Ein freier Wille ist unbeeinflusst von Gott, dem Satan, dem Fleisch und
den Gegebenheiten dieser Welt. Haben wir einen solchen?
Oft haben wir den Eindruck, uns frei zu entscheiden, weil wir uns weder
von anderen Menschen noch von sachlichen oder finanziellen Voraussetzungen genötigt
fühlen oder selbst unter zwingenden Umständen zwischen zwei oder mehr Möglichkeiten
wählen. Und schließlich können wir rein gedanklich auch irgendetwas schier
Unmögliches wollen. Wer daraus jedoch folgert, einen freien Willen zu haben, übersieht
die geistliche Wirklichkeit, die unser Gott und Vater uns durch Sein Wort
offenbart.
Wir haben einen eigenen Willen; möge er stark sein und nicht schwach
angesichts der Verführungen dieser Welt. Tag für Tag fassen wir hunderte von
Entschlüssen und treffen hunderte von Entscheidungen. Nach unserem Bewusstsein
ist dies unser Wille. Übrigens haben wir für das, was wir nach unserem
Bewusstsein gewollt und getan haben, vor Gott Rechenschaft abzulegen (Röm.14:10-12;
2.Kor.5:10).
Die Tatsache, dass wir uns entscheiden, zeigt uns, dass wir Wahlfreiheit
haben; wir haben optionale Freiheit. Doch darum geht es bei der Frage nach dem
unfreien oder freien Willen gar nicht. Es geht darum, wer unseren Willen bildet,
wer unsere Entscheidungen hervorruft. Welcher Geist bewirkt meinen Entschluss?
Wes Geistes Kind bist du?
Welcher Geist führt mich zu einer Entscheidung, die ich nach meinem
Bewusstsein zu meiner eigenen mache?
Was sagt denn die Heilige Schrift?
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Die Menschen wandeln im Allgemeinen gemäß dem Äon dieser Welt, gemäß dem Fürsten
des Vollmachtsgebiets der Luft; der Satan ist es, der in den Söhnen der
Widerspenstigkeit wirkt; diese gehen in den Begierden ihres Fleisches einher und
führen den Willen des Fleisches und der Denkart der alten Menschheit aus
(Eph.2:2,3); da ist keine Spur von Freiheit! Das ist Gefangenschaft!;
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sie sind, weil sie, Gott kennend, Ihn nicht als Gott verherrlichen oder Ihm
danken, von Ihm dahingegeben, unverständig und töricht zu handeln und ihren
Leidenschaften und Begierden zu leben (Röm.1:18-32);
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unsere Tage - sie alle sind auf Jewes Buchrolle geschrieben; alle Tage unseres
Lebens waren gebildet, als noch nicht einer von ihnen war (Ps.139:16);
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Jewe bildet allen Bewohnern der Erde das Herz (Ps.33:15);
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von Jewe sind die Schritte des Menschen bereitet (Ps.37:23);
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wohl gehören die Zurechtlegungen des Herzens dem Menschen an, aber von Jewe
kommt, was die Zunge ausspricht (Spr.16:1);
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wie Wasserbäche ist das Herz eines Königs in der Hand Jewes; wohin immer Er
will, neigt Er es (Spr.21:1; vgl. Off. 17:17);
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das Hörenwollen ist von dem, der beruft; Er öffnet dem Tauben das Ohr und dem
Blinden die Augen (Jes.35:5; 42:7; 50:5); hören kann nur, wer aus Gott ist
(Joh.8:43,47); die anderen bleiben in den Gebundenheiten der Finsternis;
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Gott sagt alle entscheidenden Ereignisse voraus (»Ich bin El! Da ist sonst kein
Elohim! Da ist niemand gleichwie Ich! Der Ich kundtue von Anfang an den Ausgang
und vor alters, was noch nicht getan; der Ich sage: Mein gesamter Ratschluss
soll bestätigt werden; und alles, was Mir wohlgefällt, will Ich tun. So habe
ich gesprochen! So will Ich es kommen lassen! Wie Ich geplant, so will Ich es
tun!«; Jes.46:9-11; Am.3:6,7);
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Er ändert Zeiten und Fristen; Er lässt Könige vergehen und aufstehen
(Dan.2:21);
- Herodes und Pilatus hatten alles ausgeführt, was Gottes Hand und Ratschluss vorherbestimmt hatten (»Sie haben sich in dieser Stadt in Wahrheit gegen Deinen heiligen Knecht Jesus versammelt, den du gesalbt hast: Herodes wie auch Pontius Pilatus mit den Nationen und den Völkern Israels, um alles auszuführen, was deine Hand und dein Ratschluss vorherbestimmt hatten, dass es geschehe«; Ap.4:27,28);
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wer hat den Pharao verstockt? Hierzu lesen wir Röm.9:17: »Denn die Schrift
sagt zu Pharao: Ebendeshalb habe Ich dich erweckt, damit Ich an dir Meine Kraft
zur Schau stelle und damit Mein Name auf der gesamten Erde kund gemacht werde
(2.Mose 9:16).« Mose war noch auf der Halbinsel Sinai, als Jewe Elohim ihm
sagte, dass der Pharao den Auszug Israels aus Ägypten nicht erlauben werde. »Ich
werde sein Herz verstocken, und er wird das Volk nicht entlassen« (2.Mose
4:21). Pharao meinte nach seinem Bewusstsein frei zu entscheiden;
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Er erbarmt Sich, wessen Er will; Er verhärtet, wen Er will; denn Gott ist Gott,
der Alles-Verfügende, der alle Sich Unterordnende, der alle an ihren Platz
Setzende - wer will Ihm wehren, wer hat je Seiner Absicht widerstanden? (Röm.9:18,19);
-
Er bildet aus derselben Knetmasse das eine Gefäß zur Ehre und das andere zur
Unehre (Röm.9:21);
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Gott bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines Willens (Eph.1:11). Er hat uns
auserwählt (Eph.1:4), Er hat uns vorherbestimmt (Eph.1:5). Er führt uns zur
Herrlichkeit (Röm.8:29,30). Nur die Auserwählten kommen zum Glauben (»Als die
aus den Nationen das hörten, freuten sie sich und verherrlichten das Wort des
Herrn; und alle, die zu äonischem Leben verordnet waren, kamen zum Glauben«;
Ap.13:48). Unser Glaube ist Gottes Geschenk in Gnaden (»In Gnaden ist euch für
Christus gewährt: ... an ihn zu glauben«; Phil.1:29; Eph.2:8).
Das ist die Wirklichkeit. Nach unserem Bewusstsein bilden wir
unseren Willen (in diesem Rahmen hat der Mensch auch Rechenschaft
abzulegen), nach dem Offenbarungswort aber ist
der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus stets der in allem Handelnde,
der alles Bewirkende, der alles Hervorrufende.
Sollte der Satan einen freien Willen haben? Unser Herr Jesus Christus
sagte dazu: »Derselbe war ein Menschentöter von Anfang an und hat nicht in der
Wahrheit gestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist« (Joh.8:44; vgl. 1.Joh.3:8).
Kein Fünkchen Wahrheit ist in ihm. Der Satan kann mithin gar nicht anders
handeln, als es seinem Wesen entspricht. Er kann sich gar nicht zwischen Gut und
Böse entscheiden, weil er in seiner Gesinnung gefangen ist. Er muss tun, was über
ihn prophezeit ist, auch wenn das Unterfangen aussichtslos ist (Off.20:8,9).
Als Er in die Welt kam, sagte Er: »Siehe, Ich treffe ein, um Deinen
Willen, O Gott, zu tun!« (Heb.10:5,7,9). Den Kreuzestod vor Augen, betete Er:
»Vater, wenn es Dein Beschluss ist, trage diesen Becher von Mir weg! Indessen,
nicht Mein Wille, sondern der Deine geschehe« (Luk.22:42). Es war Seine Speise,
den Willen dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte (Joh.4:34), und Ihm zu gehorchen
(Phil.2:8); und es bleibt Sein Lebenselement, Seinem Gott und Vater
untergeordnet zu sein (1.Kor.15:28). Unser Herr Jesus Christus hat einen eigenen
Willen, aber nur der Wille des Vaters ist Sein Anliegen, nur in der Bindung an
Seinen Vater findet Er Seine Erfüllung.
Gottes Geist wohnt in uns (Röm.8:9). Wenn wir Liebe üben, so ist es
Sein Geist, der diese Frucht in uns hervorbringt (Gal. 5:22). Es ist nicht
unsere Frucht. Und wenn wir mit Freude, Frieden und Zuversicht erfüllt und
unsere Entscheidungen davon geprägt sind, so ist dies eine Gabe Gottes; im
Glauben wird sie uns zuteil (Röm. 15:13). Das Maß des Glaubens wiederum wie
auch des Wirkungskreises teilt Er uns zu (Röm.12:3; 2.Kor.10:13).
So wollen wir gar keinen freien Willen haben, sondern allein von Gottes
Geist geführt werden (»Alle, die vom Geist Gottes geführt werden, diese sind
Söhne Gottes«; Röm.8:14); andernfalls gingen wir in die Irre. Schon Simon
Petrus sagte: »Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte äonischen Lebens«
(Joh.6:68). Gebunden an das Wort des Lebens, sind wir wahrhaft frei. ... Die
bewusste Übereinstimmung mit Gott ist die einzige und wahre Freiheit.
Wenn wir von einem freien Willen reden, dann nur in dem Sinne, dass
unsere Willensbildung frei sein möge von allen widergöttlichen Einflüssen. »Wenn
ihr in Meinem Wort bleibt, seid ihr wahrhaftig Meine Jünger. Ihr werdet die
Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. ... Jesus antwortete
ihnen: Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Jeder, der Sünde tut, ist ein Sklave
der Sünde. Der Sklave aber bleibt nicht für den Äon im Haus, jedoch der Sohn
bleibt für den Äon. Folglich, wenn euch der Sohn davon frei macht, werdet ihr
wirklich frei sein« (Joh.8:31-36).
Wie gelangen wir zum Ziel der Übereinstimmung mit unserem Gott und Vater
und damit zur wahren Freiheit?
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Von der Sündenschuld befreit sind wir seit unserem Glaubensanfang, seitdem wir
ein für allemal von allen Sünden gerechtfertigt sind (Röm.3:28; 5:1,8,9);
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Von der Herrschaft der Sünde werden wir befreit, wenn wir Römer sechs
beachten, uns also als mitgekreuzigt und mitgestorben wissen und uns folglich
der Sünde und ihren Ansprüchen gegenüber wie Tote verhalten (Röm.6:2,6,10,11).
Wenn wir uns zugleich Gott bereitstellen, »dann wird die Sünde nicht über
euch herrschen« (Röm.6:12-14);
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wenn wir im Geist wandeln, werden wir die Begierde des Fleisches keinesfalls
vollbringen (Gal.5:16);
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wenn wir alle Gedanken unter den Gehorsam des Christus gefangen nehmen, werden
wir den Vernunftschlüssen der alten Menschheit nicht folgen (2.Kor.10:4,5);
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wenn wir die gesamte Waffenrüstung Gottes angelegt haben, werden wir den
Kriegslisten des Satans nicht erliegen (Eph.6:10-17).
Hast
du den Gürtel der Wahrheit angelegt, das Wort der Wahrheit, sodass dich niemand
betrügen kann?
Hast
du den Panzer der Gerechtigkeit angelegt und weißt du mithin fest, dass du in
Christi Blut gerechtfertigt bist und bleibst (Röm.5:9)?
Sind
deine Füße mit den Sandalen des Friedens unterbunden, bezeugst du also die
Versöhnung Gottes mit allen Menschen mit deinen Worten und auch in der Tat
(2.Kor.5:19)?
Hast
du den Langschild des Glaubens aufgenommen; glaubst du Gott alles, sodass du
alle glühenden Pfeile des Bösen, des Satans, wirst löschen können?
Dann
empfängst du den Helm des Heils, die Freude deiner Rettung zu einem Leben für
Gott in Christus Jesus, unserem Herrn. Und du empfängst das Schwert des
Geistes, das ein trefflich angewandter Ausspruch Gottes ist.
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»Das Gesetz des Geistes [und zwar] des Lebens in Christus Jesus befreit dich
vom Gesetz der Sünde und des Todes« (Röm. 8:2).
Unser Gott und Vater ist der Allgewaltige. Er allein hat einen freien
Willen. Seine Liebe, Seine Weisheit und Seine Kraft formen unser Leben. Welch
ein Zuspruch darf das für uns sein! Mögen wir dem völlig vertrauen, der
unseren Lebensweg zu Seiner Verherrlichung gestaltet! Ihm steht alles zu Gebote,
alles, was uns prägte, alle geistlichen Mächte und
alle Faktoren dieser Welt. Christus ist das Haupt jeder Fürstlichkeit und
Obrigkeit, auch der bösen (Kol.2:10); Er ist »hocherhaben über jede Fürstlichkeit
und Obrigkeit, Macht und Herrschaft, auch über jeden Namen, der nicht allein in
diesem Äon, sondern auch in dem zukünftigen genannt wird« (Eph.1:21). Da Er
der Allesbewirkende ist, wenden wir uns allezeit im Gebet und Flehen an Ihn,
dass Sein Wort uns die Weisheit zum rechten Tun nach Seinem Willen gebe und Er
überhaupt alles in Gnaden fügen möge. Und wie reich hat Er uns bereits in
Christus Jesus in Gnaden gesegnet, wie es uns nie in den Sinn gekommen wäre
(1.Kor.2:9)!
Dieter
Landersheim
Höhenstraße
11,
65824
Schwalbach a. Ts.