Unsere Rettung vor dem Zorn Gottes
Der Apostel Paulus war auf seiner zweiten Missionsreise etwa in den Jahren 50/51 auch nach Thessalonich in Mazedonien gekommen. Er ging in eine Synagoge der Juden und verkündigte, dass Jesus der Christus ist. Einige Juden wurden überzeugt und glaubten, dazu auch eine große Menge Gott verehrender Griechen (Ap.17:1-4).
Was wusste diese gerade entstandene, von Gott aus der Welt herausgerufene Gemeinde über ihre Zukunft? Was war ihre Erwartung? Sie wussten aus den heiligen Schriften, dass Israel als das von Gott auserwählte, königliche und priesterliche Volk im kommenden Königreich der Himmel unter Jesus, dem Christus (dem Messias, d. h. dem Gesalbten), die führende Nation auf Erden sein und alle Nationen zu Jüngern Jesu machen wird (Mat.28:19). Vorher aber - die Propheten und auch der Herr Jesus hatten es mehrfach betont - wird der Zorn Gottes über Israel und die ganze Welt kommen, sie in Gerichten reinigen und insbesondere Israel zur Umsinnung und zur Erkenntnis Jesu Christi, ihres Retters und Herrn und Königs, führen. Die Gläubigen in Thessalonich durften aufgrund ihrer Verbundenheit mit dem Herrn annehmen, dass Er sie in den Gerichten bewahren und durch diese Drangsalszeit hindurchführen und dann an dem irdischen Königreich Israels teilhaben lassen wird.
Doch der Apostel Paulus hatte etwas anderes gesagt, etwas völlig Neues: Ihr werdet nicht in den Zorn Gottes hineinkommen; der Tag des Herrn, die Frist der Rache Jewes (Jer.51:6), wird euch nicht ergreifen, denn ihr werdet geborgen werden, während der Zorn noch im Kommen ist! - Wenige Monate später hatten die Thessalonicher diese gute Botschaft mit den beiden Thessalonicherbriefen auch schriftlich.
Es sei an dieser Stelle kurz angeschnitten, warum der Zorn Gottes eigentlich über die Menschheit kommt. Weil sie, Gott an der Schöpfung erkennend, Ihn dennoch nicht als Gott verherrlicht, sondern in vielfacher Weise ungerecht handelt (Röm.1:18-21). Die Menschen erkennen zwar, dass die, die solches tun, den Tod verdienen, aber sie tun es trotzdem auch selbst (Röm.1:32). Sie richten andere - und tun dasselbe (Röm.2:1). Zusammenfassend schreibt Paulus in Römer 2:5,6: »Gemäß deiner Härte und deinem unumsinnenden Herzen speicherst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Enthüllung des gerechten Gerichts Gottes, der jedem seinen Werken gemäß vergelten wird.«
Die Antwort auf die Frage, warum der Zorn Gottes über die Menschen kommt, ist also: Er übt gerechtes Gericht. Angesichts der Werke der Menschen und ihrer Herzenshaltung kann das Urteil nicht auf Freispruch lauten. Wenn Gott Gericht hält, so ist dies ein Akt der Gerechtigkeit und dient der Belehrung und damit der Zurechtbringung der Menschen. Die vertiefte Antwort ist: Gottes kommender Zorn und Sein gerechtes Gericht machen uns deutlich, dass wir einen Retter brauchen.
Wer rettet uns vor dem berechtigten Zorn Gottes? Wir wissen es zwar alle, doch soll Sein Name zur Verherrlichung Gottes auch ausgesprochen werden: Jesus Christus, der Sohn Gottes, der Herr. Er starb für alle (2.Kor.5:14). Sein Tod ist zugleich das Urteil über die gesamte Menschheit. Sein Tod ist auch unser Tod.
Die Gläubigen haben bereits erkannt, dass sie damit das gerechte Gericht erfahren haben und alles in Ordnung gebracht ist; wir sind frei! Die übrigen Menschen, die Nichtauserwählten, müssen noch durch das Gericht über ihre Werke zum Ruf nach ihrem Retter und zur Besinnung auf das Gericht am Kreuz gebracht werden. - So sieht Gottes Gerechtigkeit aus; und so sieht zugleich Gottes Liebe aus.
Als wir Gott zu glauben begannen, dass der Herr Jesus Christus unser Retter ist, erfuhren wir die Freilösung, bestehend in dem Rechtsspruch: Du bist gerechtfertigt von allen Sünden, du bist für gerecht erklärt (denn Gott zu glauben, ist das Gerechteste, was es gibt); nichts ist dir mehr zur Verurteilung, der du in Christus Jesus bist, mit dem Retter aufs engste verbunden.
Lobpreis und Dank sei dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns in Gnaden den Glauben gewährt hat, dass der Herr Jesus Christus um unserer Kränkungen willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt wurde (Röm.4:25).
Wir werden vor dem Zorn Gottes gerettet werden!
Dies wird uns mit Römer 5:8,9 verbürgt: »Gott aber hebt uns gegenüber Seine Liebe dadurch hervor, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren. Wieviel mehr folglich werden wir, nun in Seinem Blut gerechtfertigt, durch Ihn vor dem Zorn gerettet werden.« Unsere Rettung vor dem Zorn ist der Höhepunkt der sich steigernden Aussage der Verse 8 und 9: Wenn Christus schon für uns starb, als wir noch gänzlich unwürdig waren, wieviel mehr werden wir nun, da wir Gerechtfertigte sind, vor dem Zorn gerettet werden. Über Seine Gerechtfertigten kann Gott nicht zornig sein, über Gerechtfertigte kann der Zorn Gottes nicht kommen.
Was wir mit »vor dem Zorn« übersetzen, könnte man wörtlich mit »weg von dem Zorn« übertragen. Frei wiedergegeben: Wir werden weit weg von dem Zorn sein; an den Zorn Gottes ist, was uns betrifft, gar nicht zu denken.
»Denn wenn wir«, so fährt Paulus in Römer 5:10,11 fort, »als wir Feinde waren, mit Gott durch den Tod Seines Sohnes versöhnt wurden, wieviel mehr werden wir, nun versöhnt, in Seinem Leben gerettet werden. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch in Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir nun die Versöhnung erhielten.« Da Er, der uns durch Seinen Tod mit Gott versöhnt hat, nun lebt, ja der Lebendige und Verherrlichte ist, werden wir in jeder Weise gerettet werden, vor dem Zorn und für das äonische Leben. So mögen wir uns in Erwartung der Herrlichkeit Gottes rühmen (Röm.5:2). Wir erwarten nicht den Zorn, sondern die Herrlichkeit Gottes, ja wir erwarten unseren Herrn Jesus Christus. Er Selbst ist unsere Erwartung (1.Tim.1:1).
Die Thessalonicher zeichneten sich durch drei Verhaltensweisen aus, durch ihre Arbeit im Glauben, ihr Mühen in der Liebe und ihre Beharrlichkeit in der Erwartung des Herrn Jesus Christus (1.Thess.1:3). Mögen auch wir an der Erwartung unseres Herrn beständig festhalten und uns nicht davon abbringen lassen, für jeden nächsten Augenblick mit Seiner Anwesenheit im Luftraum zu rechnen, um uns zu Sich hin zu entrücken. Denn manche Gläubigen sagen: Nein, wir erwarten unseren Herrn erst für später! Die einen meinen, erst dann, wenn die Endzeit sich genaht hat, andere sind überzeugt, zu Beginn oder in der Mitte der Endzeit, wiederum andere vermuten, unser Herr komme für uns erst am Ende jener Frist.
Was ist die Endzeit? Die Endzeit ist der letzte Jahrsiebener der insgesamt 70 Jahrsiebener, die dem Volk Israel bestimmt sind. Der Botenfürst Gabriel klärte den Propheten Daniel wie folgt auf: »Siebzig Siebener sind für dein Volk und für deine heilige Stadt abgetrennt, um der Übertretung zu wehren, die Sünde zu beenden, die Verwerflichkeit zu sühnen und die Gerechtigkeit der Äonen herbeizuführen ...« (Dan.9:24). Während eines - wenn auch unterbrochenen - Zeitraums von 490 Jahren also führt Gott Seinen Plan durch, um dem Volk Israel das Königreich aufzurichten und die Verheißungen zu erfüllen. Diese siebzig Jahrsiebener sind ausdrücklich für das auserwählte Volk »abgetrennt«; wir, die Glieder der Körperschaft Christi, haben mit jenen Jahren, auch mit dem letzten Jahrsiebener, nichts zu tun. Gabriel erklärt Daniel weiter, dass der Messias nach 69 Jahrsiebenern »abgeschnitten« werden und es keinen Rechtsspruch für Ihn geben wird (Dan.9:25,26). Das geschah, als die Juden den Herrn Jesus kreuzigen ließen. In Bezug auf einen später kommenden anderen Beherrscher, nämlich den Antichristus, den Menschen der Gesetzlosigkeit, sagt Gabriel: »Dann wird er Herr eines Bundes mit den Vielen sein für einen Siebener; zur Hälfte des Siebeners wird er das Opfer und das Nahungsgeschenk aufhören lassen; auf einem Flügel des Heiligtums werden Greuel der Verödung aufgestellt sein« (Dan.9:27). Diese sieben Jahre sind die in 2.Thessalonicher 2:6 genannte Frist des Menschen der Gesetzlosigkeit. Das ist dessen Frist, nicht die unsrige.
Die Endzeit wird auch die »Frist der Rache Jewes« genannt (Jer.51:6) und der »Tag der Rache Elohims« (Jes.61:2). Der Bezeichnung dieses Tages im Alten Testament als »Tag Jewes« entspricht im Neuen Testament der Begriff »Tag des Herrn« (Jes.13:6,9; Joel 2:1,11; 3:4; Ap.2:20; 1.Thess.5:2; 2.Thess.2:2; 2.Pet.3:10) und »des Herrn Tag« (Off.1:10). Es ist der »Tag Seiner Zorneshitze« (Jes.13:13), der »Tag des Zorns« (Off.6:17). Mehrfach wird im Buche Daniel der Ausdruck »Zeit des Endes« für jenen Zeitraum, der den gegenwärtigen bösen Äon abschließt, gebraucht (Dan.8:17; 11:35,40; 12:4,7,9).
Hiervon zu unterscheiden ist die große Drangsal, die der Antichristus über die Heiligen Israels bringen wird; die große Drangsal beginnt in der Mitte des letzten Jahrsiebeners (Mat.24:21; Mark.13:19).
Zu unterscheiden von all den angeführten Begriffen ist der Tag, auf den wir warten, die wir eine frühere Erwartung als Israel haben (Eph.1:12). Dieser Tag ist der Tag unserer Rettung und heißt der Tag Christi (Phil.1:10; 2:16), auch Tag Jesu Christi (Phil.1:6), Tag des (oder unseres) Herrn Jesus (1.Kor.5:5; 2.Kor.1:14) und Tag unseres Herrn Jesus Christus (1.Kor.1:8).
Als unser Herr Jesus sagte: »Erfüllt ist die Frist, und genaht hat sich das Königreich Gottes. Sinnt um und glaubt an das Evangelium!« (Mark.1:15), wussten die Gläubigen Israels, dass die Frist der 69 Jahrsiebener um war und nur noch der letzte Jahrsiebener des prüfenden und reinigenden Gerichts ausstand. Israel aber sann nicht um, sodass das Königreich in weite Ferne rückte wie auch die diesem vorausgehende Läuterungszeit.
Jene Frist aber ist nicht unsere Frist. Jene Verwaltung, die des Gerichts, ist nicht unsere, die wir in der Verwaltung der Gnade Gottes leben (Eph.3:2). Wir kommen in kein Gericht. Wir stehen allezeit in der Gnade Gottes. Seine Gnade ist so umfassend, dass sie uns nicht nur aus den beiden größten Nöten der Menschen, nämlich der Sünde und dem Tod, birgt, sondern auch vor dem Zorn Gottes, ja bereits aus des Zornes Kommen.
Das geht aus 1.Thessalonicher 1:10 hervor. Da ist die Rede von den Gläubigen in Thessalonich, die auf den Sohn Gottes aus den Himmeln harren, also mit gespannter Aufmerksamkeit auf Jesus warten, »der uns aus des Zornes Kommen birgt.« Wir werden nicht aus dem Zorn, sondern aus dessen Kommen geborgen. Während er im Begriff ist zu kommen, werden wir zu unserem Herrn und Retter Jesus Christus hin entrückt (1.Thess.4:17). Dass der Zorn kommen wird, steht fest, denn es heißt in Kolosser 3:5,6: »Ertötet daher in euren Gliedern, was an die Erde bindet: Hurerei, Unreinheit, Leidenschaft, üble Begierde und Habgier, welche Götzendienst ist, weswegen der Zorn Gottes auf die Söhne der Widerspenstigkeit kommt.« (Vgl. auch Eph.5:5,6.) Der Tag des Zorns kommt täglich näher. Wie nahe mag er schon gekommen sein?
Auf den Einwand, dass es wörtlich »aus dem Zorn, dem kommenden« heißt, sei gesagt, dass hiermit nicht zu begründen ist, dass wir erst in den Zorn hineinkommen müssen, um aus ihm herausgenommen werden zu können, sondern dass die Worte »dem kommenden« an einer Betonungsstelle des Satzes stehen und damit der im Kommen befindliche Zorn bezeichnet ist, aus welchem wir gerettet werden.
Dies macht uns auch 1.Thessalonicher 5 deutlich. Mit Vers 1 wird uns gesagt, dass uns betreffs der Zeiten und Fristen nicht geschrieben zu werden braucht. Warum? Weil niemand sie wissen kann. Wer kann denn wissen, wann ein Dieb kommt? »... denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht« (Vers 2). Das ist der Tag Jewes, der Tag des Zorns. In den Versen 4 und 5 schreibt Paulus: »Ihr aber, Brüder, seid nicht mehr in der Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreifen könnte; denn ihr seid alle Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören weder der Nacht noch der Finsternis an.« Nach Joel 2:2 und Amos 5:18,20 ist der Tag Jewes Finsternis und nicht Licht. Wie sollte dieser Tag uns, die Söhne des Lichts, ergreifen können?
Des weiteren lesen wir in den Versen 8 bis 10: »Da wir aber Söhne des Tages sind, lasst uns nüchtern sein und den Panzer des Glaubens und der Liebe anziehen samt dem Helm, welcher die Erwartung der Rettung ist: denn Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur Aneignung der Rettung durch unseren Herrn Jesus Christus, der für uns starb, damit wir, ob wir wachen oder schlummern, zugleich mit Ihm leben.« Leben werden wir, die Rettung wird uns zugeeignet! Wir sind nicht zum Zorn gesetzt! Mögen wir uns durch gegenteilige Behauptungen nicht erschüttern lassen, sondern unsere Rettung ständig erwarten, bildlich gesprochen: den Helm der Erwartung aufgesetzt haben. Wann setzt ein Soldat seinen Helm auf? Wenn es gilt! Wenn es darauf ankommt! Da wir aber den Helm ständig aufgesetzt haben sollen, gilt es bei uns immer, in der Erwartung des Herrn zu leben.
Vorzeichen für Sein Kommen und Seine Anwesenheit um unsertwegen gibt es nicht. Den Heiligen Israels dagegen, die eine spätere Erwartung als wir haben, sind viele Zeichen Seiner zukünftigen Anwesenheit gegeben (siehe zum Beispiel Mat.24).
Die Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus dient zunächst unserer Versammlung zu Ihm hin (2.Thess.2:1), wie es in 1.Thessalonicher 4:15-17 näher ausgeführt ist: »Wir Lebenden, die wir bis zur Anwesenheit des Herrn übrigbleiben, werden die Entschlafenen keinesfalls überholen; denn der Herr Selbst wird mit dem Befehlsruf, mit der Stimme des Botenfürsten und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabsteigen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Darauf werden wir Lebenden, die wir übrigbleiben, zugleich mit ihnen zusammen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein.« In diesen Augenblicken werden wir lebendig gemacht werden (1.Kor.15:23). Unser Körper wird verwandelt und dem Körper Seiner Herrlichkeit gleichgestaltet werden (1.Kor.15:51; Phil.3:21). Wir bleiben nicht im Luftraum, denn wir bekommen einen überhimmlischen Körper (1.Kor.15:49) und werden für Christi überhimmlisches Königreich gerettet (2.Tim.4:18) und inmitten der überhimmlischen Geschöpfe niedergesetzt (Eph.2:6).
Des weiteren ist unseres Herrn Anwesenheit aufs engste mit unserer Darstellung vor Seiner Preisrichterbühne und vor Seinem Vater verknüpft, denn Paulus schreibt in 1.Thessalonicher 2:19: »Denn wer ist unsere Zuversicht oder Freude oder unser Ruhmeskranz? Seid nicht auch ihr es vor unserem Herrn Jesus bei Seiner Anwesenheit? Denn ihr seid unsere Herrlichkeit und Freude.« Und in 1.Thessalonicher 3:12,13 schreibt er: »Euch aber lasse der Herr zunehmen und überfließen in der Liebe zueinander und zu allen, gleichwie auch wir sie euch gegenüber erweisen, um eure Herzen zu festigen, damit sie vor unserem Gott und Vater untadelig in Heiligkeit seien in der Anwesenheit unseres Herrn Jesus, mit all Seinen Heiligen.«
Der Apostel Paulus schließt den ersten Brief an die Thessalonicher mit der Segensverheißung: »Er Selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch ganz und gar, und möge euer Geist unversehrt und die Seele und der Körper tadellos bewahrt werden in der Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus. Getreu ist, der euch beruft, Er wird es auch tun« (1.Thess.5:23,24). Das ist die Zusammenfassung des Inhalts des Briefes: Die völlige Heiligung der Gläubigen und die Gewissheit, dass der Geist, die Seele und der Körper der Heiligen in der Anwesenheit des Herrn vollkommen sein und in dieser Vollkommenheit auch bewahrt werden; kein Mangel wird mehr sein oder jemals wieder auftreten. Getreu ist unser Gott und Vater, Er wird es tun! Wie aus dem zweiten Brief an die Gläubigen in Thessalonich hervorgeht, sind ihre Drangsale inzwischen so groß, dass sie meinen könnten, der Tag des Herrn sei schon gegenwärtig (2:2). Sollte dies aber der Fall sein, so wäre die Botschaft des ersten Briefes eine Lüge.
Deshalb stellen Paulus und seine Mitarbeiter klar, dass die Drangsale der Zurschaustellung des gerechten Gerichts Gottes dienen werden und Gott während des Zeitraums der Enthüllung des Herrn Jesus denen Drangsal vergelten wird, die die Heiligen jetzt bedrängen, und denen Rache erzeigen wird, die nicht mit Ihm vertraut sind und dem Evangelium des Herrn Jesus Christus nicht gehorchen (1:5-8). Sie erklären des weiteren deutlich, dass der Tag des Herrn noch nicht gegenwärtig ist, da diesem Tag der Abfall und die Enthüllung des Menschen der Gesetzlosigkeit vorausgehen (2:2,3).
Beim Abfall ist nicht an uns zu denken, die Glieder der Körperschaft Christi, denn wir sind mit Gottes Geist versiegelt (2.Kor.1:22; Eph.1:13) und können somit gar nicht abfallen (vgl. auch Röm.8:30), sondern an Israel. Mögen viele Juden jener Tage doch die Warnung von Hebräer 3:12 beherzigen: »Hütet euch, Brüder, damit nicht in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens im Abfallen von dem lebendigen Gott sei.« Der Abfall Israels tritt ein, wenn sie sagen: »Geschlossen haben wir einen Bund mit dem Tode, und mit dem Ungewahrten haben wir einen augenfälligen Vertrag gemacht: Die überflutende Geißel, die da einherfährt, über uns wird sie nicht kommen! Denn wir haben die Lüge zu unserer Zuflucht gemacht und durch Falschheit uns geborgen« (Jes.28:15). Mit diesem Vertragsschluss wird der Mensch der Gesetzlosigkeit enthüllt. »Dann wird er Herr eines Bundes mit den Vielen sein für einen Siebener« (Dan.9:27). Das ist die Frist des Gesetzlosen (2.Thess.2:6).
Nachdem wir durch die Entrückung zu unserem Herrn hin aus der Mitte der Menschheit herausgenommen sein werden, wird es nichts mehr geben, was die Gesetzlosigkeit aufhalten und den Zorn Gottes zurückhalten könnte. Dann wird der Mensch der Gesetzlosigkeit enthüllt werden (2.Thess.2:6-8).
Mögen wir innewerden, wie sehr wir Gott zu danken schuldig sind, dass Er uns vorgezogen hat zur Rettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit. Lasst uns fest in der Wahrheit stehen, die der Apostel Paulus uns verkündigte (2.Thess.2:13-15). Unser treuer Gott und Vater schenke es uns, den Helm der Erwartung der Rettung vor Seinem Zorn aufgesetztzubehalten (1.Thess.5:8) und allezeit freudig auf unseren geliebten Herrn und Retter Christus Jesus zu harren (1.Thess.1:3,10).