Das Abendmahl, das Mahl des Herrn
Das gemeinsame Essen des Mahls des Herrn ist für die Gläubigen eine besondere Freude. Denn das Mahl des Herrn ist der tiefste Ausdruck dessen, was der Herr Jesus Christus für uns tat: Wie die Liebe, die alles aufgibt (1.Kor.13:7), gab Er Sich als Darbringung und Opfer für Gott dahin zu einem duftenden Wohlgeruch (Eph.5:1,2). Uns wurden die segensreichen Auswirkungen dieser Tat zuteil. Und das Mahl des Herrn ist der schönste Ausdruck des Gedächtnisses an Seinen Gehorsam bis hin zum Kreuzestod. Und es ist zugleich ein freudiger Ausblick auf Sein Kommen.
Ich gebrauche den Begriff »Mahl des Herrn«, weil in 1.Korinther 11:20
vom »Mahl des Herrn« die Rede ist wie auch in 1.Korinther 10:21 vom »Tisch
des Herrn« und »Becher des Herrn«. Es geht in allem um den Herrn. Da das Mahl
zu des Herrn Gedächtnis eingenommen werden soll, ist »Gedächtnismahl« auch
eine zutreffende Bezeichnung. Als unzulänglich ist dagegen der Begriff »Abendmahl«
anzusehen, wenngleich das Mahl an einem Abend eingesetzt wurde, da es völlig
auf den Herrn sowie Seine Gesinnung und Tat ausgerichtet ist und nicht auf den
Abend.
Mögen wir unsere Gedanken in Bezug auf das Mahl des Herrn allein von der
Schrift prägen lassen. Glaubwürdig ist das Wort Gottes. Unglaubwürdig sind
alle abweichenden Thesen. Das Mahl des Herrn ist nichts Geheimnisvolles und kein
Mysterium. Denn diejenigen, die ohnehin im Glauben von der Dahingabe Christi
leben, verkündigen nur eben diese auf sinnenfällige Art und Weise und nichts
anderes. Das Mahl des Herrn ist auch kein Sakrament, ein Gnaden- oder
Heilsmittel. Nirgendwo spricht Gott
von einem Sakrament. Die Schrift sagt auch nicht, dass etwas verwandelt oder
sonstwie verändert würde: Das Brot bleibt Brot, der Wein bleibt Wein. Lassen
wir uns nicht beraubt wegführen durch leere Verführungen der Menschen und dämonische
Lehren (Kol.2:8). Das Mahl des Herrn ist ein leicht fassliches, schlichtes,
gemeinsames Essen und Trinken im Glauben, in der Erwartung und in der Liebe -
zum Gedächtnis an unseres Herrn Erniedrigung bis zum Tode, ja bis zum
Kreuzestod.
Das Mahl des Herrn findet sein Vorbild im Passahmahl und ist im Verlauf
eines solchen eingesetzt worden. »Passah« heißt »überspringen« und
bedeutet »verschonendes Vorübergehen«, denn als Jewe alles Erstgeborene in Ägypten
tötete, ging Er an den Häusern schonend vorüber, deren Türpfosten und
Oberschwelle mit dem Blut eines makellosen, einjährigen, männlichen Lammes
bestrichen waren. Drinnen aßen die für den Auszug aus Ägypten gerüsteten
Israeliten das Lamm, das Jewe geweihte Passah, und dazu ungesäuerte Brote und
bittere Kräuter (2.Mose 12:1-28).
Alljährlich am 14. Tag des Monats Nisan, der etwa von Mitte März bis
Mitte April dauert, wiederholen die Juden dieses Essen, um sich ihre Rettung aus
der Versklavung zu vergegenwärtigen und sich in die Lage ihrer Väter
hineinzuversetzen.
Die Passahfeier der Juden hatte etwa folgenden Verlauf:
1.
Man reichte einen ersten Becher mit einem Segensspruch.
2.
Man aß die Vorspeisen aus Bitterkräutern, die an die bittere Zeit in Ägypten
erinnerten, und Soße.
3.
Danach wurden die ungesäuerten Brote gegessen.
4.
Ein zweiter Becher wurde reihum gereicht.
5.
Man aß das Passahlamm.
6.
Nach dem Mahl folgte der dritte Becher, der sogenannte Segensbecher.
Diesem Becher schlossen sich besonders viele Tischgespräche an.
7.
Abschließend wurde ein vierter Becher getrunken, und man sang die
Psalmen 113 bis 118 als Lobgesang.
Zum letzten Passahmahl, das unser Herr in dieser Welt aß, kamen Er und
Seine zwölf Jünger in einem Obergemach in Jerusalem zusammen. Da tat der Herr
Wasser in ein Waschbecken und wusch Seinen Jüngern die Füße, ihnen ein
Beispiel gebend, wie sie einander tun sollten (Joh.13:5-15).
Während des langen, festlichen, von heiliger Spannung geprägten Abends
sagte Jesus Christus unter anderem zu ihnen: »Sehnlich verlangt es Mich, dieses
Passah vor Meinem Leiden mit euch zu essen; denn ich sage euch: Ich werde
keinesfalls davon essen, bis es im Königreich Gottes erfüllt werde« und »Nehmt
diesen (Becher) und teilt ihn unter euch; denn Ich sage euch: Ich werde von nun
an keinesfalls vom Ertrag des Weinstocks trinken, bis das Königreich Gottes
kommt« (Luk.22:15-18).
Und Er nahm Brot, dankte, brach es, gab es ihnen und sagte: »Nehmt!
Dieses ist Mein Körper, der für euch gegeben wird; dies tut zu Meinem Gedächtnis!«
(Luk.22:19). Nach dem Mahl nahm Er den Becher und sagte: »Dieser Becher ist der
neue Bund in Meinem Blut, das für euch vergossen wird« (Luk.22:20). Damit war
das Mahl des Herrn für Israel eingesetzt.
Jesus tauchte des Weiteren einen Bissen ein und gab ihn Seinem Verräter
Judas Iskariot (Joh.13:26). Der ging sogleich hinaus in die Nacht. Und der Herr
freute Sich: »Nun wird der Sohn verherrlicht. Wenn Gott in Ihm verherrlicht
wird, wird Gott Ihn auch in Sich Selbst verherrlichen, und sogleich wird Er Ihn
verherrlichen« (Joh.13:31,32). Außerdem gab Jesus den Jüngern ein neues
Gebot, nämlich einander zu lieben, so wie Er sie geliebt hat (Joh.13:34).
Es ist festzustellen, dass unser Herr das Passah von Anfang an auf Seine
Person konzentrierte. Denn Er ist das wahre Lamm, das die Sünde der ganzen Welt
trägt (1.Joh.2:2). In Ihm läuft die gesamte Heilsgeschichte zusammen. Paulus
schreibt in 1.Korinther 5:7: »Als unser Passah wurde Christus für uns geopfert«.
Das Passah war damit nicht mehr nur ein Mahl zum Gedächtnis an den Auszug aus
Ägypten, sondern auch an Sein Leiden und Seinen Tod.
Unter den Jüngern entstand ein ehrsüchtiges Streiten, wer von ihnen
wohl der Größte sei. Der Herr wies sie zurecht und zeigte ihnen auf, dass der
Dienende der Größte ist (Luk.22:24-27). Er verhieß denen, die in Seinen
Anfechtungen mit Ihm ausgeharrt haben, in Seinem Königreich an Seinem Tisch zu
essen und zu trinken, auf Thronen zu sitzen und die zwölf Stämme Israels zu
richten (Luk.22:28-30).
Petrus versicherte seinem Herrn, er sei bereit, für Ihn ins Gefängnis
und in den Tod zu gehen; Er aber entgegnete, dass der Hahn heute nicht krähen
werde, bis er Ihn dreimal verleugnet habe (Luk.22:33,34).
Viele bedeutende Dinge verkündigte und erklärte der Herr Jesus Christus
Seinen Jünger, wie all das in den Kapiteln 14 bis 16 des Berichts des Johannes
Aufgezeichnete, zum Beispiel aus Kapitel 14: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und
das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch Mich« (Joh.14:6); aus Kapitel
15: »Ich bin der wahrhafte Weinstock« (Joh.15:1) und aus Kapitel 16: »Wenn
Ich aber gegangen bin, werde Ich ihn [den Zusprecher] zu euch senden. Wenn aber
jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in alle Wahrheit leiten«
(Joh.16:7,13). Und dann sprach der Herr das in Johannes 17 verzeichnete große Fürbittegebet.
Nach dem Lobgesang zogen Er und Seine Getreuen hinaus über den Bach
Kidron an den Ölberg, wo sich der Garten Gethsemane befand (Mark.14:26).
Der Apostel Paulus schreibt im ersten Brief an die Korinther, Kapitel 11:23-25: »Ich erhielt es vom Herrn, was ich euch auch überliefert habe, dass der Herr Jesus in der Nacht, in der Er verraten wurde, Brot nahm, dankte, es brach und sagte: Dies ist Mein Körper, der für euch gebrochen wird. Dies tut zu Meinem Gedächtnis! - In derselben Weise nahm Er auch den Becher nach dem Mahl und sagte: Dieser Becher ist der neue Bund in Meinem Blut. Dies tut, sooft ihr ihn trinkt, zu Meinem Gedächtnis!«- Erläuternd fügt Paulus hinzu: »Denn sooft ihr dieses Brot esst und diesen Becher trinkt, verkündigt ihr damit den Tod des Herrn, bis Er kommt.«
In der derzeitigen heilsgeschichtlichen Verwaltung Gottes, der Verwaltung
oder Haushaltung (griech. oikonomia) der überströmenden Gnade (Eph.3:2;
Kol.1:25; Röm.5:20), in der wir allein durch Glauben wandeln und nicht durch
Wahrnehmung (2.Kor.5:7), stellt sich die Frage, ob die im Mahl des Herrn
erfolgende wahrnehmbare Darstellung geistlicher Tatsachen überhaupt angebracht
ist und wir gehalten sind, das Mahl zum Gedächtnis an des Herrn Tod mithin
einzunehmen. Die Frage ist mit ja zu beantworten, denn
a)
Paulus schreibt ausdrücklich, dass er es vom Herrn erhielt, also durch
eine besondere Offenbarung. Er überlieferte es den Korinthern zwar in der
Verwaltung des Übergangs von der pfingstlichen zur gegenwärtigen, hebt die
Anordnung der Mahlfeier aber nie auf, sondern setzt ihr Ende mit den Worten »bis
Er kommt« fest. So lange also - bis Er uns zu Sich hin entrückt - sollen wir
das Mahl halten;
b)
zwar nehmen wir mit unseren Sinnesorganen Brot und Wein wahr (gar nichts
Übernatürliches), handeln aber dennoch im Glauben, denn durch den Glauben
erkennen wir, wofür diese als Gleichnis stehen;
c)
das Mahl des Herrn ist eine Verkündigung des Todes des Herrn mit Worten
wie auch mit Symbolen. Wir verkündigen aber das Evangelium auch sonst nicht nur
mit Worten, sondern durch unser gesamtes Verhalten im Wandel und Dienst, sind
wir doch ein Brief Christi, wenn Christus Gestalt in uns gewonnen hat
(Gal.4:19), von allen Menschen erkannt und gelesen (2.Kor.3:2).
Das Mahl des Herrn war somit nicht nur von den Gläubigen Israels
aufgrund des Evangeliums der Beschneidung einzunehmen, sondern ist auch in der
gegenwärtigen Verwaltung aufgrund der ausdrücklichen Überlieferung des
Apostels Paulus im Rahmen des von ihm verkündigten Evangeliums der
Unbeschnittenheit (Gal.2:7) zu halten. Das Mahl des Herrn ist auch für die aus
Gläubigen aller Nationen bestehende Gemeinde Christi Jesu eingesetzt.
Das
Mahl des Herrn dient
a)
zu Seinem Gedächtnis;
b)
es stellt unsere
Gemeinschaft mit dem Herrn wie auch untereinander dar und
c)
dient der Verkündigung des Todes unseres Herrn.
»Dies ist Mein Körper, der für euch gebrochen wird. Dies tut zu Meinem Gedächtnis! - Dieser Becher ist der neue Bund in Meinem Blut. Dies tut, sooft ihr ihn trinkt, zu Meinem Gedächtnis!«
Das Mahl des Herrn hat seine kostbare Bedeutung darin, uns den Tod
unseres Herrn Jesus Christus ins Gedächtnis zu rufen. Immer wieder sollen wir
uns vergegenwärtigen, was Er litt, Er, der um unserer Kränkungen willen
dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt wurde (Röm.4:25).
Fest verankern soll sich in uns die Erinnerung an Jesu Christi Glaubensgehorsam
bis zum Kreuzestod, wodurch Er Sich Selbst in Seiner Liebe für uns dahingegeben
hat. Im Mahl des Herrn werden unsere Herzen auf das Erdulden des Christus und
auf die Liebe Gottes hin ausgerichtet (2.Thess.3:5). Sooft wir das Mahl
einnehmen, machen wir uns bewusst, was unser Herr am Kreuz für uns tat, als Er
Sich Selbst als Darbringung und Opfer für Gott dahingab zu einem duftenden
Wohlgeruch (Eph.5:2). Nie sollen wir vergessen, dass wir durch die Darbringung
des Körpers Christi ein für allemal geheiligt sind (Heb.10:10). Wir gedenken
daran, dass der Sohn Gottes durch das, was Er litt, den Gehorsam lernte und so
vollkommen gemacht wurde (Heb.5:8,9); dabei werden unsere Herzen auf den
Gehorsam dem Herrn gegenüber ausgerichtet. Im Gedächtnis an den Tod unseres
Herrn erfüllen uns Freude und Dankbarkeit; mögen wir aus übervollem Herzen
Ihm und Seinem Gott und Vater huldigen!
Brot und Wein, welche wir essen und trinken und sich sodann in unserem Körper
völlig auflösen, sind die treffenden Sinnbilder für die Dahingabe unseres
Herrn, der Sich aus Liebe völlig für uns aufgab, so wie es in 1.Korinther 13:7
von der Liebe heißt: »Alles gibt sie auf, alles erduldet sie.«
Christus hatte Sich Selbst der Gestalt Gottes und der Herrlichkeit
Gottes, die Er beim Vater hatte, bevor die Welt war (Joh.17:5), entäußert und
die Gestalt eines Sklaven angenommen. Er wurde den Menschen gleichgestaltet und
in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden; Er erniedrigte Sich Selbst und
wurde gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod (Phil.2:5-8). Dies bewegt
unsere Herzen, dies formt unsere Gesinnung um und nähert sie der Gesinnung
Christi an. Und dies führt dazu, unseren Herrn Jesus Christus - entsprechend
Seiner Erhöhung durch den Vater - überaus hoch zu erhöhen im Lobpreis, unsere
Knie vor Ihm zu beugen und Ihm zu huldigen: Herr ist Jesus Christus, zur
Verherrlichung Gottes, des Vaters (Phil.2:9-11).
In dem Satz »Dies ist Mein Körper« verstehen wir das Wörtchen
»ist« recht im Sinne von »bedeutet«. Die griechische Sprache benötigt kein
»Ist«, wenn eine buchstäbliche Aussage gemacht wird; gebraucht sie aber ein
»Ist«, dann handelt es sich um eine Redefigur, hier um einen abgekürzten
Vergleich (Metapher).
Brot und Wein sind die für unsere Sinnesorgane wahrnehmbaren,
vergleichbaren Bilder für die geistliche Speise, von der wir wirklich leben.
Unser Herr Jesus sagte: »Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel
herabgestiegen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er leben für den Äon.
Das Brot aber, das Ich für das Leben der Welt geben werde, ist Mein Fleisch«
(Joh.6:51). Und: »Wer Mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt, hat äonisches
Leben, und Ich werde ihn am letzten Tag auferstehen lassen; denn Mein Fleisch
ist wahre Speise, und Mein Blut ist wahrer Trank« (Joh.6:54,55).
Dieses Essen und Trinken ist ein geistliches Geschehen und erfolgt im
Glauben. Indem wir glauben, ernährt Gott uns mit dem Wort vom Kreuz, welches
Gottes geistliche Kraft für uns ist (1.Kor.1:18). Das Wort vom Kreuz besagt,
dass Gott Seinen eigenen Sohn in der Gleichgestalt des Fleisches der Sünde
sandte, die Sünde im Fleisch Seines Sohnes
verurteilte, wir mitgekreuzigt wurden und mit Ihm starben und so der
Gerechtigkeit Genüge getan ist (Röm.8:3,4). Wir sind frei! Wir sind umsonst
gerechtfertigt in Gottes Gnade durch die Freilösung, die in Christus Jesus ist
(Röm.3:24). Gerechtfertigt in Christi Blut, dürfen wir mit Gott Frieden haben,
uns des Gnadenstandes in Christus Jesus im Glauben erfreuen und uns in Erwartung
der Herrlichkeit Gottes rühmen (Röm.5:1,2). Im Körper Seines Fleisches hat
Christus uns, die wir in Denkart und bösen Werken einst Feinde und Fremde
gewesen sind, durch Seinen Tod ausgesöhnt, um uns heilig, makellos und
unbeschuldbar vor Seinem Angesicht darzustellen (Kol.1:21,22). Freude über
Freude löst das Wort vom Kreuz in uns aus.
Wir wissen: Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend:
Er rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an (2.Kor.5:19). Indem Er dieses Wort
der Versöhnung in uns niederlegte, gab Er uns den Dienst der Versöhnung, als
Gesandte für Christus aufzurufen: Lasst euch mit Gott versöhnen! Da das Wort
der Versöhnung unsere Herzen erfüllt, sind wir in der Lage, den Dienst der
Versöhnung zu tun.
Und mehr noch freuen wir uns, dass wir beim Mahl des Herrn darauf
hingewiesen werden, dass die gesamte Vervollständigung Gottes (bei der
Vollendung, nach dem Abschluss der Äonen) ihr Wohlgefallen daran hat, in
Christus zu wohnen und durch Ihn das All mit Gott auszusöhnen, indem Er Frieden
macht durch das Blut des Kreuzes (Kol.1:19,20).
Möge das gebrochene Brot uns ständig daran erinnern, dass der Körper
unseres Herrn Jesus Christus für uns gegeißelt und gemartert wurde. Gott
verschonte Seinen Sohn nicht. Wenn Er so intensiv für uns ist, wer kann dann
wider uns sein, und wie sollte Er uns zusammen mit Ihm nicht aber auch alles in
Gnaden gewähren (Röm.8:31,32)?
Der Wein ist ebenfalls ein Symbol der Leiden, da die Trauben zerdrückt
und gepresst werden. Beim Passah erinnerte der Wein an das Ausschütten des
Blutes der unschuldigen Lämmer in Ägypten. Heute trinken wir den Wein zum Gedächtnis
an Jesu Blut, das Er unter unsagbaren Schmerzen und großer Schande für uns
vergoss. - Zugleich erfreut der Wein das Herz des Menschen (Ps.104:15) und ist
somit ein Symbol geistlicher Freude. Die Israeliten freuten sich über ihre
Freilösung aus der Sklaverei. Wir erfreuen uns der Freilösung aus dem Dasein
in Adam. Wir sind nun in Christus Jesus, durch den wir die Rechtfertigung
erhielten (Röm.3:24), die Versöhnung, die Vergebung der Kränkungen des
Vaterherzens Gottes (Eph.1:7), und dies im Rahmen der Freilösung durch Sein
Blut. Zudem blicken wir in froher Erwartung auf unsere Rettung vor dem Zorn und
die künftige Freilösung unseres Körpers (Röm.8:23). Jene Freilösung
geschieht durch Seine Macht.
Mögen wir nun, die wir freigelöst sind und in der überströmenden
Gnade stehen, angesichts des gebrochenen Brotes und des Weines aus zerdrückten
Trauben uns für das eine entscheiden - wie Paulus es getan hatte -, nämlich
nichts außer Jesus Christus zu wissen, und diesen als gekreuzigt (1.Kor.2:2).
Jesus Christus, und dieser als gekreuzigt, sei unsere ganze Weisheit. Dann ist
unser innerer Mensch gekräftigt. Gerade das Mahl des Herrn trägt dazu bei,
dass wir uns nicht rühmen, außer im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, durch
das uns die Welt gekreuzigt ist und wir der Welt (Gal.6:14).
Nun zu einem weiteren Aspekt: Im Mahl des Herrn wird uns Gläubigen auch
unser eigener Tod zusammen mit Christus deutlich. Unsere alte Menschheit wurde
zusammen mit Ihm gekreuzigt, damit der Körper der Sünde unwirksam gemacht
werde und wir nicht mehr der Sünde versklavt seien (Röm.6:6). Wir starben
zusammen mit Ihm der Sünde, sodass wir jetzt für Gott leben können in
Christus Jesus, unserem Herrn (Röm.6:10,11). So können wir mit Paulus
bekennen: »Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt; ich lebe aber, doch nicht
mehr ich, sondern in mir lebt Christus. Was ich aber von nun an im Fleisch lebe,
das lebe ich im Glauben, dem des Sohnes Gottes, der mich liebt und Sich Selbst für
mich dahingegeben hat« (Gal.2:20).
Es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass das Mahl zu Seinem Gedächtnis
nicht dazu dient, unserer Sünden und Kränkungen zu gedenken, sind wir
doch ein für allemal (Röm.6:10,11) gerechtfertigt, für gerecht erklärt, weit
weg von unseren Sünden - völlig freigesprochen wegen in Christi Blut begründeter
Unbeschuldbarkeit -, und haben wir doch in Christus allezeit die Freilösung
durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade,
die Er in uns überfließen lässt (Eph.1:7). Das Mahl des Herrn ist ja gerade
das Mahl derer, die geheiligt, gereinigt, gerechtfertigt und ausgesöhnt sind
und sich dies wieder neu vergegenwärtigen. Das Gedächtnismahl ist ja gerade
das Mahl derer, die überwältigt sind von der Liebe Gottes, die Er ihnen gegenüber
dadurch hervorgehoben hat, dass Er Seinen Sohn für sie dahingab, als sie noch Sünder
waren (Röm.5:8).
Das Mahl des Herrn stellt unsere
Gemeinschaft mit dem Herrn wie auch
untereinander dar
Gott hat uns zur Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn, berufen (1.Kor.1:9). Da Gott getreu ist, wird Er uns auch Stetigkeit verleihen bis zur Vollendung (1.Kor.1:8; 2.Kor.1:21) und die Gemeinschaft beleben, und zwar durch jede Belehrung und Ermahnung, durch jeden Zuspruch sowie auch durch das uns dargereichte Gedächtnismahl. Denn unsere Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes besteht im Grundlegenden in der Gemeinschaft mit Seinem Blut und Seinem Körper - wurden wir doch zusammen mit Ihm gekreuzigt und auferweckt.
Die Gemeinschaft mit unserem Herrn besteht durch Seinen Geist. Durch
Seinen Geist wohnt Christus in uns (Röm.8:9,10).
Diese Gemeinschaft findet im Mahl des Herrn ihren besonderen Ausdruck.
Der Apostel Paulus erklärt deshalb den korinthischen Geschwistern, die so
gefestigt zu sein meinen, dass sie auch im Götzentempel zu Tisch liegen könnten,
in 1.Korinther 10:16-21: »Der Becher des Segens, den wir segnen, ist er nicht
die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die
Gemeinschaft des Körpers Christi? Da es ein Brot ist, sind wir, die
vielen, ein Körper; denn an dem einen Brot haben wir alle teil. - Blickt
auf Israel dem Fleische nach: Stehen nicht die, welche die Opfer essen, in
Gemeinschaft mit dem Altar? Was behaupte ich nun damit? Dass Götzenopfer etwas
sei? Oder dass ein Götze etwas sei? Nein, denn was die Nationen opfern, das
opfern sie den Dämonen und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr
Gemeinschaft mit den Dämonen aufnehmt. Ihr könnt nicht den Becher des Herrn
trinken und auch den Becher der Dämonen. Ihr könnt nicht am Tisch des Herrn
teilhaben und auch am Tisch der Dämonen.«
Die Korinther meinten, eine Teilnahme am Götzenopfermahl schade ihnen
nicht, da Götzen nichts seien. Sie übersahen aber, dass bei einem
solchen Mahl Dämonen ihr Unwesen treiben, was sich in mancherlei Schwelgerei,
sinnlich-triebhaftem Benehmen und schmutzigen Reden äußert. Eine
Tischgemeinschaft ist mehr als nur ein Beisammensitzen; es wird ein Stück
Zusammengehörigkeit ausgedrückt; und liegt gar Opferfleisch auf dem Tisch, so
hat man Teil am gemeinsamen Zweck des Essens: der Opfergabe für die Dämonen.
Unsere Gemeinschaft mit dem Blut und Körper Christi aber verträgt keine
Gemeinschaft mit Dämonen. Denn was haben Licht und Finsternis miteinander zu
schaffen?
Was heißt: Wir segnen den Becher des Segens (Vers 16)? - Die
griechischen Wortbestandteile von »segnen« sind »wohl-sagen«; es geht also
um das Loben und Preisen. Wir preisen den Becher des Segens aus Dank für den
empfangenen Segen. Wir verherrlichen angesichts des Bechers den Gott und Vater
unseres Herrn Jesus Christus, in welchem wir mit jedem geistlichen Segen
gesegnet sind (Eph.1:3).
»Da es ein Brot ist, sind wir, die vielen, ein Körper;
denn an dem einen Brot haben wir alle teil« (Vers 17). - Die Gläubigen sind,
wie uns das eine Brot, von dem wir alle essen, verständlich macht, eine
Einheit. Zusammen sind wir der Körper des Christus und als Teil gesehen,
Glieder daran (1.Kor.12:27). Christi Körper ist unteilbar. Mögen wir auch in
unserem Verhalten die bestehende geistliche Einheit aller Gläubigen halten, wie
Paulus schreibt: »Befleißigt euch, die Einheit des Geistes durch das Band des
Friedens zu halten: Ein Körper und ein Geist, ... ein Erwartungsgut
..., ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und
Vater aller ...« (Eph.4:3-6).
Die Einheit des Geistes führt zu einer gemeinsamen Gesinnung, der des
Herrn Jesus Christus. »Wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes noch etwas gilt«,
sagt Paulus in Philipper 2:1,2, »so macht meine Freude dadurch vollständig,
dass ihr gleichgesinnt seid« -gleich der Gesinnung Christi Jesu -, »denn diese
Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist« (Phil.2:5).
Damit kommen wir zu Kapitel elf des 1.Korintherbriefs, wo es um die
Einnahme des Gedächtnismahls in der rechten Gesinnung geht.
Die Frage, wie man das Mahl in würdiger Weise isst, hat schon vielen Gläubigen
Kopfzerbrechen bereitet. Es geht dabei nicht um unsere persönliche Würdigkeit.
Wir alle wurden der Gemeinschaft mit Christus gewürdigt, allein aus Gnaden.
Unser Gnadenstand ist die Kraft, nun auch würdig zu wandeln.
Der Apostel Paulus schreibt dazu in 1.Korinther 11:20-22 und 27-34: »Wenn
ihr nun am selben Ort zusammenkommt, so ist es offenbar nicht möglich, des
Herrn Mahl in würdiger Weise zu essen, weil jeder beim Essen seine eigene
Mahlzeit vorwegnimmt; so ist der eine noch hungrig und der andere schon
berauscht. Habt ihr denn keine Häuser, um dort zu essen und zu trinken? Oder
wollt ihr die herausgerufene Gemeinde Gottes verachten und die beschämen, die
nichts haben? Was soll ich euch da sagen? Soll ich euch loben? In diesem Punkt
lobe ich euch nicht!« ... »Wer daher« - nämlich angesichts des Todes des
Herrn - »in unwürdiger Weise das Brot isst oder den Becher des Herrn trinkt,
wird dem Körper und dem Blut des Herrn verfallen sein. Zuerst aber soll der
Mensch sich selbst prüfen und sodann von dem Brot essen und aus dem Becher
trinken. Denn wer in unwürdiger Weise isst und trinkt, der isst und trinkt sich
selbst sein Urteil, weil er den Körper des Herrn nicht unterscheidet. Deshalb
gibt es viele Schwache und Sieche unter euch, und eine beträchtliche Anzahl ist
entschlafen. Denn wenn wir uns selbst beurteilten, würden wir nicht gerichtet.
Werden wir aber gerichtet, dann werden wir vom Herrn gezüchtigt, damit wir
nicht mit der Welt verurteilt werden. - Daher, meine Brüder, wartet
aufeinander, wenn ihr zusammenkommt, um zu essen! Wenn jemand hungrig ist, so
esse er zu Hause, damit ihr nicht zu einem Strafurteil zusammenkommt.«
Nach alledem heißt »unwürdig«: Selbstbezogenheit in jeder Form, also
eine Gesinnung, die der Gesinnung unseres Herrn entgegengesetzt ist. Die
Selbstbezogenheit wird daran erkennbar, dass man den Körper des Herrn nicht
unterscheidet, das heißt überhaupt nicht richtig beurteilt und mithin zwischen
dem Agape-Mahl, dem allgemeinen Liebesmahl der Gemeinde, und dem Mahl des Herrn
keinen Unterschied macht, also gar nicht beachtet, was und zu welchem Zweck man
isst und trinkt. Und wer nur an sich selbst denkt, wenn er mit den Geschwistern
zusammenkommt, etwa das Beste schon aufisst, bevor die anderen kommen - »wartet
aufeinander, meine Brüder«, schrieb Paulus ja -, dessen Haltung ist der
Gesinnung unseres Herrn genau entgegengesetzt. »Deshalb gibt es viele Schwache
und Sieche unter euch«, hörten wir. Die Gemeinschaft der Heiligen soll aber
Erquickung und Stärkung zur Folge haben.
In der damaligen Verwaltung des Übergangs von der pfingstlichen zu
unserer der überströmenden Gnade erfuhr Gericht, wer in selbstsüchtiger
Haltung am Mahl des Herrn teilnahm. In der derzeitigen Verwaltung ist das nicht
mehr so; wir sind aber aufgefordert, alles Seiner Gesinnung Zuwiderlaufende
abzulegen, damit unser Dienst nicht unfruchtbar werde. Denn spätestens vor der
Preisrichterbühne Christi (2.Kor.5:10) wird alles offenbar werden und würde
Selbstsucht uns nur Verlust einbringen und die Herrlichkeit unseres geliebten
Herrn keineswegs vermehren.
Zur Verkündigung des Todes unseres Herrn
Sooft wir das Brot essen und den Becher trinken, verkündigen wir den Tod
des Herrn. Wir verkündigen! Sind wir uns der Bedeutung der Verkündigung
bewusst?
Verkündigen heißt, von dem Höchsten beauftragt und bevollmächtigt zu
sein, eine Botschaft bekannt zu machen, die Geist und Leben und Kraft und
Zuspruch ist, wie Paulus den Römern schreibt: Das Evangelium ist eine
Gotteskraft zur Rettung für jeden Glaubenden (Röm.1:16). Verkündigen heißt,
gewürdigt zu sein, als Mitarbeiter Gottes (1.Kor.3:9; 2.Kor.6:1) Sein kostbares
Wort kundzutun, welches lebendig und wirksam ist (Heb.4:12). Wir rufen als
Herolde Gottes Worte absoluter Glaubwürdigkeit und elementarer Bedeutung aus,
die nicht diskutiert und widerlegt werden können.
Es ist klar, dass wir nicht uns selbst verkündigen - mögen wir nicht in
die Eitelkeit verfallen, eigene Weisheiten zu entwickeln und zu verbreiten -,
sondern Christus Jesus als den Herrn (2.Kor.4:5). Und wir sollten uns dessen
bewusst sein, dass die Lehre, an die wir übergeben wurden (Röm.6:17), die wir
lernten (Röm.16:17) und die wir bekannt machen, nicht an sich besteht, sondern
nur in Christus Jesus. In Ihm allein sind uns alle Schätze der Weisheit und der
Erkenntnis erschlossen. Wir haben es immer mit dem Sohn Gottes Selbst zu tun!
Im Mahl des Herrn verkündigen wir den Tod des Herrn und Seinen
triumphalen Sieg über Sünde, Tod und Finsternis. Unsere überwältigende
Botschaft handelt von der Überwindung des Todes durch den Herrn Jesus Christus.
Im Tod lag alles gefangen; die Menschen waren durch die Todesfurcht während
ihres gesamten Lebens der Sklaverei der Sünde verfallen (Heb.2:15). Im Mahl des
Herrn nun drücken wir Christi Tod und Triumph im Rahmen der Einsetzungsworte
durch die sichtbaren Symbole Brot und Wein aus. Die Verkündigung erfolgt also
durch die Worte und die damit übereinstimmenden Symbole.
Wem verkündigen wir den Tod und Sieg unseres Herrn während des
Mahls? - Zunächst uns selbst untereinander in der herausgerufenen Gemeinde zum
Zuspruch und zur Kräftigung in der Gnade, die in Christus Jesus ist. Sodann
auch den Ungläubigen, soweit sie Kenntnis von unserem Mahl erhalten. Manchen
von ihnen wird das Mahl wie ein Geruch aus dem Tod zum Tod sein - mit einem an
einem Pfahl Getöteten wollen sie nichts zu tun haben -, anderen jedoch ein Stück
Erkenntnis des Auferstandenen und Lebendigen vermitteln und wie ein Geruch aus
dem Leben zum Leben sein (2.Kor.2:16). Schließlich verkündigt die
herausgerufene Gemeinde im Gedächtnismahl den Fürstlichkeiten und Obrigkeiten
inmitten der überhimmlischen Heerscharen die mannigfaltige Weisheit Gottes
entsprechend dem Vorsatz der Äonen, den Er in Christus Jesus, unserem Herrn,
gefasst hat und durchführt bis hin zur Vervollständigung des Alls (Eph.1:23;
3:10,11) und der Lebendigmachung aller (1.Kor.15:22,26).
Beim Mahl des Herrn wird auch sein Kommen verkündigt. Dies geschieht
zwar nicht ausdrücklich; da aber das Mahl gehalten werden soll, bis Er kommt,
tun wir es in Erwartung Seines Kommens. Gewiss liegt der Schwerpunkt des Mahls
im Gedächtnis Seines Todes, doch gedenken wir dabei auch daran, dass Seine
Dahingabe zu Seiner Erhöhung zur Rechten Gottes geführt hat, von wo Er den
Seinen in der Luft entgegenkommt, um sie aus des Zornes Kommen zu bergen und zu
Sich hin zu entrücken (1.Thess.1:10; 4:13-18).
Israel hat eine spätere Erwartung als wir, denn in Erfüllung der Israel
gegebenen Verheißungen wird Er nach dem letzten Jahrsiebener, nach jener Zeit
des Zorns und Gerichts Gottes, wiederkommen, diesmal nicht in Schwachheit und
Niedrigkeit, sondern in Macht und Herrlichkeit, und das tausendjährige Königreich
der Himmel aufrichten, in welchem Israel dann endlich zum Segen aller Nationen
wirken und sie zu Jüngern machen wird (1.Mose 12:3; Röm.11:25-32).
Als unser Herr den Becher nahm, dankte Er und sagte: »Dieser Becher ist der neue Bund in Meinem Blut«. Der alte Bund ist der der Gesetzgebung am Berg Sinai, wobei Mose den Altar und das Volk mit dem Blut von Jungstieren besprengte und ausrief: »Siehe, dies ist das Blut des Bundes, den Jewe mit euch über all diese Worte geschlossen hat« (2.Mose 24:8). Die Propheten haben Israel später sagen müssen, dass es den Bund gebrochen habe, verhießen aber auch, dass ein neuer Bund geschlossen werde. »Und sodann wird Israel als Gesamtheit gerettet werden, so wie geschrieben steht: Eintreffen wird der Bergende aus Zion; abwenden wird Er die Unfrömmigkeit von Jakob. Und dies ist Mein Bund mit ihnen, wenn Ich ihre Sünden wegnehme« (Röm.11:26,27; Jes.59:20,21; Jer.31:33,34).
Beide Bündnisse sind Israel gegeben, beide gründen auf der
fleischlichen Zugehörigkeit zu diesem Volk (Röm.9:3). Der neue Bund wird durch
den heiligen Geist vollzogen. Eben diesen heiligen Geist haben wir ebenfalls, so
wie es der Verheißung des neuen Bundes entspricht (Gal.4:24,28). Der Geist ist
zwar derselbe, unser Bund aber ist ein völlig anderer, nämlich nicht des
Gesetzes, sondern des Geistes (2.Kor.3:6).
Der Herr ist der lebendig machende Geist (2.Kor.3:17). So sind wir nun
Diener des Bundes des Geistes, nicht des durch den Geist erneuerten künftigen
Bundes des Gesetzes.
Bei
dem Begriff »der neue Bund« ist nicht an zweiseitige Leistungen zu denken; er
ist allein Gottes Geschenk an Israel. Ebenso wenig haben wir etwas dazu
beigetragen, dass wir Diener des geistlichen Bundes sind. Die Bezeichnung »Bund«
wird aber in Anknüpfung an den bekannten alten und den verheißenen neuen Bund
mit Israel als Redefigur auch uns gegenüber beibehalten.
Christi Jesu Gesinnung der Liebe zu den Sündern sowie des willigen Gehorsams und der Verherrlichung Seines Gottes und Vaters, die Er am Kreuz in Vollkommenheit erwies, macht Seinen Opfertod für Gott überaus kostbar. Überaus kostbar ist auch die Gemeinschaft der Gläubigen beim Mahl des Herrn für Gott, denn sie entspricht dem Wert dieser Tat Seines Sohnes.
Christus starb in erster Linie für Gott, nicht für uns, denn Ihm, um
dessentwillen das All ist (Heb.2:10), gebührt alle Hingabe und Huldigung. So
lesen wir in Epheser 5:2: »Christus hat Sich Selbst für uns als Darbringung
und Opfer für Gott dahingegeben, zu einem duftenden Wohlgeruch.« - Aufgrund
Seines Opfers für Gott ist Gott mit uns versöhnt und haben wir allezeit
im Geist Zutritt zum Vater (Eph.2:18). Seine Darbringung für Gott hat herrliche
Auswirkungen für uns. In dem Willen Christi, den Willen Gottes zu tun, sind wir
durch die Darbringung Seines Körpers ein für allemal geheiligt (Heb.10:9,10).
Christus gab Sich auch für uns dahin. Das ist die Grundlage unserer
heiligen Berufung durch Gott in die Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jesus Christus,
unserem Herrn (1.Kor.1:9). In Ihm nun sind wir vervollständigt (Kol.2:10); in
Ihm sind wir Heilige und Geliebte Gottes, gesegnet mit jedem geistlichen Segen
(Eph.1:3).
Vergessen wir nicht, dass der Herr Jesus Christus nicht nur für uns,
sondern für alle starb (2.Kor.5:14,15; 1.Tim.2:6). Die Herzen aller wird Er
dadurch gewinnen für Seinen Vater, der in der Vollendung alles in allen sein
wird (1.Kor.15:28).
Nach alledem dürfen wir sagen:
Das Mahl des Herrn führt uns über die Wahrnehmung von Brot und Wein zum
tieferen Verständnis des Opfers Christi für Gott und für uns.
Es bewirkt in uns eine tiefe Ergriffenheit über den Gehorsam unseres
Herrn.
Das Gedächtnismahl bringt uns zur Erkenntnis der alle Erkenntnis übersteigenden
Liebe des Christus.
Es bewegt uns in Freude und Dankbarkeit zum Lobpreis der Herrlichkeit der
Gnade unseres Gottes und Vaters, der uns in dem geliebten Sohn begnadete
(Eph.1:6).
Das Mahl des Herrn veranlasst uns zur Anbetung des Gottes und Vaters
unseres Herrn Jesus Christus und zur freudigen Unterordnung. Amen.
Dieter
Landersheim
Höhenstraße
11
65824
Schwalbach a. Ts.
www.people.freenet.de/biblische_lehre