Sohnes mit dem Vater

 

  Jesus Christus sagte zu den Juden: »Weder habt ihr jemals des Vaters Stimme gehört noch Sein Aussehen wahrgenommen« (Joh.5:37). Die Juden und ihre Vorväter haben Gott Selbst also niemals gesehen. Es ist überhaupt unmöglich, den Vater zu sehen, denn Er ist unsichtbar. Wen aber haben Adam im Garten Eden, Abraham vor Seinem Zelt, Mose auf dem Berg und Josua vor Jericho wahrgenommen? Sie nahmen die Herrlichkeit dessen wahr, der Gottes Wort und Abbild ist, vielfach durch einen Boten dargestellt. Die Schlüsselstelle hierzu ist

2.Mose 23:20-22: »Siehe, Ich sende einen Boten vor dir her ... Hüte dich vor ihm und höre auf seine Stimme ... da Mein Name mitten in ihm ist. Falls du auf seine Stimme hören wirst und alles tust, was Ich reden werde, dann will Ich ein Feind deinen Feinden sein.« In Apostelgeschichte 7:38 steht geschrieben: »Auf dem Berg Sinai sprach ein Bote zu Mose.« Und in Hebräer 2:2: »... das durch Boten gesprochene Wort.«

  »Er (der Sohn der Liebe Gottes) ist das Abbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor einer jeden Schöpfung« (Kol.1:15). Er hat die Gestalt Gottes (Phil.2;6), das heißt Christus sieht in Seiner Herrlichkeit so aus, wie Gott aussehen würde, wenn Er eine Gestalt hätte. Und Er hat die Herrlichkeit Gottes (Joh.17:5). Ja, Christus ist nach Hebräer 1:3 die Ausstrahlung der Herrlichkeit Gottes und das Gepräge Seines Wesens, der vollkommene Abdruck des Wesens des Vaters. Das Abbild gleicht dem Urbild. Christus ist die wundervollste Wiedergabe des wunderbarsten Originals. Er ist nicht mit Ihm identisch: Er gleicht Ihm. Einem anderen gleichen, heißt ja auch nicht, mit ihm identisch zu sein. – »Wer Mich gesehen hat, hat den Vater gesehen« (Joh.14:9).

  Jesus Christus ist aber auch das Wort Gottes, wie Er es Thomas erklärte: »Die Worte, die Ich zu euch spreche, spreche Ich nicht von Mir Selbst aus, sondern der Vater, der in Mir bleibt, Er tut Seine Werke« (Joh.14:10). Hören wir dazu noch auf Johannes 1:1: »Zu Anfang war das Wort, und das Wort war zu Gott hingewandt, und wie Gott war das Wort.« Dieses Wort wurde – wie wir wissen – Fleisch (Joh.1:14). Jesus Christus also war das Wort, das den Vätern der Juden begegnete. Dieses Wort war wie Gott. Der Christus, der ihnen begegnete, war wie Gott. Die Worte, die sie hörten, waren wie Gottes Worte. Eloah und Elohim, Jewe und Je - diese hebräischen Bezeichnungen im Alten Testament benennen den Einen, den Lebendigen, den Israel durch Boten als den hörbar und für Menschenaugen in erträglicher Herrlichkeit sichtbar gewordenen Gott kannte, der so sehr Gott glich und von Herzen eins mit Ihm war, sodass Er zu Abraham sagen konnte: »Ich bin El, der Allgenugsame« (1.Mose 17:1). Sie nahmen Christus und somit Gott geistlich wahr.

  El – das ist Gott, der Vater, der Unterordner, der Alles-Verfügende, der alle an ihren Platz Setzende. Eloah ist der Zu-Unterordner, Christus, durch den Gott Sich alles unterordnet. Elohim – das ist Gott in Christus, Gott repräsentiert durch Christus, der alle zu Gott hinführt. Als Elohim werden auch Menschen bezeichnet, in denen Gottes Geist ist und die andere zu Gott hinführen, zum Beispiel die Richter zur Richterzeit. Je heißt wird-sein; Jewe bedeutet wird-sein-seiend-war; das ist Christus, der da war und der da ist und der da kommt (vgl. z. B. Joh.12:41 mit Jes.6:1).In Johannes 12:41 steht, dass Jesaia Christus gesehen hat, der in Jesaia 6:1 mit Jewe bezeichnet wird. Jewe bezeichnet auch den Vater, denn letztlich ist Er der Seiende, besser: der für uns da Seiende, in ursprünglicher Weise; Er ist das Leben in ursprünglicher Weise; Er gab es jedoch Seinem Sohn, Leben in Sich Selbst zu haben (Joh.5:26).

  Christi Stellung war und ist so erhaben, und Er ist so sehr vom Vater geprägt, dass Er das volle Recht hat, Sich Gleichheit mit Gott zuzuschreiben. Nach Philipper 2:6 erachtete Er es nicht für ein Rauben, ebenso wie Gott zu sein. Er raubt Gott also nichts, wenn Er ebenso wie Gott ist und Gott genannt wird, zum Beispiel in Johannes 1:18 und 1.Johannes 5:21: Er ist kein Thronräuber, sondern offenbart durch Sein Auftreten als Gott den Einen, den Unsichtbaren. Da Gottes Geist ohne Maß (Joh.3:34) in Christus ist, erkennen wir Gott in Ihm.

  Während des nächsten Äons des tausendjährigen Königreichs der Himmel wird der Herr Jesus Christus nicht nur als Gott erscheinen, sondern auch die Macht Gottes ausüben. Der Vater hat sie Ihm verliehen. Daraus erkennen wir, dass die Stellung Gottes und Christi nicht umkehrbar ist, wie es der Fall wäre, wenn beide völlig gleich wären. Christus kann Seinem Vater keine Macht verleihen.

 

Die Unterschiede zwischen dem Vater und dem Sohn

 

  Der Mittler

 

»Gott ist einer, ebenso ist einer auch Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der Sich Selbst für alle anstatt eines Lösegeldes gab« (1.Tim.2:5). Das ist die einzigartige Herrlichkeit Christi: Er ist der Mittler! Er ist nicht nur Gottes Sohn und ist nicht nur Mensch, sondern Bindeglied zwischen Gott und Menschen. Christus ist keineswegs die absolute Gottheit, noch ist Er bloßer Mensch, hat Er doch Gott zum Vater, ist Er doch direkt von Gottes Geist gezeugt, was für uns Menschen ja nicht zutrifft.

  Sein Amt als Mittler erfordert es, dass Er wie Gott ist als Offenbarung der Gottheit, sichtbar für Menschenaugen, hörbar für Menschenohren. Keine größere Schande gäbe es für Christus, als Sich Selbst darzustellen, Seine eigenen Worte zu sprechen, Seinen eigenen Willen zu tun. Es ist Seine Herrlichkeit, obwohl Er Gott gleicht in Abbild und Wort, Sich Selbst völlig zurückzunehmen, Sich Seinem Gott und Vater unterzuordnen und Ihm als Mittler zu dienen. Gott ist alles in Ihm, so wie im Zustand der Vollendung nach den Äonen Gott einmal alles in allen sein wird (1.Kor.15:28). Diese Mittlerstellung, in der Er uns Gott wahrhaft darstellt, ist unvergleichlich und einzigartig.

  Der Mittler gab Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahin, zu einem duftenden Wohlgeruch für Gott (Eph.5:2).

 

 

 

  Quelle und Kanal

 

  Die Schlüsselbegriffe dieses Punktes sind: Alles ist aus Gott, und: Alles ist durch Christus. Gott ist die Quelle und auch das Endziel von allem, unser Herr aber ist der Kanal, der Weg, der Bevollmächtigte, durch den Gott handelt.

  Hören wir 1.Korinther 8:6: »Nur Einer ist Gott, der Vater, aus dem das All ist (und wir sind zu Ihm hingewandt), und nur Einer Herr, Jesus Christus, durch den das All geworden ist (und wir sind es durch Ihn).« – »Die Welt wurde durch Ihn erschaffen« (Joh.1:10). – »Das All ist durch Ihn und zu Ihm hin erschaffen« (Kol.1:16). – »Durch Christus hat Gott auch die Äonen gemacht« (Heb.1:2). Äon heißt Zeit; die Äonen sind die großen Zeitabschnitte der Bibel. Der Begriff »Ewigkeit« ist nicht biblisch.

  Nie wird Christus als Quelle und Ursprung dargestellt, stets ist Er der Mittler, durch den Gott handelt. So ist zum Beispiel unser Retter Gott Selbst (1.Tim.4:10). Die Rettung geschah aber bekanntlich durch den, dem es zukommt, dem Sohn. Durch Ihn wird gar das All mit Gott ausgesöhnt, indem Er Frieden macht durch das Blut Seines Kreuzes, durch Ihn, sei es das auf der Erde oder das in den Himmeln (Kol.1:20).

  Gott und Christus sind somit wie Quelle und Kanal. Das ist nicht umkehrbar.

  (Dies alles widerspricht übrigens der Dreieinigkeitslehre.)

 

  Nur der Wille des Einen geschieht

 

  Wessen Wille geschieht? Nur Gottes Wille! Jesus Christus sagte: »Ich bin nicht aus dem Himmel herabgestiegen, dass Ich Meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der Mich gesandt hat« (Joh.6:38). Die absolute Gottheit kann so nicht sprechen. Als Er in die Welt kam, sagte Christus: »Siehe, Ich treffe ein (in der Summe der Rolle ist von Mir geschrieben), um Deinen Willen, o Gott, zu tun!« (Heb.10:7). Welch eine köstliche Aussage ist das für uns, denn in diesem Willen sind wir durch die Darbringung des Körpers Christi ein für allemal geheiligt (Heb.10:10). Den Willen des Vaters zu tun – das ist Christi Ehre. Das verherrlicht Ihn.

  Gott zeichnet Sich durch Seinen freien, souveränen und entschiedenen Willen aus, der Sohn hingegen durch Seinen Gehorsam. Der Sohn hat keinen freien Willen in dem Sinne, dass Er unabhängig vom Vater tun und lassen könnte, was Er möchte, zumal der Allesbewirkende, Alleshervorrufende Ihn durch Seinen Geist leitet. Um leiden zu können als unser Erlöser, ordnete Er Seinen Willen dem des Vaters unter. Als unser Herr angesichts der Furchtbarkeit des Kreuzestodes zurückschauderte: »Vater, wenn es Dein Beschluss ist, trage diesen Becher von Mir weg!«, fügte Er sofort hinzu: »Indessen, nicht Mein Wille, sondern der Deine geschehe!« (Luk.22:42). Nie hätte Gott sagen können: Nicht Mein Wille. Hier sehen wir einen wichtigen Unterschied gegenüber Seinem Sohn. Die Erwartung der gesamten Schöpfung hing von der Unbeugsamkeit des Willens Gottes ab und von der Fügsamkeit des Willens Jesu Christi. Christi Unterwerfung ist Seine Herrlichkeit. Gottes absoluter Wille ist Seine Glorie.

  Der Sohn kam, um den Willen dessen zu tun, der Ihn sandte (Joh.6:38). Es war geradezu Seine Speise (Joh.4:34). Jesus Christus handelte stets in Übereinstimmung mit Seines Gottes Willen. Hier sei nebenbei bemerkt, dass die Geschöpfe, die dem Willen Gottes widerstreben, keineswegs den Ratschluss Seines Willens vereiteln können. Jeder Widerstand gegen Gottes erklärten Willen ist überein mit Seinem Ratschluss und wird von Ihm gebraucht, um Seine Zwecke zu erreichen. Satan und andere Widerwirkende erfüllen Gottes Ratschluss durch Widerstand gegen Seinen Willen. So beteten zum Beispiel Petrus und Johannes in Apostelgeschichte 4:27,28: »Sie haben sich gegen Deinen heiligen Knecht Jesus versammelt, den Du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus und Israel, um alles auszuführen, was Deine Hand und Dein Ratschluss vorherbestimmt hatten, das es geschehe.« Und in Römer 11:32 steht geschrieben: »Gott schließt alle in Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich aller erbarme.«

  Der Sohn Gottes aber tut stets den erklärten Willen Seines Vaters.

 

  Geber und Empfänger

 

  Gott und Christus stehen zueinander wie Geber und Empfänger. Gott gab Ihm die Worte, die Er aussprach; sie waren inspiriert in der höchsten Bedeutung des Wortes. »Die Worte, die Du Mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben« (Joh.17:8). »Ich habe ihnen Dein Wort gegeben« (Joh.17:14).

  Gott gab Seinem Sohn auch die Jünger. »Alles, was der Vater Mir gibt, wird bei Mir eintreffen und bleiben, und wer zu Mir kommt, den werde Ich keinesfalls hinaustreiben« (Joh.6:37). »Ich habe Deinen Namen den Menschen offenbart, die Du Mir aus der Welt gegeben hast. Dein waren sie, und Mir hast Du sie gegeben, und Dein Wort haben sie bewahrt« (Joh.17:6).

  Ebenso ist Christi Werk Ihm von Gott aufgetragen, denn Er betete zum Vater: »Ich verherrliche Dich auf Erden, indem Ich das Werk vollende, das Du Mir zu tun gegeben hast« (Joh.17:4).

  Auch die Herrlichkeit Christi ist Ihm vom Vater verliehen worden, wie ebenfalls aus dem so genannten hohepriesterlichen Gebet unseres Herrn hervorgeht: »Vater, Ich will, dass auch jene, die Du Mir gegeben hast, bei Mir seien, wo Ich bin, damit sie Meine Herrlichkeit schauen, die Du Mir gegeben hast; denn Du hast Mich vor dem Niederwurf der Welt (als die Erde ein Tohuwabohu wurde; 1.Mose 1:2) geliebt« (Joh.17:24).

  Das Gericht ist ebenfalls dem Sohn gegeben. Es ist nicht Sein ursprüngliches Recht. Dies kommt nur der absoluten Gottheit zu. Gott übertrug es Seinem Sohn, weil Er der Sohn des Menschen ist. Wir lesen in Johannes 5:22: »Es ist nämlich auch nicht der Vater, der jemand richtet; sondern alles Gericht hat Er dem Sohn gegeben, damit alle den Sohn so ehren, wie sie den Vater ehren«. Und in Johannes 5:27: »Auch gibt Er Ihm Vollmacht, Gericht zu halten, da Er ein Menschensohn ist«.

  Nicht nur diese, sondern alle Vollmachten sind Ihm übertragen: »Mir ist alle Vollmacht im Himmel und auf Erden gegeben« (Mat.28:19).

  Gott könnte solche Gaben überhaupt nicht empfangen, denn Er ist Selbst Ursprung von allem. Aber Christus kann beschenkt werden. Das ist Seine Ihm eigene Würde in Seiner Beziehung zum Vater. So lauten unseres Herrn Worte in Johannes 3:35: »Der Vater liebt den Sohn und hat alles in Seine Hand gegeben«. Die Liebe des Vaters ist also der Grund, dass Er Seinem Sohn alle Herrlichkeit und die erhabensten Würden gegeben hat. Diese sind, zum Beispiel mit den Worten von Kolosser eins beschrieben: Er ist der Sohn der Liebe Gottes; das All ist zu Ihm hin erschaffen; Er wird in allem der Erste; die gesamte Vervollständigung Gottes hat ihr Wohlgefallen daran, in Ihm zu wohnen (Kol.1:13,17,18,19). Die von Gott beabsichtigte Vervollständigung des Alls in jeder Hinsicht wird in Christus Realität (Eph.1:23). Und wenn dem Sohn sodann das All untergeordnet ist, auch dann wird Er Selbst dem Vater untergeordnet sein. In dem Sohn aber, der allein die vollkommene Beziehung zum Vater hat, sind dann alle eingeschlossen und haben in Ihm ebenfalls ein vollendetes Verhältnis zum Vater; so – in Ihm – ist Gott dann alles in allen (1.Kor.15:28). Heute schon dürfen wir Gott unseren Gott und Vater nennen, Ihn, den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus; doch durch den Sohn und in Ihm wurde Gott auch unser Gott und Vater.

 

  Sendender und Gesandter

 

  Gott sendet, aber Er wird nicht gesandt. Der Sohn wird gesandt, Er aber sendet niemals Seinen Vater. Wer wäre da, um Gott zu schicken? Wer hätte die Weisheit, über Seinen Aufenthaltsort zu entscheiden? Und wie könne Er folgen, da Er doch überall gegenwärtig ist?

  Mehrfach bezeugt unser Herr, dass der Vater Ihn gesandt hat, zum Beispiel in Johannes 5:30; 6:29,38,44; 17:3,8,18,21; und Er stellte fest, dass ein Sklave nicht größer ist als der, der ihn gesandt hat (Joh.13:16). Immer steht der Gesandte unter dem Sendenden.

 

  Der Vater ist größer

 

  Unser Herr Jesus Christus sagte Seinen Jüngern: »Der Vater ist größer als Ich« (Joh.14:28). Das gilt nicht nur für Seine Zeit auf Erden oder die künftigen Äonen, in denen Er als König Israels und als Haupt des Alls herrscht (Eph.1:10), sondern auch für die Zeit der Vollendung, dem Zustand nach den Äonen. Der Sohn ist dem Vater immer untergeordnet.

  Christus hat einen Vater; ständig sprach Er von Ihm. Christus hat einen Gott: Er rief Ihn an: »Mein Gott, Mein Gott!« (Mat.27:43). Paulus und Petrus schrieben: »Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus!« (2.Kor.1:3; Eph.1:3; 1.Pet.1:3).

  In Hebräer 1:5 wird die Frage gestellt: »Zu welchem Boten hat Er jemals gesagt: Mein Sohn bist Du! Heute habe ich Dich gezeugt? Anderswo wieder: Ich werde Ihm Vater sein und Er wird Mir Sohn sein?«

 

  Zur Verherrlichung Gottes

 

  Christus Jesus hat Sich Seiner Sohnschaft wahrhaft würdig erwiesen und lebt nicht Sich Selbst, sondern in allem zur Verherrlichung Seines Vaters, des einzigen Gottes im absoluten Sinne. Und wenn unser Herr in Johannes 1:18 als der einziggezeugte Gott bezeichnet wird, so ist dies nicht nur nach der buchstäblichen Bedeutung des Begriffs »Gott«, nämlich Verfüger, Unterordner, möglich, sondern auch völlig berechtigt, denn Er wird die Gottesherrschaft ausüben und Er ist die Ausstrahlung der Herrlichkeit Gottes und das Gepräge Seines Wesens (Heb.1:3) und hat uns den Vater in vollkommener Weise geschildert und nahegebracht. Da Er den Vater verherrlicht, bringt Er uns dazu, dies ebenfalls in Wort und Werk, im Wandel und Dienst zu tun. Darum beugen wir uns vor Ihm und huldigen: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters (Phil.2:11)!

 

  Und: Was ist der heilige Geist?

 

  Der heilige Geist, der Geist Gottes, ist nicht etwas Zweites neben Ihm, sondern Seine Wesenssubstanz, denn Gott ist Geist (Joh.4:24). Der Vater ist Geist. Der als Vater bezeichnet wird, ist Gott, und der ist Geist.

  Der Geist Gottes ist somit Gottes Präsenz auf der Erde.

  Der Vater und der Sohn sind eins, weil der Geist des Vaters in Seinem Sohn ist. Jesu Geist ist Gottes Geist, der Geist, den Er vom Vater erhielt.

  Im Übrigen sind alle diejenigen eins mit Gott, in denen Sein Geist ist, den Gläubigen in Christus Jesus.

 

 

Dieter Landersheim

Höhenstr. 11

65824 Schwalbach a. Ts.

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