Stellvertretung?
Des öfteren hört man, Jesus Christus habe
stellvertretend für die Menschen den Kreuzestod erlitten. Die gesunden Worte
der Schrift aber sagen uns, dass unser Herr Jesus Christus für alle starb,
und bezeichnen Ihn als Mittler und nicht als Stellvertreter. So ist in
1.Tim.2:5,6 zu lesen: »Gott ist einer, ebenso ist einer auch Mittler
zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der Sich Selbst für alle zum Ersatz-Lösegeld gibt.« (»Ersatz-Lösegeld«
bedeutet: anstelle eines Lösegeldes, denn Er ist kein Lösegeld als solches.)
Und 2.Kor.5:14,15 bezeugt uns: »... die Liebe des Christus drängt uns, indem
wir dieses urteilen, dass, wenn der Eine für alle starb, sie demnach
alle starben. Und für alle starb Er, damit die Lebenden nicht mehr sich
selbst leben, sondern dem, der für sie starb und auferweckt wurde.«
Nirgendwo in der Bibel lesen wir, dass unser
Herr Jesus Christus als unser Stellvertreter starb oder anstatt der Menschen
das Kreuz erlitt. Für jemanden, also zugunsten von jemandem zu handeln,
ist etwas völlig anderes als anstelle oder anstatt eines anderen.
Die Bezahlung des Lösegeldes war nicht unsere Aufgabe, sodass wir Ihn hätten beauftragen können, uns darin zu vertreten. Ein Vertreter handelt nicht im eigenen Namen, sondern in dem eines anderen. Die Handlung des Vertreters gilt als Handlung des Vertretenen. Hätten wir Christus beauftragt, uns zu vertreten, dann hätten wir unsere Erlösung selbst bewirkt. Das Kreuz war nicht für uns vorgesehen - Adam war nur der spätere Tod angedroht worden für den Fall seiner Übertretung, nicht aber die Kreuzigung -, sodass Christus uns da hätte vertreten können.
Es wäre überhaupt eine schreiende
Ungerechtigkeit, wenn ein Stellvertreter anstatt des Schuldigen leiden müsste.
Es ist aber Ausdruck größter Liebe, wenn ein Gerechter für einen
Ungerechten leidet. Christi Jesu Liebe macht Sein Opfer so wertvoll,
vollkommen und allgenugsam vor Gottes Angesicht.
Christus vertrat nicht die Stelle von Sündern
und Feinden, als ob deren Tod vor Gott etwas bewirken könnte, sondern trat aus
Liebe für sie ein, und zwar hat Er Sich für uns als Darbringung und Opfer
für Gott dahingegeben (Eph.5:2). Der Apostel Johannes erkennt Jesus Christus
als Opfer zur Sühnung der Sünden in Erfüllung des Gesetzes und schreibt: »Er
ist die Sühne für unsere Sünden; nicht allein aber für die unsrigen, sondern
auch für die der ganzen Welt« (1.Joh.2:2). Und der Apostel Paulus verkündigt:
»... den, der Sünde nicht kannte, hat Er für uns zum Sündopfer gemacht«
(2.Kor.5:21).
In Seiner Dahingabe für uns als das einzig annehmbare Opfer für Gott handelte unser Herr als Mittler. Seine Mittlerschaft zwischen Gott und Menschen schließt eine Stellvertretung der Menschen aus. Man kann nicht zugleich Mittler und Stellvertreter sein. Nicht anstelle von uns, sondern für uns stand Er ein, uns damit Seine überwältigende Liebe bezeugend. Da Er der Mittler der Schöpfung ist - sie trat durch den Sohn der Liebe Gottes ins Dasein (1.Kor.8:6; Kol.1:16) - setzte Er sich auch als Mittler in Liebe für Seine Geschöpfe ein.
Möge unser Gott und Vater es uns geben, die
alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus zu erkennen, der für
uns starb.
Dieter
Landersheim
Höhenstraße
11
65824
Schwalbach a. Ts.
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