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Unser Wandel als Mitgekreuzigte

(Röm.6; Phil.2:1-8)

 

  Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, hat uns Sein Herz offenbart. Aus Liebe hat Er Seinen Sohn für uns dahingegeben. In dessen Kreuz sind wir überaus reich gesegnet mit jedem geistlichen Segen inmitten der überhimmlischen Geschöpfe (Eph.1:3), und zwar haben wir den Sohnesstand und den Gnadenstand, wir sind freigelöst, von allen Sünden gerechtfertigt, mit Gott ausgesöhnt, mit heiligem Geist versiegelt, die Rettung ist uns verbürgt, wir werden dem Bild des Sohnes Gottes gleichgestaltet und in Sein überhimmlisches Königreich entrückt werden, um dort an der Vervollständigung, Aussöhnung, Unterordnung und Aufhauptung des Alls in Christus mitzuwirken als lebendige Beweise der überströmenden Gnade Gottes, die uns in dem geliebten Sohn begnadete. Alle diese Gnadenerweise und Segnungen sind Ausdruck der Liebe unseres Gottes und Vaters.

  Eine solche Liebe bewegt uns, sie überwältigt uns, sie gewinnt unser Herz, sodass wir nicht mehr länger so bleiben wollen, wie wir waren, so selbstbezogen, so giftig, so ungerecht. Nun wollen wir nicht mehr uns selbst leben, so wie es in 2.Korinther 5:15 heißt: »Und für alle starb Er, damit die Lebenden nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie starb und auferweckt wurde.« Nun wollen wir zur Verherrlichung Gottes leben, wir wollen Ihm Ehre machen. Nun wollen wir die Liebe, mit der wir geliebt werden, an andere weitergeben, wie in Epheser 5:1,2 geschrieben steht: »Als geliebte Kinder werdet nun Nachahmer Gottes und wandelt in Liebe, so wie auch Christus euch liebt und Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden Wohlgeruch.« Nun sollen die anderen an uns Wesenszüge Christi erkennen.  Herrlich ist das! Und nun krempeln wir die Ärmel hoch und stürzen uns in den Alltag. Gleich morgens mit dem Auto auf dem Weg zur Arbeit aber sehen wir uns genötigt, über den Vordermann zu schimpfen. Dann im Büro ergibt sich eine Situation, bei der uns der Konkurrenzneid überfällt. Und diese Spesenabrechnung: Nun ja, man muss ja auch mal Fünf gerade sein lassen. Am Abend zu Hause dann: Was, Herr X ist auch zu der Feier eingeladen? Den erdulde ich nicht!  Halt, da stimmt etwas nicht! Wir haben etwas vergessen. Und zwar das Kreuz Christi - und unsere Mitkreuzigung!

 

Mitgekreuzigt

 

  Als Jesus Christus gekreuzigt wurde, wurden zwei Verbrecher mit Ihm gekreuzigt. Das darf uns ein Hinweis darauf sein, dass die gesamte Menschheit hier ihr gerechtes Urteil empfing, die alte Menschheit, die selbstbezogene, eigensinnige. Und so sagt es Gottes Wort auch: Alle starben (2.Kor.5:14). Da Christus für alle starb, galt Sein Tod auch für alle. Alle sind eingeschlossen in Seine Hinrichtung, nicht nur in den Segen daraus.

  Ich - hingerichtet? - Ja, erfasse es im Glauben. Deine alte Menschheit, dein altes Menschentum, hat kein Lebensrecht mehr. So gewähre ihm auch keins.! - Ja, ich weiß, dass der Sünder kein Recht hat zu leben. Da ich aber Gott alles glaube, lebe ich in Christus Jesus und bin ich doch in Ihm gesegnet. Gewiss, aber wir haben alle Segnungen, auch unsere Auferweckung zusammen mit Christus zu einem neuen Leben, nur im Geist, nicht in unserem Körper, nicht in unserem Fleisch. Unser Geist ist durch den uns innewohnenden Geist Gottes erneuert, aber unser Körper ist noch der alte. Und da ist es nun unsere Aufgabe, die Hände und die Füße, das Denken, das Hören, das Blicken, das Sprechen, kurz: unseren gesamten Körper mit unserem Geist dem Geist Gottes gemäß zu steuern. Das aber ist deshalb so schwierig, weil in unserem Körper die Sünde wohnt. In Römer 7:18-20 schreibt der Apostel Paulus - wenn auch in Bezug vor seiner Berufung -: »Ich weiß, dass in mir (das heißt in meinem Fleisch) nichts Gutes wohnt; denn das Wollen liegt neben mir« (liegt mir nahe an), »aber das Treffliche auszuführen gelingt mir nicht. Denn nicht das Gute, das ich will, tue ich, sondern das Üble, das ich nicht will, dies setze ich in die Tat um. Wenn ich aber dies tue, was ich nicht will, bewirke nicht mehr ich dasselbe, sondern die mir innewohnende Sünde.« Und Galater 5:17 sagt es in erschreckender Nüchternheit: »Das Fleisch gelüstet gegen den Geist, den Geist aber gegen das Fleisch. Diese beiden widerstreben einander, damit ihr nicht das tut, was ihr etwa wollt.«

  O weh! »Ich elender Mensch! Was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen?« (Röm.7:24). Die erlösende Antwort steht in Vers 25: »Gnade!« Gnade – das heißt hier: Kämpfe nicht gegen die Sünde an, sondern lebe in der Gnade und darin, was sie dir eingebracht hat. Wenn du aber immer noch meinst, du könntest es schaffen, nicht mehr zu sündigen, und zwar aufgrund deines Willens und deiner Anstrengungen, dann wirst du bald merken, dass du es nicht schaffst, eben weil du die Gnade nicht in deine Rechnung einbezogen hast.

  Was hat die Gnade uns denn eingebracht (im Zusammenhang mit unserem Thema)? »... dass das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus uns vom Gesetz der Sünde und des Todes befreit« (Röm.8:2). Und wie geschieht das? In der Erkenntnis, »dass unsere alte Menschheit zusammen mit Ihm gekreuzigt wurde, damit der Körper der Sünde unwirksam gemacht werde und wir nicht mehr der Sünde versklavt sind« (Röm.6:6). Das ist die geistliche Tatsache, auf die wir bauen müssen. Als wir starben, als unsere alte Menschheit starb, wurde der Grund dafür gelegt, dass der Körper der Sünde, der Körper, in dem die Sünde wohnt, unwirksam gemacht werden kann und die Sünde nicht mehr in unserem sterblichen Körper herrscht.

  Die Sünde als eine Macht in unserem Körper bringt, weil unser Körper sterblich ist und somit ohnehin ständig Bedürfnisse hat, Begierden in uns hervor. Wenn ich aber auf der Tatsache bestehe, dass mein altes Ich zusammen mit Christus gekreuzigt wurde und mithin gestorben ist, dann sehe ich mich als einen Toten an, und ein Toter ist allem weggestorben, auch den Begierden, auch der Sünde. Ein Toter kann nicht mehr sündigen. Das besagt auch des Paulus Frage in Römer 6:2: »Wir, die der Sünde starben, wie sollten wir noch in ihr leben?«

 

Das Rechnen des Glaubens

 

  Nur ein in Christus Jesus Begnadeter kann glauben, dass alles an uns, was dem »alten Adam« eigen ist, gekreuzigt, gestorben, völlig beiseite gesetzt ist. Gott sieht uns nun aber auch als Auferweckte, der neuen Menschheit Angehörende, Er sieht uns in Christus und damit in einem heiligen, geistlichen Stande der Gnade und des Segens, dem nicht die geringste Spur von Sünde anhaftet. Wie Gott uns nun aber sieht, so sollen auch wir uns sehen. Er sieht uns in Christus, nicht in der Sünde, nicht in eigenen fleischlichen Anstrengungen, Er sieht uns in Ihm, in Christus lebend. Dementsprechend heißt es in Römer 6:10,11: »Was Er starb, das starb Er der Sünde ein für allemal, was Er aber lebt, das lebt Er für Gott. Also auch ihr! Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn!«

  Das ist eine der Grundvoraussetzungen dafür, dass die Sünde, diese Tyrannin, nicht mehr über uns herrscht: »Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid!« Als Mitgekreuzigte und Mitgestorbene seid ihr auch der Sünde weggestorben. Was kann die Sünde von einem Toten noch verlangen wollen? Das ist das Rechnen des Glaubens. So rechnet ein Gläubiger. Er ignoriert die Sünde, er hört nicht auf sie, er gehorcht ihr nicht, so wie ein Toter nicht auf Forderungen der Sünde eingeht. Dieses Rechnen ist der erste Schritt eines Wandels als Mitgekreuzigter. - Wir kämpfen nicht gegen die Sünde. Selbst wenn wir es mit der größten Willensanstrengung täten - die Sünde ist stärker. Nur bei einem Toten kann sie nichts mehr erreichen.

  Ein zusammen mit Christus Gekreuzigter ist zugleich ein zusammen mit Christus Auferweckter. Göttliches Leben ist jetzt in ihm, sodass er nunmehr für Gott leben kann. »Rechnet damit, ... dass ihr lebend seid für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn!«

  Und damit ist die zweite Grundvoraussetzung angesprochen. Alle Gläubigen sind Auferweckte und Lebende. Für Gott zu leben, ist ihre Bestimmung in Christus Jesus, dem für Gott Lebenden. Auch zu diesem Zweck ist ihnen der ihnen innewohnende Geist Gottes gegeben. Doch es ist ein praktischer Schritt nötig, um den Wandel in Neuheit des Lebens realisieren zu können. Dieser zweite Schritt ist unsere Bereitstellung für Gott. Der Apostel Paulus schreibt darum in Römer 6:13,14: »Stellt auch eure Glieder nicht als Werkzeuge der Ungerechtigkeit für die Sünde bereit, sondern stellt euch selbst für Gott bereit, als Lebende aus den Toten, und eure Glieder für Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit. Denn dann wird die Sünde nicht über euch herrschen!« Dieser Entschluss ist zu fassen! Diese grundlegende Weichenstellung muss erfolgen, wenn unser Wandel zur Verherrlichung Gottes dienen soll. Stellt euch Gott zur Verfügung, um Ihm zu gehorchen. Denn dann wird die Sünde nicht über euch herrschen.

  Wer sich der alten Menschheit gegenüber als tot betrachtet und für Gott lebt, gehorcht Ihm natürlich auch. Nicht mehr die Sünde ist unser Herr, sondern Jesus Christus. Wer »Herr Jesus Christus« sagt, sich Ihm aber nicht bereitstellt und nicht gehorcht, hat noch nicht nachgedacht oder ist ein Lügner. Mit anderen Worten: Nicht mein Wille, sondern der Deine, o Herr, geschehe. So sieht unser Wandel als Mitgekreuzigte aus. Selbst unser Herr Jesus Christus - Ihm hätten wir es gern zugestanden - suchte nicht Seinen eigenen Willen, sondern den Willen dessen, der Ihn gesandt hatte (Joh.5:30). Er suchte nicht Seine Verherrlichung, sondern die Seines Vaters (Joh.8:50).

  Um den Willen Gottes kennen zu lernen und Ihm gehorchen zu können, ist es selbstverständlich erforderlich, sooft wie möglich die Bibel zu lesen, insbesondere die Paulusbriefe, in denen der Wille unseres Herrn Jesus Christus für uns, die Glieder Seines Körpers, in der gegenwärtigen heilsgeschichtlichen Verwaltung der Gnade Gottes verzeichnet ist.

  Römer 12:1,2 stellt eine gute Zusammenfassung dar: »Ich spreche euch nun zu, Brüder (im Hinblick auf die Mitleidserweisungen Gottes), eure Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitzustellen (als euren folgerichtigen Gottesdienst) und euch nicht auf diesen Äon einzustellen, sondern euch umgestalten zu lassen durch die Erneuerung eures Denksinns, damit ihr zu prüfen vermöget, was der Wille Gottes sei - der gute, wohlgefällige und vollkommene.« Zum Opfer bereitstellen - welch eindrückliches Bild - zum Dienst für Gott, bedeutet auch den Verzicht auf Dinge, die an und für sich recht und gut sein können, aber den Lauf des Evangeliums nicht fördern. Wir verzichten aber gern um der Sache Christi willen. So wandeln Mitgekreuzigte. Wir prüfen, was wesentlich ist. Wir haben kein Interesse mehr an dem, was in diesem Äon etwas gilt, was der Geist dieser Zeit fordert, sondern lassen unseren Denksinn durch das Wort Gottes umgestalten, das uns zum Guten, Gott Wohlgefälligen und Vollkommenen führt; deshalb haben wir Interesse daran, es täglich zu lesen.

 

Der Wandel der Mitgekreuzigten

 

  Mitgekreuzigt und mitgestorben zu sein sowie Gott bereitzustehen - diese völlige Umsinnung und Umwendung wird auch in Galater 6:14 ausgedrückt: »Mir aber möge nur das nicht geschehen, nämlich mich zu rühmen außer im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.« Einem zusammen mit Christus Gekreuzigten ist nicht nur das alte, selbstgefällige und stolze Ich gekreuzigt, sondern auch die Welt, die hoffärtige Art und Weise dieser Welt. Wir verzichten auf jeden Eigenruhm. Wir sinnen auf das, was droben ist (Kol.3:2). Dafür hat die Welt allerdings kein Verständnis, sodass wir ihr gekreuzigt sind, das heißt bei ihr nichts gelten. Mögen wir uns aber dennoch unbeirrt im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus rühmen, dem Beweis Seiner alle umfassenden Liebe wie auch des schonungslosen Urteils über die Menschheit. Die Lebensweise, die da am Kreuz verurteilt wurde, vollführen Mitgekreuzigte nicht.

  Die neue Lebensweise der Mitgekreuzigten ist in Galater 2:20 beschrieben: »Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt; ich lebe aber, doch nicht mehr ich, sondern in mir lebt Christus. Was ich aber von nun an im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben, dem des Sohnes Gottes, der mich liebt und Sich Selbst für mich dahingegeben hat.« Früher hieß es: ich, ich, ich. Die neue Lebenswirklichkeit nun aber ist: Christus! Er bestimmt unser ganzes Sinnen, Er umgibt uns von allen Seiten. Christus, mein Retter; Christus, der mich liebt; Christus, mein Herr; Christus, mein Leben; Christus, der jeden meiner Tage bildet; Christus, der mich segnet! Das ist ein Leben im Glauben – im Glauben, denn wir sehen Ihn ja nicht. Das ist ein Wandel im Glauben, in dem von dem Sohn Gottes gewirkten Glauben; wir selbst können solch einen Glauben nicht erzeugen. Er ist der Urheber und Vollender unseres Glaubens (Heb.12:2).

 

Kreuzigt! Ertötet!

 

  Die Sünde, diese Energie des Egoismus, wohnt nach wie vor in unserem Körper. Und meldet sich auch zu Wort. »Die aber Christus angehören, kreuzigen das Fleisch samt seinen Leidenschaften und Begierden« (Gal.5:24). Unser Gnadenstand als Mitgekreuzigte ist die Basis für dieses unser folgerichtiges Tun. Kreuzigen - jetzt wird von uns eine Aktivität gefordert; sie besteht darin, nicht auf die Wünsche des Egoismus zu hören, sie links liegen zu lassen, indem wir immer wieder glauben, immer wieder damit rechnen, der Sünde gegenüber tot zu sein. Das Fleisch kreuzigen heißt auch, die alte Menschheit nicht nur grundsätzlich, sondern wo auch immer sie wieder ein Stückchen zum Vorschein kommt, abzulegen, wieder und wieder abzulegen, ganz praktisch und ganz einfach mit ihren Handlungen aufzuhören, so wie es in Epheser 4:22-25 und 30-32 ausführlich beschrieben ist: »... dass ihr das frühere Verhalten ablegt, die alte Menschheit (die sich durch verführerische Begierden selbst ins Verderben bringt), und im Geist eures Denksinns verjüngt werdet und die neue Menschheit anzieht, die Gott gemäß erschaffen wird in Gerechtigkeit und huldvoller Heiligkeit der Wahrheit. Darum legt die Lüge ab und redet Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten. ...Und betrübt nicht den Geist Gottes, den heiligen, mit dem ihr für den Tag der Freilösung versiegelt seid. Alles an Bitterkeit, Grimm und Zorn, alles Geschrei und alle Lästerung sei von euch genommen, überhaupt jedes üble Wesen. Werdet aber gegeneinander gütig und im Innersten wohlwollend, erweist euch gegenseitig Gnade, wie auch Gott euch in Christus Gnade erweist!« So wandeln die der alten Menschheit Gestorbenen!

  Im Kolosserbrief steht anstelle von »kreuzigen« »ertöten«: »Ertötet daher in euren Gliedern, was an die Erde bindet: Hurerei, Unreinheit, Leidenschaft, üble Begierde und Habgier, welche Götzendienst ist.« Das Ertöten besteht im Ignorieren dieser zunächst als Gedanken an uns herangetragenen Möglichkeiten. Wir lassen sie nicht zum Zuge kommen. Wir gehen nicht auf sie ein. Das Ignorieren des Negativen ist aber nur deshalb kraftvoll, weil wir positiv ausgerichtet sind: auf Christus. Wer von Christus fasziniert ist, der nimmt keine Notiz von den verwerflichen Sachen. Die Abwendung ist also nur deshalb sieghaft, weil wir zugleich Christus zugewandt sind.

  Wovon wir unsere Gedanken abgewendet haben, das legen wir auch in der Praxis ab. Wir tun es nicht mehr. Mithin handeln Mitgekreuzigte so wie in Kolosser 3:8-10 vermerkt: »Nun aber legt auch ihr das alles ab: Zorn, Grimm, übles Wesen, Lästerung, Schimpfworte aus eurem Mund. Belügt einander nicht, habt ihr doch den alten Menschen samt seinen Handlungen abgestreift und den jungen angezogen, der zur Erkenntnis nach dem Bilde dessen erneuert wird, der ihn erschaffen hat.«

  Somit handeln die Mitauferweckten, die Angehörigen der neuen Menschheit, wie in Kolosser 3:12-14 beschrieben: »Daher ziehet an als Auserwählte Gottes, Heilige und Geliebte: innigstes Mitleid, Güte, Demut, Sanftmut, Geduld; einander ertragend, und euch gegenseitig Gnade erweisend, wenn jemand gegen jemand anders einen Tadel hat. Wie der Herr euch Gnade erweist, so tut auch ihr es. Über dies alles aber ziehet die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist.«

  Wenn dies bei uns Wirklichkeit geworden ist, dann hat unser Gott und Vater es erreicht - durch Sein Wort, auf das auch ich hinweisen durfte -, dass wir nicht nur zu Seiner Verherrlichung wandeln wollen, sondern auch so wandeln.

 

Die Gesinnung Christi Jesu

 

  Mitgekreuzigte haben die Gesinnung Christi, des Gekreuzigten: »Diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist: der, als Er in der Gestalt Gottes war, es nicht für ein Rauben erachtete, ebenso wie Gott zu sein; sondern Er entäußerte Sich Selbst, nahm die Gestalt eines Sklaven an, wurde den Menschen gleichgestaltet und in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden; Er erniedrigte Sich Selbst und wurde gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod« (Phil.2:5-8). Ist Seine Gesinnung in uns, so erkennen wir sie im Alltag an unserer Liebe, an unserem Mitleid, unserer Sanftmut und Geduld und an unserer Demut (Eph.4:1). Der Apostel Paulus beschreibt die Gesinnung Christi Jesu in uns - wie sie in uns Gestalt gewinnt - in Philipper 2:2-4 wie folgt: »... macht meine Freude dadurch vollständig, dass ihr gleichgesinnt seid« (gleich der Gesinnung Christi), »ein und dieselbe Liebe habt, in der Seele vereint auf das eine sinnt: nichts aus Ränkesucht noch aus Anmaßung tut, sondern einer den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachte und jeder nicht auf das Seine, sondern jeder auch auf das Wohl der anderen achte.«

  Mitgekreuzigte wandeln wie ihr Herr Christus Jesus. Als Er in die Welt kam, sagte Er: »Siehe, Ich treffe ein, um Deinen Willen, o Gott, zu tun« (Heb.10:9). So geben auch wir alles Eigensinnige auf. Er erniedrigte Sich Selbst bis zum Tode, ja bis zum schmachvollen Kreuzestod. Deshalb geben auch wir uns zum Opfer im Dienst. Deshalb suchen wir nicht das Unsere und sinnen auch nicht auf Hohes, sondern gesellen uns zu den Niedrigen (Röm.12:16), nehmen uns der Schwachen im Glauben an und helfen einander die Bürden tragen - und erfüllen so das Gesetz des Christus (Gal.6:2).

  Mitgekreuzigte ahmen auch den Apostel Paulus nach, wie uns aufgetragen ist (1.Kor.4:16; 11:1; Phil.3:17), und zwar auch in der Betonung des Kerns der Botschaft und in der Art und Weise ihrer Bekanntmachung, wie er in 1.Korinther 2:1-5 mitteilt: »Ich bin, als ich zu euch kam, Brüder, nicht mit Überlegenheit des Wortes oder der Weisheit gekommen, um euch das Zeugnis Gottes zu verkündigen; denn ich hatte mich dafür entschieden, unter euch nichts außer Jesus Christus zu wissen, und diesen als gekreuzigt. Das ist der Kern der Botschaft. Ja, ich kam in Schwachheit, in Furcht und vielem Zittern zu euch, und mein Wort und meine Heroldsbotschaft bestand nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit (also nicht in Redekunst und menschlichen Argumenten), sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht in der Weisheit der Menschen, sondern in der Kraft Gottes gegründet sei.« Mögen wir Paulus auch im Geist der Versöhnung nachahmen, wovon wir beispielsweise in 1.Korinther 4:12 lesen: »Mit den eigenen Händen arbeitend, mühen wir uns. Beschimpft man uns, so segnen wir; verfolgt man uns, so ertragen wir es; lästert man uns, so sprechen wir zu.« Es trifft uns nicht mehr, denn wir suchen das, was Christi ist. Mitgekreuzigte trifft gar nichts mehr.

  Mögen wir uns außerdem allezeit an der Gnade genügen lassen und uns in der Gnade kräftigen, die in Christus Jesus ist, wie Paulus es tat. Mitgestorbene und Mitbegrabene haben nichts aus sich selbst zu bringen, sondern verstehen sich als in allem Beschenkte. Sie geben alles Eigene auf, damit die Kraft des Christus über ihnen zelte. Sie leben nur aus der Gnade, und diese erweist sich als kraftvoll in ihrem Wandel und Dienst. Bei Paulus wurde die Gnade so wirksam, dass er sich weit mehr als alle anderen mühte. 

  Nach alledem sei an die Worte des Paulus in Philipper 4:8,9 erinnert, die großen Segen verheißen. Der Apostel schreibt: »Im Übrigen, Brüder, alles was wahr ist, alles was ehrbar, alles was gerecht, alles was lauter, alles was freundlich, alles was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend oder wenn es irgendeinen Lobpreis gibt, so zieht diese in Betracht. Was ihr auch von mir gelernt und erhalten, gehört und an mir gewahrt habt, das setzt in die Tat um; dann wird der Gott des Friedens mit euch sein«, sodass Ihr - füge ich hinzu - als Mitgekreuzigte und Mitauferweckte zu Seiner Verherrlichung wandeln und dienen könnt.

 

Dieter Landersheim

Höhenstraße 11

65824 Schwalbach a. Ts.