zurück zur Homepage

Das Evangelium des Apostels Paulus

 

Der Apostel Paulus schreibt in Römer 16:25-27: »Ihm aber, der euch festigen kann gemäß meinem Evangelium und der Heroldsbotschaft von Christus Jesus, gemäß der Enthüllung eines Geheimnisses, das in äonischen Zeiten verschwiegen war [das ist die Versöhnung Gottes mit den Menschen], nun aber offenbar wurde und auch durch prophetische Schriften gemäß der Anordnung des äonischen Gottes für alle Nationen bekannt gemacht worden ist, um Glaubensgehorsam zu wirken — Ihm, dem allein weisen Gott sei durch Christus Jesus Verherrlichung für die Äonen der Äonen!« Noch zwei weitere Male gebraucht der Apostel Paulus die Worte »mein Evangelium«, nämlich in Römer 2:16 — da ist von dem Gericht Gottes über das Verborgene der Menschen gemäß dem Evangelium des Paulus die Rede — und in 2.Timotheus 2:8 — da geht es darum, Jesu Christi dem Evangelium des Paulus gemäß eingedenk zu sein.

Es ist zu prüfen, ob diesem besitzanzeigenden Fürwort »mein« eine Bedeutung zukommt oder Paulus nur schlichtweg das Evangelium, die frohe Botschaft im Allgemeinen meint, das er etwa wie alle andern auch verkündige. Galater 2:7 gibt uns hierzu Auskunft: Jakobus, Kephas und Johannes sahen ein, »dass ich (Paulus) mit dem Evangelium der Unbeschnittenheit betraut bin so wie Petrus mit dem der Beschneidung.« Wir wissen somit nun, dass es damals zwei Evangelien gab. Jakobus, Kephas und Johannes sahen das ein, denn zwischen Israel und den Nationen besteht ein gravierender Unterschied im Heilsplan Gottes.

Vier Berichte

 

Sollte es nicht aber vier Evangelien geben? — Was Matthäus, Markus, Lukas und Johannes geschrieben haben, bezeichnet Gott in Seinem Wort aber als »Berichte« (Ap.1:1). Es gibt also vier Berichte über den Dienst unseres Herrn Jesus Christus unter Seinem Volk Israel. Nur zu diesem war Er gesandt, wie Er in Matthäus 15:24 sagt: »Ich wurde lediglich zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel gesandt!« An eine herausgerufene Gemeinde, bestehend aus Gläubigen aus allen Nationen und unabhängig von dem königlichen und priesterlichen Volk Israel, war überhaupt nicht zu denken. Kein Prophet hatte jemals solches auch nur angedeutet. Selbst später noch im Verlauf der Apostelgeschichte — so müssen wir beim Lesen von Kapitel Zehn feststellen — war das unvorstellbar. Der Apostel Petrus jedenfalls konnte sich noch nicht einmal vorstellen, dass der Hauptmann Kornelius, der ein Anhänger des israelitischen Glaubens und ein Proselyt des Tores war, aber eben unbeschnitten, durch den Geist Gottes gereinigt werden und man mit ihm Gemeinschaft haben könne. Petrus wusste natürlich, dass alle Nationen durch Israel gesegnet (1.Mose 22:18) und Israel untergeordnet werden sollten, aber niemand, auch der Herr Selbst nicht, hatte gesagt, dass welche aus den Nationen unabhängig von der Vermittlerrolle des dafür auserwählten Volkes dereinst Gott dienen würden.

Zwei Evangelien

 

Die zwei in Galater 2:7 genannten Evangelien unterscheiden sich in der Bezeichnung und im Inhalt. Paulus verkündigte das Evangelium der Unbeschnittenheit, und zwar den Menschen aus allen Nationen, Israel einbezogen. Petrus und die anderen Apostel der Beschneidung verkündigten das Evangelium der Beschneidung, und zwar grundsätzlich nur denen aus dem Volk Gottes und den Proselyten (Gal.2:9). Denn zuerst muss Israel eine heilige Nation werden, bevor es alle anderen Nationen zu Jüngern machen kann (Mat.28:19).

Damals gab es diese zwei Evangelien mit unterschiedlichen Verkündigungsinhalten. Damals — das war die Verwaltung des Übergangs von der pfingstlichen Verwaltung zur gegenwärtigen der überströmenden Gnade. Was ist eine Verwaltung? Das griechische Wort der Bibel dafür klingt uns nicht fremd: oikonomia, wörtlich Haus-Gesetz. Gemeint ist eine Haushaltung, eine Verfahrensordnung Gottes für eine bestimmte Zeit. Gott verfährt in den verschiedenen Abschnitten Seiner Heilsgeschichte unterschiedlich. In der Verwaltung der Verheißung zur Zeit Abrahams galten andere Prinzipien als in der darauf folgenden des Gesetzes. In der Verwaltung der Fleischwerdung Christi wurden dem Volk Israel Gnade und Wahrheit zuteil. Die nächste Verwaltung war von Pfingsten und den Kraftwirkungen und außergewöhnlichen Gnadengaben des Geistes Gottes geprägt. Mit zunehmender Verstockung Israels folgte die Verwaltung des Übergangs, in welcher Paulus der israelitische Amtsträger Christi Jesu für die Nationen war und als Priester des Evangeliums Gottes wirkte, damit die Darbringung der Nationen wohlannehmbar werde (Röm.15:16). Am Ende der Apostelgeschichte, nachdem berichtet worden war, dass die Juden in Jerusalem, in Judäa und bis zur letzten Grenze des Landes (Ap.1:8) und auch die Juden im Ausland nicht glaubten, dass Jesus der Christus ist, sie also ihren König und damit das Königreich verwarfen, musste der Apostel Paulus den trefflichen Ausspruch des Propheten Jesaia zitieren, wonach dieses Volk Ohren hat und doch nicht hört und Augen hat und doch nicht sieht. »Es sei euch daher bekannt gemacht«, rief Paulus dann, »dass diese Rettung [nämlich die durch Jesus Christus] den Nationen gesandt worden ist; sie werden auch hören!« (Ap.28:28).

Heute ist nur das Evangelium der Unbeschnittenheit zu verkündigen

 

Als Paulus Israels bereits im Römerbrief festgelegte Beiseitesetzung vollzog, war er Gefangener in Rom und schrieb die so genannten Gefangenschafts- oder Vollkommenheitsbriefe, den Epheser-, den Philipper- und den Kolosserbrief. In diesen Briefen werden die höchsten geistlichen Segnungen und unser Niedergesetztsein inmitten der überhimmlischen Heerscharen dargelegt (Eph.1:3; 2:6) und die gegenwärtige Verwaltung bekannt gemacht, in der wir jetzt leben (Eph.3:2,8,9; Kol.1:25-27). In der derzeitigen Verwaltung der überströmenden Gnade gibt es nur ein Evangelium, nur ein Glaubens- und Erwartungsgut, das des Apostels Paulus. Israel hat derzeit keine Sonderrolle und ist auch gar nicht in der Lage, das Evangelium des Apostels Petrus zu verkündigen, weil es selbst noch nicht geheiligt ist. Wenn aber die Vervollständigung der Auswahl der Nationen in den das Licht des Evangeliums auf der Erde verbreitenden Ölbaum eingegangen ist, dann wird Israel als Gesamtheit gerettet werden, wie in Römer 11:26, Jesaia 59:20,21 und Jeremia 31:33,34 geschrieben steht.

Paulus verkündigte in der Übergangsverwaltung, als Israel noch zur Umsinnung aufgerufen wurde, den Auslandsjuden die Erfüllung der Verheißungen für Israel durch Jesus Christus im Königreich Gottes, zugleich aber den Nationen den Segen aus Jesu Christi Kreuz. Nach der Beiseitesetzung Israels wirkte er nur noch als Apostel der Nationen, denen er zuvor schon in den so genannten Vorbereitungsbriefen, dem Römer- und dem Galaterbrief und den Korintherbriefen, die Grundlagen seines Evangeliums dargelegt hatte, und zwar diente er jetzt in der Vervollständigung des Segens Christi (Röm.15:29). Aber auch Juden glaubten dem Evangelium der Unbeschnittenheit, ja stellten in den Gemeinden einen großen Anteil.

Eigens dem Apostel Paulus enthüllt

 

Woher nun hatte der Apostel Paulus sein eigenes Evangelium? Hat Petrus es ihm gelehrt? Paulus sagt dazu in Galater 1:12: »Ich erhielt es weder von einem Menschen, noch wurde ich es gelehrt; vielmehr wurde es mir durch eine Enthüllung Jesu Christi zuteil.« Gott tat dies, als es Ihm wohlerschien, Seinen Sohn in Paulus zu enthüllen, damit Paulus Ihn Selbst, Christus Jesus, als Evangelium unter den Nationen verkündige (Gal.1:15,16).

Er Selbst, Christus Jesus, wird uns von dem Apostel verkündigt, und jeder geistliche Segen in Ihm, nicht irdische Segnungen, wie Gesundheit, Reichtum und Ansehen oder was Israel zufallen wird: äonisches Leben auf der Erde, politische Herrschaft, priesterliche Vermittlerrolle. Nicht nur deshalb schreibt Paulus in Galater 1:11, dass das von ihm verkündigte Evangelium nicht menschengemäß sei, sondern auch wegen des alles übersteigenden Reichtums der Gnade, den die Menschen nicht erahnen konnten. Wozu kein Menschenherz hinaufgestiegen ist, all das hat Gott denen bereitet und enthüllt, die Ihn lieben — uns (1.Kor.2:9).

Alles Andersartige sei in den Bann getan!

 

Weiteren Aufschluss über die zwei verschiedenen Evangelien gibt uns Galater 1:6-9: »Ich staune, dass ihr euch so schnell umstellt, hinweg von dem Evangelium, das euch in Christi Gnade berufen hat, zu einem andersartigen Evangelium, das aber nicht ein anderes echtes ist, wenn da nicht etliche wären, die euch beunruhigen und das Evangelium des Christus verkehren wollen. Aber wenn auch wir oder ein Bote aus dem Himmel euch etwas Andersartiges neben dem verkündigt, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: er sei in den Bann getan! Wie wir schon zuvor betont hatten, so sage ich auch jetzt wieder: Wenn jemand euch etwas Andersartiges als Evangelium verkündigt, neben dem, was ihr von uns erhalten habt: er sei in den Bann getan!«

Paulus staunte, dass die Galater sich von dem Evangelium, das sie in eine nicht mit menschlichen Leistungen vermischte Gnade berufen hatte, weggewandt hatten hin zu einem andersartigen Evangelium, das nicht ein anderes echtes war. Der Begriff »andersartig« (griech. heteron) deutet einen Wesensunterschied an; da ist von einer anderen Art die Rede. Das Wort »anderes« (griech. allo) dagegen meint etwas anderes derselben Art. Das Evangelium des Petrus war ein anderes Evangelium; es war aber von derselben Art wie das des Paulus, denn es gründete auf dem Tod Jesu Christi. Das andersartige Evangelium dagegen — das haben sich die Galater einreden lassen, das war kein echtes Evangelium als solches, sondern eine willkürliche Mischung beider Evangelien.

»Wenn jemand euch etwas Andersartiges als Evangelium verkündigt neben dem, was ihr von uns erhalten habt: er sei in den Bann getan!« Diese ernste Warnung gilt auch den Gläubigen heutzutage! Und wie viele sind doch wirklich in einem Bann, sodass sie das Evangelium des Apostels Paulus nicht erkennen und sich seines überragenden Inhalts nicht erfreuen können. Auch den Korinthern muss Paulus vorhalten: »Denn wenn jemand kommt und einen anderen Jesus heroldet, den wir nicht geheroldet haben, oder wenn ihr einen anderen Geist erhaltet, den ihr nicht durch uns erhieltet, oder ein andersartiges Evangelium, das ihr nicht durch uns empfingt, dann ertragt ihr das trefflich« (2.Kor.11:4). Praktisch bedeutet das in den Bann Tun, auf solche Verkündiger nicht zu hören.

Paulus verkündigt Christi Wort zur gegenwärtigen Frist für die Glieder Seines Körpers

 

Mögen doch alle Gläubigen völliges Verständnis darüber erlangen, welches Wort Gottes unmittelbar an uns, die Glieder des Körpers Christi aus allen Nationen, gerichtet ist, nämlich das durch den Apostel Christi Jesu — nur Paulus wird in der Schrift so bezeichnet — offenbarte. Petrus nannte sich Apostel Jesu Christi. Entsprechend der irdischen Königreichserwartung Israels steht der Name des Herrn voran. Dagegen weist der voranstehende Titel »Christus« auf Seine Erhöhung und Verherrlichung inmitten der Überhimmlischen hin, woran wir Anteil haben.

Des Paulus Worte sind keine Menschenworte, sondern das Wort Christi Jesu für die Glieder Seiner Körperschaft. Mögen wir uns merken, was in Titus 1:3 zu lesen ist: »Sein Wort aber hat Er (Gott) zu den eigenen Fristen offenbart durch die Heroldsbotschaft, mit der ich (Paulus) betraut wurde.« Die Heroldsbotschaft des Apostels Paulus ist Gottes Wort zu diesen Gott eigenen Fristen, die Er festgesetzt hat und in denen wir überaus Bevorzugten leben dürfen.

Mögen wir auch nicht vergessen, was in 1.Timotheus 2:5-7 geschrieben steht: »Gott ist einer, ebenso ist einer auch Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der Sich Selbst für alle zum Ersatz-Lösegeld gibt als Zeugnis für dessen eigene Fristen, für welches ich als Herold und Apostel eingesetzt wurde (ich sage die Wahrheit, ich lüge nicht) zum Lehrer der Nationen in Erkenntnis und Wahrheit.« In der gegenwärtigen Frist ist Paulus der Apostel und Lehrer, auf den zu hören ist.

Paulus vervollständigte das Wort Gottes für die gegenwärtige Verwaltung

 

Vernehmen wir zum Thema der Sonderstellung des Apostels Paulus noch die weiteren eindrücklichen Worte in Kolosser 1:25-27: »Ich wurde der Diener der Körperschaft des Christus, der herausgerufenen Gemeinde, gemäß der Verwaltung Gottes, die mir für euch gegeben ist, um das Wort Gottes zu vervollständigen — das Geheimnis, das von den Äonen und von den Generationen her verborgen gewesen ist, nun aber Seinen Heiligen geoffenbart wurde, denen Gott bekannt machen will, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Nationen sei, welches ist: Christus unter euch, als das Erwartungsgut der Herrlichkeit.«

In einer Linie stehen diese Begriffe: der Apostel Paulus — die Körperschaft des Christus — diese Verwaltung Gottes — das Geheimnis — Christus unter den Nationen; und alle diese Begriffe haben nichts mit Israel zu tun. Wir, die Glieder des Körpers Christi, sind eine andere Heilskörperschaft als das zukünftig wiedergezeugte und gläubige Israel.

Gott enthüllte zugleich mit unserer Verwaltung, die bis dahin verborgen gewesen war, ihrem Gnadencharakter entsprechende Geheimnisse, die nie zuvor bekannt gemacht wurden, Geheimnisse höchster geistlicher und überhimmlischer Segnungen in Christus Jesus. Wir haben Anteil an den Würden und Aufgaben Christi Jesu Selbst; denken wir dabei zum Beispiel an unseren Sohnesstand, unsere Verherrlichung und unsere Mitwirkung bei der Vervollständigung des Alls.

Das Königreich Israels ist nicht unsere Erwartung

 

Unser Herr Jesus Christus unterwies Seine Jünger nach Seiner Auferstehung 40 Tage lang über das Königreich Gottes, das Israel verheißen ist (Ap.1:3). Auf ihre Frage: »Herr, stellst Du in dieser Zeit das Königreich für Israel wieder her?«, antwortete Er: »Euch steht es nicht zu, die Zeiten oder Fristen zu erfahren, die der Vater in eigener Vollmacht festgesetzt hat« (Ap.1:6,7). Die weitere Antwort auf die Frage der Jünger tritt dann in der Apostelgeschichte von Kapitel zu Kapitel immer deutlicher hervor: Nicht in dieser Zeit wird das Königreich für Israel wiederhergestellt!

Ja, gibt es denn dann noch eine Hoffnung für die Welt, wenn Israel Jesus Christus ablehnt, musste man sich damals fragen. Gottes Gedanken aber sind — gottlob — höher als unsere, und Seine Wege sind erhabener. Israels Kränkung ist der Welt Reichtum geworden, Israels Niedergang der Reichtum der Nationen. Israels derzeitige Verwerfung ist der Welt Versöhnung (Röm.11:12,15)! Christus gebrauchte dazu Seinen ärgsten Feind unter den Menschen: den Pharisäer Saulus, den Er Sich vor Damaskus als Sein auserwähltes Gerät berief, Seinen Namen vor die Augen der Nationen wie auch der Könige und Söhne Israels zu tragen (Ap.9:15). Nach dem mehrjährigen Dienst des Saulus in der pfingstlichen Gemeinde im syrischen Antiochien sagte der Geist, der heilige: »Sondert Mir auf jeden Fall Barnabas und Saulus für das Werk ab, zu dem Ich sie berufen habe« (Ap.13:2). Paulus verrichtete von da an einen von den zwölf Beschneidungsaposteln abgesonderten Dienst an Auslandsjuden und Griechen, bis er sich vom Abschluss der Apostelgeschichte an völlig von Israel als Nation wegwandte und die gegenwärtig noch andauernde Verwaltung der Gnade Gottes begann. Diese dem Apostel Paulus gegebene Verwaltung dauert bis zu unserer Entrückung in Christi überhimmlisches Königreich. Dann ist der Weg frei für den Tag des Zorns und die Enthüllung des gerechten Gerichts Gottes.

Die dem Apostel Paulus gegebene Verwaltung

 

Mit aller Deutlichkeit und Ausführlichkeit wird uns im dritten Epheserbriefkapitel gesagt, welche Verwaltung dem Apostel der Nationen anvertraut ist, für wen sie ist und welche Merkmale sie hat. Verankern wir fest in uns, was in Epheser Drei geschrieben steht:

Verse 1 und 2: »Mithin bin ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die aus den Nationen — wenn ihr nämlich von der Verwaltung der Gnade Gottes gehört habt, die mir für euch gegeben ist.« Paulus ist der Beauftragte Christi Jesu, der uns das Wort des erhöhten und zur Rechten Gottes sitzenden Herrn übermittelte und mit seinem Wandel und Dienst unterstrich. Haben wir von der ihm für uns gegebenen Verwaltung der Gnade Gottes gehört? Wie dankbar dürfen wir sein, dass wir von dieser herrlichen Verwaltung wissen!

Verse 3a und 6a: »... da mir durch eine Enthüllung das Geheimnis bekannt gemacht wurde ...: Im Geist sind die aus den Nationen gemeinsame Losteilinhaber und eine gemeinsame Körperschaft und gemeinsame Teilhaber der Verheißung in Christus Jesus«. Das war bis zur Abfassung des Epheserbriefes in der römischen Gefangenschaft allerdings ein Geheimnis, ein unvorstellbares, nämlich dass alle Gläubigen des Evangeliums des Paulus gleich welcher Herkunft dieselben Segnungen haben, als Gleichrangige und Gleichwertige zu der Körperschaft des Christus gehören und die gemeinsame Erwartung haben, in den kommenden Äonen im überhimmlischen Bereich als Erweis der Gnade Gottes wirken zu dürfen (Eph.2:7).

Solchermaßen gesegnet sind wir »... durch das Evangelium, dessen Diener ich geworden bin, dem Geschenk der Gnade Gottes entsprechend, die mir gemäß der Wirksamkeit Seiner Kraft gegeben ist« (Verse 6b und 7). Die Inhalte dieses Evangeliums kennzeichnen unsere Verwaltung.

In Vers 8 schreibt der Apostel Paulus sodann: »Mir, dem bei weitem Geringsten aller Heiligen, wurde diese Gnade gegeben, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen ...« Alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis in Christus Jesus sind uns durch diesen Apostel mitgeteilt worden, und im Angesicht Jesu Christi erkennen wir schließlich den Vater Selbst in Seiner Herrlichkeit, da Er uns alle Herrlichkeit in Christus Jesus hat zuteil werden lassen (Eph.1:17; 2.Kor.4:6).

Vers 9: »... und alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft, das von den Äonen an in Gott verborgen gewesen war, der das All erschaffen hat ...» Niemand hat die Verwaltung des Geheimnisses vermuten können und noch weniger, welch herrlichen geistlichen Segnungen sie in Christus Jesus für uns inmitten der überhimmlischen Geschöpfe birgt.

Verse 10 und 11: »... damit nun durch die herausgerufene Gemeinde den Fürstlichkeiten und Obrigkeiten inmitten der Überhimmlischen die mannigfaltige Weisheit Gottes bekannt gemacht werde, entsprechend den Vorsatz der Äonen, den Er in Christus Jesus, unserem Herrn, gefasst hat.« Selbst die Geschöpfe in den überhimmlischen Regionen staunen über die Weisheit Gottes, die sich an uns entfaltet, und zwar nun schon. Christus, und dieser als gekreuzigt, ist die Weisheit Gottes, die uns voll und ganz zuteil wurde. Anbetend nur können wir Gott Verherrlichung entgegenbringen in Christus Jesus für die den ganzen Reichtum des Christus umfassende Gnade, in der wir stehen.

 

 

 

 

Überragende Segnungen

 

Was ist nun der überragende Inhalt des uns angehenden Evangeliums? Als der Apostel Paulus von dem uns angehenden Glaubensgut (Eph.1:15) hörte, konnte er nicht aufhören zu danken.

Es seien einige Beispiele unserer Segnungen angeführt:

- Die Rechtfertigung durch Glauben

Wer kann das fassen? Völlige und bleibende Rechtfertigung von den Sünden, ein für allemal, allein durch Glauben, allein im Blut Christi, allein in Gottes Gnade (Röm.3:24,28; 5:9). Rechtfertigung ist ein Rechtsspruch, und zwar ein Freispruch wegen in Christi Blut begründeter Unbeschuldbarkeit. Unbeschuldbar sind wir, weil wir zusammen mit Christus gekreuzigt wurden und starben, unser gerechtes Urteil also bereits erhielten.

Das Evangelium der Beschneidung kennt dies nicht, sondern nur eine Vergebung der Sünden, und zwar nur unter bestimmten Bedingungen, wie der Umsinnung, der vorausgegangenen Vergebung gegenüber Schuldigern und des offenen Bekenntnisses der Sünden. Und: Dieser Sündenerlass konnte bei mangelndem Wohlverhalten rückgängig gemacht werden (Mat.6:12-15;18:23-35; Ap.2:38; 5:1-11; 1.Joh.1:9).

Wir aber haben neben der Rechtfertigung von den Sünden allezeit auch die Vergebung der Kränkungen des Vaterherzens Gottes, mithin eine umfassende Freilösung durch Christi Blut, nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt (Eph.1:7).

- Die Versöhnung

 

Wir rühmen uns in Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir die Versöhnung erhielten. Indem wir diese Tatsache glauben, erfreuen wir uns der Aussöhnung, des beiderseitigen Verhältnisses des Friedens und des Wohlgefallens aneinander. Gerechtfertigt zu sein, ist wesentlich; aber Frieden mit dem Richter zu haben — welch eine Herrlichkeit!

Das Evangelium der Beschneidung dagegen konnte keinen völligen Frieden und keine Heilsgewissheit vermitteln, denn man musste sich durch Abstehen von der Sünde bewähren und die Berufung und Auserwählung durch edle Werke bestätigen (Mat.25:30; 2.Petr.1:10). Eine Lüge wurde Ananias und Sapphira zur Verurteilung (Ap.5:1-11).

Nichts dagegen ist uns zur Verurteilung, die wir in Christus Jesus sind (Röm.8:1). Uns, die Er berief, die verherrlicht Er auch (Röm.8:30).

 

- Die Versiegelung mit dem heiligen Geist

Als wir das Wort der Wahrheit, das Evangelium von unserer am Kreuz geschehenen Rettung, hörten und glaubten, wurden wir mit dem Geist Gottes versiegelt; bis zum Tag der Freilösung unseres Körpers kann es nicht aufgebrochen werden (Eph.1:13; 4:30).

Die Gläubigen, die auf Petrus hörten, konnten dagegen den Geist Gottes und ihren Platz im Königreich Israels wieder verlieren (2.Pet.2:20).

- Unsere Freiheit vom Gesetz

 

Wir Gläubigen sind nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade (Röm.6:14). Den Nationen ist das Gesetz des Mose ohnehin nicht gegeben (Röm.2:14). Die jüdischen Gläubigen hatten das Gesetz natürlich in Auswirkung ihres Glaubens zu halten (Mat.23:23; Ap.21:20; Jak.2:8-11; 4:11).

 

- Unsere überhimmlische Erwartung

 

Wir werden aus dem Kommen des Zorns von der Erde weg entrückt zum Herrn hin in Sein überhimmlisches Königreich (1.Thess.1:10; 4:17; 2.Tim.4:18). Unser Bürgertum ist in den Himmeln‚ woher wir den Retter erwarten, unseren Herrn Jesus Christus, der den Körper unserer Erniedrigung umwandeln und dem Seiner Herrlichkeit gleichgestalten wird (Phil.3:20,21). Gott setzt uns in den kommenden Äonen inmitten der überhimmlischen Heerscharen in Christus Jesus nieder, um den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau zu stellen (Eph.2:6,7).

Die gläubigen Israeliten der früheren und der künftigen Heilsverwaltungen dagegen kommen nicht in den Himmel, sondern werden auf der Erde als Könige und Priester wirken zum Segen aller Nationen, und zwar im nächsten Äon des tausendjährigen Königreichs der Himmel auf dieser Erde und darauf im letzten Äon auf der neuen Erde, auf die das neue Jerusalem herabkommen wird (Off.20:6; 21:1,2.24,26).

Schneide das Wort der Wahrheit richtig

Diese Beispiele sollen genügen. Wir haben neben dem überragenden Inhalt des Evangeliums des Apostels Paulus stets auch die Unterschiede zu dem Evangelium skizziert, mit dem Petrus betraut war. Diese Unterscheidungen haben wir nach all dem Dargelegten zu treffe n. Eine besondere Anweisung dafür haben wir in 2.Timotheus 2:15: »Befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen als unbeschämten Arbeiter, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet.« Das Wort der Wahrheit richtig zu schneiden (oder zu teilen), ist uns aufgetragen, das heißt jede biblische Wahrheit — die gesamte Schrift ist Wahrheit - auf die richtige Personengruppe, die richtige Heilsverwaltung und an der richtigen Stelle anzuwenden. Die rechte gedankliche Zuordnung jeder biblischen Aussage ist (wie überall sonst im Alltag) unumgänglich, um Durcheinander und Unklarheiten zu vermeiden und Wachstum und Festigung im Glauben zu erreichen.

Selbstverständlich ziehen wir mit dem Geschenk der Gerechtigkeit und dem Übermaß der Gnade Gesegneten Gewinn aus der gesamten Schrift, denn »alle Schrift ist gottgehaucht und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes zubereitet sei, ausgerüstet zu jedem guten Werk« (2.Tim.3:16,17). Die ganze Bibel bezeugt, dass Jesus Christus der Herr ist und Gott, der Vater, in Seiner Souveränität alles bewirkt, Er, der Liebe ist, wie der Apostel Johannes schreibt (1.Joh.4:8). Jedes Wort Gottes ist glaubwürdig und überaus wertvoll, denn es ist Geist und ist Leben (Joh.6:63). Jedes Wort Gottes ist für uns, aber nur die Worte Christi Jesu, die Er durch die Briefe des Paulus an uns richtet, sprechen von uns und unseren Segnungen.

Gefestigt im Glauben, in der Erwartung und in der Liebe werden wir nur durch das Evangelium des Apostels Paulus. Damit kommen wir auf das zu Beginn dieses Aufsatzes bereits zitierte Wort in Römer 16:25 zurück. Die prophetischen Schriften des Apostels Paulus prägen jetzt den Inhalt unseres Glaubens und geben uns Klarheit für einen genauen Wandel in Gehorsam und rechter Frömmigkeit in unserer Verwaltung.

So sei auch mit Römer 16:25-27 abgeschlossen: »Ihm aber, der euch festigen kann gemäß meinem Evangelium und der Heroldsbotschaft von Christus Jesus, gemäß der Enthüllung eines Geheimnisses, das in äonischen Zeiten verschwiegen war, nun aber offenbar wurde und auch durch prophetische Schriften gemäß der Anordnung des äonischen Gottes für alle Nationen bekannt gemacht worden ist, um Glaubensgehorsam zu wirken — Ihm, dem allein weisen Gott sei durch Christus Jesus Verherrlichung für die Äonen der Äonen! Amen!«

 

 

Dieter Landersheim

Höhenstr. 11

65824 Schwalbach a. Ts.