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Das Buch Ruth

Ruth 1

+ Es geschah in den Tagen, als die Richter richteten, +dass eine Hungersnot iüber das Land wkam, und ein Mann vaus Bethlehem in Juda ging, um in den Feldern von Moab als Fremdling zu verweilen; er und seine Frau und seine beiden Söhne.

2 + Der Name des Mannes war Elimelech, + der Name seiner Frau war Naomi, und die Namen seiner beiden Söhne waren Machlon und Kiljon. Sie waren Ephratiter vaus Bethlehem in Juda. + Sie kamen zu den Feldern von Moab und wblieben dort.

3 +Als Elimelech, der Ehemann Naomis, starb, +da blieb sie dort, sie und ihre beiden Söhne.

4 + Sie nahmen moabitische Frauen für sich; der Name der einen war Orpa, und der Name der zweiten war Ruth; und sie wohnten dort ungefähr zehn Jahre.

5 +Dann starben auch sie beide, Machlon und Kiljon. +So blieb die Frau vohne ihre zwei Knaben und vohne ihren Mann.

6 +Dann machte sie´ sich +mit ihren Schwiegertöchtern auf, +um von den Feldern Moabs zurückzukehren; denn sie hatte in den Feldern Moabs gehört, dass Jewe `Sein Volk heimgesucht zund ihnen Brot gegeben habe.

7 +So zog sie hinweg von der Stätte, .wog sie wgewesen war, und ihre beiden Schwiegertöchter waren mbei ihr. +Als sie i unterwegs waren [wörtl.: +Als sie iauf dem Weg gingen], um zin das Land Juda zurückzukehren,

8 + sagte Naomi zu ihren beiden Schwiegertöchtern: Geht, kehrt zurück, eine jede zin das Haus ihrer Mutter. Möge Jewe m euch Huld terweisen, so wie. ihr es mit den Toten und mit mir getan habt.

9 Jewe gebe euch, +dass jede einen Ruheort im Haus ihres Mannes finde. Und sie küßte sie. +Da erhoben sie ihre Stimme und weinten.

10 +Dann sagten sie zu ihr: Nein, da wir wollen `mit dir zu deinem Volk zurückkehren.

11 + Naomi serwiderte: Kehrt nur um, meine Töchter! Warum solltet ihr mit mir gehen? zHabe ich ..etwa Söhne in meinem Inneren, +die euch zu Männern werden könnten?

12 Kehrt zurück, meine Töchter! Geht, denn ich bin zu alt, vum zeinem Mann zu eigen zu werden. Selbst dawenn ich sagte: es gibt eine Erwartung für mich, auch wenn ich heute .Nacht zeinem Mann zu eigen würde, + auch wenn ich Söhne gebären würde,

13 wolltet ihr zauf sie hoffen, bis .sie groß werden? Wolltet ihr euch für sie der Heirat entziehen, um nur nicht zeines Mannes zu werden? Nicht, meine Töchter; denn es ist überaus bitterer für mich vals für euch; denn igegen mich ging die Hand Jewes aus.

14 +Da erhoben sie ihre Stimme und weinten ..abermals; und Orpa küßte ihre Schwiegermutter, 7und sie kehrte hzu ihrem Volk zurück0. +Doch Ruth hängte sich ian sie.

15 +Nun sagte 7Naomi zu Ruth0: Siehe, deine Schwägerin ist zu ihrem Volk und zu ihrem elohim zurückgekehrt. Kehre auch du um, deiner Schwägerin nach.

16 +Da santwortete Ruth: Dringe nicht in mich, dich zu verlassen und von dir nweg heimzukehren; denn zwohin. du gehst, werde auch ich gehen, und iwo. du verbleibst, werde auch ich verbleiben. Dein Volk ist auch mein Volk, und dein Elohim ist auch mein Elohim.

17 iWo. du stirbst, werde auch ich sterben, und dort werde ich begraben. So soll Jewe zmit mir tverfahren und so mir hinzufügen [eine Schwurformel, vgl. 1.Kön.2:23]; denn nur der Tod soll zw mich und zw dich trennen.

18 +Als Naomi sah, dass sie entschlossen war, `mit ihr zu gehen, ließ sie ab, 7weiterhin0 zu ihr zu reden.

19 +So gingen sie, sie beide, bis sie nach Bethlehem kamen. +w Als sie in Bethlehem ankamen, +da war die ganze Stadt über sie erregt, und die Frauen sfragten: Ist dies Naomi?

20 + Sie santwortete z ihnen: Nennt mich nicht Naomi, nennt mich Mara [Naomi: wörtl. Lieblichkeit; Mara: Bitterkeit]; denn der Allgenugsame hat sehr große Bitterkeit züber mich cgebracht.

21 Voll bin ich´ gegangen, +doch leer hat mich Jewe zurückkehren classen. Warum nennt ihr mich Naomi, +wenn Jewe i mich gedemütigt hat und Er, der Allgenugsame, mir Übles cgetan hat?

22 +So kehrte Naomi zurück, und Ruth, ihre .moabitische Schwiegertochter, mit ihr, die sich von den Feldern Moabs zurückgezogen hatte. + Sie´ kamen nach Bethlehem izu Beginn der Gerstenernte.

 

Ruth 2

1 + Naomi zhatte einen nahen Verwandten ihres Mannes, einen fähigen und vermögenden Mann vaus der Familie Elimelechs; + sein Name war Boas.

2 +Ruth, die Moabiterin, sagte zu Naomi: Laß mich doch auf das Feld gehen und i Ähren auflesen nhinter jemandem., in dessen Augen ich Gnade finden werde. + Sie santwortete ihr: Geh, meine Tochter.

3 +So ging sie hin und kam, +um iauf dem Feld nhinter den Erntearbeitern Ähren aufzulesen. + Zufällig geriet sie auf das Feldteil zdes Boas, der vaus der Familie des Elimelech war.

4 Und siehe, Boas kam von Bethlehem und sagte zu den Erntearbeitern: Jewe sei mit euch! + Sie santworteten: Jewe segne dich!

5 +Dann sagte Boas zu seinem jungen Mann, der über die Erntearbeiter gestellt war: Wesseni .Mädchen ist .diese?

6 + Der junge Mann, der über die Erntearbeiter gestellt war, antwortete +s: Sie ist das moabitische Mädchen, das mit Naomi von den Feldern Moabs zurückgekehrt ist.

7 + Sie sbat: Laß mich doch Ähren auflesen, ich will sie nhinter den Erntearbeitern zwischen den Garben einsammeln. +So ist sie früh gekommen und seit dem Morgen + bis nun geblieben. 7Sie hat sich nicht einmal0 ein wenig7 auf dem Feld ausgeruht0 [7070 hebr.: außer diesem, dass sie im Haus saß].

8 + Boas sagte zu Ruth: Siehe [d. hebr. Satz beginnt mit einer rethorischen Frage, wörtl.: Hast du nicht gehört …;], höre, meine Tochter, geh zum Auflesen nicht iauf ein nanderes Feld, + auch psübertrete v dieses nicht; + sondern hänge dich man meine Mägde: [wörtl. Mädchen]

9 Lass deine Augen iauf dem Feld sein, welches sie ernten; gehe du ihnen nach. Siehe [rethorische Frage wie in 2:8, wörtl.: Habe ich nicht geboten …], ich habe `den jungen Männern geboten, dich ja nicht anzutasten. +Wenn dich dürstet, +dann gehe zu den Gefäßen und trinke von dem, was. die jungen Männer schöpfen.

10 +Da fiel sie auf ihr Angesicht, + verneigte sich zurg Erde und sagte zu ihm: Weshalb habe ich Gnade in deinen Augen gefunden, zdass du mich anerkennst, +da ich eine Ausländerin bin? 11 + Boas antwortete +s ihr: Es ist mir alles berichtet, ja berichtet worden, was. du für `deine Schwiegermutter nseit dem Tod deines Mannes getan hast, +wie du deinen Vater und deine Mutter und das Land deiner Geburt verlassen hast und zu einem Volk gegangen bist, das du bisher [wörtl. gestern, vorgestern (vgl. 1.Mose 31:25)] nicht gekannt hast.

12 Jewe vergelte dir dein Wirken. + Dein Lohn möge sich auszahlen von m Jewe, dem Elohim Israels, zu dem du gekommen bist, um unter Seinen Flügeln Zuflucht zu nehmen.

13 +Da sagte sie: Möge ich immer Gnade finden in deinen Augen, mein Herr; denn du hast mich getröstet und da hast afzum Herzen deiner Magd gesprochen. Ich´ wbin nicht [LXX hat: siehe] einmal wie eine deiner Mägde.

14 + Zur Essenszeit sagte Boas zu ihr: Tritt heran, hierher, und iß von dem Brot und tauche deinen Bissen in den Essig. +Da setzte sich 7Ruth0 van die Seite der Erntearbeiter, und 7Boas0 reichte ihr geröstetes Korn. + Sie aß und wurde satt und cließ noch übrig.

15 +Als sie sich zum Auflesen erhob, +da gebot Boas `seinen jungen Männern s: Sie darf auch zwischen den Garben auflesen, ihr sollt sie nicht einschüchtern.

16 + Überdies sollt ihr für sie von den Sichelbündeln Ähren herausziehen, ja herausziehen, und +für sie zum Auflesen liegen lassen, und ihr sollt i sie nicht schelten.

17 +So las sie auf dem Feld bis zum Abend Ähren auf. +Als sie ausschlug, `was. sie aufgelesen hatte, +da wwar es ungefähr ein Epha Gerste.

18 + Sie hob es auf und kam damit in die Stadt, und ihre Schwiegermutter sah, `was. sie aufgelesen hatte. +Dann czog sie heraus und gab ihr, `was. sie von ihrem sättigenden Mahl übriggelassen hatte.

19 +Da sfragte ihre Schwiegermutter sie: Wo hast du heute aufgelesen? + Wog hast du tgearbeitet? Gesegnet wsei, der dich anerkannt hat. +Dann berichtete sie ihrer Schwiegermutter, mbei `wem. sie tgearbeitet hatte, und sagte, der Name des Mannes, mbei dem ich heute tgearbeitet habe, ist Boas.

20 + Naomi santwortete ihrer Schwiegertochter: Gesegnet sei er zvon Jewe, der Seine Gunst `den Lebenden +wie `den Toten gegenüber nicht verlassen hat. Und Naomi serklärte ihr: Dieser Mann ist ein naher Verwandter zvon uns, er ist einer von unseren 7Lösern~ . [hebr.: Löser (vgl. 3.Mose 25:25; 5.Mose 25:5,6)]

21 +Da sagte Ruth, die Moabiterin, 7zu ihrer Schwiegermutterc: Auch hat er zu mir da gesagt: Du sollst dich eng man die jungen Arbeiter hängen, die mir gehören, bis die `ganze Ernte wahrlich beendet ist, die ich zhabe.

22 + Naomi serwiderte z Ruth, ihrer Schwiegertochter: Es ist am besten, meine Tochter, dawenn du mit seinen Mädchen hinausziehst, +damit man i dich nicht iauf einem nanderen .Feld antrifft.

23 +So folgte sie i den Mädchen des Boas zund las auf, bis die Gerstenernte und die Weizenernte beendet war. Und sie wohnte `bei ihrer Schwiegermutter.

 

Ruth 3

1 + Naomi, ihre Schwiegermutter, sagte zu ihr: Meine Tochter, sollte ich dir nicht einen Ruheplatz suchen, damit. es dir gut geht?

2 + Ist da nicht Boas, unser naher Verwandter, `mit dessen Mädchen du zusammen wwarst? Siehe, er wird heute .Nacht .Gerste `auf der Tenne worfeln.

3 +So bade dich und reibe dich mit Öl ein [(d.h. mit parfümiertem Olivenöl)], + pllege af dir deine besten Gewänder an und geh zur Tenne hinab. Laß dich zvon dem Mann aber nicht erkennen, bis er zu essen und zu trinken geendet hat.

4 +w iWenn er sich zur Ruhe gelegt hat, +dann merke [wörtl.: erkenne …] dir `die Stätte, wo. er liegt. +Später gehk dorthin und entblöße seine Füße und leg dich nieder. +Dann wird er´ dir kundtun, `was. du tun sollst.

5 + 7Ruth0 santwortete z ihr: Alles, was. du sagst, werde ich tun.

6 +So ging sie hinab zur Tenne und tat gemäß allem, was. ihre Schwiegermutter geboten hatte. 7 + Boas aß und trank, und sein Herz war guten Mutes, +als er kam und sich iam Ende des gedroschenen Kornhaufens niederlegte. +Da kam sie i heimlich, + entblößte seine Füße und legte sich nieder.

8 + Es wwar ium .Mitternacht, +dass der Mann zitterte und sich vorbeugte. Und siehe, da lag eine Frau zu seinen Füßen.

9 + Er sfragte: Weri bist du? + Sie santwortete: Ich bin Ruth, deine Magd. + Breite den Saum [wörtl.: deinen Flügel] deines Gewandes über deine Magd; denn du bist der Löser.

10 +Da sagte er: Gesegnet seist du zvon Jewe, meine Tochter! Du hast deine .letzte Huld besser erwiesen vals die erste, zindem du nicht den Jungmännern nachgegangen bist, sei es reichen + oder armen.

11 Und nun, meine Tochter, du sollst dich nicht fürchten. Alles, wonach. du sfragst, werde ich für dich tun; weiß doch alles Volk im Tor, dass du eine tüchtige Frau bist.

12 + Nun, da wahrlich, es ist daso, dass ich ein Löser bin, +doch es gibt auch einen Löser, der näher mit dir verwandt ist vals ich.

13 Verbleibe die Nacht hier. +Dann wird es iam Morgen geschehen: Wenn er dich löst, gut, laß ihn lösen. +Doch wenn er nicht geneigt ist, dich zu lösen, +dann löse ich´ dich, so wahr Jewe lebt! Leg dich nieder bis zum Morgen.

14 +So lag sie bis zum Morgen zu seinen Füßen. +Doch sie erhob sich i ehe ein Mann `seinen Nächsten erkennen konnte, +denn 7Boas0 sagte sich: es soll nicht bekannt werden, dass die Frau zur Tenne gekommen ist.

15 + Er sagte 7zu ihr0: Gib mir das Umhangtuch, das du afumhast, und halte es iauf. +Da hielt sie es iauf, +während er sechs Maß Gerste abmaß und es ihr auflegte. +Dann betratk Msie~c [hebr.: er] die Stadt.

16 + Sie kam zu ihrer Schwiegermutter, +die sfragte: Wiei ist es dir ergangen, meine Tochter? +Da berichtete sie ihr `alles, was. der Mann für sie getan hatte,

17 und sie sfügte hinzu: .Diese sechs Maß .Gerste gab er mir daund sagte: Du sollst nicht mit leeren Händen zu deiner Schwiegermutter zurückkommen.

18 + Sie santwortete: Bleibe [wörtl.: sitze] hier, meine Tochter, bis .du weißt, wie die Sache ausfällt; denn der Mann wird nicht ruhig sein, es sei denn, er schließt die Sache heute ab.

 

Ruth 4

1 + Boas war zum Tor hinaufgezogen und hatte sich dort niedergesetzt, +als hier der Löser psvorbeikam, von dem Boas gesprochen hatte. + 7Boas0 sagte 7zu ihm0: Tritt beiseite und setz dich hierher, du Soundso. + Er trat beiseite und setzte sich.

2 +Dann nahm 7Boas0 zehn Männer von den Ältesten der Stadt und sagte: Setzt euch hierher. +Als sie sich gesetzt hatten,

3 + sagte er zu dem Löser:

 Naomi, die vom Feld Moab zurückgekehrt ist, will das Teil des Feldes, das unserem Bruder Elimelech zgehörte, verkaufen.

4 + Ich´ smeinte, ich sollte es deinem Ohr offenbaren, zindem ich sage: Erwirb es vnvor den hier Sitzenden und vnvor den Ältesten meines Volkes. Wenn du es lösen willst, so löse es. +Doch wenn 7du~cs [hebr.: er] es nicht löst, tue es mir kund, +damit ich es weiß; denn da ist niemand außer dir zum Lösen, und ich bin nach dir. + Er serwiderte: Ich´ werde es lösen.

5 +Dann sagte Boas: iAn dem Tag, da du das Feld vaus der Hand Naomis erwirbst, +da erwirbst du ~auch~ [hebr.: von] `Ruth, die moabitische Frau des Toten, um den Namen des Toten auf seinem Losteil aufzurichten.

6 + Der verwandte Löser santwortete: Ich kann es nicht für mich lösen, sonst würde ich `mein Losteil verderben. Du aber löse mein Lösungsrecht für dich; denn ich kann es nicht lösen.

7 + Dies war die 7Rechtssatzungc vormals in Israel affür die Lösung und affür den Vertausch, jede Sache zu bestätigen: Ein Mann zog seine Sandale aus und gab sie seinem Nächsten; + dies war das Zeugnis in Israel.

8 +Nun sagte der verwandte Löser zu Boas: Erwirb es für dich selbst. +Dann zog er seine Sandale aus 7und gab sie ihm0.

9 +Darauf sagte Boas zu den Ältesten und dem ganzen Volk: Ihr seid heute Zeugen, dass ich vaus der Hand Naomis `alles erworben habe, was. Elimelech und `alles, was. Kiljon und Machlon zbesaßen.

10 + Überdies habe ich `Ruth, die moabitische Frau Machlons für mich zals Frau erworben, um den Namen des Toten auf seinem Losteil aufzurichten, +damit der Name des Toten nicht vaus m seinem Brüderkreis und vom Tor seines Ortes [d.h. von seiner Heimatstadt]* ausgerottet werde. Ihr seid heute Zeugen.

11 + Alles .Volk, das im Tor war, und die Ältesten serwiderten: Wir sind Zeugen! 7Und die Ältesten sagten:0 Jewe gebe `der Frau, die zin dein Haus kommt, wie Rahel und wie Lea zu sein; .sie beide bauten `das Haus Israels! + tErwirb Vermögen in Ephrata und rufe einen Namen aus in Bethlehem.

12 + Es werde dein Haus wie das Haus des Perez, den Thamar für Juda gebar, vaus dem Samen, den Jewe dir geben wird von .dieser .jungen Frau.

13 +So nahm Boas `Ruth; + sie wurde seine Frau, und er gingk zu ihr. + Jewe ggewährte ihr Schwangerschaft [Ruth war in ihrer ersten Ehe kinderlos geblieben], und sie gebar einen Sohn.

14 +Da sagten die Frauen zu Naomi: Gesegnet sei Jewe, der deinen Löser heute nicht hat aufhören classen [d.h. Jewe hat es dir an keinem Erben fehlen lassen]. Sein Name werde geheroldet in Israel!

15 + Er wird dir ein Wiederhersteller deiner Seele wsein und dich `in deinem grauhaarigen Alter versorgen; denn deine Schwiegertochter, die dich liebt, sie hat ihn geboren, sie, die für dich besser ist vals sieben Söhne.

16 +Dann nahm Naomi `den Knaben und legte ihn ian ihren Busen, und sie wurde zwie eine Pflegemutter zu ihm.

17 + Die Nachbarinnen nannten ihn einen Namen zund sagten: Naomi ist ein Sohn geboren! Und sie nannten seinen Namen Obed [d.h.: Diener]. Er wurde der Vater Isais, des Vaters Davids.

18 + Dies sind die Chroniken des Perez: Perez zeugte `Hezron;

19 + Hezron zeugte `7Aram; + Aram~ [hebr.: Ram, +Ram] zeugte `Amminadab;

20 + Amminadab zeugte `Nahson [2.Mose 6:23]; + Nahson zeugte `7Salmon~ [hebr.: Salma];

21 + Salmon zeugte `Boas; + Boas zeugte `Obed; + Obed zeugte `Isai, und Isai zeugte `David.

 

[Konkordante Übersetzung; Konkordanter Verlag Pforzheim; www.konkordanterverlag.de]

 

 

Erläuterungen zum Buch Ruth von Hermann Rocke (abgedruckt in der Zeitschrift „Unausforschlicher Reichtum“ 1995)

 

Dein Elohim ist auch mein Elohim

Der Bericht über Ruth erinnert uns an zwei Zeilen aus der Rolle der Abstammung Jesu Christi in Mat.1:5: »Boas zeugte Obed mit der Ruth, Obed zeugte Isai, Isai zeugte David, den König.« Ruth ist eine der drei Frauen, die in dieser Chronik erwähnt werden; Thamar (Mat.1:3) war Judas Schwiegertochter (1.Mose 38:6), Rahab wird in Mat.1:5 erwähnt; die Moabiterin Ruth wurde Mitglied eines israelitischen Hausstandes, wo sie das Land und den Glauben Israels kennen und lieben lernte, so dass sie eine wahrhaft Gläubige an Jewe wurde.

 

Als die Richter richteten

Josua war der treue Diener Jewes. Unter seiner Führerschaft »fiel kein Wort dahin von all den guten Worten, die Jewe zum Haus Israel geredet hatte. Alles traf ein« (Jos.21:45). »Israel diente Jewe alle Tage Josuas und alle Tage der Ältesten, die Josua überlebten und das ganze Werk Jewes kannten, das Er für Israel getan hatte« (Jos.24:31).

Doch nachdem diese ganze Generation zu ihren Vätern versammelt war, wuchs eine andere Generation nach ihnen auf, die tat, was Übel war in den Augen Jewes. Die Söhne Israels verließen Jewe und dienten dem Baal und den Astarot, den zügellosen elohim der Philister, der Kanaaniter, der Amoriter, der Midianiter und der Amalekiter; »sie nahmen sich deren Töchter als Frauen und gaben ihre Töchter deren Söhnen ... « (Richt.2:10-13; 3:6).

»So entbrannte der Zorn Jewes gegen Israel. Und Er verkaufte sie in die Hand ihrer Feinde ringsum« (Richt.2:14). Als ihr Joch unerträglich wurde und die Söhne Israels zu Jewe schrien (3:9), da erweckte Er ihnen Richter (2:16), die sie aus der Hand ihrer Bedrücker retteten. »Doch sobald der Richter gestorben war, kehrten sie um und trieben es schlimmer als ihre Väter darin, anderen elohim nachzulaufen« (2:19). So wiederholte sich ständig Israels Geschichte während dieser Jahrhunderte.

 

Der Aufenthalt in Moab

Gleichsam als Kontrast hierzu wird uns eine Ergänzung für das Buch der Richter gegeben: die Schriftrolle der Ruth, welche die Reinheit eines vorväterlichen Glaubens an Jewe Elohim aufzeigt, bewahrt in einer israelitischen Familie, die ungefähr zehn Jahre in Moab wohnte, während derer eine Hungersnot in Israel herrschte.

»Es geschah in den Tagen, als die Richter richteten, dass eine Hungersnot über das Land kam, und ein Mann aus Bethlehem in Juda ging, um in den Feldern von Moab zu verweilen; er und seine Frau und seine beiden Söhne. Der Name des Mannes war Elimelech, der Name seiner Frau war Naomi, und die Namen seiner beiden Söhne waren Machlon und Kiljon. Sie waren Ephratiter aus Bethlehem in Juda. Sie kamen zu den Feldern von Moab und blieben dort« (Ruth1:1,2).

Wir lesen vom Ende der Hungersnot, als Jewe Sein Volk heimgesucht hatte (1:6). Da eine »Heimsuchung« sowohl eine Drangsal wie auch eine von Gott verordnete Segnung sein kann, können wir das Kommen einer Hungersnot über das Land als eine Heimsuchung Jewes betrachten, um den Hintergrund für die menschlichen Entscheidungen zu erhellen, von denen wir in diesem Buch lesen.

Wir erinnern uns aus 1.Mose 35:19, dass Jakob Rahel südlich von Jerusalem begraben hatte, »auf dem Weg nach Ephrat (dies ist Bethlehem).« Aus 1.Sam.17:12 wissen wir, dass David der Sohn jenes Ephratiters von Bethlehem war. So war es auch mit Elimelech. Augenscheinlich hatten ihre Vorfahren für viele Generationen in Ephrat gelebt, bevor es Bethlehem (Haus-des-Brotes) genannt wurde. Der alte Name Ephrat entsprang vermutlich einem aramäischen Begriff, der »Weideland« bedeutet.

Seit frühester Jugend mag Elimelech ein Zeuge der Bedeutung des Namens gewesen sein, den seine frommen Eltern ihm gegeben hatten: Mein-El-ist-König. Naomi bedeutet »Lieblich­keit«, woraus man ableiten könnte, dass sie auch lieblich war.

Die Hungersnot traf das »Haus-des-Brotes« im »Weideland« und veranlasste Elimelech, ein Fremdling, ein angesiedelter Israelit im benachbarten Moab zu werden. Seine Frau und seine beiden Söhne gingen mit ihm, und sie teilten sich die tägliche Arbeit in der Landwirtschaft, wie auch beim Hüten von Herden, so wie sie es zu Hause getan hatten.

»Als Elimelech, der Ehemann Naomis, starb, da blieb sie dort, sie und ihre beiden Söhne. Sie nahmen moabitische Frauen für sich; der Name der einen war Orpa, und der Name der zweiten war Ruth; und sie wohnten dort ungefähr zehn Jahre. Dann starben auch sie beide, Machlon und Kiljon. So blieb die Frau ohne ihre zwei Knaben und ohne ihren Mann« (Ruth 1:3-5).

Naomi verlor nicht ihren Glauben an Jewe, als Seine Hand sich gegen sie wandte und ihr Mann starb, ein Fremder in einem fremden Land. Vermutlich vermisste sie die Anteilnahme, die ihre Verwandten und Freunde in Bethlehem einer trauernden Witwe entgegengebracht hätten, und sie mag den Wunsch gehabt zu haben, nach Hause zurückzukehren. Doch dann nahmen ihre beiden Söhne moabitische Frauen, die sie wie Töchter lieben lernte, so dass sie ihnen ein Beispiel als eine Gläubige an Jewe, den Einen, Elohim, geben konnte. Ungefähr zehn Jahre blieb Naomi bei ihrer Familie, bis ihre beiden Söhne starben. So blieb Naomi zurück ohne ihre beiden Jungen und ohne ihren Ehemann.

 

Kehrt zurück, meine Töchter

»Dann machte sie sich mit ihren Schwiegertöchtern auf, um von den Feldern Moabs zurückzukehren; denn sie hatte in den Feldern Moabs gehört, dass Jewe Sein Volk heimgesucht und ihnen Brot gegeben habe. So zog sie hinweg von der Stätte, wo sie gewesen war, und ihre beiden Schwiegertöchter waren bei ihr. Als sie unterwegs waren, um in das Land Juda zurückzukehren, sagte Naomi zu ihren beiden Schwiegertöchtern: Geht, kehrt zurück, eine jede in das Haus ihrer Mutter. Möge Jewe euch Huld erweisen, so wie ihr es mit den Toten und mit mir getan habt. Jewe gebe euch, dass jede einen Ruheort im Haus ihres Mannes finde. Und sie küsste sie. Da erhoben sie ihre Stimme und weinten.

Dann sagten sie zu ihr: Nein, wir wollen mit dir zu deinem Volk zurückkehren. Naomi erwiderte: Kehrt nur um, meine Töchter! Warum solltet ihr mit mir gehen? Habe ich etwa Söhne in meinem Inneren, die euch zu Männern werden könnten? Kehrt zurück, meine Töchter! Geht, denn ich bin zu alt, um einem Mann zu Eigen zu werden. Selbst wenn ich sagte: es gibt eine Erwartung für mich, auch wenn ich heute Nacht einem Mann zu eigen würde, auch wenn ich Söhne gebären würde, wolltet ihr auf sie hoffen, bis sie groß werden? Wolltet ihr euch für sie der Heirat entziehen, um nur nicht eines Mannes zu werden? Nicht, meine Töchter; denn es ist überaus bitterer für mich als für euch; denn gegen mich ging die Hand Jewes aus« (Ruth 1:6-13).

Ohne die üblichen Mittel des Unterhalts sahen sich die drei Witwen einer ungewissen Zukunft gegenüber. Wir können annehmen, dass die Gebete der Naomi beantwortet wurden, als sie Nachrichten aus Juda bekam, »dass Jewe Sein Volk heimgesucht und ihnen Brot gegeben habe« (1:6). Sie begriff diese gute Botschaft als einen göttlichen Ruf, nach Bethlehem zurückzukehren, wo sie Freunde und Verwandte finden, aber auch Brot haben konnte. Wie es in jenen Tagen üblich war, begleiteten ihre beiden Schwiegertöchter sie auf der Reise. Als sie meinte, dass sie weit genug mitgekommen waren, küsste sie diese zum Abschied und entließ sie mit dem Gebet: »Möge Jewe euch Huld erweisen, so wie ihr es mit den Toten und mit mir getan habt« (1:8). Beide reagierten auf dieselbe Weise: sie erhoben ihre Stimme und weinten. Es war eine echte Liebe zu ihrer Schwiegermutter, die sie zu sagen veranlasste: » ... wir wollen mit dir zu deinem Volk zurückkehren.« Ihre Hochachtung vor Naomi ließ sie in diesem Augenblick vergessen, dass sie unwillkommene Fremde in Juda sein würden.

So bat Naomi sie: »Kehrt nur um, meine Töchter!« Sie fühlte sich verpflichtet, ihnen gegenüber zu betonen, dass sie erwarten mussten, heimatlos und Fremde zu bleiben, ohne Aussicht auf das Glück einer Ehe in ihrer eigenen Familie. Hätte sie Söhne gehabt, dann hätte einer von ihnen die Aufgabe des Bruders des Ehemannes ausüben, sie sich als Frau nehmen und das Levirat für sie übernehmen können (5.Mose 25:5). Selbst wenn sie sofort hätte heiraten und Söhne haben können, so konnte von Orpa und Ruth nicht verlangt werden, so lange zu warten, bis diese erwachsen geworden waren.

 

Dein Elohim ist auch mein Elohim

»Da erhoben sie ihre Stimme und weinten abermals; und Orpa küsste ihre Schwiegermutter, und sie kehrte zu ihrem Volk zurück. Doch Ruth hängte sich an sie. Nun sagte Naomi zu Ruth: Siehe, deine Schwägerin ist zu ihrem Volk und zu ihrem elohim zurückgekehrt. Kehre auch du um, deiner Schwägerin nach. Da antwortete Ruth: Dringe nicht in mich, dich zu verlassen, und von dir weg heimzukehren; denn wohin du gehst, werde auch ich gehen, und wo du verbleibst, werde auch ich verbleiben. Dein Volk ist auch mein Volk, und dein Elohim ist auch mein Elohim. Wo du stirbst, werde auch ich sterben, und dort werde ich begraben. So soll Jewe mit mir verfahren und so mir hinzufügen; denn nur der Tod soll mich und dich trennen« (Ruth 1:14-17).

Naomi hatte ihre Schwiegertöchter daran erinnert, dass Jewe hart mit ihr durch einen schmerzlichen Verlust und durch Kinderlosigkeit verfahren war und dass ihre eigene Zukunft schwarz aussah; so würde es das Beste für sie sein, nach Moab zurückzukehren. Da brachen beide abermals in lautes Weinen aus; sie fühlten offenbar, dass Naomi augenscheinlich recht hatte. So folgte Orpa dem Rat Naomis; sie küsste sie zum Abschied und nahm den Weg, der zum Haus ihrer Mutter und in ein normales Leben in Moab führte.

Ruth jedoch entschied sich dafür, bei ihrer Schwiegermutter zu bleiben und sich von der Religion ihrer Vorfahren zu trennen. Sie wollte mit Naomi nach Bethlehem gehen, um dort mit ihr als angesiedelte Nichtisraelitin zu wohnen; sie war eine Gläubige an Israels Jewe Elohim geworden. Sie wollte immer bei Naomi bleiben und sogar in deren Familiengruft beigesetzt werden. Ihre neue Treue bestätigte sie mit einem Eid auf Jewe, und bekräftigte damit Seine Herrschaft in ihrem eigenen Leben von da an.

Ihre Worte sind geradezu dichterisch. Sie sind die wohlbekanntesten Worte dieses liebenswerten Berichts:

»Wohin du gehst, werde auch ich gehen,

und wo du verbleibst, werde auch ich verbleiben.

Dein Volk ist auch mein Volk,

und dein Elohim ist auch mein Elohim.

Wo du stirbst, werde auch ich sterben,

und dort werde ich begraben« (1:16,17).

 

Zuflucht unter den Flügeln Jewes

»Als Naomi sah, dass sie entschlossen war, mit ihr zu gehen, ließ sie ab, weiterhin mit ihr zu reden. So gingen sie, sie beide, bis sie nach Bethlehem kamen, da war die ganze Stadt über sie erregt, und die Frauen fragten: Ist dies Naomi? Sie antwortete ihnen: Nennt mich nicht Naomi, nennt mich Mara; denn der Allgenugsame hat sehr große Bitterkeit über mich gebracht. Voll bin ich gegangen, doch leer hat mich Jewe zurückkehren lassen. Warum nennt ihr mich Naomi, wenn Jewe mich gedemütigt, und Er, der Allgenugsame, mir Übles getan hat? So kehrte Naomi zurück, und Ruth, ihre moabitische Schwiegertochter, mit ihr, die sich von den Feldern Moabs zurückgezogen hatte. Sie kamen nach Bethlehem zu Beginn der Gerstenernte« (Ruth 1:18-22).

 

Naomi und Ruth erreichen Bethlehem

Als Naomi Moab verließ, war sie auf ihrem Weg nach Bethlehem in Juda nicht allein. Ihre Schwiegertochter Ruth hatte sich entschlossen, den ganzen Weg mit ihr zu gehen und allezeit bei ihr zu bleiben. So gingen sie beide, bis sie Bethlehem erreichten. Als sie die Stadt durch das entsprechende Tor betreten hatten, wurde Naomi mit lauten Zurufen des Willkommens begrüßt, und die Frauen der Stadt überhäuften sie mit Fragen. Niemand beachtete augen­scheinlich Ruth. Naomi berichtete den Frauen, dass ihr Ehemann Elimelech und ihre beiden Söhne in Moab gestorben waren, so dass Jewe sie leer hatte zurückkehren lassen als eine erschöpfte und gedemütigte Witwe. Die zehn Jahre auf den Feldern Moabs hatten mit Bitterkeit geendet; so sollte man sie lieber Mara (Bitterkeit) anstatt Naomi (Lieblichkeit) nennen. Wir können annehmen, dass die zeitweilige Erregung über ihre Ankunft bald verflogen war, und die beiden Witwen mussten sich allein in dem alten Haus des Elimelech mühen. Was sein Losteil anging, hatte er vermutlich sein Feld während der Jahre der Trockenheit brachliegen lassen, und er mag einem Nachbarn erlaubt haben, es nach der Dürreperiode zu besäen und den Ertrag in seiner Abwesenheit zu ernten.

Als sie sich in Moab aufhielt, hatte Naomi Nachrichten gehört, dass die Dürre vorüber war, »dass Jewe Sein Volk heimgesucht hatte und ihnen Brot gegeben habe« (Ruth 1:6). Diese gute Botschaft hatte sie veranlasst, nach Bethlehem zurückzukehren. Durch die Huld Jewes kamen sie dort zu Beginn der Gerstenernte an; denn Er hatte in Seinen Statuten für Israel verfügt, dass der Fremdling (der angesiedelte Nichtisraelit), die Waise und die Witwe während der Erntezeit nicht hungern, sondern ihren fairen Anteil erhalten sollten, soviel, wie sie von den Feldern auflesen konnten (vgl. 3.Mose 19:9,10).

 

95/171 Boas, ein naher Verwandter

»Naomi hatte einen nahen Verwandten ihres Mannes, einen fähigen und vermögenden Mann, der ein Meister des Vermögens war, aus der Familie Elimelechs; sein Name war Boas« (Ruth 2:1).

Der Name »Boas« bedeutet etwa: In-der-Stärke-(Jewes; wie Mi.5:3). Die Septuaginta gibt seinen Namen mit »Boos« an, das heißt »In-Ihm-ist-Stärke«. Boas wird als fähiger und vermögender Mann bezeichnet; er muss in der Lage gewesen sein, seine Familie, sein Haus, seine Herden und seine Ernte gegen plündernde Banden aus den Reihen der Feinde Israels zu verteidigen. Da er ein naher Verwandter Elimelechs war, konnte er das Levirat für Machlons Witwe Ruth ausüben und sie heiraten (vgl. 5.Mose 25:5,6).

 

Jewes Huld gegenüber Ruth

Als die beiden Witwen sich Bethlehem näherten, mag Ruth beobachtet haben, wie die Gerste von den Schnittern geerntet wurde und dass die übriggebliebenen Ähren des Korns von anderen Menschen aufgelesen wurden, jungen wie auch alten. Naomi mag ihr erklärt haben, dass Jewe Elohim Israel ein Statut auferlegt hatte, das besagte: »Wenn ihr die Ernte eures Landes erntet, sollst du den Rand deines Feldes nicht vollständig abernten, und du sollst keine Nachlese deiner Ernte halten, für den Elenden und für den Fremden sollst du sie lassen: Ich, Jewe, bin dein Elohim« (3.Mose 23:22). Da Er der tatsächliche Eigner des Landes war, gebot Er seinen Bewohnern, diesem Wort zu gehorchen und dem angesiedelten Nichtisraeliten, der Waise und der Witwe das Einsammeln vom Übriggebliebenen zu gestatten (vgl. 5.Mose 24:19-22).

Nach der Ankunft in Elimelechs altem Anwesen in Bethlehem sagte Ruth, die Moabiterin, zu Naomi: »Lass mich doch auf das Feld gehen und Ähren auflesen hinter jemandem, in dessen Augen ich Gnade finden werde. Sie antwortete ihr: Geh, meine Tochter. So ging sie hin und kam, um auf dem Feld hinter den Erntearbeitern Ähren aufzulesen. Zufällig geriet sie auf das Feld des Boas, der aus der Familie des Elimelech war. Und siehe, Boas kam von Bethlehem und sagte zu den Erntearbeitern: Jewe sei mit euch! Sie antworteten: Jewe segne dich! Dann sagte Boas zu seinem jungen Mann, der über die Erntearbeiter gestellt war: Wessen Mädchen ist diese? Der junge Mann, der über die Erntearbeiter gestellt war, antwortete: Sie ist das moabitische Mädchen, das mit Naomi von den Feldern Moabs zurückgekehrt ist. Sie bat: Lass mich doch Ähren auflesen, ich will sie hinter den Erntearbeitern zwischen den Garben einsammeln. So ist sie früh gekommen und seit dem Morgen bis nun geblieben. Sie hat sich nicht einmal ein wenig auf dem Feld ausgeruht« (Ruth 2:2-7).

 

Der Zufall ereignete sich

Als Ruth hinausging, um auf dem Feld aufzulesen, da ereignete es sich, dass Jewe ihre Schritte auf das Landteil lenkte, das dem Boas zugelost war. Dieser hatte einen freundlichen Vorarbeiter, der über die Erntearbeiter gestellt war. Ruth näherte sich ihm und fragte um die Erlaubnis, hinter den Schnittern zwischen den Garben Ähren einsammeln zu dürfen. Nachdem die Erlaubnis für diesen Teil des Feldes erteilt war, begann Ruth mit ihrer Beschäftigung der »Bück-Arbeit« und las emsig die Gerstenähren auf, indem sie augenscheinlich den Mägden folgte, welche die Garben banden, die die Erntearbeiter mit ihren Sicheln geschnitten hatten.

Dann ergab sich noch ein weiteres »Ereignis« für Ruth: aufgrund der Huld Jewes kam Boas aus Bethlehem, um den Fortgang der Erntearbeit in Augenschein zu nehmen. Er kannte all seine männlichen wie auch weiblichen Arbeiter, die er angeworben hatte; offensichtlich kannte er auch die anderen Sammler auf seinem Feld. Dann fiel ihm die Erscheinung und die Kleidung der Ruth ins Auge, und er fragte seinen jungen Vorarbeiter: »Wessen Mädchen ist diese?« Dieser berichtete, dass sie eine moabitische Frau wäre, welche mit Naomi von den Feldern Moabs zurückgekehrt war, und dass sie seit dem Morgen auflas. »Sie hat sich nicht einmal ein wenig auf dem Feld ausgeruht« erklärte er weiter.

 

Boas nimmt Ruth in seine Familie auf

»Boas sagte zu Ruth: Siehe, höre meine Tochter, geh zum Auflesen nicht auf ein anderes Feld, auch übertrete dieses nicht; sondern hänge dich an meine Mägde: Lass deine Augen auf dem Feld sein, welches sie ernten; gehe du ihnen nach. Siehe, ich habe den jungen Männern geboten, dich ja nicht anzutasten. Wenn dich dürstet, dann gehe zu den Gefäßen und trinke von dem, was die jungen Männer schöpfen.

Da fiel sie auf ihr Angesicht, verneigte sich zur Erde und sagte zu ihm: Weshalb habe ich Gnade in deinen Augen gefunden, dass du mich anerkennst, da ich eine Ausländerin bin? Boas antwortete ihr: Es ist mir alles berichtet, ja berichtet worden, was du für deine Schwiegermutter seit dem Tod deines Mannes getan hast, wie du deinen Vater und deine Mutter und das Land deiner Geburt verlassen hast und zu einem Volk gegangen bist, das du bisher nicht gekannt hast. Jewe vergelte dir dein Wirken. Dein Lohn möge sich auszahlen von Jewe, dem Elohim Israels, zu dem du gekommen bist, um unter Seinen Flügeln Zuflucht zu nehmen. Da sagte sie: Möge ich immer Gnade finden in deinen Augen, mein Herr; denn du hast mich getröstet und hast zum Herzen deiner Magd gesprochen. Ich bin nicht einmal wie eine deiner Mägde« (Ruth 2:8-13).

Boas war Ruth gegenüber sehr freundlich, als er sie in einer väterlichen Art ansprach: »Höre, meine Tochter«. Er hatte zuvor von Naomi gehört und ihrer Schwiegertochter, und er war beeindruckt zu sehen, dass Ruth emsig auf seinem Feld auflas, um damit ihre Schwieger­mutter zu unterstützen. So ermutigte er sie, gleich hinter seinen Mägden zu folgen (vor den anderen Auflesenden), und nicht auf ein anderes Feld zu wechseln. Boas wollte, dass sie erkenne, dass sie sehr willkommen war, auf seinem Feld Ähren aufzulesen, und dass sie nirgendwoanders so gute Ergebnisse erwarten konnte. Seine Arbeiter würden sie weder verjagen noch berühren, wann immer sie aus den Gefäßen trinken wollte, aus denen diese schöpften.

Ruth war so von dem ihr entgegengebrachten aufrichtigen Einfühlungsvermögen überwältigt, dass sie sich vor Boas zur Erde verneigte und ihre Dankbarkeit über die besondere Aufmerksamkeit zum Ausdruck brachte, die ihr erwiesen wurde, wiewohl sie eine Ausländerin war.

Boas antwortete, dass er von all dem gehört habe, was sie aufgegeben hatte, um bei Naomi zu bleiben; und er fügte flehentlich hinzu: »Jewe vergelte dir dein Wirken«, da sie gekommen war, um unter den Flügeln Jewe Elohims Israels Zuflucht zu nehmen. Ruth bekannte, dass seine Worte sie hatten froh werden lassen, da er zum Herzen seiner Magd gesprochen hatte. Es geschah mit einem freudigen Seufzer der Erleichterung, dass sie bat: »Möge ich immer Gnade finden in deinen Augen, mein Herr«.

»Zur Essenszeit sagte Boas zu ihr: Tritt heran, hierher, und iss von dem Brot und tauche deinen Bissen in den Essig. Da setzte sich Ruth an die Seite der Erntearbeiter, und Boas reichte ihr geröstetes Korn. Sie aß und wurde satt und ließ noch übrig. Als sie sich zum Auflesen erhob, da gebot Boas seinen jungen Männern: Sie darf auch zwischen den Garben auflesen, ihr sollt sie nicht einschüchtern. Überdies sollt ihr für sie von den Sichelbündeln Ähren herausziehen, ja heraus­ziehen, und für sie zum Auflesen liegen lassen, und ihr sollt sie nicht schelten« (Ruth 2:14-16).

In seiner Großmut behandelte Boas die Ruth, als wenn sie bereits voll in Israel aufgenommen worden wäre. So lud er sie ein, herüberzukommen und mit ihm und seinen Arbeitern das Mahl einzunehmen. Da setzte sie sich neben die Schnitter und tauchte einen Bissen Brot in eine mit Essig angerührte Sauce, wie Boas angeregt hatte. Dann überreichte er ihr eine reichliche Menge geröstetes Korn, so dass sie genug zu essen hatte und noch übrig ließ. (Geröstetes Korn war ein wesentliches Nahrungsmittel im alten Nahen Osten, und es ist auch heute noch üblich; es wird auch zusammen mit Brot gegessen.) Als sich Ruth erhob, um ihr Auflesen fortzusetzen, gebot Boas seinen Arbeitern, sie sogar zwischen den großen Bergen von gebündelten Ährengarben auflesen zu lassen (wo keine der Auflesenden zugelassen waren), und sie sollten darüber hinaus einiges aus den Bündeln herausziehen und hinter sich lassen, damit sie diese aufsammeln könne. Die jungen Männer hatten gesehen, wie er sie als seinen Gast zum Essen bedient hatte, so dass sie seiner wiederholten Anordnung Folge leisteten, sie ja nicht zu demütigen oder zurückzuweisen. Sie würden dem moabitischen Mädchen in jeder Weise während der ganzen Erntezeit Gunst erweisen.

»So las sie auf dem Feld bis zum Abend Ähren auf. Als sie ausschlug, was sie aufgelesen hatte, da war es ungefähr ein Epha Gerste. Sie hob es auf und kam damit in die Stadt, und ihre Schwiegermutter sah, was sie aufgelesen hatte. Dann zog sie heraus und gab ihr, was sie von ihrem sättigenden Mahl übriggelassen hatte. Da fragte ihre Schwieger­mutter sie: Wo hast du heute aufgelesen? Wo hast du gearbeitet? Gesegnet sei, der dich anerkannt hat. Dann berichtete sie ihrer Schwiegermutter, bei wem sie gearbeitet hatte, und sagte, der Name des Mannes, bei dem ich heute gearbeitet habe, ist Boas.

Naomi antwortete ihrer Schwiegertochter: Gesegnet sei er von Jewe, der Seine Gunst den Lebenden wie den Toten gegenüber nicht verlassen hat. Und Naomi erklärte ihr: Dieser Mann ist ein naher Verwandter von uns, er ist einer von unseren Lösern. Da sagte Ruth, die Moabiterin, zu ihrer Schwiegermutter: Auch hat er zu mir gesagt: Du sollst dich eng an die jungen Arbeiter hängen, die mir gehören, bis die ganze Ernte wahrlich beendet ist, die ich habe. Naomi erwiderte Ruth, ihrer Schwiegertochter: Es ist am besten, meine Tochter, wenn du mit seinen Mädchen hinausziehst, damit man dich nicht auf einem anderen Feld antrifft. So folgte sie den Mädchen des Boas und las auf, bis die Gerstenernte und die Weizenernte beendet war. Und sie wohnte bei ihrer Schwiegermutter« (Ruth 2:17-23).

Für den Rest des Tages folgte Ruth den Anweisungen des Boas. Wie die Erntearbeiter vorangingen und die Mägde ihnen nachschritten, um die Garben zu binden, mag Ruth die erste gewesen sein, die nach ihnen Ähren auflas, so dass sie in der Lage war, größere Mengen von Ähren als die anderen Lesenden aufzuheben. Als der Abend kam, ging sie beiseite und gebrauchte vermutlich einen gebogenen Stock, um das eingesammelte Korn auszudreschen und so die Schalen vom Korn zu trennen, das sie dann in ihrem Kopftuch aufhäufte.

Welch eine Überraschung mag das für Naomi gewesen sein, als sie die große Menge Korn erblickte (ungefähr dreißig Pfund). Dann übergab ihr Ruth das Übriggebliebene von ihrem Mahl. Nachdem Naomi gegessen hatte (und augenscheinlich ihren Hunger stillte), fragte sie Ruth, wo sie aufgelesen habe, und sie segnete den Mann, der sie hatte so viel Gerste auflesen lassen. Da entgegnete ihr Ruth: »Der Name des Mannes, bei dem ich heute gearbeitet habe, ist Boas.«

Wie überrascht mag Ruth gewesen sein, als sie Zeuge für den Wechsel der Haltung Naomis gegenüber Jewe wurde: Der Allgenugsame (der in der Vergangenheit streng mit ihr verfahren war; vgl. 1:20,21) erzeigte ihnen Seine Huld! Naomis Bitterkeit schwand dahin und wurde abgelöst von tief empfundener Dankbarkeit und von Lobpreis; sie erbat den Segen Jewes Boas gegenüber, und sie erkannte, dass Jewe Seine Huld ihrer Familie gegenüber nicht aufgegeben hatte. So erklärte sie: »Dieser Mann ist ein naher Verwandter von uns, er ist einer von unseren Lösern« (2:20).

Als ein Neuling im göttlichen Gesetz Israels konnte Ruth die volle Bedeutung dieser Aussage nicht verstehen; daher berichtete sie über die letztliche Anweisung des Boas, sich nahe an seine jungen Arbeiter bis zum Abschluss der Erntezeit zu halten. Naomi stimmte diesem Rat voll zu. So fuhr Ruth mit ihrer täglichen Beschäftigung des Auflesens auf dem Feld des Boas vom späten April bis Anfang Juni fort. Wann immer er kam, um sich über den Fortgang der Ernte zu unterrichten, würde er seine Arbeiter mit den Worten begrüßen: »Jewe sei mit euch!« (2:4); und Ruth antwortete sicherlich: »Jewe segne dich!«

Bei ihrem täglichen Lobpreis haben die beiden Witwen wohl ihren Dank mit Worten ähnlich denen in Ps.36:8,9 zum Ausdruck gebracht:

»Wie kostbar ist Deine Huld, Elohim!

Die Menschensöhne nehmen Zuflucht

in dem Schatten Deiner Flügel;

erlabt sollen sie werden durch die Fettigkeit Deines Hauses.«

 

Gesegnet seist du von Jewe

»Naomi, ihre Schwiegermutter, sagte zu ihr: Meine Tochter, sollte ich dir nicht einen Ruheplatz suchen, damit es dir gut geht? Ist da nicht Boas, unser naher Verwandter, mit dessen Mädchen du zusammen warst? Siehe, er wird heute Nacht Gerste auf der Tenne worfeln. So bade dich und reibe dich mit Öl ein, lege dir deine besten Gewänder an und geh zur Tenne hinab. Lass dich von dem Mann aber nicht erkennen, bis er zu essen und zu trinken geendet hat. Wenn er sich zur Ruhe gelegt hat, dann merke dir die Stätte, wo er liegt. Später geh dorthin und entblöße seine Füße und leg dich nieder. Dann wird er dir kundtun, was du tun sollst. Ruth antwortete ihr: Alles, was du sagst, werde ich tun« (Ruth 3:1-5).

 

Ruth war mit den Mädchen des Boas

Ruth las im Feld des Boas Ähren auf und folgte in kurzem Abstand seinen jungen Erntearbeitern, bis die gesamte Ernte eingebracht war (vgl. Ruth 2:21). In seiner Großmut erlaubte Boas ihr sogar, zwischen den großen Stapeln gebündelter Ähren aufzulesen, was anderen Ährenlesern nicht erlaubt war. Sicherlich beobachtete er, wie eifrig sie ihr tägliches Arbeitspensum während der zwei Erntemonate erledigte. Er wusste, dass sie hart arbeitete, um ihre Schwiegermutter zu unterstützen, und dass sie ihre Eltern und ihr Geburtsland verlassen hatte, um mit Naomi zusammen zu sein. Als Boas die Ruth zum ersten Mal traf, sagte er zu ihr: »Jewe vergelte dir dein Wirken. Dein Lohn möge sich auszahlen von Jewe, dem Elohim Israels, zu dem du gekommen bist, um unter Seinen Flügeln Zuflucht zu nehmen« (2:12).

 

Einer unserer nächsten Verwandten ist ein Löser

Inzwischen hatte Naomi einige Kenntnis über den Charakter des Boas erlangt, über die Frömmigkeit und die Freundlichkeit dieses Mannes, der Ruth wie ein Mitglied seiner Sippe behandelt hatte. Da er ein Blutsverwandter des Elimelech war, konnte er die Leviratsehe für Machlons Witwe Ruth vollziehen und sie heiraten (vgl. 5.Mose 25:5,6). So hatte Naomi der Ruth gesagt: »Dieser Mann ist ein naher Verwandter von uns, er ist einer von unseren Lösern« (2:20).

Elimelech, der Ehemann Naomis, war in Moab gestorben. Ihre beiden Söhne, Machlon und Kiljon, hatten geheiratet; doch starben sie, ohne einen Erben zu hinterlassen (vgl. Ruth 1:3-5). So hatte Ruth, Machlons kinderlose Witwe, niemanden, der die Pflicht eines Bruders des Ehemannes übernehmen und »sie sich zur Frau nehmen und mit ihr die Schwagerehe vollziehen« konnte (5.Mose 25:5). Doch das gemeinhin gültige Gesetz in Bethlehem sah einen nahen Verwandten als Löser vor, selbst für einen Fall wie den ihren; und der erstgeborene Sohn aus solch einer Verbindung sollte der Erbe des Toten werden, so dass der Name des Verstorbenen »nicht aus Israel ausgelöscht wird« (5.Mose 25:6).

 

Die Lösepflichten des nahen Verwandten

Wir finden das erste Vorkommen des hebräischen Begriffs für den blutsverwandten Löser in 3.Mose 25:25, wo das Gesetz dem nächsten Verwandten die Pflicht eines Lösers des veräußerten Landes seines Bruders auferlegt. Einige Israeliten mögen so verarmt gewesen sein, dass sie sich selbst als Sklaven für einen reichen Fremden verkauften; einer von seinen Brüdern sollte ihn einlösen, entweder sein Onkel oder der Sohn seines Onkels soll ihn einlösen, oder einer von seinen nächsten Blutsverwandten aus seiner Sippe soll ihn einlösen (3.Mose 25:47-49).

Weiter hatte Jewe dem Mose geboten, dass ein Mörder unbedingt getötet werden soll, und dass der Löser ihn töten soll, wenn er ihn trifft (4.Mose 35:18-21).

 

Die Leviratsheirat

Eine andere Pflicht des Lösers war die Leviratsehe. Diese war bereits zu Zeiten der Patriarchen bekannt (1.Mose 38). In Bethlehem hatte der nächste Verwandte die kinderlose Witwe zu heiraten; dies war vermutlich ein Überbleibsel des alten Gewohnheitsrechts. Es war von Mose eingeführt worden, jedoch mit bestimmten Einschränkungen: »Wenn Brüder zusammen wohnen und einer von ihnen stirbt und hat keinen Sohn, dann soll die Frau des Verstorbenen nicht auswärts einem fremden Mann angehören. Ihr Schwager soll zu ihr eingehen und sie sich zur Frau nehmen und mit ihr die Schwagerehe vollziehen. Und es soll geschehen: der Erstgeborene, den sie gebiert, soll den Namen seines verstorbenen Bruders weiterführen, damit dessen Name aus Israel nicht ausgelöscht wird« (5.Mose 25:5,6).

Dieses Gesetz legte die Pflicht einer Leviratsheirat nur dem Bruder auf und dann auch nur, wenn er und der Verstorbene zusammengelebt hatten. Augenscheinlich galt die Leviratsehe in Bethlehem im erweiterten Sinn; doch es war in genauer Übereinstimmung mit dem Geist und dem Ziel des mosaischen Gesetzes, wenn auch nicht dem Buchstaben nach. Wir werden sehen, dass Jewe Naomi, Ruth und Boas reich segnete, als das alte Gewohnheitsrecht das Leitprinzip ihres Verhaltens wurde, und es führte zu der Heirat von Boas mit Ruth, deren erstgeborener Sohn Obed war, der Großvater des Königs David (vgl. Ruth 4:21,22).

 

Mit der Worfschaufel in seiner Hand

Offensichtlich war Naomi über die Situation in Bethlehem wohlinformiert, so auch unter anderem über die Vorbereitungen, die während der Erntefeste üblich waren, und sie war auch unterrichtet über die Gewohnheiten des Boas. Sie sagte zu Ruth: »Siehe, er wird heute Nacht Gerste auf der Tenne worfeln« (3:2). Die Stätte war vermutlich an einem Abhang vor der Stadt, eine kleine Stelle mit einem exponierten Felsuntergrund oder hartem Boden oder auch auf einem Absatz der abfallenden Hänge von Bethlehem. Wenn der Dreschende das Korn genügend geworfelt hatte, dann half ihm ein günstiger Abendwind, die Körner vom Spreu und den Halmen zu trennen. Mit der Worfschaufel in seiner Hand warf er alles in die Luft hoch - das tat er wieder und wieder -, so dass der starke Wind den Spreu und die Halme hinwegblies, wohingegen das schwerere Korn zu Boden vor seine Füße fiel. Dann wurden die Körner mit einem Sieb gesiebt; die Halme ergaben Trockenfutter für das Vieh, und die Spreu wurde am Ende des Dreschplatzes in einem Feuer verbrannt, um das sich die Arbeiter zum Essen und Trinken versammelten, als ihre Arbeit getan war.

(Johannes der Täufer hatte einen dieser Dreschplätze vor Augen, als er die prophetischen Worte kundtat, die uns in Mat.3:12 berichtet werden.)

 

Ein ständiges Heim für Ruth

Naomi sagte zu Ruth: »Meine Tochter, sollte ich dir nicht einen Ruheplatz suchen, damit es dir gut geht?« (3:1). Die Zukunft für die beiden Witwen sah düster aus, es sei denn, man fand eine ständige Bleibe für Ruth, wenn sie die Frau des Boas, des Lösers, würde. Dann konnte sich Ruth der Sicherheit seines Hauses erfreuen und einen erstgeborenen Sohn haben, welcher der Erbe der Namen von Machlon und Elimelech sein würde.

So sollte Ruth gehen, um Boas zur Nacht an einem Ort anzutreffen, wo die beiden allein miteinander reden konnten. Vermutlich hatte Boas das Worfeln nicht allein getan. Er hatte wohl einige seiner jungen Arbeiter bei sich, die auch um das Feuer am Dreschplatz sitzen, essen und trinken würden, bevor sie nach Hause gingen. Jedenfalls musste Ruth sehr vorsichtig vorgehen, um Boas unbeobachtet von anderen zu treffen, damit sie ihrem Löser eine Heirat vorschlagen konnte.

Naomi bedeutete Ruth, sich auf dieses Treffen vorzubereiten: »So bade dich und reibe dich mit Öl [parfümiertem Olivenöl] ein, lege dir deine besten Gewänder an ... « (3:3). Dann warnte Naomi Ruth, Ausschau zu halten, damit er sie nicht bemerke, bis er zu essen und zu trinken geendet habe. Darüber hinaus riet sie Ruth, sorgsam zu beobachten, wo die Stelle war, wo er sich zum Schlaf niederlege, und sie deutet damit an, dass einige seiner Arbeiter nicht nach Hause gegangen sein könnten und es vielmehr vorzogen, auf der Tenne zu schlafen. Dann, nach einer Weile, sollte Ruth zu der Stelle gehen, wo Boas schlief, seine Füße entblößen, sich dort niederlegen und sich in ihren großen Umhang einwickeln. Er würde aufwachen, wenn seine Füße kalt wurden. Ruth antwortete Naomi: »Alles, was du sagst, werde ich tun« (3:5).

 

Gesegnet seist du von Jewe!

»So ging sie hinab zur Tenne und tat gemäß allem, was ihre Schwiegermutter geboten hatte. Boas aß und trank, und sein Herz war guten Mutes, als er kam und sich am Ende des gedroschenen Kornhaufens niederlegte. Da kam sie heimlich, entblößte seine Füße und legte sich nieder. Es war um Mitternacht, dass der Mann zitterte und sich vorbeugte. Und siehe, da lag eine Frau zu seinen Füßen.

Er fragte: Wer bist du? Sie antwortete: Ich bin Ruth, deine Magd. Breite den Saum deines Gewandes über deine Magd; denn du bist der Löser. Da sagte er: Gesegnet seist du von Jewe, meine Tochter! Du hast deine letzte Huld besser erwiesen als die erste, indem du nicht den Jungmännern nachgegangen bist, sei es reichen oder armen. Und nun, meine Tochter, du sollst dich nicht fürchten. Alles, wonach du fragst, werde ich für dich tun; weiß doch alles Volk im Tor, dass du eine tüchtige Frau bist. Nun, wahrlich, es ist so, dass ich der Löser bin, doch es gibt auch einen Löser, der näher mit dir verwandt ist als ich. Verbleibe die Nacht hier. Dann wird es am Morgen geschehen: Wenn er dich löst, gut, lass ihn lösen. Doch wenn er nicht geneigt ist, dich zu lösen, dann löse ich dich, so wahr Jewe lebt! Leg dich nieder bis zum Morgen« (3:6-13).

 

 

Das Treffen um Mitternacht

Ruth folgte sorgsam den Anweisungen, die Naomi ihr gegeben hatte. Das Wort: »Sie freuen sich vor Dir wie bei der Erntefreude« (Jes.9:3) kam zum Abschluss, als sie bei der Tenne ankam. Boas hatte sich des Essens und des Trinkens erfreut, »und sein Herz war guten Mutes, als er kam und sich am Ende des gedroschenen Kornhaufens niederlegte.« Von den anderen Arbeitern wird uns nichts berichtet; wenn dort überhaupt welche waren, schliefen sie um das Feuer herum, das fast ganz heruntergebrannt war. Ruth hatte sich die genaue Stelle gemerkt, wo Boas sich zum Schlaf niedergelegt hatte; nach einer Weile ging sie heimlich und entblößte seine Füße. Dann, als ob sie demütig ihn ersuchte, ihr seinen Schutz zu gewähren, legte sie sich zu seinen Füßen nieder.

Ruth wartete still, bis die kalte Mitternachtsluft Boas zittern machte; so beugte er sich vor, als ob er seine kalten Füße bedecken wollte. Er war jedoch hellwach, als er gewahrte, dass eine Frau zu seinen Füßen lag. In der Dunkelheit der Nacht erkannte er sie nicht, und so fragte er: »Wer bist du?« (3:9).

 

Zuflucht unter Flügeln

Das hebräische Wort kanaph bedeutet »Flügel« in den meisten Vorkommen; doch in einigen Fällen zeigt der Nahzusammenhang, dass der »Saum« (eines Gewandes) gemeint ist. Einige Wochen zuvor hatte Boas die Mehrzahlsform gebraucht, als er betend zu ihr sagte: »Jewe vergelte dir dein Wirken. Dein Lohn möge sich auszahlen von Jewe, dem Elohim Israels, zu dem du gekommen bist, um unter Seinen Flügeln Zuflucht zu nehmen« (2:12).

In ihrer Antwort (3:9) bat Ruth den Boas, für sie eine formelle Funktion zu übernehmen. Sie sagte: »Ich bin Ruth, deine Magd. Breite den kanaph [»Flügel« od. »Saum«] deines Gewandes über deine Magd; denn du bist der Löser.«

In seiner gottesfürchtigen Freundlichkeit sah Boas nichts Befremdliches oder Ungewöhn­liches in ihrer Bitte. Er mag gefühlt haben, dass Jewe ihm einen Weg für gute Werke bereitet hatte und dass er in diesen wandeln sollte. So sagte er: »Gesegnet seist du von Jewe, meine Tochter!« Und er fügte hinzu: »Du hast deine letzte Huld [deine Loyalität der Sippe Elimelechs gegenüber] besser erwiesen als die erste [Freundlichkeit, deine Loyalität zu Naomi]« (3:10). So hatte Boas nur Lob für Ruth übrig, die nicht anderen Männern nachgelaufen war, sondern gekommen war, um unter seinen Flügeln Zuflucht zu suchen, um die Fortdauer der Familie Elimelechs zu gewährleisten.

 

Du sollst dich nicht fürchten

Dann beruhigte Boas Ruth, indem er sagte, dass sie sich nicht fürchten solle; denn er würde für sie alles tun, wessen sie ihn ersuche. Die Ältesten (die im Tor saßen) und die Einwohner von Bethlehem wussten, dass Ruth eine tüchtige Frau von vorbildlicher Haltung in ihrer Treue zu Naomi und Elimelech war. Ruth hatte wie eine echte Israelitin gehandelt, und sie war geeignet, die Frau des Boas zu werden, eines fähigen und vermögenden Mannes (vgl. 2:1).

Elimelech hatte noch einen anderen Löser, der ein näherer Verwandter war. Am nächsten Morgen, bei der Sitzung der Ältesten im Tor, könnte diese ungenannte Person es ablehnen, Ruth zu heiraten. So sagte Boas: »... dann löse ich dich«, und er fügte hinzu: » ... so wahr Jewe lebt!« (3:13).

 

Die Güte Jewes

Jewe belohnte Ruth reich für ihre Loyalität Naomi und der Sippe Elimelechs gegenüber. Der demütige Wunsch des Boas für ihre Zukunft lautete: »Jewe vergelte dir dein Wirken. Dein Lohn möge sich auszahlen von Jewe, dem Elohim Israels, zu dem du gekommen bist, um unter Seinen Flügeln Zuflucht zu nehmen« (Ruth 2:12). Was Ruth anging, so hatte Jewe ihre Schritte in der dunkelheit der Nacht zum Dreschplatz geführt, wo sie Boas, unbeobachtet von anderen, antraf und ihn bat, als ihr blutsverwandter Löser zu fungieren, das heißt sie zu heiraten. Jewe hatte den Charakter des Boas so gebildet, dass er ihr ihre Bitte von ganzem Herzen gewährte.

Am nächsten Morgen würde Boas herausfinden, ob ein anderer nahverwandter Löser von Elimelech bereit war, das Levirat für Ruth zu leisten (vgl. 5.Mose 25:5,6). So sagte Boas zu ihr: »Doch wenn er nicht geneigt ist, dich zu lösen, dann löse ich dich, so wahr Jewe lebt! Leg dich nieder bis zum Morgen« (3:13).

 

Sechs Maß Gerste

»So lag sie bis zum Morgen zu seinen Füßen. Doch sie erhob sich, ehe ein Mann seinen Nächsten erkennen konnte, denn Boas sagte sich: es soll nicht bekannt werden, dass die Frau zur Tenne gekommen ist. Er sagte zu ihr: Gib mir das Umhangtuch, das du umhast, und halte es auf. Da hielt sie es auf, während er sechs Maß Gerste abmaß und es ihr auflegte. Dann betrat sie die Stadt.

Sie kam zu ihrer Schwiegermutter, die fragte: Wie ist es dir ergangen, meine Tochter? Da berichtete sie alles, was der Mann für sie getan hatte, und sie fügte hinzu: Diese sechs Maß Gerste gab er mir und sagte: Du sollst nicht mit leeren Händen zu deiner Schwiegermutter zurückkommen. Sie antwortete: Bleibe hier, meine Tochter, bis du weißt, wie die Sache ausfällt; denn der Mann wird nicht ruhig sein, es sei denn, er schließt die Sache heute ab« (3:14-18).

 

Nicht mit leeren Händen

Ruth hatte ruhig zu den Füßen des Boas geschlafen. Sehr früh am Morgen, im Mischlicht der Dunkelheit vor Sonnenaufgang, erhob sie sich, bereit, nach Hause zu gehen. Boas stimmte ihr zu, dass es nicht bekannt werden sollte, dass sie als Frau zur Tenne gekommen war (3:14). Wenn sie gesehen wurde, wie sie die Stadt mit einer Menge Gerste auf ihrem Rücken betrat, mochte sie für eine Ährenleserin gehalten werden, die mehr Stunden als andere gearbeitet hatte und nicht in der Lage gewesen war, ihren Weg zurückzufinden, als die Nacht hereinbrach.

Boas bat sie, ihr Umhangtuch aufzuhalten, während er sechs Maß Gerste abmaß (ca. 50 Pfund). Er hob die schwere Last hoch und lud sie auf ihren Rücken. Dann ließ er sie zu Naomi zurückkehren und sagte: »Du sollst nicht mit leeren Händen zu deiner Schwiegermutter zurückkommen« (3:17).

Naomi war erleichtert, als sie sie sah. Etwa zwei Monate zuvor hatte Jewe sie leer nach Bethlehem zurückkehren lassen, ohne einen Nachkommen für den Namen Elimelechs und ohne jede Möglichkeit, sich selbst und Ruth zu versorgen. Doch von nun an sollte Naomi wieder »voll« sein (im Vergleich zu ihrem Zustand, in dem sie Moab verlassen hatte). Nach all der Bitterkeit hatte Er, der Allgenugsame, wieder Fröhlichkeit in ihr Leben gebracht (vgl. 1:20,21). Als Frau des Boas konnte Ruth einen erstgeborenen Sohn haben, und so würde ihre Leere ausgefüllt werden. Die fünfzig Pfund Gerste waren ein Zeichen, dass sie nie wieder Hungersnot zu leiden haben würde.

 

Der Loskauf und die Übertragung von Rechten

»Boas war zum Tor hinaufgezogen und hatte sich dort niedergesetzt, als hier der Löser vorbeikam, von dem Boas gesprochen hatte. Boas sagte zu ihm: Tritt beiseite und setz dich hierher, du Soundso. Er trat beiseite und setzte sich. Dann nahm Boas zehn Männer von den Ältesten der Stadt und sagte: Setzt euch hierher. Als sie sich gesetzt hatten, sagte er zu dem Löser: »Naomi, die vom Feld Moab zurückgekehrt ist, will das Teil des Feldes, das unserem Bruder Elimelech gehörte, verkaufen. Ich meinte, ich sollte es deinem Ohr offenbaren, indem ich sage: Erwirb es vor den hier Sitzenden und vor den Ältesten meines Volkes. Wenn du es lösen willst, so löse es. Doch wenn du es nicht löst, tue es mir kund, damit ich es weiß; denn da ist niemand außer dir zum Lösen, und ich bin nach dir. Er erwiderte: Ich werde es lösen. Dann sagte Boas: An dem Tag, da du das Feld aus der Hand Naomis erwirbst, da erwirbst du auch Ruth, die moabitische Frau des Toten, um den Namen des Toten auf seinem Losteil aufzurichten. Der verwandte Löser antwortete: Ich kann es nicht für mich lösen, sonst würde ich mein Losteil verderben. Du aber löse mein Lösungsrecht für dich; denn ich kann es nicht lösen« (4:1-6).

 

Rechtsabkommen im Stadttor

Boas wollte den anderen blutsverwandten Löser treffen und sich mit ihm in Gegenwart fachkun­diger Zeugen unterreden. So ging er früh am Morgen zum Stadttor, wo die Menschen auf ihrem Weg zu den Dreschplätzen vorbeigingen. Die Toranlage in der Stadtmauer hatte oftmals Räume an der Seite für die Wachen und für Rechtssitzungen, da das Stadttor der übliche Ort war, um das Gesetz auszuüben und rechtskräftigen Abmachungen Gültigkeit zu verleihen. Da waren Bänke für die Ältesten, die traditionsgemäß verantwortlich waren für die Rechtspflege in ihrer Stadt.

So setzte sich Boas nieder als der Vertreter der einen Partei, als auch der ungenannte, nahe blutsverwandte Löser vorbeikam. Boas rief nach ihm, damit er Platz nehme als Repräsentant der anderen Partei. Dann rief er zehn der Ältesten der Stadt herzu, um als Zeugen anwesend zu sein. Sodann begann die formelle Rechtssitzung.

Boas erklärte, dass Naomi entschieden hatte, das Feld ihres verstorbenen Mannes zu veräußern, das er als sein Losteil besaß, da sie nicht in der Lage war, dieses zu bearbeiten. Boas bot das Vorrecht des Lösens dieses Feldes der anderen Partei an, die wusste, dass Naomi eine kinderlose Witwe war und zu alt, noch einen Erben zu haben. Der Mann dachte, dass das Feld für immer sein eigen sein würde, da Elimelechs Name auf diesem Losteil aus Israel ausgelöscht sein würde.

So antwortete der ungenannte Verwandte: »Ich werde es lösen« (4:4). Doch Boas erinnerte ihn daran, dass da die Moabitin Ruth war, die kinderlose Witwe Machlons, eines der beiden verstorbenen Söhne Elimelechs. Es wäre die Pflicht des blutsverwandten Lösers gewesen, die Leviratsehe mit ihr einzugehen, um sie als seine Frau zu nehmen (vgl. 5.Mose 25:5,6), um den Namen auf seinem Losteil aufzurichten (4:10). Der Ungenannte dachte nun, dass unter diesen Umständen das Feld nicht sein eigen sein könnte, sondern vielmehr dem erstgeborenen Sohn aus dieser Heirat gehören würde. So antwortete er: »Ich kann es nicht für mich lösen, sonst würde ich mein Losteil verderben« (4:6). Da bot er an, sein Lösungsrecht an Boas abzutreten.

 

Das Beglaubigungsrecht in Israel

»Dies war die Rechtssatzung vormals in Israel für die Lösung und für den Vertausch, jede Sache zu bestätigen: Ein Mann zog seine Sandale aus und gab sie seinem Nächsten; dies war das Zeugnis in Israel. Nun sagte der verwandte Löser zu Boas: Erwirb es für dich selbst. Dann zog er seine Sandale aus und gab sie ihm. Darauf sagte Boas zu den Ältesten und dem ganzen Volk: Ihr seid heute Zeugen, dass ich aus der Hand Naomis alles erworben habe, was Elimelech und alles, was Kiljon und Machlon besaßen. Überdies habe ich Ruth, die moabitische Frau Machlons, für mich als Frau erworben, um den Namen des Toten auf seinem Losteil aufzurichten, damit der Name des Toten nicht aus seinem Brüderkreis und vom Tor seines Ortes ausgerottet werde. Ihr seid heute Zeugen« (4:7-10).

Um die Übertragung rechtmäßig zu machen, zog der ungenannte Blutsverwandte seine Sandale aus, gab sie Boas und sagte: »Erwirb es für dich selbst« (4:8). Diese symbolische Handlung war der alte Bestätigungsbrauch in Israel.

Eine Abweichung hiervon wird uns in 5.Mose 25:7-10 berichtet. Wenn ein blutsverwandter Löser nicht bereit war, das Levirat für seine verwitwete Schwägerin zu übernehmen, dann sollte letztere zu den Ältesten ins Tor hinaufgehen und sagen: »Mein Schwager weigert sich, seinem Bruder den Namen in Israel aufrechtzuerhalten ... Die Ältesten seiner Stadt sollen ihn rufen und mit ihm reden. Doch stellt er sich dann hin und sagt: Ich bin nicht geneigt, sie zu nehmen, dann soll seine Schwägerin vor den Augen der Ältesten zu ihm hintreten und ihm die Sandale von seinem Fuß abziehen und ihm ins Gesicht spucken und ihm antworten und sagen: So soll dem Mann geschehen, der das Haus seines Bruders nicht bauen will. Und sein Name soll in Israel heißen »Haus des Barfüßers«.

 

Die Erklärung des Boas hinsichtlich seines Erwerbs

Der ungenannte Verwandte hatte formell sein Löserecht dem Boas mit der symbolischen Geste der Übergabe seiner Sandale übertragen. Dann sprach Boas zu den Ältesten im Tor und erläuterte die Einzelheiten seines eigenen Löserechts mit gesetzmäßiger Genauigkeit. Aus der Hand Naomis hatte er alles erworben, was Elimelech gehörte, samt allem, was dessen zwei Söhne von ihrem Vater besaßen, das heißt das Losteil (das Feld) und alle Habe des Toten. Boas fügte hinzu, dass er ebenfalls Ruth als seine Frau für sich erwarb, »um den Namen des Toten auf seinem Losteil aufzurichten, damit der Name des Toten nicht aus seinem Brüderkreis« und vor den Ältesten seiner Heimatstadt ausgerottet werde. Boas beschloss seine Ausführungen mit der üblichen Formel: »Ihr seid heute Zeugen«.

 

95/272 Segnungen über Ruth und über Boas

»Alles Volk, das im Tor war, und die Ältesten erwiderten: Wir sind Zeugen! Und die Ältesten sagten: Jewe gebe der Frau, die in dein Haus kommt, wie Rahel und wie Lea zu sein; sie beide bauten das Haus Israels! Erwirb Vermögen in Ephrata und rufe einen Namen aus in Bethlehem. Es werde dein Haus wie das Haus des Perez, den Thamar für Juda gebar, aus dem Samen, den Jewe dir geben wird von dieser jungen Frau« (Ruth 4:11,12).

»Zeugen!« Mit diesem Wort legalisierten alle Zuschauer im Tor wie auch die Ältesten die Übertragung, die Boas vollzogen hatte. Dann sprachen die Ältesten einen betenden Segen über Ruth aus, dass Jewe ihr viele Kinder bescheren möge, so wie Er Rahel und Lea gesegnet hatte. Dies waren prophetische Worte; denn Jewe hatte Ruth dazu bestimmt, das Haus Davids zu bauen, während Rahel und Lea das Haus Israel aufzubauen hatten.

Die Ältesten fügten einen ähnlichen Segen für Boas hinzu, der ein Nachkomme des Perez war. Letzterer war der Erstgeborene von Juda und Thamar; auch sie war eine ausländische kinderlose Witwe, die Jewe dazu auserwählt hatte, das Haus Juda zu bauen (vgl. 1.Mose 38:11). Als der Urgroßvater Davids würde Boas einen Namen in Bethlehem ausrufen.

 

Obed, der Großvater Davids

»So nahm Boas Ruth; sie wurde seine Frau, und er ging zu ihr. Jewe gewährte ihr Schwangerschaft, und sie gebar einen Sohn. Da sagten die Frauen zu Naomi: Gesegnet sei Jewe, der deinen Löser heute nicht hat aufhören lassen. Sein Name werde geheroldet in Israel! Er wird dir ein Wiederhersteller deiner Seele sein und dich in deinem grauhaarigen Alter versorgen; denn deine Schwiegertochter, die dich liebt, sie hat ihn geboren, sie, die für dich besser ist als sieben Söhne. Dann nahm Naomi den Knaben und legte ihn an ihren Busen, und sie wurde wie eine Pflegemutter zu ihm. Die Nachbarinnen nannten ihn einen Namen und sagten: Naomi ist ein Sohn geboren! Und sie nannten seinen Namen Obed. Er wurde der Vater Isais, des Vaters Davids« (Ruth 4:13-17).

Boas nahm Ruth in sein Haus auf als seine Frau. Und Jewe segnete ihre Heirat mit einem erstgeborenen Sohn, der den Namen des Toten (Elimelech) auf seinem Losteil aufrichten sollte. Damit gewährte Jewe der Naomi, ihren Löser zu haben, um ihre Seele wiederherzu­stellen und um sie in ihrem grauhaarigen Alter zu versorgen.

Der Tod ihres Mannes und ihrer beiden Söhne hatten bittere Gefühle in Naomi hinterlassen. Nach ihrer Rückkehr aus Moab hatte sie den Frauen in Bethlehem gesagt: »Nennt mich nicht Naomi [Lieblichkeit], nennt mich Mara [Bitterkeit]; denn der Allgenugsame hat sehr große Bitterkeit über mich gebracht. Voll bin ich gegangen [von hier], doch leer hat mich Jewe zurückkehren lassen. Warum nennt ihr mich Naomi, wenn Jewe mich gedemütigt hat und Er, der Allgenugsame, mir Übles getan hat?« (Ruth 1:20,21).

Als Ruth zu ihrer Schwiegermutter mit einer großen Menge Gerste nach Hause kam, die sie auf dem Feld des Boas aufgelesen hatte, schwand Naomis Bitterkeit und sie erklärte: »Gesegnet sei er [Boas] von Jewe, der Seine Gunst den Lebenden wie den Toten gegenüber nicht verlassen hat« (2:20). Tief empfundene Dankbarkeit gegenüber Jewe hatte ihre Seele wiederhergestellt, dies um so mehr, da Jewe die Ruth geleitet hatte, auf dem Feld eines Mannes Ähren aufzulesen, der ein naher Verwandter Elimelechs war und damit einer ihrer blutsverwandten Löser.

Die Frauen von Bethlehem lobten die Ruth und sagten zu Naomi: Sie ist besser für dich als sieben Söhne (4:15). Sie nannten das Kind »Obed« (Diener); und sie wurde für ihn wie eine Pflegemutter. Da sagten die Frauen: »Naomi ist ein Sohn geboren.« Als ein Erwachsener würde er bei ihr Glückseligkeit auslösen und ihr als Stütze in ihrem Alter dienen.

Die Schriftrolle des Buches Ruth schließt mit der Chronik des Perez: »Perez zeugte Hezron; Hezron zeugte Aram; Aram zeugte Amminadab; Amminadab zeugte Nahson; Nahson zeugte Salmon; Salmon zeugte Boas; Boas zeugte Obed; Obed zeugte Isai und Isai zeugte David« (4:18-22).

Diese Namen wurden Teil der Rolle der Abstammung Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams (vgl. Mat.1:3-6).

 

 

Hermann Rocke

Konkordanter Verlag Pforzheim