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Sünde und Kränkung, Rechtfertigung und Vergebung

 

Worin besteht der Unterschied zwischen einer Sünde und einer Kränkung? Und wie verhält sich die Rechtfertigung von den Sünden zur Vergebung der Kränkungen? Haben wir Rechtfertigung und Vergebung zugleich für ein und dieselbe Tat?

Eine Sünde ist jede nicht treffliche Handlung und Herzenseinstellung, jeder die Wahrheit, die Gerechtigkeit, die Reinheit und die Liebe verfehlende Gedanke und jede solche Tat. Die Sünde erwächst aus dem Unglauben. Wer Gott nicht glaubt und Seinen Worten nicht vertraut, hat damit im Grunde bereits alles verfehlt. Das Wort in Römer 14:23: »Alles aber, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde« ist nicht nur auf den Zusammenhang des Kapitels zu beziehen, sondern hat durchaus allgemeine Bedeutung.

Eine gegen einen Menschen gerichtete Sünde ist immer auch eine Verfehlung Gott gegenüber (1.Mose 39:9; 4.Mose 5:6; Ps.51:6).

Eine Kränkung ist eine Sünde, durch die das Herz eines anderen verletzt wird, also eine Verfehlung im Rahmen einer persönlichen Beziehung. Die Grundbedeutung des griechischen Wortes ist »Daneben-Fall«. Es muss also eine gewisse Verbundenheit bestehen, aus der heraus man daneben tritt.

Jede Kränkung ist eine Sünde. Jedoch ist nicht jede Sünde eine Kränkung. Für unseren Gott und Vater aber ist jede Sünde, selbst wenn kein Mensch durch sie gekränkt wurde, eine Kränkung, denn jede Sünde schmerzt den, der voll Liebe ist.

Adams Sünde war zugleich eine Kränkung Jewe Elohims, der persönlich mit ihm gesprochen, ihn über die Erde und die Tiere eingesetzt hatte (1.Mose 1:28; 2:15-17) und mithin Treue erwarten durfte. Im Übrigen war seine Sünde zudem eine Übertretung, denn er hatte ein Gebot missachtet. (Eine Übertretung setzt ein Gebot, ein Gesetz oder eine Anweisung voraus; vgl. Röm.4:15.) Deshalb kann der Apostel Paulus in dem Abschnitt Römer 5:12-19 für Adams eine Tat die Begriffe Sünde, Kränkung und Übertretung gebrauchen.

So waren auch alle Sünden Israels ihrem Wesen nach Kränkungen Gottes, denn dieses Volk stand in einem heiligen Bundesverhältnis zu Ihm (2.Mose 24:8). Eine Übertretung des Gesetzes war eine Kränkung dessen, der es ihnen in großer Huld gegeben hatte (Röm.5:20).

Alle unsere Sünden, die wir heute noch begehen, stellen ebenfalls Kränkungen Gottes dar, denn wir stehen als in Christus Jesus Begnadete in einer überaus gesegneten Beziehung zu Ihm.

Kränkungen Gottes waren auch bereits die Sünden, die wir in der Zeit begingen, als wir noch Sünder waren (Röm.5:8). Paulus sagt in Römer 5:16 in umfassender Weise, dass die Gnadengabe Gottes von vielen Kränkungen aus in den Rechtsspruch führte. Ebenso ausnahmslos ist Römer 4:25 zu verstehen: »... Ihn (Jesus, unseren Herrn), der um unserer Kränkungen willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt wurde.«

Wir waren nicht nur Sünder, sondern auch Feinde Gottes (Röm.5:10), denn die Gesinnung des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott (Röm.8:7). Feindschaft gegen Gott ist eine ausgesprochene Kränkung. Deshalb spricht der Apostel Paulus von den Kränkungen, die Gott, die Welt mit Sich Selbst versöhnend, den Menschen nicht anrechnet (2.Kor.5:19). Da alle Sünden in der Gesinnung des Fleisches gründen, sind sie allesamt Kränkungen Gottes.

Unser Gott und Vater rechtfertigte uns von allen Sünden. Wir sind »umsonst gerechtfertigt in Seiner Gnade durch die Freilösung, die in Christus Jesus ist, ... zum Erweis Seiner Gerechtigkeit, damit Er gerecht sei und den rechtfertige, der aus dem Glauben Jesu ist« (Röm.3:24,26). Zudem vergab und vergibt Er uns alle unsere »Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt« (Eph.1:7,8). Im Rahmen der Freilösung haben wir somit Rechtfertigung und Vergebung. Rechtfertigung ist ein Rechtsspruch, ein Ausdruck der Gerechtigkeit Gottes. Wir sündigten, und Gott sprach uns frei. Vergebung erfolgt auf persönlicher Ebene. Wir kränkten Gott, und Er vergab uns. Haben wir für ein und dieselbe Tat beides empfangen, oder haben wir entweder Rechtfertigung oder Vergebung?

Alle Sünden bedürfen der Zurechtbringung unter dem Gesichtspunkt der Gerechtigkeit Gottes. So rechtfertigt Er uns aufgrund des Opfers Christi und erklärt uns damit für schuldlos. Doch dies allein kann unser Herz nicht völlig befriedigen. Alle Kränkungen des Vaterherzens unseres Gottes - jede Sünde kränkte Ihn - bedürfen auch der Zurechtbringung unter dem persönlichen Aspekt. Gott ist Liebe. Die Liebe rechnet das Üble nicht an (1.Kor.13:5); so vergibt Er uns.

Für eine jede Verfehlung haben wir somit die Rechtfertigung und die Vergebung. Aufgrund der Gerechtigkeit Gottes und im Verhältnis als Glieder der Familie Gottes zu unserem Vater sind wir Gesegnete Gottes in Christus Jesus, unserem Herrn.

Wir haben im Übrigen auch die Vergebung der Sünden im Hinblick auf die Herrschaft Christi. Das geht aus Kolosser 1:12-14 hervor: »Zugleich danken wir dem Vater, ... der uns aus der Obrigkeit der Finsternis birgt und in das Königreich des Sohnes Seiner Liebe versetzt, in welchem wir die Freilösung haben, die Vergebung der Sünden.« Die Freilösung im Sohn der Liebe im Zusammenhang mit unserer Versetzung in Seinen geistlichen Herrschaftsbereich besteht in der Vergebung (oder: Erlassung) der Vergehen, weil unter dem Gesichtspunkt der Herrschaft nur dies angebracht ist. Es handelt sich hierbei also nicht um einen Ausdruck Seiner Gerechtigkeit, sondern um das Vorrecht des Sohnes Gottes, solchen, die gegen Ihn als den Herrscher und das Haupt über alles gehandelt haben, die Gunst der Vergebung zu erweisen.

Ebenso wie es eine geistliche Tatsache ist, dass wir uns im Königreich des Sohnes befinden, ist auch die Vergebung der Sünden gegen Seine Herrschaft eine geistliche Tatsache. Der Begriff »Königreich« ist insofern bildlich zu verstehen, als wir nicht im buchstäblichen Königreich des Sohnes sind, und die Vergebung ist in der Weise bildlich, als sie nicht die mit Bedingungen und Auflagen verknüpfte des Königreichs Israels ist.

Die Wahrheit von unserer Rechtfertigung von den Sünden bleibt unberührt, denn Gott rechnete uns den Glauben zur Gerechtigkeit an (Röm.3:28; 4:3). Darüber hinaus aber dürfen wir wissen, dass unser Gott und Vater uns die Sünden weder persönlich noch unter dem Gesichtspunkt der Herrschaft Seines Sohnes nachträgt. Wie umfassend ist doch die Freilösung, die wir in Christus Jesus haben! Mögen wir im Lobpreis der Herrlichkeit der Gnade Gottes, die uns in dem geliebten Sohn begnadet, niemals nachlassen!

Dieter Landersheim, Höhenstraße 11, 65824 Schwalbach a. Ts.

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